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MünchnerUni Magazin - Ludwig-Maximilians-Universität München

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englisch – deutsch<br />

deutsch – englisch?<br />

blindtext<br />

Englisch ErobErt DEn hochschulalltag<br />

hier Universalsprache<br />

steht blindtext<br />

an den blindtext<br />

Unis<br />

Blindtext<br />

profile<br />

nr. 1 • 2010<br />

münchneruni magazin<br />

zeitschrift der ludwig·maximilians·universität münchen<br />

hier 10 Jahre steht<br />

blindtext<br />

KliniKum


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EDITORIAL<br />

trendsprache(n)<br />

der Wissenschaften<br />

Englisch ist aus dem Alltag in Wissenschaft, Forschung und Lehre<br />

nicht fortzudenken: O b es um Anträge für Dritt- oder sonstige Fördermittel<br />

geht, ob um wissenschaftliche Artikel in Fachmagazinen<br />

oder um Vorlesungen, die Sprache ist im akademischen Alltag<br />

omnipräsent. Diese Präsenz kann in einigen Bereichen zur Verdrängung<br />

des Deutschen als Wissenschaftssprache führen – weshalb die<br />

zunehmende Dominanz des Englischen auch kritisch gesehen,<br />

gleichsam als „Sachzwang“ empfunden wird, der traditionell gewachsene<br />

Wissenschaftskulturen bedroht. Natürlich ist dies auch<br />

immer eine Frage der Fachgebiete und der entsprechenden Forschungs-<br />

und Publikationsgewohnheiten.<br />

In jedem Fall kommen Forscher ebenso wie Mitarbeiter und Studierende<br />

einer derart international orientierten <strong>Universität</strong> wie der<br />

LMU nicht an einer vertieften Auseinandersetzung mit der englischen<br />

Sprache vorbei. Die Zusammenarbeit mit ausländischen<br />

Kolleginnen und Kollegen nimmt immer weiter zu – nicht nur in<br />

den Naturwissenschaften, den Wirtschaftswissenschaften und der<br />

Medizin – Fächer, die schon immer einen starken Bezug zum Englischen<br />

hatten, da die bedeutendsten Wissenschaftspublikationen in<br />

den USA oder in Großbritannien erscheinen. Auch im Bereich der<br />

Geisteswissenschaften weist der Trend in Richtung grenzüberschreitende<br />

Kooperationen – und es ist klar, dass die Verkehrssprache<br />

auch hierbei Englisch sein wird. Stichworte wie die Schaffung eines<br />

einheitlichen europäischen Hochschulraums im Rahmen der Bolognareform<br />

stehen ebenfalls für das Erfordernis, eine einheitliche<br />

Sprache zu benützen.<br />

Die Titelgeschichte in dieser Ausgabe der MUM stellt die Wissenschaftssprache<br />

Englisch vor und lässt sowohl Befürworter wie auch<br />

Kritiker zu Wort kommen. Auch stellt sie dar, welche Möglichkeiten<br />

die LMU bietet, Englisch zu lernen oder bestehende Kenntnisse zu<br />

vertiefen. Der Essay in dieser Ausgabe von Professor Claus Gnutzmann,<br />

Anglist an der Technischen <strong>Universität</strong> Braunschweig und<br />

ausgewiesener Experte zur Rolle des Englischen als Wissenschaftssprache,<br />

schließt sich dieser Thematik mit einer breiten Sicht auf die<br />

Dinge ebenfalls an.<br />

Ein gutes Beispiel dafür, wie bedeutsam Englisch als Wissenschaftssprache<br />

auch in den Geisteswissenschaften ist, zeigt zudem ein<br />

Artikel über die LMU Research Fellowships, die im vergangenen<br />

Jahr an der LMU zur Förderung exzellenter junger Forscherinnen<br />

und Forscher aus dem In- und Ausland eingerichtet wurden: Insgesamt<br />

forschen jetzt 21 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

mit Mitteln aus dem Zukunftskonzept LMUexcellent an<br />

unserer <strong>Universität</strong> – die meisten davon aus dem Ausland und zudem<br />

aus dem Bereich der Geisteswissenschaften. Dabei wird auch deutlich:<br />

Einige der jungen Wissenschaftler sprechen nicht nur perfekt<br />

Englisch, sondern beherrschen auch die deutsche Sprache hervorragend.<br />

Aber auch eine weitere Trendsprache ist Thema in dieser<br />

MUM: In der Serie „Populäre Sprachen“ stellen wir nach Chinesisch<br />

und Spanisch diesmal Russisch vor.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen. ■<br />

Professor Dr. Dr. h.c. Reinhard Putz<br />

Vizepräsident der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>München</strong><br />

MUM 01 | 2010 editorial<br />

1


MUM 01 | 2010 neWs<br />

2<br />

NEWS<br />

Bruno latour erhält den Kulturpreis der <strong>Universität</strong>sgesellschaft<br />

Der französische Soziologe und Philosoph Bruno Latour erhält den<br />

mit 25.000 Euro dotierten Kulturpreis der <strong>München</strong>er <strong>Universität</strong>sgesellschaft.<br />

Er wird den Preis am 8. Februar 2010 an der LMU<br />

entgegennehmen. Die Jury begründet ihre Entscheidung damit,<br />

dass „Bruno Latour zu den einflussreichsten, intelligentesten und<br />

gleichzeitig populärsten Vertretern der Wissenschaftsforschung<br />

(Science Studies) gehört“. Wie schon der Preisträger des Vorjahres,<br />

Mike Davis, wird auch Bruno Latour im Umfeld der Preisverleihung<br />

ein Seminar für ausgewählte Nachwuchswissenschaftler an der<br />

LMU halten.<br />

Bruno Latour gilt als herausragender Vertreter der sogenannten<br />

Akteur-Netzwerk-Theorie, eines soziologischen Konzeptes, das sich<br />

mit der Bedeutung und den Folgeerscheinungen von wissenschaftlichen<br />

und technischen Innovationen auseinandersetzt. Die Akteur-<br />

Netzwerk-Theorie unternimmt den Versuch, die gängige Unterscheidung<br />

zwischen Natur und Kultur aufzubrechen und durch den<br />

Netzwerkgedanken zu ersetzen.<br />

Bruno Latour, Jahrgang 1947, lehrte unter anderem an der London<br />

School of Economics. Derzeit ist er Professor an der Sciences Po in<br />

Paris.<br />

Der Kulturpreis der <strong>München</strong>er <strong>Universität</strong>sgesellschaft, der 2008<br />

erstmals vergeben wurde, zeichnet herausragende Persönlichkeiten<br />

aus den Bereichen Literatur, Kunst oder Geisteswissenschaften aus,<br />

die in einer die breite Öffentlichkeit ansprechenden Art und Weise<br />

als Künstler oder Wissenschaftler in Erscheinung getreten sind. Der<br />

Preis war im letzten Jahr dem Thema „Stadt der Zukunft – Zukunft<br />

der Stadt“ gewidmet und ging an Professor Mike Davis von der<br />

University of California, Irvine. Der Soziologe Davis wurde durch<br />

seine Untersuchungen der Gesellschaftsstrukturen und der urbanen<br />

Entwicklung in seiner Heimat Südkalifornien bekannt. ■ ms<br />

lMU nimmt spitzenplatz im che-forschungsranking ein<br />

Im Forschungsranking 2009 des Centrums für Hochschulentwicklung<br />

(CHE) schneidet die LMU in sechs von acht untersuchten Fächern<br />

sehr gut ab. Namentlich in den Fächern Biologie, Chemie,<br />

Medizin, Pharmazie und Physik schafft es die LMU jeweils in die<br />

Spitzengruppe. Insgesamt betrachtet kommt die LMU damit neben<br />

der <strong>Universität</strong> Heidelberg auf einen Spitzenplatz.<br />

Untersucht wurden die Anzahl der Publikationen, die Drittmittel<br />

und die Promotionen jeweils in absoluten Zahlen und bezogen auf<br />

die Größe des Faches. Zusätzlich zu diesen Indikatoren wurden<br />

Professoren gefragt, welche Hochschulen sie in ihrem eigenen Fach<br />

in der Forschung als herausragend betrachten. Dieser Reputationsindex<br />

fließt jedoch nicht in die Berechnung der Spitzengruppen ein.<br />

In den Naturwissenschaften wurde zudem der Indikator „Erfindungen“<br />

ergänzend aufgenommen.<br />

In diesem Jahr ist erstmals auch das Fach Informatik Bestandteil<br />

des Forschungsrankings. Auch hier schneidet die LMU hervorragend<br />

ab. Alle drei Jahre erhebt das CHE die Daten für einen be-<br />

stimmten Fächerkanon im Hochschulranking neu. Dieses Jahr wurden<br />

die Fächer Biologie, Chemie, Informatik (nicht vollumfänglich),<br />

Mathematik, Medizin, Pharmazie, Physik und Zahnmedizin ausgewertet.<br />

Publiziert werden die Ergebnisse in der Wochenzeitung<br />

„Die Zeit“. ■ ms<br />

früher hominide lieferte wichtigste forschungsmeldung<br />

des Jahres<br />

Es war ein Fund, der Geschichte schrieb: Ardipithecus ramidus ist<br />

mit 4,4 Millionen Jahren der früheste bekannte Hominide, von dem<br />

die wichtigsten Skelettteile erhalten sind – und ergänzt die Geschichte<br />

der Hominidenentwicklung um ein bedeutendes Kapitel.<br />

Die Ergebnisse der über 15 Jahre laufenden Fossilanalyse durch ein<br />

internationales Forscherteam unter der Leitung von Professor Tim<br />

White, Berkeley, USA, wurden der Weltöffentlichkeit im Oktober als<br />

Sonderausgabe des Fachmagazins „Science“ in elf Publikationen<br />

präsentiert. Ebenfalls an der Studie beteiligt war der LMU-Paläontologe<br />

Ioannis Giaourtsakis, ein Spezialist für prähistorische Großsäuger.<br />

Zusammen mit anderen Wissenschaftlern untersuchte er<br />

die zahlreichen Fossilfunde von Tieren, die wichtige Rückschlüsse<br />

auf den Lebensraum des frühen Hominiden erlauben. Das „Science<br />

<strong>Magazin</strong>e“ und das „Time <strong>Magazin</strong>e“ haben nun jeweils die Top Ten<br />

der Forschungsmeldungen des Jahres vorgestellt. In beiden Fällen<br />

landete die wissenschaftliche Bearbeitung von Ardipithecus ramidus<br />

auf dem Spitzenplatz. ■ suwe<br />

Geschwister-scholl-preis<br />

an roberto saviano<br />

Der italienische Schriftsteller<br />

Roberto Saviano wurde am 16.<br />

November 2009 mit dem Geschwister-Scholl-Preis<br />

der Stadt<br />

<strong>München</strong> und des Börsenvereins<br />

des deutschen Buchhandels<br />

ausgezeichnet. Der Autor<br />

erhielt die Auszeichnung für<br />

sein neues Buch „Das Gegenteil<br />

von Tod“, in dem er die Zukunftsperspektiven<br />

junger Menschen<br />

aus Süditalien thematisiert: Die einzigen legalen Möglichkeiten<br />

für diese sind die Abwanderung in den Norden des Landes<br />

oder der Militärdienst. Sonst bleibt nur die Illegalität etwa in der<br />

neapolitanischen Camorra, deren brutale und perfide Machenschaften<br />

Saviano in seinem viel beachteten Erstling „Gomorrha“<br />

nachzeichnet. Wegen dieses Buches hat der 30jährige Autor Morddrohungen<br />

erhalten und steht seitdem unter permanentem Polizeischutz.<br />

Roberto Saviano nahm die Auszeichnung in der voll besetzten<br />

Großen Aula der LMU persönlich entgegen. Die Laudatio für<br />

den Preisträger hielt „Die Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo.<br />

■ cg


4<br />

englisch – deutsch<br />

deutsch – englisch?<br />

enGlisch eroBert den hochschUlalltaG<br />

Universalsprache an den Unis<br />

stUdieninforMations-service<br />

Wenn der stUdent nUr<br />

einMal KlinGelt<br />

verWaltUnGsKünstler<br />

holz Und<br />

hochrechnUnGen<br />

BioloGiestUdent GeWinnt<br />

Bei „JUGend forscht“<br />

schlanGenMann Mit Biss<br />

16<br />

20<br />

26<br />

■ neWs<br />

2 MeldUnGen<br />

■ titel<br />

MUM nr. 1 | 2010<br />

4 enGlisch eroBert den hochschUlalltaG<br />

■ essay<br />

Universalsprache an den Unis<br />

8 pUBlish in enGlish or perish in GerMan?<br />

prof. dr. claUs GnUtzMann<br />

■ profile<br />

10 ideenreich, exzellent Und vernetzt<br />

research felloWships<br />

12 Wo väterchen frost zU haUse ist<br />

serie: popUläre sprachen teil 3<br />

14 Meer der MöGlichKeiten<br />

pinnWand iM foyer der Mensa<br />

16 Wenn der stUdent nUr einMal KlinGelt<br />

stUdien-inforMations-service<br />

18 in schWindelerreGendeM teMpo<br />

zehn Jahre KliniKUM der <strong>Universität</strong> <strong>München</strong><br />

20 holz Und hochrechnUnGen<br />

serie: verWaltUnGsKünstler teil 1<br />

22 raUM für neUe ideen<br />

25 Jahre GenzentrUM an der lMU<br />

24 GesUndheit WeltWeit<br />

cih LMU center for international health<br />

26 schlanGenMann Mit Biss<br />

BioloGiestUdent GeWinnt Bei „JUGend forscht“<br />

28 der reKord-erfinder<br />

serie: patente Und lizenzen teil 1<br />

30 JUnGes GeMüse<br />

■ alUMni<br />

caMpUszentrUM in Martinsried eröffnet<br />

32 noBelpreisträGer Bert saKMann<br />

proMinente alUMni<br />

■ Menschen<br />

34 neUBerUfen<br />

37 preise & ehrUnGen<br />

41 verstorBen<br />

■ service<br />

42 tipps & terMine<br />

■ iMpressUM<br />

MUM 01 | 2010 inhalt<br />

3


MUM 01 | 2010 titEL<br />

4<br />

WIE ENGLISCH DEN HOCHSCHULALLTAG EROBERT<br />

DiE UNivErSaLSPrachE<br />

DEr UNivErSität<br />

Wenn Physikpostdoktoranden ihre „Papers“ schreiben, LMU-<br />

Wissenschaftler vor internationalem Publikum sprechen oder Studierende<br />

verschiedener Nationalitäten im Biergarten plaudern,<br />

geschieht das – natürlich – auf Englisch. Studierende fast jeder<br />

Fachrichtung, und erst recht Forscherinnen und Forscher, sind<br />

heute zunehmend mit der Weltsprache konfrontiert, die sich immer<br />

mehr durchsetzt. Entsprechend boomt das Fachsprachenangebot<br />

der LMU – aber es gibt auch Kritiker dieser Entwicklung.<br />

Feinstes Oxford-English bekommen Frieda Pattendens Studierende<br />

zu hören. Denn die Dozentin stammt selbst aus der südenglischen<br />

Stadt – und hält ihren Kurs „English for Academic Purposes“ der<br />

LMU mit distinguierter Betonung. Im Kurs der Britin üben rund 20<br />

Studentinnen und Studenten Sprachwendungen, die sich professionell<br />

und elegant anhören sollen – sei es in E-Mails, Präsentationen<br />

oder einfach im Unialltag. Die Kursteilnehmer kommen aus<br />

allen Bereichen der LMU in das Multimedia-Sprachlabor, wo jeder<br />

Schreibtisch Mikrofon, Kopfhörer und einen Flachbildschirm hinter<br />

Glas bietet. Deutsches Geplapper wird freundlich unterbunden: „No<br />

German, please“, ermahnt Pattenden, „German is absolutely forbidden<br />

in all ways.“ Schließlich sollen die Studierenden sich in Wort<br />

und Schrift an die Sprache gewöhnen, die auch an der LMU immer<br />

wichtiger wird: Englisch.<br />

Mit rund 400 Anmeldungen im Semester erlebt diese Art von Kursen<br />

des Sprachenzentrums einen regelrechten Ansturm. „Das Englische hat<br />

einen sehr stark steigenden Stellenwert“, sagt Professor Angela Hahn,<br />

Anglistikprofessorin und Leiterin des Sprachenzentrums der LMU.<br />

Früher sei Fachenglisch als „nette Zusatzqualifikation“ betrachtet<br />

worden, heute werde erwartet, „dass man auf Englisch nicht nur seinen<br />

Tee bestellen kann, sondern auch einen Fachvortrag halten, Veröffentlichungen<br />

schreiben und mit internationalen Wissenschaftlern<br />

oder Austauschstudenten kommunizieren kann.“ An den „English for<br />

Academic Purposes“- Kursen können nur Studierende teilnehmen,<br />

die des Englischen ab dem „Intermediate“-Niveau mächtig sind.<br />

Für Anfänger gibt es Coaching-Kurse – Sprachkurse im Multimedia-<br />

Sprachlabor mit tutorieller Begleitung und nicht geringem Selbstlernanteil.<br />

Viele Studiengänge an der LMU tragen heute englische<br />

Namen; etliche Masterstudiengänge finden fast komplett auf Englisch<br />

statt. Schließlich zählt die LMU rund 7.000 ausländische Studierende<br />

aus 125 Ländern, weist mit ihren 15 Prozent einen der höchsten<br />

Ausländeranteile an Hochschulen in der Bundesrepublik auf. Und<br />

obschon viele von ihnen bei den „Deutschkursen für Ausländer bei<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>München</strong> e. V.“ die hiesige Sprache erlernen, bleibt<br />

Englisch nun einmal die sprachliche Einheitswährung.<br />

Nicht in allen Fächern sei das Englische gleich relevant, erklärt Professor<br />

Hahn. In der Betriebswirtschaftslehre etwa sei es traditionell<br />

wichtig. Auch die Naturwissenschaften seien „zu 100 Prozent“ auf<br />

Englisch ausgerichtet, gerade in den Veröffentlichungen. „Früher<br />

war man der Auffassung: ,Wenn einer Physik studiert, braucht er<br />

kein Englisch zu können.‘ Das gilt heute absolut nicht mehr.“ Aber<br />

selbst für Germanisten sei Englisch nicht mehr gänzlich unwichtig.<br />

„Weil auch sie ihren Einsatz zunehmend im Ausland haben und dort<br />

Menschen die deutsche Sprache erklären – und das geschieht in der<br />

Regel auf Englisch.“ Viele Studierende feilten nicht nur zum Zwecke<br />

der Kommunikation innerhalb der Uni an ihrem Englisch, sondern<br />

auch in Vorbereitung eines Auslandspraktikums oder des späteren<br />

Berufs.<br />

Dass die Bereitschaft, im Verlauf der akademischen Karriere einen<br />

Auslandsaufenthalt zu planen, immer weiter wächst, kann man im<br />

Referat Internationale Angelegenheiten der LMU nur bestätigen.<br />

Dr. Harald David bemerkt: „Das Interesse an Auslandsaufenthalten<br />

scheint in der Tat kontinuierlich anzusteigen.“ Die englischen<br />

Sprachkenntnisse der Studierenden seien in der Regel zumindest<br />

ausreichend bis gut. „Es passiert nur sehr selten“, so David, „dass ich<br />

eine Bewerbung für den englischen Sprachraum wegen mangelnder<br />

Sprachkenntnisse ablehnen muss.“


Zu den Studierenden, die es ins Ausland zieht, zählen auch Medizinanwärter.<br />

Immer mehr von ihnen besuchen deshalb regelmäßig<br />

das Multimedia-Sprachlabor – für Fachsprachenkurse mit dem Titel<br />

„Medilingua“, konzipiert speziell für Mediziner. Einen der Kurse hält<br />

der Amerikaner Dr. Andrew Koob. „Die Studenten sollen lernen, sich<br />

in einem medizinischen Umfeld auf Englisch ausdrücken zu können“,<br />

erklärt der aus Iowa stammende Neurowissenschaftler. An diesem<br />

Samstag steht auch ein Rollenspiel zum Thema „Patientengespräch“<br />

auf dem Medilingua-Programm. Ein Student gibt dabei den Arzt im<br />

weißen Kittel, ein zweiter den siebenjährigen Patienten Michael, ein<br />

dritter seinen Vater. Es scheint gar nicht so leicht, den Erziehungsberechtigten<br />

höflich aus dem Sprechzimmer zu komplimentieren, um<br />

mit Michael allein zu sprechen – und das auf Englisch. Zudem gilt es,<br />

Michael nicht durch allzu grausige Details über das bevorstehende<br />

Blutabnehmen zu verschrecken. Koob gibt dabei viele Tipps: „Don‘t<br />

just say: I am the doctor“, sagt er. „Be more precise, like: ,I‘m a medical<br />

student´ or ,I‘m the cardiologist.’” Und: „Don‘t just say ,What’s<br />

wrong with you?’“, warnt Koob, „that sounds rude.“ Höflicher wäre:<br />

„Would you tell me what the problem seems to be?“<br />

Weitere Fachsprachenkurse des Sprachenzentrums der LMU sind<br />

„FigNums – Figures and Numbers in Practice“ für Mathematiker,<br />

„English for Pharmaceutical Sciences“ und – ganz neu – „Exploring<br />

English for Sociologists“. Weit über 100 Studierende melden sich pro<br />

Semester für verschiedene Fachenglischkurse des Sprachenzentrums<br />

an. Für Studierende der Rechtswissenschaften, Betriebswirtschaft<br />

und Volkswirtschaft bietet sogar ein eigenes Fachsprachenzentrum<br />

der Fakultäten Kurse an.<br />

Im Sprachenzentrum gehen derweil Anfragen weiterer Studiengänge<br />

ein, ob nicht spezielle Fachenglischkurse entwickelt werden könnten.<br />

Das habe, glaubt Professor Angela Hahn, auch mit der Umstellung<br />

auf die neuen, strukturierten Studiengänge Bachelor und Master zu<br />

tun. „Einerseits, weil Englisch in Vorlesungen und Seminaren eine<br />

größere Rolle spielt, andererseits, weil darin die Teilnahme an Fachsprachenkursen<br />

mit Creditpoints honoriert wird.“<br />

Auch andere Fremdsprachen erleben jüngst starken Zuwachs, wie<br />

Hahn erklärt: „Japanisch, Chinesisch, Türkisch, Arabisch, Niederländisch<br />

zum Beispiel – Sprachen, die früher nur am Rande von<br />

Interesse waren“ (s. aktuelle Serie „Populäre Sprachen“ auf Seite<br />

12 in diesem Heft). Außerdem bekomme das Sprachenzentrum –<br />

insbe sondere Geschäftsführerin Dr. Bettina Raaf – in letzter Zeit<br />

Anfragen, ob Fachsprachenkurse nicht auch für romanische Spra-<br />

chen, allen voran Spanisch, kreiert werden könnten. Während die<br />

Angebote des Sprachenzentrums – finanziert unter anderem aus<br />

Studienbeiträgen – ausschließlich Studierenden vorbehalten sind,<br />

können Wissenschaftler und Verwaltungsangestellte der LMU ihre<br />

Englischkenntnisse in Sprachkursen der „Internen Weiterbildung“<br />

verbessern. „Wir stoßen mit den Kursen auf reges Interesse“, erklärt<br />

Jochen Heidenstecker vom Personaldezernat, „und erleben<br />

stark steigende Anmeldezahlen.“ Der Grund: „Die meisten haben<br />

immer mehr Kontakt zu ausländischen Wissenschaftlern und Studierenden,<br />

die an der LMU arbeiten oder eingeschrieben sind“, so<br />

Heidenstecker. „Es werden häufiger Anfragen auf Englisch gestellt,<br />

ob am Telefon, persönlich oder schriftlich in Brief oder E-Mail.“<br />

Die Kurse vermitteln unter anderem Grammatik, Wortschatz und<br />

typische Redewendungen; zudem übt man Präsentationen, bearbeitet<br />

Texte und trainiert Alltagsenglisch in Rollenspielen.<br />

Insgesamt richtet sich das Angebot der „Internen Weiterbildung“ eher<br />

an das Verwaltungspersonal der LMU. Für Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftler gibt es daneben eine Vielzahl von Englisch-Kursen<br />

ganz unterschiedlicher Anbieter an der LMU. So bietet das „LMU<br />

Center for Leadership and People Management“ etwa ein Seminar<br />

„Teaching in English. Working creatively with cultural diversity”. Am<br />

„Graduate Center“ können Promovierende den Kurs „Presenting in<br />

English” belegen. Im Angebot „LMU-Extra“ der Frauenbeauftragten<br />

für Nachwuchswissenschaftlerinnen ist auch das Thema „Presenting<br />

Academic Topics in English“ vorgesehen. Und sämtliche Angebote<br />

von „Sprachraum“, der Initiative der LMU zur Förderung der Schlüsselkompetenz<br />

Sprache, gibt es auch auf Englisch – seien es Rhetorik-,<br />

Didaktik- oder Kommunikationsseminare.<br />

Dass sich das Englische an deutschen <strong>Universität</strong>en so ausbreitet,<br />

stößt aber auch auf Kritik – etwa von Seiten der Deutschen Akademie<br />

für Sprache und Dichtung. Der Vorsitzende ihrer Sprachkommission,<br />

Professor Peter Eisenberg, erklärt: „Es ist ein weit verbreiteter<br />

Irrtum, dass die internationale Harmonisierung der Studiengänge<br />

im Zuge des Bologna-Prozesses auch mit einer sprachlichen Vereinheitlichung<br />

einhergehen muss.“ Die deutsche Sprache sei heute eine<br />

von wenigen „Universalsprachen“ – ein Idiom also, das in Literatur,<br />

Standardsprache, geschriebener und gesprochener Sprache sowie<br />

Fachsprachen existiert und eigene Dialekte aufweist. „Das kann man<br />

doch nicht einfach aufgeben“, so Eisenberg.<br />

Sein Vorschlag: „Die Lehre in allen Fächern sollte – gerade im<br />

Grundstudium – unbedingt auf Deutsch stattfinden, Lehrbücher auf<br />

MUM 01 | 2010 titEL<br />

5


MUM 01 | 2010 titEL<br />

6<br />

Deutsch verfasst oder ins Deutsche übersetzt sein.“ Weil die breite<br />

Masse der Studierenden dies nun mal besser verstehe – und weil<br />

man der Öffentlichkeit die immer komplexer werdenden wissen -<br />

schaftlichen Inhalte in der eigenen Sprache besser vermitteln könne.<br />

Was zudem stört, sind unsinnige Anglizismen im <strong>Universität</strong>sbetrieb.<br />

Die Wirtschaftswissenschaften beispielsweise, so Professor<br />

Eisenberg, stünden in engem Kontakt zum Handel mit seinen<br />

Ausdrücken wie “Marketingler“ oder „promoten“. „Zudem haben<br />

sie enge Beziehungen zur Finanzwelt mit Begriffen, die niemand<br />

verstehen soll, wie ,Rolling Discount’, ‚Outperformance‘. Oder Bezeichnungen<br />

für akademische Abschlüsse an deutschen Business<br />

Schools; vom ,Certified International Wealth Manager’ bis zum<br />

,Certified Foundation and Estate Planner’.“<br />

An der LMU wird das Vordrängen des Englischen auch kritisch<br />

betrachtet. Professor Inka Mülder-Bach, Inhaberin des Lehrstuhls<br />

für Neuere deutsche Literatur und LMU-Vizepräsidentin, argumentiert:<br />

„In den Sprach- und Literaturwissenschaften, aber auch, zum<br />

Beispiel, in der Philosophie, dient Sprache ja nicht nur als Notationssystem.<br />

Sie ist als Sprache im Singular und als Vielfalt der verschiedenen<br />

Sprachen vielmehr Gegenstand und Medium der Fächer<br />

selbst.“ Jenseits von Vorschriften, die die englische Sprache zur<br />

Normsprache von Anträgen und Berichten machen, spiele diese in<br />

den Sprach- und Literaturwissenschaften – mit Ausnahme natürlich<br />

der Anglistik und Amerikanistik – daher bislang keine Leitrolle. Forschung<br />

und Lehre finden einerseits in der jeweiligen Sprache des<br />

Faches statt, andererseits in der Sprache, in der in <strong>Universität</strong>en<br />

hierzulande bislang kommuniziert wurde, also in der deutschen. In<br />

den Naturwissenschaften, so Professor Mülder-Bach, möge „der Zug<br />

abgefahren sein“, in den Sprach- und Literaturwissenschaften greife<br />

die forcierte Umstellung aufs Englische in den „Kernbestand der<br />

Fächer und ihrer Forschung“ ein.<br />

Andere europäische Länder legten Wert darauf, ihre Sprache als<br />

Wissenschaftssprache im Spiel zu halten. In Deutschland scheine<br />

der Ausweis der Internationalität dagegen gleichbedeutend geworden<br />

zu sein mit der Selbstprovinzialisierung der eigenen Sprache<br />

zugunsten eines Englischen, das diesen Namen im übrigen vielfach<br />

nicht verdiene. Die Wissenschaftspolitik, so Professor Mülder-Bach,<br />

„ist stolz darauf, im Zuge der Umstellung auf modularisierte BA- und<br />

MA-Studiengänge ein European Credit Transfer System (ECTS) eingeführt<br />

zu haben, das die Leistungen der Studierenden europaweit<br />

unter dem Gesichtspunkt Arbeitszeit vergleichbar machen soll.“ Dem<br />

„Anspruch einer europäischen Wissenschaftspolitik“ würde sie erst<br />

dann gerecht, wenn sie Phantasie und Geld investierte, um den „polyglotten<br />

Sprachgeist“ Europas zu bewahren und zu fördern.<br />

Gegen das Grassieren des Englischen an deutschen <strong>Universität</strong>en<br />

macht sich auch der bundesweite „Arbeitskreis Deutsch<br />

als Wissenschaftssprache e.V.“ stark. Professor Ralph Mocikat,<br />

der im Bereich der Immunologie forscht und lehrt, ist Vorsitzender<br />

des Arbeitskreises. Er sieht die derzeitige Situation skeptisch:<br />

„Dass Englisch die internationale Wissenschaftssprache<br />

ist, wollen wir gar nicht ändern.“ Inzwischen aber, so beobachte<br />

er, werde sogar auf internen Tagungen deutscher Wissenschaftler<br />

oft Englisch gesprochen. „Da kommt es mitunter zu grotesken<br />

Situationen“, so Mocikat. Seine deutschen Kollegen hält er des Englischen<br />

durchaus für mächtig. „Aber Englisch ist und bleibt eine<br />

Fremdsprache für sie. Unsere Denkmuster und unsere diskursive<br />

Kreativität wurzeln in der Muttersprache – nur in ihr können wir<br />

feinere Nuancen ausdrücken und passende Bilder finden.“ Die wissenschaftlichen<br />

Inhalte seien „zu komplex, um auf dieses kreative<br />

Potenzial zu verzichten“.<br />

Feinere Nuancen des Englischen lernen die Teilnehmer des<br />

„English for Academic Purposes“- Kurses: Wie Frieda Pattenden,<br />

die den Kurs mitentwickelt hat, erklärt, heißt es etwa „to attend a<br />

seminar“, nicht etwa „to visit a seminar“. „Unless you mean“, so<br />

Pattenden, „that you come in, say ,Hi’ to the professor and leave.“<br />

Weitere Ratschläge: Unter einer E-Mail sollte weder das allzu förmliche<br />

„Yours sincerely“ stehen, noch „document enclosed“ wie bei<br />

einem Brief. Besser wäre: „Best regards“ und „please find attached“.<br />

Vorsicht geboten sei auch bei „corrupted words“: Der deutsche<br />

„Beamer“ heißt übersetzt „digital projector“ – das Wort Beamer erinnere<br />

Briten und Amerikaner doch eher an ein futuristisches Gerät<br />

aus der Serie Star Trek. ■ ajb<br />

Weitere Informationen zu Englischkursen an der LMU finden<br />

sich im Internet unter (Auswahl):<br />

www.fremdsprachen.uni-muenchen.de<br />

www.uni-muenchen.de/weiterbildung – Interne Weiterbildung<br />

www.frauenbeauftragte.uni-muenchen.de/lmu_extra<br />

www.graduatecenter.uni-muenchen.de<br />

www.sprachraum.lmu.de


2<br />

1<br />

UMFragE „WiE PräSENt iSt ENgLiSch<br />

iN ihrEM UNiaLLtag?“<br />

Der Biologe Benjamin haßfurth (1) arbeitet an der Graduate School<br />

of Systemic Neurosciences der LMU auf den Titel „Doctor of Philosophy<br />

(PhD)“ hin: „Zu Beginn meines Biologiegrundstudiums spielte<br />

Englisch nur eine sehr untergeordnete Rolle. Das hat sich enorm<br />

geändert – bei Vorlesungen in den internationalen Masterstudiengängen<br />

und natürlich in wissenschaftlichen Vorträgen sowie Seminaren.<br />

Gerade jetzt arbeiten wir an einer Veröffentlichung – natürlich<br />

für ein englischsprachiges <strong>Magazin</strong>. Wenn mir für einen Gedankengang<br />

in deutscher Sprache mal keine befriedigende Übersetzung<br />

einfällt, diskutiere ich darüber mit meiner australischen Kollegin am<br />

Nebentisch. Auch privat wird oft Englisch gesprochen, bei Grillfeiern<br />

oder im Biergarten. Englisch ist, zumindest in der Biologie, universell<br />

akzeptiert – und diese Tatsache würde es mir auch erleichtern,<br />

überall auf der Welt einen Postdoc zu machen, ohne die jeweilige<br />

Landessprache zu beherrschen.“<br />

Marina Schweizer (2) absolviert den Masterstudiengang Kommunikationswissenschaften<br />

an der LMU: „In der Uni hatte ich noch<br />

nie einen Kurs auf Englisch. Man braucht es höchstens einmal für<br />

englischsprachige Fachliteratur, aber selbst Studenten, die aus dem<br />

Ausland kommen, sprechen alle Deutsch, und man unterhält sich mit<br />

ihnen nicht auf Englisch. Sie müssen ja auch Deutsch können, bei uns<br />

gibt es schließlich keine Chance, das Studium in irgendeiner Weise<br />

auf Englisch zu machen. Wenn man bei Industrieunternehmen oder<br />

PR-Agenturen arbeitet, ist gutes Englisch Pflicht. Vor allem während<br />

meines Bachelorstudiums habe ich dort mein Englisch oft ausgepackt.<br />

Jetzt arbeite ich journalistisch. Da ist außer Deutsch eigentlich<br />

keine andere Sprache relevant. Davor, während der Schulzeit, war<br />

ich einmal ein Jahr in den USA und habe dort nach wie vor viele<br />

Freunde. Deshalb ist es für mich absolut kein Problem, mich auf<br />

Englisch auszudrücken. Mein Sprachniveau ist allerdings durch die<br />

Highschool wenig akademisch.“<br />

Professor Paula-irene villa (3) hat den Lehrstuhl Allgemeine Soziologie/Gender<br />

Studies am Institut für Soziologie inne: „Englisch ist<br />

meine zweite Muttersprache – ich bin unter anderem in den USA<br />

und Kanada aufgewachsen. Auch im Forschungskontext höre, lese<br />

und spreche ich viel und sehr gern Englisch. Dabei ist es in meinem<br />

Unialltag gar nicht übermäßig präsent: In der Fachliteratur der Lehre<br />

etwa zu 30 Prozent, bei mündlichen Prüfungen zu circa zehn Prozent<br />

– etwa beim Master „Psychology of Excellence“. Gastvorträge<br />

auf Englisch finden in unserem Fach zwar eher selten statt. Jedoch<br />

3<br />

4<br />

kommuniziere ich quasi täglich mit Kollegen und Kolleginnen aus<br />

den USA oder Kanada, aus den Niederlanden und Großbritannien.<br />

Englischsprachige Publikationen lese ich im Original – wie bei der<br />

Theoretikerin Judith Butler. Mir wäre es recht, wenn noch weitaus<br />

mehr auf Englisch kommuniziert würde. Die Bemühungen um den<br />

Erhalt von Deutsch als Wissenschaftssprache, kann ich nicht nachvollziehen.<br />

Gerade deutsche Studierende tun sich schwer, unverkrampft<br />

auf Englisch zu sprechen oder nur zu lesen. Dahinter steht<br />

die – falsche – Annahme, eine Sprache ,perfekt’ sprechen zu müssen.<br />

Außerhalb Deutschlands beziehungsweise Europas setzt man in der<br />

Wissenschaft eher auf pragmatische Verständigung.“<br />

Bastian hauser (4) studiert Philosophie mit den Nebenfächern Politikwissenschaften<br />

und VWL: „In Philosophie ist mir bisher kaum<br />

Englisches begegnet, mal abgesehen von ein paar Fachbegriffen in<br />

Logik, die aber auch eher beiläufig eingestreut wurden. In Politik<br />

kommt es sehr auf das betreffende Teilfach an, in Politischer Theorie<br />

gibt es zum Beispiel viele Texte auf Deutsch, in den Fächern<br />

Politische Systeme und Internationale Beziehungen spielt sich fast<br />

alles auf Englisch ab, Texte und Zeitschriften auf Deutsch gibt es, wie<br />

bestimmt auch in den meisten anderen Gesellschaftswissenschaften,<br />

kaum. In VWL ist es ähnlich, hier gibt es auch Vorlesungen, die auf<br />

Englisch gehalten werden, was ich aus meinen anderen Fächern<br />

nicht kannte. Bisher bereitete mir das alles glücklicherweise keine<br />

größeren Probleme.“<br />

Saraswati L. (5) studiert im neunten Semester Medizin an der LMU<br />

und besucht den Fachsprachkurs Medilingua: „Nach einer Famulatur<br />

in einem Krankenhaus in Kanada bin ich im Englischen einigermaßen<br />

geübt. In meinem Münchner Unialltag kommt Englisch aber eigentlich<br />

gar nicht so oft vor; die Vorlesungen sind alle auf Deutsch, ich<br />

habe nur ein Pathologiebuch auf Englisch. Bei der Doktorarbeit –<br />

mein Thema ist Nephrologie, akutes Nierenversagen – dagegen sehr.<br />

Da hat man es beim Recherchieren fast ausschließlich mit englischen<br />

Texten zu tun. Zudem arbeiten bei mir im Labor zum Beispiel einige<br />

Inder, und mit ihnen unterhalte ich mich natürlich auf Englisch.<br />

Die medizinischen Fachbegriffe sind dabei das geringste Problem.<br />

Ob Nephrologie oder Nephrology, die Worte unterscheiden sich ja<br />

kaum.“<br />

5<br />

MUM 01 | 2010 titEL<br />

7


?<br />

ESSay<br />

8<br />

MUM 01 | 2010<br />

?<br />

Claus Gnutzmann, Professor für<br />

Englische Sprache und ihre Didaktik<br />

an der Technischen <strong>Universität</strong><br />

Braunschweig, befasst sich intensiv<br />

mit der Bedeutung von Englisch<br />

in einer globalisierten Welt.<br />

In seinem MUM-Essay beleuchtet<br />

er die Rolle dieser Sprache im<br />

Wissenschaftsbetrieb.<br />

ESSay<br />

PUBlISh In EnGlISh<br />

oR PERISh In GERMan?<br />

BEfUnDE UnD EInSTEllUnGEn<br />

Vertraut man den zur Verbreitung des Englischen in<br />

der internationalen Wissenschaftskommunikation<br />

vorliegenden Statistiken, so spiegeln diese die seitens<br />

der Bildungs- und Wissenschaftspolitik, aber<br />

auch der überwiegenden Mehrzahl der Hochschullehrer,<br />

vor allem in den Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften,<br />

vertretene Auffassung wider,<br />

dass am Englischen kein Weg vorbeiführe.<br />

Bereits mehr als ein Jahrzehnt vorliegende Angaben<br />

dokumentieren, dass der englischsprachige Anteil<br />

der naturwissenschaftlichen Publikationen bei 90,7<br />

Prozent, der auf Russisch, Japanisch, Französisch<br />

und Deutsch verfassten Arbeiten zusammen bei 9,3<br />

Prozent liege. Somit ist die Anglophonie faktisch<br />

weltweit die Kommunikationsnorm in diesen Disziplinen.<br />

Selbst für die Geisteswissenschaften ergibt<br />

sich ein ähnliches Bild, wenngleich dort der englischsprachige<br />

Anteil mit 82,5 Prozent etwas schwächer<br />

ist und andere Sprachen wie Französisch mit<br />

5,9 Prozent und Deutsch mit 4,1 Prozent in diesem<br />

Bereich folglich etwas stärker ausgeprägt sind (vgl.<br />

Ammon 1998). An der Vormachtstellung des Englischen<br />

als Wissenschaftssprache wird allerdings kritisiert,<br />

dass sie zum Verlust anderer Wissenschaftssprachen<br />

und damit verbundener Denktraditionen<br />

führe sowie die Übernahme anglo-amerikanischer<br />

Theorien und Herangehensweisen an Wissenschaft<br />

begünstige (zur Ambivalenz des Englischen als Wissenschaftssprache<br />

vgl. Gnutzmann 2008).<br />

Ein der Entwicklung des Englischen zur dominanten<br />

Sprache publizierter Forschung vergleichbarer Verlauf<br />

kann für die Lehre nicht festgestellt werden,<br />

auch wenn sich im Laufe des letzten Jahrzehnts der<br />

Anteil englischsprachiger Studiengänge in Deutschland<br />

kontinuierlich erhöht hat. Zwar ist die Vorrangstellung<br />

des Englischen in der fremdsprachigen<br />

Lehre aufgrund seiner Funktion als globale Wissenschaftssprache<br />

mittlerweile anerkannt, doch es ist<br />

auch die Einsicht gewachsen, die Position weiterer<br />

Sprachen als Lehrsprachen zu stärken, da auf diese<br />

Weise zum Erhalt einer gewissen Vielfalt an Wissenschaftssprachen<br />

beigetragen werden kann. <strong>Universität</strong>en<br />

mit einer internationalen Ausrichtung in<br />

Forschung und Lehre leisten einen Beitrag zum Erreichen<br />

des von der Europäischen Kommission<br />

2003 gesetzten Ziels, „bis Ende des Jahrzehnts zum<br />

wettbewerbsfähigsten wissensbasierten Wirtschaftsraum<br />

in der Welt zu werden“, wenngleich<br />

dieses, auch angesichts der in den letzten Monaten<br />

verstärkt auftretenden Kritik am Bolognaprozess,<br />

nicht zum Hauptziel universitärer (Aus-)Bildung<br />

werden darf.<br />

In einer an der Technischen <strong>Universität</strong> Braunschweig<br />

durchgeführten Online-Umfrage (Gnutzmann<br />

et al. 2004) wurden Teilnehmer nach ihrer<br />

Einstellung zur Entwicklung des Englischen als<br />

Sprache der Wissenschaft und des Wissenschaftsbetriebs<br />

befragt. Sie konnten zwischen den Kategorien<br />

positiv, neutral und negativ wählen und hatten<br />

außerdem die Möglichkeit, ihre Entscheidung zu<br />

begründen. Alle an der Befragung beteiligten Gruppen<br />

(wissenschaftliches Personal, Studierende,<br />

nicht-wissenschaftliches Personal) zeigten ein ähnliches<br />

Ergebnis; mehrheitlich wird die Entwicklung<br />

des Englischen zur weltweiten Sprache im Wissenschaftsbetrieb<br />

positiv beurteilt. Unter allen Befragten<br />

bewerteten 60 Prozent diese Entwicklung als<br />

positiv, 37 Prozent standen ihr neutral gegenüber,<br />

nur drei Prozent bewerten sie als negativ.<br />

Die wichtigsten Begründungen, warum die Rolle<br />

des Englischen als positiv einzustufen ist, sind in<br />

den drei Gruppen ähnlich:<br />

• Erleichterung von Kommunikation/Verständigung/Wissenstransfer<br />

• Vorteile des Englischen als Weltsprache (bzw. als<br />

besonders weit verbreitete Sprache)<br />

• Notwendigkeit einer gemeinsamen Sprache<br />

(nicht zwangsläufig Englisch)<br />

• Leichte Erlernbarkeit des Englischen<br />

Die Hauptgründe, die Entwicklung des Englischen<br />

als negativ einschätzen, sind die folgenden:<br />

• Kommunikations- und Verständnisprobleme<br />

durch mangelnde Sprachkompetenz im Englischen<br />

• Bedeutungsverlust des Deutschen und anderer<br />

Sprachen<br />

• Verlust der kulturellen Identität<br />

• Bedrohung der deutschen Sprache und anderer<br />

Sprachen durch das Englische<br />

• Vorteile für englische Muttersprachler gegenüber<br />

Nichtmuttersprachlern<br />

• Minderbewertung/Ausgrenzung von nicht-englischsprachiger<br />

Forschung<br />

• mangelnde Präzision des Englischen bzw. mangelnde<br />

Tauglichkeit des Englischen als Wissenschaftssprache


Zum letzten Punkt ein Beispiel aus der Befragung: „Geisteswissenschaftliche<br />

Sachverhalte und Problemstellungen sind so eng an die<br />

Sprache gebunden, dass die alleinige Dominanz des Englischen zu<br />

einem Verlust an Wissen, Problembewusstsein, Vielfalt und Kommunikation<br />

führen würde.“<br />

Das Zitat thematisiert die Konstitution von Forschungsgegenständen<br />

in „nationalsprachlich geprägten“ Wissenschaften und verweist darüber<br />

hinaus auf die enge Beziehung zwischen Sprache als Mittel der<br />

Erkenntnis in einer Wissenschaft und der Kommunikation der Erkenntnis<br />

in eben dieser Sprache.<br />

EnGlISCh – lInGUa fRanCa DER WElTWEITEn<br />

WISSEnSChafTSkoMMUnIkaTIon?<br />

Unter einer Lingua franca wird ein sekundär erworbenes Sprachsystem<br />

verstanden, das als Kommunikationsmittel zwischen Sprechern<br />

verschiedener Muttersprachen dient. Gemäß diesem allgemein akzeptierten<br />

Verständnis einer Lingua franca erscheint es nicht gerechtfertigt,<br />

von Englisch als Lingua franca in den Wissenschaften zu sprechen,<br />

es sei denn, man schließt die englischen Muttersprachler aus.<br />

Zwar gibt es internationale wissenschaftliche Arbeits- und Kommunikationskontexte,<br />

die ausschließlich aus Nicht-Muttersprachlern des<br />

Englischen bestehen. Schriftliche Wissenschaftskommunikation des<br />

Englischen ohne englische Muttersprachler und ohne entsprechenden<br />

Rekurs auf die sprachlichen Normen dieser Gruppe ist im Hinblick auf<br />

die faktische Dominanz des Englischen allerdings wirklichkeitsfremd<br />

und unpraktisch.<br />

Das Konzept Englisch als Lingua franca der Wissenschaften ist auch<br />

deshalb problematisch, weil dadurch eine kommunikative Gleichheit<br />

der Sprecher und Schreiber suggeriert wird, die in der Wirklichkeit<br />

nicht vorhanden ist: Für die einen ist das Englische Erstsprache, für<br />

die anderen Zweit- oder auch Drittsprache. Auch wenn in der Diskussion<br />

des Englischen als Globalsprache alle Benutzer des Englischen<br />

zu Besitzern dieser Sprache erklärt werden („English belongs to all its<br />

users”), so klingt dies zunächst entgegenkommend, hat aber auch<br />

einen gönnerhaften Ton; denn es ist ja in der Tat nicht so, dass alle<br />

Sprachbenutzer des Englischen an der Weiterentwicklung des Englischen<br />

und seiner standardsprachlichen Kodifizierung in gleicher Weise<br />

teilhaben würden. Für den mündlichen Sprachgebrauch in der internationalen<br />

Wissenschaftskommunikation kann – je nach Gesprächskontext<br />

– durchaus von einer erheblichen Flexibilität und Normabweichung<br />

in der Sprachverwendung ausgegangen werden. Dieses gilt<br />

jedoch weniger bzw. nur in sehr eingeschränktem Umfang für die<br />

schriftliche, standardbasierte Wissenschaftskommunikation, da angesehene<br />

amerikanische und britische Verlage sowie englisch-muttersprachliche<br />

Herausgeber als „gatekeepers“ über sprachliche Korrektheit<br />

wachen. Deshalb ist es rationaler, diese prinzipielle Ungleichheit<br />

zwischen Muttersprachlern und Nicht-Muttersprachlern des Englischen<br />

anzuerkennen, als sie zu ignorieren oder gar aus Gründen vermeintlicher<br />

political correctness so zu tun, als ob jedem das Englische<br />

genau so leicht falle wie die Muttersprache.<br />

PERSPEkTIvEn<br />

Erst das offene Eingeständnis der besonderen Herausforderungen<br />

durch die englische Sprache, vor allem in der schriftlichen Wissenschaftskommunikation,<br />

schafft das Bewusstsein dafür, dass Wissenschaftlern,<br />

Studierenden und nicht-wissenschaftlichem Personal entsprechende<br />

Unterstützung in den Hochschulen durch einen englischen<br />

Sprachservice geboten werden sollte. Ein solcher Sprachservice könnte<br />

für Wissenschaftler und fortgeschrittene Studierende wirkungsvolle<br />

Hilfe bzw. Starthilfe bei der Abfassung und Korrektur von englischsprachigen<br />

Manuskripten leisten sowie Übersetzungsdienste anbieten.<br />

Des Weiteren sollte ein angemessenes Angebot englischer<br />

Sprachkurse, zum mündlichen und zum geschriebenen Englisch sowie<br />

zur schriftlichen Fachkommunikation, für alle Statusgruppen der <strong>Universität</strong><br />

zur Verfügung stehen. Die Fokussierung auf das Englische darf<br />

allerdings nicht in den weniger anglophonen und durch die Nationalsprachen<br />

geprägten Wissenschaften, wie z. B. den Geistes-, Erziehungs-<br />

oder Rechtswissenschaften, den Blick für Mehrsprachigkeit<br />

und für Multiperspektivität der Forschung versperren. Da die Fähigkeit<br />

einer differenzierten und nuancierten Ausdrucksweise den allermeisten<br />

Sprachbenutzern nur in der Erstsprache gegeben ist, sollte insbesondere<br />

in solchen Disziplinen, deren Forschungsgegenstände eng<br />

mit der Sprache und Kultur eines Landes verbunden sind, die (wissenschafts-)politisch<br />

immer stärker forcierte Forderung, das Englische<br />

generell als Wissenschaftssprache zum Nachweis von internationaler<br />

Reputation zu gebrauchen, sicherlich aufgegeben werden. Es sollten<br />

darüber hinaus Möglichkeiten bereitgestellt werden, qualitativ herausragende<br />

Arbeiten für die Autoren kostenfrei ins Englische zu übersetzen.<br />

Andererseits ist nicht zu verleugnen, dass in vielen ‚kulturunabhängigen‘<br />

Wissenschaftsbereichen wie den Naturwissenschaften<br />

ausschließlich auf Englisch publiziert wird, sodass eine Nichtbefolgung<br />

dieses Modus zu einer Überlebensfrage im Sinne der Titelfrage<br />

würde. Eine ‚dogmatische‘, d. h. durch die Kommunikationssituation<br />

nicht zu rechtfertigende Verwendung des Englischen in der mündlichen<br />

Kommunikation, etwa wenn alle Teilnehmer des Deutschen<br />

mächtig sind, sollte jedoch vermieden werden. Der Vorschlag, eine für<br />

die weltweite Wissenschaftskommunikation neue, nicht-muttersprachlich<br />

basierte Varietät des Englischen wie „Globalish“ oder „Globalesisch“<br />

zu entwickeln, mag rhetorisch verlockend klingen, ist aber<br />

faktisch unrealistisch, da er die Beziehung von Sprache, Kultur und<br />

(politischer) Macht ausblendet. Die Tatsache, dass auch China sich<br />

dem Englischlernen verschrieben hat und die Beherrschung des Englischen<br />

dort als wichtige Kompetenz für Studium und Beruf gilt, lässt<br />

erkennen, dass die Vorrangstellung des Englischen als Welt- und Wissenschaftssprache<br />

für die nächsten Jahrzehnte unangefochten ist.<br />

Ammon, Ulrich. „Ist Deutsch noch internationale Wissenschaftssprache?<br />

Englisch auch für die Lehre an den deutschsprachigen Hochschulen.“<br />

Berlin; New York: de Gruyter 1998.<br />

Gnutzmann, Claus (ed.) „English in Academia. Catalyst or Barrier?“<br />

Tübingen: Narr 2008.<br />

Gnutzmann, Claus; Intemann, Frauke; Janßen, Hero; Nübold, Peter. „Die englische Sprache<br />

in Studium, Wissenschaft und Verwaltung – Ergebnisse einer Online-Umfrage“.<br />

Fachsprache/International Journal of LSP 26 (2004), 1-2, 14-34.<br />

MUM 01 | 2010 ESSay<br />

9


MUM 01 | 2010 profile<br />

10<br />

research fellowships<br />

IdeenreIch, exzellent und vernetzt<br />

21 Nachwuchsforscher aus allen fachbereichen,<br />

die meisten davon aus dem Ausland, wurden im<br />

vergangenen Jahr für ein lMU research fellowship<br />

ausgewählt. Die research fellowships<br />

sind ein Baustein des lMU Academic Career<br />

program, das im rahmen des Zukunftskon-zepts<br />

lMUexcellent aufgelegt wurde. Mit ihnen<br />

können die jungen Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftler kurz nach ihrer promotion für<br />

zwei plus zwei Jahre an der lMU ein selbst gewähltes<br />

forschungsthema bearbeiten und dabei<br />

– fest in ihre fachbereiche integriert – auf umfangreiche<br />

finanzielle Mittel und eine Vielzahl<br />

von Services zurückgreifen.<br />

<strong>München</strong> und die LMU sind ideal für Dr. Cecilia<br />

Muratori: Die Stadt bietet eine direkte Zugverbindung<br />

in ihren Heimatort, ins italienische Rimini –<br />

die <strong>Universität</strong> mit der in Deutschland einzigen<br />

Professur für Geistesgeschichte und Philosophie<br />

der Renaissance von Professor Thomas Ricklin hervorragende<br />

Forschungsbedingungen. Hier befasst<br />

sich Cecilia Muratori als Research Fellow für die<br />

nächsten zwei Jahre mit der „Psychologia animalis“.<br />

Sie untersucht dabei die philosophische Debatte<br />

über die Seele der Tiere in der Renaissance.<br />

„Zunächst werde ich den Fokus auf die Aristoteles-<br />

Rezeption in dieser Epoche legen“, erklärt sie.<br />

Aristoteles postulierte, dass alles, was lebt, beseelt<br />

sei. In der Renaissance habe es eine Anlehnung an<br />

Aristoteles gegeben – in Abgrenzung zu einem anthropozentristischen,<br />

also den Menschen in den<br />

Mittelpunkt stellenden, und christlich-religiösen<br />

Weltbild, nachdem es einen radikalen Unterschied<br />

zwischen der menschlichen und der tierischen<br />

Seele gibt. Ziel ihrer Forschung: „Ich will unter<br />

anderem herausarbeiten, wo die Philosophen der<br />

Renaissance die Grenze zwischen Menschen und<br />

Tieren ziehen, und dabei rekonstruieren, welche<br />

Rolle die Überlegungen zur Natur der Tierseele<br />

in diesem Kontext spielen“, erklärt die Wissenschaftlerin.<br />

Thomas Ricklin, ihr Support Professor, lobt den<br />

hohen Anspruch ihres Forschungsthemas und verweist<br />

auf seine enorme Aktualität. So würden etwa<br />

die Thesen des australischen Philosophen Peter<br />

Singer zu den Rechten von Tieren derzeit sehr kontrovers<br />

diskutiert. Ricklin ist sich auf jeden Fall sicher,<br />

dass Cecilia Muratori „richtig was drauf<br />

hat“.<br />

WiChtigeS förDeriNStrUMeNt<br />

Die Research Fellowships wurden im Rahmen des<br />

Zukunftskonzepts der LMU als ein wichtiges<br />

Förderinstrument für Nachwuchsforscher im vergangenen<br />

Jahr weltweit ausgeschrieben. Sie sollen<br />

exzellenten Nachwuchsforscherinnen und -forschern<br />

aus aller Welt und jeder Fachrichtung kurz<br />

nach ihrer Promotion die Möglichkeit geben, für<br />

zwei Jahre an der LMU zu forschen und ihr wissenschaftliches<br />

Profil zu vertiefen. Wird das Projekt<br />

am Ende dieser Frist positiv begutachtet, ist eine<br />

Weiterförderung für weitere zwei Jahre möglich.<br />

„Den Fellows steht eine einmalige Anschubfinanzierung<br />

von bis zu 25.000 Euro zur Verfügung“,<br />

sagt Dr. Susanne Weber von der Stabsstelle Strategie<br />

und Entwicklung der LMU, die die Fellowships<br />

koordiniert. „Zusätzlich erhalten sie pro Jahr bis zu<br />

10.000 Euro an Sach- und Reisemitteln“, so Weber.<br />

„Des Weiteren wurden auch Mittel für Umzugs-<br />

kosten bereitgestellt.“<br />

Mittel für Reisen kann James Vigus, der sich unabhängig<br />

von seiner Lebenspartnerin Cecilia Muratori<br />

ebenfalls erfolgreich um ein Research Fellowship<br />

beworben hatte, gut brauchen. Schließlich<br />

wird er in Zukunft viel Zeit in den Archiven seiner<br />

Heimatstadt London verbringen: Er forscht am<br />

Lehrstuhl für Englische Literatur der Moderne von<br />

Professor Christoph Bode zu den britischen Schriftstellern<br />

Henry Crabb Robinson (1775-1867) und<br />

Samuel Taylor Coleridge (1772-1834), die beide<br />

bei Aufenthalten in Deutschland die idealistische


Philosophie kennengelernt und – zumindest im Falle von Coleridge<br />

– durch deren Popularisierung in England wichtige Impulse für die<br />

englische Romantik gegeben haben. Vigus’ Augenmerk liegt jetzt auf<br />

Crabb Robinson, dessen Werk – vornehmlich Tagebücher und Reiseberichte<br />

– bisher wenig erschlossen ist. „Ich möchte das Material<br />

edieren und dann unter anderem untersuchen, wie stark Robinsons<br />

bahnbrechende Auslegungen in der englischen Geistesgeschichte<br />

aufgenommen worden sind.“<br />

Professor Christoph Bode kennt den jungen Wissenschaftler schon<br />

länger und sieht es als folgerichtig an, dass er jetzt an der LMU ist:<br />

„Seit Jahren forschen wir schwerpunktmäßig zu britischer und europäischer<br />

Romantik. In aller Bescheidenheit wird man sagen dürfen:<br />

Es gibt außerhalb Großbritanniens keinen besseren Standort für die<br />

Durchführung seines Projektes als die LMU.“<br />

groSSeS leiStUNgSSpektrUM<br />

Cecilia Muratori und James Vigus sind zwei von insgesamt 16 Geistes-<br />

und Sozialwissenschaftlern mit einem Research Fellowship an der<br />

LMU. Im Gegensatz zu den sieben Forschern aus den Naturwissenschaften<br />

und der Medizin ein deutlicher Überhang: „Wir haben<br />

dieses Programm ganz bewusst für alle Fachrichtungen angelegt.<br />

Und die Struktur mit den 2 plus 2 Jahren ist vor allem für Geistes- und<br />

Sozialwissenschaftler sehr attraktiv, da deren Forschungsthemen<br />

zumeist auf längere Zeiträume angelegt sind“, sagt LMU-Vizepräsident<br />

Dr. Sigmund Stintzing.<br />

Die 21 erfolgreichen Forscherinnen und Forscher, die aus über<br />

160 Bewerbungen ausgewählt wurden, können zu Recht stolz auf<br />

sich sein, denn das Bewerbungsverfahren war sehr anspruchsvoll,<br />

schließlich, so Susanne Weber, sollen sie exzellent sein: „Nach einer<br />

formalen Prüfung wurden die Bewerbungen an den Forschungsausschuss<br />

der LMU weitergeleitet, ein Beratungsgremium der Hochschulleitung,<br />

dem hochrangige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

der LMU sowie externe europäische Expertinnen und Experten<br />

angehören. Es wurde ein Ranking erstellt und auf Basis der<br />

Empfehlungen des Ausschusses wurden die Kandidaten von der<br />

Hochschulleitung ausgewählt“, umreißt sie das Auswahlverfahren.<br />

Zwar sind die Research Fellowships auf maximal vier Jahre begrenzt,<br />

aber die Nachwuchsforscher haben enorme Vorteile durch das Pro-<br />

gramm: Sie können ein selbst definiertes Forschungsthema bearbeiten<br />

und genießen die Betreuung und die wissenschaftliche Anbindung<br />

an die LMU durch ihre Support Professoren. Zudem dürfen sie<br />

auch Lehrveranstaltungen halten und als Mitglieder des Center for<br />

Advanced Studies (CAS) der LMU dessen Leistungsspektrum nutzen<br />

– etwa bei der Organisation von Veranstaltungen, Workshops sowie<br />

Summerschools oder beim Handling von administrativen Belangen.<br />

Dabei profitieren nicht nur die Fellows, sondern vor allem auch die<br />

LMU. Vizepräsident Stintzing: „Zunächst bringen die Research<br />

Fellows viele neue Ideen und geben so auch der Forschung an der<br />

LMU wichtige Impulse. Zum anderen hoffen wir natürlich, dass aus<br />

den Fellowships Kooperationen entstehen, die auch über die vierjährige<br />

Förderung hinausreichen. Um dies zu unterstützen, stellen<br />

wir auch für die Zeit danach noch Mittel zum Beispiel für gemeinsame<br />

Veranstaltungen und Workshops bereit. Natürlich können wir<br />

so auch die internationale Sichtbarkeit der LMU erhöhen.“<br />

Für die Support Professoren und ihre Einrichtungen bedeuten die<br />

hoch motivierten Jungforscherinnen und -forscher zudem eine<br />

enorme Bereicherung. So für Professor Dario Leister vom Lehrstuhl<br />

für Molekularbiologie der Pflanzen (Botanik) am Department Biologie<br />

I. Er ist Support Professor für Dr. Noa Sela, eine Bioinformatikerin<br />

aus Israel: „Bioinformatiker in unserem Bereich sind eher<br />

selten“, sagt er. Noa Sela bringe einen neuen Aspekt in die Forschung<br />

seiner Arbeitsgruppe. Die 36-jährige forscht zu „Alternative Splicing“,<br />

das die Fähigkeit eines Gens beschreibt, mehr als ein Protein<br />

zu produzieren. Noa Sela hatte in Israel bereits Gene von Menschen<br />

und Mäusen untersucht und erweitert dies jetzt auf die Pflanzen – ein<br />

bisher wenig erforschtes Gebiet.<br />

Noa Sela und ihr Mann, der seit zwei Jahren am Max-Planck-Institut<br />

für Quantenoptik forscht, wollen später wieder in ihre Heimat zurück:<br />

„Mein Forschungsgebiet hat in Israel enorme Zukunft“, sagt sie, weswegen<br />

sie hofft, dort eine wissenschaftliche Karriere zu machen.<br />

Sie sieht ihr Fellowship als große Chance und will mit den Forschern<br />

am Lehrstuhl von Dario Leister auf jeden Fall in Kontakt bleiben. Er<br />

ist sicher: „Die Fellowships sind eine großartige Möglichkeit für die<br />

Nachwuchsforscher und eine sehr effiziente Verwendung von<br />

Exzellenzmitteln.“<br />

■ cg<br />

MUM 01 | 2010 profile<br />

11


profile<br />

12<br />

MUM 01 | 2010<br />

Wenn der Alltag plötzlich beschwerlich wird, dann weiß Heiko<br />

Schmidt, dass er wieder ganz weit im osten ist. Vom mondänen<br />

Studienstandort <strong>München</strong> zum Auslandssemester ins russische<br />

orenburg kurz vor Kasachstan zu kommen, ist wie ein Sprung<br />

ins kalte Wasser. Doch es lohnt sich, die russische Sprache zu<br />

lernen – besonders wenn das der Beginn einer besonderen<br />

freundschaft ist.<br />

Nach dem fünften Semester hat Heiko Schmidt seine Koffer in <strong>München</strong><br />

gepackt. Ins mehr als 3.000 Kilometer entfernte Orenburg sollte<br />

es gehen. Ein halbes Jahr wollte er Russisch und osteuropäische Geschichte<br />

an der dortigen Staatlichen <strong>Universität</strong> studieren. „Ein Experiment<br />

– aus reiner Neugierde wollte ich dahin“, kommentiert der<br />

27-Jährige, der mittlerweile schon im neunten Semester Geschichte<br />

an der LMU studiert und die Nebenfächer Südosteuropäische Geschichte<br />

sowie Slavistik belegt. Kaum einen Studierenden aus Westeuropa<br />

zieht es in Richtung Orenburg, die meisten entscheiden sich<br />

doch eher für Moskau oder St. Petersburg, weil sie dort neben viel<br />

Kultur auch eine gute Infrastruktur und weniger Probleme mit Land<br />

und Sprache erwarten.<br />

Doch auch Heiko Schmidt kann sich nicht beklagen. In der 650.000<br />

Einwohner zählenden Provinzhauptstadt Orenburg ist auch er auf<br />

reichlich kulturelles Leben und gastfreundliche, hilfsbereite Menschen<br />

gestoßen. Allerdings: „Der Alltag stellt einem viele kleine Aufgaben“,<br />

sagt der Student. Nur zur Post zu gehen, um einen Brief<br />

aufzugeben, sei schon wegen mangelnder Sprachkenntnisse ein<br />

schwieriges Unterfangen. „Alle Deutschen, die ich getroffen habe,<br />

empfanden das alltägliche Leben als beschwerlich“, erzählt er. Gerade<br />

wenn am Anfang die Wörter noch nicht so schnell und unkompliziert<br />

über die Lippen kommen wollen. Die Grammatik hatte Heiko<br />

Schmidt an der heimischen <strong>Universität</strong> zwar gepaukt und auch ein<br />

POPULäRE SPRAcHEN TEIL 3<br />

Von Der lMU in Die Welt:<br />

Wo VätercHen<br />

froSt zU HAUSe iSt<br />

vorgeschobener Sprachkurs in der einstigen russischen Hauptstadt<br />

Sankt Petersburg sollte zur Vorbereitung dienen, aber „man lernt das<br />

Sprechen erst wirklich vor Ort und über einen längeren Zeitraum“.<br />

Dass Heiko Schmidt seine Sache gut gemacht haben muss, bestätigt<br />

ihm wenige Wochen nach seiner Rückkehr aus Orenburg eine Kommilitonin,<br />

mit der er zusammen in einem Seminar über russische<br />

Rockmusik sitzt. „In der Bibliothek hat sie mich auf Russisch angesprochen,<br />

ob ich sozusagen ein Landsmann sei.“ Große Verblüffung<br />

bei der 23-jährigen Anastasia Meermann, als sie erfährt, dass der<br />

junge Mann trotz seiner deutschen Herkunft fast akzentfrei Russisch<br />

spricht. Verblüffung auch bei Heiko Schmidt, denn seine Kommilitonin<br />

schaltet vom fließenden Russisch ins akzentfreie Deutsch um,<br />

obwohl sie aus Russland stammt. Und so tauschen die beiden ihre<br />

Geschichten aus.<br />

Anastasia kam im Alter von neun Jahren nach Deutschland. Ihre<br />

Familie mit deutschen Wurzeln wollte in das Heimatland ihrer Vorfahren<br />

zurückkehren. „Vor 200 Jahren war Deutschen in Russland<br />

Land zum Kultivieren angeboten worden, auch meinen Urahnen.“<br />

Für Anastasia war der Umzug zuerst in den Hunsrück und dann nach<br />

Ingolstadt eine große Umstellung. Als sie mit neun Jahren ankam,<br />

konnte sie gerade einmal ihren Namen und ihr Alter auf Deutsch sagen.<br />

Sie beginnt in einer deutschen Schule zu lernen und muss sich<br />

wohl oder übel verständigen. „Im Umgang mit anderen Kindern lernt<br />

sich die Sprache fast wie von selbst.“ Innerhalb kürzester Zeit fühlt<br />

sie sich in Deutschland zu Hause. Die Liebe zu ihrer Muttersprache<br />

und zur russischen Kultur geht dennoch nicht verloren.<br />

Als die Studienwahl ansteht, ist es eher Zufall, dass die LMU in <strong>München</strong><br />

Anastasias akademische Heimat wird. Darüber ist sie heute<br />

froh, da sie eine Fächerkombination studiert, die so nur an wenigen


Hochschulen deutschlandweit möglich wäre. Sie hat sich für Russistik,<br />

Ukrainisch und Bulgarisch entschieden. Wer denkt, dass ihr die<br />

unterschiedlichen Sprachen nur so zufliegen, der irrt. Sowohl Bulgarisch<br />

als auch Ukrainisch unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht<br />

vom Russischen und „grammatikalisch richtig zu sprechen, ist auch<br />

für mich als russische Muttersprachlerin schwierig“.<br />

Mittlerweile ist aus der Freundschaft zwischen den beiden mehr geworden.<br />

Nun planen sie auch eine gemeinsame Reise durch Russland.<br />

Sie sehen sich im Kino russische Filme an, hören russische Musik,<br />

lesen russische Literatur. Die zwei Nationalitäten sind kein Problem:<br />

„rUSSiScH iSt gAnz<br />

UnD gAr nicHt VerStAUBt“<br />

ilja Kukuj ist Koordinator für den Sprachunterricht russisch am<br />

institut für Slavische philologie der lMU.<br />

MUM: Herr Kukuj , wer spricht die Sprache?<br />

Kukuj: Russisch wird von über 160 Millionen Menschen als Muttersprache<br />

gepflegt, dazu kommen über 110 Millionen Zweitsprachler.<br />

Damit gehört Russisch zu den TOP 5 der Weltsprachen. Außer<br />

Russland und Weißrussland wird Russisch in einigen ehemaligen<br />

Republiken der Sowjetunion wie Kasachstan, Kirgisien, in Teilen<br />

Moldawiens und der Ukraine als zweite Amtssprache anerkannt.<br />

MUM: Wie kann man die Sprachkenntnisse an der LMU erwerben?<br />

Kukuj: Russisch wird am Institut für Slavische Philologie als sprachpraktischer<br />

Teil des BA-Hauptfaches „Slavistik“ angeboten. Auch im<br />

Rahmen des breiten Nebenfaches „Sprache, Literatur, Kultur“ sowie<br />

als Hörer anderer Fakultäten kann man an einem Sprachkurs für<br />

Nichtslavisten Russisch erlernen. Das Lehrprogramm reicht von den<br />

Grundkursen bis zu den verschiedenen thematischen Veranstaltungen<br />

zu einzelnen praktischen Aspekten der modernen russischen Sprache.<br />

MUM: Was macht die Sprache so besonders?<br />

Kukuj: Auf den ersten Blick fällt sofort das andere Alphabet, das<br />

sogenannte „Kirillica“ mit 33 Buchstaben auf, das sehr schnell<br />

erlernt werden kann. Etwas mehr Schwierigkeiten machen die<br />

im Deutschen nicht vorhandenen Phoneme und ihre Kombinationen<br />

sowie spezifische grammatische Kategorien. Zwischen<br />

dem Deutschen und Russischen gibt es aber auch mehr Gemeinsamkeiten<br />

als man erwartet, sodass Russisch nach einer<br />

kurzen Gewöhnungsphase sehr attraktiv und zugänglich wird.<br />

MUM: Wann hat sich die Sprache ursprünglich herausgebildet?<br />

Kukuj: Russisch hat sich zusammen mit der ukrainischen und<br />

weißrussischen Sprache im 14. bis 15. Jahrhundert aus der „altrussischen“<br />

westslavischen Sprache herauskristallisiert. Die moderne<br />

russische Sprache, so wie wir sie heute kennen, hat sich zu Beginn<br />

des 19. Jahrhunderts etabliert. Seitdem hat sich trotz der allgemein<br />

dynamischen Entwicklung der Sprache nicht sehr viel geändert.<br />

„Wir kennen beide Seiten, können viel miteinander über Russland<br />

und Deutschland reden und verstehen uns gut“, sagt Anastasia Meermann.<br />

Und Heiko Schmidt fügt hinzu: „Mich zieht es seit meinem<br />

Auslandssemester immer wieder Richtung Osten.“ Spätestens nächsten<br />

Sommer geht es in den Kaukasus zwischen Schwarzem und<br />

Kaspischem Meer. Darauf freuen sich die beiden schon sehr.<br />

■ hei<br />

MUM: Wie lange dauert es durchschnittlich, bis man den Grundwortschatz<br />

auch anwenden kann?<br />

Kukuj: Nach anderthalb bis zwei Jahren hat man einen Wortschatz,<br />

mit dem man in alltäglichen Situationen gut zurechtkommen kann.<br />

Nach dieser Phase ist ein Aufenthalt in Russland von mindestens ein<br />

paar Monaten sehr empfehlenswert, da man die Hürde zwischen dem<br />

passiven und aktiven Sprachgebrauch am besten dort überwindet,<br />

wo nur Russisch gesprochen wird.<br />

MUM: Warum lohnt es sich, diese Sprache heutzutage zu erlernen?<br />

Kukuj: Außer den engen ökonomischen Verbindungen zwischen<br />

Deutschland und Russland ist es vor allem die fantastische russische<br />

Literatur, deren begeisterte Rezeption in Deutschland eine lange Tradition<br />

hat. Man soll aber Russisch keinesfalls als eine verstaubte<br />

Sprache betrachten – gerade jetzt, nach der Öffnung Russlands zum<br />

Westen und nach der Perestrojka, entwickelt sich die Sprache unglaublich<br />

rasant und macht die Beschäftigung mit dem sprachlichen<br />

Alltag spannend und unterhaltsam.<br />

An der LMU ist das Sprachenangebot so vielseitig wie an kaum<br />

einer anderen Hochschule in Deutschland. Fast 70 Sprachen kann<br />

man hier erlernen. In der Serie stellt MUM jeweils eine Sprache<br />

mit Hintergründen und Beispielen vor.<br />

MUM 01 | 2010 profile<br />

13


MUM 01 | 2010 profile<br />

14<br />

PINNWAND IM FOyER DER MENSA<br />

Meer Der MöGlichKeiten<br />

Studierende durchsuchen Anzeigen heute vor allem virtuell im<br />

internet. eine erfolgreiche Ausnahme ist das weitläufige Stellwandsystem<br />

im foyer der Mensa an der leopoldstraße: Dort<br />

rauscht es nur so vor papiernen Annoncenzetteln. Seit dem Bau<br />

der Mensa vor rund 30 Jahren wird hier von Studienteilnehmern<br />

über WG-Mitbewohner, Komparsen und Sprachaustausch bis hin<br />

zum Dirndl alles nur Denkbare gesucht und geboten. Die MUM<br />

spürte den Geschichten hinter einigen Anzeigen nach.<br />

Wenn Elena Heckel nach Anregungen sucht, macht sie sich auf zum<br />

Mensagebäude hinter dem „Schweinchenbau“ der LMU. Dort kämpfen<br />

Zettelannoncen in einem Meer aus Wörtern und Bildern um Aufmerksamkeit<br />

– an der blauen Wand des riesigen Stellwandsystems<br />

im Erdgeschoss. Die junge Frau ist hier schon vielfach fündig geworden:<br />

„Ich habe kurzfristige Jobs gefunden, Tandempartner für Sprachen,<br />

Kontakt zu einer Elterngruppe, verschiedene Kurse und Möbel,<br />

Übersetzungen, medizinische Tests und vieles mehr.“ Mit einem Tandempartner<br />

aus Italien ist sie heute noch befreundet. Einmal half sie<br />

einem Apotheker beim Umzug – für 15 Euro die Stunde. „Das war<br />

für mich als Studentin viel Geld!“ In ihren Unizeiten verkaufte sie<br />

zudem einige Bücher, fand für einen Freund eine Wohnung und für<br />

sich selbst einen Nachmieter.<br />

„Die Wände“, so Dr. Anke van Kempen, Sprecherin des Studentenwerks<br />

<strong>München</strong>, „sind meines Wissens seit der Eröffnung der Mensa<br />

vor über 30 Jahren da und gehörten mit zum Konzept. Grundsätzlich<br />

sind sie frei und offen zugänglich, bis auf diejenigen, die von der<br />

Deutschen Hochschulwerbung (DHW) an kommerzielle Anbieter verpachtet<br />

werden. Diese sind mit einem Schild gekennzeichnet.“ Die<br />

DHW achte auch darauf, dass keine kommerziellen Anbieter an den<br />

Wänden plakatierten, die für die Studierenden und ihre Zettel reserviert<br />

sind. „In den Semesterferien gehen unsere Hausmeister dann<br />

einmal drüber und entfernen alles“, so van Kempen. Es gehe aber<br />

„ziemlich schnell“, bis die Wand anschließend wieder voll und die<br />

blaue Farbe des Holzes fast nicht mehr zu sehen sei.<br />

GeBoten: BASKiSch-DeUtSche GeSpräche<br />

Zweisprachig kommt etwa die Annonce von „Mikel“ daher: Auf<br />

Deutsch und Baskisch beschreibt er den Wunsch nach einem Tan-<br />

demprojekt, also einem Sprachaustausch. Per E-Mail erklärt er: „Ich<br />

komme aus dem Baskenland und spreche Baskisch als Muttersprache<br />

– eine komische und isolierte Sprache am Atlantik, zwischen<br />

Spanien und Frankreich.“ Vor zwei Jahren kam Mikel für ein Erasmussemester<br />

an die Technische <strong>Universität</strong> <strong>München</strong>. Seit einem<br />

Jahr arbeitet er hier als Ingenieur. „Obwohl ich nach dieser Zeit<br />

schon genügend gut Deutsch kann (weil viele von meinen Freunden<br />

deutsch sind)“, schreibt er, „habe ich Lust, ab und zu meine Muttersprache<br />

zu verwenden.“ Da er wusste, dass es an der LMU möglich<br />

ist, Baskisch zu lernen, annoncierte er an der Uni-nahen Pinnwand.<br />

„Ich dachte, es wäre eine gute Idee, ein deutsch-baskisches Tandem<br />

zu bilden – oder zumindest origineller als das übliche Deutsch-Spanisch-Tandem.“<br />

Leider ohne Erfolg. „Es hat bisher nicht geklappt;<br />

vielleicht müsste ich bunte Plakate benutzen.“<br />

GeSUcht: StUDienteilnehMer AUS nicht-BAyern<br />

Schlicht und seriös auch die bildlose Anzeige des Instituts für Phonetik<br />

und Sprachverarbeitung der LMU, das um Teilnehmer für<br />

Sprachaufnahmen wirbt. „Die Aufnahmen dienen der Entwicklung<br />

von Sprachtechnologie“, heißt es darin, „z. B. sprachverstehende<br />

Computer oder Geräte, Sprechhilfen für Behinderte, und so weiter.“<br />

Der Hinweis „25 Euro für 55 Minuten!“ scheint Früchte zu tragen,<br />

wie ein Anruf bei Projektleiter Dr. Christoph Draxler zeigt: Bereits<br />

nach kurzer Zeit haben sich 40 Teilnehmer gefunden, 200 werden<br />

gesucht. Dabei kommt es nicht nur auf die Anzahl, sondern vor allem<br />

auf die Mischung an: zwischen Männern und Frauen, Jungen und<br />

Alten, Bayrisch und anderen Sprachfärbungen. Deshalb steht in der<br />

Anzeige: „Sie sind deutscher Muttersprachler, zwischen 16 und 60<br />

Jahre alt und haben die Grundschule in Deutschland, aber nicht in<br />

Bayern besucht.“ Denn: Bayern finden sich auch unter den Kollegen<br />

am Institut – was oft fehlt, sind Teilnehmer aus dem Rest der Republik.<br />

GeBoten: DirnDl<br />

Die Anzeige „Modisches Dirndl zu verkaufen“ verspricht ein kurzes,<br />

hellblaues Kleid mit weißer Schürze, das 29 Euro kosten soll. Getragen<br />

wurde es der Anzeige nach nur einmal, mit dem diskreten Hinweis<br />

„(wegen Gewichtsabnahme)“. Unter der angegebenen Telefonnummer<br />

meldet sich eine junge Frau. Sie hat in den letzten Wochen


etwa 50 Anrufe wegen des Dirndls bekommen –<br />

trotzdem hängt es noch immer in ihrem Schrank.<br />

„Manche haben gefragt, ob ich es auch in anderen<br />

Größen, Farben oder Ausführungen habe. Als wäre<br />

ich eine professionelle Händlerin...“ Eine Schneiderin<br />

rief an, die anbot, das Kleid zu ändern und<br />

der aktuellen Körpergröße anzupassen. Und es<br />

kamen „unseriöse Anrufe“ zwielichtiger Herren.<br />

„Ich würde nichts mehr an diese Pinnwand hängen“,<br />

sagt die junge Frau, die ihren Namen nicht<br />

nennen möchte.<br />

GeSUcht: MoDelS, Die Wie StUDentinnen<br />

AUSSehen<br />

Wer „optisch einer möglichst typischen Studentin“<br />

entspricht, dem werden auf einem anderen Zettel<br />

30 Euro für ein Fotoshooting geboten. „Suche<br />

Studentin für Fotoshootings zu Themen wie Studieren,<br />

Studentin, <strong>Universität</strong>, Lernen auch im<br />

Sommer, Freizeit, etc. Für seriöse Bildagentur.“<br />

Das Modell sollte rund 20 Jahre alt sein und eventuell<br />

eine Brille tragen. Eine Mail an die angegebene<br />

Adresse zeigt: Wolfgang Demmel ist erstaunt,<br />

dass seine Anzeige noch hängt. „Ich hatte sie irgendwann<br />

in den Sommerferien dort hingehängt<br />

und hätte fast erwartet, dass sie längst überplakatiert<br />

oder abgerissen ist.“ Demmel ist Lehrer an<br />

einer Fachoberschule – und fotografiert nebenher<br />

für verschiedene Bildagenturen. „Ich wollte es mal<br />

mit dem Thema ,Bildung’ versuchen“, erklärt er.<br />

„Um eine Studentin darzustellen, müsste sie zum<br />

Beispiel Utensilien wie Bücher, Laptop oder eben<br />

eine Brille tragen.“ Dabei betont er, „dass das absolut<br />

seriös ist“. Gefunden hat sich bisher keine<br />

Studentinnendarstellerin.<br />

GeBoten: iSlänDiScher MitBeWohner<br />

Andri aus Höfn in Island sucht ein WG-Zimmer. Zur<br />

Anzeige hat er ein Foto von sich im Fußballtrikot<br />

gestellt und schreibt: „Ich bin sehr umgänglich,<br />

habe schon WG-Erfahrung, bin nicht sonderlich<br />

anspruchsvoll, was die Wohnung angeht – und sehr<br />

selten (Es gibt nur 320.000 Isländer!).“ Auf eine<br />

E-Mail hin resümiert Andri: „Die Suche war leider<br />

erfolglos. Ich bekam überhaupt keine E-Mails mit<br />

Zimmerangeboten, aber ein Sprachenlehrer wollte<br />

sich mit mir treffen, um Isländisch von mir zu lernen<br />

und mir Deutsch beizubringen.“ Ein paar Mal<br />

schrieben die beiden hin und her und planten<br />

schon ein Treffen – doch irgendwann meldete sich<br />

der Interessent nicht mehr. „Ein Zimmer habe ich<br />

jetzt aber trotzdem“, schreibt Andri, „weil meine<br />

Freundin eine Anzeige für ein WG-Zimmer für<br />

mich gefunden hat.“<br />

GeSUcht: KoMpArSen<br />

Auch Elena Heckel annonciert zuweilen selbst.<br />

Zum Beispiel sucht sie als „Scout“ für eine große<br />

Komparsenagentur Studierende, die zum Film wollen.<br />

Dafür erhält sie ein Vermittlungshonorar. Die<br />

Streifen mit Telefonnummern unter ihrem Zettel<br />

„Jobs im TV“ sind allesamt abgerissen. „Hallo“,<br />

hatte sie unter einer knallig-orangefarbenen Überschrift<br />

geschrieben, „wolltest Du schon immer einmal<br />

für Kino- und Fernsehfilme, TV-Serien oder<br />

Werbung tätig sein und dabei auch noch Geld verdienen?“<br />

Sie selbst ist auch Komparsin bei dieser<br />

Agentur und war schon in etwa 40 Produktionen<br />

zu sehen. „Bei Serien wie ,Marienhof’, ,Sturm der<br />

Liebe’ oder ,Dahoam ist Dahoam’. Im Fernsehen<br />

hat sie auch schon eine Krankenschwester gegeben<br />

und eine Ärztin. „Und ich bin drei Mal umgebracht<br />

worden.“ Die Studenten in der Mensa seien<br />

für sie die perfekte Zielgruppe – „weil sie oft zuverlässig,<br />

pünktlich, gut aussehend und zeitlich flexibel<br />

sind.“ ■ ajb<br />

MUM 01 | 2010 profile<br />

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MUM 01 | 2010 proFIlE<br />

16<br />

Studierende und solche, die es werden wollen, finden künftig 32<br />

Stunden pro Woche Gehör für ihre Anliegen und Anfragen rund<br />

ums Studium: Mit dem Studien-Informations-Service (SIS), der am<br />

1. Februar startet, werden die Sprechzeiten per Telefon und E-Mail<br />

von Studienberatung und Studentenkanzlei deutlich ausgebaut.<br />

Der Anrufer hatte gerade seine letzte Prüfung für das Diplom: Mathematik.<br />

Das Ergebnis: leider durchgefallen und zwar endgültig,<br />

denn es war schon der zweite Versuch. Er ist verzweifelt. War es das<br />

mit dem Studium? Leonie Laskowski erläutert ihm ruhig und freundlich,<br />

dass es durchaus noch Chancen gibt, zu akademischen Würden<br />

zu gelangen. Zum Beispiel könnte er in einen anderen Studiengang<br />

wechseln. Das müsste nicht einmal ein anderes Fach sein. Es könnte<br />

schon reichen, wenn er eine andere Abschlussart wählt, etwa von<br />

Diplom auf Bachelor. Es ist also noch nicht alle Hoffnung verloren –<br />

der Anrufer scheint beruhigt, Leonie Laskowski legt auf.<br />

Die Studentin der Theaterwissenschaft im siebten Semester arbeitet<br />

seit Januar 2009 in der Zentralen Studienberatung (ZSB) der LMU<br />

und gehört damit zu den dienstältesten Hilfskräften des Studien-Informations-Service,<br />

kurz SIS. Offiziell gibt es diesen Service erst ab<br />

dem 1. Februar 2010, aber schon jetzt läuft die Pilotphase, in der die<br />

SIS-Hilfskräfte nach umfangreichen Schulungen und Trainings ihre<br />

ersten Telefonkontakte mit „echten“ Anrufern haben.<br />

Der Studien-Informations-Service ist künftig erster telefonischer<br />

Anlaufpunkt für Studierende und Studieninteressierte und bündelt<br />

zunächst die Beratungsleistungen von ZSB und Studentenkanzlei.<br />

Im Laufe des Jahres soll auch noch das Referat für Internationale<br />

Angelegenheiten dazukommen.<br />

„Die Verbesserung des Service ist enorm“, sagt Christian Hörmann,<br />

der verantwortlich ist für den Aufbau des SIS. Er verweist auf die bisherigen<br />

Gesprächszeiten der Studienberatung, die telefonisch täglich<br />

nur von 9.00 bis 12.00 Uhr erreichbar war und in der höchstens zwei<br />

Mitarbeiter die Anfragen bearbeiteten. Bei der Studentenkanzlei beschränkten<br />

sich die Telefonsprechzeiten aus Kapazitätsgründen auf<br />

drei Stunden pro Woche. Im SIS sind künftig die Ansprechpartner<br />

montags bis donnerstags von 9.00 bis 16.00 und am Freitag von 9.00<br />

bis 13.00 Uhr erreichbar, zudem können zehn oder mehr Mitarbeiter<br />

gleichzeitig Anfragen beantworten. „Wir haben die Kapazitäten geradezu<br />

vervielfacht“, freut sich Hörmann. Dabei sollen die Hilfskräfte<br />

vor allem die Standardanfragen abfangen und beantworten. Die<br />

STUDIEN-INFORMATIONS-SERVICE<br />

WEnn dEr STudEnT nur<br />

EInMAl KlInGElT<br />

Angestellten von ZSB und Studentenkanzlei können sich dadurch<br />

gezielt mit den schwierigeren und komplizierteren Beratungsanfragen<br />

in einem „Backoffice“ befassen.<br />

Dennoch ist die Arbeit der Hilfskräfte, die alle auch ganz normal<br />

studieren, alles andere als trivial und weit entfernt von dem Vorurteil,<br />

das üblicherweise die Tätigkeiten des klassischen Hiwi-Nebenjobs<br />

beschreibt – kopieren nämlich oder das Zusammenstellen von Büchern<br />

für den Semesterapparat in der Bibliothek.<br />

AuSbIldunG FErn dES KlISchEES<br />

„Die Ausbildung unserer Hilfskräfte ist sehr anspruchsvoll und nimmt<br />

viel Zeit in Anspruch“, sagt Christian Hörmann. Das Programm umfasst<br />

unter anderem Rechercheaufgaben, Schulungen etwa in Gesprächsführung<br />

und -psychologie und schließlich die inhaltliche Arbeit<br />

mit konkreten Anfragefällen. Die Studierenden hospitieren am<br />

Telefon, hören zu, wie die erfahrenen Studienberater mit Anfragen<br />

umgehen, müssen ihrerseits telefonieren; wenn sie mal nicht weiterwissen,<br />

greifen die Profis ein und übernehmen das Gespräch.<br />

Bei diesem strammen Ausbildungspensum ist eine gewisse Kontinuität<br />

in der Beschäftigung gefragt: „Wir legen Wert darauf, dass die<br />

Studierenden wenigstens ein Jahr bei uns bleiben“, sagt Eva Vogel,<br />

die im kommenden Jahr die Leitung des SIS übernehmen wird und<br />

auf ein umfassendes, in Deutschland und England erworbenes Knowhow<br />

in Sachen Studienberatung zurückgreifen kann. Ein Jahr sei zwar<br />

auch nicht wirklich lange, aber man müsse den veränderten Strukturen<br />

durch die neuen Studiengänge Rechnung tragen. Vogel macht sich<br />

indes keine Sorgen – die Hilfskräfte seien hoch motiviert und voll bei<br />

der Sache und deswegen auch sehr treu: „Das liegt sicherlich auch<br />

an der anspruchsvollen Tätigkeit“, meint Vogel. Dieser Anspruch war<br />

auch für Franziska Städtler ein Grund, sich beim SIS zu bewerben. Ihr<br />

voriger Job hat die Studentin für Lehramt in Deutsch und Latein nicht<br />

ausgefüllt: „In einem Schnellrestaurant zu arbeiten ist keine wirkliche<br />

Herausforderung“, meint sie. Gereizt an der neuen Tätigkeit hat sie<br />

vor allem die Möglichkeit, das Wissen, das sie sich während ihrer<br />

eigenen Studieninfophase angeeignet hat, zu vertiefen und an andere


3 neben den deutlich erweiterten Telefonsprechzeiten und An-<br />

fragemöglichkeiten per E-Mail bleibt natürlich auch die Infothek<br />

der Zentralen Studienberatung ein Anlaufpunkt für alle, die ihre<br />

Anfrage vis-á-vis stellen möchten.<br />

weiterzugeben. Sie plant deswegen, auf jeden Fall länger im SIS zu<br />

arbeiten. Und auch für Leonie Laskowski ist klar: „Ich bleibe hier noch<br />

für den Rest meines Studiums.“ Sie hat schon einige Erfahrung und<br />

behandelt die Anfragen mit der entsprechenden Souveränität. Dabei<br />

hat sie auch gelernt, mit aufgebrachten und unverschämten Anrufern<br />

umzugehen: „Man darf das nie persönlich nehmen“, sagt sie. „Die<br />

Leute sind ja nicht auf mich sauer, sondern auf den Umstand, dass<br />

man ihnen gerade nicht die Auskunft geben kann, die sie hören wollen.“<br />

Und es gäbe durchaus auch solche, die für ihre Situation selbst<br />

verantwortlich seien, die Schuld aber auf die Uni abwälzten.<br />

Zusammen mit 15 Kommilitoninnen und zwei Kommilitonen arbeitet<br />

sie im SIS – im kommenden Jahr, zu den Spitzenzeiten, sollen noch<br />

einmal sechs dazukommen. „Wenn die Bewerbungsfristen laufen,<br />

haben wir am Vormittag unzählige Anrufe – man legt auf und hebt<br />

wieder ab“, sagt die Studentin.<br />

Finanziert wird der SIS größtenteils aus Studienbeiträgen, wobei die<br />

technische Ausstattung durch die LMU-eigenen Techniker realisiert<br />

werden konnte. „Die Fernmelde- und EDV-Techniker der LMU haben<br />

hier quasi mit Hausmitteln eine ungleich kostengünstigere Lösung<br />

realisiert, die hervorragend funktioniert“, sagt Eva Vogel. Natürlich<br />

müsse sie sich im Hochbetrieb bewähren – da würden jetzt noch die<br />

Erfahrungswerte fehlen. Aber Hörmann und Vogel sind optimistisch,<br />

dass nicht nachgerüstet werden muss.<br />

Erfahrungswerte gilt es auch bei der Erstellung der Dienstpläne zu<br />

sammeln. Schließlich muss Katrin Krommer, die das Office organisiert<br />

und für die Pläne verantwortlich ist, sicherstellen, dass die Besetzung<br />

während der Sprechzeiten ausreichend ist, dabei aber auch<br />

die Arbeitszeitpräferenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

berücksichtigen – schließlich gehen alle einem Studium nach. Und<br />

gerade das ist der Vorteil an diesem Hiwi-Job: Es gibt keine starren<br />

Zeiten und er lässt Möglichkeiten zur flexiblen Zeitgestaltung: „Man<br />

kann zwischen zwei Vorlesungen durchaus mal eine Stunde Anfragen<br />

bearbeiten und abends noch E-Mails beantworten“, sagt Eva Vogel.<br />

Bei allen Herausforderungen ist natürlich eines ganz wichtig: „Unsere<br />

SIS-Hiwis sind im Prinzip der Punkt, an dem Studieninteressierte<br />

zum ersten Mal mit der Uni in Kontakt treten.“ Und dabei seien positive<br />

Erfahrungen enorm wichtig. „Deswegen sind Freundlichkeit und<br />

Kontaktfreudigkeit allererstes Gebot“, sagt Vogel. Wenn es danach<br />

geht, haben die Studienberater bei ihrer Auswahl ein glückliches<br />

Händchen gehabt: Begeisterung und Freundlichkeit ist allen Mitarbeitern<br />

zu eigen. Leonie Laskowski meint: „Man muss halt ein bisschen<br />

Charme haben.“ ■ cg<br />

Studien-Informations-Service der LMU<br />

Telefonsprechzeiten ab 1. Februar 2010:<br />

Mo. – Do.: 9.00 – 16.00 Uhr, Fr.: 9.00 – 13.00 Uhr<br />

Tel.: +49 (0) 89 / 21 80 - 90 00<br />

E-Mail-Anfrageformular unter: www.lmu.de/studienanfrage<br />

Infothek der Zentralen Studienberatung, <strong>Ludwig</strong>st. 27, Raum G 109<br />

Sprechzeiten ohne Terminvereinbarung:<br />

Mo. – Fr.: 9.00 – 12.00 Uhr, Di., Mi., Do.: 13.00 – 16.00 Uhr<br />

Sprechzeiten der Studentenkanzlei: Mo. – Mi., Fr.: 8.30 – 11.30 Uhr,<br />

Do.: 13.30 – 15.00 Uhr<br />

MUM 01 | 2010 proFIlE<br />

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MUM 01 | 2010 profile<br />

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ZEHN JAHrE KLINIKUM DEr UNIVErSITÄT MüNCHEN<br />

In schwIndelerregendem Tempo<br />

lMU-grüne luftballons am blauen oktoberhimmel<br />

über <strong>München</strong>. Damit feierten die innenstadtkliniken<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>München</strong> und das<br />

Klinikum Großhadern ihre gemeinsamen zehn<br />

Jahre seit der fusionierung 1999. Die Tradition<br />

der Medizin an der lMU hat damit in den 537<br />

Jahren ihres Bestehens eine neue Dimension<br />

erreicht. An Zukunftsvisionen mangelt es den<br />

<strong>München</strong>er Medizinern nicht – und gerade die<br />

vergangenen zehn Jahre zeigen, dass eine<br />

Vision manchmal in schwindelerregendem<br />

Tempo Wirklichkeit werden kann.<br />

Es dreht sich alles, die Erde schwankt, der<br />

Boden gibt nach. Was sich anhört wie die<br />

Beschreibung eines Erdbebens, können<br />

Schwindelsymptome sein. Jeder zehnte<br />

Patient in einer Allgemeinarztpraxis klagt<br />

heute darüber. Damit gehört Schwindel zu<br />

den häufigsten Krankheitserscheinungen.<br />

Viele Betroffene gehen von Arzt zu Arzt ohne<br />

die richtige Diagnose. Am Klinikum der <strong>Universität</strong><br />

<strong>München</strong> entsteht nun ein Forschungs- und<br />

Behandlungszentrum für Schwindel-, Gleichgewichts-<br />

und Augenbewegungsstörungen (IFB).<br />

Unter einem Dach forschen Wissenschaftler<br />

unterschiedlicher Disziplinen und behandeln spezialisierte<br />

Mediziner, um die Situation für Schwindelpatienten<br />

zu verbessern. Ab diesem Frühjahr<br />

sollen jedes Jahr 5.000 Patienten behandelt werden.<br />

Damit ist das Schwindelzentrum ein wichtiger<br />

Baustein der Fusion der klinischen Standorte Großhadern<br />

und Innenstadt, die im Jahr 1999 begann.<br />

„Dass sich interdisziplinäre Zentren bilden, ist ein<br />

starker Trend in der modernen Medizin“, sagt der<br />

Ärztliche Direktor des Uniklinikums, Professor<br />

Burkhard Göke. In einem Atemzug mit dem<br />

Schwindelzentrum kann er eine Handvoll weiterer<br />

Beispiele aufzählen, die das Zusammenwachsen<br />

der beiden Klinikstandorte in Großhadern und in<br />

der <strong>München</strong>er Innenstadt dokumentieren. Das<br />

Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung<br />

beispielsweise, das im Aufbau befindliche Competence<br />

Pneumology Center, das sich der Erforschung<br />

und Behandlung von Lungenerkrankungen<br />

zuwendet, oder das gemeinsam mit weiteren klinischen<br />

und wissenschaftlichen Partnern anvisierte<br />

Deutsche Diabetes-Zentrum. „Mit diesen Einrichtungen<br />

wollen wir unseren Patienten schneller,<br />

strukturierter und transparenter helfen. Zudem<br />

können einer großen Anzahl von Patienten neue<br />

Therapien ermöglicht werden“, sagt Göke.<br />

In den vergangenen zehn Jahren ist es dem Klinikum<br />

gelungen, ein interdisziplinär hochwertiges<br />

medizinisches Angebot in den Bereichen Onkologie,<br />

Herzkreislauf, Neurologie, Kinder- und Jugendmedizin,<br />

Transplantationsmedizin sowie<br />

Stoffwechselerkrankungen zu etablieren. Der Anspruch<br />

aller medizinischen Einrichtungen ist dabei<br />

höchste Qualität: „In der Diagnose, in Vor- und<br />

Nachbehandlung und natürlich während der<br />

ganzen Abläufe rund um eine Therapie“, sagt Göke.<br />

Die <strong>Universität</strong>smediziner haben sich vorgenommen,<br />

jede medizinische Innovation, die es auf<br />

dem Markt gibt, auch abzubilden: „Dafür haben wir<br />

ausreichend viele Patienten, finanzielle Mittel und


Brainpower“, ist sich Göke sicher. Natürlich müssten gute Einrichtungen<br />

gezielt wachsen, um stark zu werden und ein hochwertiges<br />

Angebot am Gesundheitsmarkt liefern zu können. Gern zieht er hier<br />

den Vergleich zwischen Kiosk und Kaufhaus heran. „Wir können in<br />

absehbarer Zeit alles und sind damit dem Kaufhaus näher als dem<br />

kleinen Händler“, so Professor Göke.<br />

So rosig wie heute sah es im Jahr 1999 für beide Standorte nicht aus.<br />

Finanzielle Nöte plagten die Kliniken und waren ein gewichtiges<br />

Argument für die Fusion. Mittlerweile hat sich die wirtschaftliche<br />

Situation wieder entspannt und es stehen bauliche Investitionen von<br />

derzeit 250 Millionen Euro an. Sowohl in der Innenstadt mit der<br />

geplanten Portalklinik als auch in Großhadern mit dem neuen Operations-<br />

und dem Mutter-Kind-Zentrum ist der Ausbau der universitären<br />

Spitzenmedizin auch für die kommenden Jahre beschlossene<br />

Sache. Zügiger als erwartet ist in den letzten zehn Jahren die zweitgrößte<br />

hochschulmedizinische Einrichtung Deutschlands nach der<br />

Charité in Berlin gewachsen.<br />

Auswirkungen haben das Profil und der ruf des <strong>München</strong>er <strong>Universität</strong>sklinikums<br />

natürlich auch auf die Lehre. „Wir merken das besonders<br />

an den besseren Abschlüssen unserer Absolventen und an der hohen<br />

Bereitschaft auswärtiger Studierender, für den klinischen Teil ihrer<br />

Ausbildung nach <strong>München</strong> zu wechseln“, sagt Göke. Auch hier sei es<br />

von Vorteil, dass keine getrennten Fakultäten mit unterschiedlichen<br />

Lehrplänen und Anforderungen mehr bestünden. Die durchdachten<br />

Strategien in der Lehre und der Forschung schlagen sich auch in einigen<br />

angesehenen Hochschulvergleichen nieder. Im Forschungsranking<br />

des Centrums für Hochschulentwicklung wird der Medizin der<br />

LMU besondere Forschungsstärke bescheinigt. Profitiert hätten die<br />

<strong>München</strong>er seit der Fusion vor allem auch durch die Kooperation mit<br />

der renommierten Harvard Medical School – „hier haben wir uns viel<br />

in Sachen Didaktik und Methodik abschauen können“. repetitorien,<br />

Mentorenprogramme, Anleitung für Dissertationsarbeiten und ein<br />

praktisches Ausbildungszentrum sind hier zu nennen.<br />

1 Zum zehnjährigen Bestehen des Klinikums entlassen der<br />

Ärztliche Direktor, professor Burkhard Göke, der Kaufmännische<br />

Direktor, Gerd Koslowski, sowie pflegedirektor peter Jacobs<br />

lMU-grüne luftballons in den Himmel.<br />

Direkt neben den Laboren des IFB befinden sich hier die Behandlungszimmer<br />

der Ärzte. Burkhard Göke: „Forschungsergebnisse<br />

können einerseits direkt dem Patienten zugutekommen, die Mediziner<br />

bringen andererseits ihre Diagnose-, Behandlungs- und Therapieergebnisse<br />

wieder unmittelbar in die Forschung ein. So profitieren<br />

alle, auch die Nachwuchsmediziner. Und wir sind immer auf dem<br />

neuesten Stand.“ ■ hei<br />

Mit der Fusion des Klinikums Großhadern und des Klinikums<br />

Innenstadt im Jahr 1999 ist eine der größten und leistungsfähigsten<br />

<strong>Universität</strong>skliniken in Europa entstanden. Das Klinikum der <strong>Universität</strong><br />

<strong>München</strong>, seit 2006 Anstalt des öffentlichen rechts, hat<br />

sich seither medizinisch, wirtschaftlich und strukturell positiv entwickelt.<br />

45 Fach kliniken, Institute und Abteilungen verfügen über<br />

2.322 Betten. Knapp 500.000 Patienten werden jährlich ambulant,<br />

teilstationär und stationär behandelt. Im Jahr 2008 hat das Klinikum<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>München</strong> mit knapp 9.800 Beschäftigten –<br />

davon rund 1.700 Mediziner – Erlöse in Höhe von 800 Millionen<br />

Euro erwirtschaftet und das Jahr mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen.<br />

In der Erlössumme sind rund 64 Millionen Euro an<br />

eingeworbenen Drittmitteln enthalten. Gemeinsam mit der Medizinischen<br />

Fakultät der LMU werden etwa 5.200 Studierende in<br />

Human- und Zahn medizin ausgebildet.<br />

MUM 01 | 2010 profile<br />

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profile<br />

20<br />

MUM 01 | 2010<br />

Altes Holz als Werkstoff:<br />

Das Kunstwerk „Varioflex“<br />

von 2007 fertigte Seitz aus<br />

einem alten lattenrost. 3<br />

SERIE: VERWALTUnGSKÜnSTLER<br />

Holz und HocHrecHnungen<br />

papier oder Holz – Willi Seitz kann sich für beides begeistern.<br />

Denn werktags erledigt er die vermeintlich nüchterne Schreibtischarbeit<br />

in der Verwaltung der lMU – und wirkt am Wochenende<br />

künstlerisch in seinem Atelier. MUM porträtiert den Künstler,<br />

der zuletzt in der UniGalerie LMU ausstellte. Und beginnt mit<br />

ihm die Serie „Verwaltungskünstler“.<br />

Wer Willi Seitz zu Hause besucht, nimmt vielleicht auf einem seiner<br />

frühen Werke Platz. „Die Bank, auf der Sie sitzen, ist von mir“, sagt<br />

er und fügt bescheiden hinzu: „Ein älteres Stück, aber es hält recht<br />

gut.“ Dabei ist Seitz kein Schreiner. Er ist Leiter des Referats „Sachhaushalt“<br />

in der Verwaltung der LMU – und zudem Künstler. Sein<br />

Künstlername ist bodenständig: Heißt er in der LMU offiziell „Willibald<br />

Seitz“, nennt er sich als Künstler „Willi Ernst Seitz“. Die Holzmöbel<br />

im Wohnzimmer und überall sonst in seinem Haus in<br />

<strong>München</strong>-Solln markierten vor vielen Jahren den Beginn seines<br />

Schaffens mit Holz.<br />

Jetzt sitzt der 53-Jährige in diesem Wohnzimmer und erinnert sich<br />

an die Anfänge seiner künstlerischen Arbeit mit Holz. Zu Hause standen<br />

schon einige selbst geschreinerte Holzmöbel, die er seit den<br />

Achtzigerjahren entworfen hatte, als er um das Jahr 1998 bei<br />

Spaziergängen Hölzer fand. „Überall, wo ich mit meiner Frau und<br />

den beiden Kindern unterwegs war: Im Gebirge, in den Isarauen – der<br />

Süden von <strong>München</strong> gleicht ja zum Teil einem Urwald.“ Wegen „einer<br />

besonderen Form, einer interessanten Struktur“ wurde er auf<br />

Stücke aufmerksam. Zuhause begann er, sie zu bearbeiten. „Ich<br />

versuchte, die Grundform oder Struktur zu belassen, dabei aber<br />

etwas hervorzuheben. Eine besonders interessante Fläche zum<br />

Beispiel, auf der irgendwo ein Ast zum Vorschein kam.“ Auch Steine<br />

interessierten ihn – aber diese fand er eher zufällig oder kaufte sie.<br />

„Ich kombinierte Holz und Stein, um zu sehen, wie sie sich verstärken,<br />

ergänzen oder einen farblichen Kontrast ergeben.“ Allerdings<br />

mussten die Stücke zusammenpassen, das Holz etwa eine natürliche<br />

Mulde haben, in die der Stein hineinpasste. Es sind Stücke, die heute<br />

sein Haus und sein Gartenatelier füllen, über die man immer wieder<br />

mit der Hand streichen möchte, um eine glatte Fläche zu spüren oder<br />

einen kühlen Stein. Die Objekte dieser Phase haben keine bedeutungsschwangeren<br />

Titel, sondern heißen schlicht „Schwemmholz /<br />

Amethyst“ oder „Esche / Malachit“. Beim Betrachter lösen sie oft<br />

Assoziationen aus: Ein Stein sitzt wie eine kleine Haarklammer an<br />

einem runden Holzblock; ein anderer thront wie ein Schiffchen auf<br />

einem gewellten Holz.<br />

Sein heimisches Atelier liegt im Garten des Zweifamilienhauses: ein<br />

ehemaliges Lager, das früher zu einem Besenhandel gehörte. Heute<br />

ähnelt es einer Werkstatt, mit sauber aufgereihten Holzbrettern im<br />

Hintergrund, zwischen denen ein selbst gebautes Kinderbett und<br />

etwa ein Schaukelpferd hervorschauen. Zu Seitz‘ Werkzeugen<br />

gehören Stemmeisen, Hammer, Zange, Holzschlegel, Axt und Handsäge.<br />

„Ich zerteile, zerhacke, zerschneide – wie es mir passt.“ Auch<br />

die Kettensäge kommt zum Einsatz – etwa um einen Blitz in ein Fichtenholzbrett<br />

zu zwingen. Bestimmten Dogmen folgt er nicht: Sein<br />

Werk „Varioflex“ fixierte er mit Dübeln.<br />

Denn irgendwann, erzählt er in seinem Atelier, habe sich die reine<br />

Kombination von Holz und Mineralien erschöpft. Er begann, das Holz<br />

vorsichtig mit Farbe zu ergänzen. „Ich suchte bereits verarbeitetes<br />

Holz und wollte ihm einen neuen Sinn geben.“ Als er und seine Frau<br />

ein neues Bett kauften, brachte er es nicht über sich, das alte gänzlich<br />

zu entsorgen. „Es war unser allererstes Bett, das wir gekauft hatten,


Weitere Informationen und Bilder zur Kunst<br />

von Willi Ernst Seitz gibt es im Internet<br />

unter www.willi-seitz.de.<br />

als wir ganz jung zusammengezogen waren.“ Also<br />

hob er den hölzernen Bettrost auf – und verflocht<br />

dessen Latten zu dem Objekt „Varioflex“.<br />

Alte Palettenfüße aus der Druckerei der Univerwaltung<br />

nahm er ebenfalls mit nach Hause, schnitt<br />

Teile heraus, spaltete kleine Keile ab und fügte sie<br />

zu großen Tafelbildern aus zerhacktem Holz zusammen.<br />

„Es war sehr interessant, da Farbe drüberzugießen.<br />

natürlich verlief sie auf dem Bild,<br />

ergab einen unregelmäßigen und zugleich regelmäßigen<br />

Eindruck.“ Viele Menschen schenken<br />

Willi Seitz mittlerweile Holzstücke. Eine Kollegin<br />

brachte ihm Teile einer alten Stalltüre mit. „Sie hatte<br />

sich ein ,Sachl’ zugelegt“, erzählt Seitz, „ein<br />

kleines Bauernhäuschen im niederbayerischen.“<br />

In einer dazugehörigen alten Stallung hatte sie die<br />

alte Holztür mit der bläulichen Patina gefunden.<br />

Seitz verarbeitete sie zu seinem Objekt „Sachl“.<br />

Für die Kunst bleiben Willi Seitz hauptsächlich die<br />

Wochenenden. „An Werktagen fehlt mir die Muse.“<br />

Im Urlaub dagegen sei er nicht sehr häufig auf Reisen,<br />

sondern ganz von seiner Arbeit mit dem Holz<br />

eingenommen. „Allerdings habe ich auch Tage ohne<br />

jegliche Inspiration.“ Am Anfang, wenn ein<br />

Stück Holz so vor ihm läge, wisse er oft nicht,<br />

welches Objekt aus ihm werden solle. Manchmal<br />

versuche er, vorab eine Zeichnung zu machen.<br />

„Aber ich habe ein besseres Bild, wenn ich die<br />

Augen zumache und mir das Objekt vorstelle.“<br />

Über manches denke er jahrelang nach. „Aber<br />

wenn die Idee dann da ist, geht mir die Arbeit<br />

selbst ganz schnell von der Hand, in wenigen<br />

Tagen.“<br />

Die Arbeit am Holz ist für ihn mehr als Hobby oder<br />

Kunsthandwerk. „Ich verstehe mich als Künstler<br />

und nehme das sehr ernst.“ Von Anfang an habe er<br />

sich gesagt: Wenn ich das mache, dann gescheit<br />

und professionell. So geht er auch seine Ausstellungen<br />

an: Unter dem Titel „Wetterleuchten“<br />

zeigte er seine Werke vor einigen Jahren in der<br />

Sendlinger Galleria Fiorito-Fluturel, unter dem<br />

namen „Holz und Stein“ im Umweltministerium.<br />

„Strukturwandel“ in der UniGalerie LMU war seine<br />

jüngste Ausstellung. „Die Vorbereitung bedeutet<br />

immer sehr viel Arbeit“, erklärt Seitz. „Es ist ja<br />

nicht so, dass man die Sachen da einfach irgendwie<br />

hineinstellt oder aufhängt. Das muss alles überlegt<br />

werden.“ Konzept, Flyer, Einladungen, Plakat, die<br />

Raumbegehung – „bei Objekten ist das oft besonders<br />

schwierig. Oft sind die Räume zugestellt – und<br />

wenn Sie vor ein Holzregal mit Flyern ein Holzobjekt<br />

stellen, dann sieht man es praktisch nicht<br />

mehr.“ Dabei legt Willi Seitz besonderen Wert<br />

darauf, wie seine Kunst präsentiert wird. „Die Leute<br />

sollen von Objekt zu Objekt gehen müssen – und<br />

staunen!“ Außerdem habe er das Problem, dass<br />

das Holz – je nach Trockenheit in einem Raum –<br />

ständig arbeite. „Als der ,Blitz’ etwa in der Uni-<br />

Galerie LMU hing, bekam er Spalten. Aber das gehört<br />

bei Holz einfach dazu.“<br />

In seinem Büro im Verwaltungsgebäude der LMU<br />

hängen einige Plakate seiner Ausstellungen; Kunstobjekte<br />

sucht man aber vergeblich. „Ich will das<br />

meinen Mitarbeitern nicht so aufdrängen, mich<br />

ihnen gegenüber nicht so darstellen.“ Wie sich die<br />

Kunst mit der Arbeit in der LMU-Verwaltung verträgt?<br />

„Eher“, sagt Seitz, „hat das Künstlerische<br />

Einfluss auf meine Verwaltungsarbeit. Es gibt mir<br />

mehr Ruhe und Gelassenheit. Gerade, wenn es<br />

heftig wird in Besprechungen oder ansonsten<br />

hektisch zugeht.“ Grundsätzlich trenne er Verwaltungsarbeit<br />

und Kunst sehr stark. Dennoch gab es<br />

in seiner Ausstellung in der UniGalerie LMU zwei<br />

Objekte, die auf seinen Alltag in der Uni anspielten:<br />

Für das „Projekt“ arrangierte er schwarze, noch<br />

mit nägeln versehene Holzköpfe so, dass sie in die<br />

Luft starren. „Es spiegelt das Gefühl wider, das ich<br />

in Projektsitzungen manchmal bekomme.“ Eine<br />

hölzerne, geöffnete Hand nannte er derweil<br />

„Studienbeitrag“. „In meinem Beruf bin ich ja auch<br />

für die Mittelverteilung der Beiträge verantwortlich,<br />

bin mittendrin im Gerangel um das Geld.“<br />

Den Preis des Werkes setzte er auf akkurat 500<br />

Euro an. ■ ajb<br />

� Kunst und Verwaltung scheinen sich gut zu<br />

vertragen: Mit Willi Ernst Seitz beginnt eine MUM-<br />

Serie „Verwaltungskünstler“. Im nächsten Heft<br />

finden Sie ein Porträt des Mundartdichters Helmut<br />

Eckl.<br />

profile<br />

21<br />

MUM 01 | 2010


MUM 01 | 2010 profile<br />

22<br />

25 jAHrE GEnZEnTrUM An DEr LMU<br />

raum für neue ideen<br />

Vor 25 Jahren wurde das Genzentrum der lMU gegründet und hat<br />

sich seitdem zu einem international renommierten Zentrum der<br />

biomolekularen forschung und lehre entwickelt.<br />

MUM lässt im Gespräch mit dem „Gründervater“ des Zentrums,<br />

professor ernst-ludwig Winnacker, und dem jetzigen Direktor<br />

des Zentrums, professor patrick Cramer, diese erfolgsgeschichte<br />

revue passieren.<br />

MUM: professor Winnacker, hätten Sie sich vor 25 Jahren träumen<br />

lassen, dass das Genzentrum einmal so gut dastehen wird?<br />

Winnacker: Erhofft hatte ich es schon, ob es aber gelingen würde,<br />

war natürlich nicht abzusehen. Klar war damals auf jeden Fall, dass<br />

die Genforschung nur dann vorankommt, wenn sie stark interdisziplinär<br />

arbeitet. Dazu gehört etwa die Zusammenarbeit der Chemie,<br />

der Biologie, der Human­ sowie der Veterinärmedizin.<br />

Zu der Zeit gab es faktisch aber keine Labors, die in dieser Hinsicht<br />

arbeiten konnten. So wollte etwa die Höchst AG in dieses zukunftsweisende<br />

Forschungsfeld investieren, fand aber keine passenden<br />

Einrichtungen. Man muss sagen, dass Deutschland damals einen<br />

Trend verpasst hat.<br />

MUM: Wie kam es zur entscheidung für den Standort <strong>München</strong>?<br />

Winnacker: In puncto Genforschung lastete ein großer Druck auf den<br />

politischen Entscheidern. Es gab daher eine Ausschreibung der<br />

Bundesregierung, und wir haben in unseren Antrag alle relevanten<br />

Fächer einbezogen. neben den etablierten Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftlern wurden aber auch die nachwuchsforscher berücksichtigt,<br />

die mit ihren neuen Ideen erhebliche Impulse gegeben<br />

haben. Auch haben wir frühzeitig die Max­Planck­Institute mit ins<br />

Boot geholt und so die Expertise am Standort <strong>München</strong> faktisch gebündelt.<br />

Den Ausschlag hat gegeben, dass unser Konzept interdisziplinär<br />

war und das Potenzial <strong>München</strong>s gezielt nutzte. Im rahmen<br />

der Ausschreibung erhielten dann neben <strong>München</strong> auch Berlin und<br />

Heidelberg einen Zuschlag.<br />

MUM: Gab es Hürden zu überwinden, etwa politische Bedenken<br />

gegen ein Zentrum, das Genforschung betreibt?<br />

Winnacker: Die gab es, und zwar vom ersten Tag an. Während der<br />

Planungsphase stand ich unter Polizeischutz, weil ich bedroht wurde<br />

und sogar auf der Abschussliste der rAF stand. Wir Wissenschaftler<br />

haben uns dann aber in einen intensiven Dialog mit der Öffentlichkeit<br />

begeben, viele Vorbehalte ausgeräumt und uns auch zahlreiche<br />

Selbstbeschränkungen auferlegt, die dann in das Gentechnikgesetz<br />

mündeten.<br />

MUM: professor Cramer, früher dominierte die anwendungsorientierte<br />

forschung am Genzentrum, heute liegen die Schwerpunkte<br />

in der Grundlagenforschung. Warum?<br />

Cramer: Das wird gern so dargestellt, um die Entwicklung des Genzentrums<br />

leichter zu erklären. Aber hier wurde und wird nicht nur<br />

Spitzenforschung betrieben sondern immer auch anwendungsorientiert<br />

gearbeitet. Das ergibt sich schon aus der Forschung selbst: Wir<br />

schaffen die Grundlagen für das Verständnis von Krankheiten, aber<br />

auch für neue biotechnologische Verfahren und deren Verbesserung.<br />

Insofern lassen sich Forschung und Anwendung nicht trennen. Auf<br />

jeden Fall können wir sagen, dass sich die Forschung mit der Verfügbarkeit<br />

von neuen Technologien viel stärker ausdifferenziert hat.<br />

MUM: Welche rolle spielte oder spielt die Zusammenarbeit mit<br />

der industrie, die ja von Anfang an bestand?<br />

Winnacker: In der Anfangsphase haben Höchst, Boehringer und<br />

Wacker jährlich zusammen rund 1,3 Millionen D­Mark zur Verfügung<br />

gestellt. Mit diesem Geld konnten wir wirklich interessante Leute an<br />

das Genzentrum holen. Die normale Assistentenbesoldung war dafür<br />

einfach nicht attraktiv genug. Aber natürlich haben auch die Unternehmen<br />

einen konkreten nutzen davon gehabt: Ein Beispiel ist die<br />

Technologie bei der Gewinnung der Aminosäure Cystein, die dank<br />

7 professor ernst-ludwig Winnacker ist professor für Biochemie<br />

an der lMU. er war von seiner Gründung 1984 bis 1997 Direktor des<br />

Genzentrums. Von 1998 bis 2006 stand er als präsident der Deutschen<br />

forschungsgemeinschaft (DfG) vor und war anschließend Generalsekretär<br />

des european research Council (erC). Seit Juli 2009<br />

ist er Generalsekretär des Human frontier Science program (HfSp).


Know­how vom Genzentrum nun mit sehr geringem Aufwand hergestellt<br />

werden kann und unter anderem als Hustenlöser zum Einsatz<br />

kommt.<br />

MUM: Wie sichtbar ist das Genzentrum international?<br />

Cramer: Eine bekannte Strukturbiologin aus Berkeley hat kürzlich<br />

gesagt, dass sie von <strong>München</strong> vor allem das Genzentrum und das<br />

Max­Planck­Institut kenne. natürlich läuft das in erster Linie über<br />

unsere starke Mannschaft: Die guten Köpfe sorgen für die Sichtbarkeit<br />

des Instituts. Das gilt in unserem Fall nicht nur für das Genzentrum,<br />

sondern für den gesamten Forschungsstandort <strong>München</strong>.<br />

Aber das Genzentrum war immer auch Integrator und Motor dieses<br />

Standorts.<br />

Winnacker: Die Exzellenzinitiative hat die Vernetzung von Institutionen<br />

und Disziplinen in <strong>München</strong> außerdem noch einmal gefördert<br />

– und damit auch die Sichtbarkeit erhöht.<br />

MUM: Hier herrscht ein sehr offener Umgang mit flachen Hierarchien.<br />

Hat diese Art der forschungskultur zum erfolg beigetragen?<br />

Cramer: Unbedingt. Flache Hierarchien sind wichtig, weil gute Forscher<br />

selbstständig, frei und ohne Behinderung nach ihren eigenen<br />

Ideen forschen wollen. noch etwas anderes hat sich hier aber als<br />

erfolgreich erwiesen: Von Anfang an war es Ziel, am Genzentrum<br />

eine Balance zwischen etablierten Forschern und jungen Wissenschaftlern<br />

zu schaffen. Wir versuchen ganz gezielt, junge Gruppenleiterinnen<br />

und Gruppenleiter zu gewinnen, um unsere Forschung<br />

und Technologien ständig zu verbessern. Wir entwickeln derzeit<br />

zudem Graduiertenprogramme, in denen Doktoranden unterschiedliche<br />

Labors kennenlernen, um dann Forschungsprojekte zu skizzieren,<br />

bei denen interdisziplinäre Fragestellungen in Zusammenarbeit<br />

mehrerer Gruppen gelöst werden sollen.<br />

MUM: Gibt es forschungserfolge, die möglicherweise nur hier am<br />

Genzentrum inmitten dieser einmaligen forschungslandschaft<br />

möglich waren?<br />

Cramer: Ganz klar: ja. Eine ganze reihe wichtiger Veröffentlichungen<br />

hier am Genzentrum sind nur der intensiven Zusammenarbeit verschiedener<br />

Labors zu verdanken.<br />

MUM: Wenn Sie ein erfolgsrezept für andere Zentren dieser Art<br />

formulieren müssten…?<br />

Cramer: neben der Interdisziplinarität ist eine gute Mischung aus<br />

etablierten Senior­ und nachwuchsgruppen wichtig. Entscheidend<br />

ist aber auch der Forschungsfokus, weil er Sichtbarkeit generiert und<br />

Voraussetzung dafür ist, Drittmittel einzuwerben. Das gemeinsame<br />

Thema sorgt dafür, dass Forscher dieselbe Sprache sprechen – nur<br />

die Methodik muss sehr breit angelegt sein.<br />

MUM: Auf dem HighTechCampus soll ein Zentrum für Molekulare<br />

Biosysteme entstehen. Welcher Schwerpunkt ist hier geplant?<br />

Cramer: Wir wollen verstehen, wie lebende Zellen funktionieren und<br />

die wichtigen molekularen Akteure in diesen Systemen identifizieren.<br />

Letztlich soll hier entschlüsselt werden, wie Proteine, nukleinsäuren<br />

und andere Bausteine interagieren und das gesamte System auf<br />

innere und äußere Störungen reagiert. Modelle sollen dabei nicht<br />

hypothetisch sein, sondern auf soliden biochemischen, molekularbiologischen<br />

und genetischen Grundlagen basieren.<br />

Winnacker: Zu meiner Zeit haben wir noch einzelne Gene isoliert,<br />

während es jetzt unter anderem darum geht, wie der Mensch zum<br />

Menschen wird. Die Antwort auf eine solche Frage bedarf der<br />

Analyse vieler Gene gleichzeitig. Dies ist heute möglich und macht<br />

eine solche Perspektive wirklich eindrucksvoll.<br />

MUM: Wo sehen Sie beide das Genzentrum und die Genforschung<br />

in 25 Jahren?<br />

Cramer: 25 jahre vorherzusehen ist schwierig. Ich könnte mir vorstellen,<br />

dass man zum Beispiel bestimmte Effekte und nebenwirkungen<br />

von Medikamenten vorhersagen können wird.<br />

Winnacker: In 25 jahren werden wir sicherlich Gehirnstrukturen<br />

deutlich besser auf einzelne Zellen herunterrechnen können. Auch<br />

werden die systemischen Analysen sehr viel besser sein: Man wird<br />

verstehen, wie sich einzelne Zellen verhalten. Aber oft lassen sich<br />

neue Erkenntnisse nicht planen, sie kommen manchmal auch unerwartet<br />

aus einem ganz anderen Bereich. Wichtig ist deshalb, dass<br />

man die jungen Forscher einfach mal machen lässt.<br />

■ Interview: suwe /cg<br />

professor patrick Cramer ist Biochemiker und seit 2004 Direktor<br />

des Genzentrums. Von 2007 bis 2009 war er zudem Dekan der<br />

fakultät für Chemie und pharmazie der lMU. Seine forschung zur<br />

Gentranskription und -regulation wurden unter anderem mit dem<br />

Gottfried-Wilhelm-leibniz preis der DfG und dem Jung-preis für<br />

Medizin ausgezeichnet. 5<br />

MUM 01 | 2010 profile<br />

23


MUM 01 | 2010 profile<br />

24<br />

CIH LMU CENTER FOR INTERNATIONAL HEALTH<br />

GeSUNDHeit WeltWeit<br />

in vielen ländern der Welt sind die Gesundheitsbedingungen schlecht und an Ärzten herrscht ein<br />

akuter Mangel. Das neue CiH LMU Center for international Health an der lMU hat sich deshalb die<br />

Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten Nationen auf die fahnen geschrieben: Die Bekämpfung<br />

lebensbedrohlicher Krankheiten, die Senkung der Kindersterblichkeit und die Verbesserung der<br />

Gesundheit der Mütter sollen dabei besonders im Mittelpunkt stehen.<br />

„Das ist Jose aus Guatemala. Jose ist elf Jahre alt und übernimmt seit dem Tod seines Vaters, der an<br />

Lungenversagen gestorben ist, dessen Arbeit in einer Silbermine, um einen Teil zum Lebensunterhalt<br />

der Familie beizutragen.“ Auf der Projektionswand erscheint das Bild von einem kleinen Jungen, sein<br />

Oberkörper ist frei, seine Hose schmutzig. „Als Jose eines Tages bei der Sprengung einer Mine an teurer<br />

Zündschnur sparen will, erfasst ihn die Wucht der Explosion. Bis zum nächsten Krankenhaus ist es zu<br />

weit, um ihm noch helfen zu können.“ Das Bild an der Projektionswand verschwindet. Einen kurzen<br />

Augenblick wird es schwarz im Raum. Dann erscheint ein neues Bild: eine Frau und zwei kleine Mädchen.<br />

„Das ist Joses Mutter. Sie hat innerhalb von sechs Monaten ihren Mann und ihren Sohn verloren. Beiden<br />

hätte geholfen werden können, wenn schnell genug ein Arzt die Krankheit des Mannes diagnostiziert<br />

hätte, wenn ein Krankenhaus in der Nähe gewesen wäre, um Jose zu versorgen.“ Das Licht im Raum<br />

geht an; Professor Katja Radon vom Institut für Arbeitsmedizin am Klinikum der <strong>Universität</strong> beendet<br />

ihre Präsentation. Sie ist gemeinsam mit Professor Matthias Siebeck aus der Chirurgischen Klinik und<br />

Poliklinik Innenstadt, Dr. Robert Dalla Pozza aus der Kinderkardiologie und Dr. Michael Hölscher vom<br />

Tropeninstitut eine der vier Projektmanager des neuen Centers for International Health (CIH).<br />

Damit Familiengeschichten wie diese sich in den Entwicklungsländern der Welt verringern, hat die LMU<br />

das CIH LMU gegründet. „An der LMU gibt es schon lange Engagement und Projekte, die sich mit Möglichkeiten<br />

der Entwicklungshilfe auf dem medizinischen Sektor beschäftigt haben“, weiß Michael Hölscher<br />

aus der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, der Sprecher des CIH LMU ist. „Bisher wussten<br />

diese Projekte jedoch kaum etwas voneinander. Zur Einrichtung des CIH LMU haben wir sie unter ein Dach<br />

geholt.“ Hauptsächlich getragen und koordiniert wird das CIH LMU durch einen Vorstand aus vier Instituten:<br />

der Chirurgischen Klinik Innenstadt, der Kinderkardiologie, dem Institut für Arbeitsmedizin und der<br />

Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin der LMU, die gleichzeitig der Sitz des CIH LMU ist.<br />

„Insgesamt sind es zwölf Institute und mehr als 50 beteiligte <strong>Universität</strong>en, Ministerien und Organisationen<br />

in Entwicklungsländern, die unter diesem Dach seit Oktober zusammenarbeiten“, so Hölscher. „Wir<br />

wollen Bildung und Forschung auf dem Gesundheitssektor dieser Länder stärken.“ Da in den meisten<br />

Entwicklungsländern ein akuter Mangel an Gesundheitspersonal herrscht, konzentriert sich das CIH LMU<br />

auf die Ausbildung von Ärzten, Hochschullehrern und Forschern. Dabei werden alle Stufen einer medizinischen<br />

Ausbildung abgedeckt, die gleichzeitig auch die drei Säulen des CIH bilden. Die erste Säule<br />

umfasst die Unterstützung von <strong>Universität</strong>en und Lehreinrichtungen in Entwicklungsländern bei der<br />

Erstellung und Optimierung von Lehrplänen sowie die gezielte Schulung von akademischem Personal.<br />

Die zweite Säule steht für die Konzipierung und Einführung eines interdisziplinären Promotionspro-


gramms zum „PhD International Health“. Trainings- und Weiterbildungsprogramme<br />

für Experten zum Beispiel in Form von Sommerschulen<br />

in Deutschland oder in den Entwicklungsländern bilden die<br />

dritte Säule.<br />

„Für das neue PhD-Programm, das erstmalig zum Wintersemester<br />

2010 / 2011 angeboten wird, fängt gerade die Bewerbungsfrist an“,<br />

erzählt Hölscher. Verantwortlich für die Konzipierung und Koordination<br />

des Programms ist Dr. Günter Fröschl, wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am Tropeninstitut. „Das Programm richtet sich an jüngere<br />

internationale Wissenschaftler, die einen Titel haben wollen, den es<br />

bislang noch nicht gab“, erklärt er. „Es wird eine Doppelbetreuung<br />

hier in <strong>München</strong> und vor Ort im Heimatland des Bewerbers geben.<br />

Im Augenblick sind wir dabei, eine Promotionsordnung zu entwickeln,<br />

von der wir uns erhoffen, dass sie eine breite Basis für die<br />

gesamte Medizinische Fakultät bilden kann.“ Die Bereiche Entwicklungs-<br />

und Grundlagenforschung sowie klinische Forschung stehen<br />

im Mittelpunkt des interdisziplinären Programms, das das gesamte<br />

Spektrum der Gesundheitswissenschaften an der LMU widerspiegelt.<br />

Dabei ist auch eine intensive Zusammenarbeit mit dem stark auf<br />

entwicklungspolitische Fragen gerichteten Programm „Global Health<br />

Governance“ der Sozialwissenschaftlichen Fakultät vorgesehen.<br />

„Wir sehen uns hierbei als Plattform, die es allen Bereichen der LMU,<br />

die innerhalb der medizinischen Forschung in Entwicklungsländern<br />

tätig sind, ermöglichen soll, junge Wissenschaftler aus dem Ausland<br />

zu betreuen und ihnen einen international anerkannten Abschluss zu<br />

verleihen“ sagt Michael Hölscher. Pro Jahr sind über das Projekt zehn<br />

dreijährige Stipendien zu vergeben. Interessierte Kollegen, die entweder<br />

Kandidaten haben oder gerne als Betreuer in ihrem Fachgebiet<br />

fungieren würden, können sich bei Günter Fröschl melden<br />

(Froeschl@lrz.uni-muenchen.de).<br />

Gefördert wird das CIH LMU vom Deutschen Akademischen Austausch<br />

Dienst (DAAD): Im Rahmen des Wettbewerbs „Hochschulexzellenz<br />

in der Entwicklungszusammenarbeit“ stehen für die nächsten fünf<br />

Jahre eine Million Euro jährlich an Fördermitteln zur Verfügung. Der<br />

Wettbewerb soll deutsche Hochschulen und die Partnerhochschulen<br />

in den Entwicklungsländern in Lehre, Forschung und Dienstleistung<br />

stärken. So wird sichtbar gemacht, wie deutsche Hochschulen sich<br />

für die Lösung globaler Probleme engagieren. Ausgeschrieben wurde<br />

der bundesweite Wettbewerb zusammen mit dem Bundesministerium<br />

für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.<br />

Für die Zukunft haben sich die vier Projektmanager des CIH LMU viel<br />

vorgenommen. „In der Kombination von exzellenter Forschung und<br />

wissenschaftlicher Ausbildung verfügen wir über das Potenzial, nicht<br />

nur Forschung in Entwicklungsländern durchzuführen, sondern auch<br />

die lokalen Forscher weiter auszubilden und so zu nachhaltiger Entwicklung<br />

beizutragen“, so Hölscher. „Weit in der Zukunft, da stellen<br />

wir uns vor, dass wir die Erfahrungen aus unseren Projekten so bündeln,<br />

dass wir für andere Hochschulen und Institutionen einen Service<br />

anbieten und auch vermarkten, die sich auf diesem Gebiet positionieren<br />

wollen."<br />

■ juz<br />

MUM 01 | 2010 profile<br />

25


PRoFILE<br />

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MUM 01 | 2010<br />

BIOLOGIESTUDENT GEWINNT BEI „JUGEND FORSCHT“<br />

Schlangenmann mit<br />

wiSSenSchaftlichem BiSS<br />

Reptilien gehören zu den am stärksten bedrohten Tieren der Erde.<br />

Die zu Lande und im Wasser lebenden Arten leiden immer mehr<br />

unter den Umweltveränderungen. Die aktuelle Rote Liste der<br />

Weltnaturschutzunion (IUCN) in der Schweiz warnt, dass von den<br />

weltweit etwa 8.734 Reptilienarten lediglich 1.678 im Hinblick auf<br />

ihren Gefährdungsstatus untersucht wurden – was mit dem Rest<br />

ist, weiß niemand. Und von diesen 1.678 Arten sind beinahe ein<br />

Drittel vom Aussterben bedroht. So auch die Zypriotische Ringelnatter,<br />

von der es nur noch rund 100 Exemplare gibt. Der <strong>München</strong>er<br />

Biologie- und Philosophie-Student Felix Baier hat der auf<br />

Zypern lebenden Schlangenart in den letzten Jahren intensiv<br />

nachgespürt. Es hat sich gelohnt.<br />

Erst 22 Jahre alt und schon fast ein Dutzend wissenschaftliche Publikationen:<br />

Felix Baier ist in den Kreisen der Amphibien- und Reptilienexperten<br />

kein unbeschriebenes Blatt mehr. Spätestens mit seinem<br />

Bundessieg bei „Jugend forscht“ in der Kategorie Biologie und dem<br />

nun erschienenen Handbuch „The Amphibians and Reptiles of<br />

Cyprus“ hat sich der aus Heidelberg stammende Nachwuchsforscher<br />

einen Namen gemacht. Und das alles wegen der Frage, wie eine<br />

Wasserschlange auf einer trockenen Insel überleben und sich ihrem<br />

veränderlichen Lebensraum anpassen kann.<br />

Diese Frage nämlich<br />

hat er in seinem Wettbewerbsbeitrag<br />

für „Jugend<br />

forscht“ ausführlich beantwortet.<br />

Vermutlich vier bis fünf Millionen Jahre lang<br />

lebt die Zypriotische Ringelnatter schon isoliert<br />

auf der Insel. Anders als Artgenossen in der Türkei<br />

oder in Griechenland ist ihre Bereitschaft höher, ihren<br />

Lebensort zu wechseln. Besonders im Sommer, wenn die<br />

Bäche austrocknen, wandern die Nattern dem Wasser hinterher.<br />

„Eine solche saisonale Wanderung kannte man vorher bei<br />

Reptilien so nicht“, sagt der Stipendiat der Studienstiftung des deutschen<br />

Volkes. Bis dato war man in Fachkreisen davon ausgegangen,<br />

dass eine Art bei solch widrigen Lebensbedingungen auf eine andere<br />

ökologische Nische ausweicht. Nach wie vor orientiert sich jedoch<br />

die Zypriotische Ringelnatter mehr zum allmählich versiegenden<br />

Wasser hin als zum Land. Das Anlegen von Teichen im Gebirge, wo<br />

das Wasser der Bäche weniger schnell verdunstet, könnte demnach<br />

helfen, deren Bestand dauerhaft zu sichern.<br />

Für diese Erkenntnisse, die ihm letztlich zum Sieg beim Bundesausscheid<br />

von „Jugend forscht“ verhalfen, hat Felix Baier 2008 mehrere<br />

Monate Forschungsaufenthalt auf Zypern investiert. Mit Gummistiefeln,<br />

Sonnenhut und einem Jeep machte er sich früh morgens auf in<br />

die Berge, um Feldforschung zu betreiben. Ausgerüstet mit Kamera,<br />

Schere, Waage, Zollstock und Pufferröhrchen für Gewebeproben<br />

ging er von März bis September auf Schlangenfang. Mit der Hand<br />

fing er so viele der ungiftigen Wassernattern, wie er finden konnte.<br />

Er wog sie, vermaß sie, markierte sie mit einem für die Schlangen<br />

ungefährlichen Schnitt in ihre Schuppen und ließ sie wieder frei, um<br />

zu schauen, wo er sie das nächste Mal antraf. So konnte er die Wanderbewegungen<br />

der Schlangenpopulation nachvollziehen.<br />

Obwohl Felix Baier ein geselliger Typ ist, der auch gern ins Theater<br />

geht und sich mit Freunden trifft, hat ihm die einsame Arbeit in den<br />

Bergen gut getan: „Man kommt mal auf ganz andere Gedanken, wird<br />

ruhiger und ausgeglichener.“ Mit vielen Aufzeichnungen und inte-


7 Schlangen haben es Felix Baier angetan. Besonderes Augenmerk<br />

gilt der Zypriotischen Ringelnatter.<br />

Ausgerüstet unter anderem mit<br />

Kamera, Waage oder Zollstock ging<br />

Felix Baier von März bis September<br />

auf Schlangenfang 3<br />

ressanten Forschungsergebnissen kehrte Baier<br />

zurück nach Deutschland. Erstens, um sein<br />

Studium an der LMU anzufangen, wo er die<br />

Fächer Biologie und Philosophie unproblematisch<br />

kombinieren kann. Zweitens, um sich noch vor der<br />

Altersgrenze von 21 Jahren für „Jugend forscht“ anzumelden.<br />

Und drittens, um sein Buchprojekt über die<br />

Amphibien und Reptilien auf Zypern abzuschließen.<br />

Jetzt ist er im dritten Semester, ist Bundessieger bei „Jugend forscht“<br />

und hat gemeinsam mit zwei weiteren Autoren sein Buch veröffentlicht.<br />

Für die Zukunft hat er sich vorgenommen, am Institut für Neurowissenschaften<br />

der TU als studentische Hilfskraft anzufangen und<br />

so rasch wie möglich seinen Bachelor zu machen. Danach könnte er<br />

sich vorstellen, als sogenannter „Visiting Fellow“ ins Ausland zu gehen<br />

oder den Master zu machen, um schließlich zu promovieren.<br />

Denn Baier möchte später gern im wissenschaftlichen Bereich tätig<br />

sein. Besonders reizt ihn die Verhaltensneurobiologie, „in der es zunehmend<br />

gelingt, bestimmte makroskopische Vorgänge mit mikroskopischen<br />

Perspektiven zu verbinden“. Als Überflieger sieht er sich<br />

mit seinen erst 22 Jahren trotzdem nicht: „Für Mathe- oder Physikklausuren<br />

zu pauken fällt mir genauso schwer wie allen anderen“,<br />

sagt er. Eine Abhandlung über seine Forschungsergebnisse zu Papier<br />

zu bringen gehe ihm dagegen leicht von der Hand. Als total auf sein<br />

Fach beschränkter Naturwissenschaftler wolle er aber trotz allem<br />

nicht enden. Er hat viele Geisteswissenschaftler als Freunde, liest<br />

gern und geht zum Hochschulsport.<br />

Warum Felix Baier schon als so junger Forscher so erfolgreich ist?<br />

Er liebt einfach alles, was „kreucht und fleucht“. „Schon als Kind<br />

habe ich am Weiher Molche gefangen oder meinen Eltern Kröten ans<br />

Bett gebracht“, sagt der hoch aufgeschossene junge Mann mit den<br />

wachen Augen. Seit seinem fünften Lebensjahr entdeckte er neben<br />

dem heimischen Weiher auch die Tier- und Pflanzenwelt auf Zypern,<br />

die ihn fortan faszinierte. Jedes Jahr reisten seine Eltern mit ihm auf<br />

die Mittelmeerinsel. Im Alter von 15 Jahren fing er dort seine erste,<br />

zwei Meter lange Schlange. Von da an kopierte er Literatur, lernte<br />

Doktoranden kennen, knüpfte erste Kontakte zu anerkannten Heidelberger<br />

Zoologen und beschäftigte sich intensiv mit der Materie. Er<br />

belegte am Gymnasium den Leistungskurs Biologie, betätigte sich<br />

als Mentor in der Zoologie AG des Heidelberger Life-Science Lab und<br />

bietet Kinderführungen unter dem Motto „Naturaktiv“ für den<br />

Naturschutzbund (NABU) oder die Stadt Heidelberg an. Schließlich<br />

absolvierte er in der Insektenabteilung des Senckenberg-Museums<br />

in Frankfurt am Main seinen Zivildienst und finanzierte sich so seinen<br />

Forschungsaufenthalt in Zypern. Was seine wissenschaftlichen Ziele<br />

anbelangt, hat Felix Baier eben einfach den richtigen Biss. ■ hei<br />

THE AMPHIBIANS AND<br />

REPTILES oF CyPRUS.<br />

Felix Baier, David J. Sparrow,<br />

Hans-Jörg Wiedl (2009).<br />

Edition Chimaira (Frankfurt am<br />

Main) (www.chimaira.de).<br />

364 Seiten.<br />

ISBN 978-3-89973-476-8<br />

http://www.f-baier.de<br />

MUM 01 | 2010 PRoFILE<br />

27


MUM 01 | 2010 profile<br />

28<br />

SERIE: PATENTE UND LIZENZEN<br />

der rekord-erfinder<br />

1 Spezialgebiet von professor Heinz langhals sind farbstoffe, ...<br />

Heinz langhals ist professor für organische und Makromolekulare<br />

Chemie. Seine leidenschaft sind die farben; in seinem<br />

labor auf dem HighTechCampus entwickelt er neue technische<br />

farbstoffe. Doch er hat noch ein anderes Hobby. Heinz langhals<br />

hält als lMU­forscher die meisten patente.<br />

An manchen Stellen erinnert das Labor von Heinz Langhals an ein<br />

Künstleratelier. Auf den Arbeitstischen Hunderte von Flaschen mit<br />

Farbstoffen, Farbflecken auf dem Boden, in großen Glaskolben<br />

wabern fluoreszierende Flüssigkeiten wie früher in der Lavalampe.<br />

Doktoranden bringen hier im Labor vor der Mittagspause noch<br />

schnell ihre Chromatografien zum Laufen. Hochreine Substanzen<br />

sind das Ziel. Mit denen entwickelt die Arbeitsgruppe von Professor<br />

Heinz Langhals neue Farbstoffe.<br />

Forscheralltag, wie überall auf dem HighTechCampus. Ungewöhnlich<br />

hier im Labor ist eigentlich nur der Erfindungsreichtum. Der hat<br />

Düsentrieb- Dimensionen. Professor Heinz Langhals sammelt Patente<br />

wie andere Leute Erstausgaben. Am 27. Oktober hat er sein 98. Patent<br />

angemeldet, über „Micellare Nano-Fluoreszenzindikatoren“. Seit 30<br />

Jahren ist er im Patentgeschäft.<br />

Angefangen hatte es in einem Labor in Freiburg. Dorthin war Heinz<br />

Langhals als junger Habilitand gekommen. Er arbeitete an der Entwicklung<br />

eines Fluoreszenz-Solarkollektors. „Wir brauchten dafür<br />

bestimmte Farbstoffe, die es nicht gab, also habe ich mich an die<br />

Entwicklung gemacht“, erinnert Langhals sich. Er wollte unlösliche<br />

aromatische Verbindungen löslich machen. Ein riskantes Projekt. Der<br />

Nachwuchswissenschaftler konnte nicht wissen, ob er in der knappen<br />

Zeit sein Ziel erreichen würde. Doch es gelang, und als es an der<br />

Zeit war, die Ergebnisse vorzustellen, riet man ihm, doch erst einmal<br />

ein Patent anzumelden.<br />

Patent Nr. 1 wurde der Schlüssel zu allen Patenten, die folgen sollten.<br />

Auch als Professor an der LMU, wo Langhals seit 1984 forscht und<br />

unterrichtet, haben ihn die Fluoreszenzfarbstoffe nicht mehr losgelassen.<br />

„Ich hatte mir das damals so einfach vorgestellt, jetzt arbeite<br />

ich immer noch daran“, sagt er und lächelt. Farben haben es dem<br />

Chemiker angetan. Stolz zeigt er zum Beispiel seine „Technologische<br />

Sammlung“. Hinter einer unscheinbaren Tür in einem der langen,<br />

grauen Gänge auf dem HighTechCampus verbirgt sich nicht etwa die<br />

Putzkammer, sondern eine umfangreiche historische Sammlung von<br />

technischen Farbstoffen. Im Regal steht da die Kugelschreiberfarbe<br />

Methylenblau neben dem Jeansfarbstoff Indigo; teils sind die Etiketten<br />

noch ganz altertümlich in Handschrift verfasst.<br />

In seiner Forscherkarriere hat Heinz Langhals sich mit den verschiedensten<br />

Themen beschäftigt. Von farbigem Plexiglas für Solarzellen,<br />

über Kontrastfarben für die Augenheilkunde bis hin zur Farbanalyse<br />

der Meister mittelalterlicher Malerei. Am meisten Aufsehen erregte<br />

Langhals mit einem Forschungsprojekt, bei dem er die chinesische<br />

Terrakotta-Armee restaurieren half. Der Chemiker entwickelte im


Jahr 2000 einen speziellen Kunststoffkleber, mit dem die ursprüngliche<br />

Lackierung der Tonkrieger gerettet werden konnte.<br />

Immer im Hinterkopf hatte Langhals, ob die Ergebnisse seiner Forschung<br />

ein Patent abwerfen könnten. In den ersten Jahren engagierte<br />

Langhals noch Patentanwälte. „Doch ich hatte bald einen halben<br />

Meter Korrespondenz mit denen, das war mir zu aufwendig.“ Der<br />

Chemie-Professor lernte fortan abends Patentrecht, las Fachbücher<br />

und löcherte die Mitarbeiter des Patentamts mit seinen Fragen. Seither<br />

kümmert er sich selbst um das Thema.<br />

Nicht allen Professoren gefiel der Patentierungs eifer ihres Kollegen.<br />

„Einige haben früher schon die Nase gerümpft“, erinnert sich Langhals.<br />

Er erinnert sich zum Beispiel an DFG-Gutachter, die befremdet<br />

waren, dass er als Antragsteller Patente angemeldet hatte. „Denen<br />

war das zu praktisch, trieb zu wenig die hehre Wissenschaft voran.“<br />

Das habe sich allerdings inzwischen total geändert, sagt der 61-<br />

Jährige.<br />

„Inzwischen gehören Patente durchaus in den Lebenslauf“, sagt<br />

Andrea Friedrich, die seit 2000 Erfinder an der LMU berät. Zwar<br />

wollen die meisten Wissenschaftler nach wie vor an erster Stelle<br />

publizieren. Aber das Patent als „Nebenprodukt“ sei gern gesehen.<br />

Andrea Friedrich, die im Bereich Patente und Lizenzen der LMU<br />

arbeitet, ist überzeugt, dass es in 20 Jahren in Deutschland für<br />

Wissenschaftler ähnlich selbstverständlich sein wird, Patente zu<br />

haben, wie in den USA.<br />

Seit dem Fall des Hochschullehrer-Privilegs 2002 hat Heinz Langhals<br />

alle seine Erfindungen bei Andrea Friedrich angemeldet. Damals<br />

wurde festgelegt, dass Wissenschaftler ihre Hochschule an Erfindungen<br />

beteiligen sollen, die sie im Rahmen ihrer Arbeit machen.<br />

An der LMU kommen die meisten Anmeldungen aus der Chemie.<br />

1 ... erst vor Kurzem konnte er in diesem Bereich ein patent anmelden.<br />

Geisteswissenschaftler tauchen nur selten bei den vier Patentberatern<br />

auf, die ihre Beratungsleistungen nach unterschiedlichen<br />

Fachgebieten aufteilen. Und auch Studierende melden sich wenig.<br />

Andrea Friedrich erzählt daher auch besonders begeistert von einer<br />

Theologie-Studentin, die mit einer Erfindung zu ihr kam, einer<br />

Wärmflasche für beide Füße. Zielgruppe: frierende Studenten in<br />

schlecht geheizten WG-Zimmern. Leider gab es so etwas schon.<br />

Heinz Langhals dagegen findet bei den Farbstoffen immer wieder<br />

Neues. Besonders stolz ist er auf eine Serie stabiler Fluoreszenzfarbstoffe,<br />

die vor zwei Jahren ihr Patent bekommen haben. Mit ihnen<br />

gebe es, so Langhals, völlig neue Möglichkeiten, etwa für effiziente<br />

Solarkollektoren oder leuchtende Nanopartikel. „An dem Patent ist<br />

auch die Industrie interessiert“, erzählt er.<br />

Allerdings sind es meist keine großen Summen, die ein Verkauf oder<br />

Lizenzen einbringen. Aber für die beteiligten Doktoranden kann ein<br />

Patent neben Pluspunkten im Lebenslauf auch ein kleines Zubrot<br />

zum Gehalt bringen. Und immerhin kommt an der LMU so viel Geld<br />

zusammen, dass auch die Stellen der Patentberater finanziert werden<br />

können. Rund eine Million Euro haben Patentanmeldungen der LMU<br />

in den Jahren seit dem Fall des Hochschullehrer-Privilegs eingebracht.<br />

Für Heinz Langhals ist der finanzielle Aspekt Nebensache. Die<br />

Patente dokumentieren den Stand seiner Forschung, das zählt für<br />

ihn. Aktuell forscht der Chemiker an winzigen, lichtgetriebenen<br />

Nanomaschinen. Heinz Langhals kann noch nicht genau sagen, was<br />

dabei herauskommen wird. Eines steht für ihn aber bereits fest: Er<br />

wird in den nächsten Wochen ein Jubiläum feiern können: die einhundertste<br />

Patentanmeldung.<br />

■ gra<br />

paTenTe UnD lizenzen<br />

Ein Patent garantiert seinem Inhaber Schutz vor Nachahmung und das Recht, seine Erfindung zu gebrauchen. Patente gibt es allerdings<br />

nur für Erfindungen, die gewerblich anwendbar sind. Wissenschaftliche Theorien etwa sind nicht patentierbar.<br />

Die LMU unterstützt ihre Erfinder nach Kräften: Die Mitarbeiter des Bereichs Patente und Lizenzen des Referats für Forschungs- und<br />

Technologietransfer sind erster Anlaufpunkt für alle Erfinder. Sie bieten ihnen Beratung unter anderem bei der Meldung von Erfindungen;<br />

bei Pilotfällen begutachten sie auch die Schutzrechtssituation und führen eine Patentrecherche durch. Die Patentberater klären zudem, ob<br />

ein Patent verwertet oder verkauft werden kann. Dabei arbeiten sie mit der Bayerischen Patentallianz zusammen, die für die Verwertung<br />

von Patenten aller bayerischen Hochschulen zuständig ist. Schließlich profitiert die LMU auch von den Erfindungen ihrer Forscher: 30<br />

Prozent der Einnahmen aus Lizenzen oder verkauften Patenten gehen an die Hochschule, zur Hälfte an den Lehrstuhl oder die Arbeitsgruppe<br />

des Erfinders und zur anderen Hälfte an die Verwaltung.<br />

Kontakt: Kontaktstelle für Forschungs- und Technologietransfer: · Tel.: +49 (0) 89 / 2180 - 72200 · E-Mail: gs@lmu-transfer.de<br />

MUM 01 | 2010 profile<br />

29


MUM 01 | 2010 profile<br />

30<br />

Campuszentrum in martinsried eröffnet<br />

Junges gemüse<br />

in der kleinen Spielküche der Kindertagesstätte<br />

im erdgeschoss des neuen Campuszentrums in<br />

Martinsried wird eifrig gekocht – wenn auch<br />

nicht mit echten Zutaten. im 1. Stock sieht es<br />

schon anders aus: Die großen Töpfe der Mensa<br />

sind bis zum rand mit Knödeln gefüllt, eine Kürbiscremesuppe<br />

köchelt vor sich hin und auf einer<br />

großen Wärmeplatte liegen pfannkuchen für den<br />

Nachtisch bereit. Studierende und Mitarbeiter<br />

können kommen.<br />

Mit 350 Plätzen im Speisesaal, drei Dachterrassen<br />

und einem gemütlichen Loungebereich ist die<br />

neue Mensa für den Ansturm bestens gerüstet.<br />

Durch die gläserne Fassade, die mit einem Lärchenholzspalier<br />

verkleidet ist, das auch die Funktion<br />

eines Sonnenschutzes wahrnimmt, blickt man<br />

auf die grünen Wiesen des Umlandes. Die Baukosten<br />

für das neue Gebäude auf dem HighTechCampus<br />

betrugen 12,3 Millionen Euro. Auf den 2.000<br />

Quadratmetern sind neben der Mensa mit einer<br />

Kapazität von mehr als 1.500 Essen pro Tag auch<br />

eine Kindertagesstätte mit vier Gruppen für insgesamt<br />

51 Kinder und Büroräume für die Verwaltung<br />

des LMU-Campus untergebracht.<br />

Doch nicht nur die Location ist hier neu und stylish;<br />

neben den regulären Mensagerichten können an<br />

einer großen Salatbar Salate zum Mitnehmen zusammengestellt<br />

werden. Neu ist dabei auch, dass<br />

die Menge den Preis bestimmt. „Im Gegensatz zu<br />

anderen Mensen werden hier die Salate nicht abgepackt,<br />

sondern je nach Zusammenstellung abgewogen.<br />

Die Portionsgrößen können so selbst be-<br />

stimmt werden“, erklärt Petra Ertlmaier, Abteilungsleiterin<br />

für Hochschulgastronomie des Studentenwerks<br />

<strong>München</strong>. Hinzu kommt die Selbstbedienungstheke:<br />

Dort gibt es ein ständig wechselndes<br />

Angebot an Gerichten wie etwa Nasi Goreng<br />

sowie frisch belegte Bagels und Sandwiches.<br />

Das Highlight der Mensa ist jedoch die Wokstation:<br />

„Jeden Tag kann ich hier frisches, knackiges Gemüse<br />

anbieten – das war uns in anderen Mensen<br />

nicht möglich“, sagt Küchenchef Marco Schöne.<br />

„Außerdem kann ich hier auch mal einen kleinen<br />

Schwatz mit den Studenten halten.“ Dass die neuen<br />

Angebote ankommen, zeichnet sich schon jetzt<br />

ab – ein Fünftel der ausgegebenen Essen kommt<br />

aus dem Wok. Damit das neue Konzept auch reibungslos<br />

umgesetzt werden kann, kümmern sich<br />

in der Mensa Martinsried mit Marco Schöne zusammen<br />

16 Angestellte und einige Teilzeitkräfte<br />

um das Wohl der Gäste.<br />

Während im ersten Stock die Töpfe klappern und<br />

die ersten Gäste ihre Tabletts beladen, wird in der<br />

Kindertagesstätte (KiTa) des Studentenwerks <strong>München</strong><br />

im Erdgeschoss ein wenig gedöst. Die drei<br />

Krippengruppen und eine altersgemischte Gruppe<br />

haben jeweils einen eigenen Raum, der individuell<br />

gestaltet ist – mit Igelrutsche, Kuschelecke oder<br />

Hochebenen. „Wir nehmen hier Kinder auf, die<br />

zwischen einem und sechs Jahre alt sind“, sagt Leiterin<br />

Verena Panahi, „das älteste der 51 Kinder ist<br />

vier Jahre.“ Viele Studierende und Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der LMU haben ihre Kinder<br />

in der KiTa, die von 7.30 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet<br />

ist, untergebracht – sie ist fast voll belegt, nur in


der altersgemischten Gruppe sind noch Plätze frei. Deshalb werden<br />

Verena Panahi und ihr Team von zwei Praktikantinnen unterstützt,<br />

die hier ihr Soziales Jahr absolvieren.<br />

Für jede der vier Gruppen stehen je eine Erzieherin sowie eine Kinderpflegerin<br />

zur Verfügung, die das speziell für diese KiTa entwickelte<br />

Konzept umsetzen. „Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan<br />

ist für uns die Grundlage, allerdings haben wir das genaue<br />

Konzept selbst erarbeitet: Wir sind ein sogenanntes teiloffenes Haus<br />

und arbeiten Gruppen übergreifend“, erklärt Panahi. „Teiloffen bedeutet,<br />

dass Kinder jeder Altersstufe gemeinsam verschiedene Angebote<br />

nutzen können, egal aus welcher Gruppe die Erzieherin ist.<br />

So können alle Kinder voneinander lernen.“ Sie erhalten damit eine<br />

ganzheitliche Förderung in allen Bereichen, dazu gehören Bewegung,<br />

Sprachentwicklung aber auch das Musizieren. „Eine unserer<br />

Erzieherinnen bietet an einem Nachmittag in der Woche eine Singstunde<br />

an, eine andere veranstaltet eine Bastelrunde oder kümmert<br />

sich um ein anderes kreatives Angebot“, sagt Panahi.<br />

Spielen und Turnen sind in der 630 Quadratmeter großen KiTa nicht<br />

nur im Haus oder in der Turnhalle möglich; im eigenen Garten gibt<br />

es zwei Sandkästen, ein Klettergerüst mit Rutsche und Fußballtore<br />

– natürlich ist alles abgezäunt, damit sich keines der Kinder auf den<br />

Campus verirrt. Überhaupt wurde bei der Planung viel Wert auf Sicherheit<br />

und praktische Umsetzung gelegt. „Es gibt zum Beispiel<br />

einen Klemmschutz an den Türen, damit sich die Kinder nicht die<br />

Finger einklemmen, wir haben einen Induktionsherd, der sich auch<br />

automatisch abschaltet, oder absperrbare Schubladen“, sagt Verena<br />

Panahi. Auch die beiden Waschräume wurden kindgerecht gestaltet<br />

– mit speziellen kleinen Toiletten und Duschen. Das Einzige, was jetzt<br />

noch fehlt, sind Namen für die Gruppen, die die Eltern sich wünschen:<br />

„Wir diskutieren immer noch, aber wir tendieren im Moment<br />

zu Tiernamen“, sagt Panahi. Schade – „Atome“ oder „Ringelblümchen“<br />

wäre doch für eine KiTa am HighTechCampus auch ganz<br />

nett. ■ kat<br />

iNforMaTioNeN Zur KiNDerTageSSTäTTe<br />

MarTiNSrieD<br />

Betreiber: Studentenwerk <strong>München</strong><br />

Kosten: Die monatlichen Elternbeiträge in den Kinderkrippen des<br />

Studenten werks <strong>München</strong> betragen für Studierende je nach<br />

Buchungszeit zwischen 140 und 260 Euro.<br />

Buchungszeiten: Mindestbuchungszeit 4 bis 5 Stunden bis maximal<br />

8 bis 9 Stunden täglich<br />

Öffnungszeiten: täglich, Montag bis Freitag 7.30 bis 18.00 Uhr<br />

Adresse: Großhaderner Str. 6, 82152 Planegg-Martinsried<br />

Onlineanmeldung: www.studentenwerk-muenchen.de/kinder<br />

MUM 01 | 2010 profile<br />

31


MUM 01 | 2010 alumni<br />

32<br />

ProMinente AlUMni<br />

nobelPreisträger bert sAkMAnn<br />

Wissenschaftlicher<br />

Weltenbürger<br />

moderatorin tita von hardenberg, Zeit-chefredakteur<br />

giovanni di lorenzo, die ehemaligen<br />

bundespräsidenten heuss, heinemann, carstens<br />

und herzog, unternehmensberater roland<br />

berger, Joseph ratzinger, der heutige<br />

Papst benedikt XVi. und Kabarettist bruno Jonas<br />

– was haben diese Prominenten gemeinsam?<br />

sie alle haben ihre studienjahre an der<br />

lmu verbracht. und blickt man noch ein stück<br />

weiter in die Vergangenheit, finden sich solche<br />

große namen wie die der Wissenschaftler heisenberg,<br />

Planck oder röntgen: Kaum einem der<br />

heutigen studierenden ist bewusst, dass sie an<br />

den gleichen Orten pauken, über büchern brüten<br />

oder Klausuren schreiben wie etliche nobelpreisträger.<br />

einer davon ist bert sakmann. 1991 erhielt er gemeinsam<br />

mit erwin neher den nobelpreis für Medizin<br />

– verliehen für den direkten nachweis von<br />

ionenkanälen in Zellmembranen mithilfe der sogenannten<br />

Patch-clamp-technik.<br />

in seinen e-Mails an die lMU schreibt bert sakmann<br />

lässig: „gruß aus dem sunshine state“, denn<br />

erstens ist er seiner alten bildungsstätte bis heute<br />

treu verbunden und zweitens ist er seit etwa einem<br />

halben Jahr in Florida tätig. im sommer 2009 begann<br />

er als wissenschaftlicher Direktor des dortigen<br />

Max-Planck-instituts für biomedizin. Diese<br />

einrichtung ist die erste niederlassung der deutschen<br />

Forschungsorganisation in den Vereinigten<br />

staaten. sakmann wird dort ein Forschungsprogramm<br />

leiten, das auf das bioimaging von strukturen<br />

des zerebralen kortex (großhirnrinde) fokussiert<br />

ist. Dies ist ein ehrgeiziges Projekt, denn<br />

der bereich der großhirnrinde besteht aus etwa<br />

10.000 nervenzellen und vielen Millionen Zellkontakten.<br />

Die Aufklärung dieser strukturellen Zusammenhänge<br />

führt die Wissenschaftler an die<br />

grenze des technisch und rechnerisch Machbaren.<br />

sakmann setzt dabei auf eine aktuell entwickelte<br />

Methode – die dreidimensionale rasterelektronenmikroskopie.<br />

Hier werden hauchdünne gewebsschnitte<br />

nacheinander erfasst und dann im<br />

Computer zu einer dreidimensionalen struktur<br />

zusammengesetzt. Parallel werden durch elektrophysiologische<br />

Ableitungen die Verbindungen<br />

zwischen einzelnen nervenzellen vermessen.<br />

„Wir wissen nach wie vor kaum etwas darüber, wie<br />

die Zellen in einzelnen gehirnbereichen angeordnet<br />

sind“, erklärt sakmann. „Zum Abschluss meiner<br />

karriere möchte ich daher der Forschung in<br />

diesem wichtigen bereich noch einen Anstoß geben.“<br />

Der am 12. Juni 1942 in stuttgart geborene bert<br />

sakmann studierte nach dem Abitur Medizin an<br />

den <strong>Universität</strong>en in tübingen, Freiburg, berlin,<br />

Paris und <strong>München</strong>. „Während meiner studentenzeit<br />

war es üblich, die Hochschule öfter zu wechseln.<br />

eine einzige Alma Mater im angelsächsischen<br />

sinn gibt es für studenten der 60er und 70er Jahre<br />

eigentlich nicht. Folglich auch keinen Alumnus.<br />

Die Wanderung zwischen verschiedenen Hochschulen<br />

hat aber leider nachgelassen“, bedauert<br />

sakmann. trotzdem unterstützte der Wissenschaftler<br />

drei Jahre lang seine frühere Hochschule<br />

als Mitglied des lMU-Hochschulrates.<br />

nach dem medizinischen staatsexamen an der<br />

lMU wurde sakmann 1968 Medizinalassistent<br />

und gleichzeitig Wissenschaftlicher Assistent am<br />

Max-Planck-institut für Psychiatrie in <strong>München</strong>.<br />

Dieser Abschnitt ist ihm besonders im gedächtnis<br />

haften geblieben, weil er im späteren berufsleben<br />

stark davon profitierte: „ich war von Anfang an<br />

Doktorand am MPi für Psychiatrie in der kraepelinstraße.<br />

Die dortige Abteilung neurophysiologie,<br />

geleitet von otto Creutzfeld, war ein besonderer<br />

ort. Das labor zeichnete sich durch interdisziplinarität<br />

und internationalität aus und durch


eine Hierarchie, die strikt an wissenschaftlichen ideen und der experimentierkunst<br />

ausgerichtet war.“<br />

nach Zwischenstationen in london, göttingen und Heidelberg wurde<br />

ihm dann der nobelpreis verliehen. 20 Jahre ist das nunmehr her.<br />

Die bahnbrechenden Arbeiten zum nachweis von ionenkanälen in<br />

Zellmembranen führten unter anderem auch zur entwicklung einer<br />

neuen Methode, die viele Untersuchungen zu Zellvorgängen erst<br />

möglich machte. An seine Münchner Zeit erinnert er sich nicht nur<br />

wegen der lern- und Forschungsbedingungen besonders gern zurück:<br />

„ich machte auch die bekanntschaft mit der charmantesten<br />

studentin der Medizin an der lMU. sie wurde eine sehr erfolgreiche<br />

Augenärztin und ist seit fast 40 Jahren meine Frau“, erzählt sakmann.<br />

Am 19. Juni dieses Jahres wird rubinhochzeit gefeiert.<br />

■ hei<br />

+++ alumni-ticKer +++<br />

seminar „KOmmuniKatiOn für alumni-manager“<br />

Am 18. und 19. März findet in bonn das seminar „kommunikation<br />

für Alumni-Manager“ statt. Veranstaltet von alumni-clubs.<br />

net e. V., dem Verband der Alumni-organisationen im deutschsprachigen<br />

raum, informieren Wissenschaftsjournalistinnen<br />

und -journalisten dabei, wie man Presseerklärungen schreibt,<br />

broschüren, Flyer und newsletter erstellt oder slogans kreiert.<br />

ein Anmeldeformular findet sich im internet unter<br />

www.alumniclubs.net<br />

alumniKOnferenZ in berlin<br />

Die 15. konferenz von alumni-clubs.net e. V. findet vom 7. bis 9.<br />

Mai an der Freien <strong>Universität</strong> berlin statt. bei den konferenzen<br />

treffen sich jedes Frühjahr an wechselnden Hochschulorten<br />

Vertreterinnen und Vertreter von <strong>Universität</strong>en und Alumniorganisationen.<br />

Auf dem Programm stehen Vorträge und Workshops<br />

zu speziellen themen der Alumniarbeit. nähere infos gibt<br />

es auf der internetseite www.alumniclubs.net<br />

MUM 01 | 2010 alumni<br />

33


MUM 01 0x | 2010 200x essay menschen<br />

34<br />

NEUBERUFEN<br />

1 Prof. Dr. Thorsten mascher<br />

1 Prof. Dr. Tim liedl<br />

■ Prof. Dr. ThorsTen mascher<br />

fakulTäT für Biologie<br />

Schon als Schüler begeisterte Thorsten Mascher<br />

sich für die Welt des Kleinsten: Stundenlang schnitt<br />

und färbte er Pflanzenstängel, um ihre Einzelteile<br />

optisch zu vergrößern. „Und ich war besonders<br />

fasziniert von der Vielfalt des mit bloßem Auge<br />

unsichtbaren Lebens in einem einzelnen Wassertropfen“,<br />

erinnert sich Mascher. Im Oktober 2009<br />

nun hat der Wissenschaftler, Jahrgang 1970, eine<br />

Professur für Synthetische Biologie an der LMU<br />

angetreten. Mascher studierte Biologie mit dem<br />

Schwerpunkt Mikrobiologie in Kaiserslautern. Von<br />

1998 bis 2001 promovierte er dort, wobei er ein<br />

Signaltransduktionssystem untersuchte, das in<br />

Pneumokokken auf die Anwesenheit von Antibiotika<br />

reagiert. Im Rahmen der Doktorarbeit profitierte<br />

er dabei von einer wissenschaftlichen Kooperation<br />

mit einem Pharmaunternehmen, die ihm einen<br />

Aufenthalt in Basel und „Zugang zu einem der ersten<br />

bakteriellen ,DNA-Chips’ oder ,DNA Microarrays’“<br />

verschaffte. Diese damals revolutionäre<br />

Technik ermöglichte genomweite Genexpressionsstudien.<br />

Anschließend arbeitete Mascher bis 2003<br />

als Postdoktorand an der Cornell University, Ithaca,<br />

USA, wo er sich thematisch einem anderen Prinzip<br />

bakterieller Signaltransduktion zuwendete. Von<br />

2004 bis 2007 wirkte er als Wissenschaftlicher<br />

Assistent am Institut für Mikrobiologie und Genetik<br />

an der Georg-August-<strong>Universität</strong> Göttingen. Die<br />

Arbeitsgruppe, die er dort aufbaute, befasste sich<br />

mit der „Molekulargenetischen Untersuchung des<br />

regulatorischen Netzwerkes der bakteriellen Zellhüllstressantwort“.<br />

In dieser Zeit gesellten sich in<br />

seiner Forschung zu Molekulargenetik sowie genomweiten<br />

Expressionsstudien immer mehr auch<br />

bioinformatische Ansätze. 2008 wechselte Thorsten<br />

Mascher an das Karlsruhe Institute of Technology<br />

(KIT) und etablierte eine im Rahmen der<br />

Exzellenz initiative geförderte Forschergruppe zum<br />

Thema „Mikrobielle Stressantworten in verfahrenstechnischen<br />

Prozessen“. Zur Grundlagenforschung<br />

über Mechanismen der Signaltransduktion<br />

kamen nun auch stärker anwendungsbezogene<br />

Aspekte, erneut unter Verwendung genomweiter<br />

Expres sionsstudien.<br />

Auch nach dem Ruf an die LMU sind Professor<br />

Maschers Forschungsthemen weiterhin signaltransduzierende<br />

bakterielle Regulationssysteme.<br />

In letzter Zeit habe sich, so Mascher, der Fokus<br />

dabei von der Charakterisierung der Stressantworten<br />

verlagert zu den biochemischen Mechanismen<br />

der Reizwahrnehmung und -weiterleitung mit dem<br />

Ziel, deren Spezifität und Richtung schließlich gezielt<br />

modifizieren zu können.<br />

■ Prof. Dr. Tim lieDl<br />

fakulTäT für Physik<br />

Mit DNA, dem Träger der Erbinformationen, befasst<br />

sich der Physiker Tim Liedl, der seit Oktober<br />

vergangenen Jahres Professor für Experimentalphysik,<br />

Fachrichtung Physik kondensierter Materie,<br />

an der LMU ist. „DNA ist nicht nur ein langlebiger<br />

Informationsspeicher“, so Liedl, „sondern<br />

besitzt auch die Fähigkeit zur molekularen Erkennung<br />

und programmierbaren Selbstorganisation.“<br />

Die DNA-Nanotechnologie bediene sich dieser einzigartigen<br />

Eigenschaften, um neuartige Materialien<br />

und funktionale Strukturen zu erschaffen.<br />

„Insbesondere die Möglichkeit der nanometergenauen<br />

Positionierung funktionaler Gruppen an<br />

DNA-Origami-Strukturen wird uns dabei helfen,<br />

die Probleme der räumlichen Kontrolle in nanoskopischen<br />

Systemen zu überwinden.“ Liedls Lehrgebiete<br />

sind Nanotechnologie, Biophysik sowie die<br />

Physik kondensierter Materie.<br />

Liedl, geboren 1976, veröffentlichte seine Diplomarbeit<br />

mit dem Titel „Biologische Anwendungen<br />

kolloidaler Nanokristalle“ 2004 an der LMU und<br />

promovierte 2007, ebenfalls an der LMU, bei Professor<br />

Friedrich Simmel mit einer Arbeit „Towards<br />

autonomous DNA-based Nanodevices“ mit einem<br />

Stipendium des Internationalen Doktorandenkollegs<br />

„Nano-Bio-Technology (IDK-NBT)“ des Elitenetzwerkes<br />

Bayern. Während der Diplomarbeit<br />

und Promotion führten ihn Gastaufenthalte in die<br />

Labors des Institut Jacques Monod in Paris, des<br />

Caltech im US-amerikanischen Pasadena und der<br />

New York University. Von 2007 bis 2009 war er als<br />

Research Fellow an der Harvard Boston Medical<br />

School und als Research Associate am Dana-Farber<br />

Cancer Institute tätig und arbeitete dabei unter anderem<br />

an der Weiterentwicklung der DNA-Origami-Methode;<br />

mit dieser werden nahezu beliebige<br />

dreidimensionale DNA-basierte Nanostrukturen<br />

erstellt. Dabei wird ein DNA-Einzelstrang, der<br />

mehrere Tausend Basen lang ist, durch Hunderte<br />

kurze, synthetisch hergestellte DNA-Stränge in eine<br />

zuvor geplante Struktur gefaltet. Liedl erhielt<br />

während dieser Zeit ein Postdocstipendium des<br />

DAAD. „Den Ruf an die LMU habe ich angenommen“,<br />

so der Physiker, „weil sich meine Forschung<br />

hervorragend in die wissenschaftliche Umgebung<br />

<strong>München</strong>s einbetten lässt. Dass die LMU schon<br />

früh einen Fokus ihrer Forschung auf die Nanowissenschaften<br />

gelegt hat, spiegelt sich unter anderem<br />

in der Existenz der sehr erfolgreichen Forschungsinitiativen<br />

CeNS und NIM wider. Kooperationen<br />

mit den hier etablierten Gruppen und Nutzung<br />

der ausgezeichneten Infrastruktur erlaubten<br />

mir einen schnellen und reibungslosen Start.“<br />

■ Prof. Dr. PeTer geigenBerger<br />

fakulTäT für Biologie<br />

Mit der Biochemie und molekularen Physiologie<br />

der Kohlenstoffallokation in Pflanzen beschäftigt<br />

sich die Arbeitsgruppe von Professor Peter Geigenberger.<br />

„Unsere Arbeiten sollen wesentlich zu<br />

einem verbesserten Verständnis wichtiger Signale<br />

und molekularer Mechanismen beitragen, die die<br />

Verteilung des fotosynthetisch fixierten Kohlenstoffs<br />

steuern und an physiologische Parameter<br />

und Umweltfaktoren anpassen“, berichtet er.


Geigenberger, Jahrgang 1962, ist seit September<br />

2009 Heisenberg-Professor für Pflanzenmetabolismus<br />

an der LMU. Mit dieser Professur fördert die<br />

Deutsche Forschungsgemeinschaft exzellente Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler bis zu fünf<br />

Jahre. Geigenberger studierte Biologie an der <strong>Universität</strong><br />

Bayreuth mit den Schwerpunkten Botanik,<br />

Biochemie und Mikrobiologie. In Bayreuth sowie<br />

an der <strong>Universität</strong> Heidelberg schrieb er von 1990<br />

bis 1994 seine Dissertation zum Thema „Die Regulation<br />

des Saccharoseabbaus in fotosynthetisch<br />

inaktiven Pflanzengeweben“, finanziert durch ein<br />

Stipendium des Schweizer Unternehmens Sandoz.<br />

Bis 1998 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />

Botanischen Institut der <strong>Universität</strong> Heidelberg;<br />

zwischendurch führten ihn 1997 zwei kurze Forschungsaufenthalte<br />

an das John-Innes-Centre im<br />

englischen Norwich. Anschließend wirkte er von<br />

1998 bis 2000 als Wissenschaftlicher Assistent am<br />

Botanischen Institut der <strong>Universität</strong> Heidelberg.<br />

Von 2001 bis 2007 war er in der Abteilung II des<br />

Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie<br />

in Golm damit beschäftigt, die Arbeitsgruppe<br />

„Stoffwechsel der Kohlenhydratspeicherung“<br />

aufzubauen und zu leiten. Zugleich lehrte er<br />

an der <strong>Universität</strong> Potsdam, wo er sich 2006 im<br />

Fach „Pflanzenphysiologie“ habilitierte. Damit erhielt<br />

er auch die Lehrbefähigung für das Fach<br />

„Pflanzenphysiologie“. Von 2007 bis 2009 forschte<br />

und lehrte er als Privatdozent an der <strong>Universität</strong><br />

Potsdam und erwarb die Lehrbefugnis für das<br />

Fachgebiet „Molekulare Pflanzenphysiologie“. Bis<br />

2009 leitete er zudem eine Arbeitsgruppe am Leibniz-Institut<br />

für Gemüse- und Zierpflanzenbau in<br />

Großbeeren bei Berlin. Geigenberger ist seit 2006<br />

Wissenschaftlicher Leiter und Koordinator des<br />

BMBF-Verbundprojekts „Innovative diagnostic<br />

tools to optimise potato breeding“ im Rahmen des<br />

systembio logischen Förderschwerpunktes „Quant-<br />

Pro“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.<br />

■ Prof. Dr. Thomas ackermann<br />

JurisTische fakulTäT<br />

Mit der Übernahme des Lehrstuhls für Bürgerliches<br />

Recht, Europäisches und Internationales<br />

Wirtschaftsrecht an der LMU freut sich Professor<br />

Thomas Ackermann darauf, „an eine große, auf<br />

Ernst Steindorff zurückgehende <strong>München</strong>er Tradition<br />

auf dem Gebiet des europäischen Wirtschaftsrechts<br />

anknüpfen zu können“.<br />

Ackermann, Jahrgang 1966, forscht und lehrt seit<br />

Oktober 2009 an der LMU. Nach einem Jurastudium<br />

in Bonn und Cambridge promovierte er 1997<br />

in Bonn über die Rechtsfigur der „rule of reason“<br />

im europäischen Kartellrecht. Dahinter verbirgt<br />

sich die Frage, ob und in welchem Umfang die<br />

rechtliche Beurteilung von Kartellfällen an eine<br />

einzelfallbezogene Würdigung positiver und negativer<br />

Wettbewerbswirkungen anknüpfen kann.<br />

2004 schloss sich – gleichfalls in Bonn – die Habilitation<br />

über den Schutz des „negativen Interesses“<br />

an, ein Grundlagenthema aus dem Bereich des<br />

Vertragsrechts. 2004 wurde Professor Ackermann<br />

auf den Lehrstuhl für Deutsches, Europäisches und<br />

Internationales Privat- und Wirtschaftsrecht an der<br />

<strong>Universität</strong> Erlangen-Nürnberg berufen.<br />

NEUBERUFEN<br />

Ackermanns Lehr- und Forschungsinteressen gelten<br />

der rechtlichen Konstitution von Märkten, insbesondere<br />

den vertrags- und wirtschaftsrechtlichen<br />

Regeln. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit, den<br />

er auch als Mitherausgeber des „Common Market<br />

Law Review“, der international führenden Peerreview-Zeitschrift<br />

auf dem Gebiet des Europarechts,<br />

pflegt, liegt auf den europäischen Vorgaben,<br />

die dieses Gebiet mehr und mehr prägen. Mit<br />

diesen Vorgaben setzt er sich auch in seinen<br />

jüngsten Veröffentlichungen auseinander.<br />

In <strong>München</strong> freut sich Ackermann außerdem auf<br />

die Arbeit „an einer der führenden deutschen<br />

juristischen Fakultäten und die hervorragenden<br />

Möglichkeiten der Vernetzung am Wissenschaftsstandort<br />

<strong>München</strong>, vor allem mit dem Max-Planck-<br />

Institut für Geistiges Eigentum, Wettbewerbs- und<br />

Steuerrecht“. Zugleich lasse es die Schwerpunktbildung<br />

im juristischen Studium an der LMU zu,<br />

die Studierenden besonders an den Entwicklungen<br />

auf seinen auch für die berufliche Praxis zukunftsträchtigen<br />

Arbeitsgebieten teilhaben zu lassen.<br />

Nicht zuletzt möchte Professor Ackermann auch in<br />

der Lehre mit der Übernahme der Leitung des<br />

„Munich University Summer Training – MUST“,<br />

das ausländische Studierende in englischer Sprache<br />

in das deutsche und europäische Recht einführt,<br />

einen internationalen Akzent setzen.<br />

■ Prof. Dr. susanne lePsius<br />

JurisTische fakulTäT<br />

Wie man in vergangenen Zeiten das Handeln von<br />

Amtsträgern rechtlich kontrollierte und welche<br />

Möglichkeiten es gab, Amtsverfehlungen in Prozessen<br />

zu ahnden – diese Fragen beschäftigen Professor<br />

Susanne Lepsius auch nach ihrer Berufung<br />

an die LMU. Seit Oktober 2009 bekleidet sie den<br />

Lehrstuhl für Gelehrtes Recht, Deutsche und Europäische<br />

Rechtsgeschichte und Bürgerliches Recht<br />

an der Juristischen Fakultät.<br />

Als derzeitige Forschungsgebiete nennt Professor<br />

Lepsius die „Kontrolle von Herrschaft durch Verfahren“<br />

– eine verfassungsrechtlich-institutionelle<br />

Frage, die seit dem 13. Jahrhundert vor allem in<br />

den oberitalienischen Kommunen mit speziellen<br />

prozessualen Mechanismen beantwortet wurde.<br />

Neben Archivbesuchen in Italien arbeitet die<br />

Rechtshistorikerin mit den Quellen des sogenannten<br />

gelehrten Rechts, das heißt des universitätsgeprägten<br />

römisch-kanonischen Rechts. „Mit seinen<br />

einzigartigen, auf kurzen Wegen erreichbaren<br />

Bibliotheken, der Staatsbibliothek, der Bibliothek<br />

der Monumenta Germaniae Historica und nicht<br />

zuletzt den guten Beständen des Leopold-Wenger-<br />

1 Prof. Dr. Peter geigenberger<br />

1 Prof. Dr. Thomas ackermann<br />

MUM 01 0x | 2200x 0 1 0 essay menschen<br />

35


MUM 01 | 2010 menschen<br />

36<br />

NEUBERUFEN<br />

honorarProfessuren<br />

Instituts für Rechtsgeschichte selbst bietet die<br />

LMU Forschungsbedingungen, die in Deutschland<br />

einzigartig sind“, so die Wissenschaftlerin.<br />

Lepsius, Jahrgang 1969, studierte Geschichte<br />

und Rechtswissenschaften. Nach den beiden juristischen<br />

Studienexamina in Heidelberg und<br />

<strong>München</strong> wechselte sie nach Chicago, um dort im<br />

Studiengang „Legal History“ den M.A. zu erwerben.<br />

Hierfür setzte sie sich mit der Lehre des wohl<br />

berühmtesten Juristen des Spätmittelalters, Bartolus<br />

von Sassoferrato, zum Wappen- und Warenzeichenrecht<br />

auseinander. Um einen gewichtigeren<br />

Text dieses Autors, seinen „Liber testimoniorum“,<br />

ging es dann in ihrer Doktorarbeit, die sie ebenso<br />

wie die Habilitation als Assistentin und später als<br />

Mitarbeiterin in einem DFG-Forschungsprojekt an<br />

der <strong>Universität</strong> Frankfurt am Main schrieb. Während<br />

eines sechsmonatigen Forschungsaufenthalts<br />

■ Prof. Dr. kai a. konraD<br />

VolkswirTschafTliche fakulTäT<br />

Kai A. Konrad ist Direktor am Max-Planck-Institut für Geistiges<br />

Eigentum, Wettbewerbs- und Steuerrecht in <strong>München</strong>, stellvertretender<br />

Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium<br />

der Finanzen – und seit Oktober 2009 auch Honorarprofessor<br />

an der Volkswirtschaftlichen Fakultät der LMU. Konrad,<br />

Jahrgang 1961, studierte bis 1985 Volkswirtschaft in Heidelberg,<br />

wurde 1990 an der LMU mit einer Arbeit zu „Risikoproduktivität<br />

und Besteuerung“ promoviert und habilitierte sich 1993 ebenfalls<br />

an der LMU. Von 1986 bis 1990 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am Volkswirtschaftlichen Institut der LMU, anschließend<br />

bis Juni 1994 Wissenschaftlicher Assistent. Von 1994 bis 2000 war<br />

er Professor für Volkswirtschaftslehre an der FU Berlin.<br />

Seit August vergangenen Jahres ist Professor Konrad Direktor am<br />

Max-Planck-Institut für Geistiges Eigentum, Wettbewerbs- und<br />

Steuerrecht. Wissenschaftlich hat sich Professor Konrad mit einer<br />

großen Zahl von Themen befasst, unter anderem zu Fragen der<br />

Steuertheorie, der internationalen Steuerpolitik oder zu industrieökonomischen<br />

Fragen.<br />

■ Prof. Dr. khaleD karrai<br />

fakulTäT für Physik<br />

Seit Oktober 2009 lehrt Khaled Karrai als Honorarprofessor<br />

an der LMU. Khaled Karrai, geboren 1962, studierte Physik<br />

und Ingenieurswesen am Institut National des Sciences Appliquées<br />

in Toulouse. 1987 wurde er an der Université Joseph<br />

Fourier im französischen Grenoble promoviert. Anschließend arbeitete<br />

er als Postdoktorand im Department of Physics and Astronomy<br />

der University of Maryland. Von 1993 bis 1994 hatte er ein<br />

Humboldt-Fellowship an der Technischen <strong>Universität</strong> Mün-<br />

chen (TUM) inne, um anschließend als Assistenzwissenschaftler<br />

an der Scuola S. Anna in Pisa ergründete Lepsius<br />

die komplizierte handschriftliche Überlieferungslage<br />

dieses Textes zur Logik und Psychologie der<br />

Zeugenaussagen, den sie zunächst kritisch edierte,<br />

um ihn dann zu analysieren.<br />

Neben der Geschichte des Prozessrechts in Theorie<br />

und Praxis, dem gelehrten Recht und Fragen<br />

der Textüberlieferung gelten ihre weiteren Forschungsinteressen<br />

der Wissenschaftsgeschichte<br />

der Rechtsgeschichte: So gab sie die rechtshistorische<br />

Dissertation von Max Weber kritisch heraus<br />

und arbeitet an dem Briefwechsel von Gustav<br />

Radbruch und Hermann Kantorowicz. Nach viel<br />

Forschung freut sich Lepsius, in der Lehre den Studierenden<br />

an der LMU „den Reiz der historischen<br />

Tiefendimensionen des Rechts nahebringen zu<br />

können“.<br />

an das Walter-Schottky-Institut der TUM zu gehen. In den Jahren<br />

1995 bis 2006 war er Professor für Experimentalphysik an der<br />

LMU und baute in diesen Jahren eine Arbeitsgruppe von internationalem<br />

Ansehen auf. Die Gruppe untersuchte unter anderem<br />

Quantenpunkte mit den Mitteln der hochauflösenden Spektroskopie<br />

und entwickelte dabei ein neues konfokales Mikroskopiekonzept.<br />

In diesem Zusammenhang entstanden Messverfahren und neue<br />

Messinstrumente, die auf große Nach frage stießen. 2007 kam es zu<br />

einer Ausgründung seiner Forschung und Entwicklung in die Firma<br />

CTO.attocubesystems AG. In der vielfach ausgezeichneten Firma<br />

werden etwa Rastersondenmikroskope und nanometergenaue<br />

Positionierelemente gefertigt.<br />

■ Prof. Dr. anselm haVerkamP<br />

fakulTäT für PhilosoPhie, wissenschafTs-<br />

Theorie unD religionswissenschafT<br />

Anselm Haverkamp lehrt seit 1989 als Professor of English an der<br />

New York University, hat seit 1996 den Gründungslehrstuhl für<br />

Westeuropäische Literaturen der Europa-<strong>Universität</strong> Viadrina in<br />

Frankfurt/Oder inne und ist seit Ende vergangenen Jahres auch Honorarprofessor<br />

an der LMU. Haverkamp, geboren 1943, studierte<br />

an der <strong>Universität</strong> Konstanz Literaturwissenschaft, Geschichte und<br />

Philosophie. 1975 wurde promoviert, 1983 habilitiert er sich. Er arbeitete<br />

als Lecturer an der University of Ireland in Dublin und Cork,<br />

als Wissenschaftlicher Assistent an den <strong>Universität</strong>en Heidelberg<br />

und Konstanz sowie als Professor an den <strong>Universität</strong>en Konstanz<br />

und Freiburg im Breisgau, bevor er über Yale nach New York berufen<br />

wurde. Er gehört zurzeit zum Herausgeberkreis der Zeitschrift<br />

„Law and Literature“ und ist einer der Herausgeber des Nachlasses<br />

von Hans Blumenberg. Zu Haverkamps Forschungsschwerpunkten<br />

gehört das Verhältnis von Literatur, Philosophie und Recht sowie<br />

die Geschichte von Rhetorik und Metapherntheorie.


■ DeuTsche gesellschafT für<br />

nePhrologie ehrT lmu-wissenschafTler<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie hat<br />

beim diesjährigen Kongress für Nephrologie in<br />

Göttingen verschiedene Preise auch an LMU-<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen:<br />

PD Dr. Hans-Joachim Anders von der Medizinischen<br />

Poliklinik am Klinikum der <strong>Universität</strong><br />

wurde mit dem Franz-Volhard-Preis ausgezeichnet.<br />

Dieser wird für herausragende Leistungen<br />

auf dem Gebiet der Nieren-und Hochdruckkrankheiten<br />

verliehen und würdigt Dr. Anders’ Forschungsarbeiten<br />

zur Rolle von Chemokinen und<br />

Toll-like-Rezeptoren beim akuten und chronischen<br />

Nierenversagen. Zudem erhielt Dr. Maciej Lech<br />

von der Medizinischen Poliklinik den Rainer-Greger<br />

Promotionspreis. Mit diesem wurden Dr.<br />

Lechs Forschungsarbeiten zur Rolle des immunoregulatorischen<br />

Proteins SIGIRR bei entzündlichen<br />

Nierenkrankheiten ausgezeichnet. Des<br />

Weiteren wurde Dr. Julia Lichtnekert von der Medizinischen<br />

Poliklinik für eines der zwei international<br />

ausgeschriebenen Nachwuchsstipendien<br />

der Deutschen Nierenstiftung ausgewählt. Das<br />

mit 25.000 Euro dotierte Stipendium dient ihr als<br />

Anschubfinanzierung für ein Forschungsprojekt<br />

zur Rolle des DNA-bindenden Proteins HMGB1<br />

bei der Immunkomplex-Glomerulonephritis. Die<br />

Gesellschaft für Nephrologie ist eine medizinische<br />

Fachgesellschaft, die 1961 gegründet wurde. Sie<br />

repräsentiert sowohl die theoretisch als auch die<br />

klinisch arbeitenden Wissenschaftler und Ärzte.<br />

Ihr Ziel ist es, die grundlegende klinische Forschung<br />

im Bereich der Nierenheilkunde und<br />

des Bluthochdrucks zu fördern.<br />

■ Professor reiser in Die<br />

naTional acaDemies gewählT<br />

Professor Maximilian Reiser, Direktor des Instituts<br />

für Klinische Radiologie am Klinikum der <strong>Universität</strong><br />

<strong>München</strong>, wurde als einer von fünf Foreign<br />

Associates in das Institute of Medicine of the National<br />

Academies gewählt. Die US-amerikanische<br />

Organisation würdigt damit die herausragenden<br />

wissenschaftlichen Leistungen des renommierten<br />

Mediziners, der derzeit Dekan der Medizinischen<br />

Fakultät an der LMU ist. Jedes Jahr werden etwa<br />

65 Mitglieder aus den USA und bis zu fünf Foreign<br />

Associates gewählt, die sich in besonderer Weise<br />

auf medizinischem Gebiet verdient gemacht haben.<br />

Derzeit sind mit den Professoren Ernst-<strong>Ludwig</strong><br />

Winnacker und Harald zur Hausen nur zwei<br />

weitere deutsche Wissenschaftler im Institute of<br />

Medicine der National Academies vertreten.<br />

PREISE & EHRUNGEN<br />

■ ems zeichneT lmu-wissenschafTlerin<br />

aus<br />

Für ihre Präsentation auf der Europäischen Unwetterkonferenz<br />

ist die LMU-Meteorologin Ulrike Wißmeier<br />

im vergangenen Jahr mit dem Young Scientist<br />

Travel Award ausgezeichnet worden. Dieser<br />

wird von der Europäischen Meteorologischen Gesellschaft<br />

(EMS) vergeben und ging diesmal auch<br />

noch an Zoltán Polyánsky vom Ungarischen Wetterdienst.<br />

Ulrike Wißmeier arbeitet an der Modellierung<br />

von tropischen multizellulären Schwergewittern<br />

in der Gruppe von Professor Roger Smith<br />

an der LMU. Der EMS Young Scientist Travel<br />

Award unterstützt die Teilnahme von herausragenden<br />

Studierenden sowie Nachwuchswissenschaftlern<br />

an von der EMS mitgeförderten Konferenzen.<br />

Der Preis ist mit einem Reisekostenzuschuss<br />

von 500 Euro verbunden.<br />

■ gasTProfessur für<br />

Professor Bauer<br />

Professor Franz Alto Bauer, Institut für Byzantinistik,<br />

Byzantinische Kunstgeschichte und Neogräzistik<br />

der LMU, hat eine Gastprofessur an der<br />

Humboldt-<strong>Universität</strong> (HU) zu Berlin für das Wintersemester<br />

2009/2010 sowie das Sommersemester<br />

2010 erhalten. Diese wird zu gleichen Anteilen<br />

aus Mitteln des Exzellenzclusters TOPOI der<br />

HU und der Freien <strong>Universität</strong> Berlin sowie aus<br />

zentralen Mitteln der HU finanziert. Bauers Aufgabenbereich<br />

ist es, Lehre und Forschung zur<br />

Spätantiken und Byzantinischen Archäologie und<br />

Kunstgeschichte an der HU zu stärken und zugleich<br />

seine Forschungen zur spätantiken Stadt in<br />

den Exzellenzcluster TOPOI einzubringen.<br />

1 Die Deutsche gesellschaft für<br />

nephrologie hat 2009 auch Preise an<br />

lmu-wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler<br />

verliehen. im Bild erhält<br />

PD Dr. hans-Joachim anders (links)<br />

den franz-Volhard-Preis.<br />

MUM 01 | 2010 menschen<br />

37


MUM 01 | 2010 menschen<br />

38<br />

PREISE & EHRUNGEN<br />

1 Prof. Dr. franz alto Bauer<br />

1 Prof. Dr. christoph Bräuchle<br />

■ Professor Bräuchle in<br />

acaDemia euroPaea aufgenommen<br />

Professor Christoph Bräuchle ist im Herbst vergangenen<br />

Jahres als ordentliches Mitglied in die<br />

Academia Europaea aufgenommen worden.<br />

Bräuchle forscht und lehrt am Department für Chemie<br />

und Biochemie der LMU sowie am Center for<br />

NanoScience (CeNS). Die Academiea Europaea ist<br />

ein unabhängiger europäischer Zusammenschluss<br />

von Wissenschaftlern und Gelehrten, die sich gemeinsam<br />

für Forschung, Lehre und Bildung einsetzen.<br />

Die Gesellschaft hat derzeit etwa 2.000 Mitglieder,<br />

darunter 38 Nobelpreisträger.<br />

■ 18. ehrenDokTorwürDe für<br />

lmu-emeriTus<br />

Bereits das 18. ausländische Ehrendoktorat hat<br />

der LMU-Jurist Professor Claus Roxin im September<br />

des vergangenen Jahres erhalten. Diesmal<br />

ehrte ihn die <strong>Universität</strong> Andres Bello von Santiago<br />

de Chile/Viña del Mar. Roxin ist emeritierter<br />

Professor für Strafrecht; 28 Jahre lang war er<br />

Ordinarius für Strafrecht, Strafprozessrecht und<br />

allgemeine Rechtslehre an der LMU. Aus Anlass<br />

der Ehrenpromotion hielt Roxin verschiedene<br />

Vorträge in den beiden chilenischen Städten.<br />

■ Professor cramer in emBo gewählT<br />

Patrick Cramer, Professor für Biochemie und<br />

Direktor des Genzentrums an der LMU, ist im<br />

Oktober vergangenen Jahres zum Mitglied der European<br />

Molecular Biology Organization (EMBO)<br />

gewählt worden. Der EMBO gehören rund 1.200<br />

Mitglieder an, darunter vorwiegend Wissenschaftler<br />

aus allen Bereichen der Molekularbiologie. Mit<br />

zahlreichen Programmen und Projekten fördert die<br />

EMBO insbesondere die Zusammenarbeit und Vernetzung<br />

im Bereich Molekularbiologie nicht nur in<br />

Europa.<br />

■ exPerTin für Tierernährung<br />

ausgezeichneT<br />

Dr. Sylvia von Rosenberg, Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Tierernährung und<br />

Diätetik der LMU, ist im Oktober vergangenen<br />

Jahres mit dem „Helmut-Meyer-Award 2009”<br />

ausgezeichnet worden. Der Preis wurde anlässlich<br />

des „13th Congress of the European Society of<br />

Veterinary and Comparative Nutrition (ESVCN)“<br />

verliehen, der im Herbst 2009 in Oristano, Italien,<br />

stattfand. Dr. von Rosenbergs prämiierte Arbeit<br />

trägt den Titel: „Lanthanum salts restore accelerated<br />

bone loss in a small animal model of postmenopausal<br />

osteoporosis”.<br />

■ helene-richTer-Preis<br />

für lmu-anglisTin<br />

Dr. Stefanie Fricke, Wissenschaftliche Assistentin<br />

am Lehrstuhl für Englische Literatur der Moderne<br />

von Professor Christoph Bode, ist mit dem Helene-Richter-Preis<br />

des Deutschen Anglistenverbandes<br />

ausgezeichnet worden. Fricke erhielt den<br />

mit 1.000 Euro dotierten Preis für ihre Dissertation<br />

mit dem Titel „Memento Mori. Ruinen alter<br />

Hochkulturen und die Furcht vor dem eigenen<br />

Untergang in der englischen Literatur des 19.<br />

Jahrhunderts“.<br />

Der Helene-Richter-Preis wird vom Anglistenverband<br />

jährlich für eine Dissertation, Habilitationsschrift<br />

oder eine vergleichbare niveauvolle wissenschaftliche<br />

Arbeit verliehen, die sich durch<br />

große Textnähe und klare sprachliche Gestaltung<br />

deutlich auszeichnet. Gewünscht sind Arbeiten,<br />

die einen gewissen Bezug zu Shakespeare und /<br />

oder der Romantik als den beiden zentralen<br />

Publikationsgebieten der Privatgelehrten Helene<br />

Richter (1861 bis 1942) haben. Mit dem Preis soll<br />

die Erinnerung an die aus Wien stammende<br />

Anglistin wachgehalten werden, die 1942 im Konzentrationslager<br />

Theresienstadt starb.<br />

■ lmu-wissenschafTler erhalTen<br />

hoch DoTierTe eu-förDerung<br />

Zwei Nachwuchsforscher der LMU erhalten je<br />

einen Starting Grant des European Research<br />

Council (ERC). Professor Jens Michaelis, Department<br />

Chemie und Biochemie, und PD Dr. David<br />

Vöhringer, Institut für Immunologie, erhalten die<br />

Auszeichnung in Höhe von 1,4 beziehungsweise<br />

1,7 Millionen Euro über fünf Jahre. Mit dem Starting<br />

Grant fördert der ERC zukunftsweisende<br />

Grundlagenforschung, indem er herausragende<br />

und besonders kreative Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftler unterstützt.<br />

■ Professor cremer erhälT<br />

schleiDen-meDaille<br />

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina<br />

– Nationale Akademie der Wissenschaften hat<br />

Professor Thomas Cremer, Lehrstuhlinhaber für<br />

Anthropologie und Humangenetik an der LMU, im<br />

Oktober 2009 die Schleiden-Medaille verliehen.<br />

Professor Cremer erhielt die Auszeichnung, die die<br />

Leopoldina für hervorragende Erkenntnisse auf<br />

dem Gebiet der Zellbiologie vergibt, im Rahmen<br />

der Eröffnung der Leopoldina-Jahresversammlung<br />

in Halle. Ausgezeichnet wurden vor allem seine<br />

prägenden Arbeiten auf dem Gebiet der Zellkernarchitektur.<br />

Professor Cremer ist seit 2006 Mitglied<br />

der Leopoldina-Sektion Humangenetik und Mole-


kulare Medizin. Die Schleiden-Medaille, benannt<br />

nach dem Akademiemitglied Matthias Jacob<br />

Schleiden (1804-1881), Botaniker und Mitbegründer<br />

der Zelltheorie, wird seit 1955 vergeben.<br />

■ VerkehrssicherheiTsPreis<br />

für Dr. PelDschus<br />

Dr. Steffen Peldschus vom Institut für Rechtsmedizin<br />

der LMU hat im Oktober vergangenen Jahres<br />

den Verkehrssicherheitspreis 2009 des Bundesministeriums<br />

für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

erhalten. Die mit 7.500 Euro dotierte Auszeichnung<br />

wurde ihm für seine Forschungsarbeiten verliehen.<br />

Da Schutzplankensysteme bei Unfällen oft ein Verletzungsrisiko<br />

für Motorradfahrer darstellen, erarbeitete<br />

Peldschus Grundlagen für ein verbessertes<br />

Testverfahren dieser Systeme. Der Verkehrssicherheitspreis<br />

des Bundesverkehrsministers ging in<br />

diesem Jahr an insgesamt vier Wissenschaftler.<br />

Seit 1980 wird er alle zwei bis drei Jahre vergeben.<br />

Ausgezeichnet werden wegweisende anwendungsorientierte<br />

Forschungs- und Entwicklungsarbeiten<br />

zur Verbesserung der Straßenverkehrssicherheit.<br />

■ e.on kulTurPreis für<br />

wenJamin rosenfelD<br />

Der LMU-Physiker Wenjamin Rosenfeld hat einen<br />

der Kulturpreise der E.ON Bayern AG erhalten.<br />

Rosenfeld ist Wissenschaftlicher Angestellter der<br />

LMU und promoviert im Internationalen Doktorandenkolleg<br />

„Quantum Computing, Control and<br />

Communication“ im Rahmen des Elitenetzwerks<br />

Bayern. Seit 2005 verleiht die E.ON Bayern AG<br />

den Kulturpreis Bayern für herausragende Leistungen<br />

in Kunst und Wissenschaft. Dieser Preis ist<br />

insgesamt mit 170.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet<br />

werden Künstler für ihr bedeutendes künstlerisches<br />

Wirken sowie Absolventen und Doktoranden<br />

der bayerischen <strong>Universität</strong>en und Hochschulen.<br />

Insgesamt wurde die Auszeichnung an 40 Preisträger<br />

aus Wissenschaft und Kunst verliehen.<br />

■ lmu VerleihT DaaD-Preis an<br />

süDamerikanerin<br />

Rose-Leah Austin-Busse ist im November mit dem<br />

DAAD-Preis für außergewöhnliches Engagement<br />

ausgezeichnet worden. Die 29-Jährige, die an der<br />

Tierärztlichen Fakultät der LMU über Schweinekrankheiten<br />

promoviert, erhielt den mit 1.000 Euro<br />

dotierten Preis für ihr soziales Engagement: Gleich<br />

zu Beginn ihres Studiums in <strong>München</strong> im Jahr<br />

2003 wurde sie von ihren Kommilitoninnen und<br />

Kommilitonen zur Semestersprecherin gewählt. In<br />

dieser Zeit wirkte sie an der Einführung des Rotationsprinzips<br />

bei den Praktika für Studierende der<br />

PREISE & EHRUNGEN<br />

Veterinärmedizin mit. Darüber hinaus engagiert<br />

sie sich als Mitarbeiterin der Klinik für Schweine<br />

freiwillig im Bereich der Tiergesundheit und dem<br />

angewandten Tierschutz in zwei Organisationen:<br />

in der Münchner Kinder- und Jugendfarm, die Kindern<br />

aus sozial schwachen Familien durch den<br />

Umgang mit Tieren und der Natur wertvolle Erfahrungen<br />

vermitteln will, und in der Tierschutzorganisation<br />

„Gewerkschaft für Tiere“, die vor allem<br />

ausgesetzten, verlassenen und gequälten Tieren<br />

Obdach und Gnadenbrot verschafft.<br />

■ Professor koTThaus<br />

in leoPolDina gewählT<br />

Jörg Kotthaus, Professor für Experimentelle Physik<br />

an der Fakultät für Physik und Center for Nanoscience<br />

(CeNS) ist in die Deutsche Akademie der<br />

Naturforscher Leopoldina gewählt worden. Die<br />

Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina<br />

wurde 1652 gegründet und hat ihren Sitz in Halle<br />

an der Saale. Der überregionalen Gelehrtengesellschaft<br />

gehören zurzeit etwa 1.300 Mitglieder in<br />

aller Welt an. Zu Mitgliedern werden Wissenschaftler<br />

aus naturwissenschaftlichen und medizinischen<br />

Disziplinen sowie aus den Kultur-, Technik-, empirischen<br />

Geistes-, Verhaltens- und Sozialwissenschaften<br />

gewählt, die sich durch bedeutende<br />

Leistungen ausgezeichnet haben.<br />

■ alzheimer-forschungsPreise<br />

für lmu-wissenschafTler<br />

Zwei LMU-Wissenschaftlerinnen sind im November<br />

mit den „Alzheimer-Preisen“ der Hans und Ilse<br />

Breuer Stiftung geehrt worden: Professor Magdalena<br />

Götz ist Inhaberin des Lehrstuhls für Physiologische<br />

Genomik der LMU und Direktorin des<br />

Instituts für Stammzellenforschung des Helmholtz<br />

Zentrums <strong>München</strong>.<br />

Dr. Melanie Meyer-Luehmann leitet eine Forschungsgruppe<br />

am Adolf-Butenandt-Institut der<br />

Medizinischen Fakultät der LMU.<br />

Der mit 100.000 Euro deutschlandweit höchstdotierte<br />

Alzheimer-Forschungspreis wird seit 2006<br />

jährlich von der Hans und Ilse Breuer Stiftung an<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen,<br />

die herausragende Leistungen auf dem Gebiet<br />

der Alzheimer-Forschung oder ähnlicher Demenzerkrankungen<br />

erbracht haben. Die Hans und Ilse<br />

Breuer Stiftung wurde im Jahr 2000 von dem Unternehmer<br />

Hans Breuer gegründet; ein Impuls<br />

dafür ging von den leidvollen Erfahrungen aus, die<br />

die Familie Breuer selbst mit dieser Krankheit machen<br />

musste.<br />

1 Prof. Dr. Jörg-Peter kotthaus<br />

MUM 01 | 2010 menschen<br />

39


MUM 01 | 2010 menschen<br />

40<br />

PREISE NEUBERUFEN & EHRUNGEN<br />

1 Dominik Paquet<br />

■ huBerT BurDa erhälT ehren-<br />

DokTorwürDe<br />

Der Verleger Professor Hubert Burda, Vorstandsvorsitzender<br />

von Hubert Burda Media, hat im November<br />

die Ehrendoktorwürde der Medizinischen<br />

Fakultät der LMU erhalten. Diese seltene Auszeichnung<br />

beruht auf einem Beschluss des Fakultätsrats.<br />

„Professor Hubert Burda hat sich bleibende<br />

Verdienste erworben durch Förderung der Biomedizinischen<br />

Forschung und des BioMedizinischen<br />

Zentrums Großhadern als Hochschulratsvorsitzender“,<br />

so die Begründung für die Verleihung.<br />

Zudem wird sein außergewöhnlich erfolgreiches<br />

gesundheitspolitisches Engagement gewürdigt.<br />

Als erster Hochschulratsvorsitzender der LMU, an<br />

der er Kunstgeschichte und Soziologie studierte<br />

und promoviert wurde, war Hubert Burda maßgeblich<br />

an der Planung des BioMedizinischen<br />

Zentrums am Standort Großhadern / Martinsried<br />

beteiligt. Auch der Bau des Zentrums für Neuropathologie<br />

und Prionenforschung wurde durch den<br />

Hochschulrat unter seiner Ägide unterstützt.<br />

■ Dominik PaqueT Bei mikroskoPiefoToweTTBewerB<br />

ausgezeichneT<br />

Dominik Paquet, Wissenschaftler am Adolf-Butenandt-Institut<br />

der LMU, ist mit einem der Preise<br />

beim letztjährigen „Nikon Small World“ Mikroskopiefotowettbewerb<br />

ausgezeichnet worden. Paquets<br />

Bild belegte unter den 20 schönsten<br />

Bildern den elften Platz. Eigentlich untersucht der<br />

Forscher zelluläre Prozesse bei der Alzheimerschen<br />

Krankheit. Dafür nutzt er den Zebrafisch als Tiermodell:<br />

Sogar am lebenden Tier können die Wissenschaftler<br />

dabei beobachten, wie Nervenzellen bei<br />

Alzheimer absterben. Für seine Experimente hat<br />

Paquet ein Gen in die Zebrafische geschleust, das<br />

beim Menschen zu einer erblichen Form von Alzheimer<br />

führt. Die Proteine, die durch das sogenannte<br />

Tau-Gen in den Nervenzellen produziert werden,<br />

färbt er mithilfe eines Antikörpers ein. So kann er<br />

sie mithilfe eines speziellen Lasermikroskops sichtbar<br />

machen. Eines dieser Bilder von einem Alzheimer-Zebrafisch<br />

hatte Dominik Paquet bei dem Fotowettbewerb<br />

eingereicht. Mehr als 2.000 Mikrofotografen<br />

daran teilgenommen.<br />

■ romius-förDerPreis für<br />

wissenschafTler Des genzenTrums<br />

Die Romius Stiftung hat Jens Frauenfeld, wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Genzentrum der LMU,<br />

den Romius-Förderpreis für Wissenschaft und Forschung<br />

verliehen. Er erhielt die mit 1.000 Euro<br />

dotierte Auszeichnung im Rahmen des 25. Jubiläums<br />

des Genzentrums für seine Forschung auf dem<br />

Gebiet der „Visualization of the translocating ribosome-SecYEG<br />

complex in its membrane environment“.<br />

In der Preisbegründung heißt es: „Seine<br />

Forschung liefert nicht nur wichtige Einsichten<br />

über die Membraninsertion von Proteinen, sondern<br />

beschreibt auch einen neuen Weg, Membranproteine<br />

in ihrer natürlichen Umgebung, der Lipiddoppelschicht,<br />

strukturell zu analysieren.“ Die<br />

Romius Stiftung wurde 2007 vom Pharmaunternehmen<br />

Roche errichtet. Sie will mit ihren Programmen<br />

und Initiativen das Interesse von jungen<br />

Menschen an Naturwissenschaften fördern, um zur<br />

Qualität der Versorgung im Gesundheitswesen beizutragen.<br />

■ sieBen lehramTssTuDierenDe<br />

Der lmu erhalTen sTuDienkolleg-förDerung<br />

Sieben Lehramtsstudierende der LMU wurden<br />

2009 in das „Studienkolleg“ der Stiftung der Deutschen<br />

Wirtschaft und der Robert Bosch Stiftung<br />

aufgenommen. Mit diesem Förderprogramm werden<br />

künftige Lehrerinnen und Lehrer auf Führungs-<br />

und Gestaltungsaufgaben in der Schule<br />

vorbereitet. Die Preisträger der LMU sind Nora-<br />

Elena Flum (Lehramt an Gymnasien Deutsch/Französisch),<br />

Alexander Kagerer (Lehramt an Gymnasien<br />

Deutsch /Geschichte), Daniel Liebetruth (Lehramt<br />

an Gymnasien Mathematik / Latein), Darja<br />

Müllner (Lehramt an Grundschulen Englisch / Mathematik),<br />

Corina Pfitzner (Lehramt an Realschulen<br />

Mathematik / Kunstpädagogik), Teresa Dorothee<br />

Schuster (Lehramt an Förderschulen – Grundschulpädagogik,<br />

Sprachheilpädagogik / Deutsch) und<br />

Marie-Luise Spieldiener (Lehramt an Förderschulen<br />

– Pädagogik bei Beeinträchtigungen des Verhaltens).<br />

Das Studienkolleg will Lehramtsstudierende<br />

mit pädagogischem Führungspotenzial fördern.<br />

Die Kollegiaten erhalten ein Stipendium aus<br />

Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und<br />

Forschung (BMBF). Zusätzlich nehmen sie an<br />

einem anspruchsvollen berufsspezifischen Programm<br />

teil. Anliegen ist es, gemeinsam mit Partnern<br />

aus Schule, <strong>Universität</strong> und Wirtschaft die<br />

Potenziale der Kollegiaten zur Entfaltung zu bringen<br />

und die besten Köpfe an die Schule zu holen.<br />

■ aBschlussfeier am DeParTmenT<br />

für Pharmazie<br />

Bei der ersten offiziellen Abschlussfeier des Departments<br />

für Pharmazie wurden auch verschiedene<br />

Preise verliehen. Als beste Absolventen der<br />

Pharmazie erhielten Sina Heintz, Sami Hassan und<br />

Benjamin Schwenk den neu gestifteten Lesmüller-<br />

Preis der Dr. August und Dr. Anni Lesmüller-Stiftung.<br />

Für herausragende Studienleistungen im<br />

Bachelorstudium Pharmaceutical Sciences wurden<br />

Ong Nam Phuong Nguyen und Fabian Bischoff mit<br />

dem Herbert-Marcinek-Preis der Fakultät für Chemie<br />

und Pharmazie ausgezeichnet. Die ersten Absolventen<br />

des bundesweit einzigen Masterstudiengangs<br />

Pharmaceutical Sciences erzielten derweil<br />

durchweg sehr gute Ergebnisse. Die beiden Besten,<br />

Sarah Mickisch und Miriam Sindelar, konnten<br />

sich über den neu gestifteten Daiichi Sankyo-Master-Preis<br />

des gleichnamigen Pharmaunternehmens<br />

freuen.


VERSTORBEN<br />

■ Prof. Dr. karl oeTTle<br />

fakulTäT für BeTrieBswirTschafT<br />

Professor Karl Oettle war Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre<br />

an der LMU. 1926 geboren,<br />

studierte er von 1948 bis 1951 Wirtschaftswissenschaften.<br />

Nach einer kaufmännischen<br />

Tätigkeit setzte er sein Studium fort und wurde<br />

1957 an der <strong>Universität</strong> Tübingen promoviert.<br />

1962 habilitierte Karl Oettle ebendort. Von<br />

1964 bis 1968 war er zunächst Ordinarius für<br />

Betriebswirtschaftslehre an der <strong>Universität</strong><br />

Mannheim, ab 1968 bis zu seiner Emeritierung<br />

Professor für Betriebswirtschaftslehre und<br />

Vorstand des Instituts für Verkehrswirtschaft<br />

an der LMU. Die Verkehrswirtschaft und die<br />

öffentliche Wirtschaft waren die Hauptforschungsgebiete<br />

von Professor Oettle. 1975<br />

wurde er für seine besonderen Verdienste um<br />

die bayerische Wirtschaft mit der Staatsmedaille<br />

ausgezeichnet. Er erhielt zudem Ehrendoktorwürden<br />

der <strong>Universität</strong>en Rostock und<br />

Linz. Professor Oettle ist am 4. November 2009<br />

verstorben.<br />

■ Prof. Dr. helge TouTenBurg<br />

fakulTäT für maThemaTik,<br />

informaTik unD sTaTisTik<br />

Helge Toutenburg, geboren 1943, verstorben am<br />

8. November 2009, war seit 1991 bis zu seiner<br />

Emeritierung 2009 Professor für Statistik am<br />

Institut für Statistik der LMU. Er arbeitete von<br />

1966 bis1988 als Wissenschaftler im Bereich Angewandter<br />

Statistik und Datenanalyse am Institut<br />

für Mathematik, Berlin. Von 1988 bis 1990<br />

war er als Privatdozent in Dortmund, Fachbereich<br />

Statistik, tätig und von 1990 bis 1991 als<br />

Oberassis tent in Regensburg am Institut für Statistik<br />

und Wirtschaftsgeschichte. Seine Forschungsgebiete<br />

waren die Statistik linearer Modelle,<br />

statistische Datenanalyse bei unvollständigen<br />

Beobachtungen, Prognosemethoden und<br />

medizinische Statistik und Biometrie. Grundlegend<br />

waren seine Arbeiten zum Vergleich von<br />

sogenannten verzerrten Schätzern mittels des<br />

Kriteriums des matrixwertigen mittleren quadratischen<br />

Fehlers. Großes Interesse hatte er auch<br />

für die statistische Versuchsplanung und den<br />

Bereich Qualitätsmanagement.<br />

■ Prof. Dr. alfreD PeTTer<br />

TiermeDizinische fakulTäT<br />

Alfred Petter, 1932 geboren, war von 1967 bis<br />

1997 Professor für Pharmakologie, Toxikologie<br />

und Pharmazie an der Tierärztlichen Fakultät der<br />

LMU. Von Beginn seines Studiums im Jahr 1952<br />

bis zu seinem Ruhestand verbrachte er seine<br />

gesamte wissenschaftliche Laufbahn an der Tierärztlichen<br />

Fakultät der LMU: 1959 wurde er promoviert,<br />

1966 habilitierte er am Institut für<br />

Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie und<br />

übernahm im folgenden Jahr eine Professur für<br />

dieses Fachgebiet.<br />

Sein Forschungsinteresse galt den Antiarrhythmika<br />

und Lokalanästhetika. Seine grundlegenden<br />

Arbeiten zu den physiko-chemischen und strukturellen<br />

Wirkvoraussetzungen trugen wesentlich<br />

zum heutigen Verständnis der Wirkung dieser<br />

Stoffgruppen bei. Professor Petter war als ständiges<br />

Mitglied der Kommission F des damaligen<br />

Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz<br />

und Veterinärmedizin (BgVV) beratend<br />

bei der Arzneimittelzulassung tätig. Er starb<br />

am 20. September 2009 in <strong>München</strong>.<br />

■ Prof. Dr. DieTer JüngsT<br />

meDizinische fakulTäT<br />

Dieter Jüngst, Professor für Innere Medizin und<br />

langjähriger Oberarzt an der Medizinischen<br />

Klinik 2, verstarb am 20. Oktober 2009 im Alter<br />

von 63 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit.<br />

Er war seit 1990 außerplanmäßiger Professor am<br />

Klinikum Großhadern der <strong>Universität</strong> <strong>München</strong><br />

und seit 1984 Internist und Endokrinologe.<br />

Jüngst studierte von 1964 bis 1969 Medizin in<br />

Freiburg, Innsbruck, Montreal und <strong>München</strong>.<br />

1970 wurde er promoviert, 1983 habilitierte er<br />

sich.<br />

Internationale Anerkennung fand er durch seine<br />

wissenschaftlichen Arbeiten zur Entstehung von<br />

Gallensteinen und zuletzt auch zu Beobachtungen<br />

bei der Behandlung von Patienten mit<br />

Leberkrebs. Professor Jüngst war ein sehr beliebter<br />

und bei den Studierenden gefragter Lehrer.<br />

MUM 01 | 2010 menschen<br />

41


MUM 01 | 2010 serVice<br />

42<br />

TIPPS & TERMINE<br />

1 noch bis zum 7. februar präsentiert<br />

die staatsbibliothek eine<br />

nibelungenlied-handschrift aus<br />

dem späten 13. Jahrhundert.<br />

1 Die universitätsbibliothek der<br />

lmu zeigt in einer ausstellung<br />

ihre Blockbücher.<br />

■ DeuTscher sTuDienPreis 2010<br />

ausgeloBT<br />

Die Körber-Stiftung zeichnet auch in diesem Jahr<br />

wieder junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

mit dem Deutschen Studienpreis 2010<br />

aus. Sie verleiht ihn für gesellschaftlich bedeutsame<br />

Forschungsarbeiten. An der aktuellen Ausschreibung<br />

können Promovierte teilnehmen, die<br />

im Jahr 2009 ihre Dissertation mit exzellentem Ergebnis<br />

abgeschlossen haben. Einsendeschluss ist<br />

der 1. März 2010. Mit drei Preisen von je 30.000<br />

Euro zählt der Deutsche Studienpreis zu den<br />

höchstdotierten deutschen Auszeichnungen für<br />

Nachwuchswissenschaftler. Schirmherr ist Bundestagspräsident<br />

Norbert Lammert.<br />

Weitere Informationen und Teilnahmebedingungen<br />

finden sich unter www.studienpreis.de<br />

■ niBelungenlieD-hanDschrifT<br />

in Der sTaaTsBiBlioThek<br />

Anlässlich der Aufnahme der „Handschrift A“ des<br />

Nibelungenlieds in das UNESCO-Weltdokumentenerbe<br />

präsentiert die Bayerische Staatsbibliothek<br />

dieses herausragende Beispiel der europäischen<br />

Heldenepik noch bis zum 7. Februar in einer<br />

Schatzkammerausstellung. Das Nibelungenlied<br />

beruht auf älteren mündlichen Traditionen und<br />

wurde um das Jahr 1200 von einem unbekannten<br />

Dichter am Hof des Passauer Bischofs Wolfger von<br />

Erla niedergeschrieben. Das Internationale Komitee<br />

für das UNESCO-Programm „Memory of the<br />

World“ hat, dem Antrag der Bayerischen Staatsbibliothek<br />

folgend, die drei ältesten und wichtigsten<br />

Handschriften, die in drei Bibliotheken aufbewahrt<br />

werden, im Juli 2009 in das Weltdokumentenerbe<br />

aufgenommen. Die Handschrift entstand Anfang<br />

des letzten Viertels des 13. Jahrhunderts in einem<br />

unbekannten Schreibzentrum im alpenländischen<br />

Tiroler Raum. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag<br />

9.00 bis 17.00 Uhr, Donnerstag 9.00 bis 20.00 Uhr,<br />

Sonntag 13.00 bis 17.00 Uhr. Ort: Bayerische<br />

Staatsbibliothek, Schatzkammer, 1. Stock, <strong>Ludwig</strong>straße<br />

16 in <strong>München</strong>.<br />

■ BlockBücher in Der uniBiBlioThek<br />

Die <strong>Universität</strong>sbibliothek <strong>München</strong> zeigt vom<br />

1. Februar bis 16. April ihre „Blockbücher“.<br />

Blockbücher sind von Holztafeln gedruckte Werke<br />

in Bild und Text. Ihr Ursprung reicht zurück bis<br />

auf das 15. Jahrhundert; einige Wissenschaftler<br />

setzen sie schon vor der Weiterentwicklung der<br />

Buchdruckkunst durch Gutenberg um 1420 / 1430<br />

an, andere plädieren für einen späteren Zeitpunkt.<br />

Die Blockbuchproduktion erlosch um 1530. Weltweit<br />

sind knapp vierzig Titel in etwa hundert ver-<br />

schiedenen Ausgaben bekannt. Mit neun Titeln in<br />

elf Ausgaben beherbergt die <strong>Universität</strong>sbibliothek<br />

<strong>München</strong> nach der Bayerischen Staatsbibliothek<br />

und dem Berliner Kupferstichkabinett die<br />

drittgrößte Sammlung von Blockbüchern in der<br />

Bundesrepublik Deutschland. Die Ausstellung findet<br />

in der Ausleihhalle der <strong>Universität</strong>sbibliothek,<br />

Geschwister-Scholl-Platz 1, statt. Öffnungszeiten<br />

sind Montag bis Freitag von 9 bis 22 Uhr.<br />

■ klarTexT!-Preis für<br />

Junge wissenschafTler<br />

Zum fünften Mal ruft die Klaus Tschira Stiftung<br />

junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

auf, sich um KlarText!, den Klaus Tschira Preis für<br />

verständliche Wissenschaft, zu bewerben. Der<br />

Wettbewerb steht unter der Schirmherrschaft des<br />

Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, Professor<br />

Peter Gruss. Bis zum 28. Februar 2010 können<br />

sich Promovierte aus den Bereichen Biologie,<br />

Chemie, Informatik, Mathematik, Neurowissenschaften<br />

und Physik sowie aus angrenzenden Fächern<br />

mit ihren Textbeiträgen bewerben. Voraussetzung<br />

ist, dass die Bewerber im Jahr 2009 ihre<br />

Doktorarbeit abgeschlossen haben. Ihre Aufgabe<br />

ist es, die Ergebnisse ihrer Doktorarbeit allgemein<br />

verständlich und spannend in deutscher Sprache<br />

in einem Artikel zusammenzufassen. Sechs Siegerinnen<br />

und Sieger werden mit einem Geldpreis<br />

von jeweils 5.000 Euro ausgezeichnet. Zusätzlich<br />

werden die Siegerbeiträge unverändert in einer<br />

KlarText!-Sonderbeilage der Zeitschrift „Bild der<br />

Wissenschaft“ veröffentlicht. Alle wichtigen Informationen<br />

und Ausschreibungsbedingungen gibt<br />

es unter www.klaus-tschira-preis.info<br />

■ BesT of BioTech-weTTBewerB<br />

Der internationale Life Science Businessplan Wettbewerb<br />

„Best of Biotech“, organisiert von der Austria<br />

Wirtschaftsservice, der Förderbank der Republik<br />

Österreich, geht in diesem Jahr in die fünfte<br />

Runde. Ziel ist es, Akademikerinnen und Akademiker<br />

aus dem Bereich Life Sciences – Biotech, Pharma,<br />

Medtech und verwandte Bereiche – zu ermutigen,<br />

ihre Forschungsergebnisse in die Praxis<br />

umzusetzen und innovative Technologien wirtschaftlich<br />

verwertbar zu machen. Der Wettbewerb<br />

beginnt im Februar 2010. Detaillierte Informationen<br />

finden sich auf der Internetseite<br />

www.bestofbiotech.at


■ Dfg-Preis für Junge<br />

geowissenschafTler<br />

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft vergibt<br />

2010 erneut den Bernd Rendel-Preis für junge,<br />

nicht promovierte Diplom-Geowissenschaftlerinnen<br />

und -Geowissenschaftler aus den Bereichen<br />

Geologie, Mineralogie, Geophysik, Marine Geowissenschaften,<br />

Geodäsie. Die voraussichtlich vier<br />

Preise sind mit je 2.000 Euro dotiert. Sie werden<br />

aus den vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft<br />

verwalteten Erträgen der Bernd Rendel-<br />

Stiftung finanziert und sollen von den Preisträgern<br />

für wissenschaftliche Zwecke verwendet werden.<br />

Als Kriterien für die Preisvergabe gelten Qualität<br />

und Originalität der bisherigen Forschungsarbeiten<br />

– etwa Diplomarbeiten, laufende Dissertationen<br />

oder andere Arbeiten.<br />

Möglich sind sowohl Eigenbewerbungen als auch<br />

Vorschläge von anderer Seite. Bewerbungsschluss<br />

ist der 15. Februar 2010. Nähere Informationen<br />

finden sich im Internet unter:<br />

www.dfg.de/forschungsfoerderung/preise/<br />

bernd_rendel_preis<br />

■ „sozialkomPeTenzen“ Bei<br />

sTuDenT unD arBeiTsmarkT<br />

Student und Arbeitsmarkt, der Career Service der<br />

LMU, veranstaltet zu Jahresbeginn eine Reihe von<br />

Seminaren zum Thema „Sozialkompetenzen“.<br />

Sozialkompetenzen, häufig auch Soft Skills oder<br />

Schlüsselqualifikationen genannt, haben in den<br />

vergangenen Jahren eine immer größere Bedeutung<br />

für den erfolgreichen Einstieg in den Arbeitsmarkt<br />

und den weiteren Berufsweg bekommen.<br />

An jeweils zwei Tagen, von 10.00 bis 18.00<br />

Uhr, können bei den Seminaren maximal jeweils<br />

zwölf Personen an verschiedenen Kursen teilnehmen.<br />

Zu den Themen zählen unter anderem Kommunikation,<br />

Präsentation und Rhetorik oder Zeitkompetenztraining.<br />

Die Kosten betragen – inklusive<br />

Mittagsimbiss und Getränken – jeweils 40<br />

Euro. Nähere Informationen zu Terminen, Themen<br />

und Anmeldung unter<br />

www.s-a.uni-muenchen.de/studierende/sozialkompetenz<br />

■ „TurBulenzen“ – neue aussTellung<br />

in Der unigalerie<br />

Am 10. Februar 2010 startet mit „Turbulenzen“<br />

eine neue Ausstellung in der UniGalerie LMU . Zu<br />

sehen sind Bilder der <strong>München</strong>er Künstlerin<br />

Judith Bokodi. Der Fokus ihrer Arbeiten liegt auf<br />

der gegenständlichen, figurativen Malerei. Judith<br />

Bokodi, die an der LMU Kunstpädagogik, Kunstgeschichte<br />

und Volkskunde/Europäische Ethnolo-<br />

gie studiert, begann schon früh, sich mit der Abbildung<br />

menschlicher Gestalten zu beschäftigen.<br />

Bokodi geht es in ihren neuesten Arbeiten um eine<br />

Erweiterung der figürlichen Malerei durch Muster,<br />

Verzerrung und Morphologie. Eigene Fotografien,<br />

die frei verar beitet werden, dienen mit<br />

ihrem technischen digitalen Blick als Vorlage für<br />

ihre szenischen Gemälde. Der Titel „Turbulenzen“<br />

für die Ausstellung wurde gewählt, weil mit dieser<br />

besonderen Art der Darstellung eine Veränderung<br />

der Wahrnehmung einhergeht. Die Ausstellung ist<br />

bis zum 30. April 2010 zu sehen. Die Öffnungszeiten<br />

der UniGalerie LMU sind Montag bis Mittwoch<br />

und Freitag von 9.00 bis 12.00 und Donnerstag<br />

von 13.30 bis 15.30 Uhr oder nach Vereinbarung<br />

unter Telefon 089 / 21 80 27 28.<br />

www.lmu.de/unigalerie<br />

■ Tag Der offenen Tür für schüler<br />

Die LMU und viele ihrer Fächer auf einmal kennen<br />

zu lernen – diese Gelegenheit haben Schülerinnen<br />

und Schüler am Tag der Offenen Tür der <strong>Universität</strong><br />

am Samstag, 6. Februar. Die jährliche Veranstaltung<br />

soll Schülerinnen und Schülern der Oberstufe<br />

sowie anderen Studieninteressierten einen<br />

Überblick über die vielfältigen Studienmöglichkeiten<br />

der LMU geben und Hilfe bei der Studienwahl<br />

leisten. Mit Probevorlesungen, Vorführungen,<br />

Infoständen und persönlichen Gesprächen<br />

präsentieren sich etwa 80 verschiedene Fächer<br />

von Ägyptologie bis Zahnmedizin. Zum ersten<br />

Mal wird der Tag der Offenen Tür diesmal von der<br />

Zentralen Studienberatung organisiert. Er findet<br />

in der Zeit von 9.00 bis 16.00 Uhr statt. Alle Informationen<br />

finden sich unter www.lmu.de/tof<br />

■ kunsT in Der PsychiaTrischen klinik<br />

Unter dem Titel „Bezähmung – Neue Bilder“ zeigt<br />

die Psychiatrische Klinik der LMU noch bis zum<br />

28. Februar Werke der Künstlerin Sabine Hen-<br />

TIPPS & TERMINE<br />

1 „Turbulenzen“ sind Thema der<br />

neuen ausstellung in der unigalerie.<br />

zu sehen sind Bilder von Judith<br />

Bokodi – unter anderem das<br />

Diptychon „Taunus / Turbulence“.<br />

MUM 01 | 2010 serVice<br />

43


MUM 01 | 2010 serVice<br />

44<br />

TIPPS & TERMINE<br />

1 unter dem Titel „Bezähmung –<br />

neue Bilder“ sind Bilder der<br />

künstlerin sabine henning in<br />

der Psychiatrischen klinik der<br />

lmu zu sehen.<br />

herausgeber<br />

Präsidium der <strong>Ludwig</strong>- <strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> (LMU) <strong>München</strong><br />

redaktion<br />

Kommunikation und Presse LMU<br />

Luise Dirscherl (dir)<br />

(Chefredaktion),<br />

Clemens Grosse (cg)<br />

(stellv. Chef redaktion),<br />

Anja Burkel (ajb)<br />

mitarbeiter dieser ausgabe<br />

Julia Graven (gra), Katrin Gröschel (kat), Cindy Heinkel (hei), Eva Kittel<br />

(ki), Marcus Simon (ms), Susanne Wedlich (suwe), Julia Zahlten (juz)<br />

onlineredaktion<br />

Thomas Pinter (thp)<br />

Bildredaktion<br />

Christoph Olesinski<br />

redaktionsadresse<br />

Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 <strong>München</strong><br />

Tel.: +49 (0) 89 21 80-34 23<br />

Fax: +49 (0) 89 33 82 97<br />

mum@lmu.de · www.lmu.de/presse/mum<br />

■<br />

IMPRESSUM<br />

ning. Hennings Schwerpunkt liegt auf abstrakter<br />

Malerei in Acryl, farbiger Tusche und Öl.<br />

Ihre Bilder sind täglich von 8.00 bis 17.00 Uhr zu<br />

sehen. Ort der Ausstellung ist die Psychiatrische<br />

Klinik der LMU, erster Stock im Altbau links, Abteilung<br />

für experimentelle Psychologie, Nussbaumstraße<br />

7, <strong>München</strong>.<br />

■ „sTarT ins sTuDium leichT gemachT:<br />

Tag Der offenen Tür an Der lmu<br />

Am Samstag, 6. Februar 2010, können Schülerinnen<br />

und Schüler die <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong><br />

(LMU) <strong>München</strong> wieder einen Tag lang<br />

kennen lernen. Von 9.00 bis 16.00 Uhr bietet die<br />

LMU ein vielfältiges Programm für alle, die an<br />

einem Studium interessiert sind: Ob Buchwissenschaft,<br />

Mathe oder Zahnmedizin – mehr als 70<br />

Fächer präsentieren sich mit Studieninformationen,<br />

Probevorlesungen, Vorführungen und in<br />

persönlichen Gesprächen. Ab 9.00 Uhr informiert<br />

die Zentrale Studienberatung über Zulassung und<br />

Formalitäten rund ums Studium sowie über die<br />

neuen Studienabschlüsse Bachelor und Master.<br />

Verschiedene Studiengänge stellen sich im Lichthof,<br />

den Dekanatsgängen und der Thomas-Mann-<br />

Designkonzept und layout<br />

HAAK& NAKAT<br />

[www.haak-nakat.de]<br />

Distribution<br />

Kommunikation und Presse LMU: Mathias Schiener<br />

anzeigen<br />

Kommunikation und Presse LMU<br />

issn 0940-0141<br />

Halle des Hauptgebäudes der LMU am Geschwister-Scholl-Platz<br />

1 vor. Ab 10.00 Uhr beginnt die<br />

Präsentation der Fächer - hier können sich Interessierte<br />

beispielsweise über seltene Fächer wie<br />

etwa Tibetologie, Indologie, Japanologie oder Albanologie<br />

informieren, Letzteres ist in Deutschland<br />

einzigartig. Zahlreiche Fachbereiche öffnen<br />

die Türen ihrer Institutsgebäude, wie etwa die<br />

Geschichtswissenschaften im Historicum (Schelling-/Amalienstraße),<br />

die Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

in der Schellingstraße 3 und im<br />

Hauptgebäude, die Tiermedizin in der Königinstraße<br />

12, die Humanmedizin in der Pettenkoferstraße<br />

11 sowie die Ägyptologie und Klassische<br />

Archäologie in der Meiserstraße 10. Das Angebot<br />

am Tag der Offenen Tür hilft künftigen Studierenden<br />

bei einer qualifizierten Studienwahl und bietet<br />

ihnen eine erste Orientierungshilfe an der Uni.<br />

Auch Lehrkräfte, besonders Beratungslehrkräfte,<br />

die an ihren Schulen für die Studien- und Berufswahl<br />

zuständig sind, können ihr Wissen über die<br />

zahlreichen Studiengänge an diesem Tag umfassend<br />

aktualisieren. In persönlichen Gesprächen<br />

mit Wissenschaftlern und Studierenden erhalten<br />

die Besucher Informationen aus erster Hand.<br />

Titel- und heftgrafik: [www.haak-nakat.de]<br />

umschlagfoto: Christoph Olesinski<br />

fotos im heft:<br />

Piero Grandesso / wikipedia (S. 2); Paula-Irene Villa, Anja Bukel, Friedrich<br />

Schmidt, privat (S. 7); Claus Gnutzmann (S. 8); Michak / wikipedia (S. 12);<br />

Christoph Olesinski (S. 16 / 17); Andreas Steeger (S. 18 / 19); Willi Ernst Seitz<br />

(S. 20); Anja Burkel (S. 21); Friedrich Schmidt (S. 22 / 23); Felix Baier (S. 26 / 27);<br />

Heinz Langhals (S. 28); Studentenwerk <strong>München</strong> (S. 30); Jan Greune (S. 31);<br />

Bert Sakmann (S. 32); Alle weiteren Bilder: Friedrich Schmidt bzw. LMU.<br />

akTuelle sTellenangeBoTe Der luDwig-maximilians-uniVersiTäT unTer www.lmu.De/sTellenangeBoTe


ÖFFNUNGSZEITEN<br />

IM SEMESTER:<br />

MONTAG BIS FREITAG<br />

10 – 16 UHR


www.lmu.de/presse/mum

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