MünchnerUni Magazin - Ludwig-Maximilians-Universität München
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englisch – deutsch<br />
deutsch – englisch?<br />
blindtext<br />
Englisch ErobErt DEn hochschulalltag<br />
hier Universalsprache<br />
steht blindtext<br />
an den blindtext<br />
Unis<br />
Blindtext<br />
profile<br />
nr. 1 • 2010<br />
münchneruni magazin<br />
zeitschrift der ludwig·maximilians·universität münchen<br />
hier 10 Jahre steht<br />
blindtext<br />
KliniKum
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EDITORIAL<br />
trendsprache(n)<br />
der Wissenschaften<br />
Englisch ist aus dem Alltag in Wissenschaft, Forschung und Lehre<br />
nicht fortzudenken: O b es um Anträge für Dritt- oder sonstige Fördermittel<br />
geht, ob um wissenschaftliche Artikel in Fachmagazinen<br />
oder um Vorlesungen, die Sprache ist im akademischen Alltag<br />
omnipräsent. Diese Präsenz kann in einigen Bereichen zur Verdrängung<br />
des Deutschen als Wissenschaftssprache führen – weshalb die<br />
zunehmende Dominanz des Englischen auch kritisch gesehen,<br />
gleichsam als „Sachzwang“ empfunden wird, der traditionell gewachsene<br />
Wissenschaftskulturen bedroht. Natürlich ist dies auch<br />
immer eine Frage der Fachgebiete und der entsprechenden Forschungs-<br />
und Publikationsgewohnheiten.<br />
In jedem Fall kommen Forscher ebenso wie Mitarbeiter und Studierende<br />
einer derart international orientierten <strong>Universität</strong> wie der<br />
LMU nicht an einer vertieften Auseinandersetzung mit der englischen<br />
Sprache vorbei. Die Zusammenarbeit mit ausländischen<br />
Kolleginnen und Kollegen nimmt immer weiter zu – nicht nur in<br />
den Naturwissenschaften, den Wirtschaftswissenschaften und der<br />
Medizin – Fächer, die schon immer einen starken Bezug zum Englischen<br />
hatten, da die bedeutendsten Wissenschaftspublikationen in<br />
den USA oder in Großbritannien erscheinen. Auch im Bereich der<br />
Geisteswissenschaften weist der Trend in Richtung grenzüberschreitende<br />
Kooperationen – und es ist klar, dass die Verkehrssprache<br />
auch hierbei Englisch sein wird. Stichworte wie die Schaffung eines<br />
einheitlichen europäischen Hochschulraums im Rahmen der Bolognareform<br />
stehen ebenfalls für das Erfordernis, eine einheitliche<br />
Sprache zu benützen.<br />
Die Titelgeschichte in dieser Ausgabe der MUM stellt die Wissenschaftssprache<br />
Englisch vor und lässt sowohl Befürworter wie auch<br />
Kritiker zu Wort kommen. Auch stellt sie dar, welche Möglichkeiten<br />
die LMU bietet, Englisch zu lernen oder bestehende Kenntnisse zu<br />
vertiefen. Der Essay in dieser Ausgabe von Professor Claus Gnutzmann,<br />
Anglist an der Technischen <strong>Universität</strong> Braunschweig und<br />
ausgewiesener Experte zur Rolle des Englischen als Wissenschaftssprache,<br />
schließt sich dieser Thematik mit einer breiten Sicht auf die<br />
Dinge ebenfalls an.<br />
Ein gutes Beispiel dafür, wie bedeutsam Englisch als Wissenschaftssprache<br />
auch in den Geisteswissenschaften ist, zeigt zudem ein<br />
Artikel über die LMU Research Fellowships, die im vergangenen<br />
Jahr an der LMU zur Förderung exzellenter junger Forscherinnen<br />
und Forscher aus dem In- und Ausland eingerichtet wurden: Insgesamt<br />
forschen jetzt 21 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
mit Mitteln aus dem Zukunftskonzept LMUexcellent an<br />
unserer <strong>Universität</strong> – die meisten davon aus dem Ausland und zudem<br />
aus dem Bereich der Geisteswissenschaften. Dabei wird auch deutlich:<br />
Einige der jungen Wissenschaftler sprechen nicht nur perfekt<br />
Englisch, sondern beherrschen auch die deutsche Sprache hervorragend.<br />
Aber auch eine weitere Trendsprache ist Thema in dieser<br />
MUM: In der Serie „Populäre Sprachen“ stellen wir nach Chinesisch<br />
und Spanisch diesmal Russisch vor.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen. ■<br />
Professor Dr. Dr. h.c. Reinhard Putz<br />
Vizepräsident der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>München</strong><br />
MUM 01 | 2010 editorial<br />
1
MUM 01 | 2010 neWs<br />
2<br />
NEWS<br />
Bruno latour erhält den Kulturpreis der <strong>Universität</strong>sgesellschaft<br />
Der französische Soziologe und Philosoph Bruno Latour erhält den<br />
mit 25.000 Euro dotierten Kulturpreis der <strong>München</strong>er <strong>Universität</strong>sgesellschaft.<br />
Er wird den Preis am 8. Februar 2010 an der LMU<br />
entgegennehmen. Die Jury begründet ihre Entscheidung damit,<br />
dass „Bruno Latour zu den einflussreichsten, intelligentesten und<br />
gleichzeitig populärsten Vertretern der Wissenschaftsforschung<br />
(Science Studies) gehört“. Wie schon der Preisträger des Vorjahres,<br />
Mike Davis, wird auch Bruno Latour im Umfeld der Preisverleihung<br />
ein Seminar für ausgewählte Nachwuchswissenschaftler an der<br />
LMU halten.<br />
Bruno Latour gilt als herausragender Vertreter der sogenannten<br />
Akteur-Netzwerk-Theorie, eines soziologischen Konzeptes, das sich<br />
mit der Bedeutung und den Folgeerscheinungen von wissenschaftlichen<br />
und technischen Innovationen auseinandersetzt. Die Akteur-<br />
Netzwerk-Theorie unternimmt den Versuch, die gängige Unterscheidung<br />
zwischen Natur und Kultur aufzubrechen und durch den<br />
Netzwerkgedanken zu ersetzen.<br />
Bruno Latour, Jahrgang 1947, lehrte unter anderem an der London<br />
School of Economics. Derzeit ist er Professor an der Sciences Po in<br />
Paris.<br />
Der Kulturpreis der <strong>München</strong>er <strong>Universität</strong>sgesellschaft, der 2008<br />
erstmals vergeben wurde, zeichnet herausragende Persönlichkeiten<br />
aus den Bereichen Literatur, Kunst oder Geisteswissenschaften aus,<br />
die in einer die breite Öffentlichkeit ansprechenden Art und Weise<br />
als Künstler oder Wissenschaftler in Erscheinung getreten sind. Der<br />
Preis war im letzten Jahr dem Thema „Stadt der Zukunft – Zukunft<br />
der Stadt“ gewidmet und ging an Professor Mike Davis von der<br />
University of California, Irvine. Der Soziologe Davis wurde durch<br />
seine Untersuchungen der Gesellschaftsstrukturen und der urbanen<br />
Entwicklung in seiner Heimat Südkalifornien bekannt. ■ ms<br />
lMU nimmt spitzenplatz im che-forschungsranking ein<br />
Im Forschungsranking 2009 des Centrums für Hochschulentwicklung<br />
(CHE) schneidet die LMU in sechs von acht untersuchten Fächern<br />
sehr gut ab. Namentlich in den Fächern Biologie, Chemie,<br />
Medizin, Pharmazie und Physik schafft es die LMU jeweils in die<br />
Spitzengruppe. Insgesamt betrachtet kommt die LMU damit neben<br />
der <strong>Universität</strong> Heidelberg auf einen Spitzenplatz.<br />
Untersucht wurden die Anzahl der Publikationen, die Drittmittel<br />
und die Promotionen jeweils in absoluten Zahlen und bezogen auf<br />
die Größe des Faches. Zusätzlich zu diesen Indikatoren wurden<br />
Professoren gefragt, welche Hochschulen sie in ihrem eigenen Fach<br />
in der Forschung als herausragend betrachten. Dieser Reputationsindex<br />
fließt jedoch nicht in die Berechnung der Spitzengruppen ein.<br />
In den Naturwissenschaften wurde zudem der Indikator „Erfindungen“<br />
ergänzend aufgenommen.<br />
In diesem Jahr ist erstmals auch das Fach Informatik Bestandteil<br />
des Forschungsrankings. Auch hier schneidet die LMU hervorragend<br />
ab. Alle drei Jahre erhebt das CHE die Daten für einen be-<br />
stimmten Fächerkanon im Hochschulranking neu. Dieses Jahr wurden<br />
die Fächer Biologie, Chemie, Informatik (nicht vollumfänglich),<br />
Mathematik, Medizin, Pharmazie, Physik und Zahnmedizin ausgewertet.<br />
Publiziert werden die Ergebnisse in der Wochenzeitung<br />
„Die Zeit“. ■ ms<br />
früher hominide lieferte wichtigste forschungsmeldung<br />
des Jahres<br />
Es war ein Fund, der Geschichte schrieb: Ardipithecus ramidus ist<br />
mit 4,4 Millionen Jahren der früheste bekannte Hominide, von dem<br />
die wichtigsten Skelettteile erhalten sind – und ergänzt die Geschichte<br />
der Hominidenentwicklung um ein bedeutendes Kapitel.<br />
Die Ergebnisse der über 15 Jahre laufenden Fossilanalyse durch ein<br />
internationales Forscherteam unter der Leitung von Professor Tim<br />
White, Berkeley, USA, wurden der Weltöffentlichkeit im Oktober als<br />
Sonderausgabe des Fachmagazins „Science“ in elf Publikationen<br />
präsentiert. Ebenfalls an der Studie beteiligt war der LMU-Paläontologe<br />
Ioannis Giaourtsakis, ein Spezialist für prähistorische Großsäuger.<br />
Zusammen mit anderen Wissenschaftlern untersuchte er<br />
die zahlreichen Fossilfunde von Tieren, die wichtige Rückschlüsse<br />
auf den Lebensraum des frühen Hominiden erlauben. Das „Science<br />
<strong>Magazin</strong>e“ und das „Time <strong>Magazin</strong>e“ haben nun jeweils die Top Ten<br />
der Forschungsmeldungen des Jahres vorgestellt. In beiden Fällen<br />
landete die wissenschaftliche Bearbeitung von Ardipithecus ramidus<br />
auf dem Spitzenplatz. ■ suwe<br />
Geschwister-scholl-preis<br />
an roberto saviano<br />
Der italienische Schriftsteller<br />
Roberto Saviano wurde am 16.<br />
November 2009 mit dem Geschwister-Scholl-Preis<br />
der Stadt<br />
<strong>München</strong> und des Börsenvereins<br />
des deutschen Buchhandels<br />
ausgezeichnet. Der Autor<br />
erhielt die Auszeichnung für<br />
sein neues Buch „Das Gegenteil<br />
von Tod“, in dem er die Zukunftsperspektiven<br />
junger Menschen<br />
aus Süditalien thematisiert: Die einzigen legalen Möglichkeiten<br />
für diese sind die Abwanderung in den Norden des Landes<br />
oder der Militärdienst. Sonst bleibt nur die Illegalität etwa in der<br />
neapolitanischen Camorra, deren brutale und perfide Machenschaften<br />
Saviano in seinem viel beachteten Erstling „Gomorrha“<br />
nachzeichnet. Wegen dieses Buches hat der 30jährige Autor Morddrohungen<br />
erhalten und steht seitdem unter permanentem Polizeischutz.<br />
Roberto Saviano nahm die Auszeichnung in der voll besetzten<br />
Großen Aula der LMU persönlich entgegen. Die Laudatio für<br />
den Preisträger hielt „Die Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo.<br />
■ cg
4<br />
englisch – deutsch<br />
deutsch – englisch?<br />
enGlisch eroBert den hochschUlalltaG<br />
Universalsprache an den Unis<br />
stUdieninforMations-service<br />
Wenn der stUdent nUr<br />
einMal KlinGelt<br />
verWaltUnGsKünstler<br />
holz Und<br />
hochrechnUnGen<br />
BioloGiestUdent GeWinnt<br />
Bei „JUGend forscht“<br />
schlanGenMann Mit Biss<br />
16<br />
20<br />
26<br />
■ neWs<br />
2 MeldUnGen<br />
■ titel<br />
MUM nr. 1 | 2010<br />
4 enGlisch eroBert den hochschUlalltaG<br />
■ essay<br />
Universalsprache an den Unis<br />
8 pUBlish in enGlish or perish in GerMan?<br />
prof. dr. claUs GnUtzMann<br />
■ profile<br />
10 ideenreich, exzellent Und vernetzt<br />
research felloWships<br />
12 Wo väterchen frost zU haUse ist<br />
serie: popUläre sprachen teil 3<br />
14 Meer der MöGlichKeiten<br />
pinnWand iM foyer der Mensa<br />
16 Wenn der stUdent nUr einMal KlinGelt<br />
stUdien-inforMations-service<br />
18 in schWindelerreGendeM teMpo<br />
zehn Jahre KliniKUM der <strong>Universität</strong> <strong>München</strong><br />
20 holz Und hochrechnUnGen<br />
serie: verWaltUnGsKünstler teil 1<br />
22 raUM für neUe ideen<br />
25 Jahre GenzentrUM an der lMU<br />
24 GesUndheit WeltWeit<br />
cih LMU center for international health<br />
26 schlanGenMann Mit Biss<br />
BioloGiestUdent GeWinnt Bei „JUGend forscht“<br />
28 der reKord-erfinder<br />
serie: patente Und lizenzen teil 1<br />
30 JUnGes GeMüse<br />
■ alUMni<br />
caMpUszentrUM in Martinsried eröffnet<br />
32 noBelpreisträGer Bert saKMann<br />
proMinente alUMni<br />
■ Menschen<br />
34 neUBerUfen<br />
37 preise & ehrUnGen<br />
41 verstorBen<br />
■ service<br />
42 tipps & terMine<br />
■ iMpressUM<br />
MUM 01 | 2010 inhalt<br />
3
MUM 01 | 2010 titEL<br />
4<br />
WIE ENGLISCH DEN HOCHSCHULALLTAG EROBERT<br />
DiE UNivErSaLSPrachE<br />
DEr UNivErSität<br />
Wenn Physikpostdoktoranden ihre „Papers“ schreiben, LMU-<br />
Wissenschaftler vor internationalem Publikum sprechen oder Studierende<br />
verschiedener Nationalitäten im Biergarten plaudern,<br />
geschieht das – natürlich – auf Englisch. Studierende fast jeder<br />
Fachrichtung, und erst recht Forscherinnen und Forscher, sind<br />
heute zunehmend mit der Weltsprache konfrontiert, die sich immer<br />
mehr durchsetzt. Entsprechend boomt das Fachsprachenangebot<br />
der LMU – aber es gibt auch Kritiker dieser Entwicklung.<br />
Feinstes Oxford-English bekommen Frieda Pattendens Studierende<br />
zu hören. Denn die Dozentin stammt selbst aus der südenglischen<br />
Stadt – und hält ihren Kurs „English for Academic Purposes“ der<br />
LMU mit distinguierter Betonung. Im Kurs der Britin üben rund 20<br />
Studentinnen und Studenten Sprachwendungen, die sich professionell<br />
und elegant anhören sollen – sei es in E-Mails, Präsentationen<br />
oder einfach im Unialltag. Die Kursteilnehmer kommen aus<br />
allen Bereichen der LMU in das Multimedia-Sprachlabor, wo jeder<br />
Schreibtisch Mikrofon, Kopfhörer und einen Flachbildschirm hinter<br />
Glas bietet. Deutsches Geplapper wird freundlich unterbunden: „No<br />
German, please“, ermahnt Pattenden, „German is absolutely forbidden<br />
in all ways.“ Schließlich sollen die Studierenden sich in Wort<br />
und Schrift an die Sprache gewöhnen, die auch an der LMU immer<br />
wichtiger wird: Englisch.<br />
Mit rund 400 Anmeldungen im Semester erlebt diese Art von Kursen<br />
des Sprachenzentrums einen regelrechten Ansturm. „Das Englische hat<br />
einen sehr stark steigenden Stellenwert“, sagt Professor Angela Hahn,<br />
Anglistikprofessorin und Leiterin des Sprachenzentrums der LMU.<br />
Früher sei Fachenglisch als „nette Zusatzqualifikation“ betrachtet<br />
worden, heute werde erwartet, „dass man auf Englisch nicht nur seinen<br />
Tee bestellen kann, sondern auch einen Fachvortrag halten, Veröffentlichungen<br />
schreiben und mit internationalen Wissenschaftlern<br />
oder Austauschstudenten kommunizieren kann.“ An den „English for<br />
Academic Purposes“- Kursen können nur Studierende teilnehmen,<br />
die des Englischen ab dem „Intermediate“-Niveau mächtig sind.<br />
Für Anfänger gibt es Coaching-Kurse – Sprachkurse im Multimedia-<br />
Sprachlabor mit tutorieller Begleitung und nicht geringem Selbstlernanteil.<br />
Viele Studiengänge an der LMU tragen heute englische<br />
Namen; etliche Masterstudiengänge finden fast komplett auf Englisch<br />
statt. Schließlich zählt die LMU rund 7.000 ausländische Studierende<br />
aus 125 Ländern, weist mit ihren 15 Prozent einen der höchsten<br />
Ausländeranteile an Hochschulen in der Bundesrepublik auf. Und<br />
obschon viele von ihnen bei den „Deutschkursen für Ausländer bei<br />
der <strong>Universität</strong> <strong>München</strong> e. V.“ die hiesige Sprache erlernen, bleibt<br />
Englisch nun einmal die sprachliche Einheitswährung.<br />
Nicht in allen Fächern sei das Englische gleich relevant, erklärt Professor<br />
Hahn. In der Betriebswirtschaftslehre etwa sei es traditionell<br />
wichtig. Auch die Naturwissenschaften seien „zu 100 Prozent“ auf<br />
Englisch ausgerichtet, gerade in den Veröffentlichungen. „Früher<br />
war man der Auffassung: ,Wenn einer Physik studiert, braucht er<br />
kein Englisch zu können.‘ Das gilt heute absolut nicht mehr.“ Aber<br />
selbst für Germanisten sei Englisch nicht mehr gänzlich unwichtig.<br />
„Weil auch sie ihren Einsatz zunehmend im Ausland haben und dort<br />
Menschen die deutsche Sprache erklären – und das geschieht in der<br />
Regel auf Englisch.“ Viele Studierende feilten nicht nur zum Zwecke<br />
der Kommunikation innerhalb der Uni an ihrem Englisch, sondern<br />
auch in Vorbereitung eines Auslandspraktikums oder des späteren<br />
Berufs.<br />
Dass die Bereitschaft, im Verlauf der akademischen Karriere einen<br />
Auslandsaufenthalt zu planen, immer weiter wächst, kann man im<br />
Referat Internationale Angelegenheiten der LMU nur bestätigen.<br />
Dr. Harald David bemerkt: „Das Interesse an Auslandsaufenthalten<br />
scheint in der Tat kontinuierlich anzusteigen.“ Die englischen<br />
Sprachkenntnisse der Studierenden seien in der Regel zumindest<br />
ausreichend bis gut. „Es passiert nur sehr selten“, so David, „dass ich<br />
eine Bewerbung für den englischen Sprachraum wegen mangelnder<br />
Sprachkenntnisse ablehnen muss.“
Zu den Studierenden, die es ins Ausland zieht, zählen auch Medizinanwärter.<br />
Immer mehr von ihnen besuchen deshalb regelmäßig<br />
das Multimedia-Sprachlabor – für Fachsprachenkurse mit dem Titel<br />
„Medilingua“, konzipiert speziell für Mediziner. Einen der Kurse hält<br />
der Amerikaner Dr. Andrew Koob. „Die Studenten sollen lernen, sich<br />
in einem medizinischen Umfeld auf Englisch ausdrücken zu können“,<br />
erklärt der aus Iowa stammende Neurowissenschaftler. An diesem<br />
Samstag steht auch ein Rollenspiel zum Thema „Patientengespräch“<br />
auf dem Medilingua-Programm. Ein Student gibt dabei den Arzt im<br />
weißen Kittel, ein zweiter den siebenjährigen Patienten Michael, ein<br />
dritter seinen Vater. Es scheint gar nicht so leicht, den Erziehungsberechtigten<br />
höflich aus dem Sprechzimmer zu komplimentieren, um<br />
mit Michael allein zu sprechen – und das auf Englisch. Zudem gilt es,<br />
Michael nicht durch allzu grausige Details über das bevorstehende<br />
Blutabnehmen zu verschrecken. Koob gibt dabei viele Tipps: „Don‘t<br />
just say: I am the doctor“, sagt er. „Be more precise, like: ,I‘m a medical<br />
student´ or ,I‘m the cardiologist.’” Und: „Don‘t just say ,What’s<br />
wrong with you?’“, warnt Koob, „that sounds rude.“ Höflicher wäre:<br />
„Would you tell me what the problem seems to be?“<br />
Weitere Fachsprachenkurse des Sprachenzentrums der LMU sind<br />
„FigNums – Figures and Numbers in Practice“ für Mathematiker,<br />
„English for Pharmaceutical Sciences“ und – ganz neu – „Exploring<br />
English for Sociologists“. Weit über 100 Studierende melden sich pro<br />
Semester für verschiedene Fachenglischkurse des Sprachenzentrums<br />
an. Für Studierende der Rechtswissenschaften, Betriebswirtschaft<br />
und Volkswirtschaft bietet sogar ein eigenes Fachsprachenzentrum<br />
der Fakultäten Kurse an.<br />
Im Sprachenzentrum gehen derweil Anfragen weiterer Studiengänge<br />
ein, ob nicht spezielle Fachenglischkurse entwickelt werden könnten.<br />
Das habe, glaubt Professor Angela Hahn, auch mit der Umstellung<br />
auf die neuen, strukturierten Studiengänge Bachelor und Master zu<br />
tun. „Einerseits, weil Englisch in Vorlesungen und Seminaren eine<br />
größere Rolle spielt, andererseits, weil darin die Teilnahme an Fachsprachenkursen<br />
mit Creditpoints honoriert wird.“<br />
Auch andere Fremdsprachen erleben jüngst starken Zuwachs, wie<br />
Hahn erklärt: „Japanisch, Chinesisch, Türkisch, Arabisch, Niederländisch<br />
zum Beispiel – Sprachen, die früher nur am Rande von<br />
Interesse waren“ (s. aktuelle Serie „Populäre Sprachen“ auf Seite<br />
12 in diesem Heft). Außerdem bekomme das Sprachenzentrum –<br />
insbe sondere Geschäftsführerin Dr. Bettina Raaf – in letzter Zeit<br />
Anfragen, ob Fachsprachenkurse nicht auch für romanische Spra-<br />
chen, allen voran Spanisch, kreiert werden könnten. Während die<br />
Angebote des Sprachenzentrums – finanziert unter anderem aus<br />
Studienbeiträgen – ausschließlich Studierenden vorbehalten sind,<br />
können Wissenschaftler und Verwaltungsangestellte der LMU ihre<br />
Englischkenntnisse in Sprachkursen der „Internen Weiterbildung“<br />
verbessern. „Wir stoßen mit den Kursen auf reges Interesse“, erklärt<br />
Jochen Heidenstecker vom Personaldezernat, „und erleben<br />
stark steigende Anmeldezahlen.“ Der Grund: „Die meisten haben<br />
immer mehr Kontakt zu ausländischen Wissenschaftlern und Studierenden,<br />
die an der LMU arbeiten oder eingeschrieben sind“, so<br />
Heidenstecker. „Es werden häufiger Anfragen auf Englisch gestellt,<br />
ob am Telefon, persönlich oder schriftlich in Brief oder E-Mail.“<br />
Die Kurse vermitteln unter anderem Grammatik, Wortschatz und<br />
typische Redewendungen; zudem übt man Präsentationen, bearbeitet<br />
Texte und trainiert Alltagsenglisch in Rollenspielen.<br />
Insgesamt richtet sich das Angebot der „Internen Weiterbildung“ eher<br />
an das Verwaltungspersonal der LMU. Für Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler gibt es daneben eine Vielzahl von Englisch-Kursen<br />
ganz unterschiedlicher Anbieter an der LMU. So bietet das „LMU<br />
Center for Leadership and People Management“ etwa ein Seminar<br />
„Teaching in English. Working creatively with cultural diversity”. Am<br />
„Graduate Center“ können Promovierende den Kurs „Presenting in<br />
English” belegen. Im Angebot „LMU-Extra“ der Frauenbeauftragten<br />
für Nachwuchswissenschaftlerinnen ist auch das Thema „Presenting<br />
Academic Topics in English“ vorgesehen. Und sämtliche Angebote<br />
von „Sprachraum“, der Initiative der LMU zur Förderung der Schlüsselkompetenz<br />
Sprache, gibt es auch auf Englisch – seien es Rhetorik-,<br />
Didaktik- oder Kommunikationsseminare.<br />
Dass sich das Englische an deutschen <strong>Universität</strong>en so ausbreitet,<br />
stößt aber auch auf Kritik – etwa von Seiten der Deutschen Akademie<br />
für Sprache und Dichtung. Der Vorsitzende ihrer Sprachkommission,<br />
Professor Peter Eisenberg, erklärt: „Es ist ein weit verbreiteter<br />
Irrtum, dass die internationale Harmonisierung der Studiengänge<br />
im Zuge des Bologna-Prozesses auch mit einer sprachlichen Vereinheitlichung<br />
einhergehen muss.“ Die deutsche Sprache sei heute eine<br />
von wenigen „Universalsprachen“ – ein Idiom also, das in Literatur,<br />
Standardsprache, geschriebener und gesprochener Sprache sowie<br />
Fachsprachen existiert und eigene Dialekte aufweist. „Das kann man<br />
doch nicht einfach aufgeben“, so Eisenberg.<br />
Sein Vorschlag: „Die Lehre in allen Fächern sollte – gerade im<br />
Grundstudium – unbedingt auf Deutsch stattfinden, Lehrbücher auf<br />
MUM 01 | 2010 titEL<br />
5
MUM 01 | 2010 titEL<br />
6<br />
Deutsch verfasst oder ins Deutsche übersetzt sein.“ Weil die breite<br />
Masse der Studierenden dies nun mal besser verstehe – und weil<br />
man der Öffentlichkeit die immer komplexer werdenden wissen -<br />
schaftlichen Inhalte in der eigenen Sprache besser vermitteln könne.<br />
Was zudem stört, sind unsinnige Anglizismen im <strong>Universität</strong>sbetrieb.<br />
Die Wirtschaftswissenschaften beispielsweise, so Professor<br />
Eisenberg, stünden in engem Kontakt zum Handel mit seinen<br />
Ausdrücken wie “Marketingler“ oder „promoten“. „Zudem haben<br />
sie enge Beziehungen zur Finanzwelt mit Begriffen, die niemand<br />
verstehen soll, wie ,Rolling Discount’, ‚Outperformance‘. Oder Bezeichnungen<br />
für akademische Abschlüsse an deutschen Business<br />
Schools; vom ,Certified International Wealth Manager’ bis zum<br />
,Certified Foundation and Estate Planner’.“<br />
An der LMU wird das Vordrängen des Englischen auch kritisch<br />
betrachtet. Professor Inka Mülder-Bach, Inhaberin des Lehrstuhls<br />
für Neuere deutsche Literatur und LMU-Vizepräsidentin, argumentiert:<br />
„In den Sprach- und Literaturwissenschaften, aber auch, zum<br />
Beispiel, in der Philosophie, dient Sprache ja nicht nur als Notationssystem.<br />
Sie ist als Sprache im Singular und als Vielfalt der verschiedenen<br />
Sprachen vielmehr Gegenstand und Medium der Fächer<br />
selbst.“ Jenseits von Vorschriften, die die englische Sprache zur<br />
Normsprache von Anträgen und Berichten machen, spiele diese in<br />
den Sprach- und Literaturwissenschaften – mit Ausnahme natürlich<br />
der Anglistik und Amerikanistik – daher bislang keine Leitrolle. Forschung<br />
und Lehre finden einerseits in der jeweiligen Sprache des<br />
Faches statt, andererseits in der Sprache, in der in <strong>Universität</strong>en<br />
hierzulande bislang kommuniziert wurde, also in der deutschen. In<br />
den Naturwissenschaften, so Professor Mülder-Bach, möge „der Zug<br />
abgefahren sein“, in den Sprach- und Literaturwissenschaften greife<br />
die forcierte Umstellung aufs Englische in den „Kernbestand der<br />
Fächer und ihrer Forschung“ ein.<br />
Andere europäische Länder legten Wert darauf, ihre Sprache als<br />
Wissenschaftssprache im Spiel zu halten. In Deutschland scheine<br />
der Ausweis der Internationalität dagegen gleichbedeutend geworden<br />
zu sein mit der Selbstprovinzialisierung der eigenen Sprache<br />
zugunsten eines Englischen, das diesen Namen im übrigen vielfach<br />
nicht verdiene. Die Wissenschaftspolitik, so Professor Mülder-Bach,<br />
„ist stolz darauf, im Zuge der Umstellung auf modularisierte BA- und<br />
MA-Studiengänge ein European Credit Transfer System (ECTS) eingeführt<br />
zu haben, das die Leistungen der Studierenden europaweit<br />
unter dem Gesichtspunkt Arbeitszeit vergleichbar machen soll.“ Dem<br />
„Anspruch einer europäischen Wissenschaftspolitik“ würde sie erst<br />
dann gerecht, wenn sie Phantasie und Geld investierte, um den „polyglotten<br />
Sprachgeist“ Europas zu bewahren und zu fördern.<br />
Gegen das Grassieren des Englischen an deutschen <strong>Universität</strong>en<br />
macht sich auch der bundesweite „Arbeitskreis Deutsch<br />
als Wissenschaftssprache e.V.“ stark. Professor Ralph Mocikat,<br />
der im Bereich der Immunologie forscht und lehrt, ist Vorsitzender<br />
des Arbeitskreises. Er sieht die derzeitige Situation skeptisch:<br />
„Dass Englisch die internationale Wissenschaftssprache<br />
ist, wollen wir gar nicht ändern.“ Inzwischen aber, so beobachte<br />
er, werde sogar auf internen Tagungen deutscher Wissenschaftler<br />
oft Englisch gesprochen. „Da kommt es mitunter zu grotesken<br />
Situationen“, so Mocikat. Seine deutschen Kollegen hält er des Englischen<br />
durchaus für mächtig. „Aber Englisch ist und bleibt eine<br />
Fremdsprache für sie. Unsere Denkmuster und unsere diskursive<br />
Kreativität wurzeln in der Muttersprache – nur in ihr können wir<br />
feinere Nuancen ausdrücken und passende Bilder finden.“ Die wissenschaftlichen<br />
Inhalte seien „zu komplex, um auf dieses kreative<br />
Potenzial zu verzichten“.<br />
Feinere Nuancen des Englischen lernen die Teilnehmer des<br />
„English for Academic Purposes“- Kurses: Wie Frieda Pattenden,<br />
die den Kurs mitentwickelt hat, erklärt, heißt es etwa „to attend a<br />
seminar“, nicht etwa „to visit a seminar“. „Unless you mean“, so<br />
Pattenden, „that you come in, say ,Hi’ to the professor and leave.“<br />
Weitere Ratschläge: Unter einer E-Mail sollte weder das allzu förmliche<br />
„Yours sincerely“ stehen, noch „document enclosed“ wie bei<br />
einem Brief. Besser wäre: „Best regards“ und „please find attached“.<br />
Vorsicht geboten sei auch bei „corrupted words“: Der deutsche<br />
„Beamer“ heißt übersetzt „digital projector“ – das Wort Beamer erinnere<br />
Briten und Amerikaner doch eher an ein futuristisches Gerät<br />
aus der Serie Star Trek. ■ ajb<br />
Weitere Informationen zu Englischkursen an der LMU finden<br />
sich im Internet unter (Auswahl):<br />
www.fremdsprachen.uni-muenchen.de<br />
www.uni-muenchen.de/weiterbildung – Interne Weiterbildung<br />
www.frauenbeauftragte.uni-muenchen.de/lmu_extra<br />
www.graduatecenter.uni-muenchen.de<br />
www.sprachraum.lmu.de
2<br />
1<br />
UMFragE „WiE PräSENt iSt ENgLiSch<br />
iN ihrEM UNiaLLtag?“<br />
Der Biologe Benjamin haßfurth (1) arbeitet an der Graduate School<br />
of Systemic Neurosciences der LMU auf den Titel „Doctor of Philosophy<br />
(PhD)“ hin: „Zu Beginn meines Biologiegrundstudiums spielte<br />
Englisch nur eine sehr untergeordnete Rolle. Das hat sich enorm<br />
geändert – bei Vorlesungen in den internationalen Masterstudiengängen<br />
und natürlich in wissenschaftlichen Vorträgen sowie Seminaren.<br />
Gerade jetzt arbeiten wir an einer Veröffentlichung – natürlich<br />
für ein englischsprachiges <strong>Magazin</strong>. Wenn mir für einen Gedankengang<br />
in deutscher Sprache mal keine befriedigende Übersetzung<br />
einfällt, diskutiere ich darüber mit meiner australischen Kollegin am<br />
Nebentisch. Auch privat wird oft Englisch gesprochen, bei Grillfeiern<br />
oder im Biergarten. Englisch ist, zumindest in der Biologie, universell<br />
akzeptiert – und diese Tatsache würde es mir auch erleichtern,<br />
überall auf der Welt einen Postdoc zu machen, ohne die jeweilige<br />
Landessprache zu beherrschen.“<br />
Marina Schweizer (2) absolviert den Masterstudiengang Kommunikationswissenschaften<br />
an der LMU: „In der Uni hatte ich noch<br />
nie einen Kurs auf Englisch. Man braucht es höchstens einmal für<br />
englischsprachige Fachliteratur, aber selbst Studenten, die aus dem<br />
Ausland kommen, sprechen alle Deutsch, und man unterhält sich mit<br />
ihnen nicht auf Englisch. Sie müssen ja auch Deutsch können, bei uns<br />
gibt es schließlich keine Chance, das Studium in irgendeiner Weise<br />
auf Englisch zu machen. Wenn man bei Industrieunternehmen oder<br />
PR-Agenturen arbeitet, ist gutes Englisch Pflicht. Vor allem während<br />
meines Bachelorstudiums habe ich dort mein Englisch oft ausgepackt.<br />
Jetzt arbeite ich journalistisch. Da ist außer Deutsch eigentlich<br />
keine andere Sprache relevant. Davor, während der Schulzeit, war<br />
ich einmal ein Jahr in den USA und habe dort nach wie vor viele<br />
Freunde. Deshalb ist es für mich absolut kein Problem, mich auf<br />
Englisch auszudrücken. Mein Sprachniveau ist allerdings durch die<br />
Highschool wenig akademisch.“<br />
Professor Paula-irene villa (3) hat den Lehrstuhl Allgemeine Soziologie/Gender<br />
Studies am Institut für Soziologie inne: „Englisch ist<br />
meine zweite Muttersprache – ich bin unter anderem in den USA<br />
und Kanada aufgewachsen. Auch im Forschungskontext höre, lese<br />
und spreche ich viel und sehr gern Englisch. Dabei ist es in meinem<br />
Unialltag gar nicht übermäßig präsent: In der Fachliteratur der Lehre<br />
etwa zu 30 Prozent, bei mündlichen Prüfungen zu circa zehn Prozent<br />
– etwa beim Master „Psychology of Excellence“. Gastvorträge<br />
auf Englisch finden in unserem Fach zwar eher selten statt. Jedoch<br />
3<br />
4<br />
kommuniziere ich quasi täglich mit Kollegen und Kolleginnen aus<br />
den USA oder Kanada, aus den Niederlanden und Großbritannien.<br />
Englischsprachige Publikationen lese ich im Original – wie bei der<br />
Theoretikerin Judith Butler. Mir wäre es recht, wenn noch weitaus<br />
mehr auf Englisch kommuniziert würde. Die Bemühungen um den<br />
Erhalt von Deutsch als Wissenschaftssprache, kann ich nicht nachvollziehen.<br />
Gerade deutsche Studierende tun sich schwer, unverkrampft<br />
auf Englisch zu sprechen oder nur zu lesen. Dahinter steht<br />
die – falsche – Annahme, eine Sprache ,perfekt’ sprechen zu müssen.<br />
Außerhalb Deutschlands beziehungsweise Europas setzt man in der<br />
Wissenschaft eher auf pragmatische Verständigung.“<br />
Bastian hauser (4) studiert Philosophie mit den Nebenfächern Politikwissenschaften<br />
und VWL: „In Philosophie ist mir bisher kaum<br />
Englisches begegnet, mal abgesehen von ein paar Fachbegriffen in<br />
Logik, die aber auch eher beiläufig eingestreut wurden. In Politik<br />
kommt es sehr auf das betreffende Teilfach an, in Politischer Theorie<br />
gibt es zum Beispiel viele Texte auf Deutsch, in den Fächern<br />
Politische Systeme und Internationale Beziehungen spielt sich fast<br />
alles auf Englisch ab, Texte und Zeitschriften auf Deutsch gibt es, wie<br />
bestimmt auch in den meisten anderen Gesellschaftswissenschaften,<br />
kaum. In VWL ist es ähnlich, hier gibt es auch Vorlesungen, die auf<br />
Englisch gehalten werden, was ich aus meinen anderen Fächern<br />
nicht kannte. Bisher bereitete mir das alles glücklicherweise keine<br />
größeren Probleme.“<br />
Saraswati L. (5) studiert im neunten Semester Medizin an der LMU<br />
und besucht den Fachsprachkurs Medilingua: „Nach einer Famulatur<br />
in einem Krankenhaus in Kanada bin ich im Englischen einigermaßen<br />
geübt. In meinem Münchner Unialltag kommt Englisch aber eigentlich<br />
gar nicht so oft vor; die Vorlesungen sind alle auf Deutsch, ich<br />
habe nur ein Pathologiebuch auf Englisch. Bei der Doktorarbeit –<br />
mein Thema ist Nephrologie, akutes Nierenversagen – dagegen sehr.<br />
Da hat man es beim Recherchieren fast ausschließlich mit englischen<br />
Texten zu tun. Zudem arbeiten bei mir im Labor zum Beispiel einige<br />
Inder, und mit ihnen unterhalte ich mich natürlich auf Englisch.<br />
Die medizinischen Fachbegriffe sind dabei das geringste Problem.<br />
Ob Nephrologie oder Nephrology, die Worte unterscheiden sich ja<br />
kaum.“<br />
5<br />
MUM 01 | 2010 titEL<br />
7
?<br />
ESSay<br />
8<br />
MUM 01 | 2010<br />
?<br />
Claus Gnutzmann, Professor für<br />
Englische Sprache und ihre Didaktik<br />
an der Technischen <strong>Universität</strong><br />
Braunschweig, befasst sich intensiv<br />
mit der Bedeutung von Englisch<br />
in einer globalisierten Welt.<br />
In seinem MUM-Essay beleuchtet<br />
er die Rolle dieser Sprache im<br />
Wissenschaftsbetrieb.<br />
ESSay<br />
PUBlISh In EnGlISh<br />
oR PERISh In GERMan?<br />
BEfUnDE UnD EInSTEllUnGEn<br />
Vertraut man den zur Verbreitung des Englischen in<br />
der internationalen Wissenschaftskommunikation<br />
vorliegenden Statistiken, so spiegeln diese die seitens<br />
der Bildungs- und Wissenschaftspolitik, aber<br />
auch der überwiegenden Mehrzahl der Hochschullehrer,<br />
vor allem in den Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften,<br />
vertretene Auffassung wider,<br />
dass am Englischen kein Weg vorbeiführe.<br />
Bereits mehr als ein Jahrzehnt vorliegende Angaben<br />
dokumentieren, dass der englischsprachige Anteil<br />
der naturwissenschaftlichen Publikationen bei 90,7<br />
Prozent, der auf Russisch, Japanisch, Französisch<br />
und Deutsch verfassten Arbeiten zusammen bei 9,3<br />
Prozent liege. Somit ist die Anglophonie faktisch<br />
weltweit die Kommunikationsnorm in diesen Disziplinen.<br />
Selbst für die Geisteswissenschaften ergibt<br />
sich ein ähnliches Bild, wenngleich dort der englischsprachige<br />
Anteil mit 82,5 Prozent etwas schwächer<br />
ist und andere Sprachen wie Französisch mit<br />
5,9 Prozent und Deutsch mit 4,1 Prozent in diesem<br />
Bereich folglich etwas stärker ausgeprägt sind (vgl.<br />
Ammon 1998). An der Vormachtstellung des Englischen<br />
als Wissenschaftssprache wird allerdings kritisiert,<br />
dass sie zum Verlust anderer Wissenschaftssprachen<br />
und damit verbundener Denktraditionen<br />
führe sowie die Übernahme anglo-amerikanischer<br />
Theorien und Herangehensweisen an Wissenschaft<br />
begünstige (zur Ambivalenz des Englischen als Wissenschaftssprache<br />
vgl. Gnutzmann 2008).<br />
Ein der Entwicklung des Englischen zur dominanten<br />
Sprache publizierter Forschung vergleichbarer Verlauf<br />
kann für die Lehre nicht festgestellt werden,<br />
auch wenn sich im Laufe des letzten Jahrzehnts der<br />
Anteil englischsprachiger Studiengänge in Deutschland<br />
kontinuierlich erhöht hat. Zwar ist die Vorrangstellung<br />
des Englischen in der fremdsprachigen<br />
Lehre aufgrund seiner Funktion als globale Wissenschaftssprache<br />
mittlerweile anerkannt, doch es ist<br />
auch die Einsicht gewachsen, die Position weiterer<br />
Sprachen als Lehrsprachen zu stärken, da auf diese<br />
Weise zum Erhalt einer gewissen Vielfalt an Wissenschaftssprachen<br />
beigetragen werden kann. <strong>Universität</strong>en<br />
mit einer internationalen Ausrichtung in<br />
Forschung und Lehre leisten einen Beitrag zum Erreichen<br />
des von der Europäischen Kommission<br />
2003 gesetzten Ziels, „bis Ende des Jahrzehnts zum<br />
wettbewerbsfähigsten wissensbasierten Wirtschaftsraum<br />
in der Welt zu werden“, wenngleich<br />
dieses, auch angesichts der in den letzten Monaten<br />
verstärkt auftretenden Kritik am Bolognaprozess,<br />
nicht zum Hauptziel universitärer (Aus-)Bildung<br />
werden darf.<br />
In einer an der Technischen <strong>Universität</strong> Braunschweig<br />
durchgeführten Online-Umfrage (Gnutzmann<br />
et al. 2004) wurden Teilnehmer nach ihrer<br />
Einstellung zur Entwicklung des Englischen als<br />
Sprache der Wissenschaft und des Wissenschaftsbetriebs<br />
befragt. Sie konnten zwischen den Kategorien<br />
positiv, neutral und negativ wählen und hatten<br />
außerdem die Möglichkeit, ihre Entscheidung zu<br />
begründen. Alle an der Befragung beteiligten Gruppen<br />
(wissenschaftliches Personal, Studierende,<br />
nicht-wissenschaftliches Personal) zeigten ein ähnliches<br />
Ergebnis; mehrheitlich wird die Entwicklung<br />
des Englischen zur weltweiten Sprache im Wissenschaftsbetrieb<br />
positiv beurteilt. Unter allen Befragten<br />
bewerteten 60 Prozent diese Entwicklung als<br />
positiv, 37 Prozent standen ihr neutral gegenüber,<br />
nur drei Prozent bewerten sie als negativ.<br />
Die wichtigsten Begründungen, warum die Rolle<br />
des Englischen als positiv einzustufen ist, sind in<br />
den drei Gruppen ähnlich:<br />
• Erleichterung von Kommunikation/Verständigung/Wissenstransfer<br />
• Vorteile des Englischen als Weltsprache (bzw. als<br />
besonders weit verbreitete Sprache)<br />
• Notwendigkeit einer gemeinsamen Sprache<br />
(nicht zwangsläufig Englisch)<br />
• Leichte Erlernbarkeit des Englischen<br />
Die Hauptgründe, die Entwicklung des Englischen<br />
als negativ einschätzen, sind die folgenden:<br />
• Kommunikations- und Verständnisprobleme<br />
durch mangelnde Sprachkompetenz im Englischen<br />
• Bedeutungsverlust des Deutschen und anderer<br />
Sprachen<br />
• Verlust der kulturellen Identität<br />
• Bedrohung der deutschen Sprache und anderer<br />
Sprachen durch das Englische<br />
• Vorteile für englische Muttersprachler gegenüber<br />
Nichtmuttersprachlern<br />
• Minderbewertung/Ausgrenzung von nicht-englischsprachiger<br />
Forschung<br />
• mangelnde Präzision des Englischen bzw. mangelnde<br />
Tauglichkeit des Englischen als Wissenschaftssprache
Zum letzten Punkt ein Beispiel aus der Befragung: „Geisteswissenschaftliche<br />
Sachverhalte und Problemstellungen sind so eng an die<br />
Sprache gebunden, dass die alleinige Dominanz des Englischen zu<br />
einem Verlust an Wissen, Problembewusstsein, Vielfalt und Kommunikation<br />
führen würde.“<br />
Das Zitat thematisiert die Konstitution von Forschungsgegenständen<br />
in „nationalsprachlich geprägten“ Wissenschaften und verweist darüber<br />
hinaus auf die enge Beziehung zwischen Sprache als Mittel der<br />
Erkenntnis in einer Wissenschaft und der Kommunikation der Erkenntnis<br />
in eben dieser Sprache.<br />
EnGlISCh – lInGUa fRanCa DER WElTWEITEn<br />
WISSEnSChafTSkoMMUnIkaTIon?<br />
Unter einer Lingua franca wird ein sekundär erworbenes Sprachsystem<br />
verstanden, das als Kommunikationsmittel zwischen Sprechern<br />
verschiedener Muttersprachen dient. Gemäß diesem allgemein akzeptierten<br />
Verständnis einer Lingua franca erscheint es nicht gerechtfertigt,<br />
von Englisch als Lingua franca in den Wissenschaften zu sprechen,<br />
es sei denn, man schließt die englischen Muttersprachler aus.<br />
Zwar gibt es internationale wissenschaftliche Arbeits- und Kommunikationskontexte,<br />
die ausschließlich aus Nicht-Muttersprachlern des<br />
Englischen bestehen. Schriftliche Wissenschaftskommunikation des<br />
Englischen ohne englische Muttersprachler und ohne entsprechenden<br />
Rekurs auf die sprachlichen Normen dieser Gruppe ist im Hinblick auf<br />
die faktische Dominanz des Englischen allerdings wirklichkeitsfremd<br />
und unpraktisch.<br />
Das Konzept Englisch als Lingua franca der Wissenschaften ist auch<br />
deshalb problematisch, weil dadurch eine kommunikative Gleichheit<br />
der Sprecher und Schreiber suggeriert wird, die in der Wirklichkeit<br />
nicht vorhanden ist: Für die einen ist das Englische Erstsprache, für<br />
die anderen Zweit- oder auch Drittsprache. Auch wenn in der Diskussion<br />
des Englischen als Globalsprache alle Benutzer des Englischen<br />
zu Besitzern dieser Sprache erklärt werden („English belongs to all its<br />
users”), so klingt dies zunächst entgegenkommend, hat aber auch<br />
einen gönnerhaften Ton; denn es ist ja in der Tat nicht so, dass alle<br />
Sprachbenutzer des Englischen an der Weiterentwicklung des Englischen<br />
und seiner standardsprachlichen Kodifizierung in gleicher Weise<br />
teilhaben würden. Für den mündlichen Sprachgebrauch in der internationalen<br />
Wissenschaftskommunikation kann – je nach Gesprächskontext<br />
– durchaus von einer erheblichen Flexibilität und Normabweichung<br />
in der Sprachverwendung ausgegangen werden. Dieses gilt<br />
jedoch weniger bzw. nur in sehr eingeschränktem Umfang für die<br />
schriftliche, standardbasierte Wissenschaftskommunikation, da angesehene<br />
amerikanische und britische Verlage sowie englisch-muttersprachliche<br />
Herausgeber als „gatekeepers“ über sprachliche Korrektheit<br />
wachen. Deshalb ist es rationaler, diese prinzipielle Ungleichheit<br />
zwischen Muttersprachlern und Nicht-Muttersprachlern des Englischen<br />
anzuerkennen, als sie zu ignorieren oder gar aus Gründen vermeintlicher<br />
political correctness so zu tun, als ob jedem das Englische<br />
genau so leicht falle wie die Muttersprache.<br />
PERSPEkTIvEn<br />
Erst das offene Eingeständnis der besonderen Herausforderungen<br />
durch die englische Sprache, vor allem in der schriftlichen Wissenschaftskommunikation,<br />
schafft das Bewusstsein dafür, dass Wissenschaftlern,<br />
Studierenden und nicht-wissenschaftlichem Personal entsprechende<br />
Unterstützung in den Hochschulen durch einen englischen<br />
Sprachservice geboten werden sollte. Ein solcher Sprachservice könnte<br />
für Wissenschaftler und fortgeschrittene Studierende wirkungsvolle<br />
Hilfe bzw. Starthilfe bei der Abfassung und Korrektur von englischsprachigen<br />
Manuskripten leisten sowie Übersetzungsdienste anbieten.<br />
Des Weiteren sollte ein angemessenes Angebot englischer<br />
Sprachkurse, zum mündlichen und zum geschriebenen Englisch sowie<br />
zur schriftlichen Fachkommunikation, für alle Statusgruppen der <strong>Universität</strong><br />
zur Verfügung stehen. Die Fokussierung auf das Englische darf<br />
allerdings nicht in den weniger anglophonen und durch die Nationalsprachen<br />
geprägten Wissenschaften, wie z. B. den Geistes-, Erziehungs-<br />
oder Rechtswissenschaften, den Blick für Mehrsprachigkeit<br />
und für Multiperspektivität der Forschung versperren. Da die Fähigkeit<br />
einer differenzierten und nuancierten Ausdrucksweise den allermeisten<br />
Sprachbenutzern nur in der Erstsprache gegeben ist, sollte insbesondere<br />
in solchen Disziplinen, deren Forschungsgegenstände eng<br />
mit der Sprache und Kultur eines Landes verbunden sind, die (wissenschafts-)politisch<br />
immer stärker forcierte Forderung, das Englische<br />
generell als Wissenschaftssprache zum Nachweis von internationaler<br />
Reputation zu gebrauchen, sicherlich aufgegeben werden. Es sollten<br />
darüber hinaus Möglichkeiten bereitgestellt werden, qualitativ herausragende<br />
Arbeiten für die Autoren kostenfrei ins Englische zu übersetzen.<br />
Andererseits ist nicht zu verleugnen, dass in vielen ‚kulturunabhängigen‘<br />
Wissenschaftsbereichen wie den Naturwissenschaften<br />
ausschließlich auf Englisch publiziert wird, sodass eine Nichtbefolgung<br />
dieses Modus zu einer Überlebensfrage im Sinne der Titelfrage<br />
würde. Eine ‚dogmatische‘, d. h. durch die Kommunikationssituation<br />
nicht zu rechtfertigende Verwendung des Englischen in der mündlichen<br />
Kommunikation, etwa wenn alle Teilnehmer des Deutschen<br />
mächtig sind, sollte jedoch vermieden werden. Der Vorschlag, eine für<br />
die weltweite Wissenschaftskommunikation neue, nicht-muttersprachlich<br />
basierte Varietät des Englischen wie „Globalish“ oder „Globalesisch“<br />
zu entwickeln, mag rhetorisch verlockend klingen, ist aber<br />
faktisch unrealistisch, da er die Beziehung von Sprache, Kultur und<br />
(politischer) Macht ausblendet. Die Tatsache, dass auch China sich<br />
dem Englischlernen verschrieben hat und die Beherrschung des Englischen<br />
dort als wichtige Kompetenz für Studium und Beruf gilt, lässt<br />
erkennen, dass die Vorrangstellung des Englischen als Welt- und Wissenschaftssprache<br />
für die nächsten Jahrzehnte unangefochten ist.<br />
Ammon, Ulrich. „Ist Deutsch noch internationale Wissenschaftssprache?<br />
Englisch auch für die Lehre an den deutschsprachigen Hochschulen.“<br />
Berlin; New York: de Gruyter 1998.<br />
Gnutzmann, Claus (ed.) „English in Academia. Catalyst or Barrier?“<br />
Tübingen: Narr 2008.<br />
Gnutzmann, Claus; Intemann, Frauke; Janßen, Hero; Nübold, Peter. „Die englische Sprache<br />
in Studium, Wissenschaft und Verwaltung – Ergebnisse einer Online-Umfrage“.<br />
Fachsprache/International Journal of LSP 26 (2004), 1-2, 14-34.<br />
MUM 01 | 2010 ESSay<br />
9
MUM 01 | 2010 profile<br />
10<br />
research fellowships<br />
IdeenreIch, exzellent und vernetzt<br />
21 Nachwuchsforscher aus allen fachbereichen,<br />
die meisten davon aus dem Ausland, wurden im<br />
vergangenen Jahr für ein lMU research fellowship<br />
ausgewählt. Die research fellowships<br />
sind ein Baustein des lMU Academic Career<br />
program, das im rahmen des Zukunftskon-zepts<br />
lMUexcellent aufgelegt wurde. Mit ihnen<br />
können die jungen Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler kurz nach ihrer promotion für<br />
zwei plus zwei Jahre an der lMU ein selbst gewähltes<br />
forschungsthema bearbeiten und dabei<br />
– fest in ihre fachbereiche integriert – auf umfangreiche<br />
finanzielle Mittel und eine Vielzahl<br />
von Services zurückgreifen.<br />
<strong>München</strong> und die LMU sind ideal für Dr. Cecilia<br />
Muratori: Die Stadt bietet eine direkte Zugverbindung<br />
in ihren Heimatort, ins italienische Rimini –<br />
die <strong>Universität</strong> mit der in Deutschland einzigen<br />
Professur für Geistesgeschichte und Philosophie<br />
der Renaissance von Professor Thomas Ricklin hervorragende<br />
Forschungsbedingungen. Hier befasst<br />
sich Cecilia Muratori als Research Fellow für die<br />
nächsten zwei Jahre mit der „Psychologia animalis“.<br />
Sie untersucht dabei die philosophische Debatte<br />
über die Seele der Tiere in der Renaissance.<br />
„Zunächst werde ich den Fokus auf die Aristoteles-<br />
Rezeption in dieser Epoche legen“, erklärt sie.<br />
Aristoteles postulierte, dass alles, was lebt, beseelt<br />
sei. In der Renaissance habe es eine Anlehnung an<br />
Aristoteles gegeben – in Abgrenzung zu einem anthropozentristischen,<br />
also den Menschen in den<br />
Mittelpunkt stellenden, und christlich-religiösen<br />
Weltbild, nachdem es einen radikalen Unterschied<br />
zwischen der menschlichen und der tierischen<br />
Seele gibt. Ziel ihrer Forschung: „Ich will unter<br />
anderem herausarbeiten, wo die Philosophen der<br />
Renaissance die Grenze zwischen Menschen und<br />
Tieren ziehen, und dabei rekonstruieren, welche<br />
Rolle die Überlegungen zur Natur der Tierseele<br />
in diesem Kontext spielen“, erklärt die Wissenschaftlerin.<br />
Thomas Ricklin, ihr Support Professor, lobt den<br />
hohen Anspruch ihres Forschungsthemas und verweist<br />
auf seine enorme Aktualität. So würden etwa<br />
die Thesen des australischen Philosophen Peter<br />
Singer zu den Rechten von Tieren derzeit sehr kontrovers<br />
diskutiert. Ricklin ist sich auf jeden Fall sicher,<br />
dass Cecilia Muratori „richtig was drauf<br />
hat“.<br />
WiChtigeS förDeriNStrUMeNt<br />
Die Research Fellowships wurden im Rahmen des<br />
Zukunftskonzepts der LMU als ein wichtiges<br />
Förderinstrument für Nachwuchsforscher im vergangenen<br />
Jahr weltweit ausgeschrieben. Sie sollen<br />
exzellenten Nachwuchsforscherinnen und -forschern<br />
aus aller Welt und jeder Fachrichtung kurz<br />
nach ihrer Promotion die Möglichkeit geben, für<br />
zwei Jahre an der LMU zu forschen und ihr wissenschaftliches<br />
Profil zu vertiefen. Wird das Projekt<br />
am Ende dieser Frist positiv begutachtet, ist eine<br />
Weiterförderung für weitere zwei Jahre möglich.<br />
„Den Fellows steht eine einmalige Anschubfinanzierung<br />
von bis zu 25.000 Euro zur Verfügung“,<br />
sagt Dr. Susanne Weber von der Stabsstelle Strategie<br />
und Entwicklung der LMU, die die Fellowships<br />
koordiniert. „Zusätzlich erhalten sie pro Jahr bis zu<br />
10.000 Euro an Sach- und Reisemitteln“, so Weber.<br />
„Des Weiteren wurden auch Mittel für Umzugs-<br />
kosten bereitgestellt.“<br />
Mittel für Reisen kann James Vigus, der sich unabhängig<br />
von seiner Lebenspartnerin Cecilia Muratori<br />
ebenfalls erfolgreich um ein Research Fellowship<br />
beworben hatte, gut brauchen. Schließlich<br />
wird er in Zukunft viel Zeit in den Archiven seiner<br />
Heimatstadt London verbringen: Er forscht am<br />
Lehrstuhl für Englische Literatur der Moderne von<br />
Professor Christoph Bode zu den britischen Schriftstellern<br />
Henry Crabb Robinson (1775-1867) und<br />
Samuel Taylor Coleridge (1772-1834), die beide<br />
bei Aufenthalten in Deutschland die idealistische
Philosophie kennengelernt und – zumindest im Falle von Coleridge<br />
– durch deren Popularisierung in England wichtige Impulse für die<br />
englische Romantik gegeben haben. Vigus’ Augenmerk liegt jetzt auf<br />
Crabb Robinson, dessen Werk – vornehmlich Tagebücher und Reiseberichte<br />
– bisher wenig erschlossen ist. „Ich möchte das Material<br />
edieren und dann unter anderem untersuchen, wie stark Robinsons<br />
bahnbrechende Auslegungen in der englischen Geistesgeschichte<br />
aufgenommen worden sind.“<br />
Professor Christoph Bode kennt den jungen Wissenschaftler schon<br />
länger und sieht es als folgerichtig an, dass er jetzt an der LMU ist:<br />
„Seit Jahren forschen wir schwerpunktmäßig zu britischer und europäischer<br />
Romantik. In aller Bescheidenheit wird man sagen dürfen:<br />
Es gibt außerhalb Großbritanniens keinen besseren Standort für die<br />
Durchführung seines Projektes als die LMU.“<br />
groSSeS leiStUNgSSpektrUM<br />
Cecilia Muratori und James Vigus sind zwei von insgesamt 16 Geistes-<br />
und Sozialwissenschaftlern mit einem Research Fellowship an der<br />
LMU. Im Gegensatz zu den sieben Forschern aus den Naturwissenschaften<br />
und der Medizin ein deutlicher Überhang: „Wir haben<br />
dieses Programm ganz bewusst für alle Fachrichtungen angelegt.<br />
Und die Struktur mit den 2 plus 2 Jahren ist vor allem für Geistes- und<br />
Sozialwissenschaftler sehr attraktiv, da deren Forschungsthemen<br />
zumeist auf längere Zeiträume angelegt sind“, sagt LMU-Vizepräsident<br />
Dr. Sigmund Stintzing.<br />
Die 21 erfolgreichen Forscherinnen und Forscher, die aus über<br />
160 Bewerbungen ausgewählt wurden, können zu Recht stolz auf<br />
sich sein, denn das Bewerbungsverfahren war sehr anspruchsvoll,<br />
schließlich, so Susanne Weber, sollen sie exzellent sein: „Nach einer<br />
formalen Prüfung wurden die Bewerbungen an den Forschungsausschuss<br />
der LMU weitergeleitet, ein Beratungsgremium der Hochschulleitung,<br />
dem hochrangige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
der LMU sowie externe europäische Expertinnen und Experten<br />
angehören. Es wurde ein Ranking erstellt und auf Basis der<br />
Empfehlungen des Ausschusses wurden die Kandidaten von der<br />
Hochschulleitung ausgewählt“, umreißt sie das Auswahlverfahren.<br />
Zwar sind die Research Fellowships auf maximal vier Jahre begrenzt,<br />
aber die Nachwuchsforscher haben enorme Vorteile durch das Pro-<br />
gramm: Sie können ein selbst definiertes Forschungsthema bearbeiten<br />
und genießen die Betreuung und die wissenschaftliche Anbindung<br />
an die LMU durch ihre Support Professoren. Zudem dürfen sie<br />
auch Lehrveranstaltungen halten und als Mitglieder des Center for<br />
Advanced Studies (CAS) der LMU dessen Leistungsspektrum nutzen<br />
– etwa bei der Organisation von Veranstaltungen, Workshops sowie<br />
Summerschools oder beim Handling von administrativen Belangen.<br />
Dabei profitieren nicht nur die Fellows, sondern vor allem auch die<br />
LMU. Vizepräsident Stintzing: „Zunächst bringen die Research<br />
Fellows viele neue Ideen und geben so auch der Forschung an der<br />
LMU wichtige Impulse. Zum anderen hoffen wir natürlich, dass aus<br />
den Fellowships Kooperationen entstehen, die auch über die vierjährige<br />
Förderung hinausreichen. Um dies zu unterstützen, stellen<br />
wir auch für die Zeit danach noch Mittel zum Beispiel für gemeinsame<br />
Veranstaltungen und Workshops bereit. Natürlich können wir<br />
so auch die internationale Sichtbarkeit der LMU erhöhen.“<br />
Für die Support Professoren und ihre Einrichtungen bedeuten die<br />
hoch motivierten Jungforscherinnen und -forscher zudem eine<br />
enorme Bereicherung. So für Professor Dario Leister vom Lehrstuhl<br />
für Molekularbiologie der Pflanzen (Botanik) am Department Biologie<br />
I. Er ist Support Professor für Dr. Noa Sela, eine Bioinformatikerin<br />
aus Israel: „Bioinformatiker in unserem Bereich sind eher<br />
selten“, sagt er. Noa Sela bringe einen neuen Aspekt in die Forschung<br />
seiner Arbeitsgruppe. Die 36-jährige forscht zu „Alternative Splicing“,<br />
das die Fähigkeit eines Gens beschreibt, mehr als ein Protein<br />
zu produzieren. Noa Sela hatte in Israel bereits Gene von Menschen<br />
und Mäusen untersucht und erweitert dies jetzt auf die Pflanzen – ein<br />
bisher wenig erforschtes Gebiet.<br />
Noa Sela und ihr Mann, der seit zwei Jahren am Max-Planck-Institut<br />
für Quantenoptik forscht, wollen später wieder in ihre Heimat zurück:<br />
„Mein Forschungsgebiet hat in Israel enorme Zukunft“, sagt sie, weswegen<br />
sie hofft, dort eine wissenschaftliche Karriere zu machen.<br />
Sie sieht ihr Fellowship als große Chance und will mit den Forschern<br />
am Lehrstuhl von Dario Leister auf jeden Fall in Kontakt bleiben. Er<br />
ist sicher: „Die Fellowships sind eine großartige Möglichkeit für die<br />
Nachwuchsforscher und eine sehr effiziente Verwendung von<br />
Exzellenzmitteln.“<br />
■ cg<br />
MUM 01 | 2010 profile<br />
11
profile<br />
12<br />
MUM 01 | 2010<br />
Wenn der Alltag plötzlich beschwerlich wird, dann weiß Heiko<br />
Schmidt, dass er wieder ganz weit im osten ist. Vom mondänen<br />
Studienstandort <strong>München</strong> zum Auslandssemester ins russische<br />
orenburg kurz vor Kasachstan zu kommen, ist wie ein Sprung<br />
ins kalte Wasser. Doch es lohnt sich, die russische Sprache zu<br />
lernen – besonders wenn das der Beginn einer besonderen<br />
freundschaft ist.<br />
Nach dem fünften Semester hat Heiko Schmidt seine Koffer in <strong>München</strong><br />
gepackt. Ins mehr als 3.000 Kilometer entfernte Orenburg sollte<br />
es gehen. Ein halbes Jahr wollte er Russisch und osteuropäische Geschichte<br />
an der dortigen Staatlichen <strong>Universität</strong> studieren. „Ein Experiment<br />
– aus reiner Neugierde wollte ich dahin“, kommentiert der<br />
27-Jährige, der mittlerweile schon im neunten Semester Geschichte<br />
an der LMU studiert und die Nebenfächer Südosteuropäische Geschichte<br />
sowie Slavistik belegt. Kaum einen Studierenden aus Westeuropa<br />
zieht es in Richtung Orenburg, die meisten entscheiden sich<br />
doch eher für Moskau oder St. Petersburg, weil sie dort neben viel<br />
Kultur auch eine gute Infrastruktur und weniger Probleme mit Land<br />
und Sprache erwarten.<br />
Doch auch Heiko Schmidt kann sich nicht beklagen. In der 650.000<br />
Einwohner zählenden Provinzhauptstadt Orenburg ist auch er auf<br />
reichlich kulturelles Leben und gastfreundliche, hilfsbereite Menschen<br />
gestoßen. Allerdings: „Der Alltag stellt einem viele kleine Aufgaben“,<br />
sagt der Student. Nur zur Post zu gehen, um einen Brief<br />
aufzugeben, sei schon wegen mangelnder Sprachkenntnisse ein<br />
schwieriges Unterfangen. „Alle Deutschen, die ich getroffen habe,<br />
empfanden das alltägliche Leben als beschwerlich“, erzählt er. Gerade<br />
wenn am Anfang die Wörter noch nicht so schnell und unkompliziert<br />
über die Lippen kommen wollen. Die Grammatik hatte Heiko<br />
Schmidt an der heimischen <strong>Universität</strong> zwar gepaukt und auch ein<br />
POPULäRE SPRAcHEN TEIL 3<br />
Von Der lMU in Die Welt:<br />
Wo VätercHen<br />
froSt zU HAUSe iSt<br />
vorgeschobener Sprachkurs in der einstigen russischen Hauptstadt<br />
Sankt Petersburg sollte zur Vorbereitung dienen, aber „man lernt das<br />
Sprechen erst wirklich vor Ort und über einen längeren Zeitraum“.<br />
Dass Heiko Schmidt seine Sache gut gemacht haben muss, bestätigt<br />
ihm wenige Wochen nach seiner Rückkehr aus Orenburg eine Kommilitonin,<br />
mit der er zusammen in einem Seminar über russische<br />
Rockmusik sitzt. „In der Bibliothek hat sie mich auf Russisch angesprochen,<br />
ob ich sozusagen ein Landsmann sei.“ Große Verblüffung<br />
bei der 23-jährigen Anastasia Meermann, als sie erfährt, dass der<br />
junge Mann trotz seiner deutschen Herkunft fast akzentfrei Russisch<br />
spricht. Verblüffung auch bei Heiko Schmidt, denn seine Kommilitonin<br />
schaltet vom fließenden Russisch ins akzentfreie Deutsch um,<br />
obwohl sie aus Russland stammt. Und so tauschen die beiden ihre<br />
Geschichten aus.<br />
Anastasia kam im Alter von neun Jahren nach Deutschland. Ihre<br />
Familie mit deutschen Wurzeln wollte in das Heimatland ihrer Vorfahren<br />
zurückkehren. „Vor 200 Jahren war Deutschen in Russland<br />
Land zum Kultivieren angeboten worden, auch meinen Urahnen.“<br />
Für Anastasia war der Umzug zuerst in den Hunsrück und dann nach<br />
Ingolstadt eine große Umstellung. Als sie mit neun Jahren ankam,<br />
konnte sie gerade einmal ihren Namen und ihr Alter auf Deutsch sagen.<br />
Sie beginnt in einer deutschen Schule zu lernen und muss sich<br />
wohl oder übel verständigen. „Im Umgang mit anderen Kindern lernt<br />
sich die Sprache fast wie von selbst.“ Innerhalb kürzester Zeit fühlt<br />
sie sich in Deutschland zu Hause. Die Liebe zu ihrer Muttersprache<br />
und zur russischen Kultur geht dennoch nicht verloren.<br />
Als die Studienwahl ansteht, ist es eher Zufall, dass die LMU in <strong>München</strong><br />
Anastasias akademische Heimat wird. Darüber ist sie heute<br />
froh, da sie eine Fächerkombination studiert, die so nur an wenigen
Hochschulen deutschlandweit möglich wäre. Sie hat sich für Russistik,<br />
Ukrainisch und Bulgarisch entschieden. Wer denkt, dass ihr die<br />
unterschiedlichen Sprachen nur so zufliegen, der irrt. Sowohl Bulgarisch<br />
als auch Ukrainisch unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht<br />
vom Russischen und „grammatikalisch richtig zu sprechen, ist auch<br />
für mich als russische Muttersprachlerin schwierig“.<br />
Mittlerweile ist aus der Freundschaft zwischen den beiden mehr geworden.<br />
Nun planen sie auch eine gemeinsame Reise durch Russland.<br />
Sie sehen sich im Kino russische Filme an, hören russische Musik,<br />
lesen russische Literatur. Die zwei Nationalitäten sind kein Problem:<br />
„rUSSiScH iSt gAnz<br />
UnD gAr nicHt VerStAUBt“<br />
ilja Kukuj ist Koordinator für den Sprachunterricht russisch am<br />
institut für Slavische philologie der lMU.<br />
MUM: Herr Kukuj , wer spricht die Sprache?<br />
Kukuj: Russisch wird von über 160 Millionen Menschen als Muttersprache<br />
gepflegt, dazu kommen über 110 Millionen Zweitsprachler.<br />
Damit gehört Russisch zu den TOP 5 der Weltsprachen. Außer<br />
Russland und Weißrussland wird Russisch in einigen ehemaligen<br />
Republiken der Sowjetunion wie Kasachstan, Kirgisien, in Teilen<br />
Moldawiens und der Ukraine als zweite Amtssprache anerkannt.<br />
MUM: Wie kann man die Sprachkenntnisse an der LMU erwerben?<br />
Kukuj: Russisch wird am Institut für Slavische Philologie als sprachpraktischer<br />
Teil des BA-Hauptfaches „Slavistik“ angeboten. Auch im<br />
Rahmen des breiten Nebenfaches „Sprache, Literatur, Kultur“ sowie<br />
als Hörer anderer Fakultäten kann man an einem Sprachkurs für<br />
Nichtslavisten Russisch erlernen. Das Lehrprogramm reicht von den<br />
Grundkursen bis zu den verschiedenen thematischen Veranstaltungen<br />
zu einzelnen praktischen Aspekten der modernen russischen Sprache.<br />
MUM: Was macht die Sprache so besonders?<br />
Kukuj: Auf den ersten Blick fällt sofort das andere Alphabet, das<br />
sogenannte „Kirillica“ mit 33 Buchstaben auf, das sehr schnell<br />
erlernt werden kann. Etwas mehr Schwierigkeiten machen die<br />
im Deutschen nicht vorhandenen Phoneme und ihre Kombinationen<br />
sowie spezifische grammatische Kategorien. Zwischen<br />
dem Deutschen und Russischen gibt es aber auch mehr Gemeinsamkeiten<br />
als man erwartet, sodass Russisch nach einer<br />
kurzen Gewöhnungsphase sehr attraktiv und zugänglich wird.<br />
MUM: Wann hat sich die Sprache ursprünglich herausgebildet?<br />
Kukuj: Russisch hat sich zusammen mit der ukrainischen und<br />
weißrussischen Sprache im 14. bis 15. Jahrhundert aus der „altrussischen“<br />
westslavischen Sprache herauskristallisiert. Die moderne<br />
russische Sprache, so wie wir sie heute kennen, hat sich zu Beginn<br />
des 19. Jahrhunderts etabliert. Seitdem hat sich trotz der allgemein<br />
dynamischen Entwicklung der Sprache nicht sehr viel geändert.<br />
„Wir kennen beide Seiten, können viel miteinander über Russland<br />
und Deutschland reden und verstehen uns gut“, sagt Anastasia Meermann.<br />
Und Heiko Schmidt fügt hinzu: „Mich zieht es seit meinem<br />
Auslandssemester immer wieder Richtung Osten.“ Spätestens nächsten<br />
Sommer geht es in den Kaukasus zwischen Schwarzem und<br />
Kaspischem Meer. Darauf freuen sich die beiden schon sehr.<br />
■ hei<br />
MUM: Wie lange dauert es durchschnittlich, bis man den Grundwortschatz<br />
auch anwenden kann?<br />
Kukuj: Nach anderthalb bis zwei Jahren hat man einen Wortschatz,<br />
mit dem man in alltäglichen Situationen gut zurechtkommen kann.<br />
Nach dieser Phase ist ein Aufenthalt in Russland von mindestens ein<br />
paar Monaten sehr empfehlenswert, da man die Hürde zwischen dem<br />
passiven und aktiven Sprachgebrauch am besten dort überwindet,<br />
wo nur Russisch gesprochen wird.<br />
MUM: Warum lohnt es sich, diese Sprache heutzutage zu erlernen?<br />
Kukuj: Außer den engen ökonomischen Verbindungen zwischen<br />
Deutschland und Russland ist es vor allem die fantastische russische<br />
Literatur, deren begeisterte Rezeption in Deutschland eine lange Tradition<br />
hat. Man soll aber Russisch keinesfalls als eine verstaubte<br />
Sprache betrachten – gerade jetzt, nach der Öffnung Russlands zum<br />
Westen und nach der Perestrojka, entwickelt sich die Sprache unglaublich<br />
rasant und macht die Beschäftigung mit dem sprachlichen<br />
Alltag spannend und unterhaltsam.<br />
An der LMU ist das Sprachenangebot so vielseitig wie an kaum<br />
einer anderen Hochschule in Deutschland. Fast 70 Sprachen kann<br />
man hier erlernen. In der Serie stellt MUM jeweils eine Sprache<br />
mit Hintergründen und Beispielen vor.<br />
MUM 01 | 2010 profile<br />
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MUM 01 | 2010 profile<br />
14<br />
PINNWAND IM FOyER DER MENSA<br />
Meer Der MöGlichKeiten<br />
Studierende durchsuchen Anzeigen heute vor allem virtuell im<br />
internet. eine erfolgreiche Ausnahme ist das weitläufige Stellwandsystem<br />
im foyer der Mensa an der leopoldstraße: Dort<br />
rauscht es nur so vor papiernen Annoncenzetteln. Seit dem Bau<br />
der Mensa vor rund 30 Jahren wird hier von Studienteilnehmern<br />
über WG-Mitbewohner, Komparsen und Sprachaustausch bis hin<br />
zum Dirndl alles nur Denkbare gesucht und geboten. Die MUM<br />
spürte den Geschichten hinter einigen Anzeigen nach.<br />
Wenn Elena Heckel nach Anregungen sucht, macht sie sich auf zum<br />
Mensagebäude hinter dem „Schweinchenbau“ der LMU. Dort kämpfen<br />
Zettelannoncen in einem Meer aus Wörtern und Bildern um Aufmerksamkeit<br />
– an der blauen Wand des riesigen Stellwandsystems<br />
im Erdgeschoss. Die junge Frau ist hier schon vielfach fündig geworden:<br />
„Ich habe kurzfristige Jobs gefunden, Tandempartner für Sprachen,<br />
Kontakt zu einer Elterngruppe, verschiedene Kurse und Möbel,<br />
Übersetzungen, medizinische Tests und vieles mehr.“ Mit einem Tandempartner<br />
aus Italien ist sie heute noch befreundet. Einmal half sie<br />
einem Apotheker beim Umzug – für 15 Euro die Stunde. „Das war<br />
für mich als Studentin viel Geld!“ In ihren Unizeiten verkaufte sie<br />
zudem einige Bücher, fand für einen Freund eine Wohnung und für<br />
sich selbst einen Nachmieter.<br />
„Die Wände“, so Dr. Anke van Kempen, Sprecherin des Studentenwerks<br />
<strong>München</strong>, „sind meines Wissens seit der Eröffnung der Mensa<br />
vor über 30 Jahren da und gehörten mit zum Konzept. Grundsätzlich<br />
sind sie frei und offen zugänglich, bis auf diejenigen, die von der<br />
Deutschen Hochschulwerbung (DHW) an kommerzielle Anbieter verpachtet<br />
werden. Diese sind mit einem Schild gekennzeichnet.“ Die<br />
DHW achte auch darauf, dass keine kommerziellen Anbieter an den<br />
Wänden plakatierten, die für die Studierenden und ihre Zettel reserviert<br />
sind. „In den Semesterferien gehen unsere Hausmeister dann<br />
einmal drüber und entfernen alles“, so van Kempen. Es gehe aber<br />
„ziemlich schnell“, bis die Wand anschließend wieder voll und die<br />
blaue Farbe des Holzes fast nicht mehr zu sehen sei.<br />
GeBoten: BASKiSch-DeUtSche GeSpräche<br />
Zweisprachig kommt etwa die Annonce von „Mikel“ daher: Auf<br />
Deutsch und Baskisch beschreibt er den Wunsch nach einem Tan-<br />
demprojekt, also einem Sprachaustausch. Per E-Mail erklärt er: „Ich<br />
komme aus dem Baskenland und spreche Baskisch als Muttersprache<br />
– eine komische und isolierte Sprache am Atlantik, zwischen<br />
Spanien und Frankreich.“ Vor zwei Jahren kam Mikel für ein Erasmussemester<br />
an die Technische <strong>Universität</strong> <strong>München</strong>. Seit einem<br />
Jahr arbeitet er hier als Ingenieur. „Obwohl ich nach dieser Zeit<br />
schon genügend gut Deutsch kann (weil viele von meinen Freunden<br />
deutsch sind)“, schreibt er, „habe ich Lust, ab und zu meine Muttersprache<br />
zu verwenden.“ Da er wusste, dass es an der LMU möglich<br />
ist, Baskisch zu lernen, annoncierte er an der Uni-nahen Pinnwand.<br />
„Ich dachte, es wäre eine gute Idee, ein deutsch-baskisches Tandem<br />
zu bilden – oder zumindest origineller als das übliche Deutsch-Spanisch-Tandem.“<br />
Leider ohne Erfolg. „Es hat bisher nicht geklappt;<br />
vielleicht müsste ich bunte Plakate benutzen.“<br />
GeSUcht: StUDienteilnehMer AUS nicht-BAyern<br />
Schlicht und seriös auch die bildlose Anzeige des Instituts für Phonetik<br />
und Sprachverarbeitung der LMU, das um Teilnehmer für<br />
Sprachaufnahmen wirbt. „Die Aufnahmen dienen der Entwicklung<br />
von Sprachtechnologie“, heißt es darin, „z. B. sprachverstehende<br />
Computer oder Geräte, Sprechhilfen für Behinderte, und so weiter.“<br />
Der Hinweis „25 Euro für 55 Minuten!“ scheint Früchte zu tragen,<br />
wie ein Anruf bei Projektleiter Dr. Christoph Draxler zeigt: Bereits<br />
nach kurzer Zeit haben sich 40 Teilnehmer gefunden, 200 werden<br />
gesucht. Dabei kommt es nicht nur auf die Anzahl, sondern vor allem<br />
auf die Mischung an: zwischen Männern und Frauen, Jungen und<br />
Alten, Bayrisch und anderen Sprachfärbungen. Deshalb steht in der<br />
Anzeige: „Sie sind deutscher Muttersprachler, zwischen 16 und 60<br />
Jahre alt und haben die Grundschule in Deutschland, aber nicht in<br />
Bayern besucht.“ Denn: Bayern finden sich auch unter den Kollegen<br />
am Institut – was oft fehlt, sind Teilnehmer aus dem Rest der Republik.<br />
GeBoten: DirnDl<br />
Die Anzeige „Modisches Dirndl zu verkaufen“ verspricht ein kurzes,<br />
hellblaues Kleid mit weißer Schürze, das 29 Euro kosten soll. Getragen<br />
wurde es der Anzeige nach nur einmal, mit dem diskreten Hinweis<br />
„(wegen Gewichtsabnahme)“. Unter der angegebenen Telefonnummer<br />
meldet sich eine junge Frau. Sie hat in den letzten Wochen
etwa 50 Anrufe wegen des Dirndls bekommen –<br />
trotzdem hängt es noch immer in ihrem Schrank.<br />
„Manche haben gefragt, ob ich es auch in anderen<br />
Größen, Farben oder Ausführungen habe. Als wäre<br />
ich eine professionelle Händlerin...“ Eine Schneiderin<br />
rief an, die anbot, das Kleid zu ändern und<br />
der aktuellen Körpergröße anzupassen. Und es<br />
kamen „unseriöse Anrufe“ zwielichtiger Herren.<br />
„Ich würde nichts mehr an diese Pinnwand hängen“,<br />
sagt die junge Frau, die ihren Namen nicht<br />
nennen möchte.<br />
GeSUcht: MoDelS, Die Wie StUDentinnen<br />
AUSSehen<br />
Wer „optisch einer möglichst typischen Studentin“<br />
entspricht, dem werden auf einem anderen Zettel<br />
30 Euro für ein Fotoshooting geboten. „Suche<br />
Studentin für Fotoshootings zu Themen wie Studieren,<br />
Studentin, <strong>Universität</strong>, Lernen auch im<br />
Sommer, Freizeit, etc. Für seriöse Bildagentur.“<br />
Das Modell sollte rund 20 Jahre alt sein und eventuell<br />
eine Brille tragen. Eine Mail an die angegebene<br />
Adresse zeigt: Wolfgang Demmel ist erstaunt,<br />
dass seine Anzeige noch hängt. „Ich hatte sie irgendwann<br />
in den Sommerferien dort hingehängt<br />
und hätte fast erwartet, dass sie längst überplakatiert<br />
oder abgerissen ist.“ Demmel ist Lehrer an<br />
einer Fachoberschule – und fotografiert nebenher<br />
für verschiedene Bildagenturen. „Ich wollte es mal<br />
mit dem Thema ,Bildung’ versuchen“, erklärt er.<br />
„Um eine Studentin darzustellen, müsste sie zum<br />
Beispiel Utensilien wie Bücher, Laptop oder eben<br />
eine Brille tragen.“ Dabei betont er, „dass das absolut<br />
seriös ist“. Gefunden hat sich bisher keine<br />
Studentinnendarstellerin.<br />
GeBoten: iSlänDiScher MitBeWohner<br />
Andri aus Höfn in Island sucht ein WG-Zimmer. Zur<br />
Anzeige hat er ein Foto von sich im Fußballtrikot<br />
gestellt und schreibt: „Ich bin sehr umgänglich,<br />
habe schon WG-Erfahrung, bin nicht sonderlich<br />
anspruchsvoll, was die Wohnung angeht – und sehr<br />
selten (Es gibt nur 320.000 Isländer!).“ Auf eine<br />
E-Mail hin resümiert Andri: „Die Suche war leider<br />
erfolglos. Ich bekam überhaupt keine E-Mails mit<br />
Zimmerangeboten, aber ein Sprachenlehrer wollte<br />
sich mit mir treffen, um Isländisch von mir zu lernen<br />
und mir Deutsch beizubringen.“ Ein paar Mal<br />
schrieben die beiden hin und her und planten<br />
schon ein Treffen – doch irgendwann meldete sich<br />
der Interessent nicht mehr. „Ein Zimmer habe ich<br />
jetzt aber trotzdem“, schreibt Andri, „weil meine<br />
Freundin eine Anzeige für ein WG-Zimmer für<br />
mich gefunden hat.“<br />
GeSUcht: KoMpArSen<br />
Auch Elena Heckel annonciert zuweilen selbst.<br />
Zum Beispiel sucht sie als „Scout“ für eine große<br />
Komparsenagentur Studierende, die zum Film wollen.<br />
Dafür erhält sie ein Vermittlungshonorar. Die<br />
Streifen mit Telefonnummern unter ihrem Zettel<br />
„Jobs im TV“ sind allesamt abgerissen. „Hallo“,<br />
hatte sie unter einer knallig-orangefarbenen Überschrift<br />
geschrieben, „wolltest Du schon immer einmal<br />
für Kino- und Fernsehfilme, TV-Serien oder<br />
Werbung tätig sein und dabei auch noch Geld verdienen?“<br />
Sie selbst ist auch Komparsin bei dieser<br />
Agentur und war schon in etwa 40 Produktionen<br />
zu sehen. „Bei Serien wie ,Marienhof’, ,Sturm der<br />
Liebe’ oder ,Dahoam ist Dahoam’. Im Fernsehen<br />
hat sie auch schon eine Krankenschwester gegeben<br />
und eine Ärztin. „Und ich bin drei Mal umgebracht<br />
worden.“ Die Studenten in der Mensa seien<br />
für sie die perfekte Zielgruppe – „weil sie oft zuverlässig,<br />
pünktlich, gut aussehend und zeitlich flexibel<br />
sind.“ ■ ajb<br />
MUM 01 | 2010 profile<br />
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MUM 01 | 2010 proFIlE<br />
16<br />
Studierende und solche, die es werden wollen, finden künftig 32<br />
Stunden pro Woche Gehör für ihre Anliegen und Anfragen rund<br />
ums Studium: Mit dem Studien-Informations-Service (SIS), der am<br />
1. Februar startet, werden die Sprechzeiten per Telefon und E-Mail<br />
von Studienberatung und Studentenkanzlei deutlich ausgebaut.<br />
Der Anrufer hatte gerade seine letzte Prüfung für das Diplom: Mathematik.<br />
Das Ergebnis: leider durchgefallen und zwar endgültig,<br />
denn es war schon der zweite Versuch. Er ist verzweifelt. War es das<br />
mit dem Studium? Leonie Laskowski erläutert ihm ruhig und freundlich,<br />
dass es durchaus noch Chancen gibt, zu akademischen Würden<br />
zu gelangen. Zum Beispiel könnte er in einen anderen Studiengang<br />
wechseln. Das müsste nicht einmal ein anderes Fach sein. Es könnte<br />
schon reichen, wenn er eine andere Abschlussart wählt, etwa von<br />
Diplom auf Bachelor. Es ist also noch nicht alle Hoffnung verloren –<br />
der Anrufer scheint beruhigt, Leonie Laskowski legt auf.<br />
Die Studentin der Theaterwissenschaft im siebten Semester arbeitet<br />
seit Januar 2009 in der Zentralen Studienberatung (ZSB) der LMU<br />
und gehört damit zu den dienstältesten Hilfskräften des Studien-Informations-Service,<br />
kurz SIS. Offiziell gibt es diesen Service erst ab<br />
dem 1. Februar 2010, aber schon jetzt läuft die Pilotphase, in der die<br />
SIS-Hilfskräfte nach umfangreichen Schulungen und Trainings ihre<br />
ersten Telefonkontakte mit „echten“ Anrufern haben.<br />
Der Studien-Informations-Service ist künftig erster telefonischer<br />
Anlaufpunkt für Studierende und Studieninteressierte und bündelt<br />
zunächst die Beratungsleistungen von ZSB und Studentenkanzlei.<br />
Im Laufe des Jahres soll auch noch das Referat für Internationale<br />
Angelegenheiten dazukommen.<br />
„Die Verbesserung des Service ist enorm“, sagt Christian Hörmann,<br />
der verantwortlich ist für den Aufbau des SIS. Er verweist auf die bisherigen<br />
Gesprächszeiten der Studienberatung, die telefonisch täglich<br />
nur von 9.00 bis 12.00 Uhr erreichbar war und in der höchstens zwei<br />
Mitarbeiter die Anfragen bearbeiteten. Bei der Studentenkanzlei beschränkten<br />
sich die Telefonsprechzeiten aus Kapazitätsgründen auf<br />
drei Stunden pro Woche. Im SIS sind künftig die Ansprechpartner<br />
montags bis donnerstags von 9.00 bis 16.00 und am Freitag von 9.00<br />
bis 13.00 Uhr erreichbar, zudem können zehn oder mehr Mitarbeiter<br />
gleichzeitig Anfragen beantworten. „Wir haben die Kapazitäten geradezu<br />
vervielfacht“, freut sich Hörmann. Dabei sollen die Hilfskräfte<br />
vor allem die Standardanfragen abfangen und beantworten. Die<br />
STUDIEN-INFORMATIONS-SERVICE<br />
WEnn dEr STudEnT nur<br />
EInMAl KlInGElT<br />
Angestellten von ZSB und Studentenkanzlei können sich dadurch<br />
gezielt mit den schwierigeren und komplizierteren Beratungsanfragen<br />
in einem „Backoffice“ befassen.<br />
Dennoch ist die Arbeit der Hilfskräfte, die alle auch ganz normal<br />
studieren, alles andere als trivial und weit entfernt von dem Vorurteil,<br />
das üblicherweise die Tätigkeiten des klassischen Hiwi-Nebenjobs<br />
beschreibt – kopieren nämlich oder das Zusammenstellen von Büchern<br />
für den Semesterapparat in der Bibliothek.<br />
AuSbIldunG FErn dES KlISchEES<br />
„Die Ausbildung unserer Hilfskräfte ist sehr anspruchsvoll und nimmt<br />
viel Zeit in Anspruch“, sagt Christian Hörmann. Das Programm umfasst<br />
unter anderem Rechercheaufgaben, Schulungen etwa in Gesprächsführung<br />
und -psychologie und schließlich die inhaltliche Arbeit<br />
mit konkreten Anfragefällen. Die Studierenden hospitieren am<br />
Telefon, hören zu, wie die erfahrenen Studienberater mit Anfragen<br />
umgehen, müssen ihrerseits telefonieren; wenn sie mal nicht weiterwissen,<br />
greifen die Profis ein und übernehmen das Gespräch.<br />
Bei diesem strammen Ausbildungspensum ist eine gewisse Kontinuität<br />
in der Beschäftigung gefragt: „Wir legen Wert darauf, dass die<br />
Studierenden wenigstens ein Jahr bei uns bleiben“, sagt Eva Vogel,<br />
die im kommenden Jahr die Leitung des SIS übernehmen wird und<br />
auf ein umfassendes, in Deutschland und England erworbenes Knowhow<br />
in Sachen Studienberatung zurückgreifen kann. Ein Jahr sei zwar<br />
auch nicht wirklich lange, aber man müsse den veränderten Strukturen<br />
durch die neuen Studiengänge Rechnung tragen. Vogel macht sich<br />
indes keine Sorgen – die Hilfskräfte seien hoch motiviert und voll bei<br />
der Sache und deswegen auch sehr treu: „Das liegt sicherlich auch<br />
an der anspruchsvollen Tätigkeit“, meint Vogel. Dieser Anspruch war<br />
auch für Franziska Städtler ein Grund, sich beim SIS zu bewerben. Ihr<br />
voriger Job hat die Studentin für Lehramt in Deutsch und Latein nicht<br />
ausgefüllt: „In einem Schnellrestaurant zu arbeiten ist keine wirkliche<br />
Herausforderung“, meint sie. Gereizt an der neuen Tätigkeit hat sie<br />
vor allem die Möglichkeit, das Wissen, das sie sich während ihrer<br />
eigenen Studieninfophase angeeignet hat, zu vertiefen und an andere
3 neben den deutlich erweiterten Telefonsprechzeiten und An-<br />
fragemöglichkeiten per E-Mail bleibt natürlich auch die Infothek<br />
der Zentralen Studienberatung ein Anlaufpunkt für alle, die ihre<br />
Anfrage vis-á-vis stellen möchten.<br />
weiterzugeben. Sie plant deswegen, auf jeden Fall länger im SIS zu<br />
arbeiten. Und auch für Leonie Laskowski ist klar: „Ich bleibe hier noch<br />
für den Rest meines Studiums.“ Sie hat schon einige Erfahrung und<br />
behandelt die Anfragen mit der entsprechenden Souveränität. Dabei<br />
hat sie auch gelernt, mit aufgebrachten und unverschämten Anrufern<br />
umzugehen: „Man darf das nie persönlich nehmen“, sagt sie. „Die<br />
Leute sind ja nicht auf mich sauer, sondern auf den Umstand, dass<br />
man ihnen gerade nicht die Auskunft geben kann, die sie hören wollen.“<br />
Und es gäbe durchaus auch solche, die für ihre Situation selbst<br />
verantwortlich seien, die Schuld aber auf die Uni abwälzten.<br />
Zusammen mit 15 Kommilitoninnen und zwei Kommilitonen arbeitet<br />
sie im SIS – im kommenden Jahr, zu den Spitzenzeiten, sollen noch<br />
einmal sechs dazukommen. „Wenn die Bewerbungsfristen laufen,<br />
haben wir am Vormittag unzählige Anrufe – man legt auf und hebt<br />
wieder ab“, sagt die Studentin.<br />
Finanziert wird der SIS größtenteils aus Studienbeiträgen, wobei die<br />
technische Ausstattung durch die LMU-eigenen Techniker realisiert<br />
werden konnte. „Die Fernmelde- und EDV-Techniker der LMU haben<br />
hier quasi mit Hausmitteln eine ungleich kostengünstigere Lösung<br />
realisiert, die hervorragend funktioniert“, sagt Eva Vogel. Natürlich<br />
müsse sie sich im Hochbetrieb bewähren – da würden jetzt noch die<br />
Erfahrungswerte fehlen. Aber Hörmann und Vogel sind optimistisch,<br />
dass nicht nachgerüstet werden muss.<br />
Erfahrungswerte gilt es auch bei der Erstellung der Dienstpläne zu<br />
sammeln. Schließlich muss Katrin Krommer, die das Office organisiert<br />
und für die Pläne verantwortlich ist, sicherstellen, dass die Besetzung<br />
während der Sprechzeiten ausreichend ist, dabei aber auch<br />
die Arbeitszeitpräferenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
berücksichtigen – schließlich gehen alle einem Studium nach. Und<br />
gerade das ist der Vorteil an diesem Hiwi-Job: Es gibt keine starren<br />
Zeiten und er lässt Möglichkeiten zur flexiblen Zeitgestaltung: „Man<br />
kann zwischen zwei Vorlesungen durchaus mal eine Stunde Anfragen<br />
bearbeiten und abends noch E-Mails beantworten“, sagt Eva Vogel.<br />
Bei allen Herausforderungen ist natürlich eines ganz wichtig: „Unsere<br />
SIS-Hiwis sind im Prinzip der Punkt, an dem Studieninteressierte<br />
zum ersten Mal mit der Uni in Kontakt treten.“ Und dabei seien positive<br />
Erfahrungen enorm wichtig. „Deswegen sind Freundlichkeit und<br />
Kontaktfreudigkeit allererstes Gebot“, sagt Vogel. Wenn es danach<br />
geht, haben die Studienberater bei ihrer Auswahl ein glückliches<br />
Händchen gehabt: Begeisterung und Freundlichkeit ist allen Mitarbeitern<br />
zu eigen. Leonie Laskowski meint: „Man muss halt ein bisschen<br />
Charme haben.“ ■ cg<br />
Studien-Informations-Service der LMU<br />
Telefonsprechzeiten ab 1. Februar 2010:<br />
Mo. – Do.: 9.00 – 16.00 Uhr, Fr.: 9.00 – 13.00 Uhr<br />
Tel.: +49 (0) 89 / 21 80 - 90 00<br />
E-Mail-Anfrageformular unter: www.lmu.de/studienanfrage<br />
Infothek der Zentralen Studienberatung, <strong>Ludwig</strong>st. 27, Raum G 109<br />
Sprechzeiten ohne Terminvereinbarung:<br />
Mo. – Fr.: 9.00 – 12.00 Uhr, Di., Mi., Do.: 13.00 – 16.00 Uhr<br />
Sprechzeiten der Studentenkanzlei: Mo. – Mi., Fr.: 8.30 – 11.30 Uhr,<br />
Do.: 13.30 – 15.00 Uhr<br />
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ZEHN JAHrE KLINIKUM DEr UNIVErSITÄT MüNCHEN<br />
In schwIndelerregendem Tempo<br />
lMU-grüne luftballons am blauen oktoberhimmel<br />
über <strong>München</strong>. Damit feierten die innenstadtkliniken<br />
der <strong>Universität</strong> <strong>München</strong> und das<br />
Klinikum Großhadern ihre gemeinsamen zehn<br />
Jahre seit der fusionierung 1999. Die Tradition<br />
der Medizin an der lMU hat damit in den 537<br />
Jahren ihres Bestehens eine neue Dimension<br />
erreicht. An Zukunftsvisionen mangelt es den<br />
<strong>München</strong>er Medizinern nicht – und gerade die<br />
vergangenen zehn Jahre zeigen, dass eine<br />
Vision manchmal in schwindelerregendem<br />
Tempo Wirklichkeit werden kann.<br />
Es dreht sich alles, die Erde schwankt, der<br />
Boden gibt nach. Was sich anhört wie die<br />
Beschreibung eines Erdbebens, können<br />
Schwindelsymptome sein. Jeder zehnte<br />
Patient in einer Allgemeinarztpraxis klagt<br />
heute darüber. Damit gehört Schwindel zu<br />
den häufigsten Krankheitserscheinungen.<br />
Viele Betroffene gehen von Arzt zu Arzt ohne<br />
die richtige Diagnose. Am Klinikum der <strong>Universität</strong><br />
<strong>München</strong> entsteht nun ein Forschungs- und<br />
Behandlungszentrum für Schwindel-, Gleichgewichts-<br />
und Augenbewegungsstörungen (IFB).<br />
Unter einem Dach forschen Wissenschaftler<br />
unterschiedlicher Disziplinen und behandeln spezialisierte<br />
Mediziner, um die Situation für Schwindelpatienten<br />
zu verbessern. Ab diesem Frühjahr<br />
sollen jedes Jahr 5.000 Patienten behandelt werden.<br />
Damit ist das Schwindelzentrum ein wichtiger<br />
Baustein der Fusion der klinischen Standorte Großhadern<br />
und Innenstadt, die im Jahr 1999 begann.<br />
„Dass sich interdisziplinäre Zentren bilden, ist ein<br />
starker Trend in der modernen Medizin“, sagt der<br />
Ärztliche Direktor des Uniklinikums, Professor<br />
Burkhard Göke. In einem Atemzug mit dem<br />
Schwindelzentrum kann er eine Handvoll weiterer<br />
Beispiele aufzählen, die das Zusammenwachsen<br />
der beiden Klinikstandorte in Großhadern und in<br />
der <strong>München</strong>er Innenstadt dokumentieren. Das<br />
Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung<br />
beispielsweise, das im Aufbau befindliche Competence<br />
Pneumology Center, das sich der Erforschung<br />
und Behandlung von Lungenerkrankungen<br />
zuwendet, oder das gemeinsam mit weiteren klinischen<br />
und wissenschaftlichen Partnern anvisierte<br />
Deutsche Diabetes-Zentrum. „Mit diesen Einrichtungen<br />
wollen wir unseren Patienten schneller,<br />
strukturierter und transparenter helfen. Zudem<br />
können einer großen Anzahl von Patienten neue<br />
Therapien ermöglicht werden“, sagt Göke.<br />
In den vergangenen zehn Jahren ist es dem Klinikum<br />
gelungen, ein interdisziplinär hochwertiges<br />
medizinisches Angebot in den Bereichen Onkologie,<br />
Herzkreislauf, Neurologie, Kinder- und Jugendmedizin,<br />
Transplantationsmedizin sowie<br />
Stoffwechselerkrankungen zu etablieren. Der Anspruch<br />
aller medizinischen Einrichtungen ist dabei<br />
höchste Qualität: „In der Diagnose, in Vor- und<br />
Nachbehandlung und natürlich während der<br />
ganzen Abläufe rund um eine Therapie“, sagt Göke.<br />
Die <strong>Universität</strong>smediziner haben sich vorgenommen,<br />
jede medizinische Innovation, die es auf<br />
dem Markt gibt, auch abzubilden: „Dafür haben wir<br />
ausreichend viele Patienten, finanzielle Mittel und
Brainpower“, ist sich Göke sicher. Natürlich müssten gute Einrichtungen<br />
gezielt wachsen, um stark zu werden und ein hochwertiges<br />
Angebot am Gesundheitsmarkt liefern zu können. Gern zieht er hier<br />
den Vergleich zwischen Kiosk und Kaufhaus heran. „Wir können in<br />
absehbarer Zeit alles und sind damit dem Kaufhaus näher als dem<br />
kleinen Händler“, so Professor Göke.<br />
So rosig wie heute sah es im Jahr 1999 für beide Standorte nicht aus.<br />
Finanzielle Nöte plagten die Kliniken und waren ein gewichtiges<br />
Argument für die Fusion. Mittlerweile hat sich die wirtschaftliche<br />
Situation wieder entspannt und es stehen bauliche Investitionen von<br />
derzeit 250 Millionen Euro an. Sowohl in der Innenstadt mit der<br />
geplanten Portalklinik als auch in Großhadern mit dem neuen Operations-<br />
und dem Mutter-Kind-Zentrum ist der Ausbau der universitären<br />
Spitzenmedizin auch für die kommenden Jahre beschlossene<br />
Sache. Zügiger als erwartet ist in den letzten zehn Jahren die zweitgrößte<br />
hochschulmedizinische Einrichtung Deutschlands nach der<br />
Charité in Berlin gewachsen.<br />
Auswirkungen haben das Profil und der ruf des <strong>München</strong>er <strong>Universität</strong>sklinikums<br />
natürlich auch auf die Lehre. „Wir merken das besonders<br />
an den besseren Abschlüssen unserer Absolventen und an der hohen<br />
Bereitschaft auswärtiger Studierender, für den klinischen Teil ihrer<br />
Ausbildung nach <strong>München</strong> zu wechseln“, sagt Göke. Auch hier sei es<br />
von Vorteil, dass keine getrennten Fakultäten mit unterschiedlichen<br />
Lehrplänen und Anforderungen mehr bestünden. Die durchdachten<br />
Strategien in der Lehre und der Forschung schlagen sich auch in einigen<br />
angesehenen Hochschulvergleichen nieder. Im Forschungsranking<br />
des Centrums für Hochschulentwicklung wird der Medizin der<br />
LMU besondere Forschungsstärke bescheinigt. Profitiert hätten die<br />
<strong>München</strong>er seit der Fusion vor allem auch durch die Kooperation mit<br />
der renommierten Harvard Medical School – „hier haben wir uns viel<br />
in Sachen Didaktik und Methodik abschauen können“. repetitorien,<br />
Mentorenprogramme, Anleitung für Dissertationsarbeiten und ein<br />
praktisches Ausbildungszentrum sind hier zu nennen.<br />
1 Zum zehnjährigen Bestehen des Klinikums entlassen der<br />
Ärztliche Direktor, professor Burkhard Göke, der Kaufmännische<br />
Direktor, Gerd Koslowski, sowie pflegedirektor peter Jacobs<br />
lMU-grüne luftballons in den Himmel.<br />
Direkt neben den Laboren des IFB befinden sich hier die Behandlungszimmer<br />
der Ärzte. Burkhard Göke: „Forschungsergebnisse<br />
können einerseits direkt dem Patienten zugutekommen, die Mediziner<br />
bringen andererseits ihre Diagnose-, Behandlungs- und Therapieergebnisse<br />
wieder unmittelbar in die Forschung ein. So profitieren<br />
alle, auch die Nachwuchsmediziner. Und wir sind immer auf dem<br />
neuesten Stand.“ ■ hei<br />
Mit der Fusion des Klinikums Großhadern und des Klinikums<br />
Innenstadt im Jahr 1999 ist eine der größten und leistungsfähigsten<br />
<strong>Universität</strong>skliniken in Europa entstanden. Das Klinikum der <strong>Universität</strong><br />
<strong>München</strong>, seit 2006 Anstalt des öffentlichen rechts, hat<br />
sich seither medizinisch, wirtschaftlich und strukturell positiv entwickelt.<br />
45 Fach kliniken, Institute und Abteilungen verfügen über<br />
2.322 Betten. Knapp 500.000 Patienten werden jährlich ambulant,<br />
teilstationär und stationär behandelt. Im Jahr 2008 hat das Klinikum<br />
der <strong>Universität</strong> <strong>München</strong> mit knapp 9.800 Beschäftigten –<br />
davon rund 1.700 Mediziner – Erlöse in Höhe von 800 Millionen<br />
Euro erwirtschaftet und das Jahr mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen.<br />
In der Erlössumme sind rund 64 Millionen Euro an<br />
eingeworbenen Drittmitteln enthalten. Gemeinsam mit der Medizinischen<br />
Fakultät der LMU werden etwa 5.200 Studierende in<br />
Human- und Zahn medizin ausgebildet.<br />
MUM 01 | 2010 profile<br />
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profile<br />
20<br />
MUM 01 | 2010<br />
Altes Holz als Werkstoff:<br />
Das Kunstwerk „Varioflex“<br />
von 2007 fertigte Seitz aus<br />
einem alten lattenrost. 3<br />
SERIE: VERWALTUnGSKÜnSTLER<br />
Holz und HocHrecHnungen<br />
papier oder Holz – Willi Seitz kann sich für beides begeistern.<br />
Denn werktags erledigt er die vermeintlich nüchterne Schreibtischarbeit<br />
in der Verwaltung der lMU – und wirkt am Wochenende<br />
künstlerisch in seinem Atelier. MUM porträtiert den Künstler,<br />
der zuletzt in der UniGalerie LMU ausstellte. Und beginnt mit<br />
ihm die Serie „Verwaltungskünstler“.<br />
Wer Willi Seitz zu Hause besucht, nimmt vielleicht auf einem seiner<br />
frühen Werke Platz. „Die Bank, auf der Sie sitzen, ist von mir“, sagt<br />
er und fügt bescheiden hinzu: „Ein älteres Stück, aber es hält recht<br />
gut.“ Dabei ist Seitz kein Schreiner. Er ist Leiter des Referats „Sachhaushalt“<br />
in der Verwaltung der LMU – und zudem Künstler. Sein<br />
Künstlername ist bodenständig: Heißt er in der LMU offiziell „Willibald<br />
Seitz“, nennt er sich als Künstler „Willi Ernst Seitz“. Die Holzmöbel<br />
im Wohnzimmer und überall sonst in seinem Haus in<br />
<strong>München</strong>-Solln markierten vor vielen Jahren den Beginn seines<br />
Schaffens mit Holz.<br />
Jetzt sitzt der 53-Jährige in diesem Wohnzimmer und erinnert sich<br />
an die Anfänge seiner künstlerischen Arbeit mit Holz. Zu Hause standen<br />
schon einige selbst geschreinerte Holzmöbel, die er seit den<br />
Achtzigerjahren entworfen hatte, als er um das Jahr 1998 bei<br />
Spaziergängen Hölzer fand. „Überall, wo ich mit meiner Frau und<br />
den beiden Kindern unterwegs war: Im Gebirge, in den Isarauen – der<br />
Süden von <strong>München</strong> gleicht ja zum Teil einem Urwald.“ Wegen „einer<br />
besonderen Form, einer interessanten Struktur“ wurde er auf<br />
Stücke aufmerksam. Zuhause begann er, sie zu bearbeiten. „Ich<br />
versuchte, die Grundform oder Struktur zu belassen, dabei aber<br />
etwas hervorzuheben. Eine besonders interessante Fläche zum<br />
Beispiel, auf der irgendwo ein Ast zum Vorschein kam.“ Auch Steine<br />
interessierten ihn – aber diese fand er eher zufällig oder kaufte sie.<br />
„Ich kombinierte Holz und Stein, um zu sehen, wie sie sich verstärken,<br />
ergänzen oder einen farblichen Kontrast ergeben.“ Allerdings<br />
mussten die Stücke zusammenpassen, das Holz etwa eine natürliche<br />
Mulde haben, in die der Stein hineinpasste. Es sind Stücke, die heute<br />
sein Haus und sein Gartenatelier füllen, über die man immer wieder<br />
mit der Hand streichen möchte, um eine glatte Fläche zu spüren oder<br />
einen kühlen Stein. Die Objekte dieser Phase haben keine bedeutungsschwangeren<br />
Titel, sondern heißen schlicht „Schwemmholz /<br />
Amethyst“ oder „Esche / Malachit“. Beim Betrachter lösen sie oft<br />
Assoziationen aus: Ein Stein sitzt wie eine kleine Haarklammer an<br />
einem runden Holzblock; ein anderer thront wie ein Schiffchen auf<br />
einem gewellten Holz.<br />
Sein heimisches Atelier liegt im Garten des Zweifamilienhauses: ein<br />
ehemaliges Lager, das früher zu einem Besenhandel gehörte. Heute<br />
ähnelt es einer Werkstatt, mit sauber aufgereihten Holzbrettern im<br />
Hintergrund, zwischen denen ein selbst gebautes Kinderbett und<br />
etwa ein Schaukelpferd hervorschauen. Zu Seitz‘ Werkzeugen<br />
gehören Stemmeisen, Hammer, Zange, Holzschlegel, Axt und Handsäge.<br />
„Ich zerteile, zerhacke, zerschneide – wie es mir passt.“ Auch<br />
die Kettensäge kommt zum Einsatz – etwa um einen Blitz in ein Fichtenholzbrett<br />
zu zwingen. Bestimmten Dogmen folgt er nicht: Sein<br />
Werk „Varioflex“ fixierte er mit Dübeln.<br />
Denn irgendwann, erzählt er in seinem Atelier, habe sich die reine<br />
Kombination von Holz und Mineralien erschöpft. Er begann, das Holz<br />
vorsichtig mit Farbe zu ergänzen. „Ich suchte bereits verarbeitetes<br />
Holz und wollte ihm einen neuen Sinn geben.“ Als er und seine Frau<br />
ein neues Bett kauften, brachte er es nicht über sich, das alte gänzlich<br />
zu entsorgen. „Es war unser allererstes Bett, das wir gekauft hatten,
Weitere Informationen und Bilder zur Kunst<br />
von Willi Ernst Seitz gibt es im Internet<br />
unter www.willi-seitz.de.<br />
als wir ganz jung zusammengezogen waren.“ Also<br />
hob er den hölzernen Bettrost auf – und verflocht<br />
dessen Latten zu dem Objekt „Varioflex“.<br />
Alte Palettenfüße aus der Druckerei der Univerwaltung<br />
nahm er ebenfalls mit nach Hause, schnitt<br />
Teile heraus, spaltete kleine Keile ab und fügte sie<br />
zu großen Tafelbildern aus zerhacktem Holz zusammen.<br />
„Es war sehr interessant, da Farbe drüberzugießen.<br />
natürlich verlief sie auf dem Bild,<br />
ergab einen unregelmäßigen und zugleich regelmäßigen<br />
Eindruck.“ Viele Menschen schenken<br />
Willi Seitz mittlerweile Holzstücke. Eine Kollegin<br />
brachte ihm Teile einer alten Stalltüre mit. „Sie hatte<br />
sich ein ,Sachl’ zugelegt“, erzählt Seitz, „ein<br />
kleines Bauernhäuschen im niederbayerischen.“<br />
In einer dazugehörigen alten Stallung hatte sie die<br />
alte Holztür mit der bläulichen Patina gefunden.<br />
Seitz verarbeitete sie zu seinem Objekt „Sachl“.<br />
Für die Kunst bleiben Willi Seitz hauptsächlich die<br />
Wochenenden. „An Werktagen fehlt mir die Muse.“<br />
Im Urlaub dagegen sei er nicht sehr häufig auf Reisen,<br />
sondern ganz von seiner Arbeit mit dem Holz<br />
eingenommen. „Allerdings habe ich auch Tage ohne<br />
jegliche Inspiration.“ Am Anfang, wenn ein<br />
Stück Holz so vor ihm läge, wisse er oft nicht,<br />
welches Objekt aus ihm werden solle. Manchmal<br />
versuche er, vorab eine Zeichnung zu machen.<br />
„Aber ich habe ein besseres Bild, wenn ich die<br />
Augen zumache und mir das Objekt vorstelle.“<br />
Über manches denke er jahrelang nach. „Aber<br />
wenn die Idee dann da ist, geht mir die Arbeit<br />
selbst ganz schnell von der Hand, in wenigen<br />
Tagen.“<br />
Die Arbeit am Holz ist für ihn mehr als Hobby oder<br />
Kunsthandwerk. „Ich verstehe mich als Künstler<br />
und nehme das sehr ernst.“ Von Anfang an habe er<br />
sich gesagt: Wenn ich das mache, dann gescheit<br />
und professionell. So geht er auch seine Ausstellungen<br />
an: Unter dem Titel „Wetterleuchten“<br />
zeigte er seine Werke vor einigen Jahren in der<br />
Sendlinger Galleria Fiorito-Fluturel, unter dem<br />
namen „Holz und Stein“ im Umweltministerium.<br />
„Strukturwandel“ in der UniGalerie LMU war seine<br />
jüngste Ausstellung. „Die Vorbereitung bedeutet<br />
immer sehr viel Arbeit“, erklärt Seitz. „Es ist ja<br />
nicht so, dass man die Sachen da einfach irgendwie<br />
hineinstellt oder aufhängt. Das muss alles überlegt<br />
werden.“ Konzept, Flyer, Einladungen, Plakat, die<br />
Raumbegehung – „bei Objekten ist das oft besonders<br />
schwierig. Oft sind die Räume zugestellt – und<br />
wenn Sie vor ein Holzregal mit Flyern ein Holzobjekt<br />
stellen, dann sieht man es praktisch nicht<br />
mehr.“ Dabei legt Willi Seitz besonderen Wert<br />
darauf, wie seine Kunst präsentiert wird. „Die Leute<br />
sollen von Objekt zu Objekt gehen müssen – und<br />
staunen!“ Außerdem habe er das Problem, dass<br />
das Holz – je nach Trockenheit in einem Raum –<br />
ständig arbeite. „Als der ,Blitz’ etwa in der Uni-<br />
Galerie LMU hing, bekam er Spalten. Aber das gehört<br />
bei Holz einfach dazu.“<br />
In seinem Büro im Verwaltungsgebäude der LMU<br />
hängen einige Plakate seiner Ausstellungen; Kunstobjekte<br />
sucht man aber vergeblich. „Ich will das<br />
meinen Mitarbeitern nicht so aufdrängen, mich<br />
ihnen gegenüber nicht so darstellen.“ Wie sich die<br />
Kunst mit der Arbeit in der LMU-Verwaltung verträgt?<br />
„Eher“, sagt Seitz, „hat das Künstlerische<br />
Einfluss auf meine Verwaltungsarbeit. Es gibt mir<br />
mehr Ruhe und Gelassenheit. Gerade, wenn es<br />
heftig wird in Besprechungen oder ansonsten<br />
hektisch zugeht.“ Grundsätzlich trenne er Verwaltungsarbeit<br />
und Kunst sehr stark. Dennoch gab es<br />
in seiner Ausstellung in der UniGalerie LMU zwei<br />
Objekte, die auf seinen Alltag in der Uni anspielten:<br />
Für das „Projekt“ arrangierte er schwarze, noch<br />
mit nägeln versehene Holzköpfe so, dass sie in die<br />
Luft starren. „Es spiegelt das Gefühl wider, das ich<br />
in Projektsitzungen manchmal bekomme.“ Eine<br />
hölzerne, geöffnete Hand nannte er derweil<br />
„Studienbeitrag“. „In meinem Beruf bin ich ja auch<br />
für die Mittelverteilung der Beiträge verantwortlich,<br />
bin mittendrin im Gerangel um das Geld.“<br />
Den Preis des Werkes setzte er auf akkurat 500<br />
Euro an. ■ ajb<br />
� Kunst und Verwaltung scheinen sich gut zu<br />
vertragen: Mit Willi Ernst Seitz beginnt eine MUM-<br />
Serie „Verwaltungskünstler“. Im nächsten Heft<br />
finden Sie ein Porträt des Mundartdichters Helmut<br />
Eckl.<br />
profile<br />
21<br />
MUM 01 | 2010
MUM 01 | 2010 profile<br />
22<br />
25 jAHrE GEnZEnTrUM An DEr LMU<br />
raum für neue ideen<br />
Vor 25 Jahren wurde das Genzentrum der lMU gegründet und hat<br />
sich seitdem zu einem international renommierten Zentrum der<br />
biomolekularen forschung und lehre entwickelt.<br />
MUM lässt im Gespräch mit dem „Gründervater“ des Zentrums,<br />
professor ernst-ludwig Winnacker, und dem jetzigen Direktor<br />
des Zentrums, professor patrick Cramer, diese erfolgsgeschichte<br />
revue passieren.<br />
MUM: professor Winnacker, hätten Sie sich vor 25 Jahren träumen<br />
lassen, dass das Genzentrum einmal so gut dastehen wird?<br />
Winnacker: Erhofft hatte ich es schon, ob es aber gelingen würde,<br />
war natürlich nicht abzusehen. Klar war damals auf jeden Fall, dass<br />
die Genforschung nur dann vorankommt, wenn sie stark interdisziplinär<br />
arbeitet. Dazu gehört etwa die Zusammenarbeit der Chemie,<br />
der Biologie, der Human sowie der Veterinärmedizin.<br />
Zu der Zeit gab es faktisch aber keine Labors, die in dieser Hinsicht<br />
arbeiten konnten. So wollte etwa die Höchst AG in dieses zukunftsweisende<br />
Forschungsfeld investieren, fand aber keine passenden<br />
Einrichtungen. Man muss sagen, dass Deutschland damals einen<br />
Trend verpasst hat.<br />
MUM: Wie kam es zur entscheidung für den Standort <strong>München</strong>?<br />
Winnacker: In puncto Genforschung lastete ein großer Druck auf den<br />
politischen Entscheidern. Es gab daher eine Ausschreibung der<br />
Bundesregierung, und wir haben in unseren Antrag alle relevanten<br />
Fächer einbezogen. neben den etablierten Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftlern wurden aber auch die nachwuchsforscher berücksichtigt,<br />
die mit ihren neuen Ideen erhebliche Impulse gegeben<br />
haben. Auch haben wir frühzeitig die MaxPlanckInstitute mit ins<br />
Boot geholt und so die Expertise am Standort <strong>München</strong> faktisch gebündelt.<br />
Den Ausschlag hat gegeben, dass unser Konzept interdisziplinär<br />
war und das Potenzial <strong>München</strong>s gezielt nutzte. Im rahmen<br />
der Ausschreibung erhielten dann neben <strong>München</strong> auch Berlin und<br />
Heidelberg einen Zuschlag.<br />
MUM: Gab es Hürden zu überwinden, etwa politische Bedenken<br />
gegen ein Zentrum, das Genforschung betreibt?<br />
Winnacker: Die gab es, und zwar vom ersten Tag an. Während der<br />
Planungsphase stand ich unter Polizeischutz, weil ich bedroht wurde<br />
und sogar auf der Abschussliste der rAF stand. Wir Wissenschaftler<br />
haben uns dann aber in einen intensiven Dialog mit der Öffentlichkeit<br />
begeben, viele Vorbehalte ausgeräumt und uns auch zahlreiche<br />
Selbstbeschränkungen auferlegt, die dann in das Gentechnikgesetz<br />
mündeten.<br />
MUM: professor Cramer, früher dominierte die anwendungsorientierte<br />
forschung am Genzentrum, heute liegen die Schwerpunkte<br />
in der Grundlagenforschung. Warum?<br />
Cramer: Das wird gern so dargestellt, um die Entwicklung des Genzentrums<br />
leichter zu erklären. Aber hier wurde und wird nicht nur<br />
Spitzenforschung betrieben sondern immer auch anwendungsorientiert<br />
gearbeitet. Das ergibt sich schon aus der Forschung selbst: Wir<br />
schaffen die Grundlagen für das Verständnis von Krankheiten, aber<br />
auch für neue biotechnologische Verfahren und deren Verbesserung.<br />
Insofern lassen sich Forschung und Anwendung nicht trennen. Auf<br />
jeden Fall können wir sagen, dass sich die Forschung mit der Verfügbarkeit<br />
von neuen Technologien viel stärker ausdifferenziert hat.<br />
MUM: Welche rolle spielte oder spielt die Zusammenarbeit mit<br />
der industrie, die ja von Anfang an bestand?<br />
Winnacker: In der Anfangsphase haben Höchst, Boehringer und<br />
Wacker jährlich zusammen rund 1,3 Millionen DMark zur Verfügung<br />
gestellt. Mit diesem Geld konnten wir wirklich interessante Leute an<br />
das Genzentrum holen. Die normale Assistentenbesoldung war dafür<br />
einfach nicht attraktiv genug. Aber natürlich haben auch die Unternehmen<br />
einen konkreten nutzen davon gehabt: Ein Beispiel ist die<br />
Technologie bei der Gewinnung der Aminosäure Cystein, die dank<br />
7 professor ernst-ludwig Winnacker ist professor für Biochemie<br />
an der lMU. er war von seiner Gründung 1984 bis 1997 Direktor des<br />
Genzentrums. Von 1998 bis 2006 stand er als präsident der Deutschen<br />
forschungsgemeinschaft (DfG) vor und war anschließend Generalsekretär<br />
des european research Council (erC). Seit Juli 2009<br />
ist er Generalsekretär des Human frontier Science program (HfSp).
Knowhow vom Genzentrum nun mit sehr geringem Aufwand hergestellt<br />
werden kann und unter anderem als Hustenlöser zum Einsatz<br />
kommt.<br />
MUM: Wie sichtbar ist das Genzentrum international?<br />
Cramer: Eine bekannte Strukturbiologin aus Berkeley hat kürzlich<br />
gesagt, dass sie von <strong>München</strong> vor allem das Genzentrum und das<br />
MaxPlanckInstitut kenne. natürlich läuft das in erster Linie über<br />
unsere starke Mannschaft: Die guten Köpfe sorgen für die Sichtbarkeit<br />
des Instituts. Das gilt in unserem Fall nicht nur für das Genzentrum,<br />
sondern für den gesamten Forschungsstandort <strong>München</strong>.<br />
Aber das Genzentrum war immer auch Integrator und Motor dieses<br />
Standorts.<br />
Winnacker: Die Exzellenzinitiative hat die Vernetzung von Institutionen<br />
und Disziplinen in <strong>München</strong> außerdem noch einmal gefördert<br />
– und damit auch die Sichtbarkeit erhöht.<br />
MUM: Hier herrscht ein sehr offener Umgang mit flachen Hierarchien.<br />
Hat diese Art der forschungskultur zum erfolg beigetragen?<br />
Cramer: Unbedingt. Flache Hierarchien sind wichtig, weil gute Forscher<br />
selbstständig, frei und ohne Behinderung nach ihren eigenen<br />
Ideen forschen wollen. noch etwas anderes hat sich hier aber als<br />
erfolgreich erwiesen: Von Anfang an war es Ziel, am Genzentrum<br />
eine Balance zwischen etablierten Forschern und jungen Wissenschaftlern<br />
zu schaffen. Wir versuchen ganz gezielt, junge Gruppenleiterinnen<br />
und Gruppenleiter zu gewinnen, um unsere Forschung<br />
und Technologien ständig zu verbessern. Wir entwickeln derzeit<br />
zudem Graduiertenprogramme, in denen Doktoranden unterschiedliche<br />
Labors kennenlernen, um dann Forschungsprojekte zu skizzieren,<br />
bei denen interdisziplinäre Fragestellungen in Zusammenarbeit<br />
mehrerer Gruppen gelöst werden sollen.<br />
MUM: Gibt es forschungserfolge, die möglicherweise nur hier am<br />
Genzentrum inmitten dieser einmaligen forschungslandschaft<br />
möglich waren?<br />
Cramer: Ganz klar: ja. Eine ganze reihe wichtiger Veröffentlichungen<br />
hier am Genzentrum sind nur der intensiven Zusammenarbeit verschiedener<br />
Labors zu verdanken.<br />
MUM: Wenn Sie ein erfolgsrezept für andere Zentren dieser Art<br />
formulieren müssten…?<br />
Cramer: neben der Interdisziplinarität ist eine gute Mischung aus<br />
etablierten Senior und nachwuchsgruppen wichtig. Entscheidend<br />
ist aber auch der Forschungsfokus, weil er Sichtbarkeit generiert und<br />
Voraussetzung dafür ist, Drittmittel einzuwerben. Das gemeinsame<br />
Thema sorgt dafür, dass Forscher dieselbe Sprache sprechen – nur<br />
die Methodik muss sehr breit angelegt sein.<br />
MUM: Auf dem HighTechCampus soll ein Zentrum für Molekulare<br />
Biosysteme entstehen. Welcher Schwerpunkt ist hier geplant?<br />
Cramer: Wir wollen verstehen, wie lebende Zellen funktionieren und<br />
die wichtigen molekularen Akteure in diesen Systemen identifizieren.<br />
Letztlich soll hier entschlüsselt werden, wie Proteine, nukleinsäuren<br />
und andere Bausteine interagieren und das gesamte System auf<br />
innere und äußere Störungen reagiert. Modelle sollen dabei nicht<br />
hypothetisch sein, sondern auf soliden biochemischen, molekularbiologischen<br />
und genetischen Grundlagen basieren.<br />
Winnacker: Zu meiner Zeit haben wir noch einzelne Gene isoliert,<br />
während es jetzt unter anderem darum geht, wie der Mensch zum<br />
Menschen wird. Die Antwort auf eine solche Frage bedarf der<br />
Analyse vieler Gene gleichzeitig. Dies ist heute möglich und macht<br />
eine solche Perspektive wirklich eindrucksvoll.<br />
MUM: Wo sehen Sie beide das Genzentrum und die Genforschung<br />
in 25 Jahren?<br />
Cramer: 25 jahre vorherzusehen ist schwierig. Ich könnte mir vorstellen,<br />
dass man zum Beispiel bestimmte Effekte und nebenwirkungen<br />
von Medikamenten vorhersagen können wird.<br />
Winnacker: In 25 jahren werden wir sicherlich Gehirnstrukturen<br />
deutlich besser auf einzelne Zellen herunterrechnen können. Auch<br />
werden die systemischen Analysen sehr viel besser sein: Man wird<br />
verstehen, wie sich einzelne Zellen verhalten. Aber oft lassen sich<br />
neue Erkenntnisse nicht planen, sie kommen manchmal auch unerwartet<br />
aus einem ganz anderen Bereich. Wichtig ist deshalb, dass<br />
man die jungen Forscher einfach mal machen lässt.<br />
■ Interview: suwe /cg<br />
professor patrick Cramer ist Biochemiker und seit 2004 Direktor<br />
des Genzentrums. Von 2007 bis 2009 war er zudem Dekan der<br />
fakultät für Chemie und pharmazie der lMU. Seine forschung zur<br />
Gentranskription und -regulation wurden unter anderem mit dem<br />
Gottfried-Wilhelm-leibniz preis der DfG und dem Jung-preis für<br />
Medizin ausgezeichnet. 5<br />
MUM 01 | 2010 profile<br />
23
MUM 01 | 2010 profile<br />
24<br />
CIH LMU CENTER FOR INTERNATIONAL HEALTH<br />
GeSUNDHeit WeltWeit<br />
in vielen ländern der Welt sind die Gesundheitsbedingungen schlecht und an Ärzten herrscht ein<br />
akuter Mangel. Das neue CiH LMU Center for international Health an der lMU hat sich deshalb die<br />
Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten Nationen auf die fahnen geschrieben: Die Bekämpfung<br />
lebensbedrohlicher Krankheiten, die Senkung der Kindersterblichkeit und die Verbesserung der<br />
Gesundheit der Mütter sollen dabei besonders im Mittelpunkt stehen.<br />
„Das ist Jose aus Guatemala. Jose ist elf Jahre alt und übernimmt seit dem Tod seines Vaters, der an<br />
Lungenversagen gestorben ist, dessen Arbeit in einer Silbermine, um einen Teil zum Lebensunterhalt<br />
der Familie beizutragen.“ Auf der Projektionswand erscheint das Bild von einem kleinen Jungen, sein<br />
Oberkörper ist frei, seine Hose schmutzig. „Als Jose eines Tages bei der Sprengung einer Mine an teurer<br />
Zündschnur sparen will, erfasst ihn die Wucht der Explosion. Bis zum nächsten Krankenhaus ist es zu<br />
weit, um ihm noch helfen zu können.“ Das Bild an der Projektionswand verschwindet. Einen kurzen<br />
Augenblick wird es schwarz im Raum. Dann erscheint ein neues Bild: eine Frau und zwei kleine Mädchen.<br />
„Das ist Joses Mutter. Sie hat innerhalb von sechs Monaten ihren Mann und ihren Sohn verloren. Beiden<br />
hätte geholfen werden können, wenn schnell genug ein Arzt die Krankheit des Mannes diagnostiziert<br />
hätte, wenn ein Krankenhaus in der Nähe gewesen wäre, um Jose zu versorgen.“ Das Licht im Raum<br />
geht an; Professor Katja Radon vom Institut für Arbeitsmedizin am Klinikum der <strong>Universität</strong> beendet<br />
ihre Präsentation. Sie ist gemeinsam mit Professor Matthias Siebeck aus der Chirurgischen Klinik und<br />
Poliklinik Innenstadt, Dr. Robert Dalla Pozza aus der Kinderkardiologie und Dr. Michael Hölscher vom<br />
Tropeninstitut eine der vier Projektmanager des neuen Centers for International Health (CIH).<br />
Damit Familiengeschichten wie diese sich in den Entwicklungsländern der Welt verringern, hat die LMU<br />
das CIH LMU gegründet. „An der LMU gibt es schon lange Engagement und Projekte, die sich mit Möglichkeiten<br />
der Entwicklungshilfe auf dem medizinischen Sektor beschäftigt haben“, weiß Michael Hölscher<br />
aus der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, der Sprecher des CIH LMU ist. „Bisher wussten<br />
diese Projekte jedoch kaum etwas voneinander. Zur Einrichtung des CIH LMU haben wir sie unter ein Dach<br />
geholt.“ Hauptsächlich getragen und koordiniert wird das CIH LMU durch einen Vorstand aus vier Instituten:<br />
der Chirurgischen Klinik Innenstadt, der Kinderkardiologie, dem Institut für Arbeitsmedizin und der<br />
Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin der LMU, die gleichzeitig der Sitz des CIH LMU ist.<br />
„Insgesamt sind es zwölf Institute und mehr als 50 beteiligte <strong>Universität</strong>en, Ministerien und Organisationen<br />
in Entwicklungsländern, die unter diesem Dach seit Oktober zusammenarbeiten“, so Hölscher. „Wir<br />
wollen Bildung und Forschung auf dem Gesundheitssektor dieser Länder stärken.“ Da in den meisten<br />
Entwicklungsländern ein akuter Mangel an Gesundheitspersonal herrscht, konzentriert sich das CIH LMU<br />
auf die Ausbildung von Ärzten, Hochschullehrern und Forschern. Dabei werden alle Stufen einer medizinischen<br />
Ausbildung abgedeckt, die gleichzeitig auch die drei Säulen des CIH bilden. Die erste Säule<br />
umfasst die Unterstützung von <strong>Universität</strong>en und Lehreinrichtungen in Entwicklungsländern bei der<br />
Erstellung und Optimierung von Lehrplänen sowie die gezielte Schulung von akademischem Personal.<br />
Die zweite Säule steht für die Konzipierung und Einführung eines interdisziplinären Promotionspro-
gramms zum „PhD International Health“. Trainings- und Weiterbildungsprogramme<br />
für Experten zum Beispiel in Form von Sommerschulen<br />
in Deutschland oder in den Entwicklungsländern bilden die<br />
dritte Säule.<br />
„Für das neue PhD-Programm, das erstmalig zum Wintersemester<br />
2010 / 2011 angeboten wird, fängt gerade die Bewerbungsfrist an“,<br />
erzählt Hölscher. Verantwortlich für die Konzipierung und Koordination<br />
des Programms ist Dr. Günter Fröschl, wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
am Tropeninstitut. „Das Programm richtet sich an jüngere<br />
internationale Wissenschaftler, die einen Titel haben wollen, den es<br />
bislang noch nicht gab“, erklärt er. „Es wird eine Doppelbetreuung<br />
hier in <strong>München</strong> und vor Ort im Heimatland des Bewerbers geben.<br />
Im Augenblick sind wir dabei, eine Promotionsordnung zu entwickeln,<br />
von der wir uns erhoffen, dass sie eine breite Basis für die<br />
gesamte Medizinische Fakultät bilden kann.“ Die Bereiche Entwicklungs-<br />
und Grundlagenforschung sowie klinische Forschung stehen<br />
im Mittelpunkt des interdisziplinären Programms, das das gesamte<br />
Spektrum der Gesundheitswissenschaften an der LMU widerspiegelt.<br />
Dabei ist auch eine intensive Zusammenarbeit mit dem stark auf<br />
entwicklungspolitische Fragen gerichteten Programm „Global Health<br />
Governance“ der Sozialwissenschaftlichen Fakultät vorgesehen.<br />
„Wir sehen uns hierbei als Plattform, die es allen Bereichen der LMU,<br />
die innerhalb der medizinischen Forschung in Entwicklungsländern<br />
tätig sind, ermöglichen soll, junge Wissenschaftler aus dem Ausland<br />
zu betreuen und ihnen einen international anerkannten Abschluss zu<br />
verleihen“ sagt Michael Hölscher. Pro Jahr sind über das Projekt zehn<br />
dreijährige Stipendien zu vergeben. Interessierte Kollegen, die entweder<br />
Kandidaten haben oder gerne als Betreuer in ihrem Fachgebiet<br />
fungieren würden, können sich bei Günter Fröschl melden<br />
(Froeschl@lrz.uni-muenchen.de).<br />
Gefördert wird das CIH LMU vom Deutschen Akademischen Austausch<br />
Dienst (DAAD): Im Rahmen des Wettbewerbs „Hochschulexzellenz<br />
in der Entwicklungszusammenarbeit“ stehen für die nächsten fünf<br />
Jahre eine Million Euro jährlich an Fördermitteln zur Verfügung. Der<br />
Wettbewerb soll deutsche Hochschulen und die Partnerhochschulen<br />
in den Entwicklungsländern in Lehre, Forschung und Dienstleistung<br />
stärken. So wird sichtbar gemacht, wie deutsche Hochschulen sich<br />
für die Lösung globaler Probleme engagieren. Ausgeschrieben wurde<br />
der bundesweite Wettbewerb zusammen mit dem Bundesministerium<br />
für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.<br />
Für die Zukunft haben sich die vier Projektmanager des CIH LMU viel<br />
vorgenommen. „In der Kombination von exzellenter Forschung und<br />
wissenschaftlicher Ausbildung verfügen wir über das Potenzial, nicht<br />
nur Forschung in Entwicklungsländern durchzuführen, sondern auch<br />
die lokalen Forscher weiter auszubilden und so zu nachhaltiger Entwicklung<br />
beizutragen“, so Hölscher. „Weit in der Zukunft, da stellen<br />
wir uns vor, dass wir die Erfahrungen aus unseren Projekten so bündeln,<br />
dass wir für andere Hochschulen und Institutionen einen Service<br />
anbieten und auch vermarkten, die sich auf diesem Gebiet positionieren<br />
wollen."<br />
■ juz<br />
MUM 01 | 2010 profile<br />
25
PRoFILE<br />
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MUM 01 | 2010<br />
BIOLOGIESTUDENT GEWINNT BEI „JUGEND FORSCHT“<br />
Schlangenmann mit<br />
wiSSenSchaftlichem BiSS<br />
Reptilien gehören zu den am stärksten bedrohten Tieren der Erde.<br />
Die zu Lande und im Wasser lebenden Arten leiden immer mehr<br />
unter den Umweltveränderungen. Die aktuelle Rote Liste der<br />
Weltnaturschutzunion (IUCN) in der Schweiz warnt, dass von den<br />
weltweit etwa 8.734 Reptilienarten lediglich 1.678 im Hinblick auf<br />
ihren Gefährdungsstatus untersucht wurden – was mit dem Rest<br />
ist, weiß niemand. Und von diesen 1.678 Arten sind beinahe ein<br />
Drittel vom Aussterben bedroht. So auch die Zypriotische Ringelnatter,<br />
von der es nur noch rund 100 Exemplare gibt. Der <strong>München</strong>er<br />
Biologie- und Philosophie-Student Felix Baier hat der auf<br />
Zypern lebenden Schlangenart in den letzten Jahren intensiv<br />
nachgespürt. Es hat sich gelohnt.<br />
Erst 22 Jahre alt und schon fast ein Dutzend wissenschaftliche Publikationen:<br />
Felix Baier ist in den Kreisen der Amphibien- und Reptilienexperten<br />
kein unbeschriebenes Blatt mehr. Spätestens mit seinem<br />
Bundessieg bei „Jugend forscht“ in der Kategorie Biologie und dem<br />
nun erschienenen Handbuch „The Amphibians and Reptiles of<br />
Cyprus“ hat sich der aus Heidelberg stammende Nachwuchsforscher<br />
einen Namen gemacht. Und das alles wegen der Frage, wie eine<br />
Wasserschlange auf einer trockenen Insel überleben und sich ihrem<br />
veränderlichen Lebensraum anpassen kann.<br />
Diese Frage nämlich<br />
hat er in seinem Wettbewerbsbeitrag<br />
für „Jugend<br />
forscht“ ausführlich beantwortet.<br />
Vermutlich vier bis fünf Millionen Jahre lang<br />
lebt die Zypriotische Ringelnatter schon isoliert<br />
auf der Insel. Anders als Artgenossen in der Türkei<br />
oder in Griechenland ist ihre Bereitschaft höher, ihren<br />
Lebensort zu wechseln. Besonders im Sommer, wenn die<br />
Bäche austrocknen, wandern die Nattern dem Wasser hinterher.<br />
„Eine solche saisonale Wanderung kannte man vorher bei<br />
Reptilien so nicht“, sagt der Stipendiat der Studienstiftung des deutschen<br />
Volkes. Bis dato war man in Fachkreisen davon ausgegangen,<br />
dass eine Art bei solch widrigen Lebensbedingungen auf eine andere<br />
ökologische Nische ausweicht. Nach wie vor orientiert sich jedoch<br />
die Zypriotische Ringelnatter mehr zum allmählich versiegenden<br />
Wasser hin als zum Land. Das Anlegen von Teichen im Gebirge, wo<br />
das Wasser der Bäche weniger schnell verdunstet, könnte demnach<br />
helfen, deren Bestand dauerhaft zu sichern.<br />
Für diese Erkenntnisse, die ihm letztlich zum Sieg beim Bundesausscheid<br />
von „Jugend forscht“ verhalfen, hat Felix Baier 2008 mehrere<br />
Monate Forschungsaufenthalt auf Zypern investiert. Mit Gummistiefeln,<br />
Sonnenhut und einem Jeep machte er sich früh morgens auf in<br />
die Berge, um Feldforschung zu betreiben. Ausgerüstet mit Kamera,<br />
Schere, Waage, Zollstock und Pufferröhrchen für Gewebeproben<br />
ging er von März bis September auf Schlangenfang. Mit der Hand<br />
fing er so viele der ungiftigen Wassernattern, wie er finden konnte.<br />
Er wog sie, vermaß sie, markierte sie mit einem für die Schlangen<br />
ungefährlichen Schnitt in ihre Schuppen und ließ sie wieder frei, um<br />
zu schauen, wo er sie das nächste Mal antraf. So konnte er die Wanderbewegungen<br />
der Schlangenpopulation nachvollziehen.<br />
Obwohl Felix Baier ein geselliger Typ ist, der auch gern ins Theater<br />
geht und sich mit Freunden trifft, hat ihm die einsame Arbeit in den<br />
Bergen gut getan: „Man kommt mal auf ganz andere Gedanken, wird<br />
ruhiger und ausgeglichener.“ Mit vielen Aufzeichnungen und inte-
7 Schlangen haben es Felix Baier angetan. Besonderes Augenmerk<br />
gilt der Zypriotischen Ringelnatter.<br />
Ausgerüstet unter anderem mit<br />
Kamera, Waage oder Zollstock ging<br />
Felix Baier von März bis September<br />
auf Schlangenfang 3<br />
ressanten Forschungsergebnissen kehrte Baier<br />
zurück nach Deutschland. Erstens, um sein<br />
Studium an der LMU anzufangen, wo er die<br />
Fächer Biologie und Philosophie unproblematisch<br />
kombinieren kann. Zweitens, um sich noch vor der<br />
Altersgrenze von 21 Jahren für „Jugend forscht“ anzumelden.<br />
Und drittens, um sein Buchprojekt über die<br />
Amphibien und Reptilien auf Zypern abzuschließen.<br />
Jetzt ist er im dritten Semester, ist Bundessieger bei „Jugend forscht“<br />
und hat gemeinsam mit zwei weiteren Autoren sein Buch veröffentlicht.<br />
Für die Zukunft hat er sich vorgenommen, am Institut für Neurowissenschaften<br />
der TU als studentische Hilfskraft anzufangen und<br />
so rasch wie möglich seinen Bachelor zu machen. Danach könnte er<br />
sich vorstellen, als sogenannter „Visiting Fellow“ ins Ausland zu gehen<br />
oder den Master zu machen, um schließlich zu promovieren.<br />
Denn Baier möchte später gern im wissenschaftlichen Bereich tätig<br />
sein. Besonders reizt ihn die Verhaltensneurobiologie, „in der es zunehmend<br />
gelingt, bestimmte makroskopische Vorgänge mit mikroskopischen<br />
Perspektiven zu verbinden“. Als Überflieger sieht er sich<br />
mit seinen erst 22 Jahren trotzdem nicht: „Für Mathe- oder Physikklausuren<br />
zu pauken fällt mir genauso schwer wie allen anderen“,<br />
sagt er. Eine Abhandlung über seine Forschungsergebnisse zu Papier<br />
zu bringen gehe ihm dagegen leicht von der Hand. Als total auf sein<br />
Fach beschränkter Naturwissenschaftler wolle er aber trotz allem<br />
nicht enden. Er hat viele Geisteswissenschaftler als Freunde, liest<br />
gern und geht zum Hochschulsport.<br />
Warum Felix Baier schon als so junger Forscher so erfolgreich ist?<br />
Er liebt einfach alles, was „kreucht und fleucht“. „Schon als Kind<br />
habe ich am Weiher Molche gefangen oder meinen Eltern Kröten ans<br />
Bett gebracht“, sagt der hoch aufgeschossene junge Mann mit den<br />
wachen Augen. Seit seinem fünften Lebensjahr entdeckte er neben<br />
dem heimischen Weiher auch die Tier- und Pflanzenwelt auf Zypern,<br />
die ihn fortan faszinierte. Jedes Jahr reisten seine Eltern mit ihm auf<br />
die Mittelmeerinsel. Im Alter von 15 Jahren fing er dort seine erste,<br />
zwei Meter lange Schlange. Von da an kopierte er Literatur, lernte<br />
Doktoranden kennen, knüpfte erste Kontakte zu anerkannten Heidelberger<br />
Zoologen und beschäftigte sich intensiv mit der Materie. Er<br />
belegte am Gymnasium den Leistungskurs Biologie, betätigte sich<br />
als Mentor in der Zoologie AG des Heidelberger Life-Science Lab und<br />
bietet Kinderführungen unter dem Motto „Naturaktiv“ für den<br />
Naturschutzbund (NABU) oder die Stadt Heidelberg an. Schließlich<br />
absolvierte er in der Insektenabteilung des Senckenberg-Museums<br />
in Frankfurt am Main seinen Zivildienst und finanzierte sich so seinen<br />
Forschungsaufenthalt in Zypern. Was seine wissenschaftlichen Ziele<br />
anbelangt, hat Felix Baier eben einfach den richtigen Biss. ■ hei<br />
THE AMPHIBIANS AND<br />
REPTILES oF CyPRUS.<br />
Felix Baier, David J. Sparrow,<br />
Hans-Jörg Wiedl (2009).<br />
Edition Chimaira (Frankfurt am<br />
Main) (www.chimaira.de).<br />
364 Seiten.<br />
ISBN 978-3-89973-476-8<br />
http://www.f-baier.de<br />
MUM 01 | 2010 PRoFILE<br />
27
MUM 01 | 2010 profile<br />
28<br />
SERIE: PATENTE UND LIZENZEN<br />
der rekord-erfinder<br />
1 Spezialgebiet von professor Heinz langhals sind farbstoffe, ...<br />
Heinz langhals ist professor für organische und Makromolekulare<br />
Chemie. Seine leidenschaft sind die farben; in seinem<br />
labor auf dem HighTechCampus entwickelt er neue technische<br />
farbstoffe. Doch er hat noch ein anderes Hobby. Heinz langhals<br />
hält als lMUforscher die meisten patente.<br />
An manchen Stellen erinnert das Labor von Heinz Langhals an ein<br />
Künstleratelier. Auf den Arbeitstischen Hunderte von Flaschen mit<br />
Farbstoffen, Farbflecken auf dem Boden, in großen Glaskolben<br />
wabern fluoreszierende Flüssigkeiten wie früher in der Lavalampe.<br />
Doktoranden bringen hier im Labor vor der Mittagspause noch<br />
schnell ihre Chromatografien zum Laufen. Hochreine Substanzen<br />
sind das Ziel. Mit denen entwickelt die Arbeitsgruppe von Professor<br />
Heinz Langhals neue Farbstoffe.<br />
Forscheralltag, wie überall auf dem HighTechCampus. Ungewöhnlich<br />
hier im Labor ist eigentlich nur der Erfindungsreichtum. Der hat<br />
Düsentrieb- Dimensionen. Professor Heinz Langhals sammelt Patente<br />
wie andere Leute Erstausgaben. Am 27. Oktober hat er sein 98. Patent<br />
angemeldet, über „Micellare Nano-Fluoreszenzindikatoren“. Seit 30<br />
Jahren ist er im Patentgeschäft.<br />
Angefangen hatte es in einem Labor in Freiburg. Dorthin war Heinz<br />
Langhals als junger Habilitand gekommen. Er arbeitete an der Entwicklung<br />
eines Fluoreszenz-Solarkollektors. „Wir brauchten dafür<br />
bestimmte Farbstoffe, die es nicht gab, also habe ich mich an die<br />
Entwicklung gemacht“, erinnert Langhals sich. Er wollte unlösliche<br />
aromatische Verbindungen löslich machen. Ein riskantes Projekt. Der<br />
Nachwuchswissenschaftler konnte nicht wissen, ob er in der knappen<br />
Zeit sein Ziel erreichen würde. Doch es gelang, und als es an der<br />
Zeit war, die Ergebnisse vorzustellen, riet man ihm, doch erst einmal<br />
ein Patent anzumelden.<br />
Patent Nr. 1 wurde der Schlüssel zu allen Patenten, die folgen sollten.<br />
Auch als Professor an der LMU, wo Langhals seit 1984 forscht und<br />
unterrichtet, haben ihn die Fluoreszenzfarbstoffe nicht mehr losgelassen.<br />
„Ich hatte mir das damals so einfach vorgestellt, jetzt arbeite<br />
ich immer noch daran“, sagt er und lächelt. Farben haben es dem<br />
Chemiker angetan. Stolz zeigt er zum Beispiel seine „Technologische<br />
Sammlung“. Hinter einer unscheinbaren Tür in einem der langen,<br />
grauen Gänge auf dem HighTechCampus verbirgt sich nicht etwa die<br />
Putzkammer, sondern eine umfangreiche historische Sammlung von<br />
technischen Farbstoffen. Im Regal steht da die Kugelschreiberfarbe<br />
Methylenblau neben dem Jeansfarbstoff Indigo; teils sind die Etiketten<br />
noch ganz altertümlich in Handschrift verfasst.<br />
In seiner Forscherkarriere hat Heinz Langhals sich mit den verschiedensten<br />
Themen beschäftigt. Von farbigem Plexiglas für Solarzellen,<br />
über Kontrastfarben für die Augenheilkunde bis hin zur Farbanalyse<br />
der Meister mittelalterlicher Malerei. Am meisten Aufsehen erregte<br />
Langhals mit einem Forschungsprojekt, bei dem er die chinesische<br />
Terrakotta-Armee restaurieren half. Der Chemiker entwickelte im
Jahr 2000 einen speziellen Kunststoffkleber, mit dem die ursprüngliche<br />
Lackierung der Tonkrieger gerettet werden konnte.<br />
Immer im Hinterkopf hatte Langhals, ob die Ergebnisse seiner Forschung<br />
ein Patent abwerfen könnten. In den ersten Jahren engagierte<br />
Langhals noch Patentanwälte. „Doch ich hatte bald einen halben<br />
Meter Korrespondenz mit denen, das war mir zu aufwendig.“ Der<br />
Chemie-Professor lernte fortan abends Patentrecht, las Fachbücher<br />
und löcherte die Mitarbeiter des Patentamts mit seinen Fragen. Seither<br />
kümmert er sich selbst um das Thema.<br />
Nicht allen Professoren gefiel der Patentierungs eifer ihres Kollegen.<br />
„Einige haben früher schon die Nase gerümpft“, erinnert sich Langhals.<br />
Er erinnert sich zum Beispiel an DFG-Gutachter, die befremdet<br />
waren, dass er als Antragsteller Patente angemeldet hatte. „Denen<br />
war das zu praktisch, trieb zu wenig die hehre Wissenschaft voran.“<br />
Das habe sich allerdings inzwischen total geändert, sagt der 61-<br />
Jährige.<br />
„Inzwischen gehören Patente durchaus in den Lebenslauf“, sagt<br />
Andrea Friedrich, die seit 2000 Erfinder an der LMU berät. Zwar<br />
wollen die meisten Wissenschaftler nach wie vor an erster Stelle<br />
publizieren. Aber das Patent als „Nebenprodukt“ sei gern gesehen.<br />
Andrea Friedrich, die im Bereich Patente und Lizenzen der LMU<br />
arbeitet, ist überzeugt, dass es in 20 Jahren in Deutschland für<br />
Wissenschaftler ähnlich selbstverständlich sein wird, Patente zu<br />
haben, wie in den USA.<br />
Seit dem Fall des Hochschullehrer-Privilegs 2002 hat Heinz Langhals<br />
alle seine Erfindungen bei Andrea Friedrich angemeldet. Damals<br />
wurde festgelegt, dass Wissenschaftler ihre Hochschule an Erfindungen<br />
beteiligen sollen, die sie im Rahmen ihrer Arbeit machen.<br />
An der LMU kommen die meisten Anmeldungen aus der Chemie.<br />
1 ... erst vor Kurzem konnte er in diesem Bereich ein patent anmelden.<br />
Geisteswissenschaftler tauchen nur selten bei den vier Patentberatern<br />
auf, die ihre Beratungsleistungen nach unterschiedlichen<br />
Fachgebieten aufteilen. Und auch Studierende melden sich wenig.<br />
Andrea Friedrich erzählt daher auch besonders begeistert von einer<br />
Theologie-Studentin, die mit einer Erfindung zu ihr kam, einer<br />
Wärmflasche für beide Füße. Zielgruppe: frierende Studenten in<br />
schlecht geheizten WG-Zimmern. Leider gab es so etwas schon.<br />
Heinz Langhals dagegen findet bei den Farbstoffen immer wieder<br />
Neues. Besonders stolz ist er auf eine Serie stabiler Fluoreszenzfarbstoffe,<br />
die vor zwei Jahren ihr Patent bekommen haben. Mit ihnen<br />
gebe es, so Langhals, völlig neue Möglichkeiten, etwa für effiziente<br />
Solarkollektoren oder leuchtende Nanopartikel. „An dem Patent ist<br />
auch die Industrie interessiert“, erzählt er.<br />
Allerdings sind es meist keine großen Summen, die ein Verkauf oder<br />
Lizenzen einbringen. Aber für die beteiligten Doktoranden kann ein<br />
Patent neben Pluspunkten im Lebenslauf auch ein kleines Zubrot<br />
zum Gehalt bringen. Und immerhin kommt an der LMU so viel Geld<br />
zusammen, dass auch die Stellen der Patentberater finanziert werden<br />
können. Rund eine Million Euro haben Patentanmeldungen der LMU<br />
in den Jahren seit dem Fall des Hochschullehrer-Privilegs eingebracht.<br />
Für Heinz Langhals ist der finanzielle Aspekt Nebensache. Die<br />
Patente dokumentieren den Stand seiner Forschung, das zählt für<br />
ihn. Aktuell forscht der Chemiker an winzigen, lichtgetriebenen<br />
Nanomaschinen. Heinz Langhals kann noch nicht genau sagen, was<br />
dabei herauskommen wird. Eines steht für ihn aber bereits fest: Er<br />
wird in den nächsten Wochen ein Jubiläum feiern können: die einhundertste<br />
Patentanmeldung.<br />
■ gra<br />
paTenTe UnD lizenzen<br />
Ein Patent garantiert seinem Inhaber Schutz vor Nachahmung und das Recht, seine Erfindung zu gebrauchen. Patente gibt es allerdings<br />
nur für Erfindungen, die gewerblich anwendbar sind. Wissenschaftliche Theorien etwa sind nicht patentierbar.<br />
Die LMU unterstützt ihre Erfinder nach Kräften: Die Mitarbeiter des Bereichs Patente und Lizenzen des Referats für Forschungs- und<br />
Technologietransfer sind erster Anlaufpunkt für alle Erfinder. Sie bieten ihnen Beratung unter anderem bei der Meldung von Erfindungen;<br />
bei Pilotfällen begutachten sie auch die Schutzrechtssituation und führen eine Patentrecherche durch. Die Patentberater klären zudem, ob<br />
ein Patent verwertet oder verkauft werden kann. Dabei arbeiten sie mit der Bayerischen Patentallianz zusammen, die für die Verwertung<br />
von Patenten aller bayerischen Hochschulen zuständig ist. Schließlich profitiert die LMU auch von den Erfindungen ihrer Forscher: 30<br />
Prozent der Einnahmen aus Lizenzen oder verkauften Patenten gehen an die Hochschule, zur Hälfte an den Lehrstuhl oder die Arbeitsgruppe<br />
des Erfinders und zur anderen Hälfte an die Verwaltung.<br />
Kontakt: Kontaktstelle für Forschungs- und Technologietransfer: · Tel.: +49 (0) 89 / 2180 - 72200 · E-Mail: gs@lmu-transfer.de<br />
MUM 01 | 2010 profile<br />
29
MUM 01 | 2010 profile<br />
30<br />
Campuszentrum in martinsried eröffnet<br />
Junges gemüse<br />
in der kleinen Spielküche der Kindertagesstätte<br />
im erdgeschoss des neuen Campuszentrums in<br />
Martinsried wird eifrig gekocht – wenn auch<br />
nicht mit echten Zutaten. im 1. Stock sieht es<br />
schon anders aus: Die großen Töpfe der Mensa<br />
sind bis zum rand mit Knödeln gefüllt, eine Kürbiscremesuppe<br />
köchelt vor sich hin und auf einer<br />
großen Wärmeplatte liegen pfannkuchen für den<br />
Nachtisch bereit. Studierende und Mitarbeiter<br />
können kommen.<br />
Mit 350 Plätzen im Speisesaal, drei Dachterrassen<br />
und einem gemütlichen Loungebereich ist die<br />
neue Mensa für den Ansturm bestens gerüstet.<br />
Durch die gläserne Fassade, die mit einem Lärchenholzspalier<br />
verkleidet ist, das auch die Funktion<br />
eines Sonnenschutzes wahrnimmt, blickt man<br />
auf die grünen Wiesen des Umlandes. Die Baukosten<br />
für das neue Gebäude auf dem HighTechCampus<br />
betrugen 12,3 Millionen Euro. Auf den 2.000<br />
Quadratmetern sind neben der Mensa mit einer<br />
Kapazität von mehr als 1.500 Essen pro Tag auch<br />
eine Kindertagesstätte mit vier Gruppen für insgesamt<br />
51 Kinder und Büroräume für die Verwaltung<br />
des LMU-Campus untergebracht.<br />
Doch nicht nur die Location ist hier neu und stylish;<br />
neben den regulären Mensagerichten können an<br />
einer großen Salatbar Salate zum Mitnehmen zusammengestellt<br />
werden. Neu ist dabei auch, dass<br />
die Menge den Preis bestimmt. „Im Gegensatz zu<br />
anderen Mensen werden hier die Salate nicht abgepackt,<br />
sondern je nach Zusammenstellung abgewogen.<br />
Die Portionsgrößen können so selbst be-<br />
stimmt werden“, erklärt Petra Ertlmaier, Abteilungsleiterin<br />
für Hochschulgastronomie des Studentenwerks<br />
<strong>München</strong>. Hinzu kommt die Selbstbedienungstheke:<br />
Dort gibt es ein ständig wechselndes<br />
Angebot an Gerichten wie etwa Nasi Goreng<br />
sowie frisch belegte Bagels und Sandwiches.<br />
Das Highlight der Mensa ist jedoch die Wokstation:<br />
„Jeden Tag kann ich hier frisches, knackiges Gemüse<br />
anbieten – das war uns in anderen Mensen<br />
nicht möglich“, sagt Küchenchef Marco Schöne.<br />
„Außerdem kann ich hier auch mal einen kleinen<br />
Schwatz mit den Studenten halten.“ Dass die neuen<br />
Angebote ankommen, zeichnet sich schon jetzt<br />
ab – ein Fünftel der ausgegebenen Essen kommt<br />
aus dem Wok. Damit das neue Konzept auch reibungslos<br />
umgesetzt werden kann, kümmern sich<br />
in der Mensa Martinsried mit Marco Schöne zusammen<br />
16 Angestellte und einige Teilzeitkräfte<br />
um das Wohl der Gäste.<br />
Während im ersten Stock die Töpfe klappern und<br />
die ersten Gäste ihre Tabletts beladen, wird in der<br />
Kindertagesstätte (KiTa) des Studentenwerks <strong>München</strong><br />
im Erdgeschoss ein wenig gedöst. Die drei<br />
Krippengruppen und eine altersgemischte Gruppe<br />
haben jeweils einen eigenen Raum, der individuell<br />
gestaltet ist – mit Igelrutsche, Kuschelecke oder<br />
Hochebenen. „Wir nehmen hier Kinder auf, die<br />
zwischen einem und sechs Jahre alt sind“, sagt Leiterin<br />
Verena Panahi, „das älteste der 51 Kinder ist<br />
vier Jahre.“ Viele Studierende und Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der LMU haben ihre Kinder<br />
in der KiTa, die von 7.30 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet<br />
ist, untergebracht – sie ist fast voll belegt, nur in
der altersgemischten Gruppe sind noch Plätze frei. Deshalb werden<br />
Verena Panahi und ihr Team von zwei Praktikantinnen unterstützt,<br />
die hier ihr Soziales Jahr absolvieren.<br />
Für jede der vier Gruppen stehen je eine Erzieherin sowie eine Kinderpflegerin<br />
zur Verfügung, die das speziell für diese KiTa entwickelte<br />
Konzept umsetzen. „Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan<br />
ist für uns die Grundlage, allerdings haben wir das genaue<br />
Konzept selbst erarbeitet: Wir sind ein sogenanntes teiloffenes Haus<br />
und arbeiten Gruppen übergreifend“, erklärt Panahi. „Teiloffen bedeutet,<br />
dass Kinder jeder Altersstufe gemeinsam verschiedene Angebote<br />
nutzen können, egal aus welcher Gruppe die Erzieherin ist.<br />
So können alle Kinder voneinander lernen.“ Sie erhalten damit eine<br />
ganzheitliche Förderung in allen Bereichen, dazu gehören Bewegung,<br />
Sprachentwicklung aber auch das Musizieren. „Eine unserer<br />
Erzieherinnen bietet an einem Nachmittag in der Woche eine Singstunde<br />
an, eine andere veranstaltet eine Bastelrunde oder kümmert<br />
sich um ein anderes kreatives Angebot“, sagt Panahi.<br />
Spielen und Turnen sind in der 630 Quadratmeter großen KiTa nicht<br />
nur im Haus oder in der Turnhalle möglich; im eigenen Garten gibt<br />
es zwei Sandkästen, ein Klettergerüst mit Rutsche und Fußballtore<br />
– natürlich ist alles abgezäunt, damit sich keines der Kinder auf den<br />
Campus verirrt. Überhaupt wurde bei der Planung viel Wert auf Sicherheit<br />
und praktische Umsetzung gelegt. „Es gibt zum Beispiel<br />
einen Klemmschutz an den Türen, damit sich die Kinder nicht die<br />
Finger einklemmen, wir haben einen Induktionsherd, der sich auch<br />
automatisch abschaltet, oder absperrbare Schubladen“, sagt Verena<br />
Panahi. Auch die beiden Waschräume wurden kindgerecht gestaltet<br />
– mit speziellen kleinen Toiletten und Duschen. Das Einzige, was jetzt<br />
noch fehlt, sind Namen für die Gruppen, die die Eltern sich wünschen:<br />
„Wir diskutieren immer noch, aber wir tendieren im Moment<br />
zu Tiernamen“, sagt Panahi. Schade – „Atome“ oder „Ringelblümchen“<br />
wäre doch für eine KiTa am HighTechCampus auch ganz<br />
nett. ■ kat<br />
iNforMaTioNeN Zur KiNDerTageSSTäTTe<br />
MarTiNSrieD<br />
Betreiber: Studentenwerk <strong>München</strong><br />
Kosten: Die monatlichen Elternbeiträge in den Kinderkrippen des<br />
Studenten werks <strong>München</strong> betragen für Studierende je nach<br />
Buchungszeit zwischen 140 und 260 Euro.<br />
Buchungszeiten: Mindestbuchungszeit 4 bis 5 Stunden bis maximal<br />
8 bis 9 Stunden täglich<br />
Öffnungszeiten: täglich, Montag bis Freitag 7.30 bis 18.00 Uhr<br />
Adresse: Großhaderner Str. 6, 82152 Planegg-Martinsried<br />
Onlineanmeldung: www.studentenwerk-muenchen.de/kinder<br />
MUM 01 | 2010 profile<br />
31
MUM 01 | 2010 alumni<br />
32<br />
ProMinente AlUMni<br />
nobelPreisträger bert sAkMAnn<br />
Wissenschaftlicher<br />
Weltenbürger<br />
moderatorin tita von hardenberg, Zeit-chefredakteur<br />
giovanni di lorenzo, die ehemaligen<br />
bundespräsidenten heuss, heinemann, carstens<br />
und herzog, unternehmensberater roland<br />
berger, Joseph ratzinger, der heutige<br />
Papst benedikt XVi. und Kabarettist bruno Jonas<br />
– was haben diese Prominenten gemeinsam?<br />
sie alle haben ihre studienjahre an der<br />
lmu verbracht. und blickt man noch ein stück<br />
weiter in die Vergangenheit, finden sich solche<br />
große namen wie die der Wissenschaftler heisenberg,<br />
Planck oder röntgen: Kaum einem der<br />
heutigen studierenden ist bewusst, dass sie an<br />
den gleichen Orten pauken, über büchern brüten<br />
oder Klausuren schreiben wie etliche nobelpreisträger.<br />
einer davon ist bert sakmann. 1991 erhielt er gemeinsam<br />
mit erwin neher den nobelpreis für Medizin<br />
– verliehen für den direkten nachweis von<br />
ionenkanälen in Zellmembranen mithilfe der sogenannten<br />
Patch-clamp-technik.<br />
in seinen e-Mails an die lMU schreibt bert sakmann<br />
lässig: „gruß aus dem sunshine state“, denn<br />
erstens ist er seiner alten bildungsstätte bis heute<br />
treu verbunden und zweitens ist er seit etwa einem<br />
halben Jahr in Florida tätig. im sommer 2009 begann<br />
er als wissenschaftlicher Direktor des dortigen<br />
Max-Planck-instituts für biomedizin. Diese<br />
einrichtung ist die erste niederlassung der deutschen<br />
Forschungsorganisation in den Vereinigten<br />
staaten. sakmann wird dort ein Forschungsprogramm<br />
leiten, das auf das bioimaging von strukturen<br />
des zerebralen kortex (großhirnrinde) fokussiert<br />
ist. Dies ist ein ehrgeiziges Projekt, denn<br />
der bereich der großhirnrinde besteht aus etwa<br />
10.000 nervenzellen und vielen Millionen Zellkontakten.<br />
Die Aufklärung dieser strukturellen Zusammenhänge<br />
führt die Wissenschaftler an die<br />
grenze des technisch und rechnerisch Machbaren.<br />
sakmann setzt dabei auf eine aktuell entwickelte<br />
Methode – die dreidimensionale rasterelektronenmikroskopie.<br />
Hier werden hauchdünne gewebsschnitte<br />
nacheinander erfasst und dann im<br />
Computer zu einer dreidimensionalen struktur<br />
zusammengesetzt. Parallel werden durch elektrophysiologische<br />
Ableitungen die Verbindungen<br />
zwischen einzelnen nervenzellen vermessen.<br />
„Wir wissen nach wie vor kaum etwas darüber, wie<br />
die Zellen in einzelnen gehirnbereichen angeordnet<br />
sind“, erklärt sakmann. „Zum Abschluss meiner<br />
karriere möchte ich daher der Forschung in<br />
diesem wichtigen bereich noch einen Anstoß geben.“<br />
Der am 12. Juni 1942 in stuttgart geborene bert<br />
sakmann studierte nach dem Abitur Medizin an<br />
den <strong>Universität</strong>en in tübingen, Freiburg, berlin,<br />
Paris und <strong>München</strong>. „Während meiner studentenzeit<br />
war es üblich, die Hochschule öfter zu wechseln.<br />
eine einzige Alma Mater im angelsächsischen<br />
sinn gibt es für studenten der 60er und 70er Jahre<br />
eigentlich nicht. Folglich auch keinen Alumnus.<br />
Die Wanderung zwischen verschiedenen Hochschulen<br />
hat aber leider nachgelassen“, bedauert<br />
sakmann. trotzdem unterstützte der Wissenschaftler<br />
drei Jahre lang seine frühere Hochschule<br />
als Mitglied des lMU-Hochschulrates.<br />
nach dem medizinischen staatsexamen an der<br />
lMU wurde sakmann 1968 Medizinalassistent<br />
und gleichzeitig Wissenschaftlicher Assistent am<br />
Max-Planck-institut für Psychiatrie in <strong>München</strong>.<br />
Dieser Abschnitt ist ihm besonders im gedächtnis<br />
haften geblieben, weil er im späteren berufsleben<br />
stark davon profitierte: „ich war von Anfang an<br />
Doktorand am MPi für Psychiatrie in der kraepelinstraße.<br />
Die dortige Abteilung neurophysiologie,<br />
geleitet von otto Creutzfeld, war ein besonderer<br />
ort. Das labor zeichnete sich durch interdisziplinarität<br />
und internationalität aus und durch
eine Hierarchie, die strikt an wissenschaftlichen ideen und der experimentierkunst<br />
ausgerichtet war.“<br />
nach Zwischenstationen in london, göttingen und Heidelberg wurde<br />
ihm dann der nobelpreis verliehen. 20 Jahre ist das nunmehr her.<br />
Die bahnbrechenden Arbeiten zum nachweis von ionenkanälen in<br />
Zellmembranen führten unter anderem auch zur entwicklung einer<br />
neuen Methode, die viele Untersuchungen zu Zellvorgängen erst<br />
möglich machte. An seine Münchner Zeit erinnert er sich nicht nur<br />
wegen der lern- und Forschungsbedingungen besonders gern zurück:<br />
„ich machte auch die bekanntschaft mit der charmantesten<br />
studentin der Medizin an der lMU. sie wurde eine sehr erfolgreiche<br />
Augenärztin und ist seit fast 40 Jahren meine Frau“, erzählt sakmann.<br />
Am 19. Juni dieses Jahres wird rubinhochzeit gefeiert.<br />
■ hei<br />
+++ alumni-ticKer +++<br />
seminar „KOmmuniKatiOn für alumni-manager“<br />
Am 18. und 19. März findet in bonn das seminar „kommunikation<br />
für Alumni-Manager“ statt. Veranstaltet von alumni-clubs.<br />
net e. V., dem Verband der Alumni-organisationen im deutschsprachigen<br />
raum, informieren Wissenschaftsjournalistinnen<br />
und -journalisten dabei, wie man Presseerklärungen schreibt,<br />
broschüren, Flyer und newsletter erstellt oder slogans kreiert.<br />
ein Anmeldeformular findet sich im internet unter<br />
www.alumniclubs.net<br />
alumniKOnferenZ in berlin<br />
Die 15. konferenz von alumni-clubs.net e. V. findet vom 7. bis 9.<br />
Mai an der Freien <strong>Universität</strong> berlin statt. bei den konferenzen<br />
treffen sich jedes Frühjahr an wechselnden Hochschulorten<br />
Vertreterinnen und Vertreter von <strong>Universität</strong>en und Alumniorganisationen.<br />
Auf dem Programm stehen Vorträge und Workshops<br />
zu speziellen themen der Alumniarbeit. nähere infos gibt<br />
es auf der internetseite www.alumniclubs.net<br />
MUM 01 | 2010 alumni<br />
33
MUM 01 0x | 2010 200x essay menschen<br />
34<br />
NEUBERUFEN<br />
1 Prof. Dr. Thorsten mascher<br />
1 Prof. Dr. Tim liedl<br />
■ Prof. Dr. ThorsTen mascher<br />
fakulTäT für Biologie<br />
Schon als Schüler begeisterte Thorsten Mascher<br />
sich für die Welt des Kleinsten: Stundenlang schnitt<br />
und färbte er Pflanzenstängel, um ihre Einzelteile<br />
optisch zu vergrößern. „Und ich war besonders<br />
fasziniert von der Vielfalt des mit bloßem Auge<br />
unsichtbaren Lebens in einem einzelnen Wassertropfen“,<br />
erinnert sich Mascher. Im Oktober 2009<br />
nun hat der Wissenschaftler, Jahrgang 1970, eine<br />
Professur für Synthetische Biologie an der LMU<br />
angetreten. Mascher studierte Biologie mit dem<br />
Schwerpunkt Mikrobiologie in Kaiserslautern. Von<br />
1998 bis 2001 promovierte er dort, wobei er ein<br />
Signaltransduktionssystem untersuchte, das in<br />
Pneumokokken auf die Anwesenheit von Antibiotika<br />
reagiert. Im Rahmen der Doktorarbeit profitierte<br />
er dabei von einer wissenschaftlichen Kooperation<br />
mit einem Pharmaunternehmen, die ihm einen<br />
Aufenthalt in Basel und „Zugang zu einem der ersten<br />
bakteriellen ,DNA-Chips’ oder ,DNA Microarrays’“<br />
verschaffte. Diese damals revolutionäre<br />
Technik ermöglichte genomweite Genexpressionsstudien.<br />
Anschließend arbeitete Mascher bis 2003<br />
als Postdoktorand an der Cornell University, Ithaca,<br />
USA, wo er sich thematisch einem anderen Prinzip<br />
bakterieller Signaltransduktion zuwendete. Von<br />
2004 bis 2007 wirkte er als Wissenschaftlicher<br />
Assistent am Institut für Mikrobiologie und Genetik<br />
an der Georg-August-<strong>Universität</strong> Göttingen. Die<br />
Arbeitsgruppe, die er dort aufbaute, befasste sich<br />
mit der „Molekulargenetischen Untersuchung des<br />
regulatorischen Netzwerkes der bakteriellen Zellhüllstressantwort“.<br />
In dieser Zeit gesellten sich in<br />
seiner Forschung zu Molekulargenetik sowie genomweiten<br />
Expressionsstudien immer mehr auch<br />
bioinformatische Ansätze. 2008 wechselte Thorsten<br />
Mascher an das Karlsruhe Institute of Technology<br />
(KIT) und etablierte eine im Rahmen der<br />
Exzellenz initiative geförderte Forschergruppe zum<br />
Thema „Mikrobielle Stressantworten in verfahrenstechnischen<br />
Prozessen“. Zur Grundlagenforschung<br />
über Mechanismen der Signaltransduktion<br />
kamen nun auch stärker anwendungsbezogene<br />
Aspekte, erneut unter Verwendung genomweiter<br />
Expres sionsstudien.<br />
Auch nach dem Ruf an die LMU sind Professor<br />
Maschers Forschungsthemen weiterhin signaltransduzierende<br />
bakterielle Regulationssysteme.<br />
In letzter Zeit habe sich, so Mascher, der Fokus<br />
dabei von der Charakterisierung der Stressantworten<br />
verlagert zu den biochemischen Mechanismen<br />
der Reizwahrnehmung und -weiterleitung mit dem<br />
Ziel, deren Spezifität und Richtung schließlich gezielt<br />
modifizieren zu können.<br />
■ Prof. Dr. Tim lieDl<br />
fakulTäT für Physik<br />
Mit DNA, dem Träger der Erbinformationen, befasst<br />
sich der Physiker Tim Liedl, der seit Oktober<br />
vergangenen Jahres Professor für Experimentalphysik,<br />
Fachrichtung Physik kondensierter Materie,<br />
an der LMU ist. „DNA ist nicht nur ein langlebiger<br />
Informationsspeicher“, so Liedl, „sondern<br />
besitzt auch die Fähigkeit zur molekularen Erkennung<br />
und programmierbaren Selbstorganisation.“<br />
Die DNA-Nanotechnologie bediene sich dieser einzigartigen<br />
Eigenschaften, um neuartige Materialien<br />
und funktionale Strukturen zu erschaffen.<br />
„Insbesondere die Möglichkeit der nanometergenauen<br />
Positionierung funktionaler Gruppen an<br />
DNA-Origami-Strukturen wird uns dabei helfen,<br />
die Probleme der räumlichen Kontrolle in nanoskopischen<br />
Systemen zu überwinden.“ Liedls Lehrgebiete<br />
sind Nanotechnologie, Biophysik sowie die<br />
Physik kondensierter Materie.<br />
Liedl, geboren 1976, veröffentlichte seine Diplomarbeit<br />
mit dem Titel „Biologische Anwendungen<br />
kolloidaler Nanokristalle“ 2004 an der LMU und<br />
promovierte 2007, ebenfalls an der LMU, bei Professor<br />
Friedrich Simmel mit einer Arbeit „Towards<br />
autonomous DNA-based Nanodevices“ mit einem<br />
Stipendium des Internationalen Doktorandenkollegs<br />
„Nano-Bio-Technology (IDK-NBT)“ des Elitenetzwerkes<br />
Bayern. Während der Diplomarbeit<br />
und Promotion führten ihn Gastaufenthalte in die<br />
Labors des Institut Jacques Monod in Paris, des<br />
Caltech im US-amerikanischen Pasadena und der<br />
New York University. Von 2007 bis 2009 war er als<br />
Research Fellow an der Harvard Boston Medical<br />
School und als Research Associate am Dana-Farber<br />
Cancer Institute tätig und arbeitete dabei unter anderem<br />
an der Weiterentwicklung der DNA-Origami-Methode;<br />
mit dieser werden nahezu beliebige<br />
dreidimensionale DNA-basierte Nanostrukturen<br />
erstellt. Dabei wird ein DNA-Einzelstrang, der<br />
mehrere Tausend Basen lang ist, durch Hunderte<br />
kurze, synthetisch hergestellte DNA-Stränge in eine<br />
zuvor geplante Struktur gefaltet. Liedl erhielt<br />
während dieser Zeit ein Postdocstipendium des<br />
DAAD. „Den Ruf an die LMU habe ich angenommen“,<br />
so der Physiker, „weil sich meine Forschung<br />
hervorragend in die wissenschaftliche Umgebung<br />
<strong>München</strong>s einbetten lässt. Dass die LMU schon<br />
früh einen Fokus ihrer Forschung auf die Nanowissenschaften<br />
gelegt hat, spiegelt sich unter anderem<br />
in der Existenz der sehr erfolgreichen Forschungsinitiativen<br />
CeNS und NIM wider. Kooperationen<br />
mit den hier etablierten Gruppen und Nutzung<br />
der ausgezeichneten Infrastruktur erlaubten<br />
mir einen schnellen und reibungslosen Start.“<br />
■ Prof. Dr. PeTer geigenBerger<br />
fakulTäT für Biologie<br />
Mit der Biochemie und molekularen Physiologie<br />
der Kohlenstoffallokation in Pflanzen beschäftigt<br />
sich die Arbeitsgruppe von Professor Peter Geigenberger.<br />
„Unsere Arbeiten sollen wesentlich zu<br />
einem verbesserten Verständnis wichtiger Signale<br />
und molekularer Mechanismen beitragen, die die<br />
Verteilung des fotosynthetisch fixierten Kohlenstoffs<br />
steuern und an physiologische Parameter<br />
und Umweltfaktoren anpassen“, berichtet er.
Geigenberger, Jahrgang 1962, ist seit September<br />
2009 Heisenberg-Professor für Pflanzenmetabolismus<br />
an der LMU. Mit dieser Professur fördert die<br />
Deutsche Forschungsgemeinschaft exzellente Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler bis zu fünf<br />
Jahre. Geigenberger studierte Biologie an der <strong>Universität</strong><br />
Bayreuth mit den Schwerpunkten Botanik,<br />
Biochemie und Mikrobiologie. In Bayreuth sowie<br />
an der <strong>Universität</strong> Heidelberg schrieb er von 1990<br />
bis 1994 seine Dissertation zum Thema „Die Regulation<br />
des Saccharoseabbaus in fotosynthetisch<br />
inaktiven Pflanzengeweben“, finanziert durch ein<br />
Stipendium des Schweizer Unternehmens Sandoz.<br />
Bis 1998 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />
Botanischen Institut der <strong>Universität</strong> Heidelberg;<br />
zwischendurch führten ihn 1997 zwei kurze Forschungsaufenthalte<br />
an das John-Innes-Centre im<br />
englischen Norwich. Anschließend wirkte er von<br />
1998 bis 2000 als Wissenschaftlicher Assistent am<br />
Botanischen Institut der <strong>Universität</strong> Heidelberg.<br />
Von 2001 bis 2007 war er in der Abteilung II des<br />
Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie<br />
in Golm damit beschäftigt, die Arbeitsgruppe<br />
„Stoffwechsel der Kohlenhydratspeicherung“<br />
aufzubauen und zu leiten. Zugleich lehrte er<br />
an der <strong>Universität</strong> Potsdam, wo er sich 2006 im<br />
Fach „Pflanzenphysiologie“ habilitierte. Damit erhielt<br />
er auch die Lehrbefähigung für das Fach<br />
„Pflanzenphysiologie“. Von 2007 bis 2009 forschte<br />
und lehrte er als Privatdozent an der <strong>Universität</strong><br />
Potsdam und erwarb die Lehrbefugnis für das<br />
Fachgebiet „Molekulare Pflanzenphysiologie“. Bis<br />
2009 leitete er zudem eine Arbeitsgruppe am Leibniz-Institut<br />
für Gemüse- und Zierpflanzenbau in<br />
Großbeeren bei Berlin. Geigenberger ist seit 2006<br />
Wissenschaftlicher Leiter und Koordinator des<br />
BMBF-Verbundprojekts „Innovative diagnostic<br />
tools to optimise potato breeding“ im Rahmen des<br />
systembio logischen Förderschwerpunktes „Quant-<br />
Pro“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.<br />
■ Prof. Dr. Thomas ackermann<br />
JurisTische fakulTäT<br />
Mit der Übernahme des Lehrstuhls für Bürgerliches<br />
Recht, Europäisches und Internationales<br />
Wirtschaftsrecht an der LMU freut sich Professor<br />
Thomas Ackermann darauf, „an eine große, auf<br />
Ernst Steindorff zurückgehende <strong>München</strong>er Tradition<br />
auf dem Gebiet des europäischen Wirtschaftsrechts<br />
anknüpfen zu können“.<br />
Ackermann, Jahrgang 1966, forscht und lehrt seit<br />
Oktober 2009 an der LMU. Nach einem Jurastudium<br />
in Bonn und Cambridge promovierte er 1997<br />
in Bonn über die Rechtsfigur der „rule of reason“<br />
im europäischen Kartellrecht. Dahinter verbirgt<br />
sich die Frage, ob und in welchem Umfang die<br />
rechtliche Beurteilung von Kartellfällen an eine<br />
einzelfallbezogene Würdigung positiver und negativer<br />
Wettbewerbswirkungen anknüpfen kann.<br />
2004 schloss sich – gleichfalls in Bonn – die Habilitation<br />
über den Schutz des „negativen Interesses“<br />
an, ein Grundlagenthema aus dem Bereich des<br />
Vertragsrechts. 2004 wurde Professor Ackermann<br />
auf den Lehrstuhl für Deutsches, Europäisches und<br />
Internationales Privat- und Wirtschaftsrecht an der<br />
<strong>Universität</strong> Erlangen-Nürnberg berufen.<br />
NEUBERUFEN<br />
Ackermanns Lehr- und Forschungsinteressen gelten<br />
der rechtlichen Konstitution von Märkten, insbesondere<br />
den vertrags- und wirtschaftsrechtlichen<br />
Regeln. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit, den<br />
er auch als Mitherausgeber des „Common Market<br />
Law Review“, der international führenden Peerreview-Zeitschrift<br />
auf dem Gebiet des Europarechts,<br />
pflegt, liegt auf den europäischen Vorgaben,<br />
die dieses Gebiet mehr und mehr prägen. Mit<br />
diesen Vorgaben setzt er sich auch in seinen<br />
jüngsten Veröffentlichungen auseinander.<br />
In <strong>München</strong> freut sich Ackermann außerdem auf<br />
die Arbeit „an einer der führenden deutschen<br />
juristischen Fakultäten und die hervorragenden<br />
Möglichkeiten der Vernetzung am Wissenschaftsstandort<br />
<strong>München</strong>, vor allem mit dem Max-Planck-<br />
Institut für Geistiges Eigentum, Wettbewerbs- und<br />
Steuerrecht“. Zugleich lasse es die Schwerpunktbildung<br />
im juristischen Studium an der LMU zu,<br />
die Studierenden besonders an den Entwicklungen<br />
auf seinen auch für die berufliche Praxis zukunftsträchtigen<br />
Arbeitsgebieten teilhaben zu lassen.<br />
Nicht zuletzt möchte Professor Ackermann auch in<br />
der Lehre mit der Übernahme der Leitung des<br />
„Munich University Summer Training – MUST“,<br />
das ausländische Studierende in englischer Sprache<br />
in das deutsche und europäische Recht einführt,<br />
einen internationalen Akzent setzen.<br />
■ Prof. Dr. susanne lePsius<br />
JurisTische fakulTäT<br />
Wie man in vergangenen Zeiten das Handeln von<br />
Amtsträgern rechtlich kontrollierte und welche<br />
Möglichkeiten es gab, Amtsverfehlungen in Prozessen<br />
zu ahnden – diese Fragen beschäftigen Professor<br />
Susanne Lepsius auch nach ihrer Berufung<br />
an die LMU. Seit Oktober 2009 bekleidet sie den<br />
Lehrstuhl für Gelehrtes Recht, Deutsche und Europäische<br />
Rechtsgeschichte und Bürgerliches Recht<br />
an der Juristischen Fakultät.<br />
Als derzeitige Forschungsgebiete nennt Professor<br />
Lepsius die „Kontrolle von Herrschaft durch Verfahren“<br />
– eine verfassungsrechtlich-institutionelle<br />
Frage, die seit dem 13. Jahrhundert vor allem in<br />
den oberitalienischen Kommunen mit speziellen<br />
prozessualen Mechanismen beantwortet wurde.<br />
Neben Archivbesuchen in Italien arbeitet die<br />
Rechtshistorikerin mit den Quellen des sogenannten<br />
gelehrten Rechts, das heißt des universitätsgeprägten<br />
römisch-kanonischen Rechts. „Mit seinen<br />
einzigartigen, auf kurzen Wegen erreichbaren<br />
Bibliotheken, der Staatsbibliothek, der Bibliothek<br />
der Monumenta Germaniae Historica und nicht<br />
zuletzt den guten Beständen des Leopold-Wenger-<br />
1 Prof. Dr. Peter geigenberger<br />
1 Prof. Dr. Thomas ackermann<br />
MUM 01 0x | 2200x 0 1 0 essay menschen<br />
35
MUM 01 | 2010 menschen<br />
36<br />
NEUBERUFEN<br />
honorarProfessuren<br />
Instituts für Rechtsgeschichte selbst bietet die<br />
LMU Forschungsbedingungen, die in Deutschland<br />
einzigartig sind“, so die Wissenschaftlerin.<br />
Lepsius, Jahrgang 1969, studierte Geschichte<br />
und Rechtswissenschaften. Nach den beiden juristischen<br />
Studienexamina in Heidelberg und<br />
<strong>München</strong> wechselte sie nach Chicago, um dort im<br />
Studiengang „Legal History“ den M.A. zu erwerben.<br />
Hierfür setzte sie sich mit der Lehre des wohl<br />
berühmtesten Juristen des Spätmittelalters, Bartolus<br />
von Sassoferrato, zum Wappen- und Warenzeichenrecht<br />
auseinander. Um einen gewichtigeren<br />
Text dieses Autors, seinen „Liber testimoniorum“,<br />
ging es dann in ihrer Doktorarbeit, die sie ebenso<br />
wie die Habilitation als Assistentin und später als<br />
Mitarbeiterin in einem DFG-Forschungsprojekt an<br />
der <strong>Universität</strong> Frankfurt am Main schrieb. Während<br />
eines sechsmonatigen Forschungsaufenthalts<br />
■ Prof. Dr. kai a. konraD<br />
VolkswirTschafTliche fakulTäT<br />
Kai A. Konrad ist Direktor am Max-Planck-Institut für Geistiges<br />
Eigentum, Wettbewerbs- und Steuerrecht in <strong>München</strong>, stellvertretender<br />
Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium<br />
der Finanzen – und seit Oktober 2009 auch Honorarprofessor<br />
an der Volkswirtschaftlichen Fakultät der LMU. Konrad,<br />
Jahrgang 1961, studierte bis 1985 Volkswirtschaft in Heidelberg,<br />
wurde 1990 an der LMU mit einer Arbeit zu „Risikoproduktivität<br />
und Besteuerung“ promoviert und habilitierte sich 1993 ebenfalls<br />
an der LMU. Von 1986 bis 1990 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
am Volkswirtschaftlichen Institut der LMU, anschließend<br />
bis Juni 1994 Wissenschaftlicher Assistent. Von 1994 bis 2000 war<br />
er Professor für Volkswirtschaftslehre an der FU Berlin.<br />
Seit August vergangenen Jahres ist Professor Konrad Direktor am<br />
Max-Planck-Institut für Geistiges Eigentum, Wettbewerbs- und<br />
Steuerrecht. Wissenschaftlich hat sich Professor Konrad mit einer<br />
großen Zahl von Themen befasst, unter anderem zu Fragen der<br />
Steuertheorie, der internationalen Steuerpolitik oder zu industrieökonomischen<br />
Fragen.<br />
■ Prof. Dr. khaleD karrai<br />
fakulTäT für Physik<br />
Seit Oktober 2009 lehrt Khaled Karrai als Honorarprofessor<br />
an der LMU. Khaled Karrai, geboren 1962, studierte Physik<br />
und Ingenieurswesen am Institut National des Sciences Appliquées<br />
in Toulouse. 1987 wurde er an der Université Joseph<br />
Fourier im französischen Grenoble promoviert. Anschließend arbeitete<br />
er als Postdoktorand im Department of Physics and Astronomy<br />
der University of Maryland. Von 1993 bis 1994 hatte er ein<br />
Humboldt-Fellowship an der Technischen <strong>Universität</strong> Mün-<br />
chen (TUM) inne, um anschließend als Assistenzwissenschaftler<br />
an der Scuola S. Anna in Pisa ergründete Lepsius<br />
die komplizierte handschriftliche Überlieferungslage<br />
dieses Textes zur Logik und Psychologie der<br />
Zeugenaussagen, den sie zunächst kritisch edierte,<br />
um ihn dann zu analysieren.<br />
Neben der Geschichte des Prozessrechts in Theorie<br />
und Praxis, dem gelehrten Recht und Fragen<br />
der Textüberlieferung gelten ihre weiteren Forschungsinteressen<br />
der Wissenschaftsgeschichte<br />
der Rechtsgeschichte: So gab sie die rechtshistorische<br />
Dissertation von Max Weber kritisch heraus<br />
und arbeitet an dem Briefwechsel von Gustav<br />
Radbruch und Hermann Kantorowicz. Nach viel<br />
Forschung freut sich Lepsius, in der Lehre den Studierenden<br />
an der LMU „den Reiz der historischen<br />
Tiefendimensionen des Rechts nahebringen zu<br />
können“.<br />
an das Walter-Schottky-Institut der TUM zu gehen. In den Jahren<br />
1995 bis 2006 war er Professor für Experimentalphysik an der<br />
LMU und baute in diesen Jahren eine Arbeitsgruppe von internationalem<br />
Ansehen auf. Die Gruppe untersuchte unter anderem<br />
Quantenpunkte mit den Mitteln der hochauflösenden Spektroskopie<br />
und entwickelte dabei ein neues konfokales Mikroskopiekonzept.<br />
In diesem Zusammenhang entstanden Messverfahren und neue<br />
Messinstrumente, die auf große Nach frage stießen. 2007 kam es zu<br />
einer Ausgründung seiner Forschung und Entwicklung in die Firma<br />
CTO.attocubesystems AG. In der vielfach ausgezeichneten Firma<br />
werden etwa Rastersondenmikroskope und nanometergenaue<br />
Positionierelemente gefertigt.<br />
■ Prof. Dr. anselm haVerkamP<br />
fakulTäT für PhilosoPhie, wissenschafTs-<br />
Theorie unD religionswissenschafT<br />
Anselm Haverkamp lehrt seit 1989 als Professor of English an der<br />
New York University, hat seit 1996 den Gründungslehrstuhl für<br />
Westeuropäische Literaturen der Europa-<strong>Universität</strong> Viadrina in<br />
Frankfurt/Oder inne und ist seit Ende vergangenen Jahres auch Honorarprofessor<br />
an der LMU. Haverkamp, geboren 1943, studierte<br />
an der <strong>Universität</strong> Konstanz Literaturwissenschaft, Geschichte und<br />
Philosophie. 1975 wurde promoviert, 1983 habilitiert er sich. Er arbeitete<br />
als Lecturer an der University of Ireland in Dublin und Cork,<br />
als Wissenschaftlicher Assistent an den <strong>Universität</strong>en Heidelberg<br />
und Konstanz sowie als Professor an den <strong>Universität</strong>en Konstanz<br />
und Freiburg im Breisgau, bevor er über Yale nach New York berufen<br />
wurde. Er gehört zurzeit zum Herausgeberkreis der Zeitschrift<br />
„Law and Literature“ und ist einer der Herausgeber des Nachlasses<br />
von Hans Blumenberg. Zu Haverkamps Forschungsschwerpunkten<br />
gehört das Verhältnis von Literatur, Philosophie und Recht sowie<br />
die Geschichte von Rhetorik und Metapherntheorie.
■ DeuTsche gesellschafT für<br />
nePhrologie ehrT lmu-wissenschafTler<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie hat<br />
beim diesjährigen Kongress für Nephrologie in<br />
Göttingen verschiedene Preise auch an LMU-<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen:<br />
PD Dr. Hans-Joachim Anders von der Medizinischen<br />
Poliklinik am Klinikum der <strong>Universität</strong><br />
wurde mit dem Franz-Volhard-Preis ausgezeichnet.<br />
Dieser wird für herausragende Leistungen<br />
auf dem Gebiet der Nieren-und Hochdruckkrankheiten<br />
verliehen und würdigt Dr. Anders’ Forschungsarbeiten<br />
zur Rolle von Chemokinen und<br />
Toll-like-Rezeptoren beim akuten und chronischen<br />
Nierenversagen. Zudem erhielt Dr. Maciej Lech<br />
von der Medizinischen Poliklinik den Rainer-Greger<br />
Promotionspreis. Mit diesem wurden Dr.<br />
Lechs Forschungsarbeiten zur Rolle des immunoregulatorischen<br />
Proteins SIGIRR bei entzündlichen<br />
Nierenkrankheiten ausgezeichnet. Des<br />
Weiteren wurde Dr. Julia Lichtnekert von der Medizinischen<br />
Poliklinik für eines der zwei international<br />
ausgeschriebenen Nachwuchsstipendien<br />
der Deutschen Nierenstiftung ausgewählt. Das<br />
mit 25.000 Euro dotierte Stipendium dient ihr als<br />
Anschubfinanzierung für ein Forschungsprojekt<br />
zur Rolle des DNA-bindenden Proteins HMGB1<br />
bei der Immunkomplex-Glomerulonephritis. Die<br />
Gesellschaft für Nephrologie ist eine medizinische<br />
Fachgesellschaft, die 1961 gegründet wurde. Sie<br />
repräsentiert sowohl die theoretisch als auch die<br />
klinisch arbeitenden Wissenschaftler und Ärzte.<br />
Ihr Ziel ist es, die grundlegende klinische Forschung<br />
im Bereich der Nierenheilkunde und<br />
des Bluthochdrucks zu fördern.<br />
■ Professor reiser in Die<br />
naTional acaDemies gewählT<br />
Professor Maximilian Reiser, Direktor des Instituts<br />
für Klinische Radiologie am Klinikum der <strong>Universität</strong><br />
<strong>München</strong>, wurde als einer von fünf Foreign<br />
Associates in das Institute of Medicine of the National<br />
Academies gewählt. Die US-amerikanische<br />
Organisation würdigt damit die herausragenden<br />
wissenschaftlichen Leistungen des renommierten<br />
Mediziners, der derzeit Dekan der Medizinischen<br />
Fakultät an der LMU ist. Jedes Jahr werden etwa<br />
65 Mitglieder aus den USA und bis zu fünf Foreign<br />
Associates gewählt, die sich in besonderer Weise<br />
auf medizinischem Gebiet verdient gemacht haben.<br />
Derzeit sind mit den Professoren Ernst-<strong>Ludwig</strong><br />
Winnacker und Harald zur Hausen nur zwei<br />
weitere deutsche Wissenschaftler im Institute of<br />
Medicine der National Academies vertreten.<br />
PREISE & EHRUNGEN<br />
■ ems zeichneT lmu-wissenschafTlerin<br />
aus<br />
Für ihre Präsentation auf der Europäischen Unwetterkonferenz<br />
ist die LMU-Meteorologin Ulrike Wißmeier<br />
im vergangenen Jahr mit dem Young Scientist<br />
Travel Award ausgezeichnet worden. Dieser<br />
wird von der Europäischen Meteorologischen Gesellschaft<br />
(EMS) vergeben und ging diesmal auch<br />
noch an Zoltán Polyánsky vom Ungarischen Wetterdienst.<br />
Ulrike Wißmeier arbeitet an der Modellierung<br />
von tropischen multizellulären Schwergewittern<br />
in der Gruppe von Professor Roger Smith<br />
an der LMU. Der EMS Young Scientist Travel<br />
Award unterstützt die Teilnahme von herausragenden<br />
Studierenden sowie Nachwuchswissenschaftlern<br />
an von der EMS mitgeförderten Konferenzen.<br />
Der Preis ist mit einem Reisekostenzuschuss<br />
von 500 Euro verbunden.<br />
■ gasTProfessur für<br />
Professor Bauer<br />
Professor Franz Alto Bauer, Institut für Byzantinistik,<br />
Byzantinische Kunstgeschichte und Neogräzistik<br />
der LMU, hat eine Gastprofessur an der<br />
Humboldt-<strong>Universität</strong> (HU) zu Berlin für das Wintersemester<br />
2009/2010 sowie das Sommersemester<br />
2010 erhalten. Diese wird zu gleichen Anteilen<br />
aus Mitteln des Exzellenzclusters TOPOI der<br />
HU und der Freien <strong>Universität</strong> Berlin sowie aus<br />
zentralen Mitteln der HU finanziert. Bauers Aufgabenbereich<br />
ist es, Lehre und Forschung zur<br />
Spätantiken und Byzantinischen Archäologie und<br />
Kunstgeschichte an der HU zu stärken und zugleich<br />
seine Forschungen zur spätantiken Stadt in<br />
den Exzellenzcluster TOPOI einzubringen.<br />
1 Die Deutsche gesellschaft für<br />
nephrologie hat 2009 auch Preise an<br />
lmu-wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler<br />
verliehen. im Bild erhält<br />
PD Dr. hans-Joachim anders (links)<br />
den franz-Volhard-Preis.<br />
MUM 01 | 2010 menschen<br />
37
MUM 01 | 2010 menschen<br />
38<br />
PREISE & EHRUNGEN<br />
1 Prof. Dr. franz alto Bauer<br />
1 Prof. Dr. christoph Bräuchle<br />
■ Professor Bräuchle in<br />
acaDemia euroPaea aufgenommen<br />
Professor Christoph Bräuchle ist im Herbst vergangenen<br />
Jahres als ordentliches Mitglied in die<br />
Academia Europaea aufgenommen worden.<br />
Bräuchle forscht und lehrt am Department für Chemie<br />
und Biochemie der LMU sowie am Center for<br />
NanoScience (CeNS). Die Academiea Europaea ist<br />
ein unabhängiger europäischer Zusammenschluss<br />
von Wissenschaftlern und Gelehrten, die sich gemeinsam<br />
für Forschung, Lehre und Bildung einsetzen.<br />
Die Gesellschaft hat derzeit etwa 2.000 Mitglieder,<br />
darunter 38 Nobelpreisträger.<br />
■ 18. ehrenDokTorwürDe für<br />
lmu-emeriTus<br />
Bereits das 18. ausländische Ehrendoktorat hat<br />
der LMU-Jurist Professor Claus Roxin im September<br />
des vergangenen Jahres erhalten. Diesmal<br />
ehrte ihn die <strong>Universität</strong> Andres Bello von Santiago<br />
de Chile/Viña del Mar. Roxin ist emeritierter<br />
Professor für Strafrecht; 28 Jahre lang war er<br />
Ordinarius für Strafrecht, Strafprozessrecht und<br />
allgemeine Rechtslehre an der LMU. Aus Anlass<br />
der Ehrenpromotion hielt Roxin verschiedene<br />
Vorträge in den beiden chilenischen Städten.<br />
■ Professor cramer in emBo gewählT<br />
Patrick Cramer, Professor für Biochemie und<br />
Direktor des Genzentrums an der LMU, ist im<br />
Oktober vergangenen Jahres zum Mitglied der European<br />
Molecular Biology Organization (EMBO)<br />
gewählt worden. Der EMBO gehören rund 1.200<br />
Mitglieder an, darunter vorwiegend Wissenschaftler<br />
aus allen Bereichen der Molekularbiologie. Mit<br />
zahlreichen Programmen und Projekten fördert die<br />
EMBO insbesondere die Zusammenarbeit und Vernetzung<br />
im Bereich Molekularbiologie nicht nur in<br />
Europa.<br />
■ exPerTin für Tierernährung<br />
ausgezeichneT<br />
Dr. Sylvia von Rosenberg, Wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Tierernährung und<br />
Diätetik der LMU, ist im Oktober vergangenen<br />
Jahres mit dem „Helmut-Meyer-Award 2009”<br />
ausgezeichnet worden. Der Preis wurde anlässlich<br />
des „13th Congress of the European Society of<br />
Veterinary and Comparative Nutrition (ESVCN)“<br />
verliehen, der im Herbst 2009 in Oristano, Italien,<br />
stattfand. Dr. von Rosenbergs prämiierte Arbeit<br />
trägt den Titel: „Lanthanum salts restore accelerated<br />
bone loss in a small animal model of postmenopausal<br />
osteoporosis”.<br />
■ helene-richTer-Preis<br />
für lmu-anglisTin<br />
Dr. Stefanie Fricke, Wissenschaftliche Assistentin<br />
am Lehrstuhl für Englische Literatur der Moderne<br />
von Professor Christoph Bode, ist mit dem Helene-Richter-Preis<br />
des Deutschen Anglistenverbandes<br />
ausgezeichnet worden. Fricke erhielt den<br />
mit 1.000 Euro dotierten Preis für ihre Dissertation<br />
mit dem Titel „Memento Mori. Ruinen alter<br />
Hochkulturen und die Furcht vor dem eigenen<br />
Untergang in der englischen Literatur des 19.<br />
Jahrhunderts“.<br />
Der Helene-Richter-Preis wird vom Anglistenverband<br />
jährlich für eine Dissertation, Habilitationsschrift<br />
oder eine vergleichbare niveauvolle wissenschaftliche<br />
Arbeit verliehen, die sich durch<br />
große Textnähe und klare sprachliche Gestaltung<br />
deutlich auszeichnet. Gewünscht sind Arbeiten,<br />
die einen gewissen Bezug zu Shakespeare und /<br />
oder der Romantik als den beiden zentralen<br />
Publikationsgebieten der Privatgelehrten Helene<br />
Richter (1861 bis 1942) haben. Mit dem Preis soll<br />
die Erinnerung an die aus Wien stammende<br />
Anglistin wachgehalten werden, die 1942 im Konzentrationslager<br />
Theresienstadt starb.<br />
■ lmu-wissenschafTler erhalTen<br />
hoch DoTierTe eu-förDerung<br />
Zwei Nachwuchsforscher der LMU erhalten je<br />
einen Starting Grant des European Research<br />
Council (ERC). Professor Jens Michaelis, Department<br />
Chemie und Biochemie, und PD Dr. David<br />
Vöhringer, Institut für Immunologie, erhalten die<br />
Auszeichnung in Höhe von 1,4 beziehungsweise<br />
1,7 Millionen Euro über fünf Jahre. Mit dem Starting<br />
Grant fördert der ERC zukunftsweisende<br />
Grundlagenforschung, indem er herausragende<br />
und besonders kreative Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler unterstützt.<br />
■ Professor cremer erhälT<br />
schleiDen-meDaille<br />
Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina<br />
– Nationale Akademie der Wissenschaften hat<br />
Professor Thomas Cremer, Lehrstuhlinhaber für<br />
Anthropologie und Humangenetik an der LMU, im<br />
Oktober 2009 die Schleiden-Medaille verliehen.<br />
Professor Cremer erhielt die Auszeichnung, die die<br />
Leopoldina für hervorragende Erkenntnisse auf<br />
dem Gebiet der Zellbiologie vergibt, im Rahmen<br />
der Eröffnung der Leopoldina-Jahresversammlung<br />
in Halle. Ausgezeichnet wurden vor allem seine<br />
prägenden Arbeiten auf dem Gebiet der Zellkernarchitektur.<br />
Professor Cremer ist seit 2006 Mitglied<br />
der Leopoldina-Sektion Humangenetik und Mole-
kulare Medizin. Die Schleiden-Medaille, benannt<br />
nach dem Akademiemitglied Matthias Jacob<br />
Schleiden (1804-1881), Botaniker und Mitbegründer<br />
der Zelltheorie, wird seit 1955 vergeben.<br />
■ VerkehrssicherheiTsPreis<br />
für Dr. PelDschus<br />
Dr. Steffen Peldschus vom Institut für Rechtsmedizin<br />
der LMU hat im Oktober vergangenen Jahres<br />
den Verkehrssicherheitspreis 2009 des Bundesministeriums<br />
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
erhalten. Die mit 7.500 Euro dotierte Auszeichnung<br />
wurde ihm für seine Forschungsarbeiten verliehen.<br />
Da Schutzplankensysteme bei Unfällen oft ein Verletzungsrisiko<br />
für Motorradfahrer darstellen, erarbeitete<br />
Peldschus Grundlagen für ein verbessertes<br />
Testverfahren dieser Systeme. Der Verkehrssicherheitspreis<br />
des Bundesverkehrsministers ging in<br />
diesem Jahr an insgesamt vier Wissenschaftler.<br />
Seit 1980 wird er alle zwei bis drei Jahre vergeben.<br />
Ausgezeichnet werden wegweisende anwendungsorientierte<br />
Forschungs- und Entwicklungsarbeiten<br />
zur Verbesserung der Straßenverkehrssicherheit.<br />
■ e.on kulTurPreis für<br />
wenJamin rosenfelD<br />
Der LMU-Physiker Wenjamin Rosenfeld hat einen<br />
der Kulturpreise der E.ON Bayern AG erhalten.<br />
Rosenfeld ist Wissenschaftlicher Angestellter der<br />
LMU und promoviert im Internationalen Doktorandenkolleg<br />
„Quantum Computing, Control and<br />
Communication“ im Rahmen des Elitenetzwerks<br />
Bayern. Seit 2005 verleiht die E.ON Bayern AG<br />
den Kulturpreis Bayern für herausragende Leistungen<br />
in Kunst und Wissenschaft. Dieser Preis ist<br />
insgesamt mit 170.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet<br />
werden Künstler für ihr bedeutendes künstlerisches<br />
Wirken sowie Absolventen und Doktoranden<br />
der bayerischen <strong>Universität</strong>en und Hochschulen.<br />
Insgesamt wurde die Auszeichnung an 40 Preisträger<br />
aus Wissenschaft und Kunst verliehen.<br />
■ lmu VerleihT DaaD-Preis an<br />
süDamerikanerin<br />
Rose-Leah Austin-Busse ist im November mit dem<br />
DAAD-Preis für außergewöhnliches Engagement<br />
ausgezeichnet worden. Die 29-Jährige, die an der<br />
Tierärztlichen Fakultät der LMU über Schweinekrankheiten<br />
promoviert, erhielt den mit 1.000 Euro<br />
dotierten Preis für ihr soziales Engagement: Gleich<br />
zu Beginn ihres Studiums in <strong>München</strong> im Jahr<br />
2003 wurde sie von ihren Kommilitoninnen und<br />
Kommilitonen zur Semestersprecherin gewählt. In<br />
dieser Zeit wirkte sie an der Einführung des Rotationsprinzips<br />
bei den Praktika für Studierende der<br />
PREISE & EHRUNGEN<br />
Veterinärmedizin mit. Darüber hinaus engagiert<br />
sie sich als Mitarbeiterin der Klinik für Schweine<br />
freiwillig im Bereich der Tiergesundheit und dem<br />
angewandten Tierschutz in zwei Organisationen:<br />
in der Münchner Kinder- und Jugendfarm, die Kindern<br />
aus sozial schwachen Familien durch den<br />
Umgang mit Tieren und der Natur wertvolle Erfahrungen<br />
vermitteln will, und in der Tierschutzorganisation<br />
„Gewerkschaft für Tiere“, die vor allem<br />
ausgesetzten, verlassenen und gequälten Tieren<br />
Obdach und Gnadenbrot verschafft.<br />
■ Professor koTThaus<br />
in leoPolDina gewählT<br />
Jörg Kotthaus, Professor für Experimentelle Physik<br />
an der Fakultät für Physik und Center for Nanoscience<br />
(CeNS) ist in die Deutsche Akademie der<br />
Naturforscher Leopoldina gewählt worden. Die<br />
Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina<br />
wurde 1652 gegründet und hat ihren Sitz in Halle<br />
an der Saale. Der überregionalen Gelehrtengesellschaft<br />
gehören zurzeit etwa 1.300 Mitglieder in<br />
aller Welt an. Zu Mitgliedern werden Wissenschaftler<br />
aus naturwissenschaftlichen und medizinischen<br />
Disziplinen sowie aus den Kultur-, Technik-, empirischen<br />
Geistes-, Verhaltens- und Sozialwissenschaften<br />
gewählt, die sich durch bedeutende<br />
Leistungen ausgezeichnet haben.<br />
■ alzheimer-forschungsPreise<br />
für lmu-wissenschafTler<br />
Zwei LMU-Wissenschaftlerinnen sind im November<br />
mit den „Alzheimer-Preisen“ der Hans und Ilse<br />
Breuer Stiftung geehrt worden: Professor Magdalena<br />
Götz ist Inhaberin des Lehrstuhls für Physiologische<br />
Genomik der LMU und Direktorin des<br />
Instituts für Stammzellenforschung des Helmholtz<br />
Zentrums <strong>München</strong>.<br />
Dr. Melanie Meyer-Luehmann leitet eine Forschungsgruppe<br />
am Adolf-Butenandt-Institut der<br />
Medizinischen Fakultät der LMU.<br />
Der mit 100.000 Euro deutschlandweit höchstdotierte<br />
Alzheimer-Forschungspreis wird seit 2006<br />
jährlich von der Hans und Ilse Breuer Stiftung an<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen,<br />
die herausragende Leistungen auf dem Gebiet<br />
der Alzheimer-Forschung oder ähnlicher Demenzerkrankungen<br />
erbracht haben. Die Hans und Ilse<br />
Breuer Stiftung wurde im Jahr 2000 von dem Unternehmer<br />
Hans Breuer gegründet; ein Impuls<br />
dafür ging von den leidvollen Erfahrungen aus, die<br />
die Familie Breuer selbst mit dieser Krankheit machen<br />
musste.<br />
1 Prof. Dr. Jörg-Peter kotthaus<br />
MUM 01 | 2010 menschen<br />
39
MUM 01 | 2010 menschen<br />
40<br />
PREISE NEUBERUFEN & EHRUNGEN<br />
1 Dominik Paquet<br />
■ huBerT BurDa erhälT ehren-<br />
DokTorwürDe<br />
Der Verleger Professor Hubert Burda, Vorstandsvorsitzender<br />
von Hubert Burda Media, hat im November<br />
die Ehrendoktorwürde der Medizinischen<br />
Fakultät der LMU erhalten. Diese seltene Auszeichnung<br />
beruht auf einem Beschluss des Fakultätsrats.<br />
„Professor Hubert Burda hat sich bleibende<br />
Verdienste erworben durch Förderung der Biomedizinischen<br />
Forschung und des BioMedizinischen<br />
Zentrums Großhadern als Hochschulratsvorsitzender“,<br />
so die Begründung für die Verleihung.<br />
Zudem wird sein außergewöhnlich erfolgreiches<br />
gesundheitspolitisches Engagement gewürdigt.<br />
Als erster Hochschulratsvorsitzender der LMU, an<br />
der er Kunstgeschichte und Soziologie studierte<br />
und promoviert wurde, war Hubert Burda maßgeblich<br />
an der Planung des BioMedizinischen<br />
Zentrums am Standort Großhadern / Martinsried<br />
beteiligt. Auch der Bau des Zentrums für Neuropathologie<br />
und Prionenforschung wurde durch den<br />
Hochschulrat unter seiner Ägide unterstützt.<br />
■ Dominik PaqueT Bei mikroskoPiefoToweTTBewerB<br />
ausgezeichneT<br />
Dominik Paquet, Wissenschaftler am Adolf-Butenandt-Institut<br />
der LMU, ist mit einem der Preise<br />
beim letztjährigen „Nikon Small World“ Mikroskopiefotowettbewerb<br />
ausgezeichnet worden. Paquets<br />
Bild belegte unter den 20 schönsten<br />
Bildern den elften Platz. Eigentlich untersucht der<br />
Forscher zelluläre Prozesse bei der Alzheimerschen<br />
Krankheit. Dafür nutzt er den Zebrafisch als Tiermodell:<br />
Sogar am lebenden Tier können die Wissenschaftler<br />
dabei beobachten, wie Nervenzellen bei<br />
Alzheimer absterben. Für seine Experimente hat<br />
Paquet ein Gen in die Zebrafische geschleust, das<br />
beim Menschen zu einer erblichen Form von Alzheimer<br />
führt. Die Proteine, die durch das sogenannte<br />
Tau-Gen in den Nervenzellen produziert werden,<br />
färbt er mithilfe eines Antikörpers ein. So kann er<br />
sie mithilfe eines speziellen Lasermikroskops sichtbar<br />
machen. Eines dieser Bilder von einem Alzheimer-Zebrafisch<br />
hatte Dominik Paquet bei dem Fotowettbewerb<br />
eingereicht. Mehr als 2.000 Mikrofotografen<br />
daran teilgenommen.<br />
■ romius-förDerPreis für<br />
wissenschafTler Des genzenTrums<br />
Die Romius Stiftung hat Jens Frauenfeld, wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am Genzentrum der LMU,<br />
den Romius-Förderpreis für Wissenschaft und Forschung<br />
verliehen. Er erhielt die mit 1.000 Euro<br />
dotierte Auszeichnung im Rahmen des 25. Jubiläums<br />
des Genzentrums für seine Forschung auf dem<br />
Gebiet der „Visualization of the translocating ribosome-SecYEG<br />
complex in its membrane environment“.<br />
In der Preisbegründung heißt es: „Seine<br />
Forschung liefert nicht nur wichtige Einsichten<br />
über die Membraninsertion von Proteinen, sondern<br />
beschreibt auch einen neuen Weg, Membranproteine<br />
in ihrer natürlichen Umgebung, der Lipiddoppelschicht,<br />
strukturell zu analysieren.“ Die<br />
Romius Stiftung wurde 2007 vom Pharmaunternehmen<br />
Roche errichtet. Sie will mit ihren Programmen<br />
und Initiativen das Interesse von jungen<br />
Menschen an Naturwissenschaften fördern, um zur<br />
Qualität der Versorgung im Gesundheitswesen beizutragen.<br />
■ sieBen lehramTssTuDierenDe<br />
Der lmu erhalTen sTuDienkolleg-förDerung<br />
Sieben Lehramtsstudierende der LMU wurden<br />
2009 in das „Studienkolleg“ der Stiftung der Deutschen<br />
Wirtschaft und der Robert Bosch Stiftung<br />
aufgenommen. Mit diesem Förderprogramm werden<br />
künftige Lehrerinnen und Lehrer auf Führungs-<br />
und Gestaltungsaufgaben in der Schule<br />
vorbereitet. Die Preisträger der LMU sind Nora-<br />
Elena Flum (Lehramt an Gymnasien Deutsch/Französisch),<br />
Alexander Kagerer (Lehramt an Gymnasien<br />
Deutsch /Geschichte), Daniel Liebetruth (Lehramt<br />
an Gymnasien Mathematik / Latein), Darja<br />
Müllner (Lehramt an Grundschulen Englisch / Mathematik),<br />
Corina Pfitzner (Lehramt an Realschulen<br />
Mathematik / Kunstpädagogik), Teresa Dorothee<br />
Schuster (Lehramt an Förderschulen – Grundschulpädagogik,<br />
Sprachheilpädagogik / Deutsch) und<br />
Marie-Luise Spieldiener (Lehramt an Förderschulen<br />
– Pädagogik bei Beeinträchtigungen des Verhaltens).<br />
Das Studienkolleg will Lehramtsstudierende<br />
mit pädagogischem Führungspotenzial fördern.<br />
Die Kollegiaten erhalten ein Stipendium aus<br />
Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und<br />
Forschung (BMBF). Zusätzlich nehmen sie an<br />
einem anspruchsvollen berufsspezifischen Programm<br />
teil. Anliegen ist es, gemeinsam mit Partnern<br />
aus Schule, <strong>Universität</strong> und Wirtschaft die<br />
Potenziale der Kollegiaten zur Entfaltung zu bringen<br />
und die besten Köpfe an die Schule zu holen.<br />
■ aBschlussfeier am DeParTmenT<br />
für Pharmazie<br />
Bei der ersten offiziellen Abschlussfeier des Departments<br />
für Pharmazie wurden auch verschiedene<br />
Preise verliehen. Als beste Absolventen der<br />
Pharmazie erhielten Sina Heintz, Sami Hassan und<br />
Benjamin Schwenk den neu gestifteten Lesmüller-<br />
Preis der Dr. August und Dr. Anni Lesmüller-Stiftung.<br />
Für herausragende Studienleistungen im<br />
Bachelorstudium Pharmaceutical Sciences wurden<br />
Ong Nam Phuong Nguyen und Fabian Bischoff mit<br />
dem Herbert-Marcinek-Preis der Fakultät für Chemie<br />
und Pharmazie ausgezeichnet. Die ersten Absolventen<br />
des bundesweit einzigen Masterstudiengangs<br />
Pharmaceutical Sciences erzielten derweil<br />
durchweg sehr gute Ergebnisse. Die beiden Besten,<br />
Sarah Mickisch und Miriam Sindelar, konnten<br />
sich über den neu gestifteten Daiichi Sankyo-Master-Preis<br />
des gleichnamigen Pharmaunternehmens<br />
freuen.
VERSTORBEN<br />
■ Prof. Dr. karl oeTTle<br />
fakulTäT für BeTrieBswirTschafT<br />
Professor Karl Oettle war Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre<br />
an der LMU. 1926 geboren,<br />
studierte er von 1948 bis 1951 Wirtschaftswissenschaften.<br />
Nach einer kaufmännischen<br />
Tätigkeit setzte er sein Studium fort und wurde<br />
1957 an der <strong>Universität</strong> Tübingen promoviert.<br />
1962 habilitierte Karl Oettle ebendort. Von<br />
1964 bis 1968 war er zunächst Ordinarius für<br />
Betriebswirtschaftslehre an der <strong>Universität</strong><br />
Mannheim, ab 1968 bis zu seiner Emeritierung<br />
Professor für Betriebswirtschaftslehre und<br />
Vorstand des Instituts für Verkehrswirtschaft<br />
an der LMU. Die Verkehrswirtschaft und die<br />
öffentliche Wirtschaft waren die Hauptforschungsgebiete<br />
von Professor Oettle. 1975<br />
wurde er für seine besonderen Verdienste um<br />
die bayerische Wirtschaft mit der Staatsmedaille<br />
ausgezeichnet. Er erhielt zudem Ehrendoktorwürden<br />
der <strong>Universität</strong>en Rostock und<br />
Linz. Professor Oettle ist am 4. November 2009<br />
verstorben.<br />
■ Prof. Dr. helge TouTenBurg<br />
fakulTäT für maThemaTik,<br />
informaTik unD sTaTisTik<br />
Helge Toutenburg, geboren 1943, verstorben am<br />
8. November 2009, war seit 1991 bis zu seiner<br />
Emeritierung 2009 Professor für Statistik am<br />
Institut für Statistik der LMU. Er arbeitete von<br />
1966 bis1988 als Wissenschaftler im Bereich Angewandter<br />
Statistik und Datenanalyse am Institut<br />
für Mathematik, Berlin. Von 1988 bis 1990<br />
war er als Privatdozent in Dortmund, Fachbereich<br />
Statistik, tätig und von 1990 bis 1991 als<br />
Oberassis tent in Regensburg am Institut für Statistik<br />
und Wirtschaftsgeschichte. Seine Forschungsgebiete<br />
waren die Statistik linearer Modelle,<br />
statistische Datenanalyse bei unvollständigen<br />
Beobachtungen, Prognosemethoden und<br />
medizinische Statistik und Biometrie. Grundlegend<br />
waren seine Arbeiten zum Vergleich von<br />
sogenannten verzerrten Schätzern mittels des<br />
Kriteriums des matrixwertigen mittleren quadratischen<br />
Fehlers. Großes Interesse hatte er auch<br />
für die statistische Versuchsplanung und den<br />
Bereich Qualitätsmanagement.<br />
■ Prof. Dr. alfreD PeTTer<br />
TiermeDizinische fakulTäT<br />
Alfred Petter, 1932 geboren, war von 1967 bis<br />
1997 Professor für Pharmakologie, Toxikologie<br />
und Pharmazie an der Tierärztlichen Fakultät der<br />
LMU. Von Beginn seines Studiums im Jahr 1952<br />
bis zu seinem Ruhestand verbrachte er seine<br />
gesamte wissenschaftliche Laufbahn an der Tierärztlichen<br />
Fakultät der LMU: 1959 wurde er promoviert,<br />
1966 habilitierte er am Institut für<br />
Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie und<br />
übernahm im folgenden Jahr eine Professur für<br />
dieses Fachgebiet.<br />
Sein Forschungsinteresse galt den Antiarrhythmika<br />
und Lokalanästhetika. Seine grundlegenden<br />
Arbeiten zu den physiko-chemischen und strukturellen<br />
Wirkvoraussetzungen trugen wesentlich<br />
zum heutigen Verständnis der Wirkung dieser<br />
Stoffgruppen bei. Professor Petter war als ständiges<br />
Mitglied der Kommission F des damaligen<br />
Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz<br />
und Veterinärmedizin (BgVV) beratend<br />
bei der Arzneimittelzulassung tätig. Er starb<br />
am 20. September 2009 in <strong>München</strong>.<br />
■ Prof. Dr. DieTer JüngsT<br />
meDizinische fakulTäT<br />
Dieter Jüngst, Professor für Innere Medizin und<br />
langjähriger Oberarzt an der Medizinischen<br />
Klinik 2, verstarb am 20. Oktober 2009 im Alter<br />
von 63 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit.<br />
Er war seit 1990 außerplanmäßiger Professor am<br />
Klinikum Großhadern der <strong>Universität</strong> <strong>München</strong><br />
und seit 1984 Internist und Endokrinologe.<br />
Jüngst studierte von 1964 bis 1969 Medizin in<br />
Freiburg, Innsbruck, Montreal und <strong>München</strong>.<br />
1970 wurde er promoviert, 1983 habilitierte er<br />
sich.<br />
Internationale Anerkennung fand er durch seine<br />
wissenschaftlichen Arbeiten zur Entstehung von<br />
Gallensteinen und zuletzt auch zu Beobachtungen<br />
bei der Behandlung von Patienten mit<br />
Leberkrebs. Professor Jüngst war ein sehr beliebter<br />
und bei den Studierenden gefragter Lehrer.<br />
MUM 01 | 2010 menschen<br />
41
MUM 01 | 2010 serVice<br />
42<br />
TIPPS & TERMINE<br />
1 noch bis zum 7. februar präsentiert<br />
die staatsbibliothek eine<br />
nibelungenlied-handschrift aus<br />
dem späten 13. Jahrhundert.<br />
1 Die universitätsbibliothek der<br />
lmu zeigt in einer ausstellung<br />
ihre Blockbücher.<br />
■ DeuTscher sTuDienPreis 2010<br />
ausgeloBT<br />
Die Körber-Stiftung zeichnet auch in diesem Jahr<br />
wieder junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
mit dem Deutschen Studienpreis 2010<br />
aus. Sie verleiht ihn für gesellschaftlich bedeutsame<br />
Forschungsarbeiten. An der aktuellen Ausschreibung<br />
können Promovierte teilnehmen, die<br />
im Jahr 2009 ihre Dissertation mit exzellentem Ergebnis<br />
abgeschlossen haben. Einsendeschluss ist<br />
der 1. März 2010. Mit drei Preisen von je 30.000<br />
Euro zählt der Deutsche Studienpreis zu den<br />
höchstdotierten deutschen Auszeichnungen für<br />
Nachwuchswissenschaftler. Schirmherr ist Bundestagspräsident<br />
Norbert Lammert.<br />
Weitere Informationen und Teilnahmebedingungen<br />
finden sich unter www.studienpreis.de<br />
■ niBelungenlieD-hanDschrifT<br />
in Der sTaaTsBiBlioThek<br />
Anlässlich der Aufnahme der „Handschrift A“ des<br />
Nibelungenlieds in das UNESCO-Weltdokumentenerbe<br />
präsentiert die Bayerische Staatsbibliothek<br />
dieses herausragende Beispiel der europäischen<br />
Heldenepik noch bis zum 7. Februar in einer<br />
Schatzkammerausstellung. Das Nibelungenlied<br />
beruht auf älteren mündlichen Traditionen und<br />
wurde um das Jahr 1200 von einem unbekannten<br />
Dichter am Hof des Passauer Bischofs Wolfger von<br />
Erla niedergeschrieben. Das Internationale Komitee<br />
für das UNESCO-Programm „Memory of the<br />
World“ hat, dem Antrag der Bayerischen Staatsbibliothek<br />
folgend, die drei ältesten und wichtigsten<br />
Handschriften, die in drei Bibliotheken aufbewahrt<br />
werden, im Juli 2009 in das Weltdokumentenerbe<br />
aufgenommen. Die Handschrift entstand Anfang<br />
des letzten Viertels des 13. Jahrhunderts in einem<br />
unbekannten Schreibzentrum im alpenländischen<br />
Tiroler Raum. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag<br />
9.00 bis 17.00 Uhr, Donnerstag 9.00 bis 20.00 Uhr,<br />
Sonntag 13.00 bis 17.00 Uhr. Ort: Bayerische<br />
Staatsbibliothek, Schatzkammer, 1. Stock, <strong>Ludwig</strong>straße<br />
16 in <strong>München</strong>.<br />
■ BlockBücher in Der uniBiBlioThek<br />
Die <strong>Universität</strong>sbibliothek <strong>München</strong> zeigt vom<br />
1. Februar bis 16. April ihre „Blockbücher“.<br />
Blockbücher sind von Holztafeln gedruckte Werke<br />
in Bild und Text. Ihr Ursprung reicht zurück bis<br />
auf das 15. Jahrhundert; einige Wissenschaftler<br />
setzen sie schon vor der Weiterentwicklung der<br />
Buchdruckkunst durch Gutenberg um 1420 / 1430<br />
an, andere plädieren für einen späteren Zeitpunkt.<br />
Die Blockbuchproduktion erlosch um 1530. Weltweit<br />
sind knapp vierzig Titel in etwa hundert ver-<br />
schiedenen Ausgaben bekannt. Mit neun Titeln in<br />
elf Ausgaben beherbergt die <strong>Universität</strong>sbibliothek<br />
<strong>München</strong> nach der Bayerischen Staatsbibliothek<br />
und dem Berliner Kupferstichkabinett die<br />
drittgrößte Sammlung von Blockbüchern in der<br />
Bundesrepublik Deutschland. Die Ausstellung findet<br />
in der Ausleihhalle der <strong>Universität</strong>sbibliothek,<br />
Geschwister-Scholl-Platz 1, statt. Öffnungszeiten<br />
sind Montag bis Freitag von 9 bis 22 Uhr.<br />
■ klarTexT!-Preis für<br />
Junge wissenschafTler<br />
Zum fünften Mal ruft die Klaus Tschira Stiftung<br />
junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
auf, sich um KlarText!, den Klaus Tschira Preis für<br />
verständliche Wissenschaft, zu bewerben. Der<br />
Wettbewerb steht unter der Schirmherrschaft des<br />
Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, Professor<br />
Peter Gruss. Bis zum 28. Februar 2010 können<br />
sich Promovierte aus den Bereichen Biologie,<br />
Chemie, Informatik, Mathematik, Neurowissenschaften<br />
und Physik sowie aus angrenzenden Fächern<br />
mit ihren Textbeiträgen bewerben. Voraussetzung<br />
ist, dass die Bewerber im Jahr 2009 ihre<br />
Doktorarbeit abgeschlossen haben. Ihre Aufgabe<br />
ist es, die Ergebnisse ihrer Doktorarbeit allgemein<br />
verständlich und spannend in deutscher Sprache<br />
in einem Artikel zusammenzufassen. Sechs Siegerinnen<br />
und Sieger werden mit einem Geldpreis<br />
von jeweils 5.000 Euro ausgezeichnet. Zusätzlich<br />
werden die Siegerbeiträge unverändert in einer<br />
KlarText!-Sonderbeilage der Zeitschrift „Bild der<br />
Wissenschaft“ veröffentlicht. Alle wichtigen Informationen<br />
und Ausschreibungsbedingungen gibt<br />
es unter www.klaus-tschira-preis.info<br />
■ BesT of BioTech-weTTBewerB<br />
Der internationale Life Science Businessplan Wettbewerb<br />
„Best of Biotech“, organisiert von der Austria<br />
Wirtschaftsservice, der Förderbank der Republik<br />
Österreich, geht in diesem Jahr in die fünfte<br />
Runde. Ziel ist es, Akademikerinnen und Akademiker<br />
aus dem Bereich Life Sciences – Biotech, Pharma,<br />
Medtech und verwandte Bereiche – zu ermutigen,<br />
ihre Forschungsergebnisse in die Praxis<br />
umzusetzen und innovative Technologien wirtschaftlich<br />
verwertbar zu machen. Der Wettbewerb<br />
beginnt im Februar 2010. Detaillierte Informationen<br />
finden sich auf der Internetseite<br />
www.bestofbiotech.at
■ Dfg-Preis für Junge<br />
geowissenschafTler<br />
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft vergibt<br />
2010 erneut den Bernd Rendel-Preis für junge,<br />
nicht promovierte Diplom-Geowissenschaftlerinnen<br />
und -Geowissenschaftler aus den Bereichen<br />
Geologie, Mineralogie, Geophysik, Marine Geowissenschaften,<br />
Geodäsie. Die voraussichtlich vier<br />
Preise sind mit je 2.000 Euro dotiert. Sie werden<br />
aus den vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft<br />
verwalteten Erträgen der Bernd Rendel-<br />
Stiftung finanziert und sollen von den Preisträgern<br />
für wissenschaftliche Zwecke verwendet werden.<br />
Als Kriterien für die Preisvergabe gelten Qualität<br />
und Originalität der bisherigen Forschungsarbeiten<br />
– etwa Diplomarbeiten, laufende Dissertationen<br />
oder andere Arbeiten.<br />
Möglich sind sowohl Eigenbewerbungen als auch<br />
Vorschläge von anderer Seite. Bewerbungsschluss<br />
ist der 15. Februar 2010. Nähere Informationen<br />
finden sich im Internet unter:<br />
www.dfg.de/forschungsfoerderung/preise/<br />
bernd_rendel_preis<br />
■ „sozialkomPeTenzen“ Bei<br />
sTuDenT unD arBeiTsmarkT<br />
Student und Arbeitsmarkt, der Career Service der<br />
LMU, veranstaltet zu Jahresbeginn eine Reihe von<br />
Seminaren zum Thema „Sozialkompetenzen“.<br />
Sozialkompetenzen, häufig auch Soft Skills oder<br />
Schlüsselqualifikationen genannt, haben in den<br />
vergangenen Jahren eine immer größere Bedeutung<br />
für den erfolgreichen Einstieg in den Arbeitsmarkt<br />
und den weiteren Berufsweg bekommen.<br />
An jeweils zwei Tagen, von 10.00 bis 18.00<br />
Uhr, können bei den Seminaren maximal jeweils<br />
zwölf Personen an verschiedenen Kursen teilnehmen.<br />
Zu den Themen zählen unter anderem Kommunikation,<br />
Präsentation und Rhetorik oder Zeitkompetenztraining.<br />
Die Kosten betragen – inklusive<br />
Mittagsimbiss und Getränken – jeweils 40<br />
Euro. Nähere Informationen zu Terminen, Themen<br />
und Anmeldung unter<br />
www.s-a.uni-muenchen.de/studierende/sozialkompetenz<br />
■ „TurBulenzen“ – neue aussTellung<br />
in Der unigalerie<br />
Am 10. Februar 2010 startet mit „Turbulenzen“<br />
eine neue Ausstellung in der UniGalerie LMU . Zu<br />
sehen sind Bilder der <strong>München</strong>er Künstlerin<br />
Judith Bokodi. Der Fokus ihrer Arbeiten liegt auf<br />
der gegenständlichen, figurativen Malerei. Judith<br />
Bokodi, die an der LMU Kunstpädagogik, Kunstgeschichte<br />
und Volkskunde/Europäische Ethnolo-<br />
gie studiert, begann schon früh, sich mit der Abbildung<br />
menschlicher Gestalten zu beschäftigen.<br />
Bokodi geht es in ihren neuesten Arbeiten um eine<br />
Erweiterung der figürlichen Malerei durch Muster,<br />
Verzerrung und Morphologie. Eigene Fotografien,<br />
die frei verar beitet werden, dienen mit<br />
ihrem technischen digitalen Blick als Vorlage für<br />
ihre szenischen Gemälde. Der Titel „Turbulenzen“<br />
für die Ausstellung wurde gewählt, weil mit dieser<br />
besonderen Art der Darstellung eine Veränderung<br />
der Wahrnehmung einhergeht. Die Ausstellung ist<br />
bis zum 30. April 2010 zu sehen. Die Öffnungszeiten<br />
der UniGalerie LMU sind Montag bis Mittwoch<br />
und Freitag von 9.00 bis 12.00 und Donnerstag<br />
von 13.30 bis 15.30 Uhr oder nach Vereinbarung<br />
unter Telefon 089 / 21 80 27 28.<br />
www.lmu.de/unigalerie<br />
■ Tag Der offenen Tür für schüler<br />
Die LMU und viele ihrer Fächer auf einmal kennen<br />
zu lernen – diese Gelegenheit haben Schülerinnen<br />
und Schüler am Tag der Offenen Tür der <strong>Universität</strong><br />
am Samstag, 6. Februar. Die jährliche Veranstaltung<br />
soll Schülerinnen und Schülern der Oberstufe<br />
sowie anderen Studieninteressierten einen<br />
Überblick über die vielfältigen Studienmöglichkeiten<br />
der LMU geben und Hilfe bei der Studienwahl<br />
leisten. Mit Probevorlesungen, Vorführungen,<br />
Infoständen und persönlichen Gesprächen<br />
präsentieren sich etwa 80 verschiedene Fächer<br />
von Ägyptologie bis Zahnmedizin. Zum ersten<br />
Mal wird der Tag der Offenen Tür diesmal von der<br />
Zentralen Studienberatung organisiert. Er findet<br />
in der Zeit von 9.00 bis 16.00 Uhr statt. Alle Informationen<br />
finden sich unter www.lmu.de/tof<br />
■ kunsT in Der PsychiaTrischen klinik<br />
Unter dem Titel „Bezähmung – Neue Bilder“ zeigt<br />
die Psychiatrische Klinik der LMU noch bis zum<br />
28. Februar Werke der Künstlerin Sabine Hen-<br />
TIPPS & TERMINE<br />
1 „Turbulenzen“ sind Thema der<br />
neuen ausstellung in der unigalerie.<br />
zu sehen sind Bilder von Judith<br />
Bokodi – unter anderem das<br />
Diptychon „Taunus / Turbulence“.<br />
MUM 01 | 2010 serVice<br />
43
MUM 01 | 2010 serVice<br />
44<br />
TIPPS & TERMINE<br />
1 unter dem Titel „Bezähmung –<br />
neue Bilder“ sind Bilder der<br />
künstlerin sabine henning in<br />
der Psychiatrischen klinik der<br />
lmu zu sehen.<br />
herausgeber<br />
Präsidium der <strong>Ludwig</strong>- <strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> (LMU) <strong>München</strong><br />
redaktion<br />
Kommunikation und Presse LMU<br />
Luise Dirscherl (dir)<br />
(Chefredaktion),<br />
Clemens Grosse (cg)<br />
(stellv. Chef redaktion),<br />
Anja Burkel (ajb)<br />
mitarbeiter dieser ausgabe<br />
Julia Graven (gra), Katrin Gröschel (kat), Cindy Heinkel (hei), Eva Kittel<br />
(ki), Marcus Simon (ms), Susanne Wedlich (suwe), Julia Zahlten (juz)<br />
onlineredaktion<br />
Thomas Pinter (thp)<br />
Bildredaktion<br />
Christoph Olesinski<br />
redaktionsadresse<br />
Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 <strong>München</strong><br />
Tel.: +49 (0) 89 21 80-34 23<br />
Fax: +49 (0) 89 33 82 97<br />
mum@lmu.de · www.lmu.de/presse/mum<br />
■<br />
IMPRESSUM<br />
ning. Hennings Schwerpunkt liegt auf abstrakter<br />
Malerei in Acryl, farbiger Tusche und Öl.<br />
Ihre Bilder sind täglich von 8.00 bis 17.00 Uhr zu<br />
sehen. Ort der Ausstellung ist die Psychiatrische<br />
Klinik der LMU, erster Stock im Altbau links, Abteilung<br />
für experimentelle Psychologie, Nussbaumstraße<br />
7, <strong>München</strong>.<br />
■ „sTarT ins sTuDium leichT gemachT:<br />
Tag Der offenen Tür an Der lmu<br />
Am Samstag, 6. Februar 2010, können Schülerinnen<br />
und Schüler die <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong><br />
(LMU) <strong>München</strong> wieder einen Tag lang<br />
kennen lernen. Von 9.00 bis 16.00 Uhr bietet die<br />
LMU ein vielfältiges Programm für alle, die an<br />
einem Studium interessiert sind: Ob Buchwissenschaft,<br />
Mathe oder Zahnmedizin – mehr als 70<br />
Fächer präsentieren sich mit Studieninformationen,<br />
Probevorlesungen, Vorführungen und in<br />
persönlichen Gesprächen. Ab 9.00 Uhr informiert<br />
die Zentrale Studienberatung über Zulassung und<br />
Formalitäten rund ums Studium sowie über die<br />
neuen Studienabschlüsse Bachelor und Master.<br />
Verschiedene Studiengänge stellen sich im Lichthof,<br />
den Dekanatsgängen und der Thomas-Mann-<br />
Designkonzept und layout<br />
HAAK& NAKAT<br />
[www.haak-nakat.de]<br />
Distribution<br />
Kommunikation und Presse LMU: Mathias Schiener<br />
anzeigen<br />
Kommunikation und Presse LMU<br />
issn 0940-0141<br />
Halle des Hauptgebäudes der LMU am Geschwister-Scholl-Platz<br />
1 vor. Ab 10.00 Uhr beginnt die<br />
Präsentation der Fächer - hier können sich Interessierte<br />
beispielsweise über seltene Fächer wie<br />
etwa Tibetologie, Indologie, Japanologie oder Albanologie<br />
informieren, Letzteres ist in Deutschland<br />
einzigartig. Zahlreiche Fachbereiche öffnen<br />
die Türen ihrer Institutsgebäude, wie etwa die<br />
Geschichtswissenschaften im Historicum (Schelling-/Amalienstraße),<br />
die Sprach- und Literaturwissenschaften<br />
in der Schellingstraße 3 und im<br />
Hauptgebäude, die Tiermedizin in der Königinstraße<br />
12, die Humanmedizin in der Pettenkoferstraße<br />
11 sowie die Ägyptologie und Klassische<br />
Archäologie in der Meiserstraße 10. Das Angebot<br />
am Tag der Offenen Tür hilft künftigen Studierenden<br />
bei einer qualifizierten Studienwahl und bietet<br />
ihnen eine erste Orientierungshilfe an der Uni.<br />
Auch Lehrkräfte, besonders Beratungslehrkräfte,<br />
die an ihren Schulen für die Studien- und Berufswahl<br />
zuständig sind, können ihr Wissen über die<br />
zahlreichen Studiengänge an diesem Tag umfassend<br />
aktualisieren. In persönlichen Gesprächen<br />
mit Wissenschaftlern und Studierenden erhalten<br />
die Besucher Informationen aus erster Hand.<br />
Titel- und heftgrafik: [www.haak-nakat.de]<br />
umschlagfoto: Christoph Olesinski<br />
fotos im heft:<br />
Piero Grandesso / wikipedia (S. 2); Paula-Irene Villa, Anja Bukel, Friedrich<br />
Schmidt, privat (S. 7); Claus Gnutzmann (S. 8); Michak / wikipedia (S. 12);<br />
Christoph Olesinski (S. 16 / 17); Andreas Steeger (S. 18 / 19); Willi Ernst Seitz<br />
(S. 20); Anja Burkel (S. 21); Friedrich Schmidt (S. 22 / 23); Felix Baier (S. 26 / 27);<br />
Heinz Langhals (S. 28); Studentenwerk <strong>München</strong> (S. 30); Jan Greune (S. 31);<br />
Bert Sakmann (S. 32); Alle weiteren Bilder: Friedrich Schmidt bzw. LMU.<br />
akTuelle sTellenangeBoTe Der luDwig-maximilians-uniVersiTäT unTer www.lmu.De/sTellenangeBoTe
ÖFFNUNGSZEITEN<br />
IM SEMESTER:<br />
MONTAG BIS FREITAG<br />
10 – 16 UHR
www.lmu.de/presse/mum