Download der Ausgabe als pdf - SMZ Liebenau

drogen in graz
drogen in graz
Vortrag von Suchtkoordinator ulf zeder
Zusammengefasst von Inge Zelinka-Roitner
„Sucht kann jeden treffen,
aber nicht jeder wird gleich
getroffen!“,
so der Suchtkoordinator der Stadt Graz,
Dr. Ulf Zeder. In einer Forumsveranstaltung
des SMZ im Juni wies er damit auf die
Schichtspezifik der Drogenproblematik hin.
Allein beim Thema Rauchen sähe man, so
Zeder, dass vor allem junge, arme Mädchen
überproportional betroffen seien. Auch
die Wohngegend stelle einen Einflussfaktor
dar: sind Drogen direkt vor der Haustür
sichtbar, erleichtere dies den Konsum. Sicherheit
an öffentlichen Orten gehöre daher
zur Drogenprävention, weshalb auch die
Forderung nach mehr Polizeipräsenz an
Orten wie z. B. dem Volksgarten ihre Berechtigung
habe.
Sucht als gesellschaftliches Phänomen
behandeln
dass die Zahl der Abhängigen lediglich geschätzt
werden könne. Pro Jahr gäbe es
in Graz ca. fünf bis sieben Drogentote, die
Notaufnahme im LKH Graz verzeichne pro
Woche an die drei Drogennotfälle. Dabei
handle es sich meist um Überdosierungen
mit einem Tag Aufenthalt.
Sowohl Graz, als auch gesamt Österreich,
führe die unrühmliche Statistik bei jungen,
unter 25-jährigen Drogentoten an. In Graz
begännen bereits sehr junge Abhängige in
frühem Stadium mit intravenösem Konsum
und der gleichzeitigen Einnahme von „Benzos“
(Benzodiazepine, so genannte Tranquilizer),
eine Kombination mit hohem Todesrisiko.
Benzos würden bei Angstzuständen
und Depressionen Sinn machen, seien
aber bei vielen Drogenabhängigen zu hoch
dosiert, beeinträchtigen die Urteilsfähigkeit,
führen zu Sexualstörungen und schwächen
die Antriebskraft.
SMZ INFO Dezember 2012
„Wenn eine Droge kulturell sehr gut verankert
ist und starke soziale Strukturen und
Regeln da sind, gibt es weniger Probleme“,
bestätigt der Suchtkoordinator. Jene ca.
10.000 GrazerInnen, welche Cannabis konsumierten,
seien sozial meist gut integriert.
Zeder appellierte auch an die Drogenpolitik,
Sucht als Krankheit und nicht als moralisches
Fehlverhalten zu betrachten. Daher
solle man auch nicht versuchen, Süchtige
aus dem Gesichtsfeld zu vertreiben, sondern
sie zu inkludieren. Auch Notfalleinrichtungen
für Süchtige seien in diesem Zusammenhang
wichtig.
Hohe Zahl an jungen
Drogentoten
In einer kurzen Bestandsaufnahme des
„Grazer Problems“ wies Zeder darauf hin,
Gefahr: neue Drogen am Markt
Zu den „großen Gewinnern“ der Suchtgiftpräparate
gehören laut Zeder in Graz vor
allem synthetische Drogen und Drogen
„auf Rezept“: Substitol, Subutex und Compensan.
Aber auch sogenannte Haushaltsdrogen
seien vor allem bei jungen Süchtigen
im Steigen begriffen: Lachgas, Tierdrogen
(z. B. die weißen Absonderungen der Erdkröte)
oder auch „legal highs“, die im Internet
als Düngemittel oder Raumluft-Verbesserer
angepriesen werden.
Als besonders problematisch schätzt der
Suchtkoordinator „Research Chemicals“
wie Methylone, MDPV oder Mephedron (mit
ca. 200 Abhängigen in Graz) ein. Allein im
letzten Jahr kamen an die 50 neue Stoffe
hinzu. Mephedron, berichtet Zeder, gelte in
Expertenkreisen als relativ harmlose Dro-
10