Vogelwelt der Alpen - BirdLife Österreich
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Biologie<br />
Greifvogel-Individuenzahlen beim Zug über Kärnten. Schwarze Pfeile: Parallelbeobachtungen an<br />
den Südpässen im Frühherbst. Dünner Pfeil: < 5 Ind./Std., dicker Pfeil: 70 Ind./Std. Beobachtungsstationen:<br />
1 – Plöckenpass, 2 – Straniger Alm, 3 – Naßfeld, 4 – Poludnig, 5 – Arnoldstein-<br />
Wurzenpass, 6 – Bärensattel, 7 – Hajnžsattel und 8 – Seebergsattel. Rote Pfeile: Individuenstarke<br />
Wespenbussard-Beobachtungen: 1 – 93 am 24.8.2008, 2 – 235 am 29.8. und 101 am 30.8.2005,<br />
3 – mehrfach mehrere 100 Ind. und 4 – 401 am 21.5.2008.<br />
Anzahl mittels Parallelbeobachtungen erhobener Greifvogelarten über <strong>der</strong> Kärntner Südkette im<br />
Frühherbst. Für Beobachtungsstationen siehe Karte oben. Pfeile: Schwarz: 0–0,24 Arten/Std., Grün:<br />
0,25–0,49 Arten/Std. und Rot: 0,5–0,74 Arten/Std.<br />
338 Der Falke 56, 2009<br />
sein, weil stabile Schönwetterlagen<br />
so seltene Arten wie Adlerbussard,<br />
Habichtsadler, Schlangenadler,<br />
Schmutz- und Mönchsgeier zu Ausflügen<br />
in den Norden einladen. Gerade<br />
nach <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Geierstation<br />
„Riserva naturale del Lago di Cornino“<br />
in Oberitalien treten im Sog <strong>der</strong><br />
Gänsegeier die letztgenannten Geierarten<br />
nunmehr vermehrt im Gebiet<br />
auf. Der Juli weist zwar immer noch<br />
ein schwaches Zuggeschehen auf,<br />
doch wendet sich nun das Blatt – <strong>der</strong><br />
Herbstzug beginnt. Vereinzelt zeigen<br />
sich zu dieser Zeit etwa Schwarzmilane<br />
o<strong>der</strong> Wiesenweihen. Ähnlich<br />
wie im Mai dominiert auch im<br />
August <strong>der</strong> Wespenbussard klar das<br />
Bild. Im Raum Arnoldstein ziehen in<br />
<strong>der</strong> letzten Augusthälfte und den ersten<br />
Septembertagen rund 4000 Wespenbussarde<br />
durch, <strong>der</strong> stärkste wirklich<br />
inneralpine Zug dieser Art in den<br />
Ostalpen. Zur besseren Erforschung<br />
dieses Phänomens hat <strong>BirdLife</strong> <strong>Österreich</strong>,<br />
Landesgruppe Kärnten, seit<br />
2007 das sogenannte „Raptor Migration<br />
Camp“ eingerichtet. Dort<br />
wird zwei Wochen lang ganztägig<br />
<strong>der</strong> Greifvogelzug beobachtet. Auch<br />
Nachweise an<strong>der</strong>er seltener Arten wie<br />
Skua (zweiter Nachweis für Kärnten),<br />
Falkenraubmöwe (fünfter Nachweis)<br />
und Mantelmöwe (zweiter Nachweis)<br />
konnten schon erbracht werden. Der<br />
September ist ähnlich abwechslungsreich<br />
wie <strong>der</strong> April, und nachdem<br />
die Dominanz des Wespenbussards<br />
beendet ist, kann eine Fülle von Arten<br />
beobachtet werden, darunter z. B.<br />
Rohrweihe, vielleicht einmal ein Rotmilan<br />
o<strong>der</strong> man kommt gar in die<br />
Verlegenheit einen aus dem Norden<br />
durchziehenden Wan<strong>der</strong>falken mit<br />
Merkmalen <strong>der</strong> Unterart calidus von<br />
einem Sakerfalken unterscheiden zu<br />
müssen. Auffällig ist das praktisch<br />
völlige Fehlen des Rotfußfalken im<br />
Herbst, <strong>der</strong> durch seinen ausgeprägten<br />
Schleifenzug zu dieser Zeit weiter im<br />
Osten Europas durchzieht. Im Oktober<br />
dominiert <strong>der</strong> Mäusebussard das<br />
Bild, gleichzeitig erfolgt <strong>der</strong> Ein- und<br />
Durchzug von Kornweihe und dem<br />
den Finkenschwärmen folgenden<br />
Kärntens nächste Greifvogelart? Der Kaiseradler<br />
konnte im Bundesland bisher nie zweifelsfrei<br />
nachgewiesen werden.<br />
Foto: O. Samwald. Bernhardsthal, Nie<strong>der</strong>österreich, 15.8.2008.