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Vogelwelt der Alpen - BirdLife Österreich

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Editorial<br />

324 Der Falke 56, 2009<br />

Vogelkunde in Kärnten<br />

Liebe FALKE-LeserInnen,<br />

Kärnten ist das größte inneralpine Becken;<br />

die zentralen Talräume sind von<br />

zum Teil gewaltigen Bergmassiven<br />

umgeben. Entsprechend dominieren<br />

in den Beckenlagen intensiv landwirtschaftlich<br />

genutzte Gebiete. Dabei<br />

hat vor allem <strong>der</strong> intensive Maisanbau<br />

<strong>der</strong> letzten Jahrzehnte hier zu<br />

einer gravierenden Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Vogelgemeinschaft geführt. Rötelfalke,<br />

Blauracke und Schwarzstirnwürger<br />

sind als Brutvögel verschwunden,<br />

Arten wie Rebhuhn o<strong>der</strong> Kiebitz sind<br />

akut gefährdet. In den Talrandlagen<br />

sind bis heute aber noch zahlreiche<br />

klein strukturierte und streuobstwiesenreiche<br />

Areale vorhanden, wo sich<br />

Wiedehopf, Wendehals und Neuntöter<br />

halten können. Auch die größte österreichische<br />

Population <strong>der</strong> Zwergohreule<br />

fi ndet sich in diesem Landschaftstyp.<br />

Abhängig von <strong>der</strong> Lage<br />

in <strong>der</strong> Sonn- o<strong>der</strong> Schattenseite folgt<br />

danach ein mehr o<strong>der</strong> weniger breiter<br />

Waldgürtel, wobei Kärnten das relativ<br />

waldreichste Bundesland <strong>Österreich</strong>s<br />

ist. In den bedrohten, submediterran<br />

geprägten Buchenmischwäl<strong>der</strong>n Südkärntens<br />

gibt es Restbestände von<br />

Habichtskauz, Weißrückenspecht und<br />

Zwergschnäpper, die kontinentaleren<br />

Koni ferenwäl<strong>der</strong> im Norden des<br />

Landes sind Lebensraum für Arten<br />

wie Auerhuhn, Raufuß- und Sperlingskauz<br />

sowie Dreizehenspecht. In<br />

<strong>der</strong> Waldaufl ösungszone leben viele<br />

Vogelarten wie das Birkhuhn o<strong>der</strong> die<br />

Ringdrossel. Als Kleinod in feuchten<br />

Latschenbereichen kann in den Hohen<br />

Tauern das Rotsternige Blaukehlchen<br />

gefunden werden, über dessen<br />

Bestandsentwicklung in Kärnten<br />

Gerald Malle ausführlich in diesem<br />

Heft berichtet.<br />

Die alpinen Gebiete oberhalb <strong>der</strong><br />

Waldgrenze sind die Heimat von<br />

<strong>Alpen</strong>schneehuhn, <strong>Alpen</strong>braunelle,<br />

Schneesperling & Co., doch ist das<br />

Bundesland vor allem auch für das<br />

größte alpine Vorkommen des Mornellregenpfeifers<br />

bekannt. W. Petutschnig<br />

und Ernst Albegger (von <strong>der</strong><br />

<strong>BirdLife</strong> Steiermark Landesgruppe)<br />

stellen in ihrem Porträt die Lebensweise<br />

und das sensible Habitat dieser<br />

beson<strong>der</strong>en Vogelart vor. Letztlich<br />

darf man in Kärnten auch nicht die<br />

Gewässer vergessen, ist es doch auch<br />

das seenreichste Bundesland <strong>Österreich</strong>s.<br />

Hier brüten nicht nur Arten<br />

wie Zwergrohrdommel o<strong>der</strong> Haubentaucher,<br />

es kommen auch viele überwinternde<br />

und durchziehende Gäste<br />

zu uns.<br />

Fast alle genannten Habitattypen<br />

kom men am Dobratsch vor, dem<br />

Siegfried Wagner und R. Kurt Buschenreiter<br />

einen Beitrag widmen. Im<br />

größten Bergsturzgebiet <strong>der</strong> Ostalpen<br />

fi nden sich neben montanen und<br />

alpinen Arten (darunter das einzige<br />

regelmäßige Vorkommen des Zitronenzeisigs<br />

in Kärnten) zahlreiche<br />

wärmeliebende Arten wie Ziegenmelker,<br />

<strong>Alpen</strong>segler, Steinrötel o<strong>der</strong> die<br />

Zippammer.<br />

Josef Feldner beschäftigt sich ein seinem<br />

Beitrag mit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

<strong>Alpen</strong>ornithologie. Es ist ein Zweig,<br />

dem schon auf Grund <strong>der</strong> schweren<br />

Zugänglichkeit vieler Gebiete und<br />

damit sehr schwieriger Erforschbarkeit<br />

Respekt gezollt werden muss.<br />

Ebenfalls über die Grenzen Kärntens<br />

hinaus beschäftigt sich mein Artikel<br />

zum Greifvogelzug. Dabei wird nicht<br />

nur über den vermutlich stärksten<br />

inneralpinen Wespenbussardzug <strong>der</strong><br />

Ostalpen berichtet, son<strong>der</strong>n erstmals<br />

werden auch Karten zur räumlichen<br />

Verteilung von Arten und Individuen<br />

im Bundesland vorgestellt.<br />

Darüber hinaus gibt es von Werner<br />

Sturm für die Region wichtige Literatur-<br />

und Reisetipps; außerdem erklärt<br />

er einige Kärntner Vogelnamen. Letzteres<br />

ist für unsere Gäste manchmal<br />

auch wirklich nötig, denn einer <strong>der</strong><br />

lieblichsten Dialekte des deutschen<br />

Sprachraums hat auch so seine Tükken:<br />

Wer vermutet schon hinter <strong>der</strong><br />

„Tschoja“ den Eichelhäher o<strong>der</strong> dem<br />

„Tschuk“ die Zwergohreule? Damit<br />

die Kärntner <strong>Vogelwelt</strong> aber nicht<br />

ganz so rätselhaft bleibt, sei an dieser<br />

Stelle auch erwähnt, dass sich allerlei<br />

weiterführende Informationen leicht<br />

<strong>der</strong> jüngst erschienenen Avifauna<br />

(Brut- und Gastvögel) und <strong>der</strong> Bird-<br />

Life Kärnten Homepage (www.birdlife.at/kaernten)<br />

entnehmen lassen.<br />

Ich hoffe, ich konnte Ihnen die <strong>Vogelwelt</strong><br />

Kärntens in aller Kürze etwas<br />

näher bringen. Fast nirgendwo in Europa<br />

sind Berge und Seen so eng miteinan<strong>der</strong><br />

verbunden, was neben dem<br />

landschaftlichen Reiz auch eine interessante<br />

Artenvielfalt auf engstem<br />

Raum zur Folge hat. Wir von <strong>der</strong><br />

<strong>BirdLife</strong> Landesgruppe Kärnten würden<br />

uns über vogelkundliche Besucher<br />

aus den Nachbarlän<strong>der</strong>n freuen<br />

und stehen für weiterführende Information<br />

gerne zur Verfügung!<br />

Ihr<br />

Dr. Remo Probst<br />

Geschäftsführer <strong>BirdLife</strong> <strong>Österreich</strong><br />

Landesgruppe Kärnten

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