Vogelwelt der Alpen - BirdLife Österreich

die Bestimmung im Sinne eines Hinweises auf den Lebensraum
der Art keinen wirklichen Anhaltspunkt.
Fasst man den Gesamteindruck mit den wesentlichen
Faktoren wie Größe, Körperproportionen und Befi ederung
zusammen, so wird man unwillkürlich an einen unserer
bekanntesten Vögel, die Schwarzdrossel oder Amsel,
erinnert. Die Zuordnung der Art in die zugehörige Familie,
nämlich Drosseln, sollte deshalb nicht allzu schwer
fallen. Handelt es sich aber tatsächlich um eine Amsel
oder doch um eine der anderen fünf in Mitteleuropa heimischen
Echten Drosseln (Turnidae)?
Die drei Arten Mistel-, Sing- und Rotdrossel verfügen
über ein bräunliches Gefi eder mit heller weißlicher
oder bräunlichweißer Unterseite, die kräftig schwarz oder
braunschwarz gefl eckt ist. Die Rotdrossel weist zudem
neben der markanten Kopfzeichnung in Form des Überaugen-
und Bartstreifens die charakteristische rostrote
Flankenfärbung auf. Alle drei Arten entsprechen in Farbe
und Musterung des Gefi eders wie in einigen anderen
physischen Merkmalen (Proportionen, Größe) nicht dem
abgebildeten Vogel. Dies gilt auch für die Wacholderdrossel,
deren Kopf- und Rückenpartie bis auf den rotbraunen
Mantel grau bis hellgrau befi edert ist.
Es bleibt somit nur mehr die Wahl zwischen Amsel oder
Ringdrossel, wobei die Unterscheidung aufgrund des
namensgebenden Körpermerkmales bei adulten Ringdrosseln
im Normalfall kaum Schwierigkeiten bereiten sollte.
Es ist aber zu beachten, dass der Brustring beim Weibchen
allgemein matter gefärbt ist oder im ersten Winter
fast und im Jugendkleid völlig fehlen kann. Auch können
Amseln an der Brust manchmal weiße Federn zeigen.
Wenn wir unseren Rätselvogel mit seiner Gefi ederfärbung
und -musterung ansehen, muss jedenfalls
der Schluss gezogen werden, dass es sich aufgrund der
Farbe des Gefi eders weder um eine adulte Amsel noch um
eine adulte Ringdrossel handeln kann. Die vom Brustring
abgesehen auffälligsten Körpermerkmale für Ringdrosseln
wie Stromlinienform, weißes Flügelfeld, langer Schwanz
und große Handschwingenprojektion können aber im Bild
wiedererkannt werden. Wenn man die Abbildung des Vogels
aufmerksam ansieht, wird man auch den einheitlich
grauen Fleck an der Brust des Vogels, den man bei fl üchtiger
Betrachtung leicht übersehen kann, als Brustringansatz
einer Ringdrossel deuten können.
Für die Altersbestimmung des Vogels ist festzuhalten,
dass er sowohl Gefi edermerkmale des Jugendkleides,
wie cremeweiße Unterseite mit dunkler Musterung, als
auch des ersten Winters, wie silbriggraue Ränderung der
Armschwingen und -decken, aufweist. Deshalb ist von
einem Vogel im Übergangskleid vom Jugendkleid in das
erste Winterkleid auszugehen.
Von der Ringdrossel gibt es in Europa zwei Unterarten:
Die „Nördliche Ringdrossel“ (Turdus torquatus torquatus)
brütet in Fennoskandien und tritt in Mitteleuropa
vor allem von Mitte April bis Mitte Mai und Ende September
bis Mitte Oktober als Durchzügler auf. Der abgebildete
Gewinner des
August-Rätsels:
Jochen Brüggemann, Essen
Peter Schonert, Luckau
Martin Knoerl, Sigmarszell
Wir gratulieren.
Eingesandte Lösungen: 134
davon Ringdrossel (70), Strandpieper (16), Misteldrossel
(15), Wacholderdrossel (11), Singdrossel (4),
Sperbergrasmücke (4), Wiesenpieper (3), Bergpieper
(2), Blaumerle (2) sowie Einsiedlerdrossel, Feldlerche,
Feldschwirl, Grauschnäpper, Schwarzkehldrossel
und Waldpieper.
Jungvogel wurde in Kärnten aufgenommen und gehört
der Unterart T. t. alpestris („Alpenringdrossel“) an, welche
in höheren Lagen im Alpinbereich an der Baumgrenze
brütet. Österreich beherbergt etwa 10 % des Weltbestandes
dieser Unterart und trägt daher eine besondere Verantwortung
für den Schutz. Beide Unterarten verlassen bis
Ende September die Brutareale und überwintern vor allem
im Mittelmeerraum (z. B. im Atlasgebirge). Sie sind feldornithologisch
jedoch nur sehr schwer auseinanderzuhalten,
die Alpenringdrossel ist allerdings stärker geschuppt als
ihre nordischen Artgenossen.
Werner Sturm
T. Griesohn-P� ieger/C. Moning/M. Horn
Grundkurs Vogelbestimmung
ca. Dezember 2009. ca. 350 S.,
ca. 400 farb. Abb., geb.,
ISBN 978-3-494-01416-6,
Best.-Nr.: 494-01416
Vorbestellerpreis € 14,95
(nach Erscheinen € 19,95)
Eine Einführung zur
Beobachtung und
Bestimmung unserer
einheimischen Vögel
Wie lerne ich es, einen Vogel von
einem anderen zu unterscheiden?
Auf welche Merkmale muss ich
achten, und wie erkenne ich diese
am schnellsten? Welche Hilfsmittel
und „Brücken“ bieten sich an? Wer
bisher orientierungslos in einem
„Bilderbuch“ blätterte, � ndet hier
den richtigen Einstieg – und ein
schnelles „Erfolgserlebnis“!
€ 14,95
ANZEIGE