âRoter Fadenâ - SPD-Ortsverein Sehnde
âRoter Fadenâ - SPD-Ortsverein Sehnde
âRoter Fadenâ - SPD-Ortsverein Sehnde
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ottermann-Schnellweg<br />
Nicht selten taucht in der Presse bei<br />
entsprechenden Anlässen der Begriff<br />
„Ottermann-Schnellweg“ auf. So<br />
ziemlich jedem ist klar, welche Straße<br />
da gemeint ist, nämlich der Verbindungsweg<br />
zwischen dem Dorf Bolzum<br />
und der ehemaligen Bergarbeitersiedlung<br />
Klein-Bolzum.<br />
Keine offizielle Bezeichnung, mehr<br />
so eine Erinnerung an einen außergewöhnlichen<br />
Mann, der in beiden<br />
Ortsteilen seinen Wohnsitz hatte.<br />
Angelegt wurde der asphaltierte Weg<br />
kurz nach dem Einzug des besagten<br />
Helmut Ottermann in den Kreistag<br />
von Hildesheim-Marienburg, ein erster<br />
wichtiger Beitrag für die Infrastruktur<br />
zwischen beiden vorgenannten<br />
Ortsteilen.<br />
Weit verbreitet ist die Mär, dass das<br />
Ottermannsche Auto den Weg nach<br />
anstrengenden Ratssitzungen und vor<br />
allem bei den nicht minder aufreibenden<br />
Nachsitzungen auch ohne Einflussnahme<br />
seines Besitzers bewältigt<br />
hätte.<br />
Der Politiker<br />
Wer war denn nun dieser Helmut<br />
Ottermann, an dem, spricht man in<br />
Bolzum von vergangenen Tagen, niemand<br />
vorbei kommt. Der ehemalige<br />
Ratsherr, stellvertretende Gemeindedirektor,<br />
Bürgermeister und Kreistagsabgeordneter<br />
hat die politische Landschaft<br />
des ehemaligen selbständigen<br />
Dorfes von 1961 bis 1974 wesentlich<br />
geprägt.<br />
Seine Ideen, seine Tatkraft, Durchsetzungsvermögen,<br />
Überredungskunst<br />
und letztlich Mut zum Risiko<br />
haben das Dorf an der Beeke voran<br />
gebracht. Auch heute noch sind die<br />
damals getätigten Investitionen eine<br />
Bereicherung für Bolzum. Die wesentlichen<br />
Punkte sind die Sporthalle mit<br />
anschließenden Gemeindezentrum,<br />
Sportplatz und Schießsportanlage,<br />
die Gründung des Kindergartens und<br />
das Vorantreiben der Wohnbebauung<br />
am Mühlenberg. Sicher sind die anderen<br />
Männer des Rates kaum weniger<br />
verantwortlich für die Durchführung<br />
dieser Investitionen gewesen, aber<br />
den Anstoß für das meiste gab eben<br />
dieser Helmut Ottermann.<br />
Für seine Verdienste um die Allgemeinheit<br />
erhielt er auch 1975 das<br />
Bundesverdienstkreuz.<br />
Seine Kindheit<br />
Geboren wurde Helmut Ottermann<br />
1919 in Ronnenberg als erstes Kind<br />
des Ehepaares August und Erna<br />
Ottermann. Es folgten noch drei<br />
Geschwister.<br />
Helmut Ottermann<br />
1919 bis 1980<br />
von Otto Lesemann<br />
Ausbildung<br />
Der Vater war Schachtaufseher im Kaliwerk<br />
Ronnenberg. Da war es eigentlich<br />
klar, welchen Beruf der Helmut<br />
nach dem Besuch der Volksschule<br />
1933 ergreifen würde. Aber erst nach<br />
einem Umweg über eine Tischlerlehre<br />
in Wennigsen kam der Einstig in den<br />
Kalibergbau. Nach dreijähriger Praxis<br />
begann er 1939 die Ausbildung zum<br />
Steiger in der Bergvorschule in Bülten<br />
bei Ilsede.<br />
Kriegsjahre<br />
Aber der Zweite Weltkrieg forderte<br />
auch ihn. Bei der Marine in Bremerhaven<br />
wurde Ottermann zum Funker<br />
ausgebildet. 1941 kam dann auf dem<br />
Handelsstörer „Thor“ der Kriegseinsatz<br />
bei der zweiten Reise des Schiffes<br />
in die Südhälfte unserer Erde. 11<br />
Monate blieb das Schiff ununterbrochen<br />
auf See und kam im November<br />
nach 321 Seetagen in Yokohama in<br />
Japan an. Hier ereignete sich eine<br />
bis heute nicht aufgeklärte Explosion<br />
bei der Brennstoffübernahme,<br />
die das Schiff unbrauchbar machte.<br />
Die Mannschaft wurde bei der Rückreise<br />
nach Deutschland auf einem so<br />
genannten Blockadebrecher vor der<br />
spanischen Küste durch alliierte Einheiten<br />
aufgebracht und gefangen genommen.<br />
Helmut verbrachte die sich<br />
anschließende Kriegsgefangenschaft<br />
überwiegend unbeschadet als Koch<br />
in Kanada und England. Die damals<br />
ausgeübte Kunst pflegte er später<br />
noch oft bei besonderen Anlässen<br />
auszuüben. 1946 kam er zurück nach<br />
Ronnenberg.<br />
Studium<br />
Sofort nahm er die Berufslaufbahn im<br />
Bergbau wieder auf. 1948 bis 1950<br />
besuchte er die Berg – und Hüttenschule<br />
in Clausthal und wurde nach<br />
Abschluss des Studiums auf dem Kaliwerk<br />
Friedrichshall in <strong>Sehnde</strong> angestellt.<br />
Über die Stationen Grubensteiger,<br />
Reviersteiger und Fahrsteiger war<br />
er beim Ausscheiden aus dem Beruf<br />
1975 zuletzt Sicherheitsingenieur dieser<br />
Schachtanlage.<br />
Freizeit<br />
Trotz der alles anders als leicht zu<br />
bezeichnenden Tätigkeit im Grubenbetrieb<br />
suchte und fand er auch noch<br />
genügend Betätigung außerhalb des<br />
Bergbaus. Erwähnenswert ist hier<br />
die Gründung eines Theatervereins,<br />
mit dem er Aufführungen in und<br />
um <strong>Sehnde</strong> ausführte. Die Darsteller<br />
rekrutierte er in der Hauptsache<br />
aus den Mitarbeitern der Grube und<br />
deren Freundinnen. Hauptsächlich<br />
engagierte sich Ottermann aber in<br />
der Gewerkschaft IGB und war ab<br />
1955 auch im Betriebsrat des Kaliwerkes<br />
zum Vertreter der Angestellten<br />
gewählt.<br />
<strong>SPD</strong> – seine Partei<br />
Obwohl von Kindesbeinen der <strong>SPD</strong><br />
zugeneigt, der Vater August gab hier<br />
die Richtung vor, kam aber erst 1961<br />
der eigentliche Politikeinstieg nach der<br />
Fortsetzung Seite 8<br />
4 ROTER FADEN 11/2008