Preisausschreiben Ausgabe 7/06 - Heimkehr-Hannover.de
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läutete es wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r<br />
Flurtür. „Entschuldigen<br />
Sie mich, bitte?“ Er nickte.<br />
Draußen vor <strong>de</strong>r Tür stand<br />
ein Hausierer mit schreiend<br />
bunten Ansichtskarten und<br />
erzählte mir eine sehr lange<br />
und sehr traurige Geschich-<br />
te, <strong>de</strong>ren ersten Teil ich mir<br />
tapfer und mit zusammen-<br />
gebissenen Ohren anhörte.<br />
Dann gab ich ihm das Klein-<br />
geld, das ich lose bei mir<br />
trug, und wir wünschten<br />
einan<strong>de</strong>r auch weiterhin al-<br />
les Gute. Obwohl ich mich<br />
standhaft weigerte, drängte<br />
er mir als Gegengeschenk<br />
ein halbes Dutzend <strong>de</strong>r<br />
schrecklichen Karten auf.<br />
Er sei, sagte er, schließlich<br />
kein Bettler. Ich achtete sei-<br />
nen schönen Stolz und gab<br />
nach. Endlich ging er.<br />
Als ich ins Wohnzimmer<br />
zurückkam, zog Nikolaus<br />
gera<strong>de</strong> ächzend <strong>de</strong>n rech-<br />
ten Stiefel an. „Ich muss<br />
weiter“, meinte er, „es hilft<br />
nichts. Was haben Sie <strong>de</strong>nn<br />
da in <strong>de</strong>r Hand?“ - „Postkar-<br />
ten. Ein Hausierer zwang sie<br />
mir auf.“ - „Geben Sie her.<br />
Ich weiß Abnehmer. Besten<br />
Dank für Ihre Gastfreund-<br />
schaft. Wenn ich nicht <strong>de</strong>r<br />
Weihnachtsmann wäre,<br />
könnte ich Sie benei<strong>de</strong>n.“<br />
Wir gingen in <strong>de</strong>n Flur,<br />
wo er seine Utensilien auf-<br />
nahm. „Scha<strong>de</strong>“, sagte ich.<br />
„Sie sind mir noch einen<br />
Teil Ihres Jahreslaufs schul-<br />
dig.“ Er zuckte die Achseln.<br />
„Viel ist im Grun<strong>de</strong><br />
nicht zu erzählen. Im<br />
Februar kümmere ich<br />
mich um <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rfasching.<br />
Später ziehe ich<br />
auf Frühjahrsmärkten<br />
umher. Mit Luftballons<br />
und billigem mechanischen<br />
Spielzeug. Im Sommer<br />
bin ich Ba<strong>de</strong>meister und<br />
gebe Schwimmunterricht.<br />
Manchmal verkaufe ich auch<br />
Eiswaffeln in <strong>de</strong>n Straßen.<br />
Ja, und dann kommt schon<br />
wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Herbst - und nun<br />
muss ich wirklich gehen.“<br />
Wir schüttelten uns<br />
die Hand. Ich sah ihm<br />
vom Fenster aus nach.<br />
Er stapfte mit grossen,<br />
hastigen Schritten<br />
durch <strong>de</strong>n Schnee. An<br />
<strong>de</strong>r Ecke Ungerstraße war-<br />
tete ein Mann auf ihn. Er<br />
sah wie <strong>de</strong>r Hausierer aus,<br />
wie <strong>de</strong>r Redselige mit <strong>de</strong>n<br />
blö<strong>de</strong>n Ansichtskarten. Sie<br />
bogen gemeinsam um die<br />
Ecke. O<strong>de</strong>r hatte ich mich<br />
getäuscht? Eine Viertel-<br />
stun<strong>de</strong> danach klingelte es<br />
schon wie<strong>de</strong>r. Diesmal er-<br />
schien <strong>de</strong>r Laufbursche <strong>de</strong>s<br />
Delikatessengeschäftes<br />
Zimmermann Söhne. Ein<br />
angenehmer Besuch! Ich<br />
wollte bezahlen, fand aber<br />
die Brieftasche nicht gleich.<br />
„Das hat ja Zeit, Herr Dok-<br />
tor“, meinte <strong>de</strong>r Bote väter-<br />
lich. „Ich möchte wetten,<br />
dass sie auf <strong>de</strong>m Schreib-<br />
tisch gelegen hat!“ sagte<br />
ich. „Nun gut, ich begleiche<br />
die Rechnung morgen. Aber<br />
warten Sie noch, ich bring‘<br />
Ihnen eine gute Zigarre!“<br />
Die Kiste mit <strong>de</strong>n Zigarren<br />
fand ich auch nicht gleich.<br />
Dezember <strong>06</strong><br />
Das heißt, später fand ich<br />
sie ebensowenig. Die Zigar-<br />
ren nicht. Die Brieftasche<br />
auch nicht. Das silberne<br />
Zigarettenetui war auch<br />
nicht zu fin<strong>de</strong>n. Und die<br />
Manschettenknöpfe mit<br />
<strong>de</strong>n großen Mondsteinen<br />
und die Frackperlen waren<br />
we<strong>de</strong>r an ihrem Platz noch<br />
sonstwo. Je<strong>de</strong>nfalls nicht in<br />
meiner Wohnung.<br />
Ich konnte mir gar nicht<br />
erklären, wohin das alles<br />
geraten sein mochte. Es<br />
wur<strong>de</strong> trotz<strong>de</strong>m ein<br />
stiller hübscher Abend.<br />
Es klingelte niemand mehr.<br />
Wirklich, ein gelungener<br />
Abend. Nur irgend etwas<br />
fehlte mir. Aber was? Eine<br />
Zigarre? Natürlich! Glückli-<br />
cherweise war das gol<strong>de</strong>ne<br />
Feuerzeug auch nicht mehr<br />
da. Denn das muss ich, ob-<br />
wohl ich ein ruhiger Mensch<br />
bin, bekennen: Feuer zu ha-<br />
ben, aber nichts zum Rau-<br />
chen im Haus, das könnte<br />
mir <strong>de</strong>n ganzen Abend ver-<br />
<strong>de</strong>rben!<br />
Vorstand, Aufsichtsrat und Mitarbeiter <strong>de</strong>r Wohnungsgenossenschaft<br />
<strong>Heimkehr</strong> eG wünschen Ihnen eine<br />
friedliche und sorgenfreie Advents- und Weihnachtszeit.<br />
Wir sagen „Danke“ für Ihre Treue und freuen uns jetzt<br />
schon mit Ihnen auf ein erfolgreiches Jahr 2007.<br />
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