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Aktivitätsscores bei chronischer Polyarthritis und Morbus Bechterew

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ESSG Kriterien (Europäische<br />

Studiengruppe für<br />

Spondylarthropathien)<br />

Entzündlicher Rückenschmerz oder Synovitis<br />

asymmetrisch oder dominierend in den unteren<br />

Extremitäten <strong>und</strong> eines oder mehrere<br />

der folgenden Kriterien:<br />

• alternierender Gesäßschmerz<br />

• Sacroiliitis<br />

• Enthesiopathie<br />

• positive Familienanamnese<br />

• Psoriasis<br />

• entzündliche Darmerkrankungen<br />

• Urethritis oder Cervicitis oder akute<br />

Diarrhoe innerhalb eines Monats vor<br />

Arthritis<br />

zu einer gesicherten Diagnosestellung<br />

<strong>bei</strong> ca. sieben Jahren! Am gebräuchlichsten<br />

sind weiterhin die modifizierten New-<br />

York-Kriterien 1984 der Spondylitis ankylosans:<br />

• Tiefsitzender Rückenschmerz <strong>und</strong> Steifigkeit<br />

> 3 Monate, verbessert durch<br />

Bewegung<br />

• Eingeschränkte Beweglichkeit der LWS<br />

in sagittaler <strong>und</strong> frontaler Ebene<br />

• Limitierte Thoraxexkursion<br />

• Bilaterale Sacroiliitis Grad 2–4<br />

• Unilaterale Sacroiliitis Grad 3–4<br />

Das Sacroiliakal(SI)-Gelenk ist das<br />

„Schlüsselgelenk“ der SPA. Bei ca. 99<br />

Prozent der Patienten gibt sich die Erkrankung<br />

radiologisch zuerst an den SI-<br />

Gelenken zu erkennen. Charakteristisch<br />

ist eine bilaterale SIG-Arthritis mit dem<br />

Nebeneinander von Knochenabbau <strong>und</strong><br />

-anbau, subchondralen Sklerosen <strong>und</strong><br />

beginnender Ankylose (nativradiologische<br />

Graduierung 1–4).<br />

Eine gesicherte AS besteht, wenn eine<br />

unilaterale Sacroiliitis Grad 3–4 oder bilaterale<br />

Sacroiliitis Grad 2–4 <strong>und</strong> ein klinisches<br />

Kriterium bestehen.<br />

Laboruntersuchungen sind <strong>bei</strong> der AS<br />

weniger hilfreich. Nur in ca. 30–40 Prozent<br />

der Fälle finden sich Erhöhungen der<br />

Blutsenkungsreaktionen oder des C-reaktiven<br />

Proteins.<br />

Therapie: Generell kommen mehrere<br />

Therapiemaßnahmen in der Behandlung<br />

des <strong>Morbus</strong> <strong>Bechterew</strong> zum Einsatz.<br />

Wichtig zur Erhaltung der Beweglichkeit<br />

der Wirbelsäule ist eine lebenslange regelmäßige<br />

Krankengymnastik, die zum<br />

Zeitpunkt der Diagnosestellung beginnt.<br />

Der Patient sollte da<strong>bei</strong> am besten erlernte<br />

Übungen („<strong>Bechterew</strong>-Turnen“)<br />

täglich zu Hause durchführen.<br />

Ebenso bedeutend ist die medikamentöse<br />

Therapie. Neben einer Schmerztherapie<br />

v.a. mit nichtsteroidalen Antirheumatika<br />

<strong>und</strong> Kortikosteroiden kommen<br />

teilweise Basistherapeutika zum<br />

Einsatz:<br />

• NSAR haben eine gut dokumentierte<br />

Wirkung betreffend Rückgang der<br />

Schmerzsymptomatik <strong>und</strong> Morgensteife<br />

<strong>bei</strong> AS-Patienten. Ca. 20 Prozent sprechen<br />

jedoch schlecht oder gar nicht auf<br />

NSAR an. Kortikosteroide wirken vor<br />

allem <strong>bei</strong> lokaler Applikation, kaum aber<br />

systemisch. Basistherapeutika wie SZP<br />

<strong>und</strong> MTX werden <strong>bei</strong> der SPA mit peripherer<br />

Gelenkbeteiligung eingesetzt <strong>und</strong><br />

führen zu einem Rückgang der Anzahl<br />

der synovitisch geschwollenen Gelenke.<br />

• Neue Therapieoptionen sind auch <strong>bei</strong><br />

der AS oben angeführte TNF-a-Blocker.<br />

TNF-a scheint auch eine zentrale Rolle in<br />

der Pathogenese der AS zu spielen. TNFa-Level<br />

sind <strong>bei</strong> AS-Patienten in Serum,<br />

Synovia <strong>und</strong> SI-Gelenken erhöht. Insgesamt<br />

zeigen mehrere Studien, dass diese<br />

TNF-a-Blocker sehr effektiv in der<br />

Behandlung von Patienten mit schwerer<br />

aktiver AS sind (ca. 50 Prozent der Patienten<br />

hatten eine 50-prozentige Verbesserung<br />

der Krankheitsaktivität), oft auch<br />

in Kombination mit DMARDs. Um TNF-a-<br />

Blocker <strong>bei</strong> einem Patienten mit AS einzusetzen,<br />

sollte neben Vorliegen einer<br />

gesicherten Diagnose eine entsprechend<br />

hohe Krankheitsaktivität (BASDAI ≥ 4)<br />

vorliegen.<br />

• Seit Jahrzehnten wird Radon <strong>bei</strong> anhaltenden,<br />

therapieresistenten Schmerzen<br />

ergänzend eingesetzt.<br />

• Nicht selten bedürfen AS-Patienten<br />

nach jahrzehntelangem Verlauf einer endoprothetischen<br />

Gelenkversorgung <strong>und</strong><br />

einer Wirbelsäulenoperation. Entscheidend<br />

ist die Kooperation zwischen Rheumatologen<br />

<strong>und</strong> Rheumaorthopäden, um<br />

den geeigneten Operationszeitpunkt<br />

festzulegen.<br />

Krankheitsaktivität – Scores<br />

Krankheitsaktivität/<br />

Behandlungskonzepte –<br />

chronische <strong>Polyarthritis</strong><br />

Cutoff Values for different disease activity states<br />

DAS28<br />

SDAI<br />

CDAI<br />

Disease activity<br />

state<br />

Remission<br />

Low disease activity<br />

Moderate disease activity<br />

High disease activity<br />

Remission<br />

Low disease activity<br />

Moderate disease<br />

activity<br />

High disease activity<br />

Remission<br />

Low disease activity<br />

Moderate disease activity<br />

High disease activity<br />

Original<br />

definition<br />

≤ 2,6<br />

≤ 3,2<br />

≤ 5,1<br />

> 5,1<br />

≤ 5<br />

≤ 20<br />

≤ 40<br />

> 40<br />

---<br />

---<br />

---<br />

---<br />

Adaptiert von Duhm; Quelle: Aletaha D., Smolen J., Clin Exp Rheumatol 2005; 23 (Suppl. 39): S 103.<br />

Newly proposed<br />

definition<br />

≤ 2,4<br />

≤ 3,6<br />

≤ 5,5<br />

> 5,5<br />

≤ 3,3<br />

≤ 11<br />

≤ 26<br />

> 26<br />

≤ 2,8<br />

≤ 10<br />

≤ 22<br />

> 22<br />

Bereits <strong>bei</strong> der Diagnose sowie im weiteren<br />

Krankheitsverlauf sollte die Krankheitsaktivität<br />

erfasst werden, um eine<br />

aktivitätsorientierte Therapie durchzuführen.<br />

Dieses Vorgehen mit dem Ziel,<br />

eine möglichst geringe Krankheitsaktivität<br />

zu erreichen, führt nachweislich zu<br />

einem besseren Outcome.<br />

Um die Erfassung der Krankheitsaktivität<br />

<strong>bei</strong> cP-Patienten besser zu standardisieren,<br />

haben ACR, EULAR (European<br />

League Against Rheumatism) <strong>und</strong> WHO/<br />

ILAR (World Health Organization/International<br />

League Against Rheumatism) den<br />

Gebrauch eines so genannten „Core Set“<br />

von Parametern empfohlen: SJC (Swollen<br />

Joint Count), TJC (Tender Joint Count),<br />

GH (Global Health) – Einschätzung durch<br />

Arzt [EGA (Evaluator Global Activity)] <strong>und</strong><br />

Patienten [PGA-Patient Global Activity),<br />

rheuma<br />

plus<br />

dfp<br />

3/2007 | Seite

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