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Ohne Ladung geht es in rasanter Fahrt nach Hause. Wir erreichen ein irres Tempo,<br />
mindestens 70 kmh, bei dem wir ordentlich durchgerüttelt werden. Wenn mein Vater<br />
mitfährt kehren wir meist noch in einem Tierpark * in der Nähe ein. Die Väter trinken<br />
Bier und Korn, wir Kinder standesgemäß Apfelsaft.<br />
(*Damals eine kleine Gaststätte, im hinteren Garten einige Käfige mit Affen, Vögeln,<br />
Enten, Gänsen und Pfauen, die zu unserer Freude auch mal ein Rad schlagen.)<br />
Wuppertal – Elberfeld. Mein Vater wird wieder einmal versetzt. Er erhält einen<br />
Posten am Steinbecker Bahnhof. Jetzt wohnen wir in einer Großstadt. Die Schwebebahn<br />
in hörbarer Entfernung.<br />
Vier Stockwerke hat der Neubau. Zwei Parteien auf einer Etage. Wir wohnen in<br />
der dritten. Viele Häuser haben den Krieg überstanden. Das liegt daran, dass das Ferdinand-Sauerbruch-Klinikum<br />
Wuppertal- Elberfeld in unmittelbarer Nähe nicht bombardiert<br />
wurde.<br />
Ein Wunsch geht in Erfüllung: Endlich ein eigenes Zimmer. In Kaldenkirchen<br />
hatte ich in der Küche auf einer selbst gemachten Pritsche geschlafen. Da Kinder spätestens<br />
um 9:00 Uhr ins Bett gehören, fand mein Einschlafen im Elternbett statt. Jede<br />
Nacht wurde ich dann von meinem Vater „umgebettet“. Das hat jetzt ein Ende.<br />
Zwölf Jahre bin ich alt und als Quartaner auf der Suche nach einer neuen Schule.<br />
Die Sommerferien sind bald zu Ende. Ohne Wissen meiner Eltern erkundige ich mich<br />
in dem kleinen Kolonialwarengeschäft auf der anderen Straßenseite, nach einem Gymnasium<br />
in der Nähe. Vater und Sohn, beide mehr als rundlich, die Mutter lebt nicht<br />
mehr, betreiben das Geschäft. „Ich war auf der Aue. Das ist ein neusprachliches Gym-<br />
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