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Rudi-typische Vorfälle. Wir bauen einen Messestand. Das Deckengerüst, bestehend<br />
aus gestrichenen, zusammengezimmerten Dachlatten, muss farblich ausgebessert<br />
werden. Rudi steigt auf die wacklige Holzleiter, den vorher eingetauchten Farbpinsel<br />
in der Hand und bessert in fünf Meter Höhe die schadhafte Stelle aus. Beim Heruntersteigen<br />
tritt er in den neben der Leiter abgestellten Farbeimer. Der fällt um, Rudi<br />
mit ihm. Weiße Plakatfarbe auf dem neuen, grauen Sisalboden. Wir mischen graue<br />
Farbe an, überstreichen die Farbkleckse, die nach auswaschen des Bodens und verrücken<br />
der Podeste noch sichtbar sind. Gott-sei-Dank fällt es bei der Standübergabe<br />
nicht auf.<br />
Rudi ruft mich stolz an. „Ich baue einen Karnevalswagen für die Stadt Wuppertal“.<br />
Eine nicht gerade gut beleuchtete Halle steht zum Bau zur Verfügung. Der Basiswagen<br />
wird über eine Grube gerollt. Rudi baut mit Dachlatten, Maschendraht, Papier,<br />
Leim und Farben eine riesige Figur. Durch andere Arbeiten abgehalten kann ich ihm<br />
dieses Mal leider nicht helfen. Im Gegenteil, er soll für mich noch eine wichtige Anzeige<br />
fertig machen. Ein Anruf kommt spät abends. Rudi kann nicht mehr. Tagsüber ist<br />
er, nachdem bei der Abnahme der Karnevalswagen etwas verschoben wird, in die freigewordene<br />
Grube gestürzt und hat sich den Oberschenkel aufgerissen. Trotzdem setzt<br />
er sich zu Hause an den Schreibtisch und will die Anzeige fertig machen, als ihm sein<br />
Lineal vom Tisch fällt. Er bückt sich und bekommt einen Hexenschuss. Ich fahre sofort<br />
hin. Am nächsten Tag muss doch geliefert werde. Wir machen die Anzeige gemeinsam<br />
fertig.<br />
In St. Etienne ist Flohmarkt. Vor unserer Rückreise besuchen wir ihn. In einem<br />
Korb liegen braune Halbschuhe mit weißer Kreppsohle. Paar umgerechnet nur 5 DM.<br />
„Toll zum Arbeiten“ meint Rudi und kauft ein Paar, ohne anzuprobieren. „Die Größe<br />
45 passt immer.“ Zu Hause rufe ich ihn an. „Na, passen die Schuhe“ Mürrische Antwort:<br />
„Grundsätzlich ja, aber es sind zwei Linke.“<br />
Ebenfalls in St. Etienne. Im Gegensatz zu mir sprich Rudi keine Fremdsprachen.<br />
Bei dem abendlichen Dinner, der Einladung des Bürgermeisters liegt eine Speisekarte,<br />
aus der man individuell sein Menue zusammenstellen kann. Grafisch schön geordnet<br />
findet man darauf, als besondere Aufmerksamkeit für die Deutschen, eine Suppenauswahl.<br />
Rudi will sich nicht helfen lassen. Er bestellt selbst. Als Vorspeise kommt eine<br />
Erbsensuppe. Als zweiter Gang eine Linsensuppe und als Hauptgang eine Bohnensuppe.<br />
Zur Nachspeise wird ein riesiger Teller mit verschiedensten Käsesorten herumgereicht.<br />
„Das krieschen mir doch garnischt auf“ meint Rudi in seinem sächsischen Dialekt<br />
und beginnt seinen Teller zu füllen. Ich muss ihn stoppen, damit es nicht zu peinlich<br />
wird.<br />
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