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Andreas Beck (VfB Stuttgart) - Ortsgruppe Wiesbaden

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002_0016_VadW_02_08.qxd 29.01.2008 8:16 Uhr Seite 2<br />

DIE LANDSMANNSCHAFT<br />

Fehlentwicklungen in der Aussiedlerpolitik -<br />

der tragische Fall der Familie Genzel<br />

Pressemitteilung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland<br />

Versäumnisse bei der gesetzlichen<br />

Regelung der Aufnahme<br />

von Mitgliedern der Kernfamilie<br />

eines Spätaussiedlers führen immer<br />

wieder zu vermeidbaren Fällen von<br />

Familientrennung. Besonders tragisch<br />

sind die Folgen für die Familie des 41jährigen<br />

Alexander Genzel (in unserem<br />

Beitrag in der letzten Ausgabe fälschlicherweise<br />

“Hensel”. Die Redaktion).<br />

Die Landsmannschaft der Deutschen<br />

Anlässlich der Behandlung des<br />

7. Berichts der Beauftragten<br />

der Bundesregierung zur Lage<br />

der Ausländerinnen und Ausländer in<br />

Deutschland im Bundeskabinett erklärte<br />

der Vorsitzende der Gruppe<br />

der Vertriebenen, Flüchtlinge und<br />

Aussiedler der CDU/CSU-Bundestagsfraktion,<br />

Jochen-Konrad Fromme:<br />

Die erstmalig durch Mikrozensus vom<br />

Statistischen Bundesamt erhobenen Daten<br />

über die Lebenssituation der Spätaussiedler<br />

in Deutschland hat deutlich<br />

gemacht: Die deutschen Spätaussiedler<br />

sind besser in Schule, Ausbildungs- und<br />

Arbeitsmarkt integriert als andere Zuwanderergruppen.<br />

Die Erhebung hat erneut belegt, dass<br />

deutlich zwischen der Gruppe der deutschen<br />

Spätaussiedler und anderen Zuwanderergruppen<br />

unterschieden werden<br />

muss.<br />

So wurde in den vom Statistischen Bundesamt<br />

erhobenen Daten des Mikrozensus<br />

festgestellt, dass mit 5,9 % Schulabbrechern<br />

die Gruppe der deutschen<br />

Spätaussiedler deutlich besser dasteht<br />

als die Gruppe der zugewanderten oder<br />

in Deutschland geborenen Ausländerinnen<br />

und Ausländer, bei denen 18,7 %<br />

ohne Abschluss die Schule verlassen haben.<br />

Allerdings verlassen von den einheimischen<br />

Deutschen im Vergleich nur<br />

1,8 % die Schule ohne Abschluss.<br />

Bei der beruflichen Qualifikation stehen<br />

die deutschen Spätaussiedler ebenfalls<br />

besser da als zugewanderte und in<br />

Deutschland geborene Ausländerinnen<br />

und Ausländer. Bei den Spätaussiedlern<br />

bleiben laut Mikrozensus 25,6 % ohne<br />

beruflichen Abschluss, während die<br />

Gruppe der Ausländerinnen und Auslän-<br />

Titelbild: Avanti-Fotografie (Ralf Poller)<br />

aus Russland hat sich daher mit dem<br />

folgenden Brief an Vertreter der Bundesregierung<br />

sowie die Innenminister<br />

und Aussiedlerbeauftragten der Bundesländer<br />

gewandt:<br />

In den Tagen vor Weihnachten 2007 haben<br />

wir vom tragischen Schicksal der<br />

russlanddeutschen Spätaussiedlerfamilie<br />

Genzel aus Ibbenbüren (Nordrhein-Westfalen)<br />

erfahren, das uns sehr zu Herzen<br />

gegangen ist und das nach unserer Auf-<br />

Spätaussiedler besser in Arbeitsmarkt<br />

integriert als andere Zuwanderer<br />

der hier im Umfang von 46,7 % betroffen<br />

ist. Die einheimische Bevölkerung<br />

im Vergleich bleibt zu 12,3 % ohne beruflichen<br />

Abschluss.<br />

Bei der Erwerbsquote liegt die Gruppe<br />

der deutschen Spätaussiedler mit 73,7 %<br />

deutlich über der Gruppe der zugewanderten<br />

oder in Deutschland geborenen<br />

Ausländerinnen und Ausländer mit<br />

65,9 % und reicht dabei fast an die Erwerbsquote<br />

der einheimischen Bevölkerung<br />

heran, die bei 75 % liegt.<br />

Die unter dem Strich deutlich besseren<br />

Zahlen bei den deutschen Spätaussiedlern<br />

dürfen allerdings nicht darüber hinweg<br />

täuschen, dass es im Bereich von<br />

Ausbildung und Arbeitsmarkt auch hier<br />

große Integrationsschwierigkeiten gibt.<br />

Vor allem die nach Deutschland gekommenen<br />

Spätaussiedler mit akademischem<br />

Ausbildungshintergrund sind davon<br />

betroffen. Viele sind heute in<br />

Deutschland aufgrund mangelnder Anerkennung<br />

in Beschäftigungsverhältnissen<br />

unterhalb ihres Ausbildungsniveaus<br />

beschäftigt.<br />

Hier muss dringend etwas geschehen.<br />

So müssen die Anerkennungsverfahren<br />

für die Ausbildungs- und Studienleistungen<br />

transparenter und nachvollziehbarer<br />

werden.<br />

Wichtiger ist noch, dass Programme geschaffen<br />

werden, mit denen den Menschen<br />

die Möglichkeit gegeben wird,<br />

fehlende Ausbildungs- und Qualifikationsbestandteile<br />

nachzuholen. Hier sind<br />

wir noch nicht gut genug. Die Weiterqualifizierung<br />

würde es den Betroffenen<br />

ermöglichen, in ihrem eigentlichen Ausbildungsberuf<br />

tätig zu sein.<br />

Pressemitteilung der<br />

CDU/CSU-Bundestagsfraktion<br />

fassung Resultat schwerwiegender Fehlentwicklungen<br />

im Bereich der Aufnahme<br />

von Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion<br />

ist. Inzwischen hat sich die Situation<br />

der Familie weiter verschlechtert,<br />

so dass dringender Handlungsbedarf vonseiten<br />

der politisch Verantwortlichen besteht.<br />

Lassen Sie uns die Situation der<br />

Familie in kurzen Worten schildern:<br />

Alexander Genzel reiste Ende des letzten<br />

Jahres als deutscher Spätaussiedler zusammen<br />

mit seinen fünf minderjährigen<br />

Kindern (1, 3, 5, 7 und 10 Jahre) nach<br />

Deutschland aus, obwohl seine Frau, eine<br />

Nichtdeutsche, den Sprachtest nicht bestanden<br />

hatte und gemäß Gesetz keine<br />

Einreisegenehmigung erhielt. Doch weil<br />

die Familie fest entschlossen war, den<br />

Weg nach Deutschland anzutreten, wurde<br />

das Risiko einer Trennung, die, so hoffte<br />

man, nicht für lange sein würde, in Kauf<br />

genommen.<br />

Damit war die Familie aber, ohne es zu<br />

ahnen, zwischen die Mühlsteine der deutschen<br />

Bürokratie geraten, die in Sachen<br />

Familienzusammenführung streng nach<br />

gesetzlichen Vorschriften vorgeht, wobei<br />

sich an Fällen wie dem der Familie Genzel<br />

zeigt, dass die vorgesehenen Regelungen<br />

für Härtefälle nicht ausreichen und<br />

einer Modifizierung in Richtung kurzfristiger<br />

Realisierbarkeit bedürfen.<br />

Bisher sieht der Gesetzgeber folgendes<br />

Verfahren vor: Für die Familienzusammenführung<br />

muss die Familie im Ausländeramt<br />

einen Antrag stellen. Ohne die<br />

Spätaussiedlerbescheinigung ist das nicht<br />

möglich, und im Bundesverwaltungsamt<br />

dauert diese Prozedur bis zu zwei Monaten<br />

und länger. Danach geht die Angelegenheit<br />

im Ausländeramt weiter.<br />

Wir sollten uns besser nicht ausmalen,<br />

was in diesen Monaten geschehen kann,<br />

geben aber zu bedenken, dass wir es hier<br />

mit Menschenschicksalen zu tun haben<br />

und nicht mit EU-Richtlinien zum Weizenanbau<br />

oder dergleichen!<br />

Inzwischen ist der überforderte Vater jedenfalls<br />

selbst seiner unzumutbaren Belastung<br />

– allein mit fünf kleinen Kindern<br />

und getrennt von deren Mutter! – zum<br />

Opfer gefallen und liegt nach einem<br />

Herzanfall im Krankenhaus. Die Kinder<br />

werden von der Tante betreut, die das<br />

Ende der schlimmen Zeit herbeisehnt.<br />

Neben der menschlichen Dimension hat<br />

der Fall aber auch eine politische: Bereits<br />

im Vorfeld der von der Bundesregierung

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