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Neues Paradigma in der Informationswissenschaft? (2008)

Erste Gedanken zu dem Paradigma

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<strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Informationswissenschaft</strong>?<br />

Ziel: Wissenschaftlicher Ansatz, um die Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Informationstechnologie<br />

für möglichst viele Wissenschaftszweige verwendbar zu machen.<br />

Aktueller Stand 23. Juli <strong>2008</strong><br />

Autor: Franz Plochberger<br />

Huebwiesenstrasse 36/11<br />

8954 Geroldswil<br />

Email: plbg@bluew<strong>in</strong>.ch<br />

Home: http://www.plbg.ch<br />

Kopierrecht nur beim Autor persönlich !<br />

Copyright F.Plochberger, <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> IW Seite 1 von 17


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Was ist e<strong>in</strong> <strong>Paradigma</strong>?....................................................................................................... 3<br />

2. Die neuen Grundsätze ....................................................................................................... 4<br />

3. Die Sätze im E<strong>in</strong>zelnen ....................................................................................................... 6<br />

3.1 Daten s<strong>in</strong>d Software und Hardware gleichrangig. ..................................................... 6<br />

3.2 Die <strong>in</strong> den Daten enthaltene Information wird alle<strong>in</strong> vom Menschen verarbeitet. .. 8<br />

3.3 Biologie und Arbeitsweise des menschlichen Gehirns spiegelt sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong>formationswissenschaftlichen Begriffen wie<strong>der</strong>. ................................................................. 9<br />

3.4 Die <strong>Informationswissenschaft</strong> bee<strong>in</strong>flusst und steuert alle Wissenschaften............ 11<br />

4. <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong>? ............................................................................................................ 14<br />

5. Suchbegriffe fürs Internet................................................................................................. 17<br />

Copyright F.Plochberger, <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> IW Seite 2 von 17


1. Was ist e<strong>in</strong> <strong>Paradigma</strong>?<br />

Das Wort <strong>Paradigma</strong> (pl.: Paradigmen bzw. <strong>Paradigma</strong>ta) kommt aus dem Griechischen<br />

(̟αράδειγμα parádeigma; para = neben, über und deiknynai = zeigen, begreiflich<br />

machen) und bedeutet Beispiel, Vorbild, Muster o<strong>der</strong> Abgrenzung.<br />

Seit dem späten 18. Jahrhun<strong>der</strong>t wird das Wort als erkenntnistheoretischer Ausdruck<br />

benutzt, um wissenschaftliche Denkweisen zu beschreiben.<br />

Die populäre Gebrauchsweise des Wortes geht auf den US-amerikanischen<br />

Wissenschaftstheoretiker und Philosophen Thomas S. Kuhn (1922-1996) zurück, <strong>der</strong> es<br />

auch als "Lehrme<strong>in</strong>ung" anwendet. Er versuchte damit e<strong>in</strong>en Satz von Vorgehensweisen<br />

zu beschreiben und def<strong>in</strong>iert damit sogar e<strong>in</strong>e bestimmte wissenschaftliche<br />

Vorgehensweise o<strong>der</strong> Methode.<br />

Derzeit ist es e<strong>in</strong> Modewort <strong>in</strong> <strong>der</strong> Informatik und an<strong>der</strong>en Zweigen, das<br />

umgangssprachlich auf e<strong>in</strong>en wissenschaftlichen Touch h<strong>in</strong>weisen soll.<br />

Re<strong>in</strong> wissenschaftlich ist es me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach e<strong>in</strong> philosophischer Term<strong>in</strong>us für<br />

Denkweise,<br />

Denkart,<br />

Denkmodell o<strong>der</strong><br />

Ideen-Pool .<br />

E<strong>in</strong> praktisches Beispiel ist etwa das OO (Objekt Orientierte) Denken <strong>in</strong> <strong>der</strong> Software-<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Gegenwart.<br />

Ich will es verwenden, um zusammenhängende, erklärende und <strong>in</strong> sich abgegrenzte<br />

Denkmodelle zu beschreiben.<br />

Copyright F.Plochberger, <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> IW Seite 3 von 17


2. Die neuen Grundsätze<br />

Satz 1: Daten s<strong>in</strong>d Software und Hardware gleichrangig.<br />

In <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> angewandten Informatik g<strong>in</strong>g man re<strong>in</strong> empirisch von Masch<strong>in</strong>en<br />

(Rechenautomaten) aus. Diese wurden von auf Lochstreifen und -karten gestanzten<br />

Regeln und Zahlenwerten gesteuert. Ab den 70er Jahren des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts führte<br />

man e<strong>in</strong>en neuen Sammelbegriff für diese Steuerdaten e<strong>in</strong>, den Algorithmus. Man grenzte<br />

den Algorithmus als Software von den Masch<strong>in</strong>en selbst (Hardware) ab. E<strong>in</strong>e historische<br />

Epoche, das Computer-Zeitalter war geboren. Gegen Ende des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts hat die<br />

Software an Umfang und Bedeutung rasant zugenommen. 1996 habe ich begonnen, als<br />

weiteren Ordnungsbegriff die Daten, gleichrangig mit Hard- und Software e<strong>in</strong>zuführen.<br />

Das erweist sich im Zeitalter des Internet als sehr nützlich.<br />

Satz 2: Die <strong>in</strong> den Daten enthaltene Information wird alle<strong>in</strong> vom<br />

Menschen verarbeitet.<br />

In diesem sehr weit gefassten Term<strong>in</strong>us Daten (alle aufgezeichneten Informationen) s<strong>in</strong>d<br />

sowohl tote (physische Aufzeichnungen) als auch lebende (Aufzeichnungen <strong>in</strong><br />

Lebewesen) und ganz allgeme<strong>in</strong> natürliche Daten (Kopien natürlicher Fakten)<br />

zusammengefasst.<br />

Die physische Form <strong>der</strong> Daten ist entscheidend für se<strong>in</strong>e IT-Verarbeitungsmöglichkeit. Es<br />

wird immer wichtiger, auf die Kont<strong>in</strong>uität <strong>der</strong> Daten zu achten.<br />

Der S<strong>in</strong>n und Zweck von Daten ist die <strong>in</strong> ihnen enthaltene Information. Der Mensch<br />

(o<strong>der</strong> alle Lebewesen) selbst brauchen und verarbeiten die Information aus Daten und<br />

können diese direkt an an<strong>der</strong>e Menschen weitergeben o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> Form von neuen Daten speichern.<br />

Satz 3: Biologie und Arbeitsweise des menschlichen Gehirns<br />

spiegelt sich <strong>in</strong> unseren <strong>in</strong>formationswissenschaftlichen Begriffen<br />

wie<strong>der</strong>.<br />

Dies ist <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Phänomen, weil die Natur selbst die Regeln festlegt.<br />

Systemmässige Datenverarbeitung ist sozusagen die Ergänzung <strong>der</strong> menschlichen<br />

Gehirnleistung. Es ist ganz entscheidend, dass <strong>der</strong> Mensch immer die Ziele und die<br />

Entwicklungsrichtung <strong>der</strong> Informationsverarbeitung vorgibt.<br />

Auf ke<strong>in</strong>en Fall darf <strong>der</strong> Mensch e<strong>in</strong> Anhängsel o<strong>der</strong> Sklave <strong>der</strong> Datenverarbeitung und<br />

<strong>der</strong> daraus folgenden Industrie und Arbeitswelt werden.<br />

Copyright F.Plochberger, <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> IW Seite 4 von 17


Satz 4: Die <strong>Informationswissenschaft</strong> bee<strong>in</strong>flusst und steuert alle<br />

Wissenschaften.<br />

Die Informationswissenschft (IW) liefert Werkzeuge für den denkenden Menschen. Die<br />

Denkweise des Menschen wird von un<strong>in</strong>telligenten, immer wie<strong>der</strong>kehrenden gleichartigen<br />

Rout<strong>in</strong>en befreit. Die Intelligenz des Menschen ist se<strong>in</strong> Recht auf se<strong>in</strong>e<br />

verantwortungsvolle Führung.<br />

Es bilden sich gewisse gleichförmige Denkweisen <strong>in</strong> allen Wissenschaften heraus, die ihre<br />

Ursachen <strong>in</strong> den natürlichen Kognitions-Strukturen des Menschen haben. Alle Menschen<br />

haben mehr o<strong>der</strong> weniger ähnliche Wege des Wissenserwerbs, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Physik des<br />

menschlichen Gehirns liegen (Bildspeicherung, wie<strong>der</strong>holtes Auffrischen von komplexen<br />

Wissensbeständen, Speicherung im Langzeitgedächtnis und permanente vernetzte<br />

Geh<strong>in</strong>tätigkeit).<br />

Gleichbleibende Vorgänge können durch Automaten abgenommen werden. Als Beispiel sei<br />

e<strong>in</strong> Taschenrechner angeführt. Es ist sehr wichtig die tatsächlich durchgeführte<br />

Rechenoperation zu verstehen, aber <strong>der</strong> Mensch muss nicht mehr die e<strong>in</strong>zelnen Schritte „zu<br />

Fuss“ o<strong>der</strong> „per Hand“ durchführen.<br />

Wissenschaftstheoretisch s<strong>in</strong>d die ordnenden „Schallklappendenkweisen“ <strong>der</strong> letzten<br />

Jahrhun<strong>der</strong>te wie<strong>der</strong> abstrahierbar geworden und vergleichbare Gesetzmässigkeiten<br />

erforschbar. Auch haben wir optische Geräte, die für das menschliche Auge nicht<br />

erkennbare Strukturen sichtbar machen (Nanotechnologie im Kle<strong>in</strong>en und Fernrohre im<br />

Grossen).<br />

In jüngster Zeit sehe ich die <strong>Informationswissenschaft</strong> speziell als „ancilla<br />

philosophiae“, als Magd <strong>der</strong> Philosophie, die dieser e<strong>in</strong>e frühe praktische Umsetzung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

reellen Welt beschert. Gerade die praktische Umsetzung (direktes Nützen durch den<br />

Menschen) ist ja <strong>der</strong> fehlende Punkt <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en Philosophie.<br />

Der IW kommt me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach e<strong>in</strong>e wissenschaftliche Steuerfunktion im<br />

konstruktiven Denken zu. Der IW ist sozusagen <strong>der</strong> Oberbefehlshaber o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest<br />

<strong>der</strong> Zeremonienmeister <strong>in</strong> je<strong>der</strong> bewussten menschlichen Entwicklung. Es gibt ke<strong>in</strong>e<br />

Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> reellen Industriewelt, die ohne gezielte Planung und Organisation durchgeführt<br />

werden kann…..und das s<strong>in</strong>d Kerngebiete <strong>der</strong> Angewandten Informatik.<br />

Copyright F.Plochberger, <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> IW Seite 5 von 17


3. Die Sätze im E<strong>in</strong>zelnen<br />

3.1 Daten s<strong>in</strong>d Software und Hardware gleichrangig.<br />

In me<strong>in</strong>em persönlichen Bildungsweg habe ich den Ausdruck Software zum Unterschied<br />

von Hardware ca. um 1975 zum ersten Mal gehört. Der Begriff Software wurde damals<br />

geprägt, um auf die Existenz dieses neuen „Denkobjektes“ h<strong>in</strong>zuweisen.<br />

Davor gab es Ausdrücke wie Pläne, Konzepte, Skripten, Ablaufdiagramme usw. Dies<br />

waren sehr sorgfältig gehütete und gepflegte, wertvolle Aufzeichnungen, die die<br />

Grundlagen von Firmen und Forschungse<strong>in</strong>richtungen waren und auch heute noch s<strong>in</strong>d.<br />

Seit <strong>der</strong> Entstehung des reellen Computers Anfang <strong>der</strong> 40er Jahre (während des 2.<br />

Weltkrieges) war es notwendig, die Steuerungen immer wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong> Vorgänge<br />

aufzuzeichnen. Diese Menge (Programme) wurde rasch grösser, weil sie masch<strong>in</strong>ell<br />

(Lochstreifen, Lochkarten, Magnetspeicher) gespeichert werden konnte. E<strong>in</strong> eigener<br />

Term<strong>in</strong>us wurde notwendig Software.<br />

Nach e<strong>in</strong>em immensen Wachstum <strong>der</strong> Anzahl und Grösse dieser Programme <strong>in</strong> den<br />

50,60,70er Jahren des 20.JHdts wurde diese Software sehr nützlich aber auch bald<br />

unüberschaubar. In den 80er Jahren sprach man von „Softwarekrise“. Man begann sich<br />

Gedanken zu machen über diese Sparte. „Software-Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g“ wurde <strong>in</strong> Europa e<strong>in</strong><br />

hochmo<strong>der</strong>nes Wort. In <strong>der</strong> Elektronik- (Hardware-) Industrie und <strong>in</strong> den entstehenden<br />

„Softwarehäusern“ wurde konzeptionell gegen diese Krise angekämpft.<br />

Heute leben wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> wir die Software bereits <strong>in</strong>genieurmässig,<br />

systematisch erzeugen können. Wir haben bewährte „Methoden“ und<br />

„Entwicklungspr<strong>in</strong>zipien“ ja sogar „Sprachen“ (Strukturierte Programmierung, Objekt-<br />

Orientierung, UML, usw.). Es ist bereits sehr leicht geworden, Software zur<br />

Durchführung verschiedenster Aufgaben zu erzeugen. Wir nennen Softwaresysteme<br />

TOOLs, also Werkzeuge, mit denen Anwendungssoftware erzeugt werden kann.<br />

In e<strong>in</strong>em Spezialgebiet <strong>der</strong> IT, <strong>der</strong> Netzwerktechnik, bildet sich e<strong>in</strong>e Layer-Denkweise<br />

(ISO…..), e<strong>in</strong> schichtenweises Überlagern <strong>in</strong> Design und Realisierung heraus. Diese<br />

„Layer“ beziehen sich ausgehend von Hardware (Layer0) über mehrere Softwareebenen<br />

für Programmablauf (Layer 1+) bis zu bedienernahen Layern(n) .<br />

In diesen bedienernahen Ebenen, den „Benutzeroberflächen“ dieser Systeme werden<br />

Daten e<strong>in</strong>gegeben und generelle Abläufe des Gesamtsystems mittels „Parametern“<br />

(<strong>in</strong>haltlich und formell e<strong>in</strong>gegrenzte Daten) gesteuert.<br />

Heute dom<strong>in</strong>iert das <strong>Paradigma</strong> <strong>der</strong> OO(objektorientierten)-Denkweise. Me<strong>in</strong>er<br />

Me<strong>in</strong>ung nach hat die Software-Entwicklung se<strong>in</strong>e Grenzen bei weitem nicht erreicht, es<br />

gibt aber Probleme bei <strong>der</strong> Anpassung an tradierte und bewährte Softwaresysteme.<br />

Copyright F.Plochberger, <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> IW Seite 6 von 17


Während <strong>der</strong> Entwicklung, Installation und Wartung von Softwaresystemen ist e<strong>in</strong>e<br />

OO-Denkweise sehr nützlich, weil sie <strong>der</strong> menschlichen Denkweise besser entspricht.<br />

In <strong>der</strong> Realität lässt sich Software und die sie verarbeitenden Daten nicht e<strong>in</strong>deutig<br />

trennen. („objekt-relationale Speicherung“). Das heisst es bleibt auch dabei e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e<br />

Datenebene (Klassenbibliotheken) erhalten.<br />

Bei Ablauf re<strong>in</strong>er Objekt-Orientierter Systeme werden „Objekte“ gespeichert. Und diese<br />

Objekte (deklarierte Klassen-Typen) s<strong>in</strong>d Mengen aus strukturierten Daten und<br />

Software – Modul - Sourcen. Die „Objektklassen“ (neu entwickelte Strukturen) n<br />

können beide, logisch zusammenhängenden Teile <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit = Klasse speichern.<br />

Man kann sagen: die Entwicklungsarbeit hat sich erleichtert, die physische<br />

Speicherung bleibt aber als wesentlicher Teil <strong>der</strong> IT erhalten.<br />

Was als nächste Stilrichtung kommt, ist noch unklar. Anzeichen gibt es <strong>in</strong> zwei<br />

Richtungen:<br />

♦ immer komplexere und umfangreichere verteilte Systeme (Client-Server-<br />

Systeme)<br />

♦ immer e<strong>in</strong>facher und kle<strong>in</strong>er werdende Mikroprozessoren, die Ihre Daten <strong>in</strong><br />

Echtzeit und permanent für an<strong>der</strong>e Mikroprozessoren zur Verfügung stellen<br />

(„ubiquitous Comput<strong>in</strong>g“)<br />

Schon jetzt – wie bisher – kann festgehalten werden, dass <strong>der</strong> Mensch sich den<br />

Computer (Hard- und Software) immer mehr se<strong>in</strong>en eigenen Denkweisen anpasst und<br />

damit unterordnet. Nicht die IT wird den Menschen än<strong>der</strong>n können, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Mensch wird die IT immer so gestalten, wie er sie se<strong>in</strong>en Bedürfnissen am besten nützen<br />

kann.<br />

Die letzte Ebene zwischen Mensch und Masch<strong>in</strong>e nenne ich eben Daten- o<strong>der</strong><br />

Informations-Ebene. Der tradierte Begriff dafür ist „Benutzeroberfläche“.<br />

Das s<strong>in</strong>d die Daten, die dem Willen und Wollen des Menschen entsprechend aufbereitet<br />

s<strong>in</strong>d und die Fähigkeit besitzen, die „box“ Software-Hardware re<strong>in</strong> exekutiv zu steuern<br />

und e<strong>in</strong>zusetzen. Der Mensch bedenkt also vor allem die Lösung se<strong>in</strong>es Problemes. Er<br />

braucht dazu Daten, die er neu erstellen muss, und das Hard-Software-System, das er<br />

entwickeln lassen o<strong>der</strong> kaufen kann. Die Lösbarkeit e<strong>in</strong>er Aufgabe ist aber nicht nur vom<br />

IT-System selbst son<strong>der</strong>n auch von den Daten abhängig, die <strong>der</strong> Mensch <strong>in</strong> das System<br />

e<strong>in</strong>gibt.<br />

Copyright F.Plochberger, <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> IW Seite 7 von 17


E<strong>in</strong>e vom Menschen leicht verständliche Form dieser Oberflächen-Daten<br />

(=die Information) wird und muss immer das letzte Ziel e<strong>in</strong>er qualitativ hoch<br />

stehenden IT se<strong>in</strong>.<br />

Es macht also sehr wohl S<strong>in</strong>n, re<strong>in</strong> gedanklich Daten, Information, Software<br />

und Hardware zu trennen.<br />

3.2 Die <strong>in</strong> den Daten enthaltene Information wird alle<strong>in</strong> vom<br />

Menschen verarbeitet.<br />

Um die Jahrhun<strong>der</strong>twende 2000 hat die Menge an Daten immens zugenommen. Es haben<br />

sich weit verbreitete Softwaresysteme durchgesetzt, die relativ günstig waren und leicht zu<br />

bedienen waren.<br />

Entscheidend war vor allem das Internet, dass nur mehr darauf abzielte viele und<br />

<strong>in</strong>teressante Daten e<strong>in</strong>fach und schnell zu verbreiten.<br />

Man kann das durchaus, analog zu früheren, als „Datenkrise“ bezeichnen. Mich persönlich<br />

hat diese gereizt, wissenschaftlich aktiv zu werden. Es wurde notwendig, sich mit e<strong>in</strong>er Flut<br />

von Daten zu beschäftigen, Daten zu bewerten und zu selektieren.<br />

Entscheidend für den Wert <strong>der</strong> Daten ist die <strong>in</strong> ihnen enthaltene Information.<br />

Das Wort Information wurde zu e<strong>in</strong>em neuen wichtigen Modewort. Manche bezeichnen<br />

sogar das 21. Jahrhun<strong>der</strong>t als das Informationszeitalter.<br />

Ich persönliche sehe <strong>in</strong> diesem Wort die vollzogenen Integration <strong>der</strong> Informatik <strong>in</strong> die<br />

tradierte menschliche Gesellschaftsordnung. Information ist e<strong>in</strong> immer schon bekannter<br />

Begriff.<br />

Es gibt sogar mathematische Def<strong>in</strong>itionen, letztlich hat sich aber doch <strong>der</strong> Begriff als<br />

tradiertes Wort durchgesetzt.<br />

Information ist <strong>der</strong> menschlich verständliche Inhalt von Daten. Sie ist das<br />

oberste Ziel <strong>der</strong> gesamten Datenverarbeitung.<br />

Das ist für mich vielleicht <strong>der</strong> wichtigste Satz <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende, von dessen Verständnis<br />

viel Unbefangenheit vor und Offenheit für die Zukunft abhängt. Er ist ganz unsche<strong>in</strong>bar und<br />

selbstverständlich - aber immens wichtig.<br />

Copyright F.Plochberger, <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> IW Seite 8 von 17


3.3 Biologie und Arbeitsweise des menschlichen Gehirns spiegelt<br />

sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en <strong>in</strong>formationswissenschaftlichen Begriffen wie<strong>der</strong>.<br />

In e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> jüngster Zeit sehr <strong>in</strong>teressanten Zweig <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Hirnforschung o<strong>der</strong><br />

„Neurosciences“ kann man heute immer mehr physische Details über die Arbeitsweise<br />

unseres menschlichen Gehirns erforschen.<br />

Unser Gehirn arbeitet zum weitaus grössten Teil für uns Menschen unbewusst (ca. 90%)<br />

(em.Univ.Prof. Seitelberger, Uni Wien, ca. 1995). Es gab bisher schon den Begriff<br />

Unterbewusstse<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong>en relativ kle<strong>in</strong>er Anteil unserer physischen Gehirntätigkeit (ca. 10% also) erleben und<br />

steuern wir bewusst. Er macht aber unser <strong>in</strong>dividuelles Menschse<strong>in</strong> aus: Freier Wille,<br />

Wissen, Gedächtnis, Intelligenz, Selbstvertrauen, Gefühl und bewusste<br />

Entscheidungsfähigkeit.<br />

E<strong>in</strong>e bewusste Beachtung und Pflege dieser jeweils <strong>in</strong>dividuell vorhandenen „Talente“ ist die<br />

primäre Aufgabe jedes Pädagogen. Jedem reifen Menschen muss bewusst se<strong>in</strong>, wozu er fähig<br />

ist, nur dann kann er sich ausreichend nützlich machen und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gesellschaft anerkannt<br />

e<strong>in</strong>setzen.<br />

Ich b<strong>in</strong> <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung, dass <strong>der</strong> Mensch auch e<strong>in</strong>en Teil se<strong>in</strong>er unbewussten Gehirntätigkeiten<br />

im Laufe se<strong>in</strong>es Lebens „erlernen“ kann. Er schreibt sie dann se<strong>in</strong>em Körper zu, nennt es<br />

Körperbeherrschung.<br />

Bisher haben die Menschen je nach Bildungsniveau fast alles menschliche Wissen re<strong>in</strong><br />

„empirisch“ aus langzeitiger Beobachtung und durch Vergleich mit Aufzeichnungen<br />

vorheriger Generationen erworben.<br />

Heute werden diese tradierten Fähigkeiten zusätzlich mediz<strong>in</strong>isch-biologisch bewiesen. Als<br />

Beispiel sei hier die Fähigkeit zu s<strong>in</strong>gen, zu lesen o<strong>der</strong> zu lernen erwähnt. Dafür gab und gibt<br />

es e<strong>in</strong>en eigenen Bildungsstand, <strong>der</strong> nach wie vor gilt. Das bewirkt e<strong>in</strong>e <strong>der</strong>zeit sehr<br />

notwendige Festigung und Persönlichkeitsstärkung für den Menschen.<br />

Allzu tief will und kann ich mich <strong>in</strong> die Erforschung dieser 90% unserer Gehirntätigkeit nicht<br />

e<strong>in</strong>lassen. Durch die Biomediz<strong>in</strong>er bewiesene Ergebnisse nehme ich aber gerne auch<br />

weiterh<strong>in</strong> zur Kenntnis.<br />

Mir persönlich wesentlich dabei ist, dass die Biomediz<strong>in</strong> nach wie vor zur Heilung von<br />

Fehlbildungen und Krankheiten zuständig bleibt. Für die Geisteswissenschaften wird dessen<br />

E<strong>in</strong>fluss eher ger<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>, weil die sich hauptsächlich mit den – jetzt neu erkannten - 10%<br />

unserer Gehirntätigkeit beschäftigen.<br />

Die <strong>Informationswissenschaft</strong> ist sowohl e<strong>in</strong>e Naturwissenschaft (Hardwareverwendung) als<br />

auch e<strong>in</strong>e Geisteswissenschaft (Weiter-Entwicklung und geistiger Entwurf neuester Systeme<br />

zwischen Computer und Mensch). Sie betrifft sicherlich den e<strong>in</strong>zelnen Menschen als<br />

Copyright F.Plochberger, <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> IW Seite 9 von 17


<strong>in</strong>dividuelle Intelligenz und den Menschen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Berufs- und Lebenswelt, also als „soziales<br />

Lebewesen“.<br />

Seit me<strong>in</strong>en ersten Kontakten mit <strong>der</strong> Hirnforschung (HF) b<strong>in</strong> ich mir nicht klar, ob diese<br />

e<strong>in</strong>ige Begriffe aus <strong>der</strong> IW übernommen hat o<strong>der</strong> ob die HF sie bei sich def<strong>in</strong>iert hat. Es geht<br />

um die Term<strong>in</strong>i Signal, Muster, Model o<strong>der</strong> Symbol.<br />

Da ich annehme, dass e<strong>in</strong>e gewisse Bee<strong>in</strong>flussung möglich ist, wage ich e<strong>in</strong>e wissenschaftliche<br />

Hypothese, <strong>der</strong>en Beweis mich auch <strong>in</strong> Zukunft beschäftigen wird.<br />

Ich behaupte, die IW und die IT werden sich immer weiter an die menschliche<br />

Denkweise anpassen Spiegelbild <strong>der</strong> HF werden. Die IW wird e<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />

menschlichen Denkweise – folglich <strong>der</strong> menschlichen Gehirnstruktur -<br />

angepasste Struktur bekommen.<br />

Das ist eigentlich auch nichts revolutionierendes, aber schlicht weg auch sehr entscheidend<br />

für Zukunft <strong>der</strong> IW. Der Mensch als biologische Species hat sich seit den Römern nicht viel<br />

verän<strong>der</strong>t, se<strong>in</strong> Wissen, se<strong>in</strong>e Bildung und se<strong>in</strong>e technischen Hilfsmittel haben sich verän<strong>der</strong>t,<br />

er als menschliches Lebewesen nicht.<br />

Es macht also sehr wohl S<strong>in</strong>n, bisherige Werte aus Bildung und Kultur als wertvolles Gut <strong>der</strong><br />

gesamten Menschheit hoch zu halten.<br />

Es gibt auch mögliche neue Gefahren. Es gibt D<strong>in</strong>ge, die zwar technisch möglich<br />

geworden s<strong>in</strong>d, aber trotzdem nicht erlaubt s<strong>in</strong>d.<br />

Als praktisches Beispiel will ich hier die mediz<strong>in</strong>ischen Fortschritte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fortpflanzung<br />

anführen. Wir haben gelernt, dass Fruchtbarkeit steuerbar ist, aber auch erfahren, dass<br />

<strong>der</strong>en konkrete Anwendung <strong>in</strong> Form von Empfängnisverhütung zu massivem<br />

Bevölkerungsschwund und letztlich verr<strong>in</strong>gerten Überlebenschancen führten.<br />

Unsere IT-Systeme, egal wie sie <strong>in</strong> Zukunft sich entwickeln, werden <strong>der</strong> physischen Struktur<br />

unseres Gehirns und des von ihm gesteuerten Körpers anfangs zum<strong>in</strong>dest ergänzend und<br />

irgendwann spiegelbildlich se<strong>in</strong>. Es wird also <strong>in</strong> Zukunft auch immer wichtiger se<strong>in</strong>, ethische<br />

Werte mite<strong>in</strong>fliessen zu lassen.<br />

Das betont die Führer-Rolle des Menschen auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft und nimmt die Angst vor <strong>der</strong><br />

Technik, die <strong>in</strong> Freude über die nützliche Verwendung <strong>der</strong> Technik umgewandelt werden<br />

muss, sonst ist sie nicht s<strong>in</strong>nvoll.<br />

Als Korrelation Gehirn und IT-Systeme möchte ich anführen:<br />

♦ Begriff Signalmuster<br />

♦ Begriff Modell<br />

♦ Begriff Hierarchie<br />

♦ Begriff Vernetzung<br />

♦ Begriff Wahrnehmung.<br />

Copyright F.Plochberger, <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> IW Seite 10 von 17


Als jetzt schon different möchte ich festhalten:<br />

♦ Begriff Prozess<br />

♦ Zeitbedarf e<strong>in</strong>zelner Vorgänge.<br />

Der Prozess als zeitlich begrenzter Vorgang mit E<strong>in</strong>gangs- und Ausgangszuständen und –<br />

daten ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> HF nicht vorhanden. Es gibt nur permanente Vorgänge. Das menschliche<br />

Gehirn kann nicht stoppen wie e<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e. Etwas überspitzt kann man e<strong>in</strong>en Prozess als<br />

„materiellen, masch<strong>in</strong>ellen“ Vorgang sehen, jeden Erkenntnisschritt unseres Gehirns<br />

aber als „biologischen, lebenden“ Vorgang e<strong>in</strong>ordnen. Die Startbed<strong>in</strong>gungen und das<br />

Ergebnis e<strong>in</strong>es masch<strong>in</strong>ellen Prozesses kann aber vom menschlichen Gehirn wahrgenommen<br />

und verarbeitet werden und als Erkenntnis wie<strong>der</strong> Entscheidungsgrundlage für weitere<br />

Aktionen se<strong>in</strong>. Alle Teile des Gehirns „leben“ und „arbeiten“ aber weiter. E<strong>in</strong> Stopp des<br />

Gehirns wäre letztlich e<strong>in</strong> Zeichen se<strong>in</strong>es Todes und mit ihm des ganzen Menschen.<br />

Dieses Prozessdenken erzeugt im Menschen Stress und Anspannung. Nur das bewusste<br />

Erreichen e<strong>in</strong>es gesetzten Zieles wird als Freude empfunden. Es ist noch zu beweisen,<br />

<strong>in</strong>wieweit prozesshaftes Arbeiten Ursache von vielen neuen Krankheiten ist. Der Anstoss sei<br />

hiermit gegeben.<br />

Der Zeitbedarf aller Vorgänge unseres Gehirns ist durch die Physis und Intelligenz des<br />

Menschen vorgegeben. Da besteht e<strong>in</strong> ganz wesentlicher Unterschied zum Computer, <strong>der</strong><br />

gerade <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Schnelligkeit dem Menschen nicht vergleichbar ist.<br />

Es müssen also die physischen Eigenschaften des Menschen bewusst von <strong>der</strong> IT separiert<br />

werden. Der Mensch ist gegenüber <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e nicht abgewertet. Er muss sich nur se<strong>in</strong>er<br />

Grenzen bewusst werden und mit se<strong>in</strong>er Intelligenz dieses Wissen zur „Benutzung <strong>der</strong> IT“<br />

gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>setzen.<br />

Er kann und muss Ergebnisse e<strong>in</strong>es IT-Systems entsprechend verständlich und erlernbar –<br />

also menschengerecht o<strong>der</strong> menschenwürdig - aufbereiten. Das menschliche Gehirn<br />

hat ke<strong>in</strong>en Knopf, mit Hilfe dessen se<strong>in</strong>e Schnelligkeit verbessert werden kann,<br />

es braucht se<strong>in</strong>e Zeit, ums se<strong>in</strong>e „Signalstrukturen“ von e<strong>in</strong>em Neuron zum<br />

nächsten zu übertragen.<br />

Das s<strong>in</strong>d schon ganz wertvolle Ergebnisse, die unseren Umgang mit IT-Systemen qualitativ<br />

wesentlich verbessern können.<br />

3.4 Die <strong>Informationswissenschaft</strong> bee<strong>in</strong>flusst und steuert alle<br />

Wissenschaften.<br />

Nach e<strong>in</strong>em zum Teil beängstigenden, boom-artigen Bedeutungszuwachs <strong>der</strong> IW gegen Ende<br />

des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts, ist man sich heute <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> IT bewusst.<br />

Copyright F.Plochberger, <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> IW Seite 11 von 17


Die IT ist <strong>in</strong> fast allen Wissenschaften etabliert. Ich sehe als höchstes Ziel me<strong>in</strong>er Arbeiten,<br />

die <strong>in</strong>formationswissenschaftlichen Erkenntnisse möglichst unkompliziert allen an<strong>der</strong>en<br />

Wissenschaften als geistiges Werkzeug zur Verfügung zu stellen.<br />

Wenn es gel<strong>in</strong>gt, menschliche Lernvorgänge menschenwürdiger zu gestalten und<br />

Spartenwissen, das sich per se bildet, weiter zu verzweigen, habe ich me<strong>in</strong>e Arbeit schon<br />

mehr als genug gerechtfertigt.<br />

Als gravierendste Errungenschaft <strong>der</strong> IW möchte ich hier die „Schichtendenkweise“<br />

anführen, die konsequenter weitergeführt werden kann.<br />

Im den letzten Jahrzehnten haben wir gelernt, <strong>in</strong> immer kürzeren Zeitabständen<br />

abgeschlossene E<strong>in</strong>heiten zu erforschen(Systeme, Objekte). Wir haben sogar bewusst e<strong>in</strong>e<br />

Spezialisierung angestrebt. Heute zeichnet sich ab, dass zwar das lebende Wissen speziell<br />

und <strong>in</strong>dividuell bleibt, nicht aber <strong>der</strong> Weg dazu. Die IW kann wertvolle Hilfsmittel erzeugen<br />

und anwenden.<br />

Der Zyklus Faktum – Aufzeichnung – Information – Wissen ist zwar gleich geblieben,<br />

aber gerade die Aufzeichnung von Daten und die Gew<strong>in</strong>nung von Information daraus<br />

haben sich verän<strong>der</strong>t.<br />

Es ist leichter geworden, Aufzeichnungen zu machen und diese Aufzeichnungen selektiv zu<br />

bearbeiten und <strong>in</strong>dividuelles Wissen zu erwerben.<br />

Der Mensch weiss zunächst mehr Entscheidendes, Details s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> zweiter L<strong>in</strong>ie dann eher<br />

für den Spezialisten notwendig und werden durch laufenden praktischen Umgang nerworben.<br />

Das „spekulative Wissen“ ist wertvoller geworden. Man muss nicht so sehr viel wissen,<br />

son<strong>der</strong>n vor allem wissen, wo etwas zu f<strong>in</strong>den, also vernetzt ist.<br />

Wenn <strong>der</strong> Mensch e<strong>in</strong> schwieriges Problem erlernen will und es letztlich versteht, ist es für<br />

ihn nicht mehr neu (Gipfelerlebnis). E<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoller und motivieren<strong>der</strong> Umgang mit diesem<br />

Wissen ist nur dadurch gerechtfertigt, dass er an<strong>der</strong>en Menschen helfen kann o<strong>der</strong> damit für<br />

sich selbst e<strong>in</strong>en materiellen Gew<strong>in</strong>n erarbeitet. E<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> wie<strong>der</strong>holte Anwendung von<br />

abgespeichertem Wissen ist langfristig demotivierend, wenn nicht e<strong>in</strong> höherwertiges Motiv<br />

dah<strong>in</strong>tersteckt.<br />

In <strong>der</strong> Schule muss <strong>der</strong> re<strong>in</strong>e Wissenserwerb dementsprechend <strong>in</strong>teressant und sozial<br />

anerkennend organisiert werden. Das Verstehen von Zusammenhängen ist schon e<strong>in</strong><br />

freudiges Erlebnis („Bühler’sches aha-Erlebnis“), aber wie nach e<strong>in</strong>em erreichten Ziel -<br />

eben etwas Erreichtes und beim Wie<strong>der</strong>holen schon weniger befriedigend.<br />

Vielleicht kann <strong>in</strong> Zukunft die Schnelligkeit des Auff<strong>in</strong>dens im Internet o<strong>der</strong> die<br />

Methode des Suchvorganges als Zeichen von konkurrieren<strong>der</strong> Intelligenz gewertet<br />

werden.<br />

Copyright F.Plochberger, <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> IW Seite 12 von 17


Die Schichtendenkweise ist etwa mit<br />

zu beschreiben.<br />

neues Faktum – erforschen – verstehen - verstandenes Faktum<br />

Es bildet sich e<strong>in</strong>e Schicht verstandener Fakten (aufgezeichnet o<strong>der</strong> lebend).<br />

H<strong>in</strong>weis an frühere Schriften: Wissen gilt als Speicherung leben<strong>der</strong> Daten.<br />

Es werden Eigenschaften festgestellt und Korrelationen erarbeitet.<br />

Die gewonnen Zusammenhänge werden abstrahiert und daraus e<strong>in</strong> neuer<br />

Wissenstand gewonnen. Das ist die eigentlich urmenschlich- <strong>in</strong>telligente Leistung.<br />

E<strong>in</strong>e neue Schicht an Wissen ist erreicht (wie<strong>der</strong> aufgezeichnet o<strong>der</strong> lebend).<br />

Dieser Zyklus wie<strong>der</strong>holt sich immer wie<strong>der</strong>. Er hat garantiert se<strong>in</strong>e Ursache <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

menschlichen Denkweise und physischen Gehirnstruktur(„naive“ Assoziation Gehirnlappen-<br />

Evolution).<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> IW hat sich die Wissens-Erwerb-Zykluszeit verr<strong>in</strong>gert. Nicht verän<strong>der</strong>t hat<br />

sich aber die Speicherbarkeit des erworbenen Wissens. Es hängt mit dem<br />

gefühlsmässigen Erlebnis beim Erwerb und <strong>der</strong> Anzahl an Auffrischungen (Wie<strong>der</strong>holungen)<br />

zusammen.<br />

Diese empirisch faktischen Punkte will ich festhalten und bewusst darauf h<strong>in</strong>weisen, dass sie<br />

gleich bleiben werden.<br />

Für wissenschaftliche Beweise verweise ich auf Fachliteratur aus Psychologie, Soziologie und<br />

Neurosciences.<br />

Copyright F.Plochberger, <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> IW Seite 13 von 17


4. <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong>?<br />

Nach dem OO-<strong>Paradigma</strong> ist es nur konsequent, sich Gedanken zu machen, wie es<br />

weitergeht.<br />

Als Grenzen <strong>der</strong> IT sehe ich neben dem tatsächlich erreichten Marktanteil von ca. 12 %<br />

auch e<strong>in</strong>e bewusste thematische E<strong>in</strong>grenzung <strong>in</strong>formationswissenschaftlicher Forschung auf<br />

die Grenz-Themen Daten – Information - Mensch. In diesem grossen Themendreieck<br />

spielt sich def<strong>in</strong>itiv die gesamte IT und daher IW ab. Das kann fast als Naturgesetz gewertet<br />

werden.<br />

Nachdem Daten (<strong>in</strong> Hard- und Software) und Information permanent verbesserbar s<strong>in</strong>d,<br />

bleibt <strong>der</strong> Mensch als biologische Species gleich. Man kann ke<strong>in</strong>en Gehirnlappen aus dem<br />

Menschen herausoperieren und ihn durch e<strong>in</strong>en „effizienteren“ ersetzen. Die Biologie des<br />

Menschen gehorcht nur evolutionären Zeitmassstäben. Mediz<strong>in</strong>ische Operationen, die <strong>in</strong><br />

Zukunft im Bereich des menschlichen Gehirns besser möglich werden, können im besten Fall<br />

nur den gesunden Status wie<strong>der</strong>herstellen, diesen aber nicht verbessern, speziell die<br />

Wissens- und Gedächtnisleistung des Menschen ist biologisch begrenzt.<br />

Teilgebiete <strong>der</strong> menschlichen geistigen und körperlichen Arbeitleistung können im Bereich<br />

immer gleich bleiben<strong>der</strong> und sich wie<strong>der</strong>holen<strong>der</strong> Tätigkeiten ausserhalb des Gehirnes<br />

durch aussermenschliche IT Systeme schneller und präziser durchgeführt werden.<br />

Beispiele:<br />

⎯ Formelrechnen,<br />

⎯ Durchsuchen von Datenbanken,<br />

⎯ Ordnen und Verladen grosser Mengen von Standard-Objekten (Conta<strong>in</strong>ern),<br />

⎯ Erzeugen gleichartiger Produkte (Autos, Masch<strong>in</strong>en, Werkzeuge …) <strong>in</strong><br />

Roboterstrassen<br />

Die Aufgaben, die mit computergesteuerten Automaten erledigt werden können, werden<br />

immer vielfältiger. Entscheidend dabei ist aber immer <strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> dies alles überwacht<br />

und steuert.<br />

So entsteht das neue <strong>Paradigma</strong>:<br />

Die Orientierung auf den Menschen, HO (Human Orientierung)<br />

Alle Objekte, die mittels OO (Objektorientierung) erzeugt und verwendet werden können,<br />

werden von Masch<strong>in</strong>en berabeitet. Jetzt ist es notwendig, gezielt und def<strong>in</strong>itiv die<br />

biologischen Grenzen des Menschen festzulegen.<br />

Copyright F.Plochberger, <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> IW Seite 14 von 17


Grobe<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> biologischen Grenzen des Menschen:<br />

⎯ Leistungsfähigkeit <strong>in</strong> Zeit und Komplexität<br />

⎯ Reaktionszeiten <strong>der</strong> menschlichen S<strong>in</strong>ne<br />

⎯ Fähigkeiten des menschlichen Bewegungsapparates<br />

⎯ Bewegungsbedürfnis des Menschen<br />

⎯ Geist und Seele <strong>in</strong> <strong>der</strong> Produktionsphase.<br />

Wenn dieses Ziel erreicht ist, hat <strong>der</strong> Mensch unzählige Möglichkeiten, diese Gesetzte<br />

aktiv <strong>in</strong> Produktionsketten e<strong>in</strong>zubauen.<br />

Der entscheidende Wendepunkt ist die Zielsetzung <strong>der</strong> Planung, war das bisher das Objekt<br />

und ist <strong>der</strong> User zwar separat angedacht worden, so blieb er doch als Vollzugsgehilfe im<br />

H<strong>in</strong>tergrund. Viele fehlerhafte Entwicklungen bewirkten zu enge und kurzsichtige<br />

Entwicklungen. Die grösste Gefahr ist die Versklavung des Menschen zu e<strong>in</strong>em stereotypen<br />

Handlanger <strong>in</strong> Produktionsketten.<br />

Wenn wir davon ausgehen, dass wir die menschlichen Fähigkeiten und Bedürfnisse alle<br />

umfassend festgelegt haben, angefangen vom generellen Arbeitsbedürfnis bis h<strong>in</strong> zur<br />

Festlegung menschlichenwürdiger Leistungsfähigkeit, brauchen wir ke<strong>in</strong>e Angst vor<br />

„Unmenschlichkeit“ haben.<br />

Es muss verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden, dass menschliche Wracks entstehen, die auf Grund<br />

übermenschlicher Überbelastung zwar e<strong>in</strong>ige Zeit sehr leistungsfähig s<strong>in</strong>d, aber letztlich zu<br />

halben Invaliden (geistiger o<strong>der</strong> körperlicher Art) werden. Das krasseste Beispiel ist etwa<br />

e<strong>in</strong>e IT-Firma mit e<strong>in</strong>em Manager – Burnout - Zeitpunkt von ca. 40 Lebensjahren.<br />

Daher oberstes Ziel <br />

<strong>der</strong> Mensch!<br />

Die Erkenntnisse <strong>der</strong> OO brauchen nicht vergessen zu werden, wir müssen nur den „User“<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> OO zu e<strong>in</strong>em „Menschen“ ausbauen. Das br<strong>in</strong>gt völlig neue Ansätze <strong>der</strong><br />

Strukturierung e<strong>in</strong>er Aufgabenstellung.<br />

Das Objekt „User“ muss zu e<strong>in</strong>em Subjekt „Mensch“ aufgewertet werden.<br />

Jede Planung e<strong>in</strong>er neuen Produktionsstätte o<strong>der</strong> Servicestätte muss grundlegend beim<br />

Menschen beg<strong>in</strong>nen. Wenn klar ist, wie viele und welche Menschen mit welchen Fähigkeiten<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden sollen, kann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge die Struktur des Lösungs-Roboters entwickelt<br />

werden.<br />

Entscheidend dabei ist, dass Masch<strong>in</strong>en gleichartig s<strong>in</strong>d, Menschen aber beson<strong>der</strong>e<br />

Eigenschaften haben, die mitberücksichtigt werden müssen.<br />

Copyright F.Plochberger, <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> IW Seite 15 von 17


Es muss also „menschlich begründete Verb<strong>in</strong>dungs- und Steuerelemente“ geben,<br />

die e<strong>in</strong> System überwachen. Menschliche Werte und ausgebildete Parameter müssen<br />

entwickelt werden. Krasse Beispiele wegen ihrer Notwendigkeit s<strong>in</strong>d z.B.:<br />

⎯ Bewegungsbedürfnis<br />

⎯ Geme<strong>in</strong>schaftsbedürfnis<br />

⎯ Gesundheitszustand<br />

⎯ Lebensalter<br />

⎯ Erfahrung<br />

⎯ Gefühlslage und daher<br />

⎯ geistige und körperliche Leistungsfähigkeit usw.<br />

Ganz entscheidend für das Gel<strong>in</strong>gen dieses neuen zukunftsorientierten <strong>Paradigma</strong>s ist die<br />

konsequente Berücksichtigung <strong>der</strong> biologischen (geistigen und körperlichen) Bedürfnisse des<br />

Menschen.<br />

Als ersten grossen Vorteil dabei sehe ich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>tegration <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit immer mehr<br />

Ausgegrenzten wegen :<br />

⎯ Lebensalter<br />

⎯ Gesundheitszustand<br />

⎯ geistiger und körperlichen Leistungsfähigkeit.<br />

Die Arbeitswelt muss also den gesellschaftlichen Bedürfnissen des Menschen angepasst<br />

werden. Teil-Leistungsfähigkeiten und Vollleistungsfähigkeit müssen nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> im<br />

selben Arbeitsprozess e<strong>in</strong>setzbar werden.<br />

Bisher hat man nur die besten, wendigsten und anpassungsfähigsten an <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />

teilhaben lassen, diese HO (Human Orientierung) br<strong>in</strong>gt die Sozialisierung <strong>der</strong> Arbeit<br />

wie<strong>der</strong>.<br />

Die Arbeit (= Erwerbsfähigkeit) muss sich an den Bedürfnissen <strong>der</strong> Menschen<br />

orientieren und nicht <strong>der</strong> Mensch an <strong>der</strong> Arbeit. Das ist die Aufgabe unseres<br />

Informationszeitalters.<br />

Machen wir <strong>in</strong> unserem Informationszeitalter den nächsten Schritt, die Orientierung <strong>der</strong><br />

Arbeitswelt am Menschen und dessen Bedürfnissen. Wir können ihn machen, wir müssen<br />

aber auch bewusst und konsequent auf dieses unseres nächstes Ziel zugehen!<br />

Das sehe ich als Hauptaufgabe <strong>in</strong> unserem Informationszeitalter.<br />

Copyright F.Plochberger, <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> IW Seite 16 von 17


5. Suchbegriffe fürs Internet<br />

• <strong>Paradigma</strong>,<br />

• Thomas S. Kuhn,<br />

• Signalmuster,<br />

• Hirnforschung,<br />

• Modell,<br />

• Symbol<br />

• Biologie des Menschen<br />

• Reaktionszeiten des Menschen<br />

• Grenzen menschlicher S<strong>in</strong>nesorgane<br />

• Grenzen menschlicher Leistung<br />

Copyright F.Plochberger, <strong>Neues</strong> <strong>Paradigma</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> IW Seite 17 von 17

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