Singendes Schleswig-Holstein
Berichte über das Chorleben in Schleswig-Holstein
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FORTBILDUNG<br />
Werkwoche Chordirigieren/Ensemblesingen mitProf. Timo Nuoranne<br />
13. –17. 10. 2014im Nordkolleg Rendsburg<br />
Ein Stimmungsbild von Martin Werner-Jonathal<br />
Chorleiterfortbildung, Skandinavische Chormusik, renommierter Dozent aus Finnland, und<br />
dann in erreichbarer Entfernung, im Nordkolleg Rendsburg – das waren die Gründe, mich<br />
zu einer Chorleiterfortbildung anzumelden. Nachdem ich lange Zeit die Chorleitungslehrgänge<br />
auf dem Scheersberg genossen und genutzt habe, hatte ich nach einigen Jahren<br />
Chorleitertätigkeit den Wunsch, mal wieder neue Impulse, Anregungen, und Korrekturen<br />
bei eingeschliffenen Angewohnheiten zu suchen. Meine Freude war groß, als ich die Zusage<br />
als aktiver Dirigierteilnehmer erhielt. Die Noten wurden bestellt und erwiesen sich als<br />
sehr anspruchsvoll. Jeder Teilnehmer konnte zwei Stücke benennen, die er oder sie gerne<br />
bearbeiten wollte.<br />
Am Montag traf man im Nordkolleg ein, und machte die Bekanntschaft der Kursteilnehmer.<br />
8 Dirigenten, 8 Choristen – eine gute Kammerchorbesetzung. Der Kursleiter, Prof.<br />
Timo Nuoranne, führte mit skandinavischer Freundlichkeit und Souveränität, die sich<br />
auch in der Arbeitssprache Deutsch zeigte, in das Programm ein. Und in diesem Lehrgangschor<br />
konnten dann sogar alle Stimmen besetzt werden, obwohl teilweise bis zu 12-<br />
stimmige Sätze in der Mappe lagen.<br />
Die Bandbreite der Teilnehmer war groß: langjährig erfahrene A-Kirchenmusiker und freischaffende<br />
Chordirigenten bis zu zwei „Handwerkern“, die sich natürlich vom Scheersberg<br />
her kannten. Sie waren aus dem ganzen Bundesgebiet angereist. Auch bei den Sänger/innen<br />
des Ensembleworkshops fanden sich erfahrene Choristen und erfahrene Kirchenmusiker/innen<br />
aus der ganzen Republik.<br />
Die Werkauswahl war vielfältig und rhythmisch wie klanglich anspruchsvoll: Aus dem<br />
Magnificat von Rautavaara zwei Sätze, die mit rhythmischer Pointierung und interessanten<br />
Klängen Chor wie Dirigenten aufs Höchste forderten, ebenso die Sätze aus der Missa<br />
brevis von Knut Nystedt, der grauen Eminenz der norwegischen Chormusik. Aber auch<br />
scheinbar einfache harmonische Werke von Niels la Cour (*1944), einem dänischen Komponisten<br />
(„Dominus custodit te“ aus den „4 Salmi per Coro“), oder das dreistimmige, sehr<br />
leise „Ty där din skatt är“ (Dort, wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz) von Sven-David<br />
Sandstrøm (*1942) erwiesen sich als viel schwieriger als zunächst gedacht. Auch die<br />
zwei schwedischen Psalmen von Matthew Whittal (*1975), einem kanadisch-stämmigen<br />
Komponisten, der in Finnland lebt und auf Schwedisch komponiert, der zweiten Amtssprache<br />
in Finnland, stellten die Dirigenten mit den komplexen Klängen, den wechselnden<br />
Takten sowie dem Anspruch, möglichst alles aus dieser Musik herauszuholen, vor große<br />
Aufgaben. Da war das „Ave maris stella“ von Edvard Grieg fast schon erholsam, aber<br />
nicht minder eindrucksvoll!<br />
Timo Nuoranne, international gefragter Chorleiter und langjähriger Dozent an der Sibelius-Akademie<br />
in Helsinki, lehrt seit dem Sommersemester 2014 an der Robert-Schumann-Hochschule<br />
in Düsseldorf. Er brachte mit der hochinteressanten Musik auch einen<br />
riesigen Erfahrungsschatz im Umgang mit Chorsängern und Chorpädagogik mit. Er forderte<br />
die Dirigenten, unterstützte mit sehr hilfreichen Tipps und demonstrierte, wie auch<br />
diese komplexe Musik mit Leichtigkeit zum Klingen gebracht werden kann. Dabei wurden<br />
die Themen Balance, Intonation, Rhythmik und Phrasierung im Sinne der Komponisten<br />
(von denen Prof. Nuoranne die meisten persönlich kannte) erarbeitet.<br />
Im Probenraum herrschte die ganze Zeit eine hochkonzentrierte Arbeitsatmosphäre, dabei<br />
ein sehr positiver und motivierender Umgangston zwischen allen Beteiligten. Besonders<br />
vor den Sängerinnen und Sängern, die auch nach langen Probenzeiten geduldig und<br />
konzentriert und immer gut gelaunt mitarbeiteten, empfand ich große Hochachtung.<br />
Im Abschlusskonzert am Freitag Abend in der gut besuchten Rendsburger Marienkirche<br />
dirigierte jede/r Dirigent/in ein Werk, und alle konnten die Früchte der engagierten Arbeit<br />
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