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EDITION . Ausgabe 2 . Familie<br />
Nachwuchs im automobilen Hochadel: Rolls-Royce<br />
BEAST<br />
eBOY.<br />
Text Gabriele Meinl | Interview Berthold Dörrich | Fotos Rolls-Royce<br />
wagt mit dem Phantom 102EX ein Familienexperiment.<br />
Ein kleiner Lord auf Probe.<br />
Nichts auf Vorurteile zu geben und dem eigenen Herzen zu folgen: So lebt es<br />
der junge Lord Fauntleroy seinem strengen Großvater, dem Earl of Dorincourt,<br />
vor. Alle Jahre wieder zu Weihnachten im Film „Der kleine Lord“. Aus einer<br />
nicht standesgemäßen Verbindung mit einer Bürgerlichen hervorgegangen,<br />
wird der Stammhalter zunächst kritisch beäugt. Schließlich versöhnt er aber<br />
sämtliche Widersprüche zu einem Familien-Happy-End. Eine Geschichte, wie<br />
sie „britischer“ nicht sein könnte. An die man sich derzeit erinnert fühlt, wenn<br />
man auf die englische Automobilinstitution Rolls-Royce blickt. Dort wird gerade<br />
über die Aufnahme eines neuen Mitglieds in den erlauchten Familienkreis<br />
befunden – ausgerechnet unter Führung eines Deutschen.<br />
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Torsten Müller-Ötvös, CEO von Rolls-Royce, ist der Erneuerer<br />
unter den Automobilmanagern – mit untrüglichem<br />
Gespür für Erfolg. In Zeiten, in denen am Thema<br />
Nachhaltigkeit kein Weg vorbeiführt und sich außerdem<br />
bei Rolls-Royce die Zielgruppen verjüngen, wagt er einen extravaganten<br />
Vorstoß. Der hat nichts weniger im Visier, als die Zukunft<br />
der Dynastie. Ein neuer Spross aus der Linie Phantom rollt<br />
2011 aus den heiligen Hallen Goodwoods. „Einer von uns“ und<br />
doch anders. Denn wo sonst ein seidig weich laufender, fl üsterleiser<br />
6,75-Liter-Zwölfzylinder sitzt, schlägt unter der Motorhaube<br />
des Phantom 102EX ein Herz aus 96 Lithium-Ionen-Zellen.<br />
Ein künstliches Herz, mag mancher Afi cionado bedauern, die<br />
größte Batterie, die je in einem Personenfahrzeug verbaut wurde.<br />
Das Einzigartige an einem Rolls-Royce ist, dass er scheinbar<br />
Gegensätzliches vereint: Performance und Diskretion. Ein<br />
Rolls-Royce ist ein Hochleistungskünstler. Wie er das macht, darüber<br />
spricht man nicht. Leistung sei „in ausreichendem Maße“<br />
vorhanden, so das typisch britische Understatement. Im Unterschied<br />
zu anderen pferdestarken Zeitgenossen lässt sich ein<br />
Rolls-Royce die Anstrengung nicht ansehen – und noch viel weniger<br />
anhören. Das Motorengeräusch ist deshalb der Prüfstein,<br />
das Pièce de Résistance der Ingenieure. Außen schon maximal<br />
reduziert, soll es im Innenraum möglichst gar nicht mehr wahrnehmbar<br />
sein. Stille als Ideal, gerade weil sie zu erzielen Zeichen<br />
höchster Handwerkskunst ist.<br />
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