Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Es ist wie eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert – wohin<br />
man schaut, sieht man riesige, aufwendig restaurierte<br />
Koffer aus einer Zeit, als der Orientexpress wohl<br />
gerade „en vogue“ war.<br />
72<br />
Es war einmal eine Zeit, in der Reisende<br />
zu ihrem weit entfernten Ziel<br />
tagelang, sogar wochenlang unter-<br />
Orientexpress – einige der antiken Reisegepäcke<br />
sind in den besten Häusern der Welt<br />
hinaus- und hereingetragen worden. Coco<br />
wegs waren – mit dem Schiff, mit der Pfer- Chanel, Ernest Hemingway, die Kennedys,<br />
dekutsche, mit dem Dampfzug. Aus dieser „tout Hollywood“, sie alle reisten stilvoll. Von<br />
Zeit stammen historische Gepäckstücke, die der Filmdiva Marlene Dietrich gibt es eine<br />
uns noch heute daran erinnern, dass das Abbildung auf mehreren Koffern sitzend.<br />
Reisen früher einmal ein einziges großes Im Jahr 1936 war sie laut ihrer Tochter Ma-<br />
Abenteuer war. Schrankkoffer, Überseeria Riva mit fast 80 Koffern und Hutschachtruhen<br />
– Stücke mit Geschichte, die selbst teln unterwegs. Besonders wichtig waren ihr<br />
Geschichten erzählen. Geschichten von auf- die Hotelaufkleber darauf: Sie führte Leim<br />
regenden Reisen und abenteuerlichen Be- und Ersatzaufkleber mit sich, um abgefallegebenheiten<br />
wochenlanger Wegstrecken zu<br />
damals so fern scheinenden Zielen. Neben<br />
ne sofort ersetzen zu können.<br />
eleganter Reisebekleidung gehörten daher Stille Zeugen aus Leder mit kunter-<br />
entsprechende Koffer, Truhen und Taschen bunten Aufklebern, die uns voller Nostalgie<br />
zum guten Ton und repräsentierten nicht an anno dazumal zurückdenken lassen. „Der<br />
zuletzt die soziale Stellung ihrer Besitzer. Reiz dieser Unikate liegt nicht nur in der heraus-<br />
Egal ob Hotel Excelsior, Hotel Ritz oder ragenden Verarbeitung, die von der Liebe zum<br />
Detail zeugt, sondern auch in der unverwechselbaren<br />
Atmosphäre und diesem ganz besondern<br />
Charme“, so Joachim-Michael Lemcke,<br />
der aus der eigenen Sammelleidenschaft<br />
The Vintage Luggage Company aufgebaut<br />
hat. Die mit höchster Handwerkskunst zwischen<br />
1880 und 1940 von Louis Vuitton,<br />
Hermès, Goyard und anderen Manufakturen<br />
gefertigten und weitgereisten Reisetruhen<br />
und Schrankkoffer sind heute weltweit<br />
begehrte Antiquitäten. Vornehmlich aus<br />
Westeuropa und Nordamerika stammen die<br />
Stücke in der Sammlung. Aus Frankreich,<br />
England, Deutschland sowie den USA kommen<br />
die Koffer hauptsächlich. Besonders<br />
fasziniert ist Lemcke, wie viel Mühe und<br />
Kunstfertigkeit man zu Zeiten Jules Vernes<br />
für den Bau der Koffer aufgewendet hat.<br />
„Man hat mit ganz verschiedenen Materialien<br />
zu tun. Mit Leder, Holz, Messing, Zink. Das<br />
waren eben Luxusartikel, und so waren sie<br />
auch verarbeitet. Da war handwerkliches Können<br />
gefragt.“ Hier sind alle Epochen, Marken<br />
und Stilrichtungen vertreten. So kann man<br />
sehen, wie sich der Koffer weiterentwickelt<br />
hat, der nun mal eben eng mit der Geschichte<br />
des Reisens verbunden ist. Rund um den<br />
Globus zieren nun diese historischen Stücke,<br />
jedes mit seiner eigenen Geschichte aus der<br />
„goldenen Zeit des Reisens“, exklusive Häuser<br />
und Appartements sowie Yachten und Büros<br />
als dekorative Einrichtungsstücke, sei es<br />
als Couch- oder Beistelltisch im Salon oder<br />
vielleicht als Garderobe in der Ankleide oder<br />
im Schlafzimmer. Aber wer auch gerne königlich<br />
reisen möchte, fi ndet hier sein passendes<br />
Gepäckstück. Zum Verreisen und<br />
zum Ankommen.<br />
Wohin geht die Reise<br />
73