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Wertschöpfung durch Wertschätzung - Universität Bamberg

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Innovationspotential im<br />

demografischen Wandel<br />

Innovationspotential im<br />

demografischen Wandel Rubrik<br />

Es ist gerade diese dritte Innovatorengruppe, die für den Erfolg<br />

oder Misserfolg unternehmensgetriebener, strategischer<br />

Open Innovation entscheidend ist. Periphere Mitarbeiter-<br />

Innovatoren bilden die Brücke zwischen den externen Innovationsakteuren<br />

und den internen F&E-Akteuren. Mit ihrem<br />

Engagement, ihrer Offenheit und Innovationsorientierung<br />

können sie externen Innovationsideen im Unternehmen<br />

zum Erfolg verhelfen. Mit einer Mentalität des „Not-Invented-Here“,<br />

mit Ablehnung oder Ignoranz aber können diese<br />

peripheren Akteure auch zu destruktiven Innovations-Opponenten<br />

(Reichwald et al., 2010) werden. Gelingt es jedoch,<br />

periphere Akteure im Unternehmen als Innovatoren für offene<br />

Innovationsaktivitäten zu gewinnen, so lassen sich im<br />

Zusammenspiel der drei Typen von Innovatoren nicht nur<br />

Innovationsprozesse öffnen, sondern insbesondere unterschiedliche<br />

Kompetenzen, Wissensdomänen und Ressourcen<br />

integrieren und so die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens<br />

nachhaltig fördern.<br />

Zur Realisierung und Unterstützung von Open Innovation-Initiativen<br />

hat sich heute bereits eine breite Palette unterschiedlicher<br />

Werkzeugtypen etabliert. Fünf zentrale Werkzeugklassen<br />

lassen sich unterscheiden (Möslein und Neyer, 2009):<br />

Innovationswettbewerbe (siehe innovationcontest.de), Innovationsmarktplätze<br />

(z.B. innocentive.com), Innovations-Communities<br />

(z.B. unseraller.de), Innovations-Toolkits (z.B. selve.<br />

de) oder Innovationstechnologien (vgl. ponoko.com).<br />

Open Innovation im Unternehmen<br />

Traditionelle Innovationsprozesse in weitgehend geschlossenen<br />

F&E-Abteilungen sind in vielen Unternehmen bereits<br />

bestens in die Prozesslandschaft integriert, typischerweise<br />

<strong>durch</strong> sogenannte Stage-Gate-Prozesse. Auch ist es inzwischen<br />

weithin akzeptiert und vielfach implementiert, bereichsübergreifend<br />

verschiedene Abteilungen und Funktionsbereiche<br />

gemeinsam in die Innovationsarbeit einzubinden<br />

(Page, 1993). Eine neuere Entwicklung zeigt sich mit der<br />

Übernahme von ursprünglich unternehmensexternen Open<br />

Innovation-Werkzeugen, wie z.B. Innovations-Communities,<br />

zur Einbindung von Mitarbeitern innerhalb von Unternehmen<br />

und Unternehmensnetzwerken.<br />

Ziel der internen Anwendung von Open Innovation-Instrumenten<br />

ist ein aktiver Einbezug von Mitarbeitern in der Breite<br />

des Unternehmens – der sog. peripheren Innovatoren – sowie<br />

eine bewusste, innovationsorientierte Vernetzung von Mitarbeitern<br />

über unterschiedliche Unternehmensteile hinweg. Im<br />

Rahmen des BMBF- und ESF-geförderten Projekts „Open-I“<br />

(FKZ: 01FM07053/54/55) konnte bereits erfolgreich gezeigt<br />

werden, wie Mitarbeiter gezielt in interne Innovations-Communities<br />

eingebunden werden können.<br />

Grenzinnovatoren: Innovationspotenzial im<br />

demografischen Wandel<br />

Die Gesamtheit der peripheren Innovatoren, also die Belegschaft<br />

in der Breite eines Unternehmens, wird sich in den<br />

nächsten Jahren drastisch verändern. So erwarten Unternehmen<br />

beispielsweise eine Verknappung der verfügbaren<br />

Humanressourcen. Zudem führt der demografische Wandel<br />

zu einer Verschiebung der Altersstruktur von Unternehmen.<br />

Es wird also erwartet, dass weniger junge Mitarbeiter in Unternehmen<br />

eintreten, gleichzeitig aber eine immer größere<br />

Zahl von älteren Mitarbeitern das Unternehmen verlässt.<br />

Dies erfordert eine Organisation der Innovationsprozesse, die<br />

die Nutzung der vorhandenen Humanressourcen bei gleichzeitigem<br />

Ermöglichen von intergenerationalem Austausch<br />

sicherstellt. Dabei rücken in natürlicher Weise die Grenzbereiche<br />

eines Unternehmens in den Fokus des Interesses. Akteure,<br />

die an der Unternehmensgrenze agieren, treten plötzlich<br />

aus dem Schatten.<br />

Diese Entwicklung trifft sich mit einer Notwendigkeit der<br />

erfolgreichen Gestaltung von Open Innovation: Zur erfolgreichen<br />

Überbrückung der Unternehmensgrenze zwischen<br />

„Innen“ und „Außen“ kommt Akteuren an der Unternehmensgrenze<br />

eine besondere Rolle zu: Als sogenannte<br />

„Grenzinnovatoren“ können Unternehmesmitglieder an der<br />

Unternehmensgrenze zu wichtigen Brückenbauern in Open<br />

Innovation-Initiativen werden.<br />

Als Grenzinnovatoren bezeichnen wir dabei insbesondere die<br />

folgenden Personengruppen:<br />

n Personen, die in ein Unternehmen gerade neu als Mitarbeiter<br />

eingetreten sind. Sie sind formal dem Unternehmen<br />

zugehörig, haben aber noch den „unverstellten“<br />

Blick des Externen. Insbesondere Auszubildende, Praktikanten<br />

oder auch Werkstudenten bilden mit der ihnen<br />

typischen „Außensicht“ einen hervorragenden Pool an<br />

Grenzinnovatoren.<br />

n Personen, die – beispielsweise aus Altersgründen – aus<br />

dem Unternehmen ausscheiden, bilden einen weiteren<br />

wichtigen Potenzialpool als Grenzinnovatoren. Diese Akteure<br />

sind oftmals mit ihrem Kopf noch vollständig im<br />

Unternehmen, auch wenn sie formal bereits ausgeschieden<br />

sind. Sie weisen somit hervorragende Eigenschaften<br />

als loyale Grenzgänger und potentielle Grenzinnovatoren<br />

auf.<br />

n Auch Personen, die nur temporär das Unternehmen verlassen,<br />

beispielsweise Mütter oder Väter in Eltern(teil-)<br />

zeit, können den Pool potentieller Grenzinnovatoren gezielt<br />

ergänzen. Häufig ist es ihnen ein Anliegen im Geschehen<br />

des Unternehmens eingebunden zu bleiben,<br />

wenngleich andere Aufgaben temporär ihren Alltag bestimmen.<br />

Heute „leisten“ wir es uns üblicherweise auf<br />

diese Personengruppe weitgehend zu verzichten. Aufgrund<br />

ihrer Position als Grenzgänger sind aber auch sie<br />

ideale Kandidaten für eine Mitwirkung im Innovationsgeschehen<br />

als Grenzinnovatoren.<br />

Es zeigt sich: Mitarbeiter, die temporär oder dauerhaft die<br />

Grenze des Unternehmens überschreiten, fallen heute oft<br />

<strong>durch</strong> das Raster oder finden keine Infrastruktur (Ansprechpartner,<br />

Prozesse, Tools) vor, um ihre Ideen und ihr Wissen<br />

einzubringen. Als Grenzinnovatoren aber können gerade sie in<br />

offenen Innovationsprojekten eine zentrale Rolle einnehmen.<br />

Die Öffnung von Innovationsprozessen<br />

ermöglicht es Unternehmen, ihre<br />

Innovationsfähigkeit zu erhalten und<br />

auszubauen.<br />

Grenzinnovatoren vereinen Lösungs- und Anwendungswissen<br />

sowie unterschiedliche Wissensdomänen. Damit bieten<br />

sie aus Sicht der Innovations- und Kreativitätsforschung ideale<br />

Voraussetzungen für die gemeinschaftliche offene Generierung<br />

von Innovationen. Gerade im Zuge des demografischen<br />

Wandels liegt die Nutzung dieses Innovationspotenzials auf<br />

der Hand. Es gilt, Strukturen, Prozesse und entsprechende<br />

Tools zu entwickeln, damit diese Innovationsquelle effektiv<br />

genutzt werden kann. Ihre besonderen Merkmale (z.B.<br />

Wegfall der direkten Belegschaftszugehörigkeit bei ausgeschiedenen<br />

Mitarbeitern) erfordern spezielle Maßnahmen<br />

zur Erschließung ihres Innovationspotenzials. Zu erwarten ist<br />

beispielsweise, dass sich die Motivationssituation von Grenzinnovatoren<br />

anders gestaltet und klassische Incentivierungsmaßnahmen<br />

hier fehlgeleitet sind.<br />

Insgesamt ist die Öffnung von Innovationsprozessen mittels<br />

Grenzinnovatoren eine logische Weiterentwicklung des Open<br />

Innovation-Gedankens und ermöglicht die Erhaltung und den<br />

Ausbau der organisationalen Innovationsfähigkeit im Kontext<br />

des demografischen Wandels.<br />

Literatur:<br />

Möslein, K./Neyer, A.-K. (2009). Open Innovation – Grundlagen, Herausforderungen,<br />

Spannungsfelder. In Zerfaß, A./ Möslein, K. (Hrsg.): Kommunikation als<br />

Erfolgsfaktor im Innovationsmanagement. Gabler.<br />

Neyer, A.-K./Bullinger, A./Möslein, K. (2009). Integrating Inside and Outside Innovators:<br />

A Sociotechnical Systems Perspective. R&D Management 39(4). S. 410–419.<br />

Page, A. (1993). Assessing New Product Development Practices and Performance:<br />

Establishing crucial norms. Journal of Product Innovation Management 10. S.<br />

273-290.<br />

Reichwald, R./ Möslein, K.M./ Neyer, A.K./ Scheler, J. (2010). Open Innovation:<br />

Methodologische Präzisierung und praktische Umsetzung im Projekt Open-I: Open<br />

Innovation im Unternehmen, in Jacobsen, H. & Schallock, B. (Hrsg.). Innovationsstrategien<br />

jenseits traditionellen Managements, Stuttgart: Fraunhofer Verlag, S.<br />

243-250.<br />

Von Hippel, E. (2005). Democratizing Innovation. Cambridge. MIT Press.<br />

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