Teufelskralle und Weidenrinde –bitter und ... - SMGP
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<strong>Teufelskralle</strong> <strong>und</strong> <strong>Weidenrinde</strong> –bitter <strong>und</strong> entzündungshemmend<br />
Referent, Frau Rita Marusic-Bubenhofer, Apotheker.<br />
<strong>SMGP</strong>-vet, Wädenswil<br />
Präparate aus der <strong>Teufelskralle</strong>nwurzel (harpagophyti radix) <strong>und</strong> <strong>Weidenrinde</strong> (salicis cortex.) sind<br />
die heute bekanntesten pflanzlichen Mittel zur Behandlung von Entzündungsprozessen <strong>und</strong><br />
Schmerzen beim Mensch wie auch beim Tier. Diese beiden Drogen unterscheiden sich sowohl<br />
morphologisch, in ihrer botanischen, geographischen Herkunft, in ihrem Wirkstoffspektrum, wie<br />
auch in ihren pharmakologischen Eigenschaften. Gemeinsam ist den beiden Drogen noch der<br />
sinnlich wahrnehmbare bittere Geschmack beim Kauen.<br />
In der Humanmedizin stehen Phytopharmaka mit Extrakten aus der <strong>Teufelskralle</strong>nwurzel <strong>und</strong><br />
<strong>Weidenrinde</strong> zur Verfügung. Die wissenschaftliche Phytotherapie <strong>und</strong> Behörde stellt dafür die<br />
gleichen Anforderungen hinsichtlich Qualität, Wirkung <strong>und</strong> Unbedenklichkeit wie für synthetische<br />
Arzneistoffe an. In der Veterinärmedizin sind mit dem neuen Heilmittelgesetzes in der Schweiz fast<br />
alle pflanzlichen Tierarzneimittel verschw<strong>und</strong>en. <strong>Teufelskralle</strong> <strong>und</strong> <strong>Weidenrinde</strong> sind in der Schweiz<br />
als Arzneipflanzen eingeteilt <strong>und</strong> dürfen nicht mehr als Futtermittel gehandelt werden. Trotzdem<br />
werden die zu besprechenden Drogen von Tierbesitzern <strong>und</strong> Tierärzten eingesetzt, in importierten<br />
Futtermittitelzusätzen, vor allem für Pferde <strong>und</strong> in Umwidmung für Heimtiere. Die Droge <strong>und</strong> ihre<br />
Präparate wie Tinkturen, Extrakte, Mischungen stehen dem Tierbesitzer <strong>und</strong> dem verschreibenden<br />
Tierarzt sowohl in der Drogerie <strong>und</strong> der Apotheke in Arzneibuchqualität zur Verfügung. Leider sind<br />
die Absetzfristen für Nutztiere nicht geregelt.<br />
<strong>Teufelskralle</strong>nwurzel, Harpagophyti radix 1 :<br />
Die Droge ist graubraun bis dunkelbraun mit einem bitteren Geschmack, Mindestgehalt an 1,2 %<br />
Harpagosid, ein Iridoidglycosid. ( PhEur. 5) 2 . Medizinisch gesichert wirkt <strong>Teufelskralle</strong>nwurzel<br />
antiphlogistisch, schwach analgetisch <strong>und</strong> appetitanregend (Bitterwirkung), <strong>und</strong> wird unterstützend<br />
bei der Therapie degenerativer Erkrankungen des Bewegungsapparates wie Rheuma <strong>und</strong> Arthrose<br />
angewendet. Neben Harpagosid scheinen weitere bisher unbekannte Substanzen an der Wirkung<br />
beteiligt zu sein. Eine Unterdrückung der Prostaglandin E2 Synthese konnte in vitro mit einem<br />
wässrigen Extrakt nachgewiesen werden. Weiss 3 erwähnt in seiner ersten Ausgabe des<br />
Lehrbuches (1950) eine allgemeine tonische Wirkung von Bitterstoffen die weit über den Magen<br />
hinausgeht, eine Erregung des Sympathikus wurde am Froschherzen nachgewiesen<br />
<strong>Teufelskralle</strong> beim Pferd wird eingesetzt bei Beschwerden am Bewegungsapparat. Die<br />
geschnittene, getrocknete Droge ist für den Tierarzt <strong>und</strong> Tierbesitzer im Fachhandel erhältlich <strong>und</strong><br />
kann leicht zugefüttert werden. Der Kauvorgang des Pferdes entspricht der Aufschliessung der<br />
Droge im Mörser, beim ges<strong>und</strong>en Pferd. In Studien zeigte <strong>Teufelskralle</strong> in Mischungen eine valide<br />
Alternative zur konventionellen Behandlung mit Phenylbutazon bei Spat 4 <strong>und</strong> führte zur<br />
Verminderung der Prostaglandin E2-Produktion am Entzündungsgeschehen. 5 .<br />
<strong>Teufelskralle</strong> kann im Pferdesport unterschiedlich als Dopingmittel behandelt werden. Die FEI führt<br />
<strong>Teufelskralle</strong> nicht namentlich auf, aber die Indikationen <strong>und</strong> Anpreisungen der verschiedenen<br />
Handelspräparate geben leider Hinweise auf einen leistungsverbessernden Effekt der Präparate.<br />
Nationale Verbände sind deutlicher mit Verboten. Positive Fälle sind in Europa nicht bekannt.<br />
(kurze Eliminationshalbwertszeit von Harpagosid).Die Empfehlung ist nach wie vor 2-3 Tage vor<br />
<strong>und</strong> ev. nach dem Wettbewerb keine <strong>Teufelskralle</strong> zuzufüttern.<br />
<strong>Teufelskralle</strong>npräparate bei H<strong>und</strong> <strong>und</strong> Katze: werden gerne eingesetzt bei älteren Tieren.<br />
Humanpräparate dürfen bei Heimtieren umgewidmet werden. Überzogene Tabletten zum eingeben<br />
sind geeigneter als Tabletten, die eventuell gekaut werden <strong>und</strong> Magenprobleme hervorrufen. Nach<br />
den Modellen der traditionellen Medizinen (z.B. TCM) bewirkt <strong>Teufelskralle</strong> Hitze. Wenn H<strong>und</strong>e<br />
mit Hyperaktivität oder Erbrechen reagieren, sollte <strong>Teufelskralle</strong>nwurzel mit andern Pflanzen<br />
gemischt oder niedriger dosiert werden.<br />
Nutztiere: die Urtinktur der <strong>Teufelskralle</strong> darf angewendet werden ohne Absetzfrist<br />
Referatesammlung - 1 - Phytotherapie
<strong>Weidenrinde</strong> Salicis cortex 6 :<br />
Besteht aus der getrockneten Rinde junger Zweige verschiedener Weidenarten: Salix purpurea,<br />
daphnoides, fragilis. Sie hat einen deutlich bitteren Geschmack. (Ph.Eur. 5)<br />
Inhaltsstoffe sind die wirksamkeitsrelevanten Phenylglycoside wie Salicin,(Prodrug), u.a.<br />
Flavanoide <strong>und</strong> Catechingerbstoffe<br />
Die analgetische Wirkung lässt sich nicht allein mit der aus Salicin metabolisierten Salicylsäure<br />
erklären, <strong>Weidenrinde</strong>nextrakt in therapeutischer Dosierung führt zu niedrigeren<br />
Plasmakonzetrationen von Salicylsäure als ASS in entsprechender Dosis. Für die analgetisch <strong>und</strong><br />
antiphlogistische Wirkung in vivo beim Menschen kann im Augenblick noch kein<br />
Wirkungsmechanismus erklärt werden. (Sticher).<br />
Indikationen sind insbesondere die Behandlung von chronischen Rückenschmerzen, Schmerzehn<br />
bei leichter Arthrose <strong>und</strong> bei rheumatischen Beschwerden. Zur Fiebersenkung ist <strong>Weidenrinde</strong><br />
wenig geeignet, die Droge schmeckt in Tees zu bitter.<br />
<strong>Weidenrinde</strong> beim Tier: In älteren Tierarzneimittelehrbücher 7 wird sie als billiger Ersatz für die<br />
wertvolle Chinarinde erwähnt zur Tonisierung von erschöpften Tieren. Noch in der 2.Hälfte des<br />
letzten Jahrh<strong>und</strong>erts wurden Tierarzneimittel mit <strong>Weidenrinde</strong> bei der IKS 8 in Mischungen<br />
registriert mit den Indikationen Durchfall bei Kühen <strong>und</strong> Darmstörungen bei Kleintieren. Diese<br />
Indikationen lassen sich erklären mit dem hohen Gerbstoffgehalt der Droge.<br />
Heute wird <strong>Weidenrinde</strong> als Schmerz- <strong>und</strong> Entzündungsmittel eingesetzt, in Futtermittelzusätzen<br />
gemischt mit andern Kräutern wie Ingwer, <strong>Teufelskralle</strong> <strong>und</strong> andere aus der Volksmedizin<br />
bekannten „Entgiftungsmitteln“. Die analgetische Wirkung ist bei der <strong>Weidenrinde</strong> vordergründig<br />
Der Gehalt der Kräuter ist unter 10%. Wissenschaftliche Daten fehlen. Laut Mitteilung der<br />
Hersteller werden die meisten Mittel bei älteren Tieren eingesetzt. die Rückmeldung der<br />
Tierbesitzer <strong>und</strong> Tierärzte sei positiv.<br />
<strong>Weidenrinde</strong> beim Pferd: Leider fehlen Daten zum Metabolismus <strong>und</strong> der Pharmakokinetik. Der<br />
Hauptmetabolit Salicylsäure hat eine Eliminationshalbwertszeit von 3.7h. Danach wird auch in der<br />
Dopinganalytik gesucht. Bekannt sind Tierbesitzer, die <strong>Weidenrinde</strong> geschnitten den Pferden mit<br />
Erfolg zufüttern Wahrscheinlich wird beim Kauen dank dem leicht alkalischen Speichel Salicin<br />
freigesetzt <strong>und</strong> steht optimal zur Verfügung. Fallberichte werden von uns gerne gesammelt. 9 Die<br />
beliebte grüne Pferdesalbe enthält unguentum Populis, hergestellt aus den salicinhaltigen Trieben<br />
der Pappel mit grossen Mengen synthetischer Salicylate.<br />
<strong>Weidenrinde</strong> bei H<strong>und</strong> <strong>und</strong> Katze: H<strong>und</strong>e scheinen auf <strong>Weidenrinde</strong> in Futtermittelzusätzen gut<br />
anzusprechen. Auch hier fehlen klinische Daten. Der H<strong>und</strong> wird kaum <strong>Weidenrinde</strong> kauen, bitter<br />
<strong>und</strong> scharf, die Tablettenform ist hier angezeigt. Beim H<strong>und</strong> ist auf eine sichere Dosierung zu<br />
achten. Katzen können empfindlich reagieren, trotz positiver Berichte mit Mischpräparaten.<br />
Für einen sicheren Umgang mit pflanzlichen Tierarzneimittel wünschen wir uns mehr Forschung<br />
<strong>und</strong> Lehre an Universitäten, mehr Fallberichte aus der Praxis, <strong>und</strong> von den Behörden eine sichere<br />
Regelung, die der Nachfrage gerecht wird.<br />
1 Sticher Hänsel Pharmakognosie <strong>und</strong> Phytopharmazie, Springer Verlag 2007<br />
2 Pharmakopoea Europea 5, Europarat Strassburg Cedex 2010<br />
3 Weiß, Lehrbuch der Phytotherapie Hippokrates Verlag 1950 p.45<br />
4 S. Montavon Prat. Vét. Equine, 1994, Efficacité d'une préparation phytothérapique d'Harpagop. procumbens<br />
5 Effect of a Proprietary Herbal Product on Equine Joint Disease http://www.horseherbs.com/pdf/mobility.pdf<br />
6 Sticher Hänsel: Pharmakognosie <strong>und</strong> Phytopharmazie, Springer Verlag 2007<br />
7 Falke Lehrbuch der Veterinärpharmakodynamik Leipzig 1858<br />
8 IKS Bulletin 3/69, 12/68,<br />
9 http://www.smgp.ch/veter/veter.html<br />
Referatesammlung - 2 - Phytotherapie