15.11.2012 Aufrufe

Leitfähigkeit schwacher Elektrolyte - Institut für Physikalische ...

Leitfähigkeit schwacher Elektrolyte - Institut für Physikalische ...

Leitfähigkeit schwacher Elektrolyte - Institut für Physikalische ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

TU Clausthal Stand 10/01/2007<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

Grundpraktikum 13. LEITFÄHIGKEIT SCHWACHER ELEKTROLYTE<br />

LEITFÄHIGKEIT SCHWACHER<br />

ELEKTROLYTE<br />

1. Versuchsplatz<br />

Komponenten:<br />

- Thermostat<br />

- <strong>Leitfähigkeit</strong>smessgerät<br />

- Elektrode<br />

- Thermometer<br />

2. Allgemeines zum Versuch<br />

Der Widerstand R eines Leiters ist<br />

proportional seiner Länge l und umgekehrt<br />

proportional seinem Querschnitt q.<br />

l<br />

R = ρ<br />

(1)<br />

q<br />

Den Faktor ρ bezeichnet man als spezifischen Widerstand, seinen Kehrwert χ als spezifische<br />

<strong>Leitfähigkeit</strong>. Die <strong>Leitfähigkeit</strong> von Elektrolytlösungen hängt bei konstanter Temperatur und<br />

konstantem Druck von der Konzentration des <strong>Elektrolyte</strong>n, dem Dissoziationsgrad und der<br />

Geschwindigkeit der vorhandenen Ionen ab.<br />

Die Konzentration des <strong>Elektrolyte</strong>n ist aus der Einwaage bekannt und wird in Mol pro Liter<br />

angegeben.<br />

Bei vollständiger Dissoziation zerfällt der Elektrolyt in ν+ Kationen und ν– Anionen. Die Indizes<br />

beziehen sich auf das Vorzeichen der Ionenladung. Bei unvollständiger Dissoziation<br />

(„<strong>schwacher</strong>“ Elektrolyt) muss man ν+ und ν– noch mit dem Dissoziationsgrad α multiplizieren.<br />

Unter dem Einfluss eines elektrischen Feldes wandern die Ionen zu den Elektroden, d. h. es fließt<br />

ein Strom. Die Stromdichte, (der Strom pro Fläche) ist gegeben durch die Beziehung :<br />

I<br />

= = ( NA<br />

υ+<br />

c z+<br />

e v+<br />

+ N υ−<br />

c z−<br />

e v−)<br />

(2)<br />

A<br />

i A<br />

1


TU Clausthal Stand 10/01/2007<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

Grundpraktikum 13. LEITFÄHIGKEIT SCHWACHER ELEKTROLYTE<br />

Es bedeuten:<br />

A : Querschnittsfläche<br />

NA : Avogadrozahl<br />

c : Konzentration in mol·cm -3<br />

υ± : Geschwindigkeiten der negativen bzw. positiven Ionen<br />

e : Elementarladung<br />

z± : Ladungszahl der positiven bzw. negativen Ionen<br />

ν± : stöchiometrische Koeffizienten<br />

Die Ladung e · z± ist also ein ganzzahliges Vielfaches der elektrischen Elementarladung. Die<br />

Avogadrozahl ist in Gl. (2) enthalten, weil sie die in einem Mol enthaltende Zahl von Atomen<br />

angibt.<br />

Die Flüssigkeit ist natürlich ungeladen, so dass gelten muss:<br />

v (3)<br />

+ z + = v−<br />

z−<br />

Diese Beziehung bezeichnet man als Elektroneutralitätsbedingung.<br />

Den Quotienten von Ionengeschwindigkeit und Feldstärke<br />

bezeichnet man als Ionenbeweglichkeit.<br />

υ±<br />

= u<br />

E<br />

Man erhält also <strong>für</strong> die spezifische <strong>Leitfähigkeit</strong><br />

±<br />

I<br />

χ = = N A e c ( v+<br />

z+<br />

u+<br />

+ v−<br />

z −u<br />

−)<br />

(5)<br />

E ⋅ q<br />

Die Größe NA · e = F (entspricht dem Betrag der Ladung von 1 Mol Elektronen) bezeichnet man<br />

als Faradaykonstante. Betrachtet man außerdem einen unvollständig dissozierten <strong>Elektrolyte</strong>n,<br />

so erhält man:<br />

Man erhält also <strong>für</strong> die molare <strong>Leitfähigkeit</strong><br />

χ = F ⋅ α ⋅ c ⋅ ( ν + z+<br />

u+<br />

+ ν −z<br />

−u<br />

− )<br />

(6)<br />

χ<br />

Λ = = α ⋅ F ( ν + z+<br />

u+<br />

+ ν − z−u<br />

c<br />

2<br />

−<br />

)<br />

(4)<br />

(7)


TU Clausthal Stand 10/01/2007<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

Grundpraktikum 13. LEITFÄHIGKEIT SCHWACHER ELEKTROLYTE<br />

Früher wurde auch häufig die sog. Äquivalentfähigkeit verwendet, bei der die spez.<br />

<strong>Leitfähigkeit</strong> nicht auf die Stoffmengenkonzentration, sondern auf die Zahl der „Äquivalente“<br />

pro Volumeneinheit ν · c, bezogen wurde:<br />

Hierbei ist v = v+<br />

z+<br />

= v−<br />

z−<br />

.<br />

' ( + −)<br />

+ ⋅ α =<br />

χ<br />

Λ = F u u<br />

v ⋅ c<br />

Achtung:<br />

−1<br />

−1<br />

Ω ⋅ cm<br />

Λ (und Λ') hat üblicherweise die Einheit −3<br />

mol ⋅cm<br />

3<br />

cm<br />

=<br />

mol<br />

2 1 Ω ⋅<br />

−<br />

S ⋅ cm<br />

=<br />

mol<br />

Die Konzentration wird jedoch oft in mol · L -1 angegeben, daher hat man häufig den<br />

Umrechnungsfaktor 10 3 (1 mol · L –1 =ˆ 10 3 mol · cm –3 ) zu berücksichtigen.<br />

Die Größe F · u · |z| ≡ λ bezeichnet man als molare Ionenleitfähigkeit.<br />

Wir erhalten aus (7):<br />

2<br />

(8)<br />

Λ = α ( ν + λ+<br />

+ ν − λ−<br />

)<br />

(9)<br />

Für c → 0 geht α → 1 und man erhält das Kohlrauschsche Gesetz der unabhängigen<br />

Ionenwanderung:<br />

Λ = ν λ + ν λ<br />

(10)<br />

0<br />

0<br />

0 + + − −<br />

Es besagt, dass sich die <strong>Leitfähigkeit</strong> bei unendlicher Verdünnung additiv aus den<br />

<strong>Leitfähigkeit</strong>en der Ionen zusammensetzt.<br />

Bei hoher Konzentration ist dieses Gesetz aus verschiedenen Gründen nicht mehr gültig.<br />

Zunächst muss bei schwachen <strong>Elektrolyte</strong>n der Dissoziationsgrad berücksichtigt werden<br />

(Ostwaldsches Verdünnungsgesetz). Auch bei starken <strong>Elektrolyte</strong>n ist die molare <strong>Leitfähigkeit</strong><br />

konzentrationsabhängig, weil die Ionen stark miteinander wechselwirken. Ohne ins Detail zu<br />

gehen, geben wir das Kohlrauschsche Quadratwurzelgesetz an:<br />

k ist hier eine empirische Konstante<br />

Λ = Λ 0<br />

Gleichung (10) ist ein typisches Grenzgesetz. Deshalb sind auch nur die Größen<br />

die einzelnen Ionen charakteristisch, nicht jedoch λ + und λ − .<br />

Dividiert man Gleichung (9) und (10) durcheinander, so erhält man:<br />

− k<br />

c<br />

0<br />

λ + und<br />

0<br />

λ − <strong>für</strong>


TU Clausthal Stand 10/01/2007<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

Grundpraktikum 13. LEITFÄHIGKEIT SCHWACHER ELEKTROLYTE<br />

Λ<br />

α =<br />

(11)<br />

Λ<br />

0<br />

Diese Gleichung gibt also die Möglichkeit, den Dissoziationsgrad aus <strong>Leitfähigkeit</strong>smessungen<br />

zu bestimmen. Man muss sich jedoch klar sein, dass Gleichung (11) nur eine Näherung ist, da<br />

bei endlicher Konzentration die <strong>Leitfähigkeit</strong> auch noch von anderen konzentrationsabhängigen<br />

Faktoren als dem Dissoziationsgrad beeinflusst wird (Kohlrauschsches Quadratwurzelgesetz).<br />

Betrachten wir nun einen binären <strong>Elektrolyte</strong>n<br />

AB → ← A + + B –<br />

so ist die Konzentration c(AB) = (1 – α) c0, die Konzentrationen von A + und B – sind gleich<br />

α · c0.<br />

Eingesetzt in die Formel des Massenwirkungsgesetzes ergibt sich daraus das Ostwaldsche<br />

Verdünnungsgesetz:<br />

Mit (11) ergibt sich<br />

K c<br />

2<br />

a ⋅ c<br />

=<br />

1 − a<br />

4<br />

0<br />

(12)<br />

2<br />

Λ ⋅ c0<br />

Kc =<br />

(13)<br />

2 ⎛ Λ ⎞<br />

Λ0<br />

⎜<br />

⎜1<br />

−<br />

⎟<br />

⎝ Λ0<br />

⎠<br />

Gleichung (13) bildet also eine Möglichkeit, das Massenwirkungsgesetz mit Hilfe von<br />

<strong>Leitfähigkeit</strong>smessung zu prüfen. Diese Formel gilt jedoch nur <strong>für</strong> stark verdünnte Lösungen<br />

<strong>schwacher</strong> <strong>Elektrolyte</strong>, da <strong>für</strong> stärker konzentrierte Lösungen andere Konzentrationsabhängigkeiten<br />

mit ins Spiel kommen. Formt man Gleichung (13) um, so ergibt sich:<br />

3. Orientieren Sie sich über<br />

1<br />

Λ<br />

=<br />

K<br />

Λ c<br />

⋅<br />

⋅<br />

c<br />

Λ<br />

0<br />

2<br />

0<br />

1<br />

+<br />

Λ<br />

− Eigenschaften von Elektrolytlösungen<br />

− Massenwirkungsgesetz<br />

− Messmethoden <strong>für</strong> den elektrischen Widerstand<br />

0<br />

(14)


TU Clausthal Stand 10/01/2007<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

Grundpraktikum 13. LEITFÄHIGKEIT SCHWACHER ELEKTROLYTE<br />

4. Literatur<br />

Wedler G. „Lehrbuch der <strong>Physikalische</strong>n Chemie“, 3. Aufl.<br />

Kap. 1.6 Einführung in die Elektrochemie<br />

Moore/Hummel „<strong>Physikalische</strong> Chemie“, 4. Aufl.<br />

Kap. 10 Elektrochemie I<br />

Kortüm G. „Lehrbuch der Elektrochemie“, 5. Aufl.<br />

Kap. 1 Definitionen und Grundlagen<br />

Kap. 6 Schwache und starke <strong>Elektrolyte</strong><br />

Kap. 9 Ergebnisse und Anwendungsmöglichkeiten<br />

Jost/Troe „Kurzes Lehrbuch der <strong>Physikalische</strong>n Chemie“, Aufl. 18<br />

Kap. 3 Elektrochemie<br />

D. A. Mac Innes “The Principles of Electrochemistry”<br />

E. G. Jäger, K. Schöre, Elektrolytgleichgewichte und Elektrochemie<br />

5. Aufgabe<br />

Messen Sie die <strong>Leitfähigkeit</strong> der Säure (Essigsäure oder Propionsäure) in den angegebenen<br />

Konzentrationen. Berechnen Sie die spezifischen <strong>Leitfähigkeit</strong>en bzw. nach (8) die molaren<br />

<strong>Leitfähigkeit</strong>en. Bestimmen Sie 0 Λ und die Dissoziationskonstante K c .<br />

Berechnen Sie nach (11) die Dissoziationsgrade <strong>für</strong> die einzelnen Verdünnungen und prüfen Sie<br />

das Ostwaldsche Verdünnungsgesetz.<br />

6. Versuchsdurchführung<br />

Kalibrieren Sie zunächst die Apparatur mit Hilfe einer 0,01 mol/L KCl - Lösung<br />

(χ = 1409 µS · cm –1 bei 25°C).<br />

Stellen Sie anschließend aus der bereitgestellten 1 mol/L Säure 200 ml 0,1 mol/L - Lösung her,<br />

mit der Sie Ihre Messreihe beginnen und verdünnen Sie diese dann weiter in folgenden<br />

Verhältnissen: 1/2, 1/4, 1/8, 1/16, 1/32, 1/64, 1/128 und bestimmen Sie deren <strong>Leitfähigkeit</strong>en.<br />

Bei jeder <strong>Leitfähigkeit</strong>smessung ist auf konstante Temperatur (25°C) zu achten, da z. B. <strong>für</strong><br />

Kochsalz die empirische Beziehung<br />

χT = χT 0 [1 + 0,022 (T – T0) ]<br />

5


TU Clausthal Stand 10/01/2007<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

Grundpraktikum 13. LEITFÄHIGKEIT SCHWACHER ELEKTROLYTE<br />

gilt, die auf den relativ großen Temperaturkoeffizienten der Viskosität der Lösung zurückzuführen<br />

ist (T0: internationale Referenztemperatur 25°C).<br />

Schließlich ist noch die <strong>Leitfähigkeit</strong> des verwendeten Wassers zu ermitteln und ggf. von den<br />

gefundenen <strong>Leitfähigkeit</strong>en der Messreihe abzuziehen („Blindversuch“).<br />

7. Auswertung<br />

Tragen Sie Λ –1 gegen Λ · c0 auf (Gleichung(14)). Bestimmen Sie mittels Regressionsrechnung<br />

- den Ordinatenabschnitt<br />

1<br />

- die Steigung 2<br />

K ⋅ Λ<br />

c<br />

0<br />

Λ<br />

−1<br />

0<br />

und berechnen Sie daraus die gesuchten Größen.<br />

Diskutieren Sie die erhaltene Regressionsgerade unter Berücksichtigung des Korrelationskoeffizienten.<br />

Berechnen Sie diesen mit der Formel aus dem Beiblatt zur Fehler- und<br />

Ausgleichsrechnung.<br />

Tragen Sie die ermittelten Dissoziationsgrade gegen die Konzentrationen auf und erklären Sie<br />

den Kurvenverlauf.<br />

Ermitteln Sie die Standardabweichung der nach dem Ostwaldschen Verdünnungsgesetz<br />

berechneten Gleichgewichtskonstanten kc.<br />

8. R/S Sätze der verwendeten Chemikalien<br />

Essigsäure:<br />

R: 34 Verursacht Verätzungen<br />

S: 23.2 Dampf nicht einatmen<br />

26 Bei Berührung mit den Augen sofort gründlich mit Wasser abspülen und Arzt<br />

konsultieren<br />

45 Bei Unfall oder Unwohlsein sofort Arzt zuziehen (wenn möglich, dieses Etikett<br />

vorzeigen)<br />

Propionsäure :<br />

R: 34 Verursacht Verätzungen<br />

S: 23.2 Dampf nicht einatmen<br />

36 Bei der Arbeit geeignete Schutzkleidung tragen<br />

45 Bei Unfall oder Unwohlsein sofort Arzt zuziehen (wenn möglich, dieses Etikett<br />

vorzeigen)<br />

6

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!