Selbstdarstellung - Wildwasser

Mädchenberatungsstellen
• Auch Mädchen, deren bisherige Überlebensstrategien nicht mehr greifen und denen
keine neuen Bewältigungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, wenden sich an
Wildwasser.
• Mütter von betroffenen Mädchen, ihre Familienangehörigen oder
Vertrauenspersonen suchen nach Klärung, Unterstützung und Orientierung in einer
Situation, die sie gefühlsmäßig kaum ertragen wollen und können.
• Gespräche mit Fachleuten dienen ebenfalls der Klärung und Orientierung und
ermöglichen Vernetzung und Austausch von fachlich sinnvollen
Unterstützungsangeboten.
Begleitung bei Strafprozessen
Die Mitarbeiterinnen von Wildwasser stellen keine Strafanzeige.
Sie sehen aber die Strafanzeige als einen Weg, den Täter/die Täterin für seine/ihre
strafbaren Handlungen zur Verantwortung zu ziehen. Wenn die betroffenen Mädchen
dann im Rahmen eines Strafverfahrens erleben, dass dem Täter die Tat nachgewiesen
und seine Handlungsweise verurteilt wird, kann damit ein wichtiger Beitrag zur
Wiedergewinnung und Stärkung ihres Selbstvertrauens geleistet werden.
Erstatten betroffene Mädchen selbst oder Dritte aus eigener Entscheidung heraus
Anzeige bei der Polizei, bieten wir ihnen unsere Unterstützung an. Strafverfahren können
sich manchmal länger als zwei Jahre hinziehen und sind für nicht ausreichend juristisch
vorgebildete Personen schwer zu durchschauen. Die Erfahrung von Mädchen und
jungen Frauen in Strafverfahren zeigt, dass sie, wenn sie in dieser Situation allein
gelassen werden, völlig überfordert sind. Sie brauchen zu ihrer Orientierung
Informationen darüber, was mit der Eröffnung eines Strafverfahrens auf sie zu kommt
und oft beraterische Hilfe zur Veränderung der eigenen Lebenssituation.
Nicht in jedem angezeigten Fall von sexualisierten Gewalttaten kommt es zu einer
Anklageerhebung. Wird jedoch Anklage erhoben, sind eine gründliche Information
über den Ablauf von Strafverfahren und die Rolle und Verantwortung einer Zeugin in
einem solchen Verfahren sowie deren Begleitung zur Hauptverhandlung die beste
Unterstützung. Wildwasser bietet sowohl die entsprechende Beratung als auch die
Begleitung der Mädchen und der unterstützenden Personen bei Gericht an. Damit wird
versucht, die außerordentliche Belastungssituation der Mädchen zu reduzieren, die
Verwertbarkeit ihrer Aussage vor Gericht zu verbessern und eine Retraumatisierung
durch die besondere Stresssituation zu vermeiden.
Meist stehen sich die Aussagen des betroffenen Mädchens und die des Täters/der
Täterin gegenüber. Das Gericht kann in diesem Fall, evtl. schon vor der Eröffnung des
Hauptverfahrens anordnen, die verletzte Zeugin auf ihre Glaubhaftigkeit hin zu
untersuchen. In diesem Zusammenhang kann die Beraterin des Mädchens als
sachverständige Zeugin bzw. als Zeugin vom Hörensagen vom Gericht geladen
werden.
Die Einleitung des Strafverfahrens bedeutet nicht automatisch wirksamen Schutz für die
Mädchen. So kommt es beispielsweise auch zu Bedrohungen durch den Täter/die
Täterin, die zu einer Rücknahme der Aussagen der Mädchen führen können. Die
Aussetzung der Untersuchungshaft sowie die Verzögerung des Haftbeginns nach einer
Verurteilung erschweren den ohnedies nach wie vor unzureichenden Opferschutz. In
solchen Situationen versuchen die Beraterinnen verstärkt mit dem Jugendamt, der
Polizei und Staatsanwaltschaft sowie der Nebenklagevertretung zusammenzuarbeiten.
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