Selbstdarstellung - Wildwasser
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SEXUELLE GEWALT IN DEN MEDIEN<br />
Sexuelle Gewalt in den Medien<br />
Im Juni 2005 veranstaltete <strong>Wildwasser</strong> Arbeitsgemeinschaft gegen sexuellen Missbrauch<br />
an Mädchen e.V. im <strong>Wildwasser</strong> Haus eine Fachtagung zum Thema Sexuelle<br />
Gewalt in den Medien – Kindesmissbrauch – Zwangsheirat – Satanskult: Zwischen Gewalt<br />
und Überleben – Der würdevolle Umgang der Medien mit den Betroffenen.<br />
Möglich wurde diese Fachtagung, die in Kooperation mit Ulla Fröhling und Rainer<br />
Fromm vorbereitet wurde, durch den Präventionspreis der Stiftung Hänsel + Gretel, der<br />
<strong>Wildwasser</strong> e.V. im November 2004 für dieses innovative Projekt verliehen wurde.<br />
<strong>Wildwasser</strong> e.V. hat sich seit der Vereinsgründung im Jahr 1983 damit beschäftigt, sexuelle<br />
Gewalt öffentlich zu machen. Dafür waren und sind die Medien ein wichtiger „Kooperationspartner“.<br />
Im September 2003 hat <strong>Wildwasser</strong> e.V. anlässlich des 20-jährigen<br />
Bestehens einen großen bundesweiten Fachkongress veranstaltet. Dieser Kongress bot<br />
die Gelegenheit, zurückzuschauen auf 20 Jahre Arbeit zum Thema sexuelle Gewalt und<br />
die Entwicklung des Themas in der Öffentlichkeit. Auf diesem Kongress fand auch eine<br />
Podiumsdiskussion statt zum Thema Die Macht der Medien gegen sexuelle Gewalt. 1<br />
Hier entstand die Idee zu einer stärkeren Kooperation zwischen JournalistInnen und<br />
<strong>Wildwasser</strong> e.V., zu der die Fachtagung ein erster Schritt war. Die ausführliche Dokumentation<br />
der Fachtagung erschien unter dem Titel Respekt und Würde 2007 bei<br />
mebes und noack.<br />
Auch wenn es viele engagierte Journalistinnen und Journalisten gibt, die über sexuelle<br />
Gewalt und ihre Folgen berichten, gibt es immer noch zu viel skandalisierende Berichterstattung<br />
über das Thema, die fatale Folgen für diejenigen haben kann, die selbst sexuelle<br />
Gewalt erlebt haben. Eine Berichterstattung, die die mögliche Retraumatisierung<br />
der Mädchen, Jungen und Frauen, die sexuelle Gewalt erlebt haben und bereit sind,<br />
öffentlich darüber zu sprechen, ignoriert, schadet oft mehr, als dass sie nützt.<br />
Immer noch entspricht z.B. die Berichterstattung über den „bösen“ Fremdtäter, die in<br />
den Medien viel Gewicht hat, überhaupt nicht der Realität der viel häufiger vorkommenden<br />
sexuellen Gewalt im sozialen Nahraum durch enge Vertraute der Kinder.<br />
Vor einiger Zeit hatte das Thema Zwangsverheiratung und Ehrenmorde Hochkonjunktur,<br />
fast täglich erreichten <strong>Wildwasser</strong> e.V. Anrufe von JournalistInnen, die darüber<br />
berichten wollten. Ihr Interesse an <strong>Wildwasser</strong> e.V. war jedoch lediglich, ein betroffenes<br />
Mädchen zu finden, das seine Geschichte erzählt, was bei diesem Thema noch<br />
schwieriger ist als sonst. Das Interesse der Medien, Originaltöne von Betroffenen zu<br />
bekommen und die Berichterstattung durch persönliche Geschichten anschaulich zu<br />
machen, ist verständlich und berechtigt, stellt Organisationen wie <strong>Wildwasser</strong> e.V.<br />
jedoch im Alltag mit dem expliziten Schutzauftrag für die Mädchen vor ein großes<br />
Problem.<br />
Das Thema sexuelle Gewalt braucht Öffentlichkeit, auch und gerade<br />
Medienöffentlichkeit, besonders wenn wir uns von unserem großen politischen Ziel einer<br />
breiten gesell<br />
schaftlichen Ächtung sexueller Gewalt, die dazu führt, dass sexuelle Gewalt gegen<br />
Mädchen und Jungen endlich aufhört, nicht verabschieden wollen.<br />
1<br />
Publiziert in: <strong>Wildwasser</strong> Arbeitsgemeinschaft gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen e.V. (2007)<br />
(Hrsg.).<br />
Sexuelle Gewalt – aktuelle Beiträge und aus Theorie und Praxis. Berlin.<br />
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