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umed info 10 - Öffentlicher Gesundheitsdienst

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Madeleyn, Asthma bronchiale Umed Info <strong>10</strong><br />

sozialen Schichten sind. So betrug in der<br />

Schweiz die allgemeine Heuschnupfenrate<br />

<strong>10</strong>%, bei Landarbeitern 1%, bei Akademikern<br />

20%. Afrikaner und Eskimos, die ihre<br />

ursprüngliche und einfache Lebensweise<br />

beibehalten, leiden kaum an atopischen<br />

Erkrankungen, sobald sie jedoch die Lebensweise<br />

der modernen Zivilisation annehmen<br />

und in Städte ziehen, steigt auch<br />

bei ihnen die Rate atopischer Erkrankungen<br />

sprunghaft an.<br />

Ländervergleich<br />

In einem auf der Jahrestagung der Deutschen<br />

Gesellschaft für Kinderheilkunde<br />

1997 gehaltenen Vortrag zeigt die Münchner<br />

Allergologin, Frau von Mutius, dass ein<br />

inverser Zusammenhang zwischen dem<br />

Vorkommen von Asthma und der Inzidenz<br />

von Atemwegsinfektionen steht, so war in<br />

der ehemaligen DDR die Prävalenz allergischer<br />

Erkrankungen deutlich niedriger<br />

als im Westen, eine große Mehrheit der<br />

Kinder besuchte von ihrem ersten Geburtstag<br />

an Kinderkrippen und machte früh<br />

fieberhafte Infekte häufiger durch als eine<br />

vergleichbare Gruppe von Kindern in<br />

München, wo nur eine Minderheit der Kinder<br />

in dieser Altersgruppe Kinderkrippen<br />

besuchten. Bemerkenswert ist außerdem,<br />

dass in Guinea Bissau in Westafrika junge<br />

Erwachsene signifikant seltener atopisch<br />

sensibilisiert waren, wenn sie Masern in<br />

der Kindheit durchgemacht hatten im Vergleich<br />

mit geimpften Patienten. In Italien<br />

fand sich ein ähnlich starker protektiver Effekt<br />

für Infektionen mit Hepatitis A.<br />

Immunologische Mechanismen<br />

Plausibel wurden diese Untersuchungen<br />

durch immunologische Untersuchungen,<br />

wonach sich 2 gegenseitig ausschließende<br />

T-Helfer-Zell-Populationen aus einer<br />

gemeinsamen Stammzelle entwickeln<br />

und verschiedene Muster der Zytokinausschüttung<br />

von diesen unterschiedlichen<br />

T-Helferzellen produziert werden.<br />

Die TH2-Helferzellen produzieren Interleukin<br />

4 und 5 und sind vorwiegend bei der<br />

Pathogenese allergischer Erkrankungen<br />

beteiligt, wo hingegen TH1-Helferzellen Interleukin<br />

2 und Interferon Gamma produzieren.<br />

Interleukin 4 ist eines der notwendigen<br />

Signale um B-Zellklone für die<br />

Produktion von IgE zu aktivieren. Interfe-<br />

22<br />

ron Gamma andererseits wird u.a. im Verlauf<br />

in Infektionen gebildet und hindert die<br />

Proliferation der TH2-Klone und die Produktion<br />

von IgE durch B-Zellen. Daher<br />

könne eine vorwiegende Aktivierung der<br />

TH1-Helferzellen im Verlauf rez. viraler<br />

oder bakterieller Infektionen der Proliferation<br />

von TH2-Klonen und der Entwicklung<br />

von IgE-Antikörpern vorbeugen.<br />

Rolle von Infektionskrankheiten<br />

Wir können aus diesen Beobachtungen<br />

schließen, dass das ungenügend intensive<br />

Durchmachen akuter fieberhafter, entzündlicher<br />

Erkrankungen, wie es auch die<br />

klassischen Kinderkrankheiten sind, zu allergischen,<br />

d.h. chronisch verlaufenden<br />

entzündlichen Krankheiten disponiert.<br />

Anthroposophische Erklärungen für Allergien<br />

Entzündung in der antiken Medizin wurde<br />

bei Hippokrates als eine Art von Verdauung<br />

an falscher Stelle aufgefasst, in der<br />

heutigen Pathologie ist Entzündung eine<br />

Reaktion auf eine Noxe, also einen schädigenden<br />

Einfluss, die Verwandtschaft beider<br />

Entzündungsbegriffe liegt da, wo<br />

durch die Entzündung etwas Fremdes überwunden<br />

werden muss, so wie bei der<br />

Nahrungsaufnahme dem menschlichen<br />

Organismus zunächst fremde Substanzen,<br />

wie Früchte, Gemüse oder tierisches Eiweiß<br />

im Verdauungsprozess abgebaut<br />

werden, damit entweder körpereigene<br />

Substanz aufgebaut werden kann, oder<br />

körpereigene Lebensprozesse aufrecht<br />

erhalten werden können.<br />

Am Beispiel der Kuhmilchallergie des<br />

Säuglings soll dargestellt werden, wie sich<br />

eine Allergie entwickeln kann. Die Darmschleimhaut<br />

des kleinen Säuglings ist<br />

vermehrt durchlässig für Fremdprotein,<br />

das dann, bevor es in das kindliche Blut<br />

gelangt, ungenügend verdaut ist. Bekommt<br />

ein Säugling zu früh Kuhmilch statt<br />

Muttermilch, so ist er verstärkt disponiert<br />

für das Entstehen einer Atopie, die wir<br />

Sensibilisierung nennen, eine Art pathologischer<br />

Verdauungsbereitschaft an falscher<br />

Stelle entstehen kann (z.B. durch<br />

spezifische IgE-Antikörper).<br />

Bei späterem erneuten Kontakt mit Kuhmilch<br />

kommt es dann zu der überschie-

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