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umed info 10 - Öffentlicher Gesundheitsdienst

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Impressum<br />

Herausgeber: Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg<br />

Umed Info <strong>10</strong><br />

Redaktion: Abt. 1 Umweltbezogener Gesundheitsschutz, Umwelthygiene,<br />

Toxikologie<br />

M. Schwenk<br />

S. Jovanovic<br />

R. Schulz<br />

Wiederholdstr. 15<br />

70174 Stuttgart<br />

Tel. : 0711/1849-313<br />

Fax: 0711/1849-242<br />

Druck: W. Köngeter, LGA<br />

Umed Info ISSN 1615-7974<br />

Umed Info <strong>10</strong>, September 2000<br />

Anmerkung in eigener Sache:<br />

Das Umed Info erscheint in unregelmäßigen Zeitabständen. Die im Umed Info wiedergegebenen<br />

namentlich gekennzeichneten Beiträge müssen nicht mit der Auffassung des Landesgesundheitsamtes<br />

übereinstimmen. Verantwortlich für den Inhalt sind die Autoren. Herausgeber<br />

und Redaktion übernehmen keine Gewähr, insbesondere für die Richtigkeit, Genauigkeit<br />

und Vollständigkeit der Angaben, sowie die Beachtung privater dritter Rechte.<br />

1


2<br />

Umed Info <strong>10</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

Umed Info <strong>10</strong><br />

Editorial.......................................................................................................... 5<br />

Allergien und Allergene<br />

Risikofaktoren für die Entstehung von Allergien ............................................ 7<br />

Allergien durch Schimmelpilze in Innenräumen ........................................... 19<br />

Asthma bronchiale im Kindesalter aus anthroposophischer Sicht ............... 21<br />

Physikalische Einflüsse auf die Entstehung von Schimmelpilzen ................ 27<br />

Biologische Innenraumbelastung................................................................. 31<br />

Nachweis von kultivierbaren und nicht-kultivierbaren Mikroorganismen<br />

sowie Nachweis von MVOC. Aussage und Bewertung............................... 37<br />

Bestimmung biogener Allergene.................................................................. 41<br />

Belastung mit Schimmelpilzen und Milben in Wohnräumen ........................ 43<br />

Gesundheitlicher Verbraucherschutz........................................................... 49<br />

Analytische Qualitätssicherung<br />

Agenda 21<br />

Akkreditierung eines umweltmedizinischen Labors und Validierung<br />

von umweltmedizinischen Methoden ........................................................... 51<br />

Auswertung der Austausche realer Proben ................................................. 55<br />

Human-Biomonitoring .................................................................................. 67<br />

Agenda 21 und ÖGD ................................................................................... 73<br />

Autorenverzeichnis ...................................................................................... 79<br />

3


4<br />

Umed Info <strong>10</strong>


Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

im vorliegenden Umed Info <strong>10</strong> haben wir<br />

wieder interessante umweltmedizinische<br />

Fragestellungen aus LGA-Veranstaltungen<br />

zusammengestellt. Schwerpunktthemen<br />

sind die „analytische Qualitätssicherung“<br />

und „Allergien“. Mit den „Allergien“ haben<br />

wir ein Thema aufgegriffen, zu dem sich<br />

auch das Sondergutachten „Umwelt und<br />

Gesundheit – Risiken richtig einschätzen“<br />

(Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1999) vom<br />

Sachverständigenrat für Umweltfragen,<br />

eingehend äußert.<br />

Thema „Allergien“ im Sondergutachten<br />

„Umwelt und Gesundheit“<br />

Nach Auffassung des Sachverständigenrates<br />

sollte den Allergien aufgrund der zunehmenden<br />

Häufigkeit, der Schwere der<br />

Krankheit im akuten Stadium (v.a. Asthmatiker)<br />

und des chronischen Krankheitsverlaufes<br />

mehr Beachtung, auch vom Gesetzgeber,<br />

geschenkt werden sollte. Da<br />

die Krankheitsgeschichte von vielen Allergikern<br />

bereits in der Kindheit beginnt, stellen<br />

Kinder mit einer allergischen Erkrankung<br />

nach Ansicht der Sachverständigen<br />

eine wichtige Patientengruppe dar,<br />

die es zu schützen gilt.<br />

Nach Auffassung des Rates sind gesetzliche<br />

Regelungen über einen Umgang mit<br />

sensibilisierenden Stoffen und einer Festlegung<br />

von Grenzwerten selten. Eine Deklaration<br />

von Inhaltsstoffen in Lebensmitteln<br />

die allergische Reaktionen hervorrufen<br />

können (z.B. glutenhaltiges Getreide,<br />

Eier, Milch) fehlt.<br />

Nach Ansicht Rates stellt der Selbstschutz<br />

eine wichtige Komponente bei der Risikoreduktion<br />

dar, der sich auf die einzelnen<br />

Lebensbereiche wie Außen- und Innenluft<br />

M. Schwenk<br />

Umed Info <strong>10</strong><br />

sowie den Arbeitsplatz bezieht. Oft lässt<br />

sich durch einfache Maßnahmen wie z.B.<br />

das sachgemäße Lüften von Wohnräumen,<br />

häufigeres Waschen von Bettzeug<br />

oder durch Meidung des Allergens eine<br />

Beschwerdelinderung erreichen.<br />

Möglichkeiten des individuellen Rechtsschutzes<br />

bestehen für den Allergiker vor<br />

allem in Bezug auf das Arbeits- und Sozialrecht.<br />

Hier werden durch mehrere<br />

Rechtsprechungen dem Allergiker, besonders<br />

im Bezug auf das Passivrauchen,<br />

Schutzmaßnahmen zugestanden. Auch<br />

kann eine allergische Erkrankung als Berufskrankheit<br />

anerkannt werden.<br />

Kooperationen: „Umwelt und Gesundheit“<br />

Der Sachverständigenrat hat mit diesem<br />

Sondergutachten wichtige Impulse für die<br />

Allergieforschung und Allergen-Expositionsminderung<br />

gegeben. Darüber hinaus<br />

hat er den hohen Stellenwert des Konzeptes<br />

„Umwelt und Gesundheit“ bei der<br />

Erkennung und Reduzierung gesundheitsschädlicher<br />

Umwelteinflüsse demonstriert.<br />

Wir halten es für wichtig, dass Schranken<br />

zwischen Umwelt und Gesundheitsverwaltung<br />

weiter reduziert werden und einer<br />

guten interdisziplinären Kooperationen für<br />

die Gestaltung einer gesunden Zukunft<br />

Platz machen.<br />

Wir hoffen, mit dem vorliegenden Umed<br />

Info <strong>10</strong> diesem Gedanken gerecht zu werden.<br />

Es ist das erste Umed Info mit einer<br />

ISSN-Nummer. Sie soll Ihnen das Zitieren<br />

erleichtern. Wir danken den Autoren ganz<br />

herzlich für Ihre hervorragenden Beiträge<br />

und wünschen Ihnen, liebe Leserinnen<br />

und Leser, viel Spaß beim Lesen.<br />

5


6<br />

Umed Info <strong>10</strong>


Schwenk, Risikofaktoren für die Entstehung von Allergien Umed Info <strong>10</strong><br />

Risikofaktoren für die Entstehung von Allergien<br />

Zunahme der Prävalenz<br />

Viele Beobachtungen deuten auf eine Zunahme<br />

der Prävalenz von allergischen Erkrankungen<br />

in den industrialisierten Ländern<br />

in den letzten 20 Jahren hin. Auch<br />

weisen vergleichende Untersuchungen,<br />

zum Beispiel in der ISAAC-Studie (International<br />

Study of Allergies and Asthma in<br />

Children) darauf hin, dass allergische Erkrankungen<br />

in stark industrialisierten Ländern<br />

wesentlich häufiger sind, als in weniger<br />

entwickelten Ländern. Dies spricht für<br />

einen Einfluss der Lebensweise. Ein aktuelles<br />

Beispiel für einen solchen Zusammenhang<br />

gibt die Latex-Allergie, die derzeit<br />

eine ernst zunehmende Gesundheitsgefährdung<br />

für medizinisches Personal<br />

und für bestimmte Patienten darstellt.<br />

Risikoansatz<br />

In der Regel geben epidemiologische Untersuchungen<br />

kaum Hinweise auf neue<br />

oder ungewöhnliche Allergen-Expositionen.<br />

Möglicherweise liegt die Prävalenz-<br />

M. Schwenk<br />

Zunahme weniger bei neuen Stoffen als<br />

bei anderen Faktoren der Lebensweise.<br />

Denn an der Auslösung einer allergischen<br />

Reaktion sind zahlreiche biologische Abläufe<br />

beteiligt, wie Allergenaufnahme, immunologische<br />

Bereitschaft, Mediatorausschüttung<br />

und funktionelle Antwort, welche<br />

neuronal und hormonell moduliert werden.<br />

So erscheint es bei der bevölkerungsmedizinischen<br />

Betrachtung sinnvoll, von Risikofaktoren<br />

für die Entstehung von Allergien<br />

zu reden. Dieses Konzept hat sich bei<br />

Herz-/Kreislauferkrankungen bewährt, mit<br />

den Risikofaktoren: Genetik, Stress, Ernährung,<br />

Rauchen, Bewegungsarmut. Die<br />

Kenntnis von Risikofaktoren ist die Voraussetzung<br />

für rationale Präventionsempfehlungen.<br />

Foliensatz<br />

Die nachfolgenden Vortragsfolien aus einer<br />

LGA-Fortbildung geben einen Überblick<br />

über derzeit bestehende Thesen zur<br />

Entstehung von Typ 1 Allergien.<br />

7


Schwenk, Risikofaktoren für die Entstehung von Allergien Umed Info <strong>10</strong><br />

8<br />

Naturstoffe,<br />

Chemikalien<br />

Kosmetika<br />

Wichtige Umweltkrankheiten<br />

Chemikalien<br />

Strahlung<br />

Allergien<br />

Chemikalien<br />

Biologische Stoffe<br />

Krebs<br />

Chemische<br />

Empfindlichkeit<br />

Organschäden<br />

Befindlichkeitsstörungen<br />

Chemikalien<br />

Infektionen<br />

Lärm,<br />

Gerüche,<br />

Reizsstoffe,<br />

Toxikophobie<br />

These: Allergien nehmen zu<br />

Viren<br />

Bakterien<br />

Pilze<br />

Parasiten<br />

In Japan nahm die Zahl der Zeder-Allergien von<br />

3,8% (1974) über 5,8% (1977) auf über <strong>10</strong>% zu.<br />

In Großbritannien verdoppelte sich die Zahl der<br />

Patienten mit Heuschnupfen und Asthma.<br />

In vielen Ländern gibt es starke Hinweise auf eine<br />

Zunahme.


Schwenk, Risikofaktoren für die Entstehung von Allergien Umed Info <strong>10</strong><br />

Allergie<br />

Atopie<br />

Antikörper<br />

Allergie - einige Begriffe<br />

Krankmachende immunologische Reaktion<br />

Ererbte Neigung zu zu allergischer Überempfindlich<br />

Allergen Stoff der Allergie auslöst<br />

Antigen Stoff der Bildung von Antikörpern auslöst<br />

Eiweißkörper, der ein Antigen bindet<br />

Immunglobulin Eiweißkörper, der ein Antigen bindet (IgG, IgE..)<br />

Schmuck<br />

Lebensmittel<br />

Medikamente<br />

Allergene in der Umwelt<br />

Pflanzen<br />

Schimmelpilze<br />

Allergene<br />

Kosmetika Formaldehyd<br />

Milben<br />

Haustiere<br />

Insektenstich<br />

Kunststoffe<br />

9


Schwenk, Risikofaktoren für die Entstehung von Allergien Umed Info <strong>10</strong><br />

<strong>10</strong><br />

Typ 1<br />

Typ 2<br />

Typ 3<br />

Typ 4<br />

Vier Typen von Allergie<br />

Typ Mechanismus Klinik<br />

Antigen vernetzt IgE auf Mastzelle:<br />

Freisetzung von Histamin<br />

Antigen bindet an an Zelle.<br />

Antikörper führt zu zu Zellzerstörung<br />

Antigen-Antikörper-Komplex<br />

adhäriert an an Zellen:<br />

Gewebezerstörung<br />

Allergen setzt Mediatoren frei:<br />

Lymphocyteneinwanderung<br />

Schweregrad akuter allergischer<br />

Reaktionen<br />

Heuschnupfen<br />

Bauchkrämpfe, Durchfall<br />

Rötung, Schwellung, Jucken<br />

Verengung der Atemwege = Asthma<br />

Heuschnupfen<br />

Medikament.<br />

Agranulozytose<br />

Rheumatoide<br />

Arthritis<br />

Kontakallergie<br />

Kreislaufkollaps = Anaphylaktischer Schock


Schwenk, Risikofaktoren für die Entstehung von Allergien Umed Info <strong>10</strong><br />

2 Stufen der allergischen Reaktion (Beispiel Asthma)<br />

1.Kontakt = Sensibilis.<br />

Epithelbarriere<br />

Blut<br />

Gewebe<br />

Antigen<br />

Plasmazelle<br />

Immunglobulin E<br />

(IgE)<br />

Ig E Ig E<br />

Mastzelle<br />

Antigen<br />

Antigen<br />

Ig E Ig E<br />

Mastzelle<br />

Nächste Kontakte = Reaktion<br />

Histamin<br />

Leukortrien B<br />

Prostaglandine<br />

PAF<br />

Histaminrezeptor<br />

Atemwegs-<br />

Muskelzelle<br />

Bronchospasmus<br />

These: Das Immunsystem langweilt sich<br />

Parasiten<br />

Die IgE-vermittelte Abwehr ist unterfordert, weil<br />

• Parasiten dringen mittels Eiweißen (Proteasen) in Körper<br />

• Immunglobulin E soll eindringende Parasiten abzufangen.<br />

• Gelangweiltes Immunsystem sucht andere Eiweiße; Proteasen<br />

• Eiweiße, besonders Proteasen sind sehr starke Allergene<br />

Bakterien und Viren<br />

Das kindliche Immunsystem ist unterbeschäftigt, weil<br />

• Impfungen Infekte verhindern<br />

• Antibiotika Infekte abschwächen<br />

• Kleinfamilien Infekthäufigkeit vermindern<br />

11


Schwenk, Risikofaktoren für die Entstehung von Allergien Umed Info <strong>10</strong><br />

12<br />

These: Es gibt einen erblichen Einfluß<br />

Höheres Allergierisiko bei atopischen Eltern<br />

Beide Eltern Atopiker; gleiches Symptom 50-70 %<br />

Beide Eltern Atopiker ; verschiedene Symptome 40-60 %<br />

Ein Eltern Atopiker 20-40 %<br />

0 ; 5-15 %<br />

Höheres Allergierisiko bei Jungen als Mädchen (<strong>10</strong>-jährig)<br />

Asthma 2,2-fach<br />

IgE (Inhalations) 1,7-fach<br />

Pfeifende Atemgeräusche 1,5-fach<br />

Im Erwachsenenalter überwiegen Frauen<br />

These: Frühkindliche Einflüsse sind<br />

wichtig<br />

Pränatale Arzneimittel<br />

- Propranolol im ersten Trimenon?<br />

Geburt im<br />

- Frühjahr erhöht Risiko einer Birken/Gräser-Allergie (frühblühend)<br />

- Spätsommer erhöht Risiko einer ragweed-Allergie<br />

(Jakobs-Kreuzkraut, Blüte in USA im August)<br />

Frühkindlicher Nahrungsallergenkontakt<br />

- Frühes Zuführen allergologisch ungeeigneter Nahrung erhöht<br />

Risiko von Nahrungsmittelallergien<br />

Langes Stillen<br />

- schützt vor allergischen Erkrankungen in den ersten Lebensjahren<br />

Passivrauchen<br />

- Erhöht Risiko einer allergischen Erkrankung


Schwenk, Risikofaktoren für die Entstehung von Allergien Umed Info <strong>10</strong><br />

These: Geschwister schützen<br />

Höheres Asthmarisiko bei Einzelkindern (<strong>10</strong>-jährig, BeobGA)<br />

0 Geschwister 7%<br />

1 Geschwister 5,7%<br />

2 Geschwister 3,6%<br />

Kleinkinder aus Kinderhorten haben weniger Allergien,<br />

als Kinder die zu Hause wohnen (Ost-West Vergleich)<br />

These: Luftschadstoffe beeinflussen Asthma<br />

Schwefeldioxid<br />

akut<br />

chronisch<br />

Ozon<br />

akut<br />

chronisch<br />

Smogkonzentrationen können Asthmaanfall<br />

auslösen<br />

Weniger Allergien in Osteuropa (unerwartet)<br />

Kann Histamin-Empfindlichkeit verstärken<br />

Wirkung unklar<br />

Dieselruß und Partikel<br />

Eindringen in Atemwege<br />

Mittragen von Allergenen<br />

Schädigung der Pollen<br />

13


Schwenk, Risikofaktoren für die Entstehung von Allergien Umed Info <strong>10</strong><br />

14<br />

Allergen<br />

IgE<br />

Mastzelle<br />

Infiltration<br />

Hyperreaktives Bronchialsystem<br />

Histamin, LTB..<br />

Entzündung<br />

LTB, PG, PAF, O 2 - , NO..<br />

Reizstoffe, Kälte, Infektionen<br />

Nervenversorgung der<br />

Bronchien und Destruktion der<br />

Bronchialschleimhaut des<br />

Asthmatikers.<br />

Bronchiole eines Neugeborenen, mit<br />

Immunhistochemischer Färbung der<br />

Nervenfasern. Fasern sind im Epithel,<br />

an Drüsen der Submukosa und in der<br />

glatten Muskelschicht<br />

aus Childhood Asthma...Chapman Medical 1995<br />

oben<br />

Schleim<br />

Verengung<br />

Nerven<br />

Akut<br />

Bronchokonstriktion<br />

Subakut<br />

ÖdemSubakut<br />

Infiltration<br />

Entzündung<br />

Defekte Barriere<br />

verzögerte Heilung<br />

chronisch<br />

Hyperreaktivität<br />

Erhöhte chemische<br />

Empfindlichkeit<br />

Biopsie der Bronchialschleimhaut von<br />

einem Asthma-Patienten mit Ödemen<br />

Zellverlust und Entzündungszellen.<br />

E = Eosinophile, M = Mastzelle<br />

aus Childhood Asthma...Chapman Medical 1995


Schwenk, Risikofaktoren für die Entstehung von Allergien Umed Info <strong>10</strong><br />

These: Allergenexposition sensibilisiert<br />

Beruflich<br />

• Mehlstauballergie des Bäckers<br />

• Bienengiftallergie der Imker<br />

• Latexallergie des Klinikpersonals (15%)<br />

Tägliches Leben<br />

• Hausstaubmilbenallergie<br />

frühe, hohe Exposition sensibilisiert<br />

• Schimmelpilzallergie<br />

Befeuchterlunge<br />

• Tierhaarallergie? Pollenallergie?<br />

Vermehrte feuchte oder schimmlige<br />

Wohnungen bei niesenden Kinder<br />

Metaanalyse<br />

, , , , , , , ,<br />

15


Schwenk, Risikofaktoren für die Entstehung von Allergien Umed Info <strong>10</strong><br />

These: Je mehr Allergene, desto komplizierter<br />

16<br />

Kreuzallergien<br />

häufig zwischen verwandten Spezies, seltener zwischen<br />

entfernten Spezies (ähnliche Proteinsequenzen) z.B.<br />

Hasel (Januar) und Birke (April)<br />

Esche und Ölbaum (Urlaub in Südeuropa)<br />

Birke (Inhalation) und Apfel (Ingestion)<br />

Pseudoallergische Reaktionen bei Atopikern<br />

•Acetylsalicylsäure, Erdbeeren, Fermentiertes können<br />

besonders bei Atopikern allergieähnliche Reaktionen<br />

Auslösen (direkte Aktivierung der Mastzellen).<br />

Allergentourismus durch Gentechnologie<br />

• Haselnußallergie bei Genuß einer Tomate<br />

These: Die Psyche beeinflußt Allergien<br />

Stand des Wissens<br />

• Asthma und Neurodermitis zählen zu den psychosomatischen<br />

Erkrankungen.<br />

• Die Psyche hat keinen Einfluß auf die Sensibilisierung<br />

• Die Psyche hat Einfluß auf Auslösung und Verlauf<br />

Psychische Prädisposition<br />

bei Asthma:<br />

• Emotionale Abwehr<br />

aggressiver Regungen<br />

• Bedürfnis nach Zuwendung<br />

Zelluläre Mechanismen:<br />

• Nervenendigungen an den<br />

Mastzellen<br />

• Cholinerge und adrenerge<br />

Rezeptoren auf Mastzellen<br />

• Cholinerge und adrenere<br />

Rezeptoren auf Effektorzellen<br />

(z.B. Bronchialmuskulatur)<br />

• Neurogene Entzündung


Schwenk, Risikofaktoren für die Entstehung von Allergien Umed Info <strong>10</strong><br />

Peperoni<br />

Schmerz<br />

Neuron (C-Faser)<br />

Neurogene Entzündung<br />

H<br />

Capsaicin<br />

Rezeptor<br />

Noxe<br />

1. Degranulation<br />

2. Speicherentleerung schützt<br />

vor folgenden Noxen<br />

Neuropeptide<br />

(Substanz P)<br />

bewirkt<br />

Degranulation<br />

Peptidase<br />

Entzündung<br />

Vasodilatation<br />

Ödem<br />

Leukozyteninfiltration<br />

Mastzelldegranulation<br />

These: Hoher Sozialstatus fördert Allergien<br />

Viele Untersuchungen zeigen diesen Einfluß in<br />

unterschiedlichem Ausmaß<br />

ISAAC (International Study of Asthma and<br />

Allergies in Children) hat 1992-1996 bei der<br />

Untersuchung von 463 801 Kinder im Alter von<br />

13-14 Jahren festgestellt:<br />

Die Unterschiede der Prävalenz zwischen<br />

Ländern sind 20-60-fach. Allergien sind<br />

besonder häufig in den hoch industrialisierten<br />

Ländern, besonders selten u.a. in Osteuropa.<br />

17


Schoenherr, Schimmelpilze in Innenräumen Umed Info <strong>10</strong><br />

18<br />

Indizien:<br />

Wohlstand fördert Allergien<br />

These (zusammenfassend):<br />

Zunahme der Allergien nur (?) in westlichen Ländern<br />

Ost-West-Vergleich Anfang der 90er Jahre<br />

ISAAC Studien<br />

Mechanismen<br />

• Kurze Stillzeit<br />

• Frühe Zufütterung<br />

• Dichte, warme Wohnungen, Teppichboden, Haustiere<br />

• Guter Infektionsschutz<br />

• Kleine Familien, wenig Kinderhorte<br />

• Allergene in exotischer Nahrung, Kosmetika, Schmuck<br />

Wo gibt es vermeidbare Allergie-Risiken?<br />

Unvermeidbar<br />

Familien-Geschichte,<br />

Ethnische Zugehörigkeit<br />

Geschlecht<br />

Pränatale Ereignisse<br />

Individuell vermeidbar<br />

Innenraum-Allergen<br />

Bett, Textilien, Teppichboden,<br />

Feuchtigkeit, Heizung<br />

Rauchende Eltern<br />

Prä- und Postnatales Passivrauchen<br />

Kurzes Stillen<br />

Modeschmuck<br />

Nickel-Kontakallergene<br />

Kosmetika<br />

Kaum vermeidbar<br />

Zulassen früher Infektionen<br />

weniger Antibiotika (fraglich)<br />

Zusammensein von Kindern<br />

Regulatorisch vermeidbar<br />

Billigschmuck (Nickel)<br />

Billigkosmetika (Allergene, Deklaration)<br />

Kiwi in Joghurt, Gummibären etc<br />

Außenluftschadstoffe<br />

Duftstoffe in Produkten, Kaufhäusern<br />

Anforderungen an Innenräume<br />

Birken, Haselnuß in Wohngebiet<br />

u.a.


Schoenherr, Schimmelpilze in Innenräumen Umed Info <strong>10</strong><br />

Allergien durch Schimmelpilze in Innenräumen<br />

Die Bedeutung von Umweltfaktoren für die<br />

Gesundheit des Menschen ist gegenwärtig<br />

viel diskutiert. Für eine Vielzahl von synthetischen<br />

Substanzen (z.B. Holzschutzmittel)<br />

konnte eine Beeinträchtigung von<br />

Gesundheit und Wohlbefinden des Menschen<br />

nachgewiesen werden. In den letzten<br />

Jahren fanden ebenso die pathogenen<br />

Effekte mikrobieller Umweltbelastungen<br />

Beachtung. In diesem Zusammenhang<br />

werden Schimmelpilze zunehmend als pathogenes<br />

Agens berücksichtigt, wobei drei<br />

Wirkprinzipien dieser Mikroorganismen im<br />

Mittelpunkt des Interesses stehen: Allergien,<br />

Infektionen und toxische Effekte.<br />

Allergien<br />

Schimmelpilze bzw. deren Sporen sind<br />

hochpotente Allergene bzw. Allergenmischungen.<br />

Hierbei sind extramurale (z.B.<br />

Cladosporium herbarum, Altermaria tenuis)<br />

von wahrscheinlich vorwiegend intramural<br />

wachsenden Schimmelpilzarten<br />

(z.B. Penicillium notatum, Aspergillus fumigatus,<br />

Mucor mucedo) zu differenzieren.<br />

Pilzsporen enthalten bis zu 30 unterschiedliche<br />

Allergene (Wahn et al. 1999).<br />

Nach Sensibilisierung können neben typisch<br />

allergischen Störungen (z.B. allergische<br />

Rhinitis, allergisches Asthma bronchiale,<br />

Neurodermitis) auch diffuse Befindlichkeitsstörungen<br />

(z.B. "Chronisches Müdigkeitssyndrom")<br />

auftreten. Hierbei sind<br />

alle vier Allergietypen möglich, wenn auch<br />

die Typen I (IgE-vermittelte Soforttyp-<br />

Reaktion) und IV (zellvermittelte Spätreaktion)<br />

von besonderer Bedeutung zu sein<br />

scheinen.<br />

Methodisch klassische Allergieteste wie<br />

der Hauttest (Pricktest) oder die Bestimmung<br />

spezifischer IgE-Antikörper (z.B.<br />

RAST) versagen häufig bei der Schimmelpilzdiagnostik<br />

(Jorde, W. 1999). Deshalb<br />

macht sich bei dringendem anamnestischen<br />

Verdacht häufig der Einsatz zusätzlicher<br />

Testverfahren erforderlich. Hierzu<br />

zählt insbesondere die in vivo Testung mittels<br />

nasalem Provokationstest. Für die in<br />

vitro-Testung sowohl von Typ-l- als auch<br />

G. Schoenherr<br />

Typ-IV- Allergien scheint sich nach meinen<br />

Erfahrungen der Lymphozytentransformationstest<br />

(LTT) sehr zu eignen.<br />

Ein zusätzlicher Vorteil des LTT besteht<br />

darin, dass ein Nachweis sensibilisierter T-<br />

Lymphozyten im peripheren Blut nur dann<br />

gelingen kann, wenn der letzte Allergenkontakt<br />

nicht länger als 3 - 6 Monate zurückliegt.<br />

Somit eignet sich diese Methode<br />

nicht nur zum Nachweis sensibilisierter<br />

T-Lymphozyten, sondern zeigt auch einen<br />

kürzlichen oder kontinuierlichen Allergenkontakt.<br />

Als Weiterentwicklung des LTT<br />

muss hier noch der "ELISPOT" erwähnt<br />

werden. Bei dieser kürzlich auf den kommerziellen<br />

Markt gebrachten Methodik<br />

werden die proliferierenden T - Lymphozyten<br />

anhand ihres Zytokinmusters als TH1 -<br />

oder TH2-Zellen identifiziert. Somit ergibt<br />

sich die Möglichkeit zur Differenzierung in<br />

Typ I- oder Typ IV-Allergien.<br />

Der wichtigste therapeutische Ansatzpunkt<br />

bei der Schimmelpilzallergie ist nach heutigem<br />

Kenntnisstand die Allergenkarenz.<br />

Dies ist bei einem Schimmelpilzbefall in<br />

Innenräumen durch eine sachkundige<br />

baubiologische Untersuchung der Räumlichkeiten<br />

mit Identifizierung der Schimmelpilzquelle<br />

und anschließender fachgerechter<br />

Sanierung zum Teil möglich. Ein<br />

extremer Schimmelpilzbefall verbunden<br />

mit ungünstigen baulichen Bedingungen,<br />

die eine erfolgreiche Sanierung nicht<br />

wahrscheinlich erscheinen lassen, kann in<br />

Einzelfällen in der Empfehlung zum Wohnungswechsel<br />

kulminieren. Bei der Anamneseerhebung<br />

müssen neben den häuslichen<br />

Bedingungen selbstverständlich<br />

auch andere mögliche Kontaktquellen eruiert<br />

werden (Arbeitsplatz?, Hobbys?).<br />

Zur Minimierung der Sporenzahl in der<br />

Raumluft können als vorübergehende<br />

Maßnahme Luftfiltersysteme mit HEPA-<br />

Filtern (High emission particle absorber)<br />

eingesetzt werden. Zusätzlich muss eine<br />

symptomatische antiallergische Behandlung<br />

mit Antihistamininka und/oder anderen<br />

antiallergischen Substanzen (z.B. Cro-<br />

19


Schoenherr, Schimmelpilze in Innenräumen Umed Info <strong>10</strong><br />

moglicinsäure als "Mastzellstabilisator")<br />

erfolgen. Auch sollte versucht werden,<br />

Sensibilisierungen gegen weitere Allergene<br />

nachzuweisen (z.B. Hausstaubmilben,<br />

Nahrungsmittel), um die allergene Gesamtbelastung<br />

des betroffenen Patienten<br />

zu reduzieren.<br />

Infektionen<br />

Im Bereich der Schimmelpilzinfektionen<br />

müssen lokale von systemischen Infektionen<br />

unterschieden werden. Es existieren<br />

eine Vielzahl potentiell humanpathogener<br />

Schimmelpilzarten. So sind gegenwärtig<br />

allein 19 humanpathogene Aspergillusspecies<br />

bekannt (DGPI-Handbuch<br />

1997). Relevante systemische Schimmelpilzinfektionen<br />

beschränken sich allerdings<br />

auf Patienten mit einem stark gestörten<br />

Immunsystem (z.B. Patienten nach Transplantation<br />

oder unter aggressiver zytostatischer<br />

Chemotherapie). HIV-Patienten<br />

sind im Gegensatz hierzu selten betroffen.<br />

Lokale Infektionen betreffen Haut und<br />

Hautanhangsgebilde sowie Schleimhäute.<br />

Insbesondere finden sich pulmonale<br />

Schleimhautbesiedlungen durch Aspergillusarten<br />

bei Patienten mit Krankheits-<br />

oder therapiebedingter Vorschädigung<br />

(z.B. allergisches Asthma bronchiale, Mukoviszidose,<br />

lang anhaltende Cortisonmedikation).<br />

Die chronisch allergische bronchopulmonale<br />

Aspergillose stellt eine therapeutische<br />

Herausforderung dar. Eine<br />

systemische antimykotische Therapie sollte<br />

nach Antibiogramm erfolgen.<br />

Literatur:<br />

20<br />

Unter den Bedingungen der modernen<br />

Medizin nimmt der Bevölkerungsanteil von<br />

Menschen mit einem gestörten Immunsystem<br />

stetig zu. Als Beispiele seien die deutlichen<br />

Erfolge in der Tumortherapie oder<br />

bei der Behandlung des Asthma-bronchiale<br />

und der Mukoviszidose genannt.<br />

Gerade solche Patienten können durch<br />

Schimmelpilzinfektionen betroffen sein.<br />

Toxine<br />

Mit der Entdeckung der Cancerogenität<br />

des Aflatoxins ist die toxische Bedeutung<br />

von Schimmelpilzstoffwechselprodukten<br />

für den Menschen belegt, die Untauglichkeit<br />

verschimmelter Lebensmittel für den<br />

Verzehr weithin bekannt und akzeptiert.<br />

Die Aufnahme von Schimmelpilztoxinen<br />

erfolgt jedoch nicht nur durch Ingestion.<br />

Ebenso ist es möglich, dass Mykotoxine,<br />

die z.B. an Schimmelpilzsporen gebunden<br />

sind, per inhalationem aufgenommen werden.<br />

Es sind eine Vielzahl von Schimmelpilzstoffwechselprodukten<br />

bekannt, die für<br />

den Menschen toxisch sind. Als Beispiele<br />

seien Satratoxin (Stachybotrys chartarum),<br />

Ochratoxin A (Aspergillus ochraceus) oder<br />

Chetomin (Chaetomium globosum) genannt.<br />

Schimmelpilztoxine wirken auf verschiedenste<br />

Organe und Organsysteme.<br />

So konnten beispielsweise nephrotoxische,<br />

neurotoxische, immunsupprimierende<br />

bzw. -modulierende Effekte nachgewiesen<br />

werden (Samson 1999).<br />

Wahn, U., Seger, R., Wahn, V.(Hrsg.): Pädiatrische Allergologie und Immunologie. 3. Auflage<br />

-München, Jena: Urban & Fischer, 1999, 696 S. (ISBN 3-437-213<strong>10</strong>-5)<br />

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (Hrsg.): DGPI-Handbuch 1997: Infektionen<br />

bei Kindern und Jugendlichen: 2. Auflage -München: Futuramed-Verl., 1997, 745 S.<br />

(ISBN 3-923599-85-4)<br />

Jorde, W.: Schimmelpilzallergie: Eine Übersicht. Allergologie, 22 (1999) S. 326-329<br />

Samson, R.A.: Moulds in indoorenviromnents; identification and detection. Vortrag 3. Pilztagung<br />

des Berufsverbandes Deutscher Baubiologen e.V., Fulda 1999


Madeleyn, Asthma bronchiale Umed Info <strong>10</strong><br />

Asthma bronchiale im Kindesalter aus anthroposophischer Sicht<br />

Goethes Gesundheit<br />

Im Jahr des Gedenkens an Goethes 250.<br />

Geburtstag mag es gestattet sein, mit einigen<br />

Zitaten an ihn anzuknüpfen.<br />

Sein Hausarzt der frühen Weimarer Jahre,<br />

C. W. Hufeland, schreibt über ihn: „Es ist<br />

mir nie ein Mensch vorgekommen, welcher<br />

zu gleicher Zeit körperlich und geistig<br />

in so hohem Grade vom Himmel begabt<br />

gewesen wäre, und auf diese Weise in der<br />

Tat das Bild des vollkommensten Menschen<br />

darstellte. Aber nicht bloß die Kraft<br />

war zu bewundern, die bei ihm in so außerordentlichem<br />

Grade Leib und Seele erfüllte,<br />

sondern mehr noch das herrliche<br />

Gleichgewicht, was sich sowohl über die<br />

physischen als geistigen Funktionen ausbreitete,<br />

und die schöne Eintracht, in welcher<br />

beides vereinigt war, so dass keines,<br />

wie so oft geschieht, auf Kosten des anderen<br />

lebte oder es störte. Man kann mit<br />

Wahrheit sagen, dass dieses hauptsächlich<br />

seinen Geist auszeichnete, dass alle<br />

Geisteskräfte im gleich hohen Grade und<br />

in der schönsten Harmonie vorhanden waren,<br />

und dass selbst die bei ihm so lebendige,<br />

so schöpferische Phantasie durch<br />

die Herrschaft des Verstandes gemäßigt<br />

und gezügelt wurde. Und eben dies gilt<br />

von dem Physischen; kein System, keine<br />

Funktion hatte das Übergewicht; alle wirkten<br />

gleichsam zusammen zur Erhaltung<br />

eines schönen Gleichgewichtes“.<br />

Goethe selbst versteht Gesundheit nur im<br />

Gleichgewicht entgegengesetzter Kräfte,<br />

Krankheit aus einem Verwalten des einen<br />

über die anderen und prägt im Hinblick auf<br />

die Atmung, auf die sich ein Asthma bronchiale<br />

auswirkt, den Spruch:<br />

Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:<br />

Die Luft einziehen, sich ihrer entladen;<br />

jenes bedrängt, dieses erfrischt;<br />

so wunderbar ist das Leben gemischt.<br />

Drum danke Gott, wenn er Dich preßt,<br />

und dank ihm, wenn er Dich wieder entläßt.<br />

R. Madeleyn<br />

Anthroposophischer Gesundheitsbegriff<br />

So, wie wir in der Anthrosophie eine Weiterentwicklung<br />

des Goetheanismus sehen<br />

können, geht der anthroposophische<br />

Krankheitsbegriff nicht wie derjenige der<br />

WHO von einer Abwesenheit körperlichen,<br />

seelischen und sozialen Wohlbefindens<br />

aus, sondern von einem unharmonischen<br />

Zusammenwirken der menschlichen Wesensglieder<br />

physischer Leib, Ätherleib,<br />

Astralleib und Ich bzw. der drei Funktionssysteme:<br />

Nerven-Sinnes-System als Träger<br />

des Denkens, der Vorstellungen und<br />

Wahrnehmungen, des rhythmischen Systems<br />

mit den zentralen Organen Herz<br />

und Lunge als Träger des Gefühlslebens<br />

und dem Stoffwechsel-Gliedmaßen-Systems<br />

als Träger des Willenslebens.<br />

Zunahme von Allergien und Asthma<br />

Nun ist bemerkenswert, dass nach der<br />

Erstbeschreibung des Heuschnupfens<br />

1828 durch den Londoner Arzt Bostock,<br />

der selbst darunter litt und jahrelang im<br />

Umkreis von London suchen musste, um<br />

eine kleine Zahl von Heuschnupfenkranken<br />

zu finden, die Erkrankungen des atopischen<br />

Formenkreises, also in erster Linie<br />

Heuschnupfen, Asthma bronchiale und<br />

Neurodermitis geradezu zu einer Volksseuche<br />

geworden sind. Je nach Erhebung<br />

werden Erkrankungsraten zwischen 25<br />

und 50% angegeben, es wird von einer<br />

Verdoppelung etwa alle <strong>10</strong> Jahre ausgegangen,<br />

das Asthma bronchiale gilt inzwischen<br />

als die häufigste chronische Krankheit<br />

des Kindesalters. Bei der Frage nach<br />

den Ursachen steht die naturwissenschaftlich<br />

orientierte Medizin vor einem<br />

Rätsel, offenbar genetische Zusammenhänge<br />

geben allein keine Erklärung und<br />

die sogenannte Umweltverschmutzung<br />

stellte nur einen kleinen Teilaspekt der<br />

Kausalkette dar.<br />

Interessant ist, dass in den meisten epidemiologischen<br />

Studien deutlich wird, dass<br />

atopische Erkrankungen, vor allem Krankheiten<br />

der „Kopfarbeiter“ und der oberen<br />

21


Madeleyn, Asthma bronchiale Umed Info <strong>10</strong><br />

sozialen Schichten sind. So betrug in der<br />

Schweiz die allgemeine Heuschnupfenrate<br />

<strong>10</strong>%, bei Landarbeitern 1%, bei Akademikern<br />

20%. Afrikaner und Eskimos, die ihre<br />

ursprüngliche und einfache Lebensweise<br />

beibehalten, leiden kaum an atopischen<br />

Erkrankungen, sobald sie jedoch die Lebensweise<br />

der modernen Zivilisation annehmen<br />

und in Städte ziehen, steigt auch<br />

bei ihnen die Rate atopischer Erkrankungen<br />

sprunghaft an.<br />

Ländervergleich<br />

In einem auf der Jahrestagung der Deutschen<br />

Gesellschaft für Kinderheilkunde<br />

1997 gehaltenen Vortrag zeigt die Münchner<br />

Allergologin, Frau von Mutius, dass ein<br />

inverser Zusammenhang zwischen dem<br />

Vorkommen von Asthma und der Inzidenz<br />

von Atemwegsinfektionen steht, so war in<br />

der ehemaligen DDR die Prävalenz allergischer<br />

Erkrankungen deutlich niedriger<br />

als im Westen, eine große Mehrheit der<br />

Kinder besuchte von ihrem ersten Geburtstag<br />

an Kinderkrippen und machte früh<br />

fieberhafte Infekte häufiger durch als eine<br />

vergleichbare Gruppe von Kindern in<br />

München, wo nur eine Minderheit der Kinder<br />

in dieser Altersgruppe Kinderkrippen<br />

besuchten. Bemerkenswert ist außerdem,<br />

dass in Guinea Bissau in Westafrika junge<br />

Erwachsene signifikant seltener atopisch<br />

sensibilisiert waren, wenn sie Masern in<br />

der Kindheit durchgemacht hatten im Vergleich<br />

mit geimpften Patienten. In Italien<br />

fand sich ein ähnlich starker protektiver Effekt<br />

für Infektionen mit Hepatitis A.<br />

Immunologische Mechanismen<br />

Plausibel wurden diese Untersuchungen<br />

durch immunologische Untersuchungen,<br />

wonach sich 2 gegenseitig ausschließende<br />

T-Helfer-Zell-Populationen aus einer<br />

gemeinsamen Stammzelle entwickeln<br />

und verschiedene Muster der Zytokinausschüttung<br />

von diesen unterschiedlichen<br />

T-Helferzellen produziert werden.<br />

Die TH2-Helferzellen produzieren Interleukin<br />

4 und 5 und sind vorwiegend bei der<br />

Pathogenese allergischer Erkrankungen<br />

beteiligt, wo hingegen TH1-Helferzellen Interleukin<br />

2 und Interferon Gamma produzieren.<br />

Interleukin 4 ist eines der notwendigen<br />

Signale um B-Zellklone für die<br />

Produktion von IgE zu aktivieren. Interfe-<br />

22<br />

ron Gamma andererseits wird u.a. im Verlauf<br />

in Infektionen gebildet und hindert die<br />

Proliferation der TH2-Klone und die Produktion<br />

von IgE durch B-Zellen. Daher<br />

könne eine vorwiegende Aktivierung der<br />

TH1-Helferzellen im Verlauf rez. viraler<br />

oder bakterieller Infektionen der Proliferation<br />

von TH2-Klonen und der Entwicklung<br />

von IgE-Antikörpern vorbeugen.<br />

Rolle von Infektionskrankheiten<br />

Wir können aus diesen Beobachtungen<br />

schließen, dass das ungenügend intensive<br />

Durchmachen akuter fieberhafter, entzündlicher<br />

Erkrankungen, wie es auch die<br />

klassischen Kinderkrankheiten sind, zu allergischen,<br />

d.h. chronisch verlaufenden<br />

entzündlichen Krankheiten disponiert.<br />

Anthroposophische Erklärungen für Allergien<br />

Entzündung in der antiken Medizin wurde<br />

bei Hippokrates als eine Art von Verdauung<br />

an falscher Stelle aufgefasst, in der<br />

heutigen Pathologie ist Entzündung eine<br />

Reaktion auf eine Noxe, also einen schädigenden<br />

Einfluss, die Verwandtschaft beider<br />

Entzündungsbegriffe liegt da, wo<br />

durch die Entzündung etwas Fremdes überwunden<br />

werden muss, so wie bei der<br />

Nahrungsaufnahme dem menschlichen<br />

Organismus zunächst fremde Substanzen,<br />

wie Früchte, Gemüse oder tierisches Eiweiß<br />

im Verdauungsprozess abgebaut<br />

werden, damit entweder körpereigene<br />

Substanz aufgebaut werden kann, oder<br />

körpereigene Lebensprozesse aufrecht<br />

erhalten werden können.<br />

Am Beispiel der Kuhmilchallergie des<br />

Säuglings soll dargestellt werden, wie sich<br />

eine Allergie entwickeln kann. Die Darmschleimhaut<br />

des kleinen Säuglings ist<br />

vermehrt durchlässig für Fremdprotein,<br />

das dann, bevor es in das kindliche Blut<br />

gelangt, ungenügend verdaut ist. Bekommt<br />

ein Säugling zu früh Kuhmilch statt<br />

Muttermilch, so ist er verstärkt disponiert<br />

für das Entstehen einer Atopie, die wir<br />

Sensibilisierung nennen, eine Art pathologischer<br />

Verdauungsbereitschaft an falscher<br />

Stelle entstehen kann (z.B. durch<br />

spezifische IgE-Antikörper).<br />

Bei späterem erneuten Kontakt mit Kuhmilch<br />

kommt es dann zu der überschie-


Madeleyn, Asthma bronchiale Umed Info <strong>10</strong><br />

ßenden Reaktion der Kuhmilchallergiker<br />

als Uritcaria, Ekzem, asthmatoide Bronchitis<br />

bis hin zum schweren anaphylaktischen<br />

Schock.<br />

Allergische Symptome spielen sich ab an<br />

unserem Grenzbereich, der Oberfläche<br />

von Haut und Schleimhäuten. Immer sind<br />

sie vom Charakter einer Überempfindlichkeitsreaktion<br />

geprägt, die stärker ist, als es<br />

dem Ausmaß der „Noxe“ (dem Allergen)<br />

entspricht.<br />

In diesem Sinne können wir bei der atopischen<br />

Konstitution von einer relativen<br />

Verdauungsschwäche oder Schwäche des<br />

Stoffwechsel-Gliedmaßen-Systems und<br />

von einem Überwiegen der Wahrnehmungs-<br />

und Vorstellungstätigkeit, die<br />

Empfindlichkeit bedingt, sprechen. Damit<br />

haben wir aus der anthroposophischen<br />

Menschenkunde heraus eine erste Brücke<br />

zu der Tatsache, dass Allergien vor allem<br />

Krankheiten der Kopfarbeiter sind. Es entspricht<br />

der Signatur unseres Jahrhunderts,<br />

immer mehr das Nerven-Sinnes-System<br />

durch Reizüberfluss und Informationsverarbeitung<br />

zu beanspruchen, während körperliche<br />

Betätigung vielfach durch Maschinen<br />

geleistet wird.<br />

Allergien und Asthma<br />

Nach diesen allgemeinen Ausführungen<br />

soll jetzt speziell auf das Asthma bronchiale<br />

eingegangen werden: Während der<br />

Heuschnupfen durch das Jucken und<br />

Brennen der Schleimhäute, die Schwellung<br />

der Bindehäute, den Niesreiz und die<br />

behinderte Nasenatmung, die Neurodermitis<br />

durch den quälenden Juckreiz auf<br />

der Haut zwar lästig, aber nicht gefährlich<br />

sind, ist dies beim Asthma durch die Atemnot<br />

anders, und es kann zu einer Bedrohung<br />

des Lebens kommen.<br />

Anthroposophische Erklärungen für<br />

Asthma<br />

Der Atemstrom in den Bronchien wird<br />

durch Schleimhautschwellung und einen<br />

Spasmus der Bronchialmuskulatur eingeengt,<br />

es kommt zum Luftstau, zur Überblähung<br />

der Lunge dadurch, dass vor allem<br />

die Ausatmung, weniger die Einatmung<br />

behindert ist. An die Stelle des Juckreizes<br />

bei der Neurodermitis tritt der Hustenreiz,<br />

seelisch kommt es zur Angst, die wie-<br />

derum verstärkend auf das Asthma zurückwirken<br />

kann. Rudolf Steiner beschreibt,<br />

dass beim Asthma die Lunge zu<br />

sehr „Kopf“ wird, so entspricht dem Kopfsystem<br />

der Charakter des Einatmens, des<br />

Aufnehmens wie beim Wahrnehmen, oder<br />

der Reizaufnahme der Nervenzelle.<br />

Die oberen Wesensglieder Astralleib und<br />

Ich-Organisation wirken im Nerven-Sinnes-System<br />

frei, während sie im Stoffwechsel-Gliedmaßen-Systemstoffgebunden<br />

und mit Überwindung von Fremdprozessen<br />

beschäftigt sind, im rhythmischen<br />

System schwingen sie vermittelnd hin und<br />

her, wirken wiederum beim Asthma zu<br />

sehr von außen, tauchen ungenügend in<br />

den Atemstrom ein, wodurch zu stark<br />

Wahrnehmung, d.h. Überempfindlichkeit<br />

hervorgerufen wird. Rudolf Steiner beschreibt,<br />

wie das Nerven-Sinnes-System<br />

Träger des Wachbewusstseins ist, das<br />

rhythmische System mit seiner Beziehung<br />

zum Fühlen, dem Traumbewusstsein verwandt<br />

ist und wie wir in unserem Stoffwechsel,<br />

aber auch in unserer Willensbetätigung<br />

wie schlafen, am meisten unbewusst<br />

sind. Unsere Zivilisation fordert immer<br />

mehr das Wachbewusstsein, was sich<br />

auch in der ständig zunehmenden Zahl<br />

von Schlafstörungen spiegelt. Schlaf fordert<br />

ein Lösen vom Tagesgeschehen,<br />

nimmt das Wachbewusstsein überhand,<br />

dann spiegelt sich das in der Atmung in<br />

einem Überwiegen des Bedrängen der<br />

Einatmung gegenüber dem erfrischenden,<br />

lösenden, befreiendem der Ausatmung um<br />

mit Goethe zu sprechen. Beim Kind kommen<br />

beide Prozesse im gesunden kindlichen<br />

Spiel in ein Gleichgewicht, im Spielen<br />

lernt das Kind quasi atmen, lernt sowohl<br />

die Gegenstände in ihrer Eigenart<br />

kennen, kann sie zugleich jedoch vermittels<br />

seiner Phantasie im Kleinen verändern.<br />

Die Reizüberflutung der modernen Medienwelt,<br />

aber auch jede Form von zu intellektueller<br />

Früherziehung greift störend in<br />

die Entwicklung des kindlichen Atmungssystems<br />

ein. Haben wir ein Kind vor uns,<br />

das durch ein Asthma bronchiale in seinem<br />

Atmungssystem gestört ist, dann ist<br />

es gut, auf den Schlaf-Wach-Rhythmus<br />

des Kindes in der Anamnese zu schauen,<br />

23


Madeleyn, Asthma bronchiale Umed Info <strong>10</strong><br />

jedoch auf darauf, unter welchen Bedingungen<br />

das Kind seinen Weg in sein Erdenleben<br />

gefunden hat, ob z.B. die<br />

Schwangerschaft bedroht war. Im Schlaf<br />

atmen wir quasi unser Seelisch-Geistiges<br />

aus, um es am Morgen in unseren Leib<br />

wieder einzuatmen und auch Geburt und<br />

Tod können wir als einen ganz großen Einatmungs-<br />

und Ausatmungsvorgang auffassen.<br />

Infekte und Asthma<br />

Die Psychosomatik des Asthma bronchiale<br />

bekommt damit eine andere Nuance, wir<br />

verstehen besser, wie die allergische<br />

Komponente und die seelische sich gegenseitig<br />

bedingen. Beim Infektasthma<br />

bewirken Infekte der oberen Luftwege ein<br />

Auslösen asthmatischer Zustände, immer<br />

wieder können wir bei diesen Kindern eine<br />

Schwierigkeit beobachten, Infekte durch<br />

hohes Fieber zu bewältigen, eine Unfähigkeit<br />

zu fiebern, fördert offensichtlich bei<br />

Entzündungen deren Chronifizierung.<br />

Hierzu paßt auch, dass Impfungen ein Risiko<br />

für das Entstehen einer Atopie darstellen,<br />

jedoch auch Unterdrückung akuter<br />

Infektionen durch Antibiotika und Antipyrese.<br />

Bei einer Impfung erwirbt sich das<br />

Kind seinen Schutz über die „Gedächtnisfunktion“<br />

des Immunsystems, ohne die<br />

entsprechende Krankheit mit dem ganzen<br />

Menschen durchgemacht zu haben, vergleichbar<br />

vielleicht mit dem Erlebnis einer<br />

abenteuerlichen Bergtour im Film oder<br />

Wirklichkeit.<br />

Therapie<br />

Doch nun zu den therapeutischen Möglichkeiten,<br />

die neben Maßnahmen der Lebensführung,<br />

der Diätetik, Klimawechsel,<br />

äußere Anwendungen, Inhalationen, Medikamente,<br />

Heileurythmie und künstlerische<br />

Therapie beinhalten.<br />

Die Vermeidung von Allergenen ist teilweise<br />

berechtigt, häufig jedoch, wie bei<br />

der Hausstauballergie problematisch. Vielfach<br />

gelingt es durch eine grundlegende<br />

Beeinflussung der atopischen Konstitution,<br />

dass vorübergehend weggelassene Allergene<br />

später wieder vertragen werden, wie<br />

besonders oft bei der Kuhmilchallergie des<br />

kleinen Kindes.<br />

24<br />

Domäne der schulmedizinischen Therapiemöglichkeiten<br />

ist die Notfalltherapie,<br />

insbesondere der Status asthmaticus. Für<br />

die Dauerbehandlung haben sich die noch<br />

vor einigen Jahren an erster Stelle eingesetzten<br />

β-Sympathicomimetica, meist inhalativ<br />

angewandt, als für die Langzeitprognose<br />

ungünstig mit Todesfällen durch<br />

Missbrauch erwiesen. Inzwischen wird den<br />

inhalativen Steroiden der Vorzug gegeben,<br />

wie in jeder Steroidtherapie müssen wir<br />

jedoch auch hierin eine rein symptomatische<br />

Therapie sehen, die die eigentlichen<br />

Ursachen der Krankheit ignoriert und vermutlich<br />

ähnlich in der der Lokalbehandlung<br />

die der Haut auf Dauer die Bronchialschleimhaut<br />

schädigt. Als relativ harmlos<br />

kann die Chromoglycinsäure, verwandt mit<br />

Inhaltsstoffen der Heilpflanze Ammi visnaga,<br />

angesehen werden.<br />

Eine Therapie, die am Stoffwechselpol ansetzt<br />

und die inneren Appetite, als das innerliche<br />

Sichverbinden mit den Nahrungsmitteln,<br />

stärkt, ist die Gabe von<br />

Gerbstoffen und Bittermitteln. Sie fördern,<br />

wie Rudolf Steiner in seiner Darstellung<br />

zur Asthmatherapie am 02.01.1924 ausführt,<br />

die richtige Verbindung der beiden<br />

mittleren Wesensglieder Ätherleib und Astralleib.<br />

Besonders bewährt hat sich uns<br />

die morgendliche Gabe von Eichenrindentee,<br />

einige Minuten gekocht ein Esslöffel<br />

bis ½ Tasse Wasser und die abendliche<br />

Gabe von Ehrenpreistee, mit kochendem<br />

Wasser aufgebrüht in der selben<br />

Menge. Diese Therapie kann kurweise<br />

über 2 Monate, oder auch länger, durchgeführt<br />

werden. Als auch in der Homöopathie<br />

in erster Linie krampflösendes Mittel<br />

eignet sich Cuprum, z.B. als Cuprum<br />

aceticum D4 zusammen mit dem defomationslösenden<br />

Tabacum Rh D6 (Weleda)<br />

für die akute Behandlung asthmatischer<br />

Zustände, 4-8 mal täglich 5-<strong>10</strong> Tropfen.<br />

Bei Kindern mit Hausstauballergie setzen<br />

wir Apis D30 als Injektion s.c. oder innerlich<br />

ein, bei schwächlichen Kindern Prunus<br />

spinosa D2 oder D3 innerlich oder ebenfalls<br />

zusammen mit Apis als Injektion. Für<br />

die Inhalationsbehandlung asthmatischer<br />

Zustände dient Emser Sole oder Kochsalzlösung,<br />

ca. 0,4% der Schleimlösung,<br />

während Gencydo, ein Präparat aus Quitte


Madeleyn, Asthma bronchiale Umed Info <strong>10</strong><br />

und Zitrone in Ampullenform (für jede Inhalation<br />

kann ↓ Ampulle Gencydo 7% genommen<br />

werden), den zu stark nach außen<br />

wirkenden Astralleib zusammenzieht<br />

und ihn wieder stärker in den Bronchialbaum<br />

einkoppelt. Meistens kombinieren<br />

wir Gencydo mit Quarz D20, ebenfalls<br />

in Ampullenform. Quarz verstärkt die Abgrenzungsfähigkeit<br />

von Haut und<br />

Schleimhäuten und wirkt damit antientzündlich.<br />

Äußere Anwendungen, vor allem Brustwickel,<br />

haben einen hohen Stellenwert in<br />

der Behandlung des Asthmas. Der warme<br />

Lavendelölwickel wirkt beruhigend, lösend<br />

und entspannend, der Ingwerwickel<br />

durchwärmend und der Senfwickel lokal<br />

hyperämisierend und ableitend. Viele Patienten<br />

verspüren während des Wickels<br />

eine unmittelbare Erleichterung. Vorsicht<br />

ist mit dem Senfwickel bei hautempfindlichen<br />

Kindern angebracht, auch kann es<br />

vorkommen, dass ein ängstlich-angespanntes<br />

Kind durch die starke lokale Reizung<br />

des Senfwickels in Panik gerät.<br />

Kur<br />

Immer wieder werden nach Klimakuren<br />

lang anhaltende Besserungen eines<br />

Asthmas beobachtet, dabei reagiert ein<br />

Kind günstiger auf Gebirgsklima, das andere<br />

auf Seeklima. Für Kinder in den ersten<br />

Lebensjahren ist manchmal das<br />

Nordseeklima zu rau und der Mittelmeerraum<br />

besser geeignet. Wirksamer Faktor<br />

ist das Zusammenspiel von Wind, Wasser,<br />

Sonne sowie die allgemeine Entspannung<br />

der Familie durch hoffentlich fehlende Belastung:<br />

Alle Beteiligten können wieder<br />

besser durch- und miteinander atmen.<br />

Ernährung<br />

In der Diätetik können wir zwischen den<br />

allgemeinen Empfehlungen einer gesunden<br />

Ernährung, wie sie durch Testungen<br />

und Provokation zu eruieren sind, unterscheiden.<br />

In jedem Fall ist eine vegetarische<br />

Vollwerternährung unter weitgehendem<br />

Meiden von Fleisch, Süßigkeiten und<br />

künstlichen Zusatzstoffen günstig, wie überhaupt<br />

ein Überangebot an Vielfalt eher<br />

Allergien fördert. Vollkornprodukte trainieren<br />

gerade zu den Stoffwechsel, während<br />

Zucker ihn entlastet, aber zugleich<br />

schwächt und die seelisch-geistige Aktivität<br />

mehr in den Kopfbereich verlagert.<br />

Künstlerische Betätigung<br />

Jede künstlerische Betätigung wirkt stärkend<br />

auf die rhythmische Organisation, in<br />

ganz besonderem Maße jedoch die Musik,<br />

die sich wie der Atmungsvorgang der Luft<br />

bedient, um von uns wahrgenommen werden<br />

zu können. Sowohl Musiktherapie als<br />

auch Maltherapie, mit der Möglichkeit in<br />

polaren Farben beim Aquarellmalen Atmen<br />

zu lernen, oder beim Formenzeichnen<br />

in schwingende Formen einzutauchen,<br />

haben sich besonders in der klinischen<br />

Asthmatherapie als „Intensivkur“<br />

bewährt. In der Heileurythmie gibt es spezielle<br />

Lautreihen wie das L, A, O, U, M, die<br />

in der Abfolge Konsonant-Vokal-Konsonant<br />

und der Art der gestalteten Lautbewegung<br />

geradezu das Urbild des gesunden<br />

Atemprozesses darstellen und sich<br />

immer wieder als sehr wirksam erwiesen<br />

haben.<br />

Behandlungserfolg<br />

An dieser Stelle mag die Frage entstehen,<br />

was durch all diese Maßnahmen wirklich<br />

für den Verlauf eines Asthmas bronchiale<br />

erreicht werden kann. Hierzu wurde an der<br />

Filderklinik und am Martiniziekenhuis in<br />

Groningen (Holland) eine orientierende<br />

Studie an jeweils 19 Schulkindern durchgeführt,<br />

wobei die Gruppen bezüglich Alter,<br />

Geschlecht und Schulbildung vergleichbar<br />

waren und jeweils 1 Jahr schulmedizinisch<br />

oder nach den Gesichtspunkten<br />

der anthroposophisch erweiterten<br />

Medizin, wie hier dargestellt, behandelt<br />

worden waren.<br />

In beiden Gruppen war es zu einer gleich<br />

guten Anfallsreduktion, die tendenziell in<br />

der anthroposophischen Gruppe etwas<br />

stärker war, gekommen, kein Kind in der<br />

anthroposophisch behandelten Gruppe, alle<br />

in der schulmedizinisch behandelten erhielten<br />

Steroide.<br />

Schließlich sei eine neue schwedische<br />

Forschungsarbeit (veröffentlicht im „Lancet,<br />

Vol 353, May 1999 Seite 1485-1488)<br />

erwähnt, die zeigt, dass atopische Erkrankungen<br />

bei Waldorfschülern signifikant<br />

seltener sind als bei einer vergleichbaren<br />

25


Madeleyn, Asthma bronchiale Umed Info <strong>10</strong><br />

Gruppe von Schülern konventioneller<br />

Schulen. Waldorfschüler hatten in ihrer<br />

Anamnese einen geringeren Verbrauch an<br />

Antibiotika, waren seltener gegen Masern,<br />

Mumps und Röteln geimpft, hatten weniger<br />

Antipyretika bekommen und wurden<br />

häufiger mit fermentierten Gemüse und<br />

Produkten aus ökologischem Anbau ernährt.<br />

Daraus kann geschlossen werden,<br />

dass Charakteristika eines anthroposophischen<br />

Lebensstils vor atopischen Erkrankungen<br />

schützen, hierzu gehört, statistisch<br />

nicht quantifizierbar sicherlich auch eine<br />

Pädagogik, die weniger Kopfwissen als<br />

vielmehr Willenserziehung und Gemütspflege<br />

(künstlerische Fächer, rhythmischer<br />

Teil des Hauptunterrichts) in Harmonie mit<br />

intellektueller Bildung vermittelt und als<br />

„ganzheitliche Pädagogik“ eine ganzheitliche<br />

Medizin ergänzen muss, um damit einer<br />

weiteren Ausbreitung der Seuche Atopie<br />

vorbeugend entgegenzuwirken.<br />

Zusammenfassung<br />

Aus dem Gesagten kann deutlich werden,<br />

dass mit medikamentösen Maßnahmen,<br />

mit Inhalation und äußeren Anwendungen<br />

eine Linderung asthmatischer Beschwerden<br />

möglich ist und diese Maßnahmen<br />

26<br />

dazu beitragen können, den Verlauf eines<br />

Asthma bronchiale so weit zu lindern, dass<br />

auf symptomatisch wirkende schulmedizinische<br />

Maßnahmen verzichtet werden<br />

kann. Es kann jedoch nicht übersehen<br />

werden, dass in unserer Zivilisation krankmachende<br />

Faktoren wirken, die das<br />

Gleichgewicht bzw. die Harmonie der verschiedenen<br />

menschlichen Seelenbetätigungen<br />

gefährden. Dieses Gleichgewicht<br />

kann vor allem durch künstlerische Betätigung<br />

im therapeutischen Sinne vermittelt<br />

werden. Auf der körperlichen Ebene erscheint<br />

es wichtig, dass das kleine Kind<br />

genügend akute entzündliche Erkrankungen<br />

durchmachen kann, begleitet von einem<br />

Arzt, dem es nicht in erster Linie darum<br />

geht, die Krankheitssymptome so<br />

schnell wie möglich beiseite zu schaffen,<br />

sondern Komplikationen zu verhindern,<br />

das Vertrauen zu haben, dass das Kind im<br />

Durchmachen akuter Krankheiten in seinem<br />

Immunsystem gestärkt wird. Hierfür<br />

steht eine Vielzahl naturheilkundlicher,<br />

homöopathischer und anthroposophischmedizinischer<br />

Medikamente inklusive der<br />

äußeren Anwendungen und diätetischer<br />

Maßnahmen zur Verfügung.


Bieberstein, Physikalische Einflüsse auf die Entstehung von Schimmelpilzen Umed<strong>info</strong> <strong>10</strong><br />

Physikalische Einflüsse auf die Entstehung von Schimmelpilzen<br />

Raumtemperatur und Raumluftfeuchte<br />

sind ein wesentlicher Faktor, um Schimmelpilzbildung<br />

in Räumen zu verhindern.<br />

Idealwerte: +20°C Raumtemperatur und<br />

maximal 65% relative Luftfeuchte, besser<br />

weniger. Die relative Luftfeuchtigkeit kann<br />

mit einem handelsüblichen Hygrometer<br />

kontrolliert werden. Hygrometer bekommen<br />

Sie überall dort, wo auch Thermometer<br />

erhältlich sind.<br />

Richtiges Heizen und Lüften<br />

Der einfachste Weg der Entsorgung von<br />

Feuchtigkeit aus Wohnräumen ist die Lüftung<br />

durch das Fenster. Sie soll den kompletten<br />

Luftaustausch, aber nicht die Abkühlung<br />

der Räume bewirken. Die erforderliche<br />

Lüftungsdauer für hygienisch<br />

saubere Luft und zur Vermeidung von<br />

Schimmelpilzbildung <strong>info</strong>lge zu hoher<br />

Feuchtigkeit ist von der Außenlufttemperatur<br />

abhängig. Die Möglichkeit, Feuchte<br />

aus Wohn- und Kellerräumen durch Lüftung<br />

abzuführen, wird von der jeweiligen<br />

Wettersituation mit beeinflusst. Deshalb<br />

müssen die Verhältnisse je nach Lage im<br />

Gebäude und Jahreszeit unterschieden<br />

werden.<br />

Oberirdische Wohnung im Sommer<br />

In aller Regel treten hier die geringsten<br />

Feuchteprobleme auf: Erstens ist die<br />

Wandoberfläche kaum kälter als die<br />

Raumluft, so dass auf ihr auch bei Raumluftfeuchten<br />

bis über 70% relativer Luftfeuchte<br />

kein Tauwasser entsteht. Zweitens<br />

erlaubt die Witterung ausgiebiges Fensterlüften,<br />

wodurch ein Großteil der Wohnfeuchte<br />

fortlaufend nach außen abgeführt<br />

werden kann, bevor sie sich in der Raumluft<br />

anreichert.<br />

Oberirdische Wohnung im Winter<br />

Die Querbelüftung bei weit geöffneten,<br />

sich gegenüber liegenden Fenstern, gegebenenfalls<br />

über mehrere Räume, sorgt für<br />

den schnellsten und effektivsten Luftwechsel.<br />

Bei Temperaturen um ± 0°C sind<br />

5 Minuten (bei Windstille) ausreichend. In<br />

den Übergangsjahreszeiten sind 15 Minuten<br />

Lüftungsdauer mindestens erforder-<br />

H. Bieberstein<br />

lich. Bei längerer Lüftung oder ständig gekippten<br />

Fenstern besteht die Gefahr der<br />

Auskühlung des Raumes, insbesondere<br />

der Umfassungsflächen (Laibungen,<br />

Sturz), der Lüftungsöffnung (Fenster, Tür).<br />

Warme Raumluft würde dann an diesen<br />

Flächen abgekühlt und könnte kondensieren.<br />

Dadurch entsteht ausreichend Feuchtigkeit<br />

für die Bildung von Schimmelpilzen.<br />

Eine Dauerlüftung beheizter Räume ist<br />

außerdem Energieverschwendung. Die<br />

Lüftung ist eng mit der Beheizung der<br />

Räume verbunden. Wenn die Räume im<br />

Winter auf +20°C beheizt werden und die<br />

Luftfeuchtigkeit 65% r.F. nicht übersteigt,<br />

kann die ausgetauschte Luft nach ihrer<br />

Erwärmung ausreichend Feuchtigkeit aufnehmen<br />

und beim nächsten Lüftungsvorgang<br />

entsorgen.<br />

Keller im Sommer<br />

In schlecht gedämmten Kellerräumen<br />

kann an schwülen Sommertagen Tauwasser<br />

ausfallen, wenn Außenluft in den Keller<br />

gelangt. Eine Tür am Kellerzugang<br />

verhindert, dass warme, feuchte Außenluft<br />

in das Untergeschoss eindringt. Eine Belüftung<br />

des Kellers durch Lüftungsöffnungen<br />

oder Kellerfenster sollte nur bei<br />

Bedarf an Tagen mit niedrigen Außentemperaturen<br />

und geringer Luftfeuchtigkeit<br />

bzw. nachts erfolgen. In Vorratskellern ist<br />

häufig eine hohe relative Luftfeuchtigkeit<br />

erwünscht.<br />

Keller im Winter<br />

Eine Belüftung der Räume ist nicht erforderlich.<br />

Wenn die Kellerwände <strong>info</strong>lge aufsteigender<br />

Feuchtigkeit aus dem Erdreich<br />

feucht sind, müssen die Grundmauern des<br />

Gebäudes saniert werden. Raumluftentfeuchter<br />

sind hier ungeeignet, denn sie<br />

können nicht das Mauerwerk entfeuchten.<br />

Die Ursachen aufsteigender Feuchtigkeit<br />

sind vielfältig. Sie müssen vor Ort untersucht<br />

und beseitigt werden.<br />

Übergangsjahreszeiten<br />

Kritische Situationen treten in den Übergangsjahreszeiten<br />

auf, wenn die Gebäude<br />

bereits kühl sind, die Luft aber tagsüber<br />

27


Bieberstein, Physikalische Einflüsse auf die Entstehung von Schimmelpilzen Umed<strong>info</strong> <strong>10</strong><br />

noch relativ hohe Temperaturen hat. Dann<br />

kann die Außenluft relativ viel Feuchtigkeit<br />

enthalten. Ein neuer Schimmelpilzherd<br />

kann davon zwar nicht entstehen, bereits<br />

bestehende Pilzherde entwickeln jedoch<br />

ein schnelles Wachstum in dieser Zeit. Die<br />

Lüftung der Räume ist am effektivsten, je<br />

größer der Temperaturunterschied zwischen<br />

innen und außen ist. Zur Belüftung<br />

der Räume sind dann die Morgen- oder<br />

Nachtstunden günstig.<br />

Als Wohnung genutzte Kellerräume/<br />

Souterrainwohnungen<br />

Wird Wasserdampf durch Bewohner und<br />

Haushaltsgeräte produziert, transportiert<br />

die täglich mehrmals notwendige Be- und<br />

Entlüftung dieser Räume zwangsläufig<br />

warme, feuchte Sommerluft in das Untergeschoss.<br />

Die Erwärmung der Oberflächen,<br />

der Umfassungswände und Böden<br />

dauert hier durch die Speichermasse des<br />

Erdreichs bedeutend länger an als in oberirdischen<br />

Geschossen. Bis diese Erwärmung<br />

statt gefunden hat, kann es zur<br />

Kondensation des Wasserdampfes aus<br />

der Luft und zu Feuchteschäden mit<br />

Schimmelpilzbildung kommen. An warmen,<br />

trockenen Tagen sollte ausgiebig gelüftet<br />

werden, um damit die Räume rasch<br />

zu erwärmen. Feuchtigkeit wird dabei fortlaufend<br />

nach außen geführt, bevor sie sich<br />

in der Raumluft anreichert. Nicht bei<br />

schwülem Wetter!<br />

Währen der Übergangsjahreszeiten dürfen<br />

diese Räume nicht auskühlen, sondern<br />

müssen konstant beheizt werden, bis sie<br />

jahreszeitlich bedingt nicht mehr auskühlen<br />

können. Auch Schlafräume in Untergeschossen<br />

sollten auf mindestens +16°C<br />

erwärmt werden. Die Möblierungsmöglichkeiten<br />

solcher Räume sind stark eingeschränkt,<br />

da keine Möbel vor Wänden gegen<br />

Außenluft oder Erdreich aufgestellt<br />

werden sollten. Wenn sich dennoch<br />

Feuchteschäden einstellen, kann nur eine<br />

zusätzliche Wärmedämmung der Wände<br />

und Böden gegen das Erdreich die Ober-<br />

28<br />

flächentemperaturen auf das erforderliche<br />

Niveau erhöhen.<br />

Wirtschaftsräume im Untergeschoss<br />

Problematisch sind Arbeitszimmer, Hobbyräume<br />

oder Wirtschaftsräume im Untergeschoss,<br />

die nur stunden- oder tageweise<br />

genutzt werden. Eine Belüftung ist für Hygiene<br />

und Feuchteabfuhr erforderlich.<br />

Wird in diesen Räumen bei der Nutzung,<br />

z.B. Wäsche waschen, Feuchtigkeit produziert,<br />

muss diese sofort weg gelüftet werden.<br />

Beschlagene Fensterscheiben sind<br />

ein deutliches Zeichen für zu hohe Raumluftfeuchtigkeit<br />

und sollten als Hinweis<br />

dienen, die Räume zu belüften.<br />

Hilfsgeräte zur Raumluftentfeuchtung<br />

Im Handel werden im wesentlichen zwei<br />

Prinzipien zur Raumentfeuchtung angeboten:<br />

Elektrisch betriebene Raumluftentfeuchter,<br />

in denen Wasserdampf durch Kondensation<br />

der Raumluft entzogen wird. Die Anschaffungspreise<br />

liegen bei mind. <strong>10</strong>00<br />

DM, wobei nicht immer ein Gerät pro<br />

Haushalt ausreichen wird. Der elektrische<br />

Entfeuchter produziert Wärme, die gerade<br />

im Sommer das Raumklima zusätzlich belastet.<br />

Der Stromverbrauch elektrisch betriebener<br />

Geräte kann je nach Einstellung<br />

und Betriebsweise bis zu 1,80 DM/Tag<br />

kosten. Er verursacht eine durchaus vermeidbare<br />

Umweltbelastung. Nicht zu unterschätzen<br />

ist die ständige Geräuschbelästigung<br />

durch diese Geräte.<br />

Raumluftentfeuchter auf Salzbasis – dabei<br />

wird die Eigenschaft von Salzen genutzt,<br />

Wasser aus der Luftfeuchtigkeit aufzunehmen.<br />

Von wenigen Extremfällen abgesehen, ist<br />

die Anschaffung eines elektrisch betriebenen<br />

oder auf Salzbasis funktionierenden<br />

Raumluftenfeuchters zur Raumentfeuchtung<br />

nicht erforderlich. Die Kapazität der<br />

Geräte ist beschränkt. Leistungen von 0,5<br />

– 5,0 Litern Wasser pro Tag stehen einem<br />

Aufkommen von ca. 12,0 Litern pro Tag in<br />

einem 4-Personen-Haushalt gegenüber.<br />

Hier kann nur richtiges Lüftungsverhalten<br />

helfen.


Bieberstein, Physikalische Einflüsse auf die Entstehung von Schimmelpilzen Umed Info <strong>10</strong><br />

.<br />

Tabelle 1: Wasserdampfproduktion in Wohnräumen durch Nutzer<br />

Wannenbad ca. 1,0 Liter pro Person<br />

Duschbad ca. 1,5 Liter pro Person<br />

Trocknende Wäsche<br />

(4,5 kg Trommel geschleudert) 1,0 – 1,5 Liter<br />

(4,5 kg Trommel tropfnass 2,0 – 3,0 Liter<br />

Kurzgericht 0,4 – 0,5 Liter pro Kochzeit<br />

Langgericht 0,5 – 0,8 Liter pro Kochzeit<br />

Braten ca. 0,6 Liter pro Kochzeit<br />

Spülmaschine ca. 0,2 Liter pro Spülgang<br />

Waschmaschine 0,2 – 0,3 Liter pro Waschgang<br />

Zimmerpflanzen 0,5- 1,0 Liter pro Tag<br />

Freie Wasseroberfläche<br />

(Aquarien, Zierbrunnen) 0,9 – 1,2 Liter pro m 2 und Tag<br />

Atmung (1 Person) ca. 0,1 Liter pro Stunde<br />

während der Schlafphase ca. 1,0 Liter pro Person<br />

In einem 4-Personenhaushalt summiert sich die durchschnittliche Wasserdampfproduktion<br />

pro Tag auf ca. 12,0 Liter.<br />

29


Bieberstein, Physikalische Einflüsse auf die Entstehung von Schimmelpilzen Umed Info <strong>10</strong><br />

30<br />

Witterungsabhängiges Stoßlüften durch ganz geöffnete Fenster<br />

oder Querlüften (Durchzug)<br />

Für die Lüftungszeiten<br />

besonders zutreffende<br />

Monate<br />

Dezember, Januar,<br />

Februar<br />

März, November<br />

April, Oktober<br />

Mai, September<br />

Juni, Juli, August<br />

Notwendige Lüftungsdauer<br />

für einen Luftwechsel bei ganz<br />

geöffnetem Fenster (Stoßlüftung)<br />

4 bis 6 Minuten<br />

8 bis <strong>10</strong> Minuten<br />

12 bis 15 Minuten<br />

16 bis 20 Minuten<br />

25 bis 30 Minuten<br />

Quelle: Energiespar<strong>info</strong>rmation Nr. 8: Lüftung im Wohngebäude. Hrsg. Hessisches Ministerium für<br />

Umwelt, Energie und Bundesangelegenheiten. Wiesbaden, 1990.<br />

• Keine Dauerbelüftung mit gekippten Fenstern<br />

• Geschlossene Türen zu weniger temperierten Räumen.<br />

• Badezimmer unmittelbar nach Benutzung über Fenster lüften.<br />

• Temperatur-Differenz zwischen Voll- und teilbeheizten Räumen nicht größer<br />

als 5 Grad.


Senkpiel, Biologische Innenraumbelastung Umed Info <strong>10</strong><br />

Biologische Innenraumbelastung<br />

Bewertung von feuchte- und schimmelpilzbelasteten Wohnungen<br />

Zusammenfassung<br />

Zur Risikoabschätzung mikrobiologischer<br />

Belastungen in Innenräumen können folgende<br />

Empfehlungen und Orientierungswerte<br />

aus folgenden Dokumenten herangezogen<br />

werden:<br />

Kanadische Public Health Arbeitsgruppe<br />

[22]. Bericht des WHO-Meeting in Rautavaara<br />

zum Thema : Indoor air quality: biological<br />

contaminants [8]. Guidlines der<br />

ACGIH = American Conference of Governmental<br />

Industrial Hygienists [1]. Europäisches<br />

Gemeinschaftsobjekt, Report No.<br />

12: Biological Particles in Indoor Environments<br />

(EUR 14988 EN) [23]. Kommission<br />

Innenraumlufthygiene des Umweltbundesamtes<br />

[ 9].<br />

Ein rechtsverbindliches Regelwerk speziell<br />

für die Durchführung der Messung und<br />

Bewertung von Schimmelpilzen in Innenräumen<br />

gibt es derzeit in der Bundesrepublik<br />

Deutschland nicht. Daher wird für die<br />

Erfassung und Bewertung von mikrobiellen<br />

Luftschadstoffen ein pragmatisches<br />

Vorgehen mittels Erfahrungs- bzw. Orientierungswerten<br />

empfohlen. Nach einem<br />

Erfahrungswert, der unabhängig von der<br />

Jahreszeit gilt, ist eine wohnhygienische<br />

Abklärung der Innenraumemissionsquelle<br />

vorzunehmen, wenn die mesophile<br />

Schimmelpilzmischpopulation ≥ <strong>10</strong>0<br />

KBE/m³ über einer unbelasteten Außenluft<br />

liegt [11,19]. Für die sog. „kältere Jahreszeit“<br />

(I. u. IV. Quartal) kann für unsere<br />

Breiten ein vorläufiger Orientierungswert<br />

von ~ 250 KBE/m³ (mesophile Mischpopulation;<br />

DG18-Agar, 22± 2°C) herangezogen<br />

werden. Bedingt durch das veränderte<br />

Lüftungsverhalten (verstärktes Hineinlüften<br />

von phylloplanen Schimmelpilzen)<br />

kann für schimmelpilzbelastete<br />

Wohnungen in der sog. „wärmeren Jahreszeit“<br />

(II. u. III. Quartal) ein vorläufiger<br />

Orientierungswert von ~ 500 KBE/m³<br />

(mesophile Mischpopulation) angegeben<br />

werden. Für die wichtigsten Aspergillusarten,<br />

die unter thermotoleranten Bedingungen<br />

anzüchtbar sind (DG18 bzw. MEA,<br />

K. Senkpiel<br />

36± 1°C), wird ein vorläufiger Orientierungswert<br />

von ~ 50 KBE/m³ empfohlen<br />

[5].<br />

Einleitung<br />

Klagen über Schimmelpilzbefall in Innenräumen<br />

nehmen zu. Besonders durch die<br />

teilweise nachgebesserten Wärmedämmungen<br />

im Altbau und die nachträglich<br />

eingesetzten dichten Fenster machen sich<br />

Wärmebrücken, Ausstattungs- und Beheizungs-<br />

sowie Belüftungsfehler bemerkbar,<br />

die früher bei besserer natürlicher Lüftung<br />

nicht auftraten [18]. Feuchtenbelastungen<br />

in Innenräumen können durch bauliche<br />

und wohnbedingte Umstände auftreten. Zu<br />

nennen wären: Wärmebrücken, falsche<br />

Grundrissgestaltung, fehlerhafte und<br />

falsch platzierte Heizungskörper, zu geringer<br />

Luftwechsel, zu geringer Fugendurchlasskoeffizient<br />

der Fenster, defekte Gebäudeaußenhülle,<br />

fehlerhafte Wärmedämmungs-<br />

u. Isolierungsmaßnahmen, ungenügende<br />

Wärmespeicherkapazität der<br />

Bauteile. Für den Erdbodenbereich sind zu<br />

nennen: Fehlerhafte vertikale Abdichtung<br />

(aufsteigende Feuchte), defekte Bodendrainage<br />

und Schaden an der horizontalen<br />

Abdichtung (defekte Bodenplatte).<br />

Die häufigsten Erkrankungen, die durch<br />

Inhalation von Innenraumallergenen verursacht<br />

werden sind die IgE vermittelten<br />

Soforttyp-Allergien ( Typ I-Reaktionen: allergische<br />

Rhinitis und Konjunktivitis, allergisches<br />

Asthma bronchiale[17,20,21] )<br />

sowie die gemischte Typ I/Typ III-Reaktion<br />

(IgE/IgG vermittelt) bei der allergisch-<br />

bronchopulmonalen Aspergillose (ABPA ).<br />

Dabei spielen die reinen Schimmelpilzallergien<br />

eine untergeordnete Rolle, da man<br />

in der Regel Sensibilisierungen gegen<br />

mehrere Allergene, wie z.B. Pollen,<br />

Hausstaubmilben, Tierhaarepithelien, Federn,<br />

Fasern, Schimmelpilze und Bakterien<br />

sowie Feinstäube beobachtet. Die<br />

durch Innenraumbelastungen eher selten<br />

auftretende exogen-allergische Alveolitis<br />

(Typ III-Reaktion; Spättyp) ist eine IgG-<br />

31


Senkpiel, Biologische Innenraumbelastung Umed Info <strong>10</strong><br />

und T-zellvermittelte Reaktion, die durch<br />

Ziervögelhaltung (Vogelkot) und Zierpflanzenhaltung<br />

(Blumenerde) ausgelöst wird.<br />

Toxische Wirkungen (toxische Alveolitis;<br />

ODTS [4,13,16,24]) sind bisher nur bei<br />

Arbeitsplätzen mit hoher Staubbelastung<br />

(z.B. Drescherfieber) oder bei Sprühbefeuchtungen<br />

in Klimaanlagen (z.B. Befeuchterfieber)<br />

beschrieben worden. Eine<br />

inhalative Mykotoxinbelastung setzt eine<br />

hohe Sporenkonzentration von > <strong>10</strong> 8<br />

KBE/m³ voraus, wobei die Schimmelpilze<br />

Stachybotrys chartarum (Satratoxine) und<br />

Aspergillus flavus (Aflatoxine) von besonderer<br />

medizinischer Bedeutung sind. Auch<br />

der dermale Aufnahmepfad von Mykotoxinen<br />

ist zu beachten. Infektionen treten<br />

nur bei Immunabwehr geschwächten Patienten<br />

auf (z.B. Aspergillose). Besonders<br />

gefährdet sind Patienten unter immunsuppressiver<br />

Therapie nach Transplantationen.<br />

Aufgrund von Abrissarbeiten im<br />

Klinikgelände können Aspergillussporen<br />

(vorwiegend A. fumigatus) freigesetzt und<br />

inhaliert werden [2]. Geruchsbelästigungen<br />

durch flüchtige organische Verbindungen<br />

(MVOC´s) können SBS-ähnliche<br />

Symptomatiken verursachen.<br />

Risikoabschätzung<br />

Zur Risikoabschätzung mikrobieller Luftbelastung<br />

in Innenräumen wurden von<br />

wissenschaftlich anerkannten Kommissionen<br />

Leitlinien, Empfehlungen und Orientierungswerte<br />

erarbeitet. In dem offiziellen<br />

Dokument wird die quantitative kulturelle<br />

Anzüchtungsmethode für luftgetragene<br />

Schimmelpilzsporen zur Keimzahlbestimmung<br />

und Differenzierung benannt. Im<br />

WHO-Bericht 31 wurden erstmals die von<br />

der kanadischen „Public Health-Arbeitsgruppe“<br />

erarbeiteten Orientierungswerte<br />

benannt. In der Größenordnung stimmen<br />

die hier aufgeführten Expositionsparameter<br />

(in KBE/m³) für Schimmelpilzsporen<br />

des Innenraumes mit den Erfahrungswerten<br />

einzelner Autoren [3,<strong>10</strong>,14,15] für die<br />

intramurale Gesamtschimmelpilzflora überein:<br />

Die Anwesenheit von pathogenen<br />

und toxigenen Schimmelpilzen in Innenräumen,<br />

wie z.B. Aspergillus fumigatus<br />

und Stachybotrys chartarum (S. atra) sind<br />

unakzeptabel, bei mehr als 50 KBE/m³ pro<br />

Einzelspezies muss eine Abklärung der<br />

Innenraumemissionsquelle erfolgen, bis zu<br />

32<br />

150 KBE/m³ Schimmelpilzsporen aus Innenraumquellen<br />

können akzeptiert werden,<br />

falls es sich um eine Mischpopulation<br />

von Schimmelpilzen handelt, bis zu 500<br />

KBE/m³ in Innenräumen können akzeptiert<br />

werde, wenn es sich um phylloplane (auf<br />

den Blattflächen von Pflanzen lebend)<br />

Schimmelpilze der Umwelt handelt [ 8].<br />

Raumhygienische Umgebungsanalyse<br />

Einige Schimmelpilze, wie z.B. Stachybotrys<br />

chartarum, lassen sich in Luftproben<br />

schwer nachweisen, hingegen in Materialproben<br />

oder Kontaktproben von Oberflächen<br />

gut identifizieren. Zur Beurteilung der<br />

wohnhygienischen Situation reicht es daher<br />

nicht aus nur Luftproben als augenblicklicher<br />

Expositionsparameter zu untersuchen.<br />

Die Einbeziehung von Materialproben<br />

liefert Hinweise auf die Lokalisation<br />

der Emissionsquelle. Durch Differenzierung<br />

kann eine Abgrenzung des intramuralen<br />

vom extramuralen Keimspektrums<br />

erfolgen. Die Hinzuziehung von<br />

Staubproben als Langzeitkontaminationsparameter<br />

bei Umgebungsanalysen dient<br />

als Hygienestandard. Die xerophilen<br />

Schimmelpilze repräsentieren die wichtigsten<br />

allergologischen Pilzallergene im<br />

Hausstaub. Sie sind in der Lage auf sehr<br />

trockenen Substraten zu wachsen [z.B.<br />

Wallemia sebi, Aspergillus versicolor, A.<br />

repens (Eurotium herbariorum)]. Mesophile<br />

und hydrophile Pilzarten können<br />

sich nicht im Hausstaub vermehren, bleiben<br />

aber lebensfähig. Für die hygienische<br />

Bewertung von Staubproben können die<br />

im Report 12 (EUR 14388 EN [23]) aufgeführten<br />

Orientierungswerte herangezogen<br />

werden. Der Pilznachweis in Suspension<br />

ist gegenüber dem direkten Ausspateln<br />

von Staubproben vorzuziehen. Eine<br />

sehr hohe Pilzsporenkonzentration im<br />

Hausstaub enthält > 120000 KBE/g Staub.<br />

Eine wohnraumhygienische Umgebungsanalyse<br />

sollte daher folgende Parameter<br />

erfassen:<br />

Expositionsparameter:<br />

Die Prüfung und Bewertung mikrobieller<br />

Belastung der Atmungsluft gibt Auskunft<br />

über die aktuelle Gefährdung insbesondere<br />

für Atopiker. Dieser Expositionsparameter<br />

wird zeitgleich mit einer Referenzwertmessung<br />

der unbelasteten Außenluft


Senkpiel, Biologische Innenraumbelastung Umed Info <strong>10</strong><br />

verbunden. Die Erfassung von wieder anzüchtbaren<br />

Sporen (quantitative kulturelle<br />

Methode) und nicht anzüchtbaren Pilzsporen<br />

(Sporenimpaktion auf beschichtete<br />

Objektträger und Auszählung unter dem<br />

Mikroskop) ist für eine Gesamtbeurteilung<br />

sinnvoll. Durch Einsatz von miniaturisierten<br />

personengebundenen bzw. wohnraumbezogenenLuftfiltrationskeimsammler<br />

bei relativ geringem Ansaugvolumenstrom<br />

und Laufzeiten von ca. 8 Stunden<br />

können für Schimmelpilzsporen Tagesmittelwerte<br />

erhoben werden.<br />

Kontaminationsparameter:<br />

Oberflächenmaterialprobe- (kultureller<br />

Nachweis) und Oberflächenkontaktprobenahmen<br />

(mikroskopischer Direktnachweis)<br />

geben nach Differenzierung darüber Auskunft,<br />

ob es sich um Spezies mit allergischen,<br />

toxischen oder pathogenen Wirkungen<br />

handelt.<br />

Die im Staub sedimentierten und in der<br />

Regel lebensfähigen Sporen geben Auskunft<br />

über die Langzeitkontamination mit<br />

Schimmelpilzen. Die Gefahr einer Remobilisation<br />

ist bei hoher Kontamination des<br />

Hausstaubes gegeben, wenn Kleinkinder<br />

auf dem Fußboden spielen und somit in<br />

besonderer Weise exponiert werden können.<br />

Erfahrungs- bzw. Orientierungswerte<br />

zur wohnhygienischen Bewertung<br />

Die aus der täglichen Praxis gestellte Forderung<br />

nach einer gesundheitsbezogenen<br />

Richtwertfestlegung von aerogenen<br />

Schimmelpilzsporen in der Raumluft ist<br />

äußerst schwierig und von komplexer Natur.<br />

Erfahrungswert:<br />

Eine wohnhygienische Abklärung des belasteten<br />

Innenraumes (unabhängig von<br />

der Jahreszeit) wird erforderlich, wenn die<br />

aerogene mesophile Schimmelpilzpopulation<br />

der intramuralen Mischflora > <strong>10</strong>0<br />

KBE/m³ über einer zeitgleich gemessenen<br />

unbelasteten Außenluft liegt.<br />

Es ist unumstritten, dass in der sog. „kälteren<br />

Jahreszeit“ die höchste Keimexposition<br />

in Feuchte belasteten Innenräumen<br />

auftreten, hingegen in der „wärmeren Jahreszeit“<br />

in Abhängigkeit von der pflanzlichen<br />

Vegetationsperiode höhere Keimex-<br />

positionen in der Außenluft nachzuweisen<br />

sind. Bei der Festlegung von Orientierungswerten<br />

muss daher die saisonale Abhängigkeit<br />

berücksichtigt werden.<br />

Winterhalbjahr:<br />

Unsere in Raum Lübeck und Umgebung<br />

durchgeführten Untersuchungen ergaben<br />

im Winterhalbjahr (I. u. IV. Quartal zusammengefasst)<br />

eine Innenraumluftbelastung<br />

von 3848 KBE/m³ (arithm, M. ; n =<br />

82). Im Vergleich zum zeitgleich erfassten<br />

unbelasteten Außenluftwert* von 250<br />

KBE/m³ lag durchschnittlich eine ca.<br />

12fache Erhöhung der Pilzsporenkonzentration<br />

in der Innenraumluft vor.<br />

Sommerhalbjahr:<br />

Im Sommerhalbjahr (II. u. III. Quartal zusammengefasst)<br />

liegt normalerweise keine<br />

intramurale Vegetationsperiode der<br />

Schimmelpilze im Innenraum vor. Die relativ<br />

hohen Außenlufttemperaturen verhindern<br />

eine Taupunkttemperatur-Unterschreitung.<br />

Des weiteren muss auch das<br />

veränderte Lüftungsverhalten in der wärmeren<br />

Jahreszeit berücksichtigt werden,<br />

so dass bei unseren Untersuchungen eine<br />

mittlere Schimmelpilz - Sporenkonzentration<br />

von 762 KBE/m³ (n = 29) bestimmt<br />

wurde. Das arithmetische Mittel der unbelasteten<br />

Außenluft lag bei 537 KBE/m³.<br />

Durch folgende Ausnahmesituationen<br />

können auch im Sommerhalbjahr extreme<br />

Keimexpositionen auftreten: Defekte Gebäudeaußenhüllen,<br />

defekte Bodenplatten,<br />

Wasser- bzw. Abwasser-Rohrbrüche<br />

[21a].<br />

Ganzjähriger Orientierungswert für<br />

Aspergillen:<br />

Da die Aspergillen ganzjährig mit Maxima<br />

im III. und IV. Quartal unabhängig von der<br />

pflanzlichen Vegetationsperiode auftreten,<br />

ist die Angabe eines ganzjährigen Orientierungswertes<br />

sinnvoll. Im Hinblick der<br />

medizinischen Relevanz (Infektionsrisiko)<br />

wird die bei allen Warmblütern<br />

(Mensch/Tier) adaptierte Temperatur von<br />

36± 1°C als Bebrütungstemperatur für<br />

thermotolerante Spezies gewählt. Die unter<br />

thermotoleranten Bedingungen anzüchtbaren<br />

Spezies sind in gesundheitlicher<br />

Hinsicht strenger zu bewerten als<br />

Spezies, die nur unter mesophilen Bedin-<br />

33


Senkpiel, Biologische Innenraumbelastung Umed Info <strong>10</strong><br />

gungen wachsen (22± 2°C). In Übereinstimmung<br />

mit anderen Autoren [5] wurde<br />

für thermotolerante Aspergillusarten ein<br />

Orientierungswert von ~50 KBE/m³ abgeleitet.<br />

Die Jahresmittel-Außenluft einer unbelasteten<br />

Wohngegend liegt bei 15-20<br />

KBE Aspergillen/m³ [12].<br />

Schlussfolgerungen<br />

Eine verlässliche Risikoabschätzung aufgrund<br />

von epidemiologischen Datenerhebungen<br />

ist derzeit nicht möglich. Für das<br />

pragmatische Handeln einer wohnhygienischen<br />

Beratung können in erster Näherung<br />

Orientierungswerte von ~250 KBE/m³<br />

für das Winterhalbjahr (I. u. IV. Quartal)<br />

und ~500 KBE/m³ für das Sommerhalbjahr<br />

(II. u. III. Quartal) sowie ganzjährig ~50<br />

KBE/m³ für thermotolerante Aspergillen<br />

herangezogen werden. Dabei sollten diese<br />

34<br />

Orientierungswerte nicht isoliert, sondern<br />

nur im Zusammenhang mit einer wohnhygienischen<br />

Umgebungsanalyse betrachtet<br />

werden, die sowohl Untersuchungen von<br />

Luftproben (Expositionsparameter), Materialproben,<br />

Hausstaubproben, Kontaktoberflächenproben(Kontaminationsparameter)<br />

sowie Außenluftproben mit Angabe<br />

der KBE und Spezies einschließen.<br />

*Laut einer Studie des Landesgesundheitsamtes<br />

Baden-Württemberg vom Nov.<br />

1997 bis März 1998 wurden die Wohnungen<br />

von 378 Kindern in 4 verschiedenen<br />

Orten des Landes auf eine mögliche<br />

Schimmelpilz- und Hausstaubmilbenbelastung<br />

hin untersucht. Die Außenluftwerte<br />

für das Winterhalbjahr lagen hier im arithm.<br />

Mittel bei 197 KBE/m³ (n=378)<br />

[6,7]).<br />

Literatur<br />

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Ökologisch Bauen, energiesparend, emissionsarm und zukunftsfähig?! (Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft<br />

ökologische Forschungsinstitute), 5. Fachkongreß der AGÖF, Bremen´99<br />

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[21] Senkpiel, K., Kurowski, V., Ohgke, H.: Raumluftuntersuchungen schimmelpilzbelasteter<br />

Wohn-und Aufenthaltsräume bei ausgewählten Patienten mit Asthma bronchiale. Zbl. Hyg<br />

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Walter, ASM Press, Washington (1997) pp. 651-660<br />

35


36<br />

Umed Info <strong>10</strong>


Palmgren, Nachweis von kultivierbaren Umed Info <strong>10</strong><br />

und nichtkultivierbaren Mikroorganismen<br />

Nachweis von kultivierbaren und nicht-kultivierbaren Mikroorganismen<br />

sowie Nachweis von MVOC. Aussage und Bewertung.<br />

Viele mikrobielle Schäden sind nicht sichtbar.<br />

Trotzdem können diese Schäden<br />

Menschen gesundheitlich beeinflussen,<br />

denn Mikroorganismen geben (lebend und<br />

tot) sowohl flüchtige organische Substanzen<br />

(MVOC), als auch partikulär gebundene<br />

Substanzen (Mykotoxine) ab. Häufig<br />

klagen Personen in mit MVOC belasteten<br />

Räumen über Müdigkeit, angeschwollene<br />

Schleimhäute, Nebenhöhlenprobleme,<br />

Kopfschmerzen, Juckreiz oder Hautausschläge.<br />

Auch Gelenk- und Muskelschmerzen<br />

ähnlich einem Fibromyalgie-<br />

Syndrom werden häufig berichtet. Nicht alle<br />

Menschen reagieren sofort auf diese<br />

Stoffe. Eine Schleimhautreizung kann z.B.<br />

zuerst harmlos wirken, aber dann nach<br />

mehrmaligen Expositionen über längerer<br />

Zeit oder bei gewissen Arbeitsvorgängen,<br />

verstärkt zum Vorschein kommen.<br />

MVOC<br />

Die hauptsächliche Aktivität der Mikroorganismen<br />

richtet sich auf den Abbau von<br />

komplexen organischen Substanzen zu<br />

einfacheren Substanzen unter Bildung von<br />

Kohlendioxid, Wasser, mikrobieller Biomasse<br />

und Energiegewinn für die Lebensprozesse.<br />

Während dieses Um-/Abbaus<br />

werden eine ganze Reihe von Stoffwechselprodukten<br />

als flüchtige Verbindungen<br />

abgegeben. Gewöhnlicher weise ist muffige<br />

Luft auf Schimmel und Bakterien zurückzuführen<br />

(Dewey, S., Sagunski, H.,<br />

Palmgren). und Wildeboer, B., 1995). Im<br />

ganzen sind über 50 solcher Substanzen<br />

(MVOC) bekannt, aber nicht alle flüchtigen<br />

Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen<br />

sind (ohne besondere Markierung)<br />

eindeutig einer mikrobiellen Quelle zuzuordnen;<br />

so werden z.B. lineare aliphatische<br />

Alkohole (Ethanol, Propanol, Butanol,<br />

etc.) häufig auch als technische Lösemittel<br />

eingesetzt.<br />

Es ist somit sehr wichtig, nur die Stoffe als<br />

MVOC zur Bewertung heranzuziehen, die<br />

wirklich nur von Mikroorganismen stam-<br />

U. Palmgren<br />

men können, da ihr Einsatz als Lösemittel<br />

erfahrungsgemäß sehr ungewöhnlich wäre.<br />

Dies bedeutet gleichzeitig, dass viele<br />

flüchtige Substanzen von Mikroorganismen<br />

abgegeben werden, die wegen mangelnder<br />

Spezifität nicht sicher als MVOC<br />

definiert werden können. Die wirkliche Abgabe<br />

der flüchtigen organischen Stoffe<br />

von Mikroorganismen wird so deutlich unterschätzt<br />

(Wessén, B. und Schoeps, K.-<br />

O. (1996). In: Analyst, Sept., Vol. 121, pp<br />

1203-1205). Andererseits liegen inzwischen<br />

umfangreiche Erfahrungen vor, die<br />

das Auftreten charakteristischer MVOC<br />

(z.B. 2-methyl-Furan) speziellen Lebens-<br />

und Wachstumsbedingungen zuordnen<br />

lassen. Bestimmungen der MVOC sind<br />

nicht nur als Arbeitsmilieu - Untersuchungen<br />

z.B. bei Mülldeponien oder als Kontrollen<br />

von Innenräumen durchgeführt<br />

worden, sondern auch als Kontrollen in<br />

der Außenluft (Pegasus Gesamtwert von<br />

15 ausgewählte MVOC, ohne Isobutanol<br />

und 1-Butanol =< 0,1µg/m 3 ).<br />

Keime in der Luft<br />

Auch in einer Luftprobe ist eine Mengenbestimmung<br />

der Mikroorganismen (pro m 3 )<br />

unerlässlich. Der quantitative Nachweis<br />

von luftgetragenen Mikroorganismen leidet<br />

aber unter erheblichen Einschränkungen,<br />

da nur eine kleiner Anteil (meist weniger<br />

als 3%) der in der Luft vorhandenen Mikroorganismen<br />

als Kolonie bildende Einheiten<br />

(KBE) heranwächst. Der weitaus<br />

größte Anteil kann auf Nährmedien nicht<br />

gezüchtet werden, ist aber als Gesamtzellzahl<br />

und als Allergen vorhanden. Eine<br />

Korrelation zwischen allergischen Reaktionen<br />

und der Menge luftgetragener Keime<br />

als KBE ist somit nicht sinnvoll. Um die<br />

Menge der wirklich vorhandene Mikroorganismen<br />

nachzuweisen, könnte die<br />

CAMNEA-Methode verwendet werden<br />

(Palmgren et al. (1986).<br />

Das Vorkommen der verschiedenen<br />

MVOC-Substanzen und deren Konzentra-<br />

37


Palmgren, Nachweis von kultivierbaren Umed Info <strong>10</strong><br />

und nichtkultivierbaren Mikroorganismen<br />

tionen eignen sich weitaus besser mikrobielle<br />

Bauschäden mittels Luftproben zu<br />

finden, als luftgetragene KBE. Denn die im<br />

Material befindlichen Mikroorganismen<br />

können, wenn sie z.B. im Estrich wachsen<br />

oder nicht kultivierbar sind auch nicht als<br />

luftgetragene KBE nachgewiesen werden.<br />

Neuere Publikationen zeigen eine gute<br />

Korrelation zwischen von Pegasus LAB<br />

bestimmten Gehalten an MVOC, mikrobielle<br />

Schäden und dem Auftreten von Gesundheitsproblemen<br />

bei den Bewohnern<br />

(Alsen-Hinrichs, C., et al., 1998).<br />

Palmgren, U., Ström, G., Blomquist, G, &<br />

Malmberg, P. (1986). In: Collection of airborne<br />

micro-organisms on Nuclepore filters, estimation<br />

and analysis - CAMNEA method, J. Appl.<br />

Bact. 61, pp 401-406).<br />

Malmberg,P., Palmgren,U., und Rask-<br />

Andersen,A. (1986). In: Relationship between<br />

symptoms and exposure to mould dust in<br />

swedish farmers, American Journal of Industrial<br />

Medicine, pp <strong>10</strong>:316-317)<br />

Malmberg, P., Rask-Andersen, A. Palmgren,<br />

U., Höglund, S., Kolmodin-Hedman, B., und<br />

Stålenheim, G., (1985). In: Exposure to microorganisms,<br />

febril and airway-obstructive symptoms,<br />

immune status and lung function of<br />

Swedish farmers, Scand. J. Work Environ.<br />

Health 11, pp 287-293)<br />

Anteil der koloniebildenden Einheiten (KBE) an Gesamtzahl<br />

38<br />

Gesamtzellzahl<br />

Die in den nachfolgenden Studien durchgeführten<br />

Tests enthalten eine Bestimmung<br />

der Gesamtzellzahl (tote + nicht kultivierbare<br />

lebende Mikroorganismen +<br />

KBE) sowie Bestimmung von KBE und Arten.<br />

In den Untersuchungen zur "Farmer's<br />

Lung" wurden die Untersuchungen mit<br />

Personen getragenen Filterhaltern und<br />

Sammelvorrichtungen durchgeführt. Die<br />

Gesamtzellzahl der Mikroorganismen ist<br />

im Epifluoreszens-Mikroskop nach der<br />

CAMNEA-Methode bestimmt.<br />

In der neueren CAMNEA-Methode wird als<br />

Filterhalter eine Kunststoff - Kohlenstaubkassette<br />

mit geringer Aufladungstendenz<br />

verwendet, die auch für Astbestbestimmung<br />

geeignet ist.<br />

Wenn die Gesamtzellzahlen, die mit der<br />

CAMNEA-Methode ermittelt wurden gleich<br />

<strong>10</strong>0% sind, sind in den verschiedenen<br />

Probenentnahmebereichen folgende Prozentsätze<br />

für die Kolonie bildenden Einheiten<br />

festgestellt worden (P. Kämpfer, W.<br />

Beyer, G. Danneberg, L. Grün, W. Martens,<br />

A. Neef, U. Palmgren, und R. Szewzyk.<br />

Neuere Methoden zum Nachweis<br />

luftgetragener Mikroorganismen und zur<br />

Quellenidentifikation. In : Schriftenreihe<br />

des Vereins für Wasser-, Boden-, und<br />

Lufthygiene. Band 30. 321-402. 1999.)<br />

KBE Bakterien KBE Schimmel<br />

Deutschland<br />

Landwirtschaft 2,3% 5,7%<br />

(Durchschnitt bei 81 Proben) min.


Palmgren, Nachweis von kultivierbaren Umed Info <strong>10</strong><br />

und nichtkultivierbaren Mikroorganismen<br />

Anteil der koloniebildenden Einheiten (KBE) an Gesamtzahl<br />

Schweden KBE Bakterien KBE Schimmel<br />

Innenraummilieu 2,1% 4,7%<br />

(Durchschnitt bei 285 Proben) min.


Palmgren, Nachweis von kultivierbaren Umed Info <strong>10</strong><br />

und nichtkultivierbaren Mikroorganismen<br />

6) Nur durch verstärkte Lüftung, etwa mit<br />

raumlufttechnischen Anlagen, werden Gesundheitsprobleme<br />

in einem verschimmelten<br />

Gebäude nicht verschwinden.<br />

7) Ein dichtes Gebäude muss eine raumlufttechnischen<br />

Abluft- und Zuluftanlage<br />

haben, sonst werden die Wände früher<br />

oder später verschimmeln.<br />

8) Man ist sich auch einig, dass das Untersuchen<br />

von mikrobiell geschädigten<br />

Häusern eine schwierige Aufgabe ist.<br />

Denn nur ein positiver Befund (erhöhte<br />

40<br />

Werte) kann etwas über den Schadensumfang<br />

aussagen (z.B. Schimmelschaden<br />

vorhanden).<br />

Mehrere Negativbefunde in einem Zimmer<br />

können jedoch nicht aussagen, dass kein<br />

Schimmel in dem Zimmer vorhanden ist.<br />

Wer nichts findet, kann über Zusammenhänge<br />

zwischen Messungen und Gesundheitsstörungen<br />

auch nichts aussagen.<br />

Ein Schadensermittler, der mit aussagekräftigen<br />

und mehr feinfühligen Methoden<br />

ein Haus untersucht, wird wesentlich mehr<br />

Menschen mit Gesundheitsproblemen helfen<br />

können.


Mayer, Bestimmung biogener Allergene Umed Info <strong>10</strong><br />

Wir Menschen verbringen den Großteil<br />

unserer Zeit (>90%) in Innenräumen, welche<br />

oftmals hermetisch abgeschlossen<br />

sind, durchgehend geheizt, mit Teppichen<br />

und Polstern ausgestattet, besiedelt von<br />

Hund und Katze sind. So wurde der<br />

einstmals funktional geprägte Schutz zur<br />

Quelle von Innenraumallergenen. Dies<br />

führt zu einer stetigen Zunahme von Erkrankungen<br />

wie Rhinitis bis hin zu Asthma.<br />

Besonders der Atopie prädisponierte<br />

Mensch erleidet dadurch massive Probleme.<br />

Die Allergene der Hausstaubmilben<br />

Dermatophagoides pteronysinus und Dermatophagoides<br />

farinae, sowie die Allergene<br />

von Katze , Hund und Küchenschabe<br />

sind die best erforschten Innenraumallergene,<br />

auch darum, weil sie statistisch<br />

die häufigsten Allergene sind, die<br />

als Ursache für schwere allergische Symptome<br />

gelten. In dieser Reihe sind sicherlich<br />

auch viele Vertreter der Schimmelpilze<br />

einzureihen. Neuerdings wird auch das<br />

Latex- und Ficus-Allergen oft beschrieben.<br />

Welche Rolle Pollen als Innenraumallergene<br />

spielen, wird an unterschiedlichen<br />

Stellen erforscht.<br />

Grundsätzlich gibt es zwei methodische<br />

Ansätze, die Innenraumallergene nachzuweisen.<br />

Zum einen im Hausstaub (z.B.<br />

Dustscreen), zum anderen in der Luft (Halogen-Essays)<br />

Bestimmung biogener Allergene<br />

F. Maier<br />

Die Bedeutung beider Methoden ist sicherlich<br />

unterschiedlich. Die „Hausstaub-<br />

Methode“ hat sicherlich ihren Stellenwert,<br />

wenn es um das Initiieren und Follow-Up<br />

von Sanierungsmethoden geht. Die Expositionsmessung<br />

(Luft) dient z.B. der genauen<br />

Lokalisierung des Übels und der<br />

persönlichen Exposition.<br />

Bisher gibt es nicht unbedingt verlässliche<br />

Hinweise auf den Allergengehalt im Hausstaub<br />

im Verhältnis zur Symptomatik bzw.<br />

Exposition des Betroffenen. Die beiden<br />

Methoden unterscheiden sich in der<br />

Sammeltechnik: Staubsaugen für Reservoirmessung<br />

und Luftsammler für die Expositionsmessung.<br />

Die Sensitivität beider<br />

Methoden ist stark verschieden. Der Halogen-Essay<br />

misst einen Allergengehalt von<br />

<strong>10</strong>pg bis 20pg, was in etwa 200 x sensitiver<br />

ist, als die ELISA-Methode wie der<br />

DUSTSCREEN.<br />

Der Stellenwert beider Methoden in der allergologischen<br />

Praxis muss sicherlich<br />

noch tiefer untersucht werden. Doch haben<br />

wir heute dadurch verlässliche Methoden,<br />

Antworten und Fakten auf Umstände<br />

zu bekommen, die unser Wohlbefinden<br />

massiv manipulieren.<br />

Eine gezielte Prävention, Sanierungsmaßnahme<br />

und spezifische Therapie erfordern<br />

eine Allergenanalyse in Innenräumen.<br />

41


42<br />

Umed Info <strong>10</strong>


S. Jovanovic, I. Piechotowski, T. Gabrio, M. Schwenk Umed Info <strong>10</strong><br />

Belastung mit Schimmelpilzen und Milben in Wohnräumen in Baden-Württemberg<br />

Belastung mit Schimmelpilzen und Milben in Wohnräumen<br />

in Baden-Württemberg<br />

S. Jovanovic, I. Piechotowski, T. Gabrio, M. Schwenk<br />

Einleitung:<br />

Schimmelpilze und Hausstaubmilben stellen<br />

Risiken für Allergien und Atemwegserkrankungen<br />

dar. Über die häusliche<br />

Belastung mit diesen biogenen Kontaminanten<br />

in Süddeutschland ist wenig<br />

bekannt. In der vorliegenden Studie an<br />

den vier Beobachtungsgesundheitsämtern<br />

in Baden-Württemberg (Verdichtungsraum:<br />

Stuttgart und Mannheim, Verdichtungsraum<br />

im ländlichen Raum: Kehl und<br />

ländlicher Raum: Ravensburg bzw. Aulendorf/Bad<br />

Waldsee) wurden von November<br />

1997 bis Mai 1998 Daten zur Belastung<br />

mit Schimmelpilzen und Hausstaubmilben<br />

1n 379 Wohnungen von Kindern (4. Klässler)<br />

in Baden-Württemberg ermittelt.<br />

Studiendesign:<br />

Die Studie war als Fall-Kontroll-Studie angelegt.<br />

Dabei wurden Kinder mit atopischen<br />

Erkrankungen (Fälle), Kindern ohne<br />

atopische Erkrankungen (Kontrollen) gegenübergestellt.<br />

Die Untersuchung umfasste<br />

einen Fragebogen zu Atemwegserkrankungen<br />

und Allergien, eine Wohnungsbegehung<br />

mit Begehungsprotokoll<br />

und Probenahme im Kinderzimmer für die<br />

Bestimmung von Schimmelpilzen in Innenraumluft,<br />

Außenluft, Boden- und Matratzenstaub<br />

sowie Milbenallergen im Boden-<br />

und Matratzenstaub. Im Serum der Kinder<br />

wurden zusätzlich IgE-Bestimmungen gegen<br />

gegen Schimmelpilzmischung und<br />

Hausstaubmischung durchgeführt.<br />

Schimmelpilze:<br />

Methode<br />

Die Luftprobennahme wurde mit Filtration<br />

(Gerät FH2) durchgeführt. Das Probevolumen<br />

betrug 50 l und <strong>10</strong>0 l. als Medium<br />

wurden DG 18 (Dichloran-Glyzerin-Agar)<br />

Platten verwendet.<br />

• Für die Staubprobennahme wurden<br />

handelsübliche Staubsauger verwendet,<br />

die mit einem speziellen Filterhalter<br />

mit Saugöffnung von ca. 0,5 cm<br />

versehen waren. Die Probenahme erfolgte<br />

bei einer Saugleistung von ca.<br />

15 l/min und einer Sauggeschwindigkeit<br />

von ca. 12 m/s auf Gelatinefilter<br />

(Durchmesser 5 cm, Porengröße<br />

3µm). zunächst wurde auf der Matratze<br />

und danach vom Boden eine<br />

Fläche von 1 m 2 innerhalb von 5 min<br />

abgesaugt.<br />

• Für die Schimmelpilzbestimmung wurde<br />

der ausgewogene Staub einschließlich<br />

Filter 1 : <strong>10</strong>0 mit 0,9% NaCl/0.01%<br />

TWEEN 80 versetzt und 30 Minuten<br />

auf dem Magnetrührer gerührt. Die<br />

enthaltene Suspension wurde 1 : <strong>10</strong><br />

verdünnt. Von der Ausgangssuspension<br />

und Verdünnung wurden jeweils 3<br />

DG-18 Platten beschickt (200 µl). Die<br />

Platten wurden bei 25°C bebrütet. Die<br />

Auszählung erfolgte nach 2 und 5 Tagen.<br />

Es wurde die Gesamtkeimzahl<br />

und die Spezieszusammensetzung<br />

bestimmt. Die Häufigkeitsverteilung<br />

der einzelnen Gattungen wurde durch<br />

die Vergabe von Rängen festgehalten<br />

(3 = überwiegend, 2 = mäßig viel, 1 =<br />

wenig).<br />

43


S. Jovanovic, I. Piechotowski, T. Gabrio, M. Schwenk Umed Info <strong>10</strong><br />

Belastung mit Schimmelpilzen und Milben in Wohnräumen in Baden-Württemberg<br />

Ergebnisse<br />

• Die Mediane der Schimmelpilzkonzentration in der Außenluft lagen an den vier Untersuchungsorten<br />

zwischen 1<strong>10</strong> und 160 KBE/m 3 und in der Innenraumluft zwischen 95 und<br />

160 KBE/m 3 (Abb. 1).<br />

• Die Schimmelpilzbelastung in der Innenraumluft ist in Stuttgart und Kehl signifikant niedriger<br />

als in Aulendorf/Bad Waldsee (Abb. 1).<br />

• Das 95. Perzentil der Differenz Außenluftbelastung-Innenraumluftbelastung lag bei 5<strong>10</strong><br />

KBE/m 3 (ABB. 2)<br />

44<br />

700<br />

600<br />

500<br />

Ein<br />

hei 400<br />

ten<br />

300<br />

200<br />

<strong>10</strong>0<br />

0<br />

Box-Diagramm<br />

Getrennt nach: Ort<br />

Schimmel IL KBE/cbm Schimmel AL KBE/cbm<br />

Kehl<br />

Mannheim<br />

Ravensburg<br />

Stuttgart<br />

Abbildung 1: Verteilung der Schimmelpilzbelastung in der Innenraumluft (IL) und Außenluft (AL)<br />

Anzahl<br />

140<br />

120<br />

<strong>10</strong>0<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Histogramm<br />

0<br />

-<strong>10</strong>00 -500 0 500 <strong>10</strong>00 1500<br />

Il - Al<br />

Abbildung 2: Verteilung der Differenz der Schimmelpilzbelastung in der Außenluft und in der Innenraumluft


S. Jovanovic, I. Piechotowski, T. Gabrio, M. Schwenk Umed Info <strong>10</strong><br />

Belastung mit Schimmelpilzen und Milben in Wohnräumen in Baden-Württemberg<br />

• Die Mediane der Schimmelpilzkonzentration im Bodenstaub lagen zwischen 23300 und<br />

32500 KBE/g Staub und im Matratzenstaub zwischen 13000 und 21800 KBE/g Staub<br />

(Abb. 3).<br />

Einheiten<br />

140000<br />

120000<br />

<strong>10</strong>0000<br />

80000<br />

60000<br />

40000<br />

20000<br />

0<br />

Abbildung 3: Verteilung der Schimmelpilzbelastung im Bodenstaub und im Bettstaub<br />

• Eine schwache Korrelation zwischen den Schimmelpilzkonzentrationen im Bodenstaub<br />

und Bettstaub ist erkennbar. Für andere Medien ergaben sich keine Korrelationen (Abb.<br />

4).<br />

150000<br />

Sc<br />

him<br />

mel<br />

- <strong>10</strong>0000<br />

Bet<br />

t<br />

KB<br />

E/g<br />

50000<br />

Box-Diagramm<br />

Getrennt nach: Ort<br />

0<br />

Schimmel-Bett KBE/g Schimmel Boden KBE/g<br />

Regressionsdiagramm<br />

0 <strong>10</strong>0 200 300 400 500 600 700<br />

Schimmel IL KBE/cbm<br />

Y = 28034,281 + 4,555 * X; R^2 = ,007<br />

Kehl<br />

Mannheim<br />

Ravensburg<br />

Stuttgart<br />

Abbildung 4: Korrelation der Schimmelpilzbelastung in der Innenraumluft und im Bodenstaub<br />

45


S. Jovanovic, I. Piechotowski, T. Gabrio, M. Schwenk Umed Info <strong>10</strong><br />

Belastung mit Schimmelpilzen und Milben in Wohnräumen in Baden-Württemberg<br />

• In allen untersuchten Medien waren Aspergillus und Penicillium die dominierenden Gattungen<br />

(Abb. 5)<br />

Abbildung 5: Muster der Schimmelpilzgattungen in allen untersuchten Medien<br />

Milben:<br />

Methode<br />

• Die Staubprobennahme erfolgte wie bei der Schimmelpilzuntersuchung. Der direkte Allergennachweis<br />

von Der f1 im Hausstaub wurde mittels ELISA-Test (ALK Allergenanalyse)<br />

durchgeführt. Aus technischen Gründen wurde das Milbenallergen Der p1 nicht mitbestimmt.<br />

Ergebnisse<br />

• Die Mediane der Milbenallergenkonzentration Der f1 im Bodenstaub lagen an den 4 Orten<br />

zwischen 1 und 5 µg/g Staub und im Matratzenstaub zwischen 2 und 12 µg/g Staub<br />

(Abb. 6).<br />

• Die Milbenbelastung im Bettstaub und im Bodenstaub ist in Kehl signifikant höher als in<br />

Aulendorf/Bad Waldsee (Abb. 6)<br />

46<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

-0,5<br />

Außenluft Innenluft Bett Boden<br />

Einheiten<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

<strong>10</strong><br />

5<br />

0<br />

-5<br />

Box-Diagramm<br />

Getrennt nach: Ort<br />

Diff. Innen-Aussen<br />

Der f1 Bett (µg/g) Der f1 Boden (µg/g)<br />

Aspergillus<br />

Penicillium<br />

Alternaria<br />

Cladosporium<br />

Sonstige<br />

Kehl<br />

Mannheim<br />

Ravensburg<br />

Stuttgart<br />

Abbildung 6: Verteilung der Milbenbelastung im Bodenstaub und im Bettstaub


S. Jovanovic, I. Piechotowski, T. Gabrio, M. Schwenk Umed Info <strong>10</strong><br />

Belastung mit Schimmelpilzen und Milben in Wohnräumen in Baden-Württemberg<br />

Diskussion und Schlussfolgerung:<br />

Ein großer Anteil der süddeutschen Wohnungen weist eine auffällig hohe Schimmelbelastung<br />

und Milbenbelastung im Hausstaub auf. Ein Vergleich mit üblichen Bewertungsmaßstäben<br />

zeigt Tab. 1 und 2.<br />

• 22,3% der Bodenstaubwerte und 12,4% der Matratzenstaubwerte lagen über 50000<br />

KBE/g Staub.<br />

• 36,4% der Bodenstaubwerte lagen zwischen 2 und <strong>10</strong> µg/g Staub und 15,6% über <strong>10</strong><br />

µg/g Staub.<br />

• 26,2% der Matratzenstaubwerte lagen zwischen 2 und <strong>10</strong> µg/g Staub und 33,6% über <strong>10</strong><br />

µg/g Staub.<br />

Aus den Ergebnissen der vorliegenden<br />

Studie kann eine Schimmelpilzbelastung<br />

im Innenraum im Bereich von 500 KBE/m 3<br />

über der Außenluftbelastung als vorläufiger<br />

Referenzwert für die kalte Jahreszeit<br />

diskutiert werden. Dieser Wert liefert einen<br />

Hinweis auf eine spezifische Belastungsquelle<br />

im Innenraum. Eine gesundheitliche<br />

Bewertung kann aus diesem Wert jedoch<br />

nicht abgeleitet werden.<br />

Bewertungsmaßstab*<br />

< 50 000<br />

(gering)<br />

50 000 -<br />

< 120000<br />

(hoch)<br />

> = 120000<br />

(sehr hoch)<br />

Da eine Risikoverminderung an Milben-<br />

und Schimmelpilzbedingten Allergien zu<br />

erkranken, durch das eigene Verhalten<br />

des Menschen möglich ist, besteht ein<br />

Bedarf für die Aufklärung über die Problematik<br />

der Schimmelpilz- und Milbenbelastung<br />

bei der Bevölkerung. Eine Verbesserung<br />

des Raumklimas bzw. eine Verminderung<br />

der Schimmelpilz- und Milbenbelastung<br />

ist mit relativ einfachen und billigen<br />

Maßnahmen möglich.<br />

Gesamt Kehl Mannheim Aulendorf Stuttgart<br />

N = 331<br />

87,6 %<br />

N = 36<br />

9,5 %<br />

N = 11<br />

2,9 %<br />

N = 99<br />

90,0 %<br />

N = 8<br />

7,3 %<br />

N = 3<br />

2,7 %<br />

N = <strong>10</strong>0<br />

90,1<br />

N = 8<br />

7,2 %<br />

N = 3<br />

2,7 %<br />

N = 69<br />

821,2<br />

N = 12<br />

14,1%<br />

N = 4<br />

4,7 %<br />

N = 63<br />

87,5<br />

N = 8<br />

11,1 %<br />

N = 1<br />

1,4 %<br />

Tabelle 1: Bewertung von gemessenen Schimmelpilzsporen im Bettstaub (KBE/g Staub)<br />

*Commission of the European Communities (1993): Report No. 12 Biological Particles in Indoor<br />

Environments, EUR 14988 EN<br />

47


S. Jovanovic, I. Piechotowski, T. Gabrio, M. Schwenk Umed Info <strong>10</strong><br />

Belastung mit Schimmelpilzen und Milben in Wohnräumen in Baden-Württemberg<br />

48<br />

Bewertungsmaßstab*<br />

< 0,4<br />

(gering)<br />

0,4 - < 2<br />

(bedeutend)<br />

2 - < <strong>10</strong><br />

(hoch)<br />

> = <strong>10</strong><br />

(sehr hoch)<br />

Gesamt Kehl Mannheim Aulendorf Stuttgart<br />

N = 56<br />

14,8 %<br />

N = 96<br />

25,4 %<br />

N = 99<br />

26,2 %<br />

N = 127<br />

33,6 %<br />

N = 7<br />

6,4 %<br />

N = 16<br />

14,5 %<br />

N = 27<br />

24,5 %<br />

N = 60<br />

54,6 %<br />

N = 22<br />

19,8 %<br />

N = 36<br />

32,4 %<br />

N = 25<br />

22,5 %<br />

N = 28<br />

25,2 %<br />

N = 18<br />

21,2 %<br />

N = 21<br />

24,7 %<br />

N = 22<br />

25,9 %<br />

N = 24<br />

28,2 %<br />

N = 9<br />

12,5 %<br />

N = 23<br />

31,9 %<br />

N = 25<br />

34,7 %<br />

N = 15<br />

20,8 %<br />

Tabelle 2: Bewertung von gemessenem Milbenallergen Der f1 im Bettstaub (µg Der<br />

f1/g Staub)<br />

*Einschätzung der Hausstaubmilben-Arbeitsgruppe der internationalen Gesellschaft für Allergologie<br />

und Immunologie


S. Jovanovic, M. Appelt, J.M. Körber Umed Info <strong>10</strong><br />

Gesundheitlicher Verbraucherschutz -Ausstellungsprojekt<br />

Gesundheitlicher Verbraucherschutz<br />

Ausstellungsprojekt: Milben, Schimmelpilz & Co.<br />

Allergie-Risiko und gesundes Raumklima<br />

Vor dem Hintergrund der geplanten EU-<br />

Entschließung zu einem verbraucherpolitischen<br />

Aktionsplan 1999-2001 und im<br />

Zusammenhang mit einer stärkeren Kundenorientierung<br />

des öffentlichen <strong>Gesundheitsdienst</strong>es<br />

sind die Gesundheitsämter<br />

in den Landkreisen und Stadtkreisen<br />

aufgefordert, dem Bürger vermehrt Informationsdienstleistungen<br />

zu gesundheitlichen<br />

Risiken fachkompetent und zugleich<br />

allgemeinverständlich aufzubereiten und<br />

zur Verfügung zu stellen. Das Landesgesundheitsamt<br />

als "fachliche Leitstelle für<br />

den ÖGD" hat deshalb den gesundheitlichen<br />

Verbraucherschutz als neues Thema<br />

aufgegriffen und bereitet derzeit für<br />

die regionale Umsetzung durch die Gesundheitsämter<br />

ein langfristig angelegtes<br />

Projekt (vorerst 1999-2000) vor. Damit<br />

unterstützt das Landesgesundheitsamt<br />

Baden-Württemberg die Gesundheitsäm-<br />

Die Bausteine der Ausstellung sind:<br />

• 11 Ausstellungstafeln mit Pinwänden<br />

• Eye-catcher<br />

S. Jovanovic, M. Appelt, J.M. Körber<br />

ter bei ihrer Informations- und Aufklärungsarbeit<br />

im Rahmen des gesundheitlichen<br />

Verbraucherschutzes.<br />

Zur Förderung der Information und Aufklärung<br />

der Bevölkerung hat das Landesgesundheitsamt<br />

ein Ausstellungsprojekt<br />

mit dem Titel "Milben, Schimmelpilz & Co<br />

- Allergie-Risiko und gesundes Raumklima"<br />

auf den Weg gebracht. Das Ausstellungsprojekt<br />

beschäftigt sich konkret<br />

mit sogenannten Inhalationsallergien,<br />

ausgelöst durch Hausstaubmilben,<br />

Schimmelpilzbefall oder Haustierhaltung<br />

in Innenräumen. Die Ausstellung besteht<br />

aus Informationspostern und -broschüren,<br />

Anschauungsmaterialien und einem Beratungsangebot<br />

und entstand in enger<br />

Kooperation mit dem Gesundheitsamt<br />

des Landkreises Karlsruhe.<br />

� Hausstaubmilbe mit Acrylglas-Vitrine<br />

� „Schimmelpilz-Ecke“<br />

� Stoff-Hausstiere-Arragement (Hund und Katze in Korb / Hase und Meerschweinchen<br />

im Käfig<br />

� Puppenstube zum Thema "Gesundes Raumklima", 2-teilig<br />

� Agarplatten/Nährböden mit ausgewählten Schimmelpilzen (jeweils neu vom LGA anzufordern)<br />

Werbeträger<br />

� Aufsteller/Bockständer (2) für Plakatformat DIN A 1<br />

� Prospektständer (8 x Format DIN A 4)<br />

� Plakate (DIN A 2, Hochformat) mit Eindruckfläche für den jeweiligen Veranstalter<br />

� Spannband, (B x L) <strong>10</strong>0 x 300 cm mit Ösen, zur Befestigung im Außenbereich<br />

49


S. Jovanovic, M. Appelt, J.M. Körber Umed Info <strong>10</strong><br />

Gesundheitlicher Verbraucherschutz -Ausstellungsprojekt<br />

Die Auftaktveranstaltung war am 14.<strong>10</strong>.1999 in Baden-Baden. Die Ausstellung wurde anschließend<br />

an weitere Gesundheitsämter weitergegeben und unter deren Federführung<br />

und in Zusammenarbeit mit örtlichen Kooperationspartnern (wie beispielsweise Selbsthilfegruppen,<br />

Volkshochschule, Krankenkassen) durch ein Begleitprogramm ergänzt.<br />

Für alle interessierten Gesundheitsämter in Baden-Württemberg und zur Weiterbildung der<br />

entsprechenden Fachkräfte (v.a. der UmweltmedizinerInnen) bietet das LGA darüber hinaus<br />

folgende fachlichen Hilfen an:<br />

• Info-Koffer "Tipps & Tools"<br />

mit Fachliteraturauswahl, Präsentationsfolien für Fachvorträge, Adressenliste fachkompetenter<br />

Ansprechpartner, Zusammenstellung von weiteren beispielhaften Projekten<br />

in Gesundheitsämtern, Tipps für Begleitprogramm<br />

• Info-Faltblätter<br />

� "Gesundes Raumklima",<br />

� "Allergie-Vorbeugung bei Säuglingen und Kleinkindern",<br />

� "Empfehlungen bei häuslicher Milbenbelastung",<br />

� "Empfehlungen bei häuslicher Schimmelpilzbelastung".<br />

• Projektbezogenes Fortbildungsangebot<br />

für Fachkräfte der beteiligten Gesundheitsämter (zu fachlichen Fragestellungen und<br />

zur verbesserten Öffentlichkeitsarbeit / zielgruppenorientierten Präsentation).<br />

50


Thomsen, Akkreditierung eines umweltmedizinischen Labors Umed Info <strong>10</strong><br />

Akkreditierung eines umweltmedizinischen Labors und Validierung<br />

von umweltmedizinischen Methoden<br />

Thomsen<br />

-Was heißt Akkreditierung-<br />

Eine Akkreditierung nach DIN EN 45001<br />

ist eine formelle Anerkennung der Kompetenz<br />

eines Prüflaboratoriums, bestimmte<br />

Prüfungen oder Prüfungsarten<br />

auszuführen.<br />

-Wer führt Akkreditierungen durch-<br />

Im gesetzlich nicht geregelten Bereich<br />

sind in chemischen, physikalischen, biologischen,<br />

mikrobiologischen und medizinischen<br />

Laboratorien die Akkreditierungsstellen<br />

DACH (Deutsche Akkreditierungsstelle<br />

Chemie GmbH) DASMIN (Deutsche<br />

Akkreditierungsstelle Mineralöl GmbH)<br />

DAP (Deutsches Akkreditierungssystem<br />

Prüfwesen GmbH) und GAZ (Gesellschaft<br />

für Akkreditierung und Zertifizierung mbH)<br />

von Bedeutung.<br />

-Wie verläuft eine Akkreditierung-<br />

Das Laboratorium stellt einen Antrag auf<br />

Akkreditierung an die Akkreditierungsstelle<br />

und reicht die hierfür notwendigen Unterlagen<br />

ein. Die Akkreditierungsstelle<br />

schlägt dem zu akkreditierenden Labor<br />

Begutachter vor. Das Laboratorium kann<br />

die Begutachter annehmen oder ablehnen.<br />

Nach Annahme und damit Beauftragung<br />

der Begutachter erfolgt die Dokumentenprüfung<br />

und Begutachtung im Labor. Der<br />

Begutachter erstellt einen Bericht, den er<br />

der Akkreditierungsstelle zuschickt. Das<br />

Labor erhält Gelegenheit nach Erhalt des<br />

Begutachtungsberichtes Stellung zu nehmen.<br />

Die Akkreditierungsstelle leitet den<br />

Begutachtungsbericht mit einem Entscheidungsvorschlag<br />

der Begutachter, einschließlich<br />

evtl. Stellungnahmen seitens<br />

des Laboratoriums an den Akkreditierungsausschuss<br />

(AKA) weiter. Der Akkreditierungsausschuss<br />

entscheidet über die<br />

Akkreditierung oder Ablehnung und <strong>info</strong>rmiert<br />

hierüber die Akkreditierungsstelle.<br />

Bei einer Akkreditierung erhält das Laboratorium<br />

von der Akkreditierungsstelle eine<br />

Akkreditierungsurkunde mit einer Anlage<br />

in der alle Prüfverfahren die akkreditiert<br />

worden sind aufgeführt werden. Eine Ak-<br />

kreditierung ist für 5 Jahre gültig. Im Abstand<br />

von 12-18 Monaten werden Überwachungsbegehungen<br />

durchgeführt. Nach<br />

5 Jahren erfolgt eine Reakkreditierung im<br />

vollen Umfang.<br />

Wesentlich ist, dass die Begutachtung eines<br />

Laboratoriums von unabhängigen Begutachtern<br />

durchgeführt wird, die nach einem<br />

einheitlichen Bewertungsmaßstab<br />

vorgehen (Checkliste, Auswertungsbogen).<br />

Wichtig ist, sich als Auftraggeber<br />

nicht nur die Akkreditierungsurkunde schicken<br />

zu lassen, sondern auch die Anlage<br />

zur Akkreditierungsurkunde. Denn ein Laboratorium,<br />

das die Wasseranalytik beherrscht<br />

und nur darin akkreditiert ist,<br />

muss keine umweltmedizinische Analytik<br />

beherrschen.<br />

-Was muss ein Labor nachweisen um<br />

akkreditiert werden zu können-<br />

Die Akkreditierung erfolgt prüfverfahrenbezogen<br />

oder nach Prüfarten. Die Forderungen<br />

der Norm betreffen bzw. fordern:<br />

„Rechtliche Identifizierbarkeit“, „Unparteilichkeit,<br />

Unabhängigkeit und Integrität“,<br />

„Technische Kompetenz“, „Zusammenarbeit<br />

(mit Auftraggebern, Akkreditieren, anderen<br />

Prüflaboratorien, Normensetzern)“.<br />

Im folgenden will ich mich auf die Punkte<br />

beschränken, die einen direkten Einfluss<br />

auf die Qualität eines Analysenergebnisses<br />

haben: Unter „Technische Kompetenz“<br />

werden folgende Punkte gezählt:<br />

„Verwaltung und Organisation“, „Personal“,<br />

„Räumlichkeiten und Einrichtungen“,<br />

„Arbeitsweise“. Die Punkte Verwaltung<br />

und Organisation sowie Personal betreffen<br />

weitgehend Selbstverständlichkeiten. Das<br />

Personal muss kompetent sein, die Verantwortlichkeiten<br />

klar geregelt und ein<br />

technischer Leiter muss die Verantwortung<br />

für den Laborbetrieb und die Prüfberichte<br />

haben. Der Punkt „Räumlichkeiten und<br />

Einrichtungen“ nimmt bezüglich der Kompetenz<br />

eine Schlüsselfunktion ein. Gesundheits-<br />

und Sicherheitsanforderungen<br />

sind zu befolgen und Prüf- und Messeinrichtungen<br />

müssen überwacht werden.<br />

51


Thomsen, Akkreditierung eines umweltmedizinischen Labors Umed Info <strong>10</strong><br />

Neue Geräte müssen einer Eingangsprüfung<br />

unterzogen werden, Geräteanweisungen<br />

mit Angaben zur Wartung und Kalibrierung<br />

vorliegen und die vom Mitarbeiter<br />

durchgeführten Reparaturen, Änderungen<br />

etc. dokumentiert werden.<br />

Wesentlich ist, dass gut ausgebildetes<br />

Personal und ein gewisser Standard an<br />

Geräten vorhanden sein muss um gute<br />

Analytik leisten zu können.<br />

Zur „Arbeitsweise“: Die Handhabung der<br />

Proben und die Prüfverfahren (Methoden)<br />

müssen dokumentiert sein, einschließlich<br />

der Angaben zur Validierung und den Angaben<br />

zur Qualitätskontrolle. Wesentliche<br />

Bestandteile analytischer Qualitätssicherung<br />

ist die Validierung von Untersuchungsverfahren,<br />

die Verwendung von internen<br />

Standards, die Verwendung von<br />

Kontrollmaterialien und die Teilnahme an<br />

Ringversuchen oder am Austausch realer<br />

Proben. Validieren ist eine systematische<br />

Bewertung und Inkraftsetzung eines Analysenverfahrens.<br />

Im Rahmen der Validierung<br />

werden die Leistungsmerkmale in<br />

bezug auf den Anwendungsbereich, die<br />

Matrix und die Qualitätsanforderungen der<br />

für einen bestimmten Anwendungszweck<br />

entwickelten Verfahren festgestellt. Als<br />

Merkmalswerte kommen in Frage: Arbeitsbereich,<br />

Linearität, Bestimmungsgrenze,<br />

Nachweisgrenze, Empfindlichkeit,<br />

Selektivität, Spezifität, Robustheit, Richtigkeit<br />

und Präzision. Welche Merkmalswerte<br />

im speziellen Fall relevant sind, muss im<br />

Hinblick auf Einsatz und Anwendungsbereich<br />

des Verfahrens entschieden werden.<br />

Es folgt ein Beispiel für kalibrierbedürftige<br />

Verfahren wie z.B. „Bestimmung von Pentachlorphenol<br />

(PCP) im Serum und Plasma<br />

mittels GCMS“. Zunächst muss der<br />

Arbeitsbereich festgelegt werden. Die Arbeitsbereiche<br />

von Kalibrierfunktionen sollen<br />

sich an den in der Praxis häufig vorkommenden<br />

Konzentrationen in realen<br />

Proben orientieren. Für den Arbeitsbereich<br />

werden <strong>10</strong> Standardlösungen angesetzt,<br />

deren Konzentrationen äquidistant über<br />

den Arbeitsbereich verteilt sind. Diese Lösungen<br />

werden gemessen und die Verfahrenskenndaten<br />

des reinen analytischen<br />

Grundverfahrens, d.h. für matrixfreie Kalibrierstandards,<br />

ermittelt. Danach wird der<br />

Einfluss der einzelnen im Analysenverfahren<br />

notwendigen Verfahrensschritte (z.B.<br />

52<br />

Aufschluss, Extraktion usw.) auf die Kalibrierfunktion<br />

ermittelt, sowie die Matrixbeeinflussung<br />

am Beispiel typischer Matrices<br />

geprüft. Hierzu werden <strong>10</strong> Proben, die aus<br />

einem Pool stammen können, dotiert, so<br />

dass deren Konzentrationen äquidistant<br />

über den Arbeitsbereich verteilt sind. Des<br />

weiteren ist zu überprüfen ob eine „Verschleppung“<br />

von dem zu analysierenden<br />

Wirkstoff stattfindet. Diesbezüglich sind<br />

mindestens 3 Blindwerte mitzuführen. Die<br />

Blindwerte sind jeweils nach einer dotierten<br />

Probe zu analysieren. Die Verfahrenskenndaten,<br />

die aus den Messdaten berechnet<br />

werden können, sind z.B. Wiederfindung,<br />

Linearität, Verfahrensvariationskoeffizient,<br />

Vertrauensbereich und Bestimmungsgrenze.<br />

Die Verwendung von internen Standards<br />

sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Interne<br />

Standards sollen im chemischen<br />

Verhalten ähnlich dem Kalibrierstandard<br />

bzw. dem zu analysierenden Wirkstoff<br />

sein. Der interne Standard wird der Probe<br />

und dem Kalibrierstandard zugesetzt. Die<br />

Auswertung findet über den internen<br />

Standard statt.<br />

Als fortlaufende Überwachung der analytischen<br />

Tätigkeiten im Labor dient die Qualitätskontrolle<br />

mit Kontrollproben (interne<br />

Qualitätssicherung). Man unterscheidet<br />

Kontrollproben für die Richtigkeitskontrolle<br />

(Erkennung von systematischen Fehlern)<br />

und für die Präzisionskontrolle (Erkennung<br />

von zufälligen Fehlern). In jeder Analysenserie<br />

ist eine Kontrollprobe erforderlich.<br />

Nicht für alle Parameter sind Richtigkeitskontrollproben<br />

erhältlich. Hier bieten sich<br />

dann, sofern für das Verfahren Ringversuche<br />

angeboten werden, die Verwendung<br />

von Ringversuchsmaterialien an. Da der<br />

Messwert des Ringversuchsmaterials bekannt<br />

ist, wird eine Richtigkeitskontrollkarte<br />

geführt (z.B. PCP). Steht kein Ringversuchsmaterial<br />

zur Verfügung, kann als<br />

Präzisionskontrolle eine reale Probe (Probenpool)<br />

eingesetzt werden. Ist der<br />

Messwert nicht bekannt, wird eine Präzisionskontrollkarte<br />

angelegt. Das Anlegen<br />

und Führen der Richtigkeitskontrollkarte<br />

und der Präzisionskontrollkarte, sollte im<br />

umweltmedizinischen Bereich in Anlehnung<br />

an die Richtlinien der Bundesärztekammer<br />

erfolgen.


Thomsen, Akkreditierung eines umweltmedizinischen Labors Umed Info <strong>10</strong><br />

Die Durchführung der externen Qualitätssicherung,<br />

die in sog. Ringversuchen oder<br />

am Austausch realer Proben besteht, dient<br />

der Objektivierung der Zuverlässigkeit der<br />

einzelnen Laboratorien sowie zur Prüfung<br />

der Vergleichbarkeit der Ergebnisse verschiedener<br />

Laboratorien.<br />

Wesentlich ist, ein akkreditiertes<br />

Prüfverfahren ist ausreichend abgesichert,<br />

indem das Verfahren validiert, laufend<br />

kontrolliert (Kontrollmaterial) und extern<br />

verglichen wird (Ringversuche/Austausch<br />

realer Proben). Durch die interne Absicherung<br />

ist eine Reproduzierbarkeit der Ergebnisse<br />

am Gerät gewährleistet.<br />

-Was unterscheidet ein akkreditiertes<br />

Labor von einem nicht akkreditierten<br />

Labor-<br />

Die Aufführungen haben gezeigt, dass ein<br />

gewisser Qualitätsstandard im Laboratorium<br />

vorhanden sein muss um akkreditiert<br />

werden zu können. Ein nicht akkreditiertes<br />

Labor kann auch Qualität liefern, sollte<br />

aber dann in der Lage sein, die wesentlichen<br />

Bestandteile analytischer Qualitätssicherung<br />

wie die Validierung von Untersuchungsverfahren,<br />

die Verwendung von<br />

internen Standards, die Verwendung von<br />

Kontrollmaterialien und die Teilnahme an<br />

Ringversuchen bzw. am Austausch realer<br />

Proben sowie Standardarbeitsanweisungen<br />

nachzuweisen. Der Auftraggeber kann<br />

sich diese Nachweise und Auszeichnungen<br />

zeigen lassen. Der Nachweis von bestandenen<br />

Ringversuchen reicht jedoch in<br />

der Regel nicht aus, denn das Laboratorium<br />

kann die Ringversuchsproben zur<br />

Analytik an ein anderes Laboratorium verschickt<br />

haben. Ein weiteres Problem liegt<br />

darin, dass das Labor bezüglich Standardarbeitsanweisungen<br />

ungern Know-how offen<br />

legt. Für den Auftraggeber ist es daher<br />

einfacher ein akkreditiertes Laboratorium<br />

auszuwählen, das von einer unabhängigen<br />

Stelle bescheinigt bekommen<br />

hat, den Anforderungen der Norm zu entsprechen.<br />

Wesentlich ist, dass der Auftraggeber bei<br />

einem akkreditierten Laboratorium einen<br />

Qualitätsstandard voraussetzen kann. Bei<br />

einem akkreditiertem Laboratorium kann<br />

der Auftraggeber in das Qualitätsmanagementhandbuch<br />

(QMH) Einblick nehmen.<br />

Das QMH gibt Aufschluss über die Qualitätspolitik<br />

die Organisation und über allgemeine<br />

Abläufe der Qualitätssicherung.<br />

Des weiteren muss das Laboratorium nicht<br />

akkreditierte Untersuchungsverfahren und<br />

Untersuchungen die in Unterauftrag vergeben<br />

werden, im Prüfbericht kenntlich<br />

machen.<br />

-Was fällt nicht in den Bereich der Akkreditierung- <br />

In der Umweltmedizin ist die Probenahme<br />

ein Bereich, auf den die Laboratorien meistens<br />

keinen Einfluss haben und daher<br />

nicht in den Bereich der Akkreditierung<br />

fällt. Die richtige Probenahme ist jedoch<br />

Grundvoraussetzung für ein aussagekräftiges<br />

und reproduzierbares Analysenergebnis.<br />

Sofern es keine Vorschriften zur<br />

Probenahme gibt ist zu empfehlen, Verfahren<br />

zur Probenahme festzulegen und<br />

mit dem Auftraggeber abzusprechen.<br />

Transport und Lagerungsbedingungen<br />

bzw. Zeiten sind so zu konzipieren, dass<br />

die Stabilität und / oder Zusammensetzung<br />

der Proben gewährleistet ist. D.h. es<br />

ist z.B. darauf zu achten, dass keine Verdunstungsverluste<br />

auftreten, vor allem ist<br />

dann darauf zu achten, wenn im Untersuchungsmaterial<br />

leichtflüchtige Verbindungen<br />

nachgewiesen werden sollen. Des<br />

weiteren ist auf die richtige Wahl der<br />

Transportmedien zu achten, so dass keine<br />

Adsorptionen der zu analysierenden Komponenten<br />

an den Wänden des Probengefäßes<br />

stattfinden können und das Untersuchungsmaterial<br />

unverändert bleibt.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Etablierung eines QM-Systems in einem<br />

analytischen Laboratorium dient der<br />

Sicherstellung und Verbesserung der Qualität<br />

und der Vertrauensbildung beim Auftraggeber.<br />

Die Etablierung eines QM-<br />

Systems nach DIN EN 45001 und die Überprüfung<br />

des QM-Systems durch unabhängige<br />

Begutachter (Akkreditierung)<br />

stellt hierbei die zur Zeit am besten geeignete<br />

Form dar<br />

53


54<br />

Umed Info <strong>10</strong>


T. Gabrio, Auswertung der Austausche realer Proben Umed Info <strong>10</strong><br />

Auswertung der Austausche realer Proben<br />

Zielstellung<br />

Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg<br />

(LGA) bemüht sich seit ca. fünf<br />

Jahren in Zusammenarbeit mit anderen<br />

Fachkollegen um eine Analytische Qualitätssicherung<br />

im umweltmedizinischen Bereich<br />

in Baden-Württemberg. Diese Arbeit<br />

wird vor allem in Form eines „Qualitätszirkels“,<br />

der sich aus Mitgliedern von öffentlichen<br />

und privaten Labors in und auch außerhalb<br />

Baden-Württembergs zusammensetzt,<br />

geleistet. Ein wichtiges Instrument<br />

für die Qualitätssicherung ist der Austausch<br />

realer Proben. Ziel dieses Austausches<br />

ist:<br />

• Verbesserung der Vergleichbarkeit der<br />

Ergebnisse der verschiedenen Labors<br />

• Diskussionsgrundlage zur methodischen<br />

Verbesserung einzelner Analysenverfahren<br />

• Diskussion über die Bewertung umweltmedizinischer<br />

Analysenergebnisse<br />

• Zusammenführung umweltmedizinischer<br />

Analysenergebnisse in einer<br />

gemeinsamen Datenbank für Baden-<br />

Württemberg<br />

Jeweils vor der Durchführung eines Probenaustausches<br />

erfolgt eine Absprache<br />

zwischen den Labors über die Form der<br />

Durchführung und Diskussion über methodische<br />

Probleme, die bei den einzelnen<br />

T. Gabrio<br />

Tabelle 1: Teilnehmende Labors am Austausch realer Proben<br />

Untersuchungsparametern relevant sein<br />

können. Zur darauf folgenden Auswertung<br />

trafen sich die interessierten Labors ebenfalls.<br />

Die organisatorischen Aufgaben, wie<br />

der Versand der entsprechenden Proben<br />

und Zusammenfassung der gemeinsamen<br />

Daten erfolgten durch das LGA.<br />

Austausch realer Proben im Bereich<br />

Human-Biomonitoring<br />

Das Human-Biomonitoring spielt als Belastungsmonitoring<br />

neben dem Umgebungs-<br />

und Wirkungsmonitoring seit Jahren<br />

eine große Rolle zur Beurteilung von<br />

Schadensfällen im umweltmedizinischen<br />

Bereich. Daneben besitzt es eine große<br />

Bedeutung bei der Gesundheitsbeobachtung<br />

wie z.B. im Bereich des Umwelt-Survey.<br />

Daher werden an die Richtigkeit und<br />

Präzision von Human-Biomonitoring-Ergebnissen<br />

hohe Anforderungen gestellt.<br />

Dieser Qualitätszirkel sah eine wichtige<br />

Aufgabe in der Organisation und der<br />

Durchführung eines Austausches realer<br />

Proben. Dies ist eine Ergänzung zu den<br />

bisher angebotenen Ringversuchen, die<br />

auf idealisierten, dotierten Proben basieren,<br />

deren Konzentrationsbereich meist<br />

deutlich über dem umweltmedizinischen<br />

Bereich liegt. Tabelle 1 zeigt die bisher<br />

durchgeführten Austausche realer Proben.<br />

Parameter 96/1 96/2 96/3 96/4 97/1 97/2 98/1 98/1 99/1 99/2<br />

Blei im Blut 9 17 18 14 15 11<br />

Cadmium im Blut 12 14 14 15 13 13 <strong>10</strong><br />

Quecksilber im Blut 9 14 20 16 21 19 17 13<br />

Quecksilber im Speichel 8 12 14 14 21 19 18 11<br />

Selen im Serum <strong>10</strong> 11 14 8 9 7<br />

PCP im Serum 11 14 13 11 15 <strong>10</strong> 9 9<br />

PCP im Urin 11 15 12 12 13 <strong>10</strong> 9 8<br />

PCB und andere Organo-<br />

Chlorverbindungen im Blut<br />

15 16 12 15 <strong>10</strong> <strong>10</strong> 11<br />

55


T. Gabrio, Auswertung der Austausche realer Proben Umed Info <strong>10</strong><br />

Auf Grundlage der Erfahrungen und der<br />

Auswertung von den bisher durchgeführten<br />

Austausche wurden in Absprache zwischen<br />

den beteiligten Labors und dem<br />

LGA statistische Kriterien zur Bewertung<br />

der Ergebnisse der einzelnen Labors erarbeitet,<br />

um ihre Eignung bestätigen und ihre<br />

Ergebnisse in eine zentrale Datensammlung<br />

für Baden-Württemberg einfließen<br />

lassen zu können. Diese Kriterien basieren<br />

auf folgenden Punkten:<br />

• In die zentrale Datensammlung fließen<br />

nur Daten von Labors ein, bei denen<br />

im Rahmen der letzten beiden Austausche<br />

realer Proben mindestens drei<br />

Viertel der Ergebnisse im Bereich von<br />

± 30% des Median aller teilnehmenden<br />

Labors liegen. Das übrige Viertel der<br />

Ergebnisse darf höchstens um ± 50%<br />

abweichen<br />

• Beim PCB erfolgt eine Gesamtbewertung<br />

auf Grund der Ergebnisse der drei<br />

Kongeneren 138, 153, 180 bzw. 28, 52<br />

56<br />

und <strong>10</strong>1. Sollten über 50% aller Teilnehmer<br />

diese Kriterien nicht erfüllen,<br />

erfolgt keine gemeinsame Auswertung.<br />

• Konstante Abweichungen von oben<br />

genannten Forderungen müssen nicht<br />

bedeuten, dass das Labor falsch misst.<br />

Möglicherweise werden u.a. durch das<br />

Messverfahren z.T. andere Spezies erfasst<br />

oder bei der Probenvorbereitung<br />

von anderen Modellen einer möglichen<br />

toxikologischen Relevanz ausgegangen.<br />

Da der Wahre Wert der Konzentration in<br />

den Proben unbekannt ist, hat sich der<br />

„Qualitätszirkel“ darauf geeinigt, den Median<br />

als Bezugswert für die Beurteilung<br />

heranzuziehen. Der Median der Ergebnisse<br />

der Labors ist nicht so stark von<br />

Ausreißern abhängig wie der Mittelwert (s.<br />

Tabelle 2).<br />

Tabelle 2: Vergleich der Ergebnisse der Blutprobe eines Probanden bei PCB 138 [µg/l] (97/2,<br />

98/2, 99/1 und 99/2 waren eine blinde Wiederholung von 79/1)<br />

Labor Nr. 97/1 Q 97/2 Q 98/2 Q 99/1 Q 99/2 Q MQ srMQ<br />

1 0,25 0,91 0,27 1,00 0,96 6,66<br />

3 0,20 0,73 0,20 0,73 0,73 0,00<br />

4 0,23 0,84 0,26 0,94 0,89 7,95<br />

5 0,19 0,69 0,69<br />

6 1,22 4,44 0,87 3,26 0,21 0,86 0,17 0,78 2,34 77,72<br />

7 0,28 1,02 0,31 1,12 0,32 1,20 0,22 0,91 0,27 1,25 1,<strong>10</strong> 12,48<br />

8 0,35 1,27 0,35 1,28 0,26 0,98 0,21 0,86 0,23 1,08 1,09 16,70<br />

9 0,17 0,62 0,13 0,49 0,56 16,56<br />

11 0,31 1,13 0,31 1,15 0,31 1,18 1,15 2,18<br />

12 0,27 0,98 0,25 0,93 0,24 1,13 1,01 <strong>10</strong>,27<br />

13 0,21 0,80 0,25 1,16<br />

14 0,36 1,31 0,31 1,13 1,22 <strong>10</strong>,43<br />

15 0,24 0,87 0,27 0,99 0,24 0,96 0,27 1,<strong>10</strong> 0,16 0,73 0,93 14,92<br />

17 0,21 0,76 0,22 0,79 0,17 0,65 0,24 0,98 0,17 0,81 0,80 14,92<br />

18 0,53 1,93 1,93<br />

20 0,19 0,70 0,36 1,48 0,21 1,00 1,06 37,12<br />

21 0,38 1,38 0,33 1,21 0,29 1,08 0,25 1,02 0,33 1,55 1,25 17,48<br />

22 0,39 1,42 0,29 1,05 0,77 3,14 1,87 59,64<br />

32 0,51 2,08 2,08<br />

34 0,22 0,91 0,18 0,82 0,87 7,36<br />

36 0,27 1,03 1,03<br />

40 0,14 0,64 0,64<br />

Mittelwert<br />

Mittelwert: 0,35 0,27 0,31 0,33 0,21 0,29<br />

Median: 0,28 0,27 0,27 0,25 0,21 0,26<br />

Standardabw.: 0,25 0,06 0,20 0,18 0,06 0,15<br />

rel. Standardabw.: 71,8 22,0 64,3 55,5 27,0 48,13<br />

Q = x/Median MQ = mittlerer Quotient srMQ = relative Standardabweichung der Quotienten


T. Gabrio, Auswertung der Austausche realer Proben Umed Info <strong>10</strong><br />

Aus der Tabelle 2 wird deutlich sichtbar,<br />

dass die Labors bei einer blinden Wiederholungsuntersuchung<br />

97/2 bei dem gleichen<br />

Probanden den fast gleichen Median<br />

ermittelt haben. Ein Großteil der Labors<br />

erzielte bei den Messungen ein fast identisches<br />

Ergebnis. Zwei Labors (Labor 6,<br />

18), die beim Austausch 97/1 stark abweichende<br />

Werte ermittelt hatten, nahmen<br />

97/2 nicht teil. Beim Mittelwert schlagen<br />

die Ergebnisse dieser Labors deutlich<br />

durch. Der Median hingegen ist stabil. Auf<br />

eine Ausreißerprüfung wurde bei der relativ<br />

kleinen Datenmenge bewusst verzichtet.<br />

Die Ergebnisse der Labors gehören in<br />

den meisten Fällen keiner einheitlichen<br />

Grundgesamtheit an, sondern verschiedenen<br />

Untergruppen (z.B. bestimmte Arten<br />

der Probenvorbereitung, der instrumentellen<br />

Durchführung). Im Gegensatz zur<br />

geringen Abhängigkeit von Ausreißern<br />

wird der Median stärker von der Anzahl<br />

der Labors in den verschiedenen Untergruppen<br />

beeinflusst. Daher ist darauf zu<br />

achten, dass die Zusammensetzung der<br />

Untergruppen von Austausch zu Austausch<br />

nicht zu stark variiert.<br />

In Tabelle 3 wird die Abhängigkeit der relativen<br />

Standardabweichung von der ungefähren<br />

Konzentration in der Human-<br />

Probe deutlich sichtbar. Unerwartet ist allerdings<br />

die starke Streuung bei der Bestimmung<br />

von PCB und den anderen organischen<br />

Verbindungen in Oktan bzw.<br />

Cyclohexan. Die große Streuung im Niedrigdosisbereich<br />

ist also nicht nur auf die<br />

zufälligen bzw. systematischen Fehler bei<br />

der Probenvorbereitung zurückzuführen,<br />

sondern offensichtlich auch zum großen<br />

Teil auf die des analytischen Messverfahrens,<br />

wie im o. g. Falle die der Gaschromatografie.<br />

Tabelle 3: Mittlere relative Standardabweichung der Ergebnisse der Labors bei realen Proben<br />

im heute üblichen Konzentrationsbereich<br />

Parameter Ungefähre Kon- sr sr sr<br />

zentration [µg/l] 98/2 99/1 99/2<br />

Selen im Serum <strong>10</strong>0 ~ 18 ~ 16 ~ 14<br />

Blei im Blut 30 ~ 27 ~ 30 ~ 20<br />

Cadmium im Blut 1 ~ 64 ~ 33 ~ 80<br />

Quecksilber im Urin<br />

><strong>10</strong> ~ 20 ~ 6<br />

1 ~ 46 ~ 250 ~ 26<br />

Quecksilber im Nüchternspeichel<br />

2 ~ 66 ~ 70 ><strong>10</strong>0<br />

Quecksilber im Kauspeichel <strong>10</strong>0 ~ 28 ~ 42 ><strong>10</strong>0<br />

PCP im Serum<br />

15 ~ 21<br />

≤5 ~ 22 ~ 40 ~ 50<br />

PCP im Urin 2 ~ 64 ~ 65 ~ 50<br />

PCB 138, 153, 180 in Serum bzw. Blut 0,5 ~ 40 ~ 40 ~ 30<br />

PCB 28, 52 <strong>10</strong>1 + γ- bzw. α-HCH in Serum bzw. Blut <strong>10</strong>0 ~ <strong>10</strong>0 ><strong>10</strong>0<br />

β-HCH in Serum bzw. Blut >0,05 ~ 57 ~ 75 ~ 30<br />

HCB in Serum bzw. Blut 1 ~ 49 ~ 35 ~ 35<br />

DDE in Serum bzw. Blut 2 ~ 30 ~ 45 ~ 40<br />

PCB 138, 153 + 180 in Octan bzw. Cyclohexan 5000 ~ 21 ~ 40 ~ 30<br />

PCB 28, 52 + <strong>10</strong>1 in Octan bzw. Cyclohexan 500 ~ 20 ~ 40 ~ 30<br />

γ-HCH in Octan bzw. Cyclohexan 500 ~ 37 ~ 45 ~ 30<br />

β-HCH in Octan bzw. Cyclohexan 2500 ~ 39 ~ 50 ~ 33<br />

HCB in Octan bzw. Cyclohexan 2500 ~ 42 ~ 43 ~ 25<br />

DDE in Octan bzw. Cyclohexan 5000 ~ 37 ~ 35 ~ 25<br />

57


T. Gabrio, Auswertung der Austausche realer Proben Umed Info <strong>10</strong><br />

Austausch realer Proben im Bereich<br />

Biologische Innenraumschadstoffe<br />

In den letzten Jahren hat das Problem der<br />

Belastung von Innenräumen mit biologischen<br />

Schadstoffen an Bedeutung gewonnen.<br />

Sowohl im öffentlichen <strong>Gesundheitsdienst</strong><br />

als auch in der Öffentlichkeit<br />

und in den Medien besitzt dieses Problem<br />

einen hohen Stellenwert.<br />

Seit 1997 führt das Landesgesundheitsamt<br />

Baden-Württemberg (LGA) innerhalb<br />

des Projektes Beobachtungsgesundheitsämter<br />

Untersuchungen zur biologischen<br />

Innenraumbelastung der Kinderzimmer<br />

von Schülern der 4. Klasse durch. Im Zusammenhang<br />

mit diesen Untersuchungen<br />

erschien es dem LGA wichtig, Fragen der<br />

Analytischen Qualitätssicherung im Bereich<br />

der Innenraummessung biologischer<br />

Schadstoffe gemeinsam mit anderen interessierten<br />

Labors zu bearbeiten. Von der<br />

sich daraus bildenden Arbeitsgruppe wurden<br />

folgende Fragen bearbeitet:<br />

- Standardisierung der Messbedingungen<br />

- Fragebogen – Begehungsprotokoll<br />

- Probenaufarbeitung<br />

- Bewertung von Pilzen in der Luft<br />

- Forderungskatalog - Qualitätsmanagement<br />

Die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit<br />

wurden in einer Broschüre zusammengefasst,<br />

die gegebenenfalls vom LGA bezogen<br />

werden kann.<br />

Tabelle 4: Mittelwerte aller Labors - Luftprobe<br />

58<br />

3. Tag<br />

KBE<br />

5. Tag<br />

KBE<br />

Ein weiteres Ergebnis der Arbeitsgruppe<br />

war der Aufbau eines Systems zur externen<br />

Qualitätskontrolle in diesem Bereich,<br />

in dem es bisher keine Ringversuche gibt.<br />

Arbeitsergebnisse der Arbeitsgruppe<br />

„Analytische Qualitätssicherung im Bereich<br />

der Innenraumluftmessung biologischer<br />

Schadstoffe“<br />

Das LGA bemühte sich daher in Zusammenarbeit<br />

mit interessierten Labors einen<br />

Austausch realer Schimmelpilzsporen<br />

(Luft, Staub und Differenzierung der Reinkulturen)<br />

durchzuführen. Die teilnehmenden<br />

Labors erhalten nach Auswertung<br />

des Austausches durch das LGA zur Einordnung<br />

ihrer Ergebnisse folgende Angaben:<br />

• Einzelergebnisse aller Labors<br />

• Mittelwert, Median, Min, Max, Standardabweichung<br />

der Einzelergebnisse<br />

und Ergebnisse aller Labors<br />

• Quotient (Ergebnis des Labors/Median<br />

aller Labors)<br />

• Prozentueller Anteil der von den einzelnen<br />

Labors nachgewiesenen<br />

Schimmelpilzspezies<br />

• Rangfolge der von den einzelnen Labors<br />

nachgewiesenen Schimmelpilzspezies<br />

• Grafische Auswertung<br />

Bisher wurden drei Austausche solcher<br />

Proben durchgeführt. Die Ergebnisse des<br />

letzten Austausches geben die Tabellen 4<br />

und 5 wieder.<br />

6. Tag<br />

KBE<br />

Endergebnis<br />

KBE/m 3<br />

Luftprobe 1 (<strong>10</strong>0 I)<br />

Mittelwert 18 20 19 191<br />

Median 19 20 19 200<br />

Min 8 12 11 1<strong>10</strong><br />

Max 22 27 28 282<br />

rel. S% 0,28 0,25 0,30 0,27<br />

Luftprobe 2 (<strong>10</strong>0 I)<br />

Mittelwert 17 19 19 182<br />

Median 18 19 19 184<br />

Min <strong>10</strong> 15 <strong>10</strong> <strong>10</strong>0<br />

Max 20 22 23 234<br />

rel. S% 0,19 0,12 0,20 0,19


T. Gabrio, Auswertung der Austausche realer Proben Umed Info <strong>10</strong><br />

Tabelle 5: Mittelwerte aller Labors - Staubprobe<br />

Probe 1<br />

Verdünnung 1:<strong>10</strong>0<br />

3. Tag<br />

KBE<br />

5. Tag<br />

KBE<br />

6. Tag<br />

KBE<br />

Endergebnis<br />

KBE/g<br />

Mittelwert 144 153,65 133,65 137.161<br />

Median 174 161,75 154,50 159.500<br />

Min 8 79,50 8 8.000<br />

Max 206 208,50 208,50 208.500<br />

Verdünnung 1:1.000<br />

Mittelwert 28 26,32 28,15 275.000<br />

Median 27,50 26,50 27,25 272.500<br />

Min 21,50 12,50 22,00 125.000<br />

Max 37 35 35,50 370.000<br />

Verdünnung 1:<strong>10</strong>.000<br />

Mittelwert 2,8125 3 3,35 321.250<br />

Median 3 3 3,75 360.000<br />

Min 1 1 1,5 150.000<br />

Max 4 4,5 4,5 450.000<br />

Probe 2<br />

Verdünnung 1:<strong>10</strong>0<br />

Mittelwert 47,3125 67,9091 72,1 83.208<br />

Median 48 72 75,75 76.5000<br />

Min 12,5 37 32 32.000<br />

Max 76,5 115 120,5 241.000<br />

Verdünnung 1:1.000<br />

Mittelwert 6,75 11,1364 14,3 130.000<br />

Median 4,5 11 13,5 115.000<br />

Min 1 1 1 <strong>10</strong>.000<br />

Max 20,5 21,5 27,5 265.000<br />

Verdünnung 1:<strong>10</strong>.000<br />

Mittelwert 1 2,15 2,6 235.417<br />

Median 0,5 2,5 2,75 250.000<br />

Min 0 0 0,5 50.000<br />

Max 3,5 4 4,5 500.000<br />

Tabelle 6: Differenzierung der Agar-Platten mit Einzelspezies<br />

Labor 1<br />

Labor 2<br />

Labor 3<br />

Labor 4<br />

Labor 5<br />

Labor 6<br />

Labor 7<br />

Labor 8<br />

Labor 9<br />

Labor <strong>10</strong><br />

Labor 11<br />

Labor 12<br />

Richtiges Ergebnis<br />

Anzahl der richtigen<br />

Differenzierungen<br />

Platte 1<br />

Aspergillus ochraceus<br />

Aspergillus ochraceus<br />

Aspergillus ochraceus<br />

Aspergillus ochraceus<br />

Aspergillus ochraceus<br />

Aspergillus ochraceus<br />

Aspergillus ochraceus<br />

Aspergillus ochraceus<br />

Aspergillus ochraceus<br />

Aspergillus ochraceus<br />

Aspergillus ochraceus<br />

Aspergillus ochraceus<br />

11,0<br />

Platte 2<br />

Penicillium nalgiovense<br />

Penicillium sp.<br />

Penicillium camemberti<br />

Penicillium nalgiovense<br />

Penicillium camemberti<br />

Penicillium nalgiovense<br />

Penicillium camemberti<br />

Penicillium camemberti<br />

Penicillium candidum<br />

Penicillium sp.<br />

Penicillium nalgiovense<br />

Penicillium nalgiovense<br />

5,0<br />

Platte 3<br />

Cladosporium herbarum<br />

Cladosporium sp.<br />

Cladosporium oxysporum<br />

Cladosporium herbarum<br />

Cladosporium herbarum<br />

Cladosporium herbarum<br />

Cladosporium oxysporum<br />

Cladosporium sp.<br />

Cladosporium herbarum<br />

Cladosporium sp.<br />

Cladosporium cladosporioides<br />

Cladosporium herbarum<br />

6,5<br />

Anzahl der<br />

richtigen<br />

Differenzierungen<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

3,0<br />

1,0<br />

1,5<br />

2,0<br />

2,0<br />

2,0<br />

59


T. Gabrio, Auswertung der Austausche realer Proben Umed Info <strong>10</strong><br />

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass bei<br />

Luftproben mit einem Fehler von ca. 30%<br />

zu rechnen ist, bei Staubproben mit einem<br />

von 50%. Die Auswertung zeigt deutlich,<br />

dass die ermittelte Gesamt-KBE-Zahl sehr<br />

stark von der Belegung pro Platte (Verdünnung)<br />

abhängig ist. Die Bestimmung<br />

der Gesamt-KBE-Zahl sollte so angelegt<br />

werden, dass <strong>10</strong> bis <strong>10</strong>0 KBE pro Platte<br />

ausgezählt werden können. Bei zu geringer<br />

Belegung ist der statistisch bedingte<br />

Fehler sehr hoch. Ist die Belegung zu<br />

hoch, behindern die Schimmelpilzsporen<br />

sich gegenseitig in ihrem Wachstum. Die<br />

Schimmelpilz-Differenzierung von Umweltproben<br />

und Reinkulturen bereitet den<br />

Labors z.T. größere Schwierigkeiten.<br />

Die Teilnehmer an dem Austausch realer<br />

Proben einigten sich auf folgende vorläufige<br />

Beurteilungskriterien:<br />

Gesamt-KBE<br />

Zwei Staubproben – die Ergebnisse des<br />

Einzellabors dürfen bei der Verdünnungsstufe,<br />

die ein Auszählen von <strong>10</strong> –<strong>10</strong>0 KBE<br />

am besten ermöglicht (möglichst im mittleren<br />

Bereich), höchstens um 50% vom Median<br />

aller Labors abweichen.<br />

Zwei Luftproben – die Ergebnisse des<br />

Einzellabors dürfen höchstens um 30%<br />

vom Median aller Labors abweichen.<br />

Speziesbewertung<br />

(Summe aller Spezies, die zu einer Gattung<br />

gehören)<br />

Zwei Staubproben – wenn von einem Genus<br />

mehr als 30% der Gesamt-KBE in einer<br />

Probe auftritt, ist der Genus zu<br />

bestimmen. Bei dieser Bestimmung darf<br />

bei den in Frage kommenden Zuordnungen<br />

höchstens eine falsch und mindestens<br />

eine richtig sein.<br />

60<br />

Zwei Luftproben – wenn von einem Genus<br />

mehr als 30% der Gesamt-KBE in einer<br />

Probe auftritt, ist der Genus zu bestimmen.<br />

Bei dieser Bestimmung darf bei den in<br />

Frage kommenden Zuordnungen höchstens<br />

eine falsch und mindestens eine richtig<br />

sein.<br />

Differenzierung von Reinkulturen<br />

Die Reinkulturen sind bis zur Spezies zu<br />

differenzieren (bei zukünftigen Austauschen<br />

werden nur Spezies der gemeinsamen<br />

Stammsammlung verschickt). Für die<br />

richtige Bestimmung der Spezies wird ein<br />

Punkt vergeben, für die des Genus 0,5<br />

(z.B. Aspergillus fumigatus 1 Punkt, Aspergillus<br />

sp. 0,5 Punkte, Aspergillus flavus<br />

0 Punkte). Bei den drei Reinkulturen müssen<br />

zwei Punkte erzielt werden.<br />

Die Teilnehmer, die mindestens 8 der insgesamt<br />

11 Bewertungskriterien erfüllen,<br />

erhalten ein Zertifikat.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Wie die Ergebnisse im Bereich Analytische<br />

Qualitätssicherung Human-Biomonitoring<br />

zeigen, sind die Daten bei den wichtigen<br />

Parametern wie z.B. Blei im Blut, Quecksilber<br />

im Urin, Selen im Serum, PCP im<br />

Serum, PCB 138, 153, 180 und DDE, HCB<br />

bzw. β −HCH im Blut mit ausreichender<br />

Sicherheit bestimmen. Die im Konzentrationsbereich<br />

niedriger liegenden Parameter<br />

wie z.B. Cadmium im Blut, PCP im Urin,<br />

PCB 28, 52, <strong>10</strong>1 und α− bzw. γ−HCH im<br />

Blut sind hingegen mit einem hohen Fehler<br />

behaftet. Neben Maßnahmen zur Optimierung<br />

der Probenvorbereitung ist im<br />

Bereich Analytische Qualitätssicherung<br />

Human-Biomonitoring auf Möglichkeiten<br />

zur Minimierung des Fehlers durch Analyseverfahren<br />

zu achten.


T. Gabrio, Auswertung der Austausche realer Proben Umed Info <strong>10</strong><br />

Im Bereich Analytische Qualitätssicherung-Schimmelpilze<br />

ist es wichtig, die<br />

Aussagekraft der Untersuchungsergebnisse<br />

zu qualifizieren, daher beabsichtigt<br />

die Arbeitsgruppe gemeinsam eine<br />

Stammsammlung anzulegen und im Frühjahr<br />

2000 eine 2 ½ tägige Fortbildungsveranstaltung<br />

zum Thema Schimmelpilzdifferenzierung<br />

durchzuführen. Folgende<br />

Punkte im Bereich Analytische<br />

Qualitätssicherung-Schimmelpilze sind<br />

noch offen und bedürfen der Diskussion:<br />

• Wie aussagefähig ist die Bestimmung<br />

der vermehrbaren Schimmelpilze<br />

• Wie können die nicht vermehrbaren<br />

Schimmelpilze bestimmt werden<br />

• Ermöglicht die Bestimmung von<br />

Stoffwechselprodukten der Schimmelpilze,<br />

wie z.B. der leichtflüchtigen<br />

Stoffwechselprodukte (MVOC),<br />

bzw. der Toxine eine aussagefähige<br />

Bestimmung einer Schimmelpilzbelastung<br />

• Gibt es allgemeine Summenparameter<br />

zur Bestimmung einer<br />

Schimmelpilzbelastung<br />

Die Analytische Qualitätssicherung-<br />

Schimmelpilze besitzt hohe Aktualität und<br />

soll in den nächsten Jahren im LGA verstärkt<br />

bearbeitet werden.<br />

61


62<br />

Umed Info <strong>10</strong>


C. Krause, Referenz- und Human-Biomonitoring Umed Info <strong>10</strong><br />

Referenz- und Human-Biomonitoring-(HBM)-Werte<br />

Kommission Human-Biomonitoring des Umweltbundesamtes<br />

Das Human-Biomonitoring (HBM) spielt für<br />

die Beurteilung der internen Schadstoffbelastung<br />

der Bevölkerung sowie von Personengruppen<br />

und Einzelpersonen eine<br />

wesentliche Rolle. Die Kommission „Human-Biomonitoring”<br />

des Umweltbundesamtes<br />

(UBA) hat seit 1996 in mehreren<br />

ausführlichen Mitteilungen zu grundsätzlichen<br />

und praktischen Fragen des „Human-Biomonitoring”<br />

im Bundesgesundheitsblatt<br />

Stellung genommen [1, 2, 3]. Im<br />

Beitrag sind die für die Befund-Beurteilung<br />

von der Kommission bisher abgeleiteten<br />

Referenz- und Human-Biomonitoring-<br />

Werte (HBM-Werte) für die Stoffe Pb, Cd,<br />

Hg und PCP in Körperflüssigkeiten (Tab.<br />

1) zusammengestellt. Darüber hinaus sind<br />

die von der Kommission festgelegten Referenzwerte<br />

für PCB-138,-153, -180 und<br />

deren Summe sowie für β-HCH, HCB in<br />

Vollblut, Blutplasma und Frauenmilch<br />

(Tab. 2 + 3) sowie Gesamt-DDT in Frauenmilch<br />

(Tab. 3) tabellarisch wiedergegeben.<br />

Die ausführlichen Begründungen für<br />

die Festlegungen und Ableitungen dieser<br />

C. Krause, C. Schulz<br />

Werte sind den jeweiligen Stoffmonographien<br />

und Stellungnahmen zu entnehmen.<br />

Die Kommission weist erneut darauf hin,<br />

dass Referenzwerte rein statistisch definierte<br />

Werte sind, denen per se keine gesundheitliche<br />

Bedeutung zukommt. Sie<br />

gelten für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe<br />

zum Zeitpunkt der Untersuchung<br />

[3].<br />

Die HBM-Werte werden dagegen auf der<br />

Grundlage von toxikologischen Untersuchungen<br />

und im Sinne eines expert judgement<br />

abgeleitet. Die Definition der<br />

HBM-Werte und ihre umweltmedizinische<br />

Bedeutung sind in der Tabelle 4 veranschaulicht<br />

[3]. Vorsorglich weist die Kommission<br />

darauf hin, dass die HBM-Werte<br />

kein Niveau angeben, bis zu dem „aufgefüllt“<br />

werden kann. Bei der Anwendung<br />

sind ferner Anamnese, Symptomatik und<br />

zeitliche Zusammenhänge zu berücksichtigen,<br />

um u. a. Präventionsmaßnahmen<br />

nicht zu behindern.<br />

63


C. Krause, Referenz- und Human-Biomonitoring Umed Info <strong>10</strong><br />

Tabelle 1: Referenz- und HBM-Werte für Blei, Cadmium, Quecksilber und Pentachlorphenol<br />

64


C. Krause, Referenz- und Human-Biomonitoring Umed Info <strong>10</strong><br />

Tabelle 2: Referenzwerte für polychlorierte Biphenyle in Vollblut und Blutplasma [8,9] und für<br />

Organochlorverbindungen im Vollblut [<strong>10</strong>]<br />

Tabelle 3: Referenzwerte für polychlorierte Biphenyle und für Organochlorverbindungen in Frauenmilch<br />

[11]<br />

Referenzwert für DDT gilt nur für stillende Frauen in den alten Bundesländern und nicht für die neuen<br />

Bundesländer.<br />

Tabelle 4: Die Definition der HBM-Werte und ihre umweltmedizinische Bedeutung [3]<br />

Literatur aus der Kommissionsarbeit<br />

1. Human-Biomonitoring: Definitionen, Möglichkeiten und Voraussetzungen. Berichte,<br />

Bundesgesundhbl., Bd. 39 (6), (1996), 213-214.<br />

2. Qualitätssicherung beim Human-Biomonitoring. Berichte, Bundesgesundhbl. Bd. 39<br />

(6), (1996), 216-221.<br />

3. Konzept der Referenz- und Human-Biomonitoring-Werte (HBM) in der Umweltmedizin.<br />

Berichte, Bundesgesundhbl., Bd. 39 (6), (1996), 221-224.<br />

65


C. Krause, Referenz- und Human-Biomonitoring Umed Info <strong>10</strong><br />

4. Stoffmonographie Blei - Referenz- und Human-Biomonitoring-Werte (HBM). Bekanntmachung<br />

des Instituts für Wasser-, Boden- und Lufthygiene des Umweltbundesamtes, Bundesgesundhbl.,<br />

Bd. 39 (6), (1996), 236-241.<br />

5. Stoffmonographie Pentachlorphenol - Referenz- und Human-Biomonitoring-Werte<br />

(HBM), Bekanntmachung des Instituts für Wasser-, Boden- und Lufthygiene des Umweltbundesamtes,<br />

Bundesgesundhbl., Bd. 40 (6), (1997), 212-222.<br />

6. Stoffmonographie Cadmium - Referenz- und Human-Biomonitoring-Werte (HBM), Bekanntmachung<br />

des Instituts für Wasser-, Boden- und Lufthygiene des Umweltbundesamtes,<br />

Bundesgesundhbl. Bd. 41 (5), (1998), 218-226.<br />

7. Quecksilber - Referenzwerte. Bekanntmachung des Instituts für Wasser-, Boden- und<br />

Lufthygiene des Umweltbundesamtes, Kommission Human-Biomonitoring des Umweltbundesamtes.<br />

Bundesgesundhbl., Bd. 41 (6), (1998), 270.<br />

8. Referenzwerte für die PCB-Kongenere Nr. 138, 153, 180 und deren Summe im Humanblut.<br />

Bekanntmachung des Instituts für Wasser-, Boden- und Lufthygiene des Umweltbundesamtes,<br />

Kommission „Human-Biomonitoring“ des Umweltbundesamtes. Bundesgesundhbl.,<br />

Bd. 41 (9), (1998), 416.<br />

9. Statusbericht zur Hintergrundbelastung mit Organochlorverbindungen in Humanblut.<br />

Empfehlungen, Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene des Umweltbundesamtes,<br />

Kommission „Human-Biomonitoring“ des Umweltbundesamtes. Bundesgesundheitsbl. - Gesundheitsforsch.<br />

–Gesundheitsschutz 42 (5), (1999), 446-448.<br />

<strong>10</strong>. Stoffmonographie PCB - Referenzwerte für Blut. Empfehlung, Instituts für Wasser-, Boden-<br />

und Lufthygiene des Umweltbundesamtes, Kommission „Human-Biomonitoring“ des<br />

Umweltbundesamtes. Bundesgesundheitsbl. – Gesundheitsforsch. - Gesundheitsschutz 42<br />

(6), (1999), 511-521.<br />

11. Stoffmonographie Quecksilber - Referenz- und Human-Biomonitoring-Werte (HBM).<br />

Empfehlung, Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene des Umweltbundesamtes, Kommission<br />

„Human-Biomonitoring“ des Umweltbundesamtes. Bundesgesundheitsbl. - Gesundheitsforsch.<br />

–Gesundheitsschutz 42 (6), (1999),522-532.<br />

12. Referenzwerte für HCB, β-HCH, DDT und PCB in Frauenmilch.<br />

Empfehlung, Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene des Umweltbundesamtes, Kommission<br />

„Human-Biomonitoring“ des Umweltbundesamtes. Bundesgesundheitsbl. - Gesundheitsforsch.<br />

–Gesundheitsschutz 42 (6), (1999), 533-539.<br />

13. Aktualisierung der Referenzwerte für Pentachlorphenol im Serum und im Urin.<br />

Empfehlung, Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene des Umweltbundesamtes, Kommission<br />

„Human-Biomonitoring“ des Umweltbundesamtes. Bundesgesundheitsbl. - Gesundheitsforsch.<br />

- Gesundheitsschutz 42 (7), (1999), 599-600.<br />

66


C. Krause et al: Ergebnisse aus dem Umwelt-Survey Umed Info <strong>10</strong><br />

Human-Biomonitoring<br />

Ergebnisse aus dem Umwelt-Survey 1990/92<br />

C. Krause, U. Becker, C. Schulz<br />

Elemente und Verbindungen in Blut und Urin der Allgemeinbevölkerung (25- bis 69jährigen) der<br />

Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1990/92<br />

BG N n


C. Krause et al: Ergebnisse aus dem Umwelt-Survey Umed Info <strong>10</strong><br />

Elemente und Verbindungen in Blut und Urin der Kinder (6- bis 14 Jahre) der Bundesrepublik<br />

Deutschland in den Jahren 1990/92<br />

BG N n


C. Krause et al: Ergebnisse aus dem Umwelt-Survey Umed Info <strong>10</strong><br />

Umwelt-Survey<br />

Zur Ermittlung repräsentativer Daten über die<br />

bestehenden korporalen Schadstoffbelastungen<br />

und der Schadstoffbelastungen im häuslichen<br />

Bereich der Allgemeinbevölkerung in<br />

der Bundesrepublik Deutschland (25 bis 69<br />

Jahre und 6 bis 14 Jahre) konnte im Auftrag<br />

des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz<br />

und Reaktorsicherheit 1985/86 erstmalig<br />

eine repräsentative bundesweite Erhebung<br />

durchgeführt werden, der "Umwelt-Survey".<br />

Mit dem Umwelt-Survey 1985/86 wurde<br />

ein erster Beitrag zur Ermittlung von Referenzwerten<br />

für korporale Schadstoffbelastungen<br />

(Human-Biomonitoring) und für<br />

Schadstoffbelastungen im häuslichen Bereich<br />

(Wohnraum- und Trinkwasserhygiene)<br />

geleistet. In den Jahren 1990/91 konnte dann<br />

der 2. Umwelt-Survey-West in den alten<br />

Bundesländern und 1991/92 der Umwelt-<br />

Survey-Ost in den neuen Bundesländern<br />

durchgeführt werden. In diese beiden letzten<br />

Erhebungen wurden Kinder, die in den<br />

Haushalten der untersuchten Probanden lebten,<br />

einbezogen.<br />

Ziel<br />

Mit den Daten der beiden Erhebungen in den<br />

alten Ländern wird ein zeitlicher Vergleich<br />

(alte Bundesländer 1985/86 versus 1990/91)<br />

zum Human-Biomonitoring und zu Schadstoffbelastungen<br />

in den Haushalten ermöglicht,<br />

während die Daten des Umwelt-Surveys-West<br />

und des Umwelt-Surveys-Ost zum<br />

Vergleich zwischen alten und neuen Bundesländern<br />

herangezogen werden können<br />

und eine gesamtdeutsche Darstellung ermöglichen.<br />

Die an repräsentativen Querschnittsstichproben<br />

der Bevölkerung gewonnenen<br />

Daten können darüber hinaus als Vergleichswerte<br />

und zur Ermittlung von Referenzwerten<br />

zur Beurteilung von Stoffkonzentrationen<br />

in Blut, Urin, Haaren, Trinkwasser,<br />

Hausstaub und Innenraumluft genutzt werden.<br />

Design<br />

Nach mehrfach geschichteten zweistufigen<br />

Auswahlverfahren wurden Querschnittsstichproben<br />

der deutschen Wohnbevölkerung (alte<br />

und neue Bundesländer) nach den Merkmalen<br />

Gemeindegrößenklasse, Geschlecht<br />

und Alter zufällig gezogen. In den alten Bundesländern<br />

nahmen 1980/81 aus den <strong>10</strong>0<br />

ausgewählten Erhebungspunkten (71 Gemeinden)<br />

2524 Personen im Alter von 25 bis<br />

69 Jahren teil (Ausschöpfungsrate: 63,1 %).<br />

In den neuen Bundesländern waren es bei 50<br />

Erhebungspunkten (47 Gemeinden) 1763<br />

Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren<br />

(Ausschöpfungsrate: 69,0 %) bzw. 1497 Personen<br />

im Alter von 25 bis 69 Jahren<br />

(1991/92). Ferner wurden 453 Kinder im Alter<br />

von 6 bis 14 Jahren (alte Bundesländer) sowie<br />

359 Kinder/ Jugendliche im Alter von 6<br />

bis 17 Jahren (neue Bundesländer) bzw. 283<br />

Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren in die<br />

Umwelt-Surveys einbezogen.<br />

Der Berichtsband Ιa enthält zum einen die<br />

Studienbeschreibung und zum anderen deskriptive<br />

Auswertungen zum Human-<br />

Biomonitoring (Blut und Urin) bei der 1990/92<br />

untersuchten Bevölkerung in der Bundesrepublik<br />

Deutschland. Die gemessenen Pb-,<br />

Cd-, Cu-, Hg-Gehalte im Blut sowie die As-,<br />

Cd-, Cr-, Cu-, Hg-, Nikotin-, Cotinin-Gehalte<br />

im Urin (volumen- und creatininbezogen)<br />

werden in Tabellenform unter Angabe diverser<br />

Kennwerte in den Gesamtpopulationen<br />

und stratifiziert nach soziodemographischen<br />

sowie elementspezifischen Merkmalen wiedergegeben.<br />

Die Ergebnisse werden textlich<br />

interpretiert, mit Angaben in der Literatur verglichen<br />

und anhand von Orientierungswerten<br />

bewertet. Die gewählte Darstellungsform ermöglicht<br />

eine Übersicht über die korporalen<br />

Schadstoffbelastungen in der Bundesrepublik<br />

Deutschland in den Jahren 1990/92 und damit<br />

eine bundeseinheitliche Einordnung und<br />

Bewertung anderer Studien- und Einzelfallergebnisse<br />

auf nationaler, aber auch auf internationaler<br />

Ebene.<br />

Interpretation<br />

Als erste grobe Übersicht sind die im Umwelt-Survey<br />

ermittelten Substanzgehalte in<br />

Blut und Urin der Erwachsenen und Kinder in<br />

Deutschland sowie in den alten und neuen<br />

Ländern tabellarisch dargestellt (Siehe Tab.).<br />

Ein Vergleich der Ergebnisse der Umwelt-<br />

Surveys mit denjenigen anderer Länder ist<br />

nur bedingt möglich, da keine entsprechenden<br />

nach Lebensalter, Geschlecht und Gemeindegrößenklasse<br />

repräsentativen Stichproben<br />

in denselben Jahren in anderen Ländern<br />

/ Nationen untersucht wurden. Zusätzlich<br />

ist ein internationaler Vergleich der Uringehalte<br />

durch die unterschiedlichen Methoden<br />

zur Probenahme (24h-Urin, Morgen-/<br />

Spontanurin, Normierung auf Creatinin) erschwert.<br />

Im folgenden wird, soweit möglich,<br />

eine Einordnung der in Deutschland ermittel-<br />

69


C. Krause et al: Ergebnisse aus dem Umwelt-Survey Umed Info <strong>10</strong><br />

ten Gehalte in die internationalen Daten vorgenommen.<br />

Ergebnisse<br />

Die Bleigehalte im Blut der 25- bis<br />

69jährigen Bevölkerung sind mit 45 µg/l im<br />

geometrischen Mittel in den alten und neuen<br />

Bundesländern 1990/92 gleich. Allerdings<br />

weisen die Frauen in den neuen Bundesländern<br />

einen im Mittel niedrigeren Wert (36<br />

µg/l) auf als die Frauen in den alten Bundesländern<br />

(38 µg/l), wohingegen bei den Männern<br />

in den neuen Ländern ein im Mittel signifikant<br />

(p


C. Krause et al: Ergebnisse aus dem Umwelt-Survey Umed Info <strong>10</strong><br />

14jährigen Kindern wurden 0,33 µg/l im Blut<br />

und 0,54 µg/l im Urin bzw. 0,39 µg/g Creatinin<br />

im Urin ermittelt. Die Quecksilbergehalte<br />

liegen bei den Erwachsenen sowohl im Blut<br />

(0,71 µg/l) als auch im Urin (0,61 µg/l bzw.<br />

0,42 µg/g Creatinin) in den neuen Bundesländern<br />

signifikant (p


C. Krause et al: Ergebnisse aus dem Umwelt-Survey Umed Info <strong>10</strong><br />

zeitraum 1990/92 für den Kupfergehalt im<br />

Blut ein geometrischer Mittelwert von 0,95<br />

mg/l und im Urin von 9,47 µg/l (6,93 µg/g<br />

Creatinin) ermittelt. Für die 6- bis 14jährigen<br />

Kinder wurden im Mittel 0,99 mg/l Blut und<br />

13,64 µg/l Urin bzw. 9,74 µg/g Creatinin im<br />

Urin bestimmt. Weder für die Erwachsenen<br />

noch für die Kinder der alten bzw. neuen<br />

Bundesländer werden signifikant unterschiedliche<br />

Kupfergehalte im Blut festgestellt.<br />

Die mittleren Kupfergehalte im Urin der Erwachsenen<br />

der alten Länder sind signifikant<br />

höher als in den neuen Ländern; die der Kinder<br />

unterscheiden sich nicht. Ein entsprechender<br />

Vergleich der Kupferblutgehalte<br />

zeigt, dass die in der vorliegenden Untersuchung<br />

ermittelten Werte dem von Iyengar<br />

(1984) angegebenen Wertebereich entsprechen.<br />

Der zeitliche Vergleich der Kupfergehalte<br />

im Urin der Erwachsenen in den alten<br />

Bundesländern von 1985/86 zu 1990/91 zeigt<br />

einen signifikanten Anstieg von 8,4 µg/l<br />

(1985/86) auf 9,7 µg/l (1990/91). Der Anstieg<br />

des Kupfergehaltes im Urin gilt gleichermaßen<br />

für Frauen und Männer.<br />

Die Nikotin- und Cotiningehalte im Urin der<br />

Erwachsenen der neuen Länder liegen mit<br />

18,3 µg/l und 18,4 µg/l signifikant niedriger<br />

als die der alten Länder mit 27,1 µg/l und<br />

29,2 µg/l. Bei den nie-rauchenden Erwachsenen<br />

der neuen Länder wurden ebenfalls<br />

signifikant niedrigere Nikotin- und Cotiningehalte<br />

im Urin festgestellt als bei den Erwachsenen<br />

in den alten Ländern. Die entsprechenden<br />

Gehalte im Urin der Kinder in den<br />

alten und neuen Ländern unterscheiden sich<br />

nicht.<br />

Die Daten über die korporalen Belastungen<br />

verbessern die umweltepidemiologische Datenlage<br />

in Deutschland wesentlich und dienen<br />

als Basisdaten für die gesundheitsbezogene<br />

Umweltberichterstattung sowie als<br />

Ausgangsdaten zur Konzeption und Überprüfung<br />

von Präventions-, Interventions- und<br />

72<br />

Verminderungsstrategien im Bereich der gesundheits-<br />

und umweltpolitischen Umsetzung.<br />

Bei einem Unterkollektiv von 1295 Erwachsenen<br />

und 695 Kindern wurde im Rahmen<br />

des Umwelt-Surveys 1990/92 PCP im Urin<br />

bestimmt. Die Ergebnisse sind nicht in Band<br />

Ιa enthalten, seien aber hier ergänzend angegeben.<br />

In Jahren 1990/92 betrug der mittlere<br />

PCP-Gehalt im Urin der erwachsenen<br />

Bevölkerung 1,9 µg/g Creatinin und der der<br />

Kinder 2,9 µg/g Creatinin. In den alten Ländern<br />

ist für 1990/91 (GM=2,0 µg/g Creatinin)<br />

feststellbar. Unterschiedliche Belastungen in<br />

den alten und neuen Ländern konnten zwar<br />

bei den 6- bis 14jährigen Kindern, nicht jedoch<br />

bei den 25- bis 69jährigen Erwachsenen<br />

beobachtet werden. Die mittlere PCP-<br />

Konzentration im Urin der westdeutschen<br />

Kinder (3,2 µg/g Creatinin) lag signifikant über<br />

der der ostdeutschen Kinder (2,3 µg/g<br />

Creatinin). 1990/92 wurden bei jeweils 0,5%<br />

der Erwachsenen und der Kinder PCP-<br />

Gehalte im Urin von mehr als 20 µg/g Creatinin<br />

HBM-Ι) ermittelt. Bei 0,2% dieser Personen<br />

war auch der HBM-ΙΙ-Wert (30 µg/g<br />

Creatinin) überschritten.<br />

Bei einem weiteren Unterkollektiv von 150<br />

Erwachsenen, die angaben, nie geraucht zu<br />

haben, und 668 Kindern zwischen 6 und 14<br />

Jahren wurden zusätzlich zu den in Band Ιa<br />

deskribierten Stoffen PAK-Metaboliten im Urin<br />

untersucht. Bei allen Metaboliten wurden<br />

bei Erwachsenen und Kindern der neuen<br />

Bundesländer signifikant höhere Gehalte<br />

festgestellt. So betrug z.B. die mittlere I-OH-<br />

Pyrenausscheidung bei Erwachsenen der<br />

neuen Bundesländer 284 ng/l und bei Erwachsenen<br />

der alten Bundesländer 99 ng/l.<br />

Hohe Gehalte der PAK-Metaboliten im Urin<br />

können u.a. durch eine falsche Angabe zum<br />

Rauchstatus verursacht sein.<br />

Die Ergebnisse des Umwelt-Surveys 1998<br />

werden Ende 2000 publiziert.<br />

Nach: WaBoLu-Heft 1/96:<br />

C. Krause, W. Babisch, K. Becker, W. Bernigau, K. Hoffmann, P. Nöllke, C. Schulz, R. Schwabe,<br />

M. Seiwert, W. Thefeld: Umwelt-Survey 1990/92, Band Ιa: Studienbeschreibung und Human-<br />

Biomonitoring: Deskription der Spurenelementgehalte in Blut und Urin der Bevölkerung der Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Weitere Literatur bei den Autoren.


M. Schwenk, Agenda 21 und ÖGD Umed Info <strong>10</strong><br />

Die Wahrung gesunder Lebensverhältnisse<br />

gehört zu den Kernaufgaben des öffentlichen<br />

<strong>Gesundheitsdienst</strong>es. In Anbetracht<br />

rasanter Umweltveränderungen<br />

mit potentiellen Auswirkungen auf die Gesundheit<br />

durch Klimaveränderungen, Bodenerosion,<br />

Wasserverschmutzung, Verkehr,<br />

Städtebau und andere Entwicklungen<br />

erscheint es naheliegend, die vorhandene<br />

Sachkompetenz der Umweltärzte<br />

des ÖGD nicht nur bei der Lösung aktueller<br />

Probleme, sondern auch für die Zukunftsbewältigung<br />

zu nutzen. Die Agenda<br />

21 bietet die Chance hierfür.<br />

Was ist die Agenda 21?<br />

Die Agenda 21 ist ein Leitbild für die Zu-<br />

Entwicklung der globalen Konzepte<br />

1962 R. Carson<br />

1972<br />

Club of<br />

Rome<br />

1984 WHO<br />

1992 UNO Agenda 21<br />

1999<br />

EU<br />

BRD<br />

kunftsgestaltung auf der Erde im 21. Jahrhundert.<br />

Sie wurde im Jahre 1992 von über<br />

170 Staats- und Regierungschefs/innen<br />

auf der Konferenz der Vereinten<br />

Nationen in Rio de Janeiro verabschiedet.<br />

Diese Vereinbarung ist Ausdruck<br />

des Bewusstseins, dass die Naturzerstörung<br />

durch den Menschen eingeschränkt<br />

Agenda 21 und ÖGD<br />

M. Schwenk<br />

Buch: „Der stumme Frühling“<br />

Hinweise auf Naturzerstörung durch den Menschen<br />

Buch: „Die Grenzen des Wachstums“<br />

Die Ressourcen der Erde sind erschöpflich<br />

Strategiepapier: „Gesundheit für Alle“<br />

Gemeinsame Zielvorgaben bis zum Jahre<br />

2000<br />

Dritte Ministerkonferenz über Umwelt und Gesundheit.<br />

Aktionsprogramm „Umwelt und Gesundheit“.<br />

werden muss, dass die Ressourcen der<br />

Erde beschränkt sind, und dass alle Länder<br />

der Erde gemeinsame Ziele setzen<br />

müssen.<br />

Die Agenda 21 mit ihren 40 Kapiteln ist<br />

auch ein globaler Aktionsplan. Sie geht<br />

von der fachlichen Prämisse aus, dass eine<br />

zukunftsfähige Entwicklung der<br />

Menschheit nur möglich sein wird, wenn<br />

die Erdatmosphäre geschützt, die Ressourcen<br />

geschont (Nachhaltigkeit) und alle<br />

Lebewesen beachtet werden. Sie macht<br />

die organisatorische Prämisse, dass diese<br />

Ziele nur durch Einbeziehung der Akteure<br />

auf lokaler Ebene erreichbar sein werden.<br />

Eine Schlüsselrolle spielt das Prinzip der<br />

Nachhaltigkeit, das in<br />

der Forstwirtschaft<br />

schon lange prakti-<br />

ziert wird: „Der Natur<br />

dürfen nur so viele<br />

Ressourcen entzogen<br />

werden, wie sie<br />

nachliefert“. Für die<br />

Zukunftsentwicklung<br />

bedeutet dies, dass<br />

der Mensch seine<br />

Bedürfnisse befriedigen<br />

soll, ohne zu riskieren,<br />

dass dies auf<br />

Kosten künftiger Generationen<br />

geschieht<br />

(englisch: „sustainability“).<br />

Dies lässt sich<br />

durch Beachtung folgender<br />

vier Prinzipien<br />

erreichen: Zukunftsfähigkeit durch<br />

sparsames Wirtschaften; soziale Gerechtigkeit<br />

auf der ganzen Erde; Schutz der<br />

Umwelt unter Beachtung der Regenerationsfähigkeit,<br />

und öffentliche Beteiligung<br />

durch Einbeziehung aller Betroffener.<br />

73


M. Schwenk, Agenda 21 und ÖGD Umed Info <strong>10</strong><br />

74<br />

1 Präambel<br />

Die 40 Kapitel der Agenda 21<br />

I Soziales und Wirtschaft<br />

2 Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern<br />

3 Armutsbekämpfung<br />

4 Veränderung der Konsumgewohnheiten<br />

5 Bevölkerungsdynamik<br />

6 Menschliche Gesundheit<br />

7 Nachhaltige Siedlungsentwicklung<br />

8 Integration von Umwelt- und Entwicklungs-<br />

zielen<br />

II Natürliche Ressourcen<br />

9 Schutz der Erdatmosphäre<br />

<strong>10</strong> Bodenressourcen<br />

11 Entwaldung<br />

12 Wüstenbildung und Dürren<br />

13 Berggebiete<br />

14 Landwirtschaft und ländliche Entwicklung<br />

15 Biologische Vielfalt<br />

16 Biotechnologie<br />

17 Ozeane und Meere<br />

18 Süßwasserressourcen<br />

19 Toxische Chemikalien<br />

20-2 Gefährliche, feste, radioaktive Abfälle<br />

III Rolle wichtiger Gruppen<br />

23 Präambel<br />

24 Frauen<br />

25 Kinder und Jugendliche<br />

26 Eingeborene Bevölkerungsgruppen<br />

27 Nichtstaatliche Organisationen<br />

28 Kommunen<br />

29 Arbeitnehmer und Gewerkschaften<br />

30 Privatwirtschaft<br />

31 Wissenschaft und Technik<br />

32 Bauern<br />

IV Möglichkeiten der Umsetzung.<br />

33 Finanzierung<br />

34 Technologietransfer<br />

35 Wissenschaft<br />

36 Schulbildung, Bewusstseinsbildung und berufliche<br />

Aus- und Fortbildung<br />

37 Stärkung personeller und institutioneller Kapazitäten<br />

in den Entwicklungsländern<br />

38 Institutionelle Rahmenbedingungen<br />

39 Rechtsinstrumente und -mechanismen<br />

40 Information


M. Schwenk, Agenda 21 und ÖGD Umed Info <strong>10</strong><br />

Agenda 21 und Gesundheit<br />

Die menschliche Gesundheit wird schwerpunktmäßig<br />

im Kapitel 6 behandelt, spielt<br />

aber auch in den Kapiteln 9, 18, 19, 20, 21,<br />

22, 24, 25 und 26 eine größere Rolle. Diese<br />

ist für den globalen Entwicklungsprozess in<br />

zweifacher Hinsicht von größter Bedeutung.<br />

Einerseits stellt die Gesundheit einen zentralen<br />

Grundwert an sich dar. Andererseits, ist<br />

sie Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung,<br />

die durch kranke Menschen<br />

schwerlich realisiert werden kann. In der Einleitung<br />

(Abschnitt 6.1) zum Kapitel Gesundheit<br />

steht:<br />

„Gesundheit und Entwicklung stehen in einer<br />

engen Wechselbeziehung zueinander. Entwicklungsdefizite<br />

und die daraus resultierende<br />

Armut, ebenso wie Entwicklungsmängel<br />

und der daraus resultierende verschwenderische<br />

Verbrauch können im Verbund mit einer<br />

kontinuierlich steigenden Weltbevölkerung<br />

sowohl in Entwicklungs-, als auch in Industrieländern<br />

Ursache gravierender umweltbedingter<br />

Gesundheitsgefahren sein. Die einzelnen<br />

Aktionspunkte der Agenda 21 müssen<br />

sich gezielt mit den Bedürfnissen der Weltbevölkerung<br />

im Bereich der primären Gesundheitsversorgung<br />

befassen, da diese eine<br />

unverzichtbare Voraussetzung für die Verwirklichung<br />

der Ziele nachhaltiger Entwicklung<br />

und basisorientierten Umweltschutzes<br />

sind. Aufgrund des Zusammenhangs zwischen<br />

Gesundheit, umweltbezogenen und<br />

sozioökonomischen Verbesserungen sind<br />

sektorübergreifende Bemühungen erforderlich.<br />

Solche Bemühungen, in die der Bildungsbereich,<br />

der Wohnungsbau, öffentliche<br />

Anlagen und kommunale Gruppen ebenso<br />

wie Wirtschaftsunternehmen, Schulen und<br />

Universitäten sowie religiöse Gruppen, Bürgerinitiativen<br />

und kulturelle Organisationen<br />

einbezogen werden müssen, sind darauf<br />

ausgerichtet, den Menschen innerhalb ihrer<br />

Gemeinschaften die notwendigen Fähigkeiten<br />

für eine nachhaltige Entwicklung zu vermitteln.<br />

Besonders wichtig ist dabei, dass<br />

auch Vorsorgeprogramme vorgesehen werden<br />

und nicht nur auf kurative und therapeutische<br />

Maßnahmen zurückgegriffen wird.<br />

Ausgehend von den einzelnen Programmteilen<br />

dieses Kapitels sollen die Länder Pläne<br />

für vorrangig durchzuführende Maßnahmen<br />

entwickeln, die auf einer Zusammenarbeit<br />

der verschiedenen Ebenen der Regierung,<br />

nichtstaatlicher Organisationen und örtlicher<br />

Gruppierungen basieren. Die Gesamtkoordination<br />

soll von einer geeigneten internationalen<br />

Organisation wie etwa der WHO übernommen<br />

werden“.<br />

Kapitel 6 der Agenda 21 hat fünf Schwerpunkte<br />

zum Thema Gesundheit. Darin wer-<br />

Kapitels 6: "Gesundheit":<br />

A. Primäre Gesundheitsversorgung<br />

B. Kontrolle übertragbarer Krankheiten<br />

C. Schutz empfindlicher Gruppen<br />

D. Gesundheitsprobleme der Städte<br />

E. Reduzierung der umweltbezogenen<br />

Gesundheitsrisiken<br />

den sowohl medizinische, als auch organisatorische<br />

Ziele formuliert wie z.B.: „ Reduktion<br />

der aktuellen Atemwegsinfektionen bei Kindern<br />

unter 5 Jahren um mindestens ein Drittel<br />

bis zum Jahre 2000, besonders in Ländern<br />

mit hoher Kindessterblichkeit“ und „bis<br />

zum Jahr 2000 sollen –soweit möglich- eine<br />

geeignete nationale Infrastruktur und Programme<br />

zur Beobachtung von Umweltgefahren<br />

entwickelt werden“. In Kapitel 6A wird ein<br />

Ausbau der Gesundheitsversorgung besonders<br />

dort, wo die Not am größten ist, gefordert.<br />

Diese Systeme sollen praktikabel, gemeindebezogen,<br />

wissenschaftlich vernünftig,<br />

sozial akzeptabel und zunächst auf die gravierendsten<br />

Probleme bezogen sein. In Kapitel<br />

6B wird ausgeführt, dass die Seuchenprävention<br />

weiterentwickelt werden<br />

muss, zumal dies kostengünstiger ist, als die<br />

Bekämpfung von Seuchen. Bei der Bekämpfung<br />

übertragbarer Krankheiten (z.B. Malaria,<br />

kindliche Diarrhö, Tuberkulose) werden spezifische<br />

Ziele formuliert, die durch nationale<br />

Aktionspläne realisiert werden sollen. Kapitel<br />

6C befasst sich mit besonders schützenswerten<br />

Gruppen. Hierzu zählen Kinder, Jugendliche<br />

und Frauen (besonders in der Schwangerschaft),<br />

auch unter dem Gesichtspunkt<br />

des Missbrauches. Als Weg für deren gesunde<br />

Entwicklung werden bessere medizinische<br />

Versorgung und Selbsthilfe, soziale Gleichstellung<br />

und Mitwirkung, aktive Familienprogramme<br />

und Zugang zum Bildungssystem<br />

angesehen. Kapitel 6D widmet sich den Problemen<br />

der Großstädte und Slums mit ihrer<br />

Massenarbeitslosigkeit und den damit verbundenen<br />

Erkrankungen und hygienischen<br />

75


M. Schwenk, Agenda 21 und ÖGD Umed Info <strong>10</strong><br />

Problemen. Auch hier wird ein Schlüssel zur<br />

Lösung im Ausbau des öffentlichen Gesundheitssystems<br />

und der Einbindung der betroffenen<br />

Gruppen in Entscheidungsprozesse<br />

gesehen. Im Kapitel 6E werden die Gesundheitsrisiken<br />

durch Umweltverschmutzung behandelt:<br />

Oberstes Ziel ist die Minimierung<br />

des Gefährdungspotentials und die Bewahrung<br />

der Umwelt dahingehend, dass Gesundheit<br />

und Sicherheit der Menschen nicht<br />

beeinträchtigt werden. Vorgeschlagen werden<br />

Überwachungssysteme und ein höherer<br />

Stellenwert der Umwelthygiene an Schulen<br />

und Universitäten.<br />

Aktionsprogramme und Agenda 21<br />

In den letzten Jahren wurden verschiedene<br />

nationale und internationale Programme zum<br />

Thema Umwelt und Gesundheit auf Basis der<br />

Agenda 21 formuliert. Davon sind zwei Programme<br />

für die Arbeit in Deutschland relevant:<br />

Hierzu gehört das Programm der dritten<br />

EU-Ministerkonferenz „Umwelt und Gesundheit“<br />

vom Juni 1999 in London. Diese schloss<br />

an die Konferenzen von 1989 in Frankfurt<br />

und von 1994 in Helsinki an. Die nahezu<br />

<strong>10</strong>00 Teilnehmer, darunter 70 Minister, sehen<br />

besorgniserregende Trends in Bereichen<br />

wie Klimaveränderung, Ozonabbau, unhaltbare<br />

Konsumgewohnheiten und Produktionsverfahren.<br />

Es wird eine Zusammenarbeit<br />

zwischen Gesundheits- und Umweltbereichen<br />

bei Entscheidungsprozessen in den Bereichen<br />

Verkehr, Wasserwirtschaft, Raumplanung,<br />

Infrastruktur u.a. empfohlen. Auch<br />

das deutsche Aktionsprogramm „Gesundheit<br />

und Umwelt“ der Gesundheitsministerin und<br />

des Umweltministers vom Jahre 1999 möchte<br />

die Zusammenarbeit an der Schnittstelle<br />

zwischen Gesundheits- und Umweltpolitik<br />

verbessern. Ziel ist es u.a., die Zusammenhänge<br />

zwischen Umwelt und Gesundheit<br />

aufzuklären und umweltbedingte Gesundheitsbelastungen,<br />

z.B. in der Außenluft zu<br />

verringern.<br />

Lokale Agenda 21<br />

In den letzten beiden Jahren kam der lokale<br />

Agenda 21 Prozess in Bewegung. Grundlage<br />

ist Kapitel 28 der Agenda 21, das bei der<br />

Umsetzung der Agenda Programme den<br />

Kommunen und Betroffenen eine zentrale<br />

Rolle zuschreibt. Inzwischen gibt es z.B. in<br />

Baden-Württemberg weit über <strong>10</strong>0 Agenda<br />

21 Projekte. Das Agenda 21 Büro an der<br />

Landesanstalt für Umweltschutz in Karlsruhe<br />

76<br />

bietet den lokalen Aktionen in Baden-<br />

Württemberg engagiert fachliche und organisatorische<br />

Unterstützung.<br />

Agenda 21 und ÖGD<br />

Es ist unschwer zu erkennen, dass der ÖGD<br />

bei der Realisierung der gesundheitlichen<br />

Ziele eine wichtige Rolle spielen sollte. Zum<br />

einen bietet er die gewünschten organisatorischen<br />

Strukturen die zur Zielerreichung benötigt<br />

werden. Zum anderen stimmen seine<br />

inhaltlichen Ziele in hohem Maße mit denen<br />

der Agenda 21 überein: Bekämpfung übertragbarer<br />

Krankheiten und Reduzierung umweltbezogener<br />

Gesundheitsrisiken gehören<br />

zu seinen Kernaufgaben. Ebenso die Mitwirkung<br />

bei der Lösung der Gesundheitsprobleme<br />

der Städte, auch wenn die Kriterien für<br />

eine Gesundheitsverträglichkeitsprüfung<br />

noch nicht allgemein anerkannt sind. Insgesamt<br />

kann man sagen, dass sich die gesundheitsbezogenen<br />

Maßnahmen der Agenda<br />

21 weitgehend mit den Aufgaben des<br />

ÖGD decken.<br />

Bei einer Analyse der laufenden lokalen Agenda<br />

21 Projekte in Baden-Württemberg<br />

zeigte sich, dass dort gesundheitliche Aspekte<br />

bisher nur eine geringe Bedeutung haben.<br />

Entsprechend ergab eine Umfrage bei den<br />

Gesundheitsämtern, dass –abgesehen von<br />

einigen sehr engagierten Projekten- diese<br />

bisher nur wenig und unsystematisch in die<br />

Agenda 21-Prozesse eingebunden sind. Als<br />

Gründe werden die Überlastung, unklare Ziele,<br />

Vereinnahmung durch komplexe Gruppenprozesse,<br />

aber auch die noch unzureichenden<br />

Kenntnisse über die Agenda Prozesse<br />

angegeben.<br />

So ist es erforderlich, die gesundheitlichen<br />

Themen und organisatorischen Abläufe der<br />

Agenda im Gesundheitsbereich besser bekannt<br />

zu machen. Das Landesgesundheitsamt<br />

BW und das Agenda 21 Büro bei<br />

der Landesanstalt für Umweltschutz wollen<br />

diesen Prozess fördern. Erster Schritt war eine<br />

Veranstaltung zum Thema „Agenda 21<br />

und ÖGD“ im Herbst 1999 in Stuttgart. Darüber<br />

hinaus ist eine überregionale Kooperation<br />

mit dem nordrhein-westfälischen LÖGD<br />

angedacht, mit dem Ziel, die Gesundheitsämter<br />

an die Agenda 21 Prozessen heranzuführen.<br />

Dieser Prozess könnte in drei Stufen ablaufen:<br />

Weitere Verbreitung der Kenntnisse<br />

über Agenda 21, Erarbeitung von allgemein


M. Schwenk, Agenda 21 und ÖGD Umed Info <strong>10</strong><br />

gültigen und praktikablen Konzepten, Formulierung<br />

geeigneter Indikatoren und schließlich<br />

Mitgestaltung des Agende-Prozesses.<br />

In Anbetracht der großen Chance für eine<br />

konstruktive Zukunftsgestaltung sollte der<br />

ÖGD seine fachlichen und organisatorischen<br />

Sachkenntnisse vermehrt ihn den Agenda<br />

21-Prozess einfließen lassen. Das Landesgesundheitsamt<br />

BW wird bemüht sein, hierbei<br />

seine Rolle als fachliche Leitstelle aktiv<br />

zu spielen.<br />

77


78<br />

Umed Info <strong>10</strong>


Autorenverzeichnis Umed Info <strong>10</strong><br />

Autorenverzeichnis<br />

Herr M. Appelt<br />

Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg<br />

Wiederholdstraße 15<br />

70174 Stuttgart<br />

Herr Dipl. Ing. (FH) H. Bieberstein<br />

Reichsstraße 19<br />

01445 Radebeul<br />

Herr Dr. T. Gabrio<br />

Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg<br />

Wiederholdstraße 15<br />

70174 Stuttgart<br />

Frau Dr. S. Jovanovic<br />

Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg<br />

Wiederholdstraße 15<br />

70174 Stuttgart<br />

Frau J. M. Körber<br />

Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg<br />

Wiederholdstraße 15<br />

70174 Stuttgart<br />

Herr Prof. Dr. C. Krause<br />

Umweltbundesamt<br />

Institut WaBoLu<br />

Corrensplatz 1<br />

14195 Berlin<br />

Herr Dr. R. Madeleyn<br />

Filderklinik<br />

70794 Filderstadt<br />

Herr F. Maier<br />

ADL-Vertriebsgesellschaft mbH<br />

Jechtinger Straße 9<br />

79111 Freiburg<br />

Herr Dr. rer. nat. Palmgren<br />

Pegasus Labor GmbH<br />

Oberkasselerstraße 81<br />

40545 Düsseldorf<br />

Frau Dr. I. Piechotowski<br />

Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg<br />

Wiederholdstraße 15<br />

70174 Stuttgart<br />

Herr Dr. G. Schoenherr<br />

Kaiserwertherstraße 93<br />

40476 Düsseldorf<br />

79


Autorenverzeichnis Umed Info <strong>10</strong><br />

Herr Prof. Dr. M. Schwenk<br />

Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg<br />

Wiederholdstraße 15<br />

70174 Stuttgart<br />

Herr Dr. Senkpiel<br />

Medizinische Universität zu Lübeck<br />

Inst. f. med. Mikrobiologie u. Hygiene<br />

Ratzeburger Allee 160<br />

23538 Lübeck<br />

Frau Thomsen<br />

PMA Sindelfingen GmbH<br />

Nüßstraße 5<br />

7<strong>10</strong>65 Sindelfingen<br />

80

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