HAJO94
Das kostenlose Magazion für Lesben, Schwule und Transgender in Schleswig-Holstein
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HAJO 94 | März - Mai 2014<br />
-gramme kommen, ist es wirklich schwer, die<br />
Mädchen, denen gesagt wird: „Mensch, du bist<br />
sowas von unsexy, wenn du Mathe machst“ zu<br />
überzeugen, dass es okay ist. Meine Kinder kommen<br />
wütend nach Hause, weil ‚schwul‘ und ‚lesbisch‘<br />
auf den Schulhöfen häufig als Schimpfwörter<br />
benutzt werden. Und das ist genau da, wo man<br />
ansetzen muss, um diese tolerantere Gesellschaft<br />
zu entwickeln. Nicht bei den Erwachsenen.<br />
Zu euren Kampagnen gehört auch ein Theaterstück,<br />
mit dem eure Theaterpädagogin Blanca<br />
Fernandez an Schulen geht. Wie reagieren die Kinder<br />
darauf?<br />
Ja, Bianca Fernandez hat ein Theaterstück<br />
konzipiert mit dem Titel „Vielfalt ist Schönheit“.<br />
Gemeinsam mit einer Kollegin geht sie damit an<br />
Schulen und spielt vor 13-Jährigen, um mit ihnen<br />
über den Druck der Schönheitsindustrie ins<br />
Gespräch zu kommen. Die Reaktionen sind ganz<br />
spannend. Es entstehen tolle Auseinandersetzungen<br />
zwischen Mädchen und Jungen in der Klasse<br />
- über Vorgaben und Bilder, die das jeweilige Geschlecht<br />
davon hat, wie das andere Geschlecht zu<br />
sein hat. Im Großen und Ganzen ist Kritikfähigkeit<br />
da. Generell ist es aber so, dass die 13-Jährigen<br />
Germanys Next Topmodel toll finden und dann<br />
erst mal ein bisschen argwöhnisch unser Stück<br />
annehmen, aber darüber dann ins Gespräch kommen.<br />
Fühlen sich negative Ereignisse wie jüngst die<br />
Baden-Württembergische Petition „Kein Bildungsplan<br />
2015 unter der Ideologie des Regenbogens“<br />
dann manchmal wie ein Rückschlag an und wie<br />
geht Pinkstinks damit um?<br />
Mit unglaublicher Wut natürlich und Trauer. Ein<br />
Rückschritt ist es nicht, weil wir noch nicht viel<br />
weiter waren. Ich glaube manchmal, das einzig<br />
Gute an dieser Petition ist dass wir sehen, dass<br />
die Realität noch ganz anders ist und dass dieser<br />
Realität auch begegnet werden muss. Es ist einfach<br />
noch ein ganz, ganz weiter Weg und es wäre<br />
völlig naiv zu glauben, dass wir schon weit gekommen<br />
sind. Gerade auch wenn man sieht, wie<br />
stark das Gender-Marketing funktioniert. Das tut<br />
es ja, weil wir so homophob sind. Mein Junge soll<br />
Batman sein und meine Tochter Lillifee und dann<br />
ist alles richtig, weil dann nichts verquer ist – im<br />
Wahrsten Sinne des Wortes.<br />
Woher nehmt ihr die Motivation, um so beständig<br />
weiterzumachen wie bisher?<br />
Das könnten wir nicht machen, wenn wir nicht<br />
alle absolut dafür brennen würden. Jede_r auf seine<br />
Art und Weise, egal, ob männlich oder weiblich,<br />
ob wir queer oder straight sind. Wir brennen alle<br />
für die Gleichberechtigung, für eine buntere Welt.<br />
Für eine Welt, in der Kinder Menschen sein dürfen<br />
und nicht immer in Junge und Mädchen eingeteilt<br />
werden. Und wir werden auch nicht aufhören, bis<br />
wir nicht einiges erreicht haben.<br />
Was gehört zu euren schönsten Erfolgserlebnissen?<br />
Seite 18 | Im Gespräch