das magazin 11/12 2009 - Kölner Philharmonie
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I M F O K U S<br />
Laura Giordano<br />
Konzerttermin<br />
08.<strong>11</strong>.<strong>2009</strong> Sonntag 20:00<br />
Nicola Alaimo Bass (Don Pasquale)<br />
Mario Cassi Bariton (Dottor Malatesta)<br />
Alexej Kudrya Tenor (Ernesto)<br />
Laura Giordano Sopran (Norina)<br />
Gabriele Spina Bass (Un notaro)<br />
Coro del Teatro Municipale di Piacenza<br />
Orchestra Giovanile Luigi Cherubini<br />
Riccardo Muti Dirigent<br />
Gaetano Donizetti „Don Pasquale“<br />
Dramma buffo in drei Akten von Giovanni Ruffini<br />
und Gaetano Donizetti nach „Ser Marcantonio“<br />
von Angelo Anelli. Konzertante Aufführung in<br />
italienischer Sprache<br />
Ende ca. 22:45<br />
KölnMusik<br />
€ 10,– 27,– 44,– 64,– 82,– 92,–<br />
–,– Chorempore (Z)<br />
Seite 40<br />
Nicola Alaimo<br />
Hinterlistiger<br />
Schöngesang<br />
Riccardo Muti dirigiert Gaetano Donizettis<br />
meisterhafte Musikkomödie „Don Pasquale“<br />
69 vollendete Opern am Ende eines nur<br />
50-jährigen Lebens: Über den „Vielschreiber“<br />
Gaetano Donizetti hat man zwischenzeitlich<br />
immer wieder die musikwissenschaftliche<br />
Nase gerümpft. Mittlerweile hat ein unvoreingenommener<br />
und genauer Blick auf sein<br />
Gesamtwerk – über den Theatertellerrand<br />
der Kassenschlager „L’elisir d’amore“ und „Lucia<br />
di Lammermoor“ hinaus – längst die Wertschätzung<br />
hervorgebracht, die es insgesamt<br />
verdient. Immer außer Zweifel allerdings<br />
stand die herausragende Qualität des dramma<br />
buffo „Don Pasquale“ aus der Feder des<br />
damals 45 Jahre alten Komponisten. Die Arbeit<br />
habe ihn „mehr als zehn Tage Arbeit gekostet“,<br />
berichtet Donizetti, der zudem auch<br />
wesentlichen Anteil an der Ausarbeitung des<br />
Librettos hatte. In diesen wenigen Tagen war<br />
ihm, fünf Jahre vor seinem Tod in geistiger<br />
Umnachtung als Folge einer syphilitischen<br />
Erkrankung, ein inhaltlich wie musikalisch<br />
ausgereiftes Werk geraten. Kein altersweises<br />
opus summum, aber eine vom treffenden<br />
Witz und humanistischen Zynismus des Menschenkenners<br />
Donizetti gekennzeichnete<br />
Charakterkomödie. Donizetti, der nach dem<br />
Tod Bellinis <strong>das</strong> Feld der italienischen Oper<br />
beherrschte, war Wegbereiter für den frühen<br />
Giuseppe Verdi, und dessen späte musikalische<br />
Komödie „Falstaff“ ist ohne Donizettis<br />
„Don Pasquale“ nur schwer vorstellbar: Menschen<br />
spielen mit Menschen – und spielen<br />
einander dabei übel mit.<br />
Ernesto, der Neffe des alternden Junggesellen<br />
Don Pasquale, widersetzt sich den Vorstellungen<br />
und Wünschen seines Onkels und<br />
Vormunds. Er liebt die junge Witwe Norina<br />
und will um keinen Preis eine ihm von Pasquale<br />
zugedachte reiche Braut ehelichen.<br />
Diesem Trotz der Leidenschaft setzt Pasquale<br />
den Trotz seiner vermeintlichen Autorität<br />
entgegen: Er will nun selbst auf seine späten<br />
Tage noch heiraten und Ernesto damit um<br />
die Erbschaft bringen. Doktor Malatesta, Ratgeber<br />
des Jungen wie des Alten, mischt sich<br />
in <strong>das</strong> Spiel. Er stiftet mittels eines falschen<br />
Notars die Ehe zwischen Pasquale und seiner<br />
angeblichen Schwester Sofronia. Die ist keine<br />
andere als Norina selbst – was Ernesto kurzfristig<br />
in Verzweiflung stürzt, ehe er die hinterlistige<br />
Absicht erfährt: Norina wandelt sich als<br />
schüchterne Sofronia im Augenblick der Eheschließung<br />
zur kapriziösen Edelzicke. Pasquale<br />
wird von ihr im wahrsten Sinne des Wortes<br />
geohrfeigt und am Ende durch ein Stelldichein<br />
mit einem von Ernesto natürlich glaubhaft<br />
gespielten Liebhaber gehörnt. Nichts ist<br />
dem Alten am Ende lieber, als in Sofronia die<br />
von Ernesto geliebte Norina zu erkennen und<br />
beiden Segen und Erbschaft zu gewähren.<br />
Was aufs Erste wie eine standardisierte Commedia<br />
dell’Arte erscheint, ist bei genauem<br />
Hinsehen und Hinhören eine durchaus differenzierte<br />
Charakterstudie. In einer Stimmung<br />
von bösartiger Leichtigkeit markiert Donizetti<br />
mit musikalischer Ironie die permanente Ambivalenz<br />
jeder Figur. Die unterschiedlichen<br />
Gesichter, die ein Mensch haben kann und<br />
die nie zusammenzupassen scheinen, malt<br />
der Komponist gekonnt übereinander. Don<br />
Pasquale ist kein greiser Lüstling, sondern<br />
ein eher sentimentaler älterer Herr. Freilich<br />
ist er starrsinnig seinem Neffen Ernesto gegenüber,<br />
dem aber wiederum neben seiner<br />
romantischen Empfindsamkeit auch die berechnende<br />
Arroganz der Jugend eignet. Sein<br />
vorübergehender Weltschmerz ist nicht uneitel,<br />
und seine Serenade im dritten Akt ist Liebeserklärung<br />
an Norina und Provokation für<br />
Don Pasquale in einem. Provokation ist auch<br />
ein Handwerk, <strong>das</strong> die sonst so zärtliche Norina<br />
perfekt beherrscht. Ihre Auftrittsarie ist ein<br />
bezauberndes Charakterstück über Liebenswürdigkeit<br />
und Verschlagenheit zugleich.<br />
Und der Spielmacher Doktor Malatesta mag<br />
sich noch so sehr dem baritonalen Belcanto<br />
hingeben, in seinem rührenden Lobpreis der<br />
engelsgleichen Sofronia schimmert hinter<br />
allem Schmelz die Hinterlist. Don Pasquale<br />
bleibt am Ende zwar der Genarrte – und doch<br />
gebührt ihm, wenn auch lächelnd, alles Mitgefühl.<br />
Oliver Binder<br />
50<br />
51<br />
Riccardo Muti<br />
Foto: Klaus Lefebvre<br />
KÖNIG LEAR<br />
TRAGÖDIE<br />
VON WILLIAM SHAKESPEARE<br />
REGIE: KARIN BEIER<br />
AM 24.10. / 27.10. / 08.<strong>11</strong>. / 15.<strong>11</strong>. / 27.<strong>11</strong>.<br />
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