Sicher unterwegs (Auto - Kinder - Sitz) - Easy Drivers
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<strong>Sicher</strong> <strong>unterwegs</strong><br />
<strong>Auto</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>Sitz</strong><br />
Eine Informationsbroschüre von www.autokindersitz.at<br />
ÖSTERREICHISCHER<br />
VERKEHRSSICHERHEITSFONDS<br />
Österreich-Ausgabe<br />
Diese Broschüre wird gefördert vom<br />
Österreichischen Verkehrssicherheitsfonds und unterstützt vom<br />
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie
<strong>Sicher</strong> <strong>unterwegs</strong><br />
<strong>Auto</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>Sitz</strong><br />
Inhalt<br />
Zeit für <strong>Sicher</strong>heit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />
Mein <strong>Sitz</strong> ist mein Schutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />
Der <strong>Sitz</strong> und sein Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Aller guten <strong>Sitz</strong>e sind drei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Wir sind die Kleinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Wenn Babys reisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
Wann wechseln wir? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
Macht keinen Fehler!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
Wir sind die Mittleren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
Besonderheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
Straff & fest. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
Wir sind die Großen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
Drei in einer Reih'... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
Was genau ist ISOFIX? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
Alles rund ums <strong>Auto</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
Wir kaufen einen <strong>Kinder</strong>sitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Wirklich ein Schnäppchen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
Babybauch an Bord . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Besondere Bedürfnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
Von fliegenden <strong>Sitz</strong>en . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
<strong>Sicher</strong>heit beginnt im Kopf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
Lexikon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
Impressum:<br />
Medieninhaber und Herausgeber:<br />
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, Österreichischer<br />
Verkehrssicherheitsfonds<br />
Fachliche Beratung: Peter Jahn / www.autokindersitz.at<br />
Entwurf, Grafik, Layout: Dr. Peter Brezansky / www.pixmess.at<br />
Redaktion: Mag. Eveline Wögerbauer<br />
Fotos (wenn nicht anders vermerkt): Mag. Barbara Brezansky, Peter Jahn<br />
Wien, Februar 2008<br />
© BMVIT 2008, alle Rechte vorbehalten
Zeit für <strong>Sicher</strong>heit!<br />
Wir gratulieren...<br />
Gratulation zu Ihrem Kind! Es ist neu geboren oder vielleicht schon ein<br />
bisschen länger auf der Welt. Und es ist Ihr ganzer Stolz. Es wird von allen<br />
geliebt und bewundert, beschenkt und behütet. Doch – wird es auch wirklich<br />
immer und überall optimal geschützt? Im <strong>Auto</strong> zum Beispiel? Um so sicher<br />
wie in Mamas Bauch <strong>unterwegs</strong> zu sein, braucht es da nämlich einen<br />
<strong>Kinder</strong>sitz. Aber nicht irgendeinen. Sondern einen, der perfekt passt, korrekt<br />
sitzt und konsequent verwendet wird.<br />
Wir informieren...<br />
Haben Sie schon einen? Oder brauchen Sie noch<br />
einen? Bedenken Sie: Der <strong>Kinder</strong>sitz ist im <strong>Auto</strong><br />
der wichtigste Begleiter Ihres Kindes – im<br />
Ernstfall sogar sein Lebensretter. Egal ob neu<br />
oder gebraucht, geschenkt, gekauft oder geliehen:<br />
Der <strong>Kinder</strong>sitz muss von höchster Qualität<br />
sein, der aktuellen Prüfnorm entsprechen,<br />
hundertprozentig zu Kind und Fahrzeug passen,<br />
richtig montiert und auf jeder, wirklich jeder Fahrt<br />
verwendet werden. Ihr Kind verdient nun mal<br />
<strong>Sicher</strong>heit erster Klasse.<br />
Wenn Sie sich interessieren...<br />
Was Sie schon immer über <strong>Kinder</strong>sicherheit im <strong>Auto</strong> wissen wollten – Sie<br />
finden es hier und auf der vom Österreichischen Verkehrssicherheitsfonds<br />
unterstützten Webseite www.autokindersitz.at. Nehmen Sie sich Zeit für die<br />
<strong>Sicher</strong>heit – für eine glückliche, sichere Kindheit Ihres Kindes! Denn wo auch<br />
immer Sie mit dem <strong>Auto</strong> <strong>unterwegs</strong> sind: Ihr Kind ist das kostbarste Gut an<br />
Bord. Wir freuen uns über Ihr Interesse und stehen Ihnen bei Auswahl,<br />
Montage und Verwendung des richtigen <strong>Kinder</strong>sitzes für Ihr Kind mit Rat und<br />
Tat zur Seite.<br />
Gute Fahrt – mit allen Kids im <strong>Kinder</strong>sitz – wünscht Ihnen<br />
herzlichst<br />
Peter Jahn<br />
<strong>Kinder</strong>sitz-Experte und Berater des Bundesministeriums<br />
für Verkehr, Innovation und Technologie in Sachen<br />
<strong>Kinder</strong>sicherheit im <strong>Auto</strong> – www.autokindersitz.at<br />
Seite 1
Seite 2<br />
Mein <strong>Sitz</strong> ist mein Schutz!<br />
Sparen, wo's geht – aber nicht bei der <strong>Sicher</strong>heit!<br />
Viele Eltern betrachten <strong>Kinder</strong>sitze als bloße „Aufbewahrungshilfen“ für den<br />
Nachwuchs im <strong>Auto</strong> oder gar nur als lästige gesetzliche Verpflichtung.<br />
Schnell fällt daher die Entscheidung: Stimmen Preis und Design, ist der <strong>Sitz</strong><br />
gekauft. Übersehen wird dabei oft, dass der <strong>Kinder</strong>sitz in erster Linie<br />
optimaler Schutz für das Kind sein muss. Denn während Mama und Papa in<br />
der ersten <strong>Sitz</strong>reihe neben Gurt, Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer auch<br />
noch mehrere Airbags und eine aktive Kopfstütze zur Verfügung haben,<br />
hängt das Überleben der <strong>Kinder</strong> im Ernstfall von einer einzigen Einrichtung<br />
ab: dem <strong>Kinder</strong>sitz. Also, liebe Eltern: Sparen, wo's geht – aber nicht bei der<br />
<strong>Sicher</strong>heit!<br />
Von Mücken und Elefanten<br />
Im Falle eines Unfalls werden Mücken nämlich schnell zu Elefanten. Bereits<br />
bei einem Zusammenstoß mit relativ niedriger Fahrgeschwindigkeit werden<br />
gewaltige Kräfte frei: So werden Pkw-Insassen bei einem 50 km/h-<br />
Frontalaufprall innerhalb einer Zehntelsekunde mit rund 30-fachem<br />
Körpergewicht nach vorne geschleudert. Ein Überleben in solchen Situationen<br />
ist nur bei konsequenter und korrekter Nutzung der vorhandenen<br />
passiven Schutzsysteme möglich.<br />
Foto: EuroNCAP
<strong>Sicher</strong> <strong>unterwegs</strong> - <strong>Auto</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>Sitz</strong><br />
Theorie und Praxis<br />
Knautschzonen, Airbags, <strong>Kinder</strong>sitz, Gurt & Co. leisten einen wertvollen<br />
Beitrag zu einer optimierten Insassensicherheit: Wenn es mit modernen<br />
Fahrzeugen von heute zu einem Crash kommt, haben die Passagiere<br />
aufgrund der hoch entwickelten <strong>Sicher</strong>heitssysteme gute Überlebenschancen<br />
– sofern alle vorhandenen <strong>Sicher</strong>heitsreserven auch tatsächlich<br />
genutzt werden. Soweit die Theorie. Die Praxis sieht leider anders aus.<br />
Aktuelle statistische Daten spiegeln noch immer viel zu viel Leichtsinn und<br />
Sorglosigkeit.<br />
Die traurige Wahrheit<br />
So sind laut aktuellen Erhebungen<br />
des Kuratoriums für<br />
Verkehrssicherheit noch immer<br />
knappe 10 Prozent der im <strong>Auto</strong><br />
mitfahrenden <strong>Kinder</strong> gänzlich<br />
ungesichert <strong>unterwegs</strong>. Und<br />
internationale Studien beweisen:<br />
Rund zwei Drittel aller <strong>Kinder</strong>sitze<br />
werden falsch montiert oder<br />
die <strong>Kinder</strong> darin fehlerhaft gesichert.<br />
Traurig, aber wahr: Die<br />
größte Gefahr auf unseren<br />
Straßen droht <strong>Kinder</strong>n dort, wo<br />
<strong>Kinder</strong>sicherungsquote<br />
in Österreich 2006<br />
<strong>Kinder</strong>sitz<br />
Gurt<br />
ungesichert<br />
Quelle:<br />
Kuratorium für Verkehrssicherheit, 2007<br />
37,2%<br />
9,2%<br />
sie sich eigentlich am sichersten fühlen: im <strong>Auto</strong> ihrer Eltern oder Großeltern.<br />
Denn die meisten im Straßenverkehr tödlich verunglückten <strong>Kinder</strong> kommen<br />
nicht als Fußgänger oder Radfahrer unter die Räder, sondern verlieren ihr<br />
junges Leben als Pkw-Passagiere.<br />
53,6%<br />
Seite 3
Seite 4<br />
Der <strong>Sitz</strong> und sein Gesetz<br />
Das Gesetz<br />
Das Gesetz liefert klare Richtlinien in puncto <strong>Kinder</strong>sicherheit im Pkw. Hier<br />
finden Sie die wichtigsten Bestimmungen – im Original-Gesetzestext auch<br />
unter www.autokindersitz.at nachzulesen.<br />
mJedes<br />
Kind hat Anspruch auf einen eigenen <strong>Sitz</strong>platz im Fahrzeug.<br />
mAuf<br />
allen mit Gurten ausgestatteten <strong>Sitz</strong>en müssen <strong>Kinder</strong> gesichert<br />
werden.<br />
m<strong>Kinder</strong><br />
unter 150 cm Körpergröße müssen mit geeigneten<br />
<strong>Kinder</strong>rückhaltesystemen gesichert werden. Diese müssen die<br />
<strong>Kinder</strong>sitzprüfnorm ECE 44 zumindest in der Version 03 (ECE 44/03)<br />
erfüllen.<br />
m<strong>Kinder</strong><br />
über 150 cm müssen mit den vorhandenen Fahrzeuggurten<br />
gesichert werden.<br />
mDer<br />
Fahrzeuglenker hat die Verantwortung für die Einhaltung der<br />
<strong>Kinder</strong>sicherungspflicht bis zum vollendeten 14. Lebensjahr des<br />
Kindes.<br />
mAuf<br />
<strong>Sitz</strong>plätzen, die nicht mit Gurten ausgestattet sind, dürfen <strong>Kinder</strong><br />
unter drei Jahren nicht befördert werden. <strong>Kinder</strong> über drei Jahren<br />
dürfen auf <strong>Sitz</strong>plätzen ohne Gurt nicht in der ersten <strong>Sitz</strong>reihe befördert<br />
werden.<br />
mGrundsätzlich<br />
dürfen <strong>Kinder</strong> im <strong>Kinder</strong>sitz auch in der ersten <strong>Sitz</strong>reihe<br />
befördert werden. Verboten ist der Beifahrersitz allerdings für<br />
rückwärts gegen die Fahrtrichtung gerichtete <strong>Kinder</strong>sitze, wenn der<br />
Front-Airbag nicht abgeschaltet ist. Bei vorwärts gerichteten <strong>Sitz</strong>en<br />
sind bei aktivem Airbag<br />
jedenfalls die Betriebsanleitungen<br />
von <strong>Kinder</strong>sitz<br />
und Fahrzeug zu beachten.<br />
mIst<br />
der <strong>Sitz</strong>platz nur mit<br />
einem Beckengurt (Zweipunktgurt)<br />
ausgestattet,<br />
muss das <strong>Kinder</strong>rückhaltesystem<br />
auch dafür<br />
zugelassen sein.
<strong>Sicher</strong> <strong>unterwegs</strong> - <strong>Auto</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>Sitz</strong><br />
Die Sanktionen<br />
Schwere Sünden – strenge Strafen: Mit Einführung des Vormerksystems,<br />
des österreichischen Punkteführerscheins, im Jahr 2005 wurden auch die<br />
Sanktionen für das ungesicherte Befördern von <strong>Kinder</strong>n strenger: Nunmehr<br />
drohen generell, außer bei geringfügigsten Vergehen, Anzeigen mit<br />
dramatischen Konsequenzen. Heißt im Klartext: Vormerkung im Führerscheinregister<br />
und Geldstrafen von bis zu EUR 5.000,-.<br />
Verglichen mit den Folgen für ein ungesichertes Kind im Falle eines Unfalls<br />
sind diese Konsequenzen allerdings immer noch harmlos. Den Gesetzen<br />
des Rechtsstaats kann man sich in verantwortungsloser Weise widersetzen<br />
– den Gesetzen der Physik aber nicht.<br />
Die Norm<br />
Die internationale Prüfnorm ECE 44 legt die Mindestanforderungen<br />
fest, die ein Rückhaltesystem für <strong>Kinder</strong> erfüllen muss, um eine<br />
Zulassung zu erhalten. Hochwertige <strong>Kinder</strong>sitze erfüllen aber in<br />
Sachen <strong>Sicher</strong>heit wesentlich höhere Anforderungen. Die<br />
Verbesserungen der Norm werden als Versionen bezeichnet und mit<br />
aufsteigenden Zahlen gekennzeichnet. Die Versionen 01 und 02 sind<br />
mittlerweile veraltet – die Verwendung von <strong>Sitz</strong>en dieser Versionen ist<br />
nicht mehr erlaubt. Die heute gültigen Versionen 03 und 04 sind<br />
anhand des ECE-Prüfzeichens auf jedem geprüften und normierten<br />
<strong>Kinder</strong>sitz erkennbar.<br />
§<br />
Seite 5<br />
B 1<br />
MODELL<br />
ECE R44/04<br />
Universal ISOFIX<br />
Universal<br />
9 - 18 kg Y<br />
E1<br />
04301133<br />
HERSTELLER<br />
Herstelleradresse<br />
A - PLZ Ort
Seite 6<br />
Aller guten <strong>Sitz</strong>e sind drei<br />
Ihr Kind braucht von seiner Geburt bis zu seiner frühen Jugend, konkret bis<br />
zum Erreichen einer Körpergröße von 150 cm, in der Regel drei verschiedene<br />
<strong>Kinder</strong>sitze: einen für die kleinsten, einen für mittelgroße und<br />
einen für große <strong>Kinder</strong>.<br />
Drei <strong>Sitz</strong>e für ein <strong>Kinder</strong>leben:<br />
1. Für die Kleinsten:<br />
ECE-Normgruppe 0+<br />
... bis max. 13 kg Körpergewicht = bis zu einem Kindesalter<br />
von etwa 15 Monaten – zumeist Babyschalen-sitze<br />
2. Für die Mittelgroßen:<br />
ECE-Normgruppe 1<br />
... von 9 bis 18 kg bzw. 1 bis 4 Jahren – 4 verschiedene<br />
Systeme, meistgenutztes Modell: <strong>Sitz</strong>schalen mit Hosenträgergurt<br />
3. Für die Großen:<br />
ECE-Normgruppen 2/3<br />
... von 15 bis 36 kg, von etwa 3 ½ Jahren bis zu einer<br />
Körpergröße von 150 cm. Stand der Technik: <strong>Sitz</strong>erhöhung<br />
mit integriertem Kopfschutz<br />
Achtung: Erst ab einer Körpergröße von 150 cm dürfen <strong>Kinder</strong><br />
ausschließlich den normalen Erwachsenengurt benutzen, also ohne <strong>Kinder</strong>rückhaltesystem<br />
<strong>unterwegs</strong> sein.
<strong>Sicher</strong> <strong>unterwegs</strong> - <strong>Auto</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>Sitz</strong><br />
Kompromisslösung Kombinationssitze<br />
Kombinationssitze sind spezielle <strong>Kinder</strong>sitze, die über längere Zeit hinweg,<br />
also gruppenübergreifend benutzt werden können – jeweils die ECE-<br />
Normgruppe 1 inkludierend.<br />
Beispiele für Kombi-<strong>Sitz</strong>e:<br />
Schalen, die zuerst für Babys und Kleinkinder entgegen der<br />
Fahrtrichtung verwendet und später in Fahrtrichtung gedreht werden<br />
können (Gruppen 0/1 oder 0+/1).<br />
<strong>Sitz</strong>kombinationen, die in der Normgruppe 1 mit Hosenträgergurt<br />
oder Fangtisch funktionieren und später mit dem normalen Dreipunktgurt<br />
auch für größere <strong>Kinder</strong> verwendet werden können (Gruppen<br />
1/2/3).<br />
Vor- und Nachteile der Kombi-<strong>Sitz</strong>e: siehe Seite 16.<br />
<strong>Auto</strong>kindersitze - Gewichtsklassen nach ECE R44<br />
0 ungefähres Alter des Kindes 9 Monate 3 Jahre 6 Jahre<br />
12 Jahre<br />
0 Gewicht des Kindes in kg 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 22 25 36<br />
Gruppe 0 < 10 kg<br />
Gruppe 0+ < 13 kg<br />
rückwärts gerichtet<br />
ISOFIX-Gewichtsklassen<br />
Gruppe 1 9 - 18 kg<br />
vorwärts gerichtet<br />
Top-Tether Benutzung<br />
Gruppe 2 15 - 25 kg<br />
rd<br />
Foto: Conco<br />
Foto: Kiddy<br />
Gruppe 3 22 - 36 kg<br />
Grafik: pixmess.at © 2007 autokindersitz.at<br />
Seite 7
Seite 8<br />
Wir sind die Kleinen!<br />
Der beste <strong>Sitz</strong> für Ihr Baby<br />
Es ist soweit: Ihr Baby fährt zum ersten Mal mit Ihnen im <strong>Auto</strong><br />
mit – wahrscheinlich auf der großen Überfahrt vom Spital nach<br />
Hause. Klarer Fall: Für Babys erste Fahrt muss alles perfekt<br />
sein. Hier der kinderleichte Leitfaden dazu...<br />
Sanft und sicher<br />
Schalensitze der ECE-Normgruppe 0+ sind die gebräuchlichste<br />
und sicherste Methode in Sachen Babytransport. Sie<br />
sind bis maximal 13 kg Körpergewicht zugelassen und müssen<br />
IMMER gegen die Fahrtrichtung verwendet werden. Bei einer<br />
Kollision wird der gesamte Rumpf des Kindes samt Köpfchen<br />
durch die Rückenlehne gleichmäßig abgestützt. Veraltete<br />
Babyschalen, die nur bis 10 kg zugelassen sind, sollten<br />
keinesfalls verwendet werden.<br />
Achtung: Rückwärts gerichtete <strong>Kinder</strong>sitze dürfen NICHT auf dem<br />
Beifahrersitz verwendet werden, wenn dort ein aktiver Front-Airbag<br />
vorhanden ist. Kann der Airbag nicht abgeschaltet werden, muss der<br />
<strong>Kinder</strong>sitz auf der Rückbank, ebenfalls gegen die Fahrtrichtung, montiert<br />
werden.<br />
Moderne Babyschalen können auch mit einem Basisteil verwendet werden.<br />
Die Basis bleibt im <strong>Auto</strong>, die Schale wird auf der Basis eingeklinkt. Dadurch<br />
entfällt das manchmal etwas umständliche <strong>Sicher</strong>n mit dem Fahrzeuggurt.<br />
Solche Basisteile können mit dem Gurt oder auch mit ISOFIX (siehe Seite 21)<br />
befestigt werden.<br />
Quer oder verkehrt?<br />
Wannen sind meist speziell zugelassene <strong>Kinder</strong>wagenoberteile, die quer zur<br />
Fahrtrichtung auf der <strong>Sitz</strong>bank befestigt werden – sicherheitstechnisch sind<br />
diese Wannen gegenüber rückwärts gerichteten Schalen eindeutig im<br />
Nachteil. Außerdem sind die meisten Wickelkinder mit fünf Monaten nicht<br />
mehr bereit, im Wachzustand längere Zeit still liegen zu bleiben. Die<br />
zusätzliche Anschaffung einer Babyschale ist dann unvermeidlich, denn der<br />
direkte Wechsel in ein vorwärts gerichtetes System ist zu diesem Zeitpunkt<br />
noch viel zu früh (siehe Seite 10).<br />
Bestimmte Kombinationsprodukte können von Geburt an bis 18 kg (Gruppe 1)<br />
entgegen der Fahrtrichtung verwendet werden. Diese sind allerdings oft so<br />
groß und steil geformt, dass der Transport eines Neugeborenen problematisch<br />
ist. Alles in allem: Ein klarer Sieg für die moderne Babyschale!
Wenn Babys reisen<br />
Erste Fahrt – sichere Fahrt<br />
Unter diesem Motto sollte bereits die erste <strong>Auto</strong>fahrt des<br />
neuen Erdenbürgers von der Klinik nach Hause stehen. Ein<br />
Babyschalensitz kann praktisch bereits ab dem 1. Lebenstag<br />
verwendet werden – nach ambulanten Geburten muss<br />
jedoch der <strong>Kinder</strong>arzt grünes Licht für die Heimfahrt geben<br />
und das Kleine für transportfähig erklären. Für <strong>Kinder</strong> unter<br />
5 kg gibt es bei hochwertigen Schalen spezielle Kissen, um<br />
das Becken zu stützen und so genannte „<strong>Sitz</strong>verkleinerer“,<br />
die den Kopf stabilisieren.<br />
Unternehmen Sie mit Ihrem Sprössling in seinen ersten vier<br />
Lebensmonaten nur die allerwichtigsten Fahrten – Urlaubsreisen<br />
oder Besuche bei Familie und Freunden sollten erst<br />
etwas später wieder auf dem Programm stehen. Wer das<br />
Baby sehen will, kommt am besten selbst vorbei.<br />
Keine Schalen-Marathons!<br />
Moderne Babyschalen verleiten viele Eltern zu exzessiver Nutzung. Neben<br />
ihrer eigentlichen Funktion als Schutzsystem im Fahrzeug wird die Schale<br />
auch als Wippe zu Hause und bei Freunden eingesetzt. Auch im<br />
Einkaufswagen im Supermarkt findet eine derartige Schale locker Platz.<br />
Darüber hinaus ermöglichen spezielle Adapter den Gebrauch der <strong>Sitz</strong>schale<br />
als Ersatzkinderwagen. Das ist so schön praktisch und erweitert den<br />
Aktionsradius der jungen Eltern ungemein. In Summe erlebt Ihr Baby auf<br />
diese Weise viele Stunden bewegungslosen Verharrens in seiner <strong>Sitz</strong>schale.<br />
Babys angewinkelte Beine drücken gegen den vollen Magen und dieser<br />
wiederum auf die Lunge – seine Atmung wird dadurch erschwert. Zudem<br />
bedeutet die gekrümmte Haltung eine starke Belastung der noch weichen<br />
Knochen. Eltern, die ihren <strong>Kinder</strong>n regelmäßig Schalensitz-Marathons<br />
zumuten, können wir nur ein zweistündiges regungsloses Probeliegen in<br />
einer Scheibtruhe empfehlen.<br />
Experten-Tipp: Lassen Sie Ihr Baby nach Möglichkeit nicht länger als eine<br />
halbe Stunde am Stück in seiner Schale liegen – im <strong>Kinder</strong>wagen liegt es bei<br />
weitem bequemer und gesünder. Setzen Sie die Babyliegeschale am besten<br />
nur dort ein, wo sie ursprünglich hingehört: im <strong>Auto</strong>.<br />
Seite 9
Seite 10<br />
Wann wechseln wir?<br />
Vom richtigen Zeitpunkt<br />
Nein, diesmal geht's nicht um den rechtzeitigen Boxenstopp<br />
zwecks Windelwechsel. Sondern um den richtigen Zeitpunkt<br />
für den Wechsel zum nächstgrößeren <strong>Kinder</strong>sitz. Auch wenn<br />
Sie es nicht erwarten können, Ihren kleinen Liebling endlich<br />
aus der <strong>Sitz</strong>schale in einen in Fahrtrichtung weisenden <strong>Sitz</strong> zu<br />
verfrachten: Wechseln Sie so spät wie möglich!<br />
Denn Babys haben einen – im Verhältnis zum gesamten<br />
Körper – extrem schweren Kopf. Rund ein Viertel der<br />
Gesamtmasse eines Babys macht allein der Kopf aus. Beim<br />
Transport gegen die Fahrtrichtung werden sowohl der Rumpf<br />
als auch der Kopf und damit auch der zarte, muskulär noch<br />
schwach entwickelte Hals gleichmäßig von der Rückenlehne<br />
der Babyschale abgestützt. <strong>Sitz</strong>t ein Kind allerdings zu früh in<br />
Fahrtrichtung, so wird im Falle einer Kollision zwar der Rumpf<br />
durch die Schultergurte gehalten, der Kopf schnellt dazwischen<br />
aber ungebremst nach vorne.<br />
60 Kilo Kopf<br />
Ein 6 Monate altes Kind wiegt etwa 8 kg, sein Kopf allein bereits<br />
rund 2 kg. Bei einem Aufprall mit Tempo 50 wäre sein Kopf dann<br />
– bedingt durch die einwirkenden physikalischen Kräfte – 30mal<br />
so schwer, er würde also kurzzeitig 60 kg wiegen.<br />
Schwerste Verletzungen der Halswirbelsäule können die Folge<br />
sein – an den Gesetzen der Physik ist eben nicht zu rütteln. Die<br />
Schlaf- oder Schlummerstellung des vorwärts gerichteten<br />
<strong>Sitz</strong>es verstärkt diesen Effekt in der Regel noch: Der Winkel<br />
zwischen Kopf und Körper wird im Fall des Aufpralls noch<br />
extremer, die Belastung für die kindliche Halswirbelsäule noch<br />
dramatischer.<br />
Bitte warten...<br />
Auch wenn die Beine Ihres Kindes bereits über den unteren Schalenrand<br />
hinausragen oder sogar fest gegen die Rückenlehne drücken – warten Sie<br />
noch so lange wie möglich mit dem <strong>Kinder</strong>sitz-Wechsel ab. Denn die<br />
rückwärts gerichtete Transportmethode ist auch jetzt noch mit Abstand die<br />
sicherste: Körper, Hals und Kopf werden im Kollisionsfall gleichmäßig und<br />
ohne Verdrehung über die stabile Rückenlehne der Babyschale abgestützt.<br />
<strong>Kinder</strong> in rückwärts gerichteten <strong>Sitz</strong>en haben ein deutlich geringeres<br />
Verletzungsrisiko als <strong>Kinder</strong> in anderen Rückhaltesystemen.
Wir sind die Kleinen!<br />
Gute Gründe für den Wechsel<br />
þIhr<br />
Kind reicht mit dem Scheitel bereits nah<br />
an den oberen Schalenrand heran. Dies ist<br />
vor allem bei veralteten Babyschalen der<br />
Gruppe 0 früh der Fall - diese Schalen sind,<br />
da nur bis 10 Kilogramm Körpergewicht<br />
zugelassen, in der Regel auch kleiner. In<br />
diesem Fall am besten in einen größeren,<br />
aber immer noch rückwärts gerichteten<br />
<strong>Kinder</strong>sitz der Gruppe 0+oder 1 wechseln.<br />
þIhr<br />
Kind erreicht das Grenzgewicht. Bei<br />
modernen Babyschalen der Gruppe 0+<br />
sind das 13 Kilogramm. Kann es noch nicht<br />
aus eigener Kraft stabil sitzen, braucht es<br />
einen größeren, ebenfalls gegen die<br />
Fahrtrichtung gerichteten <strong>Kinder</strong>sitz der<br />
Gruppe 1.<br />
þDas<br />
Kind wehrt sich vehement gegen die<br />
halb liegende, rückwärts gerichtete Position.<br />
Kann es schon sehr gut längere Zeit<br />
selbstständig sitzen, ist ein Wechsel in<br />
einen vorwärts gerichteten <strong>Sitz</strong> - am besten<br />
nach Rücksprache mit Ihrem <strong>Kinder</strong>arzt -<br />
möglich. Ist die Stützmuskulatur soweit<br />
gekräftigt, dass das eigene Körpergewicht gehalten werden kann,<br />
nimmt das Risiko einer Halswirbelverletzung mit steigendem Alter<br />
weiter ab.<br />
Seite 11
Seite 12<br />
Macht keinen Fehler!<br />
<strong>Sicher</strong>ung von Babyschalen: Richtig ist wichtig!<br />
mFalscher<br />
Gurtverlauf: Häufigster Fehler bei<br />
der Verwendung von Babyschalen: Der<br />
Fahrzeuggurt wird nicht korrekt um die Schale<br />
gelegt. Die fatale Folge: Bei einem Unfall kippt<br />
die Schale aus der vermeintlich sicheren<br />
Verankerung. Der Blick in die Bedienungsanleitung<br />
der Babyschale ist also von großer<br />
Bedeutung. Noch besser: Man lässt sich die<br />
Montage von einem fachkundigen Verkäufer<br />
Schritt für Schritt zeigen – und probiert die<br />
Sache in Anwesenheit des Profis auch gleich<br />
selbst aus.<br />
mFalsche<br />
Richtung: Immer wieder werden<br />
Babyschalen auch IN Fahrtrichtung verwendet<br />
oder nur mit dem Beckengurt befestigt. Dabei<br />
gilt doch der Grundsatz: Babyschalen nur<br />
GEGEN die Fahrtrichtung verwenden und<br />
IMMER mit Dreipunktgurt sichern.<br />
mZu<br />
kurzer Gurt: Wenn der Gurt zu kurz ist,<br />
sollte die Wahl auf ein Produkt mit alternativer<br />
Gurtführung fallen, das deutlich weniger<br />
Gurtband benötigt. In einem wirklich guten<br />
Fachgeschäft findet man dazu die entsprechende<br />
Beratung. Und nicht vergessen:<br />
Den <strong>Kinder</strong>sitz VOR dem Kauf im EIGENEN<br />
Fahrzeug ausprobieren!<br />
mLockere<br />
Schalen: Ein weiterer häufiger Fehler<br />
sind zu locker befestigte Babyschalen. Eine gut<br />
montierte Babyschale erkennt man auf den<br />
ersten Klick: Beim Druck auf die Lösetaste des<br />
Fahrzeuggurts sollte die soeben befestigte<br />
Babyschale förmlich aus der <strong>Sitz</strong>bank „heraushüpfen“.<br />
Wenn nicht, war sie zu locker angegurtet.
Wir sind die Kleinen!<br />
mLockere<br />
Gurte: Die Schultergurte müssen so<br />
straff am Körper anliegen, dass bestenfalls eine<br />
flache Hand zwischen Gurt und Brustkorb<br />
passt.<br />
mDicke<br />
Jacke – dickes Ende: Bei winterlichen<br />
<strong>Auto</strong>fahrten darf keine dicke Jacke zwischen<br />
Gurt und Kind liegen – sie würde im Fall des<br />
Unfalles die Schutzwirkung des Gurts beträchtlich<br />
verzögern. Der Experten-Tipp: Rein ins<br />
<strong>Auto</strong> – raus aus dem Anorak! Am besten zieht<br />
man dem kleinen Passagier die Jacke vor<br />
Fahrtantritt aus und deckt ihn gleich nach dem<br />
Anschnallen wieder damit zu. Trägt Ihr Baby<br />
einen Overall, so öffnen Sie den Zipp des<br />
Overalls so weit, dass die Gurte möglichst<br />
direkt am Körper liegen. Und natürlich warm<br />
einheizen, das versteht sich von selbst.<br />
mRisiko<br />
Schlummerstellung: Gefährlich sind auch Schalen, die zu flach<br />
im Fahrzeug positioniert sind. Dadurch steigen bei einem Crash nicht nur<br />
die Kopfbelastungen, es besteht auch die Gefahr, dass der Körper aus<br />
den Gurten herausrutscht.<br />
Seite 13
Seite 14<br />
Wir sind die Mittleren!<br />
Der richtige <strong>Sitz</strong> für Ihr Kleinkind<br />
Die ECE-Normgruppe 1 beschreibt die mittlere <strong>Kinder</strong>sitz-Kategorie, für<br />
<strong>Kinder</strong> von 9 bis 18 kg bzw. etwa 1 bis 4 Jahren. Diese <strong>Kinder</strong> sitzen in der<br />
Regel in einer weitgehend geschlossenen Schale, die mittels Fahrzeuggurt<br />
oder ISOFIX-System mit dem Fahrzeug fest verbunden ist.<br />
Reif für vorwärts gerichtete <strong>Sitz</strong>e sind <strong>Kinder</strong>, die schon längere Zeit aus<br />
eigener Kraft sitzen können. Kleinkinder schlafen bei längeren <strong>Auto</strong>fahrten<br />
aber auch noch des öfteren ein und brauchen daher seitliche Abstützung. Bei<br />
vielen <strong>Sitz</strong>en ist auch eine Neigungsverstellung vorgesehen. Bei Modellen<br />
mit integriertem Hosenträgergurt funktioniert diese Änderung der<br />
<strong>Sitz</strong>neigung oft in mehreren Stufen, auch wenn das Kind schon im <strong>Sitz</strong> sitzt.<br />
Bei Modellen, die direkt oder indirekt, etwa bei einem Fangkörper, den<br />
Fahrzeuggurt zur <strong>Sicher</strong>ung brauchen, ist die Positionsänderung nur in<br />
unbesetztem Zustand möglich. Diese <strong>Sitz</strong>e haben zumeist auch nur EINE<br />
Ruheposition.<br />
Die Normgruppe 1 bietet vier verschiedene <strong>Sicher</strong>ungsarten:<br />
1. Vorwärts gerichtete Hosenträgersysteme: Moderne,<br />
hochwertige <strong>Sitz</strong>e dieser Bauart sind mit speziellen Dämpfungssystemen<br />
ausgestattet, um die Halswirbelsäule des Kindes im<br />
Kollisionsfall vor Überdehnung zu schützen. Trotzdem sollte man ein<br />
Kind erst so spät wie möglich in ein vorwärts gerichtetes System<br />
setzen.<br />
2. Rückwärts gerichtete Hosenträgersysteme: Sie bieten<br />
bei schweren Frontalkollisionen den besten Schutz. Besonders<br />
vorteilhaft sind ISOFIX-Systeme, die zuerst gegen (reboard) und<br />
dann in Fahrtrichtung montiert werden können. Nachteile der<br />
Reboards: Die <strong>Kinder</strong> haben weniger Sicht auf Verkehrsgeschehen<br />
und Mitfahrer und werden dadurch meist schneller unruhig. Manche<br />
<strong>Kinder</strong> vertragen auch das „Rückwärtsfahren“ nicht so gut.<br />
Problematisch ist bei größeren <strong>Kinder</strong>n auch die mangelnde<br />
Beinfreiheit.
Wir sind die Mittleren!<br />
3. Fangkörpersysteme: Diese <strong>Kinder</strong>sitzart wird besonders bei<br />
Kombinationssitzen eingesetzt. Vorteilhaft sind die einfache<br />
<strong>Sicher</strong>ung und die Bewegungsfreiheit auch für ältere <strong>Kinder</strong>, zudem<br />
ist es auch lebhaften <strong>Kinder</strong>n nicht möglich, sich selbst aus diesem<br />
<strong>Sitz</strong> zu befreien. Bei einer Frontalkollision kann der Oberkörper mit<br />
nach vorne gehen, wodurch die Nackenbelastungen geringer ausfallen.<br />
Von Nachteil sind das subjektive Engegefühl und die Tatsache,<br />
dass der Kopf – besonders größerer <strong>Kinder</strong> – bei seitlichen<br />
Kollisionen leichter an den Dämpfungselementen vorbeirutschen<br />
kann.<br />
4. Dreipunktgurt-Systeme: Hier werden <strong>Sitz</strong> und Kind<br />
gleichzeitig – und ausschließlich – mit dem Fahrzeuggurt gesichert.<br />
Dies ist vor allem für kleine <strong>Kinder</strong> bis etwa 13 kg nicht zu empfehlen.<br />
Vorsicht: In dieser <strong>Sicher</strong>ungsvariante werden besonders viele<br />
extrem billige und minderwertige Systeme angeboten. Hersteller von<br />
Qualitätsprodukten bieten für diesen Bereich Fangtische an. Zumeist<br />
sind solche Systeme auch als Kombinationssitze (siehe S. 16) ausgeführt<br />
und für mehrere Gewichtsgruppen verwendbar.<br />
Besondere Features am Beispiel Hosenträgersitz:<br />
1 Energieabsorbierende Schulterpolster: Sie bremsen den<br />
Oberkörper des Kindes sanfter ab und verringern<br />
gefährliche Spitzenbelastungen vor allem im Kopf- und<br />
Nackenbereich. Zur effizienten Wirkung muss der Gurt<br />
möglichst straff und direkt an der Schulter aufliegen.<br />
2 Spannvorrichtung für den Fahrzeuggurt: Zur möglichst<br />
straffen Befestigung eines <strong>Sitz</strong>es im Fahrzeug verfügen<br />
bessere <strong>Sitz</strong>e über einen Hebel, mit dem der bereits straff<br />
gezogene Fahrzeuggurt nochmals nachgespannt und der<br />
<strong>Sitz</strong> in die Polsterung des Fahrzeugs gepresst wird. Je<br />
früher der Kindeskörper im Fall eines Aufpralls an der<br />
Fahrzeugverzögerung teilnimmt, desto länger die<br />
„Bremsphase“ und desto geringer die Spitzenbelastungen.<br />
3 Integrierte Gurthöhenverstellung: einfaches Höherstellen<br />
der Schultergurte – kein lästiges Gurtumfädeln. So werden<br />
auch Bedienungsfehler vermieden.<br />
Foto: Recaro<br />
1<br />
Seite 15<br />
3<br />
2
Seite 16<br />
Foto: Concord<br />
Foto: Kiddy<br />
Foto: Grammer<br />
Besonderheiten<br />
Kombinationssitze – nicht jedes Kindes Sache...<br />
Kombinationssitze decken die Normgruppe 1 und noch eine<br />
oder mehrere andere Gruppen ab – und begleiten das Kind<br />
über viele Jahre seines Lebens. Finanzielle Ersparnis ist meist<br />
dennoch nicht gegeben: Zumindest mehrfach erneuerte<br />
<strong>Sitz</strong>bezüge sind mit einzukalkulieren.<br />
Die Nachteile<br />
Der Körper eines Kindes verändert sich zwischen dem 1. und<br />
12. Lebensjahr sehr stark – der <strong>Sitz</strong> kann also kaum dem<br />
Kleinkind ebenso wie dem jugendlichen Schüler optimal<br />
passen. Stichwort Technik: Die innerhalb eines Jahrzehnts<br />
entwickelten Produktverbesserungen in Sachen <strong>Sicher</strong>heit und<br />
Komfort können nicht genutzt werden – spätestens nach fünf<br />
Jahren ist ein <strong>Kinder</strong>sitz technisch veraltet.<br />
Die Vorteile<br />
<strong>Kinder</strong> mit besonderen Bedürfnissen oder <strong>Kinder</strong>, die nicht der<br />
„Normgröße“ entsprechen – also etwa besonders zarte oder<br />
korpulente <strong>Kinder</strong> – sind in einem Kombisitz besser aufgehoben.<br />
Vorteilhaft ist ein Kombiprodukt auch etwa für<br />
Großeltern, die abwechselnd unterschiedlich große Enkel<br />
befördern wollen. Fazit: Aus rein ökonomischen Gründen sollte<br />
man Kombinationssitze nicht anschaffen – gewisse individuelle<br />
Vorzüge rechtfertigen ihren Einsatz aber sehr wohl.<br />
Immer mit dabei: Integrierte <strong>Kinder</strong>sitze<br />
Sie sind fix in der <strong>Sitz</strong>bank verankert und können bei Bedarf aus dieser<br />
herausgeklappt werden. Für <strong>Kinder</strong> der Normgruppe 1 (9-18kg) werden<br />
zusätzlich in die Rückenlehne integrierte Hosenträgergurte<br />
oder aufsteckbare Fangtische angeboten. Neueste Entwicklungen<br />
bieten auch Seitenschutz im Kopfbereich an. Aktuelle<br />
Vergleichstests des ÖAMTC belegen, dass integrierte <strong>Sitz</strong>e mit<br />
klassischen <strong>Kinder</strong>sitzen vor allem beim Seitenaufprall<br />
sicherheitstechnisch noch nicht ganz mithalten können.<br />
Integrierte <strong>Sitz</strong>e sind zumeist nicht nachrüstbar und kosten<br />
deutlich mehr als herkömmliche <strong>Sitz</strong>e. Zielgruppe sind vor<br />
allem gewerbliche Nutzer wie etwa Taxiunternehmen oder z.B.<br />
Großeltern, die mit ihrem <strong>Auto</strong> schnell mal als Transportmittel<br />
einspringen.
Straff & fest<br />
Wie nehmen wir ihn denn?<br />
Hosenträgersitze sind die mit Abstand häufigste <strong>Sicher</strong>ungsart für „die<br />
Mittleren“. Unglaubliche 60 Prozent aller <strong>Kinder</strong>sitze werden aber falsch<br />
montiert bzw. <strong>Kinder</strong> nicht korrekt darin gesichert. Hier die zwei Kardinal-<br />
Fehler:<br />
1. Falsche Montage<br />
Die Bedienungsanleitung wird ignoriert, der <strong>Sitz</strong> falsch montiert.<br />
Der Fahrzeuggurt wird nicht in die vorgesehenen Führungen<br />
eingelegt und auch nicht ordnungsgemäß eingeklemmt. Die<br />
wenigsten <strong>Sitz</strong>e werden wirklich straff im <strong>Auto</strong> montiert. Oberste<br />
Faustregel daher: Straff befestigt ist ein Hosenträgersitz dann,<br />
wenn er sich – an der Rückenlehne gefasst – nicht merklich von<br />
der Fahrzeugsitzbank wegziehen lässt. Aufschlussreich ist auch<br />
der „Lösetest“: Man öffnet beim montierten <strong>Kinder</strong>sitz das<br />
Fahrzeuggurtschloss. In diesem Moment muss einem der <strong>Kinder</strong>sitz<br />
durch die nachlassende Spannung förmlich entgegenhüpfen.<br />
Foto: GDV<br />
Wichtig: Den <strong>Kinder</strong>sitz bei der Montage möglichst fest in die <strong>Sitz</strong>polsterung<br />
pressen. Erleichterte Montage bieten ISOFIX-<strong>Sitz</strong>e (siehe S. 21).<br />
2. Falsche <strong>Sicher</strong>ung<br />
Die Hosenträgergurte werden nicht straff genug festgezogen. Faustregel:<br />
Maximal eine flache Hand darf zwischen Schultergurt und Brustkorb des<br />
Kindes passen. Dicke Kleidungsschichten – Daunenjacke, Anorak & Co. –<br />
dürfen nicht zwischen Gurt und Kindeskörper liegen. Bei lockerem Gurt oder<br />
voluminöser Kleidung ist das Kind im Fall einer Kollision erheblich höheren<br />
Aufprallbelastungen ausgesetzt.<br />
Wechselfieber<br />
Auch hier gilt: So spät wie möglich wechseln! <strong>Kinder</strong> sollten erst mit etwa 110<br />
Zentimetern Körpergröße in eine <strong>Sitz</strong>erhöhung mit Rückenlehne wechseln.<br />
Dabei geht es nicht nur um Größe und Gewicht des jungen Passagiers, sondern<br />
vor allem um dessen geistige Reife. Denn ab nun wird das gute Kind in<br />
seinem <strong>Sitz</strong>kissen direkt mit dem Fahrzeug-Dreipunktgurt gesichert – und<br />
der ist frei beweglich... (Bild S. 31). Eine Rückkehr in den „alten“ <strong>Sitz</strong> führt<br />
meist zu massiven Protesten. Fazit: Auf den richtigen Zeitpunkt kommt es an!<br />
Seite 17
Seite 18<br />
Wir sind die Großen!<br />
<strong>Sitz</strong> für eine sichere Kindheit<br />
Die ECE-Normgruppen 2/3 bietet älteren <strong>Kinder</strong>n, von 15 bis 36 kg bzw. bis<br />
150 cm Körpergröße, optimale <strong>Sicher</strong>heit. Da die Kids unter einem Meter<br />
fünfzig für die ausschließliche Verwendung des Fahrzeuggurts zu klein sind,<br />
brauchen sie ein <strong>Sitz</strong>kissen – am besten in Kombination mit einer Rückenlehne,<br />
damit der Gurt perfekt über den Körper geführt werden kann und der<br />
Kopf geschützt ist.<br />
Schutz für den Bauch<br />
Die Gefahr einer Verletzung durch den<br />
Gurt besteht viel eher am Bauch als am<br />
Hals. Gute <strong>Sitz</strong>erhöhungen verfügen<br />
daher über spezielle Gurtführungen<br />
(Gurthaken oder -hörner), um vor allem<br />
den Beckengurt exakt über das kindliche<br />
Becken zu führen. Billigprodukte<br />
bieten diese Schutzeinrichtungen<br />
nicht. Bei ihnen besteht daher im Fall<br />
einer Kollision das Risiko des Beckengurt-Abgleitens<br />
in den Bauchraum –<br />
und somit schwerer Verletzungen an<br />
inneren Organen.<br />
Rückendeckung<br />
Die Rückenlehne – bei Qualitätsprodukten gleich fix montiert – erfüllt<br />
mehrere wichtige Schutzfunktionen:<br />
mSie<br />
führt den Schultergurt exakt über die Mitte der Schulter – die<br />
Gurtführung folgt automatisch dem höhenverstellbaren Kopfteil.<br />
mDie<br />
Rückenlehne ersetzt eine fehlende Fahrzeugkopfstütze.<br />
mSie<br />
bietet einen guten Seitenaufprallschutz für den Kopf und – bei<br />
neueren Modellen – auch für den Rumpf.<br />
mSie<br />
verhindert das Zusammensinken des Oberkörpers beim Einschlafen<br />
und vermeidet so einerseits das Absinken des Kopfes in den<br />
Entfaltungsbereich eines Seitenairbags und andererseits das Entgleiten<br />
des Kindes aus dem Schultergurt.<br />
mLast<br />
but not least bieten hochwertige Systeme auch eine definierte<br />
Ruhestellung, die das Schlafen auf langen Strecken deutlich<br />
angenehmer macht. Besonders komfortable Modelle bieten eine<br />
zusätzliche Beinablage.
Wir sind die Großen!<br />
Begleiter über viele Jahre<br />
Die <strong>Kinder</strong>sitze der Großen werden von allen <strong>Kinder</strong>rückhaltesystemen am<br />
längsten verwendet – bei einer Einsatzzeit von rund acht Jahren zahlt es sich<br />
daher absolut aus, ein hochwertiges Schutzsystem mit strapazierfähigem<br />
Bezug zu wählen. Apropos Bezug: Neutrale, zeitlose Designs sind auf lange<br />
Sicht die beste Wahl.<br />
Faule Kompromisse<br />
Traurig, aber wahr: Die <strong>Sicher</strong>ung von <strong>Kinder</strong>garten- und<br />
Schulkindern wird in vielen Familien mit der Zeit immer<br />
nachlässiger gehandhabt. Schuld daran: Zeitdruck und<br />
mangelnde Konsequenz. Der faule Kompromiss lautet dann<br />
oftmals: kein <strong>Sitz</strong>kissen mehr, aber angeschnallt. Ein fataler<br />
Fehler im Falle einer Kollision: Bei einem Aufprall wird das<br />
Kind in die <strong>Sitz</strong>bank gedrückt und weicht dabei dem<br />
Beckengurt aus. Dieser rutscht vom Beckenknochen ab und<br />
dringt mit ungeheurer Wucht in den Bauchraum ein.<br />
Schwerste und lebensbedrohliche Unterbauchverletzungen<br />
sind die Folge.<br />
Gurt, quo vadis?<br />
Manche Gurte sind leider auf Irrwegen <strong>unterwegs</strong>: verdreht,<br />
falsch geführt, nicht straff genug. Häufigster Fehler beim<br />
<strong>Sicher</strong>n des Kindes: falscher Gurtverlauf im Beckenbereich.<br />
Der Beckengurt muss in beide Gurthaken eingelegt werden.<br />
Den Schultergurt hängt man in den näher liegenden<br />
Gurthaken des <strong>Kinder</strong>sitzes ein. Der Gurt muss über die Mitte<br />
der Schulter verlaufen – eine gute Rückenstütze ist dabei hilfreich.<br />
Zweithäufigster Fehler: Der Gurt ist nicht straff genug<br />
festgezogen. Wenn ältere <strong>Kinder</strong> selbst ihren Gurt schließen<br />
wollen, muss sich der Fahrer davon überzeugen, dass der<br />
Gurt auch tatsächlich straff sitzt.<br />
Fazit: Der Gurt muss richtig eingehängt und straffgezogen sein und er darf<br />
nicht verdreht sein. Achten Sie beim Kauf einer <strong>Sitz</strong>erhöhung darauf, dass sie<br />
mit dem Fahrzeug – insbesondere mit Kopfstütze und Gurtgeometrie –<br />
kompatibel ist. Ein Probeeinbau schafft in dieser Hinsicht Klarheit.<br />
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Seite 20<br />
Drei in einer Reih'...<br />
Alle einsteigen! Drei <strong>Kinder</strong> und mehr? Bitte sehr!<br />
Sollen auf einer <strong>Sitz</strong>bank drei <strong>Kinder</strong> nebeneinander mit <strong>Kinder</strong>sitzen<br />
gesichert werden, bedeutet das meist eine hohe technische Herausforderung.<br />
Wer in einem fünfsitzigen Fahrzeug des öfteren mehrere <strong>Kinder</strong><br />
transportieren will, sollte dies bereits bei der Auswahl des Fahrzeugs wie<br />
auch der <strong>Kinder</strong>sitze genau berücksichtigen.<br />
Die Mittelsitz-Schikane<br />
Häufigstes Problem, vor allem bei älteren Fahrzeugen: Auf dem Mittelsitz der<br />
Rückbank ist nur ein Beckengurt vorhanden. Bis auf wenige Ausnahmen sind<br />
die aktuellen <strong>Kinder</strong>sitze nicht mehr für diese Montageart zugelassen. Der<br />
nachträgliche Einbau eines Dreipunktgurts ist in den meisten Fällen nicht<br />
möglich bzw. zu teuer. Für <strong>Kinder</strong> unter 25 kg gibt es einige wenige <strong>Sitz</strong>e, die<br />
mit Beckengurt verwendet werden können. <strong>Kinder</strong> über 25 kg Körpergewicht<br />
brauchen zur optimalen <strong>Sicher</strong>ung ein <strong>Sitz</strong>kissen samt Rückenlehne und<br />
Dreipunktgurt.<br />
Probleme: Montage und Enge<br />
Aber selbst bei moderneren Fahrzeugen kann es eng werden, wenn die<br />
<strong>Sitz</strong>bank ungünstig ausgeformt ist oder schlicht nicht breit genug, um drei<br />
<strong>Kinder</strong>sitzen nebeneinander Platz zu bieten. Wenn man zu viert (Fahrer +<br />
drei <strong>Kinder</strong>) <strong>unterwegs</strong> ist, z.B. auf Kurzstrecken wie Schulweg oder Einkauf,<br />
kann man auch eines der <strong>Kinder</strong> samt <strong>Kinder</strong>sitz auf dem Beifahrersitz<br />
unterbringen. Zu fünft (zwei Erwachsene + drei <strong>Kinder</strong>) wird es dann meist<br />
schon problematisch – oder zumindest recht eng.<br />
Wir haben sehr viel Platz...<br />
Die beste Lösung für die Großfamilie ist<br />
sicherlich ein geräumiger Kompaktoder<br />
Minivan, eventuell mit gleich<br />
breiten Einzelsitzen. Hier können dann<br />
auch moderne Schutzeinrichtungen wie<br />
ISOFIX und integrierte <strong>Sitz</strong>e problemlos<br />
nebeneinander genutzt werden.<br />
Mögliche weitere Mitfahrer finden<br />
bequem in der dritten <strong>Sitz</strong>reihe Platz.<br />
Weitere Tipps und Tricks zum Thema<br />
„Drei und mehr <strong>Kinder</strong> im <strong>Auto</strong>“ unter<br />
www.autokindersitz.at!
Was genau ist ISOFIX?<br />
Sie haben schon von ISOFIX gehört, wissen aber nicht genau, worum<br />
es sich dabei dreht? Nun, mit dem Hund von Obelix hat es jedenfalls<br />
nichts zu tun. ISOFIX ist viel mehr eine weltweit normierte Steckverbindung<br />
zwischen entsprechend ausgestatteten Fahrzeugen und<br />
<strong>Kinder</strong>sitzen. ISOFIX-<strong>Sitz</strong>e werden nur über zwei Metallhaken mit dem<br />
Fahrzeug verbunden. Der Fahrzeuggurt ist dabei zur <strong>Sicher</strong>ung nicht<br />
erforderlich. Zusätzlich wird je nach Modell noch ein Stützbein oder ein<br />
weiter oben liegender Befestigungsgurt eingesetzt.<br />
ISOFIX – wie geht das?<br />
Grundvoraussetzung für ein funktionierendes ISOFIX-<br />
System: Sowohl <strong>Kinder</strong>sitz als auch Fahrzeug müssen<br />
über die passenden Verbindungselemente verfügen –<br />
siehe jeweilige Bedienungsanleitung. Suche nach der<br />
<strong>Sicher</strong>heit: Die ISOFIX-Halterungen am <strong>Auto</strong> sind zumeist<br />
ein wenig im Spalt zwischen <strong>Sitz</strong>lehne und -bank versteckt.<br />
Achtung! Manche Fahrzeuge sind in ihrer Bauart zwar<br />
prinzipiell auf ISOFIX vorbereitet – für die Montage der<br />
ISOFIX-Bügel muss man allerdings extra bezahlen. In<br />
manchen Fahrzeugen gibt es auf Wunsch ISOFIX auch auf<br />
dem Beifahrersitz.<br />
ISOFIX – was bringt es?<br />
Hier die wesentlichen Vorteile von ISOFIX<br />
1: Karosserie<br />
3: Rastarm<br />
5: Rastbügel<br />
þDurch<br />
den Wegfall der Befestigung mit dem Gurt werden nahezu alle<br />
Montagefehler ausgeschlossen.<br />
þDurch<br />
die starre Verbindung mit der Fahrzeugkarosserie nimmt der<br />
<strong>Kinder</strong>sitz und damit auch das Kind deutlich früher an der Fahrzeugverzögerung<br />
teil. Die „Bremsphase“ wird verlängert – geringere<br />
Spitzenbelastungen sind die Folge.<br />
þEinfacher<br />
und rascher Aus- und Einbau des <strong>Kinder</strong>sitzes – ISOFIX-<br />
<strong>Sitz</strong>e können in der Regel auch mit einem serienmäßigen Fahrzeugdreipunktgurt<br />
befestigt werden.<br />
Wichtig: Nicht jeder ISOFIX-<strong>Sitz</strong> ist in jedem <strong>Auto</strong> zulässig. Siehe also<br />
Fahrzeugliste des <strong>Kinder</strong>sitzes – sie informiert über die jeweilige<br />
Kompatibilität. Fahrzeuglisten sind tagesaktuell auch auf den Websites der<br />
<strong>Kinder</strong>sitz-Hersteller zu finden.<br />
Seite 21<br />
2 1<br />
3<br />
4<br />
Grafik: Römer<br />
5<br />
2: <strong>Kinder</strong>sitz<br />
4: Einführhilfe
Seite 22<br />
Alles rund ums <strong>Auto</strong><br />
Die Top-Ausstattung fürs Family-Fahrzeug<br />
Sie suchen ein Familienauto, in dem <strong>Sicher</strong>heit und Komfort für Groß und<br />
Klein groß geschrieben werden? So sieht sie aus, die familiengerechte<br />
Fahrzeugausstattung!<br />
1 Gurtkraftbegrenzer in der Gurtrolle mit<br />
Begrenzung der auf den Brustkorb wirkenden Kräfte<br />
2 Gurtstraffer – Begrenzung der auf das Becken<br />
wirkenden Kräfte<br />
3 Gurtstraffer im Gurtschloss<br />
4 Gurtstraffer mit Begrenzung der auf den Brustkorb<br />
wirkenden Kräfte<br />
5 Anti-submarining Gurtschlösser- verhindern das<br />
„Durchtauchen“ des Beckens unter dem Beckengurtteil<br />
6 Seitenairbags für den Brustkorbbereich<br />
Extras in Sachen <strong>Sicher</strong>heit:<br />
Grafik:<br />
7 Selbsteinstellende Frontairbags (Kraft und Größe der<br />
Entfaltung orientiert sich an unterschiedlichen Parametern<br />
wie Unfallschwere, Kollisionsart, Gewicht des Insassen)<br />
8 Windowbags für den Kopf (durchgängig für 1. UND<br />
2. <strong>Sitz</strong>reihe)<br />
9 Sensor für die <strong>Sitz</strong>position<br />
10 Deaktivierung für Beifahrerairbag<br />
11 ISOFIX-Ankerpunkte<br />
12 Airbagsteuergerät samt Auslösesensorik<br />
mDreipunktgurte<br />
auf allen <strong>Sitz</strong>plätzen, wenn möglich höhenverstellbar,<br />
Ausstattung mit Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer, tief liegende,<br />
bewegliche Gurtschlösser, obere Gurtumlenkpunkte liegen hinter der<br />
Ebene der <strong>Sitz</strong>bank-Rückenlehne, ausreichend lange Gurtbänder für<br />
die Montage von Babyschalen<br />
mHöhen-<br />
und neigungsverstellbare, bei Bedarf auch entfernbare Kopfstützen<br />
mIntegrierte<br />
<strong>Sitz</strong>e, optional verfügbar
<strong>Sicher</strong> <strong>unterwegs</strong> - <strong>Auto</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>Sitz</strong><br />
mISOFIX-Halterungen<br />
samt Top-Tether-Montagepunkten, zumindest<br />
an den beiden äußeren <strong>Sitz</strong>en der zweiten <strong>Sitz</strong>reihe, optional auch auf<br />
dem Beifahrersitz<br />
mAirbag-Deaktivierung<br />
am Beifahrersitz, am besten sensorgesteuert<br />
(CPOD), andernfalls mit Schlüsselschalter<br />
mEinklemmschutz<br />
bei elektrischen Fensterhebern und Schiebedächern<br />
mAusführliche,<br />
klar verständliche <strong>Kinder</strong>sitz-Verwendungshinweise im<br />
Fahrzeug-Handbuch<br />
mTrenngitter/-netz<br />
bei Kombis<br />
mVerbundglas<br />
auch bei den Seitenscheiben<br />
mSeiten-Airbags<br />
für Kopf und Brustkorb auch in der 2. und 3. <strong>Sitz</strong>reihe<br />
(zumindest optional)<br />
Extras in Sachen Komfort:<br />
mabgedunkelte<br />
Seitenscheiben, Sonnenrollos<br />
mStandheizung,<br />
optional<br />
mKlimaanlage<br />
mausreichend<br />
Beinfreiheit<br />
Die absoluten Don´ts im Familienauto:<br />
mAirbags,<br />
die nicht deaktiviert werden können<br />
mGurte,<br />
die quer durch das Ladeabteil geführt werden müssen<br />
mGurtbänder,<br />
die für eine ordnungsgemäße Babysitz-Montage zu kurz<br />
sind<br />
mBodenstaufächer<br />
mit schwach dimensionierten Deckeln, die<br />
Stützbeinen von <strong>Kinder</strong>sitzen nicht standhalten können<br />
Der beste Platz<br />
Der sicherste Platz für Ihr Kind ist der Mittelplatz der 2. <strong>Sitz</strong>reihe – wenn auf<br />
diesem alle notwendigen <strong>Sicher</strong>heitseinrichtungen vorhanden sind.<br />
Der zweitbeste Platz ist der rechte Seitenplatz der 2. Reihe.<br />
Seite 23
Seite 24<br />
Wir kaufen einen <strong>Kinder</strong>sitz!<br />
Leitfaden für den <strong>Kinder</strong>sitzkauf<br />
Schritt 1: Erstellen eines persönlichen Profils<br />
Ein <strong>Kinder</strong>sitz, der perfekt zu Kind<br />
und <strong>Auto</strong> passt, ist manchmal gar<br />
nicht so leicht zu finden. Lesen Sie<br />
dazu unseren Leitfaden – er liefert<br />
Ihnen Schritt für Schritt konkrete<br />
Unterstützung. Hat Ihr Kind aber<br />
bereits einen hochqualitativen<br />
<strong>Kinder</strong>sitz, stellt sich zuerst einmal<br />
die Frage, ob die Zeit wirklich schon<br />
reif für das nächste <strong>Sitz</strong>modell ist –<br />
siehe dazu auch Seite 10.<br />
mWie<br />
schwer und wie groß ist mein Kind?<br />
mIn<br />
welchem/n <strong>Auto</strong>/s will ich es transportieren? Welche Marke, Type?<br />
Gibt es spezielle Ausstattungen für <strong>Kinder</strong> (z.B. ausschaltbarer<br />
Beifahrer-Airbag, ISOFIX-Halterungen, höhenverstellbare Gurte,...)?<br />
mGibt<br />
es weitere Mitreisende (Geschwister, Oma, Freunde, Hund,...)?<br />
mGibt<br />
es besondere Bedürfnisse (z.B. häufige Langstreckenfahrten,<br />
benötigte individuelle <strong>Sitz</strong>-Lösungen)?<br />
Schritt 2: Einholen von Informationen<br />
mWas<br />
empfiehlt der Hersteller des Fahrzeugs in puncto <strong>Kinder</strong>sitze?<br />
mIch<br />
verschaffe mir einen Überblick über – für mein Kind und mein <strong>Auto</strong> –<br />
geeignete Systeme, u.a. auf der <strong>Kinder</strong>sitzdatenbank von<br />
www.autokindersitz.at<br />
mIch<br />
informiere mich über <strong>Kinder</strong>sitz-Testberichte, z.B. unter<br />
www.oeamtc.at<br />
mIch<br />
besuche die Websites der <strong>Kinder</strong>sitz-Hersteller.<br />
mIch<br />
wähle eine professionelle Verkaufsstelle mit fachlich kompetenter<br />
Beratung aus.<br />
Nach solch perfekter Vorbereitung können Sie beruhigt einkaufen gehen –<br />
auch aus Expertensicht gibt es grünes Licht für den <strong>Kinder</strong>sitzkauf!
<strong>Sicher</strong> <strong>unterwegs</strong> - <strong>Auto</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>Sitz</strong><br />
Experten-Tipps:<br />
þNehmen<br />
Sie bitte unbedingt Ihr Kind und Ihr(e) <strong>Auto</strong>(s) zur Kaufberatung<br />
mit.<br />
þNehmen<br />
Sie sich Zeit für die Beratung – und eine Begleitperson mit,<br />
die während des Verkaufsgesprächs auf Ihr Kind aufpasst.<br />
þEin<br />
guter Verkaufsberater wird Sie nach einigen Punkten fragen, die<br />
Sie in Schritt 1 schon eruiert haben. Bei ISOFIX-<strong>Sitz</strong>en muss<br />
unbedingt geprüft werden, ob der <strong>Sitz</strong> für das jeweilige Fahrzeug<br />
freigegeben ist (Fahrzeugtypenliste).<br />
þLassen<br />
Sie sich die Funktionen genau vorführen und erklären – am<br />
besten anhand eines Demo-<strong>Sitz</strong>es, den es in jedem guten<br />
Fachgeschäft gibt.<br />
þProbieren<br />
Sie die Montage des <strong>Kinder</strong>sitzes im EIGENEN Fahrzeug<br />
mit Ihrem EIGENEN Kind aus – unter Anleitung des Verkäufers.<br />
Drei Euro für die <strong>Sicher</strong>heit<br />
Keine Frage: <strong>Sicher</strong>heit kostet Geld. Doch nicht so viel, wie Sie vielleicht<br />
denken. Alles in allem belaufen sich die Kosten für die drei unterschiedlichen<br />
<strong>Kinder</strong>sitz-Modelle, die Ihr Kind bis zum Erreichen einer Körpergröße von<br />
150 cm braucht, auf rund EUR 500,-. Das sind nicht einmal EUR 3,- pro<br />
Monat. Da wird für Spielzeug oder Schokolade weit mehr ausgegeben. Drei<br />
Euro für die <strong>Sicher</strong>heit – weil Ihr Kind es Ihnen Wert ist.<br />
Seite 25
Seite 26<br />
ALT<br />
Wirklich ein Schnäppchen?<br />
Veraltete <strong>Kinder</strong>sitze – große Gefahr<br />
Secondhand-Schlittschuhe entscheiden nicht über Leben und Tod –<br />
<strong>Kinder</strong>sitze aus zweiter Hand sehr wohl, wenn's bei einem Crash ums<br />
Überleben geht.<br />
Bei alten <strong>Kinder</strong>sitzen gibt es zwei große Probleme:<br />
NEU<br />
Entscheidende Unterschiede -<br />
was alten <strong>Sitz</strong>en fehlt:<br />
Modernes 5Pkt-Gurtsystem<br />
Zentralspannvorrichtung = gleichmäßige<br />
Gurtspannung<br />
Schultergurthöhenverstellung ohne<br />
Gurtumfädeln<br />
Energieabsorbierende Schultergurtauflagen<br />
(Reibung und Dämpfung)<br />
Energieabsorbierender Kunststoff im<br />
gesamten Rückenbereich<br />
Seitenaufprallschutz im Kopf-, Brustund<br />
Beckenbereich<br />
Gurtschloss mit hoher Schlossöffnungskraft<br />
Fahrzeuggurt mehrmals geklemmt,<br />
Gurtführung optimiert<br />
Zusätzliche Spannvorrichtung für den<br />
Fahrzeuggurt<br />
Eigenes Fach für die Bedienungsanleitung<br />
Leichte Liegeverstellung - Hohe, geschlossene<br />
Schale<br />
1. Veraltete Technik: Ein Produkt, das vor fünf<br />
Jahren noch top war, ist dies heute mit<br />
<strong>Sicher</strong>heit nicht mehr. Laufender technischer<br />
Fortschritt schützt immer effizienter vor<br />
Unfallfolgen, neuere <strong>Sicher</strong>ungssysteme<br />
bieten auch mehr Komfort.<br />
2. Gebrauchsschäden und Manipulationen:<br />
Ob Schultergurte, die nach dem Waschen des<br />
Bezugs falsch eingehängt werden, <strong>Sitz</strong>schalen,<br />
die nach einem Sturz auf den harten<br />
Kellerboden unsichtbare Strukturrisse aufweisen<br />
oder gar bereits höchster Belastung<br />
ausgesetzte „Unfallsitze“ – Veränderungen des<br />
<strong>Sicher</strong>ungssystems erhöhen das Risiko des<br />
Kindes im Fall eines Unfalls.<br />
Checkliste Secondhand-<strong>Sitz</strong>e<br />
Es gibt genügend gute Gründe, gerade bei <strong>Kinder</strong>sitzen<br />
nicht zu sparen. Soll oder muss dennoch ein gebrauchter<br />
<strong>Sitz</strong> zum Einsatz kommen, dann bitte nur nach folgenden<br />
Richtlinien:<br />
þECE-Norm<br />
R44/03 oder R44/04: Das ECE-<br />
Prüfzeichen muss auf jedem <strong>Kinder</strong>sitz<br />
angebracht sein. Die Prüfnummer muss mit 03<br />
oder 04 beginnen. Mit 02 oder gar 01 beginnende<br />
Nummern bezeichnen veraltete <strong>Sitz</strong>modelle, die<br />
nicht mehr verwendet werden dürfen.<br />
þGut<br />
gebaut und gut beraten: Übernehmen Sie<br />
nur Markenprodukte mit verlässlicher Ersatzteilversorgung<br />
und Kundenberatung durch den<br />
Hersteller.
<strong>Sicher</strong> <strong>unterwegs</strong> - <strong>Auto</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>Sitz</strong><br />
þMaximal<br />
vier Jahre: <strong>Kinder</strong>sitze für Babys und Kleinkinder sollten bei<br />
Übergabe nicht älter als vier Jahre sein (gilt für die Gruppen 0+/1).<br />
þKomplettpaket:<br />
Bedienungsanleitung – bitte vor dem Kauf lesen! –,<br />
einwandfreie Funktion aller beweglichen Teile und vollständiges<br />
Zubehör sind das A & O. Fehlen Bauteile oder scheinen Teile<br />
beschädigt oder nicht funktionstüchtig, lieber Hände weg!<br />
þVertrauenssache:<br />
Von enormem Vorteil ist ein <strong>Sitz</strong>, über dessen<br />
Vorgeschichte man Bescheid weiß und dessen Vorbesitzer man<br />
persönlich kennt. Lassen Sie sich vom Vorbesitzer die Unfallfreiheit<br />
des <strong>Sitz</strong>es bestätigen.<br />
þWertvolle<br />
Information: Holen Sie Informationen über den Hersteller<br />
und dessen Empfehlungen ein!<br />
þPerfekte<br />
Passform:Auch der gebrauchte <strong>Sitz</strong> muss zu Kind und <strong>Auto</strong><br />
passen – genauso wie ein neuer. Auch die Montage des<br />
„Gebrauchten“ unbedingt vor Kauf bzw. Übernahme ausprobieren!<br />
þUnter<br />
der Lupe: Gebrauchte <strong>Sitz</strong>e können auch an bestimmten<br />
Stützpunkten der <strong>Auto</strong>fahrerclubs durch geschulte Mitarbeiter<br />
überprüft werden.<br />
Schutz durch das Gesetz<br />
In Österreich ist nicht nur der gewerbliche, sondern auch der private Handel<br />
mit gebrauchten <strong>Kinder</strong>sitzen, die nicht mindestens die Normversion ECE<br />
44/03 erfüllen, bei bis zu EUR 5.000,- Euro Strafe gesetzlich verboten.<br />
<strong>Auto</strong>kindersitz.at stellt allen Webseiten-Verantwortlichen,<br />
auf deren Internetseiten gebrauchte <strong>Kinder</strong>sitze<br />
angeboten werden, einen Warnhinweis in Form eines<br />
Signets zur Verfügung. Damit sollen Eltern darauf hingewiesen<br />
werden, beim Kauf eines gebrauchten<br />
<strong>Kinder</strong>sitzes unbedingt auf die entsprechende <strong>Sicher</strong>heitsnorm<br />
zu achten.<br />
Mehr dazu auf www.autokindersitz.at<br />
ACHTUNG!<br />
Handel und Verwendung von <strong>Kinder</strong>sitzen<br />
ohne gültige Prüfnorm sind VERBOTEN!<br />
Solche <strong>Kinder</strong>sitze sind LEBENSGEFÄHRLICH!<br />
Experten-Empfehlung: Sparen, wo's geht – aber nicht bei der <strong>Sicher</strong>heit:<br />
Lieber Secondhand-Jeans als ein zweitklassiger <strong>Kinder</strong>sitz!<br />
Seite 27
Seite 28<br />
Foto: HTS<br />
Fachliche Beratung: Renate Großbichler-Ulrich,<br />
Österreichisches Hebammengremium<br />
Weitere Infos: www.hebammengremium.at<br />
Babybauch an Bord<br />
Werdende Mamas im <strong>Auto</strong>: <strong>Sicher</strong>heit für zwei!<br />
Sie erwarten Nachwuchs? Wir freuen uns mit Ihnen – und wünschen Ihnen<br />
auch in diesen „anderen Umständen“ angenehme und vor allem sichere<br />
<strong>Auto</strong>fahrten. Was Sie als „auto-mobile“ werdende Mutter<br />
für sich und Ihr Baby im Bauch in Sachen <strong>Sicher</strong>heit tun<br />
können, erfahren Sie in den folgenden Tipps.<br />
Wie es Euch gefällt<br />
Mit dem <strong>Auto</strong>fahren halten Sie's am besten so wie mit<br />
allen Aktivitäten während der Schwangerschaft: Tun<br />
Sie's, solange Sie ein gutes Gefühl dabei haben!<br />
Schwangerschaft ist schließlich keine Krankheit, sondern<br />
ein ganz besonderer – und besonders schöner – Abschnitt<br />
im Leben einer Frau. Und Sie spüren selbst am<br />
besten, was Ihnen und Ihrem Baby im Bauch gut tut.<br />
<strong>Sicher</strong>heit groß geschrieben<br />
Natürlich werden Sie darauf achten, sich auch mit größer werdendem Bauch<br />
im <strong>Auto</strong> richtig anzuschnallen und damit sich selbst und Ihr Baby optimal zu<br />
schützen. Im Handel erhalten Sie für diese besonders „runden Wochen“<br />
spezielle Adapter-Gurte, die den Beckengurt optimal unterhalb des Babybauchs<br />
entlang führen.<br />
Bei längeren Fahrten heißt es öfter mal Pausen einlegen, aussteigen und<br />
sich bewegen. Damit beugen Sie der Bildung von Thrombosen vor – während<br />
der Schwangerschaft besteht in dieser Hinsicht oft erhöhtes Risiko.<br />
Zur Geburt nur mit Chauffeur!<br />
Unmittelbar vor der Geburt, wenn Sie bereits Wehen haben oder einen<br />
Blasensprung hatten, setzen Sie sich bitte nicht mehr höchstpersönlich<br />
hinters Steuer. Lassen Sie sich lieber ins Krankenhaus oder Geburtshaus<br />
fahren – von Ihrem Partner, einem Taxi oder der Rettung.<br />
Nach Hause nur mit <strong>Kinder</strong>sitz!<br />
Und wenn Sie dann stolz und glücklich mit Ihrem Neugeborenen nach Hause<br />
fahren, dann bitte – bereits ab der allerersten Fahrt – nur mit einem geeigneten<br />
<strong>Kinder</strong>sitz. Die Tragtasche auf dem Rücksitz mag vielleicht auf den<br />
ersten Blick mehr Geborgenheit für den Winzling vermitteln – eine geeignete<br />
<strong>Kinder</strong>sicherung im <strong>Auto</strong> ist sie aber nicht. Dafür gibt es <strong>Kinder</strong>sitze für die<br />
kleinsten Passagiere – siehe Kapitel „Wir sind die Kleinen!“, S. 8-11.
Besondere Bedürfnisse<br />
Für jedes Kind der beste <strong>Sitz</strong>!<br />
Jedes Kind ist einzigartig – dies gilt vor allem für <strong>Kinder</strong> mit besonderen<br />
Bedürfnissen. Um auch <strong>Kinder</strong> mit kleineren oder größeren Handicaps im<br />
<strong>Auto</strong> optimal zu sichern, bedarf es individueller Rückhaltesysteme.<br />
Schutz und Stabilisierung<br />
Bei kleinen <strong>Kinder</strong>n (Gruppe 0 und 0+) ist eine Standard-<br />
Babyschale für den Schutz und die Stabilisierung der<br />
<strong>Kinder</strong> im Fahrzeug meist ausreichend. Eine technische<br />
Herausforderung bedeutet dagegen die <strong>Sicher</strong>ung von<br />
älteren und schwereren <strong>Kinder</strong>n (Gruppe 1 bis 3), die<br />
aufgrund geistiger Beeinträchtigungen besonders aktiv<br />
sind und oft versuchen, sich aus dem Gurt zu befreien.<br />
Dies kann ein integrierter 5-Punkt-Gurt anstelle des<br />
gewöhnlichen 3-Punkt-Gurts verhindern.<br />
Gleiches gilt für <strong>Kinder</strong> mit körperlichen Beeinträchtigungen.<br />
Hier bietet der 5-Punkt-Gurt eine stabile<br />
<strong>Sitz</strong>position. Weitere Fixierungshilfen wie seitliche Stützelemente,<br />
Fußbänke oder Abduktionskeile können die<br />
Ausstattung ergänzen. Den Eltern größerer <strong>Kinder</strong> ermöglicht<br />
ein spezieller Drehadapter, die jungen<br />
Passagiere leichter in den <strong>Sitz</strong> zu setzen.<br />
Individuelle Lösungen<br />
Für <strong>Kinder</strong> mit besonderen Bedürfnissen werden von <strong>Kinder</strong>sitz-Herstellern<br />
in Zusammenarbeit mit Orthopädie-Technikern optimale individuelle<br />
<strong>Sicher</strong>ungssysteme entwickelt und gefertigt. Für schwerere <strong>Kinder</strong> ab 50 kg<br />
gibt es die Möglichkeit spezieller orthopädischer Fahrzeugsitze oder die des<br />
Transports mit einem im Fahrzeug gesicherten Rollstuhl.<br />
Moderne Technik für optimale <strong>Sicher</strong>heit<br />
Die gesetzliche Regelung lautet: Kann ein Kind aufgrund einer geistigen oder<br />
körperlichen Beeinträchtigung nicht mit einem nach ECE 44 geprüften<br />
<strong>Kinder</strong>sitz transportiert werden, bedarf es einer amtsärztlichen Bescheinigung.<br />
Doch jedes Kind muss optimal gesichert sein – besondere<br />
Bedürfnisse dürfen in Sachen <strong>Kinder</strong>sicherheit im <strong>Auto</strong> kein Handicap<br />
bedeuten. Kurz: Für jedes Kind der beste <strong>Sitz</strong>! Moderne Technik macht's<br />
möglich.<br />
Seite 29<br />
Fachliche Beratung: Andreas Steinhauer,<br />
Reha Partner GmbH Deutschland<br />
Weitere Infos: www.reha-partner.de
Seite 30<br />
Von fliegenden <strong>Sitz</strong>en<br />
Ein Test sagt mehr als tausend Worte.<br />
Nicht nur unsere <strong>Kinder</strong>, auch deren <strong>Sitz</strong>e müssen Prüfungen bestehen.<br />
Generell unterscheidet man zwei Arten von <strong>Kinder</strong>sitz-Tests:<br />
1. Normtests: Diese Aufprallversuche nach der Prüfnorm ECE 44 sind<br />
verpflichtend und Voraussetzung für die Zulassung des <strong>Kinder</strong>sitzes.<br />
Normtests stellen aber nur eine Mindestanforderung dar.<br />
2. Verbrauchertests: Deutlich härter sind da die Crashtests, die ein<br />
Konsortium europäischer Verbraucherschutz- und <strong>Auto</strong>fahrerverbände<br />
alljährlich durchführt. Hier werden pro getestetem<br />
<strong>Kinder</strong>sitz mehrere Aufprall-Simulationen mit deutlich<br />
höheren Belastungen als bei der Zulassung durchgeführt,<br />
darüber hinaus auch so genannte Handhabungsprüfungen<br />
mit Einbauversuchen in verschiedenen Fahrzeugen.<br />
Mehr dazu auch unter www.oeamtc.at/tests/kindersitze.<br />
Bei Verbrauchertests werden nur die jeweils neuesten<br />
oder verbesserten Modelle getestet – es wäre viel zu teuer,<br />
jeden <strong>Kinder</strong>sitz jährlich neu zu testen. Ein Blick auf die<br />
Ergebnisse der Vorjahre liefert daher gute Vergleichsmöglichkeiten.<br />
Foto: ADAC<br />
Sterne für die <strong>Sicher</strong>heit<br />
Beim EuroNCAP (www.euroncap.com), dem europäischen Neufahrzeug-<br />
Bewertungsprogramm, werden seit einigen Jahren auch Dummys in vom jeweiligen<br />
Fahrzeughersteller empfohlenen <strong>Kinder</strong>sitzen mitgetestet. In einem<br />
eigenen Testprotokoll werden auch Sterne für die <strong>Kinder</strong>sicherheit im <strong>Auto</strong><br />
vergeben. Bei diesen Tests spielt auch das jeweilige <strong>Auto</strong> eine große Rolle –<br />
also durchaus interessant beim Neukauf eines Familienfahrzeugs.<br />
Sieger sehen anders aus<br />
Verbrauchertests vermitteln einen wertvollen Überblick über die<br />
Schutzleistung verschiedener Produkte. Treffen Sie Ihre Kaufentscheidung<br />
aber nicht nur aufgrund von Testurteilen! Manchmal sehen Sieger-<strong>Sitz</strong>e<br />
anders aus: Der tollste Testsieger-<strong>Sitz</strong> nützt rein gar nichts, wenn er sich in<br />
Ihrem <strong>Auto</strong> nicht straff befestigen lässt oder Ihr Kind sich nicht darin wohlfühlt.<br />
Bei <strong>Kinder</strong>sitzen mit ISOFIX-Anbindung muss der <strong>Sitz</strong> auch für Ihr Fahrzeug<br />
zugelassen sein. Suchen Sie also immer mit Ihrem Kind und Ihrem <strong>Auto</strong> aus<br />
der Vorauswahl der Besten Ihren Sieger-<strong>Sitz</strong> aus!
<strong>Sicher</strong>heit beginnt im Kopf<br />
Bewusstsein braucht Vorbilder – und Konsequenz.<br />
Keine Frage: <strong>Kinder</strong> brauchen nicht nur hochwertige <strong>Kinder</strong>sitze, sondern<br />
auch eine ebenso gute Erziehung in Sachen <strong>Sicher</strong>heitsbewusstsein. Denn:<br />
<strong>Sicher</strong>heit beginnt im Kopf. <strong>Kinder</strong> sind der Spiegel ihrer Eltern: Wenn's bei<br />
Papa nicht „klick“ macht, wird auch der Junior Protest einlegen. Die<br />
Vorbildfunktion der Erwachsenen ist wichtiger Faktor der <strong>Sicher</strong>heitserziehung.<br />
Beweisen Sie daher auch auf kurzen Fahrten vorbildliche<br />
Selbstdisziplin und liebevolles Verantwortungsgefühl: Verzichten Sie<br />
niemals auf die Lebensretter <strong>Kinder</strong>sitz und Gurt!<br />
Von Nestflüchtern und Nervenproben<br />
Manchmal wird für Eltern <strong>Sicher</strong>heit zum Stress: Wenn die<br />
lieben Kleinen zu Nestflüchtern mutieren, wollen Verbote<br />
missachtet und Grenzen überschritten werden. Da wird<br />
zum Beispiel während der Fahrt der Ausstieg aus dem<br />
<strong>Kinder</strong>sitz probiert. Gelingt das Kunststück, ist Ihr Kind<br />
mächtig stolz – und Sie sind mächtig sauer. Bleiben Sie<br />
ruhig und halten Sie bei der nächsten sicheren Gelegenheit<br />
am Straßenrand. Erklären Sie Ihrem Kind, dass Sie sich<br />
Sorgen um seine <strong>Sicher</strong>heit machen und erst dann<br />
weiterfahren können, wenn es wieder angeschnallt ist. Und<br />
das Allerwichtigste: Bleiben Sie konsequent.<br />
Konsequenz für wilde Kerle<br />
Aufregende Zeiten macht man auch mit so manchem<br />
Schulkind mit: Halbwüchsige wollen naturgemäß schon<br />
erwachsen sein – und so manche „wilden Kerle“ geben auf<br />
dem Schulhof damit an, keinen „Babysitz“ mehr zu<br />
brauchen. Klar, dass auch Ihr Nachwuchs irgendwann und<br />
unter verschiedenen Vorwänden – der <strong>Sitz</strong> ist dann auf<br />
einmal so unbequem – nicht mehr auf seinem Hocker<br />
sitzen mag.<br />
Bleiben Sie in jedem Fall konsequent. Ihrem heranwachsenden Kind können<br />
Sie bereits genau erklären, was bei einem Unfall passiert und wie <strong>Kinder</strong>sitz<br />
und Gurt schützen. Erklären Sie ihm auch, dass Fahrer, die <strong>Kinder</strong> nicht<br />
richtig gesichert transportieren, von der Polizei hart bestraft werden.<br />
Besprechen Sie dieses Thema auch mit der Klassenlehrerin und mit jenen<br />
Eltern, deren <strong>Kinder</strong> behaupten, ungesichert mitfahren zu dürfen. Fährt Ihr<br />
Kind bei Verwandten, Freunden oder beim Sportverein mit, klären Sie bereits<br />
vor der Fahrt die korrekte <strong>Kinder</strong>sicherung.<br />
Seite 31<br />
Nestflüchter bei der “Arbeit”
Seite 32<br />
Alternative Abenteuer<br />
<strong>Sicher</strong> <strong>unterwegs</strong> - <strong>Auto</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>Sitz</strong><br />
Ein Bewusstsein in Sachen Mobilität und <strong>Sicher</strong>heit zeigt sich bereits bei der<br />
Wahl des Verkehrsmittels. Nicht jede Fahrt muss unbedingt mit dem <strong>Auto</strong><br />
absolviert werden: Spaziergänge bringen Bewegung ins Familienleben –<br />
und schonen unsere Umwelt. Per Fahrrad oder Bahn <strong>unterwegs</strong> zu sein<br />
bedeutet für Ihr Kind außerdem neue Erfahrungen und aufregende<br />
Abenteuer – und Groß und Klein haben Spaß daran.<br />
Webtipp: www.elternwerkstatt.at<br />
Viele weitere Fakten und Informationen, Wissenswertes, Tipps und die<br />
Möglichkeit, mit anderen Eltern und Experten in Kontakt zu treten,<br />
finden Sie auf unserer Homepage www.autokindersitz.at
Lexikon<br />
Medizinische Begriffe<br />
Abdominaltrauma Verletzung des Bauchraumes<br />
HWS-Trauma Verletzung der Halswirbelsäule<br />
SHT Schädel-Hirn-Trauma (schwere Kopfverletzung)<br />
Technische und fahrzeugtechnische Begriffe<br />
Airbag Luftsack, der sich bei einem Unfall explosionsartig entfaltet<br />
Aktive <strong>Sicher</strong>heit <strong>Sicher</strong>heitssysteme im <strong>Auto</strong>, die den Lenker beim aktiven Abwenden<br />
einer Gefahr unterstützen (z.B. ABS beim Bremsen, ...)<br />
ALR (KISI) System mechanische Einrichtung, mit der ein <strong>Auto</strong>matikgurt blockiert<br />
werden kann<br />
Beckengurt/Zweipunktgurt Fahrzeugsicherheitsgurt, der nur an zwei Punkten an der<br />
Karosserie befestigt ist (zumeist hinten in der Mitte)<br />
CPOD/Isocare automatische Airbag-Deaktivierung (Child Presence and<br />
Orientation Device)<br />
Dreipunktautomatikgurt Fahrzeugsicherheitsgurt, der mit drei Punkten an der Karosserie<br />
befestigt ist (Standard)<br />
Dummy Testpuppe zur Messung der körperlichen Belastungen bei einem<br />
Unfall<br />
ECE-R 44 Regelung Nr. 44 der ECE (Economic Commission of Europe)<br />
über die Prüfung von <strong>Kinder</strong>rückhaltesystemen<br />
EuroNCAP European New Car Assessment Programme, europäisches<br />
Neuwagenbewertungsprogramm<br />
Gurtkraftbegrenzer technische Einrichtung zur Begrenzung der vom Gurt auf den<br />
Menschen übertragenen Rückhaltekräfte<br />
Gurtlose Gurtlose liegt vor, wenn Gurte nicht so straff wie möglich<br />
gespannt sind<br />
Gurtstraffer technische Einrichtung, die bei einer Kollision den<br />
Fahrzeugsicherheitsgurt in Sekundenbruchteilen vorspannt<br />
Integrierte <strong>Kinder</strong>sitze <strong>Kinder</strong>rückhaltesysteme, die fest im Fahrzeug eingebaut sind<br />
<strong>Kinder</strong>rückhaltesystem(KRS) Überbegriff für alle Arten spezieller <strong>Kinder</strong>sicherungssysteme im<br />
Fahrzeug<br />
Knautschzonen Bereiche eines Fahrzeuges, die durch Verformung die<br />
Aufprallwucht dämpfen<br />
Passive <strong>Sicher</strong>heit <strong>Sicher</strong>heitssysteme im <strong>Auto</strong>, die bei einem Unfall ohne Zutun des<br />
Lenkers schützen (z.B. Gurt, Airbag, <strong>Kinder</strong>sitze,..)<br />
Reboardsystem ein nicht ganz korrekter, aber im Sprachgebrauch verankerter<br />
Ausdruck für ein rückwärts gerichtetes (rearward facing) KRS<br />
Submarining Ausdruck für das Durchtauchen des Beckens unter dem<br />
Beckengurt(-teil)<br />
Top-Tether Zusätzliche obere Befestigung bei ISOFIX-Montage
Weitere Informationen auf www.autokindersitz.at<br />
Si c h e r Un t e r we g s Oe s t e r r e i c h 2 0 0 8