Psychodynamische Grundhaltung in der ... - Rudolf-heltzel.de
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Vermögen stellt sich sozusagen selbst erst als Ergebnis längerer psychotherapeutischer<br />
Zusammenarbeit e<strong>in</strong>, muß also geför<strong><strong>de</strong>r</strong>t und entwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Dies geschieht nicht auf e<strong>in</strong>en Schlag, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>in</strong> unzähligen kle<strong>in</strong>en Episo<strong>de</strong>n,<br />
Lernerfahrungen und Tests, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient u. a. immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> überprüft,<br />
ob er überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar traumatisiert wer<strong>de</strong>n könnte.<br />
Was Herrn U. betrifft, so habe ich bereits angesprochen, wie massiv se<strong>in</strong>e sozialen<br />
Probleme zu Anfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie waren: er war arbeits- und wohnungslos,<br />
für se<strong>in</strong>e Verhältnisse hoch verschul<strong>de</strong>t, und es erwartete ihn e<strong>in</strong> Prozeß<br />
wegen schweren Hausfrie<strong>de</strong>nsbruchs und fortgesetztem Diebstahl. H<strong>in</strong>zu kamen<br />
die Probleme, die er sich durch dissoziale Rückfälle u.a. Eskapa<strong>de</strong>n während<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie neu schuf. So waren wir <strong>in</strong> <strong>de</strong>n ersten 2 Jahren eigentlich<br />
immer mit irgen<strong>de</strong><strong>in</strong>em se<strong>in</strong>er Problemthemen befaßt, die es zu klären und -<br />
möglichst - zu regeln galt. Ohne zeitweise recht aktives Engagement me<strong>in</strong>erseits<br />
wäre dies vermutlich kaum möglich gewesen, und so wur<strong>de</strong> ich allmählich<br />
zu e<strong>in</strong>er auch real be<strong>de</strong>utsamen Figur im Leben <strong>de</strong>s Patienten - mit all <strong>de</strong>n<br />
Konsequenzen für die Entwicklung e<strong>in</strong>er (negativen) Übertragung. - Trotz <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Risiken e<strong>in</strong>es solchen bifokalen Vorgehens boten sich auch zahlreiche Möglichkeiten<br />
geme<strong>in</strong>sam zu verstehen, was die verschie<strong>de</strong>nen Aktionen und Inszenierungen<br />
<strong>de</strong>s Patienten be<strong>de</strong>uteten, d. h. welche <strong>in</strong>neren Zustän<strong>de</strong> und<br />
Verfassungen er <strong>in</strong> diesen Externalisierungen auszudrücken versuchte. Es<br />
dauerte etwa 2-3 Jahre, also 100 Sitzungen, bis dieser Punkt erreicht war.<br />
6. Verstehen verborgener S<strong>in</strong>nhaftigkeit: Wer psychodynamisch arbeitet, <strong>in</strong>teressiert<br />
sich für verborgene S<strong>in</strong>nzusammenhänge, und zwar sowohl <strong>in</strong>trapsychisch<br />
als auch <strong>in</strong>terpersonell, sowohl im lebensgeschichtlichen Kontext als<br />
auch <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> aktuellen, szenischen Gestalt. Aus psychodynamischer Sicht haben<br />
alle Symptome und Verhaltensweisen e<strong>in</strong>en positiven S<strong>in</strong>n, e<strong>in</strong>e (mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
weniger) unbewußte Be<strong>de</strong>utung. Auch das auffallendste, skurilste, verrückteste<br />
Verhalten ist als <strong><strong>de</strong>r</strong> Versuch zu verstehen, ansonsten unerträgliche <strong>in</strong>trapsychische<br />
Konflikte zu bewältigen o<strong><strong>de</strong>r</strong> wenigstens <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Balance zu halten<br />
(Mentzos 1991, Mentzos (Hg.) 1992). Freilich erschließt sich uns <strong><strong>de</strong>r</strong> S<strong>in</strong>n nicht<br />
immer o<strong><strong>de</strong>r</strong> nur <strong>in</strong> Ansätzen, o<strong><strong>de</strong>r</strong> wir verstehen über längere Zeit gar nichts