gemeindebrief - Evangelische Kirchengemeinde Sulz am Neckar

dass etwas so Großes und scheinbar Mächtiges auch in die Knie gehen,
dass es scheitern kann.
Aber genau darum geht es: Um die Möglichkeit des Scheiterns, um die
Möglichkeit, Schiffbruch zu erleiden. Und deswegen sollte sich dieses
Bild auch nicht so schnell verlieren. Es steht beharrlich gegen den Glauben
an grenzenloses Wachstum, gegen den Glauben an andauernden
Erfolg.
Schiffbruch zu erleiden, ist ja auch ein Bildwort, in dem das Leben oder
doch eine Seite des Lebens vor Augen gestellt wird, die ansonsten immer
ausgeblendet bleibt. Eine Metapher für das Scheitern. Denn Scheiternkönnen
ist wohl tatsächlich so etwas wie ein modernes Tabu. Als gebe es
das nicht, was doch so unausweichlich zum Menschsein gehört. Vielleicht
sogar etwas, was dem Menschsein schließlich so etwas wie Tiefe
gibt.
Die Epoche der Romantik, die dieses Sujet des Schiffbruchs irgendwie
liebte, sah das nicht so romantisch wie ihr Name glauben lassen mag.
Vor allem sah sie es weniger romantisch als heutige Zeiten, sondern
einfach sehr realistisch. Das Motiv des Schiffbruchs zieht sich durch die
Bildwelt dieser Epoche und will einem weniger das Risiko der Seefahrt
vor Augen führen, als vielmehr die Möglichkeit, jederzeit und überall
Schiffbruch erleiden zu können. Der amerikanische Künstler Josh Beckman
(Titelbild) scheint in unseren Tagen das Thema auf seine Weise
aktualisieren zu wollen, indem er den ganz normalen Boden, das Parkett
des Alltags gewissermaßen, als Oberfläche nimmt, auf der man untergehen,
Schiffbruch erleiden kann.
Das Thema ist natürlich kein künstlerisches, sondern ein menschliches,
weswegen es sich durch die Kunst der Jahrtausende zieht. Auch die Bibel
hat es durchaus nicht ausgespart, es zieht sich von ihren Urgeschichten,
also den ersten Seiten, über Jona und Hiob bis ins Neue Testament (auch
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