Neue Stücke - Verlag für Kindertheater
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<strong>Neue</strong> <strong>Stücke</strong> neu +++ neu +++ neu +++ neu +++ neu +++ neu +++ neu +++ neu +++ neu +++ neu +++ neu +++ neu +++ neu +++ neu +++ neu +++ neu +++ neu +++ <strong>Neue</strong> <strong>Stücke</strong><br />
14<br />
„Ich will überhaupt<br />
kein Gitter! Weder aus Gold<br />
noch aus sonst was!“<br />
STeFAN SchROeDeR:<br />
Vom König, der auszog<br />
1 Schauspieler(in); ab 4 Jahren; frei zur UA<br />
Der König lebt in einem großen, formidablen Königsschloss mit vielen<br />
Zimmern, vielen Türmen, großen Fenstern, goldenen Türklinken. Er bekommt<br />
jeden Tag sein Lieblingsessen und wird überhaupt von vorne<br />
bis hinten verwöhnt. Es fehlt ihm an nichts. Doch eines Tages entdeckt<br />
er, dass ein goldenes Schloss auch ein goldener Käfig sein kann und es<br />
drängt ihn hinaus in die Welt. Schon bald stellt er allerdings fest, dass<br />
seine wichtige Krone jenseits des goldenen Tors nichts mehr wert ist,<br />
dass er sich plötzlich überhaupt nicht mehr auskennt und sich recht alleine<br />
fühlt. Auf seinem langen und abenteuerlichen Weg trifft er Verführer<br />
und Blender, aber auch Helfer. Er muss lernen selbst zu entscheiden,<br />
welcher Stimme und welchem Weg er folgen will. Er macht Fehler und<br />
muss Rückschläge in Kauf nehmen, aber manchmal ist auch ganz einfach<br />
das Glück auf seiner Seite. Und der König findet einen Freund <strong>für</strong>s<br />
Leben - oder <strong>für</strong> einen Augenblick, der wie ein ganzes Leben scheinen<br />
kann. Als er schließlich in sein Schloss zurückkehrt, ist er nicht nur älter<br />
und klüger, sondern er ist bereit, die Krone an den nächsten jungen<br />
König weiterzureichen.<br />
Als Stellvertreter <strong>für</strong> das aufwachsende Kind, das es drängt, die Welt<br />
jenseits seines Spielzimmers kennen zu lernen, durchlebt der König das<br />
Abenteuer eines ganzen Lebens. Stefan Schroeder erzählt von dieser<br />
Reise in wunderbar poetischen Worten, er findet starke assoziative<br />
Bilder <strong>für</strong> die Unwägbarkeiten und Überraschungen<br />
des Lebens. Nichts ist auf diesem Weg vorgezeichnet, das<br />
„His Majesty,<br />
the baby!“<br />
Königskind und der Zuschauer stehen vor der gleichen<br />
Aufgabe.<br />
steFan schrOeDer, 1977 in hagen geboren, studierte theaterwissenschaft,<br />
anglistik und Germanistik in Bochum. Während<br />
des studiums war er an verschiedenen theatern der freien szene als autor,<br />
regisseur und Darsteller aktiv. er führte regie am Wuppertaler Kinder- und<br />
Jugendtheater und war von 2001 bis 2010 chefdramaturg am schauspiel Dortmund.<br />
seit 2006 lehrt er zudem an der Fakultät <strong>für</strong> Kulturwissenschaften der<br />
Universität Dortmund und widmet sich daneben nun ganz dem schreiben.<br />
Weitere <strong>Stücke</strong> von Stefan Schroeder auf den Seiten 21, 32, 45, 51<br />
„Zwei Hemden und<br />
drei Paar Strümpfe. Den Rest<br />
kaufen wir unterwegs.“<br />
JuLeS VeRNe: In 80 Tagen um die Welt<br />
Für die Bühne bearbeitet von Jürgen Popig; 1 D - 3 H;<br />
ab 10 Jahren; UA: Theater Osnabrück, 20.11.2009<br />
(Regie: Henrike Vahrmeyer)<br />
Wir schreiben das Jahr 1873: Durch die letzte Schienenverlegung zwischen<br />
Bombay und Kalkutta soll es der ,Times‘ zufolge nun theoretisch<br />
möglich sein, in 80 Tagen um die Welt zu reisen. Der Pünktlichkeitsfana-<br />
In 80 Tagen um die Welt: Theater Osnabrück © uwe Lewandowski<br />
...im Sauseschritt<br />
und<br />
bring die<br />
Liebe mit...<br />
tiker Phileas Fogg macht die Probe aufs Exempel und<br />
wettet mit seinen Freunden im Club, dass er in der Lage<br />
sei, diesen Zeitplan auf die Minute genau einzuhalten.<br />
Ohne weitere Umstände bricht er zusammen mit seinem<br />
Diener Passpartout in Richtung Dover auf. Von dort aus reisen sie zu<br />
Lande, zu Wasser und sogar auf einem Elefanten um die Welt. Fogg setzt<br />
sein ganzes Vermögen ein und unter Aufbietung letzter Kräfte gewinnt<br />
er am Ende den Wettlauf mit der Zeit - tatsächlich in letzter Minute.<br />
Doch selbst der spröde Phileas Fogg hat noch viel mehr gewonnen auf<br />
dieser Reise als Ruhm, Ehre und den Wetteinsatz von 20.000 Pfund. Er<br />
hat in Passpartout einen aufrichtigen Freund und in der schönen Inderin<br />
Aouda eine große Liebe gefunden. Den Beweis, wie klein die Welt<br />
schon Ende des 19. Jahrhunderts geworden war, den hat er angetreten.<br />
Doch seine Reise um die Welt zeigt uns auch, dass sie im Herzen und in<br />
der Phantasie unendlich viel größer ist.<br />
Eine temporeiche Bühnenfassung <strong>für</strong> ein kleines Ensemble!<br />
JUles Verne wurde 1828 in nantes geboren. schon während seines Jurastudiums<br />
in Paris bewegte er sich in literarischen Kreisen und schrieb <strong>für</strong> kleinere<br />
Bühnen und Zeitschriften. Mit seinen naturwissenschaftlich und technisch fundierten<br />
romanen schuf er einen ganz neuen typus der utopischen erzählung,<br />
der ihm weltweiten ruhm einbrachte. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen<br />
„20.000 Meilen unter dem Meer“, „Die reise zum Mittelpunkt der erde“ und<br />
„in 80 tagen um die Welt“.<br />
Jules Verne starb 1905 erblindet und zurückgezogen in amiens.<br />
JÜrGen POPiG wurde 1961 in esslingen am neckar geboren. er studierte literaturwissenschaft,<br />
soziologie, Geschichte und theaterwissenschaft in stuttgart<br />
und München. seit 1986 war er als Dramaturg an verschiedenen häusern<br />
tätig, darunter lange Jahre am schauspiel des staatstheaters stuttgart. Von<br />
2005 bis 2011 war er leitender schauspieldramaturg am theater Osnabrück.<br />
Mit Beginn der spielzeit 2011/12 übernahm Jürgen Popig die Position des leitenden<br />
schauspieldramaturgen am theater und Orchester heidelberg. neben<br />
seiner dramaturgischen tätigkeit arbeitet Popig als autor und Übersetzer von<br />
theaterstücken und ist Mitglied in zahlreichen internationalen Jurys.<br />
„Das könnte Liebe sein.“<br />
ReIhANeh yOuZBAShI DIZAJI:<br />
Sex vor allem<br />
2 D - 1 H; ab 13 Jahren; frei zur UA<br />
Sana hat sturmfreie Bude und lädt Micha zu sich ein. Doch die beiden<br />
fühlen sich nicht ganz behaglich in dieser Situation: Sie sind zu alt, um<br />
nicht zu wissen, was ein Junge und ein Mädchen allein zu Hause tun<br />
könnten (oder gar sollten?) und zu jung, um es wirklich tun zu können<br />
und zu wollen. So albern sie herum, halb ernst, halb im Spaß, sie reizen<br />
einander, sind verschämt und zu offensiv zugleich. Was sie beide aus<br />
ihren Elternhäusern kennen, lässt sie nicht gerade große Hoffnungen in<br />
das Gelingen wahrer Liebe setzen. Darin verstehen sie einander, genau<br />
darin gründet sich aber auch ihre Unfähigkeit, dem anderen unbelastet<br />
sagen zu können, was sie empfinden. Als ihr das Spiel schließlich zu<br />
nahe geht, weiß Sana sich nicht mehr anders zu helfen, als sich in einer<br />
Übersprungsreaktion einfach totzustellen. Micha hat einen Moment<br />
lang wirklich Angst um sie und es ist das erste Mal, dass er ein Gefühl<br />
nicht mehr in jugendlich abgeklärter Manier beherrschen kann. Das<br />
stürzt ihn in eine Krise.<br />
Aufklärung steht in diesem Stück also nicht <strong>für</strong> die mehr oder weniger<br />
hilflosen Versuche der Eltern, ihren Kindern den Umgang mit Sex zu<br />
erklären. Sondern <strong>für</strong> die Selbstaufklärung dieser beiden jungen Menschen,<br />
die lernen, ihren Gefühlen zu trauen, sie auszusprechen, zu reflektieren<br />
und sich selbst in Beziehung zu ihrem Gegenüber setzen zu<br />
können. Sana und Micha gelingt es, am Ende aus dem Spiel Ernst werden<br />
zu lassen, ohne das Spielerische darüber zu verlieren - „das könnte<br />
Liebe sein“.<br />
„Ich hoffe, ihr bleibt<br />
alle weiterhin so<br />
schön, wie ihr seid.“<br />
ReIhANeh yOuZBAShI DIZAJI: Vier<br />
3 D - 2 H (Doppelbesetzungen); ab 14 Jahren; frei zur UA<br />
Der Postmoderne zufolge sollen wir unsere Identität(en) selbstbestimmt<br />
bilden und behaupten können; natürlich nur, solange wir uns dabei<br />
nicht zu weit vom gesellschaftlichen und medial vielfach vermittelten<br />
Imperativ entfernen: Sei erfolgreich und beliebt und sei dabei einfach<br />
‚ganz du selbst‘. Was aber, wenn man keine Freunde hat, man nicht ‚geliked’<br />
ist? Was, wenn man nicht um jeden Preis schön und cool sein will<br />
(oder kann)? Und wie weit würden wir gehen, um zum gewünschten<br />
Ziel zu kommen?<br />
Die vier Miniaturen – „Dschungelbus“, „Die Coolen“, „La-Bell-o“ und<br />
„Enemybook“ – werfen kurze Schlaglichter auf die Frage, wie junge<br />
Menschen den Spagat zwischen Realität und medialen Vorbildern zu<br />
meistern versuchen. Die Autorin zeigt, wie Vermittlung und Verortung<br />
gelingen können, aber auch, wie sie daran scheitern (müssen). Die einzelnen<br />
Teile können <strong>für</strong> sich bestehen oder in Reihung miteinander verbunden<br />
werden. Es ergeben sich zwar Verweise und Figurenkonstellationen,<br />
aber bewusst keine fixen Identitäten der Figuren.<br />
Das Stück ist auch geeignet <strong>für</strong> Aufführungen im Jungendclub und in<br />
Theaterkursen.<br />
reihaneh yOUZBashi DiZaJi wurde 1983 in täbriz im iran geboren. Mit acht<br />
Jahren floh sie mit ihrer Familie nach Deutschland. nach ihrem schauspielstudium<br />
lebt und arbeitet sie nun in Berlin. ihre erfahrungen am theater<br />
beschränken sich jedoch nicht nur auf das schauspiel; auch die intensive,<br />
pädagogische arbeit mit Jugendlichen prägte sie in den ersten Jahren in Berlin<br />
stark. Durch die idee zum Dokumentarfilm „Mein Paradies“ angeregt, reiste<br />
die autorin nach langer abwesenheit in den iran. Die reise wurde auch zum<br />
auslöser ihres ersten theaterstückes „stuttgart.teheran“ (chronos theatertexte),<br />
mit dem sie zum heidelberger stückemarkt 2012 eingeladen war. ihr<br />
stück <strong>für</strong> Kinder „hasenland“ wird in der spielzeit 12/13 an der comedia Köln<br />
uraufgeführt werden, <strong>für</strong> das theater Baden-Baden schreibt sie das auftragswerk<br />
„Pepe will’s wissen“.<br />
Weitere <strong>Stücke</strong> von Reihaneh Youzbashi Dizaji auf den Seite 41<br />
und auf www.chronostheatertexte.de<br />
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