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A Rep. 225 Aschinger-Konzern - Landesarchiv Berlin

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5. Der Niedergang nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen hatten wenig von dem einstigen <strong>Aschinger</strong>-<strong>Konzern</strong> übrig<br />

gelassen. Verschiedene seiner Betriebe, wie das Hotel Fürstenhof und das Weinhaus Rheingold,<br />

konnten wegen ihrer Zerstörung nicht weitergeführt werden. Ebenso lagen zahlreiche<br />

betriebsfähige Gaststätten im sowjetisch besetzten Sektor und wurden am 8. Mai 1947 auf der<br />

Grundlage des Befehls Nr.124 der Sowjetischen Militäradministration zunächst beschlagnahmt. 33<br />

Nach der Spaltung <strong>Berlin</strong>s wurden diese Unternehmensteile mit Gesetz vom 8. Februar 1949<br />

durch den Ost-<strong>Berlin</strong>er Magistrat entschädigungslos enteignet und in den Volkseigenen Betrieb<br />

(VEB) <strong>Aschinger</strong> umgewandelt, der seit 1951 als VEB Nahrungsmittelwerk „Aktivist“ firmierte<br />

und 1968 im VEB Backwaren-Kombinat <strong>Berlin</strong> aufging. Fritz <strong>Aschinger</strong> erlebte diese Entwicklung<br />

nicht mehr. Er hatte sich nach der Enteignung 1949 zusammen mit seiner Schwester Elisabeth<br />

das Leben genommen. 34<br />

Zurückgeworfen auf die in <strong>Berlin</strong> (West) verbliebenen Einrichtungen und abgeschnitten von der im<br />

Ostteil der Stadt gelegenen ehemaligen Firmenzentrale mit ihren Fabrikationsbetrieben, versuchte<br />

die Leitung der <strong>Aschinger</strong>’s Aktien-Gesellschaft einen Neuanfang. Im Zentrum der Überlegungen<br />

von Fritz <strong>Aschinger</strong> und Paul Spethmann, deren enge Kontakte zu den Nationalsozialisten ihrer<br />

Entnazifizierung nicht im Wege standen, bildete dabei der Betrieb Kempinski. 35 Restitutionsanträge<br />

der exilierten Eigentümerfamilie wurden von ihnen daher zunächst unter Verweis auf die 1937<br />

vertraglich vereinbarte Verpachtung abgewiesen. Erst im Juli 1950 kam es zu einer Einigung zwischen<br />

beiden Parteien, die eine engere Zusammenarbeit zur Folge hatte. So wurde Paul Spethmann<br />

Vorstandsmitglied der M. Kempinski & Co. GmbH - nicht zu verwechseln mit der <strong>Aschinger</strong>’schen<br />

M. Kempinski & Co. Weinhandel und Handelsgesellschaft mbH. Das junge Unternehmen<br />

war eine neu gegründete Tochtergesellschaft der von Frederic W. Unger, dem letzten Überlebenden<br />

der Familie Kempinski, wiederbelebten OHG M. Kempinski & Co. Ebenso kooperierten<br />

beide Firmen nach der Eröffnung des luxuriösen Kempinski-Hotels, das von der M. Kempinski &<br />

Co. GmbH am Standort des ehemaligen Kempinski-Restaurants am Kurfürstendamm 1952 eröffnet<br />

und durch die <strong>Aschinger</strong>’s Aktien-Gesellschaft unter der Leitung von Paul Spethmann betrieben<br />

wurde.<br />

Damit wurden beide Unternehmen auch für die Hotelbetriebs-AG wieder interessant. Sie ernannte<br />

Paul Spethmann noch 1952 zu ihrem Vorstandsvorsitzenden. Somit war er in allen drei Unternehmen<br />

in leitender Stellung präsent. Während jedoch ein erneutes Zusammengehen der Hotelbetriebs-AG<br />

mit der <strong>Aschinger</strong>’s Aktien-Gesellschaft ausblieb, übernahm das Hotellerieunternehmen<br />

1953 die M. Kempinski & Co. GmbH. 1970 beschloss es die Änderung seines Namens in Kempinski<br />

Hotelbetriebs-AG und firmiert seit 1977 als Kempinski AG.<br />

Die <strong>Aschinger</strong>’s Aktien-Gesellschaft verfügte dagegen nach den außerordentlich hohen kriegsbedingten<br />

Verlusten nicht mehr über das Potenzial für einen neuen Aufschwung. Zwar betrieb sie in<br />

<strong>Berlin</strong> (West) noch einige Jahrzehnte lang vereinzelte Gaststätten, darunter am Bahnhof Zoo. Ein<br />

das städtische Zentrum <strong>Berlin</strong>s umspannendes Hotel- und Gaststättennetz wie vor 1945 konnte<br />

die Gesellschaft jedoch nicht mehr knüpfen. Als die Restaurants immer weniger dem gastronomischen<br />

Zeitgeschmack entsprachen, meldete das Unternehmen um den Jahreswechsel 2000/2001<br />

Konkurs an.<br />

B. Hotelbetriebs-AG<br />

Die 1926 von <strong>Aschinger</strong> übernommene Hotelbetriebs-AG war im Frühjahr 1897 mit Sitz in <strong>Berlin</strong><br />

gegründet worden. Gründer war der Geheime Kommerzienrat Leopold Koppel, Inhaber des <strong>Berlin</strong>er<br />

Bankhauses Koppel & Co. und zugleich Großaktionär der Auergesellschaft / Deutsche Gasglühlicht-AG,<br />

aus der 1919 die Osram GmbH hervorging. Im Juli 1904 wurde der Firmenname zu<br />

33 Vgl. C <strong>Rep</strong>. 105, Nr.1539.<br />

34 Vgl. Pracht, S.147.<br />

35 Für das Folgende vgl. Pracht, S.144-156.<br />

XI

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