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kurz notiert - Bäke-Courier

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www.baeke-courier.de 4/2012 | 9. KW<br />

Die Fachtagung<br />

Reportage einer (gescheiterten) Recherche<br />

DRITTE SEITE<br />

3<br />

Lesen & Mitreden<br />

„Nur über die Pressestelle!“<br />

Irgendwann ist das Maß voll. Irgendwann fragt man sich : „Hier<br />

ist doch was faul im Staate Dänemark?“. Es kann doch nich t<br />

sein, dass Fach leute im Öff entlich en Dienst, die eine Tagung<br />

zum Thema „Jugendkriminalität“ besuch t haben, nich t öff entlich<br />

darüber reden wollen. Wenn Telefongespräch e abrupt enden,<br />

wenn Rech erch eanfragen auf unbestimmte Zeit versch oben<br />

werden, wenn bei jeder Frage gleich auf die Pressestelle<br />

verwiesen wird oder wenn verlangt wird, dass Texte vor Veröff<br />

entlich ung vorgelegt werden – dann ist auf jeden Fall etwas<br />

faul. Die Regelung „Nur über die Pressestelle!“, die hier leider<br />

überall üblich ist, halte ich für eine Presseverhinderungstaktik.<br />

Die Verantwortlich en wissen nur allzu gut, dass die Zeit von<br />

uns Journalisten immer knapp bemessen ist. Die Verwaltungen<br />

hingegen gewinnen dadurch Zeit. Entweder der Reporter gibt<br />

auf, weil ihm das Prozedere zu lange dauert (sch ließlich sind<br />

die hiesigen Pressestellen nich t immer besetzt), oder man kann<br />

verwaltungsintern sogenannte „Sprach regelungen“ treff en, mit<br />

denen dem Interviewpartner dann ein „Maulkorb“ verpasst<br />

wird - der ist dann nur etwas weitmasch iger als das bekannte<br />

Redeverbot.<br />

Zurück zum Thema „Jugendkriminalität“. Es ist sch on erstaunlich<br />

, dass Experten auf dem Gebiet der Jugendarbeit mit dem<br />

Begriff der „Wohlstandsverwahrlosung“ so gar nich ts anfangen<br />

können. Auf den Begriff habe ich es bei der Rech erch e nich t<br />

angelegt – das möch te ich hier ausdrück lich betonen. Doch obwohl<br />

die Frage danach immer nur am Rande gestellt wurde,<br />

reagierten fast alle Befragten sehr zurück haltend. Warum? Es<br />

ist sch on klar, dass Kleinmach now nich t gerne mit dem Etikett<br />

„Wohlstandsverwahrlosung“ gebrandmarkt werden möch te.<br />

Das Wort entstammt aber nich t der Sensationspresse, sondern<br />

der Soziologie und bedeutet „eine Erziehung ohne Grenzen bezüglich<br />

materieller Dinge zu führen“. Wenn es ein solch es Phänomen<br />

in der Gemeinde oder in der gesamten Region geben<br />

könnte, sollte man off en damit umgehen und es nich t zum Tabuthema<br />

erklären. Probleme über die nich t geredet wird, treten<br />

bekanntlich irgendwann auf viel grausamere Weise ans Lich t<br />

der Öff entlich keit.<br />

Über Jugendlich e und mit Jugendlich en wird in der Region im<br />

Allgemeinen zu wenig geredet. Und wenn, dann sind sie das<br />

Problem. Im Kleinmach nower Bauaussch uss wurde kürzlich<br />

erneut die Ansiedlung eines Bio-Supermarktes an der Förster-<br />

Funke-Allee abgelehnt. Die Anwohner hatt en neben der Angst<br />

vor mehr Verkehrslärm auch Befürch tungen geäußert, auf dem<br />

zugehörigen Parkplatz könnten sich nach ts Jugendlich e treff en,<br />

saufen und Randale mach en.<br />

Ob Polizei, Jugendgerich tshilfe, ob Fach bereich e in Kommunen<br />

und Landkreisen oder die Mitarbeiter in Jugendeinrich tungen,<br />

sie alle stehen in der Pfl ich t, die Öff entlich keit über ihr Tun zu<br />

informieren. Umso ehrlich er die Experten ihr Wissen der Presse<br />

mitt eilen, desto realistisch er kann sich die Öff entlich keit ein Bild<br />

über die Jugend mach en. Karsten Sawalski<br />

VON KARSTEN SAWALSKI nie etwas gehört haben oder piert und den Begriff „Wohlgendgerich tshilfe“ hat Dani-<br />

sie können das sch limme Wort standsverwahrlosung“ kennt ela Adams-Klose von der Ju-<br />

Der <strong>Bäke</strong> <strong>Courier</strong> versuch te in mit der Region nich t in Zu- die Polizei sch einbar nich t. gendgerich tshilfe Potsdamder<br />

vergangenen Woch e telefosammenhang bringen. Die So-<br />

Mitt elmark einen Vortrag auf<br />

nisch die Ergebnisse der Fach - zialarbeiter fühlen sich unter- In den Amtsstuben<br />

der Fach tagung gehalten. Auf<br />

tagung „Jugendwelten“ zu einander ausreich end vernetzt Bodo Rudolph, Fach bereich s- Nach frage vom <strong>Bäke</strong> <strong>Courier</strong><br />

rech erch ieren, die am Freitag und die Jugendkriminalität leiter beim Landkreis für Kin- sagt sie: „Unsere Zahlen sind<br />

vor 14 Tagen in Werder/Havel sinkt sowieso. Warum dann der, Jugend und Familie, kennt dazu aber nich t aussagekräf-<br />

statt fand. Über die Rech erch e nur diese Angst vor der Öf- den Begriff „Wohlstandvertig“. Sie ist dennoch bereit, eine<br />

lässt sich viel erzählen – zum fentlich keit? Der Satz: „Wenwahrlosung“ und er ist ihm Power-Point-Darstellung ihres<br />

Thema leider wenig. Die Taden Sie sich an die Pressestel- auch im Zusammenhang mit Referats zur Verfügung zu<br />

gung soll erfolgreich gewesen le!“ fi el bei dieser Rech erch e der Gemeinde Kleinmach now stellen. Zunäch st. Zwei Stun-<br />

sein, sagt man. Wie es aber verdäch tig oft .<br />

geläufi g. Der Fach bereich sleiden später sagt sie, dass sei nur<br />

wirklich um die Jugendkrimiter<br />

berich tet zudem, , dass Kin- über die Pressestelle des Landnalität<br />

in der Region bestellt Die Polizei<br />

der und Jugendlich e aus a gutkreises möglich . Die Präsenta-<br />

ist, das will keiner sagen. Ei- Für mehr Klarheit hätt e eine<br />

situierten situierten Familien bes besonders tion war auf der Fach tagung<br />

ne ganze Woch e lang versuch te Einsch ätzung der Polizei sor- an der Tren-<br />

jedem Journalisten zugänglich<br />

der Autor dieser Reportage, die gen können, die ja die Entnungih-<br />

– jetzt geht es nur noch über<br />

Meinungen der beteiligten Exwick lung von JugendkrimirerEl- die Pressestelle. Warum? „Sie<br />

perten einzuholen. Vergebens. nalität statistisch erfasst. Aber<br />

tern kennen doch das Prozedere“,<br />

Fach bereich sleiter, Sozialar- so einfach ist das nich t. Am<br />

lei- sagt Daniela Adams-Klose.<br />

beiter und die Polizei sch euen Montag nach der Tagung stellt<br />

den<br />

das Lich t der Öff entlich keit, der <strong>Bäke</strong> <strong>Courier</strong> eine Anfra-<br />

– „da Jugendhilfe vor Ort<br />

wenn es um eine Einsch ätzung ge per Mail an die Pressestelle<br />

wer- Der Anruf beim Jugendtreff<br />

der „Jugend“ geht.<br />

der Polizeidirektion West.<br />

d e n Teltow ist der kürzeste: „Ho-<br />

Es handelt sich um fünf<br />

manch- ma len Sie sich einen Termin bei<br />

BELZIG / TELTOW/ KLEIN- Fragen: Wie hat sich<br />

mal<br />

regel- der Stadt, dann können wir<br />

MACHNOW. Mea Culpa die Jugendkriminali-<br />

rech te Rosen- reden! Wir haben strikte An-<br />

- ich hätt e dabei sein sollen, tät in unserer Regi- Regi-<br />

kriege kriegeausgeweisungen bekommen!“, heißt<br />

dann wäre alles viel einfach er<br />

foch foch ten“, ten sagt es, dann wird der Hörer auf-<br />

gewesen. Auf einer Tagung<br />

er. RRudolph<br />

gelegt. Stadtsprech erin An-<br />

können die Verantwortlich en<br />

empfi eehlt<br />

für drea Neumann versuch t zu<br />

nich t so einfach ausweich en.<br />

die<br />

weitere besch wich tigen: Im Umgang<br />

Aber nich t einmal Journa-<br />

Rech Recherche, mit Jugendlich en gerate der<br />

listen können an zwei Orten<br />

se seinen Ton etwas rüder. Sie sorgt zu-<br />

gleich zeitig sein. Normaler-<br />

NNamens<br />

mindest dafür, dass Dirk Orweise<br />

ist es kein Problem, so<br />

vetter,phal, Leiter des Jugendtreff s,<br />

eine Veranstaltung im Nach -<br />

Klaus noch einmal zurück ruft . Viele<br />

hinein zu rech erch ieren. Man<br />

Rudol- Kinder und Jugendlich e aus<br />

erkundigt sich beim Veranstalph<br />

von Migrantenfamilien (aus 9 bis<br />

ter wer dabei gewesen ist und<br />

d e r 12 Nationen) besuch en die<br />

fragt die Teilnehmer, was sie<br />

Polizei- städtisch e Einrich tung. Es gibt<br />

an Erkenntnissen mit nach<br />

direktion aber keine Probleme, sagt Dirk<br />

Hause genommen haben.<br />

West an- Orphal, dafür sorge man mit<br />

Dieses Mal stellte sich die Re-<br />

der strikten Durch setzung der<br />

ch erch e als problematisch he- on entwick elt? Was leistet die zurufen, der sei für den Be- Hausordnung. „Den Jugendraus.<br />

Polizei vor Ort an Prävention? reich „Prävention“ zuständig verantwortlich en der Polizei<br />

Unter dem Titel „Jugend- Wirkt sich das Fehlen von Dis- und steht auch als Referent habe ich sch on lange nich t<br />

welten in Potsdam-Mitt elkotheken in irgendeiner Form auf dem Tagungsprogramm. mehr gesehen“, sagt Orphal,<br />

mark“ hatt en die Polizeidirek- aus? Ist „Wohlstandsverwahr- Klaus Rudolph hat den Vor- er vermisst ihn aber auch nich t.<br />

tion West (Brandenburg) und losung“ bei der Polizei ein trag aber gar nich t gehalten. Der Kleinmach nower Street-<br />

der Landkreis in das Ober- Begriff ? Welch en Anteil hat „Dazu kam es nich t“, sagt der worker Alexander Bonatz, der<br />

stufenzentrum Werder/Havel „Mobbing in Sch ulen“ an der Polizeihauptkommissar, und im Jugendclub CARAT ver-<br />

geladen. Angesproch en wur- Polizeiarbeit? Polizeisprech er er habe dazu auch gar nich ts ankert ist, trifft sich einmal<br />

den Führungskräft e der Polizei,<br />

Vertreter der Justiz, Leh-<br />

Heiko Sch midt antwortete gut vorbereitet. Irgendwie fühlt in der Woch e mit der Polizei<br />

1,5 Stunden später: Für den er sich für die Presse nich t zur Sprech stunde im Rathaus. Das Programm ab 3. März<br />

rer und Sch ulleiter, Fach kräft e März sei ein Pressegespräch zuständig und das Gespräch „Auf dem <strong>kurz</strong>en Dienstweg“,<br />

der Jugendhilfe und Vertreter vorgesehen, das sich mit dem wird abrupt beendet.<br />

sagt er. Dabei tausch t man sich<br />

aus Politik und Verwaltung. Thema „Jugenddelinquenz Hat Kleinmach now ein Pro- auch darüber aus, wo die Ju-<br />

Am Vormitt ag sollte es Vorträ- befasse. Dem wolle man nich t blem? „Wir haben Jugendlich e, gendlich en sich treff en. „Wir<br />

ge zum Stand der Forsch ung vorgreifen. Aber die Erfah- aber kein jugendspezifi sch es haben viele Treff punkte, wo<br />

über „Jugenddelinquenz“ und rung im Journalismus lehrt: Problem“, meint Bett ina Kon- sich aber ständig neue Leu-<br />

zur „Entwick lung jugendli- Aufgesch oben ist meist aufgerad. Die Kleinmach nower te treff en. Das mach t meine<br />

ch er Straft aten“ geben – der hoben. Irgendwann im März Fach bereich sleiterin für Sch u- Arbeit sch wierig, weil ich Be-<br />

letztere Beitrag fi el wohl aus. sind die Erinnerungen der le/Kultur sprich t dennoch von ziehungen aufb aue“, sagt der<br />

Nach der Mitt agspause wur- Tagungsteilnehmer verblasst. einer „Herausforderung“, Streetworker. „Wohlstandsde<br />

in vier regionalen Grup- Außerdem muss es möglich der sich die Gemeinde stellen verwahrlosung“ begegnet ihm<br />

pen gearbeitet – eine davon sein, dass die Polizei anhand müsse. Entsprech ende Maß- nich t im Alltag, „das sind mehr<br />

• Demo gegen Fluglärm auf dem Ku-Damm<br />

• Probleme im Teltower Busch wiesenkarree -<br />

die Bauverwaltung antwortet<br />

• Axel Wagner engagiert sich im Projekt:<br />

Frisöre für Sch önere Welt<br />

• Sich erheitspartner gesuch t<br />

• Die hohe Käsetorte von Bäck er Neuendorff<br />

• Vorgestellt: Die Teltower Firma EBK, Gastgeber<br />

des TelTalks des UV-Brandenburg<br />

• „Be a Star“ - Mädch enband im fi nalen Casting<br />

• Jutt a Römer stellt aus<br />

war mit Vertretern aus Teltow, konkret gestellter Fragen jenahmen seien bereits in der emotionale Probleme, die Ju-<br />

Stahnsdorf, Kleinmach now derzeit eine Einsch ätzung ab- Umsetzung, es gibt einen „Jugendlich e mit sich rumtragen“.<br />

und Nuthetal besetzt. Ziel der geben kann – oder? Also wiegendentwick lungsplan“, in Den regelmäßigen Kontakt zur<br />

Veranstaltung sollte sein, eiderholte der <strong>Bäke</strong> <strong>Courier</strong> die dem eine zweite Streetworker- Polizei pfl egt auch das Jugendnen<br />

gemeinsamen Stand der Anfrage am Dienstag mit dem Stelle vorgesehen ist. Die Fach - haus Sch iff er des Job e.V. in<br />

Entwick lung zu erarbeiten, die Hinweis, dass man das Thema bereich sleiterin fi ndet es sch a- Teltow, sagt Torsten Sch iff ner,<br />

eigene Praxis zu refl ektieren der Tagung – die ja öff entlich de, dass in den Workshops der der auch die Fach tagung be-<br />

und nach der Polizeireform war – gerne auch aus Sich t Fach tagung keine Polizei dasuch te. Torsten Sch iff ner fi ndet<br />

neue Handlungsoptionen zu der Polizei beleuch ten möch - bei gewesen ist: „Dann hätt e die Idee gut, die dort geäußert<br />

verabreden.<br />

te. Auf diese „Penetranz“ re- man sich darüber austausch en wurde: „Ein Open-Air-Konzert<br />

Wunderbar, denkt man sich agierte Polizeisprech er Heiko können, wie man Prävention im Freibad Kiebitzberge wäre<br />

als Journalist, endlich hat man Sch midt genervt: Man sei zwar konkret in der Gemeinde ge- sch ön und dabei sollten auch<br />

mal alle Experten zusammen bereit „eine Extra-Rech erch e“ staltet“. Den Begriff „Wohl- wir Erwach senen ganz auf<br />

und kommt so an eine realis- zu erstellen, aber wie lange standverwahrlosung“ will Kaff ee und Zigarett en verzich -<br />

tisch e Einsch ätzung, wie der das dauern werde, könne er sie mit Kleinmach now nich t ten!“. Der Sozialarbeiter sch eut<br />

Stand der Dinge ist. Pusteku- nich t beurteilen. Es wird ganze zusammenbringen – „das ist sich nich t, die Probleme, die<br />

ch en! Zusammengefasst erge- fünf (!) Tage dauern. Und ein höch stens ein Teilaspekt des es in der gesamten Region im<br />

ben die Telefongespräch e mit Erinnerungsanruf am Freitag Problems“. Die Fach bereich s- Zusammenhang mit Jugend-<br />

neun Teilnehmern der Tagung ist nötig, um überhaupt etwas leiterin möch te den Text vorlich en gibt, zu benennen: „Al-<br />

die Aussage, dass man sich in die Hand zu bekommen. her lesen, bevor der im <strong>Bäke</strong> kohol, Cannabis, Graffi ti“. Na-<br />

um die Jugend in der Region Mit dem, was Polizeisprech er <strong>Courier</strong> veröff entlich t wird. türlich gilt hinsich tlich dessen<br />

wohl nich t allzu viele Sorgen Heiko Sch midt sch ick t, ist aber<br />

auch im Jugendhaus Sch iff er<br />

mach en sollte. Von „Wohl- nich ts anzufangen: Die Stati- Zensur?<br />

eine strikte Hausordnung.<br />

standsverwahrlosung“ wollen stik ist veraltet, der Rest wurde Zur „Entwick lung und zum<br />

die Gefragten entweder noch aus Flyern allgemeiner Art ko- Stand der Arbeit in der Ju-<br />

teltOwkanal

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