21.04.2015 Aufrufe

Rede Besselpreis 2010 - Besselgymnasium

Rede Besselpreis 2010 - Besselgymnasium

Rede Besselpreis 2010 - Besselgymnasium

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

vorgegebene, festgefügte Handlungsfeld durch Spielräume der Entfaltung eigener<br />

Persönlichkeit und Talente mit Sinn zu füllen vermag.<br />

Der tiefere Beweggrund solch sinnstiftenden Handelns ist zweifellos in einer Haltung zu<br />

suchen, welche sich für das Lebensfeld, in dem man sich bewegt, mitverantwortlich weiß.<br />

Dieser Zusammenklang aber - von Selbstbestimmung, Engagement und prosozialem<br />

Verhalten - versteht sich keineswegs von selbst.<br />

Ich will hier gar nicht einmal von unserer Gesellschaft reden, in der das darwinsche Prinzip<br />

des 'survival of the fittest' verbunden mit mangelndem Interesse mancher Führungskräfte an<br />

den Menschen und ihrer persönlichen Entwicklung viele beruflich in die innere Emigration<br />

treibt.<br />

Nach einer aktuellen Studie fühlen sich in Deutschland nur noch 13% der Mitarbeiter ihrem<br />

Unternehmen emotional verbunden und sind wirklich engagiert.<br />

Entsprechende Zahlen für die Schüler an Deutschlands Schulen liegen mir nicht vor – man<br />

muss jedoch kein Schwarzmaler sein, wenn man vermutet, dass hier – was das innere<br />

Verbundenheitsprofil der Schüler zu ihrer Schule angeht – die Sache nicht unbedingt besser<br />

steht.<br />

Für nicht wenige gilt im übertragenen Sinne – nämlich, was ihr Engagement und ihre<br />

emotionale Präsenz angeht – Hape Kerkelings Pilger-Slogan: „Ich bin dann mal weg.“<br />

Das Problem zu benennen, heißt nicht, es bereits lösen zu können.<br />

Dennoch, ich behaupte einmal: Das Ziel zeitgemäßer Schulreformen tritt erst dann<br />

zureichend in den Blick, wenn eine neue Balance von Leistungsorientierung und<br />

Lebensorientierung, von nachprüfbarem Wissen und Identitätsbildung, von Kulturtechniken<br />

und kultureller Verwurzelung erreicht wird.<br />

Und damit Spielräume verantwortlichen Handelns geschaffen werden – dass also Schule<br />

Gelegenheiten schafft, Freiheit und Verantwortung wahrzunehmen,<br />

Identifikationsmöglichkeiten zu schaffen mit dem Ziel, sich nicht nur als Lernort sondern als<br />

Lebensraum weiter zu etablieren.<br />

Wer nach einer Bildung sucht, die in einem ganzheitlichen Sinn Menschenbildung – also<br />

humanistische Bildung – ist, sollte sie auch heute finden können.<br />

Und wer – wie Charlotte Haake und Fynn Schmidt – die Bereitschaft entwickelt, in seinem<br />

Lebensraum Verantwortung zu übernehmen, gehört damit zu einer bestimmten Art von Elite,<br />

die wir heute und auch morgen brauchen werden:<br />

nicht zu einer Standes- und Besitzelite, wohl aber zu einer Verantwortungselite.<br />

Um es deutlich zu sagen: Der Zugang zu solchen Bildungsmöglichkeiten sollte möglichst<br />

breit sein; das gehört zu den Voraussetzungen einer Befähigungsgerechtigkeit, für die wir<br />

einzutreten haben. Aber das wir um der Gerechtigkeit willen auf die Ausbildung einer

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!