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Rede Besselpreis 2010 - Besselgymnasium

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Und schließlich: Wie Du, lieber Fynn Dich der Diskussion mit der Ministerin spontan gestellt<br />

hast, klar und deutlich Deine Ansicht vertreten und in aller Ruhe Deine Argumente<br />

vorgebracht hast – das war schon beherzt und verlangt allerhöchsten Respekt.<br />

Bewirkt habt Ihr ja letztlich auch etwas: Die Einladung nach Bielefeld, die Möglichkeit zum<br />

Gespräch, die Weiterarbeit am Konzept „Lernzentrum Schule“ - all dies sind ja Dinge, die Ihr<br />

angestoßen und vertieft habt – und, was ich besonders bemerkenswert finde, auch über Eure<br />

Schulzeit hinaus weiterverfolgen werdet.<br />

Denn Entschlossenheit zum Handeln und Wahrnehmung von schulpolitischer Verantwortung<br />

ist das eine, ausdauernd einer Sache treu zu bleiben, ist das andere - weit Schwierigere.<br />

„Courage ist gut, aber Ausdauer ist besser“ - noch einmal Fontane.<br />

Er weist damit darauf hin, dass alle Entschlossenheit begleitet sein sollte von dem Willen,<br />

diese Entscheidung auch durchzutragen. Gerade an dieser Ausdauer fehlt es heute vielen. Zu<br />

schnell lassen sie sich durch Misserfolge entmutigen oder werden von der Schnellebigkeit<br />

unserer Gesellschaft mitgerissen.<br />

Sportler wissen um die Notwendigkeit, die Ausdauer zu trainieren. So wichtig es auch immer<br />

ist, zu prüfen, ob der eingeschlagene Weg richtig war, so notwendig ist auf der anderen Seite<br />

die Ausdauer und Beständigkeit in den eigenen Entschlüssen. Ich möchte hier gar nicht das<br />

Modewort „Nachhaltigkeit“ benutzen, spreche viel lieber von Ausdauer und der dazu<br />

gehörenden Portion Selbstdisziplin. Beides habt Ihr zweifellos bewiesen.<br />

Ad 2. Engagement für Gerechtigkeit und Toleranz<br />

Hier wäre zunächst das Projekt „Schule ohne Rassismus“ zu nennen, welches Ihr hier am<br />

<strong>Besselgymnasium</strong> zu etablieren versuchtet. Ich sage bewusst „versuchtet“, denn<br />

unerklärlicherweise fand dieses Projekt weniger Unterstützung als erwartet, auch nicht die<br />

zur Anerkennung erforderliche Anzahl Unterschriften von 70 Prozent aller Schüler und ist, so<br />

muss man leider sagen, - so sagt Ihr es selber - letztlich in dieser Form gescheitert.<br />

Was aber für mich persönlich noch schwerer wiegt und viel erschreckender ist als das bloße<br />

Scheitern, ist die Tatsache, wie Ihr bei manchen Schülern direkt auf Ablehnung gestoßen<br />

seid, ja Hohn und Spott für diese Aktion geerntet habt.<br />

Dumme Sprüche wie „Diskriminierung von Diskriminierenden“ machten die Runde und sind<br />

- ernst gemeint oder nicht – ein geistiges Armutszeugnis und Zeichen einer Comedie- und<br />

Spaßgesellschaft, die sich selbst ihrer Werte beraubt, indem sie alles und jedes verulkt. Wir<br />

registrieren ja heute eine gebildete junge Generation, deren signifikanter Gestus die ironische<br />

Distanz ist. Ironie und intellektuelle Distanz sind so etwas wie die neue Errungenschaft im<br />

allzu ernsten deutschen Image.<br />

Was aber – so stellt sich doch angesichts der geschilderten Erfahrung mit dem Anti-<br />

Rassismusprojekt unausweichlich die Frage - hält eine Gesellschaft denn im Innersten<br />

zusammen jenseits von Stephan Raab und Harald Schmidt? Wenn alles zum Spaß wird, dann<br />

muss die Diskussion darüber geführt werden, wann es ernst wird, wo die Grenzen sind und<br />

was letztlich noch verbindlich ist.

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