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Informer Magazon April

Seit Monaten ist sie pausenlos in den Schlagzeilen, die städtische Tochterfi rma EBE. Da hilft es nicht gerade, dass die Entsorgungsbetriebe Essen ihre missglückte Informationspolitik fortsetzen und weiter auf Intransparenz, statt auf Offenheit und Ehrlichkeit setzen. Vergebens haben wir EBE- Geschäftsführer Georg Jungen angeschrieben – verbunden mit der Bitte, folgende drei Fragen in einem ‚kurzen Statement‘ zu beantworten: 1. Ist es richtig, dass die EBE-Abteilungsleiter Dienstwagen auch zur privaten Nutzung erhalten? 2. Welches Ergebnis erwarten Sie für das Geschäftsjahr 2014? 3. Ist die sogenannte ‚EBE-Affäre‘ aus Ihrer Sicht beendet? Jungen vertritt den privaten Miteigner Remondis in der Geschäftsführung, der 49 Prozent am Unternehmen hält. Trotz mehrmaliger nachfragen: Geantwortet hat Jungen bis heute nicht – und auch nicht EBE-Sprecherin Bettina Hellenkamp. Dass kommunale Behörden sich gerne gegen Auskünfte sperren – vor allem

Seit Monaten ist sie pausenlos in den
Schlagzeilen, die städtische Tochterfi rma
EBE. Da hilft es nicht gerade, dass die Entsorgungsbetriebe
Essen ihre missglückte
Informationspolitik fortsetzen und weiter
auf Intransparenz, statt auf Offenheit und
Ehrlichkeit setzen.
Vergebens haben wir EBE- Geschäftsführer
Georg Jungen angeschrieben – verbunden
mit der Bitte, folgende drei Fragen in
einem ‚kurzen Statement‘ zu beantworten:
1. Ist es richtig, dass die EBE-Abteilungsleiter
Dienstwagen auch zur privaten Nutzung erhalten?
2. Welches Ergebnis erwarten Sie für das Geschäftsjahr
2014?
3. Ist die sogenannte ‚EBE-Affäre‘ aus Ihrer
Sicht beendet?
Jungen vertritt den privaten Miteigner Remondis
in der Geschäftsführung, der 49 Prozent
am Unternehmen hält. Trotz mehrmaliger
nachfragen: Geantwortet hat Jungen bis heute
nicht – und auch nicht EBE-Sprecherin Bettina
Hellenkamp. Dass kommunale Behörden sich
gerne gegen Auskünfte sperren – vor allem

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LOKAL<br />

titelstory<br />

„Wir fordern Transparenz“, sagt etwa Brigitte<br />

Wawrowsky, Ratsfrau für das Essener Bürger<br />

Bündnis (EBB). Sie bringt einen weiteren Aspekt<br />

ins Spiel, den, dass die Folkwang-Rücklagen sei-<br />

Ein Skandal, eine Dezernentin,<br />

viele Fragen<br />

Bau-Dezernentin Simone Raskob, Gesellschaftervertreterin,<br />

verantwortlich für das dezentrale Beteiligungsmanagement,<br />

Finanzkontrolle und Steuerung, Mitglied im GVE-Aufsichtsrat<br />

Andreas Hillebrand, abberufener Geschäftsführer der GVE,<br />

zuvor Leiter des Beteiligungsmanagements der Stadt Essen<br />

Stadtkämmerer Lars Martin Klieve, verantwortlich für<br />

das zentrale Beteiligungsmanagement und Finanzen<br />

Erneut gerät eine städtische Tochtergesellschaft<br />

ins Trudeln: Diesmal ist es die<br />

Essener Grundstücksverwaltung GVE.<br />

Die beachtliche Summe von 5,6 Millionen Euro<br />

aus der Sanierungs-Rücklage für das Museum<br />

Folkwang wanderten klammheimlich in den<br />

Neubau des Stadions an der Hafenstraße – die<br />

Heimat von Rot-Weiss Essen. Und dass, obwohl<br />

Mäzen Berthold Beitz für die Museums-Schenkung<br />

durch die Alfried Krupp von Bohlen und<br />

Halbach-Stiftung vertraglich zugesichert wurde,<br />

dieses Geld nicht anderweitig zu verwenden<br />

und dauerhaft vorzuhalten. Am Ende wurde der<br />

Stadion-Neubau sogar rund 6,7 Millionen Euro<br />

teurer. Die Baukosten lagen somit bei fast 50<br />

Millionen Euro. Und niemand will etwas davon<br />

gewusst haben. Auch nicht davon, dass sich die<br />

GVE überschwänglich am sogenannten Cash-Pool<br />

der Stadt bedient hat, bei dem sich Stadttöchter<br />

kurzfristig Geld leihen können. Den ihr gesetzten<br />

‚Dispo‘ von einer Millionen Euro, später vier Millionen,<br />

schöpfte sie zu Spitzenzeiten mit fast zehn<br />

Millionen Euro gleich mehrfach aus.<br />

Aufgefallen ist das Debakel rund um die GVE<br />

dem Stadtkämmerer Lars-Martin Klieve (CDU):<br />

„Wir brauchten den Jahresabschluss 2013 der Gesellschaft<br />

für den Gesamtabschluss der Stadt. Doch<br />

die GVE war säumig und wir hatten sie im August<br />

und September 2014 bereits deswegen angemahnt<br />

und im Herbst auch wegen des Cash-Pools.“ Die<br />

Gesellschaft war nicht mehr liquide, Ende Februar<br />

diesen Jahres stand sogar das Wort ‚Insolvenz‘ im<br />

Raum. Geschäftsführer Andreas Hillebrand musste<br />

gehen. Dr. Thomas Hermes, Rechtsanwalt und<br />

Notar der Essener Sozietät Holthoff-Pförtner und<br />

einst Vorstandsmitglied bei Rot-Weiss Essen, soll<br />

in seinem Auftrag gegen die fristlose Kündigung<br />

vorgehen. Ist Hillebrand womöglich bloß ein Bauernopfer?<br />

Wen trifft im Skandal um die städtische<br />

Aufsicht, aber bitte richtig!<br />

Schulungsangebot für Ratsmitglieder? Im vergangenen September veranstaltete die Stadt extra eine Fortbildung in Sachen<br />

Compliance, die Rechte, Pflichten und Haftungsrisiken von Mitgliedern in kommunalen Aufsichtsräten. Erstaunlich: nur wenige<br />

Ratsmitglieder nahmen an dieser wichtigen Schulungsmaßnahme teil. Lesen Sie an dieser Stelle, wer aus dem GVE-Aufsichtsrat<br />

an der Fortbildung teilgenommen hat – und auf www.informer-magazine.de, wie es um die übrigen Ratsmitglieder bestellt ist.<br />

Teilnahme am 19.09.2014 20.09.2014<br />

Ratsfrau Barbara Rörig (CDU) ja ja Bankkauffrau<br />

Ratsherr Klaus Diekmann (CDU) ja ja Diplom-Ingenieur<br />

Ratsherr Guntmar Kipphardt (CDU) ja nein Studiendirektor i. E.<br />

Ratsfrau Walburga Isenmann (CDU) ja ja Studiendirektorin<br />

Ratsherr Ingo Vogel (SPD) nein nein Polizeibeamter<br />

Ratsherr Christian Kaiser (SPD) ja ja Rechtsreferendar<br />

Ratsfrau Janine Laupenmühlen (SPD) nein nein Lehrerin<br />

Ratsfrau Barbara Soloch (SPD) nein nein Bankkauffrau<br />

Ratsherr Michael Schwamborn (EBB) nein ja Elektromeister<br />

Sachkundiger Bürger Ingo Pohlmann<br />

(ParteiPiraten) nein nein Geschäftsführer<br />

Ratsherr Ernst Potthoff (Grüne) ja ja (teilweise) Hausmann<br />

Ratsfrau Silwana Spiegelhoff (Pro NRW) unbekannt unbekannt Hausfrau<br />

Sachkundiger Bürger Wolfgang Freye<br />

(Linke) beratend unbekannt unbekannt Betriebsratsvorsizender<br />

Ratsherr Andreas Hellmann (FDP) beratend nein nein Student<br />

Beigeordnete Simone Raskob (Stadt Essen)<br />

Tochter welche Schuld? Und warum zeigt Simone<br />

Raskob, die verantwortliche Dezernentin und (einzige<br />

hauptamtliche) Aufsichtsrätin der GVE, mit<br />

dem Finger auf andere?<br />

Ratsherr Backes fordert:<br />

Raskob raus!<br />

Die Beigeordnete wirkt im zuständigen Finanzausschuss<br />

der Stadt eher ahnungslos und so, als<br />

wolle sie sich wegducken. Aber: Raskob spielt die<br />

wichtigste Rolle bei der GVE: Zum einen vertritt<br />

die hauptamtliche Wahlbeamte die Stadt Essen,<br />

den Rat als Gesellschaftervertreterin und den<br />

Oberbürgermeister als Aufsichtsrätin. Und sie ist<br />

verantwortlich für das dezentrale Beteiligungsmanagement,<br />

die Finanzkontrolle und Steuerung der<br />

Stadt-Tochter. Hat Simone Raskob im Skandal um<br />

die städtische Grundstücksverwaltung GVE auf<br />

ganzer Linie versagt? Was wusste sie zu welchem<br />

Zeitpunkt? Wo hat sie nicht richtig hingeschaut?<br />

Fragen, die es zu beantworten gilt. Hat Raskob,<br />

wie Ratsherr Jochen Backes (AfD) betont, die<br />

Alarmsignale überhört und bei der Aufstellung<br />

des Jahresabschlusses gleich mehrere rote Ampeln<br />

überfahren? Die Dezernentin winkt ab: „Die Aufstellung<br />

des Jahresabschlusses liegt allein in der<br />

Verantwortung der Geschäftsführung. Bezüglich<br />

der Feststellung gibt es Kompetenzen des Aufsichtsrates,<br />

die auch die Kontrollpflicht umfasst.<br />

Die Fristversäumnisse sind rechtzeitig aufgefallen<br />

und wurden pflichtgemäß im Aufsichtsrat behandelt.“<br />

Wie alle Aufsichtsratsmitglieder habe sie<br />

ihre Kontrollfunktion ausgefüllt. Eine persönliche<br />

Verantwortung in der GVE-Affäre sehe die Grünen-nahe<br />

Dezernentin nicht bei sich. Auch wenn<br />

Stadtkämmerer Klieve seine Kollegin öffentlich<br />

nicht angreifen würde, so sind seine Worte deutlich:<br />

„Ich hatte keine Veranlassung zu denken,<br />

dass der Aufsichtsrat nicht jederzeit das Zepter des<br />

Handelns in der Hand gehalten hat. Ich habe alles<br />

getan, was ich für erforderlich gehalten habe. Was<br />

ich mir nicht vorstellen konnte war, dass ein Geschäftsführer<br />

so dickfellig reagiert und noch nicht<br />

einmal auf Gesellschafterweisungen reagiert.“<br />

Gut, die Beigeordnete Simone Raskob sitzt<br />

nicht alleine im Aufsichtsgremium, sondern gemeinsam<br />

mit weiteren 14 Mitgliedern des Rates<br />

und Sachkundigen Bürgern. Aber, wie es Jörg<br />

Uhlenbruch, der stellvertretende Vorsitzende der<br />

CDU-Ratsfraktion, deutlich macht: „Wir machen<br />

das alle ehrenamtlich.“ Das gilt auch für seine<br />

Fraktionskollegin Barbara Rörig, die dem Gremium<br />

vorsitzt – und die von Barbara Solloch (SPD)<br />

als Stellvertreterin unterstützt wird. Der guten<br />

Ordnung halber: Die Aufsichtsräte erhalten eine<br />

Grundvergütung von 1.000 Euro jährlich, zuzüglich<br />

100 Euro Sitzungsgeld pro Sitzung. Diese finden<br />

in der Regel vier Mal jährlich statt, bei der<br />

GVE sind es alleine in diesem Jahr bereits sechs<br />

Die Vollmacht finden Sie in voller Auflösung auf<br />

unserer Webseite www.informer-magazine.de<br />

Sitzungstage. Nicht zu vergessen die Compliance-<br />

Fortbildung ‚Haftungsrisiken für den Aufsichtsrat‘<br />

im vergangenen Dezember. Doch nun ist der ehrenamtliche<br />

Aufsichtsrat an seine Grenzen gestoßen,<br />

das Kind ist sprichwörtlich in den Brunnen<br />

gefallen – und die Rufe nach den Verantwortlichen<br />

werden laut.<br />

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