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thema - Lebenshilfe Wien

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MIT<br />

Mitgliederzeitschrift der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong><br />

MACHEN<br />

Medizinische Versorgung<br />

5/10


vorwort<br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong><br />

Schönbrunner Straße 179<br />

1120 <strong>Wien</strong><br />

Tel.: 01/812 26 35<br />

Fax: 01/812 26 35 - 30<br />

E-Mail:<br />

office@lebenshilfe-wien.at<br />

www.lebenshilfe-wien.at<br />

Liebe LeserInnen!<br />

Liebe Mitglieder!<br />

„Mens sane in corpore sano“ – Ein gesunder Geist in einem<br />

gesunden Körper! Viele Menschen sehen in der Erfüllung<br />

dieses Grundsatzes einen wesentlichen Teil ihrer Lebensqualität.<br />

Wird diese Lebensqualität aber auch Menschen mit<br />

geistiger Beeinträchtigung zugestanden? Oder lässt man<br />

ihnen nicht einmal eine ausreichende medizinische Grundversorgung<br />

zuteil werden? Das Schwerpunkt-Thema dieser<br />

Ausgabe widmet sich Fragen wie nach dem richtigen Umgang<br />

mit PatientInnen mit intellektueller Beeinträchtigung<br />

in Spitälern und in Arztpraxen, gibt Hintergrund-Informationen<br />

über das Angebot der Schwerpunkt-Spitäler Rosenhügel,<br />

Rudolfstiftung (Down-Syndrom-Ambulanz) und<br />

Barmherzige Brüder und bringt einen Querschnitt vielfältiger<br />

Erfahrungen von Menschen mit Behinderung, deren<br />

Angehörigen und BetreuerInnen.<br />

Eine bedarfsgerechte Behandlung und Versorgung von Menschen<br />

mit intellektueller Beeinträchtigung durch das allgemeine<br />

medizinische System setzt einen Abbau der „Barriere<br />

in den Köpfen“ und ein Basiswissen über verschiedene Beeinträchtigungsformen<br />

voraus. Was für das Gesundheitswesen<br />

gilt, muss aber auch für alle anderen Lebensbereiche<br />

gelten: Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung wollen<br />

„dabei“ sein und ernst genommen werden, wollen von<br />

Anfang an mitwirken und ihr Leben nach Ihren Wünschen<br />

gestalten. Deswegen hat sich die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong> am<br />

„Europäischen Tag der Gleichstellung von Menschen mit Behinderung“<br />

am 5. Mai beteiligt.<br />

Eine Zusammenstellung wichtiger Antworten auf Fragen zu<br />

Erben und Vermögensweitergabe und viele weitere Informationen<br />

und Berichte runden das umfangreiche Heft ab.<br />

Viel Spaß und Nutzen für Sie wünscht<br />

kinderhilfe_anzeige_210x75 07.04.2004 13:06 Uhr Seite 1<br />

Mag. Bernhard Schmid<br />

Österreichische<br />

Kinderhilfe<br />

P.S.K. 1.111.235<br />

W i r d a n k e n d e n ö s t e r r e i c h i s c h e n L o t t o s p i e l e r I n n e n.<br />

www.lebenshilfe-wien.at >>> mitmachen 5/10


Titelfoto:<br />

Von mitfühlenden Angehörigen<br />

begleitet, hat Regina<br />

sogar auf der Intensivstation<br />

viel Spaß! Die Intensivschwestern<br />

im AKH waren<br />

sehr engagiert und immer<br />

in guter Stimmung. Eine von<br />

ihnen machte das Foto im<br />

Jänner 2009.<br />

nachrichten<br />

mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />

Quelle: LH <strong>Wien</strong><br />

inhalt<br />

Protestmarsch der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong> zum Rathaus 4<br />

Aktuelle Meldungen 8<br />

Stadt <strong>Wien</strong> und FSW besuchten das WH Pronaygasse 9<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> Österreich Kongress Vorarlberg 10<br />

<strong>thema</strong><br />

Arbeitsgruppe der <strong>Wien</strong>er Behindertenorganisationen 12<br />

Krankenhaus der Barmherzigen Brüder 14<br />

Die psychiatrische Station C3 am Rosenhügel 17<br />

Eva im Krankenhaus – ein Erfahrungsbericht 19<br />

Interview mit zwei Betreuern 21<br />

Regina soll weiter gehen können 22<br />

Medizinische Erfahrungen mit meinem Sohn 24<br />

Die Down-Syndrom-Ambulanz in der Rudolfstiftung 25<br />

Zahnfehlstellung hat Down-Sydnrom? 28<br />

Psychotherapie 29<br />

Interview mit einer Klientin 32<br />

Meine Tochter Clarissa 33<br />

Der Besuch bei der Frauen-Ärztin 34<br />

Medizinische Behandlung und Zustimmung Sachwalter 35<br />

Behinderte Medizin? 36<br />

Tipps für den Umgang mit PatientInnen 38<br />

service<br />

Info-Veranstaltung der LH <strong>Wien</strong> + Übersicht Freizeit 39<br />

Fragen und Antworten zum Thema Erben und Vererben 40<br />

Special Musical for Special Kids 42<br />

5. nationale Sommerspiele in St. Pölten 43<br />

nachrichten<br />

Vernissage im Schömer-Haus 44<br />

Jubiläum Otto Zimprich 45<br />

Reisebericht Roland Hillringhaus 46<br />

Elisabeth PAULA – 35 Jahre <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong> 49<br />

18. Lungauer Langlauftage 50<br />

Wechsel in der Bereichsleitung Wohnen 52<br />

Jubiläen J. Ottomayer, G. Schwarcz, J. Katz 54<br />

Nachruf auf Christa Gabriel 55<br />

Sprechstunden 56


nachrichten<br />

Protestmarsch der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong> zum Rathaus<br />

Der „Europäische Tag der Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen“<br />

am 5. Mai wurde von der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong> für einen Protestmarsch zum Rathaus<br />

genutzt.<br />

Protestgruppe mit den Politiker/innen Mörk, Matzka-Dojder (beide<br />

SPÖ), Praniess-Kastner (ÖVP), Smolik (Grüne) und Lasar (FPÖ)<br />

Die KlientInnen der Gruppe<br />

Ex.Akt, Vorstandsmitglieder<br />

mit ihren behinderten<br />

Angehörigen sowie<br />

BetreuerInnen und MitarbeiterInnen<br />

trafen sich am<br />

5. Mai zum europaweiten<br />

Aktionstag der „Gleichstellung<br />

von Menschen mit Behinderung“<br />

in der Werkstatt<br />

Schottengasse.<br />

Trotz des kühlen Wetters<br />

marschierten wir mit viel<br />

Energie und Freude los,<br />

trillerten mit unseren Pfeifen,<br />

hielten die Transparente<br />

hoch und bahnten<br />

uns unseren Weg durch<br />

Passanten, Fahrgäste und<br />

StudentInnen. Allen gaben<br />

wir Flugzetteln mit unseren<br />

Botschaften zur Inklusion,<br />

Mitbestimmung, Barrierefreiheit<br />

und aktuellen politischen<br />

Forderungen. Ab<br />

dem Schottentor hatten wir<br />

Begleitschutz durch gleich<br />

5 Polizisten und ein Polizei-<br />

Auto!<br />

Vor dem Rathaus trafen<br />

wir uns mit PolitikerInnen<br />

aller Parteien, denen wir<br />

www.lebenshilfe-wien.at >>> mitmachen 5/10<br />

Fotos: LH-<strong>Wien</strong>


unsere Botschaft erklärten<br />

und unsere politischen Forderungen<br />

in einer Mappe<br />

übergaben. Zum Schluss<br />

stellten sich alle für ein<br />

Gruppenfoto auf.<br />

Die PolitikerInnen versprachen,<br />

die Wünsche und Forderungen<br />

der Menschen mit<br />

intellektuellen Beeinträchtigungen<br />

ernst zu nehmen<br />

und boten weitere Zusammenarbeit<br />

an.<br />

Tenor aller Beteiligten: wir<br />

wollen wieder eine solche<br />

Aktion machen, das nächste<br />

Mal aber sollen noch mehr<br />

Leute daran teilnehmen!<br />

Unsere einfachen<br />

Grundbotschaften<br />

an Politik und<br />

Bevölkerung:<br />

� VIELFALT ALS CHANCE!<br />

� MITEINANDER STATT<br />

NEBENEINANDER!<br />

� WIR BESTIMMEN FÜR<br />

UNS SELBST!<br />

� WEG MIT DEN<br />

HINDERNISSEN!<br />

� UNTERSTÜTZUNG, WO<br />

WIR ES BRAUCHEN!<br />

� INKLUSION BRINGT<br />

ALLEN WAS!<br />

mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />

nachrichten<br />

Unsere konkreten<br />

Forderungen an die<br />

<strong>Wien</strong>er Politik:<br />

� Assistenzleistungen im<br />

<strong>Wien</strong>er Chancengleichheitsgesetz<br />

� Unterlassungsanspruch<br />

im Anti-Diskriminierungsgesetz<br />

� <strong>Wien</strong>er Aktionsplan,<br />

„Focal Point“ und unabhängigeMonitoringstelle<br />

zur Umsetzung<br />

der UN-Konvention auf<br />

<strong>Wien</strong>er Ebene<br />

Bernhard Schmid<br />

Für den ganzen Text der Grundbotschaft<br />

und der konkreten Forderungen:<br />

Bitte umblättern!<br />

5


nachrichten<br />

Das folgende Flugblatt wurde am 5. Mai an alle vorbeikommenden Passanten<br />

beim Protestmarsch verteilt und den BehindertensprecherInnen aller politischen<br />

Parteien vor dem Rathaus übergeben:<br />

�<br />

�<br />

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Wir alle sind unterschiedlich. Es ist normal, verschieden zu sein. Gebt der Vielfalt<br />

der Menschen eine Chance! Eine Chance, voneinander zu lernen und unser Leben<br />

durch neue Sichtweisen zu bereichern.<br />

� ���������������������������������<br />

Wir wollen mit unseren Wünschen und Bedürfnissen gehört werden, wir möchten<br />

mit unserer eigenen Persönlichkeit anerkannt und dabei ermutigt und unterstützt<br />

werden, unsere Fähigkeiten in die Gemeinschaft einzubringen und an den<br />

Angeboten der Gesellschaft teilzuhaben<br />

� ������������������������������<br />

Wir möchten unser Leben selbst bestimmen und in allen Entscheidungen, die<br />

unsere Person und unsere Umgebung betreffen, von Anfang an eingebunden und<br />

mit unseren Wünschen ernst genommen werden<br />

� �������������������������<br />

Wir möchten Zugang zu allen Produkt- und Dienstleistungsangeboten haben wie<br />

alle anderen auch. Das bedeutet für Menschen mit geistiger Behinderung bzw.<br />

Lernschwierigkeiten im Besonderen:<br />

Die Verwendung von leichter Sprache in Wort und Schrift sowie Bilder, Symbole,<br />

und klare, nachvollziehbare Abläufe<br />

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Wir brauchen Assistenten und Assistentinnen, die uns in verschiedenen<br />

Lebenslagen begleiten und unterstützen (z.B. in der Freizeit, in den öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln, in der Schule, bei der Arbeit oder bei der Haushaltsführung)<br />

� ���������������������������<br />

- Wenn wir Menschen mit Behinderung unser Leben selbst bestimmen können,<br />

steigt unsere Lebensqualität, aber auch die Lebensqualität der Menschen, die uns<br />

begleiten!<br />

- Leichte Sprache bringt nicht nur uns Menschen mit geistiger Behinderung etwas,<br />

sondern auch Menschen mit geringen Deutschkenntnissen, Kindern, älteren<br />

Menschen sowie allen Menschen, die gerne schnell und leicht verständlich<br />

informiert werden wollen!<br />

- Ein wertschätzendes Miteinander bereichert das Leben aller Menschen<br />

www.lebenshilfe-wien.at >>> mitmachen 5/10


mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />

nachrichten<br />

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�<br />

•<br />

Freizeitbegleitung und Urlaubsbegleitung für junge und erwachsene Menschen mit<br />

Familiäre geistiger Behinderung Betreuungspersonen oder Lernschwierigkeiten<br />

sollen kurzzeitig ihre Belastungssituation<br />

erleichtern können und somit langfristig ihre Angehörigen gut betreuen können<br />

• Junge und erwachsene Menschen mit Behinderung sollen in gewohnter Umgebung<br />

• ein Familiäre selbstbestimmtes Betreuungspersonen Leben lernen sollen und verwirklichen kurzzeitig ihre Belastungssituation<br />

•<br />

erleichtern können und somit langfristig ihre Angehörigen gut betreuen können<br />

Junge und erwachsene Menschen mit Behinderung sollen in gewohnter Umgebung<br />

• Assistent/innen ein selbstbestimmtes unterstützen Leben lernen Lehrer/innen und verwirklichen bei pflegebedürftigen oder verhaltensauffälligen<br />

Kindern, bei der Motivation, Anleitung, Mobilität, usw.<br />

• Damit soll ermöglicht werden, dass diese Kinder und Jugendlichen effektiv am<br />

•<br />

•<br />

Unterricht Assistent/innen teilnehmen unterstützen können Lehrer/innen und Lehrer/innen bei pflegebedürftigen sich 100% auf oder den verhaltens- Unterricht<br />

konzentrieren auffälligen Kindern, können bei der Motivation, Anleitung, Mobilität, usw.<br />

Damit soll ermöglicht werden, dass diese Kinder und Jugendlichen effektiv am<br />

Unterricht teilnehmen können und Lehrer/innen sich 100% auf den Unterricht<br />

� Ein konzentrieren Diskriminierungsschutz können für alle Menschen mit Behinderung in <strong>Wien</strong> soll<br />

ehebaldigst im <strong>Wien</strong>er Landtag beschlossen und in Kraft gesetzt werden<br />

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ehebaldigst im <strong>Wien</strong>er Landtag beschlossen und in Kraft gesetzt werden<br />

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� Ein Diskriminierungsschutz für alle Menschen mit Behinderung in <strong>Wien</strong> soll<br />

� Diese UNO-Konvention schreibt die Menschenrechte für Menschen mit<br />

Behinderung weltweit vor. Österreich hat sich am 26.Oktober 2008 zur Einhaltung<br />

�<br />

dieser<br />

Diese<br />

Menschenrechte<br />

UNO-Konvention<br />

verpflichtet<br />

schreibt die Menschenrechte für Menschen mit<br />

� Zur Behinderung Sicherstellung weltweit der vor. Einhaltung Österreich der hat Vorgaben sich am der 26.Oktober UN-Konvention: 2008 zur Einhaltung<br />

� muss dieser ein Menschenrechte <strong>Wien</strong>er Aktionsplan verpflichtet zur Umsetzung der gleichberechtigten und<br />

� barrierefreien Zur Sicherstellung Teilhabe der Einhaltung von Menschen der Vorgaben mit Behinderung der UN-Konvention: an der Gesellschaft in allen<br />

� Lebensbereichen muss ein <strong>Wien</strong>er ausgearbeitet Aktionsplan werden zur Umsetzung der gleichberechtigten und<br />

� unter barrierefreien Einbeziehung Teilhabe der von Betroffenen Menschen mit und Behinderung deren Vertretungsorganisationen an der Gesellschaft in allen von<br />

Anfang Lebensbereichen an und „auf ausgearbeitet Augenhöhe“ werden<br />

�� es unter muss Einbeziehung eine Koordinationsstelle der Betroffenen in der und <strong>Wien</strong>er deren Landesregierung Vertretungsorganisationen die Umsetzung von in<br />

allen Anfang Verantwortungsbereichen an und „auf Augenhöhe“ der Politik anleiten<br />

�� Der es muss Umsetzungsprozess eine Koordinationsstelle muss in durch der <strong>Wien</strong>er eine Landesregierung unabhängige Stelle, die Umsetzung in der auch in<br />

Menschen allen Verantwortungsbereichen mit Behinderung mitarbeiten, der Politik überwacht anleiten werden<br />

� Der Umsetzungsprozess muss durch eine unabhängige Stelle, in der auch<br />

Menschen mit Behinderung mitarbeiten, überwacht werden<br />

<strong>Wien</strong>, am 5.Mai 2010 Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong><br />

Für den Inhalt verantwortlich: Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong>, Schönbrunner Straße 179, 1120 <strong>Wien</strong>, Tel.: 01/812-26-35-0, E-Mail:<br />

office@lebenshilfe-wien.at, www.lebenshilfe-wien.at<br />

Für den Inhalt verantwortlich: Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong>, Schönbrunner Straße 179, 1120 <strong>Wien</strong>, Tel.: 01/812-26-35-0, E-Mail:<br />

office@lebenshilfe-wien.at, www.lebenshilfe-wien.at<br />

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� Freizeitbegleitung und Urlaubsbegleitung für junge und erwachsene Menschen mit<br />

geistiger Behinderung oder Lernschwierigkeiten<br />

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<strong>Wien</strong>, am 5.Mai 2010 Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong>


nachrichten<br />

Aktuelle Meldungen<br />

(Stand: . Mai 010)<br />

+++ Bedarfsorientierte<br />

Mindestsicherung (BMS)<br />

Ab 1.9. soll BMS in ganz Österreich anlaufen,<br />

falls Länder rechtzeitig Landesgesetze<br />

beschließen. <strong>Wien</strong> will dies Anfang Juli tun.<br />

Lange Ungewissenheit, ob die BMS nun auch<br />

für Menschen mit Behinderung gelten wird<br />

und somit die Dauerleistung ablösen wird,<br />

hat ein Ende: Aus gut informierten Quellen<br />

verlautet, dass für Menschen mit Behinderung<br />

bisherige Dauerleistung mit allen<br />

Vorteilen (14-malige Auszahlung, kein<br />

Angehörigenregress) unverändert weiter<br />

erhalten bleiben soll!<br />

+++ Monitoring-Ausschuss<br />

und PH-Aktionstag zur<br />

„Inklusiven Bildung“<br />

Gewaltiger Anschub für Kampf um eine inklusive<br />

Schule für alle Kinder mit und ohne<br />

Behinderung: Vorträge, rege Diskussionen<br />

und breites Medien-Echo zum Aktionstag<br />

der Pädagogischen Hochschule am 14.4.<br />

und zur öffentlichen Parlaments-Sitzung<br />

des Monitoring-Ausschusses, der die Umsetzung<br />

der UN-Konvention in Österreich<br />

überwacht. Politiker sagen: „Sonderschulen<br />

sind menschenrechtswidrig“<br />

(Buchinger, Huainigg). Betroffenen-Initiative<br />

zum schrittweisen Umstieg vom getrennten<br />

Sonderschulwesen auf die gemeinsame<br />

inklusive Schule bis 2016 geplant.<br />

+++ <strong>Wien</strong>er Chancengleichheitsgesetz<br />

Interessenvertretung der behinderten Menschen<br />

in <strong>Wien</strong> stimmt ausverhandelten Gesetzes-entwurf<br />

am 30.4. mit Auflagen zu.<br />

Neu: Arbeitsintegration als geförderte Leistung<br />

und Wohn- und Werkstatträte als Instrument<br />

der Mitbestimmung. Angehörigen-<br />

Regress wurde abgewehrt. Assistenzleistungen<br />

(z.B. Freizeit und Schule) wurden<br />

bisher erfolglos eingefordert. Gesetz soll<br />

Anfang Juli beschlossen werden und jetziges<br />

Behindertengesetz komplett ersetzen.<br />

Weitere Verhandlungen dringend nötig!<br />

+++ <strong>Wien</strong>er Anti-Diskriminierungsgesetz<br />

(ADG)<br />

Weitreichende Novelle des Wr. ADG am<br />

4.5. vorgelegt. Langjähriger Forderung<br />

der Interessenvertreter nach einem Diskriminierungsschutz<br />

auch auf <strong>Wien</strong>er Ebene<br />

endlich Rechnung getragen. Entwurf sieht<br />

Schlichtungsverfahren und Schadenersatz<br />

nach Vorbild Bundesbehinderten-Gleichstellungsgesetz<br />

vor. Gesetz regelt Barrierefreiheit<br />

und Diskriminierungsschutz für<br />

Menschen mit Behinderung für alle Dienstleistungen<br />

von <strong>Wien</strong>er Behörden, in Pflichtschulen,<br />

Gemeindebauten, u.a. Beschluss<br />

Anfang Juli geplant.<br />

www.lebenshilfe-wien.at >>> mitmachen 5/10


+++ Aktionsplan<br />

zur UN-Konvention<br />

Ende März erklärt BM<br />

Hundstorfer, einen „Nationalen<br />

Aktionsplan“ zur Umsetzung<br />

der UN-Konvention<br />

und die behindertenpolitischen<br />

Leitlinien für die<br />

nächsten zehn Jahre festzulegen.<br />

Menschen mit Behinderungen<br />

sollen von Anfang<br />

eingebunden werden.<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong> fordert einen<br />

eigenen „<strong>Wien</strong>er Aktionsplan“<br />

zur Umsetzung<br />

der selbstverständlichen<br />

und gleichberechtigten Teilhabe<br />

am gesellschaftlichen<br />

Leben von Menschen mit<br />

Behinderungen in <strong>Wien</strong>.<br />

+++ Gleichenfeier<br />

Nauschgasse<br />

Rohbau, Dach, Türen und<br />

Fenster des Seniorenhaus<br />

Nauschgasse mit Tagesbetreuung<br />

der <strong>Lebenshilfe</strong><br />

<strong>Wien</strong> bereits fertiggestellt.<br />

Innenausbau mit Zwischenwänden,<br />

Sanitär-, Heizungs-,<br />

Elektro-Verrohrung<br />

begonnen. Gleichenfeier am<br />

29.4. mit Architekt und Vertretern<br />

der Gewerke. Vorbereitungen<br />

für den Einzug der<br />

ersten KlientInnen im Jahr<br />

2011 bereits voll im Laufen.<br />

mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />

nachrichten<br />

Vertreterinnen der Stadt <strong>Wien</strong><br />

und des FSW besuchten das<br />

Wohnhaus Pronaygasse<br />

Sabine Hofirek vom Büro der Stadträtin Wehsely und Martina<br />

Krieger, Abteilungsleiterin Wohnen für Menschen mit<br />

Behinderung im Fachbereich betreutes Wohnen des FSW,<br />

informierten sich bei einem Besuch im Wohnhaus Pronaygasse<br />

über die Geschichte und die jetzige Lebenssituation<br />

der Bewohner und Bewohnerinnen. Werner Trojer gab einen<br />

allgemeinen Überblick über das vielfältige Wohnangebot<br />

in der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong>. Frau Hofirek und Frau Krieger<br />

bedankten sich für die jahrelange gute Zusammenarbeit<br />

mit der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong>.<br />

Elfriede Mayer-Höber, die Leiterin des Wohnhauses, berichtete<br />

über den Beginn des Wohnhauses, welches aus<br />

dem Projekt „Psychiatrieausgliederung“ vor 10 Jahren entstand.<br />

Es war eine große Herausforderung, die vom gesamten<br />

Team sehr gut vorbereitet und gemeistert wurde. Alle<br />

haben sich sehr gut eingelebt und sich weiterentwickelt.<br />

Die Bewohner und Bewohnerinnen sind vorwiegend nonverbal<br />

und benötigen verstärkt Unterstützung und Begleitung.<br />

Anschließend wurde mit einem Rundgang durch das Haus<br />

und dem anschließenden Garten der Alltag der Bewohner<br />

anschaulich dargestellt.<br />

Ingrid Wick<br />

v.l.n.r.: Hannes Traxler, Sabine Hofirek,<br />

Werner Trojer, Martina Krieger,<br />

Elfriede Mayer-Höber, Marlies Doujak<br />

Quelle: LH-<strong>Wien</strong>


nachrichten<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> Österreich Kongress Vorarlberg:<br />

„ICH DU WIR“ – Verschiedenheit als Chance<br />

Vom 16. bis zum 18. November<br />

2009 waren einige Leute aus<br />

der Selbstvertretergruppe beim<br />

Kongress in Bregenz. Bregenz<br />

ist eine kleine Stadt am Bodensee.<br />

Es ist sehr schön dort.<br />

Der Kongress wurde von Menschen<br />

mit und ohne Behinderung<br />

organisiert. Dass Menschen mit<br />

und ohne Behinderung gemeinsam<br />

zusammenarbeiten ist sehr<br />

wichtig.<br />

Wanja Herrmann<br />

(Unterstützung),<br />

Christine Martinek<br />

(Selbstvertreterin)<br />

Im Kongresshaus<br />

in Bregenz<br />

„Verschiedenheit als Chance“<br />

heißt, dass es nicht schlimm ist,<br />

anders zu sein.<br />

Oft wissen Menschen ohne<br />

Behinderung sehr wenig über<br />

Menschen mit Behinderung.<br />

Sie können aber viel voneinander<br />

lernen.<br />

Deshalb hat es beim Kongress Gruppen gegeben, wo über das geredet<br />

wurde, was Menschen mit Behinderung sich wünschen.<br />

10 www.lebenshilfe-wien.at >>> mitmachen 5/10<br />

Fotos: LH-<strong>Wien</strong>


mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />

nachrichten<br />

Einige Gruppen wurden von Menschen mit Lernschwierigkeiten geleitet.<br />

Das war toll, weil sich die Gruppenleiter getraut haben vor so<br />

vielen Menschen zu sprechen. Oft wird Menschen mit Lernschwierigkeiten<br />

das nicht zugetraut. Es hat auch Gruppen gegeben, die<br />

von Menschen mit und ohne Lernschwierigkeiten gemeinsam geleitet<br />

wurden.<br />

Martin Schwerter<br />

(Selbstvertreter)<br />

Es waren einige spannende<br />

Themen dabei. Zum Beispiel<br />

wurde über das „Gute Leben“<br />

gesprochen. Zum guten Leben<br />

gehört es ohne Schwierigkeiten<br />

auszukommen, genauso wie<br />

beim Wohnen gute Unterstützung<br />

zu haben.<br />

Menschen mit Behinderungen<br />

sind auch auf die Straße gegangen<br />

und haben sich mit Leuten<br />

ohne Behinderung unterhalten.<br />

Es hat auch viele Exkursionen gegeben. Eine Gruppe besuchte zum<br />

Beispiel den Landtag und das ORF-Zentrum. Es gibt auch einen Film<br />

über den Kongress. Den hat der ORF gemacht. Man kann ihn in der<br />

Zentrale bei Eva-Maria Micheli ausleihen.<br />

Wir denken, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten genauso viel<br />

erreichen können, wie Menschen ohne Lernschwierigkeiten. Das hat<br />

uns der Kongress gezeigt.<br />

Artikel von Heidi Tomacek und Robert Saugsspier<br />

Unterstützung von Eva-Maria Micheli<br />

11


<strong>thema</strong><br />

Arbeitsgruppe der <strong>Wien</strong>er<br />

Behindertenorganisationen<br />

Der Dachverband <strong>Wien</strong>er Sozialeinrichtungen beschäftigt sich über eine eigene<br />

Arbeitsgruppe seit 00 mit der „medizinischen Versorgung für Menschen<br />

mit intellektueller Behinderung“. Grundlage dafür ist das Europäische Manifest<br />

„Mindeststandards für die medizinische Versorgung“ aus dem Jahr 00 .<br />

Der Dachverband <strong>Wien</strong>er Sozialeinrichtungen<br />

zählt derzeit rund 70 Organisationen<br />

aus den Bereichen Behindertenarbeit<br />

(darunter auch die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong>), ambulante<br />

Pflege und Betreuung sowie Wohn-<br />

und Pflegeeinrichtungen zu seinen Mitgliedern.<br />

Ziel des Dachverbands ist es, <strong>Wien</strong>er<br />

Dienstleistungsangebote abzustimmen, gemeinsam<br />

weiterzuentwickeln und an der Lösung<br />

übergreifender Probleme zu arbeiten.<br />

Die 2007 eingesetzte Arbeitsgruppe hat<br />

auf Basis des Europäischen Manifests (siehe<br />

Box) ein eigenes „Positionspapier zur<br />

medizinischen Versorgung von PatientInnen<br />

mit Behinderungen in <strong>Wien</strong>“ erarbeitet,<br />

welches gleich zu Beginn die derzeitige<br />

Situation in <strong>Wien</strong> kritisch festhält:<br />

Die Gesundheitspflege von Menschen mit<br />

Behinderung funktioniert in vielen Bereichen<br />

nach wie vor zweitklassig, minderwertig<br />

und unter Missachtung von Rechtsansprüchen.<br />

Es ist Menschen mit Behinderung und (Dualdiagnose)<br />

/ oder psychischer Krankheit<br />

kaum möglich, die der Gesamtbevölkerung<br />

angebotenen medizinischen Leistungen im<br />

gleichen Ausmaß und in gleicher Qualität in<br />

Anspruch zu nehmen.<br />

In ihrem Positionspapier kommen die <strong>Wien</strong>er<br />

Organisationen im Behindertenbereich<br />

zu ähnlichen Erkenntnissen wie im Euro-<br />

päischen Manifest, wobei im Folgenden auf<br />

einige <strong>Wien</strong>-Spezifika exemplarisch eingegangen<br />

wird.<br />

Empfehlungsliste<br />

Es wird die Erstellung und laufende Erweiterung<br />

einer Liste von empfehlenswerten<br />

Arztpraxen, Ambulanzen und Spitälern gefordert,<br />

die bereits Erfahrung mit Patien-<br />

Das Europäische Manifest<br />

(in Auszügen)<br />

1. Optimales Vorhandensein und Zugänglichkeit<br />

zum allgemeinen Gesundheitswesen<br />

– wobei Ärzte für Allgemeinmedizin /<br />

Hausärzte eine zentrale Rolle spielen sollen.<br />

Das bedeutet, dass<br />

� Menschen mit geistiger Behinderung<br />

das allgemeine Gesundheitswesen<br />

nutzen können<br />

� mehr Zeit für ihre Konsultation in der<br />

Arztpraxis oder bei Hausbesuchen<br />

erhalten<br />

� Information über ihre Gesundheit in für<br />

sie verständliche Form erhalten<br />

� in einer gesunden Lebensführung unterstützt<br />

werden.<br />

. Alle medizinischen Berufsgruppen (besonders<br />

Internisten, Psychiater, Zahnärzte)<br />

und nicht ärztliche Gesundheitsberufe besitzen<br />

Kompetenz in der Versorgung geistig<br />

behinderter Menschen und in den spe-<br />

1 www.lebenshilfe-wien.at >>> mitmachen 5/10


tInnen mit Behinderung haben und bereit<br />

sind, diese zu behandeln.<br />

Kompetenzzentren<br />

Es wird die Schaffung von mindestens drei<br />

Kompetenzzentren für neuropsychiatrische<br />

und allgemeine Diagnostik / medizinisches<br />

Clearing mit speziell geschultem Personal<br />

(so wie derzeit Rosenhügel Station C3) gefordert,<br />

die in Kooperation mit den ÄrztInnen<br />

/ Ambulanzen / Spitälern der obigen Liste<br />

stehen. Außerdem sollen diese Kompetenzzentren<br />

als 2. Versorgungslinie für Patienten<br />

dienen, die im herkömmlichen System trotz<br />

allem nicht behandelbar scheinen.<br />

zifischen, insbesondere auch mit der häufig<br />

bestehenden Komorbidität (Anm.: das sind<br />

Krankheiten, die miteinander auftreten können)<br />

verbundenen Gesundheitsproblemen.<br />

. Mitglieder verschiedener ärztlicher und<br />

nicht-ärztlicher Berufsgruppen, die in der<br />

Behandlung von Menschen mit geistiger<br />

Behinderung spezialisiert sind, sollen die<br />

Allgemeinmediziner unterstützen. Diese<br />

Spezialisten können Ratschläge geben, spezifische<br />

medizinische Probleme behandeln,<br />

oder die medizinische Versorgung übernehmen.<br />

. Die Gesundheitsversorgung von Menschen<br />

mit geistiger Behinderung benötigt<br />

eine multidisziplinäre Haltung.<br />

5. Die Gesundheitsvorsorge für Menschen<br />

mit geistiger Behinderung muss präventiv<br />

angegangen werden.<br />

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<strong>thema</strong><br />

„Case-Manager“<br />

Ein häufiges Problem ist, dass Menschen<br />

mit intellektueller Behinderung und deren<br />

Begleitung im Diagnoseprozess oft zuwenig<br />

ernst genommen werden. Krankheitssymptome<br />

werden nicht selten als Ausdruck der<br />

Behinderung missinterpretiert. Ein „Case-<br />

Manager“ im stationären Bereich soll die<br />

Kommunikation zwischen den unterschiedlichen<br />

Systemen verbessern helfen, besonders<br />

bei Aufnahme, Entlassung und interner<br />

Informationsweitergabe. Weitere Aufgaben<br />

des „Case-Managers“: verpflichtender Informationsaustausch<br />

mit Angehörigen/BetreuerInnen,<br />

Sicherstellung einer fallweisen<br />

notwendigen Betreuung bei stationärer<br />

Aufnahme.<br />

Zeit für Konsultationen und<br />

Hausbesuche<br />

Das Verrechnungssystem ist Menschen gegenüber,<br />

die mehr Zeit für die Diagnostik<br />

benötigen, unflexibel, dadurch kommt es<br />

häufiger zu Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen.<br />

Diejenigen ÄrztInnen, die sich<br />

die nötige Zeit trotzdem nehmen, kommen<br />

durch „Mundpropaganda“ schnell an ihre<br />

Kapazitätsgrenzen. Daher fordert der Dachverband<br />

eine ausreichende Finanzierung für<br />

die Abdeckung des Mehraufwandes für eine<br />

bedarfsgerechte Diagnose und Behandlung.<br />

Weitere Vorhaben des Dachverbands<br />

„In die tatsächliche Umsetzung der Forderungen<br />

des <strong>Wien</strong>er Positionspapiers ist noch<br />

viel Arbeit und Energie einzubringen“, meint<br />

Anton Schmalhofer, zuständig im Dachverband<br />

für die Behindertenarbeit. Dabei<br />

setzt er vor allem auf Bewusstseinsarbeit<br />

über Vorträge, Fachtagungen, Artikel und<br />

1<br />

Medizinische Versorgung


<strong>thema</strong><br />

Fortsetzung<br />

Arbeitsgruppe der <strong>Wien</strong>er Behindertenorganisationen<br />

Fortbildungsmaßnahmen im ärztlichen und<br />

pflegerischen Bereich. Ein zweiter Schwerpunkt<br />

sei das Sammeln von „Best Practice“-<br />

Beispielen – wie z.B. das Krankenhaus der<br />

Barmherzigen Brüder – und die Weitergabe<br />

dieser Beispiele mit dem Ziel einer möglichst<br />

flächendeckenden Vervielfältigung<br />

erfolgreicher Praxis im allgemeinen <strong>Wien</strong>er<br />

Angebot der medizinischen Versorgung.<br />

Schmalhofers großer Wunsch: „Ärzte, die<br />

Erfahrung im Umgang mit PatientInnen mit<br />

intellektueller Behinderung haben und sich<br />

für systemische Verbesserungen und den<br />

Austausch spezifischer Herausforderungen<br />

in der Behandlung aktiv engagieren wollen,<br />

sollten sich analog zum deutschen Vorbild<br />

zu einer Arbeitsgemeinschaft für Menschen<br />

mit intellektueller und mehrfacher Behinderung<br />

zusammenschließen.“<br />

GUTES TUN, UND ES GUT TUN! –<br />

Krankenhaus der Barmherzigen Brüder<br />

Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder<br />

ist ein Ordenskrankenhaus im 2. <strong>Wien</strong>er<br />

Gemeindebezirk. Es verfügt über 400 Betten,<br />

770 MitarbeiterInnen aus Medizin und<br />

Pflege und versorgt circa 25.000 Menschen<br />

im Jahr stationär und 120.000 Menschen<br />

ambulant. In diesem Krankenhaus sind<br />

neun Abteilungen (Anästhesiologie -Intensivmedizin<br />

und Schmerztherapie, Augenheilkunde,<br />

Chirurgie, Gynäkologie, HNO &<br />

Phoniatrie, Innere Medizin, Neurologie und<br />

neurologische Rehabilitation, Radiologie<br />

und Nuklearmedizin, sowie Urologie und<br />

Andrologie), zwei Institute (Physikalische<br />

Medizin und Rehabilitation, Institut für chemische<br />

und medizinische Labordiagnostik)<br />

Bernhard Schmid<br />

Das Ordensspital sieht es seit jeher als seine Aufgabe an, auch sozial Bedürftigen<br />

und Menschen mit Behinderungen eine adäquate medizinische Versorgung<br />

zukommen zu lassen, insbesondere auch Menschen mit geistiger Behinderung.<br />

und eine Gehörlosenambulanz, sowie einen<br />

Zahnambulanz verankert. Neben Medizin<br />

und Pflege steht auch das seelische Wohlbefinden<br />

im Vordergrund.<br />

Die ebenerdig liegende Zahnambulanz,<br />

welche ohne Terminvereinbarung genutzt<br />

werden kann und die Möglichkeit von Behandlungen<br />

unter Narkose bietet, stellt<br />

für Menschen mit intellektuellen Behinderungen<br />

und ihren Angehörigen/BetreuerInnen<br />

eine gute Alternative zu sonst oft<br />

mühsamen Zahnarztbesuchen dar. Dadurch<br />

kommen die Mitarbeiter des Krankenhauses<br />

der Barmherzigen Brüder vermehrt mit dieser<br />

Patientengruppe in Kontakt.<br />

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Durch diese Erfahrungen und das Anfragen<br />

von Behindertenorganisationen wie der <strong>Lebenshilfe</strong><br />

<strong>Wien</strong> entstand die Idee, etwas für<br />

die speziellen Bedürfnisse von Menschen<br />

mit geistiger Behinderung zu organisieren.<br />

Es entspricht außerdem dem Ordensauftrag<br />

der Barmherzigen Brüder, sich um Minderheiten<br />

und um Menschen in Not zu kümmern.<br />

Von Behindertenorganisationen wird eine<br />

Ambulanz für die speziellen Anforderungen<br />

von Menschen mit geistiger Behinderung<br />

gewünscht. Doch neben der Frage der Finanzierung<br />

kann auch niemand in <strong>Wien</strong><br />

genau bestimmen, wie groß die Zielgruppe<br />

ist. Es gibt keine allgemeine Erfassung<br />

der Menschen mit geistiger Behinderung<br />

in Österreich, und somit ist es auch kaum<br />

möglich zu sagen, wie groß der Bedarf an<br />

einer eigenen Ambulanz wirklich ist. Das<br />

Krankenhaus der Barmherzigen Brüder hat<br />

dennoch einen Weg hin zu Menschen mit<br />

geistiger Behinderung eingeschlagen.<br />

Unter der Telefonnummer 21121/5080 erreicht<br />

man Herrn Doktor Freudenthaler,<br />

mit dem Angehörige und BetreuerInnen<br />

eine notwendige Behandlung des Menschen<br />

mit geistiger Behinderung besprechen und<br />

planen können. Eine so genannte „VIP-<br />

Schiene“ ermöglicht es dem Betroffenen,<br />

möglichst ohne Verzögerung durch den Behandlungsprozess<br />

gebracht zu werden. Im<br />

Detail heißt das, dass diese Patienten bei<br />

Wartezeiten vorgereiht werden, dass versucht<br />

wird, notwendige Termine für Operationen<br />

oder Untersuchungen einzuschieben<br />

und prinzipiell benötigte Kapazitäten frei gemacht<br />

werden. Die Idee dahinter ist es dort<br />

einzugreifen, wo der Patient eigentlich unnötig<br />

im Spital ist. Der gesamte Aufenthalt<br />

soll somit verkürzt und dadurch alle Beteiligten<br />

entlastet werden. Mit dieser Möglichkeit<br />

werden vor allem alle PatientInnen mit<br />

mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />

Quelle: de.wikipedia.org / GuentherZ<br />

<strong>thema</strong><br />

geistiger Behinderung angesprochen, deren<br />

Interventionen geplant stattfinden.<br />

Gerade bei der Fülle von Ausprägungen an<br />

geistigen Behinderungen ist es notwendig,<br />

bei jedem dieser Patienten individuell vorzugehen.<br />

Die Pflegedirektion greift koordinierend<br />

ein, und interne Schaltstellen des<br />

Krankenhauses sind angewiesen, Prioritäten<br />

zugunsten dieser Menschen zu setzen und<br />

vernetzt mit allen Bereichen zu arbeiten. So<br />

wird es zum Beispiel ermöglicht, mehrere<br />

unterschiedliche Untersuchungen/Behandlungen<br />

während einer Narkose durchzuführen,<br />

so dass man deren Anzahl minimieren<br />

kann. Der Nachteil daran besteht allerdings<br />

darin, dass dann oft Vorsorgeuntersuchungen<br />

durchgeführt werden, die eigentlich<br />

noch gar nicht notwendig wären, wie<br />

zum Beispiel eine Coloskopie bei einem 30jährigen<br />

ohne Beschwerden. Angehörige<br />

oder BetreuerInnen wollen aber die durchgeführte<br />

Narkose ausnutzen.<br />

Eine Forderung von Behindertenorganisationen<br />

ist es, einen eigenen Raum für PatientIn<br />

und BetreuerIn zur Verfügung zu stellen.<br />

Das scheitert aber am generellen Platzmangel.<br />

Trotzdem wird nach Möglichkeit irgendwo<br />

ein Raum mit Bett und Sessel gefunden.<br />

Das Krankenhaus hat 2008 eine Broschüre<br />

für Ärzte, Pflegepersonen, gesetzliche Ver-<br />

15<br />

Medizinische Versorgung


<strong>thema</strong><br />

treter und Angehörige herausgegeben siehe<br />

Abbildung. Sie beinhaltet einen Leitfaden,<br />

der eine Hilfe bei der Betreuung von Menschen<br />

mit geistiger Behinderung im<br />

Spital geben soll. Ein Hauptaugenmerk<br />

liegt demnach<br />

in der lückenlosen Information<br />

von alle beteiligten<br />

Gruppen. Dazu bietet die<br />

Broschüre eine „Checkliste<br />

zur Aufnahme ins<br />

Krankenhaus“, die auflistet,<br />

welche Informationen<br />

und Unterlagen<br />

relevant sind<br />

und zur Verfügung<br />

stehen sollten. Dabei sollen<br />

Eltern, Betreuungspersonen, gesetzliche<br />

Vertreter, Hausärzte und ambulante Dienste<br />

mit einbezogen werden und ihre spezifischen<br />

Kenntnisse zur Verfügung stellen.<br />

Auch wird die Wichtigkeit der Kommunikation<br />

mit den PatientInnen, Angehörigen und<br />

Betreuungseinrichtungen betont. Des Wei-<br />

teren gibt die Broschüre noch „Besondere<br />

Empfehlungen entsprechen den einzelnen<br />

Lebensaktivitäten“ für Ärzte und Pflege.<br />

Da bis jetzt dieses Angebot des Krankenhauses<br />

der Barmherzigen Brüder noch nicht<br />

sehr stark genutzt wird, gibt es noch keine<br />

Veranlassung zu größeren Fortbildungsmaßnahmen<br />

der Pflegepersonen. Momentan<br />

wird das Thema durch die genannte<br />

Broschüre und interne Fortbildungen kommuniziert.<br />

Eine gezielte Ausbildung muss<br />

sich erst mit der Zeit und mit kommenden<br />

Erfahrungen entwickeln.<br />

Hervorzuheben ist, dass die Initiative zu<br />

diesem Projekt stark von pflegerischer Seite<br />

ausgegangen ist und die Entwicklung von<br />

hier aus forciert wurde. Ziel des Krankenhauses<br />

der Barmherzigen Brüder <strong>Wien</strong> ist<br />

es, sich als Anlaufstelle für Menschen mit<br />

Behinderungen zu positionieren.<br />

Krankenhaus der Barmherzigen Brüder –<br />

ein Erfahrungsbericht<br />

Barbara Grassegger-Igler<br />

Einer unserer Klienten hatte seit einiger Zeit gesundheitliche Probleme, die nicht gut in<br />

den Griff zu bekommen waren. Die Wohnhausleitung hat dann Kontakt mit dem Krankenhaus<br />

der Barmherzigen Brüder aufgenommen und ich konnte gleich am nächsten<br />

Tag mit dem Klienten die allgemeine Ambulanz aufsuchen.<br />

Bei der Anmeldung wurden wir freundlich behandelt und mussten bis zur Erstuntersuchung<br />

auch nicht lange warten. Der Arzt hat den Klienten gründlich untersucht, nach<br />

seiner Vorgeschichte gefragt und ihn auch direkt angesprochen. Es wurde immer genau<br />

erklärt, was als nächstes gemacht wird. Auf den Blutbefund mussten wir dann etwas<br />

länger warten, da spezielle Parameter untersucht wurden. Es wurde uns aber immer<br />

wieder versichert, dass man uns nicht vergessen hat und wir bald dran kommen.<br />

Dann hat der Oberarzt die Befunde durchgesehen, wiederum auch die Hintergründe<br />

erfragt und wir wurden dann mit gutem Ergebnis wieder ins Wohnhaus entlassen. Alles<br />

in allem war es ein respektvoller Umgang mit dem Klienten und es wurde auch immer<br />

versucht auf ihn einzugehen.<br />

Barbara Egele, Mitarbeiterin des WH Hetzendorferstraße<br />

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<strong>thema</strong><br />

Die Station „C “ stellt sich vor – die behindertenpsychiatrische<br />

Spezialstation des neurologischen<br />

Krankenhauses am Rosenhügel<br />

Die psychiatrische Station C am Rosenhügel, eine 0-Betten-Station,<br />

beschäftigt sich mit dem wichtigen Thema der Hilfe für kognitiv behinderte<br />

PatientInnen mit psychiatrischen Auffälligkeiten.<br />

Die Abteilung „für das hirngeschädigte<br />

Kind“ (wie sie damals genannt wurde) wurde<br />

1966 von Prof. Andreas Rett (Vater<br />

der bekannten TV-Moderatorin Dr. Barbara<br />

Rett) gegründet. Der Pionier der Neuropädiatrie<br />

erkannte bereits damals die Wichtigkeit,<br />

möglichst früh auf die Störungen der<br />

jungen Seele positiv Einfluss zu nehmen.<br />

1990 wurde, unter dem Vorstand der neuropsychiatrischen<br />

Abteilung für Kinder mit<br />

Behindertenzentrum Prof. Ernst Berger,<br />

die Station C3 geschaffen. Diese Station<br />

widmet sich ausschließlich erwachsenen,<br />

psychiatrisch kranken und kognitiv behinderten<br />

PatientInnen. Seit 2007 ist Dr. Ralf<br />

Gössler zum Vorstand der Abteilung für<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie und Behindertenpsychiatrie<br />

für Erwachsene bestellt.<br />

Die Aufnahme der PatientInnen basiert<br />

auf Freiwilligkeit. Die Station wird „offen“<br />

geführt, d.h. die Türen sind niemals versperrt.<br />

Es gibt keine festgelegten Besuchzeiten.<br />

Auch ist es den PatientInnen möglich, sich<br />

innerhalb und außerhalb der Station mit Ihren<br />

Angehörigen zusammenzusetzen oder<br />

mit Ihnen am Gelände spazieren zu gehen.<br />

Die PatientInnen können ihre eigene Kleidung<br />

tragen, was ihre Persönlichkeit stärkt<br />

und zu einem angenehmen und effektiven<br />

Aufenthalt beiträgt. Die Wäsche der Bekleidung<br />

muss allerdings von Bezugspersonen<br />

unserer PatientInnen zur Pflege regelmäßig<br />

übernommen werden.<br />

Auf der Station herrscht eine ruhige, stabile<br />

Atmosphäre – eine wichtige Voraussetzung<br />

für den Genesungsprozess.<br />

Mit speziell abgestimmten Förderaufenthalten,<br />

bei denen bei der stationären Aufnahme<br />

klare Zielsetzungen formuliert werden,<br />

arbeiten ÄrztInnen, Schwestern und ein<br />

multiprofessionelles Team an der Verbesserung<br />

der entsprechenden Krankheitsbilder.<br />

Eine wichtige Komponente ist es, die Selbstständigkeit<br />

der Betreuten zu fördern, um<br />

auch diesen Menschen ein glückliches und<br />

selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.<br />

Angehörige und BetreuerInnen<br />

Da das soziale Umfeld von zentraler Bedeutung<br />

ist, werden vom Beginn weg Betreuungspersonen<br />

und Angehörige in den<br />

Prozess eingebunden. Als Angebot für Angehörige,<br />

BetreuerInnen, Sachwalter und<br />

weitere um die Betreuung unserer PatientInnen<br />

bemühte Menschen gibt es einmal<br />

monatlich die Möglichkeit zum gegenseitigen<br />

Austausch im Rahmen des Angehörigencafés<br />

in unserem Haus.<br />

Im Rahmen des Angehörigencafés stehen<br />

auch MitarbeiterInnen unseres multiprofessionellen<br />

Teams gerne mit Rat und Tat<br />

zur Seite. Das Angehörigencafé ist somit<br />

ein offenes Forum, das während, aber auch<br />

nach dem stationären Aufenthalt für diverse<br />

1<br />

Medizinische Versorgung


<strong>thema</strong><br />

Fortsetzung<br />

Die Station C stellt sich vor<br />

Anliegen offen ist. Zusätzlich gibt es einmal<br />

monatlich – nach Terminvereinbarung<br />

– die Möglichkeit zur Teamberatung und<br />

Informationsaustausch für Wohngemeinschafts-<br />

und Werkstättenbetreuer unserer<br />

Patienten.<br />

Das engagierte multiprofessionelle Team<br />

besteht aus FachärztInnen, PädagogInnen,<br />

TherapeutInnen und dem speziell geschulten<br />

Pflegepersonal, welches die wichtige<br />

Basisarbeit leistet.<br />

Vier unterschiedliche Aufnahmesituationen:<br />

Zum ersten gibt es den Krisenaufenthalt,<br />

welcher meist nicht länger als eine Woche<br />

dauert. Es wird dabei eine akute, kurzfristige<br />

Exacerbation (Verschlimmerung) einer<br />

bekannten oder noch nicht diagnostizierten<br />

psychiatrischen Begleiterkrankung behandelt.<br />

Zweitens der diagnostische Aufenthalt,<br />

der zwischen drei und sechs Wochen anberaumt<br />

ist, wobei ab dem zweiten Wochenende<br />

ein Ausgang von Samstag auf Sonntag<br />

üblich ist. Der diagnostische Aufenthalt<br />

dient vor allem dazu, bei unklaren Krankheitsbildern,<br />

kognitiv behinderter PatientInnen,<br />

durch Tests und Untersuchungsverfahren<br />

eine korrekte Diagnose und gezielte<br />

Behandlung medikamentös, psychotherapeutisch<br />

und pädagogisch einzuleiten.<br />

Die dritte Aufnahmesituation ist der Langzeitaufenthalt<br />

bei bekannter psychiatrischer<br />

Diagnose. Hier wird das volle Repertoire<br />

der therapeutischen Optionen zur<br />

Anwendung gebracht. Darunter ist neben<br />

psychologischer Gesprächstherapie, psychiatrischer<br />

Physio- und Ergotherapie auch<br />

Musiktherapie, pädagogische Einzel- und<br />

Gruppenarbeit und Logopädie zu verstehen.<br />

Zum Vierten werden auch gelegentlich behinderte<br />

PatientInnen zur Durchführung<br />

diverser Untersuchungen vor erforderlichen<br />

Narkosen zur internen Freigabe stationär<br />

aufgenommen. Häufig ist dies vor<br />

zahnheilkundlichen Untersuchungen und<br />

Eingriffen erforderlich, wobei diesbezüglich<br />

eine enge Kooperation mit der kieferchirugischen<br />

Abteilung des Krankenhauses besteht.<br />

Eine Sozialarbeiterin steht den behinderten<br />

Menschen, deren Angehörigen und BetreuerInnen<br />

betreffend der Hilfestellung in allen<br />

Bereichen hinsichtlich finanzieller Zuwendungen,<br />

geeigneter Wohnplätze und beschäftigungstherapeutischer<br />

Tagesstätten<br />

zur Verfügung. In besonderen Fällen gibt<br />

es durch unser speziell geschultes, multiprofessionelles<br />

Team auch die Möglichkeit<br />

zur Einbegleitung in diverse Wohngemeinschaften<br />

oder Werkstätten.<br />

In diesem Sinn unterstützt die Station C3<br />

unserer Abteilung behinderte Menschen mit<br />

psychiatrischen Begleiterkrankungen in allen<br />

Bereichen der Autonomieerlangung und<br />

begleitet einfühlsam den oft durch Umstände<br />

sehr schwierigen Ablösungsprozess vom<br />

Elternhaus.<br />

Entlassung, Übergabe<br />

Falls notwendig, terminisieren wir auch nach<br />

Entlassung einige Verlaufskontrolltermine in<br />

unserer Ambulanz für erwachsene behindertenpsychiatrische<br />

PatientInnen. Ein großes<br />

Anliegen stellt auch die Übergabe von PatientInnen<br />

an niedergelassene, betreuende<br />

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KollegInnen aus dem Fach Psychiatrie dar,<br />

die wir sowohl in Helferkonferenzen als auch<br />

telefonisch kontaktieren, um die optimale<br />

Weiterbehandlung zu gewährleisten.<br />

Der Umgang mit SachwalterInnen bzw. die<br />

Initiierung zur Prüfung der Notwendigkeit<br />

einer Sachwalterschaft werden gegebenenfalls<br />

von der Station C3 veranlasst.<br />

Zur Behandlung bestehender somatischer<br />

Beschwerden oder deren Abklärung stehen<br />

uns KonsiliarfachärztInnen nahezu aller erforderlichen<br />

Fächer zur Verfügung. Die KollegInnen<br />

besuchen unsere Station konsiliarisch<br />

oder werden durch Angehörige, BezugsbetreuerInnen<br />

oder nötigenfalls unser<br />

Personal mit dem Krankentransport in die<br />

entsprechenden Ambulanzen gebracht.<br />

Dies gilt selbstverständlich auch für PatientInnen<br />

mit Erkrankungen aus dem epileptischen<br />

Formenkreis.<br />

Der Aufnahmemodus an unserer Station,<br />

uns bereits bekannter oder auch neuer PatientInnen<br />

erfolgt grundsätzlich über eine<br />

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<strong>thema</strong><br />

Eintragung in unserer Warteliste nach erfolgter<br />

ambulanter Erstbegutachtung durch<br />

eine/n in unserer Ambulanz tätige/n PsychiaterIn.<br />

Bei Bettenkapazitätsmangel muss<br />

PatientInnen aus <strong>Wien</strong> der Vorzug gegeben<br />

werden. Aufnahmetermine werden nach<br />

ärztlicher Begutachtung nach medizinischer<br />

Dringlichkeit triagiert (in eine Reihenfolge<br />

gebracht).<br />

Um die Bedingungen für PatientInnen unserer<br />

Abteilung noch weiter zu optimieren,<br />

findet derzeit ein großzügiger Umbau statt,<br />

der passager (vorübergehend) eine Reduktion<br />

der stationären Kapazitäten mit sich<br />

bringt. Das Ende der Renovierungsarbeiten<br />

ist mit kommendem Herbst geplant.<br />

An einer weiterführenden Optimierung unseres<br />

ambulanten und stationären Behandlungssettings<br />

für unseren psychisch kranken,<br />

behinderten PatientInnen, wird in Leitungsgremien<br />

laufend gearbeitet.<br />

Dr. Barbara Hess, MSc<br />

Prim. Dr. Ralf Gössler<br />

Eva im Krankenhaus – ein Erfahrungsbericht<br />

Meine Tochter Eva (Name geändert) ist jetzt<br />

43 Jahre alt. Sie ist geistig und körperlich<br />

behindert. Sie kann zwar gehen, ihr geistiger<br />

Entwicklungsstand ist aber so, dass sie<br />

ständig beaufsichtigt werden muss, man<br />

kann sie Tag und Nacht keine Minute allein<br />

lassen.<br />

Sie hat die Kinder- und Jugendzeit in der<br />

Familie verbracht (Kindergarten, Sonder-<br />

schule für Schwerstbehinderte) und lebt<br />

seit ihrem 19. Lebensjahr in einer Wohngruppe.<br />

Sie kommt alle zwei Wochen zu uns<br />

Eltern auf Besuch.<br />

Als Eva dreißig Jahre alt war, ist der Wohngruppenleiterin<br />

eine Wasseransammlung in<br />

der Knöchelgegend aufgefallen, die ärztliche<br />

Diagnose war dann eine Zyste am Eierstock.<br />

>>><br />

1<br />

Medizinische Versorgung


<strong>thema</strong><br />

Fortsetzung<br />

Eva im Krankenhaus – ein Erfahrungsbericht<br />

Die Zyste musste operativ entfernt werden,<br />

daher habe ich Eva in einem öffentlichen<br />

Spital vorgestellt. Der Leiter der gynäkologischen<br />

Abteilung hat sich des Falles persönlich<br />

angenommen. Er war besonders<br />

zuvorkommend und gab mir das Gefühl,<br />

dass von medizinischer Seite für Eva alles<br />

Erdenkliche getan wird. Der Spitalsaufenthalt<br />

sollte eine Woche dauern.<br />

Vollkommen unzureichend wurde das Problem<br />

der Beaufsichtigung von Eva gelöst.<br />

Der Arzt hat uns ohne Aufzahlung ein Zweibettzimmer<br />

angeboten. Ich hatte also die<br />

Möglichkeit, Tag und Nacht bei Eva zu verbringen.<br />

Meine Bitte an den Arzt, man möge mir bei<br />

der Beaufsichtigung behilflich sein, wurde<br />

rundweg abgelehnt. Meine Idee, man<br />

könnte Eva neben dem Zimmer der Nachtschwester<br />

unterbringen, wurde verworfen,<br />

meine Idee, es könnte eine Schwesternschülerin<br />

der nahe gelegenen Krankenpflegerschule<br />

ein paar Stunden die Familie bei<br />

der Beaufsichtigung ablösen, wurde ebenfalls<br />

abgelehnt.<br />

Es war also klar, von der medizinischen Seite<br />

wird alles getan, die Beaufsichtigung ist<br />

ausschließlich der Familie überlassen. Ich<br />

war geschockt und überfordert, wie sehr,<br />

habe ich erst im Nachhinein gespürt.<br />

In der Praxis hat es dann so ausgeschaut,<br />

dass ich die Nächte bei Eva im Krankenhaus<br />

verbracht habe, die Stunden des Tages haben<br />

sich mein Mann, meine Söhne und ein<br />

von mir engagierter Zivildiener geteilt.<br />

Alle Untersuchungen und auch die Operation<br />

wurden von Ärzten vorbildlich gemacht.<br />

Eva hat aus dem Aufwachzimmer heraus<br />

bereits lautstark nach mir gerufen. Unangenehm<br />

ist mir in Erinnerung, dass der Primararzt<br />

diese von Eva zu Schau gestellte<br />

enge Bindung zur Mutter bewundernd herausgestrichen<br />

hat.<br />

Ich war durch diese Woche im Krankenhaus<br />

seelisch total überfordert, habe mich<br />

aber natürlich letztlich wieder erholt. Eva<br />

hat jedoch nach diesem Ereignis nach Meinung<br />

der Wohngruppenleiterin nicht wieder<br />

in ihr normales Verhalten zurückgefunden.<br />

Sie hat angefangen, vermehrt nach den Eltern<br />

zu verlangen und das hat sich bis jetzt<br />

nicht gegeben. Der schon eingesetzte Ablösungsprozess<br />

wurde gestört – das kann<br />

Zufall sein oder auch nicht.<br />

Was wünsche ich mir bei einem<br />

Spitalsaufenthalt?<br />

1. Personal (Ärzte, PflegerInnen),<br />

die bereits Informationen über<br />

Menschen mit Behinderung haben,<br />

am besten bereits durch die Ausbildung<br />

. ein Nachdenken über die Situation,<br />

das Leben von und mit behinderten<br />

Menschen<br />

. weg vom Klischee, dass die Mutter<br />

alles weiß und kann und sie<br />

unbeschränkt belastbar ist<br />

. man muss der Familie aktiv<br />

Unterstützung anbieten.<br />

Autorin der Redaktion bekannt<br />

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Interview mit zwei Betreuern<br />

F: Wie sind Ihre Erfahrungen bezüglich<br />

Arztbesuche mit KlientInnen bzw.<br />

Spitalsaufenthalte etc.?<br />

A: Im Allgemeinen muss ich sagen, dass<br />

sowohl die Ärzte, als auch die Krankenschwestern<br />

und das restliche Pflegepersonal<br />

schon sehr freundlich und umgänglich<br />

sind. Da scheint sich einiges verändert und<br />

gebessert zu haben.<br />

F: Wie ist dann Ihre Rolle als Betreuer<br />

bei einem Arzt?<br />

A: Also, mithelfen muss man schon. Mit hineingehen<br />

und eventuell dem Klienten noch<br />

einmal was erklären. Die meisten Ärzte reden<br />

sehr bemüht mit den Patienten, aber<br />

wenn jemand nonverbal ist, dann muss<br />

man das als Betreuer übernehmen.<br />

Was immer wieder problematisch ist, ist,<br />

wenn ein Klient ein Röntgen braucht und<br />

davor Angst hat oder nicht versteht, was<br />

da passiert. Da kann man ihn nicht alleine<br />

lassen. Man bekommt zwar einen Strahlenschutz,<br />

aber lustig ist das trotzdem nicht.<br />

F: Wie sind Ihre Erfahrungen mit<br />

Zahnarztbesuchen?<br />

A: Ich war mit Menschen mit Behinderung<br />

immer in Lainz auf der Zahnambulanz. Die<br />

sind da gut geschult; ich glaube sogar, dass<br />

es dort einen speziellen Tag gibt, an dem<br />

sie Menschen mit geistiger Behinderung<br />

behandeln. Die meisten Zahnbehandlungen<br />

werden nämlich unter Narkose gemacht.<br />

F: Waren Sie auch schon mal in einem<br />

Spital mit einem Klienten?<br />

A: War ich. Das kann manchmal problematisch<br />

sein, weil das Personal in Krankenhäusern<br />

etwas überfordert ist. Sie haben nicht<br />

ausreichend Personal, das sich so intensiv<br />

mit einem Menschen mit Behinderung befassen<br />

kann. Da passiert es dann schnell<br />

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<strong>thema</strong><br />

einmal, dass sie einem Klienten, der beispielsweise<br />

nicht im Bett bleiben mag oder<br />

laut schreit etc. Beruhigungsmittel verabreichen,<br />

damit es keine Probleme gibt. Auch<br />

Klobesuche können kompliziert sein. Wenn<br />

die Krankenschwestern nicht wissen, wie<br />

sie jemanden behandeln sollen oder ein Patient<br />

zu schwer ist, dann ist man als Betreuer<br />

gefragt.<br />

F: Wie ist es mit den Wartezeiten bei<br />

Ärzten oder Ambulanzen? Kann das<br />

nicht manchmal recht anstrengend<br />

sein für einen Klienten?<br />

A: Das ist auf alle Fälle so!<br />

F: Gibt es einen merklichen Unterschied<br />

in der Behandlung durch junge<br />

gegenüber älteren Ärzten?<br />

A: Das schon. Man merkt wirklich, dass<br />

heutzutage das Personal dahingehend geschult<br />

ist, mit schwierigen Patienten vorsichtig<br />

umzugehen und rücksichtsvoll zu<br />

sein. Das einzige Problem ist der Personalmangel,<br />

falls jemand tatsächlich eine 1:1<br />

Betreuung brauchen würde.<br />

A: Eines der Probleme mit kranken Klienten<br />

kommt aber ganz woanders her.<br />

Wohneinrichtungen sind grundsätzlich untertags<br />

nicht besetzt. Nur bei ernsthafter<br />

Erkrankung fühlen sich die Wohnhaus-MitarbeiterInnen<br />

verpflichtet, den Klienten<br />

oder die Klientin untertags im Wohnhaus<br />

zu betreuen. Bei leichten Erkrankungen<br />

kann es durchaus passieren, dass der/die<br />

KlientIn in die Werkstätte fährt, was den<br />

BetreuerInnen und den KlientInnen nicht<br />

so angenehm ist.<br />

Vielen Dank für das Interview!<br />

Daniela Koren<br />

1<br />

Medizinische Versorgung


<strong>thema</strong><br />

Ein modernes Märchen –<br />

oder: Regina soll weiter gehen können<br />

Es war einmal eine Frau namens Regina. Nur eine Hüftoperation hätte sie vor<br />

dem drohenden Rollstuhl retten können. Doch wie tun, wenn sie panische Angst<br />

vor Ärzten und Spitälern hatte?<br />

Prof. Dr. Giurea,<br />

Regina<br />

und OA Dr. Pfeiffer<br />

Regina, eine freundliche 45-jährige Frau mit<br />

mehrfach schweren Beeinträchtigungen,<br />

lebte in <strong>Wien</strong>. Aufgrund ihrer geistigen Beeinträchtigung<br />

verfügte sie nur über einen<br />

kleinen Wortschatz. Bereits von Kindheit an<br />

hatte sie an Zysten in den Hüften und an einer<br />

zu flachen Gelenkspfanne gelitten, was<br />

ihr gewisse Bewegungseinschränkungen<br />

und einen gebückten Gang beschert hatten.<br />

Wirklich schlimm wurde es, als Regina immer<br />

schwerer aufstehen und gehen konnte<br />

und sogar der Rollstuhl drohte!<br />

Seit langem hatte Regina große Angst vor<br />

ärztlichen Untersuchungen – vermutlich<br />

Quelle: Brigitta<br />

war sie dadurch traumatisiert worden, dass<br />

ihr als Kind ein Loch über dem Nasenbein<br />

gebohrt worden war, damit Luft für eine<br />

Röntgenuntersuchung hineingepumpt werden<br />

hat können! Seitdem zeigte sie schon<br />

beim Anblick von weißen Kitteln und Spitalsgängen<br />

heftige Abwehrreaktionen …<br />

Doch Regina hatte einen Engel, der sich ihrer<br />

annahm, nämlich ihre eigene Schwester<br />

Brigitta.<br />

Brigitta hatte auch schon viele Arztbesuche<br />

mit Regina erlebt und konnte sich sehr gut<br />

in ihre Schwester hineindenken. Die Betreuerin<br />

der Wohngemeinschaft von Regina<br />

hatte die glorreiche Idee, Regina in Etappen<br />

an das Spital „zu gewöhnen“. Und so<br />

ging Brigitta mit Regina mehrmals ins AKH,<br />

vorerst nur – um gemütlich einen Kaffee<br />

mit einer befreundeten Krankenschwester<br />

zu trinken. Später folgten Untersuchungen,<br />

bei denen das Personal sehr behutsam mit<br />

Regina umging (angezogen und im Stehen,<br />

ausreichend Zeit genommen, Brigitta durfte<br />

„vorzeigen“, was beim Röntgen passiert).<br />

Brigitta hatte auch ein persönliches Fotoalbum<br />

angelegt, um Regina die Kommunikation<br />

mit dem Personal zu erleichtern.<br />

Bei einem Probebesuch auf der Station wurde<br />

Regina von den Stationsschwestern und<br />

den Ärzten so nett und einfühlsam behandelt,<br />

dass sie sich schließlich entschloss, im<br />

AKH zu bleiben. Brigitta wurde als Begleitperson<br />

in einem gemeinsamen Zweibett-<br />

Zimmer kostenfrei mit aufgenommen.<br />

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Bereits zwei Tage später erfolgte die Hüftoperation.<br />

Das Einsetzen der künstlichen<br />

Hüfte verlief problemlos, doch die Probleme<br />

begannen gleich danach. Brigitta wusste,<br />

dass Regina keinerlei Kanülen oder Schläuche<br />

an sich duldete und auch ein reduziertes<br />

Schmerzempfinden hatte. Prompt riss sich<br />

Regina beim Aufwachen aus der Narkose<br />

eine Kanüle trotz Beobachtung raus. Um irreparable<br />

Schäden zu vermeiden, entschieden<br />

die Ärzte, Regina auf die Intensivstation<br />

zu verlegen, um eine kontrollierte und<br />

überwachte Ruhigstellung zu ermöglichen.<br />

Brigitta wachte und schlief drei Tage und<br />

Nächte mit Regina auf der Intensivstation<br />

und machte dabei kaum ein Auge zu …<br />

Die ersten Gehversuche<br />

allein fallen noch schwer<br />

mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />

Quelle: Brigitta<br />

<strong>thema</strong><br />

Nach der Rückübersiedlung ins Krankenzimmer<br />

legten die Ärzte Regina auf Anraten<br />

Brigittas einen temporären Hüftgips zur<br />

Ruhigstellung an. Noch während des insgesamt<br />

14-tägigen Aufenthaltes begann Regina,<br />

mit Unterstützung eines Rollators ihre<br />

ersten Gehversuche zu machen. Die Firma<br />

Bständig hat den Rollator ins Spital gebracht<br />

und sogar die Bewilligung der Krankenkassen-Verordnung<br />

abgewickelt.<br />

Regina machte schnelle Fortschritte (die<br />

Ärzte meinten, dass sie wegen der geistigen<br />

Beeinträchtigung weniger Ängste und<br />

Schmerzen ausstehen musste). Der Gips<br />

hat die Geradestellung auch ohne verbales<br />

Verständnis gefördert.<br />

Nach einigen Wochen Rehabilitation war<br />

für Regina nahezu aufrechtes Fortbewegen<br />

ohne Rollator und ohne Rollstuhl wieder<br />

möglich, und Regina hatte auch keine Angst<br />

vor Ärzten und Krankenschwestern mehr<br />

(zumindest nicht vor den netten im AKH!).<br />

Dieses moderne Märchen wurde wahr, weil<br />

viele Leute dem Menschen Regina helfen<br />

wollten, so wie er ist und es benötigt, unkompliziert<br />

und unkonventionell: die Betreuer<br />

der WG, die Krankenpfleger und<br />

-schwestern, die Ärzte, und vor allem ihre<br />

aufopfernde Schwester Brigitta, ohne die<br />

die Operation und der Krankenhausaufenthalt<br />

mit Sicherheit gar nicht möglich gewesen<br />

wäre!<br />

Und wenn sie nicht gestorben sind (was definitiv<br />

nicht der Fall ist!), dann leben Regina<br />

und Brigitta als glückliche Schwestern noch<br />

heute.<br />

Bernhard Schmid<br />

Medizinische Versorgung


<strong>thema</strong><br />

Medizinische Erfahrungen mit meinem Sohn<br />

Mein Name ist Monika Hofer und ich bin Mutter eines Sohnes Christian<br />

( 0 Jahre) mit Down Syndrom. Im Großen und Ganzen hatte Christian keine<br />

gesundheitlichen Probleme, und wir hatten neben einzelner negativer Erlebnisse<br />

das Glück auf Ärzte zu stoßen, die für unsere Probleme ein offenes Ohr<br />

hatten und mit Christian toll umgegangen sind.<br />

Christian kam nach einer völlig unkomplizierten<br />

Schwangerschaft zur Welt und wurde<br />

wegen einer leichten Zyanose – einer violetten<br />

bis bläulichen Verfärbung der Haut,<br />

in die Kinderklinik Glanzing transferiert.<br />

Der Verdacht auf Down Syndrom wurde<br />

schon vorher geäußert, und als er sich bestätigte,<br />

empfahl uns der Neurologe in der<br />

Kinderklinik Glanzing, „dieses Kind nicht zu<br />

Hause aufwachsen zu lassen, sondern in<br />

eine Institution zu geben, da Christian anscheinend<br />

ein sehr schwerer Fall sein dürfte“<br />

– mit dieser Aussage hatte ich mehr zu<br />

kämpfen, als mit der Tatsache, dass Christian<br />

behindert ist.<br />

Christian wuchs bei uns zu Hause auf, und<br />

wir hatten das große Glück, dass uns im<br />

Baby- und Kleinkindalter ein sehr verständnis-<br />

und liebevoller Kinderarzt (Dr. Steven<br />

Herzlinger) zur Seite stand.<br />

Die nächsten Jahre bis zum jungen Erwachsenenalter<br />

wurde Christian von einem wahren<br />

Engel (Fr. Dr. Müller im 21. Bez.) betreut,<br />

wo wir uns wirklich gut aufgehoben<br />

fühlten, die uns zu jeder Zeit – im wahrsten<br />

Sinne des Wortes – geholfen hat.<br />

Noch zu erwähnen wäre Hr. Prof. Rett, der<br />

uns Mut machte, uns Zuspruch gab, denn<br />

vor 30 Jahren gab es kaum Literatur, kein<br />

Internet, keine Netzwerke, keine Selbsthilfegruppen,<br />

wo man sich austauschen konnte.<br />

Negativ ist mir von ärztlicher Seite her in<br />

Erinnerung, dass z.B. ein Orthopäde mich<br />

wegen eines angeblichen Mikrozephales<br />

von Christian ansprach und ob ich eh wüsste,<br />

was mit Christian los wäre.<br />

Ein traumatisches Erlebnis für Christian waren<br />

auch die ersten zahnärztlichen Kontakte<br />

und ich hab deshalb noch heute Schuldgefühle,<br />

weil ich es zugelassen habe, dass<br />

Christian nur mit örtlicher Betäubung 4<br />

Schneidezähne entfernt wurden. Er wurde<br />

von 3 Leuten festgehalten und es hat lange<br />

gedauert, bis Christian sich wieder von<br />

einem Zahnarzt behandeln ließ. Auch da<br />

hatten wir das Glück und fanden Hrn. Dr.<br />

Kidery in Mödling, dem Christian vertraute.<br />

Gewünscht hätte ich mir schon damals<br />

eine Anlaufstelle, wie es jetzt die Down-<br />

Syndrom-Ambulanz gibt, wo sich mehrere<br />

Fachärzte speziell mit dem Erscheinungsbild<br />

Down Syndrom auseinandersetzen und<br />

wir uns nicht mühsam die „richtigen“ Ärzte<br />

raussuchen hätten müssen.<br />

Wünschen würde ich mir eine Art Liste, wo<br />

Ärzte angeführt sind, die sehr gut mit dem<br />

Down Syndrom vertraut sind. Ich vertraue<br />

bei Arztempfehlungen sehr den Empfehlungen<br />

Gleichbetroffener.<br />

Monika Hofer<br />

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Die Ambulanz wird von der Kinderärztin<br />

Dr. Bettina Baltacis geleitet.<br />

Prinzipiell stehen bei jedem Ambulanztermin<br />

eine Ärztin, eine Psychologin<br />

und eine Diplom-Sozialarbeiterin<br />

zur Verfügung. Bei spezifischen Fragestellungen<br />

kann aber auch ein rein medizinischer,<br />

psychologischer oder sozialarbeiterischer<br />

Termin vereinbart werden.<br />

Die Ambulanz arbeitet mit allen Abteilungen<br />

und Instituten des Schwerpunkt-Krankenhauses<br />

Rudolfstiftung zusammen, insbesondere<br />

der Augenheilkunde, HNO-Heilkunde,<br />

Gynäkologie (inkl. Kinder- und Jugendgynäkologie),<br />

Urologie, Dermatologie, Kinder-<br />

Herzambulanz und der homöopathischen<br />

Ambulanz.<br />

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<strong>thema</strong><br />

Die Down-Syndrom-Ambulanz in der Rudolfstiftung<br />

In der Krankenanstalt Rudolfstiftung im . <strong>Wien</strong>er Gemeindebezirk gibt es seit<br />

März 00 Österreichs erste Ambulanz für Menschen mit Down-Syndrom. Die<br />

Ambulanz bietet umfassende medizinische Beratung, Vorsorge und Behandlung<br />

sowie psychologische und sozialarbeiterische Beratung und Unterstützung von<br />

Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Trisomie 1 (Down-Syndrom). Sie<br />

versteht sich als Ergänzung zu den Angeboten anderer Institutionen.<br />

Menschen jeden Alters mit<br />

Down-Syndrom finden im<br />

eingespielten Team der DS<br />

Ambulanz und der Rudolfstiftung<br />

optimale Betreuung<br />

Quelle: DS-Ambulanz<br />

Wichtig in der Beratung ist uns die Hilfestellung<br />

beim Vertraut-Werden mit einem Kind<br />

mit Down-Syndrom, bei Krisen, bei Veränderung<br />

von Lebenssituationen wie Übertritt<br />

in Kindergarten, Schule, Arbeitswelt und<br />

Wohnen. Das Thema aktive Freizeitgestaltung<br />

und Vernetzung der entsprechenden<br />

Angebote ist auch ein wichtiges Thema.<br />

Angehörige von Menschen mit Down-Syndrom<br />

wie Großeltern, Freunde, Professionisten<br />

können sich ebenfalls zur Beratung<br />

anmelden.<br />

In der Arbeit geht es immer um maximales<br />

Verstehen des Menschen mit Down-Syndrom<br />

unter Einbeziehung all seiner Stärken.<br />

Ein weiteres Ziel der Arbeit in der DS Ambulanz<br />

ist frühes Erkennen von Auffälligkeiten<br />

und Erkrankungen.<br />

Ein wichtiger Bereich der Arbeit ist das Bewusstsein<br />

über das Down-Syndrom zuzulassen,<br />

um es in das Leben des Menschen mit<br />

Down-Syndrom zu integrieren.<br />

Eine weitere Aufgabe sieht das Ambulanzteam<br />

in der Beratung nach Pränataldiagnostik.<br />

Die Ambulanz ist mit E-Card und Lichtbildausweis<br />

für jeden frei zugänglich.<br />

Ambulanzzeiten:<br />

ausschließlich nach Vereinbarung<br />

Anmeldung:<br />

Tel.: 0699 1 213 213 3<br />

ambulanz@down-syndrom.at<br />

Adresse:<br />

1030 <strong>Wien</strong>, Boerhaavegasse 13, 1. Stock<br />

(Nebengebäude der KA Rudolfstiftung)<br />

5<br />

Medizinische Versorgung


<strong>thema</strong><br />

Fortsetzung<br />

Die Down-Syndrom-Ambulanz in der Rudolfstiftung<br />

Frage: Wie kam es zur Gründung der<br />

Ambulanz, und was wird den Patienten<br />

geboten?<br />

Dr. Baltacis:<br />

Die Idee dazu hat sich an internationalen<br />

Projekten orientiert, und die Rudolfstiftung<br />

als Ambulanzort war naheliegend, weil das<br />

Elternforum Down-Syndrom <strong>Wien</strong> hier beheimatet<br />

ist. Vorweg: was wir nicht bieten,<br />

ist die laufende Betreuung mit Physio- und<br />

Ergotherapie oder Logopädie. Diese sollte<br />

möglichst wohnortnah in einem Entwicklungsambulatorium<br />

erfolgen.<br />

Ein regelmäßiger Check<br />

mit Down-Syndrom-spezifischen<br />

Schwerpunkten<br />

erhöht die Lebensqualität<br />

und das Entwicklungspotential<br />

Quelle: LH <strong>Wien</strong><br />

Die Ambulanz hier versteht sich als Sammelbecken<br />

von fachspezifischem Wissen,<br />

als Netzwerkstelle. Zum einen sind wir natürlich<br />

eine medizinische Anlaufstelle für<br />

gesundheitliche Anliegen: Sei es, dass ein<br />

bestimmtes Problem vorliegt, oder für Kontrolluntersuchungen,<br />

die für Down-Syndrom-Patienten<br />

in regelmäßigen Abständen<br />

zu empfehlen sind.<br />

Wir erfassen die vollständige Krankengeschichte<br />

immer auch mit dem Fokus auf<br />

die psychosoziale Lebenssituation des Menschen<br />

mit Down-Syndrom.<br />

Wenn nötig, verweisen wir ihn an andere<br />

Abteilungen. Im Bedarfsfall kann dafür<br />

auch ein stationärer Aufenthalt notwendig<br />

sein, der mit anderen Abteilungen im Interesse<br />

des Menschen mit Down-Syndrom gut<br />

vorbereitet wird.<br />

Zum anderen bieten wir aber auch eine umfassende<br />

psychosoziale Beratung und Begleitung<br />

in Krisensituationen.<br />

Die Beratung umfasst alle Lebensbereiche,<br />

von der Ausbildungs-, Wohn- und Arbeitssituation<br />

bis zur Freizeitgestaltung.<br />

Frage: Sie haben eingangs von der<br />

Empfehlung zu regelmäßigen Kontrolluntersuchungen<br />

gesprochen. Worauf<br />

muss man bei Down-Syndrom-Patienten<br />

besonders achten, und welche<br />

medizinischen Komplikationen kann<br />

es geben?<br />

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Dr. Baltacis:<br />

Das hängt natürlich vom Lebensalter ab. Im<br />

Säuglingsalter ist es wichtig, allfällige angeborene<br />

Herzfehler oder angeborene Veränderungen<br />

z.B. des Magen-Darmtraktes<br />

zu erkennen, zu behandeln und weiter zu<br />

überwachen. Eine regelmäßige halbjährliche<br />

Kontrolle der Schilddrüse ermöglicht<br />

eine Früherkennung von Schilddrüsenunterfunktion,<br />

die in ihrer Symptomatik ähnlich<br />

dem Down-Syndrom ist und damit sonst<br />

erst spät erkannt würde. Eine rechtzeitige<br />

Behandlung verhindert das Auftreten von<br />

Beschwerden und Entwicklungsrisiken. Die<br />

ebenfalls halbjährliche Kontrolle des Blutbilds<br />

dient der Früherkennung von Leukämien,<br />

die bei Kindern mit Down-Syndrom<br />

etwas gehäuft auftreten können. Weiters ist<br />

es wichtig, Gehör und Sehkraft regelmäßig<br />

zu überprüfen, um gute Voraussetzungen<br />

für die Entwicklung zu schaffen.<br />

Wenn keine sonstigen Beschwerden bestehen,<br />

können die Kontrollen in der Folge in<br />

größeren Abständen, also z.B. jährlich erfolgen.<br />

Es kommen dann natürlich andere<br />

hinzu, z.B. zahnärztliche, gynäkologische<br />

Kontrollen usw.<br />

Darüber hinaus ist es natürlich wichtig, auf<br />

Symptome früh zu reagieren. Es gibt eine<br />

gegenüber der Gesamtbevölkerung erhöhte<br />

Neigung zu frühkindlichen Epilepsien, zu<br />

Problemen der Halswirbelsäule und zu Autoimmunerkrankungen<br />

wie z.B. Diabetes.<br />

Ein wichtiges Thema, vor allem ab der Pubertät,<br />

ist das Übergewicht. Gerade das<br />

muss aber in einem breiten Zusammenhang<br />

zwischen medizinischen, sozialen und psy-<br />

mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />

<strong>thema</strong><br />

chischen Faktoren gesehen werden. Einerseits<br />

kommt es natürlich darauf an, einen<br />

Lebensstil von gesunder Ernährung und regelmäßiger<br />

Bewegung zu unterstützen. Oft<br />

liegen aber noch andere Faktoren diesem<br />

Problem zugrunde: Die Pubertät ist insofern<br />

eine kritische Phase, weil die jungen Leute<br />

mit Down Syndrom sich intensiver damit<br />

auseinandersetzen, dass sie „anders“ sind<br />

als Gleichaltrige. Da besteht die Gefahr<br />

des sozialen Rückzugs und damit verbunden<br />

Bewegungsmangel und Essen als Trost<br />

und Ablenkung. Deshalb ist die Freizeitgestaltung<br />

sehr wichtig. Die Down-Syndrom-<br />

Ambulanz hat gemeinsam mit Gesundheitsförderung<br />

Österreich das Projekt MOV/EAT<br />

ins Leben gerufen, wöchentliche Treffen,<br />

die aus einer Bewegungs- und eine Ernährungseinheit<br />

bestehen. Damit wird sowohl<br />

das Ziel einer langfristigen Lebensstiländerung<br />

verfolgt, als auch eine regelmäßige<br />

Aktivität in der Gruppe mit anderen jungen<br />

Leuten mit Down-Syndrom angeboten.<br />

Und man muss bei den Jugendlichen die<br />

Selbstbestimmung stärken!<br />

Noch zum Punkt „Rückzug“: Darauf muss<br />

man generell auch bei erwachsenen Down-<br />

Syndrom-Patienten ein Auge haben, denn<br />

es besteht bereits ab dem dritten oder<br />

vierten Lebensjahrzehnt eine erhöhtes Risiko<br />

für eine Alzheimer-Erkrankung. Diese<br />

muss aber gut gegen einen depressiven<br />

Rückzug abgegrenzt werden, der z.B. im<br />

Rahmen von Änderungen in der Lebenssituation,<br />

Verlust von Bezugspersonen usw.<br />

entstehen kann.<br />

Bernhard Schmid<br />

Medizinische Versorgung


<strong>thema</strong><br />

Zahnfehlstellung hat Down-Sydnrom?<br />

Fanny war praktisch seit ihrer Geburt eine<br />

Musterpatientin – trotz oder vielleicht wegen<br />

der Herzoperation im Babyalter … Die von uns<br />

gewählte Kinderärztin hatte kaum Erfahrung<br />

mit den Besonderheiten des Down-Syndroms,<br />

lernte aber mit Fannys Entwicklung mit, und<br />

bei gegenseitiger Sympathie und keinerlei traumatischen<br />

Behandlungen wurde Fanny immer<br />

vertrauensvoller. Nicht wenige BehandlerInnen<br />

hatte sie mit ihrer Bereitschaft, sich Blut „abzapfen“,<br />

die Zähne kontrollieren, osteopathisch<br />

behandeln etc. zu lassen, schon verblüfft.<br />

Als der Zahnarzt – viel später – eine kieferorthopädische<br />

Korrektur empfahl, machten wir<br />

uns auf die Suche nach einer geeigneten Expertenperson.<br />

Wir scheiterten zweimal.<br />

Geduldigst trabte Fanny zu allen Terminen, tat<br />

alles, was Frau Doktor von ihr verlangte, trug<br />

die Zahnspange ohne Murren und akzeptierte<br />

alle intensivierten Zahnputzereien … hatte also<br />

eindeutig ihre Mitarbeit am Weg zu einem optimalen<br />

Gebiss bewiesen. Doch es kam der Tag,<br />

an dem die Ärztinnen (zwei hintereinander im<br />

Laufe von 2 Jahren) sichtlich nicht mehr wussten,<br />

wie sie die Behandlung weiter gestalten<br />

sollten: zwei fertige Zähne, die fertig im Oberkiefer<br />

lagen, galt es, heraus zu bringen. Ihrer<br />

Weisheit letzter Schluss bestand in dem Vorschlag,<br />

Fanny zwei gesunde Eckzähne zu ent-<br />

fernen, um Platz zu machen – und das ohne Garantie<br />

auf Erfolg; die letzte Entscheidung sollten<br />

aber die Eltern treffen und das fiel denen schwer.<br />

Auf lange Überlegungen, Bedenken und Gegenfragen<br />

(würden Sie das bei Ihrer Tochter auch<br />

machen? führt das sicher zum gewünschten Erfolg?)<br />

folgte meist nur ärztliches Schulterzucken<br />

und schließlich – in beiden und mehreren Malen<br />

– dass man diese „brutale Tour“ empfehle,<br />

weil sie Fanny eine langwierige, schonendere<br />

und pflegeaufwändigere Behandlung nicht zutrauten.<br />

Und DAS machte uns stutzig: unsere<br />

Fanny – bei all ihrer reichlich bewiesenen Kooperation,<br />

Geduld und Einsicht!<br />

Und es reichte uns schließlich – dieses mangelnde<br />

Zutrauen nur aufgrund ihres Down-Syndroms<br />

und entgegen der all die Zeit bewiesenen Tapferkeit<br />

– und machten uns auf die Suche nach<br />

einer weiteren Alternative, die sich schließlich<br />

in der Kieferorthopädie der Universitätsklinik<br />

fand.<br />

Dort – oh Wunder und Zufall – trafen wir auf ein<br />

gegensätzliches ärztliches Exemplar: ein jüngerer<br />

Arzt, der Fanny von Anfang an ernst nahm,<br />

sich „ganz normal“ mit ihr unterhielt und nach<br />

Rücksprache im Team genau die Behandlung<br />

begann, die die super-renommierten Vorgängerinnen<br />

sich? dem Kind? nicht zugetraut hatten:<br />

eine fixe Zahnspange über mindestens zwei<br />

Jahre und allem damit verbundenen Aufwand,<br />

regelmäßige Kontrolltermine eingeschlossen,<br />

eh klar. Der eine Behandlung ohne garantierten<br />

Erfolg sehr wohl riskierte, und der sein Augenmerk<br />

vor allem auf die Zahnfehlstellung und<br />

das dazugehörige Kind konzentrierte und nicht<br />

auf das Down-Syndrom …. und schließlich recht<br />

hatte.<br />

Mittlerweile zeichnet sich ein Ende der Behandlung<br />

ab, und wir können sagen: Alles wird gut.<br />

Autorin der Redaktion bekannt<br />

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<strong>thema</strong><br />

Psychotherapie bei Menschen mit geistigen und<br />

mehrfachen Beeinträchtigungen<br />

Elfriede Mayer-Höber ist personenzentrierte Psychotherapeutin nach Rogers<br />

und Leiterin des Wohnhauses Pronaygasse, in dem KlientInnen aus dem<br />

„Psychiatrieausgliederungsprogramm“ leben.<br />

Es gibt auch andere psychotherapeutische<br />

Schulen, die Psychotherapie für Menschen<br />

mit geistiger und mehrfacher Beeinträchtigung<br />

anbieten. Die Zugänge zu Menschen<br />

sind verschieden. Da ich mich mit der personenzentrierten<br />

Psychotherapie auseinandergesetzt<br />

habe, beschränke ich mich darauf.<br />

Durch meine 20-jährige Berufserfahrung<br />

mit beeinträchtigten Menschen in der <strong>Lebenshilfe</strong><br />

<strong>Wien</strong> und durch meine Verbundenheit<br />

mit diesen Menschen, wollte ich<br />

in meiner personenzentrierten psychotherapeutischen<br />

Ausbildung der Frage nachgehen,<br />

ob es möglich ist, mit geistig und<br />

mehrfach beeinträchtigten Menschen psychotherapeutisch<br />

zu arbeiten.<br />

In diesem Zusammenhang bin ich auf das<br />

Konzept der Prä-Therapie des amerikanischen<br />

Psychologen Garry Prouty gestoßen.<br />

Prouty hat einen autistischen Bruder,<br />

zu dem er eine innige Beziehung aufgebaut<br />

hat. In seiner psychotherapeutischen Arbeit<br />

hat er sich auf Menschen mit geistigen und<br />

psychischen Beeinträchtigungen spezialisiert.<br />

Er hat die Erfahrung gemacht, dass<br />

er mit diesen Menschen in der Psychotherapie<br />

anders arbeitet als er in der personenzentrierten<br />

Psychotherapie gelernt hat.<br />

Da seine Methode erfolgreich war, wollte er<br />

eine neue Therapierichtung gründen. Nach<br />

einiger Zeit stellte sich heraus, dass es keine<br />

neue Therapierichtung war, sondern eine<br />

Weiterentwicklung der klientenzentrierten<br />

Psychotherapie nach Rogers.<br />

Das Konzept der Prä-Therapie wurde also<br />

von dem amerikanischen Psychologen Garry<br />

Prouty auf den Grundlagen der klientenzentrierten<br />

Psychotherapie entwickelt. Sie<br />

ermöglicht einen Zugang zu Menschen, die<br />

als „nicht therapiefähig“ gelten – langjährig<br />

hospitalisierte, chronische Psychiatriepatienten,<br />

geistig und mehrfach beeinträchtigte<br />

Menschen und solche mit der sogenannten<br />

„dual diagnosis“ oder Psychosen. [1]<br />

Prouty behauptet, dass diesen Menschen<br />

der „psychologische Kontakt“ fehlt. Carl<br />

Rogers hat den „psychologischen Kontakt“<br />

als erste Bedingung für eine therapeutische<br />

Beziehung bezeichnet. Die Methode, die<br />

Prouty entwickelt hat, beruht auf dem Prinzip<br />

der „Reflexion“. Der Therapeut spricht<br />

an, was er beim Klienten wahrnimmt.<br />

Carl Rogers hat Reflexion benützt, um das<br />

emotionale Erleben genauer zu erfassen,<br />

und Prouty hat dieses Prinzip weiter ausdifferenziert,<br />

indem er verschiedene Formen<br />

der Reflexion entwickelte, die den Klienten<br />

helfen in verschiedenen Bereichen schrittweise<br />

Kontakt aufzunehmen: zur Realität,<br />

zu sich selbst, zu anderen. [2]<br />

Prä-Therapie erlebe ich in der personenzentrierten<br />

Psychotherapie mit schwer beeinträchtigten<br />

Menschen als sehr hilfreich.<br />

Es ist nicht leicht, einen Kontakt zu Menschen<br />

zu finden, die nicht reden, vor allem<br />

dann, wenn noch wenig Beziehung da ist.<br />

Schneller in Kontakt zu kommen bedeutet<br />

auch schneller in Beziehung zu kommen<br />

Medizinische Versorgung


<strong>thema</strong><br />

Fortsetzung<br />

Psychotherapie bei Menschen mit geistigen und mehrfachen Beeinträchtigungen<br />

und verschüttete oder verkümmerte Ressourcen<br />

zu aktivieren.<br />

In meiner Ausbildung hat sich immer wieder<br />

die Frage gestellt, wie Psychotherapie funktionieren<br />

kann, wenn der Mensch schlecht<br />

oder gar nicht spricht?<br />

Die Sprache bei geistig und mehrfach beeinträchtigten<br />

Menschen mag vielleicht nicht<br />

so ausdifferenziert, der Wortschatz nicht so<br />

umfangreich sein, womöglich fehlen auch<br />

Satzteile. Doch nach meinen Erfahrungen<br />

besitzen viele Menschen mit Beeinträchtigungen<br />

ein mehr oder weniger einfaches<br />

Sprachverständnis. Was verstanden wird<br />

wissen wir nicht, wir bemerken es oft an<br />

ihrem Verhalten und an ihren Reaktionen<br />

und Einiges wird auch offen bleiben.<br />

Nicht zu vergessen sind andere Teile der<br />

Kommunikation, die in unserer Sprache<br />

weniger beachtet werden: Die nonverbale<br />

Kommunikation und die Körpersprache.<br />

In der Psychotherapie mit geistig und mehrfach<br />

beeinträchtigten Menschen machte ich<br />

die Erfahrung, dass es länger gedauert hat,<br />

sie zu verstehen. Mein Eindruck ist, dass<br />

geistig und mehrfach beeinträchtigte Menschen<br />

in der Therapie nicht so viele Irrwege<br />

und Selbsttäuschungen in ihrer Ausdrucksweise<br />

benützen, was die Psychotherapie erleichtern<br />

kann.<br />

Den Menschen mit der Einstellung zu begegnen,<br />

dass sein Verhalten einen Sinn<br />

macht und Bedeutung hat – auch wenn wir<br />

nicht verstehen –, ermöglicht einen anderen<br />

Zugang. Wir sollen versuchen, uns in<br />

die Wahrnehmungen und Empfindungen<br />

einzufühlen, auch wenn sie schwer nach-<br />

vollziehbar sind. Der Versuch zu verstehen<br />

verändert die Qualität der Beziehung. Menschen<br />

so zu begegnen bedeutet, verschüttetes<br />

Potenzial aufzuspüren, Ressourcen zu<br />

wecken oder beizutragen, dass die vorhandenen<br />

Fähigkeiten erhalten und unterstützt<br />

werden, damit sie nicht noch mehr verkümmern.<br />

[3]<br />

Garry Prouty schreibt:<br />

„Existentielle Einfühlung richtet sich auf die<br />

Befindlichkeit eines Menschen, ob er nun<br />

psychotisch ist oder nicht. Sie besteht darin,<br />

demütig und annehmend „Mittragender<br />

Zeuge“ menschlichen Leidens zu sein. Sie<br />

besteht in einer Offenheit für Leid und Verfall,<br />

die über das Heilen hinausgeht. Sie besteht<br />

im „Mit – Sein“, wo nichts anderes<br />

mehr bleibt. Diese Haltung ist besonders<br />

wichtig im Umgang mit psychisch stark abgebauten<br />

Menschen. Wo Therapie nichts<br />

vermag, muss der Therapeut sich damit<br />

abfinden können, dass er schlicht nichts<br />

anderes mehr zu bieten hat als Mitmenschlichkeit“.<br />

[4]<br />

„Das Leben hat sie geprägt, das soll geachtet<br />

und respektiert werden – so seltsam<br />

und unverständlich uns ihr Verhalten auch<br />

vorkommen mag. Es macht einen wichtigen<br />

Unterschied, ob ich Menschen mit geistiger<br />

und mehrfacher Beeinträchtigung mit der<br />

Überzeugung begegne, dass ihr – für mich<br />

vielleicht nicht nachvollziehbares – Verhalten<br />

für sie einen Sinn hat und ich mich bemühe,<br />

sie zu verstehen, oder, ob ich dieses<br />

Verhalten nicht akzeptiere und versuche, es<br />

ihnen abzugewöhnen. [5]<br />

In der Psychotherapie mit geistig und mehrfach<br />

beeinträchtigten Menschen halte ich<br />

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es für sinnvoll, mit Eltern, BetreuerInnen,<br />

ÄrztInnen zusammen zu arbeiten. Das bedeutet<br />

nicht, dass ich die Schweigepflicht<br />

verletzen muss.<br />

Menschen mit geistiger und mehrfacher<br />

Beeinträchtigung sind meist auf fremde<br />

Hilfe angewiesen, ohne diese Hilfe würden<br />

sie womöglich gar nicht in Psychotherapie<br />

kommen können.<br />

In der Regel wird von der Krankenkasse ein<br />

Teil der Therapiekosten rückerstattet.<br />

Der Verein Ninlil bietet einen Katalog mit<br />

verschieden PsychotherapeutInnen, in<br />

leichter Sprache an. Es werden unter bestimmten<br />

Umständen auch Hausbesuche<br />

angeboten.<br />

Psychotherapie für geistig und mehrfach<br />

beeinträchtigte Menschen gibt es seit vielen<br />

Jahren.<br />

Der Schritt zur Psychotherapie erfordert etwas<br />

Organisation und Mut. Ich hoffe durch<br />

mein Schreiben ihnen mehr Klarheit gegeben<br />

zu haben.<br />

Psychotherapie erleichtert menschliches<br />

Leid und erhöht dadurch die Lebensqualität!<br />

Elfriede Mayer-Höber<br />

[1] Vgl. Prouty G./Pörtner M./Van Werde D. (1998), S. 9.<br />

[2] Prouty G./Pörtner M./Van Werde D. (1998), S. 9.<br />

[3] Pörtner M. (2006) S. 27,28.<br />

[4] Prouty G./Pörtner M./Van Werde D. (1998), S. 31.<br />

[5] Pörtner M. (2006),S. 14.<br />

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<strong>thema</strong><br />

Psychosoziale<br />

Dienste in <strong>Wien</strong> –<br />

PSD<br />

Im Mittelpunkt steht die bedarfsgerechte<br />

und qualitativ hoch stehende<br />

Behandlung und Betreuung psychisch<br />

kranker Menschen: Die Behindertenpsychiatrie<br />

widmet sich Menschen<br />

mit geistiger Behinderung, die<br />

zusätzlich an einer psychischen Störung<br />

leiden.<br />

Zugang zu der Beratungsstelle erfolgt<br />

über telefonische Terminvereinbarung<br />

für ein Erstgespräch.<br />

Nach dem Erstgespräch und einem<br />

weiteren Gespräch mit der Psychiaterin<br />

zur Diagnoseabklärung erfolgt<br />

die Platzvergabe.<br />

Zur Zeit gibt es drei Mitarbeiter, zwei<br />

Frauen und einen Mann.<br />

Das Angebot ist kostenlos.<br />

Kuratorium für Psychosoziale<br />

Dienste in <strong>Wien</strong><br />

Dr. Gabriele Keller<br />

Steinbauergasse /15/<br />

11 0 <strong>Wien</strong><br />

Tel.: 1 15<br />

1<br />

Medizinische Versorgung


<strong>thema</strong><br />

Interview mit einer Klientin<br />

DK: Magda, du bist sehr selbständig.<br />

Machst du deine Arztbesuche alleine<br />

oder hast du einen Betreuer mit dabei?<br />

M: Fast alles mache ich alleine. Der Hausarzt<br />

ist nicht weit weg. Zu dem gehe ich<br />

schon seit fünf Jahren. Der kennt mich<br />

schon.<br />

DK: Und deine Termine? Machst du die<br />

auch selbständig aus?<br />

M: Die meisten. Einfach anrufen. Manchmal<br />

hilft mir die Andrea.<br />

DK: Gehst du regelmäßig zum Zahnarzt?<br />

M: Ja. Wegen der Essspange. Da passt<br />

jetzt alles, aber das war mühsam. Zähne<br />

reißen und anpassen. Vor dem Zahnarzt<br />

habe ich immer ein bisschen Angst. Die<br />

Spritze ist so unangenehm.<br />

DK: Erklärt dir der Zahnarzt alles was<br />

er macht vor der Behandlung?<br />

M: Ja die sind da sehr nett und kümmern<br />

sich gut.<br />

DK: Warst du schon mal im Spital?<br />

M: Noch nie. Ist mir noch nie was passiert.<br />

Aber bald muss ich ins Spital. Meine Venen<br />

operieren lassen. Die tun schon so weh.<br />

DK: Wirst du da begleitet werden,<br />

wenn du ins Spital gehst?<br />

M: Ja da kommt jemand mit. Ein Betreuer.<br />

DK: Zu welchen Ärzten gehst du sonst<br />

noch regelmäßig?<br />

M: Augenarzt, wegen der Brille. Auch zum<br />

Frauenarzt muss ich einmal im Jahr. Bei<br />

einer Vorsorgeuntersuchung war ich auch<br />

schon mal. Da haben sie mir Blut abgenommen.<br />

Das war kein Spaß. Die haben<br />

nicht viel erklärt und es hat sehr weh getan.<br />

Das war nur schnell, schnell.<br />

DK: Stellst du Fragen, wenn du zu<br />

einem Arzt gehst und dich nicht genau<br />

auskennst, was gemacht wird?<br />

M: Nein zum Reden bin ich nicht hingekommen.<br />

Manche reden viel zu viel. Die<br />

Frauen vor allem. Bei der Physiotherapie<br />

war das auch so. Da musste ich hingehen,<br />

wegen meinem Rücken, also der Wirbelsäule.<br />

Da stellen die Fragen und lassen<br />

mich nicht in Ruhe. Warum mich jemand<br />

begleitet und so. Das mag ich nicht. Und<br />

geschimpft haben sie, weil ich kein Röntgen<br />

mit hatte. Zuerst hätten wir röntgen<br />

gehen sollen, damit die wissen, wo sie<br />

massieren sollen.<br />

DK: Du bist insgesamt gesehen schon<br />

bei recht vielen Ärzten. Würdest du<br />

sagen, dass die meisten freundlich<br />

sind und du dich wohl fühlst oder eher<br />

schnell und nichts erklärend?<br />

M: Die meisten sind in Ordnung. Die sind<br />

freundlich und erklären, was sie machen<br />

werden. Manchmal ist es nicht so, aber eigentlich<br />

habe ich keine Probleme damit.<br />

DK: Liebe Magda, vielen Dank für das<br />

Interview!<br />

Daniela Koren<br />

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Meine Tochter Clarissa –<br />

„Langzeit-Befund“ einer Mutter<br />

Clarissa hatte seit dem Abstillen<br />

ständig schwere Bronchitis und<br />

Lungenentzündungen, hauptsächlich<br />

verursacht durch einen starken<br />

Reflux.<br />

Wegen der starken Bronchitis<br />

wurde Clarissa über Jahre hinweg<br />

zwei- bis dreistündlich Tag<br />

und Nacht inhaliert. Bei einer Bronchoskopie<br />

wurden die Atelektasen (verhärtete<br />

Schleimspuren in der Lunge) abgesaugt.<br />

Clarissa war immer unruhig – diese Unruhe<br />

führte man auf ihre Wahrnehmungsbeeinträchtigung<br />

zurück; den dicken Bauch<br />

führte man auf die fehlende Bauchmuskulatur<br />

zurück. Clarissa hatte immer breiigen<br />

bis flüssigen Stuhl, festen Stuhl hatte sie<br />

nie. Darüber wunderten sich die Ärzte zwar,<br />

aber meinten gleichzeitig, das sei besser,<br />

wie fester Stuhl, den sie dann aufgrund ihrer<br />

muskulären Schwäche nicht selbst entleeren<br />

könne.<br />

Zur Schulzeit bekam Clarissa dann auch<br />

noch Furunkeln und sie litt unter aggressiven<br />

Windelpilz. Den Ärzten fiel dazu nur<br />

ein, dass der Windelpilz durch das Windeltragen<br />

verursacht wird. Ich veranlasste einen<br />

Allergietest per Blutuntersuchung: Befund<br />

negativ. Wegen des säuerlichen Stuhls<br />

nach Einnahme von Milchprodukten ließ ich<br />

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<strong>thema</strong><br />

Meine Tochter Clarissa war von Geburt an auffällig. Ihre derzeitige Diagnose<br />

lautet schwere psychomotorische Retardierung, intellektuelle Beeinträchtigung<br />

(nonverbal) und Windelträgerin. Wäre Clarissa kein intellektuell beeinträchtigtes<br />

Kind, und nicht nonverbal, dann hätte sie in sehr frühen Kinderjahren bereits<br />

durch Deuten des Schmerzes und des Unwohlseins auf die Bauchstellen<br />

und durch Beschreiben von Schmerzen im Hals und Magen den Medizinern helfen<br />

können, genauer den Magen-Darmbereich zu untersuchen.<br />

Quelle: Aya Boesch<br />

eine Milchunverträglichkeitsuntersuchung<br />

durchführen: Befund negativ.<br />

Mit 10 Jahren wollte ich einen umfassenden<br />

Allergie- und Unverträglichkeitstest machen,<br />

man empfahl mir die Gastroskopieambulanz<br />

im St. Anna Kinderspital. Aufgrund<br />

Clarissas Beschwerden wurde das erste Mal<br />

der Verdacht auf Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)<br />

geäußert: die nachfolgende Untersuchung<br />

bestätigte eine schwere Form von<br />

Zöliakie und Gastritis. Die notwendige Behandlung<br />

(Antibiotika) und Diät (glutenfrei)<br />

brachte rasche Veränderungen: Clarissa<br />

ist nun aufnahmefähiger, ruhiger, hat keine<br />

Bronchitis und Hautprobleme mehr und<br />

sie hat festen Stuhl und keine Stuhlentleerungsprobleme.<br />

Durch die Diät ist auch der<br />

Blähbauch stark zurückgegangen.<br />

Das Problem bei intellektuell beeinträchtigten<br />

Kindern bei unklarer Genese, die nonverbal<br />

sind und bleiben, ist, dass vieles, was<br />

für Ärzte unerklärlich ist, der Behinderung<br />

zugeschrieben wird: Zölliakie oder Gastritis<br />

ist aber ein Magen- und Darmproblem, das<br />

mit der generellen Behinderung nichts zu<br />

tun hat. Hätte man die Untersuchung bei<br />

Clarissa mit ein dreiviertel Jahr gemacht,<br />

hätte man Clarissa einen großen Leidensweg<br />

erspart.<br />

Aya Boesch<br />

Medizinische Versorgung


<strong>thema</strong><br />

Frauen mit intellektueller Beeinträchtigung<br />

beim Gynäkologen<br />

So verschieden die Bedürfnisse von Frauen<br />

mit Behinderung sind, eines haben sie<br />

gemeinsam: Frauen mit intellektueller Beeinträchtigung<br />

oder Frauen mit Mehrfachbehinderungen<br />

besuchen nur selten notwendige<br />

gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen.<br />

Aufgrund ihrer Behinderungen<br />

sind sie beim Besuch bei der/dem Gynäkologin/en<br />

mit Barrieren unterschiedlichster<br />

Art konfrontiert.<br />

2008 begleitete ich eine Frau, Mitte 40, mit<br />

einer schweren intellektuellen Beeinträchtigung<br />

zur Frauenärztin in das Gesundheitszentrum<br />

<strong>Wien</strong> Mitte.<br />

Die Anspannung war groß, denn es stellte<br />

sich die Frage, ob die Frau die Untersuchung<br />

zulassen werden wird. Wir mussten ca. eine<br />

½ Stunde warten. Die Begrüßung war sehr<br />

nett und die Ärztin redete direkt mit ihr in<br />

einfachen Sätzen über die bevorstehende<br />

Untersuchung. Die Ärztin passte sich sehr<br />

Empfehlenswerte Broschüre<br />

Besuch bei der Frauen-Ärztin<br />

Fragen und Antworten in leichter Sprache<br />

Beim Fonds Soziales <strong>Wien</strong><br />

in Buchform und CD erhältlich unter<br />

Tel.: 05 05 379-66 100<br />

E-Mail: broschuere@fsw.at<br />

Internet-Download:<br />

www.fsw.at/broschueren/<br />

WGKK Gesundheitszentrum<br />

<strong>Wien</strong>-Mitte<br />

Gynäkologin:<br />

Dr. Claudia Linemayr-Wagner<br />

Gesundheitszentrum <strong>Wien</strong>-Mitte:<br />

1030 <strong>Wien</strong>, Strohgasse 28, 1. Stock<br />

Tel: 01/60122/40336<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag bis Freitag:<br />

von 7.00 bis 14.00 Uhr<br />

schnell an die Frau an, und versuchte sie<br />

sehr respektvoll zur Untersuchung zu motivieren.<br />

Mit Geduld und viel Empathie schaffte<br />

die Ärztin eine gynäkologische Vorsorguntersuchung<br />

und eine Ultraschalluntersuchung<br />

durchzuführen. Die untersuchte Frau<br />

war stolz es geschafft zu haben.<br />

FONDS S O Z I A L E S W I E N<br />

Besuch bei der Frauen-Ärztin<br />

Fragen und Antworten in leichter Sprache<br />

Ingrid Wick<br />

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Zustimmung zur medizinischen Behandlung<br />

durch den Sachwalter<br />

Eine einsichts- und urteilsfähige Person<br />

kann die Einwilligung zu medizinischen<br />

Maßnahmen, auch bei bestehender Sachwalterschaft,<br />

nur selbst erteilen. Der Sachwalter<br />

ist zur Entscheidung über medizinische<br />

Behandlungen zuständig, wenn die<br />

Person mit Behinderung nicht einsichts-<br />

und urteilsfähig ist und die Zustimmung<br />

zur Heilbehandlung vom Wirkungskreis der<br />

Sachwalterschaft erfasst ist.<br />

Ist die betreute Person nicht fähig, die Notwendigkeit<br />

einer medizinischen Maßnahme<br />

zu beurteilen, kann der Sachwalter, dessen<br />

Wirkungskreis medizinische Behandlungen<br />

einschließt, nur einer einfachen Behandlung<br />

zustimmen.<br />

Was ist eine einfache Behandlung?<br />

Eine einfache medizinische Heilbehandlung<br />

oder Untersuchung ruft im allgemeinen keine<br />

schwere oder nachhaltige Beeinträchtigung<br />

der körperlichen Unversehrtheit oder<br />

Persönlichkeit hervor. Einfache Behandlungen<br />

sind Schutzimpfungen, Zahnbehandlungen,<br />

Blutabnahmen, Operation des<br />

grauen Stars usw.<br />

Was passiert bei einer schwerwiegenden<br />

Behandlung?<br />

Handelt es sich um eine Behandlung mit<br />

schwereren Folgen, also etwa größere operative<br />

Eingriffe, Medikamente, die einen<br />

Eingriff in die Persönlichkeit darstellen und<br />

Ähnliches, dann reicht die Zustimmung des<br />

Sachwalters alleine nicht aus.<br />

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<strong>thema</strong><br />

Es muss zusätzlich entweder die Zustimmung<br />

des Pflegschaftsgerichtes eingeholt<br />

werden oder ein Zeugnis von einem unabhängigen<br />

Arzt, der nicht derselben Fachabteilung<br />

im selben Krankenhaus angehört.<br />

Diese zweite Arztmeinung muss bestätigen,<br />

dass beim betroffenen Patienten die Einsichts-<br />

und Urteilsfähigkeit nicht gegeben<br />

ist und dass die Maßnahme für notwendig<br />

gehalten wird.<br />

Gefahr in Verzug<br />

Bei „Gefahr in Verzug“ kann ein Arzt eine<br />

dringende medizinische Behandlung auch<br />

ohne Zustimmung des Sachwalters und<br />

ohne pflegschaftsgerichtliche Genehmigung<br />

vornehmen. Gefahr in Verzug ist gegeben,<br />

wenn die Einholung der sachwalterlichen<br />

Zustimmung oder der gerichtlichen Genehmigung<br />

einen Aufschub der Behandlung<br />

bedeuten würde, der das Leben oder die<br />

Gesundheit der betroffenen Person schwer<br />

gefährden könnte.<br />

Einer Sterilisation einer Person mit Behinderung<br />

darf der Sachwalter grundsätzlich<br />

nicht zustimmen. Eine Ausnahme von diesem<br />

Verbot besteht dann, wenn aufgrund<br />

eines körperlichen Leidens ohne diesen<br />

Eingriff das Leben oder die Gesundheit der<br />

betroffenen Person gefährdet wäre. Eine<br />

Entscheidung darüber kann nur im Rahmen<br />

eines eigenen Genehmigungsverfahrens erfolgen.<br />

Ingrid Wick<br />

5<br />

Medizinische Versorgung


<strong>thema</strong><br />

Behinderte Medizin? Intellektuelle Behinderung<br />

als Barriere für medizinische Versorgung<br />

So lautete der Titel einer Fachtagung am . Oktober 00 , die gemeinsam vom<br />

Dachverband <strong>Wien</strong>er Sozialeinrichtungen und der Caritas <strong>Wien</strong> veranstaltet<br />

wurde. In einem Workshop wurden von Veronika Bischoff, Dr. in Petra Schulz und<br />

Dr. Georg Poppele die „Herausforderungen in der medizinischen Diagnostik und<br />

Therapie bei Menschen mit intellektueller Behinderung“ herausgegriffen.<br />

Im Rahmen dieses Workshops wurden sechs<br />

Herausforderungen in der medizinischen<br />

Diagnostik und Therapie bei Menschen mit<br />

intellektuellen Behinderungen dargestellt.<br />

Anhand von Beantwortungsergebnissen aus<br />

dem Blickwinkel der ÄrztInnen und des<br />

Pflegepersonals wurde versucht, Tipps<br />

und Tricks im Umgang mit solchen PatientInnen,<br />

Symptome und Beispiele aufzuzeigen.<br />

Wie bekomme ich Informationen<br />

(Anamnese) vom und über die<br />

PatientInnen?<br />

Wenn möglich steht natürlich an erster<br />

Stelle, die/den PatientIn selbst erzählen zu<br />

lassen, ansonsten soll auf Alternativen, wie<br />

etwa Malen und Schreiben, zurückgegriffen<br />

werden. Außerdem ist der direkte Kontakt<br />

mit Bezugspersonen (z.B. Angehörige,<br />

Wohngruppen-BetreuerInnen, SachwalterInnen)<br />

wichtig. Eine weitere Möglichkeit,<br />

um an Informationen über die PatienInnen<br />

mit intellektuellen Behinderungen zu gelangen,<br />

stellt die Anforderung des Arztberichts<br />

und Impfpasses bzw. der Therapeutenberichte<br />

dar, in denen grundlegende Daten der<br />

PatientInnen abgebildet sind. Auch Anamnesebögen<br />

mit Medikamentenanamnesen<br />

geben Aufschluss über die gesundheitliche<br />

Situation der PatientInnen.<br />

Wie kann ich überhaupt Untersuchungen<br />

und Behandlungen bei unkooperativen<br />

PatientInnen durchführen?<br />

In komplizierten Fällen muss abgewogen<br />

werden, wie notwendig die Untersuchung<br />

überhaupt ist – d.h. „Vorsorge versus Lebensgefahr“.<br />

Ansonsten erleichtern auch<br />

Untersuchungen in Etappen sowie ein von<br />

den PatientInnen akzeptierter, atypischer<br />

Untersuchungsverlauf (z.B. Echokardiographie<br />

im Stehen etc.) den Zugang zu<br />

diesen PatientInnen. Die Durchführung in<br />

gewohnter Umgebung mit Vertrauenspersonen<br />

und das Schaffen einer ruhigen Atmosphäre<br />

stellen ebenso Möglichkeiten dar,<br />

so wie der Einsatz einer Prämedikation. Ein<br />

Lösungsvorschlag liegt auch in der richtigen<br />

Vorbereitung auf die Untersuchung.<br />

Dementsprechend sind vorbereitete PatientInnen,<br />

welche den Ablauf der Untersuchung<br />

schon in der Wohngemeinschaft erklärt<br />

bekommen, oft weniger ängstlich.<br />

Welche atypischen Symptome muss<br />

ich beachten?<br />

Bei Verhaltensänderungen – ein ruhiger<br />

Mensch wird plötzlich laut, schreit bzw. umgekehrt<br />

– ist achtzugeben, wie auch auf die<br />

Änderung der Körperhaltung. Weiters dürfen<br />

das Ess- und Trinkverhalten sowie die<br />

Schlafgewohnheiten nicht aus dem Fokus<br />

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gelassen werden. Im Falle zunehmender<br />

Immobilität ist auch darauf zu schauen, ob<br />

eine Fraktur besteht, ob die/der PatientIn<br />

Druckstellen an den Füßen aufweist oder ob<br />

bei der/dem PatientIn eine Rheumaerkrankung<br />

vorliegt.<br />

Wie wichtig ist die apparative<br />

Diagnostik?<br />

Die apparative Diagnostik ist bei Menschen<br />

mit intellektuellen Behinderungen bei<br />

bruchstückhafter Diagnostik verstärkt einzusetzen.<br />

So können Laboruntersuchungen<br />

bei Akuterkrankungen wie die BGA/O2-Sättigung<br />

zur Vorsorge und Ursachenerklärung<br />

eingesetzt werden. Aber auch der Einsatz<br />

von EKGs und Belastungs-EKGs, Ultraschall,<br />

Röntgen, CT, MRT und EEG gewährleistet<br />

eine adäquate medizinische Versorgung<br />

für Menschen mit intellektuellen Behinderungen.<br />

Welche speziellen Syndrome<br />

muss ich kennen?<br />

� Trisomie 21 (Down-Syndrom<br />

� Fragiles X-Syndrom<br />

� Phenylketonurie (Stoffwechselstörung)<br />

� Prader-Willi-Syndrom<br />

� Turberöse Hirnsklerose<br />

Welche Frustrationen<br />

muss ich bewältigen?<br />

Der Umgang mit PatientInnen mit intellektuellen<br />

Behinderungen ist manchmal von<br />

Frustrationen geprägt. Die Gründe für diese<br />

Frustrationen sind vielfältig. So können<br />

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<strong>thema</strong><br />

das Fehlen oder verspätete Erscheinen zu<br />

Terminen, die Kooperationseinschränkung,<br />

aber auch uninformierte BetreuerInnen<br />

ausschlaggebend für Enttäuschungen sein.<br />

Aber auch Fremdaggressionen der PatientInnen<br />

und das Vergessen wichtiger Unterlagen<br />

für auswärtige Arzttermine können<br />

Anstoß dafür sein. Oft kommt bei ÄrztInnen<br />

auch das Gefühl einer nicht kostendeckenden,<br />

aber dennoch sinnvollen und notwendigen<br />

Tätigkeit auf oder die Kooperation der<br />

KollegInnen lässt manchmal zu wünschen<br />

übrig. Auch die örtliche Distanz zu Fachkliniken<br />

kann zum Problem werden. Nicht<br />

zu vernachlässigen sind ebenso die Wartezeiten<br />

und Frustrationen auf Seiten der BegleiterInnen,<br />

die zur Belastung werden.<br />

(zitiert aus dem Tagungsbericht<br />

zur Fachtagung, S. 48-49)<br />

BEWEGT GESUND<br />

Bernhard Schmid<br />

ist ein Projekt der <strong>Wien</strong>er Gebietskrankenkasse<br />

und „Fit für Österreich“.<br />

Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung kann<br />

gezielt jenen PatientInnen Bewegung verordnet<br />

werden, die bestimmte Risikofaktoren<br />

aufweisen. Bei Inanspruchnahme des<br />

Bewegungsangebotes ersetzt die <strong>Wien</strong>er<br />

Gebietskrankenkasse € 35,00 der Kurskosten.<br />

In einer Broschüre sind alle möglichen<br />

Sport- und Bewegungsangebote aufgelistet.<br />

Es stehen in ganz <strong>Wien</strong> die unterschiedlichsten<br />

Angebote zur Verfügung.<br />

Informationshotline: 01 00<br />

Hompage: www.bewegtgesund.at<br />

Medizinische Versorgung


<strong>thema</strong><br />

Die wichtigsten Tipps für den Umgang mit<br />

PatientInnen mit intellektueller Beeinträchtigung<br />

Die wichtigsten Voraussetzungen für eine<br />

erfolgreiche medizinische Untersuchung<br />

und Behandlung sind das Wahrnehmen und<br />

Wertschätzen der Person mit intellektueller<br />

Beeinträchtigung und eine geeignete,<br />

leicht verständliche Kommunikationsform.<br />

Wichtig sind kurze, klare Sätze, dabei<br />

sollen Fremdwörter und medizinische<br />

Fachausdrücke vermieden werden, und Gesagtes<br />

soll bei Bedarf wiederholt werden.<br />

Die Person mit intellektueller Beeinträchtigung<br />

soll direkt und mit „Sie“, wie andere<br />

PatientInnen auch, angesprochen werden.<br />

Die Person mit Behinderung hat ein Recht,<br />

persönlich und direkt über Untersuchungsablauf,<br />

Diagnose und Behandlung informiert<br />

„krank, behindert, ungehindert … in <strong>Wien</strong>“<br />

Ein Ratgeber des Vereins BIZEPS<br />

Dieser Ratgeber bietet insbesondere einen umfassenden<br />

Überblick über den barrierefreien Zugang zu<br />

praktischen und Fachärzten in <strong>Wien</strong> und zahlreiche<br />

hilfreiche Tipps.<br />

In der Printausgabe des Ratgebers (Stand April 2005)<br />

sind 362 Gesundheitseinrichtungen aufgelistet.<br />

Diese ist bei BIZEPS – Zentrum für Selbstbestimmtes<br />

Leben, Kaiserstraße 55/3/4a, 1070 <strong>Wien</strong>,<br />

Tel.: 01 / 523 89 21 gratis erhältlich.<br />

Eine aktuellere Version ist im Internet unter<br />

www.bizeps.or.at/info/krank abrufbar. Bei<br />

Versand werden 6 Euro Bearbeitungsgebühr in<br />

Rechnung gestellt.<br />

zu werden. Die direkte Kommunikation mit<br />

der betroffen Person steht im Vordergrund,<br />

nicht mit deren Begleitperson oder Assistenz.<br />

Die Untersuchung beansprucht meist mehr<br />

Zeit. ÄrztInnen und das Fachpersonal sollen<br />

für die Vorbereitung der Behandlung und<br />

für die Behandlung selbst genügend Zeit<br />

einplanen. Die Wartezeit sollte möglichst<br />

kurz sein, denn ein Mensch mit intellektueller<br />

Beeinträchtigung, der durch das lange<br />

Warten nervlich schon stark überreizt ist,<br />

kann zum Behandlungserfolg weniger beitragen.<br />

Die Redaktion<br />

www.lebenshilfe-wien.at >>> mitmachen 5/10


Info-Veranstaltung<br />

der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong><br />

Dienstag, 1 . Oktober 010<br />

1 : 0 Uhr<br />

INKLUSION<br />

Rechte werden Wirklichkeit<br />

Die UN-Konvention der Rechte von<br />

Menschen mit Behinderungen ist seit<br />

26. Okt. 2008 in Österreich in Kraft.<br />

Was hat sich seitdem schon in Politik und<br />

Gesellschaft geändert? Was können Menschen<br />

mit Behinderungen und deren Angehörige<br />

konkret für ihr tägliches Leben<br />

erwarten? Mag. Bernhard Schmid berichtet<br />

vom Weltkongress in Berlin und den<br />

aktuellen Entwicklungen in Österreich.<br />

Ort: „Treff 179“; 1120 <strong>Wien</strong>, Schönbrunnerstraße<br />

179, 1. Hof, Hochparterre<br />

Kosten: € 5.- Unkostenbeitrag<br />

(für <strong>Lebenshilfe</strong>-Mitglieder kostenlos)<br />

zu bezahlen vor Ort,<br />

am Tag der Veranstaltung<br />

Anmeldung: bis spätestens 1 Woche vor<br />

dem jeweiligen Veranstaltungstermin<br />

im Vereinsbüro der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong>:<br />

Mag. a Ingrid Wick,<br />

Tel.: 01/812 26 35-22 oder<br />

E-Mail: i.wick@lebenshilfe-wien.at<br />

mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />

Was tun<br />

in der Freizeit?<br />

service<br />

Am 21. Jänner 2010 veranstaltete die<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong> einen Informationsabend<br />

zum Thema: „Freizeitgestaltung<br />

für Menschen mit intellektueller Behinderung“.<br />

Die große Gästeanzahl – über 70 BesucherInnen<br />

– und die große Resonanz<br />

zeigten, dass „Freizeit für Menschen<br />

mit intellektueller Beeinträchtigung“ ein<br />

wichtiges Thema ist.<br />

Damit Sie auch nach dem Informationsabend<br />

jederzeit die Adressen und Hinweise<br />

finden, haben wir eine Übersicht über<br />

alle Freizeitanbieter, betreffend Sport,<br />

Clubs, Kunst, Kultur und Urlaubswochen<br />

zusammengestellt, die Sie entweder bei<br />

Frau Mag. a Wick erhalten oder auf unserer<br />

Homepage nachlesen können.<br />

Mag. a Ingrid Wick<br />

Telefon: 1 5 / DW<br />

Hompage: www.lebenshilfe-wien.at<br />

unter der Rubrik:<br />

Was tun in der Freizeit.<br />

Fotos: LH <strong>Wien</strong>


service<br />

Fragen und Antworten zum Thema Erben und<br />

Vererben<br />

Rosemarie Dittrich, Chefexpertin der Bank Austria in Ruhestand und Dr. Heinz<br />

Trompisch waren am 1. April 010 unsere ReferentInnen des Informationsabends<br />

zum Thema: „ Erben, Vererben und Vermögensweitergabe“.<br />

Dr. Heinz Trompisch,<br />

Rosemarie Dittrich<br />

Quelle: LH <strong>Wien</strong><br />

Die vielen TeilnehmerInnen,<br />

es waren<br />

rund 80 Gäste,<br />

zeigten großes Interesse.<br />

Viele Fragen<br />

der BesucherInnen<br />

wurden beantwortet.<br />

Lesen Sie in der Folge<br />

eine Auswahl der<br />

wichtigsten Fragen.<br />

Ist eine Person mit intellektueller Beeinträchtigung<br />

erbberechtigt?<br />

Ja, eine Person mit intellektueller Beeinträchtigung<br />

ist erbberechtigt und erbfähig<br />

und bekommt im Rahmen des Verlassenschaftsverfahrens<br />

Vermögenswerte so wie<br />

jede andere Person.<br />

Was ist ein Pflichtteil?<br />

Der Pflichtteil soll dafür sorgen, dass bestimmte<br />

Personen auf keinen Fall leer ausgehen,<br />

auch wenn sie in einem Testament<br />

nicht bedacht wurden. Den Pflichtteilsberechtigten<br />

steht ein Forderungsrecht gegen<br />

den Nachlass zu. Es besteht kein Anspruch<br />

auf bestimmte Verlassenschaftsgegenstände,<br />

sondern nur ein Anspruch auf eine bestimmte<br />

Geldsumme.<br />

Wer ist pflichtteilsberechtigt?<br />

Pflichtteilsberechtigte Personen sind die<br />

Nachkommen, die EhegattInnen und die<br />

Vorfahren, wenn keine Nachkommen der<br />

verstorbenen Person vorhanden sind. Geschwister<br />

der verstorbenen Person und de-<br />

ren Nachkommen sind nicht pflichtteilsberechtigt.<br />

Welche Auswirkungen haben Schenkungen<br />

auf das Pflichtteil?<br />

Wenn der Erblasser (die verstorbenen Person)<br />

vor seinem Tod durch Schenkungen<br />

sein Vermögen vermindert hat, können<br />

Pflichtteilsberechtigte verlangen, dass solche<br />

Schenkungen bei der Berechnung des<br />

Pflichtteiles berücksichtigt werden. Damit<br />

soll verhindert werden, dass ein Erblasser die<br />

Pflichtteilsansprüche vereitelt. Schenkungen<br />

an nicht pflichtteilsberechtigte Personen<br />

werden jedoch nur dann bei der Berechnung<br />

des Pflichtteils berücksichtigt, wenn sie weniger<br />

als zwei Jahre vor dem Tod erfolgt<br />

sind. Schenkungen an pflichtteilsberechtigte<br />

Personen sind immer zu berücksichtigten.<br />

Was passiert mit der Dauerleistung,<br />

wenn die beziehende Person Vermögen<br />

erbt?<br />

Wenn die Person mit Behinderung weiterhin<br />

bei den Eltern oder selbständig wohnt und<br />

somit der Anspruch auf Dauerleistung bestehen<br />

bleibt, wird die Dauerleistung solange<br />

ruhend gestellt (d.h. nicht ausbezahlt),<br />

bis ein Restbetrag des ererbten Vermögens<br />

in Höhe des fünffachen monatlichen Dauerleistungsbetrags<br />

erreicht ist (ca. 3.720,-<br />

Euro mit Stand 2010). Es wird nicht aktiv<br />

auf das Vermögen zugegriffen, sondern die<br />

Dauerleistung eingestellt.<br />

Wenn jedoch die Zahlung der Dauerleistung<br />

durch Wechsel in eine vollbetreute Wohn-<br />

0 www.lebenshilfe-wien.at >>> mitmachen 5/10


einrichtung eingestellt wird, kann die MA40<br />

nach §26 <strong>Wien</strong>er Sozialhilfegesetz aktiv auf<br />

das gesamte verwertbare geerbte Vermögen<br />

zugreifen, wieder bis auf den fünffachen<br />

Dauerleistungsbetrag von ca. 3.720,-<br />

Euro.<br />

Dieser Zugriff kann auch dann erfolgen,<br />

wenn der Wechsel in eine vollbetreute<br />

Wohneinrichtung bereits bis max. 3 Jahre<br />

zurückliegt, d.h. wenn innerhalb der letzten<br />

3 Jahre nach Beendigung des Dauerleistungsbezuges<br />

Vermögen hinzukommt,<br />

wird regressiert (=aktiv zugegriffen).<br />

Die Überprüfung und Beurteilung des Einzelfalls,<br />

vor allem in Hinblick auf tatsächliche<br />

Verwertbarkeit des ererbten Vermögens<br />

oder auf Zahlungsmodalitäten bei sozialen<br />

Härtefällen oder bei mehrfachem Vermögenserwerb,<br />

obliegt allerdings dem örtlich<br />

zuständigen Sozialzentrum. Servicetelefon<br />

der MA 40: 4000-8040.<br />

Was passiert mit der Dauerleistung,<br />

wenn die beziehende Person mit intellektueller<br />

Beeinträchtigung eine Wohnung<br />

erbt?<br />

Die Dauerleistung kann weiter bezogen<br />

werden, allerdings wird eine grundbücherliche<br />

Sicherstellung seitens der MA 40 erfolgen.<br />

Wenn die beziehende Person in der<br />

Wohnung lebt – also ein Wohnbedürfnis hat<br />

– wird keine Veräußerung verlangt und auch<br />

nicht betrieben. Wenn sie woanders wohnt,<br />

wird eine Veräußerung von ihr verlangt<br />

Ändert sich durch ein Erbe etwas bei<br />

der Waisenpension?<br />

Nein.<br />

Was passiert mit dem Erbe, wenn ein<br />

Mensch in einem Wohnhaus der<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong> oder einer anderen<br />

Organisation lebt?<br />

Für Maßnahmen, deren Förderung aufgrund<br />

des <strong>Wien</strong>er Behindertengesetzes (WBHG)<br />

mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />

service<br />

gewährt wird, ist ein Kostenbeitrag gemäß<br />

§ 24 WBHG zu leisten, z. B 30% des Pflegegeldes<br />

für Beschäftigungstherapie. Es wird<br />

auf das Einkommen zugegriffen, dazu gelten<br />

auch Erträge aus dem Vermögen. Ein<br />

Kostenbeitrag aus dem geerbten Vermögen<br />

selbst ist in diesem Gesetz nicht vorgesehen,<br />

auch nicht, dass dieses Vermögen dem<br />

Träger der Behindertenhilfe zufällt, wenn<br />

der Mensch mit Behinderung stirbt.<br />

Wer erbt das Vermögen der Person<br />

mit intellektueller Beeinträchtigung?<br />

Die Erben nach der gesetzlichen Erbfolge<br />

oder es liegt ein Testament vor. Sollte kein<br />

Erbe vorhanden sein, fällt das Vermögen dem<br />

Staat zu.<br />

Kann eine Person mit intellektueller<br />

Beeinträchtigung ein Testament errichten?<br />

Jede Person über 18 Jahre, die geschäftsfähig<br />

ist, kann selbständig ein Testament errichten.<br />

Für besachwaltete Personen kommt<br />

hier nur das öffentliche Testament in Frage:<br />

beim Notar oder beim Gericht. Die Person<br />

muss allerdings in der Lage sein, eine Willensäußerung<br />

abzugeben, sonst ist sie nicht<br />

testierfähig.<br />

Gibt es eine Erbschaftssteuer?<br />

Nein. Seit 2008 besteht aufgrund des Schenkungsmeldegesetzes<br />

eine Meldepflicht für<br />

bestimmte Schenkungen, dabei handelt es<br />

sich um eine reine Information an das Finanzamt,<br />

die keine Steuer auslöst.<br />

Bei Angehörigen gilt eine Grenze von<br />

50.000 Euro pro Jahr, bei Nicht Angehörigen<br />

gilt eine Grenze von 15.000 Euro innerhalb<br />

von 5 Jahren, bis zu der ohne Meldung<br />

geschenkt werden darf.<br />

Ingrid Wick<br />

Persönliche Beratung:<br />

Mag. a Ingrid Wick, T: 1 5 -<br />

1


service<br />

Special Musical for Special Kids<br />

Der Verein „Young Artists International“ veranstaltet am Montag,<br />

den 1. Juni 010 um 1 Uhr in der Kammeroper <strong>Wien</strong> ein „Special Musical<br />

for Special Kids“.<br />

Die Musical-Gruppe „Electric Youth“ –<br />

15-18 jährige „young professionals“ der<br />

Franklin School of the Performing Arts<br />

aus den USA, sowie die „Special Kids“<br />

des Kulturvereins „Ich bin O.K.“, sorgen<br />

gemeinsam mit der bekannten Sängerin<br />

Sandra Pires für einen Ohren- und Augenschmaus.<br />

Mit dieser kurzweiligen Veranstaltung<br />

möchte der Verein nicht nur unterhalten,<br />

sondern auch die Wichtigkeit von<br />

Musik für ALLE Kinder und Jugendliche<br />

unterstreichen. Gerade für Menschen mit<br />

Down-Syndrom bietet Musik und Tanz ein<br />

zusätzliches Ausdrucksmittel und einen<br />

Beitrag für ein erfülltes Leben.<br />

Der Reinerlös dieser Veranstaltung kommt<br />

Down-Syndrom <strong>Wien</strong> zugute.<br />

Quelle: V. de Prato<br />

Quelle: Ich bin O.K.<br />

Karten<br />

sind zum Unkostenpreis von<br />

1 ,- Euro für Erwachsene und<br />

1 ,- Euro für Kinder, Jugendliche<br />

und Menschen mit<br />

Behinderung<br />

an der Tageskasse<br />

der <strong>Wien</strong>er Kammeroper<br />

Fleischmarkt 24<br />

1010 <strong>Wien</strong><br />

erhältlich oder telefonisch<br />

unter 512 01-00 / 77<br />

bzw. per E-Mail über<br />

ticket@wienerkammeroper.at<br />

zu bestellen.<br />

www.lebenshilfe-wien.at >>> mitmachen 5/10


5. nationale Sommerspiele<br />

mit internationaler Beteiligung<br />

1 . – . Juni 010 in St. Pölten<br />

2.057 Sportler, Sportlerinnen<br />

und BetreuerInnen haben sich<br />

für die “Games 010“ gemeldet.<br />

Mit der für dieses Nennungsergebnis<br />

notwendigen<br />

Anzahl von ca. 1.000 freiwilligen<br />

Helfern ist somit diese<br />

Veranstaltung die größte im<br />

Behindertenbereich in Österreich<br />

und Mitteleuropa.<br />

Die SportlerInnen werden sich in folgenden<br />

Sportarten messen: Basketball,<br />

Boccia, Bowling, Fußball, Golf, Leichtathletik,<br />

MATP, Powerlifting, Rad fahren, Reiten,<br />

Rollerskating, Schwimmen, Tennis,<br />

Tischtennis und Volleyball.<br />

Als Rahmenprogramm werden sehr viele<br />

verschiedene Veranstaltungen angeboten.<br />

Höhepunkt ist sicher die feierliche<br />

Eröffnung der Spiele in der Eventarena<br />

mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />

service<br />

In der Zeit vom 17. bis 22. Juni 2010 finden in St. Pölten/Niederösterreich<br />

die 5. nationalen Sommerspiele mit internationaler Beteiligung von Special<br />

Olympics statt.<br />

Wohnhaus Pezzlgasse hat gefehlt!<br />

der NÖ Landessportschule am 18.<br />

Juni 2010 ab 20.00 Uhr. Aber auch<br />

ein musikalischer Abend, eine Sonnwendfeier,<br />

die Olympic Town und<br />

vieles mehr werden für die Teilnehmer,<br />

Angehörige, Funktionäre und<br />

Zuschauer angeboten.<br />

Wie immer nehmen auch Athleten<br />

aus dem Klienten-, Angehörigen- und<br />

Freundeskreis der <strong>Lebenshilfe</strong>-Familie<br />

an dieser tollen Veranstaltung teil.<br />

Genießen auch Sie die unvergessliche<br />

Atmosphäre und feuern Sie die Athleten<br />

an!<br />

Nähere Auskünfte unter<br />

Tel.: 02742 333 /2820<br />

E-Mail: poenok2010@st-poelten.gv.at<br />

oder im Internet unter<br />

www.games2010.at<br />

In der letzten Mitmachen-Ausgabe 12/09 ist es uns leider passiert, dass wir in der Liste der<br />

Wohnhäuser der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong> auf Seite 13 doch glatt auf das Wohnhaus Pezzlgasse<br />

43-45, 1170 <strong>Wien</strong>, vergessen haben!<br />

Die Redaktion entschuldigt sich und versichert, dass das Haus mit<br />

all seinen Bewohner- und BetreuerInnen seit August 2003 und bis<br />

heute sehr belebt und beliebt ist …<br />

Die Redaktion


intern<br />

Vernissage im Schömer-Haus<br />

Am . Jänner 010 wurde die Ausstellung [kunst:werte] der Kreativgruppen<br />

der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong> im Schömer-Haus mit einer Vernissage eröffnet.<br />

Bis zum 14. März 2010 war<br />

in der bauMax-Zentrale im<br />

Schömer-Haus in Klosterneuburg<br />

die Ausstellung<br />

[kunst:werte] der <strong>Lebenshilfe</strong><br />

<strong>Wien</strong> zu sehen.<br />

Gezeigt wurden rund 100<br />

Werke, die in den <strong>Lebenshilfe</strong>-Kreativ-Werkstätten<br />

in<br />

<strong>Wien</strong> entstanden sind.<br />

Rund 30 Künstler und Künstlerinnen<br />

präsentierten ihre<br />

Werke, die extra für die-<br />

se Ausstellung angefertigt<br />

wurden. Die Bandbreite<br />

ging dabei von der Malerei<br />

über Skulpturen bis hin<br />

zu Teppichen und Filztechniken.<br />

bauMax setzt im Rahmen<br />

seines Humanprogramms<br />

regelmäßig Aktivitäten mit<br />

unterschiedlichen Behinderteneinrichtungen<br />

um.<br />

Neben Bildern konnte<br />

man auch Kleinkunstwerk<br />

bestaunen und<br />

kaufen.<br />

Kommerzialrat Essl<br />

begrüßt die<br />

Vernissage-Gäste<br />

im Schömerhaus ...<br />

Jeder Markt arbeitet dabei<br />

eng mit einer regionalen<br />

Behinderteneinrichtung zusammen<br />

und setzt gemeinsame<br />

Aktivitäten.<br />

KR Martin Essl, Vorstandsvorsitzender<br />

von bauMax:<br />

„Menschen mit Behinderung<br />

sind ein wichtiger Teil unser<br />

Gesellschaft. Wir wollen als<br />

Unternehmen dazu beitragen,<br />

sie in das öffentliche<br />

Leben zu integrieren.“<br />

Die Vernissage am 26. Jänner<br />

2010 wurde von KR Essl<br />

eröffnet und von Mag. a Pfaffenbichler<br />

(Bereichsleiterin<br />

www.lebenshilfe-wien.at >>> mitmachen 5/10


Werkstätten) moderiert. Ein<br />

Kurzfilm zum Thema Kunst<br />

wurde von der Multimedia-<br />

gruppe präsentiert, das<br />

Buffet wurde gecatert von<br />

der Kochgruppe der Werkstatt<br />

20.<br />

Die Ausstellung war bis Mitte<br />

März geöffnet und hatte<br />

zahlreiche Besucher, etliche<br />

Kunstwerke fanden auch einen<br />

Käufer.<br />

Wenn Sie wissen wollen,<br />

welche Kunststücke noch<br />

Otto Zimprich<br />

zu welchen Preisen erworben<br />

werden können, oder<br />

wenn Sie weitere Aufträge<br />

erteilen wollen, kontaktieren<br />

Sie bitte:<br />

Werkstatt 2 Rueppgasse<br />

Ansprechpersonen:<br />

Annette San Martin Castro<br />

Kajetan Brandstötter<br />

Tel.: 01/214 02 55<br />

Mail: werkstatt2@<br />

lebenshilfe-wien.at<br />

mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />

Daniela Koren<br />

Ich bin schon 35 Jahre in der<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> und habe schon<br />

viel erlebt. Zum Beispiel<br />

gab es in der Rueppgasse<br />

nur eine Gruppe. Es waren<br />

30 Leute in der Gruppe und<br />

es war sehr eng. Der Hof<br />

war früher eine Baustelle.<br />

Die Werkstätte im Hinterhaus<br />

wurde 1976 gebaut.<br />

Seit Jänner 2008 bin ich<br />

in der Zeitungsgruppe. Die<br />

intern<br />

..., die aufmerksam den<br />

Ausführungen über das<br />

langjährige Engagement<br />

der Firma Essl<br />

und der Baumax-Gruppe<br />

lauschen.<br />

Zeitung heißt Querdenker.<br />

Die Arbeit für die Zeitung<br />

macht mir sehr viel Spaß,<br />

am Computer verschiedene<br />

Berichte schreiben und Zeitung<br />

lesen. Ich turne auch<br />

sehr gerne. Es sind einige<br />

Leute weggegangen und<br />

andere Leute dazugekommen.<br />

Ich bin immer in der<br />

Rueppgasse geblieben. Ich<br />

fühle mich in der Werkstatt<br />

sehr wohl.<br />

5<br />

Fotos: LH <strong>Wien</strong>


intern<br />

Roland rund um die Welt –<br />

oder: Einmal im Leben etwas Verrücktes machen<br />

Teil eins: Singapur, Australien, Neuseeland – (übersetzt vom Vater, Wodi Hill)<br />

Wer hängt hier mehr<br />

am anderen? –<br />

Mit Orang-Utan-Baby<br />

in Singapur<br />

Also, liebe Leute, da bin ich<br />

wieder. Acht Jahre nach Florida<br />

hatte ich mein größtes<br />

und längstes Abenteuer.<br />

Wie es zu dieser Reise kam<br />

war so: im Jahr 1996 war in<br />

Madrid ein internationaler<br />

Down Syndrom Kongress.<br />

Quelle: Wodi Hill<br />

Mein Vater wollte dort hin<br />

und ich – natürlich! – auch.<br />

Inzwischen war ich schon<br />

ein paar Mal in den USA und<br />

daher äußerst reisesüchtig.<br />

Bei dem Kongress waren<br />

auch Menschen aus Australien,<br />

die im Jahr 2000 den<br />

nächsten Kongress zu veranstalten<br />

hatten. Die Bilder<br />

am Informationsstand faszinierten<br />

mich total. Also:<br />

„Du, Hilli (so nenne ich meinen<br />

Vater), dort fahren wir<br />

hin!“ In den nächsten Jahren<br />

habe ich ihn immer wieder<br />

streng daran erinnert –<br />

ich merke mir ja alles sehr<br />

gut – und er konnte nicht<br />

anders, er meldete uns zum<br />

Kongress an.<br />

Eine Flugreise nach Australien<br />

ist sehr teuer. Hilli hatte<br />

die Idee eine Flugreise um<br />

die Welt zu buchen, das ist<br />

billiger. Es ist dabei erlaubt<br />

überall Pausen einzulegen.<br />

Hilli war schon in Pension,<br />

daher – kein Problem.<br />

Am 8. März ging es los. Der<br />

erste Stopp war Singapur,<br />

da konnten wir uns von dem<br />

11 Stunden-Flug drei Tage<br />

lang ausrasten. Mit der Erholung<br />

hat es nicht wirklich<br />

geklappt, denn es hatte 32º<br />

und wir schwitzten sehr. Auf<br />

der Insel Sentosa lernte ich<br />

in einer Show „Wie die Erde<br />

entstand“ und auch viel über<br />

die Saurier, die vor 260 Millionen<br />

Jahren lebten. Alte<br />

Knochen von ihnen hatte<br />

ich schon in den USA, in<br />

Utah gesehen. Im Zoo hat<br />

es mir sehr gefallen, denn<br />

ich liebe Tiere. Besonders<br />

glücklich war ich, als ich ein<br />

zwei Jahre altes Orang-Utan<br />

Mädchen am Schoß halten<br />

durfte.<br />

Nach drei Tagen flogen wir<br />

weiter in den Nordosten<br />

Australiens. Das Gebiet gilt<br />

bereits als Südsee.<br />

Wir fuhren entlang der Küste<br />

Richtung Sydney. Die<br />

Zeit bis Sydney war ein<br />

einziges Abenteuer. Erstmal<br />

besuchten wir einen<br />

Tierpark mit typisch australischen<br />

Tieren. Da sahen<br />

wir einige Kängurus,<br />

die mir zutraulich aus der<br />

Hand fraßen. Ein Emu und<br />

ein Kasuar (das sind große<br />

Laufvögel) verfolgten uns,<br />

weil wir Futter mit hatten.<br />

Diese Vögel sind Meister im<br />

Stehlen. (Das habe ich einmal<br />

erlebt.) Ich durfte einen<br />

Koala füttern und dann<br />

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am Arm halten. Er fühlte<br />

sich an wie ein Teddybär,<br />

nur lebendig. Bei einer Krokodilfütterung<br />

sah ich, wie<br />

gefährlich diese Tiere sein<br />

können: sie schlagen mit ihrem<br />

Schwanz in das Wasser<br />

und stellen sich dabei auf.<br />

Ist das Krokodil 8 m lang,<br />

kommt es 6 m senkrecht<br />

aus dem Wasser und kann<br />

einen Vogel im Flug fangen.<br />

Brr, ich fahre in Australien<br />

sicher nie mit einem Boot!<br />

Zum Abschluss hing mir ein<br />

Pfleger eine Riesenschlange<br />

um den Hals und ließ mich<br />

alleine stehen. Er fand es<br />

komisch. Ich weniger.<br />

In einer Ausstellung über<br />

die Ureinwohner Australiens,<br />

den Aborigines, sah<br />

ich, wie sie leben. Einer<br />

lernte mir, wie man einen<br />

Bumerang so wirft, dass er<br />

wieder zurückkommt. Hilli<br />

stellte sich sehr patschert<br />

an. Ich war besser. Was<br />

sahen wir noch alles? Mysteriöse<br />

Krater, wo niemand<br />

weiß, wie sie entstanden<br />

sind; eine Unterwasserwelt,<br />

wo ich eine Seegurke<br />

und einen Seestern in die<br />

Hand nehmen und einen<br />

Rochen streicheln durfte.<br />

Am Schluss gab mir eine<br />

Robbe einen Kuss. Er war<br />

sehr feucht und roch nach<br />

Fisch. Weiters haben wir in<br />

einem U-Boot die Korallenriffe<br />

vor der Küste besucht,<br />

sind mit einem Amphibienbus<br />

(ein Auto, das an Land<br />

und im Wasser fahren kann)<br />

in der Nacht in einer Bucht<br />

umhergefahren, haben einen<br />

alten Holzfällerort samt<br />

Waldeisenbahn besucht<br />

und erreichten schließlich<br />

pünktlich Sydney.<br />

Am Kongress traf ich, wie in<br />

Madrid, viele Leute, nur waren<br />

die meistens aus Asien<br />

und aus Nord- und Südamerika.<br />

Wir „Menschen<br />

mit besonderen Bedürfnissen“,<br />

wie die Engländer sagen,<br />

hatten unsere eigenen<br />

Veranstaltungen, wo Begleiter<br />

nicht hinein durften.<br />

Ich habe vor den Kollegen<br />

eine kleine Rede gehalten.<br />

Sie verstanden zwar nicht<br />

Deutsch, aber der Applaus<br />

war sehr lange.<br />

Wir trafen Patrick und seine<br />

Mutter aus Florida, die<br />

sofort eine Einladung für<br />

Florida aussprachen und<br />

Frau Holdsworth aus Neuseeland<br />

mit Sohn Mike, die<br />

wir in zwei Wochen besuchen<br />

werden. Am Galaabend<br />

– wir hatten wieder<br />

eigene Tische, wo kein Betreuer<br />

erlaubt war – habe<br />

ich es irgendwie geschafft,<br />

den Leuten zu sagen, dass<br />

heute mein 31. Geburtstag<br />

ist. Der Kollege aus Japan,<br />

der gerade auf der Bühne<br />

klassische Geigenstücke<br />

spielte, wurde unterbrochen<br />

und ein Mädchen gratulierte<br />

mir am Mikrofon<br />

zum Geburtstag. Darauf hin<br />

mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />

intern<br />

Typisch australische<br />

Tiere aus nächster Nähe<br />

stimmte der Geiger „Happy<br />

Birthday To You“ an. Ich lief<br />

auf die Bühne und umarmte<br />

ihn. Wieder einmal befand<br />

ich mich, ohne es zu wollen,<br />

im Mittelpunkt. Und weil ich<br />

so gut drauf war, blieb ich<br />

gleich auf der Tanzfläche<br />

und plötzlich war rund um<br />

mich alles bummvoll mit<br />

Tanzpaaren. Nachher bedankten<br />

sich die Organisatoren,<br />

dass ich den Anfang<br />

gemacht habe. Jetzt kennen<br />

mich wirklich alle nicht<br />

nur als Geburtstagskind<br />

sondern als einer, der sich<br />

was traut.<br />

Natürlich haben wir viele<br />

Attraktionen in Sydney aufgesucht<br />

wie das Schiffsmuseum<br />

mit Kriegsschiffen<br />

und einem alten Segler, ein<br />

Technikmuseum mit alten<br />

Quelle: Wodi Hill


intern<br />

Im Oldtimer von<br />

Blumen Jane<br />

Autos und Eisenbahnen, den<br />

Tarongazoo und benützten<br />

dabei alle Verkehrsmittel<br />

der Stadt: Straßenbahn,<br />

Schnellbahn, Monorail,<br />

Schiffe und Busse.<br />

Der Flug nach Neuseeland<br />

dauerte 3 Stunden. In Neuseeland<br />

gibt es viele alte,<br />

aber auch aktive Vulkane.<br />

Und natürlich auch eine besondere<br />

Tierwelt. Die Neuseeländer<br />

nennen sich selber<br />

Kiwi nach dem kleinen<br />

Laufvogel. Die Frucht, die<br />

wir alle kennen, heißt auch<br />

Kiwi.<br />

Nachdem das Land aus zwei<br />

großen und vielen kleinen<br />

Inseln besteht, fuhren wir<br />

oft mit Schiffen oder Booten<br />

und sahen dabei etliche<br />

Delphine, die uns begleiteten.<br />

Wir hatten es in Sydney<br />

versprochen: in Wellington,<br />

der Hauptstadt, besuchten<br />

wir Familie Holdsworth.<br />

Quelle: Wodi Hill<br />

Mike arbeitet in einer Bücherei<br />

als „Mädchen für alles“<br />

und die Leute sind sehr<br />

zufrieden mit ihm, weil er<br />

so verlässlich ist.<br />

In Rotorua besuchten wir ein<br />

Museum der Ureinwohner,<br />

der Maoris, und eines ihrer<br />

Dörfer. Es liegt auf einem<br />

Gebiet, wo aus der Erde<br />

heiße Quellen sprudeln und<br />

dauernd Heißdampf in der<br />

Luft hängt. Neuseeland hat<br />

mich sehr fasziniert, denn<br />

ich merkte überall, dass das<br />

Land von Vulkanen gebildet<br />

wurde. Natürlich standen<br />

etliche Zoobesuche am Programm,<br />

um die Tiere von<br />

dort kennen zu lernen. Zwei<br />

Vögel haben es mir angetan.<br />

Der Kea ist ein Papagei,<br />

dessen Lieblingsbeschäftigung<br />

Autos zerlegen“ ist.<br />

Um beide Scheibenwischer<br />

abzumontieren braucht er<br />

15 Minuten. Ich hab´s beobachtet.<br />

Der Tui wiederum<br />

kann alle Geräusche nachmachen.<br />

Auch die Klingeltöne<br />

von einem Handy. Es<br />

ist sehr lustig die Leute zu<br />

beobachten, wenn ein Tui<br />

in der Nähe ist und plötzlich<br />

scheinbar ein Handy läutet.<br />

Der Spaß kam ebenfalls<br />

nicht zu kurz, denn ich lieferte<br />

auf einer Go-Kartbahn<br />

anderen Teilnehmern ein<br />

wildes Rennen ohne Unfall.<br />

In einem 3D-Film war es<br />

auch mächtig lustig, denn<br />

wenn jemand im Film nie-<br />

sen musste, wurde ich im<br />

Gesicht nass und ich hatte<br />

den Eindruck, dass sich ein<br />

Vogel gleich auf meine Nase<br />

setzen würde.<br />

Am 11. April mussten wir<br />

leider zum Flughafen – die<br />

Fidji-Inseln und der Rest<br />

der Südsee warteten schon<br />

auf uns.<br />

(Fortsetzung folgt)<br />

Vaters<br />

Kommentar:<br />

Also ehrlich, der Bursche<br />

erstaunte mich<br />

von Tag zu Tag mehr.<br />

Umsichtig, weltmännisches<br />

Gehabe, immer<br />

den „richtigen“<br />

Schmäh für jede Person<br />

und neugierig!<br />

Ich sage Ihnen, alles<br />

wollte er im Detail<br />

wissen und die Erklärungen<br />

jedes Führers<br />

musste ich penibel<br />

übersetzen. Woher<br />

Roland wusste, dass<br />

ich auf Tafeln nur das<br />

Wichtigste erklärte,<br />

weiß ich nicht. Nach<br />

seinen andauernden<br />

Protesten, ihm gefälligst<br />

alles zur Kenntnis<br />

zu bringen, versuchte<br />

ich nie wieder<br />

Unterschlagungen.<br />

Wodi Hill<br />

www.lebenshilfe-wien.at >>> mitmachen 5/10


Elisabeth PAULA –<br />

5 Jahre <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong><br />

Fr. Paula, seit September<br />

1975 arbeiten Sie bei<br />

der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong>.<br />

Das ist ja eine sehr lange<br />

Zeit, könnten Sie ein<br />

bisschen erzählen, in<br />

welchen Werkstätten sie<br />

gearbeitet haben?<br />

Fr. Paula: Von wann bis<br />

wann weiß ich nicht mehr<br />

so genau, aber begonnen<br />

habe ich in der Rueppgasse.<br />

Von dort bin ich in die<br />

Schottengasse übersiedelt,<br />

wo ich lange Zeit in der<br />

Holz- und Seidengruppe<br />

gearbeitet habe. Nach der<br />

Schottengasse war ich in<br />

der Haushaltsgruppe in der<br />

Schönbrunnerstraße. Die<br />

dauert 2 Jahre und da lernt<br />

man Kochen, Wäschewaschen<br />

und Einkaufen. Nach<br />

den 2 Jahren habe ich dann<br />

in die Schuhfabrikgasse im<br />

23. Bezirk gewechselt. Und<br />

bevor ich dann in die Gruppe<br />

Exakt gekommen bin,<br />

war ich noch in der Kochgruppe<br />

in der Schönbrunnerstraße.<br />

Da haben sie sicher sehr<br />

viele Erfahrungen sammeln<br />

können. Seit 1996<br />

wohnen sie auch bei der<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>. Was war<br />

denn hier die erste Station?<br />

Fr. Paula: Ich bin von meinen<br />

Eltern in das Wohnhaus<br />

am Leberberg gezogen.<br />

Am Leberberg habe<br />

ich nach ein paar Jahren in<br />

einer Trainingswohnung gelebt,<br />

weil ich lernen wollte,<br />

wie man alleine wohnt. Ich<br />

habe auch ein Fahrtentraining<br />

gemacht, damit ich<br />

selbständig fahren kann.<br />

Mit meiner ersten Mitbewohnerin<br />

war das Zusammenwohnen<br />

nicht immer<br />

einfach, weil sie nie etwas<br />

aufgeräumt hat. Mit meiner<br />

zweiten Mitbewohnerin,<br />

der Christine Pfandler,<br />

bin ich dann zusammen in<br />

eine eigene Wohnung in der<br />

Rollingergasse gezogen. Mit<br />

der bin ich immer gut ausgekommen.<br />

Das Jahr 2007 war für<br />

Sie dann aber auch ein<br />

ganz besonderes, weil<br />

Sie wieder umgezogen<br />

sind?<br />

Fr. Paula: Ich habe mit meiner<br />

Betreuerin ein paar<br />

Wohnungen von der Gemeinde<br />

<strong>Wien</strong> angeschaut.<br />

Die Wohnung in der Andersengasse<br />

hat mir gleich<br />

gefallen, und die habe ich<br />

auch gleich genommen.<br />

mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />

intern<br />

Seit damals wohnen Sie<br />

also in einer eigenen<br />

Wohnung von der Gemeinde<br />

<strong>Wien</strong>. Was unternehmen<br />

Sie denn so<br />

in Ihrer Freizeit oder im<br />

Urlaub?<br />

Fr. Paula: Ich male gerne<br />

oder gehe mit meinem Bruder<br />

mit dem Tandem Rad<br />

fahren. Im Urlaub war ich<br />

schon in Griechenland oder<br />

in Krakau. Mit meiner Mitbewohnerin,<br />

der Christine<br />

Pfandler, die jetzt eine gute<br />

Freundin ist, war ich schon<br />

alleine ohne Betreuer auf<br />

Urlaub in Podersdorf am<br />

Neusiedlersee<br />

Fr. Paula. Danke für das<br />

Interview und noch alles<br />

Gute weiterhin!<br />

Das Interview mit<br />

Fr. Paula führte S. Haller<br />

aus der Gruppe Exakt<br />

WS15


intern<br />

Teilnahme der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong><br />

am größten Langlaufwettkampf für Menschen<br />

mit intellektueller Behinderung in Europa<br />

Vom 5. – .1. 010 fanden in Tamsweg (Salzburg) die 1 . Lungauer Langlauftage<br />

statt. Ein „frostiger“ Beitrag zum Sommerbeginn von Mag. a Ulrike Kaiser,<br />

Sportlehrerin der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong>.<br />

Ganz oben:<br />

Michael Bumba<br />

bei der Siegerehrung<br />

Die Organisation und<br />

Durchführung dieses Großereignisses<br />

ist nur durch die<br />

Zusammenarbeit der “ARGE<br />

Lungauer Langlauftage“ mit<br />

zahlreichen freiwilligen Helfern,<br />

lokalen Wirtschaftstreibenden,<br />

dem regionalen<br />

Tourismusverband, Special<br />

Olympics Österreich (SOÖ),<br />

der <strong>Lebenshilfe</strong> Salzburg<br />

und vielen Vereinen und<br />

Schulen möglich.<br />

Am 25.1.2010 reisten 356<br />

TeilnehmerInnen aus drei<br />

Nationen (Deutschland, Slo-<br />

wenien u. Österreich) in<br />

Quelle: LH <strong>Wien</strong><br />

den Lungau. Unter ihnen<br />

war auch eine Delegation<br />

der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong>, bestehend<br />

aus 10 Sportler-<br />

Innen der WS12 und WS15,<br />

2 BetreuerInnen und ihrer<br />

Sportlehrerin.<br />

Am Abend des 25.1.2010<br />

wurden die 18. Lungauer<br />

Langlauf-Tage mit dem Einmarsch<br />

aller teilnehmenden<br />

Delegationen auf dem<br />

Hauptplatz von Tamsweg<br />

feierlich eröffnet. Am Ende<br />

der stimmungsvollen Feier<br />

wurde der Eid von Special<br />

Olympics gesprochen:<br />

„Lass mich gewinnen, doch<br />

wenn ich nicht gewinnen<br />

kann, so will ich es mutig<br />

versuchen!“<br />

Vor der imposanten Bergkulisse<br />

des 2740m hohen<br />

Prebers hatten die SportlerInnen<br />

am nächsten Tag die<br />

Gelegenheit, sich an Material<br />

und Wettkampfstrecken<br />

zu gewöhnen. Als Anerkennung<br />

für ihr Training bei<br />

Kälte (-18°C) und Schneefall<br />

erhielten alle eine kleine<br />

Medaille.<br />

Zum Tagesausklang konnten<br />

sich alle SportlerInnen<br />

der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong> bei<br />

einem Kinobesuch entspannen.<br />

Die beiden folgenden Tage<br />

waren geprägt von den<br />

Qualifikations- und den Finalläufen.<br />

Voll Spannung<br />

fieberte jede/r SportlerIn<br />

seinem/ihrem Start entgegen<br />

und versuchte dann<br />

die bestmögliche Leistung<br />

zu erbringen. Manchmal<br />

führte der Übereifer einzelner<br />

SportlerInnen zu einem<br />

Sturz und dadurch zu einer<br />

schlechteren Platzierung,<br />

aber die meisten der <strong>Wien</strong>er<br />

SportlerInnen konnten<br />

Peter Rauch<br />

beim Aufwärmen<br />

50 www.lebenshilfe-wien.at >>> mitmachen 5/10<br />

Quelle: LH <strong>Wien</strong>


Sandra Beranek<br />

freut sich über die<br />

Silber-Medaille<br />

die Rennen erfolgreich abschließen.<br />

Insgesamt errangen die<br />

<strong>Wien</strong>er SportlerInnen 3x<br />

Gold, 3x Silber und 1x<br />

Bronze (siehe Kasten). Im<br />

Jahr davor war die Delegation<br />

der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong><br />

bei weitem nicht so erfolgreich!<br />

Den Abschluss der Lungauer<br />

Langlauftage 2010<br />

bildete der dritte Special<br />

Olympics Sportlerball. Bei<br />

Musik und Tanz, diversen<br />

Shownummern und einer<br />

Tombola konnten alle TeilnehmerInnen<br />

in entspannter<br />

Atmosphäre miteinander<br />

plaudern und die Veranstaltung<br />

ausklingen lassen.<br />

mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />

Quelle: LH <strong>Wien</strong><br />

Ulrike Kaiser<br />

Platzierungen der SportlerInnen der Werktätten 1 & 15:<br />

Damen:<br />

Mader Sabrina 4:35 (1. Platz / Startgruppe* 3)<br />

Herren:<br />

Kieberger Martin 4:39 (2. Platz / Startgruppe 6)<br />

Tomann Karl 5:42 (7. Platz / Startgruppe 6)<br />

Sperl Philipp 6:12 (2. Platz / Startgruppe 7)<br />

Rausch Peter 9:00 (1. Platz / Startgruppe 9)<br />

100m Damen:<br />

Beranek Sandra 3:40 (2. Platz / Startgruppe 8)<br />

100m Herren:<br />

Gerstl Fritz 0:54 (4. Platz / Startgruppe 3)<br />

Bammer David 1:02 (7. Platz / Startgruppe 3)<br />

Fuchs Peter 2:12 (3. Platz / Startgruppe 8)<br />

Bumba Michael 2:45 (1. Platz / Startgruppe 10)<br />

intern<br />

Quelle: LH <strong>Wien</strong><br />

Karl Toman, Sandra<br />

Beranek, Sabrina Mader<br />

und Michaela Bumba<br />

warten auf ihren Start<br />

* In einer Startgruppe messen sich 3 – 8 Sportler, deren Leistung um nicht mehr als 15% differiert.<br />

Die schnellsten Läufer sind in Startgruppe 1, die langsamsten in Gruppe 10 oder 11.<br />

Quelle: LH <strong>Wien</strong><br />

51


intern<br />

Wechsel in der Bereichsleitung Wohnen<br />

Renate Neubauer, seit über 0 Jahren Mitarbeiterin der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong> und<br />

seit 0 Jahren Bereichsleiterin Wohnen, ist seit 1. Juni 010 im Ruhestand.<br />

Ihre Nachfolge trat bereits-<br />

Mag. a Marlies Doujak an.<br />

Frau Doujak studierte nach<br />

der Matura an der Handelsakademie<br />

Pädagogik und<br />

Sonder- und Heilpädagogik.<br />

Bereits während des<br />

Studiums arbeitete sie im<br />

Sozialbereich. Sie trat im<br />

Jänner 2000 als Betreuerin<br />

im Wohnbereich in die <strong>Lebenshilfe</strong><br />

<strong>Wien</strong> ein, wo sie<br />

bald im Wohnhaus Rinnböckstraße<br />

mit der Stellvertreterfunktion<br />

betraut<br />

wurde. Ab Jänner 2007 war<br />

sie, bis zur Übernahme der<br />

Bereichsleitungsfunktion,<br />

Leiterin des Wohnhauses<br />

Don-Bosco-Gasse.<br />

Renate Neubauer<br />

(rechts)<br />

übergibt die Bereichsleitung<br />

Wohnen an<br />

Marlies Doujak (links)<br />

Quelle: LH-<strong>Wien</strong><br />

Frau Doujak hat also, zusätzlich<br />

zur fundierten<br />

Ausbildung, eine mehr als<br />

zehnjährige Erfahrung im<br />

Wohnbereich, was gerade<br />

für die Aufgaben einer Bereichsleitung<br />

ganz wichtig<br />

ist, die ja eine der wesentlichen<br />

Schnittstellen der<br />

Einrichtungen zur Zentrale<br />

darstellt.<br />

In ihrer Zuständigkeit liegen<br />

die Wohnhäuser Leberberg,<br />

Rinnböckstraße,<br />

Pronaygasse, Krenngasse<br />

und Don-Bosco-Gasse, der<br />

Wohnverbund Rollingergasse<br />

sowie der Teilbetreute<br />

Wohnbereich. Ihr Kollege<br />

in der Bereichsleitung<br />

Wohnen, Herr Thomas<br />

Kremshuber, wird – neben<br />

seinen Zuständigkeiten<br />

für Wohneinrichtungen – zu<br />

denen auch das Seniorenhaus<br />

Nauschgasse zählen<br />

wird, mit ihr gemeinsam die<br />

übergreifenden bereichsspezifischen<br />

Anliegen wahrnehmen.<br />

Wir wünschen ihr einen guten<br />

Start in ihrer Funktion<br />

als Bereichsleiterin Wohnen.<br />

Es warten viele Aufgaben<br />

und Herausforderungen<br />

auf sie.<br />

Ein „<strong>Lebenshilfe</strong>-Portrait“<br />

der Frau Neubauer<br />

Wenn jemand mehr als 30<br />

Jahre, die dazu noch sehr<br />

ereignisreich waren, „dabei“<br />

war, dann gibt es sehr<br />

viel zu erzählen. Hier kann<br />

aber nur ein grober Überblick<br />

über ihren <strong>Lebenshilfe</strong>-Lebenslauf<br />

gegeben<br />

werden:<br />

Frau Neubauer begann ihren<br />

Dienst im September<br />

1979 im ersten Wohnhaus<br />

der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong> in<br />

der Krenngasse. In dieser<br />

absoluten Pionierphase<br />

des individualisierten und<br />

gemeinwesenintegrierten<br />

Wohnens, galt es vorerst<br />

einmal Standards für das<br />

Wohnen zu entwickeln.<br />

1983 wurde sie mit der<br />

Leitungsverantwortung in<br />

diesem Wohnhaus betraut<br />

und 1985 wechselte sie<br />

als Leiterin in das neu eröffnete<br />

Wohnhaus in der<br />

Schlöglgasse. Ein Haus,<br />

das im Rahmen der Aktion<br />

„Schaffung von 1000 gemeinwesenintegrierten<br />

Wohnplätzen in 10 Jahren“<br />

konzipiert war. Das<br />

Novum an diesem Projekt<br />

5 www.lebenshilfe-wien.at >>> mitmachen 5/10


war, dass dem Wohnhaus<br />

4 „Übergangswohnungen“<br />

angeschlossen waren. Das<br />

sind Einzelwohnungen für<br />

Personen, die auf ein noch<br />

selbständigeres Wohnen<br />

vorbereitet werden. Auch<br />

hier galt es, entsprechende<br />

Konzepte dafür zu erarbeiten<br />

und sie in der Praxis zu<br />

erproben.<br />

Im Zuge der Erweiterung<br />

des gesamten Wohn- und<br />

Werkstättenbereichs wurde<br />

es notwendig, Bereichsleitungsfunktionen<br />

zu schaffen,<br />

um den enormen inhaltlichen<br />

und organisatorischen<br />

Herausforderungen<br />

begegnen zu können. Nach<br />

kurzem Überlegen – schließlich<br />

ging es ja auch darum,<br />

die Arbeit an der Basis zu<br />

verlassen –, nahm Frau<br />

Neubauer diese Aufgabe<br />

an. Seit Oktober 1989 war<br />

sie also mit der Bereichsleitung<br />

Wohnen betraut. Die<br />

90er-Jahre waren Zeiten,<br />

wo inhaltlich viel erarbeitet<br />

wurde:<br />

So war sie maßgeblich an<br />

der Konzipierung, Einführung<br />

und Umsetzung der<br />

„Individuellen Entwicklungsplanung“<br />

beteiligt.<br />

Ein Prozess, der bis jetzt<br />

noch nicht abgeschlossen<br />

ist, wahrscheinlich auch nie<br />

abschließbar sein wird, weil<br />

es darum geht, den behinderten<br />

Menschen mit seinen<br />

Bedürfnissen und Wünschen<br />

in den Mittelpunkt zu<br />

stellen. Den behinderten<br />

Menschen eine Stimme und<br />

einen Ort zu geben, wo sie<br />

sich austauschen konnten:<br />

das war auch die Intention<br />

des „Ersten österreichischen<br />

Kongresses<br />

von und für Menschen<br />

mit Behinderung“ im Juni<br />

1994 in Puchberg bei Wels<br />

(OÖ), bei dem Frau Neubauer<br />

maßgeblich an der<br />

Konzeption und Umsetzung<br />

mitwirkte.<br />

Die nächste große Herausforderung<br />

war die Ausweitung<br />

des „Flexiblen Wohnens“<br />

(heute „Teilbetreutes<br />

Wohnen“ genannt) um<br />

das „Mobil begleitete<br />

Wohnen“. Frau Neubauer<br />

war für die inhaltliche<br />

und organisatorische Seite<br />

verantwortlich, und heute<br />

leben 14 Personen in eigenen<br />

Wohnungen teilbetreut<br />

durch BegleiterInnen der<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong>. Um die<br />

Durchlässigkeit im Woh-<br />

mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />

intern<br />

Renate Neubauer<br />

nen von der Voll- zur Teilbetreuung<br />

zu fördern, galt<br />

es auch das Konzept für die<br />

Trainingswohnungen anzupassen.<br />

Als die Gemeinde <strong>Wien</strong> das<br />

Programm zur Anstaltsausgliederungkonsequent<br />

verfolgte, war auch<br />

die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong> bereit<br />

ihren Betrag in Form des<br />

Wohnhauses Pronaygasse<br />

zu leisten, einem Haus, das<br />

für 10 langjährig hospitalisierte<br />

Personen konzipiert<br />

war. Fr. Neubauer begleitete<br />

das Wohnhaus-Team in<br />

der Umsetzung dieses recht<br />

herausfordernden Projektes<br />

von Anbeginn an.<br />

Aber mit all dem nicht genug:<br />

Frau Neubauer entdeckte,<br />

zusätzlich zu ihren<br />

(heil)pädagogischen Ambitionen<br />

und Fähigkeiten,<br />

auch solche der elektronischen<br />

Datenverarbeitung.<br />

In diesem Sinne ist es ihr<br />

zu verdanken, dass wir seit<br />

5<br />

Quelle: LH-<strong>Wien</strong>


intern<br />

Fortsetzung<br />

Wechsel in der Bereichsleitung Wohnen<br />

2003 ein elektronisches<br />

Dienstplanprogramm haben,<br />

das nicht nur die Erstellung<br />

von Dienstplänen,<br />

sondern auch die Stundenabrechung<br />

wesentlich vereinfacht<br />

hat. Kurz darauf<br />

stand das elektronische<br />

Klienten-Dokumentati-<br />

onsprogramm an, das<br />

sehr komplex angelegt ist,<br />

aber dank der umfassenden<br />

„Pflege“ durch Frau Neubauer<br />

nicht nur Arbeitserleichterung<br />

für die BetreuerInnen,<br />

sondern auch bessere<br />

Information und Kommunikation<br />

ermöglicht.<br />

Johanna Ottomayer<br />

Frau Ottomayer ist am<br />

23.06.1960 in <strong>Wien</strong> geboren.<br />

Sie ist seit 1975 bei der<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> – zuerst in der<br />

WS Rueppgasse und seit<br />

2005 in der WS Nobilegasse.<br />

Seit 2003 wohnt Frau<br />

Ottomayer im Wohnhaus<br />

Pezzlgasse.<br />

Frau Ottomayer ist sehr<br />

fröhlich und treibt gerne<br />

Scherze. Sie kommuniziert<br />

viel, und ist sehr gesellig.<br />

Frau Ottomayer liebt<br />

Aufgrund ihrer vielfältigen<br />

Erfahrungen war es selbstverständlich,<br />

dass sie auch<br />

an der Konzeption des SeniorenhausesNauschgasse<br />

wesentlich beteiligt<br />

war. Die Eröffnung dieses<br />

Hauses wird sie schon aus<br />

der Perspektive einer Pensionistin<br />

mitfeiern können.<br />

Frau Neubauer hat in all<br />

den Jahren nie den behinderten<br />

Menschen aus ihrem<br />

Blick verloren. Sie war eine<br />

Stütze und ein Vorbild für<br />

viele BetreuerInnen und<br />

LeiterInnen, und die gute<br />

es, sich schön anzuziehen,<br />

hat jede Menge Schmuck<br />

und zeigt diesen auch sehr<br />

gern.<br />

In der Werkstatt erledigt sie<br />

Botengänge und zeichnet<br />

sehr gern in einem selbst<br />

kreierten Stil. Man kann<br />

sagen, sie ist die Erfinderin<br />

der sogenannten „Schmucktechnik“,<br />

da sie ihre Ringe<br />

und Armreifen als eine Art<br />

Schablone beim Zeichnen<br />

und Malen verwendet.<br />

Zusammenarbeit mit Angehörigen<br />

war ihr sehr wichtig.<br />

Arbeit, die auf diesen<br />

drei Grundfesten beruht, ist<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>-Arbeit.<br />

Ich denke im Namen aller<br />

sprechen zu können, wenn<br />

ich ihr ein herzliches Dankeschön<br />

für ihr Engagement,<br />

das weit über das Erwartbare<br />

hinausreichte, auf den<br />

Weg in den hochverdienten<br />

Ruhestand mitgebe.<br />

Werner Trojer<br />

Frau Ottomayer fährt gern<br />

auf Urlaubsaktionen, genießt<br />

dort ihre Freizeit und<br />

erfreut sich an diversen<br />

Ausflügen. Bei Musik und<br />

Tanz ist Fr. Ottomayer immer<br />

dabei.<br />

5 www.lebenshilfe-wien.at >>> mitmachen 5/10


Gerhard Schwarcz<br />

Ich bin auch schon ganz lange in<br />

der Rueppgasse. Jetzt bin ich in<br />

der Gruppe für die fitten Senioren<br />

und habe immer sehr viel zu tun.<br />

Ich gehe sehr gerne für die Gruppe<br />

einkaufen zum Niedermeyer, in<br />

die Trafik oder auf die Post. Das<br />

gefällt mir, weil ich es ganz alleine<br />

kann. Ich helfe auch im Garten mit<br />

und gehe gerne zur Steffi töpfern.<br />

Ich wohne bei meiner Mutter im<br />

11. Bezirk.<br />

Jean Katz<br />

Ich kann mich sehr gut an<br />

früher erinnern. Ich war in der<br />

Gruppe1 und wir haben viel<br />

Industriearbeit gemacht. Oft hat<br />

mich der Papa abgeholt. Ich habe<br />

mit der Mutter im 3. Bezirk gewohnt.<br />

Jetzt bin ich in der Gruppe<br />

farbTON und mache sehr gerne<br />

ganz große Blumentöpfe. Die<br />

Töpfe kommen zu Ausstellungen<br />

und werden verkauft, das gefällt<br />

mir.<br />

Ich wohne im Wohnhaus Leberberg<br />

und habe eine Trainingswohnung.<br />

Ich koche den Kaffee<br />

alleine.<br />

mitmachen 5/10 >>> www.lebenshilfe-wien.at<br />

Christa Gabriel<br />

11.0 .1 1 –<br />

0 .1 . 00<br />

intern<br />

Christa ist im Sommer<br />

2005 in das<br />

Wohnhaus Pronaygasse<br />

eingezogen,<br />

gleichzeitig hat sie<br />

die Tagesheimkleingruppe<br />

12H (Hetzendorferstraße) besucht.<br />

Sie war eine kleine zierliche Frau mit<br />

starken Beeinträchtigungen.<br />

Christa hat sich von Anfang an in<br />

der Gruppe gut durchsetzen können,<br />

schnell hat Sie ihren Platz im Wohnhaus<br />

gefunden.<br />

Wir hatten den Eindruck, dass sie mit<br />

Ihrer Beeinträchtigung gut leben und<br />

umgehen konnte.<br />

In kurzer Zeit ist sie uns allen ans<br />

Herz gewachsen.<br />

Anfang Dezember 2009 hatte Christa<br />

einen tragischen Unfall.<br />

Sie ist in ihrem Zimmer vom Sessel<br />

gestürzt und hat sich dabei so schwere<br />

Kopfverletzungen zugezogen, dass<br />

sie einige Tage danach verstorben<br />

ist.<br />

Christa Gabriel wird uns allen in liebevoller<br />

Erinnerung bleiben.<br />

Elfriede Mayer-Höber<br />

Leiterin der Einrichtung<br />

55


Besuchen Sie uns<br />

auch im Internet ...<br />

Impressum:<br />

„MITMACHEN“ 5/ 010<br />

Mitgliederzeitschrift der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong><br />

Eigentümer, Herausgeber, Verleger:<br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong>, Verein für Menschen<br />

mit geistiger und mehrfacher Behinderung.<br />

Redaktion: Mag. B. Schmid, I. Wick, D. Koren<br />

Grafisches Konzept: G&D � Susanne Fahringer<br />

Alle: 1120 <strong>Wien</strong>, Schönbrunner Straße 179<br />

Tel.: (01)812 26 35, Fax: (01)812 26 35/30<br />

E-Mail: office@lebenshilfe-wien.at<br />

www.lebenshilfe-wien.at<br />

Druck: J. Rabas GesmbH, 1160 <strong>Wien</strong><br />

Sprechstunden ...<br />

... des Präsidenten, Prof. Meinhard Regler<br />

am . . und 1. . 010, jeweils ab 11.00 Uhr<br />

Terminvereinbarungen im Vereinsbüro:<br />

01/812 26 35 - 25<br />

... der Geschäftsführung<br />

Mag. Hannes Traxler, Mag. Werner Trojer<br />

am . September 010<br />

von 1 .00 bis 1 .00 Uhr<br />

Anmeldung im Sekretariat:<br />

Elisabeth Panzer 01/812 26 35 - 40<br />

www.lebenshilfe-wien.at<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Wien</strong>, Schönbrunner Straße 179, 1120 <strong>Wien</strong><br />

Österreichische Post AG/Sponsoring Post<br />

ZLNR: GZ02Z030167 S; DVR: 0445851; ZVR: 870109504

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