Buyers Guide 2011/ 2012 - Florist
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Sortimentsentscheidungen Sortimentsentscheidungen<br />
Schlüssel<br />
zum Erfolg<br />
Sortimentsentscheidungen sind im stationären Handel<br />
ein wichtiger Erfolgsfaktor. Denn im Zeitalter des<br />
Internethandels ist es schwierig geworden kaufwillige<br />
Kunden mit gefüllter Geldbörse in das Geschäft zu locken.<br />
„Der stationäre Handel wird durch<br />
die steigende Zahl von Online-<br />
Einkäufen gezwungen, interessant<br />
zu sein, damit die Kunden neugierig<br />
bleiben.“<br />
Birgit Jacquemin<br />
Mittlerweile lässt sich über das Internet alles<br />
kaufen. Darunter besser oder schlechter geeignete<br />
Sortimente, die unterschiedlich schnell<br />
drehen. Seit Jahren zählen auch Blumensträuße,<br />
Pflanzen und sämtliches Zubehör dazu. Mit<br />
Blick auf das Blumen- und Pflanzensortiment<br />
kann man spekulieren, wie groß das Marktvolumen<br />
ist, das tagtäglich online bewegt wird.<br />
Für den Verbraucher liegen die Vorteile jedenfalls<br />
auf der Hand: Es ist bequem und er spart<br />
wertvolle Zeit. Außerdem steht fest: Im On-<br />
Wichtig bei der Order von Zusatzartikeln: Was passt tatsächlich ins Sortiment?<br />
Fotos: Birgit Jacquemin, Fotolia<br />
line-Handel sind nicht nur Schnäppchenjäger<br />
unterwegs, sondern hinter den Bildschirmen<br />
sitzen konsuminteressierte, informationshungrige,<br />
bequeme oder ganz eilige Käufer, die<br />
sich den Weg ins Ladengeschäft sparen wollen.<br />
Folglich trägt diese virtuelle Plattform zur<br />
Wettbewerbsverschärfung bei. Laut Angabe<br />
des E-Commerce-Center Handel (ECC Handel)<br />
am Institut für Handelsforschung in Köln<br />
verschlechterte sich im Jahr 2010 die Absatzsituation<br />
im stationären Handel, während der<br />
E-Commerce Handel weiterhin wächst. Das<br />
EHI Retail Institut für Onlineeinkäufe gibt in<br />
einer Studie an, dass die Deutschen im vergangenen<br />
Jahr zwanzig Milliarden Euro für Online-Einkäufe<br />
ausgegeben haben – Tendenz<br />
steigend. So wird der stationäre Handel gezwungen,<br />
interessant zu sein, damit die Kunden<br />
neugierig bleiben.<br />
Mehr Auswahl, mehr Gewinn?<br />
Mit der Veränderung der Absatzkanäle wandelt<br />
sich das Einkaufsverhalten. Demzufolge<br />
reagieren die Händler. Sie strukturieren ihre<br />
Sortimente um, damit ihr Angebot nicht an<br />
Attraktivität verliert. Dabei finden die ehemaligen<br />
Branchengrenzen schon lange keine<br />
Beachtung mehr. So zählen große Mengen an<br />
Bundware und Blumensträußen verlässlich<br />
ins Sortiment der Lebensmitteleinzelhändler.<br />
Dafür finden sich im gärtnerischen Fachhandel<br />
branchenfremde Produkte, wie Wein,<br />
Schmuck oder Badezusätze.<br />
Wachstum zählt, heißt die Devise. Daher<br />
sind die Einkäufer ständig auf der Jagd nach<br />
neuen, ertragsstarken Artikeln. Allerdings<br />
wächst bei dieser Suche die Gefahr, dass die<br />
Sortimente in ihrer Vielfalt ausufern. Viele<br />
Einzelhändler wissen, dass die wahllose Steigerung<br />
der Varianten wenig Erfolg versprechend<br />
ist. Noch mehr Auswahl führt nicht<br />
zwangsläufig zu mehr Gewinn. Ganz im Gegenteil,<br />
häufig steigen die Kosten.<br />
Online Gutschein für den Blumenkauf<br />
Ein Sortiment kostet<br />
Für den Einzelhandel ist das Sortiment der<br />
Schlüssel zum Erfolg. Mit richtigen Sortimentsentscheidungen<br />
kann man viel gewinnen<br />
oder ebenso viel verlieren. Denn das Sortiment,<br />
das monatlich als Wareneinsatz in<br />
der betriebswirtschaftlichen Auswertung<br />
verbucht wird, stellt im gärtnerischen Einzelhandel<br />
den größten Kostenblock dar. Mit jedem<br />
Artikel verbindet sich eine ganze Prozesskette.<br />
Sie beginnt mit den Beschaffungskosten<br />
für den Einkauf, führt über die Verarbeitungs-<br />
oder Präsentationskosten bis zum<br />
Verkauf. Zu guter Letzt machen die unverkäuflichen<br />
Restanten die größten wirtschaftlichen<br />
Probleme. Sie blockieren die teure Ladenfläche,<br />
fressen weitere Personalkosten für<br />
die Pflege und verursachen schließlich teure<br />
Verderbkosten. Somit kommt man schnell zu<br />
der Erkenntnis, dass der Gewinn im Verkauf<br />
von rohertragsstarken Artikeln liegt.<br />
Es ist wichtig, dass sich Einzelhandelsgärtner<br />
Gedanken über ein klar strukturiertes<br />
Warenangebot machen. Denn Sortimentskompetenz<br />
zählt. Sie macht sich am Kernsortiment<br />
fest. In diesem Kernsortiment sind die<br />
Hauptwarengruppen enthalten, die sich zügig<br />
drehen. Damit wird die Rendite gesichert,<br />
weil mit diesen Waren der Großteil des Umsatzes<br />
erzielt wird. Dabei müssen die verschiedenen<br />
Sortimentsteile in einer sinnvollen<br />
Verbundbeziehung zueinander stehen.<br />
Das heißt: Das Topfpflanzenangebot passt<br />
zum Stil und zur Größe der vorrätigen Hartware.<br />
Sobald sich die verschiedenen Warengruppen<br />
sinnvoll miteinander verzahnen,<br />
finden die Kunden im Sortiment schlüssige<br />
Problemlösungen.<br />
Das Randsortiment umfasst umsatzschwächere<br />
Artikel, die dennoch renditestark sein<br />
können. Das gilt beispielsweise für Neuheiten,<br />
die in der Regel höhere Preise erzielen.<br />
Neuheiten sind interessant. Sie müssen allerdings<br />
beobachtet werden, ob sie ausreichend<br />
nachfragt werden. Falls die Drehzahl nicht<br />
stimmt, sollte sich der Händler schnell von<br />
der Ware trennen und auf weitere Nachkäufe<br />
verzichten. So bereinigt man das Sortiment<br />
von unattraktiver Ware mit langer Lagerdauer.<br />
Klein, aber oho!<br />
Ein kleiner Sortimentsumfang ist per se kein<br />
Problem und daher nicht schlecht. Allerdings<br />
ist zu bedenken: Bei einer kleinen Auswahl<br />
handelt es sich um Nischensortimente. Hier<br />
gilt es den Zeitgeist und den Lifestyle seiner<br />
Zielgruppe zu treffen. Und es braucht Innovationskraft,<br />
denn Abwechslung ist gefragt,<br />
damit sich Kunden nicht langweilen. Das fordert<br />
den Einzelhändler, der regelmäßig interessante<br />
Neuprodukte finden muss. Dabei sind<br />
drei Herausforderungen zu meistern: Was ist<br />
der geeignete Artikel, der neugierig macht und<br />
zur bestehenden Sortimentsausrichtung passt?<br />
Wie wird der Kunde darauf aufmerksam? Wo<br />
ist die richtige Stelle in der Verkaufseinrichtung,<br />
damit die Warenplatzierung stimmt?<br />
Einzelhändler, die sich aufmerksam mit der<br />
Marktentwicklung und den Kundenbedürfnissen<br />
befassen, nehmen ihre Sortimentsplanung<br />
wirklich ernst. Sie gestalten ihren Einkauf<br />
aktiv und sie steuern, strukturieren und<br />
kontrollieren fortlaufend ihr gesamtes Angebot.<br />
Mit marktaktuellen Produkten erleichtern<br />
sie die Einkaufsentscheidungen ihrer<br />
Kunden und reduzieren den Stress bei der<br />
Produktauswahl. Ferner sorgen sie für eine<br />
übersichtliche Präsentation, damit sich der<br />
Käufer im Geschäft leicht zurechtfindet und<br />
Zeit für unnötiges Suchen spart. Denn ein attraktives<br />
Sortiment, bei dem Preis und Leistung<br />
stimmt, macht den Kunden glücklich.<br />
Birgit Jacquemin,<br />
Unternehmensberaterin & Coach<br />
10 <strong>Buyers</strong> <strong>Guide</strong> 11/12 Blumeneinzelhandel 11<br />
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