Mit Christus auf dem Weg - GCL-Österreich
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Seite 2 Leitwort<br />
wenn ein Du fehlt, mit <strong>dem</strong> die Freude geteilt<br />
werden kann.<br />
Junge Paare sind zerrissen zwischen ihrer neuen<br />
Rolle als Partner und ihrer bisherigen Rolle<br />
als Kind: Sie müssen alte, vertraute Gewohnheiten<br />
loslassen und miteinander neue Rituale<br />
entwickeln. Dies bedeutet zum einen, dass<br />
sie ihren eignen Fest-Abl<strong>auf</strong> überlegen müssen.<br />
Jeder ist von seiner Herkunftsfamilie geprägt.<br />
Selten decken sich Vorstellungen von<br />
Zeitstruktur, musikalischen und religiösen Gestaltungselementen<br />
– ja die Schwierigkeiten<br />
gehen bis zum Speiseplan. Oft ist damit aber<br />
auch die Enttäuschung der Eltern verbunden,<br />
wenn dadurch deren bisherige Tradition endet.<br />
Hektische Kompromisse mit Fahrten von einer<br />
Bescherung zur anderen ersparen nur kurzfristig<br />
Konflikte. Der Stress wird für alle zur familiären<br />
Zerreißprobe. Die ersehnte Ruhe und<br />
Stille bleiben im wahrsten Sinn des Wortes <strong>auf</strong><br />
der Strecke.<br />
Ein entlastendes und dauerhaftes „das war<br />
schon immer so“ gibt es auch für Familien<br />
nicht. Alle paar Jahre müssen hier Rituale neu<br />
überdacht werden, um einen Plan für die Feiertage<br />
zu entwickeln, der den Bedürfnissen<br />
der einzelnen Familienmitglieder möglichst<br />
nahe kommt. Bräuche, die für kleine Kinder<br />
noch passend waren, werden von Teenagern<br />
oft nur als peinlich empfunden. Gelingt es den<br />
Eltern, die Einwände ernst zu nehmen, können<br />
sich aus Fragen spannende Gespräche<br />
und natürlich auch neue Formen des Feierns<br />
entwickeln. Für die Familie einer Klientin wurde<br />
der Heilige Abend dadurch zu einem „open<br />
house“, zu einer guten Herberge für Freunde<br />
und Bekannte.<br />
Zu den Bildern, die für uns alle mit Weihnachten<br />
verbunden sind, gehört die intakte, heile<br />
Familie. Umso schwieriger ist es daher, nach<br />
einer Scheidung, nach <strong>dem</strong> Scheitern der eigenen<br />
Hoffnungen passende Formen des Feierns<br />
zu finden. Um hier zusätzliche Verletzungen<br />
zu vermeiden, thematisiere ich die Frage<br />
regelmäßig in Mediationen. Die Lösungen, die<br />
die Paare für die neue Situation finden, sind<br />
sehr unterschiedlich. Doch es ist in je<strong>dem</strong><br />
Fall entlastend, sich oft Monate davor damit<br />
zu beschäftigen. Ist es doch fast immer so,<br />
dass ein Elternteil <strong>auf</strong> die Kinder am Heiligen<br />
Abend verzichten muss.<br />
Wird aus der Scheidungsfamilie dann wieder<br />
eine Stief-Familie sind die Hürden für ein frohes<br />
Fest noch größer. Durch die davor gemachte<br />
Erfahrung des Scheiterns ist jetzt der Wunsch<br />
nach einem harmonischen Gelingen noch viel<br />
größer. Doch auch die Zahl der beteiligten Personen<br />
ist größer: frühere Vereinbarungen mit<br />
Ex-Partnern müssen genauso berücksichtigt<br />
werden wie die Wünsche der verdoppelten<br />
Großeltern. All dies ist eine besondere Herausforderung<br />
an die kommunikative Kompetenz.<br />
Hilfreich sind hier – und auch in allen anderen<br />
Familienkonstellationen zeitgerechte Planung,<br />
offene Familiengespräche und eine gesunde<br />
Portion Humor. Schließlich kann jeder Tag zu<br />
einem Fest der Geburt Jesu werden – in unserem<br />
Herzen.<br />
Brigitte Ettl<br />
Nr. 3/2010 <strong>GCL</strong> - <strong>Mit</strong> <strong>Christus</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong>