16.11.2012 Aufrufe

Diplomarbeit - INEX Politics of Inclusion and Exclusion - Universität ...

Diplomarbeit - INEX Politics of Inclusion and Exclusion - Universität ...

Diplomarbeit - INEX Politics of Inclusion and Exclusion - Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

(85.795 Abschiebungen zwischen 1991 und 1999) geringer ist, entspricht sie im Durchschnitt etwa<br />

17 Abschiebungen pro Tag (siehe Tabelle 3 in Kapitel 4). Diese Zahlen verdeutlichen, dass<br />

Abschiebungen keine Ausnahme darstellen, sondern vielmehr eine tägliche Routine und somit<br />

wesentlicher Best<strong>and</strong>teil der Implementierung der österreichischen Asyl- und Migrationspolitik<br />

sind. Doch trotz der Häufigkeit von Abschiebungen und der medialen Repräsentation, die dieses<br />

Thema zumindest in den letzten Jahren erfahren hat, sind die konkreten Abläufe, die<br />

durchführenden Akteure, deren Kompetenzen und Zuständigkeiten weitgehend unbekannt. Dieser<br />

Umst<strong>and</strong> dürfte auch mit der Tatsache zusammenhängen, dass sich die Wissenschaft bisher kaum<br />

mit dieser Thematik befasste.<br />

Die vorliegende <strong>Diplomarbeit</strong> nimmt sich dieses aktuellen – aber zugleich weitgehend<br />

unerforschten – Themas der zwangsweisen Rückführung von „Fremden“ 7 aus einer<br />

politikwissenschaftlichen Perspektive an. Durch die Zielsetzung, mit dieser Arbeit die jüngere<br />

Praxis der Abschiebung in Österreich zu untersuchen, möchte ich zur Schließung einer vor allem in<br />

den Sozialwissenschaften 8 bestehenden Forschungslücke beitragen. Unter Rückgriff auf das<br />

Konzept des Policy Regimes (siehe genauer Kapitel 2.2.) werden die institutionalisierten<br />

Arrangements zwischen den Akteuren, die Abschiebungen durchführen, sowie die von ihnen<br />

angew<strong>and</strong>ten formellen und informellen Regeln als „Abschiebungsregime“ aufgefasst. Der<br />

Erkenntnisgewinn des Regimebegriffes liegt meines Erachtens darin, dass neben formellen Regeln<br />

(allen voran Gesetzen) auch informelle Regeln (Normen, Prinzipien, Routinen) in den Blick<br />

genommen werden können, die mit Machtverhältnissen, Policy-Paradigmen und institutionellen<br />

Arrangements zusammenhängen (vgl. Wilson 2000, 257). Der Arbeit liegen zwei unterschiedliche –<br />

wenngleich eng mitein<strong>and</strong>er verbundene – Fragenkomplexe zum österreichischen<br />

Abschiebungsregime zugrunde, die vor dem Hintergrund mehrerer empirischer und theoretischer<br />

Problemstellungen relevant erscheinen.<br />

Problem- und Fragestellungen<br />

Erstens soll erörtert werden, welche formellen Regeln gelten, d.h. wie die zwangsweise<br />

Rückführung von MigrantInnen rechtlich geregelt ist und wie die Abschiebepolitik in Österreich<br />

7 Der im österreichischen Fremdenrecht gängige Begriff des „Fremden“ wurde zur homogenisierenden Konstruktion<br />

des „Anderen“ instrumentalisiert (vgl. Krzy!anowski/Wodak 2009, 110), weshalb er in der vorliegenden Arbeit<br />

unter Anführungszeichen gesetzt wird. Schumacher und Peyrl (2007, 17) weisen darauf hin, dass neben negativ<br />

konnotierten Begriffen wie „Fremder“ oder „Ausländer“ auch Rechtsbegriffe existieren, die darauf abzielen, den<br />

Wesensgehalt einer Regulierung zu verschleiern (z.B. „Integrationsvereinbarung“, „humanitäre“<br />

Niederlassungsbewilligung).<br />

8 In der Rechtswissenschaft ist das Instrument der Abschiebung ebenso wie in Untersuchungen aus historischer<br />

Perspektive (insbesondere für die Zeit des Nationalsozialismus) besser aufgearbeitet.<br />

- 6 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!