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F. Erschließungs- und Erschließungsbeitragsrecht (Fischer), (pdf)

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Allgemeines ErschlieÞungsrecht 30, 31 F<br />

e) Der Inhalt des ErschlieÞungsanspruchs. Der ErschlieÞungsanspruch ergibt sich<br />

seinem Umfang nach aus §123 II BauGB Rdn. 18 f.), ist also nicht auf eine ,,volle`` ErschlieÞung<br />

i.S. einer endgÏltigen Herstellung der ErschlieÞungsanlage entsprechend dem<br />

gemeindlichen Ausbauprogramm <strong>und</strong> den Festsetzungen des an sich insoweit verbindlichen<br />

Rdn. 62) Bebauungsplans gerichtet. Es reicht vielmehr aus, da die funktionsgerechte<br />

Nutzung des Gr<strong>und</strong>stÏcks entsprechend den Festsetzungen des Bebauungsplans<br />

ermÎglicht ist VGH MÏnchen NVwZ 1991, 1107, 1109 = BauR 1991, 313, 316 = Bay VBl.<br />

1991, 367: Erforderlich ist eine ,,hinreichend gefahrlose Verbindung mit dem Ïbrigen Verkehrsnetz<br />

der Gemeinde``). Deshalb besteht z. B. keine Verpflichtung zum Anschluss einer<br />

baulichen Anlage an die Îffentliche EntwÌsserungseinrichtung, sofern die AbwÌsser mittels<br />

einer in der Baugenehmigung zugelassenen gr<strong>und</strong>stÏckseigenen Grube beseitigt werden<br />

kÎnnen BVerwG NVwZ 1985, 564, 565 = DVBl. 1985, 623 = KStZ 1985, 152).<br />

30<br />

4. Die Ûbertragung der ErschlieÞung auf einen Dritten durchVertrag<br />

§ 124 I BauGB)<br />

Gem. §124 I BauGB kann die Gemeinde die ErschlieÞung durchVertrag auf einen Dritten<br />

vgl. Rdn. 33 dazu, ob ein solcher auch eine Eigengesellschaft der Gemeinde sein<br />

kann) Ïbertragen, der zum sog. ErschlieÞungsunternehmer wird. Allerdings verbleibt<br />

auch in diesem Fall die eigentliche ErschlieÞungslast aus §123 I BauGB weiterhin bei der<br />

Gemeinde mit der Folge, dass bei einem Fehlschlag der ErschlieÞung seitens des Erschlie-<br />

Þungsunternehmers die Verpflichtung zur ErschlieÞung fÏr die Gemeinde wieder auflebt<br />

<strong>und</strong> der ErschlieÞungsunternehmer nicht zu einem mit hoheitlichen Aufgaben betrauten<br />

Beliehenen wird, sondern den Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmern nur auf privatrechtlicher Gr<strong>und</strong>lage<br />

gegenÏbertritt Rdn. 47). Durch die Ûbertragung der ErschlieÞung mit der Folge,<br />

dass der ErschlieÞungsunternehmer anstelle der Gemeinde in eigener Verantwortung <strong>und</strong><br />

auf eigenes Risiko die ErschlieÞung durchfÏhrt vgl. zur Ausschreibungspflicht <strong>und</strong> zu<br />

sonstigen Fragen des Vergaberechts im Rahmen eines ErschlieÞungsvertrages ^ auch unter<br />

BerÏcksichtigung der Rspr. des EuGH ^ Rs C-399/98 [,,Scala``] EuGHE I2001,5409=<br />

ZfBR 2001, 666 = EuZW 2001, 532; Quaas in SchrÎdter § 124 Rdn. 7; Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§ 124 Rdn. 90 f.; WÏrfel/Butt NVwZ 2003, 153 ff.; Wilke ZfBR<br />

2002, 231ff.; ders. ZfBR 2004, 141, 144 ff.; Numberger/Hitziger BayVBl. 2005, 281ff. unter<br />

besonderer BerÏcksichtigung von ErschlieÞungsvertrÌgen, die nach § 124 III 2 BauGB infolge<br />

eines ErschlieÞungsangebots ^ vgl. Rdn. 25 ^ zustande kommen; Grziwotz DVBl.<br />

2005, 471, 474 ff.), unterscheidet sich die ErschlieÞung kraft eines ErschlieÞungsvertrages<br />

von der ErschlieÞungstÌtigkeit der Gemeinde. Denn diese erfolgt i.d. R. durch einen Unternehmer,<br />

der von der Gemeinde mittels Abschlusses eines Werkvertrages nach §§ 631ff.<br />

BGB mit der Herstellung der ErschlieÞungsanlage beauftragt wird.<br />

Mit der Entscheidung, ihre ErschlieÞungsbeitragspflicht aus § 123 I BauGB durch Abschluss<br />

eines ErschlieÞungsvertrages zu erfÏllen, trifft die Gemeinde eine gr<strong>und</strong>sÌtzliche<br />

Weichenstellung. WÌhrend nÌmlich bei der DurchfÏhrung der ErschlieÞung in eigener<br />

Regie die Gemeinde sich den Herstellungsaufwand unter Abzug des Eigenanteils<br />

Rdn. 317) mittels der Erhebung von BeitrÌgen, also in Îffentlich-rechtlicher Form, erstatten<br />

lÌsst, erfolgt beim ErschlieÞungsvertrag die Refinanzierung auf privatrechtlicher<br />

Gr<strong>und</strong>lage, indem der ErschlieÞungsunternehmer die ihm entstehenden bzw. entstandenen<br />

Kosten i.d.R. durch den Abschluss von KaufvertrÌgen auf die Gr<strong>und</strong>stÏckserwerber<br />

abwÌlzt vgl. Rdn. 47). Deshalb wird diese weichenstellende Entscheidung der Gemeinde<br />

als Regimeentscheidung bezeichnet vgl. gr<strong>und</strong>legend OVG MÏnster NWVBl. 1999, 262<br />

= DÚV 1999, 568 = ZKF 1999, 184).WÌhrend diese vom OVG MÏnster entwickelte Auffassung<br />

in der Lit. von Driehaus § 6 Rdn.9ff. <strong>und</strong> ZMR 2003, 309 ff.) sowie von Quaas<br />

in SchrÎdter § 124 Rdn. 4; zust. auch OVG LÏneburg, Beschl. v. 24. 4. 2000 ^ 9 M 4297/99 ^<br />

<strong>und</strong> VG Magdeburg ZMR 2005, 490) geteilt wird, sprechen sich dagegen das OVG Schleswig<br />

NordÚR 2003, 206) sowie Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 124<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 15<br />

31


31a<br />

32<br />

F 31a, 32 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

Rdn. 4 ff.; ders., DVBl. 2005, 471ff.) aus, wobei Letzterer ^ was auch Driehaus § 6Rdn.9<br />

Fn. 21) einrÌumt ^ zutreffend darauf hinweist, dass der bayerische Landesgesetzgeber aufgr<strong>und</strong><br />

der ihm zugewachsenen Gesetzgebungskompetenz fÏr das ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

vgl. Rdn.1a) ^ dasselbe gilt fÏr Baden-WÏrttemberg vgl. Rdn.1b) ^ es dem<br />

Gr<strong>und</strong>e nach ermÎglicht hat, auch in eigener Regie hergestellte beitragsfÌhige Erschlie-<br />

Þungsanlagen sich durch den Abschluss stÌdtebaulicher VertrÌge refinanzieren zu lassen.<br />

Dieser Meinungsstreit fÏhrt in praktischer Hinsicht zu unterschiedlichen Ergebnissen bei<br />

der Abrechnung einer bei natÏrlicher Betrachtung einheitlichen ErschlieÞungsanlage i. S.<br />

von § 127 II Nr.1 BauGB, die hinsichtlich eines TeilstÏcks auf der Gr<strong>und</strong>lage eines ErschlieÞungsvertrages<br />

hergestellt worden ist vgl. dazu nÌher Rdn. 85).<br />

Der Unternehmer hat sich bei der Herstellung neuer ErschlieÞungsanlagen i. S. des<br />

§127 II BauGB s. u. Rdn. 63) in gleicherWeise wie die Gemeinde nach den Festsetzungen<br />

eines Bebauungsplans OVG MÏnster KStZ 1989, 94, 95 = ZMR 1989, 75; Quaas in SchrÎdter<br />

§ 124 Rdn.11; BirkVBlBW1993, 459 unter 5.;WeyreutherUPR1994,127) oder dem Inhalt der<br />

Zustimmung der hÎherenVerwaltungsbehÎrde gem. §125 II BauGB a. F. s. u. Rdn. 160 f.)<br />

zu richten OVG MÏnster KStZ 1995, 94 = ZMR 1989, 75, 76; Birk aaO). Sind die Voraussetzungen<br />

des §125 BauGB auf Dauer nicht erfÏllt, ist der Vertrag nichtig OVG Saarlouis AS<br />

27, 22 = NVwZ-RR1995, 222 f.; Driehaus § 6Rdn.31;LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §124<br />

Rdn. 5; Sailer in Cholewa/Dyong/von der Heide/Sailer §124 Anm. 7 c). Dagegen bedarf es zur<br />

Wirksamkeit desVertrages nicht, dass im Zeitpunkt desVertragsabschlusses ein Bebauungsplan<br />

erlassen worden ist oder dieVoraussetzungen des §125 II BauGB s. u. Rdn. 159 ff.) erfÏllt<br />

sind, sofern im Zeitpunkt des Vertragsabschlusses dem Erlass eines die Herstellung der<br />

vomVertrag erfassten Anlagen ausweisenden Bebauungsplans oder der Annahme des Vorliegens<br />

der Voraussetzungen des §125 II BauGB keine durchgreifenden Hindernisse entgegenstanden<br />

<strong>und</strong> die Vertragspartner die ErfÏllung des Vertrages fÏr den Fall des spÌteren<br />

Eintritts der Voraussetzungen des §125 BauGB vorgesehen haben BVerwGE 101, 12, 18 ff.<br />

= NVwZ 1996, 795, 796 = DVBl. 1996, 1057; Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§ 124 Rdn. 63 unter Hinweis auf § 311a BGB; vgl. auch Driehaus § 6 Rdn. 22; ferner<br />

Vogel in Kohlhammer-Komm §124 Rdn. 11 zum Erfordernis besonderer vertraglicher<br />

Regelungen Ïber die Risikoverteilung bei einer fehlgeschlagenen Planung).<br />

Vom ErschlieÞungsvertrag abzugrenzen ist der sog. Vorfinanzierungsvertrag Vertragsmuster<br />

bei Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 124 Rdn.127) oder unechte<br />

ErschlieÞungsvertrag BVerwG E 101, 12 23) = NVwZ 1996, 794 = DVBl. 1996,<br />

1057 spricht von einem ,,modifizierten ErschlieÞungsvertrag``). WÌhrend im echten) ErschlieÞungsvertrag<br />

vgl. zu einem Vertragsmuster Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/<br />

Krautzberger § 124 Rdn.126;Vogel in Kohlhammer-Komm Anh. zu §124) der Unternehmer<br />

von der Gemeinde die ErschlieÞung im eigenen Namen <strong>und</strong> auf eigene Rechnung Ïbernimmt<br />

<strong>und</strong> die fertig gestellten ErschlieÞungsanlagen ohne Gegenleistung auf die Gemeinde<br />

ÏbertrÌgt, verpflichtet sich im Vorfinanzierungsvertrag der Vertragspartner der<br />

Gemeinde gegenÏber, auf seinem Gr<strong>und</strong>stÏck eine ErschlieÞungsanlage herzustellen <strong>und</strong><br />

anschlieÞend die ErschlieÞungsflÌchen auf die Gemeinde zu Ïbertragen vgl. zur Abgrenzung<br />

OVG Saarlouis AS 22, 150 = DÚV 1989, 862; NVwZ-RR 1999, 797; Grziwotz<br />

S. 326 f.; Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §124 Rdn. 11a). Es werden ^ wichtigstes<br />

Merkmal des Vertrages ^ die Herstellungskosten der Gemeinde vorfinanziert <strong>und</strong><br />

dann im Wege der Erhebung von ErschlieÞungsbeitrÌgen von der Gemeinde wieder hereingeholt.<br />

Dabei ist es zulÌssig, dass der auf die dem Vorfinanzierenden gehÎrenden FlÌchen<br />

entfallende Anteil am ErschlieÞungsaufwand nicht durch einen ErschlieÞungsbeitrag,<br />

sondern mittels Verrechnung des Erstattungsanspruchs gegen die Gemeinde gedeckt<br />

wird OVG Saarlouis AS 22, 150 = DÚV 1989, 861, 862, Driehaus § 6Rdn.10;Grziwotz<br />

S. 326). Wird der Vertrag in der Form abgeschlossen, dass der EigentÏmer der Gemeinde<br />

zunÌchst das Eigentum an den ErschlieÞungsflÌchen verschafft <strong>und</strong> diese die Erschlie-<br />

Þungsanlagen herstellt, handelt es sich um einen Îffentlich-rechtlichen Vertrag BGH<br />

NVwZ-RR 2000, 845 = ZfBR 2001, 125 = MDR 2000, 1270; krit. dazu Grziwotz in<br />

16 <strong>Fischer</strong> EL 19


Allgemeines ErschlieÞungsrecht 33, 34 F<br />

Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 124 Rdn.13); denn Regelungsgegenstand ist in erster<br />

Linie die ErfÏllung der der Gemeinde obliegenden ErschlieÞungslast aus §123 I<br />

BauGB OVG MÏnster NJW 1989, 1879 = NWVBl. 1989, 138). Beim Vorfinanzierungsvertrag<br />

sind ebenso wie beim ErschlieÞungsvertrag s. u. Rdn. 49) auch die Fremdanlieger zu<br />

berÏcksichtigen; ferner stellt sich die Frage der Eigenbeteiligung der Gemeinde vgl. dazu<br />

Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 124 Rdn.12 ff.; DÎring S. 855 FuÞn. 33<br />

<strong>und</strong> Rodegra NVwZ 1997, 635 verneinen die entsprechende Anwendung des §124 II 3<br />

BauGB; s. dazu Rdn. 41).<br />

Ferner ist vom ErschlieÞungsvertrag abzugrenzen der sog. ErschlieÞungssicherungsvertrag.<br />

In diesem verpflichtet sich der Bauherr zur Ûbernahme solcher Aufwendungen,<br />

die zusÌtzlich wegen eines besonderen ErschlieÞungsbedÏrfnisses z. B. Bauvorhaben im<br />

AuÞenbereich) entstehen vgl. dazu nÌher Driehaus § 6 Rdn. 7 a. E.; Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§ 124 Rdn.16; ders. S. 328 f.; zur ZulÌssigkeit einer solchen<br />

Vereinbarung BVerwG DÚV 1972, 827 f. = BauR 1972, 222; vgl. ferner VGH Mannheim<br />

NVwZ-RR 1997, 675 f. = VBlBW 1997, 189 zur Nichtigkeit eines Vertrages, durch den<br />

sich ein Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmer zur Ûbernahme der Kosten der Erneuerung eines Abwasserkanals<br />

verpflichtet, um damit die abwassermÌÞige ErschlieÞung seines Gr<strong>und</strong>stÏcks zu<br />

sichern, sofern die MaÞnahme nicht nur ihm, sondern auch anderen EigentÏmern zugute<br />

kommt <strong>und</strong> im gemeindlichen Kanalisationsplan vorgesehen ist). SchlieÞlich ist als vom<br />

ErschlieÞungsvertrag zu unterscheidende Vertragsart der Folgekostenvertrag zu nennen<br />

vgl. dazu Kap. A VII Rdn. 90 ff.). Nachdem diese Vertragsart als stÌdtebaulicher Vertrag<br />

i.S. des §11 BauGB vgl. dessen Abs.1 Satz 2 Nr. 3) normiert worden, §124 BauGB jedoch<br />

unberÏhrt geblieben ist, stellt sich die Frage, ob <strong>und</strong> ggfs. in welchem Umfang der ErschlieÞungsvertrag<br />

als spezielle Regelung des stÌdtebaulichen Vertrages im Umfang seines<br />

Regelungsbereichs andere Formen des stÌdtebaulichen Vertrages, also auch den Folgekostenvertrag,<br />

ausschlieÞt vgl. dazu Driehaus §6 Rdn.4;ders. BauR 1999, 862/3; Grziwotz in<br />

Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 124 Rdn.14; LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §124<br />

Rdn.1 u. 9 sowie §11 Rdn. 16, 19 u. 20; Dirnberger in JÌde/Dirnberger/WeiÞ § 124 Rdn. 6 u.<br />

21; Birk BauR 1999, 205 ff.; Quaas in SchrÎdter § 124 Rdn. 5 unter Bezugnahme auf eine<br />

,,Regimeentscheidung`` ^ s. Rdn. 31 - <strong>und</strong> BauR 1999, 1124; DÎring S. 856). Das VerhÌltnis<br />

zwischen §§11 <strong>und</strong> 124 BauGB hat angesichts dessen, dass §11 BauGB im Gegensatz zu<br />

§124 BauGB keine EinschrÌnkung auf einen ,,Dritten`` als Vertragspartner der Gemeinde<br />

macht, auch entscheidende Bedeutung fÏr die Frage, ob ,,Dritter`` i.S. des §124 I BauGB<br />

auch eine von der Gemeinde beherrschte, also von ihr errichtete oder an der sie mehrheitlich<br />

beteiligt ist, ErschlieÞungs-)Eigengesellschaft sein kann verneinend: Driehaus §6<br />

Rdn. 12 ff.; ders. BauR 1999, 862 ff.; Birk BauR 1999, 207; Vogel in Kohlhammer-Komm<br />

§124 Rdn. 19; Weber VBlBW 2001, 95 ff.; Quaas BauR 1999, 1123/4 zugleich zur Frage der<br />

Ausschreibungspflicht; bejahend: Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 124<br />

Rdn.92 f.; ders. DVBl. 2005, 471, 472 f.; LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §124 Rdn.1; Eusterbrock<br />

in Gronemeyer §124 Rdn. 8 ff.; Schmidt-Eichstaedt BauR 1998, 903; vgl. zum Meinungsstand<br />

auch umfassend Ruff, KStZ 2002, 21, 23 ff. sowie Pencereci KStZ 2003, 129).<br />

Zwar steht es der Gemeinde gr<strong>und</strong>sÌtzlich frei, einen ErschlieÞungsvertrag abzuschlie-<br />

Þen zu den Risiken <strong>und</strong> Vorteilen sowohl fÏr die Gemeinde als auch den ErschlieÞungsunternehmer<br />

vgl. Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 124 Rdn. 39 ff.). Unter<br />

bestimmten Voraussetzungen kann sie allerdings zur Annahme eines entsprechenden<br />

Angebots verpflichtet sein, wenn sie selbst die ErschlieÞung nicht durchfÏhren kann oder<br />

will. Aber oft liegt der Abschluss eines ErschlieÞungsvertrages auch im Interesse der Gemeinde.<br />

Denn dadurch kann die frÏhzeitige ErschlieÞung <strong>und</strong> damit die bestimmungsgemÌÞe<br />

Nutzung der Gr<strong>und</strong>stÏcke ermÎglicht werden. Die Gemeinde ist nÌmlich hÌufig<br />

aus finanziellen oder organisatorischen GrÏnden nicht in der Lage, die ErschlieÞung so<br />

schnell wie der ErschlieÞungsunternehmer durchzufÏhren. Zugleich kÎnnen durch die ErschlieÞung<br />

mittels eines ErschlieÞungsvertrages auch Baukostensteigerungen aufgefangen<br />

werden. Zudem wird die Gemeinde insofern entlastet, als ein meist kompliziertes <strong>und</strong> mit<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 17<br />

33<br />

34


35<br />

36<br />

F 35, 36 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

erheblichen rechtlichen Unsicherheiten behaftetes Beitragserhebungsverfahren entfÌllt.<br />

Diese Vorteile eines ErschlieÞungsvertrages greifen aber nur, wenn der Abschluss <strong>und</strong> die<br />

Abwicklung des Vertrages reibungslos verlaufen. Ist das nicht der Fall, z. B. weil der ErschlieÞungsunternehmer<br />

nach Beginn der Herstellungsarbeiten in Konkurs fÌllt, ergeben<br />

sich nÌmlich nicht einfach zu lÎsende Probleme insb. im VerhÌltnis zwischen Gemeinde<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmern vgl. Rdn. 52 ff.).<br />

a) Die Form des ErschlieÞungsvertrages. Der ErschlieÞungsvertrag ist ein Îffentlich-rechtlicher<br />

Vertrag BVerwGE 32, 38 = NJW 1969, 2162, 2163; BGHZ 54, 290 f. =<br />

NJW 1970, 2108; BGH NVwZ 2003, 1015, 1016 zugleich zur Nichtigkeit des Vertrages wegen<br />

VerstoÞes gegen den Gr<strong>und</strong>satz der Abgabengleichheit; vgl. ferner BGH NVwZ-RR<br />

2000, 845/6 = ZfBR 2001, 125, wonach die Verwaltungsgerichte zur Entscheidung Ïber<br />

einen Anspruch auf Zahlung aus einer Vorfinanzierungsvereinbarung in einem Erschlie-<br />

Þungsvertrag zustÌndig sind, <strong>und</strong> BayOblGZ 2004,130 = NVwZ-RR 2005,135 = BayVBl<br />

2005, 154 fÏr einen Vertrag mit einer Sicherungsabrede fÏr den Fall der NichterfÏllung, so<br />

dass aus dieser Abrede hergeleitete AnsprÏche Îffentlich-rechtlicher Natur sind) i.S. der<br />

§§ 54 ff. der Verwaltungsverfahrensgesetze der LÌnder im Folgenden: VwVfG), <strong>und</strong> zwar<br />

ein Austauschvertrag vgl. aber zur Nichtanwendbarkeit des diese Vertragsart erfassenden<br />

§ 56 VwVfG im Hinblick darauf, dass der Vertrag nicht § 54 II VwVfG unterliegt: Weyreuther<br />

UPR 1994, 125; Driehaus § 6Rdn.20;Quaas in SchrÎdter § 124 Rdn. 2 ^ dort auch zur<br />

Unanwendbarkeit der §§ 57 <strong>und</strong> 59 II VwVfG ^ <strong>und</strong> BauR 1995, 781; a. A. OVG Saarlouis<br />

AS 25, 35 = NVwZ-RR 1995, 223, 224 = KStZ 1995, 216; Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§ 124 Rdn.10), mit der Folge, dass das Rechtsinstitut der Îffentlichrechtlichen<br />

GeschÌftsfÏhrung ohne Auftrag durch einen Privaten entspr. §§ 677 ff. BGB<br />

keine Anwendung findet OVG MÏnster NJW 1989, 922 = NWVBl. 1990, 99 = KStZ<br />

1989, 195 f.; vgl. zur Nichtanwendbarkeit dieses Rechtsinstituts, wenn ein potenzieller<br />

ErschlieÞungsunternehmer unter Vorgriff auf einen noch nicht zustande gekommenen ErschlieÞungsvertrag<br />

bereits ErschlieÞungsmaÞnahmen durchfÏhrt: BVerwG NVwZ 1992,<br />

672, 673 = DÚV 1992, 1058). Der Vertrag bedarf gem. §124 IV BauGB fÏr VertrÌge, die<br />

vor dessen Inkrafttreten zum 1. Mai 1993 abgeschlossen worden sind, galt § 57 VwVfG)<br />

der Schriftform vgl. dazu ausf. Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 124<br />

Rdn.95 ff.). Daneben bedarf es auf Seiten der Gemeinde der Zustimmung des Gemeinderats<br />

bzw. des nach der Hauptsatzung zustÌndigen Gemeindeorgans Vogel in Kohlhammer-<br />

Komm §124 Rdn. 48; BirkVBlBW 1993, 461 unter 9.).Verpflichtet sich, wie das i.d. R. der<br />

Fall ist, der ErschlieÞungsunternehmer zur Ûbertragung der ErschlieÞungsflÌchen auf die<br />

Gemeinde nach Beendigung der ErschlieÞung, bedarf der Vertrag ^ auch einVorvertrag ^<br />

darÏber hinaus der notariellen Beurk<strong>und</strong>ung gem. § 313 S. 1 BGB BVerwGE 70, 247, 255<br />

=NVwZ1985,346,347;BGHZ 58, 392 f. = NJW 1972, 1365; vgl. zur Beurk<strong>und</strong>ungspflicht<br />

nach § 311b I BGB Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 124 Rdn. 99;<br />

ders. DVBl. 2005, 471).Wird diese Form nicht eingehalten, ist der ErschlieÞungsvertrag jedenfalls<br />

insoweit nichtig vgl. zum Entstehen der Beitragspflichten in diesem Falle OVG<br />

MÏnster NVwZ-RR 2000, 537 f. = NWVBl. 2000, 26). Die Wirksamkeit im Ûbrigen beurteilt<br />

sich danach, ob der Vertrag auch ohne den nichtigen Teil abgeschlossen worden<br />

wÌre vgl. § 59 III VwVfG; vgl. dazu nÌher Eusterbrock in Gronemeyer, §124 Rdn. 31f.; fÏr<br />

vor Inkrafttreten der Verwaltungsverfahrensgesetze abgeschlossene VertrÌge gilt dieser<br />

Gr<strong>und</strong>satz in entspr. Anwendung des §139 BGB, vgl. BVerwGE 70,247,256=NVwZ<br />

1985, 346, 348; BGHZ 58, 395 = NJW 1972, 1366). Die Formnichtigkeit wird jedoch in<br />

entspr. Anwendung des § 313 S. 2 BGB durch Auflassung <strong>und</strong> Eintragung in das Gr<strong>und</strong>buch<br />

geheilt.<br />

b) Der Gegenstand des ErschlieÞungsvertrages § 124 II 1 BauGB). In sachlicher<br />

Hinsicht kann Gegenstand eines ErschlieÞungsvertrages die Herstellung sÌmtlicher Arten<br />

von ErschlieÞungsanlagen i. S. des §123 II BauGB s. o. Rdn. 5; dazu nÌher Weyreuther<br />

UPR 1994, 127 f.) sein, unabhÌngig davon, ob sie nach B<strong>und</strong>esrecht, also insbesondere<br />

18 <strong>Fischer</strong> EL 19


Allgemeines ErschlieÞungsrecht 37^39 F<br />

nach dem BauGB, oder nach Landesrecht, in erster Linie nach den Kommunalabgabengesetzen<br />

der LÌnder, beitragsfÌhig oder nicht beitragsfÌhig sind, also ihre Herstellung<br />

Ïberhaupt eine Beitragspflicht auslÎst §124 II 1 BauGB). Das entspricht der Rechtslage<br />

vor Inkrafttreten des §124 BauGB zum 1. Mai 1993 BVerwGE 89, 7, 9 = NJW 1992, 1642<br />

= DVBl. 1992, 372). Unter die Herstellung fÌllt nicht nur die erstmalige Herstellung<br />

Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 124 Rdn. 47; Vogel in Kohlhammer-<br />

Komm §124 Rdn. 21, 22; a. A. Driehaus § 6Rdn.28;Quaas in SchrÎdter § 124 Rdn. 9; ders.<br />

BauR 1995, 783), sondern Vertragsgegenstand kann jede ErschlieÞungsmaÞnahme sein,<br />

die in irgendeiner Weise dem Zweck des Baureifmachens von Gr<strong>und</strong>stÏcken dient s. o.<br />

Rdn. 5 <strong>und</strong> Rdn. 10, wonach die landesrechtliche ErschlieÞungslast i. S. des §123 BauGB<br />

auch die Erweiterung <strong>und</strong> Verbesserung umfasst), also ggfs. auch die Verbreiterung einer<br />

StraÞe BirkVBlBW 1993, 460 unter 7. c; a. A. DÎring S. 854), nicht somit aber die Herstellung<br />

von Klimaanlagen <strong>und</strong> sonstigen Einrichtungen zur Reinigung der AbwÌsser von<br />

ErschlieÞungsanlagen Driehaus § 6Rdn.29;Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§ 124 Rdn. 48). Da der Vertrag sich auf ,,ErschlieÞungsanlagen`` beziehen muss,<br />

muss dessen Gegenstand eine oder mehrere selbstÌndige ErschlieÞungsanlagen) s. u.<br />

Rdn. 87) sein Driehaus § 6 Rdn. 26 f.). BezÏglich im AuÞenbereich nach §35 BauGB<br />

gelegener Anlagen kann kein ErschlieÞungsvertrag abgeschlossen werden Grziwotz in<br />

Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 124 Rdn. 48; Vogel in Kohlhammer-Komm §124<br />

Rdn. 14).<br />

In rÌumlicher Hinsicht darf sich, da die ErschlieÞungslast bei der Gemeinde verbleibt,<br />

ein ErschlieÞungsvertrag nicht auf sÌmtliche zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses <strong>und</strong> zukÏnftig<br />

vorhandene ErschlieÞungsanlagen der Gemeinde beziehen. Vielmehr muss der<br />

Vertrag sich auf ein ,,bestimmtes ErschlieÞungsgebiet in der Gemeinde`` vgl. §124 II 1<br />

BauGB; dazu nÌher Birk VBlBW 1993, 459; Weyreuther UPR 1994, 127; Driehaus § 6<br />

Rdn. 30; DÎring S. 854), also ein abgrenzbares Gemeindegebiet ^ das kann auch ein ganzer<br />

Ortsteil sein ^ beschrÌnken vgl. Dirnberger in JÌde/Dirnberger/WeiÞ § 124Rdn.17zu<br />

zwar rÌumlich getrennten, aber im funktionalen Zusammenhang stehenden Teilgebieten<br />

als Vertragsgegenstand). Auch kann sich der ErschlieÞungsvertrag nur auf Teile einer einheitlichen<br />

ErschlieÞungsanlage beziehen, z. B. nur auf die Gehwege oder die Beleuchtung<br />

oder die EntwÌsserung einer StraÞe. Die Grenzen des ErschlieÞungsgebiets werden sich<br />

zweckmÌÞigerweise an Îrtlich erkennbaren Merkmalen ausrichten, wie dies §130 II 2<br />

Alt. 1 BauGB fÏr die Abschnittsbildung vorsieht Rdn. 258). Dies ist aber nicht unbedingt<br />

erforderlich. Denn nach der Alt. 2 der vorgenannten Vorschrift darf eine Abschnittsbildung<br />

auch an ,,rechtliche Gesichtspunkte``anknÏpfen.<br />

37<br />

c) Die auf den ErschlieÞungsunternehmer abwÌlzbaren ErschlieÞungskosten<br />

§ 124 II 2 <strong>und</strong> 3, III 1 BauGB). Gr<strong>und</strong>sÌtzlich hat der ErschlieÞungsunternehmer die<br />

Kosten der Herstellung zu Ïbernehmen, <strong>und</strong> ist es seine Sache, diese Kosten ^ offen oder<br />

verdeckt ^ im Wege des Verkaufs der Gr<strong>und</strong>stÏcke umzulegen. Dabei ist davon auszugehen,<br />

dass der ErschlieÞungsunternehmer sich zur KostenÏbernahme nur in der Erwartung<br />

eines ,,Gewinns`` verpflichten wird, indem er die zu erschlieÞenden Gr<strong>und</strong>stÏcke selbst<br />

frÏhzeitiger als bei einer von der Gemeinde vorgenommenen ErschlieÞung nutzen kann<br />

oder bei einer VerÌuÞerung der erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke die entstandenen Erschlie-<br />

Þungskosten auf den Gr<strong>und</strong>stÏckserwerber abwÌlzen kann. Letzterer wiederum muss sich<br />

Ïberlegen, welchen Kaufpreis er dafÏr zu zahlen bereit ist, dass er ein vorzeitig erschlossenes<br />

<strong>und</strong> damit bebaubares Gr<strong>und</strong>stÏck mit der Folge geringerer Bau- <strong>und</strong> Finanzierungskosten<br />

erhÌlt.<br />

Deshalb kann sich gem. §124 II 2 BauGB ^ lediglich begrenzt durch die in §124 III 1<br />

BauGB gesetzten Schranken s. u. Rdn. 44) ^ der ErschlieÞungsunternehmer zur Ûbernahme<br />

der ganzen oder teilweisen ErschlieÞungskosten unabhÌngig davon verpflichten,<br />

ob diese bei einer von der Gemeinde durchgefÏhrten ErschlieÞung nach B<strong>und</strong>es- oder<br />

Landesrecht, also im Wege der Erhebung von ErschlieÞungsbeitrÌgen oder von kommu-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 19<br />

38<br />

39


40<br />

F 40 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

nalen Abgaben beitragsfÌhig wÌren. AbwÌlzbar sind dem Gr<strong>und</strong>satz nach sÌmtliche ,,ErschlieÞungskosten``<br />

vgl. zur Unterscheidung dieses Begriffs von dem des ErschlieÞungsaufwands<br />

i. S. des §128 I 1 BauGB ^ dazu Rdn. 281ff. ^ Weyreuther UPR 1994, 129; vgl.<br />

ferner zum Begriff der ErschlieÞungskosten, insb. im Gr<strong>und</strong>stÏcksverkehr: Quaas BauR<br />

1999, 1113 ff.), die durch die Herstellung, Erweiterung <strong>und</strong> Verbesserung einer von §124 II<br />

1 BauGB erfassten ErschlieÞungsanlage s. o. Rdn. 36) anfallen, also z. B. betreffend die<br />

nicht in §127 II BauGB aufgefÏhrten Kinderspiel- oder BolzplÌtze Quaas BauR 1995,<br />

783) sowie die in §128 III BauGB s. u. Rdn. 308 ff.) genannten Anlagen Driehaus § 6<br />

Rdn. 28; Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §124 Rdn. 48; Dirnberger in<br />

JÌde/Dirnberger/WeiÞ § 124 Rdn. 20; DÎring S. 854; Birk VBlBW 1993, 460; verneinend allerdings<br />

fÏr den nach Nr. 2 zu beurteilenden Aufwand: Quaas in SchrÎdter § 124 Rdn. 9<br />

<strong>und</strong> BauR 1995, 783; dazu neigend auch Sailer in Cholewa/Dyong/von der Heide/Sailer §124<br />

Anm. 6;Weyreuther aaO S. 129 Fn. 119). Dagegen dÏrften durch §124 II 2 BauGB nicht die<br />

Kosten erfasst sein, die dem Gr<strong>und</strong>e oder der HÎhe nach nicht i. S. des §129 I 1 BauGB<br />

s. u. Rdn. 145 ff., 312 ff.) erforderlich oder anderweitig gedeckt s. u. Rdn. 319 ff.) sind<br />

Weyreuther aaO S. 130; Driehaus § 6Rdn.36;Quaas BauR 1995, 785; vgl. dazu auch unter<br />

dem Gesichtspunkt der fehlenden Angemessenheit i.S. des §124 III 1 BauGB ^ s. u.<br />

Rdn. 44 ^ Birk aaO S. 461; Sailer in Cholewa/Dyong/von der Heide/Sailer §124 Anm. 7 a)<br />

oder eine ErschlieÞungsanlage betreffen, die mangels Abgrenzbarkeit der erschlossenen<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke s. u. Rdn. 108, 117, 120) nicht beitragsfÌhig ist Weyreuther aaO S. 127, 129;<br />

Quaas BauR 1995, 783). Soweit es allerdings um MaÞnahmen geht, deren BeitragsfÌhigkeit<br />

sich nach den Kommunalabgabengesetzen der LÌnder richtet <strong>und</strong> bei denen die Gemeinde<br />

entsprechend ihrem eigenen wirtschaftlichen Vorteil einen bestimmten Anteil am<br />

Aufwand entsprechend dem Landesrecht bzw. dem kommunalen Satzungsrecht selbst zu<br />

tragen hat, dÏrfte mangels einer entsprechenden Regelungskompetenz des B<strong>und</strong>esgesetzgebers<br />

vgl. auch §127 IV BauGB) die vorgenannte Rspr. des BVerwG zur fehlenden<br />

AbwÌlzbarkeit der Kosten auf den Unternehmer weiterhin Geltung beanspruchen Driehaus<br />

§ 6Rdn.37;LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §124 Rdn. 9; Grziwotz in Ernst/Zinkahn/<br />

Bielenberg/Krautzberger § 124 Rdn. 64; Quaas in SchrÎdter §123 Rdn. 14; Weyreuther aaO<br />

S. 129; a. A. wohl Birk aaO S. 460).<br />

Der durch Art. 1 Nr. 10 InvWoG geschaffene §124 II 2 BauGB bedeutet die Reaktion<br />

des Gesetzgebers auf die Rspr. des BVerwG Urt. v. 23. 8. 1991 ^ 8 C 61.90 ^, BVerwGE 89,<br />

7 = NJW 1992, 1642 = DVBl. 1992, 372), die entgegen der vorherigen Praxis ^ mit der<br />

Folge der Nichtigkeit bzw. Teilnichtigkeit des ErschlieÞungsvertrages ^ fÏr unzulÌssig<br />

erklÌrt hatte, dass die Gemeinde dem ErschlieÞungsunternehmer auch solche Kosten auferlegt,<br />

die nicht nach B<strong>und</strong>es- oder Landesrecht beitragsfÌhig sind. Dieses Verbot der<br />

AbwÌlzung nicht beitragsfÌhiger Kosten auf den ErschlieÞungsunternehmer hÌtte die Gemeinden<br />

wegen der daraus folgenden erhÎhten finanziellen Belastungen voraussichtlich in<br />

vielen FÌllen vom Abschluss eines ErschlieÞungsvertrages abgehalten. Dies wÏrde aber<br />

wiederum im Hinblick darauf, dass die Gemeinden aus finanziellen GrÏnden die Gr<strong>und</strong>stÏcke<br />

oft selbst nicht erschlieÞen kÎnnen, dem gewÏnschten Ziel der baldigen Bereitstellung<br />

baureifer Gr<strong>und</strong>stÏcke widersprechen. Der ErschlieÞungsvertrag ist daher nach der<br />

neuen Gesetzeslage vor allem auch als Instrument konzipiert, die Finanzierungsschwierigkeiten<br />

der Gemeinden bei der ErschlieÞung neuen Baulandes zu Ïberwinden. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong>e ist die die generelle AbwÌlzbarkeit der ErschlieÞungskosten auf den Unternehmer<br />

ermÎglichende Vorschrift des §124 II 2 BauGB auch auf ErschlieÞungsvertrÌge anzuwenden,<br />

die vor ihrem Inkrafttreten am 1. Mai 1993 abgeschlossen worden sind § 242 VIII 1<br />

BauGB). Dazu hat das BVerwG NJW 1997, 3257, 3258/9 = DVBl. 1998, 49, 50 f.) folgende<br />

nicht entscheidungserheblichen ,,Hinweise`` gegeben: Zwar greife § 242 VIII 1 i.V. m.<br />

§124 II 2 BauGB in den Schutzbereich des Art. 14 I GG ein, indem der nach der frÏheren<br />

Rechtslage aufgr<strong>und</strong> der Teilnichtigkeit des Vertrages entstandene erschlieÞungsrechtliche<br />

Erstattungsanspruch des Unternehmers gegen die Gemeinde beseitigt werde. Dieser Eingriff<br />

in die nach frÏherem Recht entstandenen VermÎgensrechte sei aber aus GrÏnden des<br />

20 <strong>Fischer</strong> EL 19


Allgemeines ErschlieÞungsrecht 41 F<br />

Îffentlichen Interesses unter BerÏcksichtigung des Gr<strong>und</strong>satzes der VerhÌltnismÌÞigkeit<br />

gerechtfertigt. Dem mit dem Gesetz verfolgten Îffentlichen Interesse, die Gemeinden vor<br />

schwer abschÌtzbaren <strong>und</strong> als Ïberraschend empf<strong>und</strong>enen ErstattungsansprÏchen zu<br />

schÏtzen, komme beachtliches Gewicht zu, hinter das das private Interesse des Unternehmers<br />

<strong>und</strong> erst recht das daran anknÏpfende Interesse des Fremdanliegers s. u. Rdn. 49)<br />

zurÏcktreten mÏsse. Unternehmer <strong>und</strong> Fremdanlieger hÌtten bei ihren Vereinbarungen<br />

bewusst die Ûbernahme bestimmter Kosten in Kauf genommen. Die Frage, ob trotz dieser<br />

Verpflichtungen der Vertragsabschluss fÏr sie wirtschaftlich von Interesse gewesen sei,<br />

habe allein ihrer Disposition unterlegen. Wenn ihnen aufgr<strong>und</strong> des Urt. v. 23. 8. 1991<br />

Ïberraschend ein Teil dieser Kosten zurÏckzuerstatten gewesen sei, handele es sich um<br />

einen von ihnen nicht eingeplanten <strong>und</strong> ohne ihr Zutun entstandenenVorteil, der sie nicht<br />

schlechter stelle, als sie ursprÏnglich bei Vertragsschluss gestanden hÌtten. HÌtten der Unternehmer<br />

oder der Fremdanlieger dagegen bereits bei Vertragsabschluss entgegen der dem<br />

jeweiligen Vertragspartner gegenÏber abgegebenen WillenserklÌrung darauf gesetzt, einen<br />

Teil der Leistungen spÌter zurÏckzufordern, wÌre ein solches Verhalten nach Treu <strong>und</strong><br />

Glauben ebenfalls nicht schutzwÏrdig ebenso bereits OVG MÏnster NWVBl. 1996, 440;<br />

Sailer in Cholewa/Dyong/von der Heide/Sailer §124 Anm. I. 10; im Ergebnis auch OVG Saarlouis<br />

AS 25, 35 = NVwZ-RR 1995, 223 f. = KStZ 1995, 216, das allerdings auf Kostenvereinbarungen<br />

in ,,AltvertrÌgen`` die Vorschrift des §124 III 1 BauGB [s. u. Rdn. 44] anwenden<br />

will; zu den verfassungsrechtlichen Bedenken aber Driehaus § 6Rdn.44;Quaas BauR<br />

1995, 787). Das BVerwG sieht ferner keine b<strong>und</strong>esrechtlichen Bedenken, weil § 242 VIII 1<br />

BauGB nachtrÌglich auch Kostenvereinbarungen zulÌsst, die nach Landesrecht beitragsfÌhige<br />

ErschlieÞungsanlagen betreffen <strong>und</strong> mit denen die Gemeinde dem ErschlieÞungsunternehmer<br />

landesrechtlich nicht abwÌlzbare Kosten ÏberbÏrdet s. o. Rdn. 39). Diese vom<br />

Wortlaut des §124 II 2 BauGB her eindeutige Zielrichtung der gesetzlichen Regelung sei<br />

nÌmlich bei Inkrafttreten der Vorschrift am 1. April 1993 von der damaligen Gesetzgebungskompetenz<br />

des B<strong>und</strong>es nach Art. 74 Nr. 18 GG a. F. s. o. Rdn. 1) gedeckt gewesen.<br />

Auch wenn der B<strong>und</strong>esgesetzgeber durch den Katalog des §127 II BauGB die Regelungsbefugnis<br />

des Landesgesetzgebers fÏr sonstige Anlagen erhalten habe vgl. §127 IV<br />

BauGB), habe ihn dies nicht gehindert, von seiner damaligen Gesetzgebungskompetenz<br />

auch fÏr solche ErschlieÞungsanlagen Gebrauch zu machen <strong>und</strong> diese mit §124 II 2<br />

BauGB zu erfassen.<br />

Ebenso wie §124 II 2 BauGB s. o. Rdn. 39) dient auch §124 II 3 BauGB dazu, den Gemeinden<br />

im Interesse einer baldigen Bereitstellung baureifer Gr<strong>und</strong>stÏcke einen Anreiz<br />

zum Abschluss eines ErschlieÞungsvertrages zu geben. Nach dieser zum 1. Mai 1993 in<br />

Kraft getretenen Vorschrift muss entgegen der Rspr. des BVerwG zur frÏheren Rechtslage<br />

s. u. Rdn. 43) die Gemeinde den bei der Abrechnung von ihr selbst hergestellten Erschlie-<br />

Þungsanlagen zu tragenden gemeindlichen Eigenanteil gemÌÞ §129I3BauGBinHÎhe<br />

von mindestens 10 v. H. des ErschlieÞungsaufwands nicht Ïbernehmen, sondern kÎnnen<br />

auch diese Kosten beim ErschlieÞungsunternehmer verbleiben. Der Gesetzgeber ist mit<br />

Recht der Auffassung, dass die GrÏnde fÏr die Eigenbeteiligung der Gemeinde vgl.<br />

Rdn. 317) bei der ErschlieÞung seitens eines ErschlieÞungsunternehmers nicht greifen, da<br />

die Erstattung der ErschlieÞungskosten im VerhÌltnis zwischen ErschlieÞungsunternehmer<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stÏckserwerber in privatrechtlichen VertrÌgen geregelt wird <strong>und</strong> somit die<br />

Gemeinde ohnehin keinen Einfluss auf die Kostenverteilung hat, insbesondere darauf, ob<br />

<strong>und</strong> wie der Unternehmer eventuelle Kostenersparnisse an den Erwerber weitergibt. Deshalb<br />

dÏrften keine Bedenken gegen die VerfassungsmÌÞigkeit der Regelung bestehen<br />

Driehaus § 6Rdn.38;Dirnberger in JÌde/Dirnberger/WeiÞ § 124 Rdn. 19), wÌhrend LÎhr in<br />

Battis/Krautzberger/LÎhr §124 Rdn. 8; vgl. dazu zutr. Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/<br />

Krautzberger § 124 Rdn.66/7, der jedoch unter Rdn. 68 den Gemeinden wegen fehlender<br />

Rspr. zu dieser Frage empfiehlt, im ErschlieÞungsvertrag festzuhalten, dass es sich um<br />

eine zusÌtzliche ErschlieÞungsmaÞnahme handelt) dies nur mit der EinschrÌnkung einer<br />

verfassungskonformen Auslegung bejaht, wonach zur Vermeidung eines unzulÌssigen Ver-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 21<br />

41


42<br />

43<br />

44<br />

F 42^44 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

trages zu Lasten eines Dritten <strong>und</strong> zur Wahrung der Gleichbehandlung aller Gr<strong>und</strong>eigentÏmer<br />

im Gemeindegebiet dem Unternehmer nur dann alle Kosten auferlegt werden dÏrfen,<br />

wenn die Gemeinde nachweist, dass die ErschlieÞung kraft des Vertrages nur eine zusÌtzliche<br />

ist, die sie bei Ûbernahme des Eigenanteils gegenwÌrtig <strong>und</strong> auch in absehbarer<br />

Zeit nicht selber durchfÏhren kÎnnte zust. DÎring S. 853, soweit es die ErschlieÞung bereits<br />

ausgewiesener Baugebiete betrifft).<br />

Im Gegensatz zur Geltung des §124 II 2 BauGB auch fÏr ErschlieÞungsvertrÌge, die vor<br />

dem 1. Mai 1993 abgeschlossen worden sind s. o. Rdn. 40), gilt nach der Ûbergangsregelung<br />

in § 242VIII2BauGB die Neuregelung Ïber denWegfall des gemeindlichen Eigenanteils<br />

fÏr seit dem 1. Mai 1993 abgeschlossene ErschlieÞungsvertrÌge. Dagegen ist §129<br />

I 3 BauGB fÏr zuvor abgeschlossene VertrÌge ,,weiterhin anzuwenden``. Aus dieser Formulierung<br />

folgt, dass ^ aus GrÏnden des schÏtzenswerten Vertrauens der Vertragspartner der<br />

Gemeinde ^ Vereinbarungen Ïber den gemeindlichen Eigenanteil nicht nur gÏltig bleiben,<br />

sondern notwendiger Vertragsbestandteil sind, sofern der ErschlieÞungsvertrag vor<br />

dem 1. Mai 1993 abgeschlossen worden ist. Danach gilt Folgendes:<br />

Die Gemeinde hat den gemeindlichen Eigenanteil am beitragsfÌhigen Aufwand in<br />

entspr. Anwendung des §129 I 3 BauGB zu tragen, soweit es die ^ bei einer Erschlie-<br />

ÞungstÌtigkeit der Gemeinde selbst ^ eine ErschlieÞungsbeitragspflicht auslÎsende Herstellung<br />

einer Anlage nach §127 II BauGB betrifft st. Rspr. des BVerwG,z.B.E70,204,<br />

206 = NJW 1985, 642). Die HÎhe des gemeindlichen Eigenanteils richtet sich nach der<br />

HÎhe, wie er in der ^ §129 I 3 BauGB ergÌnzenden Rdn. 81, 318) ^ Bestimmung der ErschlieÞungsbeitragssatzung<br />

festgesetzt ist. Wird im ErschlieÞungsvertrag der Eigenanteil<br />

dementsprechend festgelegt, handelt es sich insoweit um einen vertraglichen Anspruch<br />

vgl. BGH NVwZ-RR 1995, 697 f., wonach es vom Inhalt der ^ auszulegenden ^ Vereinbarung<br />

zwischen Unternehmer <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmer abhÌngt, ob der Anspruch<br />

dem ErschlieÞungsunternehmer oder dem Gr<strong>und</strong>stÏckserwerber zusteht). Sieht der Vertrag<br />

Ïberhaupt keine Eigenbeteiligung der Gemeinde oder einen geringeren Eigenanteil<br />

als nach §129 I 3 BauGB i.V. mit der ausfÏllenden Satzungsbestimmung vor, ist der Vertrag<br />

insoweit teil)nichtig BVerwGE 32, 38, 40 = NJW 1969, 2163; BGHZ 65, 372 = NJW<br />

1976, 416); dem ErschlieÞungsunternehmer, nicht dem Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmer, erwÌchst<br />

ein an die Stelle des vertraglichen Anspruchs tretender gesetzlicher Erstattungsanspruch<br />

BVerwGE 70, 204, 206 = NJW 1985, 642). Dessen HÎhe betrÌgt entsprechend der Anordnung<br />

in §129I3BauGBmindestens 10 v. H. des beitragsfÌhigen Aufwands bzw. den<br />

Prozentsatz, wie er in der im Zeitpunkt des Vertragsschlusses geltenden Vorschrift der ErschlieÞungsbeitragssatzung<br />

Ïber den Gemeindeanteil festgelegt ist. BelÌuft sich Letzterer<br />

z. B. auf 20 v. H., ist im ErschlieÞungsvertrag aber nur eine Beteiligung der Gemeinde in<br />

HÎhe von 10 v. H. vorgesehen, steht dem ErschlieÞungsunternehmer in HÎhe von 10 v. H.<br />

ein vertraglicher <strong>und</strong> in HÎhe von weiteren 10 v. H. am beitragsfÌhigen Aufwand ein gesetzlicher<br />

Erstattungsanspruch gegen die Gemeinde zu. Dieser Anspruch ist gr<strong>und</strong>sÌtzlich<br />

mit der endgÏltigen Herstellung der ErschlieÞungsanlage fÌllig BVerwG NJW 1972, 1588,<br />

1589 = BauR 1972, 236). Dazu gehÎrt entsprechend dem Umstand, dass die endgÏltige<br />

Herstellung i.S. des §133 II BauGB erst mit der Berechenbarkeit des ErschlieÞungsaufwands<br />

eintritt Rdn. 172), die Vorlage von prÏffÌhigen Abrechnungen seitens des Erschlie-<br />

Þungsunternehmers. Wie die Gemeinde sich aber zulÌssigerweise vertraglich verpflichten<br />

darf, ihren Eigenanteil erst dann zu erbringen, wenn sie bei ordnungsgemÌÞer Planung<br />

<strong>und</strong> in finanzieller Hinsicht das Vertragsgebiet selbst erschlieÞen kÎnnte BVerwGE 32, 38,<br />

40 = NJW 1969, 2162, 2163), gilt dies in gleicher Weise fÏr die FÌlligkeit des gesetzlichen<br />

Anspruchs aus der entsprechenden Anwendung des §129 I 3 BauGB, d. h. dessen FÌlligkeit<br />

kann im Einzelfall auf einen spÌteren Zeitpunkt hinausgeschoben sein.<br />

In Ûbereinstimmung mit § 56 der Verwaltungsverfahrensgesetze des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der<br />

LÌnder sieht §124 III 1 BauGB eine Begrenzung der auf den ErschlieÞungsunternehmer<br />

zu ÏberbÏrdenden Kosten dahin vor, dass diese den gesamten UmstÌnden nach angemessen<br />

sind Angemessenheitsgebot) <strong>und</strong> in sachlichem Zusammenhang mit der Erschlie-<br />

22 <strong>Fischer</strong> EL 19


Allgemeines ErschlieÞungsrecht 45, 46 F<br />

Þung stehen Kopplungsverbot). Ausweislich der GesetzesbegrÏndung bedeutet das Folgendes:<br />

Das Angemessenheitsgebot vgl. zu diesem ausf. Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§ 124 Rdn. 76 ff.) fordert, dass bei wirtschaftlicher Betrachtungsweise die<br />

Leistungen des Unternehmers nicht auÞer VerhÌltnis zur ErschlieÞung insbesondere im<br />

Hinblick auf den Umfang der ErschlieÞung <strong>und</strong> die Kosten stehen; die ErschlieÞung soll<br />

fÏr eine ordnungsgemÌÞe Nutzung geboten sein. So ist es i. d. R. nicht angemessen, auf<br />

den Unternehmer die Kosten fÏr die Herstellung auch solcher Anlagenteile) abzuwÌlzen,<br />

die in keinem Zusammenhang mit den erschlieÞungsbezogenen Erfordernissen des Gebietes<br />

stehen, auf das sich der Vertrag bezieht OVG Saarlouis AS 25, 35 = NVwZ-RR<br />

1995, 223, 224 = KStZ 1995, 216; Quaas in SchrÎdter § 124 Rdn.16; ders. BauR1995,786;<br />

vgl. ferner zum mÎglichen VerstoÞ gegen das Angemessenheitsgebot, wenn sich der ErschlieÞungsunternehmer<br />

verpflichtet, die Wasserversorgungs- <strong>und</strong> EntwÌsserungsanlagen<br />

im ErschlieÞungsgebiet zu errichten, die Bestandteil des Ïbergreifenden gemeindlichen<br />

Leitungssystems werden ^ s. Rdn. 50 ^, <strong>und</strong> zu den MÎglichkeiten der Einhaltung des<br />

Gebots: Driehaus §6 Rdn.47;Eusterbrock in Gronemeyer §124 Rdn. 21ff.; vgl. auch VG<br />

Schleswig, Urt. v. 19. 8. 2003 ^ 9 A 254/00 ^ [juris]). Das Kopplungsverbot soll vor allem<br />

sachwidrige <strong>und</strong> sachfremde ErwÌgungen der Vertragspartner ausschalten, die sie zum<br />

Vertragsschluss bewegen kÎnnten; denn durch den ErschlieÞungsvertrag soll nichts miteinander<br />

verb<strong>und</strong>en werden, was nicht ohnehin im Zusammenhang steht. Die GesetzesbegrÏndung<br />

lehnt sich damit an die von der Rspr. entwickelten BeschrÌnkungen beim<br />

Abschluss eines Folgekostenvertrages an vgl. o. Rdn. 33; nÌher zum Angemessenheitsgebot<br />

<strong>und</strong> Kopplungsverbot: Driehaus § 6 Rdn. 45 ff.; Quaas in SchrÎdter § 124 Rdn.15 ff.;<br />

Birk VBlBW 1993, 461; DÎring S. 854; vgl. ferner OVG Greifswald, Urt.v.20.5.2003^1L<br />

164/01 ^ [juris], wonach ein VerstoÞ gegen das Kopplungsverbot vorliegt, wenn vorgesehen<br />

ist, dass fÏr nicht im Eigentum der Vertragsparteien stehende Gr<strong>und</strong>stÏcke Genehmigungen<br />

zur Einleitung nach der gemeindlichen Abwassersatzung erst erteilt werden,<br />

wenn der EigentÏmer, also ein Fremdanlieger ^ vgl. Rdn. 49 ^ dem ErschlieÞungsunternehmer<br />

einen ,,noch zu berechnenden Beitrag`` gezahlt hat). Ein VerstoÞ gegen §124 III 1<br />

BauGB fÏhrt zur Nichtigkeit des Vertrages Driehaus § 6 Rdn. 49; Quaas in SchrÎdter § 124<br />

Rdn.19, zugleich zu den Folgen eines bereits vollzogenen nichtigen Vertrages; Sailer in<br />

Cholewa/Dyong/von der Heide/Sailer §123 Anm. 7 b) bzw. bei entsprechendem Willen der<br />

Vertragsparteien zur Teilnichtigkeit mit der Folge einer Vertragsanpassung Driehaus §6<br />

Rdn. 49; BirkVBlBW 1993, 461).<br />

d) Die AnsprÏche der Gemeinde gegen den ErschlieÞungsunternehmer. Gem.<br />

§ 62 der Verwaltungsverfahrensgesetze der LÌnder VwVfG) finden die bÏrgerlich-rechtlichen<br />

Vorschriften auf den ErschlieÞungsvertrag entsprechende Anwendung. Bei Verzug<br />

<strong>und</strong> Nicht- bzw. SchlechterfÏllung seitens des ErschlieÞungsunternehmers sind insbesondere<br />

die Vorschriften der §§ 631ff. BGB Ïber den Werkvertrag anzuwenden. Die Gemeinde<br />

muss allerdings ihre AnsprÏche im Klagewege verfolgen <strong>und</strong> kann nicht mittels<br />

des Erlasses von Verwaltungsakten vorgehen. Denn Letzteres bedarf einer besonderen gesetzlichen<br />

Gr<strong>und</strong>lage, die aber §124 I BauGB nicht darstellt so fÏr die entspr. Vorschrift<br />

des §123 III BBauG: BVerwGE 50,171=NJW1976,1516).Gem.§ 40 VwGO ist, auch soweit<br />

es SchadensersatzansprÏche betrifft vgl. Abs. 2 S. 1), der Rechtsweg zu den Verwaltungsgerichten<br />

erÎffnet. Dies gilt jedoch nicht fÏr AnsprÏche aus c. i.c., also wegen Verschuldens<br />

bei der Anbahnung oder beim Abschluss des ErschlieÞungsvertrages BGH<br />

NJW 1986, 1109 = DVBl. 1986, 409; vgl. auch BVerwG NJW 2002, 2894 f. = DVBl. 2002,<br />

1555 = ZfBR 2002, 691).<br />

FÏr die Gemeinde empfiehlt es sich, im ErschlieÞungsvertrag eine Bestimmung aufzunehmen,<br />

wonach sie im Falle der UntÌtigkeit oder SÌumnis des Unternehmers berechtigt<br />

ist, die ErschlieÞungsanlagen selbst herzustellen oder durch von ihr beauftragte Firmen<br />

herstellen zu lassen vgl. zur ZulÌssigkeit eines solchen Rechts auf Ersatzvornahme OVG<br />

MÏnster NVwZ-RR 1993, 506 f. = NWVBl. 1993, 151 = ZMR 1993, 38; vgl. zu weiteren Siche-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 23<br />

45<br />

46


47<br />

48<br />

49<br />

F 47^49 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

rungsmaÞnahmen Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 124 Rdn. 55 ff.). Der Vertragspartner<br />

der Gemeinde muss nÌmlich die DurchfÏhrung der ErschlieÞungsarbeiten dann<br />

dulden, auch wenn er EigentÏmer oder Besitzer der ErschlieÞungsflÌchen ist.<br />

e) Die Rechtsbeziehungen zwischen ErschlieÞungsunternehmer <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmern.<br />

Da der ErschlieÞungsunternehmer kraft des ErschlieÞungsvertrages<br />

nicht zum beliehenen Unternehmer wird, kann er mangels hoheitlicher Befugnisse keine<br />

BeitrÌge von den Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmern erheben BVerwGE 49, 125, 127 = NJW 1976,<br />

341 = KStZ 1975, 229). Auch erwachsen ihm wegen seiner durch den ErschlieÞungsvertrag<br />

begrÏndeten ErschlieÞungstÌtigkeit gegenÏber Dritten weder AnsprÏche aus GeschÌftsfÏhrung<br />

ohne Auftrag noch aus ungerechtfertigter Bereicherung BGHZ 61, 359 =<br />

NJW 1974, 96; vgl. aber zum Anspruch auf anteilige Kostenerstattung aus GeschÌftsfÏhrung<br />

ohne Auftrag, wenn ein StraÞenanlieger der Gemeinde gegenÏber die Herstellung<br />

einer ErschlieÞungsanlage Ïbernommen hat, durch die zugleich Gr<strong>und</strong>stÏckszufahrten<br />

fÏr weitere Anlieger geschaffen werden: BGH NVwZ 2002, 511 = BauR 2002, 599 =<br />

MDR 2002, 270). Somit ist er darauf angewiesen, durch privatrechtliche VertrÌge seine<br />

Aufwendungen wieder hereinzuholen. Das bereitet keine Schwierigkeiten, sofern der<br />

ErschlieÞungsunternehmer selbst EigentÏmer der vom ErschlieÞungsvertrag erfassten<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke ist. Denn dann kann er seine Aufwendungen auf die Erwerber gesondert<br />

oder als Bestandteil der Kaufpreisforderung ^ ggf. mit Gewinn ^ abwÌlzen. Probleme<br />

gibt es aber, wenn durch die vom ErschlieÞungsunternehmer hergestellte Anlage Gr<strong>und</strong>stÏcke<br />

erschlossen werden, die nicht im Eigentum des ErschlieÞungsunternehmers stehen<br />

sog. Fremdanliegergr<strong>und</strong>stÏcke). Solche sind z. B. die Gr<strong>und</strong>stÏcke, die auf der anderen<br />

Seite einer am Rande des ErschlieÞungsgebiets verlaufenden StraÞe liegen. Wenn die<br />

Fremdanlieger einen Vertragsschluss mit dem ErschlieÞungsunternehmer verweigern,<br />

kann eine zufriedenstellende LÎsung nur mittels der Erhebung von BeitrÌgen durch die<br />

Gemeinde erreicht werden vgl. Rdn. 49).<br />

f) Die Rechtsbeziehungen zwischen Gemeinde <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmern.<br />

Im VerhÌltnis zwischen Gemeinde <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmern ist im Falle des Abschlusses<br />

des ErschlieÞungsvertrages in erster Linie von Bedeutung, ob <strong>und</strong> in welcher<br />

HÎhe eine Pflicht zur Zahlung von ErschlieÞungs- <strong>und</strong> AusbaubeitrÌgen bzw. BeitrÌgen<br />

fÏr die Herstellung leitungsgeb<strong>und</strong>ener Anlagen gegeben sein kann. Die Beantwortung<br />

dieser Frage richtet sich vornehmlich danach, ob der ErschlieÞungsunternehmer seinen<br />

Verpflichtungen aus dem ErschlieÞungsvertrag in vollem Umfang nachkommt oder ob<br />

bei NichterfÏllung des Vertrages seitens des ErschlieÞungsunternehmers die Gemeinde die<br />

ErschlieÞung ganz oder teilweise selbst durchfÏhrt.<br />

aa) Beitragspflichten bei vertragsgemÌÞer ErschlieÞung durch den ErschlieÞungsunternehmer. Soweit<br />

der ErschlieÞungsunternehmer aufgr<strong>und</strong> des Vertrages ErschlieÞungsanlagen i. S. des<br />

§127 II BauGB herstellt, kann eine ErschlieÞungsbeitragspflicht mangels Aufwendungen<br />

der Gemeinde nicht entstehen OVG Saarlouis AS22,150=DÚV1989,861,863).Dies<br />

fÏhrt zu unerwÏnschten Ergebnissen, wenn auch Fremdanliegergr<strong>und</strong>stÏcke Rdn. 47)<br />

erschlossen werden <strong>und</strong> deren EigentÏmer sich weigern, mit dem ErschlieÞungsunternehmer<br />

in vertragliche Beziehungen zu treten oder ihm die auf ihre Gr<strong>und</strong>stÏcke anteilig entfallenden<br />

Aufwendungen zu ersetzen vgl. dazu OLG Schleswig NVwZ 2004, 1528; OVG<br />

Greifswald, Urt. v. 20. 5. 2003 ^ 1 L 164/01 ^ [juris]). Dem kann dadurch begegnet werden<br />

vgl. zum Folgenden BVerwGE 101, 12 = NVwZ 1996, 795, 797 = DVBl. 1996, 1057; ferner<br />

zur Problematik der Fremdanliegergr<strong>und</strong>stÏcke: OVG Saarlouis AS 22, 150 = DÚV 1989,<br />

861, 863; VGH Mannheim NJW 1986, 2452, 2453; Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/<br />

Krautzberger § 124 Rdn.69 ff.; Quaas BauR 1995, 787 f.; Rodegra NVwZ 1997, 635 ff.), dass<br />

die Gemeinde sich bereits im ErschlieÞungsvertrag imWege einer ergÌnzenden Kostenvereinbarung<br />

vgl. zu einem Vertragsmuster Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§ 124 Rdn.130) verpflichtet, den fÏr die Herstellung der vom Vertrag erfassten Erschlie-<br />

24 <strong>Fischer</strong> EL 19


Allgemeines ErschlieÞungsrecht 50 F<br />

Þungsanlagen anfallenden umlegungsfÌhigen ErschlieÞungsaufwand vgl. dazu Rdn. 250)<br />

dem ErschlieÞungsunternehmer zu erstatten <strong>und</strong> fÏr den Fall der vertragsgemÌÞen ErschlieÞung<br />

auf eine Erhebung von ErschlieÞungsbeitrÌgen fÏr die Gr<strong>und</strong>stÏcke des ErschlieÞungsunternehmers<br />

zu verzichten. Denn dadurch ist gewÌhrleistet, dass der Gemeinde<br />

ein bereits mit dem Vertragsabschluss entstehender <strong>und</strong> der spÌteren Bezifferung<br />

durch den Unternehmer bedÏrfender tatsÌchlicher Aufwand entsteht ^ das ist Voraussetzung<br />

fÏr eine Erhebung von ErschlieÞungsbeitrÌgen ^, den sie nach MaÞgabe ihrer satzungsmÌÞigen<br />

Verteilungsregelung s. u. Rdn. 371ff.) auf alle i.S. des §131I1BauGB erschlossenen<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke s. u. Rdn. 327 ff.), also auch die der Fremdanlieger, umzulegen<br />

hat. Allerdings erfordert diese Verfahrensweise einen erheblichen Verwaltungsaufwand.<br />

Denn die Gemeinde muss wie bei einer von ihr selbst durchzufÏhrenden ErschlieÞung zur<br />

Ermittlung der auf die Fremdanliegergr<strong>und</strong>stÏcke entfallenden BeitrÌge eine umfassende<br />

Beitragsberechnung anstellen, d. h. die beitragsfÌhigen Aufwendungen <strong>und</strong> die gesamten<br />

VerteilungsflÌchen ermitteln vgl. Rdn. 248). BeschrÌnkt sich die Kostenvereinbarung nur<br />

auf die Erstattung der auf die Fremdanliegergr<strong>und</strong>stÏcke entfallenden Aufwendungen, ist<br />

der Aufwand dennoch auf alle Gr<strong>und</strong>stÏcke zu verteilen, die durch die vom Erschlie-<br />

Þungsunternehmer hergestellten Anlagen erschlossen werden, so dass nur ein Teil der ErschlieÞungskosten<br />

von den Fremdanliegern getragen wird. Das BVerwG E 101, 12, 21ff. =<br />

NVwZ 1996, 795, 797 = DVBl. 1996, 1057; dazu Dombert,BauR1999,588;krit.Driehaus in<br />

Berliner Kommentar zum Baugesetzbuch § 124 Rdn. 5 u. 33) schlÌgt zwei MÎglichkeiten<br />

der Ausgestaltung der Kostenvereinbarung vor: Entweder zahlt die Gemeinde dem Unternehmer<br />

den auf die Fremdanliegergr<strong>und</strong>stÏcke entfallenden Betrag nach dessen Einziehung<br />

aus, lÎst den auf die Fremdanliegergr<strong>und</strong>stÏcke entfallenden ErschlieÞungsbeitrag<br />

gemÌÞ §133 III 5 BauGB ab s.u. Rdn. 487 ff.) <strong>und</strong> rechnet den AblÎsungsbetrag auf den<br />

im Ûbrigen bestehenden Erstattungsanspruch an. Oder statt des Abschlusses einer AblÎsung<br />

verrechnet sie die Erstattungsforderung des Unternehmers mit den gegen diesen erwachsenen<br />

ErschlieÞungsbeitragsforderungen, wobei zweckmÌÞigerweise geregelt werden<br />

sollte, ob die Verrechnung auf die sachliche Beitragspflicht s. u. Rdn. 71) ^ nur in<br />

diesem Falle bedarf es zur BegrÏndung der persÎnlichen Beitragspflicht nicht mehr des<br />

Erlasses eines Beitragsbescheides s. u. Rdn. 424) ^ oder die persÎnliche Beitragspflicht erfolgen<br />

soll. Auch bei einer solchen Vereinbarung hat die Gemeinde zwar den Eigenanteil<br />

nach §129 I 3 BauGB vgl. Rdn. 316 ff.) zu Ïbernehmen, kann diesen aber auf den ErschlieÞungsunternehmer<br />

abwÌlzen Driehaus §6 Rdn.59;Quaas BauR 1999, 1123 unter<br />

Hinweis auf die gegenteilige Auffassung; vgl. im Ûbrigen zur Formulierung einer entsprechendenVereinbarung<br />

denVorschlag von Eusterbrock in Gronemeyer, §124 Rdn. 27).<br />

Ein ErschlieÞungsvertrag hat hÌufig neben Anlagen nach §127 II BauGB andere Anlagen<br />

zum Gegenstand. So ist meist auch die Herstellung des StraÞenkanals erfasst, wobei<br />

nur die der StraÞenentwÌsserung dienenden Aufwendungen, nicht aber die die Gr<strong>und</strong>stÏcksentwÌsserung<br />

betreffenden Aufwendungen erschlieÞungsbeitragsfÌhigen Aufwand<br />

darstellen vgl. dazu im Einzelnen Rdn. 299 ff.). Oft ist auch die Herstellung der WasserversorgungsleitungVertragsgegenstand.<br />

Hier kann nicht ohne weiteres von einer Beitragsfreiheit<br />

der auÞerhalb des Vertragsgebiets gelegenen Gr<strong>und</strong>stÏcke ausgegangen werden mit<br />

der BegrÏndung, der Gemeinde seien keine Aufwendungen erwachsen. Denn eine Beitragspflicht<br />

nach den Kommunalabgabengesetzen der LÌnder Kanal- bzw. Wasseranschluss-<br />

oder EntwÌsserungsbeitrag) entsteht mit der MÎglichkeit des Anschlusses eines<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcks an die gemeindliche Anlage. Diese besteht nicht nur aus den vor dem Gr<strong>und</strong>stÏck<br />

bzw. den in der das Gr<strong>und</strong>stÏck erschlieÞenden StraÞe verlegten Leitungen, sondern<br />

aus einem Ïbergreifenden <strong>und</strong> zusammenhÌngenden System mehrerer Einrichtungen ^<br />

bei der EntwÌsserung z. B. von Haupt- <strong>und</strong> Nebensammlern, Pumpwerken, KlÌreinrichtungen,<br />

Transportleitungen ^ oder sogar der gesamten gemeindlichen Anlage, die auch<br />

aus mehreren getrennten Systemen bestehen kann. Dementsprechend wird durch den entsprechenden<br />

Beitrag die BeteiligungsmÎglichkeit an der gemeindlichen Anlage in der<br />

Weise abgegolten, dass die Herstellungskosten der gesamten Anlage, bezogen auf einen<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 25<br />

50


F 51^53 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

51<br />

bestimmten Zeitraum, der sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft umfassen kann,<br />

auf die an die Anlage angeschlossenen <strong>und</strong> noch) anschlieÞbaren Gr<strong>und</strong>stÏcke entsprechend<br />

demVerteilungsschlÏssel der gemeindlichen Satzung umgelegt werden Prinzip der<br />

Globalberechnung; vgl. dazu Quaas in SchrÎdter §124 Rdn. 17; ders. BauR 1999, 1121; Birk<br />

VBlBW 1993, 463 f., der auch die ModalitÌten der Einbeziehung der Kosten in diese<br />

Rechnung behandelt, die durch die Herstellung einer vomVertrag erfassten Anlage veranlasst<br />

sind; vgl. ferner Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §124 Rdn. 74 ff.).<br />

Danach ergibt sich ein bestimmter Beitragssatz pro Verteilungseinheit, z. B. Quadratmeter<br />

an Geschoss- oder Gr<strong>und</strong>stÏcksflÌche.<br />

Daraus folgt dem Gr<strong>und</strong>satz nach das Entstehen einer Beitragspflicht auch fÏr solche<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke, die an eine aufgr<strong>und</strong> eines ErschlieÞungsvertrages hergestellte leitungsgeb<strong>und</strong>ene<br />

Anlage angeschlossen werden bzw. angeschlossen werden kÎnnen Birk VBlBW<br />

1993, 463 f.). Die Gemeinde kann aber im ErschlieÞungsvertrag mit dem ErschlieÞungsunternehmer<br />

eine ^ zulÌssige ^ AblÎsungsvereinbarung vgl. zurAblÎsung des ErschlieÞungsbeitrags<br />

nach §133 III 5 BauGB Rdn. 487 ff.) Ïber die auf die Gr<strong>und</strong>stÏcke des Erschlie-<br />

Þungsgebiets entfallenden BeitrÌge treffen <strong>und</strong> sich verpflichten, dem Unternehmer den<br />

Herstellungsaufwand zu erstatten, wobei fÏr beide BetrÌge eine Verrechnung vereinbart<br />

werden kann. Ûbersteigt der Aufwand den AblÎsungsbetrag, muss sich der Unternehmer<br />

nach §124 II 2 BauGB s. o. Rdn. 39) zur Ûbernahme der Restkosten verpflichten Quaas<br />

BauR 1995, 86; vgl. auch Driehaus § 6 Rdn. 47). Eine andere GestaltungsmÎglichkeit ist die,<br />

dass der ErschlieÞungsunternehmer den nicht von der Gemeinde zu tragenden Herstellungsaufwand<br />

anteilig auf die Gr<strong>und</strong>stÏckserwerber umlegt. Letztere werden dafÏr im ErschlieÞungsvertrag,<br />

der dann insoweit einen Vertrag zugunsten Dritter i.S. des § 328 BGB<br />

darstellt, von der Beitragspflicht freigestellt. Unterbleibt eine solche Freistellung <strong>und</strong> hat<br />

der Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmer an den ErschlieÞungsunternehmer bereits Zahlungen auf die<br />

ErschlieÞungskosten erbracht, ist zu prÏfen, ob der Beitrag nach den einschlÌgigen landesrechtlichen<br />

bzw. gemeindlichen, im Allgemeinen auf die Billigkeitsregelungen der §§163,<br />

227 AO Bezug nehmendenVorschriften ganz oder jedenfalls teilweise zu erlassen ist.<br />

52<br />

53<br />

bb) Beitragspflichten bei nicht vertragsgemÌÞer ErfÏllung durch den ErschlieÞungsunternehmer.<br />

FÏhrt der ErschlieÞungsunternehmer die im Vertrag Ïbernommene ErschlieÞung Ïberhaupt<br />

nicht oder nur unvollstÌndig durch <strong>und</strong> wird statt dessen die Gemeinde in ErfÏllung<br />

ihrer weiterhin bestehenden ErschlieÞungspflicht tÌtig, so entstehen der Gemeinde,<br />

soweit es die Herstellung von ErschlieÞungsanlagen nach §127 II BauGB betrifft, beitragsfÌhige<br />

Aufwendungen gem. §§128 ff. BauGB. Die Gemeinde muss zunÌchst versuchen,<br />

diesen Aufwand vom ErschlieÞungsunternehmer erstattet zu erhalten; anderenfalls<br />

ist nÌmlich der ErschlieÞungsaufwand unter dem Gesichtspunkt <strong>und</strong> in HÎhe der vertraglichen<br />

Verpflichtung des ErschlieÞungsunternehmers anderweitig gedeckt vgl. Rdn. 319)<br />

i.S. des §129 I 1 BauGB BVerwG DVBl. 1982, 79 = MDR 1982, 1047). Allerdings wird in<br />

aller Regel ein Zahlungsanspruch gegen den ErschlieÞungsunternehmer z. B. wegen dessen<br />

ZahlungsunfÌhigkeit nicht realisierbar sein; sonst mÏsste die Gemeinde auch zunÌchst<br />

versuchen, ihren Anspruch auf Vornahme der ErschlieÞung aus dem Vertrag durchzusetzen<br />

vgl. VGH Mannheim NVwZ-RR 2000, 461 dazu, ob die MÎglichkeit der Aufrechnung<br />

seitens der Gemeinde mit einem Schadensersatzanspruch wegen NichterfÏllung des<br />

ErschlieÞungsunternehmers in HÎhe des gemeindlichen Eigenanteils ^ vgl. Rdn. 42 ff. ^<br />

eine anderweitige Deckung darstellt). Deshalb stellt sich die Frage der ErschlieÞungsbeitragspflichtigkeit<br />

des Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmers, der ^ meist aufgr<strong>und</strong> eines Kaufvertrages<br />

^ dem ErschlieÞungsunternehmer die imWege der Erhebung von ErschlieÞungsbeitrÌgen<br />

zu deckenden Aufwendungen oder jedenfalls einen Teil davon bereits ersetzt hat.<br />

Nach Auff. des BVerwG DVBl. 1973, 499 = ZMR 1973, 117; E 70, 247, 254 f. = NVwZ<br />

1985, 346, 348 = DVBl. 1985, 297; ebenso OVG Saarlouis AS 16, 356 = NVwZ 1982, 127)<br />

besteht eine Beitragspflicht ohne RÏcksicht auf die sich dadurch ergebende ,,Doppelbelastung``<br />

genauer: Mehrbelastung). Dem sei i.d.R. auch nicht durch einen ganzen oder teil-<br />

26 <strong>Fischer</strong> EL 19


Allgemeines ErschlieÞungsrecht 54^56 F<br />

weisen Billigkeitserlass gem. §135 V BauGB Rdn. 472 ff.) zu begegnen. Denn eine etwaige<br />

Mehrbelastung folge aus dem vom Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmer in eigener Verantwortung<br />

getroffenen <strong>und</strong> somit in seinen Risikobereich fallenden Entschluss, vom Erschlie-<br />

Þungsunternehmer ein Gr<strong>und</strong>stÏck zu einem die ErschlieÞungskosten einschlieÞenden<br />

Preis zu erwerben, obwohl nicht sichergestellt sei, dass dieser die Gegenleistung, nÌmlich<br />

die Vornahme der ErschlieÞung, auch tatsÌchlich erbringe. Soweit die Gemeinde im ErschlieÞungsvertrag<br />

zugunsten der Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmer ausdrÏcklich oder ^ in Form<br />

der Vereinbarung der Ûbernahme der Aufwendungen durch den ErschlieÞungsunternehmer<br />

^ konkludent auf eine Beitragserhebung verzichtet habe, fÏhre das nicht zu einer Beitragsfreiheit<br />

des Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmers. Denn entweder sei der Verzicht nur unter der<br />

Voraussetzung der vertragsgemÌÞen DurchfÏhrung der ErschlieÞung erklÌrt, oder er sei,<br />

falls ein unbedingter Verzichtswille bestanden habe, in aller Regel wegen des Fehlens der<br />

materiellen Voraussetzungen des §135 V BauGB vgl. dazu Rdn. 472 ff.) unwirksam. Eine<br />

solche fehlende Bindung der Gemeinde an einen bereits erklÌrten Verzicht gilt auch bezÏglich<br />

der Erhebung von BeitrÌgen fÏr leitungsgeb<strong>und</strong>ene Einrichtungen, die die Gemeinde<br />

anstelle des ErschlieÞungsunternehmers hergestellt hat Driehaus § 6Rdn.63).<br />

Auch wenn dieses Ergebnis auf den ersten Blick nicht unbedingt befriedigen mag, weil<br />

die Gemeinde mittels der ihr durch §124 I BauGB eingerÌumten MÎglichkeit die ErschlieÞung<br />

aus der Hand gegeben hat, ist dem letztlich zu folgen. Denn anderenfalls wÏrden<br />

der Gemeinde im Wege der Beitragserhebung nicht umlegungsfÌhige <strong>und</strong> demnach<br />

aus allgemeinen Finanzmitteln zu deckende Aufwendungen entstehen. Deshalb ist es sachgerecht,<br />

das Risiko der nicht vertragsgemÌÞen ErfÏllung den EigentÏmern der vom ErschlieÞungsvertrag<br />

erfassten Gr<strong>und</strong>stÏcke <strong>und</strong> nicht der Allgemeinheit aufzubÏrden vgl.<br />

allerdings Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 124 Rdn.124; ders. NJW<br />

1995, 1927, 1931; ders. DVBl. 2005, 471, 473, der unter Hinweis auf BVerwG E 70, 247, 258f.<br />

= NVwZ 1985, 346, 348 = DVBl. 1987, 632 ^ vgl. dazu Rdn. 321 ^ eine Beitragserhebung<br />

wegen anderweitiger Deckung des Aufwands i.S. des § 129 I 1 BauGB ausschlieÞt, wenn<br />

die Gemeinde auf eine PrÏfung der LeistungsfÌhigkeit des ErschlieÞungsunternehmens<br />

verzichtet <strong>und</strong> von Sicherheiten abgesehen hat oder in Kenntnis einer schlechten finanziellen<br />

Lage des ErschlieÞungsunternehmers den Vertrag trotz fehlender Sicherheiten abgeschlossen<br />

hat; zur evtl. Schadensersatzpflicht der Gemeinde gegenÏber den Beitragspflichtigen<br />

vgl. Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 124 Rdn.125).<br />

54<br />

III. Die Pflichten des Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmers nach § 126 BauGB<br />

Zu einer ordnungsgemÌÞen ErschlieÞung gehÎren die Beleuchtung <strong>und</strong> Bezeichnung<br />

der StraÞen sowie Hinweise auf Versorgungsanlagen. Deshalb trifft §126 BauGB im Rahmen<br />

der Sozialbindung <strong>und</strong> als Inhaltsbestimmung des Eigentums i. S. des Art. 14 GG in<br />

Abs. 1 eine Regelung Ïber die Verpflichtung des Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmers zur Duldung<br />

der in Nr. 1 <strong>und</strong> 2 bezeichneten Einrichtungen, wÌhrend in Abs. 3 aus GrÏnden des Sachzusammenhangs<br />

die an sich nicht zur ErschlieÞung gehÎrende Verpflichtung zur Gr<strong>und</strong>stÏcksnummerierung<br />

behandelt ist.<br />

§126 BauGB stellt keine abschlieÞende Regelung der im Zusammenhang mit der ErschlieÞung<br />

aus dem Eigentum folgenden Pflichten dar.Vielmehr ergeben sich aus B<strong>und</strong>es-,<br />

Landes- <strong>und</strong> Ortsrecht weitere Pflichten wie z. B. zur StraÞenreinigung oder zur Abfallbeseitigung<br />

sowie zur Duldung des Anbringens von Verkehrszeichen vgl. § 5b VI1<br />

StVG), Feuermeldern, NotrufsÌulen,Vermessungszeichen o. Ø. Dem Gr<strong>und</strong>eigentum sind<br />

gem. § 200 II BauGB die gr<strong>und</strong>stÏcksgleichen Rechte gleichgestellt. Dazu zÌhlen insbesondere<br />

die verschiedenen Erbbaurechte, die Berg- <strong>und</strong> Mineralgewinnungsrechte <strong>und</strong><br />

das Wohnungseigentum Ernst/Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 126<br />

Rdn. 8 b; Battis in Battis/Krautzberger/LÎhr § 200 Rdn. 7; Meyer in Kohlhammer-Komm<br />

§145 Anm. III 2; Dyong in Cholewa/Dyong/von der Heide/Sailer § 200;W. SchrÎdter in: SchrÎd-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 27<br />

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57<br />

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F 57^59 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

ter, BauGB, § 200 Rdn. 6), nicht aber das NieÞbrauchsrecht. Den Inhabern gr<strong>und</strong>stÏcksgleicher<br />

Rechte obliegen neben den EigentÏmern die Pflichten aus §126 BauGB. SchlieÞlich<br />

knÏpfen diese Pflichten nicht nur an die erstmalige Herstellung einer ErschlieÞungsanlage<br />

an. Vielmehr ergeben sich diese Pflichten nach Sinn <strong>und</strong> Zweck der Vorschrift,<br />

nÌmlich der Sicherheit <strong>und</strong> Leichtigkeit der Nutzung der ErschlieÞungsanlagen zu dienen,<br />

<strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der Stellung der Vorschrift im Ersten Abschnitt des Sechsten Teils vgl.<br />

Rdn. 10) auch bei Erweiterungen <strong>und</strong> Verbesserungen vgl. Rdn. 11) einer ErschlieÞungsanlage<br />

OVG MÏnster OVGE 21, 23, 24 f. = DÚV 1965, 390; Ernst/Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§ 126 Rdn. 5). Die Pflichten aus Abs. 1 <strong>und</strong> 2 treffen nicht nur<br />

die EigentÏmer von bebauten, sondern auch von unbebauten Gr<strong>und</strong>stÏcken. Ferner richten<br />

sie sich an die EigentÏmer sÌmtlicher Gr<strong>und</strong>stÏcke unabhÌngig davon, ob diese an die<br />

ErschlieÞungsanlage angrenzen oder von ihr erschlossen werden.<br />

§126 I BauGB ordnet lediglich eine Pflicht zur Duldung der in Nr. 1 <strong>und</strong> 2 bezeichneten<br />

Einrichtungen an. Der EigentÏmer hat also ^ im Gegensatz zur Verpflichtung aus<br />

Abs. 3 ^ nicht die Einrichtung selbst anzubringen <strong>und</strong> auch nicht deren Kosten zu tragen.<br />

ErschlieÞungsanlagen i.S. der Nr. 2 sind wie auch sonst im Ersten Abschnitt des Sechsten<br />

Teils alle ErschlieÞungsanlagen i. S. des §123 II BauGB vgl. Rdn. 5) <strong>und</strong> nicht nur die in<br />

§127 II BauGB aufgefÏhrten Anlagen VGH Mannheim ESVGH17, 90, 91;VGH MÏnchen<br />

BayVBl. 1986, 369). Somit fallen unter die in Nr. 2 bezeichneten Einrichtungen u. a. Stra-<br />

Þenschilder,Wegweiser zu weiteren Anlagen sowie Hinweisschilder auf Lage <strong>und</strong> Dimension<br />

von Versorgungsleitungen, Hydranten, Schalter, Schieber usw. Aus dem vorstehend<br />

Rdn. 56) dargelegten Sinn <strong>und</strong> Zweck der Vorschrift folgt, dass nicht nur das ,,Anbringen``,<br />

sondern auch die Ønderung, dieUnterhaltung sowie die Entfernung ^ vgl. deren<br />

ausdrÏckliche ErwÌhnung in Abs. 2 ^ vom EigentÏmer hinzunehmen sind. Da fÏr diese<br />

Verrichtungen auch das Betreten des Gr<strong>und</strong>stÏcks erforderlich ist, ergibt sich aus §126<br />

BauGB mittelbar auch eine entsprechende Duldungspflicht. Allerdings darf der EigentÏmer<br />

nicht unverhÌltnismÌÞig belastet werden <strong>und</strong> sind nur solche Einrichtungen zu<br />

dulden, die fÏr die jeweilige ErschlieÞung geeignet <strong>und</strong> erforderlich sind VGH Mannheim<br />

ESVGH17, 90, 92; VGH MÏnchen BayVBl. 1986, 369, 370); insbesondere darf die weitere<br />

legale Ausnutzung des Gr<strong>und</strong>stÏcks nicht verhindert oder wesentlich erschwert werden<br />

OVG MÏnster, Urt. v. 19. 5. 1994 ^ 23 A 3541/92).<br />

Die Verpflichtung aus Abs. 1 besteht gegenÏber dem ErschlieÞungstrÌger. Das ist<br />

i.d. R. die Gemeinde, kann aber auch ein privater TrÌger sein, dem die Verpflichtung aus<br />

§123 I BauGB obliegt Ernst/Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 126<br />

Rdn. 8 a; LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §126 Rdn. 2). Das Bestehen eines ErschlieÞungsvertrages<br />

s. o. Rdn. 31ff.) berÏhrt die Anspruchsinhaberschaft des ErschlieÞungstrÌgers<br />

nicht; die Duldungspflicht besteht weiterhin gegenÏber diesem Vogel in Kohlhammer-<br />

Komm §126 Rdn. 8; Quaas in SchrÎdter §126 Rdn. 1), der allerdings die EigentÏmer verpflichten<br />

kann, das Anbringen der Einrichtungen durch den ErschlieÞungsunternehmer<br />

zu dulden Ernst/Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 126 Rdn. 8). Vor Beginn<br />

der MaÞnahmen nach Abs. 1 ist der EigentÏmer gem. S. 2 zu benachrichtigen. Diese<br />

Benachrichtigung ist kein Verwaltungsakt Vogel in Kohlhammer-Komm §126 Rdn. 12;<br />

LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §126 Rdn. 1; Quaas in SchrÎdter, BauGB, §126 Rdn. 3; a. A.<br />

Ernst/Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §126 Rdn. 13 a ff.). Vielmehr handelt<br />

es sich bei §126 I 2 BauGB lediglich um eine Ordnungsvorschrift, derenVerletzung<br />

nicht die Rechtswidrigkeit der MaÞnahme nach sich zieht <strong>und</strong> nicht das Entstehen der<br />

Duldungspflicht verhindert OVG MÏnster, Urt.v.19.5.1994^23A3541/92).DieDuldungspflicht<br />

wird im Weigerungsfalle duch Verwaltungsakt durchgesetzt, soweit der ErschlieÞungstrÌger<br />

hoheitliche Befugnisse hat. Hingegen muss ein nicht hoheitlich handelnder<br />

ErschlieÞungstrÌger Leistungsklage vor denVerwaltungsgerichten erheben.<br />

Im Falle der SchÌdigung des Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmers infolge der ihm auferlegten Duldungspflicht<br />

aus §126 I BauGB ordnet §126 II 1 BauGB an, dass der ErschlieÞungstrÌger<br />

nach seiner Wahl entweder den Schaden beseitigen muss Naturalherstellung) oder eine<br />

28 <strong>Fischer</strong> EL 19


Allgemeines ErschlieÞungsrecht 60, 61 F<br />

die Naturalherstellung ermÎglichende EntschÌdigung in Geld zu leisten hat Ernst/Grziwotz<br />

in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §126 Rdn. 16 f.;Vogel in Kohlhammer-Komm<br />

§126 Rdn. 14; Quaas in SchrÎdter, BauGB,§126 Rdn. 4; a. A. LÎhr in Battis/Krautzberger/<br />

LÎhr §126 Rdn. 5 EntschÌdigung nur, wenn Naturalherstellung nicht oder nur mit unverhÌltnismÌÞigen<br />

Aufwendungen mÎglich ist). Im Streitfalle entscheidet Ïber die HÎhe der<br />

EntschÌdigung gem. §126 II 2 BauGB nach AnhÎrung der Beteiligten die hÎhere VerwaltungsbehÎrde.<br />

Diese Entscheidung ist ein Verwaltungsakt, der gem. § 217 I BauGB durch<br />

Antrag auf Entscheidung des Baulandgerichts angefochten werden kann. Wird dagegen<br />

Ïber die Naturalherstellung gestritten, ist unmittelbar der Rechtsweg zu den Verwaltungsgerichten<br />

erÎffnet LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §126 Rdn. 6; Vogel in Kohlhammer-Komm<br />

§126 Rdn. 15; Quaas in SchrÎdter §126 Rdn. 4). Der abweichenden Ansicht,<br />

dass auch fÏr Entscheidungen Ïber diese Frage die hÎhere VerwaltungsbehÎrde zustÌndig<br />

sei Ernst/Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §126 Rdn. 17), ist nicht zu folgen.<br />

Denn dann wÌre auch insoweit ^ systemwidrig ^ der Rechtsweg zu den Baulandgerichten<br />

erÎffnet.<br />

Die Nummerierungspflicht nach §126 III BauGB wurde frÏher <strong>und</strong> wird in vielen<br />

LÌndern auch heute noch als eine aus dem Polizei- <strong>und</strong> Ordnungsrecht hergeleitete Aufgabe<br />

betrachtet vgl. die Nachweise bei Ernst/Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§126 Rdn. 20 f. u. bei SchÏrmann/Schwind, DVBl. 2001, 1479, 1480 ff.). Sie ist im Gegensatz<br />

zur Verpflichtung aus §126 I BauGB eine Leistungspflicht <strong>und</strong> beinhaltet zugleich<br />

die Pflicht, die Kosten der Beschaffung, des Anbringens, der Unterhaltung <strong>und</strong> auch der<br />

Umnummerierung zu tragen. Durch die Verweisung in S. 2 auf die Geltung des Landesrechts<br />

ist klargestellt, dass lediglich eine materielle Leistungspflicht besteht, die noch der<br />

Umsetzung ergÌnzenden Landesrechts bedarf SchÏrmann/Schwind, DVBl. 2001, 1479 ff.),<br />

wozu auch auf Landesrecht gestÏtztes Ortsrecht zÌhlt.<br />

60<br />

IV. Die erschlieÞungsrechtliche Bedeutung des § 125 BauGB<br />

§125 BauGB steht zwar im Ersten Abschnitt des SechstenTeils <strong>und</strong> unterliegt ^ im Gegensatz<br />

zu den erschlieÞungsbeitragsrechtlichen Vorschriften der §§ 127 ff. BauGB vgl.<br />

Rdn.1) ^ weiterhin der Gesetzgebungskompetenz des B<strong>und</strong>es, hat aber groÞe Bedeutung<br />

fÏr das ErschlieÞungsbeitragsrecht Driehaus, §125 BauGB ^ zwischen Bauplanungs- <strong>und</strong><br />

ErschlieÞungsbeitragsrecht, in Planung <strong>und</strong> Plankontrolle, S. 407 ff.; vgl. auch LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr<br />

§125 Rdn. 4). Die ErfÏllung der in dieser Vorschrift gestellten Anforderungen<br />

ist nÌmlich Voraussetzung fÏr das Entstehen einer ErschlieÞungsbeitragspflicht<br />

<strong>und</strong> damit der RechtmÌÞigkeit einer Heranziehung zu einem ErschlieÞungsbeitrag<br />

Rdn. 148). Dies folgt daraus, dass ein die Erhebung des ErschlieÞungsbeitrages rechtfertigender<br />

,,voller``, also nicht durch irgendwelche Belastungen in seiner Wertigkeit geminderter<br />

Sondervorteil s. u. Rdn. 69) nur durch eine rechtmÌÞige Herstellung der Erschlie-<br />

Þungsanlage verschafft wird, nicht aber durch eine Herstellung, die ^ im Hinblick auf ihre<br />

Rechtswidrigkeit ^ mit dem Risiko ihrer spÌteren Beseitigung belastet ist BVerwGE 97,<br />

62, 64 ff. = NVwZ 1995, 1209, 1210 = DVBl. 1995, 63). Somit ist § 125 BauGB als b<strong>und</strong>esrechtliche<br />

Vorschrift auch dann zu beachten, wenn ein Land aufgr<strong>und</strong> der insoweit eingerÌumten<br />

Gesetzgebungskompetenz vgl. Rdn. 1ff.) das ErschlieÞungsbeitragsrecht in<br />

Landesrecht ÏberfÏhrt hat vgl. Driehaus § 7 Rdn. 45). Die Blickrichtung des §125 BauGB<br />

auf das ErschlieÞungsbeitragsrecht zeigt sich schon daran, dass nach Abs. 1, der den Kern<br />

<strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>regelung darstellt, allein die Herstellung von ErschlieÞungsanlagen i. S. des<br />

§127 II BauGB, nicht aber der sonstigen Anlagen i.S. des §123 II BauGB das Bestehen<br />

eines Bebauungsplans voraussetzt. Dabei sind allerdings nur Îrtliche Anlagen erfasst,<br />

wÌhrend die Anlegung z. B. von B<strong>und</strong>esfernstraÞen <strong>und</strong> sonstigen ÏberÎrtlichen StraÞen<br />

den straÞenrechtlichen Planfeststellungsvorschriften unterliegt. Letzteres gilt auch fÏr die<br />

Ortsdurchfahrten klassifizierter StraÞen, so dass diese ungeachtet ihres Charakters als Îrt-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 29<br />

61


62<br />

63<br />

64<br />

F 62^64 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

liche Anlagen vgl. z. B. § 5 IV FStrG sowie in erschlieÞungsbeitragsrechtlicher Hinsicht<br />

§128 III Nr. 2 BauGB; zu letzterer Vorschrift Rdn. 309) nicht von §125 BauGB erfasst<br />

sind, wie auch aus § 38 BauGB deutlich wird vgl. in diesem Zusammenhang BVerwG<br />

NVwZ 1998, 290, 293 = DVBl. 1998, 46; LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §125 Rdn. 3).<br />

Gleiches gilt fÏr StÏtzmauern, die zwar zur Benutzbarkeit einer StraÞe notwendig, aber ^<br />

als der StraÞe zugeordnet ^ keine ErschlieÞungsanlage i. S. des §125 BauGB sind<br />

BVerwGE 82, 215, 221 = NVwZ 1990, 78, 79 = DVBl. 1989, 1208).<br />

Der wesentliche Inhalt des §125 BauGB ist das in Abs. 1 ausgesprochene erschlieÞungsrechtliche<br />

Planerfordernis zu dessen Inhalt s. u. Rdn. 150). Insofern ist die amtliche<br />

Ûberschrift ,,Bindung an den Bebauungsplan`` irrefÏhrend <strong>und</strong> unzutreffend. Sie ist Ïbernommen<br />

worden von der Ûberschrift zu §125 BBauG, der in seinem Abs. 1 S. 2 anordnete,<br />

dass die Herstellung bestimmter ^ im Einzelnen aufgefÏhrter ^ ErschlieÞungsanlagen<br />

sich nach den Festsetzungen des Bebauungsplans zu richten habe. Diese Regelung ist<br />

aber in das BauGB nicht Ïbernommen worden, weil sie, wie das BVerwG DÚV 1982, 118,<br />

119 = KStZ 1982, 32 = ZMR 1982, 346) dargelegt hat, mangels eines das Bauplanungsrecht<br />

Ïberschreitenden Gehalts leer lief. Die planungsrechtliche Bindung ergibt sich<br />

nÌmlich aus dem Charakter des Bebauungsplans als Rechtssatz vgl. §10 BauGB). Die<br />

Bindung an die Festsetzungen ist in §125 BauGB lediglich insoweit angesprochen, als in<br />

Abs. 3 ^ unter stillschweigender Voraussetzung der Bindung an den Bebauungsplan ^ bei<br />

ErfÏllung bestimmter Erfordernisse <strong>und</strong> mit Blick allein auf das ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

Rdn. 63) eine Abweichung von den planerischen Festsetzungen fÏr unschÌdlich erklÌrt<br />

wird.<br />

Die Stellung des §125 III BauGB im Ersten Abschnitt, in dem sonst der Begriff der ErschlieÞung<br />

bzw. der ErschlieÞungsanlagen im weitergehenden Sinne verwandt wird<br />

Rdn. 5), <strong>und</strong> der Wortlaut der Vorschrift, der im Gegensatz zu Abs. 1 umfassend von ,,ErschlieÞungsanlagen``<br />

spricht, kÎnnten darauf hindeuten, dass auch hier alle Anlagen i.S. des<br />

§123 II BauGB erfasst sind so Driehaus § 7Rdn.31;Ernst/Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§125 Rdn. 12). DerWortlaut beruht aber lediglich auf der Ûbernahme der<br />

entsprechenden Regelung des §125 I a BBauG. Ausweislich der BegrÏndung BT-Dr. 8/<br />

2451S. 14 <strong>und</strong> 30) zu dieser durch die Novelle vom1. 7.1979 eingefÏgtenVorschrift sollte erreicht<br />

werden, dass die Erhebung von ErschlieÞungsbeitrÌgen nicht an einem planabweichenden<br />

Ausbau scheitert. In der obergerichtlichen Rspr. z. B. OVG Koblenz KStZ<br />

1975, 178) war nÌmlich bis dahin umstr., welche Folgen ein planabweichender Ausbau im<br />

Hinblick auf die ErschlieÞungsbeitragspflicht hatte. SpÌter hat dann das BVerwG NVwZ<br />

1986, 647 = DVBl. 1986, 771 = KStZ 1986, 132; ebenso bereits OVG MÏnster NVwZ 1984,<br />

251 = DVBl. 1983, 139 = KStZ 1983, 151) zutreffend entschieden, gr<strong>und</strong>sÌtzlich hindere eine<br />

planabweichende Herstellung das Entstehen einer ErschlieÞungsbeitragspflicht. Somit erfasst<br />

§125 III BauGB, der systematisch zu den Vorschriften der §§127 ff. BauGB Ïber den<br />

ErschlieÞungsbeitrag gehÎrt Kallerhoff S. 167) ^ ebenso wie Abs. 1<strong>und</strong> 2 ,,diese Anlagen``) ^<br />

, lediglich die ErschlieÞungsanlagen i. S. des § 127 II BauGB so auch LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr<br />

§125 Rdn. 6; Quaas in SchrÎdter § 125 Rdn. 4; Kregel NVwZ 1988, 1102 f.). Das<br />

wird auch durch die Regelung der Nr. 2 bestÌtigt. Danach ist nÌmlich die Unbeachtlichkeit<br />

eines planabweichenden Ausbaus ^ sofern er nicht in einer von Nr. 1 erfassten Planunterschreitung<br />

vgl. dazu Rdn. 152) besteht ^ u. a. davon abhÌngig, dass die ,,ErschlieÞungsbeitragspflichtigen<br />

nicht mehr als bei einer plangemÌÞen Herstellung belastet werden``.<br />

Da §125 I, II <strong>und</strong> ^ wie vorstehend dargelegt Rdn. 63) ^ auch III BauGB den Begriff<br />

der Herstellung ausschlieÞlich auf die ErschlieÞungsanlagen nach §127 II BauGB beziehen,<br />

ist damit lediglich die eine ErschlieÞungsbeitragspflicht auslÎsende erstmalige Herstellung,<br />

nicht aber die darÏber hinausgehende Erweiterung <strong>und</strong> Verbesserung vgl. dazu<br />

Rdn.11) einer ErschlieÞungsanlage gemeint BVerwG DÚV 1982, 118, 119 = KStZ 1982, 32<br />

= ZMR 1982, 346;Vogel in Kohlhammer-Komm §125 Rdn.14; LÎhr in Battis/Krautzberger/<br />

LÎhr §125Rdn.3;vgl.auchOVG MÏnster OVGE 32, 248, 252 = GemT 1978, 32, wonach<br />

zumindest, soweit es den eine StraÞenbaubeitragspflicht auslÎsenden Ausbau einer ,,vorhan-<br />

30 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 65^68 F<br />

denen StraÞe`` ^ vgl. dazu Rdn.192ff. ^ betrifft, §125 BauGB nicht, auch nicht entsprechend,<br />

anzuwenden ist; a. A. Ernst/Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §123<br />

Rdn. 2 b; Kregel NVwZ 1988, 1103). Somit ist §125 III BauGB angesichts der Verbindlichkeit<br />

des Bebauungsplans als Rechtssatz mit der Folge, dass eine planabweichende Herstellung<br />

nicht rechtmÌÞig ist, <strong>und</strong> wegen seines Bezuges auf die erstmalige Herstellung<br />

einer ErschlieÞungsanlage praktisch folgendermaÞen zu lesen: Im Hinblick auf die Erhebung<br />

von ErschlieÞungsbeitrÌgen gelten ErschlieÞungsanlagen i. S. des §127 II BauGB<br />

trotz eines planabweichenden Ausbaus als rechtmÌÞig erstmalig hergestellt, wenn die<br />

Planabweichungen mit den Gr<strong>und</strong>zÏgen der Planung vereinbar <strong>und</strong> die Voraussetzungen<br />

der Nr. 1 bzw. 2 erfÏllt) sind. Damit wird deutlich, dass es sich bei der Vorschrift im Ergebnis<br />

um eine rechtliche Fiktion mit Auswirkungen allein auf das ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

handelt.<br />

Die nÌheren Einzelheiten des Regelungsgehalts des §125 BauGB werden wegen des<br />

vornehmlichen Bezuges zum ErschlieÞungsbeitragsrecht, nÌmlich wegen der AbhÌngigkeit<br />

des Entstehens einer Beitragspflicht von der ErfÏllung der Voraussetzungen des §125<br />

BauGB, im nachstehenden 2. Teil unter Rdn. 148 ff. behandelt.<br />

65<br />

2. Teil: ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

I. Ûberblick<br />

Das BauGB befasst sich in §§127 bis 135, also ^ einschlieÞlich der Ûberleitungsvorschrift<br />

des § 242 ^ in nur zehn Vorschriften mit dem ErschlieÞungsbeitragsrecht. Diese<br />

wenigen Vorschriften sind aber durch zahlreiche Gerichtsentscheidungen, insb. des<br />

BVerwG, ausgefÏllt worden. Das zeigt die groÞe Bedeutung des ErschlieÞungsbeitragsrechts<br />

in der Praxis. Auf die BedÏrfnisse dieser Praxis ist die folgende Darstellung zugeschnitten.<br />

Sie soll dem Beitragspflichtigen, aber auch einem am Erwerb eines Gr<strong>und</strong>stÏcks<br />

bzw. eines Wohnungs- <strong>und</strong> Teileigentums oder eines Erbbaurechts Interessierten sowie<br />

dem im Rahmen der ErschlieÞung eines Gr<strong>und</strong>stÏcks oder der Rechtsberatung TÌtigen<br />

eine Orientierung Ïber das ErschlieÞungsbeitragsrecht ermÎglichen. Dabei ist in erster Linie<br />

von Interesse, ob <strong>und</strong> ggf. in welcher HÎhe ErschlieÞungsbeitrÌge entstehen kÎnnen<br />

<strong>und</strong> ob, falls bereits ein Beitragsbescheid ergangen ist, dieser dem Gr<strong>und</strong>e <strong>und</strong> der HÎhe<br />

nach rechtmÌÞig ist.<br />

DemgemÌÞ werden unter I. zunÌchst die Voraussetzungen besprochen, die erforderlich<br />

sind, damit eine Beitragspflicht dem Gr<strong>und</strong>e nach entsteht. Unter III. werden die die<br />

HÎhe eines dem Gr<strong>und</strong>e nach entstandenen Beitragsanspruchs bestimmenden Faktoren<br />

abgehandelt. AnschlieÞend wird unter IV. besprochen, wie die in bestimmter HÎhe entstandene<br />

sachliche Beitragspflicht durch den gegenÏber dem Beitragspflichtigen ergehenden<br />

Beitragsbescheid in eine persÎnliche Beitragsschuld umgesetzt wird <strong>und</strong> welche TatbestÌnde<br />

die Anforderung eines Beitrags ganz oder teilweise ausschlieÞen. Daneben<br />

werden die TatbestÌnde erÎrtert, bei denen ausnahmsweise bereits vor Entstehen einer<br />

sachlichen Beitragspflicht entweder durch Vorausleistungsbescheid vgl. II.) oder durch<br />

Vertrag vgl.V.) im Wege eines ,,vorgezogenen ErschlieÞungsbeitrages`` ein ErschlieÞungsvorteil<br />

abgegolten wird.<br />

Dabei werden die Vorschriften des BauGB zugr<strong>und</strong>e gelegt. Allerdings ist ^ abgesehen<br />

von den Ûberleitungsbestimmungen in § 242 BauGB ^ gr<strong>und</strong>sÌtzlich auf das Recht<br />

abzustellen, das im Zeitpunkt des Erlasses des Beitragsbescheides bzw. des in der Regel<br />

ergangenen Widerspruchbescheides maÞgeblich war BVerwGE 89, 362 = NVwZ 1992,<br />

670, 671 = DVBl. 1992, 1104; vgl. aber NVwZ 1993, 1202, 1203 = ZMR 1992, 405 = HSGZ<br />

1992, 351, wonach bezÏglich einer ,,Zwischenentscheidung`` wie etwa der Bildung einer<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 31<br />

66<br />

67<br />

68


F 69 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

ErschlieÞungseinheit oder eines Abschnitts [s. u. Rdn. 252], die zum Zeitpunkt dieser<br />

Entscheidung geltende Rechtslage maÞgeblich ist). Soweit also ein vor Inkrafttreten des<br />

BauGB am 1. 7. 1987 ergangener Beitragsbescheid zu ÏberprÏfen ist, sind die Vorschriften<br />

der §§123 bis 135 sowie 180 <strong>und</strong> 183 e BBauG heranzuziehen. Diese Vorschriften sind<br />

jedoch im Wesentlichen inhaltsgleich mit den erschlieÞungs- <strong>und</strong> erschlieÞungsbeitragsrechtlichen<br />

Vorschriften des BauGB vgl. im Einzelnen zu den durch das BauGB eingefÏhrten<br />

Ønderungen LÎhr NVwZ 1987, 549 ff.; Uechtritz BauR 1988, 1ff.).<br />

69<br />

II. Die Voraussetzungen fÏr das Entstehen der sachlichen Beitragspflicht<br />

Ein ErschlieÞungsbeitrag wird erhoben als Gegenleistung fÏr die GewÌhrung eines<br />

Sonder-)Vorteils vgl. dazu nÌher Kallerhoff S. 122 ff.) <strong>und</strong> stellt damit einen echten Beitrag<br />

BVerwGE 25, 148 f.) in Form einer als Kostenerstattungsanspruch ausgestalteten kommunalen<br />

Abgabe BVerwGE 85, 306, 310 = NVwZ 1991, 485, 486 = DVBl. 1990, 1408) dar.<br />

Das Vorliegen eines solchen Sondervorteils, wofÏr die Gemeinde die materielle Beweislast<br />

trifft, ist Voraussetzung fÏr die RechtmÌÞigkeit eines ErschlieÞungsbeitragsbescheides<br />

BVerwGE 99, 18, 20 = NVwZ 1996, 402/3 = DVBl. 1995, 1136). Der gewÌhrteVorteil ErschlieÞungsvorteil)<br />

besteht darin, dass durch die Herstellung einer ErschlieÞungsanlage<br />

i. S. von §127 II BauGB <strong>und</strong> die dadurch gebotene NutzungsmÎglichkeit der Gebrauchswert<br />

des erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcks steigt. Ein heftiger Streit um die Bestimmung des<br />

Vorteilsbegriffs ist durch die Entscheidung des BVerwG E 121, 365 = NVwZ 2004, 1502 =<br />

DVBl. 2005, 55) zur Anwendbarkeit einer satzungsrechtlichenTiefenbegrenzung auf ,,zentrale``<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke des unbeplanten Innenbereichs nach § 34 BauGB vgl. Rdn. 364) ausgelÎst<br />

worden. Dort ist unter Bezugnahme auf BVerwG 62, 300, 302 = NVwZ 1982, 244 =<br />

DVBl. 1982, 72 Folgendes ausgefÏhrt: ,,Dieser ErschlieÞungsvorteil besteht nach der stÌndigen<br />

Rechtsprechung des BVerwG in dem, was die ErschlieÞung fÏr die bauliche oder<br />

gewerbliche Nutzbarkeit Nutzung) des Gr<strong>und</strong>stÏcks hergibt Hervorhebung durch den<br />

Verf.). Mit anderen Worten: Die ErschlieÞung ist Voraussetzung fÏr die nach dem Bebauungsrecht<br />

§§ 30, 33, 34 <strong>und</strong> 35 BauGB) zulÌssige Ausnutzbarkeit der Gr<strong>und</strong>stÏcke, die ihrerseits<br />

Auswirkungen auf den Gebrauchswert Nutzungswert) dieser Gr<strong>und</strong>stÏcke hat. Indem die<br />

Gemeinde durch die Herstellung von ErschlieÞungsanlagen die Voraussetzungen fÏr diese den<br />

Gebrauchswert der Gr<strong>und</strong>stÏcke beeinflussende Ausnutzbarkeit schafft, die letztlich auf der<br />

MÎglichkeit der Inanspruchnahme dieser Anlagen beruht, vermittelt sie den EigentÏmern der<br />

erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke ErschlieÞungs-)Vorteile, zu deren Ausgleich sie ErschlieÞungsbeitrÌge<br />

zu erheben verpflichtet ist. Dieser Vorteilsausgleich hat sich mithin an der durch die ErschlieÞung<br />

ermÎglichten vorbezeichneten Ausnutzbarkeit der Gr<strong>und</strong>stÏcke zu orientieren.`` In<br />

seinen abl. Anm. zu dieser Entscheidung des 9. Senats des BVerwG hÌlt Driehaus DVBl. 2005,<br />

58 ff. <strong>und</strong> ZMR 2005, 82 ff.; vgl. auch Sauthoff NVwZ 2005, 743 f. sowie KÌrgel ZMR 2005,<br />

930 f.) dem Senat vor, er habe einen vom ehemals fÏr das ErschlieÞungsbeitragsrecht zustÌndigen<br />

4. Bau-)Senat des BVerwG verwendeten ^ baurechtlich geprÌgten ^ Vorteilsbegriff zugr<strong>und</strong>e<br />

gelegt. Dieser sei aber in der Rspr. des seit Anfang der 80-iger Jahre bis zum Ende des<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts zustÌndigen Abgabensenat des BVerwG, nÌmlich des 8. Senats, zugunsten eines<br />

mehr beitragsrechtlich geprÌgten Vorteilsbegriffs abgelÎst worden, wonach auf die MÎglichkeit<br />

der Inanspruchnahme der ErschlieÞungsanlage durch das Gr<strong>und</strong>stÏck abzustellen sei<br />

vgl. z. B. BVerwGE 68, 41 = NVwZ 1984, 172 = DVBl. 1984, 184). Dem tritt Storost DVBl.<br />

2005, 1004 ff.) entgegen, indem er darauf hinweist, dass in mehreren Entscheidungen des<br />

8. Senats des BVerwG vgl. z. B. BVerwGE 74, 149 = NVwZ 1986, 1023 = DVBl. 1986, 774;<br />

NVwZ 1994, 910 = KStZ 1994, 171 = ZMR 1994, 237) der ,,baurechtliche`` Vorteilsbegriff<br />

im oben beschriebenen Sinne verwendet worden sei vgl. aber insoweit auch BVerwGE,<br />

106, 147 = NVwZ 1998, 1188 = DVBl. 1998, 715, wo sowohl der ,,baurechtliche`` als auch<br />

der ,,beitragsrechtliche`` Begriff herangezogen ist). Diese uneinheitliche Rspr. mit der<br />

Folge, dass sich sowohl Driehaus als auch Storost zu BegrÏndung ihrer Ansicht auf zahlrei-<br />

32 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 70 F<br />

che Entscheidungen berufen kÎnnen, dÏrfte ihren Ausgangspunkt darin haben, dass<br />

§ 127 II BauGB verschiedene Arten von ErschlieÞungsanlagen kennt <strong>und</strong> deshalb der ErschlieÞungsvorteil<br />

in erster Linie durch die Funktion der ErschlieÞungsanlage funktionelle<br />

Abgrenzung) festgelegt ist BVerwGE 97,185,192=NVwZ1995,1216=DVBl.1995,<br />

527, E 97, 195 = NVwZ 1995, 1218 = DVBl. 1995, 530; vgl. auch Driehaus § 9 Rdn. 5). Es ist also<br />

von der beitragsgemÌÞen ErschlieÞungsfunktion der jeweils abzurechnenden Anlage auszugehen,<br />

wobei zu berÏcksichtigen ist, dass zur ErschlieÞung nicht nur MaÞnahmen gehÎren, die<br />

die bebauungsrechtlich zulÌssige Nutzung von Gr<strong>und</strong>stÏcken erst ermÎglichen, sondern auch<br />

solche Anlagen, die eine derartige Nutzung ,,erleichtern``, d. h. verbessern BVerwGE 78, 125 =<br />

NVwZ 1988, 359 = DVBl. 1988, 239 unter Bezugnahme auf die Gesetzesmaterialien, vgl. auch<br />

Quaas in SchrÎdter § 127 Rdn. 5; a. A. aber ^ ebenfalls unter Hinweis auf die Gesetzesmaterialien<br />

^ <strong>und</strong> die Respr. des BVerfG Storost a.a. O. S.1007/8, der die Auffassung vertritt, alle Erschlie-<br />

Þungsanlagen ermÎglichten erst die bebauungsrechtlich zulÌssige Nutzung eines Gr<strong>und</strong>stÏcks,<br />

wobei die von ihm unter FuÞn. 50 genannte BT-Drucks. gerade von Anlagen spricht, die ,,insbesondere<br />

. . . erst die Bebauung eines Gr<strong>und</strong>stÏcks ermÎglichen``, also gerade davon ausgeht,<br />

dass auch noch andere ErschlieÞungsanlagen erfasst sind; gegen Storost zutr. KÌrgel ZMR 2005,<br />

930 f.). Zu den Anlagen der erstgenannten Art zÌhlen die AnbaustraÞen nach § 127 II Nr. 1<br />

BauGB <strong>und</strong>, sofern die Bebaubarkeit ^ allerdings im Zusammenwirken mit der AnbaustraÞe ^<br />

erst durch den Wohnweg bewirkt wird vgl. Rdn.103, 104), auch die Wohnwege nach § 127 II<br />

Nr. 2 BauGB so auch VG Minden NWVBl. 1991, 128; LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr § 124<br />

Rdn. 24; Kallerhoff S. 127; Schmaltz DVBl. 1987, 208). Das Anlegen einer AnbaustraÞe bzw. eines<br />

Wohnweges ermÎglicht nÌmlich erst die erschlieÞungsbeitragsrechtlich relevante Nutzung<br />

eines Gr<strong>und</strong>stÏcks. Vermittelt die AnbaustraÞe einem angrenzenden Gr<strong>und</strong>stÏck das, was fÏr<br />

dessen zulÌssige Bebaubarkeit an verkehrlicher ErschlieÞung vom Bebauungsrecht §§ 30ff.<br />

BauGB) verlangt wird, ist das Gr<strong>und</strong>stÏck durch diese StraÞe bebauungsrechtlich hinreichend<br />

verkehrsmÌÞig erschlossen, wÌchst also dem Gr<strong>und</strong>stÏck durch die Vermittlung des bebauungsrechtlichen<br />

Erschlossenseins ein ErschlieÞungsvorteil zu BVerwG NVwZ 1990, 872 =<br />

KStZ 1990, 150 = ZMR 1990, 233). Dagegen wird durch die Herstellung der Ïbrigen Erschlie-<br />

Þungsanlagen nach § 127 II Nrn. 2 bis 5 BauGB eine an sich schon durch das Bestehen einer<br />

AnbaustraÞe ermÎglichte Gr<strong>und</strong>stÏcksnutzung lediglich verbessert. GrÏnanlagen i.S. des § 127<br />

II Nr. 4 BauGB bieten den erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcken dazu Rdn. 355) eine Verbesserung der<br />

ErschlieÞung, indem sie als ,,Gartenersatz`` der physischen <strong>und</strong> psychischen Erholung des<br />

Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmers zu dienen geeignet sind vgl. Rdn.122 <strong>und</strong> 356). LÌrmschutzanlagen<br />

nach § 124 II Nr. 5 BauGB bieten den Gr<strong>und</strong>stÏcken einen ErschlieÞungsvorteil, indem sie<br />

eine Verminderung von LÌrm in Form einer merklichen Schallpegelherabsetzung bewirken<br />

BVerwGE 80, 99 = NVwZ 1989, 566 = DVBl. 1988, 1162; vgl. auch Rdn. 360). In diesem Zusammenhang<br />

weist der VGH Kassel NVwZ-RR 1995, 106, 107 = HSGZ 1995, 163 = Gemht<br />

1996, 67) zutreffend darauf hin, dass ein Erschlossensein <strong>und</strong> damit in aller Regel eine Beitragspflicht<br />

fÏr die Herstellung einer Immissionsschutzanlage auch fÏr solche Gr<strong>und</strong>stÏcke gegeben<br />

sein kann, die ohne das Vorhandensein einer solchen Anlage baulich oder gewerblich<br />

bzw. in sonstiger erschlieÞungsbeitragsrechtlich relevanter Weise nutzbar wÌren. Der Verbesserung<br />

der ErschlieÞung dienen schlieÞlich auch SammelstraÞen nach § 127 II Nr. 3 BauGB vgl.<br />

Driehaus § 9 Rdn. 9) <strong>und</strong> ParkflÌchen i.S. des § 127 II Nr. 4 BauGB BVerwGE 78, 125 = NVwZ<br />

1988, 359 = DVBl. 1988, 239). Ausgehend von der unterschiedlichen ErschlieÞungsfunktion<br />

der verschiedenen Arten von ErschlieÞungsanlagen bietet es sich an, bei der Abrechnung von<br />

AnbaustraÞen <strong>und</strong> Wohnwegen eher den ,,baurechtlichen`` Vorteilsbegriff <strong>und</strong> bei der Abrechnung<br />

der Ïbrigen ErschlieÞungsanlagen, insbesondere der GrÏnanlagen vgl. BVerwGE 97,<br />

195, 200 f. = NVwZ 1995, 1218, 1220 = DVBl. 1995, 530; E 100, 105, 112 f. = NVwZ 1996, 803,<br />

804/5 = KStZ 1997, 75), eher den ,,beitragsrechtlichen`` Vorteilsbegriff zugr<strong>und</strong>e zu legen so<br />

auch Waibl, BayVBl. 2005, 250/1; vgl. auch Kallerhoff S. 126 f. <strong>und</strong> Sauthoff, NVwZ2005,743,<br />

744/5).<br />

Die Vermittlung eines ErschlieÞungsvorteils fÏr ein Gr<strong>und</strong>stÏck aufgr<strong>und</strong> der Herstellung<br />

einer ErschlieÞungsanlage wird vom Gesetz unwiderleglich ohne RÏcksicht darauf<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 33<br />

70


F 71^75 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

71<br />

72<br />

vermutet, ob der jeweilige Pflichtige die ErschlieÞung subjektiv als vorteilhaft betrachtet.<br />

So kann z. B. gegenÏber einer Beitragserhebung nicht mit Erfolg eingewendet werden,<br />

durch die abgerechnete MaÞnahme sei eine vormals ruhige AnliegerstraÞe zu einer DurchgangsstraÞe<br />

geworden, auf der mit hÎherer Geschwindigkeit wesentlich mehr Fahrzeuge<br />

fÏhren, so dass eine erheblich grÎÞere LÌrmbelÌstigung eingetreten sei. Ebenso ist unerheblich,<br />

ob das Gr<strong>und</strong>stÏck durch eine andere ErschlieÞungsanlage bereits ausreichend<br />

erschlossen war sog. Zweit- oder MehrfacherschlieÞung; s. u. Rdn. 334, 409 ff.) <strong>und</strong> deshalb<br />

auf die Herstellung der abgerechneten Anlage nicht angewiesen ist.<br />

Nach der Gesetzessystematik ist zwischen der in §133 II 1 BauGB geregelten sachlichen<br />

Beitragspflicht <strong>und</strong> der persÎnlichen Beitragspflicht vgl. §134 I BauGB) zu unterscheiden.<br />

Die sachliche Beitragspflicht entsteht bezogen auf ein erschlossenes Gr<strong>und</strong>stÏck <strong>und</strong><br />

begrÏndet damit ein lediglich abstraktes ^ deshalb wird die sachliche auch abstrakte Beitragspflicht<br />

genannt ^ Beitragsschuld)verhÌltnis. Letzteres bedarf der Konkretisierung<br />

gegenÏber einem individuellen persÎnlichen) Beitragspflichtigen, der den Beitrag zu entrichten<br />

hat.<br />

Der Wortlaut des §133 II 1 BauGB legt die Annahme nahe, die sachliche Beitragspflicht,<br />

deren Entstehen zugleich den Beginn der VerjÌhrungsfrist bewirkt, knÏpfe lediglich an die<br />

endgÏltige Herstellung der ErschlieÞungsanlage an. Letztere ist aber nur eine Voraussetzung<br />

neben anderen, die ^ ohne dass eine zeitliche Reihenfolge einzuhalten ist ^ zum<br />

Entstehen der Beitragspflicht vorliegen mÏssen vgl. dazu ausf. Driehaus ZMR 1999,<br />

517 ff.). So entsteht die sachliche Beitragspflicht z. B. im Falle einer der endgÏltigen Herstellung<br />

einer Anlage zeitlich nachfolgenden Widmung s. u. Rdn. 138 ff.) erst mit Letzterer,<br />

ohne dass die Dauer des Zeitraums zwischen Herstellung <strong>und</strong> Widmung von Bedeutung<br />

ist BVerwG NVwZ-RR 1998, 513 = ZMR 1998, 120). Neben dem Bestehen einer<br />

wirksamen ErschlieÞungsbeitragssatzung mÏssen sowohl auf die abgerechnete Erschlie-<br />

Þungsanlage als auch auf das den Gegenstand der Beitragspflicht bildende dingliche Recht<br />

vgl. §134 II BauGB) bezogene Voraussetzungen erfÏllt sein.<br />

In Baden-WÏrttemberg ^ vgl. zur dortigen Rechtslage Rdn.1b ^ setzt gemÌÞ § 41 I<br />

1 KAG BW das Entstehen der Beitragspflicht ^ als Beitragsschuld bezeichnet ^ die endgÏltige<br />

Herstellung der ErschlieÞungsanlage, die ErfÏllung der Anforderungen des § 125<br />

BauGB vgl. Rdn.148 ff.) <strong>und</strong> die Îffentliche Nutzbarkeit der Anlage voraus vgl. dazu<br />

krit. Driehaus NVwZ 2005, 1136, 1140). DarÏber hinaus hat die Gemeinde den Zeitpunkt<br />

der endgÏltigen Herstellung <strong>und</strong> des Entstehens der Beitragsschuld bekannt zu geben<br />

§ 41 I 2 KAG BW).<br />

1. Das Bestehen einer wirksamen ErschlieÞungsbeitragssatzung<br />

73 Das Vorliegen einer formell <strong>und</strong> materiell wirksamen ErschlieÞungsbeitragssatzung ist<br />

Voraussetzung nicht nur der RechtmÌÞigkeit eines Beitragsbescheides als notwendige ergÌnzende<br />

ortsrechtliche Rechtsgr<strong>und</strong>lage zu denVorschriften der §§127 ff. BauGB, sondern<br />

auch dafÏr, dass eine Beitragspflicht Ïberhaupt entstehen kann. Aus der durch §127 I<br />

BauGB angeordneten Pflicht der Gemeinde zur Erhebung von ErschlieÞungsbeitrÌgen<br />

Rdn. 417) i.V.m. §132 BauGB ergibt sich der Zwang zum Erlass einer ErschlieÞungsbeitragssatzung,<br />

sofern, was i.d. R. anzunehmen ist, in der Gemeinde eine ErschlieÞungstÌtigkeit<br />

beabsichtigt ist BVerwG DÚV 1970, 203 = ZMR 1969, 369).<br />

74 Die ortsgesetzlichen ErschlieÞungsbeitragsbestimmungen mÏssen nicht unbedingt in<br />

einer einzigen Satzung, sondern kÎnnen auch in verschiedenen einander ergÌnzenden oder<br />

Ìndernden sog. Einzelsatzung) Satzungen enthalten sein. Allerdings ist der Ortsgesetzgeber<br />

zum Zwecke der Vorhersehbarkeit <strong>und</strong> Ûberschaubarkeit gehalten, die Regelungen<br />

mÎglichst in einer einzigen Ortssatzung zu treffen BVerwG BRS37Nr.142S.287).<br />

75 a) Die formelle Wirksamkeit der ErschlieÞungsbeitragssatzung. Die formelle<br />

Wirksamkeit der ErschlieÞungsbeitragssatzung, also deren Erlass, Genehmigung <strong>und</strong><br />

Bekanntmachung, richtet sich ausschlieÞlich nach Orts- <strong>und</strong> Landesrecht. Danach ist im<br />

34 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 76^79 F<br />

Allgemeinen zustÌndiges Organ fÏr die Beschlussfassung Ïber die Satzung, d. h. deren Erlass,<br />

der Gemeinderat. Daran mitwirken kÎnnen auch die Parlamentarier, die EigentÏmer<br />

bzw. Erbbauberechtigte von im Gemeindegebiet gelegenen Gr<strong>und</strong>stÏcken sind OVG<br />

MÏnster BauR 1981, 466 = ZMR 1981, 191 = KStZ 1981, 14). Eine die Mitwirkung hindernde<br />

Befangenheit dÏrfte allerdings bei einem Beschluss anzunehmen sein, der sich auf<br />

ein eng umrissenes <strong>und</strong> gerade das Gr<strong>und</strong>stÏck des potenziell Befangenen erfassendes Gebiet<br />

bezieht wie z. B. die Bildung einer ErschlieÞungseinheit a. A. mit unzutreffender BegrÏndung<br />

VGH Kassel Gemht 1988, 159) <strong>und</strong> eines Abschnitts vgl. Rdn. 257 ff.) oder der<br />

Erlass einer Abweichungssatzung Rdn. 175).<br />

Sollen materiell unwirksame durch gÏltige Bestimmungen ersetzt werden, bedarf es<br />

keiner Beschlussfassung Ïber die gesamte Satzung, sondern nur Ïber die zu ersetzenden<br />

Vorschriften BVerwGE 50, 5 = NJW 1976, 1115). Durch das Inkrafttreten einer formell<br />

wirksamen Satzung werden die denselben Rechtscharakter enthaltenden Bestimmungen<br />

einer vorherigen Satzung auÞer Kraft gesetzt. Erweist sich die neue Satzung als ganz oder<br />

teilweise materiell unwirksam, lebt die alte Satzung insoweit aber nicht wieder auf OVG<br />

Koblenz KStZ 1976, 155).<br />

Im Allgemeinen bedarf die ErschlieÞungsbeitragssatzung keiner aufsichtsbehÎrdlichen<br />

Genehmigung vgl. allerdings Rdn. 503). Allenfalls ist kraft Landesrechts eine Genehmigung<br />

zum Zwecke der rÏckwirkenden Inkraftsetzung erforderlich. Die Satzung bedarf<br />

jedoch der Ausfertigung, mit der das zustÌndige Gemeindeorgan ^ i. d. R. der BÏrgermeister<br />

^ durch seine handschriftliche Unterzeichnung samt Datumsangabe nach auÞen<br />

wahrnehmbar macht <strong>und</strong> bezeugt, dass der Inhalt der Originalurk<strong>und</strong>e mit dem Satzungsbeschluss<br />

Ïbereinstimmt <strong>und</strong> die fÏr die Rechtswirksamkeit maÞgeblichen UmstÌnde<br />

beachtet worden sind OVG Koblenz AS 22, 380 = BauR 1989, 693 = NVwZ-RR<br />

1990, 61; VGH MÏnchen NVwZ-RR 1990, 588 = KStZ 1991, 100 = BayVBl. 1991, 23). Die<br />

Ausfertigung muss nach einer evtl. erforderlichen Genehmigung <strong>und</strong> vor der Bekanntmachung<br />

erfolgen. Ist diese Reihenfolge nicht eingehalten, ist die Satzung unwirksam<br />

VGH MÏnchen NVwZ 1994, 88 = BayVBl. 1993, 530; VG Meiningen LKV 1996, 142). Als<br />

Form der Bekanntmachung der Satzung ist i.d. R. die VerÎffentlichung in amtlichen BlÌttern<br />

oder Tageszeitungen vorgeschrieben vgl. zu den Anforderungen an die Lesbarkeit des<br />

TextesVGH Kassel NVwZ 1985, 511 = KStZ 1985, 56).<br />

76<br />

77<br />

b) Die materielle Wirksamkeit der ErschlieÞungsbeitragssatzung. Der Wortlaut<br />

des §132 BauGB ,, . . . regeln durch Satzung. . .``) legt es auf den ersten Blick nahe, dass die<br />

unter Nr. 1 bis 4 aufgefÏhrten GegenstÌnde in der Satzung geregelt sein mÏssen. Das gilt<br />

jedoch zunÌchst nicht fÏr die unter Nr. 2 genannte HÎhe der EinheitssÌtze <strong>und</strong> die in<br />

Nr. 3 angesprochene Kostenspaltung. Denn diese GegenstÌnde bedÏrfen nur einer Regelung<br />

in der Satzung, wenn die Gemeinde von der in §130 I 1 Alt. 2 BauGB eingerÌumten<br />

MÎglichkeit der Ermittlung des Aufwands nach EinheitssÌtzen Rdn. 273 ff.) bzw. von<br />

der ihr durch §127 III BauGB freigestellten Abrechnung im Wege der Kostenspaltung<br />

Rdn. 214 ff.) tatsÌchlich Gebrauch machen will. Deshalb werden entsprechende Satzungsbestimmungen<br />

als bedingt erforderlich bzw. bedingt notwendig bezeichnet Driehaus<br />

§11 Rdn. 24 ff.; Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §132 Rdn. 22). Dazu zÌhlen<br />

auch Regelungen Ïber die Art der Ermittlung des Aufwands §132 Nr. 2 BauGB), d. h.<br />

die Methode der Ermittlung des Aufwands entweder nach tatsÌchlichen Kosten oder nach<br />

EinheitssÌtzen vgl. §130 I 1 BauGB; dazu Rdn. 270). Fehlt nÌmlich eine entsprechende<br />

Satzungsbestimmung, wird der Aufwand nach der den gesetzlichen Regelfall bildenden<br />

Methode, also nach den tatsÌchlichen Kosten, ermittelt BVerwG NVwZ 1986, 299, 301f.<br />

= BRS 43 Nr. 96 S. 239, 244 ff.).<br />

Im Gegensatz zu den bedingt erforderlichen stehen die unbedingt erforderlichen Bestimmungen,<br />

die vorhanden sein mÏssen, damit die Gemeinde ihrer Verpflichtung zum<br />

Erlass einer Satzung Rdn. 73) nachkommt. Bestehen solche Bestimmungen nicht oder<br />

sind sie ungÏltig, fehlt es an einer Voraussetzung fÏr das Entstehen der Beitragspflicht <strong>und</strong><br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 35<br />

78<br />

79


80<br />

81<br />

82<br />

83<br />

84<br />

F 80^84 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

zugleich an einer Rechtsgr<strong>und</strong>lage fÏr den Erlass eines Beitragsbescheides Driehaus §11<br />

Rdn. 21). Unbedingt erforderlich in diesem Sinne sind Regelungen Ïber die Merkmale<br />

der endgÏltigen Herstellung einer ErschlieÞungsanlage §132 Nr. 4 BauGB; dazu Rdn.<br />

169 ff.) <strong>und</strong> die Verteilung des Aufwands §132 Nr. 2 BauGB; dazu Rdn. 371ff.).<br />

Zur Unwirksamkeit der Satzung fÏhrt dagegen nicht das Fehlen von Bestimmungen<br />

Ïber den Umfang der ErschlieÞungsanlagen vgl. zu deren zulÌssigem Inhalt Rdn. 313),<br />

d. h. die Festsetzung genereller HÎchst- <strong>und</strong> MindestmaÞe, insb. von HÎchst- <strong>und</strong> Mindestbreiten<br />

der StraÞen vgl. auch VGH MÏnchen NVwZ-RR 1994, 176f. = ZMR 1993,<br />

484 zu einer Regelung fÏr verkehrsberuhigte Bereiche gem. § 42 IVa StVO). Denn der insoweit<br />

maÞgebliche §132 Nr. 1 BauGB verweist ausdrÏcklich auf §129 BauGB, der in<br />

Abs. 1 S. 1 den Umfang einer ErschlieÞungsumlage begrenzt. Es ist daher bei der Ermittlung<br />

des beitragsfÌhigen Aufwands ohnehin eine PrÏfung dahin erforderlich, ob trotz Einhaltung<br />

des in der Satzung festgelegten Umfangs die Erforderlichkeit i. S. von §129 I 1<br />

BauGB gewahrt ist vgl. Rdn. 314). Somit kann eine Beitragspflicht trotz Fehlens einer<br />

wirksamen Satzungsbestimmung Ïber den Umfang der ErschlieÞungsanlage entstehen<br />

Driehaus §11 Rdn. 26; Sailer in Cholewa/Dyong/von der Heide/Sailer §132 Anm. 2).<br />

Auch das Fehlen einer Bestimmung Ïber die HÎhe des Gemeindeanteils berÏhrt nicht<br />

die Wirksamkeit der Satzung. Zwar ist der Gemeindeanteil nach §129 I 3 BauGB vom<br />

beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwand vgl. Rdn. 316) abzusetzen, so dass dieser Vorgang<br />

zur Verteilung des ErschlieÞungsaufwands i. S. von §132 Nr. 2 BauGB zÌhlt BVerwGE 70,<br />

204 = DVBl. 1985, 296). Fehlt aber eine Bestimmung Ïber die HÎhe des Gemeindeanteils,<br />

gilt kraft Gesetzes, nÌmlich nach §129 I 3 BauGB, der dort festgelegte Anteil von 10 v. H.<br />

Driehaus §11 Rdn. 28; Sailer in Cholewa/Dyong/von der Heide/Sailer §132 Anm.4; LÎhr in<br />

Battis/Krautzberger/LÎhr §129 Rdn. 28; a. A. Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§132 Rdn.18; vgl. dagegen zur Rechtslage in Baden-WÏrttemberg ^ dazu Rdn.1b ^ § 34<br />

KAG BW <strong>und</strong> krit. dazu Driehaus NVwZ 2005, 1136, 1137/8).<br />

Umstr. ist, ob Ïber die Vorschrift des §132 BauGB hinaus die Satzung angeben muss,<br />

fÏr welche Arten von ErschlieÞungsanlagen ein ErschlieÞungsbeitrag erhoben wird bejahend<br />

Driehaus §11 Rdn. 20; LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §132 Rdn. 12), oder ob sich<br />

das ohne entsprechende Satzungsbestimmung unmittelbar aus dem Gesetz ergibt so Sailer<br />

in Cholewa/Dyong/von der Heide/Sailer §132 Anm. 2). Diese Frage ist aber nicht von groÞer<br />

praktischer Bedeutung. Denn zum einen ist das Entstehen einer Beitragspflicht nur fÏr<br />

solche Arten von ErschlieÞungsanlagen in Frage gestellt, die in der Satzung nicht erwÌhnt<br />

sind. Zum anderen kann durch eine ErgÌnzungssatzung jederzeit die bisher fehlende Art<br />

von ErschlieÞungsanlagen fÏr beitragsfÌhig erklÌrt werden mit der Folge, dass auch ohne<br />

Anordnung einer RÏckwirkung fÏr eine bereits zuvor hergestellte Anlage eine Beitragspflicht<br />

zu entstehen vermag Driehaus §11 Rdn. 21; LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §132<br />

Rdn. 12).<br />

Neben den bedingt oder unbedingt erforderlichen gibt es noch sonstige Bestimmungen,<br />

die zwar nicht in der Satzung enthalten sein mÏssen, aber Ïblicherweise ^ oftmals lediglich<br />

unter Wiederholung des Gesetzeswortlauts oder in Anlehnung an diesen ^ dort<br />

aufgenommen sind. Dazu zÌhlen Vorschriften Ïber die Erhebung einer Vorausleistung<br />

nach §133 III 1 BauGB Rdn. 226 ff.) <strong>und</strong> die AblÎsung des Beitrags nach §135 III 5<br />

BauGB Rdn. 487 ff.), die Tiefenbegrenzung Rdn. 363 ff.; vgl. OVG Magdeburg ZMR<br />

2002, 629, 630 dazu, dass die Unwirksamkeit solcher Bestimmungen nicht die Wirksamkeit<br />

der Satzung im Ûbrigen berÏhrt) sowie Ïber die in §§134, 135 BauGB geregelten<br />

Materien, insbesondere Ïber die St<strong>und</strong>ung Rdn. 456) <strong>und</strong> den Erlass Rdn. 472 ff.) des<br />

Beitrags.<br />

Da die Frage der materiellen Teil- oder Gesamtnichtigkeit von ErschlieÞungsbeitragssatzungen<br />

sich in der Praxis im Wesentlichen nur im Zusammenhang mit der Fehlerhaftigkeit<br />

von Herstellungs- <strong>und</strong> Verteilungsregelungen stellt, wird darauf an entsprechender<br />

Stelle eingegangen vgl. Rdn. 184 ff., 377 ff.).<br />

36 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 85, 86 F<br />

2. Die Herstellung einer erschlieÞungsbeitragsfÌhigen Anlage<br />

Wie aus §127 II <strong>und</strong> insb. IV) BauGB folgt, kÎnnen ErschlieÞungsbeitrÌge nur fÏr die<br />

Herstellung der dort im Einzelnen abschlieÞend angefÏhrten Arten von ErschlieÞungsanlagen<br />

sowie Ïbergangsweise im Einzelfall fÏr die Herstellung von KinderspielplÌtzen vgl.<br />

§ 242 V BauGB; dazu Rdn. 131ff.) erhoben werden. Der Begriff der beitragsfÌhigen ErschlieÞungsanlage<br />

i. S. des § 127 II BauGB hebt auf eine natÏrliche Betrachtungsweise ^<br />

dabei ist nicht zwingend eine Augenscheineinnahme erforderlich BVerwG NVwZ 1998,<br />

290, 291 = DVBl. 1998, 46) ^ ab, wonach maÞgebend das durch die tatsÌchlichen Gegebenheiten<br />

geprÌgte Erscheinungsbild in Form des Gesamteindrucks eines unbefangenen<br />

Beobachters ist BVerwGE 95, 176, 185 = NVwZ 1994, 913, 915 = DVBl. 1994, 812). Dies<br />

gilt u. a. vgl. dazu ausf. Stamm, DWW 2001, 326 ff.) hinsichtlich der Beurteilung,<br />

^ ob ein StraÞenzug eine einzelne ErschlieÞungsanlage i. S. von § 127 II Nr. 1 BauGB<br />

s. u. Rdn. 86 ff.) oder i. S. von §127 II Nr. 2 BauGB darstellt oder aus mehreren Anlagen<br />

besteht BVerwGE 101, 12, 16 f. = NVwZ 1996, 795 f. = DVBl. 1996, 1057; BVerwGE 101,<br />

225, 226 f. = NVwZ 1998, 67 = DVBl. 1996, 1325 unter Abstellen auf die tatsÌchlichen<br />

VerhÌltnisse im Zeitpunkt des Entstehens der sachlichen ErschlieÞungsbeitragspflicht<br />

nach §133 II BauGB ^ s. Rdn. 69 ff., 208 ff. ^; vgl. auch OVG MÏnster OVGE 47, 154 ff. =<br />

NWVBl. 1999, 466, das auf das ÌuÞere Erscheinungsbild der StraÞenflÌche, nÌmlich<br />

StraÞenfÏhrung, Breite <strong>und</strong> Ausstattung abstellt, wobei der unterschiedliche Charakter<br />

der angrenzenden Baugebiete ohne Bedeutung ist; ferner Driehaus ZMR 1997, 445ff.),<br />

^ ob eine von einer AnbaustraÞe oder einer Anlage nach §127 II Nr.2 BauGB abzweigende<br />

Verkehrsanlage als deren Bestandteil vgl. dazu unter dem Gesichtspunkt der ,,SelbstÌndigkeit``<br />

von AnbaustraÞen insbes. Rdn.87 ff.) anzusehen ist BVerwG NVwZ-RR 1996, 463,<br />

464 = DVBl.1996,1051),<br />

^ welche FlÌchen zur jeweiligen ErschlieÞungsanlage gehÎren BVerwGE 88, 53, 56 =<br />

NVwZ 1991, 1094, 1095 = DVBl. 1991, 591; OVG MÏnster NVwZ-RR 1999, 678 =<br />

Gemht 2001, 254).<br />

Allerdings kann ausnahmsweise aus RechtsgrÏnden ein Abweichen von dieser gr<strong>und</strong>sÌtzlich<br />

anzustellenden Betrachtungsweise geboten sein, etwa weil eine danach einheitliche<br />

ErschlieÞungsanlage hinsichtlich einer Teilstrecke aufgr<strong>und</strong> eines ErschlieÞungsvertrages<br />

s. Rdn. 31ff.) <strong>und</strong> das restliche TeilstÏck durch die Gemeinde selbst ausgebaut wird OVG<br />

MÏnster NWVBl. 1999, 262/3 = DÚV 1999, 568 unter AnfÏhren weiterer Ausnahmen; vgl.<br />

zu diesen Rdn. 89, 90 u. 98). Hier ist nÌmlich aufgr<strong>und</strong> der von der Gemeinde durch den<br />

Abschluss des ErschlieÞungsvertrages getroffenen Regimeentscheidung vgl. Rdn. 31) eine<br />

Aufteilung der an sich einheitlichen Anlage geboten so auch OVG LÏneburg ^Beschl.v.<br />

27. 4. 2000 ^ 9 M 4297/99 ^; VG Magdeburg ZMR 2005, 490; ferner zust. Driehaus ZMR<br />

2003, 309 f.). Die vom ErschlieÞungsvertrag erfasste Teilstrecke unterliegt nicht dem Refinanzierungssystem<br />

des ErschlieÞungsbeitragsrechts, so dass es sich bei den einzelnen<br />

Teilstrecken um jeweils selbstÌndige ErschlieÞungsanlagen i.S. von § 127 II Nr.1 BauGB<br />

bzw. § 124 II BauGB handelt a. A. OVG Schleswig NordÚR 2003, 206). Dies hat zur<br />

Folge, dass die von der im Rahmen des ErschlieÞungsvertrages hergestellten Teilstrecke<br />

erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke, deren EigentÏmer ihren Anteil an den Herstellungskosten bereits<br />

an den ErschlieÞungsunternehmer entrichtet haben vgl. Rdn. 47), nicht an der Verteilung<br />

des durch die Herstellung der Ïbrigen Teilstrecken) verursachten ErschlieÞungsaufwands<br />

teilnehmen.<br />

85<br />

a) Die zum Anbau bestimmten StraÞen,Wege <strong>und</strong> PlÌtze §127 II Nr.1 BauGB).<br />

Zum weitaus Ïberwiegenden Anteil betreffen Veranlagungen zum ErschlieÞungsbeitrag<br />

die Herstellung von zum Anbau bestimmten StraÞen, sog. AnbaustraÞen im KAG BW ^<br />

vgl. dazu Rdn.1b ^ in § 33 I Nr.1 aufgefÏhrt), von denen die Wege <strong>und</strong> PlÌtze nur eine<br />

unbedeutende Unterart darstellen. Sie mÏssen, wie mittelbar aus §127 II Nr. 4 BauGB<br />

folgt, dem Verkehr dienen, <strong>und</strong> zwar, wie sich aus einem Gegenschluss aus §127 II Nr. 2<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 37<br />

86


87<br />

88<br />

F 87, 88 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

BauGB ergibt, dem Kraftfahrzeugverkehr. DarÏber hinaus ergeben sich aus dem Gesetz<br />

sowie aufgr<strong>und</strong> des Sinns <strong>und</strong> Zwecks der Vorschrift weitere Anforderungen an die BeitragsfÌhigkeit<br />

von AnbaustraÞen.<br />

aa) Die SelbstÌndigkeit der AnbaustraÞe. Das Entstehen einer ErschlieÞungsbeitragspflicht<br />

infolge der Herstellung einer AnbaustraÞe erfordert deren SelbstÌndigkeit, was zunÌchst<br />

natÏrlich voraussetzt, dass die Anlage eine einzelne Anlage darstellt s.o. Rdn. 85 <strong>und</strong><br />

BVerwG NVwZ-RR 1995, 695, 696 = KStZ 1996, 156 zur erschlieÞungsrechtlichen Aufspaltung<br />

eines insgesamt 200 m langen, zwischen 2,50 <strong>und</strong> 3,50 m breiten Verbindungsweges<br />

unter dem Gesichtspunkt der unterschiedlichen ErschlieÞungsfunktion). Die erschlieÞungsrechtlich<br />

gesehen selbstÌndige Anlage ist abzugrenzen von der zwar mit<br />

Kraftfahrzeugen aller Art befahrbaren, aber dennoch nur unselbstÌndigen Anlage, weil<br />

diese als von der selbstÌndigen AnbaustraÞe abzweigende Zufahrt nur deren ,,AnhÌngsel``<br />

darstellt BVerwGE 99, 23, 25 = NVwZ-RR 1996, 223 = DVBl. 1995, 1137). FÏr diese in<br />

der Praxis bedeutsame Abgrenzung lassen sich leider keine auf den ersten Blick leicht fasslichen<br />

Kriterien nennen. Denn insoweit ist abzustellen auf den Gesamteindruck, den die<br />

Anlage nach den jeweiligen tatsÌchlichen VerhÌltnissen einem unbefangenen Beobachter<br />

vermittelt, wobei ihrer Ausdehnung besondere Bedeutung zukommt; dafÏr sind wiederum<br />

von erheblichem Belang die LÌnge <strong>und</strong> Breite sowie die Zahl der angrenzenden<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke BVerwGE 67,216,217=NVwZ1984,170,171).<br />

BezÏglich der SelbstÌndigkeit von StichstraÞen bzw. Sackgassen hat das BVerwG<br />

E 70, 247, 251 = NVwZ 1985, 346, 347; E 99, 23, 25 = NVwZ-RR 1996, 223 = DVBl.<br />

1995, 1137; vgl. auch NVwZ 1985, 753) unter besonderer BerÏcksichtigung des Umstands,<br />

in welchem MaÞe die StichstraÞe von dem Hauptzug, in den sie einmÏndet, abhÌngt, folgende<br />

Leitlinien aufgestellt: Eine Îffentliche, zum Befahren mit Kraftfahrzeugen aller Art<br />

vorgesehene, nicht verzweigte StichstraÞe ist i.d.R. bis zu einer LÌnge von 100 m <strong>und</strong> bei<br />

einer dieser Ausdehnung angemessenen Zahl erschlossener Gr<strong>und</strong>stÏcke nicht selbstÌndig.<br />

In diesem Zusammenhang ist auf die Anzahl der durch die Abzweigung erschlossenen<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke abzustellen, auch wenn diese bereits zusÌtzlich) vom Hauptzug erschlossen<br />

werden BVerwGE 99, 23, 27 = NVwZ-RR 1996, 223, 224 = DVBl. 1995, 1137). Danach<br />

ist die SelbstÌndigkeit fÏr eine StichstraÞe verneint worden, die einschlieÞlich eines Wendehammers<br />

59 m lang ist, nur vier Gr<strong>und</strong>stÏcke erschlieÞt sowie vollstÌndig auf den<br />

Hauptzug angewiesen ist BVerwGE 70,247,251=NVwZ1985,346,347=DVBl.1985,<br />

297; vgl. ferner NVwZ-RR 1995, 695 = KStZ 1996, 156 fÏr eine 55 m lange Teilstrecke<br />

eines Verbindungsweges). Dagegen ist eine StichstraÞe, die in ihrer Mitte eine Kurve aufweist<br />

<strong>und</strong> in einem Wendehammer endet, in dessen Bereich eine Reihe groÞflÌchiger mit<br />

HochhÌusern <strong>und</strong> Tiefgaragen bebaute Gr<strong>und</strong>stÏcke angrenzen, eine selbstÌndige Anlage<br />

BVerwG NVwZ-RR 1989, 382, 383 = DVBl. 1989, 417; ferner die AusfÏhrungen in<br />

NVwZ 1983, 669, 671f. = DVBl. 1983, 904 = KStZ 1984, 132 zu einem ca. 170 m langen<br />

privaten Stichweg). Im Hinblick auf eine ,,Bebauungsmassierung`` gilt dasselbe fÏr eine<br />

zwar nur 80 m lange, gerade verlaufende, aber beiderseits jeweils 8 m breite Reihenhausgr<strong>und</strong>stÏcke<br />

erschlieÞende Sackgasse BVerwGE 99, 23, 26 = NVwZ-RR 1996, 223, 224 =<br />

DVBl. 1995, 1137) <strong>und</strong> fÏr eine gerade durch ein allgemeines Wohngebiet verlaufende lediglich<br />

75 m lange StichstraÞe, an der zu beiden Seiten zwei- bis dreigeschossige GebÌude<br />

in geschlossener Bauweise errichtet sind <strong>und</strong> die zusÌtzlich der ErschlieÞung einer an ihrem<br />

Wendehammer anschlieÞenden drei- bis viergeschossigen Bebauung dient BVerwG<br />

NVwZ-RR 2002, 607, 608 = DVBl. 2002, 486 = KStZ 2002, 98; vgl. ferner zur Erheblichkeit<br />

des Gesichtspunkts einer Bebauungsmassierung in Verbindung mit dem AuslÎsen<br />

eines erheblichen Ziel- <strong>und</strong> Quellverkehrs BVerwG NVwZ 1999, 999 f. = DVBl. 1999,<br />

398 f., das dazu neigt, eine ca. 90 m lange, nach 30 bis 35 m rechtwinklig abknickende<br />

StichstraÞe, die ein Feriendorf, bestehend aus einem Hotel <strong>und</strong> zahlreichen FerienhÌusern,<br />

erschlieÞt, als selbstÌndig anzusehen) oder eine Zufahrt, die 20 bis 30 m nach der EinmÏndung<br />

in den Hauptzug abknickt <strong>und</strong> zu einem ^ von ihr aus gesehen ^ etwa 5 oder 10 m<br />

38 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 89^93 F<br />

zurÏckliegenden Gr<strong>und</strong>stÏck bzw. einer entsprechend zurÏckliegenden Garage weiterfÏhrt<br />

BVerwGE 99, 23, 26 = NVwZ-RR 1996, 223, 224 = DVBl. 1995, 1137). Erst recht ist<br />

nach diesen Gr<strong>und</strong>sÌtzen die SelbstÌndigkeit anzunehmen fÏr eine 5 bis 6 m breite Sackgasse,<br />

die 30 m nach der Abzweigung vom Hauptzug nahezu rechtwinklig abknickt <strong>und</strong><br />

sodann Ïber weitere 90 m parallel zum Hauptzug verlÌuft <strong>und</strong> in einem Wendehammer<br />

endet BVerwGE 99, 23, 28 ff. = NVwZ-RR 1996, 223 f. = DVBl. 1995, 1137).<br />

Wird eine befahrbare Îffentliche vgl. Rdn. 138 ff.) <strong>und</strong> zum Anbau bestimmte StichstraÞe<br />

in ErfÏllung der der Gemeinde obliegenden ErschlieÞungslast Rdn. 144 ff.) erst angelegt,<br />

nachdem der Hauptzug bereits endgÏltig hergestellt <strong>und</strong> insoweit die sachliche<br />

Beitragspflicht ausgelÎst worden ist vgl. Rdn. 208), stellt die StichstraÞe unabhÌngig von<br />

ihrer flÌchenmÌÞigen Ausdehnung als gleichsam spÌter konzipierte abzweigende) VerlÌngerung<br />

einer frÏher endgÏltig hergestellten AnbaustraÞe vgl. Rdn. 90) in jedem Falle<br />

eine selbstÌndige Anlage dar BVerwG NVwZ 1991, 77, 78 = ZMR 1990, 354 = HSGZ<br />

1990, 440 bezÏglich eines 7m langen <strong>und</strong> 6 m breiten ,,MÏndungstrichters``, der nur eine<br />

Fahrbahn enthÌlt). Auch ist eine StichstraÞe dann eine selbstÌndige Anlage, wenn sie sich,<br />

etwa weil nur dem FuÞgÌnger- <strong>und</strong>/oder dem Fahrradverkehr dienend, ihrer Erschlie-<br />

Þungsfunktion nach wesentlich von der AnbaustraÞe, in die sie einmÏndet, unterscheidet<br />

BVerwGE 40, 182, 187 = DVBl. 1972, 893, 894 = KStZ 1973, 75).<br />

Bei VerbindungsstraÞen ist eine SelbstÌndigkeit im Hinblick auf die im Gegensatz zu<br />

StichstraÞen fehlende AbhÌngigkeit von einem Hauptzug ^ diese AbhÌngigkeit begrÏndet<br />

eine Øhnlichkeit mit unselbstÌndigen Zuwegungen auch bei grÎÞerer Ausdehnung ^<br />

schon bei einer geringeren LÌnge als 100 m anzunehmen BVerwGE 70, 249, 251 = NVwZ<br />

1985, 346 f. = DVBl. 1985, 297). Ungeachtet ihrer LÌnge ist eine AnbaustraÞe in jedem<br />

Falle eine selbstÌndige Anlage, wenn sie die VerlÌngerung einer nicht beitragsfÌhigen vorhandenen<br />

ErschlieÞungsanlage i.S. von § 242 I BauGB Rdn. 188 ff.) darstellt BVerwG<br />

DVBl. 1985, 294, 295 = KStZ 1985, 49 = ZMR 1985, 31). Gleiches gilt fÏr die Teilstrecke<br />

einer einheitlichen, bereits frÏher endgÏltig hergestellten AnbaustraÞe, wenn die Teilstrecke<br />

z. Z. der Herstellung noch im AuÞenbereich verlief <strong>und</strong> daher insoweit keine ErschlieÞungsbeitragspflicht<br />

ausgelÎst werden konnte vgl. Rdn. 330), jedoch nunmehr im<br />

Innenbereich verlÌuft BVerwG DVBl. 1983, 135, 136 = KStZ 1983, 95 = BauR 1983, 359).<br />

Ist ein StraÞenstÏck lediglich als unselbstÌndiges AnhÌngsel oder unselbstÌndige Zuwegung<br />

einer StraÞe, in die es einmÏndet, anzusehen, kann es dennoch erschlieÞungsbeitragsrechtlich<br />

verselbstÌndigt abgerechnet werden, sofern insoweit ein Abschnitt gebildet<br />

werden kÎnnte vgl. Rdn. 258 ff.) <strong>und</strong> die Gemeinde den zur Bildung eines Abschnitts<br />

erforderlichen gemeindlichen Willen zur getrennten Abrechnung dazu Rdn. 252 ff.)<br />

rechtzeitig geÌuÞert hat.<br />

89<br />

90<br />

91<br />

bb) Die Bestimmung zum Anbau.Weitere Voraussetzung fÏr die Abrechenbarkeit einer AnbaustraÞe<br />

ist, dass sie zum Anbau bestimmt ist. Diese Frage ist in der Praxis von groÞer<br />

Bedeutung, insb. im Hinblick darauf, dass sie im Gr<strong>und</strong>e identisch ist mit der Frage, ob<br />

ein Erschlossensein durch eine AnbaustraÞe) i.S. von §131I BauGB vorliegt. Deshalb ist<br />

insoweit auch auf die dortigen AusfÏhrungen Rdn. 335 ff.) zu verweisen. Lediglich der<br />

Bezugspunkt ist ein unterschiedlicher.WÌhrend nÌmlich die Bestimmung zum Anbau auf<br />

die ErschlieÞungsanlage ausgerichtet ist, geht es beim Erschlossensein ausschlieÞlich um<br />

die Beziehung der Gr<strong>und</strong>stÏcke zur ErschlieÞungsanlage BVerwGE 67,216,219=NVwZ<br />

1984, 170, 171 = DVBl. 1983, 908). Dabei beurteilt sich die Bestimmung zum Anbau im<br />

Gegensatz zum Erschlossensein ^ dort ist auf das einzelne Gr<strong>und</strong>stÏck abzustellen ^ in<br />

einer auf alle angrenzenden Gr<strong>und</strong>stÏcke <strong>und</strong> von der StraÞe aus erreichbaren Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcke<br />

vgl. zu diesen Rdn. 343 ff.) bezogenen Betrachtungsweise. Eine StraÞe<br />

kann somit auch dann zum Anbau bestimmt sein, wenn einzelne zu ihr in Beziehung stehende<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke nicht von ihr erschlossen werden.<br />

Die Bestimmung zum Anbau erfordert, dass an der StraÞe tatsÌchlich gebaut werden<br />

kann <strong>und</strong> rechtlich gebaut werden darf. Dabei umfasst der Begriff ,,Anbau`` nicht nur die<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 39<br />

92<br />

93


94<br />

95<br />

96<br />

97<br />

F 94^97 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

Bebauung auf den angrenzenden Gr<strong>und</strong>stÏcken, die Randbebauung, sondern auch die<br />

Bebauung auf den erschlossenen Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcken. Auch ist ,,Anbau`` nicht<br />

gleichzusetzen mit der baulichen Anlage i. S. von § 29 BauGB dazu Kap. A II Rdn. 15 ff.).<br />

So sind zum einen ^ einschrÌnkend ^ nur solche Bauwerke erfasst, deren zweckmÌÞige<br />

<strong>und</strong> wirtschaftliche Nutzung auf das Vorhandensein einer StraÞe angewiesen ist <strong>und</strong> erst<br />

durch diese ermÎglicht wird, d. h. die von Menschen betreten werden kÎnnen, nicht aber<br />

z. B. Einfriedungen, Masten, AufschÏttungen, Hinweistafeln. Zum anderen ist, wie §§129<br />

I 1 <strong>und</strong> 133 I1 BauGB zeigen, ^ erweiternd ^ die gewerbliche der baulichen Nutzung<br />

gleichgestellt. So kann eine StraÞe zum Anbau bestimmt sein, auch wenn sie ausschlieÞlich<br />

der Nutzung von gewerblichen LagerplÌtzen, AbstellflÌchen usw. dient, auf denen<br />

sich keine baulichen Anlagen befinden. Entsprechendes gilt im Falle einer in erschlie-<br />

Þungsbeitragsrechtlicher Hinsicht der baulichen <strong>und</strong> gewerblichen Nutzung gleichgestellten<br />

vgl. Rdn. 198) Nutzung als Friedhof, Schwimmbad, Sportplatz <strong>und</strong> Kleingarten unabhÌngig<br />

davon, ob darauf, ggf. auch nur auf TeilflÌchen, GebÌude errichtet sind.<br />

Die Bestimmung zum Anbau wird nicht dadurch ausgeschlossen, dass die StraÞe neben<br />

dem Anlieger- auch innerÎrtlichen Verbindungsverkehr aufnimmt BVerwG DÚV 1976,<br />

347, 348 = ZMR 1976, 319). Denn dies gehÎrt zur normalen ErschlieÞungsfunktion einer<br />

StraÞe <strong>und</strong> wird im Ûbrigen durch den gemeindlichen Eigenanteil nach §129I3BauGB<br />

Rdn. 317), wenn auch sehr pauschaliert <strong>und</strong> <strong>und</strong>ifferenziert, abgegolten. Dasselbe gilt,<br />

wenn die StraÞe zugleich dem ÏberÎrtlichen Durchgangsverkehr dient BVerwG DÚV<br />

1976, 347, 348 = ZMR 1976, 319). Allerdings stellt sich hier die Frage, ob <strong>und</strong> in welchem<br />

Umfang die StraÞe erforderlich i. S. von §129 I 1 BauGB ist vgl. Rdn. 145 ff., 312 ff.).<br />

Eine StraÞe ist zum Anbau bestimmt, wenn sie den anliegenden Gr<strong>und</strong>stÏcken ^ unabhÌngig<br />

davon, ob bereits eine andere Anlage die verkehrsmÌÞige ErschlieÞung vermittelt<br />

Problem der Zweit- oder MehrfacherschlieÞung) ^ eine erschlieÞungsbeitragsrechtlich<br />

relevante Nutzung vgl. dazu Rdn. 197 ff.) vermittelt BVerwGE 102, 294, 298 = NVwZ<br />

1998, 69, 70 = DVBl. 1997, 499). Dazu ist erforderlich, dass man von der StraÞe aus ^ bei<br />

Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcken ggf. auch mittels einer privaten Zuwegung ^ mit Personenwagen<br />

<strong>und</strong> der Ver- <strong>und</strong> Entsorgung dienenden Fahrzeugen z. B. MÎbel-, MÏll- <strong>und</strong> Últank-<br />

sowie Feuerwehr- <strong>und</strong> Krankenwagen) an die Gr<strong>und</strong>stÏcke heranfahren <strong>und</strong> von<br />

dort aus die Gr<strong>und</strong>stÏcke betreten kann vgl. statt vieler BVerwGE 67,216,218f.=NVwZ<br />

1984, 170, 171 = DVBl. 1983, 908; ferner zum Erschlossensein i.S. von §131I BauGB durch<br />

AnbaustraÞen BVerwGE 78, 237, 240 = NVwZ 1988, 354 = DVBl. 1988, 242; vgl. aber zu<br />

den Ausnahmen von diesem Gr<strong>und</strong>satz Rdn. 336).<br />

Somit fehlt es an einer Bestimmung zum Anbau, wenn die StraÞe nicht eine fÏr das Befahren<br />

durch Kraftfahrzeuge vgl. allerdings OVG MÏnster ZMR 1999, 433/4 = DÚV 1999,<br />

569 = StGR 1999, 29, wonach eine zwar mit kleineren Kraftwagen befahrbare, nicht aber<br />

mit grÎÞeren Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr befahrbare StichstraÞe nicht zum Anbau<br />

bestimmt ist, weil nach landesrechtlichem Bauordnungsrecht die Anliegergr<strong>und</strong>stÏcke<br />

mit solchen Fahrzeugen angefahren werden kÎnnen mÏssen) erforderliche Breite <strong>und</strong><br />

einen ausreichenden Ausbauzustand aufweist. Auch darf die Widmung Rdn. 138 ff.) nicht<br />

einen Kraftfahrzeugverkehr ausschlieÞen, also etwa nur einen FuÞgÌnger- <strong>und</strong>/oder Radfahrverkehr<br />

zulassen. Dagegen stellen nur einem eingeschrÌnkten Benutzerkreis, z. B. nur<br />

Anliegern dienende oder nur zeitweise befahrbare Wege, FuÞgÌngerzonen <strong>und</strong> verkehrsberuhigte<br />

StraÞen vgl. dazu VGH Mannheim VBlBW 1988, 67; ferner Driehaus §12<br />

Rdn. 56 ff.; Johlen KStZ 1987, 41) i.d.R. AnbaustraÞen i. S. von §127 II Nr. 1 BauGB dar.<br />

Nicht dem Anbau dienen im AuÞenbereich i. S. von § 35 BauGB verlaufende StraÞen,<br />

auch wenn an ihnen bestimmte bauliche Vorhaben verwirklicht werden kÎnnen s. Kap. A<br />

III Rdn. 86 ff.) oder sogar an ihnen tatsÌchlich angebaut ist BVerwG NVwZ 1983, 291 =<br />

KStZ 1983, 31 = DÚV 1983, 382; kritisch dazu Dohle NVwZ 1983, 658 ff.); dies gilt sogar<br />

auch dann, wenn die StraÞe nach demWillen der Gemeinde endgÏltig hergestellt sein soll<br />

s. u. Rdn. 168 ff.) <strong>und</strong> ihre Aufgabe in vollem Umfang erfÏllt BVerwGE 99, 308 = NVwZ<br />

1996, 799 = DVBl. 1996, 379). Denn im AuÞenbereich liegende Gr<strong>und</strong>stÏcke sind generell<br />

40 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 98, 99 F<br />

nicht i. S. von §131I BauGB erschlossen BVerwG NVwZ 1986, 568 = KStZ 1986, 90).<br />

Deshalb verliert eine insgesamt 500 m lange einheitliche StraÞe ihren Charakter als AnbaustraÞe<br />

dort, wo sie ^ zu Beginn des 75 m langen EndstÏcks ^ in den AuÞenbereich<br />

eintritt, auch wenn diese Strecke die Verbindung zum Ïbrigen StraÞennetz herstellt OVG<br />

MÏnster NVwZ-RR 1994, 114 = KStZ 1994, 195 = NWVBl. 1993, 422; vgl. auch OVG<br />

Greifswald DÚV 2004, 709). Auch die der Bewirtschaftung von land- <strong>und</strong> forstwirtschaftlichen<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcken dienenden Wirtschaftswege stellen unabhÌngig davon, ob <strong>und</strong> ggfs.<br />

mit welchem Inhalt sie dem Îffentlichen Verkehr gewidmet sind s. u. Rdn. 138 ff.), keine<br />

AnbaustraÞen dar. Denn sie haben nicht die Funktion, die anliegenden Gr<strong>und</strong>stÏcke zum<br />

Zwecke des Anbaus zu erschlieÞen OVG MÏnster HSGZ 1990, 154 = ZKF 1990, 86).<br />

Dagegen verliert eine StraÞe ihre Eigenschaft als AnbaustraÞe nicht dadurch, dass einzelne<br />

ZwischenteilstÏcke von unbedeutender, d. h. unter dem Blickwinkel des Erschlie-<br />

Þungsbeitragsrechts nicht ins Gewicht fallender, Ausdehnung aus topographischen Felswand,<br />

GewÌsser, steile Hanglage) oder rechtlichen Festsetzungen eines Bebauungsplans,<br />

straÞenrechtliche Anbauverbote) GrÏnden auf Dauer nicht oder nur nach § 35 BauGB bebaubar<br />

sind BVerwG NJW 1975, 323 = KStZ 1975, 111 = DVBl. 1975, 378; BVerwGE 52,<br />

364, 369 = DVBl. 1978, 298, 299). Denn wie sich aus §129 I 1 BauGB ergibt, beurteilt sich<br />

die BeitragsfÌhigkeit einer ErschlieÞungsanlage nicht in Bezug auf das einzelne Gr<strong>und</strong>stÏck,<br />

sondern die Summe aller Gr<strong>und</strong>stÏcke vgl. Rdn. 147), <strong>und</strong> die StraÞe darf abrechnungsmÌÞig<br />

nicht zu einem ,,Flickenteppich`` werden BVerwGE 52, 364, 369 = DVBl.<br />

1978, 298, 299). Danach geht die Bestimmung zum Anbau i. S. des §127 II Nr. 1 BauGB<br />

im Falle des Ûbergangs einer zum Anbau bestimmten Teilstrecke einer ^ bei natÏrlicher<br />

Betrachtung s. o. Rdn. 85) ^ einheitlichen Îffentlichen Verkehrsanlage in eine beidseitig<br />

nicht zum Anbau bestimmte Teilstrecke nur dann verloren, wenn letztere Teilstrecke zum<br />

einen den Eindruck einer gewissen erschlieÞungsrechtlichen SelbstÌndigkeit vgl. dazu<br />

auch Rdn. 87 ff.) vermittelt <strong>und</strong> zum anderen im VerhÌltnis zur gesamten Verkehrsanlage<br />

nicht von lediglich untergeordneter Bedeutung ist BVerwG E102,299f.=NVwZ1998,<br />

70 f. = DVBl. 1997, 499 f.). Eine solche SelbstÌndigkeit ist bei einer mehr als 100 m langen<br />

nicht zum Anbau bestimmten Teilstrecke ohne Weiteres anzunehmen BVerwG NVwZ<br />

2000, 630 = DVBl. 2000, 1226), wÌhrend eine nicht lediglich untergeordnete Bedeutung<br />

jedenfalls dann gegeben ist, wenn die nicht zum Anbau bestimmte Teilstrecke mindestens)<br />

ein FÏnftel der Ausdehnung der gesamten Verkehrsanlage betrÌgt BVerwG E102,<br />

300 = NVwZ 1998, 71 = DVBl. 1997, 499 f.). Auch die aus tatsÌchlichen oder rechtlichen<br />

GrÏnden nur einseitig anbaubare StraÞe zÌhlt gr<strong>und</strong>sÌtzlich zu den AnbaustraÞen. Bei<br />

deren Abrechnung gelten aber Besonderheiten hinsichtlich der Ermittlung des beitragsfÌhigen<br />

Aufwands <strong>und</strong> dessenVerteilung auf die Gr<strong>und</strong>stÏcke vgl. dazu Rdn. 350 ff.).<br />

98<br />

b) Die nicht befahrbaren Verkehrsanlagen § 127 II Nr. 2 BauGB). Durch §127 II<br />

Nr. 2 BauGB zur Rechtslage in Baden-WÏrttemberg vgl. Rdn.101 <strong>und</strong> 108) ^ eine entsprechende<br />

Vorschrift enthielt das BBauG nicht ^ sind die Îffentlichen vgl. dazu<br />

Rdn. 138) aus rechtlichen oder tatsÌchlichen GrÏnden mit Kraftfahrzeugen nicht befahrbaren<br />

Verkehrsanlagen innerhalb der Baugebiete fÏr erschlieÞungsbeitragsfÌhig erklÌrt.<br />

Dem Gesetzgeber schwebten bei der EinfÏhrung dieser Vorschrift offensichtlich verschiedene<br />

Arten von Verkehrsanlagen vor, wie sich aus dem Klammerzusatz ,,z. B. FuÞwege,<br />

Wohnwege`` ergibt. Zugleich hat er dadurch, dass er diese Anlagen in § 127 II BauGB unter<br />

einer eigenen Nummer auffÏhrt <strong>und</strong> nicht durch einen Zusatz in § 127 II Nr. 1 BauGB<br />

regelt, zum Ausdruck gebracht, dass sie eine selbstÌndige einzelne) ErschlieÞungsanlage<br />

i. S. von § 130 II 1 Alt. 1 BauGB <strong>und</strong> nicht einen unselbstÌndigen Bestandteil der AnbaustraÞe<br />

gem. § 127 II Nr. 1 BauGB darstellen, von denen sie abzweigen BVerwG NVwZ<br />

1994, 912 = DVBl. 1994, 705 = KStZ 1994, 192; vgl. auch VG Minden NWVBl. 1991, 126<br />

<strong>und</strong> VG MÏnster KStZ 1990, 54 f.). Abgesehen davon bestimmt das Gesetz ^ in § 127 II<br />

Nrn. 4 <strong>und</strong> 5 s. u. Rdn. 119 <strong>und</strong> 121) ^ ausfÏhrlich, welche Anlagen trotz ihrer UnselbstÌndigkeit<br />

als Bestandteil anderer Anlagen eine beitragsfÌhige ErschlieÞungsanlage sind.<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 41<br />

99


F 100^104 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

100<br />

Den Gesetzesmaterialien BT-Drucks. 10/4630 S. 19) ist zu entnehmen, dass §127 II<br />

Nr. 2 BauGB als Antwort des Gesetzgebers auf die Rspr. des BVerwG zu verstehen ist, wonach<br />

die nicht mit Kraftfahrzeugen befahrbaren Verkehrsanlagen nicht zu den Anbaustra-<br />

Þen nach §127 II Nr. 1 BauGB zÌhlen vgl. Rdn. 95 f.). Daraus folgt, dass unter ,,Kraftfahrzeugen``<br />

in dieser Vorschrift nicht die Kraftfahrzeuge im straÞenverkehrsrechtlichen Sinne<br />

zu verstehen sind. Vielmehr ist entscheidend die Nicht-Befahrbarkeit mit Personen- <strong>und</strong><br />

Versorgungsfahrzeugen vgl. Rdn. 335 dazu, dass ein Gr<strong>und</strong>stÏck i.d. R. durch eine AnbaustraÞe<br />

nur dann erschlossen wird, wenn mit solchen Fahrzeugen an die Gr<strong>und</strong>stÏcksgrenze<br />

herangefahren werden kann).<br />

101<br />

102<br />

103<br />

104<br />

aa) Die Wohnwege. Der im Klammerzusatz eigens genannte Begriff der ,,Wohnwege``<br />

§ 33 I Nr. 2 KAG BW ^ vgl. Rdn.1b ^ sieht lediglich Wohnwege als beitragsfÌhig vor<br />

<strong>und</strong> stellt ebenso wie das B<strong>und</strong>esrecht darauf ab, dass sie aus rechtlichen oder tatsÌchlichen<br />

GrÏnden nicht befahrbar sind, fordert aber ausdrÏcklich eine Bestimmtheit zum Anbau)<br />

findet sich in den Landesbauordnungen. Es handelt sich dabei um einen privaten oder Îffentlichen<br />

Wohnweg, an dem lediglich WohngebÌude liegen bzw. an dem nur solche GebÌude<br />

errichtet werden kÎnnen <strong>und</strong> auf dem, wenn Ïberhaupt ein Fahrverkehr erlaubt ist,<br />

allenfalls ein Anlieger-, nicht aber ein Durchgangsverkehr zulÌssig ist. Der Wohnwegebegriff<br />

des §127 II Nr. 2 BauGB ist demgegenÏber enger, als er zum einen nur Îffentliche<br />

<strong>und</strong> zum anderen nicht mit Kraftfahrzeugen befahrbare Wege umfasst. Die fehlende Befahrbarkeit<br />

kann auf tatsÌchlichen GrÏnden beruhen, etwa bei zu geringer Breite oder bei<br />

einer Ausgestaltung als Treppenweg. Ein rechtliches Hindernis wird im Allgemeinen in<br />

der fehlenden bzw. beschrÌnkten Widmung hinsichtlich eines Fahrzeugverkehrs bestehen<br />

vgl. dazu BVerwG NVwZ 1994, 912 = DVBl. 1994, 705 = KStZ 1994, 192).<br />

Im Ûbrigen ist zur Bestimmung des erschlieÞungsbeitragsrechtlichen Wohnwegebegriffs<br />

ein RÏckgriff auf das landesrechtliche Bauordnungsrecht geboten, zumal bei der<br />

Ìhnlich gelagerten Frage, ob ein Gr<strong>und</strong>stÏck i. S. von §133 I BauGB vgl. Rdn. 204 ff.)<br />

erschlossen ist, neben dem b<strong>und</strong>esrechtlichen) Bebauungsrecht auch das landesrechtliche)<br />

Bauordnungsrecht heranzuziehen ist. Danach ist ^ mit geringfÏgigen Differenzierungen<br />

in den einzelnen LÌndern ^ ein Gr<strong>und</strong>stÏck abweichend vom Gr<strong>und</strong>satz, dass es<br />

in angemessener Breite an befahrbaren VerkehrsflÌchen liegen bzw. zu einer solchen FlÌche<br />

eine Îffentlich-rechtlich gesicherte Zufahrt haben muss s. Kap. A V Rdn. 10 ff.), auch<br />

dann bebaubar, wenn es zwar an einem nicht befahrbaren Weg liegt, aber die GebÌude<br />

mit LÎsch- <strong>und</strong> Rettungseinrichtungen zum Zwecke der BrandbekÌmpfung <strong>und</strong> des<br />

Krankentransports erreicht werden kÎnnen. Es muss also nach Bauordnungs)recht eine<br />

Bebauung ^ diese darf im Ûbrigen nur dem Wohnen dienen VGH Mannheim BRS 38<br />

Nr. 160 S. 352, 354; Driehaus §12 Rdn. 64; a. A. ^ auch gewerbliche Nutzung ^ Ernst in<br />

Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §127 Rdn. 15 c) ^ zulÌssig sein; ausreichend ist aber<br />

insoweit eine tatsÌchliche Genehmigung Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§131Rdn.15b;Schmaltz DVBl. 1987, 211).<br />

DerWohnweg als ErschlieÞungsanlage im erschlieÞungsbeitragsrechtlichen Sinne ist dadurch<br />

charakterisiert, dass als sein Hauptzweck sowohl nach der Bauleitplanung als auch<br />

nach der tatsÌchlichen ErschlieÞungssituation im Baugebiet die Vermittlung der Bebaubarkeit<br />

erscheint OVG MÏnster NVw-RR 1991, 212 = DÚV 1991, 342 = KStZ 1991, 78;<br />

Beschl. v. 23.12. 2004 ^ 3 A 2210/03 ^ zur Verneinung des Wohnwegcharakters fÏr einen<br />

nach dem Bebauungsplan ,,nur fuÞlÌufig begehbaren`` ca. 2 m breiten <strong>und</strong> ca. 65 m langen<br />

zwei AnbaustraÞen verbindendenWeg mangels einer ErschlieÞungsfunktion; vgl. zur fehlenden<br />

ErschlieÞung durch einenWohnwegVG Minden NWVBl. 1991, 128 f.), woraus auch<br />

seine Eigenschaft als die ErschlieÞung erst ermÎglichende Anlage s.o. Rdn. 69) folgt.<br />

Die Funktion eines Wohnweges besteht in den typischen FÌllen, in denen er die Anbindung<br />

lediglich an eine einzige) AnbaustraÞe herstellt <strong>und</strong> nicht zwei oder mehr) AnbaustraÞen<br />

verbindet vgl. dazu Rdn. 409), darin, den durch ihn erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcken<br />

s. dazu Rdn. 354) das zu ihrer Bebaubarkeit an verkehrsmÌÞiger ErschlieÞung<br />

42 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 105, 106 F<br />

Erforderliche zu vermitteln, indem diesen ^ an sich) zufahrtslosen ^ Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcken<br />

s. u. Rdn. 346) neben der PrimÌrerschlieÞung durch die AnbaustraÞe eine<br />

Sek<strong>und</strong>ÌrerschlieÞung verschafft wird BVerwG NVwZ 1994, 912 = DVBl. 1994, 705 =<br />

KStZ 1994, 192). Aufgr<strong>und</strong> dessen ist problematisch, ob das an denWohnweg angrenzende<br />

Gr<strong>und</strong>stÏck auch durch die AnbaustraÞe s. u. Rdn. 346) <strong>und</strong> das sowohl amWohnweg als<br />

auch an der AnbaustraÞe gelegene Gr<strong>und</strong>stÏck durch beide Anlagen s. u. Rdn. 409)<br />

i.S. d. § 131 I 1 BauGB erschlossen wird. Ferner stellt sich die Frage, ob Wohnweg <strong>und</strong><br />

AnbaustraÞe zu einer ErschlieÞungseinheit zusammengefasst werden kÎnnen s. dazu<br />

Rdn. 268 a).<br />

Unter dem Gesichtspunkt der Erreichbarkeit der Gr<strong>und</strong>stÏcke insbesondere zur BrandbekÌmpfung<br />

sehen die Landesbauordnungen i. d.R. begrenzte LÌngen vor z.B. §4I<br />

Nr.1 Hs. 2 BauO NW: 50 m-Begrenzung bei Nichtbefahrbarkeit; dazu OVG MÏnster<br />

NWVBl. 1992, 179, 181f.; VG MÏnster KStZ 1990, 54 f.; vgl. auch VGH MÏnchen BRS 40<br />

Nr. 127 S. 293, wonach bei einer LÌnge von 125 m der Wohnwegcharakter zu verneinen<br />

ist; vgl. ferner in diesem Zusammenhang VG Minden NWVBl. 1991, 128; vgl. aber OVG<br />

LÏneburg NVwZ-RR 2001, 53, das eine LÌngenbegrenzung ausschlieÞlich aus brandschutztechnischen<br />

Gesichtspunkten herleitet; diese betrÌgt bei mit Feuerwehrfahrzeugen<br />

nicht befahrbarenWohnwegen 50 m, berechnet von der AnbaustraÞe, in der der Wohnweg<br />

einmÏndet; bei mit Feuerwehrfahrzeugen befahrbaren Wohnwegen 50 m vom mÎglichen<br />

Aufstellort des Fahrzeuges). Die aus den Regelungen der jeweiligen Landesordnung sich<br />

ergebende Begrenzung der LÌnge des Wohnweges gilt unabhÌngig davon, ob sie auf tatsÌchlichen<br />

oder rechtlichen GrÏnden beruht BVerwG NVwZ 1994, 912 = DVBl. 1994, 705<br />

= KStZ 1994, 192 unter BestÌtigung des Berufungsurteils des OVG MÏnster NWVBl.<br />

1992, 179, 182; NVwZ 1998, 1187 = DVBl. 1998, 1225 = KStZ 1999, 54) <strong>und</strong> ob der Bebauungsplan<br />

die Gr<strong>und</strong>stÏcke, die an darÏber hinausgehende TeilstÏcke angrenzen, als Bauland<br />

ausweist BVerwG NVwZ 1994, 912 = DVBl. 1994, 705 = KStZ 1994, 192; NVwZ-<br />

RR 1996, 463, 464 = DVBl. 1996, 1051).<br />

Ungeachtet der aus Landesrecht an sich folgenden BeschrÌnkung der LÌnge eines<br />

Wohnweges auf 50 m s. o. Rdn. 105) nimmt das OVG MÏnster NVwZ-RR 2002, 414 =<br />

HSGZ 2002, 404/5) an, ein zwischen zwei AnbaustraÞen im Wesentlichen geradlinig<br />

verlaufender sowie insgesamt dieselbe Ausbaubreite <strong>und</strong> eine einheitliche Verkehrsfunktion<br />

aufweisender 80 m langer Weg stelle einen einheitlichen Wohnweg dar. Es bezieht<br />

sich zur BegrÏndung auf die auch zur Bestimmung von Anfang <strong>und</strong> Ende sowie die Abgrenzung<br />

zu anderen Anlagen vgl. insoweit BVerwG NVwZ-RR 1996, 463, 464 = DVBl.<br />

1996, 1051) gebotene natÏrliche Betrachtungsweise s. o. Rdn. 85), die demnach als kraft<br />

B<strong>und</strong>esrechts geltender Gr<strong>und</strong>satz die landesrechtliche Vorgabe der LÌngenbegrenzung<br />

offensichtlich verdrÌngen soll. Unter Hinweis auf Letztere vertritt dagegen Driehaus § 12<br />

Rdn. 64) die Auffassung, es handele sich bei solchen zwischen zwei AnbaustraÞen verlaufenden<br />

Wegen mit einer LÌnge bis zu 100 m um zwei selbstÌndige jeweils 50 m lange<br />

Wohnwege, die sich in der Mitte ^ im Falle des 80 m langen Weges also Ïber eine Strecke<br />

von 20 m ^ Ïberlappten, so dass der Herstellungsaufwand dieses MittelstÏcks jeweils zur<br />

HÌlfte den beidenWohnwegen zuzurechnen sei. Ist derWeg lÌnger als 100 m, ist eindeutig,<br />

dass es sich bei den beiden an die AnbaustraÞen angrenzenden Enden um getrennte Wohnwege<br />

von jeweils 50 m LÌnge handelt, wÌhrend das ^ bei z. B. einem 150 m langenWeg ^<br />

50 m lange MittelstÏck keinen Wohnweg im erschlieÞungsbeitragsrechtlichen Sinne darstellt.<br />

Handelt es sich bei einem bis zu 100 m langen Weg um einen einzigen Wohnweg,<br />

sind alle anliegenden Gr<strong>und</strong>stÏcke ^ auch die am Ûberlappungsbereich gelegenen ^ durch<br />

diesen <strong>und</strong> damit auch durch beide einmÏndenden AnbaustraÞen i. S. des § 131 I BauGB<br />

erschlossen vgl. zum Erschlossensein auch durch die jeweilige AnbaustraÞe Rdn. 346 u.<br />

409) <strong>und</strong> damit zu allen drei Anlagen beitragspflichtig vgl. OVG MÏnster NVwZ-RR<br />

2002, 414 = HSGZ 2002, 404, 405). Nimmt man dagegen an, es lÌgen zwei selbstÌndige<br />

Wohnwege von jeweils 50 m LÌnge mit einem Ûberlappungsbereich vor, besteht eine Beitragspflicht<br />

nur zum angrenzenden Wohnweg <strong>und</strong> zu der AnbaustraÞe, in der dieser<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 43<br />

105<br />

106


107<br />

108<br />

109<br />

110<br />

F 107^110 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

einmÏndet. Ein an den Ûberlappungsbereich angrenzendes Gr<strong>und</strong>stÏck wird zwar durch<br />

beide Wohnwege <strong>und</strong> beide AnbaustraÞen erschlossen, ist aber zur Vermeidung unangemessen<br />

hoher Beitragsbelastungen bei der Abrechnung als Eckgr<strong>und</strong>stÏck s. u.<br />

Rdn. 410 ff). zu behandeln.<br />

bb) Die sonstigen nicht befahrbaren Verkehrsanlagen. Wie der Klammerzusatz zeigt, gibt es<br />

nach der Vorstellung des Gesetzgebers neben den Wohnwegen noch weitere nach §127 II<br />

Nr. 2 BauGB beitragsfÌhige nicht befahrbare Verkehrsanlagen, wobei beispielhaft ,,FuÞwege``<br />

genannt sind, die auch als Treppenwege ausgestaltet sein kÎnnen BVerwG NVwZ-<br />

RR 1989, 322, 323 = KStZ 1989, 10). Nicht erfasst sind aber solche FuÞwege ^ auch Radwege<br />

kommen in Betracht ^, die eine unselbstÌndige Teileinrichtung einer StraÞe darstellen.Vielmehr<br />

sind solche Wege gemeint, die innerhalb eines Baugebiets die Erreichbarkeit<br />

der Gr<strong>und</strong>stÏcke lediglich zu FuÞ oder per Rad ermÎglichen, also die ErschlieÞung im<br />

Sinne einer Verbesserung erleichtern vgl. Rdn. 69).<br />

Im Hinblick auf die Anforderungen, die an eine beitragsfÌhige ErschlieÞungsanlage bezÏglich<br />

der GewÌhrung eines ErschlieÞungssonder)vorteils zu stellen sind, dÏrfte eine<br />

beitragsfÌhige sonstige befahrbare Verkehrsanlage nur in seltenen FÌllen gegeben sein.<br />

Denn ebenso wie bei SammelstraÞen nach §127 II Nr. 3 BauGB vgl. dazu BVerwG NVwZ<br />

1982, 555, 556 = KStZ 1982, 49) <strong>und</strong> selbstÌndigen ParkflÌchen nach §127 II Nr. 4 Alt. 2<br />

BauGB vgl. BVerwGE 78, 125 ff. = NVwZ 1988, 359 f. = KStZ 1987, 230) fehlt es fÏr eine<br />

BeitragsfÌhigkeit i. d.R. an der hinreichend genauen <strong>und</strong> Ïberzeugenden Abgrenzbarkeit<br />

der durch die Anlage erschlossenen <strong>und</strong> somit beitragspflichtigen Gr<strong>und</strong>stÏcke OVG<br />

Saarlouis AS 23, 242 = DÚV 1991, 748 = NVwZ-RR 1991, 423, 424; VHG Mannheim<br />

VBlBW 1994, 496, 497; VG Minden NWVBl. 1991, 129; Driehaus § 2Rdn.50<strong>und</strong>§12<br />

Rdn. 66 unter Hinweis auf die ausnahmsweise eindeutige Abgrenzbarkeit eines ein abgeschlossenes<br />

Wohngebiet mit dem Gemeindezentrum verbindenden FuÞweges; Uechtritz<br />

BauR 1988, 4 FuÞn. 34; Schmaltz DVBl. 1987, 211f.). Die AusfÏhrungen des BVerwG in<br />

E 78, 125, 128 = NVwZ 1988, 359, 360 = KStZ 1987, 230 zumVersagen des Kriteriums der<br />

rÌumlichen Entfernung der Gr<strong>und</strong>stÏcke von der ErschlieÞungsanlage beziehen sich unmittelbar<br />

zwar nur auf selbstÌndige ParkflÌchen, gelten aber in gleicher Weise auch fÏr die<br />

sonstigen befahrbarenVerkehrsanlagen nach §127 II Nr. 2 BauGB Uechtritz BauR 1988, 5;<br />

Schmaltz DVBl. 1987, 211f.; vgl. aber LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §127 Rdn. 24, der ^<br />

vgl. §131 Rdn. 7 ^ als erschlossen ^ s. u. Rdn. 322 ff. ^ das Wohngebiet ansieht, dem der<br />

FuÞweg dient; ferner Sailer in Cholewa/Dyong/von der Heide/Sailer §127 Anm. 4 b, der fÏr<br />

den Fall, dass der Weg Verbindungsfunktion fÏr Gr<strong>und</strong>stÏcke ausschlieÞlich an einer oder<br />

mehreren AnbaustraÞen hat, eine hinreichende Abgrenzbarkeit annimmt <strong>und</strong> fÏr die Bildung<br />

des Abrechnungsgebiets auf die fÏr GrÏnanlagen entwickelten Gr<strong>und</strong>sÌtze ^ s. u.<br />

Rdn. 355 ff. ^ zurÏckgreifen will).<br />

Das baden-wÏrttembergische Landesrecht ^ vgl. Rdn.1b ^ enthÌlt in § 33 I Nr. 4 KAG<br />

BW eine eigenstÌndige Regelung, wonach ^ als ,,Sammelwege`` bezeichnet ^ beitragspflichtig<br />

solche Wege sind, ,,die nicht zum Anbau, sondern als Verbindungs-, AbkÏrzungsoder<br />

Ìhnliche Wege bestimmt sind.``<br />

cc) Die Ûberleitungsregelung des § 242 IV BauGB. § 242 IV 1 BauGB bestimmt, dass auch<br />

solche Anlagen i.S. von §127 II Nr. 2 BauGB beitragsfÌhig sind, die vor Inkrafttreten des<br />

BauGB am 1. 7. 1987 endgÏltig hergestellt worden sind. Bedeutung hat diese Vorschrift in<br />

der Praxis fÏr Wohnwege Driehaus §12 Rdn. 67), die der Gesetzgeber auch mit der Vorschrift<br />

erfassen wollte BT-Dr. 10/4630 S. 161). Es sollen nÌmlich zur Vermeidung von<br />

EinnahmeausfÌllen fÏr die Gemeinden auch vor Inkrafttreten des BauGB endgÏltig hergestellte<br />

Wohnwege rÏckwirkend fÏr beitragsfÌhig erklÌrt werden, nachdem das BVerwG mit<br />

Urt. v. 3. 6. 1983 E 67, 216 = NVwZ 1984, 170 = DVBl. 1983, 908) dies unter der Geltung<br />

des BBauG verneint hatte.<br />

Das BVerwG NVwZ-RR 1996, 463, 464 f. = DVBl. 1996, 1051) hat die mit dieser Vorschrift<br />

angeordnete RÏckwirkung fÏr zulÌssig erklÌrt so auch die vorher ergangene<br />

44 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 111^115 F<br />

Rspr.: OVG MÏnster NVWZ-RR 1991, 212;VGH Kassel KStZ 1991, 216;VG MÏnster KStZ<br />

1990, 56). Der BÏrger habe nÌmlich gegenÏber der RÏckwirkungsanordnung kein schutzwÏrdiges<br />

Vertrauen, weil er seit Inkrafttreten des BBauG im Jahre 1961 damit habe rechnen<br />

mÏssen, dass die Gemeinde das fÏr die Bebaubarkeit seines Gr<strong>und</strong>stÏcks an wegemÌÞiger<br />

ErschlieÞung Erforderliche nicht beitragsfrei zur VerfÏgung stelle. DemgemÌÞ sei die von<br />

der seinerzeitigen Rspr. gedeckte Verwaltungspraxis bis zum Ergehen des in Rdn. 109 genannten<br />

Urt. stets davon ausgegangen, nicht befahrbare Wohnwege seien als Anlagen, die<br />

eine solche wegemÌÞige ErschlieÞung <strong>und</strong> in der Folge ^ soweit davon abhÌngig ^ eine<br />

Bebaubarkeit vermittelten, nach §127 II Nr. 1 BBauG beitragsfÌhig vgl. dazu die in<br />

Rdn. 109 angefÏhrte GesetzesbegrÏndung). Selbst das Urt. v. 3. 6. 1983 sei nicht geeignet<br />

gewesen, ein schutzwÏrdiges Vertrauen dahin zu begrÏnden, dass jedenfalls zukÏnftig fÏr<br />

unbefahrbareWohnwege schlechthin keine ErschlieÞungsbeitrÌge erhoben wÏrden. Angesichts<br />

der unmittelbar nach Bekanntwerden dieses Urteils einsetzenden Kritik sei nÌmlich<br />

zu erwarten gewesen, dass alsbald die Voraussetzungen fÏr eine erschlieÞungsbeitragsrechtliche<br />

Abrechenbarkeit unbefahrbarer Wohnwege geschaffen wÏrden, <strong>und</strong> zwar nicht<br />

nur zur Vermeidung von BeitragsausfÌllen fÏr die Gemeinden, sondern auch im Interesse<br />

einer mÎglichst weitgehenden Gleichbehandlung aller betroffenen Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmer<br />

mit RÏckwirkung.<br />

Da mangels BeitragsfÌhigkeit eines Wohnweges bis zum 1. 7. 1987 keine endgÏltige Herstellungi.S.des§133<br />

II BauGB, also im Rechtssinne erfolgen konnte, bedeutet ,,endgÏltige<br />

Herstellung`` in § 242 IV 1 BauGB die technisch endgÏltige Herstellung so<br />

unter Ûbernahme der Terminologie der Vorinstanz: BVerwG NVwZ-RR 1996, 463, 464<br />

= DVBl. 1996, 1051; vgl. auch Driehaus §12 Rdn. 67). Gemeint ist die straÞenbautechnische<br />

Herstellung in der Weise, dass ohne DurchfÏhrung weiterer baulicher MaÞnahmen<br />

an der Anlage nach dem 1. 7. 1987 die endgÏltige Herstellung im Rechtssinne erfolgen<br />

kann.<br />

Auch wenn der Gesetzgeber nur die in der Zeit zwischen dem Urt. v. 3. 6. 1983<br />

Rdn. 109) <strong>und</strong> dem 1. 7. 1987 hergestellten Anlagen im Auge hatte, erfasst § 242 IV 1<br />

BauGB entsprechend seinem Wortlaut sÌmtliche vor dem 1. 7. 1987 technisch endgÏltig<br />

hergestellten Wohnwege so behandelt BVerwG NVwZ-RR 1996, 463 = DVBl. 1996, 1051<br />

einen im Jahre 1975 technisch hergestellten Weg), es sei denn, es ist i. S. von § 242 IV 2<br />

BauGB s. u. Rdn. 114) vor diesem Zeitpunkt eine Beitragspflicht nach Landesrecht entstanden<br />

VG MÏnster KStZ 1990, 56).<br />

Allerdings dÏrfte die von § 242 IV 1 BauGB angeordnete RÏckwirkung nicht so weit<br />

gehen, dass sie sich auch auf vor Inkrafttreten des BBauG hergestellte Wohnwege bezieht<br />

Driehaus §12 Rdn. 67; Uechtritz BauR 1988, 6), wobei diese Frage ohnehin nicht von allzu<br />

groÞer praktischer Bedeutung sein dÏrfte.<br />

Ein ErschlieÞungsbeitrag kann gemÌÞ § 242 IV 2 BauGB nicht fÏr solche Anlagen<br />

i. S. von §127 II Nr. 2 BauGB erhoben werden, fÏr die vor dem 1. 7. 1987 eine Beitragspflicht<br />

nach Landesrecht, d. h. ein StraÞenbaubeitrag nach den landesrechtlichen Kommunalabgabengesetzen,<br />

entstanden ist. Wenn, wie dies i. d.R. der Fall sein wird, ein solcher<br />

StraÞenbaubeitrag niedriger als der ErschlieÞungsbeitrag ist, kann dennoch der Ïberschie-<br />

Þende Betrag nicht als ErschlieÞungsbeitrag erhoben werden.<br />

111<br />

112<br />

113<br />

114<br />

c) Die SammelstraÞen § 127 II Nr. 3 BauGB). SammelstraÞen sind nach der gesetzlichen<br />

Definition in §127 II Nr. 3 BauGB § 33 I Nr. 3 KAG BW ^ vgl. dazu Rdn.1b<br />

^ entspricht dieser Vorschrift) solche Îffentlichen vgl. dazu Rdn. 138) StraÞen,Wege <strong>und</strong><br />

PlÌtze, die zwar nicht selbst zum Anbau bestimmt sind, aber zur ErschlieÞung der Gr<strong>und</strong>stÏcke<br />

mindestens) eines Baugebiets notwendig sind. Die SammelstraÞe dient somit mittelbar<br />

der ErschlieÞung solcher Gr<strong>und</strong>stÏcke, die unmittelbar bereits von AnbaustraÞen<br />

i. S. von §127 II Nr. 1 BauGB verkehrsmÌÞig erschlossen sind. Ihre ErschlieÞungsfunktion<br />

besteht darin, den Verkehr aus den vorgenannten ErschlieÞungsanlagen aufzunehmen<br />

<strong>und</strong> gesammelt weiterzuleiten sowie umgekehrt den gesammelten Verkehr auf diese An-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 45<br />

115


F 116^118 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

116<br />

117<br />

lagen zu verteilen BVerwG NVwZ 1982, 555, 556 = KStZ 1982, 49). Eine StraÞe kann nur<br />

dann eine SammelstraÞe sein, wenn auf ihr ein aus mehreren selbstÌndigen AnbaustraÞen<br />

kommender Verkehr zusammentrifft <strong>und</strong> ihr auf diese Weise der Verkehr eines grÎÞeren<br />

Gebiets zugefÏhrt wird BVerwG NVwZ-RR 1989, 323 = KStZ 1989, 10) oder wenn in sie<br />

mehrere 4,50 m breite zu zahlreichen GemeindestellplÌtzen fÏhrende Zufahrten einmÏnden<br />

OVG MÏnster NWVBl. 1994, 423 f. = HSGZ 1995, 253). Neben der Sammelfunktion<br />

darf die SammelstraÞe auch <strong>und</strong> sogar Ïberwiegend dem Îrtlichen <strong>und</strong> ÏberÎrtlichen<br />

Durchgangsverkehr dienen BVerwG DÚV 1976, 347, 348 = ZMR 1976, 319).<br />

Zur ^ mittelbaren ^ ErschlieÞung von Baugebieten ,,notwendig`` ist eine SammelstraÞe<br />

nicht erst dann, wenn sie schlechthin unentbehrlich ist.Vielmehr reicht es aus, wenn<br />

ihre Herstellung nach stÌdtebaulichen Gr<strong>und</strong>sÌtzen angezeigt ist, d. h. wenn es einleuchtende<br />

GrÏnde dafÏr gibt, die Herstellung der Anlage unter BerÏcksichtigung der Îrtlichen<br />

Gegebenheiten als eine zur ordnungsgemÌÞen verkehrlichen Bedienung des betreffenden<br />

Gebiets angemessene LÎsung erscheinen zu lassen BVerwG NVwZ-RR 1989, 323 = KStZ<br />

1989, 10). Die in diesem Sinne erforderliche <strong>und</strong> gerichtlich voll ÏberprÏfbare Notwendigkeit<br />

kann in der Erleichterung, z. B. der VerkÏrzung von Wegstrecken, oder Sicherung des<br />

Verkehrs BVerwG NVwZ-RR 1989, 323 = KStZ 1989, 10) sowie der Abschirmung der<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke vor grÎÞerer LÌrmbelÌstigung begrÏndet sein BVerwG DÚV 1976, 347, 348<br />

= ZMR 1976, 319).<br />

In der Praxis hat die SammelstraÞe keine groÞe Bedeutung, da sie nur unter ganz engen<br />

<strong>und</strong> ausnahmsweise gegebenen Voraussetzungen abrechenbar ist. Es ist nÌmlich im Hinblick<br />

auf die die Erhebung eines ErschlieÞungsbeitrages rechtfertigende Abgrenzung ^<br />

diese kann auch durch topographische Gegebenheiten wie ein GewÌsser oder eine Felswand<br />

erfolgen ^ der Gr<strong>und</strong>stÏcke, die durch die ErschlieÞungsanlage einen Sondervorteil<br />

genieÞen, erforderlich, dass die SammelstraÞe die einzige Anlage ist, die die<br />

Verbindung zwischen Baugebiet <strong>und</strong> dem Ïbrigen gemeindlichen Verkehrsnetz herstellt<br />

BVerwG NVwZ 1982, 555 = KStZ 1982, 49; NVwZ-RR 1994, 413 = KStZ 1995, 35). Deshalb<br />

wird auch nur in sehr seltenen FÌllen ein FuÞweg vgl. dazu im Falle eines Treppenweges<br />

OVG Saarlouis AS 23, 242 = NVwZ-RR 1991, 423 = DÚV 1991, 748) eine SammelstraÞe<br />

sein BVerwGE 68, 48, 50 f. = NVwZ 1984, 369 f. = DVBl. 1984, 186; vgl. aber<br />

NVwZ-RR 1989, 323 = KStZ 1989, 10, wo die Frage, ob ein FuÞweg Ïberhaupt eine<br />

SammelstraÞe sein kann, ausdrÏcklich offen gelassen ist). Eine beitragsfÌhige SammelstraÞe<br />

liegt aus dem genannten Gr<strong>und</strong> auch nicht vor, wenn sich ihre Sammelfunktion<br />

auf beide StraÞenseiten erstreckt, aber die hinreichende Abgrenzbarkeit der bevorteilten<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke nur auf der einen Seite besteht BVerwG NVwZ-RR 1994, 413 = KStZ 1995,<br />

35, das auch eher verneint, dass der Halbteilungsgr<strong>und</strong>satz ^ zu diesem Rdn. 352 ^ fÏr<br />

eine SammelstraÞe Anwendung findet, die auf der einen Seite ihre Sammelfunktion erfÏllt,<br />

auf der anderen Seite aber an den AuÞenbereich grenzt). Zudem muss eine SammelstraÞe<br />

,,innerhalb der Baugebiete`` verlaufen. So kann eine SammelstraÞe zwar auÞerhalb<br />

eines Baugebiets weiterfÏhren <strong>und</strong> dadurch den Anschluss <strong>und</strong> die Verbindung zum Baugebiet<br />

herstellen. Aber am Ende des Baugebiets bzw. mit dem Eintritt in den AuÞenbereich<br />

endet die BeitragsfÌhigkeit gem. §127 II Nr. 3 BauGB. Denn eine im AuÞenbereich<br />

verlaufende Verkehrsanlage erfÏllt nicht das Merkmal ,,innerhalb der Baugebiete`` i.S. des<br />

§127 II Nr. 3 BauGB, es sei denn, der AuÞenbereichsteil fÌllt im Vergleich zur Ïbrigen<br />

Strecke der SammelstraÞe nicht ins Gewicht, so dass nach den UmstÌnden des Einzelfalls<br />

der Eindruck erhalten bleibt, es handele sich insgesamt noch) um eine innerhalb der Baugebiete<br />

verlaufende Verkehrsanlage BVerwG NVwZ 1992, 673, 674 = DÚV 1992, 1058 =<br />

KStZ 1992, 212).<br />

118<br />

d) Die ParkflÌchen § 127 II Nr. 4 BauGB). ParkflÌchen i.S. von §127 II Nr. 4<br />

BauGB § 33 I Nr. 5 KAG BW ^ vgl. dazu Rdn.1b ^ entspricht dieser Vorschrift) sind<br />

dem vorÏbergehenden Abstellen von Kraftfahrzeugen dienende, also zur Aufnahme des<br />

ruhenden Verkehrs bestimmte FlÌchen wie ParkplÌtze, Parkstreifen, Parkbuchten, Park-<br />

46 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 119^123 F<br />

taschen, ParkhÌfen. Nicht zu den ParkflÌchen zÌhlen dagegen Garagen <strong>und</strong> StellplÌtze;<br />

deren Herstellung stellt keine ErschlieÞungstÌtigkeit i.S. von §123 BauGB dar. Das Gesetz<br />

unterscheidet zwischen unselbstÌndigen ParkflÌchen als Bestandteil der in § 127 II<br />

Nr.1^3 BauGB genannten Anlagen Alt.1) <strong>und</strong> selbstÌndigen Anlagen Alt. 2).<br />

Eine unselbstÌndige ParkflÌche ist eine eigenstÌndige <strong>und</strong> deshalb imWege der Kostenspaltung<br />

gem. §127 III BauGB abrechenbare Teileinrichtung Rdn. 215 ff.) einer Erschlie-<br />

Þungsanlage. Sie kann dem LÌngs- oder dem Querparken dienen, unmittelbar neben der<br />

Fahrbahn, auf gleichem Niveau mit dieser oder durch einen Bordstein abgesetzt, verlaufen<br />

oder nur durch besondere Zufahrten erreichbar sein. Keine unselbstÌndige ParkflÌche,<br />

sondern, weil auch dem flieÞenden Verkehr dienend, Bestandteil der Fahrbahn ist die sog.<br />

Standspur. Allenfalls eine StraÞenbaubeitragspflicht, nicht aber eine ErschlieÞungsbeitragspflicht<br />

lÎst die Herstellung einer unselbstÌndigen ParkflÌche aus, wenn die entsprechende<br />

Verkehrsanlage bereits unter der Geltung des BBauG oder des BauGB hergestellt<br />

worden oder gar eine vorhandene ErschlieÞungsanlage i. S. von §242 I BauGB<br />

Rdn.188ff.) ist.<br />

Die selbstÌndige ParkflÌche dÏrfte in der Praxis keine groÞe Bedeutung haben. Denn<br />

weil es i. d.R. unmÎglich ist, die durch eine solche Anlage erschlossenen von den nicht<br />

erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcken abzugrenzen, wie das bei nur die ErschlieÞung verbessernden<br />

Anlagen erforderlich ist Rdn. 354), fehlt es i.d. R. an einer ErschlieÞungsbeitragsfÌhigkeit<br />

BVerwGE 78, 125 ff. = NVwZ 1988, 359, 360 f. = KStZ 1987, 230). Eine hinreichende<br />

Abgrenzung ist danach ausnahmsweise <strong>und</strong> nur dann gegeben, wenn eine funktionsgerechte<br />

Zuordnung zu einem bestimmten Baugebiet, zu dessen ErschlieÞung die Anlage<br />

nach dem Gesetz ,,notwendig`` sein muss, deshalb mÎglich ist, weil das Baugebiet z. B.<br />

wegen einer aufgr<strong>und</strong> topographischer Gegebenheiten bedingten ,,Insellage`` ein gleichsam<br />

geschlossenes Gebiet darstellt Driehaus §17 Rdn. 102; krit. dazu LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr<br />

§127 Rdn. 31; vgl. auch Vogel in Kohlhammer-Komm §127 Rdn. 58).<br />

119<br />

120<br />

e) Die GrÏnanlagen § 127 II Nr. 4 BauGB). §127 II Nr. 4 BauGB in Baden-WÏrttemberg<br />

^ vgl. dazu Rdn.1b ^ sind diese von § 33 I Nr. 6 KAG BW erfasst) unterscheidet<br />

zwischen unselbstÌndigen Alt. 1) <strong>und</strong> selbstÌndigen GrÏnanlagen Alt. 2), wobei KinderspielplÌtze<br />

ausdrÏcklich ausgenommen sind vgl. dazu nÌher Rdn. 127 ff.). Die erforderliche<br />

Lage ,,innerhalb der Baugebiete`` ist auch dann gegeben, wenn die Anlage, sofern sie<br />

jedenfalls von einem Bebauungsplan erfasst ist, am Rande eines Baugebiets liegt <strong>und</strong> teilweise<br />

an den AuÞenbereich grenzt BVerwGE 97,195,197=NVwZ1995,1218,1219=<br />

DVBl. 1995, 530). Bei den unselbstÌndigen Anlagen als Bestandteil von Anlagen nach<br />

§127 II Nr. 1^3 BauGB handelt es sich um das sog. StraÞenbegleitgrÏn auf dem Mittelstreifen<br />

oder am Rande von StraÞen,Wegen <strong>und</strong> PlÌtzen.<br />

Der Begriff der selbstÌndigen GrÏnanlage ist nicht identisch mit dem weitergehenden<br />

planungsrechtlichen Begriff der GrÏnflÌche vgl. etwa §§ 5 II Nr. 5, 9 I Nr. 15 BauGB).<br />

Erfasst sind lediglich begrÏnte, also mit Pflanzen bewachsene FlÌchen samt zugehÎrigen<br />

Wegen vgl. BVerwGE 100, 105, 114 f. = 1996, 803, 805 = DÚV 1996, 744 fÏr 250 m lange,<br />

im Bebauungsplan als ,,StraÞenverkehrsflÌche`` festgesetzte <strong>und</strong> als ,,Îffentliche Wege`` bezeichnete<br />

Wege innerhalb einer ca. 8 600 qm groÞen GrÏnanlage, so dass deren Herstellungskosten<br />

beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwand ^ s. u. Rdn. 297 ^ darstellen) <strong>und</strong><br />

Einrichtungen wie SitzbÌnken <strong>und</strong> Kinderspielvorrichtungen, die die ErschlieÞung eines<br />

bestimmten Baugebiets verbessern, indem sie dieses optisch auflockern, die Luft verbessern,<br />

LÌrm abschirmen sowie NaherholungsmÎglichkeiten in Form des Aufenthalts im<br />

Freien bieten. Im Hinblick auf diese ErschlieÞungsfunktion darf die Anlage nicht zu klein<br />

sein, so dass eine nur 395 qm groÞe GrÏnflÌche keine selbstÌndige Anlage nach §127 II<br />

Nr. 4 BauGB darstellt BVerwG,Beschl.v.11.3.1977^IVB214.76^).<br />

Dagegen ist nach der Rspr. des BVerwG NVwZ-RR 1989, 212 = DVBl. 1989, 418 =<br />

DÚV 1989, 857) eine BeitragsfÌhigkeit einer selbstÌndigen GrÏnanlage unter dem Gesichtspunkt<br />

einer zu groÞen Ausdehnung mit der Folge, dass sie nicht zur ErschlieÞung<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 47<br />

121<br />

122<br />

123


F 124^127 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

124<br />

125<br />

von Baugebieten ,,notwendig`` i. S. des §127 II Nr. 4 BauGB ist, nur ganz ausnahmsweise<br />

zu verneinen vgl. allerdings zur landesrechtlich geregelten ^ dazu Rdn.1a ^ Rechtslage<br />

in Bayern dessen Art. 5 a KAG), nÌmlich wenn die Anlage ,,ihrem FlÌchenumfang nach<br />

alle typischen GrÎÞenordnungen von GrÏnanlagen innerhalb von Baugebieten schlicht<br />

sprengt, so dass sich der Eindruck aufdrÌngt, die Anlage kÎnne in ihrer Bedeutung fÏr die<br />

physische <strong>und</strong> psychische Erholung von Menschen unmÎglich einem Baugebiet oder einzelnen<br />

zusammenhÌngenden Baugebieten zuzuordnen sein, sie komme vielmehr in ihrer<br />

Funktion darÏber hinausgehend einer ganzen Gemeinde oder bei grÎÞeren StÌdten)<br />

einem ganzen Ortsteil zugute``. Als Beispiel nennt das BVerwG in diesem Zusammenhang<br />

den ,,Tiergarten`` in Berlin <strong>und</strong> den ,,Englischen Garten`` in MÏnchen, wÌhrend die Notwendigkeit<br />

einer GrÏnanlage mit einer FlÌche von ca. 11000 qm <strong>und</strong> einer Ausstattung u. a.<br />

mit einem Kleinpflasterbrunnen, einem grÎÞeren Teich, zwei BolzplÌtzen mit einer GesamtflÌche<br />

von ca. 660 qm sowie verschiedenen Kinderspieleinrichtungen <strong>und</strong> sogar einer<br />

GrÏnanlage mit einer Ausdehnung von ca. 390 6 200 m entsprechend einer FlÌche von ca.<br />

78 000 qm vgl. BVerwG NVwZ 1994, 908, 909 = DVBl. 1993, 1370 = KStZ 1994, 139),<br />

nicht in Frage gestellt wird.<br />

Erweist sich jedoch eine im vorbezeichneten Sinne zwar notwendige Anlage fÏr die<br />

ordnungsgemÌÞe ErschlieÞung der im Abrechnungsgebiet liegenden Gr<strong>und</strong>stÏcke vgl.<br />

zu dessen Abgrenzung Rdn. 355) als reichlich groÞ, kann sich die Frage der Erforderlichkeit<br />

der Anlage i. S. des §129 I 1 BauGB Rdn. 145 ff., 312 ff.) oder der HÎhe des Gemeindeanteils<br />

nach §129 I 3 BauGB ^ mÎglicherweise auch in Form der Verminderung des<br />

beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwands dazu Rdn. 318) ^ stellen BVerwG NVwZ-RR<br />

1989, 212 = DVBl. 1989, 418; NVwZ 1994, 908, 909 = DVBl. 1993, 1370).<br />

An der Notwendigkeit einer GrÏnanlage fehlt es, wenn genÏgend andere GrÏnanlagen<br />

in erreichbarer NÌhe vorhanden sind vgl. allerdings zum Erschlossensein eines Gr<strong>und</strong>stÏcks<br />

sogar durch 2 GrÏnanlagen: BVerwGE 97, 185 ff. = NVwZ 1995, 1216 ff. = DVBl.<br />

1995, 527 ff.; dazu nÌher Rdn. 409). Das ist der Fall, wenn im Hinblick auf die Existenz<br />

der anderen Anlage die Herstellung der weiteren Anlage nicht mehr als nach stÌdtebaulichen<br />

Gr<strong>und</strong>sÌtzen angemessene LÎsung erscheint BVerwG NVwZ-RR 1989, 212 = DVBl.<br />

1989, 418). Letzteres wiederum ist nur anzunehmen, wenn die beiden GrÏnanlagen zusammengenommen<br />

eine solche Ausdehnung erreichen wÏrden, dass die typische GrÎÞenordnung<br />

von GrÏnanlagen innerhalb von Baugebieten vgl. dazu o. Rdn. 123) Ïberschritten<br />

wÌre BVerwG NVwZ 1994, 908, 909 = DVBl. 1993, 1370 = KStZ 1994, 139). Ferner kann<br />

die Notwendigkeit einer GrÏnanlage entfallen, wenn sich im Abrechnungsgebiet vgl. zu<br />

dessen Bestimmung Rdn. 355) nur EinfamilienhÌuser mit GÌrten befinden, die eine ausreichende<br />

Erholung gewÌhrleisten; dies gilt bei offener Bauweise <strong>und</strong> Vorhandensein von<br />

GÌrten jedoch nur, wenn auch eventuelle Mieter diese GÌrten benutzen dÏrfen BVerwG<br />

NVwZ 1985, 833, 834 = DVBl. 1985, 117 = KStZ 1985, 212). Dagegen wird die Notwendigkeit<br />

einer GrÏnanlage nicht dadurch in Frage gestellt, dass sich in der NÌhe eine Kleingartenanlage<br />

befindet; denn diese dient in erster Linie der Erholung <strong>und</strong> Nutzung der<br />

KleingÌrtner <strong>und</strong> nicht der allgemeinen WohnbevÎlkerung BVerwG NVwZ 1994, 908,<br />

909 = DVBl. 1993, 1370 = KStZ 1994, 139).<br />

126<br />

127<br />

f ) Die KinderspielplÌtze. KinderspielplÌtze sind dem Spielen von Kindern im Alter<br />

bis etwa 14 Jahre dienende FlÌchen vgl. dazu nÌher OVG MÏnster DÚV 1990, 289 =<br />

Gemht 1990, 184). Sie finden sich nicht im Katalog der beitragsfÌhigen Anlagen des<br />

§127 II BauGB vgl. aber zur Rechtslage in Baden-WÏrttemberg ^ dazu Rdn.1b ^ § 33<br />

S.1 Nr. 6 KAG BW). Sie sind aber Ïbergangsweise gem. § 242 V 1 BauGB noch nach den<br />

Bestimmungen des §127 II Nr. 3 <strong>und</strong> 4 BauGB abrechenbar. Zum VerstÌndnis dieser<br />

Ûbergangsregelung ist ein kurzer Ûberblick Ïber die BeitragsfÌhigkeit von KinderspielplÌtzen<br />

nach den frÏherenVorschriften des BBauG erforderlich.<br />

ZunÌchst waren die KinderspielplÌtze nicht im Katalog der beitragsfÌhigen Anlagen des<br />

§127 II BBauG enthalten. Sie waren jedoch abrechenbar, wenn sie unter den Begriff der<br />

48 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 128^130 F<br />

GrÏnanlage i.S. von §127 II Nr. 3 BBauG ^ dieser entsprach dem §127 II Nr. 4 BauGB ^<br />

fielen vgl. dazu <strong>und</strong> zur Entwicklung der Rspr.: BVerwGE 97, 185, 188/9 = NVwZ 1995,<br />

1216, 1217 = DVBl. 1995, 527 <strong>und</strong> OVG MÏnster NWVBl. 1990, 96, 97 = ZMR 1990, 396).<br />

Das war der Fall, wenn sie entweder in einer selbstÌndigen GrÏnanlage als deren unselbstÌndiger<br />

Bestandteil lagen oder ^ als selbstÌndige Anlage ^ deshalb eine GrÏnanlage darstellten,<br />

weil ihre BegrÏnung nicht so untergeordnet war, dass sie den Charakter derAnlage<br />

mitprÌgte BVerwGE 36, 155 = DVBl. 1971, 214 = BauR 1971, 119). Mit Wirkung zum 1. 1.<br />

1977 wurden dann durch den neu eingefÏgten §127 II Nr. 4 BauGB ,,KinderspielplÌtze innerhalb<br />

der Baugebiete``auch dann beitragsfÌhig, wenn sie nicht hinreichend begrÏnt, sondern<br />

lediglich mit Kinderspieleinrichtungen versehen <strong>und</strong> deshalb nicht als GrÏnanlage abrechenbar<br />

waren vgl. BVerwGE 37, 76, 77 f. = DVBl. 1971, 508, 509 = KStZ 1972, 29). Bis<br />

zum Inkrafttreten des BauGB unterlagen somit die selbstÌndigen begrÏnten sowie die als<br />

unselbstÌndige Teile einer GrÏnanlage anzusehenden KinderspielplÌtze dem §127 II Nr. 3<br />

BauGB <strong>und</strong> die nicht begrÏnten selbstÌndigen KinderspielplÌtze dem §127 II Nr. 4 BauGB<br />

BVerwG NVwZ 1985, 833, 835 = DVBl. 1985, 117 = KStZ 1985, 12).<br />

Nachdem aber das BVerwG NVwZ 1985, 833, 835 = DVBl. 1985, 117 = KStZ 1985, 12;<br />

E 72, 143 = NVwZ 1986, 130, 132 = DVBl. 1986, 347) den Kreis der von KinderspielplÌtzen<br />

gem. §127 II Nr. 3 <strong>und</strong> 4 BauG erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke ^ unabhÌngig davon, ob<br />

sie dem Spielen von Kleinkindern oder Ìlteren Schulkindern dienten BVerwGE 72, 143 =<br />

NVwZ 1986, 130, 132 = DVBl. 1986, 347) ^ auf die in 200 m Luftlinie entfernten Gr<strong>und</strong>stÏcke<br />

vgl. Rdn. 355) begrenzt <strong>und</strong> dies insb. im Hinblick auf die Belastung der im Allgemeinen<br />

recht kleinen Zahl der erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke in der Praxis zu erheblichen<br />

Schwierigkeiten gefÏhrt hatte, wurde die BeitragsfÌhigkeit von KinderspielplÌtzen ersatzlos<br />

gestrichen. Dies gilt jedenfalls, wie der Zusatz in §127 II Nr. 3 BauGB ,, . . . mit Ausnahme<br />

von KinderspielplÌtzen``) sowie die ErwÌhnung des §127 II Nr. 3 BauGB in § 242<br />

V 1 BauGB zeigt, sowohl fÏr begrÏnte als auch unbegrÏnte selbstÌndige KinderspielplÌtze.<br />

Sie sind nunmehr nur noch nach landesrechtlichen Vorschriften abrechenbar vgl. Kortmann<br />

KStZ 1988, 49; vgl. allerdings BVerwG NVwZ 1993, 1197 f. = KStZ 1993, 74 dazu,<br />

dass solche Vorschriften nicht automatisch wieder aufgelebt sind, nachdem sie zuvor durch<br />

die b<strong>und</strong>esrechtliche Regelung in § 127 II Nr. 4 BauGB auÞer Kraft gesetzt worden<br />

waren).<br />

Die nach dem Inkrafttreten des BauGB zunÌchst umstr. Frage, ob auch weiterhin die<br />

unselbstÌndigen KinderspielplÌtze als Bestandteil einer GrÏnanlage i. S. von §127 II<br />

Nr. 4 BauGB, d. h. als Teil des Aufwands fÏr deren Herstellung, abgerechnet werden kÎnnen<br />

<strong>und</strong> nicht von der Ûbergangsregelung des § 242 V BauGB s. o. Rdn. 126) erfasst<br />

werden, hat das BVerwG E 97, 185, 189 f. = NVwZ 1995, 1216, 1217 = DVBl. 1995, 527) mit<br />

der BegrÏndung verneint, andernfalls hÌtte der Gesetzgeber im Rahmen der den ErschlieÞungsaufwand<br />

betreffenden Vorschrift des §128 BauGB ^ vgl. dessen Abs. 3 Nr. 1<br />

<strong>und</strong> 2 ^ bestimmen mÏssen, dass die fÏr die Anlegung eines Kinderspielplatzes innerhalb<br />

einer GrÏnanlage aufgewendeten Kosten nicht zum beitragsfÌhigen Aufwand zÌhlen so<br />

vorher schon OVG MÏnster NVwZ 1990, 794 = HSGZ 1990, 102, <strong>und</strong> ^ unter Hinweis auf<br />

die praktischen Schwierigkeiten bei einer getrennten Ermittlung des Aufwands fÏr die<br />

Herstellung von ,,GrÏnanlage`` <strong>und</strong> ,,Kinderspielplatz`` ^ NVwZ 1990, 794 = HSGZ 1990,<br />

102, 104).<br />

Die danach im Hinblick auf die BeitragsfÌhigkeit vorzunehmende Abgrenzung zwischen<br />

einer in ihrer Gesamtheit einschlieÞlich der Kinderspieleinrichtungen) nach dem<br />

BauGB abrechenbaren GrÏnanlage <strong>und</strong> einem selbstÌndigen Kinderspielplatz ist von erheblicher<br />

praktischer Bedeutung. Denn KinderspielplÌtze werden hÌufig nicht isoliert,<br />

sondern als integrierter Bestandteil von GrÏnanlagen angelegt, um so den Menschen aller<br />

Altersstufen eine gemeinsame ErholungsmÎglichkeit zu bieten. Abzustellen ist dabei auf<br />

die tatsÌchliche Beschaffenheit <strong>und</strong> die Funktion der Anlage, d. h., welchen Eindruck die<br />

tatsÌchlichen VerhÌltnisse einem unbefangenen Beobachter vermitteln BVerwGE 97, 185,<br />

190/1 = NVwZ 1995, 1216, 1217 = DVBl. 1995, 527; E 100, 105, 109 = NVwZ 1996, 803,<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 49<br />

128<br />

129<br />

130


F 131^135 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

131<br />

132<br />

133<br />

134<br />

804 = DÚV 1996, 744). Sind die FlÌchen der Anlage Ïberwiegend begrÏnt <strong>und</strong> mit fÏr<br />

GrÏnanlagen typischen Wegen, SitzbÌnken oder sonstigen Ïblichen Einrichtungen bedeckt,<br />

handelt es sich um eine insgesamt beitragsfÌhige GrÏnanlage. Ûberwiegen dagegen<br />

in rÌumlicher Hinsicht die SpielgerÌte <strong>und</strong> sonstigen SpielmÎglichkeiten, ist die Anlage<br />

allenfalls nach der Ûbergangsvorschrift des § 242 V BauGB s. u. Rdn. 131ff.) abrechenbar.<br />

Gem. § 242 V 1 BauGB verbleibt es bei der BeitragsfÌhigkeit <strong>und</strong> damit auch der Erhebungspflicht<br />

Rdn. 417) hinsichtlich der KinderspielplÌtze, fÏr die entweder wegen ihrer<br />

Eigenschaft als selbstÌndiger begrÏnter Kinderspielplatz nach §127 II Nr. 3 BBauG oder<br />

im Hinblick auf ihre Eigenschaft als selbstÌndiger nicht begrÏnter Kinderspielplatz nach<br />

§127 II Nr. 4 BBauG s. o. Rdn. 126 ff.) vor dem 1. 7. 1987 eine sachliche Beitragspflicht<br />

entstanden ist.<br />

Trotz Vorliegens der Voraussetzungen des § 242 V 1 BauGB soll aber nach S. 2 von der<br />

Erhebung des ErschlieÞungsbeitrages ganz oder teilweise abgesehen werden, wenn dies<br />

aufgr<strong>und</strong> der ÎrtlichenVerhÌltnisse, insb. unter BerÏcksichtigung des Nutzens des Kinderspielplatzes<br />

fÏr die Allgemeinheit, geboten ist. § 242 V 2 BauGB regelt die Fallgestaltung,<br />

bei der eine vor dem 1. 7. 1987 entstandene sachliche Beitragspflicht bis zu diesem Zeitpunkt<br />

noch nicht mittels Zustellung eines Beitragsbescheides vgl. §135 I BBauG) an den<br />

gem. §134 I BBauG Beitragspflichtigen zur persÎnlichen Beitragsschuld konkretisiert<br />

worden ist vgl. Rdn. 424). Es handelt sich um eine Billigkeitsregelung, diebeiVorliegen<br />

der ^ gerichtlich voll ÏberprÏfbaren ^ Voraussetzungen zum Erlass verpflichtet. Denn<br />

,,soll`` bedeutet ,,muss`` im Regelfall, wÌhrend Ermessen nur bei atypischer Fallgestaltung<br />

eingerÌumt ist vgl. BVerwGE 78, 101, 105 = NVwZ 1988, 829, 830; vgl. aber OVG LÏneburg<br />

NVwZ 1987, 1108 = DÚV 1988, 34, 35, das eine Ermessensentscheidung annimmt). Ermessen<br />

dÏrfte der Gemeinde nur bezÏglich der HÎhe des Erlasses ,,ganz oder teilweise``)<br />

eingerÌumt sein vgl. zu den insoweit maÞgeblichen Gesichtspunkten Horst KStZ 1987,<br />

149 ff.).<br />

Die Ermessensentscheidung bezÏglich der HÎhe des Erlasses nach § 242 V 2 BauGB<br />

muss sich nach den Îrtlichen VerhÌltnissen richten. Dabei sind ausweislich der Entstehungsgeschichte<br />

BT-Drucks. 10/6166 S. 165 f.) <strong>und</strong> angesichts des vom Gesetz herausgestellten<br />

Anwendungsfalls der ,,BerÏcksichtigung des Nutzens fÏr die Allgemeinheit`` die<br />

FÌlle gemeint, in denen, namentlich unter BerÏcksichtigung von Art, Umfang <strong>und</strong> Lage<br />

des Kinderspielplatzes, die Belastung allein der EigentÏmer der im Umkreis von 200 m<br />

Luftlinie von der Anlage entfernten Gr<strong>und</strong>stÏcke vgl. Rdn. 355) nicht gerechtfertigt ist<br />

OVG LÏneburg NVwZ 1987, 1108 = DÚV 1988, 34). Das kann seine Ursache darin haben,<br />

dass besonders hohe Gr<strong>und</strong>erwerbskosten angefallen sind, dass die Ausgestaltung des Platzes<br />

Besonderheiten aufweist oder dass die Anlage zu einem erheblichen Teil oder sogar<br />

Ïberwiegend von der ,,Allgemeinheit`` benutzt wird, d. h. der Benutzerkreis von Gr<strong>und</strong>stÏcken<br />

kommt, die nicht im Abrechnungsgebiet liegen.<br />

Gem. § 242 V 3 BauGB ist der Erlass eines sich nach S. 2 ergebenden Beitrags auch<br />

dann geboten, wenn vor dem 1. 7. 1987 durch Zustellung eines Beitragsbescheides zwar<br />

eine persÎnliche Beitragsschuld entstanden ist, der Pflichtige den Beitrag aber entweder<br />

noch nicht entrichtet hat Nr. 1) oder dies zwar getan hat, jedoch der Beitragsbescheid<br />

noch nicht unanfechtbar ist Nr. 2). Dieses AnknÏpfen an das Verhalten des Pflichtigen<br />

bzw. an von diesem u. U. nicht steuerbare UmstÌnde ist nicht sehr befriedigend vgl. auch<br />

Horst KStZ 1987, 150 f.), dÏrfte aber im Ergebnis keinen durchgreifenden rechtlichen Bedenken<br />

unterliegen. Jedenfalls soll vermieden werden, dass die Gemeinde einmal entrichtete<br />

BeitrÌge zurÏckzahlen muss. Das hat zur Folge, dass auch nur teilweise gezahlte BeitrÌge<br />

bei der Gemeinde verbleiben <strong>und</strong> lediglich bezÏglich des ÏberschieÞenden Betrages<br />

ein Erlass in Betracht kommt.<br />

135<br />

g) Die Immissionsschutzanlagen § 127 II Nr. 5 BauGB). Gem. §127 II Nr. 5<br />

BauGB stellen die Anlagen zum Schutz von Baugebieten gegen schÌdliche Umweltein-<br />

50 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 136^139 F<br />

wirkungen i.S. des BImSchG, auch wenn sie nicht Bestandteil der ErschlieÞungsanlagen<br />

sind, beitragsfÌhige ErschlieÞungsanlagen dar. Es handelt sich somit um Anlagen zur Abwehr<br />

von Immissionen i. S. des § 3 BImSchG, wobei in der Praxis lediglich MaÞnahmen<br />

gegen LÌrmeinwirkungen wie LÌrmschutzwÌlle, LÌrmschutzwÌnde <strong>und</strong> Schutzanpflanzungen<br />

eine Rolle spielen dÏrften. In Baden-WÏrttemberg ^ vgl. zur dortigen Rechtslage<br />

Rdn.1b ^ sind nach § 33 S.1 Nr. 7 KAG BW ohnehin nur LÌrmschutzanlagen beitragsfÌhig.)<br />

Aus der Verwendung des Begriffs ,,Anlage`` folgt, dass allein Anlagen i. S. von<br />

§ 9 I Nr. 24 BauGB, nicht auch ,,Vorkehrungen`` gegen schÌdliche Umwelteinwirkungen,<br />

also MaÞnahmen an der emittierenden Einrichtung oder am zu schÏtzenden Objekt wie<br />

z. B. Schallschutzfenster erfasst sind. Das ergibt sich auch daraus, dass die Anlage ,,zum<br />

Schutz von Baugebieten``, nicht aber von einzelnen Gr<strong>und</strong>stÏcken hergestellt sein muss. Es<br />

reicht allerdings aus, dass eine grÎÞere Zahl von Gr<strong>und</strong>stÏcken geschÏtzt wird OVG<br />

Koblenz KStZ 1985, 217), wobei die Anlage selbst ^ abweichend von §127 II Nr. 3 <strong>und</strong> 4<br />

BauGB ^ sich nicht innerhalb des zu schÏtzenden Baugebiets befinden muss.<br />

Aus dem ^ im Gegensatz zur Formulierung des §127 II Nr. 4 BauGB stehenden ^ Gesetzeswortlaut<br />

folgt, dass lediglich selbstÌndige Anlagen durch §127 II Nr. 5 BauGB erfasst<br />

sind, wÌhrend die Herstellungskosten unselbstÌndiger Anlagen als Bestandteil von<br />

Anlagen nach §127 II Nr. 1 bis 4 BauGB Aufwand fÏr deren Herstellung darstellen Driehaus<br />

§12 Rdn. 94; Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §127 Rdn. 19 a; Dirnberger<br />

in JÌde/Dirnberger/WeiÞ § 127 Rdn. 58; vgl. auch Ziegler KStZ 1981, 165 unter Hinweis auf<br />

den Zweck der EinfÏgung der Immissionsschutzanlagen in den Katalog der beitragsfÌhigen<br />

Anlagen; a. A. LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §127 Rdn. 38).<br />

FÏr die BeitragsfÌhigkeit von Immissionsschutzanlagen vgl. dazu nÌher Groh BauR<br />

1984, 358 ff.) ist von entscheidender Bedeutung, welches der Anlass ihrer Errichtung war<br />

vgl. Quaas in SchrÎdter § 127 Rdn. 39). Im Gr<strong>und</strong>satz ist darauf abzustellen, welche Nutzung<br />

zunÌchst vorhanden war. Wird also ein Baugebiet erstmalig erschlossen oder derart<br />

erweitert, dass zu seinem Schutz gegen bereits gegebene Emissionen Anlagen erforderlich<br />

sind, handelt es sich um beitragsfÌhige Anlagen i. S. von §127 II Nr. 5 BauGB. Werden<br />

dagegen die emittierenden Einrichtungen erst nach der ErschlieÞung des Baugebiets<br />

^ sei es in diesem oder auÞerhalb von diesem ^ errichtet, kann ein ErschlieÞungsbeitrag<br />

fÏr die Herstellung von Schutzanlagen nicht erhoben werden BVerwG NVwZ 1994,<br />

905, 906 f. = DVBl. 1993, 1367 = KStZ 1994, 136 fÏr den Fall der HeranfÏhrung einer<br />

LandesstraÞe an eine Wohnbebauung; bei dem der StraÞenbaulasttrÌger lÌrmschutzpflichtig<br />

ist; ferner Taegen DVBl. 1977, 521; Ziegler KStZ 1981, 167 f.; Groh BauR 1984,<br />

358).<br />

136<br />

137<br />

3. DieWidmung zur Îffentlichen ErschlieÞungsanlage<br />

Nach §127 II Nr. 1 bis 3 BauGB mÏssen die dort genannten Anlagen ,,Îffentlich`` sein, 138<br />

d. h. dem Gemeingebrauch zur VerfÏgung stehen. Das gilt aber auch fÏr die Ïbrigen<br />

Anlagen des §127 II BauGB. Denn ErschlieÞungsbeitrÌge kÎnnen nur erhoben werden,<br />

wenn das, was mit dem jeweiligen Aufwand geschaffen worden ist, der Allgemeinheit<br />

auf unbestimmte Dauer zu den Folgen einer Einziehung der StraÞe s. u. Rdn. 475) gesichert<br />

zur VerfÏgung steht BVerwGE 82, 215, 222 = NVwZ 1990, 78, 80 = DVBl. 1989,<br />

1208, das die problematische Frage einer solchen dauerhaften Sicherung bezÏglich einer<br />

auf privaten Gr<strong>und</strong>stÏcken errichteten StÏtzmauer behandelt). Dies erfolgt, sofern die<br />

Anlage nicht als Bestandteil einer Anlage nach §127 II Nr. 1 bis 3 BauGB von der stra-<br />

Þenrechtlichen Widmung Rdn. 139 ff.) mit umfasst wird, durch formlose Ûbergabe an<br />

die Allgemeinheit.<br />

Die Úffentlichkeit von StraÞen,Wegen <strong>und</strong> PlÌtzen nach §127 II Nr. 1 bis 3 BauGB wird 139<br />

durch den formalisierten, sich in Form, Inhalt <strong>und</strong>Vollziehung nach den StraÞengesetzen der<br />

LÌnder vgl. dazu Kodal/KrÌmer, StraÞenrecht, 6. Aufl., Kap. 7 Rdn. 2 ff. <strong>und</strong> Sauthoff, StraÞe<br />

<strong>und</strong> Anlieger, 2003, Rdn.71ff. sowie ^ insbesondere zur Rechtslage im Land Nordrhein-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 51


140<br />

141<br />

142<br />

143<br />

F 140^143 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

Westfalen ^ Stuttmann NWVBl. 2005, 255f.) richtenden Akt derWidmung fÏr den ÎffentlichenVerkehr<br />

bewirkt BVerwGE 85, 66, 70 = NVwZ1990, 873, 874 = DVBl.1990, 786). Dabei<br />

ist zu beachten, dass nur eine nichtige vgl. zu einer solchen wegen der fehlenden Einstufung<br />

in eine der in § 3 I StrWGNW vorgesehenen StraÞengruppen: OVG MÏnster NVwZ-RR<br />

1993, 281f. = NWVBl. 1993, 221; keine Nichtigkeit dagegen bei der Widmung von i.S. des<br />

§125 III Nr. 2 BauGB ausgebauten ^ dazu Rdn. 154 ff. ^ VerkehrsflÌchen: OVG MÏnster<br />

NVwZ-RR 2000, 462, 463 = NWVBl. 2000, 145, 146), nicht aber eine lediglich rechtswidrige<br />

<strong>und</strong> nur angefochtene oder gar bereits bestandskrÌftige Widmung die ,,Úffentlichkeit``<br />

entfallen lÌsst.<br />

DieWidmung kann durch die tatsÌchlicheVerkehrsÏbergabe ersetzt werden, sofern die<br />

Anlage in einem vorangegangenen fÎrmlichenVerfahren als ÎffentlicheVerkehrsflÌche ausgewiesen<br />

worden ist. Nach manchen StraÞengesetzen stellt allein ein Planfeststellungsverfahren<br />

ein solches fÎrmliches Verfahren dar vgl. Kodal/KrÌmer o. Rdn. 139, dort Rdn. 19.31<br />

<strong>und</strong> 19.33 <strong>und</strong> Sauthoff aaO Rdn.139, dort Rdn. 265 ff.). Soweit allerdings nach den Stra-<br />

Þengesetzen auch andereVerfahren als fÎrmliche zugelassen sind, ist von praktischer Bedeutung,<br />

ob die Ausweisung in einem Bebauungsplan als Îffentliche VerkehrsflÌche insoweit<br />

ausreicht bejahend VGH Mannheim NVwZ-RR 1989, 42; ebensoVGH Kassel NVwZ-RR<br />

1990, 457 = Gemht 188, 35 sogar fÏr einen nichtigen, jedoch genehmigten Plan; verneinend<br />

OVG Saarlouis, Beschl. v. 31. 8. 2005 ^ 1W 10/05 ^ [juris]).<br />

Da maÞgeblich allein die straÞenrechtliche <strong>und</strong> nicht die straÞenverkehrsrechtliche Einstufung<br />

der StraÞe ist, bedarf es zur Entstehung der Beitragspflicht fÏr eine verkehrsberuhigte<br />

StraÞe lediglich derWidmung, nicht aber der zur Schaffung einer solchen StraÞe<br />

erforderlichen MaÞnahmen der StraÞenverkehrsbehÎrde VGH Mannheim VBlBW 1988,<br />

68).<br />

Erstreckt sich die Widmung nur auf ein TeilstÏck einer einheitlichen selbstÌndigen ErschlieÞungsanlage<br />

i.S. von §130 II 1 Alt. 1 BauGB, kann fÏr die gesamte Anlage keine<br />

Beitragspflicht entstehen BVerwG NJW 1977, 1740, 1741 = BauR 1977, 266). Eine Beitragspflicht<br />

kann allenfalls fÏr den gewidmeten Teilbereich entstehen, sobald fÏr diesen<br />

eine wirksame Abschnittsbildung Rdn. 258 ff.) erfolgt ist. Wird eine bereits gewidmete<br />

StraÞe durch die abzurechnende HerstellungsmaÞnahme verbreitert, begradigt, unerheblich<br />

verlegt oder ergÌnzt, bleibt also der alte StraÞenverlauf im Wesentlichen erhalten,<br />

bedarf es keiner erneuten Widmung ,,ElastizitÌt der Widmung``, vgl. §2 VIa FStrG <strong>und</strong><br />

die bei Kodal/KrÌmer o. Rdn.139, dort Rdn. 19.34, vgl. auch Sauthoff aaO Rdn.139 dort<br />

Rdn.74 ff. angefÏhrten entsprechenden landesrechtlichenVorschriften; ferner OVG MÏnster<br />

OVGE 48, 8 = NWVBl. 1999, 467 = ZMR 1999, 799 m.w. Nachw.), sondern gilt der<br />

neue StraÞenbereich durch die VerkehrsÏbergabe als gewidmet.<br />

Ferner bedarf es keinerWidmung nach dem jeweiligen LandesstraÞengesetz, wenn ^ was<br />

in der Praxis hÌufig vorkommt ^ bereits vor Inkrafttreten des StraÞengesetzes die StraÞe<br />

eine Îffentliche war vgl. dazu die in den LandesstraÞengesetzen in die Ûberleitungsbestimmungen<br />

aufgenommenen Regelungen, z. B. § 60 StrWG NRW). Im Gebiet der ehemaligen<br />

Geltung des preuÞischen Rechts war zu einer solchenWidmung nach altem Recht das<br />

Zusammenwirken des StraÞeneigentÏmers, derWegepolizeibehÎrde sowie des Wegeunterhaltspflichtigen<br />

^ oftmals war dies die Gemeinde in einer Person ^ erforderlich, d. h. diese<br />

mussten damit einverstanden sein bzw. stillschweigend dulden, dass der ÎffentlicheVerkehr<br />

auf der StraÞe stattfand vgl. OVG MÏnster DÚV 1988, 1064; ferner Stuttmann NWVBl.<br />

2005, 255, 258 f.; zu denVoraussetzungen der Widmung in anderen Regionen vgl. die Zusammenstellung<br />

bei Kodal/KrÌmer o. Rdn. 139, dort Kap. 4 Rdn. 4.3 bis 4.5 <strong>und</strong> bei Sauthoff<br />

aaO Rdn.139 dort Rdn. 473 ff.; ferner bezÏglich der neuen B<strong>und</strong>eslÌnder Sauthoff LKV<br />

1998, 472 <strong>und</strong> ZÎrner LKV 1998, 264).<br />

52 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 144^146 F<br />

4. Die Herstellung der Anlage in ErfÏllung der ErschlieÞungspflicht<br />

der Gemeinde<br />

Eine weitere Voraussetzung fÏr das Entstehen einer ErschlieÞungsbeitragspflicht ist,<br />

dass die Gemeinde die abgerechnete Anlage i. S. von §127 II BauGB in ErfÏllung ihrer ErschlieÞungspflicht<br />

aus §123 I BauGB Rdn. 14 f.) hergestellt hat BVerwG NVwZ 1990,<br />

374, 376). Das folgt aus dem Zusammenhang zwischen §§127 I <strong>und</strong> 123 I BauGB, wonach<br />

die Gemeinden einen ErschlieÞungsbeitrag zur Deckung ihres anderweitig nicht gedeckten<br />

Aufwandes nur erheben dÏrfen, sofern die ErschlieÞung der Gemeinde als eigene<br />

Aufgabe obliegt. Dabei ist allein maÞgeblich, ob objektiv eine solche Aufgabe erfÏllt<br />

wird, so dass unschÌdlich ist, wenn die Gemeinde die Anlage nach ihren Vorstellungen zu<br />

einem Zweck errichtet, dessenVerwirklichung nicht der ErfÏllung ihrer ErschlieÞungslast<br />

gedient hÌtte BVerwG NVwZ 1994, 905, 906 f. = DVBl. 1993, 1367 fÏr den Fall der Herstellung<br />

einer LÌrmschutzanlage zur Abwehr der Immissionen, die von einer an eine<br />

Wohnbebauung herangefÏhrten StraÞe ausgehen ^ eine solche Anlage ist nicht gem.<br />

§ 127 II Nr. 5 BauGB beitragsfÌhig [s. o. Rdn. 137] ^, wobei die Anlage aber dem Wohngebiet<br />

zugleich Schutz vor LÌrmbeeintrÌchtigungen durch ein Gewerbe- <strong>und</strong> Industriegebiet<br />

bietet <strong>und</strong> unter diesem Gesichtspunkt eine Anlage i. S. des § 127 II Nr. 5 BauGB darstellt).<br />

Danach entsteht keine ErschlieÞungsbeitragspflicht, wenn die Gemeinde aufgr<strong>und</strong><br />

eines Vertrages eine nicht in ihrer Baulast stehende Ortsdurchfahrt ausbaut bzw. verlÌngert<br />

BVerwG DÚV 1975, 855 = BRS 37 Nr. 1 = ZMR 1976, 250) oder dem B<strong>und</strong> als TrÌger der<br />

StraÞenbaulast fÏr eine B<strong>und</strong>esstraÞe gem. §17 IV FStrG im Planfeststellungsbeschluss die<br />

Herstellung einer AnbaustraÞe auferlegt worden ist <strong>und</strong> die Gemeinde durch Vertrag diese<br />

Verpflichtung Ïbernommen hat BVerwG NVwZ 1982, 435 = DÚV 1982, 328 = KStZ<br />

1982, 92) oder eine StraÞe aufgr<strong>und</strong> eines Planfeststellungsbeschlusses gem. § 36 B<strong>und</strong>esbahnG<br />

als FolgemaÞnahme des S-Bahnbaus hergestellt wird OVG Hamburg KStZ 1994,<br />

39). Bei der Herstellung von Immissionsschutzanlagen i. S. von §127 II Nr. 5 BauGB ist<br />

zu prÏfen, ob die Gemeinde in ErfÏllung ihrer ErschlieÞungslast aus §123 I oder als Stra-<br />

ÞenbaulasttrÌger gehandelt hat vgl. dazu Driehaus §12 Rdn. 97 ff.; Ziegler KStZ 1981, 167).<br />

Dagegen erfolgt die Herstellung der Beleuchtungseinrichtungen einer StraÞe stets in ErfÏllung<br />

der Pflicht aus §123 I BauGB BVerwG NVwZ 1990, 375, 376 = HSGZ 1990, 63).<br />

144<br />

5. Die Erforderlichkeit der Herstellung der Anlage dem Gr<strong>und</strong>e nach<br />

§ 129 I 1 BauGB)<br />

Gem. § 129 I 1 BauGB kann ein ErschlieÞungsbeitrag nur insoweit erhoben werden,<br />

als die ErschlieÞungsanlage i. S. von § 127 II BauGB zur ordnungsgemÌÞen Nutzung der<br />

erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke erforderlich ist. Eine entsprechende Regelung fÏr das Land<br />

Baden-WÏrttemberg ^ vgl. zur dortigen Rechtslage Rdn.1b ^ enthÌlt § 33 S. 2 KAG<br />

BW.) Nach dieser an sich den beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwand betreffenden <strong>und</strong><br />

damit Art <strong>und</strong> Umfang einer Anlage, also das ,,Wie`` der Herstellung s. u. Rdn. 312 ff.)<br />

regelnden Vorschrift richtet sich auch die Frage des ,,Ob`` der Herstellung, d. h. ob die<br />

Herstellung Ïberhaupt notwendig ist BVerwGE 59, 251 = DVBl. 1980, 754). Ist das nÌmlich<br />

nicht der Fall, entfÌllt die BeitragsfÌhigkeit einer an sich nach §127 II BauGB zu beurteilenden<br />

Anlage BVerwG NVwZ-RR 1989, 212, 213 = DVBl. 1989, 418).<br />

Die Erforderlichkeit in diesem Sinne ist nicht nur zu prÏfen, wenn durch die Herstellung<br />

der ErschlieÞungsanlage, z. B. die Anlegung einer die ErsterschlieÞung bewirkenden<br />

AnbaustraÞe, die Nutzung erst ermÎglicht wird, sondern auch im Falle der Schaffung<br />

einer ZweiterschlieÞung oder der Anlegung einer nur die ErschlieÞung verbessernden Anlage<br />

vgl. dazu Rdn. 69), also auch einer Immissionsschutzanlage i. S. des §127 II Nr. 5<br />

BauGB BVerwG NVwZ 1994, 905, 907 = DVBl. 1993, 1367; OVG LÏneburg Gemht 1991,<br />

282 ff. = dng 1991, 196 f.). Allerdings entfÌllt die PrÏfung des ,,Ob`` der Herstellung bei<br />

SammelstraÞen nach §127 II Nr. 3 BauGB <strong>und</strong> selbstÌndigen ParkflÌchen <strong>und</strong> GrÏn-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 53<br />

145<br />

146


F 147^148 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

147<br />

147a<br />

anlagen nach §127 II Nr. 4 BauGB, weil deren BeitragsfÌhigkeit ohnehin davon abhÌngt,<br />

dass sie zur ErschlieÞung ,,notwendig`` sind.<br />

Richtschnur fÏr die Erforderlichkeit ist die Nutzbarkeit der ,,BauflÌchen`` <strong>und</strong> der ,,gewerblich<br />

zu nutzenden FlÌchen``. Gemeint sind damit die Baugebiete, in denen Gr<strong>und</strong>stÏcke<br />

liegen, die in erschlieÞungsbeitragsrechtlich relevanter Weise Rdn. 197 ff.) genutzt werden<br />

bzw. genutzt werden kÎnnen <strong>und</strong> damit geeignet sind, einer ErschlieÞungsbeitragspflicht<br />

zu unterliegen vgl. §133 I BauGB). Die Erforderlichkeit beurteilt sich daher nicht nach<br />

dem ErschlieÞungsbedÏrfnis jedes einzelnen Gr<strong>und</strong>stÏcks, sondern des gesamten Erschlie-<br />

Þungsgebiets BVerwG NJW1966,1832 = DVBl.1966, 693), wobei allein die zulÌssige, nicht<br />

die tatsÌchliche Nutzung maÞgeblich ist. Deshalb entfÌllt die Erforderlichkeit einer StraÞe<br />

in vollem Umfang vgl. zur fehlenden Erforderlichkeit einerTeileinrichtung, z. B. beidseitiger<br />

Gehwege, Becker, BauR 2001, 1853, 1854 f. unter II 2 c) oder jedenfalls von der entsprechenden<br />

Stelle an, wenn sie ausschlieÞlich der Erreichbarkeit eines Sport- oder Erholungsgebiets,<br />

einer SehenswÏrdigkeit, eines Aussichtsturms u. Ø. dient BVerwG BRS 37 Nr. 30<br />

S. 67). Dagegen ist ein als AnbaustraÞe zu qualifizierender befahrbarer Stichweg von 85 m<br />

LÌnge schon im Hinblick darauf erforderlich, dass er einem einzelnen Gr<strong>und</strong>stÏck die einzige<br />

regelmÌÞige Verbindung mit dem Ïbrigen StraÞennetz der Gemeinde vermittelt<br />

BVerwG E 92, 304, 305 f. = NVwZ 1994, 299 = DVBl. 1993, 1365). Ist eine AnbaustraÞe i.S.<br />

von §127 II Nr. 1 BauGB erforderlich, gilt dies auch fÏr ein nicht anbaubares, jedoch zur<br />

ordnungsgemÌÞen ErschlieÞung notwendiges kleineres TeilstÏck BVerwG KStZ 1977, 71,<br />

72 = ZMR 1977, 223). Bei einer LÌrmschutzanlage nach § 127 II Nr. 5 BauGB ist die Erforderlichkeit<br />

jedenfalls dann gegeben, wenn das zu schÏtzendeWohngebiet einem LÌrmpegel<br />

von 55 dBA) amTage ausgesetzt ist BVerwG NVwZ 1994, 905, 907 = DVBl. 1993, 1367).<br />

Problematisch ist die Erforderlichkeit einer AnbaustraÞe s. o. Rdn. 86 ff.), wenn die von<br />

ihr erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke sÌmtlich zuvor bereits durch eine andere StraÞe erschlossen<br />

waren. Das BVerwG hÌlt eine solche generelle ZweiterschlieÞung s. u. Rdn. 334) fÏr erforderlich,<br />

wenn den Gr<strong>und</strong>stÏcken eine prinzipiell bessere QualitÌt der ErschlieÞung im<br />

bebauungsrechtlichen Sinne vermittelt wird BRS 37 Nr. 30 S. 65 ff.) oder im Hinblick<br />

auf die bisherige ErschlieÞungssituation der Gr<strong>und</strong>stÏcke sachlich einleuchtende GrÏnde<br />

fÏr die Anlegung der zweiten AnbaustraÞe sprechen NVwZ 1995, 1208 f. = ZfBR 1995,<br />

267; NVwZ-RR 2002, 65 = DVBl. 2002, 67 = ZfBR 2002, 176 zur qualitativen Verbesserung<br />

der ErschlieÞung der in einem Gewerbegebiet gelegenen Gr<strong>und</strong>stÏcke, wenn die<br />

Zweitanlage komplikationslos mit Lastkraftwagen befahren werden kÎnne; vgl. zur Verneinung<br />

dieser Voraussetzung <strong>und</strong> damit der Erforderlichkeit der ZweiterschlieÞung das<br />

zugr<strong>und</strong>e liegende Berufungsurteil des OVG Koblenz NVwZ-RR 2002, 266). Dagegen<br />

wird die Erforderlichkeit einer StraÞe verneint, die lediglich die Zufahrt zu einem einzelnen<br />

Gr<strong>und</strong>stÏck erleichtert OVG MÏnster NVwZ 1984, 656 = KStZ 1984, 175). Gleiches<br />

gilt fÏr einen ca. 3 m breiten befahrbaren Stichweg, an den nur bereits anderweitig verkehrsmÌÞig<br />

ausreichend erschlossene Gr<strong>und</strong>stÏcke angrenzen OVG Koblenz AS 20, 242 =<br />

NVwZ 1986, 586; vgl. auch OVG MÏnster ZMR 1999, 433, 435 = StGR 1999, 29/30).<br />

6. Die Herstellung der Anlage entsprechend den Anforderungen des §125 BauGB<br />

148 Wie bereits im Rahmen der erschlieÞungsrechtlichen Bedeutung des §125 BauGB dargelegt<br />

vgl. Rdn. 61ff.), ist Voraussetzung fÏr das Entstehen einer sachlichen Erschlie-<br />

Þungsbeitragspflicht die ErfÏllung der in dieser Vorschrift aufgestellten Erfordernisse vgl.<br />

dazu ausf. Driehaus § 7 Rdn. 41ff.). Das Gesetz geht in Abs. 1 vom Regelfall aus, dass nÌmlich<br />

die Herstellung entsprechend den Festsetzungen eines Bebauungsplans erfolgt. Wird<br />

von dessen Festsetzungen abgewichen, kann unter den in Abs. 3 genannten Bedingungen<br />

eine ErschlieÞungsbeitragspflicht entstehen, wÌhrend die Zustimmung der hÎheren VerwaltungsbehÎrde<br />

nach §125 II 1 BauGB in der bis zum 31. Dezember 1997 geltenden Fassung<br />

vgl. Rdn. 159 ff.) zu einem abweichenden Ausbau im Falle des Vorliegens eines Bebauungsplans<br />

ohne Bedeutung ist BVerwG NVwZ 1986, 647 f. = DVBl. 1986, 771 = KStZ<br />

54 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 149^151 F<br />

1986, 132). Erfolgt die Herstellung ohne Bebauungsplan, hindert dies das Entstehen einer<br />

Beitragspflicht nicht, sofern die Anlage den in §1 IV^VI BauGB bezeichneten Anforderungen<br />

entspricht s. u. Rdn. 161).<br />

a) Die Herstellung unter der Geltung eines Bebauungsplans § 125 I, III BauGB).<br />

Einen ,,Bebauungsplan`` i.S. des §125 BauGB stellt lediglich der rechtsverbindliche Plan<br />

dar, nicht dagegen ein Beschluss gem. § 33 BauGB oder ein Planentwurf BVerwGE 35,<br />

222, 224 = ZMR 1970, 381 = BRS 37 Nr. 167 S. 337). Es muss sich indes nicht um einen<br />

qualifizierten Plan i.S. des § 30 I BauGB handeln. Es genÏgt jeder Plan, der Festsetzungen<br />

Ïber ErschlieÞungsanlagen i.S. von §127 II BauGB enthÌlt. Somit unterfallen §125 I<br />

BBauGB die aus der Zeit vor Inkrafttreten des BBauGB stammenden, aber nach dessen Inkrafttreten<br />

gem. §173 III BBauG <strong>und</strong> ^ trotz der fehlenden Ûbernahme dieser Vorschrift<br />

in das BauGB ^ auch nunmehr weitergeltenden Bielenberg in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/<br />

Krautzberger § 233 Rdn. 9) PlÌne wie z. B. die ausschlieÞlich den Verlauf von StraÞen festlegenden<br />

FluchtlinienplÌne nach dem PrFlG BVerwGE 85, 66, 70 = NVwZ 1990, 873, 874<br />

= DVBl. 1990, 786; vgl. aber OVG Hamburg NVwZ-RR 1996, 10 f., wonachVerlauf, LÌnge<br />

<strong>und</strong> Breite der ErschlieÞungsanlage ausgewiesen sein mÏssen). EnthÌlt allerdings der Bebauungsplan<br />

gegenÏber einer zuvor wirksam gewordenen privilegierten Fachplanung nach<br />

§ 38 BauGB vgl. zur Ersetzung eines Bebauungsplans durch einen Planfeststellungsbeschluss<br />

bei ÏberÎrtlich bedeutsamen StraÞen Driehaus in Berliner Kommentar zum Baugesetzbuch<br />

§ 125 Rdn. 8) bezogen auf dieselbe FlÌche abweichende Festsetzungen, begrÏndet<br />

dies wegen des Vorrangs gegenÏber der gemeindlichen Bauleitplanung vgl. Kap. B<br />

Rdn. 41ff.) nicht die erschlieÞungsbeitragsrechtliche RechtmÌÞigkeit der StraÞenherstellung<br />

BVerwG NVwZ 1998, 290, 292 = DVBl. 1998, 46 = KStZ 1998, 34).<br />

Eine von den Festsetzungen eines Bebauungsplans abweichende Herstellung einer ErschlieÞungsanlage<br />

ist, soweit nicht ^ etwa bei StraÞen ^ der Verlauf der Anlage gr<strong>und</strong>legend<br />

verÌndert worden ist <strong>und</strong> es sich deshalb gegenÏber der ursprÏnglich geplanten um<br />

eine praktisch andere Anlage handelt, im Hinblick auf das durch §125 I BauGB angeordnete<br />

erschlieÞungsrechtliche Planerfordernis s.o. Rdn. 62) nur dann im Rahmen des ErschlieÞungsbeitragsrechts<br />

erheblich, wenn sie zur Folge hat, dass fÏr die ErschlieÞungsanlage<br />

mehr an FlÌche in Anspruch genommen worden ist, als nach dem Bebauungsplan<br />

vorgesehen ist BVerwGE 84, 80, 83 = NVwZ 1990, 569, 570 = DVBl. 1990, 436).<br />

Dagegen hat die sich aus dem Bebauungsplan ergebende planungsrechtliche Bindung<br />

s. o. Rdn. 62) zur Folge, dass an sich jede von den Festsetzungen des Plans abweichende<br />

Herstellung ^ eine solche Planabweichung liegt allerdings nur dann vor, wenn von einem<br />

gemÌÞ § 9 I BauGB festsetzbaren Planinhalt s. Kap. B Rdn. 95 ff.), der RechtssatzqualitÌt<br />

hat, abgewichen wird, nicht aber bei einer Abweichung von lediglich nachrichtlichen Angaben<br />

BVerwGE 84, 80, 83 = NVwZ 1990, 569, 571 = DVBl. 1990, 436) ^ zur Rechtswidrigkeit<br />

der Beitragserhebung fÏhrt. Diese Folge vermeiden will §125 III BauGB, der gem.<br />

§ 242 III BauGB auch auf vor dem 1. 7. 1987 in Kraft getretene BebauungsplÌne Anwendung<br />

findet zum Zeitpunkt der Entstehung der Beitragspflicht in diesem Falle vgl. Driehaus<br />

§7 Rdn.54). Nach dieser Vorschrift sind Planabweichungen unschÌdlich, wennsie<br />

^ erstens ^ mit den Gr<strong>und</strong>zÏgen der Planung ^ dieser Begriff ist identisch mit dem in<br />

§13 BauGB s. Kap. B Rdn. 602 ff.) verwandten Begriff der ,,Gr<strong>und</strong>zÏge der Planung``<br />

BVerwG NVwZ-RR 2000, 759 = BauR 2001, 207 = ZfBR 2001, 131) ^ vereinbar sind<br />

<strong>und</strong> ^ zweitens ^ entweder die ErschlieÞungsanlagen hinter den Festsetzungen zurÏckbleiben<br />

Nr. 1) oder die ErschlieÞungsbeitragspflichtigen nicht mehr als bei einer plangemÌÞen<br />

Herstellung belastet werden <strong>und</strong> die Abweichungen die Nutzung der betroffenen<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke nicht wesentlich beeintrÌchtigen Nr. 2). Eine Vereinbarkeit mit den<br />

Gr<strong>und</strong>zÏgen der Planung liegt vor, wenn die Abweichung vom Bebauungsplan deshalb<br />

von minderem Gewicht ist, weil sie nur den ^ gleichsam formalen ^ Festsetzungsinhalt<br />

treffen, nicht aber das, was an Planungskonzeption diese Festsetzung trÌgt <strong>und</strong> damit den<br />

fÏr sie wesentlichen Gehalt bestimmt. Danach ist eine Abweichung wegen ihres minderen<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 55<br />

149<br />

150<br />

151


152<br />

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154<br />

155<br />

F 152^155 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

Gewichts im vorstehenden Sinne unschÌdlich, wenn sie der Planer gewollt hat oder gewollt<br />

hÌtte, wenn er die weitere Entwicklung einschlieÞlich des Gr<strong>und</strong>es fÏr die Abweichung<br />

gekannt hÌtte BVerwGE 85, 66, 72 = NVwZ 1990, 873, 874 = DVBl. 1990, 786). Das<br />

Gewicht einer Abweichung beurteilt sich nicht nur nach ihrem flÌchenmÌÞigen Umfang,<br />

sondern im Zusammenhang mit den Ïbrigen GrÎÞenverhÌltnissen unter Abstellen auf die<br />

GesamtumstÌnde des konkreten Einzelfalls BVerwG NVwZ 1991, 1092, 1094). Eine Abweichung<br />

ist z. B. unbeachtlich, wenn auÞerhalb der durch einen Fluchtlinienplan vgl. zu<br />

dessen QualitÌt als Plan i. S. des §125 BauGB o. Rdn. 149) festgelegten StraÞenbegrenzung<br />

eine etwa 10 qm groÞe GehwegflÌche zusÌtzlich angelegt BVerwGE 85, 66, 70 ff. =<br />

NVwZ 1990, 873, 874 f. = DVBl. 1990, 786 zugleich unter Klarstellung von NVwZ 1986,<br />

647 = DVBl. 1986, 771 = KStZ 1986, 132 bezÏglich der eventuellen UnschÌdlichkeit von<br />

Abweichungen auch von den Festsetzungen eines Fluchtlinienplans) oder der Gehweg auf<br />

einem kurzen TeilstÏck um 2 m weniger breit als vorgesehen ausgebaut worden ist<br />

BVerwG DVBl. 1982, 79, 80 = BRS 43 Nr. 43 S. 94, 96 f.). Dagegen ist eine nicht mit den<br />

Gr<strong>und</strong>zÏgen der Planung zu vereinbarende Abweichung anzunehmen, wenn statt einer<br />

festgesetzten VerkehrsflÌche von 10m Breite nur eine 3m breite Fahrbahn angelegt ist<br />

OVG LÏneberg dng 1991, 197, 198; vgl. ferner OVG MÏnster Gemht 2005, 164 = Mitt<br />

NWStGB 2005, 134 zu einer die Gr<strong>und</strong>zÏge der Planung berÏhrenden Herstellung einer<br />

StichstraÞe ohne Wendeplatz).<br />

In §125 III Nr. 1 BauGB ist die sog. Planunterschreitung geregelt. Hier bleibt die Herstellung<br />

der Anlagen rÌumlich hinsichtlich deren Breite <strong>und</strong>/oder LÌnge vgl. Driehaus o.<br />

Rdn. 61, S. 414/5) hinter den Festsetzungen des Bebauungsplans zurÏck: Es wird eine<br />

GrÏnanlage in einer kleineren Ausdehnung angelegt, eine StraÞe wird statt der festgesetzten<br />

Breite von 15 m nur 12 m breit oder ohne einen ausgewiesenen Wendehammer hergestellt<br />

vgl. dazu OVG MÏnster Gemht 2005, 164 =Mitt NWStGB 2005, 134), eine 20m<br />

lange <strong>und</strong> 3m breite Teilstrecke wird nicht ausgebaut BVerwGE 95,176,186ff.=NVwZ<br />

1994, 913, 915 f. = DVBl. 1994, 812), von einer zweiarmig geplanten VerbindungsstraÞe<br />

wird ein Arm lediglich als GrÏnflÌche hergestellt BVerwG NVwZ 1987, 420 = DVBl.<br />

1987, 630 = BauR 1987, 432, 434).<br />

Trotz einer Planunterschreitung entsteht die ErschlieÞungsbeitragspflicht, wenn die<br />

Unterschreitung mit den Gr<strong>und</strong>zÏgen der Planung vereinbar ist, ohne dass es noch einer<br />

besonderen FertigstellungserklÌrung der Gemeinde bedarf, d.h. einer ØuÞerung, die Anlage<br />

sei trotz der Unterschreitung hergestellt <strong>und</strong> abrechenbar Driehaus § 7 Rdn. 55; vgl.<br />

aber OVG LÏneburg dng 1991, 197, 198, wonach der Gemeinderat Planabweichungen, auch<br />

unterschreitende, generell im Beschlusswege zu billigen habe).Will die Gemeinde dagegen<br />

verhindern, dass fÏr eine planunterschreitende Herstellung die Beitragspflicht entsteht,<br />

muss sie dies in Form einer Satzung beschlieÞen.<br />

Der sog. Planwiderspruch i. S. des §125 III Nr. 2 BauGB betrifft zum einen die Plan-<br />

Ïberschreitung, also vornehmlich die Ïber die StraÞenbegrenzungslinie hinausgehende<br />

Herstellung. Daneben sind ^ mit Ausnahme der Unter- <strong>und</strong> Ûberschreitung ^ alle sonstigen<br />

Planabweichungen erfasst, insbesondere die Herstellung einer anderen Anlagenart,<br />

z. B. einer GrÏnanlage statt eines Kinderspielplatzes OVG MÏnster DVBl. 1983, 139 =<br />

KStZ 1983, 151, 152; offen gelassen von BVerwGE 100, 105, 110 f. = NVwZ 1996, 803, 804<br />

= KStZ 1997, 75) oder die Anlegung einer Sackgasse mit Wendehammer statt einer VerbindungsstraÞe.<br />

Die Unerheblichkeit des Planwiderspruchs im Hinblick auf die Entstehung der Beitragspflicht<br />

<strong>und</strong> damit die RechtmÌÞigkeit der Beitragserhebung hÌngt neben der Vereinbarkeit<br />

mit den Gr<strong>und</strong>zÏgen der Planung Rdn. 151) zunÌchst davon ab, dass die<br />

ErschlieÞungsbeitragspflichtigen nicht mehr als bei einer plangemÌÞen Herstellung belastet<br />

werden. Abzustellen ist insoweit nicht auf die beitragsgemÌÞe Belastung des einzelnen,<br />

sondern aller Beitragspflichtigen BVerwG NVwZ 1986, 647 = DVBl. 1986, 771 = KStZ<br />

1986, 312). Eine HÎherbelastung entfÌllt somit, wenn durch den planwidersprechenden<br />

Ausbau entweder der beitragsfÌhige ErschlieÞungsaufwand sich nicht erhÎht oder der<br />

56 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 156^159 F<br />

Mehraufwand nicht auf die Beitragspflichtigen umgelegt wird BVerwG NVwZ 1986,<br />

647 = DVBl. 1986, 771 = KStZ 1986, 312; OVG MÏnster NVwZ 1984, 252 = DVBl. 1983,<br />

139 = KStZ 1983, 151).<br />

Aus der getrennten Behandlung der Planunterschreitung <strong>und</strong> des Planwiderspruchs im<br />

Gesetz folgt, dass ein etwa durch einen Planwiderspruch verursachter Mehraufwand nicht<br />

dadurch kompensiert wird, dass zugleich eine einen geringeren Aufwand bewirkende<br />

Planunterschreitung vorliegt OVG MÏnster DVBl. 1991, 1311, 1312 = KStZ 1991, 135 =<br />

NWVBl. 1991, 244; vgl. auch Driehaus § 7 Rdn. 57). Ist also z. B. eine StraÞe teils mit<br />

einer grÎÞeren, teils mit einer geringeren Breite insgesamt mit einem solchen Aufwand<br />

hergestellt worden, dass keine Mehrkosten gegenÏber einem plangemÌÞen Ausbau entstanden<br />

sind, mÏssen dennoch hinsichtlich des planÏberschreitenden Ausbaus die Voraussetzungen<br />

des §125 III Nr. 2 BauGB eingehalten sein.<br />

Da eine PlanÏberschreitung durch eine nachtrÌgliche Ønderung des Bebauungsplans<br />

sanktioniert werden kann, bedarf es zur Entstehung der Beitragspflicht einer konstitutiven<br />

ErklÌrung der Gemeinde, auf die Umlegung der durch den planwidrigen Ausbau<br />

verursachten Mehrkosten verzichten zu wollen BVerwGE 85, 66, 74 = NVwZ 1990, 873,<br />

875 = DVBl. 1990, 786; OVG MÏnster NVwZ 1984, 252 = DVBl. 1983, 139 = KStZ 1983,<br />

151; vgl. aber einschrÌnkend Ernst/Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 125<br />

Rdn. 16 a). Solange diese ErklÌrung nicht vorliegt oder durch Ønderung des Bebauungsplans<br />

der tatsÌchliche Ausbau nicht sanktioniert worden ist, entsteht keine Beitragspflicht.<br />

Der Verzicht kann auch konkludent erklÌrt werden Driehaus § 7Rdn.57;LÎhr in Battis/<br />

Krautzberger/LÎhr §125 Rdn. 8) z. B. indem die Gemeinde eine gerichtlich erfolgte Verminderung<br />

des beitragsfÌhigen Aufwands nicht durch Einlegung eines Rechtsmittels angreift<br />

BVerwGE 85, 66, 75 = NVwZ 1990, 873, 875 = DVBl. 1990, 786).<br />

Die Unerheblichkeit einer planwidersprechenden Herstellung setzt weiterhin voraus,<br />

dass ,,die Nutzung der betroffenen Gr<strong>und</strong>stÏcke nicht wesentlich beeintrÌchtigt`` ist. Eine<br />

BeeintrÌchtigung in diesem Sinne liegt vor, wenn infolge des Planwiderspruchs sich fÏr<br />

ein Gr<strong>und</strong>stÏck nachteilige Folgen, etwa eine wesentlich hÎhere GerÌuschbelÌstigung<br />

oder eine erschwerte ZugÌnglichkeit, ergeben.<br />

156<br />

157<br />

158<br />

b) Die Herstellung ohne Bebauungsplan §125 II BauGB). Erfolgt die Herstellung<br />

einer Anlage i. S. von §127 II BauGB, ohne dass ein rechtsverbindlicher Bebauungsplan<br />

der unter Rdn.149 beschriebenen Art besteht, also auch bei dessen Nichtigkeit, vermag<br />

eine Beitragspflicht gem. §125 II BauGB nÌher dazu Schmidt-Eichstaedt BauR 2001,<br />

340 ff.) in der nach dem Inkrafttreten des BauROG seit dem 1. Januar 1998 geltenden<br />

Fassung nur zu entstehen, wenn die Herstellung den Zielen der Raumordnung angepasst<br />

ist §1 IV BauGB) <strong>und</strong> einer fehlerfreien AbwÌgung der Îffentlichen <strong>und</strong> privaten Belange<br />

entspricht §1 V bis VII BauGB; vgl. dazu Kap. B Rdn. 707 ff.). Die gemeindliche<br />

Planungsentscheidung ist auf eine entsprechende Klage hin vom Gericht nur dann als<br />

rechtswidrig zu beanstanden, wenn ein Bebauungsplan, der die abgerechnete Erschlie-<br />

Þungsanlage festgesetzt hÌtte, wegen Ûberschreitens der planerischen Gestaltungsfreiheit<br />

nichtig wÌre BVerwG NVwZ 2004, 483 = NWVBl. 2004, 187 = ZMR 2004, 630). Insoweit<br />

gelten also die gleichen Gr<strong>und</strong>sÌtze wie bei der Herstellung einer ErschlieÞungsanlage<br />

mit Zustimmung der hÎheren VerwaltungsbehÎrde gemÌÞ § 125 II 1 BauGB a. F.<br />

vgl. Rdn.161). Ferner ist hinsichtlich des von § 1 VI BauGB geforderten Gebots, alle<br />

von der Planung berÏhrten Îffentlichen <strong>und</strong> privaten Belange gegen- <strong>und</strong> untereinander<br />

gerecht abzuwÌgen, vom Gericht sowohl darauf zu ÏberprÏfen, ob Ïberhaupt eine AbwÌgung<br />

stattgef<strong>und</strong>en hat, als auch darauf, ob die planerische Entscheidung, also das<br />

AbwÌgungsergebnis, den durch das AbwÌgungsgebot gezogenen Grenzen entspricht.<br />

Im Rahmen dieser PrÏfung ist in entsprechender Anwendung des § 214 III 2 BauGB ein<br />

etwaiger Fehler im AbwÌgungsvorgang nur dann erheblich mit der Folge der Rechtswidrigkeit<br />

der Herstellung der ErschlieÞungsanlage <strong>und</strong> damit des Beitragsbescheides,<br />

wenn nach den UmstÌnden des Falls die konkrete MÎglichkeit besteht, dass die Pla-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 57<br />

159


160<br />

F 160 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

nungsentscheidung ohne den AbwÌgungsmangel im Ergebnis anders ausgefallen wÌre<br />

BVerwG NVwZ 2004, 483 = NWVBl. 2004, 187 = ZMR 2004, 630; vgl. ferner VG<br />

Leipzig ZMR 2001, 236, 239 <strong>und</strong> 758, 760; Driehaus § 7 Rdn. 24 ff.; Ernst/Grziwotz in<br />

Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 125 Rdn. 6 a ff.; Vogel in Kohlhammer-Komm<br />

§ 125 Rdn. 20; Eusterbrock in Gronemeyer § 125 Rdn. 5; Schmidt-Eichstaedt, BauR 2001,<br />

337, 340 f.). UnabhÌngig davon, ob das Ergebnis der gemeindlichen Planungsentscheidung<br />

dokumentiert werden muss bejahend: VG Leipzig ZMR 2001, 236, 239 <strong>und</strong> 758, 760;<br />

Eusterbrock in Gronemeyer § 125 Rdn. 7; verneinend: VGH Mannheim BWGZ 2002, 427;<br />

Ernst/Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 125 Rdn. 7 a), empfiehlt sich eine<br />

solche Verfahrensweise, um in einem evtl.Verwaltungsgerichtsprozess der Nachweispflicht<br />

zu genÏgen so auch Vogel in Kohlhammer-Komm. § 125 Rdn. 20; LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr<br />

§ 125 Rdn. 13; vgl. auch die dem BVerwG NVwZ 2004, 483 = NWBl. 2004,<br />

187 = ZMR 2004, 630 zugr<strong>und</strong>e liegende Sachverhaltsgestaltung, bei der sich der<br />

AbwÌgungsvorgang Vermerken der Stadtplanungs- <strong>und</strong> der Tiefbauabteilung entnehmen<br />

lieÞ).<br />

Nach der bis zum 31. Dezember 1997 geltenden Fassung des §125 II BauGB war die<br />

Herstellung einer ErschlieÞungsanlage ohne Vorliegen eines Bebauungsplans rechtmÌÞig,<br />

wenn entweder die hÎhere VerwaltungsbehÎrde der Herstellung zugestimmt hatte oder<br />

eine solche Zustimmung ausnahmsweise nicht erforderlich war Rdn. 166; vgl. dazu, dass<br />

der Rechtsgedanke des § 125 II 2 BauGB a. F. auch auf nach dem 1.1.1998 im Gebiet der<br />

ehemaligen DDR erfolgende Herstellungen Anwendung findet, soweit die in dieser Vorschrift<br />

genannten Voraussetzungen bereits am 3.10.1990 ^ vgl. zur MaÞgeblichkeit dieses<br />

Zeitpunkts Rdn.194 a ^ erfÏllt waren: VG Magdeburg LKV 2004, 519, 520), wobei diese<br />

nicht dadurch ersetzt werden konnte, dass die hÎhere VerwaltungsbehÎrde als zugleich<br />

nach § 203 III BauGB zustÌndige BaugenehmigungsbehÎrde Genehmigungen nach § 33<br />

BauGB erteilte BVerwG DÚV1976,97,98=BRS37Nr.86S.174=ZMR1977,94).<br />

Hinsichtlich des Entfallens des Zustimmungserfordernisses enthÌlt das BauROG keine<br />

besondere Ûberleitungsbestimmung. Daraus folgt, dass einerseits eine bis zum 31. Dezember<br />

1997 erteilte Zustimmung der hÎheren VerwaltungsbehÎrde verbindlich ist <strong>und</strong><br />

andererseits eine solche nicht mehr zu erteilen ist, auch wenn mit den Herstellungsarbeiten<br />

bereits vor dem 1. Januar 1998 begonnen worden ist Driehaus § 7Rdn.19;Ernst/<br />

Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger § 125 Rdn. 7 b; LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr<br />

§125 Rdn. 14; Vogel in Kohlhammer-Komm §125 Rdn. 21; a. A. Stadler ZfBR<br />

1998, 15/6). Problematisch kÎnnen lediglich die FÌlle sein, in denen die Gemeinde bereits<br />

vor dem 1. Januar 1998 eine Zustimmung der hÎheren VerwaltungsbehÎrde beantragt hat,<br />

die Zustimmung aber noch nicht erteilt worden ist. HÌlt man die allgemeine Ûberleitungsvorschrift<br />

des § 233 I BauGB fÏr anwendbar Ernst/Grziwotz in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§ 125 Rdn. 7 b; Vogel in Kohlhammer-Komm. § 125 Rdn. 21; LÎhr in<br />

Battis/Krautzberger/LÎhr § 125 Rdn. 14), kann die Gemeinde wÌhlen, ob sie den Antrag<br />

aufrechterhÌlt <strong>und</strong> damit das Verfahren nach altem Recht fortgefÏhrt wird oder ob sie<br />

den Antrag zurÏcknimmt <strong>und</strong> damit neues Recht gilt. HÌlt man dagegen die Vorschrift<br />

des § 233 I BauGB fÏr nicht anwendbar Driehaus § 7 Rdn. 19; dazu neigend auch OVG<br />

MÏnster, Urt. v. 29.11. 2002 ^ 3 A 3710/99 ^ [juris]), gilt in jedem Falle mangels ZustÌndigkeit<br />

der hÎheren VerwaltungsbehÎrde zur Erteilung der Zustimmung das neue Recht.<br />

Jedenfalls wird aber ein aufgr<strong>und</strong> des Fehlens der Zustimmung der hÎheren VerwaltungsbehÎrde<br />

nach § 125 II BauGB a. F. ursprÏnglich rechtswidriger Beitragsbescheid mit<br />

Inkrafttreten des § 125 II BauGB in der jetzigen Fassung mit Wirkung zum 1. Januar<br />

1998 nachtrÌglich geheilt vgl. Rdn. 443) <strong>und</strong> unterliegt nicht mehr) der gerichtlichen<br />

Aufhebung.<br />

Im Hinblick darauf, dass noch Verfahren anhÌngig sind, die auf der Gr<strong>und</strong>lage des bis<br />

zum 31. Dezember 1997 geltenden Rechts abzuwickeln sind, soll dieses im Folgenden dargestellt<br />

werden.<br />

58 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 161^163 F<br />

c) Die Herstellung gem. § 125 II 1 BauGB in der bis zum 31. Dezember 1997<br />

geltenden Fassung, insbes. mit Zustimmung der hÎheren VerwaltungsbehÎrde.<br />

Die Zustimmung der hÎheren VerwaltungsbehÎrde nach §125 II 1 a. F. BauGB dient der<br />

PrÏfung, ob die ErschlieÞungsmaÞnahme sich im Rahmen der Gr<strong>und</strong>sÌtze der stÌdtebaulichen<br />

Ordnung <strong>und</strong> des BauGB hÌlt. Sie kann daher nur bei einem Widerspruch gegen<br />

die in §1IV bis VI BauGB genannten Anforderungen versagt werden vgl. §125 II 3 <strong>und</strong><br />

BVerwG NJW 1986, 1122, 1123 = DVBl. 1986, 345 = KStZ 1986, 72; DVBl. 1990, 1403,<br />

1404 = NVwZ 1991, 76). Bei der Entscheidung, ob die Zustimmung erteilt werden muss,<br />

hat die BehÎrde die PrÏfung vorzunehmen, die erfolgen mÏsste, wenn die herzustellende<br />

ErschlieÞungsanlage in gleicher Weise in einem Bebauungsplan festgesetzt wÏrde, wobei<br />

^ ebenso wie im Verfahren der Aufstellung des Bebauungsplans vgl. Kap. B Rdn. 580 ff.)<br />

^ sie auf eine reine Rechtsaufsicht beschrÌnkt ist BVerwG NVwZ 1991, 76 f. = DVBl.<br />

1990, 1403 zur Frage, inwieweit der Verzicht auf die Anlegung einer Wendeanlage bei der<br />

Herstellung einer befahrbaren Sackgasse im unbeplanten Innenbereich von der planerischen<br />

Gestaltungsfreiheit der Gemeinde gedeckt ist). Somit kann die Zustimmung nur<br />

versagt werden, wenn im Falle einer Festsetzung der ErschlieÞungsanlage in einem Bebauungsplan<br />

diese wegen Ûberschreitung der planerischen Gestaltungsfreiheit zu beanstanden<br />

wÌre BVerwG NVwZ 1993, 1198, 1199 = KStZ 1993, 72).<br />

Die Zustimmung ist ein feststellender) Verwaltungsakt mit Doppelwirkung, nÌmlich<br />

i.d. R. die Gemeinde begÏnstigend <strong>und</strong> die anliegenden Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmer als potenziell<br />

Beitragspflichtige belastend OVG Koblenz ZMR 1991, 116). Sie bringt deshalb im<br />

Zeitpunkt ihrer Bekanntgabe an die Gemeinde als ErschlieÞungstrÌger die ErschlieÞungsbeitragspflicht<br />

zum Entstehen, sofern die Ïbrigen Entstehungsvoraussetzungen vorliegen.<br />

Insb. muss sich die Zustimmung auf die gesamte ErschlieÞungsanlage i. S. des §127 II<br />

BauGB beziehen vgl. VGH Kassel Gemht 1990, 164 ff. zu den Folgen des Fehlens dieses<br />

Erfordernisses). Die Rechtswidrigkeit der Zustimmung kann von einem Beitragspflichtigen<br />

nur in einem auf Anfechtung gerichteten besonderenVerfahren <strong>und</strong> nicht im Rahmen<br />

der PrÏfung der RechtmÌÞigkeit der Heranziehung zum ErschlieÞungsbeitrag geltend gemacht<br />

werden BVerwG NJW 1986, 1122, 1123 = DVBl. 1986, 345 = KStZ 1986, 72). Ist<br />

dem Beitragspflichtigen die ZustimmungsverfÏgung, wie das i.d. R. der Fall sein wird,<br />

nicht bekanntgegeben worden, steht ihm ein in zeitlicher Hinsicht nur durch den Einwand<br />

der Verwirkung begrenztes Anfechtungsrecht zu vgl. BVerwG NJW 1988, 839 =<br />

DÚV 1988, 32 = BauR 1987, 661, 663). Der Widerspruch gegen die Zustimmung hat zwar<br />

gem. § 80 I VwGO aufschiebende Wirkung s. Kap. K V Rdn. 5 ff.), berÏhrt aber die<br />

RechtmÌÞigkeit der Herstellung gem. §125 II 1 BauGB a. F. nur, wenn die ErschlieÞungsanlage<br />

im Zeitpunkt der Einlegung des Widerspruchs noch nicht technisch hergestellt ist;<br />

erfolgt der Widerspruch erst nach der technischen Herstellung, hindert das nicht das Entstehen<br />

der Beitragspflicht bei ErfÏllung der Entstehensvoraussetzungen im Ûbrigen<br />

BVerwG NVwZ-RR 1989, 497, 498 = DVBl. 1989, 420).<br />

BezÏglich der erschlieÞungsbeitragsrechtlichen Folgen der Abweichung von dem der<br />

Zustimmung zugr<strong>und</strong>e liegenden Ausbauplan zu den Anforderungen an dessen Ausgestaltung<br />

vgl. OVG MÏnster NVwZ-RR 1992, 209 f.) gilt Folgendes: Auch wenn die Zustimmung<br />

^ anders als der Bebauungsplan s. o. Rdn. 62, 151) ^ mangels RechtssatzqualitÌt<br />

keine planungsrechtliche Bindung hat, richtet sich die RechtmÌÞigkeit der Herstellung<br />

in gleicher Weise wie bei einer vom Bebauungsplan abweichenden Herstellung nach den<br />

Kriterien des §125 III BauGB BVerwG NVwZ-RR 1998, 64, 65 = DVBl. 1998, 47; vgl.<br />

auch BVerwGE 84, 80, 84 = NVwZ 1990, 569, 571 = DVBl. 1990, 436; vgl. bezÏglich einer<br />

vom Bebauungsplan abweichenden Herstellung Rdn. 150). SchÌdlich ist danach, wenn<br />

der Verlauf der Anlage gr<strong>und</strong>legend verÌndert worden ist oder mehr an FlÌche in Anspruch<br />

genommen worden ist, als nach dem Ausbauplan vorgesehen ist BVerwGE 84, 80,<br />

83 = NVwZ 1990, 569, 570 = DVBl. 1990, 436; vgl. aber OVG MÏnster NWVBl. 1992,<br />

327, 328 = HSGZ 1992, 401 <strong>und</strong> Kallerhoff S. 179 f., wonach zu prÏfen ist, ob die Auslegung<br />

der Zustimmung, insb. des zugr<strong>und</strong>e liegenden Ausbauplans, die Gestattung einer abwei-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 59<br />

161<br />

162<br />

163


F 164^166 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

164<br />

165<br />

chenden Herstellung rechtfertigt; ferner OVG MÏnster NVwZ 1993, 1224 = NWVBl.<br />

1993, 421 = KStZ 1994, 194 zur Frage der UnschÌdlichkeit eines die Zustimmung Ïberschreitenden<br />

Ausbaus, wenn die Gemeinde auf die dadurch veranlassten Kosten verzichtet;<br />

dazu auch Rdn. 157).<br />

Da die ErfÏllung der Voraussetzungen des §125 BBauGB zugleich Voraussetzung des<br />

Entstehens der Beitragspflicht ist, kann eine Beitragspflicht dem Gr<strong>und</strong>e nach nicht entstehen,<br />

wenn der Bebauungsplan nichtig ist vgl. aber VGH MÏnchen NVwZ 1990, 793,<br />

794, der unter Hinweis darauf, dass Einwendungen gegen die RechtmÌÞigkeit der Zustimmung<br />

nach §125 II BauGB a. F. im Beitragsprozess unbeachtlich sind ^ vgl. Rdn. 161 ^,<br />

offen lÌsst, ob allein die formelle GÏltigkeit des Plans ausreicht, vgl. auch KStZ 1990, 35<br />

dazu, dass insoweit nur ein ,,eingeschrÌnkter PrÏfungsumfang`` bestehen soll; dagegen<br />

zutr. OVG MÏnster NVwZ 1990, 794, 795 = HSGZ 1990, 102, das allerdings die Inzidentkontrolle<br />

der GÏltigkeit des Bebauungsplans unter Hinweis auf die Rspr. des BVerwG<br />

s. u. Rdn. 164) mit Recht auf sich ,,aufdrÌngende Fehler`` beschrÌnkt; ebenso Uechtritz<br />

NVwZ 1990, 735 f.). Hat jedoch die hÎhere VerwaltungsbehÎrde den Plan gem. §11<br />

BBauGB a. F. genehmigt, ist i.d. R., sofern nÌmlich die Nichtigkeit nicht auf dem Verlauf<br />

<strong>und</strong> den Grenzen der abgerechneten ErschlieÞungsanlage beruht vgl. dazu BVerwG<br />

NVwZ 1998, 290, 292 = DVBl. 1998, 46 = KStZ 1998, 34, das darauf hinweist, einer Zustimmung<br />

der hÎheren VerwaltungsbehÎrde, die von einer vorher wirksam gewordenen<br />

Fachplanung nach § 38 BauGB abweiche, komme noch weniger Durchsetzungskraft zu<br />

als einem Bebauungsplan, der gegenÏber einer vorherigen Fachplanung zurÏcktrete; s. o.<br />

Rdn. 149) oder die BehÎrde die Herstellung der Anlage ohne Vorliegen eines Bebauungsplans<br />

abgelehnt hÌtte, die ausdrÏcklich erteilte Genehmigung in eine Zustimmung nach<br />

§125 II 1 BauGB a. F. umzudeuten BVerwGE 62, 300, 307 = NVwZ 1982, 244, 246 =<br />

DVBl. 1982, 72 unter Hinweis auf §§ 47 VwVfG, 128 AO; ferner OVG Koblenz,Beschl.v.<br />

9. 2. 2005 ^ 6 A 11850/04 ^ [juris], wonach eine auf der Gr<strong>und</strong>lage des § 11 III BauGB a. F.<br />

abgegebene ErklÌrung einer Zustimmung gleichkommt <strong>und</strong> gem. § 233 III BauGB fortgilt;<br />

krit. <strong>und</strong> zugleich zur bedingten Anwendbarkeit einer Umdeutung OVG MÏnster<br />

NVwZ-RR 1991, 395, 397).<br />

Hinweis: An sich hat wegen der im Verwaltungsgerichtsprozess geltenden Untersuchungsmaxime<br />

das Gericht von sich aus unabhÌngig vom Vorbringen der Prozessbeteiligten vgl. § 86 I 1VwGO) zu<br />

prÏfen, ob alle Voraussetzungen fÏr die RechtmÌÞigkeit des angefochtenen Bescheides erfÏllt sind.<br />

Die Untersuchungsmaxime hat jedoch auch ihre Grenzen. So besteht zum einen eine Mitwirkungspflicht<br />

der Prozessbeteiligten bei der AufklÌrung des Sachverhalts, jedenfalls soweit er in ihren Erkenntnisbereich<br />

<strong>und</strong> in ihre SphÌre fÌllt BVerwG NVwZ 1987, 404 = KStZ 1987, 92 = BauR 1987, 78;<br />

NVwZ 1988, 361, 363 = KStZ 1987, 211 = ZMR 1988, 75). Zum anderen besteht keine Pflicht des Gerichts,<br />

ohne nÌheren Anlass <strong>und</strong> ohne irgendeinen AnstoÞ die Wirksamkeit eines Bebauungsplans zu<br />

ÏberprÏfen, wenn dessen Zustandekommen bereits lÌngere Zeit zurÏckliegt <strong>und</strong> der Plan stets als<br />

gÏltig behandelt worden ist BVerwG DVBl. 1980, 230 ff. = BauR 1980, 40 = ZfBR 1979, 255). Deshalb<br />

sollte ein KlÌger, sofern er die Nichtigkeit eines Bebauungsplans im Beitragsprozess einwenden<br />

will, dies unter Angabe konkreter Anhaltspunkte tun <strong>und</strong> damit entsprechende Untersuchungen des<br />

Gerichts veranlassen. Sofern die Umdeutung des nichtigen Plans in eine Zustimmung der hÎheren<br />

VerwaltungsbehÎrde in Betracht kommt Rdn. 163), muss der KlÌger sich darÏber hinaus Ïberlegen,<br />

ob der Einwand der Nichtigkeit des Bebauungsplans fÏr ihn Ïberhaupt von Vorteil ist. So kann die<br />

Verteilung des Aufwands nach der fÏr unbeplante Gr<strong>und</strong>stÏcke geltenden Regelung, die im Allgemeinen<br />

auf die tatsÌchliche Nutzung abstellt vgl. Rdn. 374, 394), fÏr ihn zu einer hÎheren Beitragsbelastung<br />

fÏhren als die Verteilung nach dem fÏr beplante Gr<strong>und</strong>stÏcke geltenden MaÞstab.<br />

166<br />

Gem. §125 II 2 BauGB a. F. ist eine Zustimmung der hÎheren VerwaltungsbehÎrde zur<br />

Herstellung nach S. 1 entbehrlich, ,,wenn es sich um Anlagen innerhalb der im Zusammenhang<br />

bebauten Ortsteile handelt, fÏr die die Aufstellung eines Bebauungsplans nicht<br />

erforderlich ist``. Diese Vorschrift ist als Ausnahme von der bereits als Ausnahme vom<br />

Planerfordernis anzusehenden Herstellung nach §125 I BauGB eng auszulegen. Erforderlich<br />

ist zunÌchst, dass die ErschlieÞungsanlage bereits im Zeitpunkt ihrer Herstellung in-<br />

60 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 167^170 F<br />

nerhalb eines im Zusammenhang bebauten Ortsteils i.S. von § 34 BauGB verlÌuft. Das ist<br />

nicht der Fall, wenn die StraÞe auf einer Seite an den AuÞenbereich grenzt <strong>und</strong> somit<br />

selbst im AuÞenbereich verlÌuft BVerwG DVBl. 1974, 238, 239 = KStZ 1974, 233 = BauR<br />

1974, 41). Weiterhin darf im Zeitpunkt der Herstellung der Anlage nicht die Aufstellung<br />

eines Bebauungsplans erforderlich sein, wobei sich diese Erforderlichkeit nicht auf die Bebauung<br />

der erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke, sondern auf die Herstellung der Anlage bezieht<br />

BVerwG DÚV 1975, 713 f. = BRS 37 Nr. 21 S. 47). Die Aufstellung eines Bebauungsplans<br />

ist in diesem Sinne entbehrlich, wenn eine mÎglichst geschlossene beidseitige Bebauung<br />

keine nennenswerten MÎglichkeiten zur Gestaltung der Anlage bietet <strong>und</strong> deren Verlauf<br />

in der Weise vorgezeichnet ist, dass auch ein Bebauungsplan daran nichts mehr Ìndern<br />

kÎnnte BVerwG BauR 1974, 337, 338 = ZMR 1974, 307; DÚV 1976, 97, 98 = ZMR 1977,<br />

94).<br />

Weder eines Bebauungsplans noch einer Zustimmung nach §125 II 1 BauGB a. F. bedarf<br />

es ferner, wenn aufgr<strong>und</strong> bereits vor Inkrafttreten des BBauG am 30. 6. 1961 erfolgter<br />

AusbaumaÞnahmen Umfang <strong>und</strong> FÏhrung der ErschlieÞungsanlage so deutlich festlagen,<br />

dass eine fÎrmliche Planungsentscheidung keinen Einfluss mehr hÌtte nehmen kÎnnen<br />

BVerwGE 50, 2, 6 f. = NJW 1976, 1115, 1116 = DVBl. 1976, 942). Das ist anzunehmen,<br />

wenn die frÏheren Herstellungsarbeiten in Bezug auf die endgÏltige Herstellung erhebliches<br />

Gewicht haben ^ als Indiz kann insoweit auf die HÎhe der bereits aufgewendeten<br />

Herstellungskosten zurÏckgegriffen werden ^ <strong>und</strong> nicht nur provisorisch waren BVerwG<br />

DÚV 1976, 855 = ZMR 1977, 221 = BRS 37 Nr. 20 S. 43).<br />

167<br />

7. Die endgÏltige Herstellung der Anlage § 133 II 1 BauGB)<br />

Die endgÏltige Herstellung der ErschlieÞungsanlage ist, wie §133 II 1 BauGB zeigt, 168<br />

eine, wenn auch ^ entgegen dem Wortlaut der Vorschrift ^ nicht die einzige Voraussetzung<br />

fÏr das Entstehen der Beitragspflicht zur Rechtslage in Baden-WÏrttemberg<br />

vgl. Rdn.72). Sie steht im Gegensatz zur provisorischen, d. h. vorlÌufigen Herstellung<br />

<strong>und</strong> ist im Wesentlichen gleichbedeutend mit der erstmaligen Herstellung i.S. von §128 I<br />

Nr. 2 BauGB, begrenzt somit in zeitlicher Hinsicht mit Ausnahme der Kosten nach §128 I<br />

Nr. 1 <strong>und</strong> 3 BauGB den Umfang des beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwands vgl.<br />

Rdn. 281ff.).<br />

Die endgÏltige Herstellung beurteilt sich nach der gem. §132Nr.4BauGBindieErschlieÞungsbeitragssatzung<br />

aufzunehmenden Rdn. 79) Herstellungsmerkmals)rege-<br />

169<br />

lung, <strong>und</strong> zwar nach der Satzung, die in dem Zeitpunkt gilt, in dem infolge der technischen<br />

Herstellung das durch die Satzung aufgestellte Herstellungsprogramm erfÏllt ist.<br />

Dies ist von Bedeutung, weil im Ûbrigen die Satzung zugr<strong>und</strong>e zu legen ist, die im Zeitpunkt<br />

der Entstehung der Beitragspflicht gilt Rdn. 213). Dieser Zeitpunkt ist aber oft<br />

nicht identisch mit dem der endgÏltigen Herstellung.Wird z. B. eine StraÞe erst nach der<br />

endgÏltigen Herstellung gewidmet vgl. Rdn. 139 ff.) <strong>und</strong> entsteht damit die Beitragspflicht<br />

vgl. auch zum nachfolgenden Entstehen der Beitragspflicht aufgr<strong>und</strong> der ErfÏllung<br />

der Voraussetzungen des § 125 BBauG [s. o. Rdn. 148] mit Inkrafttreten des § 125 I a<br />

BBauG ^ vgl. zu dessen Regelungsgehalt o. Rdn. 63 ^ zum 1. 8. 1979: VGH Mannheim<br />

VBlBW 1993, 260 ff.), ist aber zwischen Herstellung <strong>und</strong> Widmung eine neue Satzung mit<br />

einer anderen Herstellungs- <strong>und</strong> auch einer anderenVerteilungsregelung in Kraft getreten,<br />

beurteilt sich die Herstellung nach der ,,alten``, die Verteilung des ErschlieÞungsaufwandes<br />

aber nach der ,,neuen`` Satzung. Somit kann also die Heranziehung zu einem Erschlie-<br />

Þungsbeitrag ihre Gr<strong>und</strong>lage in zwei verschiedenen Beitragssatzungen haben BVerwGE<br />

49, 131, 136 = DÚV 1976, 96 = BauR 1976, 120).<br />

Hat zum Zeitpunkt der technischen Herstellung keine oder jedenfalls keine wirksame 170<br />

Herstellungsregelung bestanden Herstellung in satzungsloser Zeit), richtet sich die Herstellung<br />

nach der ersten wirksamen Herstellungsregelung, ohne dass diese auf den Zeitpunkt<br />

der Herstellung zurÏckwirken mÏsste.<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 61


171<br />

172<br />

173<br />

F 171 ^173 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

Die Herstellungsregelung dient dazu, dem Beitragspflichtigen erkennbar zu machen,<br />

wann die sein Gr<strong>und</strong>stÏck erschlieÞende Anlage endgÏltig hergestellt ist mit der Rechtsfolge,<br />

dass ^ bei Vorliegen der Ïbrigen Entstehungsvoraussetzungen ^ die Beitragspflicht<br />

entsteht. Die ErfÏllung eines Herstellungsmerkmals muss sich demgemÌÞ anhand objektiver,<br />

eindeutig erkennbarer Kriterien vom Beitragspflichtigen sicher feststellen lassen<br />

BVerwG NJW 1977, 1740 = BauR 1977, 266 = ZMR 1978, 146).<br />

Innerhalb der Herstellungsregelung ist zu unterscheiden zwischen dem Teileinrichtungsprogramm<br />

Rdn. 176) <strong>und</strong> dem Ausbauprogramm Rdn. 177). Beide Programme<br />

mÏssen zur endgÏltigen Herstellung erfÏllt sein, so dass eine AnbaustraÞe nach §127 II<br />

Nr. 1 BauGB erstmalig endgÏltig hergestellt ist, wenn sie erstmals die nach dem satzungsmÌÞigen<br />

Teileinrichtungsprogramm vgl. zu den Anforderungen an die Beschaffenheit<br />

der Teileinrichtung Gehwege-Richtwert: 2 m breit ^ VGH MÏnchen DVBl. 2002, 1417/8<br />

= KStZ 2003, 38) <strong>und</strong> dem dieses bezÏglich der flÌchenmÌÞigenTeileinrichtungen ergÌnzenden)<br />

Bauprogramm s. u. Rdn. 176) erforderlichen Teileinrichtungen aufweist sowie<br />

diese dem jeweils fÏr sie aufgestellten technischen Ausbauprogramm entsprechen<br />

BVerwGE 99, 308 = DVBl. 1996, 379 = NVwZ 1996, 799 f.). DarÏber hinaus setzt die endgÏltige<br />

Herstellung im Rechtssinne voraus, dass die Gemeinde den gesamten beitragsfÌhigen<br />

ErschlieÞungsaufwand Rdn. 281ff.) feststellen kann. Das ist i.d. R. der Fall, wenn<br />

im Anschluss an die Beendigung der technischen Arbeiten, dem ,,letzten Spatenstich``,<br />

sÌmtliche sachlich richtigen Rechnungen Ïber die Herstellungsarbeiten der Gemeinde<br />

vorliegen BVerwGE 49,131,134f.=DÚV1976,95;Driehaus § 19 Rdn. 8; vgl. aber ders.<br />

KStZ 2002, 61ff., wonach allein auf den Eingang der letzten prÏffÌhigen Rechnung unabhÌngig<br />

von deren sachlicher Richtigkeit abzustellen sei) <strong>und</strong> ^ sofern der Erwerb der<br />

ErschlieÞungsflÌchen Herstellungsmerkmal ist Rdn. 181) ^ die Gr<strong>und</strong>erwerbskosten feststehen.<br />

VerzÎgert sich der Eingang der letzten Unternehmerrechnung, wird dadurch der<br />

Zeitpunkt des Entstehens der sachlichen Beitragspflicht <strong>und</strong> damit der Eintritt der VerjÌhrung<br />

Rdn. 468) hinausgeschoben. Die Gemeinde ist nicht gehalten, insoweit alles ihr Zumutbare<br />

zu unternehmen Driehaus § 7 Rdn.19; vgl. auch OVG Koblenz NVwZ-RR<br />

2005, 846 = KStZ 2005, 116), wonach die Beitragspflicht auch erst dann mit der Berechenbarkeit<br />

des Aufwands entsteht, wenn die Gemeinde es versÌumt, den Unternehmer zur<br />

zÏgigen Rechnungsstellung zu veranlassen. Im Falle der GewÌhrung von ZuschÏssen<br />

Rdn. 319 ff.) ist zur Ermittlung des beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwands erforderlich,<br />

dass der Zuschussgeber die endgÏltige HÎhe des Zuschusses mitgeteilt hat OVG Greifswald<br />

Beschl. v. 1.10. 2003 ^ 1 M 34/03 ^ [juris]; LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr § 133 Rdn. 17;<br />

vgl. dagegen OVG Magdeburg, Beschl. v. 10. 4. 2002 ^ 2 M 45/02 ^ [juris], dazu, dass im<br />

Falle der Vergabe von FÎrdermitteln zugunsten der Gemeinde der ErschlieÞungsaufwand<br />

auch dann endgÏltig berechenbar ist, wenn der letzte Abrechnungsbescheid Ïber die FÎrdermittel<br />

noch nicht ergangen ist; ferner Driehaus § 19 Rdn. 8; dort auch zum Entstehen<br />

der Beitragspflicht bei der Einbeziehung von Fremdfinanzierungskosten in den beitragsfÌhigen<br />

Aufwand Rdn. 285 ff.); ders. ZMR 1999, 517, 520/1).<br />

Die endgÏltige Herstellung einer ErschlieÞungsanlage setzt deren Herstellung in ihrer<br />

gesamten Ausdehnung voraus BVerwG NVwZ 1986, 925, 927 f. = DVBl. 1986, 349). Die<br />

Ausdehnung einer AnbaustraÞe i.S. von §127 II Nr. 1 BauGB s. o. Rdn. 86 ff.) richtet sich<br />

nach dem Gesamteindruck, den die tatsÌchlichen VerhÌltnisse einem unbefangenen Beobachter<br />

vermitteln BVerwG NVwZ 1994, 909, 910 = KStZ 1994, 76). Somit gehÎrt zu einer<br />

AnbaustraÞe das an FlÌche, was unabhÌngig vom Inhalt eines maÞgeblichen Plans nach<br />

§125 BauGB s.o. Rdn. 149) <strong>und</strong> somit auch bei einer planabweichenden, jedoch durch<br />

§125 III BauGB gedeckten Herstellung s. o. Rdn. 151ff.) tatsÌchlich durch den Ausbau<br />

unmittelbar fÏr StraÞenzwecke in Anspruch genommen, also fÏr die Herstellung sog.<br />

flÌchenmÌÞiger Teilanlagen wie Fahrbahn, Geh- <strong>und</strong> Radweg oder unselbstÌndigen)<br />

Park- bzw. GrÏnstreifen optisch sichtbar benutzt worden ist. Danach gehÎrt eine auf<br />

einem Anliegergr<strong>und</strong>stÏck errichtete BÎschung oder StÏtzmauer nicht zur AnbaustraÞe,<br />

auch wenn das einschlÌgige LandesstraÞenrecht diese als Teil der StraÞe vorsieht BVerwG<br />

62 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 174, 175 F<br />

NVwZ 1994, 909, 910 = KStZ 1994, 76 unter Aufhebung des Berufungsurteils des OVG<br />

MÏnster NVwZ-RR 1992, 430; BVerwGE 88, 53, 55 ff. = NVwZ 1991, 1094, 1095 = DVBl.<br />

1991, 591; NVwZ 1994, 909 = KStZ 1994, 76). Folglich ist eine Merkmalsregelung unwirksam,<br />

die im Falle eines durch §125 III BauGB sanktionierten planunterschreitenden<br />

Ausbaus s. o. Rdn. 152) die endgÏltige Herstellung der Anlage u. a. vom Erwerb einer<br />

FlÌche seitens der Gemeinde abhÌngig macht, die im Bebauungsplan als StraÞenflÌche<br />

ausgewiesen ist, aber nicht zur ErschlieÞungsanlage gehÎrt; dagegen ist bei einer entsprechenden<br />

Herstellungsregelung eine StraÞe noch nicht endgÏltig hergestellt, wenn die<br />

Gemeinde nicht EigentÏmerin der StraÞenflÌchen ist, die bei einem von §125 III BauGB<br />

gedeckten planÏberschreitenden Ausbau s.o. Rdn. 154) auÞerhalb der im Plan ausgewiesenen<br />

StraÞenflÌche liegen BVerwGE 88, 53, 57 ff. = NVwZ 1991, 1094, 1095 f. = DVBl.<br />

1991, 591; vgl. aber OVG MÏnster ZMR 1992, 72, 74 = Gemht 1992, 212, dazu, dass die<br />

Beitragssatzung die endgÏltige Herstellung von der technischen Fertigstellung der im Bebauungsplan<br />

als ErschlieÞungsanlage festgesetzten FlÌchen abhÌngig machen kann). Da<br />

die endgÏltige Herstellung der ErschlieÞungsanlage deren Ausbau in der gesamten Ausdehnung<br />

<strong>und</strong> bezÏglich sÌmtlicher Teileinrichtungen s. u. Rdn. 217) voraussetzt<br />

BVerwG NVwZ 1986, 925, 927 f. = DVBl. 1986, 349), empfiehlt es sich fÏr die Gemeinde<br />

im Falle der Absehbarkeit der VerzÎgerung in der Herstellung der gesamten Anlage im<br />

Wege der Abschnittsbildung Rdn. 257 ff.) oder der Kostenspaltung Rdn. 214 ff.) eine Abrechnung<br />

von fertig gestelltenTeilbereichen bzw. abspaltbaren Kosten vorwegzunehmen.<br />

Ist die Anlage endgÏltig hergestellt, kann sie nicht mehr in den Zustand der Unfertigkeit<br />

zurÏckversetzt werden BVerwG NVwZ 1986, 925, 927 f. = DVBl. 1986, 349). Solange<br />

das aber nicht der Fall ist, kann die Gemeinde die Herstellungsregelung entweder durch<br />

generelles Satzungsrecht oder durch eine Einzelsatzung mit rÏckwirkender Kraft oder<br />

auch ohne eine solche RÏckwirkung Ìndern. Die Ønderung kann auch weitergehende Anforderungen<br />

setzen, wie z. B. das zusÌtzliche Erfordernis des Eigentums der Gemeinde an<br />

den ErschlieÞungsflÌchen vgl. Rdn. 181). Dass die Anlage nicht mehr in den Zustand der<br />

Unfertigkeit zurÏckversetzt werden kann, bedeutet nach Ansicht des OVG MÏnster ZMR<br />

1995, 45 f.) nicht, dass ihre rÌumliche Ausdehnung s. o. Rdn. 173) bereits mit der Herstellung<br />

einer Teilstrecke entsprechend der satzungsmÌÞigen Herstellungsregelung s. o. Rdn.<br />

169) bindend festgelegt wÌre; diese Festlegung erfolge erst mit dem Entstehen der sachlichen)<br />

Beitragspflicht s. u. Rdn. 208), wÌhrend die merkmalsgerechte Herstellung der Anlage<br />

nur den umlegungsfÌhigen ErschlieÞungsaufwand s. u. Rdn. 250) begrenze. Wird<br />

eine nach dem Willen der Gemeinde endgÏltig hergestellte <strong>und</strong> ihre Aufgabe im vollen<br />

Umfang erfÏllende AuÞenbereichsstraÞe infolge des Inkrafttretens eines sie erfassenden<br />

Bebauuungsplans zu einer AnbaustraÞe nach §127 II Nr. 1 BauGB ^ vgl. dazu, dass eine<br />

im AuÞenbereich verlaufende StraÞe nicht eine AnbaustraÞe <strong>und</strong> damit eine noch unfertige<br />

StraÞe sein kann, o. Rdn. 97 ^, ist ihr Zustand im Hinblick auf die erstmalige endgÏltige<br />

Herstellung erneut zu beurteilen. FÏr diese Beurteilung ist auf die Anforderungen<br />

abzustellen, von deren ErfÏllung die endgÏltige Herstellung einer beitragsfÌhigen AnbaustraÞe<br />

in dem Zeitpunkt abhÌngt, in dem die Anlage zur beitragsfÌhigen AnbaustraÞe<br />

wird; diese Anforderungen kÎnnen sich auch aus dem konkreten Bauprogramm s. u.<br />

Rdn. 176) ergeben BVerwGE 99, 308 = DVBl. 1996, 379 = NVwZ 1996, 799f.).<br />

Will die Gemeinde von ihrer Herstellungsregelung abweichen <strong>und</strong> die Anlage trotz<br />

nicht programmgemÌÞer Herstellung als endgÏltig hergestellt einstufen sowie damit zugleich<br />

die Beitragspflicht zum Entstehen bringen, kann sie das nur im Wege des Erlasses<br />

einer sog. Abweichungssatzung erreichen OVG MÏnster KStZ 1981, 174, 175 = DVBl.<br />

1981, 834). Diese Satzung, die als unselbstÌndige MaÞnahmesatzung eine Abweichung nur<br />

von der geltenden Satzung, nicht auch von kÏnftigen Satzungen anordnen kann OVG<br />

MÏnster ZMR 1992, 72, 74 f. = Gemht 1992, 212), muss eindeutig beschreiben, dass <strong>und</strong><br />

mit welchen Abweichungen die Anlage als endgÏltig hergestellt gilt. Nicht ausreichend ist<br />

also eine Regelung des Inhalts, die Anlage sei ,,nunmehr`` oder ,,mit dem jetzigen Ausbauzustand``<br />

endgÏltig hergestellt. Fehlt z. B. auf einem TeilstÏck auf einer StraÞenseite ein<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 63<br />

174<br />

175


175 a<br />

176<br />

177<br />

178<br />

F 175a ^178 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

Gehweg, wÌhrend die Herstellungsregelung beiderseitige Gehwege vorsieht, muss in der<br />

Abweichungssatzung genau beschrieben sein, in welchem Bereich nur ein einseitiger Gehweg<br />

vorhanden ist.<br />

Von der Abweichungssatzung zu unterscheiden ist die Einzelfall)satzung, diefÏreine<br />

bestimmte ErschlieÞungsanlage die Herstellungs- <strong>und</strong> ggfs. auch die Verteilungsregelung<br />

s. u. Rdn. 371ff.) beinhaltet. Eine solche Satzung ist z. B. sinnvoll fÏr die Abrechnung<br />

einer Immissionsschutzanlage nach §127 II Nr. 5 BauGB, fÏr die sich eine generalisierende<br />

<strong>und</strong> dennoch der konkreten Abrechnung gerecht werdende Satzungsregelung nur schwer<br />

treffen lÌsst vgl.VGH Kassel NVwZ-RR 1995, 106, 107 = HSGZ 1995, 163).<br />

a) Das Teileinrichtungsprogramm. Das Teileinrichtungsprogramm legt fest, welche<br />

einzelnen Teileinrichtungen zur endgÏltigen Herstellung vorhanden sein mÏssen. Damit<br />

hat es in erster Linie Bedeutung bei StraÞen, die mehrere Teilanlagen wie Fahrbahn, Gehwege,<br />

Radwege, unselbstÌndige ParkflÌchen, StraÞenbegleitgrÏn, Beleuchtung <strong>und</strong> EntwÌsserung<br />

aufweisen kÎnnen. Allerdings muss die Satzung bei StraÞen nicht festlegen,<br />

welche Teileinrichtungen vorhanden sein <strong>und</strong> welchen Anteil diese an der gesamten Stra-<br />

ÞenflÌche haben mÏssen BVerwGE 40, 177, 180 ff. = DÚV 1973, 205 = KStZ 1973, 12). Zur<br />

erforderlichen Feststellung der endgÏltigen Herstellung i.S. von §133 II 1 BauGB s. o.<br />

Rdn. 168) bedarf es bei AnbaustraÞen i. S. von §127 II 1 BauGB s. o. Rdn. 86 ff.) aber<br />

doch einer Festlegung in Form eines Bauprogramms, das bestimmt, welche flÌchenmÌÞigen<br />

Teilanlagen ^ zu diesen gehÎrt nicht die StraÞenbeleuchtung OVG MÏnster KStZ<br />

2003, 134 = HSGZ 2003, 227) ^ in welchem Umfang die GesamtflÌche der StraÞe einnehmen<br />

BVerwGE 87, 288, 298 = NVwZ 1992, 492, 495 = DVBl. 1991, 449; E 99, 308 =<br />

DVBl. 1996, 379 = NVwZ 1996, 799 f.; krit. dazu OVG MÏnster NVwZ-RR 1992, 428,<br />

430, das allerdings nunmehr dem BVerwG folgt ^ vgl. NWVBl. 1999, 396 ^ <strong>und</strong> Kallerhoff<br />

DVBl. 1991, 977 ff. sowie Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §132 Rdn. 20 b).<br />

Das Bauprogramm kann formlos aufgestellt werden <strong>und</strong> sich auch mittelbar) aus BeschlÏssen<br />

des Rates oder seiner AusschÏsse sowie den zugr<strong>und</strong>e liegenden Unterlagen <strong>und</strong><br />

sogar aus der Auftragsvergabe ergeben vgl. aberVG Bremen DWW 2005, 164, 166, wonach<br />

ein nur konkludent aufgestelltes Bauprogramm nicht ausreicht); es kann ^ ebenfalls formlos<br />

^ so lange geÌndert werden, wie die StraÞe insgesamt noch nicht einem fÏr sie aufgestellten<br />

Bauprogramm entsprechend hergestellt ist BVerwGE 87, 288, 299 = NVwZ<br />

1992, 495 = DVBl. 1991, 449). Viele Satzungen sehen deshalb heute zulÌssigerweise davon<br />

ab, die fÏr die endgÏltige Herstellung einer StraÞe erforderlichen Teileinrichtungen aufzufÏhren<br />

vgl. zu den baulichen Anforderungen, wenn die Satzung ,,beiderseitige Geh<strong>und</strong><br />

Radwege`` vorschreibt:VGH Kassel Gemht 1995, 65). Erforderlich ist jedoch eine eindeutige<br />

<strong>und</strong> unmissverstÌndliche Regelung, wonach Beleuchtung <strong>und</strong> EntwÌsserung zur<br />

endgÏltigen Herstellung gehÎren. Ist das nicht der Fall ^ nicht ausreichend ist insoweit die<br />

Formulierung: ,,etwa vorgesehene Beleuchtung/EntwÌsserung`` ^, soll das zwar nicht die<br />

Unwirksamkeit der Herstellungsregelung <strong>und</strong> damit der gesamten Satzung bewirken, soll<br />

aber dazu fÏhren, dass die Kosten dieser Einrichtungen nicht in den beitragspflichtigen ErschlieÞungsaufwand<br />

eingestellt werden kÎnnen BVerwG DÚV 1980, 344 = KStZ 1980, 11<br />

= ZMR 1981, 188; vgl. krit. dazu Rdn. 185).<br />

b) Das Ausbauprogramm. Das Ausbauprogramm legt die bautechnische Ausgestaltung,<br />

vornehmlich die Art der zu verwendenden Materialien, fest. Zum Zwecke der Erkennbarkeit<br />

der endgÏltigen Herstellung aus der Satzung selbst muss das Programm hinreichend<br />

eindeutig <strong>und</strong> bestimmt sein. Dazu liegt eine umfangreiche kasuistische Rspr.<br />

vor, der die Satzungen heute im Allgemeinen genÏgen. Im Wesentlichen gelten folgende<br />

Gr<strong>und</strong>sÌtze:<br />

Es darf ^ mit Ausnahme der Herstellungsregelung bezÏglich Immissionsschutzanlagen<br />

nach §127 II Nr. 5 BauGB BVerwG E 80, 99, 111f. = NVwZ 1989, 566, 569 = DVBl. 1988,<br />

1162 m. Anm. Klausing) ^ nicht auf gemeindliche AusbauplÌne u. Ì. oder eine Îffentliche<br />

Bekanntmachung Bezug genommen sein. Auch reicht ein Hinweis lediglich auf die ,,Er-<br />

64 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 179 ^ 181 F<br />

fordernisse des Verkehrs`` oder ,,die Regeln der Baukunst`` <strong>und</strong>/oder ,,der Technik`` nicht<br />

aus. Dagegen ist es zulÌssig, die zu verwendenden Materialien wahlweise nebeneinander<br />

aufzufÏhren, sofern diese gleichwertig sind. In gleicher Weise kann auch eine AufzÌhlung<br />

verschiedener Baustoffe erfolgen mit dem Zusatz: ,,Ìhnliches Material neuzeitiger Bauweise``<br />

oder ^ nur ^ ,,Ìhnliches Material`` BVerwG DVBl. 1981, 827 = KStZ 1981, 30 = BauR 1981,<br />

366). Mangels Bestimmtheit unwirksam ^ allerdings nicht mit der Folge der UngÏltigkeit<br />

der gesamten Herstellungsregelung, so dass bei ErfÏllung im Einzelnen aufgezÌhlter<br />

Merkmale eine endgÏltige Herstellung eintritt Driehaus §11 Rdn. 48) ^ sind ZusÌtze wie<br />

,,eine sonst vorgesehene vorgeschriebene) AusfÏhrung`` oder ,,Befestigung in Ìhnlicher<br />

Weise`` OVG MÏnster BauR 1977, 269 f.; KStZ 1978, 234, 235). Die unterhalb der OberflÌchenbefestigung<br />

hergestellten Tragschichten Unterbau) gehÎren weder als Herstellungsmerkmal<br />

i. S. von §132 Nr. 4 BauGB noch als Bestandteil eines Bauprogramms s. o.<br />

Rdn. 176) zu den Einrichtungen, von deren Verwirklichung die endgÏltige Herstellung<br />

abhÌngt OVG MÏnster NWVBl. 1997, 424; bestÌtigt durch BVerwG NVwZ-RR 1998, 514<br />

= DVBl. 1998, 54/5 = ZMR 1997, 668). Zur ErfÏllung der Herstellungsmerkmale bedarf<br />

es bei flÌchenmÌÞigen Teileinrichtungen s.o. Rdn. 173) nicht einer mangelfreien BauausfÏhrung<br />

OVG MÏnster NWVBl. 1997, 424). Auch ist es nicht zu beanstanden, wenn eine<br />

Satzungsbestimmung, wonach zur endgÏltigen Herstellung einer StraÞe deren Herrichtung<br />

mit Unterbau <strong>und</strong> einer Decke aus Pflaster, Asphalt oder Teer als MischflÌche erforderlich<br />

ist, dahin ausgelegt wird, ihr sei nicht zu entnehmen, dass nur eine den anerkannten<br />

Regeln der Technik entsprechende BauausfÏhrung den Anforderungen genÏgen soll<br />

BVerwG NVwZ-RR 2001, 711, 712/3 = DÚV 2002, 33 = NWVBl. 2002, 55).<br />

Bei verkehrsberuhigten Zonen mit einheitlicher MischflÌche fÏr alle Verkehrsfunktionen<br />

bedarf es entweder der ErfÏllung aller Herstellungsmerkmale hinsichtlich der in die<br />

MischflÌche einbezogenen Teilanlagen oder einer besonderen Festlegung der fÏr die endgÏltige<br />

Herstellung der MischflÌche bedeutsamen Voraussetzungen OVG Bremen KStZ<br />

1989, 55, 56 f. = DÚV 1989, 176; vgl. auch OVG LÏneburg OVGE 41, 327 = NVwZ 1989,<br />

582, 584 f.). In der Herstellungsregelung fÏr GrÏnanlagen <strong>und</strong> KinderspielplÌtze darf nicht<br />

darauf abgestellt werden, dass die Anlage ,,zur Benutzung`` oder ,,fÏr den Benutzungszweck<br />

freigegeben`` ist BVerwGE 72, 143, 146 = NVwZ 1986, 130 = DVBl. 1986, 347). Vielmehr<br />

muss an tatsÌchliche Merkmale angeknÏpft werden, wobei es jedoch keiner genauen<br />

Festlegung des zu erreichenden Ausbauzustandes bedarf. So darf es z. B. heiÞen: ,, . . .,<br />

wenn die GrÏnanlagen gÌrtnerisch gestaltet sind``oder die ,,KinderspielplÌtze ihrer Zweckbestimmung<br />

entsprechend gestaltet <strong>und</strong> mit Spieleinrichtungen ausgestattet sind``<br />

BVerwG NVwZ 1985, 833 = DVBl. 1985, 1175 = KStZ 1985, 212). Allerdings vermag eine<br />

fÏr GrÏnanlagen nach §127 II Nr. 4 BauGB getroffene Bestimmung, die die endgÏltige<br />

Herstellung daran knÏpft, dass ,,die FlÌchen bepflanzt`` sind, nicht eine Beitragspflicht bezÏglich<br />

eines als GrÏnanlagen einzustufenden hinreichend begrÏnten Kinderspielplatzes<br />

s. o. Rdn. 127 f.) auszulÎsen OVG MÏnster NWVBl. 1990, 96, 97 f. = ZMR 1990, 396).<br />

Nach Auffassung des BVerwG KStZ 1979, 129 = ZMR 1979, 372 = BRS 37 Nr. 140<br />

S. 279) ist eine gÏltige Herstellungsregelung ^ gemeint ist offensichtlich ein wirksames<br />

Ausbauprogramm so auch Driehaus §11 Rdn. 46) ^ erforderlich nur) fÏr wesentliche<br />

Teileinrichtungen wie die Fahrbahn bei StraÞen. Andernfalls ist die gesamte Herstellungsregelung<br />

nichtig, wÌhrend unwirksame Bestimmungen hinsichtlich unwesentlicher Teileinrichtungen<br />

von StraÞen wie Geh- <strong>und</strong> Radwege, Park- <strong>und</strong> GrÏnflÌchen nicht die<br />

Wirksamkeit der Herstellungsregelung im Ûbrigen berÏhren, sondern nur zur Folge haben<br />

sollen, dass die durch die Herstellung dieser Teileinrichtungen verursachten Kosten<br />

nicht in den beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwand einbezogen werden dÏrfen vgl. zur<br />

Kritik daran aber Rdn. 185).<br />

179<br />

180<br />

c) Der Gr<strong>und</strong>erwerb als Herstellungsmerkmal. Wenn auch der Gr<strong>und</strong>erwerb an<br />

den ErschlieÞungsflÌchen nicht nach auÞen hin erkennbar ist, kann er aufgr<strong>und</strong> der Ersichtlichkeit<br />

des Vorgangs aus dem Gr<strong>und</strong>buch zum Herstellungsmerkmal bestimmt wer-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 65<br />

181


F 182^184 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

182<br />

183<br />

den BVerwG NVwZ 1988, 361, 362 = KStZ 1987, 211 = ZMR 1988, 75). Jedoch ist wegen<br />

der erforderlichen Erkennbarkeit aufgr<strong>und</strong> objektiver Kriterien eine Regelung unwirksam,<br />

die neben dem Gr<strong>und</strong>erwerb voraussetzt, dass eine landesrechtlich, z. B. nach Stra-<br />

Þengesetzen, begrÏndete <strong>und</strong> von der Antragstellung des EigentÏmers der ErschlieÞungsflÌchen<br />

abhÌngige Erwerbspflicht der Gemeinde besteht BVerwG NVwZ 1988, 361, 362 =<br />

KStZ 1987, 211 = ZMR 1988, 75). Unwirksam sind deshalb auch Regelungen, die auf die<br />

Zustimmung des EigentÏmers zur Widmung oder eine BesitzÏberlassung zugunsten der<br />

Gemeinde abheben BVerwG NJW 1977, 1740 = BauR 1977, 266 = ZMR 1978, 146) oder<br />

den Gr<strong>und</strong>erwerb als abgeschlossen erklÌren, auch wenn eine ,,vÎllig unbedeutende`` oder<br />

,,geringfÏgige RestflÌche`` noch nicht im Eigentum der Gemeinde steht BVerwG NVwZ<br />

1983, 473, 474 = BauR 1983, 357 = BRS 43 Nr. 33; vgl. ferner BVerwG, Beschl. v. 20. 11.<br />

2001 ^ 9 B 54.01 [juris] dazu, dass eine Satzungsbestimmung, wonach die endgÏltige Herstellung<br />

u. a. vom Eigentum der Gemeinde an den ,,dafÏr erforderlichen FlÌchen`` abhÌngig<br />

ist, dahin auszulegen ist, eine endgÏltige Herstellung sei zu verneinen, auch wenn<br />

weniger als 1% der AusbauflÌche nicht im Eigentum der Gemeinde steht).<br />

Macht die Gemeinde von der ihr freigestellten MÎglichkeit Gebrauch, den Gr<strong>und</strong>erwerb<br />

zum Herstellungsmerkmal zu erklÌren, gehÎrt zur ErfÏllung dieses Merkmals<br />

auch ohne ausdrÏckliche entsprechende ErwÌhnung in der Satzung die Vermessung der<br />

ErschlieÞungsflÌchen BVerwG DÚV 1979, 644, 645 = KStZ 1980, 52 = BauR 1979, 415).<br />

Ist der Gr<strong>und</strong>erwerb Herstellungsmerkmal, hat das die fÏr die Gemeinde gÏnstige<br />

Folge, dass sÌmtliche Gr<strong>und</strong>erwerbskosten zum beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwand<br />

gehÎren. Denn beitragsfÌhig sind alle bis zum Entstehen der Beitragspflicht angefallenen<br />

Gr<strong>und</strong>erwerbskosten BVerwG NVwZ 1986, 303, 304 = KStZ 1986, 213). Das Entstehen<br />

der Beitragspflicht setzt aber wiederum u. a. die endgÏltige Herstellung, also den Erwerb<br />

der Gemeinde an den ErschlieÞungsflÌchen, voraus. Angefallen sind die Gr<strong>und</strong>erwerbskosten<br />

mit dem Eingehen der schuldrechtlichen Verpflichtung BVerwG BauR 1977, 411,<br />

412 f. = KStZ 1978, 110; Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §133Rdn.25<strong>und</strong><br />

§132 Rdn. 21) oder dem Eintritt einer gesetzlichen Verpflichtung. Die durch die Bestimmung<br />

des Gr<strong>und</strong>erwerbs zum Herstellungsmerkmal mÎglicherweise eingetretene VerzÎgerung<br />

beim Entstehen der Beitragspflicht vgl. BVerwGE 85, 66, 69 = NVwZ 1990,<br />

873, 874 = DVBl. 1990, 786 zu deren Unbeachtlichkeit ^ auch im Falle eines schuldhaften<br />

Verhaltens der Gemeinde ^ im Hinblick auf den Gr<strong>und</strong>satz, dass die FestsetzungsverjÌhrung<br />

erst mit dem Entstehen der Beitragspflicht beginnt ^ vgl. dazu Rdn. 210 <strong>und</strong> 467)<br />

kann die Gemeinde dadurch abfangen, dass sie die Kosten der bautechnischen Herstellung<br />

bereits vorab im Wege der Kostenspaltung Rdn. 214 ff.) abrechnet <strong>und</strong> sich die Gr<strong>und</strong>erwerbskosten<br />

erst spÌter gesondert erstatten lÌsst.<br />

184<br />

d) Die Nichtigkeit bzw. Teilnichtigkeit der Herstellungsregelung. Ohne wirksame<br />

Herstellungsregelung kann eine Beitragspflicht nicht entstehen BVerwG NVwZ<br />

1988, 361, 362 = KStZ 1987, 211 = ZMR 1988, 75), auch wenn sich Gemeinde <strong>und</strong> Beitragspflichtiger<br />

Ïber die endgÏltige Herstellung einig sind BVerwG KStZ 1979, 129, 130 =<br />

BauR 1978, 133 = ZMR 1979, 372). Allerdings berÏhrt die Nichtigkeit der Herstellungsregelung<br />

fÏr eine bestimmte Anlagenart i. S. des §127 II BauGB nicht die Wirksamkeit der<br />

Regelungen fÏr die Ïbrigen Anlagenarten; denn es gilt der Gr<strong>und</strong>satz des Erfordernisses<br />

der konkreten VollstÌndigkeit der Satzung vgl. dazu im Rahmen der PrÏfung der Wirksamkeit<br />

von Verteilungsregelungen Rdn. 377 ff. <strong>und</strong> Driehaus §18 Rdn. 8 ff.). Im Ûbrigen<br />

richtet sich die Frage, ob die Nichtigkeit eines Teils der Herstellungsregelung bezÏglich<br />

einer bestimmten Anlagenart zur Nichtigkeit der gesamten Herstellungsregelung fÏr diese<br />

Anlagenart fÏhrt, nach irrevisiblem Landesrecht BVerwG BauR 1982, 480, 481 = KStZ<br />

1981, 132 = ZMR 1981, 382). Dabei ist nach dem Rechtsgedanken des §139 BGB auf den<br />

mutmaÞlichen Willen des Ortsgesetzgebers abzustellen, ob dieser nÌmlich dem nichtigen<br />

Teil eine so hohe Bedeutung beigemessen hat, dass er den Ïbrigen ^ an sich wirksamen ^<br />

Teil ohne den nichtigen Teil nicht erlassen hÌtte.<br />

66 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 185^189 F<br />

Die Anwendung der vorstehenden Auslegungsregel Rdn. 176, 180) dÏrfte dazu fÏhren,<br />

dass die Unwirksamkeit einer Regelung fÏr die Beleuchtung <strong>und</strong>/oder die EntwÌsserung<br />

oder auch fÏr andere unwesentliche Teileinrichtungen zur Gesamtnichtigkeit der Herstellungsregelung<br />

fÏhrt so auch Silberkuhl KStZ 1980, 3 ff.). Denn die Aufrechterhaltung des<br />

wirksamen Teils der Herstellungsregelung fÏhrt zu dem der Gemeinde nachteiligen <strong>und</strong><br />

somit unerwÏnschten Ergebnis, dass die Anlage endgÏltig hergestellt ist <strong>und</strong> eine sachliche<br />

Beitragspflicht entsteht, die Gemeinde aber in den beitragsfÌhigen Aufwand nicht<br />

die Kosten der Teileinrichtungen einbeziehen kann, deren Herstellung unwirksam geregelt<br />

ist. Abgesehen davon ist der durch die fehlende Einbeziehung von beitragsfÌhigen<br />

Kosten verursachte Beitragsausfall auch nicht mit der nach §127 I BauGB bestehenden<br />

Beitragserhebungspflicht vgl. Rdn. 417; a. A. jedoch BVerwG KStZ 1979, 129 = BauR<br />

1978, 133 = ZMR 1979, 372) zu vereinbaren.<br />

Aus dem Rechtsgedanken des §139 BGB folgt ^ jedenfalls kraft B<strong>und</strong>esrechts ^ eine<br />

nur teilweise Nichtigkeit, wenn die Regelung betreffend den Gr<strong>und</strong>erwerb unwirksam<br />

ist BVerwG NVwZ 1988, 361, 362 = KStZ 1987, 211 = ZMR 1988, 75). Entsprechendes<br />

gilt, wenn die Widmung einer Anlage nach §127 II Nr. 1 bis 3 BauGB zum Herstellungsmerkmal<br />

bestimmt ist, obwohl die Widmung selbstÌndige Voraussetzung fÏr das Entstehen<br />

der Beitragspflicht ist Rdn. 138 ff.) <strong>und</strong> deshalb nicht Herstellungsmerkmal sein kann<br />

BVerwG NVwZ 1986, 299, 301 = BRS 43, Nr. 96 S. 239, 243; das allerdings offen lÌsst, ob<br />

es sich insoweit nicht lediglich um einen zwar ÏberflÏssigen, aber unschÌdlichen Zusatz<br />

handelt).<br />

185<br />

186<br />

8. Die erstmalige Herstellung nach Inkrafttreten des BBauG keine ErschlieÞungsbeitragspflicht<br />

fÏr die Herstellung vorhandener ErschlieÞungsanlagen i. S. von<br />

§ 242 I BauGB)<br />

Eine ErschlieÞungsbeitragspflicht kann, wie aus §128 I Nr. 2 BauGB folgt, nur fÏr die<br />

erstmalige Herstellung einer Anlage entstehen. Ist also eine ErschlieÞungsanlage bereits<br />

unter der Geltung des BBauG oder BauGB entsprechend einer wirksamen Satzung endgÏltig<br />

i. S. des §133 II 1 BBauG bzw. BauGB hergestellt worden Rdn. 168 ff.), kann allenfalls<br />

eine Ausbaubeitragspflicht nach den Kommunalabgabengesetzen der LÌnder entstehen<br />

vgl. §128 II 1 BauGB). Gleiches gilt bei BaumaÞnahmen an vorhandenen Erschlie-<br />

Þungsanlagen i. S. von § 242 I BauGB, der ausschlieÞlich fÏr die alten B<strong>und</strong>eslÌnder von<br />

Bedeutung ist, wÌhrend fÏr die neuen B<strong>und</strong>eslÌnder die Ûbergangsregelung des § 242 IX<br />

BauGB einschlÌgig ist vgl. Rdn. 194 a ff.).<br />

Die vorhandene ErschlieÞungsanlage i. S. von § 242 I BauGB vgl. dazu ausf. Arndt<br />

KStZ 1984, 107 ff. <strong>und</strong> 121ff.; Schmid KStZ 1983, 157 ff.) ist identisch mit der bei Inkrafttreten<br />

des BBauG am 30. 6. 1961 bereits hergestellten ErschlieÞungsanlage i.S. des nicht<br />

in das BauGB Ïbernommenen §133 IV BBauG. Zu den vorhandenen ErschlieÞungsanlagen<br />

zÌhlen demnach die vor Inkrafttreten des BBauG programmgemÌÞ hergestellten<br />

StraÞen sowie die ,,vorhandenen StraÞen`` i. S. des PreuÞischen Anliegerbeitragsrechts.<br />

Die Beurteilung, ob eine Anlage eine ,,vorhandene`` i.S. des § 242 I BauGB ist, bestimmt<br />

sich nach dem bis zum Inkrafttreten des BBauG geltenden irrevisiblen Landes-)Anliegerbeitragsrecht<br />

BVerwGE 78, 321, 323 = NVwZ 1988, 632 = DVBl. 1988, 893; BRS 43<br />

Nr. 129 S. 312).<br />

Danach vgl. z. B. §15 PrFluchtlG) war eine StraÞe programmgemÌÞ hergestellt, wenn<br />

sie entsprechend einem bestimmten gemeindlichen Bauprogramm ausgebaut war. Dieses<br />

Programm konnte sich aus einer Ortssatzung Ortsstatut) oder aus generell ^ etwa aus den<br />

polizeilichen Vorschriften Ïber die Anlegung von StraÞen ^ oder aus individuell durch<br />

den BÏrgermeister, die Baukommission oder andere zustÌndige gemeindliche Stellen formell<br />

oder informell gefassten BeschlÏssen oder aus sonstigen WillensÌuÞerungen vgl.<br />

OVG MÏnster KStZ 2001, 193 zur Indizwirkung der Festsetzung von StraÞenfluchtlinien)<br />

ergeben. Fehlt es insoweit an einer ausdrÏcklichen ØuÞerung, ist das StraÞenbaupro-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 67<br />

187<br />

188<br />

189


190<br />

191<br />

192<br />

193<br />

F 190^193 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

gramm den UmstÌnden <strong>und</strong> konkludenten Handlungen der Gemeinde zu entnehmen<br />

vgl. zum Gegensatz zwischen nach dem PreuÞischen Anliegerbeitragsrecht fertiggestellten<br />

<strong>und</strong> nur provisorisch angelegten unfertigen StraÞen unter Hinweis auf die Rspr. des<br />

PrOVG sowie der OVG MÏnster <strong>und</strong> OVG LÏneburg: Arndt KStZ 1984, 121ff.; ferner zur<br />

Rechtslage in Bayern VGH MÏnchen VGHE 54, 137 = KStZ 2002, 196 = Bay VBl. 2002,<br />

602, in Bremen VG Bremen DWW 2005, 164, 165 f. sowie in Baden-WÏrttemberg VGH<br />

Mannheim NVwZ-RR 1994, 177 f. = VBlBW 1993, 338; BVerwG NVwZ 1996, 800, 801 =<br />

DVBl. 1996, 376 = KStZ 1997, 72; vgl. dazu auch BuhlVBlBW 1984, 270 ff.).<br />

Steht fest, dass vor Inkrafttreten des BBauG eine funktionstÏchtige AnbaustraÞe angelegt<br />

war, ist aber nicht feststellbar, ob der damalige Ausbauzustand programmgemÌÞ war,<br />

gilt die StraÞe zugunsten der Beitragspflichtigen als vor Inkrafttreten des BBauG hergestellt<br />

<strong>und</strong> ist somit nicht im Wege der Heranziehung zu ErschlieÞungsbeitrÌgen abrechenbar<br />

BVerwG NVwZ-RR 1989, 497, 499 = DVBl. 1989, 420; ferner OVG MÏnster<br />

OVGE 47, 154, 158 ff. = NWVBl. 1999, 466 u. NVwZ-RR 1999, 567/8 = NWVBl. 1999,<br />

349). Ist dagegen unaufklÌrbar, ob vor Inkrafttreten des BBauG Ïberhaupt eine funktionstÏchtige<br />

StraÞe vorhanden war, geht das zu Lasten der Beitragspflichtigen BVerwG DÚV<br />

1979, 602, 603 = KStZ 1979, 190 = BauR 1979, 313).<br />

Zu unterscheiden von der im Gegensatz zur erstmaligen Herstellung stehenden programmgemÌÞen<br />

Herstellung vor Inkrafttreten des BBauG <strong>und</strong> von der bereits unter der<br />

Geltung des BBauG bzw. des BauGB erfolgten endgÏltigen Herstellung der Anlage ist die<br />

Fallgestaltung, dass lediglich eine Teileinrichtung zu einem frÏheren Zeitpunkt programmgemÌÞ<br />

oder entsprechend der Herstellungsregelung der ErschlieÞungsbeitragssatzung<br />

vgl. Rdn. 169 ff.) endgÏltig hergestellt worden ist. Denn mangels der erforderlichen<br />

Herstellung der gesamten Anlage ist keine Anlieger- oder ErschlieÞungsbeitragspflicht<br />

entstanden. Allenfalls kann im Falle einer wirksamen Anordnung der Kostenspaltung<br />

Rdn. 221ff.) eine Teilbeitragspflicht bezÏglich der hergestellten Teileinrichtung entstanden<br />

sein. Da aber nur die Kosten der erstmaligen Herstellung gem. §128 I Nr. 2 BauGB<br />

zum beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwand zÌhlen, hat eine bereits frÏher erfolgte Herstellung<br />

zur Folge, dass auch nur die Kosten dieser oft lange Zeit zurÏckliegenden MaÞnahmen<br />

beitragsfÌhigen Aufwand darstellen BVerwGE 31, 90, 92 f. = DVBl. 1969, 271). Ist,<br />

wie das oft der Fall ist, im Zuge der nunmehr abgerechneten endgÏltigen Herstellung der<br />

Gesamtanlage auch die frÏher programmgemÌÞ oder endgÏltig hergestellte Teileinrichtung<br />

erneut) ausgebaut worden, kÎnnen die dadurch verursachten Kosten allenfalls im<br />

Wege der Heranziehung zu einem Ausbaubeitrag nach dem jeweiligen Kommunalabgabengesetz<br />

des Landes abgerechnet werden. Zum erschlieÞungsbeitragsfÌhigen Aufwand<br />

zÌhlen lediglich die fÏr die frÏher erfolgte Herstellung entstandenen Kosten.<br />

Eine ,,vorhandene StraÞe`` i. S. des PreuÞischen Anliegerbeitragsrechts ist eine StraÞe,<br />

die am Tage vor Inkrafttreten des ersten wirksamen) Ortsstatuts nach § 15 PrFluchtlG mit<br />

dem Willen der Gemeinde wegen ihres insoweit als ausreichend erachteten Zustands dem<br />

inneren Anbau <strong>und</strong> dem innerÎrtlichenVerkehr zu dienen bestimmt gewesen ist <strong>und</strong> auch<br />

tatsÌchlich gedient hat. Hat zu keiner Zeit ein Ortsstatut bestanden, ist maÞgeblicher Zeitpunkt<br />

insoweit der Tag vor Inkrafttreten des BBauG, also der 29. 6. 1961 OVG MÏnster<br />

OVGE 25, 237, 240).<br />

Objektive Voraussetzung ist also, dass an der StraÞe tatsÌchlich mit Zugang zu dieser<br />

in der Weise angebaut war, dass sich eine geschlossene Ortslage entsprechend den zum<br />

heutigen § 34 BauGB entwickelten Gr<strong>und</strong>sÌtzen s. Kap. A III Rdn. 31ff.) gebildet <strong>und</strong><br />

dass ein Verkehr von Haus zu Haus stattgef<strong>und</strong>en hatte. Allerdings kann trotz fehlender<br />

Innerortslage als regelmÌÞige Voraussetzung fÏr die Annahme einer ,,vorhandenen ErschlieÞungsanlage``<br />

ausnahmsweise dennoch eine solche gegeben sein, wenn im Einzelfall<br />

aufgr<strong>und</strong> besonderer UmstÌnde eindeutig festgestellt werden kann, dass die Gemeinde<br />

die StraÞe fÏr den inneren Anbau <strong>und</strong> innerÎrtlichen Verkehr nicht nur kÏnftig vorgesehen,<br />

sondern schon aktuell bestimmt hatte, obwohl sich die an der StraÞe vorhandene Bebauung<br />

noch nicht zu einer geschlossenen Ortslage verdichtet oder sogar noch gar keine<br />

68 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 194, 194a F<br />

Bebauung bestanden hatte OVG MÏnster NVwZ-RR 2002, 876, 878 = NWVBl. 2002,<br />

273, 274 = KStZ 2003, 53). In subjektiver Hinsicht ist erforderlich, dass diese geschilderten<br />

objektiven Voraussetzungen mit dem Willen der Gemeinde erfÏllt waren <strong>und</strong> die Gemeinde<br />

damals den straÞenbautechnischen Zustand als ausreichend angesehen hatte vgl.<br />

dazu <strong>und</strong> zur Abgrenzung von der lediglich in der Anlegung befindlichen StraÞe: OVG<br />

MÏnster NWVBl. 2000, 458 f.; ZMR 1999, 858 = Gemht 2002, 87; OVGE 45, 254 ff. =<br />

Gemht 1997, 285 ff., das zugleich die zulÌssige Dauer der StraÞenanlegung unter dem Gesichtspunkt<br />

einer unzulÌssigen ,,Verewigung der StraÞenherstellungspflicht`` behandelt;<br />

ferner Arndt KStZ 1984, 107 ff.). Ist die ErfÏllung dieser subjektiven Voraussetzungen nicht<br />

aufzuklÌren, ist zugunsten der Beitragspflichtigen vom Vorliegen einer ,,vorhandenen<br />

StraÞe`` auszugehen OVG MÏnster ZMR 1973, 95, 96; KStZ 1972, 197, 198; vgl. ferner zur<br />

indiziellen Wirkung der Festsetzung von Fluchtlinien OVG MÏnster KStZ 2002, 151,<br />

152 ff.). Zu den vorhandenen ErschlieÞungsanlagen i. S. von § 242 I BauGB zÌhlt auch die<br />

sog. ,,historische StraÞe``, die bereits bei Inkrafttreten einer ortsgesetzlichen Bestimmung<br />

Ïber das Verbot zum Anbau an StraÞen vgl. §12 PrFluchtlG) nach dem Willen der Gemeinde<br />

fÏr den inneren Anbau <strong>und</strong> innerÎrtlichen Verkehr bestimmt <strong>und</strong> im Wesentlichen<br />

straÞenbaumÌÞig hergestellt war vgl. nÌher OVG Schleswig Gemht 1998, 210 f.;<br />

Driehaus § 2Rdn.36;Arndt KStZ 1984, 110 f.).<br />

Eine vorhandene StraÞe i. S. von § 242 I BauGB muss nicht notwendigerweise eine Verkehrsanlage<br />

in ihrer gesamten LÌnge oder einen Abschnitt s. u. Rdn. 257 ff.) erfassen.<br />

Vielmehr kann sie auch aus einer Teilstrecke einer zusammenhÌngenden weitergehenden<br />

Anlage bestehen BVerwG NVwZ 1996, 800, 801 = DVBl. 1996, 376 = KStZ 1997, 72;<br />

OVG MÏnster NVwZ-RR 1991, 265 = NWVBl. 1991, 296), so dass insoweit eine erschlie-<br />

Þungsbeitragsrechtliche VerselbstÌndigung erfolgt. So kann z. B. eine durchgehend dem<br />

Anbau dienende StraÞe drei verschiedene Anlagen bilden, weil ihr MittelstÏck eine vorhandene<br />

StraÞe ist <strong>und</strong> somit die beiden ÌuÞeren Teilstrecken wegen ihrer rÌumlichen<br />

Trennung jeweils eine selbstÌndige AnbaustraÞe darstellen vgl. OVG MÏnster HSGZ<br />

2002, 261 = ZMR 2002, 163, 164 = KStZ 2002, 168, 169 dazu, dass die bauliche VerlÌngerung<br />

einer vorhandenen ErschlieÞungsanlage eine die ErschlieÞungsbeitragspflicht auslÎsende<br />

MaÞnahme darstellt).<br />

194<br />

9. Die HerstellungsmaÞnahme in den neuen B<strong>und</strong>eslÌndern nach der Wiedervereinigung<br />

keine ErschlieÞungsbeitragspflicht in den neuen B<strong>und</strong>eslÌndern fÏr<br />

eine vor dem 3. Oktober 1990 erfolgte Herstellung von ErschlieÞungsanlagen<br />

oder Teilen von solchen)<br />

GemÌÞ der in den neuen B<strong>und</strong>eslÌndern als ^ unbefristete ^ Ûberleitungsbestimmung<br />

geltenden Regelung des § 242 IX BauGB bis zum 31. Dezember 1997 § 246 a IV BauGB)<br />

kann fÏr die vor dem 3. 10. 1990 erfolgte Herstellung von ErschlieÞungsanlagen oder Teilen<br />

von ErschlieÞungsanlagen ein ErschlieÞungsbeitrag nicht erhoben werden. Diese<br />

Ûbergangsvorschrift betrifft das Nichtentstehen einer sachlichen ErschlieÞungsbeitragspflicht,<br />

wobei sich die Frage einer bereits vor dem 3. 10. 1990 erfolgten Herstellung in den<br />

neuen B<strong>und</strong>eslÌndern ausschlieÞlich nach § 242 IX BauGB richtet <strong>und</strong> § 242 I BauGB<br />

s. o. Rdn.187 ff.) keine Anwendung findet BVerwG E117, 200 = NVwZ 2003,1130 = DVBl.<br />

2003, 338; OVG Greifswald DVBl.1997, 502 = LKV1997, 225; OVG Frankfurt/Oder, Beschl. v.<br />

2.10. 2003 ^ 2 B 75/03 ^ [juris]; OVG Weimar LKV 2004, 39; Driehaus § 2Rdn.25;LÎhr in<br />

Battis/Krautzberger/LÎhr §128 Rdn 28 a; a. A. Anlauf KStZ 1996,12, der lediglich Herstellungen<br />

wÌhrend der Existenz der DDR als erfasst ansieht). ,,ErschlieÞungsanlagen`` sind die in<br />

§127 II BauGB abschlieÞend aufgefÏhrten Anlagen. ,,Teile von ErschlieÞungsanlagen`` bedeuten<br />

wie in §127 III BauGB s. o. Rdn. 217) Teileinrichtungen wie Fahrbahn, Gehwege,<br />

Radwege, Beleuchtung <strong>und</strong> EntwÌsserung, die sich Ïber die gesamte LÌnge der Erschlie-<br />

Þungsanlage erstrecken, nicht aber Teilstrecken einer einheitlichen Anlage OVG Greifswald<br />

DVBl. 1997, 502, 503 = LkV 1997, 225; OVG Bautzen ZMR 2003,148, 151;VG Dresden ZMR<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 69<br />

194a


194b<br />

194c<br />

F 194b, 194c ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

2002, 81, 83 = DWW 2000, 231/2; Driehaus §2 Rdn.38;Neumann/MÏller DWW 200, 214;<br />

Anlauf KStZ 2000, 71; Becker LKV1999, 489 f.).<br />

Die Erhebung eines ErschlieÞungsbeitrags ist nach § 242 IX 1 Alt. 1 BauGB ausgeschlossen,<br />

wenn die ErschlieÞungsanlage vor dem 3. 10. 1990 hergestellt s. dazu Rdn. 194 c) worden<br />

ist. Nach § 242 IX 1Alt. 2 BauGB scheidet eine Heranziehung zu einem ErschlieÞungsbeitrag<br />

fÏr die vor dem 3. 10. 1990 erfolgte Herstellung von Teileinrichtungen s. o.<br />

Rdn. 194 a) aus, auch wenn die Anlage zu diesem Zeitpunkt insgesamt noch nicht hergestellt<br />

war. Insofern unterscheidet sich die Rechtslage von der fÏr die alten B<strong>und</strong>eslÌnder durch<br />

§ 242 I BauGB s. o. Rdn. 187 ff.) angeordneten Rechtslage, nach der es allein darauf ankommt,<br />

ob die Anlage am maÞgeblichen Stichtag 29. 6. 1961) insgesamt vorhanden <strong>und</strong> somit<br />

nach dem bis zu diesem Zeitpunkt geltenden Anliegerbeitragsrecht des jeweiligen Landes<br />

beitragsfrei war, so dass die Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmer Erbbauberechtigten) in den neuen<br />

B<strong>und</strong>eslÌndern gÏnstiger gestellt sind. Daraus <strong>und</strong> zurVermeidung von nicht gerechtfertigten<br />

Ungleichbehandlungen im Beitrittsgebiet leitet fÏr die FÌlle, in denen im Beitrittsgebiet<br />

einer vor dem 3. 10.1990 bereits hergestellten Anlage weitereTeileinrichtungen neu hinzugefÏgt<br />

werden, das BVerwG E117, 200 = NVwZ 2003,1130 = DVBl. 2003, 338; zur Bedeutung<br />

<strong>und</strong> Reichweite dieser Entscheidung vgl. Neumann/MÏller DWW 2003, 120 f. <strong>und</strong> Fuhrmann<br />

KStZ 2003, 228f.) im Falle der Erweiterung einer in den 30er Jahren mit Fahrbahn, beiderseitigen<br />

Gehwegen, Beleuchtung <strong>und</strong> EntwÌsserung hergestellten Anlage um beiderseitige<br />

Radwege unter BestÌtigung des erstinstanzlichen Urteils desVG Dresden ZMR 2002, 81ff.<br />

= DWW 2000, 231ff.) seine Auffassung her, eine solche AusbaumaÞnahme kÎnne nicht im<br />

Wege der Erhebung eines ErschlieÞungsbeitrags, sondern nur eines StraÞenbaubeitrags nach<br />

den landesrechtlichenVorschriften abgerechnet werden ebenso OVG Greifswald DVBl. 1997,<br />

501, 502 ff. = LKV 1997, 225, 226;VG Leipzig ZMR 2001, 236, 239; Ernst in Ernst/Zinkahn/<br />

Bielenberg/Krautzberger § 242 Rdn. 20; Driehaus ZMR 2002, 241, 242 unter Aufgabe der noch<br />

in ZMR 1994, 245 ff. vertretenen gegenteiligen Auffassung; Becker LKV 1999, 491; Neumann/<br />

MÏller DWW 2000, 241/5; Otto NJ 2000, 299, 300. Denn bei einer ErschlieÞungsbeitragspflichtigkeit<br />

wÏrden die Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmer Erbbauberechtigten) in den neuen B<strong>und</strong>eslÌndern<br />

gegenÏber denen in den alten B<strong>und</strong>eslÌndern, die in solchen FÌllen nur einen<br />

StraÞenbaubeitrag fÏr die Erweiterung oder Verbesserung der Anlage zu entrichten haben<br />

vgl. Kap. G Rdn. 49 ff.), benachteiligt.<br />

Gem. § 242 IX 2 BauGB sind vor dem 3. 10. 1990 hergestellt solche Anlagenteile), ,,die<br />

einem technischen Ausbauprogramm oder den Îrtlichen Ausbaugepflogenheiten entsprechend``<br />

vor diesem Zeitpunkt fertiggestellt worden sind, wobei auf die gesamte LÌnge der<br />

AnbaustraÞe bzw. Teileinrichtung abzustellen ist OVG Bautzen ^ Urt. v. 22. 8. 2001 ^ 5 B<br />

522/00 ^; OVG Magdeburg, Beschl.v.18.1.2000^A2S525/99;VG Magdeburg LKV 2004,<br />

519; Driehaus § 2Rdn.44).Unter,,Ausbauprogramm`` ist wie auch sonst im Erschlie-<br />

Þungsbeitragsrecht s. o. Rdn. 177 ff.) ein Plan Ïber die bautechnische Ausgestaltung namentlich<br />

der flÌchenmÌÞigen Teileinrichtungen einer ErschlieÞungsanlage zu verstehen<br />

OVG Greifswald DVBl. 1997, 501, 503 = LKV 1997, 225; vgl. dazu nÌher unter Unterscheidung<br />

des Programms in rechtlicher <strong>und</strong> technischer Hinsicht: Anlauf KStZ 2000, 71/2;<br />

ferner Neumann/MÏller DWW 2000, 215/6). Der Plan, dessen Form belanglos ist <strong>und</strong> der<br />

entweder einzelne StraÞen bzw. Teileinrichtungen oder eine unbestimmte Vielzahl derartiger<br />

Anlagen erfassen kann OVG Greifswald DVBl. 1997, 501, 503 = LKV 1997, 225), kann<br />

wÌhrend der Existenz der DDR, aber auch bereits vor deren GrÏndung OVG Greifswald<br />

DVBl. 1997, 501, 503 = LKV 1997, 225; Driehaus ZMR 2002, 241, 242; a. A. Anlauf KStZ<br />

1996, 13) von der Gemeinde oder sonstigen staatlichen Stellen, aber auch von privaten<br />

Organisationen OVG Greifswald DVBl. 1997, 501, 503 = LKV 1997, 225; Driehaus § 2Rdn.<br />

41; a. A. Anlauf KStZ 2000, 72) aufgestellt worden sein. Erst wenn ein Ausbauprogramm<br />

nicht vorhanden ist, ist zu prÏfen, ob der Ausbauzustand der Anlage bzw. der Teileinrichtung<br />

am 3. 10. 1990 den in der betreffenden Gemeinde bestehenden Ausbaugepflogenheiten<br />

entsprochen hat OVG Greifswald DVBl. 1997, 501, 503 = LKV 1997, 225), ob also der<br />

entsprechende Ausbauzustand Ïberwogen hat Driehaus § 2Rdn.43;Deppe LKV 2004,<br />

70 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 195^197 F<br />

212, 214). MaÞgebend ist insoweit der optische Eindruck vom durchschnittlichen, also<br />

Ïblichen Ausbauzustand der StraÞen <strong>und</strong> deren Teileinrichtungen, wobei im Wesentlichen<br />

der tatsÌchlich festgestellte Zustand der nach der Funktion WohnstraÞen, StraÞen in<br />

Gewerbe- <strong>und</strong> Industriegebieten, HauptverkehrsstraÞen) vergleichbaren StraÞen OVG<br />

Greifswald DVBl. 1997, 501, 503 = LKV 1997, 225; Neumann/MÏller DWW 2000, 216;<br />

Deppe LKV 2004, 212, 215; a. A. Anlauf KStZ 2000, 73) maÞgebend ist. In rÌumlicher<br />

Hinsicht ist ^ auch in grÎÞeren StÌdten ^ der Ausbauzustand des gesamten Ortes zugr<strong>und</strong>e<br />

zu legen OVG Magdeburg ZMR 2002, 629 f. <strong>und</strong> Beschl. v. 12.1. 2005 ^ 4 L 411/04<br />

^ [juris], wonach nicht zwischen Anlieger- <strong>und</strong> HauptverkehrsstraÞen oder nach Besonderheiten<br />

fÏr vor 1949 hergestellte StraÞen zu unterscheiden ist; Vogel in Kohlhammer-<br />

Komm. § 242 Rdn. 30; Driehaus § 2Rdn.42;ders. ZMR2002,241,244;Anlauf KStZ<br />

2000, 73; vgl. aber VG Leipzig ZMR 2001, 758, 759, das einerseits meint, es sei nicht<br />

,,zwingend`` auf das gesamte Gemeindegebiet abzustellen, andererseits ausfÏhrt, es sei ein<br />

abgegrenzter Stadtteil Gemarkung) zugr<strong>und</strong>e zu legen), wobei allerdings ein fÏr das Gemeindegebiet<br />

reprÌsentativer Ortsteil herangezogen werden kann Driehaus § 2Rdn.42;<br />

ders. ZMR 2002, 239, 244). Nach Auffassung des OVG Greifswald DVBl. 1997, 501, 503 =<br />

LKV 1997, 225) kann sogar nur auf ein abgegrenztes, eine optische Einheit bildendes Gebiet<br />

abgestellt werden zust. Neumann/MÏller DWW 2000, 216 <strong>und</strong> ^ fÏr grÎÞere StÌdte ^<br />

Deppe LKV 2004, 212, 215; abl. OVG Magdeburg, Beschl. v. 19. 7. 2001 ^ 2 L 133/01 ^ [juris];<br />

Driehaus § 2Rdn.42;ders.ZMR2002,239,244).<br />

BezÏglich der materiellen) Beweislast zum Vorliegen der Voraussetzungen des § 242<br />

IX BauGB gelten die unter Rdn.190 dargestellten Gr<strong>und</strong>sÌtze zur Sperrwirkung des<br />

§ 242 I BauGB in entsprechender Weise vgl. Deppe LKV 2004, 212, 216).<br />

10. Das erschlieÞungsbeitragspflichtige Gr<strong>und</strong>stÏck § 133 I BauGB)<br />

Neben einer wirksamen Satzung vgl. oben 1.) <strong>und</strong> den vorstehend unter 2. bis 9. aufgefÏhrten,<br />

sÌmtlich auf die ErschlieÞungsanlage bezogenen Voraussetzungen bedarf es zum<br />

195<br />

Entstehen einer sachlichen ErschlieÞungsbeitragspflicht des Vorhandenseins eines beitragspflichtigen<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcks zur Bestimmung des Begriffs des Gr<strong>und</strong>stÏcks im ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

s. u. Rdn. 325 f.). Dies ergibt sich aus dem Zusammenhang des das Entstehen<br />

der Beitragspflicht regelnden §133 II BauGB <strong>und</strong> des den Gegenstand der Beitragspflicht betreffenden<br />

§133 I BauGB. So kÎnnen fÏr ein Gr<strong>und</strong>stÏck noch) nicht die Voraussetzungen<br />

des §133 I BauGB, jedoch die Ïbrigen Entstehensvoraussetzungen erfÏllt sein.WÏrde in diesem<br />

Falle dennoch eine Beitragspflicht entstehen <strong>und</strong> somit dieVerjÌhrungsfrist zu laufen beginnen<br />

Rdn. 468), kÎnnte die Gemeinde u.U. die Beitragspflicht nicht durchsetzen, sofern<br />

die Voraussetzungen des §133 I BauGB erst nach Ablauf der VerjÌhrung eintreten wÏrden.<br />

Die Beitragspflichtigkeit i.S. des §133 I BauGB setzt zweierlei voraus. Erstens muss das 196<br />

Gr<strong>und</strong>stÏck in einer erschlieÞungsbeitragsrechtlich relevanten Weise nutzbar vgl. Rdn.<br />

197 ff.) <strong>und</strong> zweitens muss es i.S. von §133 I BauGB erschlossen sein Rdn. 204 ff.). Dies<br />

setzt zunÌchst das Erschlossensein i. S. von §131 I BauGB voraus. Eine Beitragspflichtigkeit<br />

nach §133 I BauGB entfÌllt nÌmlich von vornherein, wenn das Gr<strong>und</strong>stÏck nicht zum<br />

Kreis der i.S. §131 I BauGB erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke vgl. dazu Rdn. 327 ff.) zÌhlt. Somit<br />

stellt auch das Erschlossensein i.S. von §131 I 1 BauGB eine ^ auf das Gr<strong>und</strong>stÏck bezogene<br />

^ Voraussetzung zum Entstehen der sachlichen) Beitragspflicht dar. Da aber<br />

nicht jedes i.S. des §131 I 1 BauGB erschlossene Gr<strong>und</strong>stÏck der Beitragspflicht unterliegt<br />

s. u. Rdn. 327) <strong>und</strong> die HÎhe des Beitrags u. a. durch die Summe der erschlossenen<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcksflÌchen bestimmt wird s. u. Rdn. 248), wird das Erschlossensein i. S. von<br />

§131 I 1 BauGB unter IV. Rdn. 327 ff.) abgehandelt.<br />

a) Die zur ErschlieÞungsbeitragspflicht fÏhrende Gr<strong>und</strong>stÏcksnutzung. Der 197<br />

Beitragspflicht i.S. von §133 I BauGB vgl. zur Rechtslage in Baden-WÏrttemberg ^ dazu<br />

Rdn.1b ^ die Ìhnliche Regelung des § 40 KAG BW) unterliegen Gr<strong>und</strong>stÏcke, die entweder<br />

kraft Festsetzung baulich oder gewerblich nutzbar sind S. 1) oder im Falle des<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 71


198<br />

199<br />

200<br />

F 198^200 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

Fehlens einer Festsetzung nach der Verkehrsauffassung Bauland sind <strong>und</strong> nach der geordneten<br />

baulichen Entwicklung der Gemeinde zur Bebauung anstehen S. 2). S. 1 erfasst die<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke, die kraft der Festsetzungen eines Bebauungsplans oder eines sonstigen aus<br />

einem fÎrmlichen Verfahren ^ vgl. insb. die in § 38 BauGB genannten Verfahren ^ hervorgegangenen<br />

Plans BVerwGE 78, 321, 326 f. = NVwZ 1988, 632, 633 = DVBl. 1988, 893)<br />

,,Bauland`` sind. S. 2 trifft eine Regelung fÏr die Gr<strong>und</strong>stÏcke, die im unbeplanten Bereich<br />

liegen <strong>und</strong> gem. § 34 BauGB BaulandqualitÌt aufweisen. Eine im Wege der Befreiung<br />

oder Ausnahme von baurechtlichen Vorschriften erfolgende Gr<strong>und</strong>stÏcksnutzung ist im<br />

Rahmen des §133 I BauGB beachtlich BVerwGE 96, 116, 125 = NVwZ 1995, 1211, 1212/3<br />

= DVBl. 1995, 55). Nicht der Beitragspflicht unterliegen dagegen die im AuÞenbereich<br />

nach § 35 BauGB liegenden Gr<strong>und</strong>stÏcke vgl. Rdn. 330).<br />

Neben den bebaubaren unterliegen auch die lediglich gewerblich ^ z.B. als Park- oder<br />

Lagerplatz ^ nutzbaren Gr<strong>und</strong>stÏcke der Beitragspflicht, unabhÌngig davon, ob sie beplant<br />

oder unbeplant sind. DarÏber hinaus sind die Gr<strong>und</strong>stÏcke von §133 I BauGB erfasst, die<br />

in sonstiger vgl. zur Verwendung dieses Begriffs §131II Nr. 1 <strong>und</strong> III BauGB) erschlie-<br />

Þungsbeitragsrechtlich relevanter Weise nutzbar sind. Dazu gehÎren z. B. KleingÌrten,<br />

SportplÌtze, SchwimmbÌder, FriedhÎfe, BahnhÎfe BVerwGE 78,321,327=NVwZ1988,<br />

632, 634 = DVBl. 1988, 893), Haltepunkte der Deutschen B<strong>und</strong>esbahn OVG MÏnster KStZ<br />

2005, 180 = ZKF 2005, 211 = Mitt NWStGB 2005, 312), nicht aber Gr<strong>und</strong>stÏcke, die im<br />

Bebauungsplan als FlÌche fÏr die Landwirtschaft OVG MÏnster KStZ 1985, 18) oder als<br />

Wald ausgewiesen sind.<br />

Eine BaulandqualitÌt i.S. des §133 I BauGB ist gegeben, wenn das Gr<strong>und</strong>stÏck im Zeitpunkt<br />

des Entstehens der sachlichen Beitragspflicht vgl. Rdn.72) tatsÌchlich <strong>und</strong> rechtlich,<br />

also sowohl in planungs- als auch bauordnungsrechtlicher Hinsicht, in erschlie-<br />

Þungsbeitragsrechtlich relevanter Weise genutzt werden kann. MaÞgebend ist, ob fÏr das<br />

Gr<strong>und</strong>stÏck ^ unabhÌngig von einem etwaigen Bestandsschutz fÏr eine bereits vorhandene<br />

Bebauung ^ gerade im Hinblick auf die abzurechnende ErschlieÞungsanlage eine<br />

Baugenehmigung erteilt werden mÏsste BVerwG NVwZ-RR 2002, 770, 771 = KStZ<br />

2002, 232 = ZMR 2002, 876). Ferner bedarf es der Sicherung der ErschlieÞung i.S. der<br />

§§ 30 ff. BauGB s. Kap. A II Rdn. 427 u. III Rdn. 46, 114) <strong>und</strong> der nach den landes-)<br />

bauordnungsrechtlichen Bestimmungen erforderlichen ZugÌnglichkeit s. Kap. A V<br />

Rdn. 10 ff.) des Gr<strong>und</strong>stÏcks BVerwG NVwZ 1983, 669, 671 = DVBl. 1983, 904 = KStZ<br />

1984, 132). Den Anforderungen des Bauordnungsrechts ist im Hinblick auf §133 I BauGB<br />

genÏgt, wenn auf dem Gr<strong>und</strong>stÏck ein Bauvorhaben, das von der abzurechnenden ErschlieÞungsanlage<br />

tatsÌchlich erreichbar wÌre, voraussichtlich zu genehmigen wÌre, sofern<br />

der EigentÏmer das seinerseits Erforderliche getan hÌtte OVG MÏnster NVwZ 1992, 587<br />

= NWVBl. 1992, 145, wonach die Voraussetzungen des §133 I BauGB gegeben sind, auch<br />

wenn das Gr<strong>und</strong>stÏck mangels ErfÏllung der Stellplatzverpflichtung gem. § 47 BauONW<br />

zur Zeit ^ noch ^ nicht bebaubar ist).<br />

Einer Bebauung stehen entgegen u. a. Anbauverbote nach den StraÞengesetzen oder<br />

VerÌnderungssperren, nicht aber privatrechtliche, durch eine beschrÌnkt persÎnliche<br />

Dienstbarkeit gesicherte Verpflichtungen, ein Gr<strong>und</strong>stÏck nicht zu bebauen BVerwG<br />

NJW 1982, 2458). Sind sÌmtliche Voraussetzungen fÏr das Entstehen der Beitragspflicht<br />

im Ûbrigen erfÏllt, entsteht eine solche, auch wenn ^ etwa aufgr<strong>und</strong> des Inkrafttretens<br />

eines Bebauungsplans oder einer VerÌnderungssperre ^ mit groÞer oder sogar an Sicherheit<br />

grenzender Wahrscheinlichkeit demnÌchst die Nutzbarkeit des Gr<strong>und</strong>stÏcks entfallen<br />

wird BVerwGE 47, 64, 66 f. = NJW 1975, 323, 324; NVwZ 1995, 1207 = ZMR 1995, 272 =<br />

HSGZ 1995, 502). Aus GrÏnden der Rechtssicherheit muss nÌmlich ein bestimmter Zeitpunkt<br />

zugr<strong>und</strong>e gelegt werden, in dem alle Voraussetzungen des Entstehens der Beitragspflicht<br />

vorliegen mÏssen vgl. BVerwG NVwZ-RR 2002, 770, 771 = KStZ 2002, 232 =<br />

NWVBl. 2002, 432, wo unter Hinweis auf BVerwG NVwZ 1995, 1207 = ZMR 1995, 272<br />

eine nach dem Entstehen der sachlichen Beitragspflichten eintretende Ønderung der fÏr<br />

das Entstehen maÞgeblichen VerhÌltnisse selbst dann fÏr die RechtmÌÞigkeit eines ergan-<br />

72 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 201^203 F<br />

genen ErschlieÞungsbeitragsbescheides fÏr unbeachtlich erklÌrt wird, wenn mit der Ønderung<br />

bereits im Zeitpunkt des Entstehens der sachlichen Beitragspflichten zu rechnen<br />

war; bedenklich deshalb BVerwG NJW 1970, 876, das eine Beitragspflichtigkeit trotz bestehender<br />

VerÌnderungssperre im Hinblick darauf annimmt, dass diese in KÏrze wegfallen<br />

wird). Zudem lÎst das Entfallen der Bebaubarkeit einen EntschÌdigungsanspruch nach<br />

§§ 39 ff. BauGB aus, bei dessen Bemessung ein eventuell gezahlter ErschlieÞungsbeitrag<br />

zu berÏcksichtigen ist BVerwGE 47, 64, 69 = NJW 1975, 323, 324). Besteht ein solcher Anspruch<br />

indes nicht, ist im Einzelfall ein Billigkeitserlass nach §135 V BauGB Rdn. 482 ff.)<br />

in Betracht zu ziehen LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §133 Rdn. 7).<br />

Eine Bebaubarkeit i. S. von §133 I BauGB ist auch gegeben, wenn das Gr<strong>und</strong>stÏck<br />

weniger intensiv genutzt werden kann, z. B. nur einVerkaufskiosk, Garagen oder garagen-<br />

Ìhnliche GebÌude vgl. auch OVG MÏnster NVwZ-RR 1998, 218/9 = ZKF 1998, 16 hinsichtlich<br />

eines Garagenvorhofs ^ Festsetzung als Gemeinschaftsgarage ohne Festsetzung<br />

einer VerkehrsflÌche ^; ferner VG MÏnster NVwZ-RR 1998, 516/7 = NWVBl. 1998, 478<br />

bezÏglich eines nicht Îffentlich genutzten ,,Park-and-Drive-Parkplatzes``), es sei denn, dass<br />

in dem Bereich, in dem ein unbebautes, mangels hinreichender Breite lediglich mit einer<br />

Garage oder einem Stellplatz bebaubares Gr<strong>und</strong>stÏck liegt, kein Bedarf fÏr eine Garage<br />

mehr besteht oder die besonderen topographischen oder sonstigen Gegebenheiten des Einzelfalls<br />

die Errichtung eines solchen GebÌudes als nahezu ausgeschlossen erscheinen lassen<br />

BVerwG NVwZ 1998, 73 f. = DVBl. 1997, 498 f. = DÚV 1997, 299, ein Abstellplatz fÏr<br />

Kraftfahrzeuge BVerwG DVBl. 1978, 301) oder eine Transformatorenstation BVerwG DÚV<br />

1972, 503; E 102, 159, 162 = NVwZ 1998, 72 f. = DVBl. 1997, 496/7) errichtet werden kÎnnen.<br />

Dagegen lÎst eine vÎllig unterwertige Bebaubarkeit Driehaus § 23 Rdn. 18 nennt<br />

beispielhaft Werbeanlagen oder einen kleinen Abstellraum fÏr ArbeitsgerÌte) keine Beitragspflicht<br />

aus. Ferner unterliegen nach Auffassung des BVerwG DVBl. 1984, 190 = KStZ<br />

1984, 34 = DÚV 1984, 590) nicht der Beitragspflicht im Eigentum der zur Beitragserhebung<br />

berufenen Gemeinde stehende Gr<strong>und</strong>stÏcke, sofern sie nicht zugunsten eines anderen<br />

Beitragspflichtigen vgl. §134 I 2 BauGB) mit einem Erbbaurecht belastet sind vgl.<br />

aber OVG MÏnster KStZ 1982, 134, 135, wonach die Beitragspflicht auch fÏr ein gemeindeeigenes<br />

Gr<strong>und</strong>stÏck fÏr eine logische Sek<strong>und</strong>e entsteht <strong>und</strong> dann im Wege der Konfusion<br />

auf Dauer erlischt; vgl. ferner zur berechtigten Kritik an der Rechtsansicht des BVerwG,<br />

dass die Beitragspflicht fÏr ein gemeindeeigenes Gr<strong>und</strong>stÏck nicht entstehen soll, OVG<br />

LÏneburg NVwZ-RR 1991, 42 f.).<br />

Hinweis: Beim Erwerb eines Gr<strong>und</strong>stÏcks oder eines Erbbaurechts von einer Gemeinde ist grÎÞte<br />

Vorsicht geboten. Denn da nach der Rspr. des BVerwG NVwZ 1985, 912 = KStZ 1986, 34 = ZMR<br />

1985, 352) fÏr ein gemeindeeigenes <strong>und</strong> i. S. des §131I BauGB erschlossenes Gr<strong>und</strong>stÏck die Beitragspflicht<br />

erst mit dem Ûbergang des Eigentums bzw. des Erbbaurechts entstehen kann vgl. OVG<br />

Greifswald NVwZ-RR 2002, 772, 773 = ZKF 2002, 231/2 = NordÚR 2002, 427), entsteht zugleich<br />

mit dem Erwerb von der Gemeinde die Beitragspflicht, obwohl die ErschlieÞungsanlage im Ûbrigen<br />

^ mÎglicherweise schon vor langer Zeit ^ bereits abgerechnet ist.<br />

201<br />

202<br />

Eine Bebaubarkeit bzw. sonstige erschlieÞungsbeitragsrechtlich relevante Nutzbarkeit<br />

vgl. Rdn. 198) besteht bei nicht im AuÞenbereich gelegenen bebauten bzw. genutzten<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcken, die wegen der bereits erfolgten Bebauung bzw. Nutzung nicht darÏber<br />

hinaus zusÌtzlich bebaut bzw. genutzt werden kÎnnen. Dies gilt auch im Falle der Bebauung<br />

bzw. Nutzung im Wege einer Ausnahme oder Befreiung BVerwG DÚV 1972, 503 =<br />

ZMR 1973, 156), nicht aber, wenn das Gr<strong>und</strong>stÏck nunmehr nicht mehr bebaut werden<br />

darf <strong>und</strong> die vorhandene Bebauung lediglich Bestandsschutz genieÞt BVerwGE 47, 64 =<br />

NJW 1975, 323 = DVBl. 1975, 378 = KStZ 1975, 111; NVwZ-RR 2002, 770 = KStZ 2002,<br />

232 = NWVBl. 2002, 432). Kein Bauland i. S. des § 133 I BauGB stellt ein Gr<strong>und</strong>stÏck<br />

dar, fÏr das ein qualifizierter Bebauungsplan keine Ïberbaubaren Gr<strong>und</strong>stÏcksflÌchen vorsieht,<br />

auch wenn gemÌÞ § 23 V 1 BauNVO die Gemeinde nach pflichtgemÌÞem Ermessen<br />

untergeordnete Nebenanlagen i. S. von § 14 I BauNVO vgl. Kap. A II Rdn. 354 ff.) zulas-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 73<br />

203


204<br />

205<br />

F 204, 205 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

sen kann; denn eine Gr<strong>und</strong>stÏcksnutzung, auf deren Realisierung kein Rechtsanspruch<br />

besteht, begrÏndet keine ErschlieÞungspflichtigkeit; dies gilt auch dann, wenn aufgr<strong>und</strong><br />

einer rechtswidrig erteilten Baugenehmigung ^ fÌlschliche Annahme einer untergeordneten<br />

Nebenanlage ^ das Gr<strong>und</strong>stÏck tatsÌchlich bebaut ist OVG MÏnster,Urt.v.8.12.2005<br />

^ 3 A 3028/01 ^ [juris]).<br />

b) Das Erschlossensein i.S. von §133 I BauGB. Das Erschlossensein i.S. des §133 I<br />

BauGB ist unabdingbare Voraussetzung fÏr das Entstehen der Beitragspflicht. Gegenstand<br />

der bisherigen Rspr. war im Wesentlichen das Erschlossensein durch AnbaustraÞen nach<br />

§127 II Nr. 1 BauGB s. o. Rdn. 86 ff.), so dass sich auch die folgenden AusfÏhrungen nur<br />

darauf beziehen vgl. aber OVG MÏnster NVwZ-RR 2002, 414/5 = ZMR 2002, 553 =<br />

ZKF 2003, 60 zum Erschlossensein durch einen nicht befahrbaren Wohnweg ^ s. o.<br />

Rdn. 101ff.: Erforderlich ist eine Îffentlich-rechtlich gesicherte Erreichbarkeit in gleicher<br />

Weise wie bei einem Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck ^ s. u. Rdn. 207 a ^, als das sich das an<br />

einem Wohnweg liegende Gr<strong>und</strong>stÏck letztlich darstellt; vgl. auch Driehaus § 23 Rdn. 15).<br />

Zwar erwÌhnt nur S. 2 des §133 I BauGB ,,erschlossene Gr<strong>und</strong>stÏcke``. Das Tatbestandsmerkmal<br />

des Erschlossenseins gilt aber in gleicher Weise auch fÏr die durch S. 1 erfassten<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke BVerwG NJW 1978, 438, 439 = DVBl. 1978, 302).WÌhrend es zum Erschlossensein<br />

gem. §131I BauGB ausreicht, dass ein der ZugÌnglichkeit vgl. dazu nÌher<br />

Rdn. 335 ff.) entgegenstehendes beachtliches Hindernis rechtlicher oder tatsÌchlicher Art<br />

lediglich ausrÌumbar ist Rdn. 337 ff.), bedarf es zum Erschlossensein nach §133 I BauGB<br />

des zusÌtzlichen Erfordernisses, dass ein solches Hindernis tatsÌchlich ausgerÌumt ist<br />

BVerwGE 68, 41, 46 f. = NVwZ 1984, 172, 173 = DVBl. 1984, 184). DemgemÌÞ ist ein Erschlossensein<br />

i.S. von §133 I BauGB von der Rspr. z. B. bei folgenden im Zustand der<br />

ErschlieÞungsanlage ^ nicht des Gr<strong>und</strong>stÏcks ^ begrÏndeten Fallgestaltungen verneint<br />

worden:<br />

^ Zwischen Fahrbahn <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stÏck befindet sich eine zur StraÞe gehÎrige, einen<br />

HÎhenunterschied von ungefÌhr 1,5 m bewirkende BÎschung von ca. 1 m Tiefe BVerw-<br />

GE 68, 41, 42 = NVwZ 1984, 172 = DVBl. 1984, 184).<br />

^ Aufgr<strong>und</strong> der Widmung ist das Ûberfahren eines schmalen, einen rechtlichen Bestandteil<br />

der StraÞe darstellenden GrÏnstreifens nicht gestattet BVerwG NVwZ 1987, 56 =<br />

DVBl. 1987, 628 = KStZ 1986, 211; vgl. auch fÏr das StraÞenbaubeitragsrecht OVG Weimar<br />

NVwZ-RR 2004, 139 = DWW 2004, 28 = ThÏrVBl. 2003, 281, wenn wegen der<br />

Widmung ein zwischen StraÞe <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stÏck liegender bepflanzter GrÏnstreifen<br />

nicht als wegemÌÞiger Zugang genutzt werden kann).<br />

^ Vor dem Gr<strong>und</strong>stÏck befindet sich eine zur StraÞe gehÎrende StÏtzmauer von 0,6 m<br />

HÎhe, die den durch den abgerechneten StraÞenausbau gegenÏber dem natÏrlichen GelÌnde<br />

geschaffenen Niveauunterschied abfÌngt OVG MÏnster NVwZ 1984, 657 = KStZ<br />

1984, 158).<br />

^ das Gr<strong>und</strong>stÏck ist wegen eines dicht mit BÌumen <strong>und</strong> StrÌuchern bestandenen <strong>und</strong><br />

entsprechend gewidmeten unselbstÌndigen GrÏnstreifens nicht erreichbar, wobei es unerheblich<br />

ist, dass die Gemeinde sich gegenÏber dem Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmer verpflichtet<br />

hat, eine Zufahrt durch den Streifen anzulegen <strong>und</strong> ein entsprechendes Nutzungsrecht<br />

einzurÌumen ^ vgl. zur Bedeutung solcher Angebote zur AusrÌumung von Hindernissen<br />

u. Rdn. 205 ^ OVG MÏnster NVwZ 2003, 226, 228 f. = KStZ 2003, 91).<br />

Unter dem Gesichtspunkt, dass es nicht im Belieben des Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmers bzw.<br />

Erbbauberechtigten stehen kann, ob sein Gr<strong>und</strong>stÏck erschlossen ist <strong>und</strong> damit der sachlichen<br />

Beitragspflicht unterliegt, sind allerdings Ausnahmen von dem Gr<strong>und</strong>satz zu<br />

machen, dass ein der erforderlichen wegemÌÞigen Erreichbarkeit entgegenstehendes ausrÌumbares<br />

Hindernis tatsÌchlich bereits beseitigt sein muss BVerwGE 88, 248, 252 ff. =<br />

NVwZ1991,1089f.=DVBl.1991,1306;E92,157,160=NVwZ1993,1206,1207=DVBl.<br />

1993, 667). DemgemÌÞ setzt das Erschlossensein i. S. von §133 I BauGB die tatsÌchliche<br />

Beseitigung des Hindernisses nur dann voraus, wenn dies allein durch die Gemeinde erfol-<br />

74 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 206, 207 F<br />

gen kann, nicht aber, wenn die Beseitigung des Hindernisses allein in der VerfÏgungsmacht<br />

des Gr<strong>und</strong>eigentÏmers liegt oder auch nur es zusÌtzlich seiner Mitwirkung bedarf.<br />

Hier genÏgt zum Erschlossensein die verbindliche Festlegung der Gemeinde, das ihr<br />

MÎgliche zur AusrÌumung des Hindernisses zu tun, auch wenn das Hindernis weiterhin<br />

besteht, weil der EigentÏmer Erbbauberechtigte) sein EinverstÌndnis verweigert<br />

BVerwGE 88, 248, 252 ff. = NVwZ 1991, 1089 f. = DVBl. 1991, 1306 fÏr den Fall der Bereitschaft<br />

der Gemeinde, auf ihre Kosten eine zwischen StraÞe <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stÏck befindliche<br />

StÏtzmauer in einer Breite von 2,5 m zu Îffnen <strong>und</strong> eine Zufahrtsrampe anzulegen,<br />

der Gr<strong>und</strong>eigentÏmer aber die Zustimmung zu diesen MaÞnahmen verweigert). Die zum<br />

Erschlossensein erforderliche Vermittlung der Bebaubarkeit des Gr<strong>und</strong>stÏcks ist trotz des<br />

noch nicht ausgerÌumten) Hindernisses gegeben, ,,sofern die Beseitigung verlÌsslich in<br />

Aussicht steht`` BVerwGE 88, 248, 253 f. = NVwZ 1991, 1089, 1090 = DVBl. 1991, 1306).<br />

Ebenso steht dem Erschlossensein nichts entgegen, wenn das bestehende Hindernis in<br />

Form von Mauern, ZÌunen usw. vom EigentÏmer Erbbauberechtigten) selbst auf dem<br />

Gr<strong>und</strong>stÏck geschaffen worden ist BVerwGE 88, 248, 252 f. = NVwZ 1991, 1089, 1090 =<br />

DVBl. 1991, 1306; vgl. auch VGH Mannheim NVwZ-RR 1989, 42, wonach eine auf dem<br />

Gr<strong>und</strong>stÏck befindliche StÏtzmauer dem Erschlossensein weder nach §131I noch nach<br />

§133 I BauGB entgegensteht; das OVG Saarlouis DÚV 1991, 470, 471 nimmt unter Bezugnahme<br />

auf die AusfÏhrungen in BVerwGE 79, 283, 288 f. = NVwZ 1988, 1134, 1135 =<br />

DVBl. 1988, 901 zum Erschlossensein i.S. des §131 I BauGB ^ vgl. dazu Rdn. 338 f. ^ ein<br />

Erschlossensein sogar trotz eines HÎhenunterschiedes von 8 m zwischen Gr<strong>und</strong>stÏck <strong>und</strong><br />

AnbaustraÞe an, weil der Gr<strong>und</strong>eigentÏmer bisher zur Beseitigung des Hindernisses zumutbare<br />

MaÞnahmen unterlassen habe).<br />

Wie auch bei der Frage des Erschlossenseins nach §131I BauGB vgl. Rdn. 343 ff.) wirft<br />

auch im Rahmen des §133 I BauGB besondere Schwierigkeiten das sog. Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck<br />

auf, <strong>und</strong> zwar insb. dann, wenn Anlieger- <strong>und</strong> Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck nicht<br />

im Eigentum derselben Person stehen vgl. ausf. zum Erschlossensein von Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcken<br />

Driehaus ZMR 2001, 424 ff.). Gr<strong>und</strong>sÌtzlich ist ein i.S. des §131 I BauGB erschlossenes<br />

Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck s. u. Rdn. 343 ff.) durch eine AnbaustraÞe i.S. des<br />

§133 I BauGB erschlossen, wenn anzunehmen ist, dass es ^ das etwaige Erschlossensein<br />

durch eine andere Anlage hinweggedacht ^ gerade ihretwegen bebaubar ist BVerwGE 92,<br />

157, 159 = NVwZ 1993, 1206 = DVBl. 1993, 667). Diese Bebaubarkeit liegt vor, wenn das<br />

b<strong>und</strong>esrechtliche) Bebauungsrecht <strong>und</strong> das landesrechtliche Bauordnungsrecht eine zur<br />

ErschlieÞungsbeitragspflicht fÏhrende Nutzung des Gr<strong>und</strong>stÏcks s. o. Rdn. 197 ff.) gestatten<br />

BVerwGE 92, 157, 159 f. = NVwZ 1993, 1206 f. = DVBl. 1993, 667). Dazu ist wiederum<br />

vor allem erforderlich, dass die ErschlieÞung auf Dauer gesichert vgl.dazuKap.AII<br />

Rdn. 423 ff. u. III Rdn. 114) ist BVerwG NVwZ-RR 2002, 770, 772 = KStZ 2002, 232 =<br />

ZMR 2002, 876, das eine solche dauerhafte Sicherung verneint, wenn die Zuwegung zum<br />

Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck lediglich auf einer auflÎsend bedingten Baulast beruht <strong>und</strong> sich im<br />

maÞgeblichen Zeitpunkt des Entstehens der sachlichen Beitragspflichten ^ s. u. Rdn. 213 ^<br />

bereits konkret abzeichnet, dass die Baulast durch den Eintritt der Bedingung demnÌchst<br />

erlÎschen wird). Ferner muss die nach dem Landesbauordnungsrecht erforderliche ZugÌnglichkeit<br />

s. Kap. A V Rdn. 10 ff.; vgl. auch Sarnighausen NVwZ 1993, 424 ff.) gesichert sein<br />

zum entsprechenden PrÏfungsmaÞstab vgl. OVG MÏnster KStZ 1990, 119 f. = NWVBl.<br />

1990, 304). Eine ausreichende ZugÌnglichkeit ist anzunehmen, wenn zu einem Wohnzwecken<br />

dienenden Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck tatsÌchlich Ïber eine von der StraÞe trennende<br />

selbstÌndige Îffentliche GrÏnflÌche eine Wegeverbindung angelegt ist OVG LÏneburg<br />

NVwZ-RR 2004, 141 = NordÚR 2003, 509; dort auch allgemein zu den Erreichbarkeitsanforderungen<br />

nach § 5 NdsBauO). Das Erschlossensein gem. §133 I BauGB ist besonders<br />

problematisch, wenn das Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck bereits durch eine andere ErschlieÞungsanlage<br />

erschlossen ist BVerwGE 79, 1, 8 = NVwZ 1988, 630, 632 = DVBl. 1988, 896).<br />

Das BVerwG E92,157,160=NVwZ1993,1206,1207=DVBl.1993,667unterAufgabe<br />

der in NVwZ 1983, 669, 671 = DVBl.1983, 904 vertretenen Auffassung; dort hat das BVerwG<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 75<br />

206<br />

207


207a<br />

F 207a ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

unter Hinweis auf u. a. VGH MÏnchen KStZ 1981, 19, 20 z. B. fÏr die ZugÌnglichkeit von<br />

Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcken nach bay. Landesrecht gefordert, diese mÏsse durch ein unwiderrufliches<br />

Geh- <strong>und</strong> Fahrrecht rechtlich gesichert sein) hÌlt unter Bezugnahme auf seine<br />

Rspr. zum Ausreichen derAusrÌumbarkeit von Hindernissen seitens des Gr<strong>und</strong>eigentÏmers<br />

s. o. Rdn. 205) es fÏr genÏgend, wenn das Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck derart ,,bebaubar`` ist,<br />

dass lediglich noch Hindernisse bestehen, die durch entsprechende Schritte des EigentÏmers<br />

^ etwa Stellen eines Baugenehmigungsantrages ^ ausgerÌumt werden kÎnnen, es also allein<br />

seiner VerfÏgung unterliegt, dass das Gr<strong>und</strong>stÏck ,,aktuell`` bebaubar wird. Dabei stellt das<br />

BVerwG heraus, dass eine solche hinreichende ,,aktuelle`` Bebaubarkeit mit der Folge des Erschlossenseins<br />

i. d.R. gegeben sein wird, wenn das an die abgerechnete StraÞe angrenzende<br />

Gr<strong>und</strong>stÏck Anlieger- oderVordergr<strong>und</strong>stÏck) <strong>und</strong> das Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck im Eigentum<br />

derselben Person stehen. Denn ein solcher EigentÏmer kann im Allgemeinen die in<br />

Rdn. 206 genannten Voraussetzungen fÏr das Erschlossensein selbst schaffen. In dem von<br />

BVerwGE 92, 157 = NVwZ 1993, 1206 = DVBl. 1993, 667 zugr<strong>und</strong>e liegenden Falle konnte<br />

der EigentÏmer eine nach bayerischem Bauordnungsrecht notwendige Befreiung vom Erfordernis<br />

des Angrenzens eines gewerblich genutzten Gr<strong>und</strong>stÏcks an eine Îffentlich befahrbare<br />

VerkehrsflÌche bewirken.) Dem kann der Beitragspflichtige nicht mit Erfolg entgegenhalten,<br />

er sei nur MiteigentÏmer des Gr<strong>und</strong>stÏcks, wenn der andere MiteigentÏmer<br />

zur ideellen HÌlfte) seine Ehefrau ist, die ungeachtet ihrer gesamtschuldnerischen Haftung<br />

s. u. Rdn. 426) allerdings nicht zum ErschlieÞungsbeitrag herangezogen worden ist VGH<br />

Kassel ZMR 1994, 585, 586 = HSGZ 1993, 460). Entsprechendes gilt, wenn der EigentÏmer<br />

des Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcks zwar noch) nicht EigentÏmer auch des Anliegergr<strong>und</strong>stÏcks<br />

ist, er aber einen realisierbaren Anspruch auf EigentumsÏbertragung hat BVerwG NVwZ<br />

1993, 1208, 1209 = ZMR 1994, 582 zur Frage einer nach bayerischem Bauordnungsrecht erforderlichen<br />

Bestellung einer beschrÌnkten persÎnlichen Dienstbarkeit zu Lasten des Anliegergr<strong>und</strong>stÏcks<br />

<strong>und</strong> zugunsten der Gemeinde oder des Landes auf Duldung der Benutzung<br />

als Zufahrt vom Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck zur AnbaustraÞe).<br />

Zu den sich nach Landesbauordnungsrecht beurteilenden Anforderungen an die ZugÌnglichkeit<br />

von Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcken liegt inzwischen eine umfangreiche Kasuistik<br />

vor. DerVGH Mannheim KStZ 1986, 92, 93;VBlBW 1995, 358), das OVG LÏneburg NVwZ-<br />

RR1998,14 = DWW1997,126 = BRS 58 Nr. 101zum Erfordernis einer Zuwegungsbaulast;<br />

vgl. aber OVG MÏnster NVwZ 2003, 226, 227 f.= KStZ 2003, 91, wonach eine mangels baurechtlicher<br />

Bedeutsamkeit dem Risiko einer jederzeitigen LÎschung von Amts wegen ausgesetzte<br />

Zuwegungsbaulast nicht ein Erschlossensein i. S. des § 133 I BauGB begrÏndet) <strong>und</strong><br />

der VGH Kassel NVwZ-RR 1989, 44, 45 = KStZ 1988, 148 = ZMR 1988, 233) verlangen<br />

eine Îffentlich-rechtliche Sicherung z. B. in Form einer Baulast vgl. allerdings zum Fall<br />

einer ,,aufgedrÌngten`` Baulast OVG Koblenz AS 19, 420 = DÚV 1986, 301 = KStZ 1986, 76<br />

<strong>und</strong> OVG Saarlouis, Beschl. v. 10. 3. 2004 ^ 1 W 6/04 ^ [juris], das eine ZugÌnglichkeit annimmt,<br />

wenn die ,,aufgedrÌngte`` Baulast eine seit langer Zeit tatsÌchlich benutzte Zuwegung<br />

Ïber einen das Hintergr<strong>und</strong>stÏck von der StraÞe trennenden, im Eigentum der Gemeinde<br />

stehenden GelÌndestreifen sichert; vgl. zur ,,aufgedrÌngten`` Baulast auch Ziegler<br />

NVwZ 2005, 755) oder der Bestellung einer Gr<strong>und</strong>dienstbarkeit vgl. VGH Mannheim<br />

VBlBW 1995, 358; vgl. dazu auch Eusterbrock in Gronemeyer §131 Rdn.12), wÌhrend umstritten<br />

ist, ob insoweit die Ausweisung einer im Bebauungsplan als mit Geh- <strong>und</strong> Fahrrechten<br />

belasteten FlÌche vgl. § 9 I Nr. 21 BauGB) ausreicht dafÏr:VGH Kassel NVwZ 1988, 44, 45<br />

= KStZ1988,148 = ZMR1988, 233; dagegenVGH MannheimVBlBW1995, 358; anders noch<br />

KStZ 1986, 92, 93 = VBlBW 1986, 225). Dagegen lÌsst das OVG Saarlouis AS 21, 181 = KStZ<br />

1988, 236, 237) es auch ohne ErfÏllung der bauordnungsrechtlichen Erfordernisse ausreichen,<br />

wenn das Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck mit behÎrdlicher Erlaubnis bebaut worden <strong>und</strong> auf<br />

die Benutzung der abgerechneten Anlage angewiesen ist a.A.VGH Mannheim KStZ 1986,<br />

92; Driehaus § 23 Rdn. 15). Auch das OVG MÏnster stellt keine strengen Anforderungen an<br />

die Îffentlich-rechtliche Sicherung der Zufahrt zu einem Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck. Nach seiner<br />

Auffassung KStZ 1990, 119 f.) genÏgt es bei EigentÏmeridentitÌt, wenn den Anforde-<br />

76 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 208, 209 F<br />

rungen des Bauordnungsrechts an eine gesicherte Zufahrt voraussichtlich entsprochen werden<br />

kÎnnte, falls ein Bauantrag ein Bauvorhaben auf dem Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck vorsehen<br />

wÏrde, das von der ErschlieÞungsanlage tatsÌchlich erreichbar wÌre Ìhnlich VHG Kassel<br />

HSGZ 1992, 239, 240 f. <strong>und</strong> ZMR 1994, 585, 586 = HSGZ 1993, 460, wonach es ausreicht,<br />

dass der EigentÏmer nach hessischem Landesbauordnungsrecht im Wege der Bestellung<br />

einer Baulast zum Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck ein Zufahrts- <strong>und</strong> Zugangsrecht schaffen kann).<br />

Ferner ist den Anforderungen an die ZugÌnglichkeit nach Auffassung des OVG MÏnster<br />

KStZ 1993, 100 = ZKF 1993, 112) Rechnung getragen, wenn der AlleineigentÏmer des Vordergr<strong>und</strong>stÏcks<br />

zugleich nur) MiteigentÏmer des Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcks ist, aber beide<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke eine grenzÏberschreitende einheitliche Bebauung aufweisen. SchlieÞlich<br />

sehen das OVG MÏnster NWVBl. 1992, 402) <strong>und</strong> das OVG Berlin Urt. v. 11.10. 2001 ^ 5 B<br />

6.00 ^ [juris]) eine Îffentlich-rechtliche Sicherung der Zufahrt zu einem Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck<br />

als gegeben an, wenn diese zwar Ïber ein im fremden Eigentum stehendes Gr<strong>und</strong>stÏck<br />

fÏhrt, aber dieVoraussetzungen vorliegen, unter denen nach der Rspr. des BGH vgl. BGHZ<br />

106, 348 = NJW1989,1607; NVwZ1990,192 = MDR1990, 424) auf der Gr<strong>und</strong>lage einer zur<br />

Sicherung der Zufahrt bewilligten Gr<strong>und</strong>dienstbarkeit dem EigentÏmer des Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcks<br />

ein Anspruch auf Ûbernahme einer deckungsgleichen Baulast gegen den<br />

EigentÏmer des belasteten Gr<strong>und</strong>stÏcks zusteht. Dagegen reicht es nach Meinung des OVG<br />

MÏnster NWVBl. 1999, 464, 465 = ZKF 2000, 12 = Gemht 2000, 211) nicht aus, dass fÏr das<br />

Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck zu Lasten des an die ErschlieÞungsanlage angrenzenden <strong>und</strong> in<br />

fremdem Eigentum stehenden Gr<strong>und</strong>stÏcks ein Notwegerecht bestellt ist ebenso Driehaus<br />

§ 23 Rdn. 15; Quaas in SchrÎdter §133 Rdn. 13; Uechtritz DVBl. 1986, 1128; a. A. OVG Saarlouis<br />

KStZ 1987, 236, 237; OVG Koblenz AS 24, 283 = NVwZ-RR 1995, 225 = KStZ 1997,<br />

139). SchlieÞlich wird mangels Îffentlich-rechtlicher gesicherter ErschlieÞung i. S. des § 4I<br />

Nr.1 BauO NRW ein Erschlossensein nicht fÏr ein an einem Wirtschaftsweg gelegenes<br />

Gr<strong>und</strong>stÏck begrÏndet OVG MÏnster, Beschl. v. 29. 7. 2005 ^ 3 A 2915/04 ^ [juris]).<br />

11. Der Zeitpunkt <strong>und</strong> die Einmaligkeit des Entstehens der Beitragspflicht<br />

<strong>und</strong> die daran anknÏpfenden Folgen<br />

Da die vorstehend unter 1. bis 9. aufgefÏhrtenVoraussetzungen sÌmtlich, allerdings ohne<br />

Einhaltung einer bestimmten Reihenfolge, erfÏllt sein mÏssen, um eine sachliche Erschlie-<br />

Þungsbeitragspflicht entstehen zu lassen, entsteht diese bei Eintritt der letzten Voraussetzung<br />

kraft Gesetzes <strong>und</strong> unabhÌngig von einer entsprechenden WillensÌuÞerung der Gemeinde<br />

vgl. aber zur Rechtslage in Baden-WÏrttemberg ^ dazu Rdn.1b ^ Rdn.72) oder<br />

dem Geltendmachen der Beitragsforderung mittels eines Beitragsbescheides BVerwG DVBl.<br />

1983, 135, 136 = BauR 1983, 359 = KStZ 1983, 95). Deshalb muss die Gemeinde, will sie ^<br />

abweichend vom gesetzlich vorgesehenen Regelfall ^ das Entstehen einer vollen) Beitragspflicht<br />

fÏr eine einzelne ErschlieÞungsanlage i.S. des §130 II 1 Alt. 1 BauGB hindern<br />

<strong>und</strong> einen anderen Ermittlungsraum Rdn. 251) wÌhlen oder nur eine Teilbeitragspflicht<br />

Rdn. 214 ff.) entstehen lassen, die dazu erforderlichen Handlungen rechtzeitig, also vor Entstehen<br />

der sachlichen Voll-)Beitragspflicht, vornehmen. Zugleich folgt daraus, dass eine<br />

Heranziehung zu einem ErschlieÞungsbeitrag nur bei Vorliegen sÌmtlicher Entstehensvoraussetzungen<br />

rechtmÌÞig ist; allerdings kann ein danach rechtswidriger Beitragsbescheid<br />

nachtrÌglich geheilt werden Rdn. 442 ff.). Aufgr<strong>und</strong> besonderer UmstÌnde des Einzelfalls<br />

kann die Beitragspflicht, obwohl an sich nicht alleVoraussetzungen dafÏr vorliegen, als entstanden<br />

gelten, wenn dieVermeidung des Entstehens der Beitragspflicht seitens des Beitragspflichtigen<br />

sich als ein Missbrauch von rechtlichen GestaltungsmÎglichkeiten i.S. des § 42<br />

AO darstellt OVG Koblenz NVwZ-RR 2004, 147 = KStZ 2003, 171 = DWW 2003, 198).<br />

Eine besondere Regelung bezÏglich des Zeitpunkts des Entstehens der Beitragspflicht<br />

trifft §133 II 2 BauGB ^ eine entsprechende Regelung fehlt im KAG BW vgl. Rdn.1b)<br />

ungeachtet der Vorschrift des § 35 I Nr. 3 KAG BW vgl. dazu Driehaus NVwZ 2005, 1136,<br />

1140) ^, der bestimmt, dass ,,im Falle des §128 Abs. 1Satz 1Nr. 3 die Beitragspflicht mit der<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 77<br />

208<br />

209


F 210^213 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

210<br />

211<br />

212<br />

Ûbernahme durch die Gemeinde entsteht``. Dies knÏpft an die Fallgestaltung, dass durch die<br />

Ûbernahme von Anlagen als gemeindliche ErschlieÞungsanlagen ein beitragsfÌhiger Aufwand<br />

entsteht. Die ,,Ûbernahme`` erfolgt in dem Zeitpunkt, in dem die Gemeinde die tatsÌchliche<br />

<strong>und</strong> rechtliche Herrschaft Ïber die ErschlieÞungsanlage erlangt <strong>und</strong> diese zum<br />

Zweck, als gemeindliche Anlage zu dienen, gewidmet Rdn. 138) ist. Daneben mÏssen natÏrlich<br />

auch sÌmtliche sonstigen Voraussetzungen fÏr das Entstehen der Beitragspflicht erfÏllt<br />

sein LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §133 Rdn. 25). Ist die Ïbernommene Anlage<br />

noch nicht fertig, regelt §133 II 2 BauGB nur das Entstehen einer die Kosten der Ûbernahme<br />

betreffenden Teilbeitragspflicht LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §133 Rdn. 26).<br />

Der Zeitpunkt des Entstehens der sachlichen Beitragspflicht ist maÞgeblich fÏr Folgendes:<br />

^ Es beginnt die FestsetzungsverjÌhrung Rdn. 468).<br />

^ Nachher entstehende Kosten vgl. dazu Rdn. 282 ff.) ^ auch des Gr<strong>und</strong>erwerbs oder Zinsen fÏr<br />

Fremdkapital ^ kÎnnen nicht in den beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwand einbezogen werden<br />

BVerwG NVwZ 1986, 303, 304 = BRS 43 Nr. 117 S. 273, 275 f.).<br />

^ Die Beitragsforderung fÏr ein einzelnes Gr<strong>und</strong>stÏck entsteht vollausgebildet <strong>und</strong> in der HÎhe<br />

nicht mehr verÌnderbar BVerwGE 68, 249 = NVwZ 1984, 437 = DVBl. 1984, 194), auch wenn<br />

das zugr<strong>und</strong>e liegende Satzungsrecht nachtrÌglich, jedoch ohne RÏckwirkung auf mindestens)<br />

den Zeitpunkt des Entstehens der Beitragspflicht geÌndert wird BVerwG BRS 43 Nr. 137 S. 329).<br />

^ Die Beurteilung, ob ein StraÞenzug eine einzelne ErschlieÞungsanlage darstellt oder aus mehreren<br />

Anlagen s. o. Rdn. 85) besteht BVerwG E 101, 229 f. = NVwZ 1998, 67 f. = DVBl. 1996, 1325 f.).<br />

^ Die Bestimmung der i. S. des § 131 I BauGB erschlossenen s. u. Rdn. 327 ff.) Gr<strong>und</strong>stÏcke<br />

BVerwG NVwZ 1986, 568 = KStZ 1986, 90; OVG MÏnster NWVBl. 2000, 147 = ZKF 2000, 137;<br />

vgl. auch NVwZ-RR 2003, 301, 302, wonach ein Erschlossensein im Zeitpunkt einer Nacherhebung<br />

^ s. u. Rdn. 418 f. nicht ausreicht).<br />

Eine einmal entstandene Beitragspflicht kann zu einem spÌteren Zeitpunkt nicht noch<br />

einmal <strong>und</strong> dann in anderer HÎhe entstehen BVerwG DÚV 1978, 568 f. = KStZ 1979, 89<br />

= BauR 1978, 394). Somit kann fÏr dasselbe Gr<strong>und</strong>stÏck <strong>und</strong> dieselben Herstellungsarbeiten<br />

keine mehrfache Heranziehung erfolgen, es sei denn, durch eine vorangegangene Heranziehung<br />

ist der Beitragsanspruch noch nicht ausgeschÎpft vgl. dazu <strong>und</strong> zur Nacherhebung<br />

von BeitrÌgen Rdn. 418 ff.).<br />

Hinweis: Da in der Vergangenheit die Gerichte zahlreiche Verteilungsregelungen fÏr unwirksam erklÌrt<br />

haben vgl. Rdn. 375), haben Gemeinden ^ oft kurz aufeinander folgend ^ abweichende Verteilungsregelungen<br />

erlassen mit dem Ergebnis einer verschiedenen Verteilung des unverÌnderten Aufwands<br />

<strong>und</strong> damit einer unterschiedlichen Belastung der Beitragspflichtigen.Wird aber, wie das hÌufig<br />

geschieht, der Beitragsbescheid auf das nunmehr geltende Satzungsrecht gestÏtzt, ist zu untersuchen,<br />

ob nicht eine frÏhere Verteilungsregelung nach den heute von der Rspr. anerkannten Gr<strong>und</strong>sÌtzen<br />

Rdn. 376 ff.) rechtmÌÞig war. Denn da die Beitragspflicht nur einmalig <strong>und</strong> in unverÌnderbarer HÎhe<br />

entsteht vgl. Rdn. 211), ist ^ bei Vorliegen der Ïbrigen Entstehensvoraussetzungen ^ die Beitragspflicht<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage der ,,alten`` Satzung in anderer, mÎglicherweise geringerer, HÎhe entstanden<br />

<strong>und</strong> u. U. sogar bereits verjÌhrt dazu Rdn. 467 ff.), auch wenn die SatzungsÌnderung rÏckwirkend erfolgt<br />

ist BVerwG NVwZ 1990, 168 f. = DVBl. 1989, 678). Das ist von erheblicher praktischer Bedeutung,<br />

da eine solche RÏckwirkung der Satzung schon deshalb angeordnet worden sein kann, weil<br />

nur) Zweifel an der GÏltigkeit der Satzung bestanden haben, etwa nachdem BVerwGE 50, 2, 8 =<br />

NJW 1976, 1115, 1116) die Verteilungsregelung oder auch eine gleichlautende oder Ìhnliche Bestimmung<br />

in einer anderen Satzung zuvor durch eine gerichtliche Entscheidung beanstandet worden ist.<br />

Allerdings darf eine rÏckwirkende ,,Heilung`` der Verteilungsregelung nicht zum Anlass genommen<br />

werden, nicht nur die fehlerhafte, sondern zugleich auch eine rechtmÌÞige Bestimmung zu Ìndern.<br />

FÏhrt nÌmlich diese Ønderung zu einem hÎheren Beitrag, verstÎÞt das gegen den Gr<strong>und</strong>satz des Vertrauensschutzes<br />

BVerwG NVwZ 1990, 168, 169 = DVBl. 1989, 678). So darf z. B. das Fehlen eines gebotenen<br />

Artzuschlags vgl. Rdn. 399 ff.) nicht dazu fÏhren, dass der zulÌssige GeschossflÌchenmaÞstab<br />

rÏckwirkend durch den ebenfalls zulÌssigenVollgeschossmaÞstab vgl. Rdn. 385 ff.) ersetzt wird.<br />

213<br />

Nach dem Zeitpunkt des Entstehens der Beitragspflichten richtet sich auch die fÏr die<br />

Beurteilung der RechtmÌÞigkeit eines Heranziehungsbescheides maÞgebliche Sach- <strong>und</strong><br />

Rechtslage. Somit hat eine spÌtere Ønderung der tatsÌchlichen oder rechtlichen VerhÌlt-<br />

78 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 214^217 F<br />

nisse keinen Einfluss auf die RechtmÌÞigkeit eines ergangenen ErschlieÞungsbeitragsbescheides<br />

OVG MÏnster NWVBl. 2000, 147 = ZKF 2000, 137 fÏr den nachtrÌglichen<br />

Wegfall des Erschlossenseins eines Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcks ^ s. Rdn. 207a ^ aufgr<strong>und</strong><br />

der LÎschung einer Gr<strong>und</strong>dienstbarkeit; Driehaus §19 Rdn. 20), selbst wenn mit dieser<br />

Ønderung bereits im Zeitpunkt des Entstehens der sachlichen Beitragspflichten zu rechnen<br />

war BVerwG NVwZ 1995, 1207 = ZfBR 1995, 267; NVwZ-RR 2002, 770, 771f. =<br />

KStZ 2002, 232 = ZMR 2002, 876). Hat sich also z. B. zwischen der Herstellung der Anlage<br />

<strong>und</strong> einer nachfolgenden Widmung oder einer nachtrÌglichen Zustimmung gem.<br />

§125 II 1 BauGB a. F. s. o. Rdn. 161ff.) das Satzungsrecht geÌndert, ist das neue Recht zugr<strong>und</strong>e<br />

zu legen. Das gilt allerdings nicht bezÏglich der anzuwendenden Herstellungsregelung<br />

Rdn. 169) sowie fÏr die Verteilung des ErschlieÞungsaufwands auf ein Gr<strong>und</strong>stÏck,<br />

das im Zeitpunkt des Entstehens der Beitragspflichten fÏr die Ïbrigen erschlossenen<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke mangels Vorliegens der Voraussetzungen des §133 I BauGB Rdn. 195 ff.)<br />

noch nicht der Beitragspflicht unterlegen hat. Hier hat die Verteilung nach der bei der<br />

Heranziehung der anderen Gr<strong>und</strong>stÏcke angewandten Verteilungsregelung Rdn. 371) zu<br />

erfolgen. Denn die HÎhe eines ErschlieÞungsbeitrags muss aufgr<strong>und</strong> der fÏr alle erschlossenen<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke vorgenommenen Aufwandsverteilung feststehen BVerwG NJW 1975,<br />

1426, 1427 = DÚV 1975, 713). Andernfalls wÏrde aufgr<strong>und</strong> der Anwendung verschiedener<br />

Verteilungsregelungen entweder eine Ûber- oder Unterdeckung des Aufwands erfolgen.<br />

12. Die aufgr<strong>und</strong> Kostenspaltung § 127 III BauGB) bewirkte Vorverlegung des<br />

Entstehens einer Beitragspflicht Teilbeitragspflicht gem. §133 II 1 Hs. 2 BauGB)<br />

Da das Entstehen einer Beitragspflicht vom Vorliegen zahlreicher Voraussetzungen abhÌngt,<br />

mÏsste die Gemeinde oft lange Zeit in Vorlage treten, wenn sie nicht die MÎglichkeit<br />

hÌtte, bereits zu einem frÏheren Zeitpunkt ihre Kosten oder jedenfalls einen Teil davon<br />

erstattet zu erhalten. Diesem Zweck dient neben den Instituten der Vorausleistung<br />

Rdn. 226 ff.) <strong>und</strong> der AblÎsung Rdn. 487 ff.) sowie der Abschnittsbildung Rdn. 257 ff.)<br />

die durch §127 III BauGB der Gemeinde eingerÌumte MÎglichkeit der Kostenspaltung<br />

mit der Folge des Entstehens einer Teilbeitragspflicht gem. §133II1Hs.2BauGB.<br />

a) Die abspaltbaren Kosten TeilmaÞnahmen). §127 III BauGB lÌsst die selbstÌndige<br />

Erhebung eines ErschlieÞungsbeitrags ^ in §133II1Hs.2BauGBals,,Teilbetrag``<br />

bezeichnet ^ fÏr folgende TeilmaÞnahmen zu: Gr<strong>und</strong>erwerb, Freilegung <strong>und</strong> Teile von<br />

ErschlieÞungsanlagen. Letztere sind selbstÌndige Teileinrichtungen, die sich ^ wenn man<br />

vom Hauptanwendungsfall der Kostenspaltung, nÌmlich der bei StraÞen, ausgeht ^ regelmÌÞig<br />

Ïber die gesamte LÌnge der Anlage erstrecken BVerwGE 82, 215, 219 = NVwZ<br />

1990, 78, 79 = DVBl. 1989, 1208). Nicht zulÌssig ist dagegen die sog. Querspaltung, d.h.<br />

die isolierte Abrechnung einer endgÏltig hergestellten TeillÌnge einer StraÞe BVerwGE 56,<br />

238, 240 = DVBl. 1979, 119, 120; NJW 1979, 1996). FÏr eine derartige Abrechnung steht das<br />

Instrument der Abschnittsbildung Rdn. 257 ff.) zur VerfÏgung. DemgemÌÞ darf im Falle<br />

der Bildung einer ErschlieÞungseinheit Rdn. 262) ^ auch dort ist eine Kostenspaltung<br />

gr<strong>und</strong>sÌtzlich zulÌssig vgl. Rdn. 218) ^ keine Querspaltung in der Weise erfolgen, dass<br />

unter Verteilung des ErschlieÞungsaufwands auf alle durch die Einheit erschlossenen<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke eine einzelne StraÞe BVerwG BauR 1979, 51, 52 f. = KStZ 1979, 90) oder gar<br />

ein StraÞenabschnitt BVerwG DVBl. 1979, 122) vorweg abgerechnet wird.<br />

BezÏglich der Gr<strong>und</strong>erwerbskosten darf jedoch entgegen dem Wortlaut des §127 III<br />

BauGB eine Abspaltung nicht nur der Kosten der gesamten Anlage, sondern auch einzelner<br />

flÌchenmÌÞiger) Teileinrichtungen wie der Fahrbahn <strong>und</strong>/oder der Gehwege bzw. des Gehwegs<br />

einer StraÞenseite erfolgen BVerwG NVwZ 1989, 1072, 1073 f. = DVBl. 1989, 675).<br />

,,Teile`` i. S. von §127 III BauGB sind selbstÌndige Teileinrichtungen wie Fahrbahn,<br />

Gehweg ^ auch der nur auf einer StraÞenseite befindliche, sofern der gegenÏberliegende<br />

noch nicht endgÏltig hergestellt ist Driehaus § 20 Rdn. 10; Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§127 Rdn. 21) ^ Radweg, Beleuchtung, EntwÌsserung sowie auch un-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 79<br />

214<br />

215<br />

216<br />

217


F 218^222 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

218<br />

219<br />

220<br />

selbstÌndige Einrichtungen wie eine ausschlieÞlich dem Parken dienende Parkspur<br />

BVerwG BRS 37 Nr. 43 S. 90) oder eine von der anderen Fahrbahn durch einen GrÏnstreifen<br />

abgeteilte Richtungsfahrbahn BVerwG DÚV 1976, 347, 348 = ZMR 1976, 319),<br />

nicht aber StÏtzmauern, die auch nicht unselbstÌndige Bestandteile einer Teilanlage sind<br />

BVerwGE 82, 215, 220 = NVwZ 1990, 78, 79 = DVBl. 1989, 1208).<br />

Die Kostenspaltung kann sich auch in derWeise auf ,,Teile``einer ErschlieÞungsanlage erstrecken,<br />

dass dieTeileinrichtung eines Abschnitts BVerwG DVBl. 1972, 686 f. = KStZ 1972,<br />

107 = DÚV 1972, 501) oder alle Teileinrichtungen derselben Art, z. B. die Gehwege, einer<br />

ErschlieÞungseinheit BVerwGE 56, 238, 241 = DVBl. 1979, 119, 120) abgespaltet werden.<br />

Voraussetzung einer Kostenspaltung ist die endgÏltige Herstellung Rdn. 168 ff.) des<br />

,,Teils`` i. S. des §127 III BauGB in der Weise, wie sie zur endgÏltigen Herstellung der gesamten<br />

Anlage erforderlich ist BVerwGE 31, 90 = DÚV 1969, 358 = DVBl. 1969, 271, 273).<br />

Deshalb <strong>und</strong> zwecks Vermeidung einer ,,Atomisierung`` der Beitragspflicht sowie zur<br />

Ûbersichtlichkeit der Abrechnung ist eine Schicht- oder Horizontalspaltung nicht zulÌssig,<br />

d. h. die alleinige Abrechnung z. B. der Kosten des StraÞenunterbaus BVerwG DÚV<br />

1977, 678, 679 = ZMR 1977, 314), der Fahrbahn ohne VerschleiÞdecke oder der Bordsteine;<br />

Letztere dÏrfen allerdings nachWahl der Gemeinde entweder mit den Fahrbahn- oder den<br />

Gehwegkosten abgespaltet werden BVerwGE 62, 308, 316 = NVwZ 1982, 246, 249 =<br />

BauR 1982, 472).<br />

Die Kostenspaltung kann sich auf einen einzigen ,,Teil``oder zugleich auf mehrere ,,Teile``<br />

beziehen. Sie geht aber ins Leere <strong>und</strong> bewirkt keine Abspaltung irgendwelcher Kosten,<br />

wenn die Anlage insgesamt zuvor endgÏltig hergestellt war BVerwG DVBl. 1968, 808,<br />

809 = DÚV 1968, 883; vgl. jedoch zur ZulÌssigkeit der Umdeutung eines solchen als Teilbeitragsbescheid<br />

fehlerhaft ergangenen Bescheides in einen Vollbeitragsbescheid bzw.<br />

einen Bescheid, mit dem lediglich ein Teil der bereits vollstÌndig entstandenen Beitragsforderung<br />

geltend gemacht wird: Driehaus § 20 Rdn. 13 m. w. N.). Um eine Abrechnung<br />

im Wege der Kostenspaltung handelt es sich auch nicht, wenn fÏr die nicht abgerechneten<br />

,,Teile`` eine Teilbeitragspflicht bereits entstanden <strong>und</strong> z. B. durch VerjÌhrung vgl. zu einer<br />

solchen Fallgestaltung OVG MÏnster NWVBl. 1999, 395, 396) oder Zahlung des Beitrags<br />

erloschen ist <strong>und</strong> nunmehr nur noch der Ïbrige Herstellungsaufwand umgelegt wird;<br />

vielmehr handelt es sich dann um die Durchsetzung einer Voll-)Beitragspflicht.<br />

221<br />

222<br />

b) Die Anordnung der Kostenspaltung. Eine wirksame Kostenspaltung setzt zunÌchst<br />

eine entsprechende Satzungsbestimmung vgl. §132 Nr. 3 BauGB) voraus. Diese<br />

kann die Kostenspaltung zwingend vorsehen, so dass unmittelbar mit der endgÏltigen<br />

Herstellung eines abspaltbaren Teils einer ErschlieÞungsanlage i.S. von §127 III BauGB<br />

Rdn. 215 ff.) die Kostenspaltung eintritt sog. automatische Kostenspaltung). Von dieser<br />

MÎglichkeit wird aber nur selten Gebrauch gemacht, da die Gemeinde dann zur Vermeidung<br />

der VerjÌhrung gezwungen ist, entstandene TeilbeitrÌge geltend zu machen <strong>und</strong><br />

somit u.U. mehrere Beitragsverfahren durchzufÏhren. Somit empfiehlt sich die lediglich<br />

fakultative Kostenspaltung, bei der die Abspaltung der Kosten als MÎglichkeit vorgesehen<br />

ist. Hier bedarf es zusÌtzlich noch des Ausspruchs der Kostenspaltung. Dieser Ausspruch<br />

muss anlagebezogen erfolgen BVerwGE 68, 48, 56 = NVwZ 1984, 369, 371 =<br />

DVBl. 1984, 186). Auch ist dazu eine wirksame Satzungsgr<strong>und</strong>lage erforderlich BVerwGE<br />

79, 283, 284 f. = NVwZ 1988, 1134, 1135 = DVBl. 1988, 791), so dass die Teilbeitragspflicht<br />

fÏr alle durch die Anlage, deren Herstellungskosten abgespaltet worden sind, erschlossenen<br />

<strong>und</strong> i. S. von §133 I BauGB beitragspflichtigen Gr<strong>und</strong>stÏcke entsteht.<br />

Die Gemeinde ist nicht verpflichtet, im Falle der Erhebung von TeilbetrÌgen auch alle<br />

z. Z. endgÏltig hergestellten TeilmaÞnahmen abzurechnen BVerwG NVwZ 1983, 473 =<br />

BauR 1983, 357). Andererseits kann auch jede einzelne endgÏltig hergestellte TeilmaÞnahme<br />

nacheinander durch Erlass mehrerer Teilbetragsbescheide abgerechnet werden.<br />

SchlieÞlich steht es auch im Belieben der Gemeinde, fÏr einige TeilmaÞnahmenTeilbetrÌge<br />

zu erheben, andere MaÞnahmen aber erst in die endgÏltige Abrechnung einzubeziehen.<br />

80 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 223^226 F<br />

DerAusspruch der Kostenspaltung ist ein innerdienstlicher Ermessensakt,dessenVorliegen<br />

^ etwa durchVermerke, Niederschriften, Abrechnungsunterlagen in den VerwaltungsvorgÌngen,<br />

durch einen Schriftsatz im Gerichtsverfahren oder auch durch einfache Mitteilung<br />

^ bekanntgegeben werden muss BVerwGE 68, 48, 56 = NVwZ 1984, 369, 371 = DVBl.<br />

1984, 186).Weiterer formeller Erfordernisse, namentlich eines Ausspruchs in Satzungsform,<br />

bedarf es nicht. Jedoch ist nach der obergerichtlichen Rspr. OVG MÏnster KStZ 1973, 123,<br />

124;VGH Mannheim ESVGH22, 21, 23 = VBlBW 1971, 42;VBlBW 1996, 30; OVG Bautzen<br />

DWW 2002, 131) die Kostenspaltung kein einfaches GeschÌft der laufendenVerwaltung im<br />

kommunalrechtlichen Sinne <strong>und</strong> bedarf deshalb eines ^ allerdings nicht zu verÎffentlichenden<br />

^ Ratsbeschlusses differenzierend nach GrÎÞe der Gemeinde Driehaus § 20 Rdn.12).<br />

c) Der Zeitpunkt des Entstehens der Teilbeitragspflicht. Wie auch die Voll-)Beitragspflicht<br />

entsteht die Teilbeitragspflicht i.S. des §133 II 1 Alt. 2 BauGB mit der ErfÏllung<br />

aller Entstehensvoraussetzungen nur einmal <strong>und</strong> in unverÌnderbarer HÎhe vgl.<br />

Rdn. 210 f.). ErfÏllt sein mÏssen neben der endgÏltigen Herstellung der abgespaltenen TeilmaÞnahmen<br />

<strong>und</strong> der Anordnung der Kostenspaltung Rdn. 221ff.) auch sÌmtliche fÏr das<br />

Entstehen einer vollen Beitragspflicht erforderlichenVoraussetzungen, also auch eine rechtmÌÞige<br />

Herstellung i. S. von §125 BauGB s. o. Rdn. 148 ff.) der Teilanlage BVerwGE 87,<br />

291 = NVwZ 1992, 492, 493 = DVBl. 1991, 449) mit Ausnahme der ^ oft noch gar nicht<br />

tatsÌchlich mÎglichen ^ Widmung BVerwG DVBl.1968, 808 = DÚV1968, 883; a.A. OVG<br />

Hamburg NVwZ-RR 1993, 162, das bei einer Abspaltung der Kosten nur fÏr die Fahrbahn<br />

<strong>und</strong> die Gehwege deren vorherige Widmung ^ s. o. Rdn. 139 ^ verlangt). Unterbleibt spÌter<br />

auf Dauer eine Widmung oder wird die StraÞe eingezogen, kann ein geleisteter Teilbetrag<br />

zurÏckgefordert werden BVerwG DVBl. 1968, 808, 809 = DÚV 1968, 883).<br />

Die Reihenfolge der ErfÏllung der Voraussetzungen fÏr das Entstehen der Teilbeitragspflicht<br />

ist beliebig. Im Falle der automatischen Kostenspaltung Rdn. 221) entsteht die<br />

Pflicht ^ bei Vorliegen der Ïbrigen Voraussetzungen ^ mit der endgÏltigen Herstellung<br />

der TeilmaÞnahme. Tritt eine entsprechende Satzungsbestimmung erst nachher in Kraft,<br />

entsteht die Pflicht zu diesem Zeitpunkt. Im Falle der fakultativen Kostenspaltung<br />

Rdn. 221) entsteht die Pflicht mit dem Ausspruch der Kostenspaltung BVerwG NVwZ<br />

1993, 1205/6 = KStZ 1995, 36) ^ dieser darf auch lange Zeit nach der Herstellung erfolgen<br />

BVerwG DVBl. 1974, 294, 295 = KStZ 1974, 112 = BauR 1974, 54) ^ oder mit der endgÏltigen<br />

Herstellung der TeilmaÞnahme, falls diese nachfolgt. Tritt eine Satzungsbestimmung<br />

Ïber die Kostenspaltung erst nach der endgÏltigen Herstellung in Kraft, entsteht die Beitragspflicht<br />

zu diesem Zeitpunkt, ohne dass es einer RÏckwirkung auf den Zeitpunkt der<br />

Herstellung bedarf BVerwGE 27, 345, 346 f. = NJW 1968, 124 = DVBl. 1968, 519). Solange<br />

eine Teilbeitragspflicht nicht entstanden ist, etwa weil die TeilmaÞnahme noch nicht endgÏltig<br />

hergestellt ist oder keine wirksame Satzung vorliegt, kann eine Anordnung der<br />

Kostenspaltung wieder aufgehoben <strong>und</strong> eine Teilbeitragspflicht ^ nach erneutem Ausspruch<br />

der Kostenspaltung ^ zum Entstehen gebracht werden; die Gemeinde kann nach<br />

Beseitigung der Kostenspaltungsanordnung aber auch auf die Durchsetzung einer Teilbeitragspflicht<br />

verzichten BVerwG DÚV 1980, 48, 49 = ZfBR 1979, 213).<br />

223<br />

224<br />

225<br />

III. Die Abgeltung eines ErschlieÞungsvorteils vor Entstehen einer sachlichen<br />

Beitragspflicht mittels Heranziehung zu einer Vorausleistung auf den ErschlieÞungsbeitrag<br />

Gem. §133 III 1 BauGB kÎnnen fÏr ein Gr<strong>und</strong>stÏck, fÏr das eine Beitragspflicht noch<br />

nicht oder nicht in vollem Umfang entstanden ist,Vorausleistungen § 25 II KAG BW ^ vgl.<br />

dazu Rdn.1b ^ spricht von Vorauszahlungen, die sonst der Bezeichnung von vertraglich<br />

vereinbartenVorausleistungen ^ vgl. Rdn. 496 ^ vorbehalten sind) auf den ErschlieÞungsbeitrag<br />

verlangt werden, wenn ein Vorhaben auf dem Gr<strong>und</strong>stÏck genehmigt wird oder<br />

wenn mit der Herstellung der ErschlieÞungsanlagen begonnen worden <strong>und</strong> die endgÏltige<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 81<br />

226


227<br />

228<br />

229<br />

F 227^229 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

Herstellung der ErschlieÞungsanlagen innerhalb von vier Jahren zu erwarten ist. Da, wie<br />

sich aus Rdn. 234 ff. ergibt, diese beiden Alternativen sich hinsichtlich des Kreises der<br />

Pflichtigen <strong>und</strong> der Erhebungsvoraussetzungen sowie mÎglicherweise auch der BeitragshÎhe<br />

unterscheiden, bedarf es i. d. R. einer Ermessensentscheidung der Gemeinde, von welcher<br />

Alternative bei der Heranziehung Gebrauch gemacht wird OVG MÏnster NVwZ-RR<br />

1992, 159 = DVBl. 1991, 1312 = DÚV 1991, 1073; HSGZ 1992, 203 = StGR 1993, 250). Die<br />

Vorausleistung dient dem Interesse der Gemeinde, mÎglichst schnell <strong>und</strong> ohne grÎÞere<br />

Kreditaufnahme die Finanzierung der Herstellung von ErschlieÞungsanlagen zu sichern.<br />

Die Vorausleistung ist, wie sich aus §133 III 2 BauGB ergibt, eine als Vorschuss auf die<br />

endgÏltige Beitragsschuld zu erbringende ^ demgemÌÞ kÎnnen Zahlungen eines Anliegers<br />

fÏr die Herstellung der Gr<strong>und</strong>stÏcksentwÌsserung nicht angerechnet werden OVG<br />

Saarlouis, Beschl. v. 14. 7. 2004 ^ 1 Q 45/04 ^ [juris]) <strong>und</strong> mit dieser zu verrechnende finanzielle<br />

^ Sachleistungen kÎnnen nicht verlangt werden Driehaus § 21 Rdn. 7 unter Hinweis<br />

auf BVerwG,Urt.v.25.9.1968^IVC81.66^;LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §133<br />

Rdn. 27; a. A. Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §133 Rdn. 58) ^ Leistung.<br />

Deshalb ist die Vorausleistung von demjenigen zu erbringen, der im Zeitpunkt der Bekanntgabe<br />

des Vorausleistungsbescheides Beitragspflichtiger i.S. des §134 I BauGB<br />

Rdn. 425 ff.) ist BVerwG, NVwZ 1999, 543 = DVBl. 1999, 404, 405 = DÚV 1999, 516),<br />

nicht aber vom Bauherrn des Vorhabens i.S. des §133 I 1 Alt. 1 BauGB.<br />

Ob die Gemeinde eine Vorausleistung erhebt, steht in ihrem freien Ermessen OVG<br />

MÏnster, NWVBl. 1997, 262, 264 = ZKF 1998, 15; vgl. aber BVerwGE 42, 269 = ZMR<br />

1974, 93 = KStZ 1974, 11 zu einem ermessensfehlerhaften, weil ungerechtfertigt unterschiedlichen<br />

Verhalten der Gemeinde; ferner OVG MÏnster NJW-RR 1993, 471f. =<br />

NWVBl. 1992, 404 = KStZ 1992, 213 zur Notwendigkeit einer ErmessensbetÌtigung,<br />

wenn der Ûbergang des Eigentums ^ im konkreten Falle nach einer durch eine Auflassungsvermerkung<br />

im Gr<strong>und</strong>buch gesicherten VerÌuÞerung ^ bei Anforderung der Vorausleistung<br />

unmittelbar bevorstand). Allerdings kann die Gemeinde sich in der Satzung<br />

dazu verpflichten, dass Vorausleistungen generell zu erheben sind OVG MÏnster HSGZ<br />

1990, 154, 157 = KStZ 1990, 159).WerdenVorausleistungen erhoben, sind diese Einnahmen<br />

zweckgeb<strong>und</strong>en fÏr die Herstellung der Anlagen) zu verwenden, fÏr die die Vorausleistung<br />

erhoben worden ist Driehaus § 21 Rdn. 7; Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§127 Rdn. 7 a u. §133 Rdn. 41; vgl. aber zur Beitragsbelastung des Vorausleistenden<br />

Rdn. 285). Die die Beitragspflicht ganz oder teilweise ausschlieÞende Regelung des §135<br />

V BauGB gilt in vollem Umfange auch fÏr Vorausleistungen BVerwG, NVwZ 1999, 543 =<br />

DVBl. 1999, 404, 405 = DÚV 1999, 516).<br />

Die Vorausleistung entsteht nicht wie die sachliche endgÏltige) Beitragspflicht infolge<br />

ErfÏllung bestimmter Voraussetzungen von selbst vgl. Rdn. 208), sondern ausschlieÞlich<br />

aufgr<strong>und</strong> Anforderung durch Erlass des Vorausleistungsbescheides BVerwG NVwZ 1993,<br />

1200 = ZMR 1993, 296; § 25 III 1 KAG BW ^ vgl. dazu Rdn.1b ^ stellt auf die Bekanntgabe<br />

des Vorausleistungsbescheides ab), was ein einfaches GeschÌft der leistenden Verwaltung<br />

darstellt, also keines Beschlusses des Gemeinderats bedarf VGH Mannheim VBlBW<br />

1996, 30; OVG LÏneburg OVGE 41, 237 = NVwZ 1989, 582 = ZMR 1989, 232; OVL Saarlouis,<br />

Beschl. v. 31. 8. 2005 ^ 1W 10/05 ^ [juris]; vgl. aber OVG Koblenz AS 18, 236 = DÚV<br />

1984, 638). Der Vorausleistungsbescheid unterliegt in formeller Hinsicht denselben Erfordernissen<br />

wie ein sonstiger Beitragsbescheid vgl. dazu Rdn. 429 ff.), <strong>und</strong> die FÌlligkeit der<br />

Vorausleistung wird durch seine Bekanntgabe vgl. §135 I BauGB; dazu Rdn. 454) bestimmt<br />

BVerwG, NVwZ 1999, 543 = DVBl. 1999, 404, 405 = DÚV 1999, 516). DemgemÌÞ<br />

kann eine Vorausleistungspflicht nicht nur in der Weise mehrfach entstehen, dass fÏr verschiedene<br />

das Gr<strong>und</strong>stÏck erschlieÞende Anlagen jeweils Vorausleistungen erhoben werden,<br />

sondern dass auch fÏr dieselbe ErschlieÞungsanlage gleichsam ratenweise mehrere<br />

Vorausleistungen verlangt werden, wobei auch unterschiedliche ErmittlungsrÌume vgl.<br />

Rdn. 251ff.) zugr<strong>und</strong>e gelegt werden dÏrfen BVerwG NVwZ 1985, 751, 752 = DVBl.<br />

1985, 26 = DÚV 1985, 540).<br />

82 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 230^232 F<br />

1. Die Voraussetzungen fÏr die Erhebung einer Vorausleistung<br />

Durch Art. 1 Nr. 11 InvWoG ist mit Wirkung vom 1. Mai 1993 in §133 III 1 BauGB als 230<br />

zusÌtzliche Voraussetzung fÏr eine Vorausleistungserhebung das Erfordernis der Absehbarkeit<br />

der Herstellung der abgerechneten) ErschlieÞungsanlagen) innerhalb von vier Jahren<br />

eingefÏgt worden. Damit knÏpft das Gesetz ersichtlich an die zu §133 BBauG entwickelte<br />

Rspr. des BVerwG. Danach ist erforderlich, dass mit der Beendigung der kostenverursachenden<br />

ErschlieÞungsmaÞnahmen, also der endgÏltigen Herstellung entsprechend dem<br />

satzungsmÌÞigen Programm Rdn. 169) <strong>und</strong> dem einschlÌgigen Bauprogramm s. o.<br />

Rdn. 176), in vier Jahren nach Abschluss des Verwaltungsverfahrens zu rechnen ist<br />

BVerwG NVwZ 1985, 751 = DVBl. 1985, 626 = DÚV 1985, 540 <strong>und</strong> BVerwGE 89,177,182<br />

= NVwZ 1992, 575, 576 = KStZ 1992, 51). Das erfordert nicht unbedingt fertige Planungen;<br />

vielmehr ist ausreichend, wenn finanzielle <strong>und</strong> technische MaÞnahmen getroffen<br />

sind, die eine Herstellung im o. g. Zeitraum erwarten lassen BVerwGE 30, 240, 242 =<br />

DÚV 1969, 357, 358 = KStZ 1969, 142), wobei diese Prognose sich nicht auf die Anforderungen<br />

des §125 BauGB s. o. Rdn. 148 ff.) oder etwa die Widmung einer StraÞe s. o.<br />

Rdn. 138 ff.) erstrecken muss BVerwG NVwZ 1996, 798/9 = DVBl. 1996, 381 = KStZ<br />

1997, 13). Ist im Zeitpunkt des Erlasses des Vorausleistungsbescheides die Herstellung der<br />

Anlage zwar absehbar, entfÌllt sie aber aufgr<strong>und</strong> Ønderungen in der Planung spÌter, wird,<br />

wie im Falle des ErlÎschens der Baugenehmigung Rdn. 234), der Bescheid zwar nicht<br />

nachtrÌglich rechtswidrig, kann aber nicht mehr vollzogen werden.<br />

Aber auch vor dem 1. Mai 1993 ergangene Vorausleistungsbescheide sind nur rechtmÌ- 231<br />

Þig, wenn die Absehbarkeit der Herstellung im vorbeschriebenen Sinne besteht so fÏr die<br />

Genehmigungsalternative ^ s. u. Rdn. 234 ^ OVG Saarlouis AS 22, 41 = KStZ 1988, 72 ff.;<br />

Thedieck KStZ 1991, 64 <strong>und</strong> fÏr die Herstellungsalternative ^ s. u. Rdn. 237 ^ OVG<br />

Saarlouis AS 22, 41 = KStZ 1988, 72 f. unter Ïberzeugender Auswertung der Gesetzesmaterialien<br />

<strong>und</strong> der Entstehungsgeschichte der Vorschrift; ebenso Driehaus § 21 Rdn. 2 <strong>und</strong><br />

18 ff.;Thedieck KStZ 1991, 65; Sailer in Cholewa/Dyong/von der Heide/Sailer §133 Anm. III 3;<br />

a. A. OVG Koblenz KStZ 1989, 217 f.).<br />

Voraussetzung fÏr eine rechtmÌÞige Vorausleistungs-Erhebung ist ferner, dass eine sachliche<br />

Voll-)Beitragspflicht noch nicht entstanden ist. Somit ist die Anforderung einer Vor-<br />

232<br />

ausleistung nicht deshalb ermessens)fehlerhaft, weil die ErschlieÞungsmaÞnahme bereits<br />

satzungsgemÌÞ abgeschlossen <strong>und</strong> der ErschlieÞungsaufwand berechenbar ist, es aber nur<br />

an der Widmung der ErschlieÞungsanlage fehlt OVG Saarlouis, Beschl. v. 31. 8. 2005 ^ 1W<br />

10/05 ^ [juris]; Driehaus § 21 Rdn. 4 unter Ablehnung der entgegenstehenden Auffassung<br />

des OVG Koblenz NVwZ-RR 2004, 373 = KStZ 2003, 199, 200). Ergeht ein Vorausleistungsbescheid,<br />

obwohl die Beitragspflicht bereits voll ausgebildet entstanden ist, kann<br />

dieser somit rechtswidrige Bescheid in einen endgÏltigen Bescheid umgedeutet vgl. zur<br />

Umdeutung auch Rdn. 451) werden OVG MÏnster DÚV 2003, 592 = KStZ 2003, 134, 135<br />

= ZKF 2003, 185; VGH MÏnchen NVwZ 1984, 184; Driehaus § 21 Rdn. 27; a.A. OVG<br />

Koblenz NVwZ-RR 2004, 373 = KStZ 2003, 199, 200; VGH MÏnchen NVwZ-RR 1992,<br />

507, 508 = BayVBl. 1992, 401 <strong>und</strong> NVwZ-RR 1994, 175, 176 = BayVBl. 1994, 151, der in<br />

letzterer Entscheidung auch den umgekehrten Fall der Umdeutung eines endgÏltigen Bescheides<br />

in einen Vorausleistungsbescheid fÏr unzulÌssig hÌlt). Sind bereits TeilbetrÌge<br />

Rdn. 214 ff.) erhoben worden, kÎnnen Vorausleistungen nur noch fÏr die nicht abgespalteten<br />

Kosten bzw. TeilmaÞnahmen verlangt werden. Erforderlich ist aber, dass eine endgÏltige<br />

Beitragspflicht Ïberhaupt entstehen kann, so dass nur auf solche Voraussetzungen<br />

verzichtet werden kann, die aus einem mit dem Wesen der Vorausleistung zusammenhÌngenden<br />

Gr<strong>und</strong>e nicht schon im Zeitpunkt des Erlasses des Vorausleistungsbescheides erfÏllt<br />

sein mÏssen BVerwG NVwZ 1992, 673, 674 = DÚV 1992, 1058 = KStZ 1992, 212).<br />

Deshalb darf der endgÏltige Beitragsanspruch ^ etwa infolge Ablaufs der FestsetzungsverjÌhrungsfrist<br />

vgl. Rdn. 468) ^ nicht erloschen sein OVG Saarlouis, Beschl. v. 31. 8. 2005 ^<br />

1 W 10/05 ^ [juris]). Ferner muss die Vorausleistung auf ein Gr<strong>und</strong>stÏck bezogen sein, das<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 83


F 233, 234 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

233<br />

die Anforderungen des §133 I BauGB Rdn. 197 ff.) erfÏllt <strong>und</strong> zugleich auch durch die<br />

Anlage gem. §131I BauGB erschlossen wird Rdn. 327 ff.), die die Vorausleistungspflicht<br />

auslÎst BVerwGE 42, 269, 271 = KStZ 1974, 11, 12; NVwZ-RR 2002, 65 = KStZ 2001,<br />

234, 235), wobei darauf abzustellen ist, ob voraussichtlich im Zeitpunkt der endgÏltigen<br />

Herstellung i.S. des §133 II BauGB s. o. Rdn. 168) der Anlage die Voraussetzungen des<br />

§131 I BauGB erfÏllt sind BVerwG NVwZ 1994, 905, 907 f. = DVBl. 1993, 1367 = KStZ<br />

1994, 136). Der Zeitpunkt der endgÏltigen Herstellung ist auch AnknÏpfungspunkt fÏr<br />

die anzustellende PrÏfung, ob die zugr<strong>und</strong>e liegende ErschlieÞungsanlage i.S. des §129<br />

I 1 BauGB erforderlich s. o. Rdn. 145) ist BVerwGE NVwZ 1994, 905, 907 = DVBl. 1993,<br />

1367 = KStZ 1994,136; dort zugleich zur anzustellenden Prognose zur voraussichtlichen Erforderlichkeit<br />

einer LÌrmschutzanlage gem. §127 II Nr. 5 BauGB; vgl. auch BVerwG<br />

NVwZ-RR 2002, 65 = KStZ 2001, 234, 235 dazu, dass sÌmtliche Anforderungen fÏr die<br />

Erforderlichkeit i. S. des § 129 I 1 BauGB erfÏllt sein mÏssen). Ferner darf eine Vorausleistung<br />

z. B. nicht fÏr eine vorhandene ErschlieÞungsanlage i. S. von § 242 I BauGB<br />

Rdn. 188 ff.) oder fÏr eine in einem fÎrmlich festgelegten Sanierungsgebiet gelegene vgl.<br />

Rdn. 466) oder fÏr eine im AuÞenbereich verlaufende Verkehrsanlage BVerwG NVwZ<br />

1992, 673, 674 = DÚV 1992, 1058 = KStZ 1992, 212) gefordert werden. SchlieÞlich setzt die<br />

Vorausleistungserhebung eine wirksame ErschlieÞungsbeitragssatzung Rdn. 73 ff.) voraus,<br />

die allerdings nicht ausdrÏcklich eine ErmÌchtigung zur Erhebung von Vorausleistungen<br />

enthalten muss; unmittelbare Rechtsgr<strong>und</strong>lage ist nÌmlich insoweit §133 III 1 BauGB<br />

BVerwG BRS 37 Nr. 176 S. 355). So bedarf es z. B. einer wirksamen Herstellungsregelung<br />

s. o. Rdn. 169 ff.) bezÏglich der Art von Anlagen, fÏr die im konkreten Falle die Erhebung<br />

derVorausleistung erfolgt VGH MÏnchen ZMR 1994, 283 f. = BayVBl. 1994, 472).<br />

Dagegen bedarf es zur Erhebung der Vorausleistung nicht der Widmung s. o. Rdn.<br />

138 ff.) der Anlage BVerwG NVwZ 1985, 751, 752 = DVBl. 1985, 626) <strong>und</strong> der ErfÏllung der<br />

Anforderungen des §125 BauGB s. o. Rdn. 148 ff.), wie das BVerwG E 97, 62, 67 f. = NVwZ<br />

1995,1209,1210 = DVBl.1995, 63; NVwZ1996, 798 = DVBl.1996, 381 = KStZ1997,13; zust.<br />

Driehaus § 7 Rdn. 50 f.; vgl. auch OVG Koblenz,Beschl.v.7.10.2003^1M34/03^[juris])<br />

gegen die Auff. verschiedener Obergerichte vgl. OVG LÏneburg dng 1991, 102, 103; OVG<br />

MÏnster NVwZ-RR 1992, 159 = DVBl. 1991, 1312 = KStZ 1991, 238; OVG Schleswig KStZ<br />

1993, 97 zur Herstellungsalternative ^ u. Rdn. 237 ^ <strong>und</strong> zur Genehmigungsalternative ^ u.<br />

Rdn. 234 ^ OVG MÏnster ZMR1994,129 f. = Gemht1994, 209, wonach eineVorausleistung<br />

nicht erhoben werden darf, wenn mit der Herstellung der ErschlieÞungsanlagen) abweichend<br />

von den Gr<strong>und</strong>zÏgen des maÞgeblichen Bebauungsplans bereits begonnen worden<br />

ist <strong>und</strong> die Gemeinde bisher keinerlei Vorkehrungen zur AusrÌumung der Planwidrigkeit<br />

getroffen hat) entschieden hat. Das BVerwG begrÏndet seine Ansicht damit, die Vorausleistung<br />

setze nicht die Vermittlung des vollen ErschlieÞungsvorteils s.o. Rdn. 69) voraus<br />

<strong>und</strong> sei im Falle einer dauerhaft rechtswidrigen Herstellung zu erstatten s. u. Rdn. 245).<br />

234<br />

a) Die Erhebung einer Vorausleistung im Zusammenhang mit der Genehmigung<br />

eines Bauvorhabens Genehmigungsalternative; § 133 III 1 Alt. 1 BauGB).<br />

§133 III 1 Alt. 1 BauGB ^ als Genehmigungsalternative bezeichnet ^ knÏpft die MÎglichkeit<br />

der Vorausleistungserhebung an die Erteilung der Genehmigung ^ darunter ist jede<br />

bauaufsichtliche Freigabe der Bebauung zu verstehen so BVerwGE 89, 177, 179 = NVwZ<br />

1992, 575, 576 = KStZ 1992, 51) ^ eines Bauvorhabens. Das KAG BW ^ vgl. dazu Rdn.1b<br />

^ kennt diese Alternative nicht, sondern sieht in § 25 II nur die Herstellungsalternative ^<br />

vgl. Rdn. 237 f. ^ vor.) Ob dieses auch ausgefÏhrt wird, ist unerheblich. Erlischt also die<br />

Baugenehmigung unausgenutzt, entfÌllt zwar der Rechtsgr<strong>und</strong> fÏr die Vorausleistung; ist<br />

aber zuvor bereits ein Vorausleistungsbescheid ergangen, wird dieser nicht nachtrÌglich<br />

rechtswidrig BVerwGE 48, 117, 119 ff. = NJW 1975, 2220, 2221 = DÚV 1975, 714; vgl. dazu<br />

Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §133 Rdn. 46), sondern kann lediglich nicht<br />

mehr Rechtsgr<strong>und</strong>lage fÏr eine Zahlungspflicht sein, sofern nicht eine neue Genehmigung<br />

erteilt <strong>und</strong> damit der Vorausleistungsbescheid wieder vollziehbar s. Kap. K V Rdn. 11ff.)<br />

84 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 235^239 F<br />

wird. Auch kann eine bereits erbrachteVorausleistung nicht allein wegen des ErlÎschens der<br />

Baugenehmigung zurÏckverlangt werden BVerwGE 48,117,122 = NJW1975, 2220 = DÚV<br />

1975, 714; a. A. Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §133 Rdn. 46).<br />

Die Erhebung einer Vorausleistung knÏpft an die Genehmigung eines Bauvorhabens,<br />

das von dem Vorhandensein der benutzbaren Anlage vgl. aber Eusterbrock in Gronemeyer<br />

§133 Rdn. 19, der es ausreichen lÌsst, wenn die Baugenehmigung im Hinblick auf das Bestehen<br />

einer anderen AnbaustraÞe erteilt worden ist) einen erschlieÞungsbeitragsrechtlich<br />

relevanten Vorteil s.o. Rdn. 69) haben kann <strong>und</strong> das geeignet ist, die Gemeinde zu einem<br />

frÏheren Ausbau der Anlage zu veranlassen BVerwGE 89, 177, 179 f. = NVwZ 1992, 575, 576<br />

= KStZ 1992, 551). Dagegen reicht die Errichtung einer aus der Sicht des ErschlieÞungsbeitragsrechts<br />

,,unterwertigen`` Bebauung wie einer H<strong>und</strong>ehÏtte, eines GerÌteschuppens oder<br />

einer Werbeanlage sowie die Vornahme normaler baulicher VerÌnderungen innerhalb eines<br />

GebÌudes nicht aus BVerwGE 89, 177, 180 = NVwZ 1992, 575, 576 = KStZ 1992, 51). Danach<br />

ist eine Vorausleistungserhebung gerechtfertigt im Falle der Genehmigung<br />

235<br />

^ einer selbstÌndigen Wohnung BVerwG DVBl. 1968, 921 = KStZ 1969, 58), auch einer Einliegerwohnung<br />

BVerwGE 48, 117, 119 f. = NJW 1975, 2220 = DÚV 1975, 714);<br />

^ von vier Garagen BVerwG DVBl. 1968, 521 = KStZ 1969, 94) oder auch einer einzelnen Garage<br />

BVerwGE 89, 177 = NVwZ 1992, 575, 576);<br />

^ eines Werkschuppens von 750 qm GrÎÞe auf einem bereits bebauten Gr<strong>und</strong>stÏck BVerwG ZMR<br />

1969, 152).<br />

Da die Befugnis zur Vorausleistungserhebung an die Genehmigung eines Bauvorhabens<br />

anknÏpft, ist ein zeitlicher Zusammenhang zwischen Erteilung der Genehmigung <strong>und</strong><br />

Anforderung der Vorausleistung erforderlich. An einem solchen fehlt es indes nur im Falle<br />

der Verwirkung BVerwGE 29, 90, 92 = NJW 1968, 1250 = DVBl. 1968, 520). Wann eine<br />

Verwirkung anzunehmen ist, ist eine Frage des jeweiligen Einzelfalls vgl. Rdn. 471).<br />

b) Die Erhebung einer Vorausleistung aufgr<strong>und</strong> des Beginns der Herstellung<br />

der ErschlieÞungsanlage Herstellungsalternative; § 133 III 1 Alt. 2 BauGB). Nach<br />

§133 III 1 Alt. 2 BauGB im KAG BW ^ vgl. dazu Rdn.1b ^ findet sich die entsprechende<br />

Regelung in § 25 II) ^ als Herstellungsalternative bezeichnet ^ knÏpft die Befugnis<br />

zur Erhebung einer Vorausleistung an den Beginn der Herstellung der ErschlieÞungsanlage.<br />

Das erfordert tatsÌchliche technische Arbeiten ^ einschlieÞlich der Freilegung<br />

a.A. Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §133 Rdn. 50) ^ an der Anlage ,,erster<br />

Spatenstich``), die der endgÏltigen Herstellung dienen Driehaus § 21 Rdn. 25; Sailer in<br />

Cholewa/Dyong/von der Heide/Sailer §133 Anm. III 3). Nicht ausreichen dÏrften dagegen<br />

Gr<strong>und</strong>erwerbsmaÞnahmen <strong>und</strong> Vermessungsarbeiten Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/<br />

Krautzberger §133 Rdn. 50).<br />

Die Befugnis zur Vorausleistungserhebung setzt ein mit dem Beginn der Herstellung<br />

<strong>und</strong> endet mit dem Entstehen der Beitragspflicht. Eines zeitlichen Zusammenhangs zwischen<br />

dem Beginn der Herstellungsarbeiten ^ dieser kann auch vor Inkrafttreten des<br />

BauGB liegen, obwohl die Herstellungsalternative erst durch dieses eingefÏgt worden ist ^<br />

<strong>und</strong> der Anforderung der Vorausleistung bedarf es im Gegensatz zur Genehmigungsalternative<br />

Rdn. 235) also nicht Driehaus § 21 Rdn. 26; Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/<br />

Krautzberger §133 Rdn. 50).<br />

236<br />

237<br />

238<br />

2. Die HÎhe der Vorausleistung<br />

Der ErschlieÞungsaufwand vgl. Rdn. 250 ff.), der der Berechnung der HÎhe der Vorausleistung<br />

zugr<strong>und</strong>e gelegt wird, darf nur solche Kosten umfassen, die ^ nach der im<br />

239<br />

Zeitpunkt der Heranziehung geltenden Satzung ^ auch bei einer endgÏltigen Beitragserhebung<br />

beitragsfÌhig wÌren. Soweit die Kosten nicht schon angefallen <strong>und</strong> berechenbar<br />

sind, hat die Gemeinde eine auf den Zeitpunkt des Entstehens der sachlichen Beitragspflicht<br />

gem. §133 II 1 BauGB vgl. Rdn. 72, 208, 229; vgl. auch dazu, dass insoweit keine<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 85


F 240, 241 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

240<br />

SchÌtzungsbefugnis des Gerichts in entspr. Anwendung des § 287 II ZPO ^ s. auch<br />

Rdn. 272 ^ besteht: BVerwGE 95, 176, 187/8 = NVwZ 1994, 913, 916 = DVBl. 1994, 812)<br />

ausgerichtete Prognose Ïber den Umfang des bis dahin voraussichtlich entstehenden beitragsfÌhigen<br />

ErschlieÞungsaufwands zu treffen BVerwG NVwZ 1993, 1200 = ZMR 1993,<br />

296). Dabei kann sie sich an den fÏr vergleichbare ErschlieÞungsanlagen aufgewandten<br />

Kosten orientieren oder die bereits entstandenen Kosten ,,hochrechnen``. ZulÌssig ist auch<br />

eine Ermittlung der Kosten nach EinheitssÌtzen Rdn. 273 ff.).<br />

Ebenso wie unter der Geltung des BBauG dazu BVerwG NVwZ 1985, 751 = DVBl.<br />

1985, 626 = DÚV 1985, 540) darf gem. §133 III 1 BauGB bzw. in Baden-WÏrttemberg ^<br />

vgl. dazu Rdn.1b ^ nach § 25 II KAG BW) die ,,Vorausleistung`` bis zur HÎhe des voraussichtlichen<br />

endgÏltigen ErschlieÞungsbeitrags erhoben werden Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§133 Rdn. 63; LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §133 Rdn. 38; Vogel in<br />

Kohlhammer-Komm §133 Anm. 2; Eusterbrock in Gronemeyer §133 Rdn. 23; Dirnberger in<br />

JÌde/Dirnberger/WeiÞ § 128 Rdn. 27; Uechtritz BauR 1988, 11f.; a. A. unter dem Gesichtspunkt<br />

des Øquivalenzprinzips <strong>und</strong> der Angemessenheit der Vorausleistung im VerhÌltnis<br />

zum gebotenen ErschlieÞungsvorteil im Rahmen der Herstellungsalternative ^ vgl. Rdn.<br />

237 ^; Driehaus § 21 Rdn. 14 ff.; Quaas in SchrÎdter 133 Rdn. 26; Thedieck KStZ 1991, 65).<br />

Dies entspricht auch der Auffassung zur Rechtslage vor dem 1. Mai 1993, als §133 III 1<br />

BauGB dies nicht ausdrÏcklich regelte. Nach Auffassung des OLG Karlsruhe NVwZ-RR<br />

1997, 490 f. = DVBl. 1996, 1066) besteht ein Schadensersatzanspruch unter dem Gesichtspunkt<br />

einer Amtspflichtverletzung, wenn die Gemeinde erkennt, dass die erhobene Vorausleistung<br />

entgegen frÏheren KostenschÌtzungen hÎher als die endgÏltige Beitragsschuld<br />

ist <strong>und</strong> den Ïberzahlten Betrag nicht unverzÏglich erstattet.<br />

241<br />

3. Die Anrechnung der Vorausleistung auf die endgÏltige Beitragsschuld<br />

§ 133 III 2 BauGB)<br />

Da die Vorausleistung gleichsam als Vorauszahlung auf die spÌter entstehende Beitragsschuld<br />

entrichtet wird, ist sie gem. §133 III 2 BauGB dem entspricht § 25 III 2 KAG BW;<br />

vgl. dazu Rdn.1b) mit dieser zu verrechnen. Unmittelbar mit ihrem Entstehen wird die<br />

sachliche Beitragspflicht in HÎhe der gezahlten) Vorausleistung von selbst, alsoohneErgehen<br />

eines entsprechenden Beitragsbescheides, getilgt BVerwG NVwZ-RR 1996, 465,<br />

466/7 = DVBl. 1996, 1046 = KStZ 1997, 77; dort auch zur Frage der Nacherhebung im Falle<br />

des Entstehens einer die Vorausleistung Ïbersteigenden Beitragsforderung; vgl. dazu u.<br />

Rdn. 420 a). Somit besteht trotz VerjÌhrung des Beitragsanspruchs kein RÏckzahlungsanspruch,<br />

soweit eine Vorausleistung erbracht worden <strong>und</strong> die endgÏltige Beitragsschuld<br />

nicht niedriger als dieVorausleistung ist BVerwG NJW 1976, 818 f. = DÚV 1976, 96 = BauR<br />

1976, 123). Dennoch bedarf es in jedem Falle, auch wenn Vorausleistung <strong>und</strong> endgÏltiger<br />

Beitrag der HÎhe nach identisch sind, der Festsetzung des endgÏltigen Beitrags in einem<br />

Beitragsbescheid, damit mit hinreichender Klarheit <strong>und</strong> zur Wahrung der Rechtssicherheit<br />

bestandskrÌftig feststeht, in welcher HÎhe der Gemeinde ein Beitragsanspruch zusteht <strong>und</strong><br />

ob entweder noch ein weiterer Beitrag zu entrichten oder ein etwa Ïberzahlter Betrag zu erstatten<br />

ist BVerwG NJW 1976, 818, 819 = DÚV 1976, 96; vgl. auch BVerwG NVwZ-RR<br />

1998, 578 f. = DVBl. 1998, 711 zu den Auswirkungen des Ergehens des endgÏltigen Beitragsbescheides<br />

auf einen anhÌngigen Prozess betreffend die Anfechtung des Vorausleistungsbescheides;<br />

ferner OVG MÏnster NVwZ-RR 1994, 423 = NWVBl. 1994, 156 =<br />

Gemht 1995, 23; NVwZ-RR 2002, 876, 877 = NWVBl. 2002, 273, wonach eine auf die<br />

Verpflichtung zum Erlass eines Erstattungsbescheides betr. die Vorausleistung gerichtete<br />

Klage angesichts der bereits anhÌngigen Anfechtungsklage gegen den endgÏltigen ErschlieÞungsbeitragsbescheid<br />

als Fortsetzungsfeststellungsklage weitergefÏhrt werden kann;<br />

OVG LÏneburg NVwZ 2001, 589 m. Anm. Koch NVwZ 2001, 1374 zur Unerheblichkeit der<br />

EigentumsverhÌltnisse am Gr<strong>und</strong>stÏck; Driehaus § 21 Rdn. 39; LÎhr in Battis/Krautzberger/<br />

LÎhr §133 Rdn. 45). Solche Ûberzahlungen sind nicht zu verzinsen BVerwG NJW 1986,<br />

86 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 242^245 F<br />

1122, 1125 = DVBl. 1986, 345 = KStZ 1986, 72). Der Streit darÏber, ob bzw. in welcher<br />

HÎhe die Verrechnung einer Vorausleistung oder einer Vorauszahlung vgl. Rdn. 496 ff.) zu<br />

erfolgen hat, betrifft nicht die RechtmÌÞigkeit der Beitragsfestsetzung OVG Saarlouis AS<br />

27, 22 = NVwZ-RR 1999, 796), sondern des Leistungsgebotes zu diesem Rdn. 431).<br />

Ergeht nach Entstehen derendgÏltigen Beitragspflicht kein Beitragsbescheid, tritt an dessen<br />

Stelle der frÏher erlassene Vorausleistungsbescheid. Dieser wird gem. § 58 II VwGO ein Jahr<br />

nach dem Zeitpunkt bestandskrÌftig, in dem der Beitragspflichtige erfahren hat, dass die Gemeinde<br />

keinen Beitragsbescheid erlÌsst OVG MÏnster OVGE 28, 84, 89 = ZMR 1973, 188).<br />

Die Verrechnung mit der endgÏltigen Beitragsschuld gem. §133 III 2 BauGB findet auch<br />

dann statt, wenn vor Entstehen der endgÏltigen Beitragspflicht bzw. der Bekanntgabe des<br />

ErschlieÞungsbeitragsbescheides das Eigentum gewechselt hat <strong>und</strong> deshalb derjenige, der<br />

die Vorausleistung erbracht hat, nicht beitragspflichtig ist vgl. §134 I BauGB; dazu<br />

Rdn. 438). Unter der Geltung des BBauG hatte allerdings der Vorausleistende im Falle des<br />

Eigentumswechsels einen zum Zeitpunkt der FÌlligkeit des ErschlieÞungsbeitrags fÌllig<br />

werdenden RÏckzahlungsanspruch gegenÏber dem neuen EigentÏmer BVerwG NJW 1982,<br />

951, 953 = DVBl.1982, 73 = DÚV1982,115). Bei dieser Rechtslage verbleibt es auch unter der<br />

Geltung des BauGB, sofern der Eigentumswechsel bereits vor dessen Inkrafttreten am 1. 7.<br />

1987 erfolgt ist Driehaus § 21 Rdn. 44; Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §133<br />

Rdn. 56 <strong>und</strong> Sailer in Cholewa/Dyong/von der Heide/Sailer §133 Anm. III 5 a, jeweils dort auch<br />

zur Anpassung eines in der Erwartung, die Vorausleistung werde dem Vorausleistenden erstattet,<br />

abgeschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏckskaufvertrages; LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §133<br />

Rdn. 44; a.A. Rinke KStZ 1992, 102 ff.). Hat dagegen das Eigentum nach dem 1. 7. 1987 gewechselt,<br />

greift §133 III 2 BauGB unabhÌngig davon ein, ob derVorausleistungsbescheid vor<br />

oder nach diesem Zeitpunkt ergangen ist Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §133<br />

Rdn. 56; vgl. jedoch zur sich im InnenverhÌltnis mÎglicherweise ergebendenVerpflichtung<br />

des frÏheren EigentÏmers zur Ûbernahme des ErschlieÞungsbeitrags in HÎhe der von ihm<br />

gezahltenVorausleistung: BGH NJW 1988, 2099 = DVBl. 1988, 892). Im Falle einer Teilung<br />

des vorausleistungsbehafteten Gr<strong>und</strong>stÏcks vor Entstehen der endgÏltigen Beitragspflicht ist<br />

die Vorausleistung mit der fÏr die durch die Teilung entstandenen Gr<strong>und</strong>stÏcke sich jeweils<br />

ergebenden Beitragspflicht zu verrechnen, wobei sich die HÎhe des jeweiligen Verrechnungsbetrags<br />

aus demVerhÌltnis der auf das einzelne Gr<strong>und</strong>stÏck entfallenden Verteilungswerte<br />

vgl. Rdn. 322) ergibt VGH Kassel KStZ 2005, 237 = Gemht 2006, 13; Driehaus § 21<br />

Rdn. 45). Eine Ïberzahlte, d. h. eine die sachliche) endgÏltige ErschlieÞungsbeitragsschuld<br />

Ïbersteigende,Vorausleistung ist nach der jetzigen Rechtslage in jedem Falle, also unabhÌngig<br />

davon, ob dieVorausleistung vor oder nach Inkrafttreten des BauGB erbracht worden ist,<br />

nach §133 III 2 BauGB bzw. nach § 25 III 3 KAG BW; vgl. dazu Rdn.1b) nicht dem neuen<br />

EigentÏmer, sondern dem Vorausleistenden zu erstatten BVerwG NVwZ 1998, 294 f. =<br />

DVBl. 1997, 1060, 1061f. = KStZ 1998, 31; so bereits OVG Koblenz AS 24, 289 = NJW-RR<br />

1994, 1237 = ZMR 1994, 342 ff.;VGH Kassel HSGZ 1996, 127, 128 = ZKF 1996, 65).<br />

242<br />

243<br />

4. Der Anspruch auf RÏckzahlung der Vorausleistung<br />

Gr<strong>und</strong>sÌtzlich bildet ein bestandskrÌftiger Vorausleistungsbescheid ungeachtet seiner 244<br />

RechtmÌÞigkeit den Rechtsgr<strong>und</strong> dafÏr, dass die Gemeinde die entrichtete Vorausleistung<br />

behalten darf. Der Vorausleistende kann also die RÏckzahlung nicht etwa mit der BegrÏndung<br />

verlangen, es fehle an der Absehbarkeit der Herstellung der Anlage Rdn. 231f.) oder<br />

am zeitlichen Zusammenhang zwischen Erteilung der Baugenehmigung <strong>und</strong> Anforderung<br />

der Vorausleistung Rdn. 236).<br />

Ein ^ zugleich fÌlliger ^ RÏckzahlungsanspruch entsteht aber in dem Augenblick, in 245<br />

dem feststeht, dass eine endgÏltige Beitragsschuld, auf die die Vorausleistung an sich erbracht<br />

worden ist, nicht mehr) entstehen kann. Das ist ^ neben dem vor dem 1. 7. 1987<br />

eingetretenen Eigentumswechsel vgl. Rdn. 243) ^ u. a. der Fall, wenn nach der Zahlung<br />

der Vorausleistung<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 87


246<br />

247<br />

F 246, 247 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

^ das beitragspflichtige Gr<strong>und</strong>stÏck seine Bebaubarkeit verliert BVerwG NJW 1982, 951, 953 =<br />

DVBl. 1982, 73 = DÚV 1982, 115);<br />

^ die Gemeinde endgÏltig von der Herstellung der ErschlieÞungsanlage absieht BVerwGE 48, 117,<br />

121f. = NJW 1975, 2220, 2221);<br />

^ die Voraussetzungen des §125 BauGB s. o. Rdn. 148 ff.) auf Dauer nicht vorliegen BVerwGE 97,<br />

62 ff. = NVwZ 1995, 1209 f. = DVBl. 1995, 63 f.);<br />

^ sich nachtrÌglich die fehlende BeitragsfÌhigkeit der Anlage herausstellt, etwa weil sie eine vorhandene<br />

ErschlieÞungsanlage i.S. von § 242 BauGB Rdn. 188 ff.) ist BVerwG NJW 1982, 951, 953 =<br />

DVBl. 1982, 73 = DÚV 1982, 115) oder in einem fÎrmlich festgelegten Sanierungsgebiet liegt<br />

Rdn. 466) oder ihre ,,Úffentlichkeit`` Rdn. 138 ff.) einbÏÞt BVerwG DVBl. 1968, 808, 809 =<br />

DÚV 1968, 883 = KStZ 1969, 78) oder sie nicht erforderlich i. S. des § 129 I 1 BauGB s.o.<br />

Rdn. 145) ist BVerwG DVBl. 1993, 1367, 1368 = NVwZ 1994, 905).<br />

Weiterhin ist die Gemeinde nach §133 III 3 BauGB eine entsprechende Regelung fehlt<br />

in § 25 KAG BW ^ vgl. dazu Rdn.1b ^ betreffend die Erhebung von Vorauszahlungen)<br />

zur RÏckzahlung der Vorausleistung verpflichtet, wenn sechs Jahre nach Erlass, d. h. nach<br />

Bekanntgabe des Vorausleistungsbescheides vgl. Rdn. 434 ff.) i. S. der §§134 I, 135 I die<br />

ErschlieÞungsanlage noch nicht benutzbar <strong>und</strong> ^ was dann ohnehin der Fall ist ^ die Beitragspflicht<br />

noch nicht entstanden ist.Wann eine Anlage benutzbar ist, richtet sich nach den<br />

von BVerwGE 64,186,193ff.=DVBl.1982,540=DÚV1982,156s.o.Rdn.19)gestellten<br />

Anforderungen OVG MÏnster Gemht 1992, 283). Dabei kann die ,,Benutzbarkeit`` in<br />

einem den Anspruch auf Erstattung der erbrachten Vorausleistung ausschlieÞenden Sinne<br />

auch darauf beruhen, dass derVorausleistende selbst durch auf eigene Kosten durchgefÏhrte<br />

AusbaumaÞnahmen an der Herstellung der Benutzbarkeit mitgewirkt hat BVerwG<br />

NVwZ-RR 1998, 129 = DVBl. 1997, 1061 = ZMR 1997, 437). Ob die die Benutzbarkeit<br />

gewÌhrleistenden MaÞnahmen vor oder nach der Erhebung der Vorausleistung durchgefÏhrt<br />

worden sind bzw. werden, ist unerheblich BVerwG NVwZ-RR 1998, 581 = DVBl.<br />

1998, 1224 = DÚV 1998, 692). §133 III 3 BauGB gilt sowohl im Rahmen der Genehmigungs-<br />

als auch der Herstellungsalternative. Er ist auch anzuwenden, wenn der Vorausleistungsbescheid<br />

schon unter der Geltung des BBauG ergangen ist BVerwG NVwZ 1992,<br />

495 = ZMR 1992, 209), das eine dem §133 III 3 BauGB entsprechendeVorschrift nicht enthielt.<br />

Dagegen greift §133 III 3 BauGB nicht ein, wenn im Zeitpunkt des Inkrafttretens des<br />

BauGB zum 1. 7. 1987 das die Vorausleistungserhebung betreffende Verwaltungsverfahren<br />

bereits lÌnger als 6 Jahre abgeschlossen <strong>und</strong> die der Erhebung zugr<strong>und</strong>e liegende Erschlie-<br />

Þungsanlage noch nicht benutzbar war BVerwGE 92, 242, 243 ff. = NVwZ 1993, 1209 f. =<br />

DVBl. 1993, 1363). Denn in diesem Falle war unter der Geltung des BBauG <strong>und</strong> der Rspr.<br />

des BVerwG ein Anspruch auf ErschlieÞung entstanden s. o. Rdn. 29), der durch das Inkrafttreten<br />

des §133 III 3 BauGB unberÏhrt bleiben soll. Somit setzt die Anwendung des<br />

§133 III 3 BauGB fÏr den Fall einer vor dem 1. 7. 1987 erfolgten Vorausleistungserhebung<br />

voraus, dass zu diesem Zeitpunkt mangels Ablaufs der 6-Jahres-Frist ein ErschlieÞungsanspruch<br />

noch nicht entstanden war BVerwGE 92, 242, 245f. = NVwZ 1993, 1209, 1210 =<br />

DVBl. 1993, 1363; vgl. ferner OVG MÏnster Gemht 1997, 164 dazu, dass §133 III 3 BauGB<br />

keine entsprechende Anwendung auf Vorauszahlungen findet, die aufgr<strong>und</strong> eines Anbauvertrags<br />

nach dem PrFluchtlG ^ s. u. Rdn. 292 ^ erbracht worden sind).<br />

Die Abwicklung des RÏckzahlungsanspruchs, insb. dessen ErlÎschen einschlieÞlich der<br />

VerjÌhrung, richtet sich nach Landesrecht BVerwG NVwZ 1982, 377 = DVBl. 1982, 543 =<br />

KStZ 1982, 109). Eine Sonderregelung trifft §133 III 4 BauGB, der ausschlieÞlich fÏr den<br />

RÏckzahlungsanspruch aus §133 III 3 BauGB s. o. Rdn. 246) gilt BVerwG NVwZ 1992,<br />

495, 496 = ZMR 1992, 209 <strong>und</strong> E 92, 242 ff. = NVwZ 1993, 1209 = DVBl. 1993, 1363), insoweit,<br />

als der RÏckzahlungsanspruch aus §133 III 3 BauGB mit jÌhrlich 2 v. H. Ïber dem<br />

jeweiligen) Diskontsatz der Deutschen B<strong>und</strong>esbank zu verzinsen ist. Die Verzinsungspflicht<br />

setzt ein mit der ,,Erhebung`` der Vorausleistung, worunter der Eingang der Zahlung<br />

zu verstehen ist Driehaus § 21 Rdn. 50; Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§133 Rdn. 53; LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §133 Rdn. 48; Sailer in Cholewa/Dyong/von<br />

88 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 248^250 F<br />

der Heide/Sailer §133 Anm. III 5 b). Ist Letzterer vor dem 1. 7. 1987 erfolgt, aber der RÏckzahlungsanspruch<br />

aus §133 III 3 BauGB nach dem 1. 7. 1987 entstanden vgl. zur Anwendung<br />

des §133 III 3 BauGB auch in solchen FÌllen Rdn. 246), ist er vom Zeitpunkt der<br />

Zahlung an zu verzinsen, obwohl dieser Zeitpunkt vor dem Inkrafttreten des BauGB liegt<br />

BVerwGE 92, 245, 246 = NVwZ 1993, 1209, 1210 = DVBl. 1993, 1363).<br />

IV. Die Berechnung der HÎhe des ErschlieÞungsbeitrags<br />

Die HÎhe einer dem Gr<strong>und</strong>e nach entstandenen sachlichen Beitragspflicht, also der Beitragsschuld,<br />

wird in der Weise errechnet, dass der umlegungsfÌhige ErschlieÞungsaufwand<br />

Rdn. 250) nach einem bestimmten SchlÏssel, demVerteilungsmaÞstab Rdn. 371), auf die<br />

durch den jeweiligen Ermittlungsraum ^ einzelne ErschlieÞungsanlage, Abschnitt, ErschlieÞungseinheit<br />

Rdn. 251ff.) ^ i.S. von §131I BauGB erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke<br />

Rdn. 327 ff.) verteilt wird. Diese Gr<strong>und</strong>stÏcke bilden das sog. Abrechnungsgebiet vgl.<br />

dazu BVerwGE 70, 96, 103 = NVwZ 1985, 277, 279 = DVBl. 1985, 126). FÏr die Art, in der<br />

der beitragsfÌhige ErschlieÞungsaufwand zu verteilen ist, kommt es auf die Sachlage an,<br />

die bei Abschluss der endgÏltigen Herstellung der ErschlieÞungsanlage vgl. Rdn. 168 ff.)<br />

einschlieÞlich der weiteren Voraussetzungen ihrer BeitragsfÌhigkeit besteht BVerwGE 89,<br />

222, 225 = NVwZ 1992, 490, 491 = DVBl. 1992, 374).<br />

Hinweis: In einem ErschlieÞungsbeitragsbescheid ist der zu zahlende Beitrag im Allgemeinen in folgender<br />

Weise errechnet: ZunÌchst ist unter Angabe <strong>und</strong> Abzug des gemeindlichen Eigenanteils<br />

Rdn. 317) der beitragsfÌhige ErschlieÞungsaufwand vgl. Rdn. 281), oft auch als ,,gekÏrzter`` ErschlieÞungsaufwand<br />

bezeichnet, aufgefÏhrt. Dieser Aufwand ^ noch um eventuell anderweitig gedeckten<br />

Aufwand vgl. Rdn. 319 ff.) verringert ^ wird durch die Verteilungseinheiten, d. h. die<br />

Summe der mit dem sich aus der satzungsmÌÞigenVerteilungsregelung vgl. Rdn. 371ff.) ergebenden<br />

VerteilungsschlÏssel multiplizierten FlÌchen ^ in manchen FÌllen auch der einfachen FlÌchen oder<br />

der Frontmeter vgl. dazu Rdn. 383 f.) ^ des Abrechnungsgebiets dividiert. Die sich aus dieser Division<br />

ergebende Zahl Beitragseinheit, Beitragszahl u. Ì. genannt) wird mit der sich fÏr das zu veranlagende<br />

Gr<strong>und</strong>stÏck ergebenden Verteilungs- oder Beitragseinheit multipliziert <strong>und</strong> ergibt den zu zahlenden<br />

ErschlieÞungsbeitrag.<br />

Beispiel bei einem beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwand von 250 000 E, einem Gemeindeanteil<br />

von 10 v. H., einer GesamtflÌche des Abrechnungsgebiets von 22 500 qm, Anwendung des VollgeschossmaÞstabes<br />

Rdn. 386 ff.) <strong>und</strong> einem Nutzungsfaktor Rdn. 386) aller erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke<br />

von 1,0 sowie einer FlÌche des zu veranlagenden Gr<strong>und</strong>stÏcks von 1000 qm:<br />

BeitragsfÌhiger Aufwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ........................ 250000E<br />

abzÏglich10v.H.Gemeindeanteil........................................... ^25000E<br />

ergibt den umlegungsfÌhigen Aufwand von . . . . . . . . . . . ......................... 225000E<br />

225 000 E:Verteilungseinheiten 22 500 qm 6 1,0) ergibt die Beitragseinheit 10<br />

Beitragseinheit 10) 6 Verteilungseinheit des Gr<strong>und</strong>stÏcks 1000 qm 6 1,0) ergibt den<br />

zu zahlenden ErschlieÞungsbeitrag von . . . . . . . . . . . . . . . ......................... 10000E<br />

248<br />

249<br />

1. Die Ermittlung des umlegungsfÌhigen Aufwands<br />

Die Ermittlung des Aufwands, der schlieÞlich auf die Gr<strong>und</strong>stÏcke des Abrechnungsgebiets<br />

umzulegen ist umlegungsfÌhiger ErschlieÞungsaufwand), erfolgt in mehreren<br />

250<br />

Schritten, <strong>und</strong> zwar in folgender Reihenfolge. Festzustellen ist:<br />

1) fÏr welche HerstellungsmaÞnahmen, also welchen Ermittlungsraum Rdn. 251ff.), der Aufwand<br />

angefallen ist;<br />

2) auf welche Weise, d. h. nach welcher Ermittlungsmethode Rdn. 270 ff.), der Aufwand zu ermitteln<br />

ist;<br />

3) welche zur Vornahme der ErschlieÞung notwendigen <strong>und</strong> damit in den ErschlieÞungsaufwand<br />

einzubeziehenden Kosten, also welcher beitragsfÌhige ErschlieÞungsaufwand Rdn. 281), entstanden<br />

sind;<br />

4) welchen Anteil am beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwand sog. Gemeindeanteil; Rdn. 317) die<br />

Gemeinde zu tragen hat;<br />

5) welche Aufwendungen anderweitig gedeckt sind Rdn. 319 ff.).<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 89


251<br />

252<br />

253<br />

254<br />

255<br />

F 251^255 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

a) Der Ermittlungsraum § 130 II BauGB). Die erste fÏr die Ermittlung des auf die Beitragspflichtigen<br />

umzulegenden ErschlieÞungsaufwands wichtige Weichenstellung erfolgt<br />

durch die in §130 II BauGB geregelte Frage, fÏr welchen rÌumlichen Umfang Ermittlungsraum)<br />

der ErschlieÞungsaufwand erhoben wird, d. h. auf welche ErschlieÞungsanlagen)<br />

bzw.Teilbereiche von solchen die Heranziehung zum ErschlieÞungsbeitrag bezogen ist.<br />

Hinsichtlich des Ermittlungsraums hat das Gesetz als Regelfall die Abrechnung einer<br />

einzelnen ErschlieÞungsanlage im Auge §130 II 1 Alt. 1 BauGB). Soll eine Beitragspflicht<br />

fÏr eine solche einzelne ErschlieÞungsanlage entstehen, bedarf es keiner darauf gerichteten<br />

Willensentscheidung der Gemeinde BVerwG DÚV 1984, 117 = BRS 43 Nr. 119<br />

S. 284, 286; in Baden-WÏrttemberg ^ vgl. dazu Rdn.1b ^ folgt dies unmittelbar aus § 37<br />

I KAG BW). Einer solchen ausdrÏcklichen Entscheidung bedarf es nur, wenn, abweichend<br />

vom Regelfall, ein anderer Ermittlungsraum abgerechnet werden soll, nÌmlich nur<br />

einTeil einer einzelnen ErschlieÞungsanlage Abschnitt gem. §130 II 1 Alt. 2 BauGB) oder<br />

eine Mehrheit von ErschlieÞungsanlagen ErschlieÞungseinheit gem. §130 II 2 BauGB).<br />

Die Gemeinde muss die entsprechende Entscheidung in wirksamer Weise ausgesprochen<br />

haben, bevor die auf die einzelne ErschlieÞungsanlage bezogene Beitragspflicht von selbst<br />

durch ErfÏllung sÌmtlicher Voraussetzungen vgl. Rdn. 208) entstanden ist in Baden-<br />

WÏrttemberg ^ vgl. dazu Rdn.1b ^ sieht dies ausdrÏcklich § 37 IV 1 KAG BW vor).<br />

Ist die Entscheidung Ïber die abweichende Bildung des Ermittlungsraums des Abschnitts<br />

oder der ErschlieÞungseinheit) in diesem Sinne rechtzeitig erfolgt, hat das zur<br />

Folge, dass zum einen das Entstehen der Beitragspflicht fÏr die einzelne ErschlieÞungsanlage<br />

,,gesperrt`` ist BVerwGE 68, 48, 53 f. = NVwZ 1984, 369, 370 = DVBl. 1984, 186;<br />

BVerwGE 68, 249 = NVwZ 1984, 437 = DVBl. 1984, 194). Zum anderen entsteht die auf<br />

den Abschnitt bzw. die ErschlieÞungseinheit bezogene Beitragspflicht schon bzw. erst<br />

dann, wenn die Entstehensvoraussetzungen nur) bezÏglich des Abschnitts bzw. sÌmtlicher<br />

zur ErschlieÞungseinheit zusammengefassten Anlagen vorliegen. Solange aber ^<br />

etwa mangels endgÏltiger Herstellung des Abschnitts bzw. der zusammengefassten Anlagen<br />

oder aufgr<strong>und</strong> einer unwirksamen Satzung ^ die Beitragspflicht fÏr den verÌnderten<br />

Ermittlungsraum noch nicht entstanden ist, kann die Entscheidung wieder rÏckgÌngig<br />

gemacht <strong>und</strong> ein anderer Ermittlungsraum gewÌhlt werden oder es beim gesetzlichen<br />

Regelfall der Abrechnung der einzelnen ErschlieÞungsanlage verbleiben BVerwGE 68, 53,<br />

57=NVwZ1984,369,371=DVBl.1984,186;DÚV1984,117,118=BRS43Nr.119).<br />

Die Entscheidung Ïber die Bildung eines Abschnitts oder einer ErschlieÞungseinheit liegt<br />

im Ermessen der Gemeinde <strong>und</strong> findet ihre Rechtsgr<strong>und</strong>lage unmittelbar in §130 II BauGB,<br />

bedarf also keiner satzungsrechtlichen ErmÌchtigung BVerwG DVBl.1970, 904, 905 = ZMR<br />

1970, 382). Denn entgegen der gesetzlichen Ûberschrift des §130 BauGB gehÎrt dieWahl des<br />

Ermittlungsraums nicht zur Art der Ermittlung des ErschlieÞungsaufwands i.S. von §132<br />

Nr. 2 BauGB. Die Entscheidung ist nicht isoliert anfechtbar, sondern ihre RechtmÌÞigkeit<br />

kann nur im Rahmen der Anfechtung der auf der Gr<strong>und</strong>lage des verÌnderten Ermittlungsraums<br />

ergehenden Heranziehung zum ErschlieÞungsbeitrag ÏberprÏft werden.<br />

Die Gemeinde muss ihren Willen zur VerÌnderung des Ermittlungsraums ^ etwa durch<br />

Aktenvermerke oder Niederschriften ^ deutlich k<strong>und</strong>tun BVerwG DVBl. 1983, 135, 136 =<br />

DÚV 1983, 135 = KStZ 1983, 95), damit der entsprechende Wille <strong>und</strong> vor allem der Zeitpunkt<br />

der ,,Sperrwirkung`` Rdn. 253) eindeutig feststellbar ist § 37 IV 2 KAG BW ^ vgl.<br />

dazu Rdn.1b ^ sieht dies ausdrÏcklich ^ allerdings ohne rechtsbegrÏndende Wirkung zu<br />

entfalten ^ vor). Abgesehen von der Frage, ob das insoweit zustÌndige Organ der Gemeinde<br />

handelt vgl. Rdn. 256), reicht es dazu aus, dass die Gemeinde den Willen zur getrennten<br />

bzw. gemeinsamen Abrechnung ,,klar erkennen lassen`` hat BVerwG, Beschl. v. 20.11. 2001 ^<br />

9 B 54.01 ^ [juris]; BVerwGE 70, 247, 252 = NVwZ 1985, 346, 347 = DVBl. 1985, 297; dort<br />

wiederum unter Bezugnahme auf E 40, 183, 185 = DVBl. 1972, 893 <strong>und</strong> BRS 37 Nr. 30<br />

S. 65; noch weitergehend Sailer in Cholewa/Dyong/von der Heide/Sailer §130 Anm. 4 a, der sogar<br />

die ,,Verlautbarung``der Abschnittsbildung im Heranziehungsbescheid ausreichen lÌsst).<br />

Allerdings kann die getrennte bzw. gemeinsame Abrechnung auf der irrigen Ansicht beru-<br />

90 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 256^258 F<br />

hen, es handele sich bei dem abgerechneten Ermittlungsraum um eine einzelne Anlage i. S.<br />

des §130 II 1 Alt. 1 BauGB, wÌhrend inWahrheit ein Abschnitt bzw. mehrere Anlagen vorliegen.<br />

In diesem Falle hat die Gemeinde das ihr eingerÌumte Ermessen Ïberhaupt nicht ausgeÏbt,<br />

so dass ein Ermessensfehler in Form des Nichtgebrauchs des Ermessens vorliegt vgl.<br />

in diesem Zusammenhang BVerwG NVwZ 1983, 474; ferner OVG MÏnster ZMR 2001, 489,<br />

490 = HSGZ 2001, 168, 169 zur Unwirksamkeit einer ,,Abschnittsbildung``, weil diese wegen<br />

einer rechtlich fehlerhaften Beurteilung nicht in dem erforderlichen Bewusstsein der<br />

Abrechnung nur einer Teilstrecke einer einheitlichen ErschlieÞungsanlage erfolgt war).<br />

Die Entscheidung der Gemeinde Ïber die Bildung eines Abschnitts oder einer Erschlie-<br />

Þungseinheit unterliegt keinen besonderen formellen Erfordernissen BVerwG DVBl.<br />

1970, 904 = ZMR 1970, 382).Welches Organ der Gemeinde zur Entscheidung zustÌndig<br />

ist, richtet sich nach Landesrecht. Dabei wird wegen der nicht unerheblichen Auswirkungen<br />

der Entscheidung davon auszugehen sein, dass insoweit kein einfaches GeschÌft der<br />

laufenden Verwaltung im Sinne der landeskommunalrechtlichen Vorschriften vorliegt.<br />

Denn sowohl die Ønderung des Ermittlungsraums als auch die i.d. R. dadurch bedingte<br />

Ønderung des Kreises der erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke, also des Abrechnungsgebiets vgl.<br />

zu diesem Begriff Rdn. 248), kÎnnen zu vÎllig unterschiedlichen Beitragsbelastungen gegenÏber<br />

der Abrechnung der einzelnen Anlage fÏhren. DemgemÌÞ fordert die Rspr. vgl.<br />

dazu Driehaus § 14 Rdn.12) im Allgemeinen einen Beschluss des Gemeinderats OVG<br />

MÏnster DÚV 1976, 358;VGH MÏnchenVGHE 29, 53 ff.; BayVBl. 1967, 281 <strong>und</strong> 1968, 407;<br />

VGH Mannheim ESVGH22, 21, 23 f. <strong>und</strong> VBlBW 1996, 30; OVG Koblenz KStZ 1983, 34;<br />

OVG Bautzen DWW 2002, 131;VG Dresden ZMR 2001, 933, 934 u. DWW 2000, 234/5 =<br />

ZMR 2002, 81, 83/4 m. w. Nachw.; VGH Kassel NVwZ 1983, 301; differenzierend aber<br />

zwischen Bildung eines Abschnitts <strong>und</strong> einer ErschlieÞungseinheit Gemht 1988, 188). Damit<br />

sich aber der Rat nicht mit jeder Festlegung des Ermittlungsraums beschÌftigen muss,<br />

empfiehlt es sich ^ jedenfalls in grÎÞeren Gemeinden ^, die ZustÌndigkeit zur entsprechenden<br />

Beschlussfassung auf ein geeignetes anderes Organ der Gemeinde, z. B. den Bauausschuss,<br />

zu Ïbertragen VGH MannheimVBlBW 1986, 145, 146).<br />

256<br />

aa) Die Abschnittsbildung § 130 II 1 Alt. 2 BauGB). Ein Abschnitt ist ein unselbstÌndiges<br />

TeilstÏck einer weiterreichenden ErschlieÞungsanlage ^ das ist i.d.R. eine AnbaustraÞe<br />

oder ein Wohnweg § 37 II 1 KAG BW ^ vgl. dazu Rdn.1b ^ beschrÌnkt die Abschnittsbildung<br />

auf diese beiden Arten von ErschlieÞungsanlagen) ^ mit allen dazugehÎrigen<br />

Teileinrichtungen. Das unterscheidet die Abschnittsbildung von der Kostenspaltung, die<br />

sich lediglich auf Teileinrichtungen der ErschlieÞungsanlage bezieht <strong>und</strong> keine VerÌnderung<br />

des Abrechnungsgebiets vgl. zu diesem Begriff Rdn. 248) bewirkt. Die Abschnittsbildung<br />

unterliegt mehreren rechtlichen BeschrÌnkungen.<br />

§130 II 2 BauGB dieser Vorschrift entspricht § 37 II 2 KAG BW ^ vgl. dazu Rdn.1b)<br />

schreibt vor, dass ein Abschnitt ,,nach Îrtlich erkennbaren Merkmalen oder nach rechtlichen<br />

Gesichtspunkten . . . gebildet werden`` muss. Die Abschnittsbildung kann also zum<br />

einen an ÌuÞerlich sichtbare Îrtliche Gegebenheiten wie z. B. einmÏndende StraÞen,<br />

Kreuzungen, BrÏcken,Tunnels,WasserlÌufe, das Ende der Bebauung anknÏpfen. Zum anderen<br />

kÎnnen rechtliche UmstÌnde die Abschnittsbildung rechtfertigen. Das Gesetz nennt<br />

insoweit beispielhaft die Grenzen von Bebauungsplan-, Umlegungs- <strong>und</strong> fÎrmlich festgelegten<br />

Sanierungsgebieten. Damit sollen Schwierigkeiten vermieden werden, die sich<br />

daraus ergeben, dass eine ErschlieÞungsanlage z.T. innerhalb <strong>und</strong> z.T. auÞerhalb solcher<br />

Gebiete verlÌuft, wobei dies fÏr die Beitragspflichtigen durch Einsichtnahme in Satzungen,<br />

PlÌne o. Ì. ohneWeiteres erkennbar ist. Dies gilt jedoch nicht fÏr ErschlieÞungsvertrÌge, so<br />

dass die rÌumliche Grenze eines ErschlieÞungsvertrags nach § 124 BauGB vgl. Rdn. 37)<br />

nicht eine Abschnittsbildung rechtfertigt Driehaus §14 Rdn. 21; ders. ZMR 2003, 309; LÎhr<br />

in Battis/Krautzberger/LÎhr § 130 Rdn. 23; a. A. OVG MÏnster StT 1995, 207 = Gemht 1996,<br />

71; Vogel in Kohlhammer-Komm §130 Rdn. 19; Quaas in SchrÎdter § 130 Rdn.9; vgl. auch<br />

Rdn. 85 dazu, dass eine bei natÏrlicher Betrachtungsweise an sich einheitliche AnbaustraÞe<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 91<br />

257<br />

258


F 259^262 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

259<br />

260<br />

261<br />

durch die Grenze des ErschlieÞungsvertragsgebiets in zwei selbstÌndige ErschlieÞungsanlagen<br />

aufgeteilt wird).Wenn eine StraÞe sowohl alt- als auch neuerschlossene Gebiete dazu<br />

Rdn. 380 ff.) erschlieÞt <strong>und</strong> die Satzung demgemÌÞ die Verteilung des ErschlieÞungsaufwands<br />

nach verschiedenen MaÞstÌben vorsieht, z. B. den FrontmetermaÞstab fÏr die alterschlossenen<br />

<strong>und</strong> denVollgeschossmaÞstab fÏr die neuerschlossenen Gebiete, darf der Abschnitt<br />

an der Grenze zwischen alt- <strong>und</strong> neuerschlossenem Gebiet gebildet werden. Auch<br />

der Umstand, dass nur ein Teil einer StraÞe gewidmet Rdn. 139 ff.) werden konnte, rechtfertigt<br />

eine Abschnittsbildung BVerwG NJW 1977, 1740, 1741 = BauR 1977, 266 = ZMR<br />

1978. 146; Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §130 Rdn. 14).<br />

Allein das Bestehen Îrtlich erkennbarer Merkmale oder das Vorliegen rechtlicher Gesichtspunkte<br />

macht die Abschnittsbildung aber nicht zulÌssig. Vielmehr ist zudem erforderlich,<br />

dass der Abschnitt selbst eine gewisse selbstÌndige ErschlieÞungsfunktion aufweist.<br />

Ferner darf die Abschnittsbildung nicht dazu fÏhren, dass der verbleibende Teil der<br />

Anlage nicht mehr eine selbstÌndige ErschlieÞungsfunktion hat <strong>und</strong> keinen selbstÌndig<br />

abrechenbaren Abschnitt darstellt.<br />

Eine Abschnittsbildung ist auÞerdem wegenVerstoÞes gegen dasWillkÏrverbot unzulÌssig,<br />

wenn bei einer imWesentlichen gleichen erschlieÞungsrechtlichenVorteilssituation der<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke die berÏcksichtigungsfÌhigen Kosten s. u. Rdn. 281ff.) fÏr die erstmalig endgÏltige<br />

Herstellung eines Abschnitts je Quadratmeter StraÞenflÌche um mehr als ein Drittel<br />

hÎher sind als die des anderen Abschnitts bzw. der anderen Abschnitte BVerwG E 101, 231ff.<br />

= NVwZ 1998, 68 f. = DVBl. 1996, 1326 f.; NVwZ 1998, 293 = DVBl. 1998, 48; vgl. auch<br />

schon BVerwGE 70, 247, 252 = NVwZ1985, 346, 347 = DVBl.1985, 297; ferner OVG MÏnster<br />

ZMR1995, 45, 47). Bei dem Kostenvergleich, der i. d. R. wegen der zeitlich aufeinander folgenden<br />

Herstellung der verschiedenen Abschnitte nur im Wege einer Prognose angestellt<br />

werden kann, sind nur solche Unterschiede in den Kosten zu berÏcksichtigen, die auf einer<br />

andersartigen <strong>und</strong> deshalb aufwendigeren Ausstattung beruhen, etwa einer verschiedenartigen<br />

Ausstattung mit abspaltbaren Teileinrichtungen s. o. Rdn. 215 ff.) wie unselbstÌndigen<br />

GrÏnanlagen, Parkstreifen, Radwegen, Gehwegen, einer breiteren Fahrbahn, sehr<br />

hohen Gr<strong>und</strong>erwerbs- <strong>und</strong> Freilegungskosten, Anlegung einer StÏtzmauer oder eines<br />

Wendehammers, besonders aufwendigem Ausbau aufgr<strong>und</strong> topografischer Gegebenheiten<br />

hÌngiges GelÌnde, Felsuntergr<strong>und</strong> o. Ì.). Dagegen kÎnnen bei dem Kostenvergleich durch<br />

den zeitlich nacheinander erfolgenden Ausbau entstehende Preissteigerungen unberÏcksichtigt<br />

bleiben, es sei denn, dass im Zeitpunkt der Abschnittsbildung ganz auÞergewÎhnlich<br />

hohe Preissteigerungsraten erkennbar sind. Zusammenfassend lÌsst sich also feststellen, dass<br />

ausstattungsbedingte Mehrkosten zu berÏcksichtigen sind, nicht aber preissteigerungsbedingte<br />

Mehrkosten BVerwG E 101, 225, 232 f. = NVwZ 1998, 67, 68 f. = DVBl. 1996, 1325,<br />

1326 f.). Unter dem Gesichtspunkt der willkÏrlichen Beitragsbelastung darf auch eine mit<br />

dem StraÞenhauptzug eine einheitliche einzelne ErschlieÞungsanlage darstellende StichstraÞe<br />

nicht isoliert als Abschnitt abgerechnet werden, wenn, wie das oft der Fall ist, die Herstellung<br />

der StichstraÞe wesentlich geringere Aufwendungen verursacht als die Herstellung<br />

des Hauptzuges BVerwGE 70, 247, 252 f. = NVwZ 1985, 346, 347 = DVBl. 1985, 297).<br />

Hat die Gemeinde wirksam einen Abschnitt gebildet <strong>und</strong> zugleich innerhalb des Abschnitts<br />

ebenfalls wirksam die Kostenspaltung Rdn. 221ff.) angeordnet, so ist sie aus<br />

GrÏnden der Durchsichtigkeit der Abrechnung an diese Abschnittsbildung in der Weise<br />

geb<strong>und</strong>en, dass sie andere TeilmaÞnahmen nicht im Wege einer abweichenden, eine Ûberschneidung<br />

herbeifÏhrenden Abschnittsbildung abrechnen kann BVerwGE 47, 64, 71f. =<br />

DVBl. 1975, 375, 377 = KStZ 1975, 68; vgl. ferner OVG Berlin,Urt.v.4.9.2003^5B7.02<br />

^ [juris] dazu, dass diese Bindung auch durch eine vor dem Inkrafttreten des BBauG erfolgte<br />

Abschnittsbildung vorgegeben ist).<br />

262<br />

bb) Die ErschlieÞungseinheit § 130 II 3 BauGB). §130 II 3 BauGB ermÎglicht die Zusammenfassung<br />

mehrerer ErschlieÞungsanlagen <strong>und</strong>/oder Abschnitten einer solchen BVerwG<br />

DÚV 1980, 833, 834 = KStZ 1980, 110 = BauR 1980, 165) zu einer ErschlieÞungseinheit.<br />

92 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 263, 264 F<br />

In Baden-WÏrttemberg vgl. zur dortigen Rechtslage Rdn.1b) enthÌlt § 37 III KAG<br />

BW eine eigenstÌndige <strong>und</strong> teilweise auch vom B<strong>und</strong>esrecht abweichende Regelung fÏr<br />

die ErschlieÞungseinheit, die als ,,Abrechnungseinheit`` bezeichnet ist vgl. dazu auch Driehaus<br />

NVwZ 2005, 1136, 1138/9). Das Gesetz fordert als Voraussetzung zur Bildung einer<br />

ErschlieÞungseinheit an sich lediglich, dass die Anlagen ,,fÏr die ErschlieÞung der Gr<strong>und</strong>stÏcke<br />

eine Einheit bilden``. Nach der Rspr. des BVerwG sind die Anforderungen an die<br />

Bildung einer ErschlieÞungseinheit jedoch so hoch, dass eine solche i. d.R. nur aus der<br />

Zusammenfassung von ErschlieÞungsanlagen i.S. des §127 II Nr. 1bis 3 BauGB ^ <strong>und</strong> insoweit<br />

wiederum im Wesentlichen von Hauptzug <strong>und</strong> StichstraÞen) ^ bestehen wird.<br />

Denn zunÌchst ist ein Funktionszusammenhang der Art erforderlich, dass die zusammengefassten<br />

Anlagen ein System bilden, das die einzelnen Anlagen mehr zueinander in<br />

Beziehung setzt <strong>und</strong> sie dadurch in ihrer Funktion voneinander abhÌngig macht, als das<br />

Ïblicherweise der Fall ist BVerwG DVBl. 1973, 501 = KStZ 1973, 135 = BauR 1973, 43).<br />

Dieses Erfordernis des besonderen Funktionszusammenhangs hat das BVerwG E 72, 143,<br />

151 = NVwZ 1986, 130, 132 = DVBl. 1986, 347) wie folgt prÌzisiert: Die ErschlieÞungseinheit<br />

verfolge insbesondere den Zweck, in den FÌllen, in denen die Herstellung von<br />

zwei selbstÌndigen ErschlieÞungsanlagen unterschiedlich hohe Aufwendungen verursache,<br />

die Gr<strong>und</strong>stÏcke an den Kosten der Herstellung der aufwendigeren Anlage zu beteiligen,<br />

auch wenn sie nicht durch diese i.S. des §131I BauGB erschlossen wÏrden. Somit<br />

werde erreicht, dass die durch die ErschlieÞungseinheit insgesamt erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke<br />

entweder geringer oder hÎher als bei einer getrennten Abrechnung belastet wÏrden.<br />

Dieser Ausgleich der Beitragsbelastung sei mit dem Gr<strong>und</strong>satz der Vorteilsgerechtigkeit<br />

nur vereinbar, wenn die gegenÏber der Einzelabrechnung hÎher belasteten Gr<strong>und</strong>stÏcke<br />

auch von der mit geringeren Kosten hergestellten Anlage einen besonderenVorteil hÌtten.<br />

Das sei nur anzunehmen, wenn von den hÎher belasteten Gr<strong>und</strong>stÏcken aus erfahrungsgemÌÞ<br />

die aufwendigere Anlage deshalb in besonderem MaÞe in Anspruch genommen<br />

werde, weil die zusammengefassten Anlagen zueinander in einer derartigen Beziehung<br />

stÏnden, dass sie ihre jeweilige ErschlieÞungsfunktion nur im Zusammenwirken erfÏllen<br />

kÎnnten. Das sei typischerweise der Fall, wenn eine StichstraÞe Sackgasse) ihre Erschlie-<br />

Þungsfunktion, nÌmlich die bauliche Nutzung der anliegenden Gr<strong>und</strong>stÏcke zu ermÎglichen<br />

<strong>und</strong> die Anbindung an das gemeindliche Verkehrsnetz zu schaffen, nur im Zusammenspiel<br />

mit dem StraÞenhauptzug erfÏllen kÎnne, in den sie einmÏnde.<br />

In weiteren Entscheidungen hat das BVerwG die Voraussetzungen fÏr das Vorliegen einer<br />

funktionellen AbhÌngigkeit prÌzisiert <strong>und</strong> damit auf wenige Fallgestaltungen beschrÌnkt<br />

so schon Sellner NJW 1986, 1077). So ist erforderlich, dass die Anlagen derart in Beziehung<br />

zueinander stehen, dass eine abhÌngige) Anlage ihre Funktion lediglich im Zusammenwirken<br />

mit einer bestimmten anderen Anlage in vollem Umfang zu erfÏllen geeignet ist,<br />

also ausschlieÞlich eine Anlage einer anderen Anlage die Anbindung an das Ïbrige gemeindliche<br />

StraÞennetz vermittelt BVerwG NVwZ 1993, 1202, 1203 = ZMR 1992, 405). Weiterhin<br />

ist es unter der Geltung desVorteilsprinzips fÏr die Beteiligung der durch die preisgÏnstigere<br />

NebenstraÞe erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke auch an den Kosten fÏr die aufwendigere<br />

HauptstraÞe notwendig, dass die Anlieger der NebenstraÞe die HauptstraÞe erfahrungsgemÌÞ<br />

in vergleichbarem Umfang wie die Anlieger der HauptstraÞe benutzen, also zum<br />

Erreichen des Ïbrigen gemeindlichen StraÞennetzes auf die Benutzung der HauptstraÞe<br />

angewiesen sind. An einem solchen ,,Benutzungszwang`` <strong>und</strong> damit am Funktionszusammenhang<br />

fehlt es aber im VerhÌltnis von mehreren selbstÌndigen Sackgassen untereinander,<br />

die von derselben HauptstraÞe abzweigen, so dass sie nicht zu einer ErschlieÞungseinheit<br />

zusammengefasst werden <strong>und</strong> demgemÌÞ auch nicht sÌmtlich zusammen mit der<br />

HauptstraÞe eine ErschlieÞungseinheit bilden kÎnnen BVerwGE 95,176,182=NVwZ<br />

1994, 913, 914 f. = DVBl. 1994, 812). Auch fehlt es am Funktionszusammenhang zwischen<br />

Haupt- <strong>und</strong> einer von dieser abzweigenden selbstÌndigen NebenstraÞe, wenn Letztere<br />

durch weitere StraÞen mit dem Ïbrigen Verkehrsnetz der Gemeinde verb<strong>und</strong>en ist <strong>und</strong><br />

neben dem Ïberwiegend von Personen- <strong>und</strong> kleineren Lastwagen ausgehenden Verkehr<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 93<br />

263<br />

264


F 265^267 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

265<br />

266<br />

auch den von einzelnen Gr<strong>und</strong>stÏcken, die durch sie erschlossen werden, ausgelÎsten <strong>und</strong><br />

aus tatsÌchlichen GrÏnden sachgerecht nur von der HauptstraÞe zu bewÌltigendenVerkehr<br />

aufzunehmen hat BVerwGE 95, 176, 182 f. = NVwZ 1994, 913, 915 = DVBl. 1994, 812).<br />

Weiterhin ist unter dem Gesichtspunkt der Vorteilsgerechtigkeit Voraussetzung fÏr die<br />

RechtmÌÞigkeit einer Zusammenfassung einer HauptstraÞe <strong>und</strong> einer von ihr funktionell<br />

abhÌngigen NebenstraÞe, dass die Beitragsbelastung der durch die HauptstraÞe erschlossenen<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke nicht hÎher ist, als sie bei einer isolierten Abrechnung der HauptstraÞe<br />

wÌre BVerwGE 90, 208, 210 = NVwZ 1993, 1201f. = DVBl. 1992, 1107). Da die Entscheidung<br />

Ïber die Bildung der ErschlieÞungseinheit vor dem Entstehen der sachlichen Beitragspflicht<br />

fÏr die einzelnen zusammenzufassenden ErschlieÞungsanlagen ergehen muss<br />

s. o. Rdn. 252), muss die Gemeinde bezÏglich der die HÎhe der Beitragsbelastung im Wesentlichen<br />

bestimmenden Faktoren, nÌmlich der HÎhe des umlagefÌhigen ErschlieÞungsaufwandes<br />

sowie des Umfangs der in die Verteilung einzubeziehenden Gr<strong>und</strong>stÏcksflÌchen<br />

s. o. Rdn. 248 f.), nach den ihr ermittelbaren Daten im Wege der Prognose einen<br />

Vergleich Ïber die jeweilige Beitragsbelastung anstellen. Bei dieser Prognoseentscheidung<br />

steht ihr naturgemÌÞ ein Spielraum zu, so dass die RechtmÌÞigkeit der Zusammenfassungsentscheidung<br />

gr<strong>und</strong>sÌtzlich nicht davon abhÌngt, ob die Prognose durch die spÌtere<br />

Entwicklung bestÌtigt wird BVerwGE 90,208,211=NVwZ1993,1201,1202=DVBl.<br />

1992, 1107). Etwas anderes gilt allerdings, wenn die Gemeinde nach der Zusammenfassungsentscheidung<br />

die fÏr die HÎhe der Beitragsbelastung <strong>und</strong> der Prognose zugr<strong>und</strong>e<br />

liegenden Faktoren in der Weise Ìndert, dass die gemeinsame Abrechnung der HauptstraÞe<br />

mit der NebenstraÞe doch eine hÎhere Beitragsbelastung der durch die HauptstraÞe erschlossenen<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke zur Folge hat BVerwGE 90, 208, 211f. = NVwZ 1993, 1201, 1202<br />

= DVBl. 1992, 1107).<br />

Der besondere Funktionszusammenhang kann auch durch ErschlieÞungsanlagen vermittelt<br />

werden, deren Herstellung keine ErschlieÞungsbeitragspflicht begrÏndet BVerw-<br />

GE 68, 48, 50 = NVwZ 1984, 369 = DVBl. 1984, 186). DemgemÌÞ kÎnnen in eine ErschlieÞungseinheit<br />

einbezogen werden:<br />

267<br />

^ eine private StraÞe, die eine ErschlieÞungsanlage i.S. von §123 II BauGB darstellt Rdn. 7);<br />

^ eine vorhandene ErschlieÞungsanlage i. S. von § 242 I BauGB Rdn. 188 ff.);<br />

^ ein mangels Abgrenzbarkeit des Kreises der erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke nicht beitragsfÌhiger<br />

FuÞ- <strong>und</strong>/oder Radweg Rdn. 108);<br />

^ eine bereits unter der Geltung des BBauG oder des BauGB endgÏltig hergestellte Rdn. 189 ff.)<br />

<strong>und</strong> abgerechnete Anlage.<br />

Freilich sind die EigentÏmer bzw. Erbbauberechtigten der Gr<strong>und</strong>stÏcke, die durch die genannten<br />

Anlagen erschlossen werden, nicht auf der Gr<strong>und</strong>lage der gemeinsamen Aufwandsermittlung<br />

zum ErschlieÞungsbeitrag heranzuziehen, sondern bleiben beitragsfrei<br />

vgl. BVerwG DVBl. 1973, 501, 502 = KStZ 1973, 135 = BauR 1973, 43). Auch die Ortsdurchfahrt<br />

einer klassifizierten StraÞe nach §128 III Nr. 2 BauGB, deren Herstellung nur<br />

begrenzt einen beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwand auslÎst Rdn. 309), kann Bestandteil<br />

einer ErschlieÞungseinheit sein.<br />

Sofern die einzelnen ErschlieÞungsanlagen im besonderen Funktionszusammenhang<br />

Rdn. 263 ff.) stehen, kann die Bildung einer ErschlieÞungseinheit sogar zwingend geboten<br />

sein, falls die Einzelabrechnung zu groben Ungerechtigkeiten BVerwGE 34, 15, 17 =<br />

DVBl. 1970, 79, 80 spricht von ,,ungebÏhrlich starken Belastungen``) fÏhren wÏrde. Ein<br />

solcher Zwang zur Bildung einer ErschlieÞungseinheit ist z. B. anzunehmen, wenn die<br />

Anlieger einer mit geringem Aufwand hergestellten StichstraÞe unverhÌltnismÌÞig niedrig<br />

gegenÏber den durch den weit aufwendigeren Hauptzug erschlossenen Pflichtigen mit<br />

ErschlieÞungsbeitrÌgen belastet wÏrden, obwohl auch sie in gleicher Weise erschlieÞungsmÌÞig<br />

auf den Hauptzug angewiesen sind BVerwGE 34, 15, 17 ff. = DVBl. 1970, 79, 80;<br />

DVBl. 1970, 837 = ZMR 1970, 253) <strong>und</strong> dazu noch den Vorteil einer ruhigeren Wohnlage<br />

haben. Ist danach eine getrennte Abrechnung der zusammenzufassenden Anlagen unzulÌs-<br />

94 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 268^270 F<br />

sig, kann eine Beitragspflicht fÏr die Herstellung einer einzelnen selbstÌndigen Anlage<br />

nicht entstehen, so dass die ^ sonst nur durch die Zusammenfassungsentscheidung ^ erfolgende<br />

,,Sperrwirkung`` Rdn. 253) von selbst eintritt VGH Kassel NVwZ 1985, 365 =<br />

HSGZ 1985, 98).<br />

Keine ErschlieÞungseinheit kÎnnen mangels des erforderlichen Funktionszusammenhangs<br />

mehrere GrÏnanlagen <strong>und</strong>/oder mehrere KinderspielplÌtze BVerwGE 72, 143, 150 f.<br />

= NVwZ 1986, 130, 132 = DVBl. 1986, 347) sowie verschiedene ParkflÌchen Driehaus §14<br />

Rdn. 39) bilden. Diese Arten von ErschlieÞungsanlagen <strong>und</strong> auch SammelstraÞen kÎnnen<br />

i.d. R. auch nicht mit AnbaustraÞen <strong>und</strong> Wohnwegen zusammengefasst werden. Denn<br />

der Kreis der durch die zusammengefassten Anlagen erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke muss jeweils<br />

identisch sein OVG LÏneburg KStZ 1980, 55; Driehaus §14 Rdn. 43; vgl. auch VGH<br />

MÏnchen BayVBl. 1982, 280), was nur selten der Fall sein wird.<br />

Obwohl das VerhÌltnis von Wohnweg <strong>und</strong> AnbaustraÞe, von der er abzweigt, Ìhnlich<br />

dem einer selbstÌndigen StichstraÞe zum Hauptzug, in den sie einmÏndet s.o. Rdn. 264),<br />

ist, dÏrfenWohnweg <strong>und</strong> AnbaustraÞe nicht zu einer ErschlieÞungseinheit zusammengefasst<br />

werden BVerwGE 95, 176 ff. = NVwZ 1994, 913 f.; ebenso das vorinstanzliche Urt. des<br />

OVG MÏnster NWVBl. 1992, 179, 180; a. A. OVG LÏneburg NVwZ-RR 1990, 217, 218 =<br />

DÚV 1990, 296 mit dem Ziel der Vermeidung unangemessen hoher Belastungen der<br />

Wohnweganlieger, aber dem unzutreffenden Ansatz ^ s. o. Rdn. 99 ^, der Wohnweg stelle<br />

einen Bestandteil der AnbaustraÞe dar). Denn da die ausschlieÞlich an den Wohnweg angrenzenden<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke nicht nur durch diesen, sondern auch durch die AnbaustraÞe i. S.<br />

von §131 I 1 BauGB erschlossen werden s. u. Rdn. 346) <strong>und</strong> deshalb ohnehin an der Verteilung<br />

des umlegungsfÌhigen Aufwands fÏr die i.d. R. kostenaufwendigere Herstellung<br />

der AnbaustraÞe teilnehmen s. u. Rdn. 322 f.), wÏrde durch die Zusammenfassung bewirkt,<br />

dass die ausschlieÞlich durch die AnbaustraÞe erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke ohne<br />

rechtfertigenden Gr<strong>und</strong> auch die Kosten des Ausbaus des Wohnweges mittragen mÏssten<br />

BVerwGE 95, 176, 179 ff. = NVwZ 1994, 913 f. = DVBl. 1994, 812).<br />

Neben dem besonderen Funktionszusammenhang bedarf es ^ wie unter der Geltung<br />

des BBauG ^ zur Bildung einer ErschlieÞungseinheit deren optisch sichtbarer oder jedenfalls<br />

deutlich erkennbarer Abgrenzung BVerwGE 72, 143, 150 = NVwZ 1986, 130, 132 =<br />

DVBl. 1986, 347) in Form z. B. des Eintritts in den AuÞenbereich, des Endes der Bebauung,<br />

der Trennung durch eine breite StraÞe oder ein GewÌsser Uechtritz BauR 1988, 9 f.;<br />

LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §130 Rdn. 30), auch wenn aufgr<strong>und</strong> des neu eingefÏgten<br />

§130 II 2 BauGB in eine ErschlieÞungseinheit einbeziehbare Abschnitte allein nach rechtlichen<br />

Gesichtspunkten gebildet werden kÎnnen Rdn. 258).<br />

268<br />

268a<br />

269<br />

b) Die Art Methode) der Ermittlung des ErschlieÞungsaufwands § 130 I 1<br />

BauGB). §130 I 1 BauGB dieser Vorschrift entspricht § 36 S.1 KAG BW ^ vgl. dazu<br />

Rdn.1b ^, wobei statt ,,ErschlieÞungsaufwand`` der Begriff ,,ErschlieÞungskosten`` verwandt<br />

wird) ÏberlÌsst der Gemeinde die Art der Ermittlung des ErschlieÞungsaufwands<br />

i.S. des §132 Nr. 2 BauGB, ob also der Aufwand nach tatsÌchlichen Kosten oder nach EinheitssÌtzen<br />

ermittelt wird. Dabei stellt die Abrechnung nach tatsÌchlichen Kosten den gesetzlich<br />

vorgesehenen Regelfall mit der Folge dar, dass ^ bei Vorliegen sÌmtlicher Voraussetzungen<br />

fÏr das Entstehen der sachlichen Beitragspflicht ^ die HÎhe des Beitrags sich<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage der tatsÌchlich entstandenen Kosten errechnet BVerwG NVwZ 1986,<br />

299, 301 = BRS 43 Nr. 96 S. 239, 245 f.).Will also die Gemeinde EinheitssÌtze anwenden,<br />

muss sie vor Entstehen der sachlichen Beitragspflicht in der ErschlieÞungsbeitragssatzung<br />

wirksam festgelegt haben, dass der entstandene Aufwand nach EinheitssÌtzen ermittelt<br />

wird. Fehlt es an einer solchen Regelung oder ist, z. B. weil die Herstellungsarbeiten zu<br />

lange zurÏckliegen, der in der Satzung festgelegte Einheitssatz nicht anwendbar vgl.<br />

Rdn. 276), bleibt es beim Regelfall der Ermittlung nach tatsÌchlichen Kosten BVerwG<br />

NVwZ 1986, 299, 301 = BRS 43 Nr. 96 S. 239, 245 f.). Will die Gemeinde generell nach<br />

tatsÌchlichen Kosten ermitteln, bedarf es keiner Satzungsregelung Ïber die Art der Ermitt-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 95<br />

270


271<br />

272<br />

273<br />

274<br />

F 271^274 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

lung i.S. von §130 Nr. 2 BauGB vgl. auch Rdn. 78). Die beiden Ermittlungsmethoden<br />

kÎnnen auch miteinander in zeitlicher oder rÌumlicher Hinsicht kombiniert werden, also<br />

entweder auf verschiedene Teileinrichtungen bezogen werden oder ihre Anwendung vom<br />

Zeitpunkt des Entstehens der Kosten abhÌngen BVerwGE 29, 90, 92 = DVBl. 1968, 520).<br />

aa) Die Ermittlung nach tatsÌchlichen Kosten §130 I 1Alt.1BauGB). Bei der Ermittlung des<br />

Aufwands nach den tatsÌchlichen Kosten dÏrfen gr<strong>und</strong>sÌtzlich nur solche Kosten berÏcksichtigt<br />

werden, die sachlich <strong>und</strong> belegt BVerwG DÚV 1979, 602 f. = KStZ 1979, 190 =<br />

BauR 1979, 313) angefallen sind BVerwG BauR 1977, 411, 413 = KStZ 1978, 110). MaÞgebend<br />

ist indes allein die Verpflichtung zur Zahlung der Kosten. Nicht erforderlich ist,<br />

dass die Gemeinde die Kosten bereits tatsÌchlich beglichen hat.<br />

Von diesem Gr<strong>und</strong>satz der ,,pfennig-genauen Kostenermittlung`` darf jedoch abgewichen<br />

werden, wenn diese Ermittlung entweder Ïberhaupt nicht oder nur mit unvertretbarem<br />

Verwaltungsaufwand durchgefÏhrt werden kann, z. B. wenn zwar nachweisbar<br />

Kosten entstanden sind, darÏber aber keine Rechnungen vorgelegt werden kÎnnen, etwa<br />

weil die Herstellungsarbeiten lange zurÏckliegen oder die Unterlagen durch Kriegseinwirkung<br />

oder Feuer- bzw.Wasserschaden vernichtet sind. Auch kann Ïber mehrere einzeln abzurechnende<br />

Anlagen, etwa weil zunÌchst eine gemeinsame Aufwandsermittlung nach<br />

§130 II 3 BauGB vorgesehen war, eine einheitliche Unternehmerrechnung ausgestellt sein.<br />

In diesen FÌllen dÏrfen ausnahmsweise unter RÏckgriff auf gesicherte ErfahrungssÌtze ^<br />

z. B. auf handelsÏbliche Preise, die fÏr vergleichbare <strong>und</strong> zeitnah ausgefÏhrte Herstellungsarbeiten<br />

gezahlt worden sind ^ die Kosten geschÌtzt oder die insgesamt aufgewandten<br />

Kosten den einzelnen Anlagen im Wege der SchÌtzung zugeordnet werden. Bei dieser<br />

SchÌtzungsbefugnis ist der Gemeinde notwendigerweise ein vom Gericht nur beschrÌnkt<br />

ÏberprÏfbarer Spielraum eingerÌumt, der es ausschlieÞt, dass das Gericht in entspr. Anwendung<br />

der ihm an sich durch § 287 II ZPO zustehenden Befugnis die HÎhe der Kosten selbst<br />

schÌtzt BVerwG NJW 1986, 1122, 1124 = DVBl. 1986, 345 = KStZ 1986, 72).<br />

bb) Die Ermittlung nach EinheitssÌtzen § 130 I 1 Alt. 2 <strong>und</strong> 2 BauGB). Die Kostenermittlung<br />

nach EinheitssÌtzen lÌsst zwar eine Pauschalierung <strong>und</strong> damit eine Abweichung von<br />

den entstandenen Kosten zu, muss sich aber dennoch an den tatsÌchlichen Kosten orientieren.<br />

Deshalb <strong>und</strong> zur Wahrung des ErschlieÞungsbeitrags als Kostenerstattungsanspruch<br />

ordnet §130 I 2 BauGB dieser Vorschrift entspricht § 36 S.2 KAG BW; vgl. dazu<br />

Rdn.1b) an, dass ein Einheitssatz nach den ,,Ïblicherweise durchschnittlich aufzuwendenden<br />

Kosten vergleichbarer ErschlieÞungsanlagen festzusetzen`` ist vgl. dazu, dass Fremdfinanzierungskosten<br />

^ s. u. Rdn. 285 ff. ^ i. d. R. einer Abrechnung nach EinheitssÌtzen<br />

nicht zugÌnglich sind, OVG MÏnster Urt. v. 27. 7. 2001 ^ 3 A 5454/98 ^). ,,Vergleichbar``<br />

sind Anlagen, die hinsichtlich der die HÎhe der Aufwendungen prÌgenden Merkmale, also<br />

insbesondere nach Art <strong>und</strong> Zeitpunkt der Herstellung sowie rÌumlicher Lage <strong>und</strong> topografischen<br />

Gegebenheiten, einander Ìhnlich sind. Nicht erforderlich ist, dass in der Gemeinde<br />

vergleichbare ErschlieÞungsanlagen bereits hergestellt worden sind. Es reicht aus,<br />

dass die vergleichbaren Herstellungsarbeiten in der Umgebung angefallen sind BVerwGE<br />

54, 225, 232 = DÚV 1978, 56, 58 = BauR 1978, 50), wobei ggf. mangels entsprechender<br />

MaÞnahmen im eigenen Gemeindegebiet auf in benachbarten Gemeinden vorhandene<br />

Unterlagen zurÏckgegriffen werden darf Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§130 Rdn. 6;Vogel in Kohlhammer-Komm §130 Rdn. 5).<br />

Ein Einheitssatz muss den tatsÌchlichen Kosten mÎglichst angenÌhert sein <strong>und</strong> darf sich<br />

von diesen nicht weiter entfernen, als dies durch den die Anwendung von EinheitssÌtzen<br />

zulassenden Gr<strong>und</strong>satz der VerwaltungspraktikabilitÌt gerechtfertigt ist BVerwGE 71, 25,<br />

27 = NVwZ 1985, 657 = DVBl. 1985, 620). I. d. R. wird ein Einheitssatz in der HÎhe festgelegt,<br />

die den Durchschnittskosten fÏr den Zeitraum nach seinem Inkrafttreten entspricht<br />

BVerwGE 71, 25, 27 = NVwZ 1985, 657 = DVBl. 1985, 620). Dies erfordert als in<br />

die Zukunft gerichtete Entscheidung eine Prognose Ïber die Preisentwicklung <strong>und</strong> eine<br />

Anpassung an diese in bestimmten ZeitabstÌnden, wobei zweckmÌÞigerweise auch eine<br />

96 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 275^280 F<br />

Bindung an einen Baukostenindex erfolgen kann BVerwG DÚV 1977, 682 fÏr einen Kanalbaubeitrag;<br />

vgl. auch KStZ 1967, 168).<br />

Im Hinblick auf die gebotene Orientierung an den tatsÌchlichen Kosten Rdn. 274) ist<br />

auf die im Zeitpunkt des Abschlusses der Herstellungsarbeiten geltenden EinheitssÌtze<br />

abzustellen. Fallen die Herstellungszeitpunkte bezÏglich verschiedener Teilanlagen auseinander,<br />

ist der im Zeitpunkt der Beendigung der Herstellung der jeweiligenTeilanlage festgelegte<br />

Einheitssatz zugr<strong>und</strong>e zu legen. Teilanlage in diesem Sinne ist alles, fÏr das entweder<br />

in der Satzung ein besonderer Einheitssatz bestimmt ist oder das ^ bei Fehlen einer<br />

entsprechenden Satzungsregelung ^ eine im Wege der Kostenspaltung abspaltbare Teilanlage<br />

i. S. von §127 III BauGB Rdn. 215 ff.) darstellt BVerwGE 71, 25 = NVwZ 1985,<br />

657 = DVBl. 1985, 620).<br />

Die erforderliche NÌhe zu den tatsÌchlichen Kosten ist immer dann in Frage gestellt, wenn<br />

die Herstellungsarbeiten in grÎÞeren ZeitabstÌnden erfolgt sind. Denn fÏr lange zurÏckliegende<br />

MaÞnahmen darf ein spÌter festgesetzter Einheitssatz nur angewandt werden, wenn er<br />

nicht in einem groben MissverhÌltnis zu den damaligen tatsÌchlichen Kosten steht BVerwGE<br />

30, 240, 241 = DÚV 1969, 357 = KStZ 1969, 142). Ein solches MissverhÌltnis hat das BVerwG<br />

DÚV 1972, 861 = ZMR 1972, 251) zwar bei einer Differenz um 60 v. H. gegenÏber den tatsÌchlichen<br />

Kosten verneint. Angesichts der AusfÏhrungen in einer spÌter ergangenen Entscheidung<br />

des BVerfG BVerfGE 33, 265 ff. = NJW 1962, 1851f.) <strong>und</strong> der Lit. Driehaus §14<br />

Rdn. 8; Sailer in Cholewa/Dyong/von der Heide/Sailer §130 Anm. 3; krit. auch Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§130 Rdn. 8 a. E. <strong>und</strong> Vogel in Kohlhammer-Komm §130 Rdn.<br />

8) ist aber zu vermuten, dass das BVerwG bei einer erneuten Befassung mit dieser Frage ein<br />

MissverhÌltnis bereits bei einer wesentlich geringeren Differenz als 60 v. H. annehmen wird.<br />

Ein grobes MissverhÌltnis kann auch vermieden werden, indem in der Satzung, gestaffelt<br />

nach ZeitrÌumen, ein Abschlag vom festgelegten Einheitssatz vorgenommen wird.<br />

Fehlt es daran <strong>und</strong> ergibt sich ein grobes MissverhÌltnis, ist der Aufwand auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

der tatsÌchlichen Kosten zu ermitteln BVerwG NVwZ 1986, 299, 301 = BRS 43<br />

Nr. 96 S. 239, 245 f.; vgl. ferner zur BerÏcksichtigung von Zinsaufwand ^ s. u.<br />

Rdn. 285 ff. ^ bei der Bildung von EinheitssÌtzen Klinkhardt NVwZ 1999, 48 unter IV.).<br />

Zwar ist eine gewisse Ûberschreitung der tatsÌchlichen Kosten bei der Anwendung von<br />

EinheitssÌtzen zulÌssig. Nicht aber darf aufgr<strong>und</strong> dieser Ermittlungsmethode ein Aufwand<br />

angesetzt werden, obwohl der Gemeinde tatsÌchlich keine Kosten entstanden sind oder die<br />

Gemeinde die Entstehung solcher Kosten jedenfalls nicht nachweisen kann BVerwG KStZ<br />

1978, 12 = ZMR 1978, 142).<br />

Als BezugsgrÎÞe fÏr einen Einheitssatz sollte der Quadratmeter der FlÌche der Erschlie-<br />

Þungsanlage bzw. Teilanlage gewÌhlt werden. Ist demgegenÏber bei StraÞen BezugsgrÎÞe<br />

der laufende Meter, sind komplizierte Berechnungen erfordernde Differenzierungen vorzunehmen<br />

vgl. BVerwGE 30, 207, 210 = DVBl. 1969, 274 = KStZ 1969, 140, das eine Differenzierung<br />

bei Abweichungen von mehr als 2 m StraÞenbreite fordert, was Ernst in Ernst/<br />

Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §130 Rdn. 7 als noch zu groÞzÏgig beanstandet). Werden,<br />

was sich wegen des funktionalen Zusammenhangs der gemeindlichen StraÞenentwÌsserung<br />

empfiehlt, die EntwÌsserungsanlagen zulÌssigerweise BVerwGE 54, 225 ff. = BauR<br />

78, 50 f. = DÚV 1978, 56 f.) auf der Gr<strong>und</strong>lage des gesamten EntwÌsserungsnetzes nach<br />

EinheitssÌtzen abgerechnet, muss beim Betrieb sowohl im Misch- als auch im Trennsystem<br />

vgl. dazu Rdn. 300) fÏr die beiden Systeme jeweils ein getrennter Einheitssatz festgesetzt<br />

werden BVerwGE 38, 275, 276 = KStZ 1972, 114 = DÚV 1972, 502), es sei denn, es<br />

bestehen ^ abweichend vom Regelfall ^ keine erheblichen Kostenunterschiede zwischen<br />

den Systemen BVerwGE 54, 225, 233 = DÚV 1978, 56, 58 = BauR 78, 50).<br />

Hinweis: Die Gemeinde muss auf entsprechendes Verlangen prÏffÌhige Unterlagen zur Berechnung<br />

des Einheitssatzes vorlegen. Wird die Wirksamkeit der Festsetzung der EinheitssÌtze ^ sei es dem<br />

Gr<strong>und</strong>e oder der HÎhe nach ^ beanstandet <strong>und</strong> greift diese RÏge durch, so hat das zur Folge, dass,<br />

wie in allen FÌllen der unwirksamen Festlegung eines Einheitssatzes, auf die tatsÌchlichen Kosten zurÏckzugreifen<br />

ist BVerwG NVwZ 1986, 299, 301f. = BRS 43 Nr. 96 S. 239, 245 f.). Da der sich danach<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 97<br />

275<br />

276<br />

277<br />

278<br />

279<br />

280


281<br />

282<br />

283<br />

F 281^283 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

ergebende ErschlieÞungsbeitrag hÎher sein kann als der nach EinheitssÌtzen berechnete, sollte sich<br />

ein Beitragspflichtiger Ïberlegen, ob er die RechtmÌÞigkeit der Berechnung nach EinheitssÌtzen angreift.<br />

Allerdings kann er nicht vermeiden, dass das Gericht von Amts wegen vgl. Rdn. 164) eine<br />

entsprechende ÛberprÏfung vornimmt.<br />

c) Der Umfang des beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwands als Summe der aufgewandten<br />

erforderlichen Kosten. §128 BauGB beschreibt den ,,Umfang des Erschlie-<br />

Þungsaufwands`` in Baden-WÏrttemberg ^ vgl. dazu Rdn.1b ^ entspricht dieser Vorschrift<br />

mit einigen Modifizierungen § 35 KAG BW mit der Ûberschrift ,,BeitragsfÌhige<br />

ErschlieÞungskosten``). Er bestimmt damit abschlieÞend BVerfGE 33, 265 = NJW 1972,<br />

1851; BVerwG NJW 1974, 1345 = BauR 1974, 335) die fÏr die erstmalige Herstellung einer<br />

ErschlieÞungsanlage i. S. von § 127 II BauGB aufgewendeten Kosten, die in den Erschlie-<br />

Þungsaufwand einbezogen werden dÏrfen <strong>und</strong> ^ soweit erforderlich i. S. von §129 I 1<br />

BauGB Rdn. 145 ff., 312 ff.), nicht anderweitig gedeckt i.S. d. §§127 I, 129 I1 BauGB<br />

Rdn. 319) <strong>und</strong> nicht von der Gemeinde gem. §129 I 3 BauGB zu tragen Rdn. 317) ^ auf<br />

die Beitragspflichtigen im Wege der Heranziehung zum ErschlieÞungsbeitrag umgelegt<br />

werden.<br />

aa) Der Begriff der Kosten i.S. von §128 I BauGB. Zu den Kosten i. S. d. §128 I BauGB gehÎren<br />

lediglich die von der Gemeinde tatsÌchlich erbrachten Ausgaben, nicht aber fiktive<br />

Kosten oder Aufwendungen ausschlieÞlich betriebswirtschaftlicher Art BVerwGE 85, 306,<br />

310 = NVwZ 1991, 485, 486 = DVBl. 1990,1408), sowie nur die Aufwendungen, die die Gemeinde<br />

in ErfÏllung ihrer gesetzlichen Aufgabe als ErschlieÞungstrÌger gem. §123 I<br />

BauGB s. o. Rdn. 14 f., 144) <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> gesetzlicher oder vertraglicher Verpflichtungen<br />

erbringen musste BVerwG NVwZ-RR 1998, 514 = DVBl. 1998, 54). Das dÏrfte auch fÏr<br />

solche Aufwendungen gelten, die die Gemeinde an einen Dritten entsprechend § 683 BGB<br />

nach den Gr<strong>und</strong>sÌtzen Ïber die GeschÌftsfÏhrung ohne Auftrag im Îffentlichen Recht als<br />

Ersatz zu leisten hat BVerwGE 82, 215, 222 = NVwZ 1990, 78, 79 f. = DVBl. 1989, 1208 im<br />

Falle der Errichtung einer zur Nutzbarkeit der ErschlieÞungsanlage erforderlichen StÏtzmauer<br />

durch einen Anlieger auf seinem privaten Gr<strong>und</strong>stÏck). Nicht zu den Kosten zÌhlt<br />

dagegen, was die Gemeinde mitverwendet, erspart, als vorhandenen Bestand ausnutzt vgl.<br />

zu einer solchen Fallgestaltung OVG Saarlouis AS 22, 150 = KStZ 1989, 148 ff., das dem<br />

Beitragspflichtigen lediglich einen ^ aufrechenbaren ^ Gegenanspruch einrÌumt) oder,<br />

ohne aufgr<strong>und</strong> entsprechender wechselseitiger Rechtsbeziehungen dazu verpflichtet zu<br />

sein, freiwillig geleistet hat BVerwG DVBl. 1979, 785 = KStZ 1979, 192 = BauR 1979, 417;<br />

vgl. auch OVG Koblenz NVwZ-RR 2005, 846 = KStZ 2005, 116, wonach durch die Begleichung<br />

einer verjÌhrten Baubetreuungsleistung entstandene Aufwendungen als nicht erforderlich<br />

nicht zum beitragsfÌhigen Aufwand gehÎren). Dabei trÌgt die Gemeinde die materielle)<br />

Beweis- <strong>und</strong> Feststellungslast fÏr das tatsÌchliche Entstehen der Kosten BVerwG<br />

DÚV 1979, 602, 603 = KStZ 1979, 190 = BauR 1979, 313), d. h. die Unerweislichkeit oder<br />

UnaufklÌrbarkeit des Anfalls der Kosten geht zu ihren Lasten.<br />

Der Gr<strong>und</strong>satz, dass nur Kosten verursachende Aufwendungen ErschlieÞungsaufwand<br />

darstellen, greift jedoch ^ abgesehen von den gesetzlichen Ausnahmen des §128 I 2 <strong>und</strong> 3<br />

BauGB vgl. Rdn. 293 f.) ^ nicht ein, wenn die Gemeinde den Wert ihrer Sachaufwendungen<br />

wie das Stellen von Baumaterialien oder Pflanzen in den Aufwand einbezieht<br />

BVerwGE 34, 19 = DVBl. 1970, 81f.). Dagegen sind die durch den Einsatz vorhandener<br />

DienstkrÌfte der Gemeinde verursachten Kosten kein ErschlieÞungsaufwand nach §128 I<br />

BauGB. Etwas anderes gilt allerdings fÏr solche Kosten, die dadurch entstanden sind, dass<br />

Bedienstete ausschlieÞlich <strong>und</strong> gerade fÏr die abzurechnenden Herstellungsarbeiten angestellt<br />

worden sind BVerwGE 31, 90, 93 f. = DVBl. 1969, 271, 272; § 22 S.1 KAG BW ^<br />

vgl. dazu Rdn.1b ^ enthÌlt eine entsprechende Regelung; vgl. nÌher Driehaus NVwZ<br />

2005, 1136, 1139) oder eine BautrÌgergesellschaft mit der DurchfÏhrung <strong>und</strong> Leitung der<br />

Arbeit betraut worden ist OVG MÏnster NVwZ 1987, 347 = DÚV 1985, 1074 = KStZ<br />

1985, 178).<br />

98 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 284^285a F<br />

Zu den in den ErschlieÞungsaufwand einzubeziehenden Kosten gibt es eine sehr umfangreiche<br />

<strong>und</strong> hier im Einzelnen nicht darstellbare Kasuistik vgl. zum ,,ABC des ErschlieÞungsaufwands``<br />

Ruff KStZ 1984, 142 ff. <strong>und</strong> 163 ff.; vgl. auch KStZ 1992, 43 ff.; vgl.<br />

dazu, unter welchen Voraussetzungen die Kosten fÏr die Herstellung einer auf einer B<strong>und</strong>esstraÞe<br />

angelegten Abbiegespur zum erschlieÞungsbeitragsfÌhigen Aufwand einer einmÏndenden<br />

AnbaustraÞe nach § 127 II Nr.1 BauGB zÌhlen: BVerwG E 85, 1 = NVwZ<br />

1990, 869 = DVBl. 1990, 784; zur beitragsrechtlichen Behandlung von Kreisverkehrsanlagen<br />

vgl.Thielmann KStZ 2003, 141f. <strong>und</strong> Driehaus ZMR 2004, 78 f. sowie § 14 Rdn. 50 ff.; dort<br />

auch zur Abrechenbarkeit von Kreuzungen <strong>und</strong> EinmÏndungen; ferner BirkVBl BW 1998,<br />

81, 84 ff. zur Frage des Anfallens von ErschlieÞungsaufwand bei der Vornahme naturschutzrechtlicher<br />

AusgleichsmaÞnahmen nach §135 a^c BauGB; vgl. insoweit auch die<br />

bis zum 31. Dezember 1997 geltenden Regelungen des § 8 III^V BNatSchG).<br />

Die Frage, inwieweit Fremdfinanzierungskosten diese sind in § 35 I Nr. 4 KAG BW<br />

^ vgl. dazu Rdn.1b ^ eigens erwÌhnt) in den beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwand eingestellt<br />

werden kÎnnen, ist von groÞer praktischer Bedeutung, insbesondere weil solche<br />

Kosten oftmals einen erheblichen oder im Einzelfall sogar den Ïberwiegenden Anteil am<br />

ErschlieÞungsaufwand ausmachen. Nach der Rspr. des BVerwG vgl. gr<strong>und</strong>legend E 85,<br />

306 = NVwZ 1991, 486 = DVBl. 1990, 1408; dazu Klinkhardt NVwZ 2001, 1375 ff. sowie ^<br />

jeweils mit Berechnungsschemata ^ Klausing DVBl. 2001, 516 ff. <strong>und</strong> Richarz KStZ 2001,<br />

45 ff.; krit. unter Vorstellen eigener Berechnungsmethoden Stuttmann DVBl. 2002, 292 ff.;<br />

vgl. auch Driehaus §13 Rdn.12 ff.) gilt Folgendes: Auch nach dem zum 1.1.1974 b<strong>und</strong>esweiten<br />

Inkrafttreten des gemeindehaushaltsrechtlichen Gesamtdeckungsprinzips vgl. fÏr<br />

vor diesem Zeitpunkt noch unter Geltung des Einzeldeckungsprinzips getÌtigte Aufwendungen:<br />

OVG MÏnster OVGE 48, 40 = NWVBl. 2000, 181 = ZMR 2000, 259 f. sowie das<br />

vorinstanzliche Urteil des VG Gelsenkirchen NVWBl. 1997, 406) mit der Folge, dass dem<br />

Haushalt nicht mehr entnommen werden kann, welcher Teil der Kreditaufnahme einer<br />

bestimmten ErschlieÞungsanlage zuzurechnen ist, gehÎren Zinsen auf von der Gemeinde<br />

fÏr beitragsfÌhige ErschlieÞungsmaÞnahmen eingesetztes Fremdkapital zum beitragsfÌhigen<br />

ErschlieÞungsaufwand i. S. des §128 I BauGB, sofern sie aus sachlichen GrÏnden im<br />

Rahmen einer ordnungsgemÌÞen HaushaltsfÏhrung als bankÏblich aufgenommen worden<br />

sind vgl. dazu BVerwGE 45, 215 f. = NJW 1974, 2147 f.); der fehlenden Zurechenbarkeit<br />

zu einer einzelnen ErschlieÞungsanlage ist dadurch Rechnung zu tragen, dass es den<br />

Gemeinden ausnahmsweise aus GrÏnden der VerwaltungspraktikabilitÌt gestattet ist, vom<br />

Gr<strong>und</strong>satz der ,,pfennig-genauen Kostenermittlung`` vgl. Rdn.272) abzuweichen, indem<br />

die Zuordnung eines Anteils der im VermÎgenshaushalt ausgewiesenen Kredite zu einer<br />

konkreten ErschlieÞungsanlage mit Hilfe gesicherter ErfahrungssÌtze ermittelt werden<br />

darf, wenn <strong>und</strong> soweit eine rechnerisch genaue Kostenzuordnung nicht oder allenfalls mit<br />

unvertretbarem Verwaltungsaufwand mÎglich wÌre; eine solche den Anforderungen der<br />

§§128 I, 130 I BauGB genÏgende Zuordnung eines Anteils der im VermÎgenshaushalt<br />

ausgewiesenen Kredite zu einer konkreten ErschlieÞungsanlage kann etwa dadurch erreicht<br />

werden, dass an den durch diese MaÞnahme ausgelÎsten Kreditbedarf angeknÏpft<br />

<strong>und</strong> dieser unter RÏckgriff auf die Fremdfinanzierungsquote des betreffenden Haushaltsjahres<br />

ermittelt wird, wobei sich die Fremdfinanzierungsquote ihrerseits aus dem VerhÌltnis<br />

errechnet, in dem die Gesamtausgaben des VermÎgenshaushalts fÏr Investitionen zu<br />

den Gesamteinnahmen aus Krediten stehen; sind nÌmlich alle Investitionen einer Gemeinde<br />

in einem Haushaltsjahr zu einem bestimmten Prozentsatz fremdfinanziert, rechtfertigt<br />

dies mit einem hinreichend hohen MaÞ an Wahrscheinlichkeit den Schluss, dass<br />

auch die Aufwendungen fÏr eine bestimmte ErschlieÞungsmaÞnahme in diesem Umfang<br />

fremdfinanziert sind.<br />

Unter Aufgreifen der vorgenannten Gr<strong>und</strong>sÌtze hat das BVerwGE 110, 344 ff. = NVwZ<br />

2001, 686 ff. = DVBl. 2000, 1220 ff. = KStZ 2000, 213 ff.) diese dahin prÌzisiert, dass es den<br />

durch §§128 I, 130 I BauGB vorgegebenen Anforderungen entspreche, bei der Berechnung<br />

der Fremdfinanzierungsquote von den Gesamtausgaben des VermÎgenshaushalts fÏr Inves-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 99<br />

284<br />

285<br />

285a


285b<br />

F 285b ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

titionen <strong>und</strong> InvestitionsfÎrderungsmaÞnahmen Zuwendungen <strong>und</strong> ZuschÏsse fÏr diese<br />

Zwecke vorweg abzuziehen, sofern diese abgezogenen Einnahmen im VermÎgenshaushalt<br />

haushaltsrechtlich wirksam zugunsten bestimmter Vorhaben zweckgeb<strong>und</strong>en seien.Wenn<br />

es nÌmlich den Gemeinden zwar in AusnahmefÌllen gestattet sei, die beitragsfÌhigen Kosten<br />

mit Hilfe gesicherter ErfahrungssÌtze zu ermitteln SchÌtzungsbefugnis), wÏrde ihnen<br />

aber das an Genauigkeit abverlangt, was unter Vermeidung von unvernÏnftigem <strong>und</strong> in<br />

diesem Sinne unvertretbarem Verwaltungsaufwand mÎglich sei; die SchÌtzung dÏrfe sich<br />

deshalb von dem tatsÌchlich durch die ErschlieÞungsanlage verursachten Aufwand nur so<br />

weit entfernen, wie dies die SchÌtzung rechtfertigenden UmstÌnde, insbesondere das Erfordernis<br />

derVerwaltungspraktikabilitÌt <strong>und</strong> derVermeidung unzumutbaren Verwaltungsaufwandes,<br />

bedingten in diesem Sinne auch OVG MÏnster OVGE 48, 40 = NWVBl. 2000,<br />

181 = ZMR 2000, 260). Zugleich hat das B<strong>und</strong>esverwaltungsgericht entschieden, dass es<br />

mit dem aus §§128 I,130 I BauGB folgenden Gebot einer mÎglichst wirklichkeitsgerechten<br />

Kostenermittlung unvereinbar sei, fÏr die Ermittlung der Fremdfinanzierungskosten bei<br />

der Zinsberechnung fÏr die Folgejahre nicht auf die Fremdfinanzierungsquote des Haushaltsjahres,<br />

in dem der ErschlieÞungsaufwand entstanden ist, sondern auf die jeweilige<br />

Quote der Folgejahre abzustellen so auch bereits OVG MÏnster OVGE 48, 40 = NWVBl.<br />

2000, 181f. = ZMR 2000, 260). Hat die Gemeinde ihre Investitionsdarlehen regelmÌÞig zu<br />

tilgen, so ist auch der fremdfinanzierte Anteil der ErschlieÞungsaufwendungen um anteilige<br />

Tilgungen zu verringern, wobei Letztere mit Hilfe einer durchschnittlichen Tilgungsquote<br />

des jeweiligen Rechnungsjahres ermittelt werden kÎnnen OVG MÏnster OVGE 48,<br />

40 = NWVBl. 2000, 182 = ZMR 2000, 261; vgl. auch Pesch NWVBl. 1999, 169; fernerVG<br />

Bremen DWW 2005, 164, 167 dazu, dass bei der Berechnung der Kapitalkosten keine Tilgungsquote<br />

zu berÏcksichtigen sei, wenn die Gemeinde zur Finanzierung der Investitionen<br />

fast ausschlieÞlich endfÌllige Kredite aufgenommen hat).<br />

SchlieÞlich dÏrfen in den beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwand keine Zinsen auf die<br />

jeweils fÏr das Vorjahr ermittelten Fremdfinanzierungszinsen eingestellt werden Verbot<br />

der Erhebung von Zinseszinsen), da sich die Kosten i. S. von §128 I BauGB gr<strong>und</strong>sÌtzlich<br />

nach den von der Gemeinde tatsÌchlich erbrachten Ausgaben richten BVerwGE 110, 344 =<br />

NVwZ 2001, 686 = DVBl. 2000, 1223 = KStZ 2000, 213; ebenso bereits OVG MÏnster<br />

OVGE 48, 40 = NWVBl. 2000, 183 = ZMR 2000, 262; vgl. auch Klinkhardt NVwZ 1999,<br />

48 unter II.).<br />

Der Zeitraum, fÏr den Zinsen auf eingesetztes Fremdkapital in den ErschlieÞungsaufwand<br />

einbezogen werden dÏrfen, endet zu dem Zeitpunkt, in dem die sachliche Erschlie-<br />

Þungsbeitragspflicht gem. §133 II 1 Alt. 1 BauGB vgl. Rdn. 72, 208) bzw. die Teilbeitragspflicht<br />

gem. §133 II 1 Alt. 2 BauGB vgl. Rdn. 224) entsteht BVerwG NVwZ 1993,<br />

1205 f. = KStZ 1995, 36; vgl. aber krit. dazu Klinkhardt NVwZ 1999, 47, 48 unter III.).<br />

Etwas Anderes gilt allerdings unter dem Gesichtspunkt, dass in entsprechender Anwendung<br />

des §129 I 1 BauGB grob unangemessen hohe, also sachlich schlechthin unvertretbare,<br />

Kosten nicht beitragsfÌhig sind s. Rdn. 315), wenn die Gemeinde nach endgÏltiger<br />

Herstellung der ErschlieÞungsanlage deren Abrechenbarkeit mittels Entstehenlassen der<br />

sachlichen Beitragspflichten vgl. zum Auseinanderfallen des Zeitpunkts der endgÏltigen<br />

Herstellung i.S. des §133 II 1 BauGB <strong>und</strong> des Zeitpunkts des Entstehens der sachlichen<br />

Beitragspflichten Rdn. 72) ohne jeden sachlich vertretbaren Gr<strong>und</strong> jahrelang verzÎgert hat<br />

BVerwGE 110, 344 = NVwZ 2001, 686 = DVBl. 2000, 1224 = KStZ 2000, 213 in einem<br />

Fall, in dem die Gemeinde aufgr<strong>und</strong> eines Rechtsirrtums nach endgÏltiger Herstellung<br />

der Anlage noch mehrere Jahre bis zur Einholung der Zustimmung der hÎheren VerwaltungsbehÎrde<br />

gem. §125 II BauGB a. F. ^ s. Rdn. 161 ^ <strong>und</strong> zur Widmung der StraÞe ^ s.<br />

Rdn. 139 ^ verstreichen lassen <strong>und</strong> damit das Entstehen der sachlichen Beitragspflicht hinausgezÎgert<br />

hatte); in diesem Falle sind die fÏr die Zeit nach der endgÏltigen Herstellung<br />

angefallenen Fremdfinanzierungskosten als nicht erforderlicher ErschlieÞungsaufwand<br />

nicht beitragsfÌhig vgl. zu einem entsprechenden rechtlichen Ansatz auch schon OVG<br />

MÏnster OVGE 48, 40 = NWVBl. 2000, 184 f. = ZMR 2000, 262 f.; das VG Gelsenkirchen<br />

100 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 285c^287 F<br />

NWVBl. 1997, 406 hÌlt sogar die ab etwa vier Jahren nach technischer Fertigstellung der<br />

Anlage entstandenen Fremdfinanzierungskosten fÏr nicht erforderlich i.S. des §129 I 1<br />

BauGB; vgl. auch Klinkhardt NVwZ 1999, 48 unter III.).<br />

Die Einbeziehung der bis zum Zeitpunkt des Entstehens der sachlichen ErschlieÞungsbeitragspflichten<br />

entstandenen Fremdfinanzierungskosten kann auch im Falle der Erhebung<br />

einer Vorausleistung, die an sich mit ihrer Anforderung entsteht s.o. Rdn. 229),<br />

erfolgen, wobei die Gemeinde eine auf den Zeitpunkt des Entstehens der Beitragspflichten<br />

ausgerichtete Prognose der bis dahin voraussichtlich anfallenden Fremdfinanzierungskosten<br />

anzustellen hat BVerwG NVwZ 1993, 1200 = ZMR 1993, 296 = KStZ 1993, 118;<br />

abl. Klinkhardt NVwZ 1999, 49 unter V.). Auf der Gr<strong>und</strong>lage eines nach den vorstehenden<br />

Gr<strong>und</strong>sÌtzen ermittelten beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwands errechnet sich auch der<br />

Beitrag desjenigen, der bzw. dessen RechtsvorgÌnger bereits eine Vorausleistung s. o.<br />

Rdn. 226 ff.) erbracht hat; die sich insoweit ergebende Mehrbelastung gegenÏber denjenigen,<br />

die nicht zu einer Vorausleistung herangezogen worden sind, rechtfertigt nicht die<br />

Herabsetzung des endgÏltigen ErschlieÞungsbeitrags unter dem Gesichtspunkt einer unbilligen<br />

HÌrte i.S. des §135 V BauGB BVerwGE 85, 306 = NVwZ 1991, 485, 487 = DVBl.<br />

1990,1408,1410).<br />

285c<br />

bb) Der durch die von der Gemeinde zur VerfÏgung gestellten ErschlieÞungsflÌchen entstehende Aufwand.<br />

Der Aufwand, der dadurch entsteht, dass FlÌchen zur Herstellung einer beitragsfÌhigen<br />

ErschlieÞungsanlage zur VerfÏgung stehen, ist in drei Bestimmungen normiert zur<br />

Rechtslage in Baden-WÏrttemberg ^ vgl. dazu Rdn.1b ^ s. §§ 35 I Nr.1 <strong>und</strong> 22 S. 2 KAG<br />

BW). §128 I 1 Nr. 1 BauGB regelt die Kosten fÏr den Erwerb von FlÌchen Gr<strong>und</strong>erwerbskosten)<br />

sowie fÏr die Freilegung, die Voraussetzung dafÏr ist, dass mit den eigentlichen<br />

Herstellungsarbeiten begonnen werden kann. Dabei ist unter ,,FlÌche`` das gesamte<br />

Gr<strong>und</strong>stÏck einschlieÞlich des zugehÎrigen Untergr<strong>und</strong>s zu verstehen, so dass auch die<br />

Beseitigung von Hindernissen unter der ErdoberflÌche wie z. B. das Entfernen von Ruinen<br />

im Boden eine Freilegung im Gesetzessinne darstellt BVerwG NVwZ 1993, 1203,<br />

1204 = KStZ 1993, 70 = ZMR 1993, 82). Zu den Freilegungskosten dÏrfte auch eine fÏr<br />

die Anlegung der StraÞe wegen des Eingriffs in die Natur zu zahlende Ausgleichsabgabe<br />

nach dem Naturschutzrecht der LÌnder s. Kap. E Rdn. 778) zÌhlen LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr<br />

§128 Rdn. 15; vgl. auch Driehaus § 13 Rdn. 57, der allerdings § 128 I 1 Nr. 2<br />

BauGB als Rechtsgr<strong>und</strong>lage ansieht). §128 I 2 <strong>und</strong> 3 BauGB befassen sich mit dem Wert<br />

der von der Gemeinde aus ihrem VermÎgen bereitgestellten <strong>und</strong> im Falle einer erschlie-<br />

Þungsbeitragspflichtigen Zuteilung gem. §§ 57 S. 4 <strong>und</strong> 58 I1 sowie 68 I Nr. 4 BauGB zugeteilten<br />

FlÌchen.<br />

Ob eine FlÌche imWege des Erwerbs oder der Bereitstellung § 22 S. 2 KAG BW ^ vgl.<br />

dazu Rdn.1b ^ stellt auf den Zeitpunkt der ,,erstmaligen Bereitstellung`` ab) zur VerfÏgung<br />

gestellt worden ist, ist von erheblicher Bedeutung. Denn fÏr die HÎhe der Kosten<br />

bzw. des Werts ist der Zeitpunkt des Erwerbs bzw. der Bereitstellung s. u. Rdn. 296)<br />

maÞgeblich, so dass bei im Allgemeinen steigenden Gr<strong>und</strong>stÏckspreisen die Bereitstellungsalternative<br />

zu einem hÎheren Aufwand fÏhrt. Die Abgrenzung zwischen Erwerb<br />

<strong>und</strong> Bereitstellung erfolgt nach der von der Gemeinde getroffenen Zweckbestimmung.<br />

Ist die FlÌche von vornherein zum Zwecke der Herstellung von ErschlieÞungsanlagen erworben<br />

worden, handelt es sich um Gr<strong>und</strong>erwerb. Ist die FlÌche dagegen ohne eine entsprechende<br />

Zweckbestimmung in das allgemeine LiegenschaftsvermÎgen Ïbergegangen<br />

<strong>und</strong> spÌter fÏr den Bau einer ErschlieÞungsanlage verwandt worden, ist eine Bereitstellung<br />

anzunehmen BVerwGE 61,316,323f.=NJW1981,2371=DVBl.1981,827).Ein<br />

zielgerichteter Erwerb i. S. von §128 I 1 Nr. 1 BauGB liegt auch dann vor, wenn die Gemeinde<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke erwirbt, um sie nach Wirksamwerden einer im Zeitpunkt des Erwerbs<br />

bereits vorgesehenen, aber lediglich in den Einzelheiten noch nicht konkretisierten<br />

Planung zur Herstellung von ErschlieÞungsanlagen zu nutzen, so dass in den Erschlie-<br />

Þungsaufwand der tatsÌchliche Kaufpreis bzw. Tauschwert <strong>und</strong> nicht der nach der Bereit-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 101<br />

286<br />

287


288<br />

289<br />

290<br />

291<br />

292<br />

F 288^292 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

stellungsalternative des §128 I 2 BauGB maÞgebliche Verkehrswert einzustellen ist OVG<br />

MÏnster NWVBl. 1997, 262 f. = ZKF 1998, 15). Steht zwar fest, dass die Gemeinde eine FlÌche<br />

zur VerfÏgung gestellt hat, lÌsst sich aber nicht feststellen, in welcher Form das erfolgt<br />

ist, ist von der die Beitragspflichtigen weniger belastenden, d. h. einen geringeren Aufwand<br />

verursachenden, Alternative auszugehen BVerwG NVwZ 1986, 299, 302 = BRS 43<br />

Nr. 96 S. 239, 247).<br />

Im Einzelfall kann zweifelhaft sein, welcher Art von Aufwendungen bestimmte Kosten<br />

zuzurechnen sind. So ist z. B. fraglich, ob Kosten fÏr die Beseitigung eines an der Erschlie-<br />

ÞungsflÌche bestehenden dinglichen oder obligatorischen Rechts § 35 I Nr.1 KAG BW ^<br />

vgl. dazu Rdn.1b ^ spricht von ,,AblÎsung von Rechten``) zu den Freilegungskosten oder<br />

den Gr<strong>und</strong>erwerbs- bzw. Bereitstellungskosten so LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §128<br />

Rdn. 15; vgl. auchVogel in Kohlhammer-Komm §128 Rdn. 45) zÌhlen. Jedenfalls sind solche<br />

Kosten aber berÏcksichtigungsfÌhig vgl. auch OVG MÏnster NVwZ 1986, 499 =<br />

KStZ 1985, 17), soweit sie zur Herstellung der ErschlieÞungsanlage aufgewandt werden<br />

mussten vgl. Rdn. 282).<br />

Zu den Gr<strong>und</strong>erwerbskosten i. S. d. §128 I 1 Nr. 1 BauGB gehÎren alle Aufwendungen,<br />

die die Gemeinde machen musste, um ^ sei es imWege von Kauf,Tausch, Schenkung, Umlegung<br />

oder Enteignung ^ den Besitz der fÏr die erstmalige Herstellung der Anlage notwendigen<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke zu erlangen. Solche Kosten sind Kaufpreis, EnteignungsentschÌdigung,Vermessungs-<br />

vgl. zu diesenVGH Kassel NVwZ-RR 2002, 67, 68 = KStZ 2002, 12<br />

= ZKF 2001, 279 sowie Ruff KStZ 1992, 221ff.) <strong>und</strong> Beurk<strong>und</strong>ungskosten, Notar- <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>buchgebÏhren, Kosten eines Enteignungs- oder Gerichtsverfahrens sowie der Eintragung<br />

in das Gr<strong>und</strong>buch, Kosten des Erwerbs fÏr auf der ErschlieÞungsflÌche befindliche<br />

Baulichkeiten, BÌume, Pflanzen u. Ì., vertraglich vereinbarte EntschÌdigungen fÏr Aufwuchs,<br />

Aufbauten, Einfriedigungen OVG MÏnster NVwZ 1986, 499 = KStZ 1985, 17).<br />

Zu berÏcksichtigen sind nur die tatsÌchlich angefallenen Gr<strong>und</strong>erwerbskosten, nicht<br />

fiktive Kosten, die der Gemeinde bei einem frÏheren oder spÌteren Erwerb entstanden wÌren.<br />

Deshalb ist eine Satzungsbestimmung ungÏltig, nach der nicht der Kaufpreis, sondern<br />

der Wert der ErschlieÞungsflÌchen im Zeitpunkt des letzten Erwerbs vor Entstehen der<br />

Beitragspflicht maÞgeblich ist BVerwG BauR 1977, 411, 413 = KStZ 1978, 110; vgl. im<br />

Ûbrigen auch dazu, bis zu welchem Zeitpunkt angefallene Gr<strong>und</strong>erwerbskosten in den<br />

Aufwand einbezogen werden dÏrfen, Rdn. 183).<br />

Hat die Gemeinde ErschlieÞungflÌchen unentgeltlich erhalten, ist also bei der Gr<strong>und</strong>abtretung<br />

weder eine Gegenleistung noch eine Anrechnung des Wertes auf den spÌter zu<br />

zahlenden Beitrag fÏr die endgÏltige Herstellung der Anlage vereinbart worden, ist kein<br />

Aufwand entstanden BVerwG DÚV 1970, 426 = BauR 1970, 177). Dies gilt auch, wenn die<br />

Gemeinde dem Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmer nachtrÌglich ein Entgelt BVerwG NJW 1974,<br />

1345 = BauR 1974, 335) oder eine hÎhere angemessene VergÏtung fÏr unter Wert erworbenes<br />

Land gewÌhrt. BeitragsfÌhige Gr<strong>und</strong>erwerbskosten sind dagegen dann anzunehmen,<br />

wenn GelÌnde bereits vor Inkrafttreten des BBauG, z. B. aufgr<strong>und</strong> eines StraÞensicherungsvertrages<br />

nach der Bayerischen Bauordnung von 1901 vgl. dazu BVerwG DÚV<br />

1980, 835, 836 = KStZ 1980, 231), zwar unentgeltlich abgetreten worden ist, aber die GeschÌftsgr<strong>und</strong>lage<br />

fÏr diese Unentgeltlichkeit nunmehr entfallen <strong>und</strong> deshalb die Gemeinde<br />

zur nachtrÌglichen VergÏtung in Form der Anrechnung auf den ErschlieÞungsbeitrag verpflichtet<br />

ist. Ob <strong>und</strong> in welcher HÎhe ein Entgelt nachtrÌglich zu leisten ist, beurteilt sich<br />

nach Landesrecht BVerwG DÚV 1983, 939 = KStZ 1983, 138).<br />

Eine entgeltliche Gr<strong>und</strong>abtretung trotz Fehlens einer ausdrÏcklichen entsprechenden<br />

Vereinbarung liegt auch dann vor, wenn der Vertrag, z. B. ein Anbauvertrag nach dem<br />

PrFluchtlG, dahin auszulegen ist, dass letztlich ein Entgelt gewÌhrt werden sollte. Das<br />

kann u. a. der Fall sein, wenn in zum Zeitpunkt der Abtretung geltenden gemeindlichen<br />

Bestimmungen, insbesondere der Ortssatzung, geregelt war, dass abgetretenes StraÞenland<br />

bei der Heranziehung zu BeitrÌgen fÏr die Herstellung der StraÞe vergÏtet werden sollte<br />

vgl. LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr § 128 Rdn. 8).<br />

102 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 293^296 F<br />

Zu den Kosten des Gr<strong>und</strong>erwerbs zÌhlt gem. §128 I 3 BauGB auch derWert der FlÌchen,<br />

die der Gemeinde im Umlegungsverfahren nach §§ 57 S. 4 <strong>und</strong> 58 I1 BauGB erschlie-<br />

Þungsbeitragspflichtig zugeteilt worden sind. Gemeint ist damit die Zuteilung von FlÌchen<br />

an die Gemeinde in einem Umlegungsverfahren nach § 55 II BauGB vgl. ausf. Driehaus<br />

§ 13 Rdn. 43 ff.; ferner zum VerhÌltnis von Umlegungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

MÏller-JÎkel ZfBR 2002, 224 ff.). Allerdings ist in §128 I 3 i.d. F. des Gesetzes Ïber das<br />

BauGB vom 8. 12. 1986 BGBl. I 2191) zwar § 57 S. 4 BauGB, nicht aber auch § 58 I 1<br />

BauGB genannt. Dies ist lediglich in der aufgr<strong>und</strong> der ErmÌchtigung in Art. 3 des vorgenannten<br />

Gesetzes erfolgten Bekanntmachung vom 8. 12. 1986 BGBl. I 2253) der Fall.<br />

Deshalb stellt sich die Frage, ob diese ErmÌchtigung auch eine Berichtigung i.S. des Art. 3<br />

des Gesetzes Ïber das BauGB ist <strong>und</strong>, falls man das verneint so Driehaus §13 Rdn. 46 ff.;<br />

Vogel in Kohlhammer-Komm §128 Rdn. 41; a. A. Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger<br />

§128 Rdn. 10 a), §128 I 3 BauGB sich nur auf eine Zuteilung gemÌÞ § 57 S. 4 BauGB<br />

bezieht. Ein solches Ergebnis wÏrde zu einer unbeabsichtigten GesetzeslÏcke fÏhren.<br />

§128 I 3 BauGB ist einschrÌnkend dahin auszulegen, dass nur der Wert solcher FlÌchen<br />

zu berÏcksichtigen ist, die fÏr beitragsfÌhige ErschlieÞungsanlagen i. S. des §127 II BauGB,<br />

nicht auch ^ was nach § 55 II BauGB mÎglich ist ^ fÏr andere Anlagen zugeteilt worden sind<br />

LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §128 Rdn. 7). Die Kosten i. S. des §128 I 3 BauGB bemessen<br />

sich dabei nach derWertangabe im Umlegungsverzeichnis gem. § 68 I Nr. 4 BauGB.<br />

Gem. § 242 VI BauGB findet §128 I 3 BauGB, der im Hinblick auf die Ønderungen<br />

im Umlegungsrecht vgl. zur Umlegung Kap. B Rdn.1032ff.) <strong>und</strong> die sich infolge der<br />

Rspr. BVerwGE 61, 316, 322 = NJW 1981, 2370) zur alten Rechtslage ergebenden Schwierigkeiten<br />

bei fehlender IdentitÌt von Umlegungs- <strong>und</strong> Abrechnungsgebiet eingefÏgt worden<br />

ist, auch Anwendung, wenn der Umlegungsplan nach § 66 BauGB oder die Vorwegregelung<br />

nach § 76 BauGB bereits vor Inkrafttreten des BauGB am 1. 7. 1987 ortsÏblich<br />

i.S. des § 71 BBauG bekannt gemacht worden ist. § 242 VI BauGB ist aber im Zusammenhang<br />

mit dem die Ûberleitung des Umlegungsrechts behandelnden § 239 II BauGB<br />

a. F. ^ vgl. nunmehr § 233 I BauGB ^ zu sehen, so dass eine RÏckwirkung nur erfolgen<br />

darf, wenn die FlÌche fÏr den EigentÏmer erkennbar erschlieÞungsbeitragspflichtig zugeteilt<br />

worden ist. Deshalb <strong>und</strong> weil eine ErschlieÞungsbeitragspflicht nur einmal <strong>und</strong> in<br />

unverÌnderbarer HÎhe entsteht Rdn. 208), also § 242 VI BauGB nur die FÌlle erfasst, in<br />

denen bis zum 1. 7. 1987 eine sachliche Beitragspflicht noch nicht entstanden war Driehaus<br />

§13 Rdn. 49; LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §128 Rdn. 7; Vogel in Kohlhammer-Komm<br />

§ 128 Rdn. 42), bestehen keine verfassungsrechtlichen Bedenken gegen die angeordnete<br />

RÏckwirkung Bedenken erhebt jedoch Sailer in Cholewa/Dyong/von der Heide/Sailer §128<br />

Anm. III 2).<br />

Keine Kosten entstehen durch die Bereitstellung von Gr<strong>und</strong>stÏcken aus dem allgemeinen<br />

LiegenschaftsvermÎgen. Deshalb ordnet §128 I 2 BauGB an, dass der Wert der FlÌchen<br />

in den Aufwand einzubeziehen ist. MaÞgeblich ist der Wert, <strong>und</strong> zwar der Verkehrswert<br />

Driehaus §13 Rdn. 37; Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §128 Rdn. 15;<br />

LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §128 Rdn. 12; Vogel in Kohlhammer-Komm §128<br />

Rdn. 33), im Zeitpunkt der Bereitstellung, der sich danach bestimmt, wann durch irgendein<br />

gemeindliches, auch verwaltungsinternes, Handeln die beabsichtigte Verwendung der<br />

FlÌchen fÏr die ErschlieÞungsanlage erkennbar wird, indem die FlÌche ersichtlich aus dem<br />

allgemeinen LiegenschaftsvermÎgen ausscheidet BVerwG DÚV 1980, 834 f. = KStZ 1980,<br />

230 = BauR 1980, 351; NVwZ 1995, 1205, 1206 = KStZ 1996, 151 = ZMR 1995, 331). Das<br />

ist in erster Linie der Fall, wenn die dafÏr in der jeweiligen Gemeinde zustÌndige Stelle die<br />

entsprechende FlÌche durch einen formlosen Bereitstellungsakt der z. B. mit dem gemeindlichen<br />

StraÞenbau befassten Stelle fÏr die Anlegung einer bestimmten Erschlie-<br />

ÞungsstraÞe zur VerfÏgung stellt BVerwG NVwZ 1995, 1205, 1206 = KStZ 1996, 151 =<br />

ZMR 1995, 331). Fehlt es an einem solchen Bereitstellungsakt oder erfolgt dieser erst,<br />

nachdem die FlÌche tatsÌchlich fÏr die Anlegung etwa einer StraÞentrasse verwandt worden<br />

ist, ein die FlÌche erfassender Bebauungsplan die formelle Planreife i. S. des § 33 I<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 103<br />

293<br />

294<br />

295<br />

296


297<br />

298<br />

F 297, 298 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

Nr. 1 BauGB vgl. Kap. A III Rdn. 3) erreicht hat oder ^ im unbeplanten Innenbereich<br />

^ ein entsprechender Ausbauplan fertig gestellt worden ist, ist als Bereitstellungszeitpunkt<br />

der Zeitpunkt anzusehen, in dem die FlÌche tatsÌchlich fÏr die Anlegung der Erschlie-<br />

Þungsanlage in Anspruch genommen worden, die Planreife eingetreten bzw. der Ausbauplan<br />

fertig gestellt worden ist BVerwG NVwZ 1995, 1205, 1206 = KStZ 1996, 151 = ZMR<br />

1995, 331). Wie bei den Gr<strong>und</strong>erwerbskosten vgl. Rdn. 289) zÌhlen zum Bereitstellungswert<br />

auch die Nebenkosten BVerwG DÚV 1976, 351 = KStZ 1976, 210). Keinen Bereitstellungswert<br />

weisen Gr<strong>und</strong>stÏcke auf, die die Gemeinde aus bereits gewidmeten StraÞen<br />

BVerwG DÚV 1970, 426 = BauR 1970, 177) oder Wirtschaftswegen OVG Koblenz AS 21,<br />

108, 110 f.) zur VerfÏgung stellt. Freilegungskosten nach §128 I Nr. 1 BauGB entstehen fÏr<br />

alle MaÞnahmen, die zur Beseitigung von GegenstÌnden wie GebÌuden, Mauern, BÌumen,<br />

Pflanzen, ZÌunen erforderlich sind, die die Herstellung der Anlage hindern. Zwar<br />

sind beitragsfÌhig nur die Kosten der Freilegung der FlÌche fÏr die ErschlieÞungsanlage.<br />

Befindet sich aber ein GebÌude sowohl innerhalb als auch auÞerhalb der ErschlieÞungsflÌche<br />

<strong>und</strong> muss das gesamte GebÌude beseitigt werden, sind sÌmtliche Abbruchskosten<br />

beitragsfÌhig.<br />

cc) Die Kosten der erstmaligen Herstellung der ErschlieÞungsflÌchen einschlieÞlich der EntwÌsserungs-<br />

<strong>und</strong> Beleuchtungseinrichtungen § 128 I 1 Nr. 2 BauGB). Zum ErschlieÞungsaufwand<br />

zÌhlen gem. §128 I 1 Nr. 2 BauGB die Kosten der erstmaligen Herstellung der jeweiligen<br />

ErschlieÞungsanlage insgesamt BVerwG NVwZ-RR 1989, 382, 383 = DVBl. 1989, 417)<br />

einschlieÞlich der Einrichtungen fÏr ihre Beleuchtung <strong>und</strong> EntwÌsserung. BeitragsfÌhig<br />

sind also alle zur ErfÏllung des satzungsmÌÞigen Herstellungsprogramms Rdn. 169 ff.)<br />

<strong>und</strong> bis zum Entstehen der Beitragspflicht aufgewandten Kosten. Zu Letzteren zÌhlen<br />

auch die Kosten der Errichtung von StÏtzmauern, die zur AbstÏtzung einer hÎhergelegenen<br />

StraÞe gegen anliegende Gr<strong>und</strong>stÏcke oder von anliegenden Gr<strong>und</strong>stÏcken gegen<br />

eine tiefergelegene StraÞe entweder auf StraÞengr<strong>und</strong> oder einem Anliegergr<strong>und</strong>stÏck errichtet<br />

werden mÏssen BVerwGE 82, 215, 219 ff. = NVwZ 1990, 78, 79 = DVBl. 1989,<br />

1208), sowie die von der Gemeinde nach MaÞgabe des §12 I 1, VI 1 FStrG zu tragenden<br />

einmÏndungsbedingten Kosten § 35 I Nr. 2 KAG BW ^ vgl. dazu Rdn.1b ^ sieht ausdrÏcklich<br />

als beitragsfÌhig die Kosten an, die zum ,,Anschluss der StraÞen, Wege <strong>und</strong><br />

PlÌtze an bestehende Îffentliche StraÞen, Wege oder PlÌtze`` aufgewendet worden sind)<br />

einschlieÞlich ggf. der Kosten fÏr die Anlegung von Abbiegespuren auf der B<strong>und</strong>esstraÞe<br />

BVerwGE 85, 1, 3 f. = NVwZ 1990, 869 = DVBl. 1990, 784). Die EntwÌsserungs- <strong>und</strong> Beleuchtungskosten<br />

mÏssen in der Satzung eigens als Merkmal der endgÏltigen Herstellung<br />

aufgefÏhrt sein Rdn. 176). BeitragsfÌhig ist auch der Aufwand fÏr die Erstellung einer<br />

provisorischen Anlage, soweit diese zur spÌteren endgÏltigen Herstellung erforderlich war<br />

oder das Provisorium in die endgÏltige Herstellung eingeht, wie das z. B. bei Verwendung<br />

einer BaustraÞe als Unterbau der Fall sein kann BVerwGE 34, 19 = DVBl. 1970, 81f.). Ferner<br />

fallen unter §128 I 1 Nr. 2 BauGB die Kosten der Herstellung einer AnbaustraÞe, soweit<br />

diese auf einer TeilflÌche angefallen sind, auf der teilweise eine bereits frÏher endgÏltig<br />

hergestellte <strong>und</strong> spÌter eingezogene StraÞe verlaufen ist, wenn die ,,neue`` <strong>und</strong> die ,,alte``<br />

StraÞe nicht identisch sind, d. h. sie unterschiedlich gefÏhrt <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>stÏcksflÌchen<br />

anders geschnitten sind BVerwG NVwZ-RR 1989, 382, 383 = DVBl. 1989, 417).<br />

Die Kosten der Herstellung der Beleuchtungseinrichtungen einer StraÞe stellen stets,<br />

auch wenn die Gemeinde nicht StraÞenbaulasttrÌger ist, beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwand<br />

dar BVerwG NVwZ 1990, 374, 376 = HSGZ 1990, 63). Zu den Kosten der Beleuchtungseinrichtungen<br />

i. S. von §128 I 1 Nr. 2 BauGB gehÎren die Aufwendungen fÏr<br />

Anschaffung <strong>und</strong> Anbringung der Masten, der Lampen <strong>und</strong> der Kabel, RÎhren, Schalter<br />

usw. Sofern ein Energieversorgungsunternehmen ^ auch ein in der TrÌgerschaft der Gemeinde<br />

befindliches ^ die Herstellungsarbeiten getÌtigt hat, entsteht der Gemeinde nur<br />

dann <strong>und</strong> insoweit beitragsfÌhiger Aufwand, als sie dem Unternehmen zur VergÏtung verpflichtet<br />

ist. Einrichtungen, die zugleich anderen ErschlieÞungsanlagen dienen <strong>und</strong> sich<br />

104 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 299^302 F<br />

u. U. auÞerhalb der abzurechnenden Anlage befinden Gemeinschaftseinrichtungen), sind<br />

beitragsfÌhig, sofern sie der Anlage hinreichend zugeordnet werden kÎnnen. Von der ErmÌchtigung<br />

in §128 II 2 BauGB, Kosten der Beleuchtung i. S. des §128I1Nr.2BauGB<br />

als nicht in den beitragsfÌhigen Aufwand einstellbar zu bestimmen, hat bisher kein B<strong>und</strong>esland<br />

Gebrauch gemacht.<br />

Die Kosten der EntwÌsserungseinrichtungen kÎnnen, sofern nicht EinheitssÌtze zugr<strong>und</strong>e<br />

gelegt werden s. o. Rdn. 273 ff.), auf verschiedene Weise ermittelt werden, wobei<br />

diese einen innerdienstlichen Ermessensakt darstellende Entscheidung Ïber die Art der<br />

Ermittlung bis zur Entstehung der Beitragspflicht getroffen sein muss Driehaus §13<br />

Rdn. 66). Auszugehen ist zunÌchst davon, dass erschlieÞungsbeitragsfÌhig nur die Kosten<br />

der Einrichtungen fÏr die StraÞenentwÌsserung sind. Nicht beitragsfÌhig sind dagegen<br />

die Kosten der Erstellung der Anlagen, die der Beseitigung des auf den Gr<strong>und</strong>stÏcken anfallenden<br />

Schmutz- <strong>und</strong> Regenwassers sowie des Gr<strong>und</strong>wassers dienen. Ohnehin nicht<br />

beitragsfÌhig sind ferner die Kosten fÏr die Erstellung von KlÌranlagen <strong>und</strong> der weiteren<br />

Anlagen zur Reinigung des auf den StraÞen anfallenden <strong>und</strong> von diesen abgeleiteten Regenwassers<br />

BVerwG NVwZ 1987, 143 f. = DVBl. 1986, 773 = KStZ 1986, 150).<br />

Die ausschlieÞliche BeitragsfÌhigkeit lediglich der StraÞenentwÌsserungseinrichtungen<br />

gilt unabhÌngig davon, ob die gemeindliche Anlage im Trenn- oder Mischsystem betrieben<br />

wird vgl. im Einzelnen Driehaus § 13 Rdn. 72 ff.). Beim Trennsystem sind KanÌle getrennt<br />

jeweils zur Ableitung des Niederschlag- oder Regenwassers sowie des Schmutzwassers<br />

verlegt. Beim reinen oder vollstÌndigen Mischsystem nimmt nur ein einziger Kanal<br />

sowohl das Schmutzwasser der anliegenden Gr<strong>und</strong>stÏcke als auch das von der StraÞe <strong>und</strong><br />

den Gr<strong>und</strong>stÏcken abflieÞende Regenwasser auf. Ein Mischsystem kann auch derart betrieben<br />

werden, dass in einem Kanal das sowohl von den Gr<strong>und</strong>stÏcken als auch von der<br />

StraÞe abflieÞende Regenwasser <strong>und</strong> in einem anderen Kanal das Schmutzwasser abgeleitet<br />

wird sog. abgemagertes Mischsystem).<br />

Eine MÎglichkeit der Kostenermittlung ist die, allein die im abzurechnenden Ermittlungsraum<br />

Rdn. 251ff.) verlegten StraÞenentwÌsserungseinrichtungen zugr<strong>und</strong>e zu legen.<br />

Ist aber der dortige Kanal grÎÞer dimensioniert als fÏr die konkrete Anlage erforderlich,<br />

weil er auch auf anderen ErschlieÞungsanlagen anfallendes Regenwasser aufnimmt <strong>und</strong><br />

transportiert, <strong>und</strong> ist er damit kostspieliger, muss die Gemeinde die Kosten anteilig zuordnen<br />

BVerwG BRS 37 Nr. 74 S. 146 f.). Diese Ermittlungsart ist unter zwei Gesichtspunkten<br />

nicht zweckmÌÞig. Zum einen wird das auf einer ErschlieÞungsanlage anfallende Regenwasser<br />

nicht nur durch die gerade dort verlegten Einrichtungen, sondern auch) durch<br />

ein weitergehendes miteinander verb<strong>und</strong>enes System abgeleitet. Zum anderen versperrt<br />

sich die Gemeinde durch den Ansatz ausschlieÞlich der Kosten der im Ermittlungsraum<br />

hergestellten Einrichtungen die MÎglichkeit, auch die weiteren der StraÞenentwÌsserung<br />

dienenden, jedoch auÞerhalb des Ermittlungsraums befindlichen Anlagen berÏcksichtigen<br />

zu kÎnnen, die einen erheblichen Aufwand verursachen. Das sind zunÌchst alle Einrichtungen,<br />

die die StraÞen frei von Ûberflutungen <strong>und</strong> damit fahr- <strong>und</strong> gehbereit halten sollen<br />

BVerwGE 54, 225 f. = DÚV 1978, 56, 57 = BauR 1978, 50), wie anderweitig verlegte<br />

Rohrleitungen, Pumpstationen, RevisionsschÌchte <strong>und</strong> RegenrÏckhaltebecken sowie die<br />

entweder im Trenn- oder Mischsystem betriebenen Gemeinschaftseinrichtungen.<br />

Deshalb bietet es sich an, den Aufwand entweder auf ein bestimmtes rÌumlich <strong>und</strong><br />

technisch abgegrenztes <strong>und</strong> fÏr sich funktionsfÌhiges EntwÌsserungssystem BVerwGE 38,<br />

275, 276 = KStZ 1972, 114 = DÚV 1972, 502 f.) oder gar auf das gesamte gemeindliche<br />

StraÞenentwÌsserungsnetz zu beziehen BVerwGE 54, 225 f. = DÚV 1978, 56 f. = BauR<br />

1978, 50). Hier tritt zwar an die Stelle der Kosten fÏr einen bestimmten Ermittlungsraum<br />

ein rechnerisch festgelegter Anteil am gesamten EntwÌsserungssystem. Aber dennoch handelt<br />

es sich um eine Aufwandsermittlung nach tatsÌchlichen Kosten, allerdings in Form<br />

der Errechnung eines ,,Durchschnittssatzes``, die jedoch ^ anders als die Festsetzung eines<br />

Einheitssatzes vgl. Rdn. 273 ff.) ^ auf Unternehmerrechnungen fuÞt, die die konkreten<br />

Anlagen betreffen.<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 105<br />

299<br />

300<br />

301<br />

302


F 303^308 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

303<br />

304<br />

Da aber i.d. R. EntwÌsserungseinrichtungen nicht nur der StraÞen-, sondern auch der<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcksentwÌsserung dienen sog. Gemeinschaftseinrichtungen), muss der auf die<br />

StraÞenentwÌsserung entfallende <strong>und</strong> allein erschlieÞungsbeitragspflichtige Aufwandsanteil<br />

eigens ermittelt <strong>und</strong> zugeordnet werden, wobei wiederum nach Trenn- <strong>und</strong> Mischsystem<br />

vgl. zu diesen Begriffen Rdn. 300) zu unterscheiden ist.<br />

Beim Mischsystem s. o. Rdn. 300) sind zunÌchst drei gesonderte Kostenmassen zu<br />

bilden vgl. BVerwG NVwZ 1986, 221 = DVBl. 1985, 1178 = KStZ 1986, 31 fÏr ein reines<br />

Mischsystem <strong>und</strong> OVG MÏnster NVwZ-RR 2003, 301 sowie VGH Mannheim VBlBW<br />

1988, 305, 307 f. fÏr ein nicht abgemagertes Mischsystem), nÌmlich jeweils fÏr die Anlagenteile,<br />

die<br />

^ allein der StraÞenentwÌsserung dienen <strong>und</strong> somit in vollem Umfang erschlieÞungsbeitragsfÌhig<br />

sind wie StraÞensinkkÌsten, StraÞenrinnen, Zuleitungen zum Hauptkanal;<br />

^ allein der Gr<strong>und</strong>stÏcksentwÌsserung dienen <strong>und</strong> somit nicht erschlieÞungsbeitragsfÌhig sind wie<br />

z. B. die Gr<strong>und</strong>stÏcksanschlussleitungen;<br />

^ sowohl der StraÞen- als auch der Gr<strong>und</strong>stÏcksentwÌsserung dienen wie z. B. der Hauptkanal.<br />

305<br />

306<br />

307<br />

308<br />

Die letztgenannte Kostenmasse muss in erschlieÞungsbeitrags- <strong>und</strong> nichterschlieÞungsbeitragsfÌhige<br />

Kosten aufgeteilt werden. Dies erfolgt in derWeise, dass festzustellen ist, wie<br />

hoch in etwa die Kosten bei einem Verzicht auf die Gemeinschaftseinrichtungen wÌren,<br />

d. h. welche Kosten angefallen wÌren, wenn ^ voneinander getrennt ^ eine Regenwasserkanalisation<br />

fÏr die StraÞenentwÌsserung <strong>und</strong> eine der Gr<strong>und</strong>stÏcksentwÌsserung Regen<strong>und</strong><br />

Schmutzwasser) dienende Kanalisation installiert worden wÌren. Diese sog. Zwei-<br />

KanÌle-Theorie findet sowohl beim abgemagerten als auch beim reinen Mischsystem Anwendung<br />

VGH Mannheim VBlBW 1988, 305; OVG MÏnster NVwZ-RR 2003, 301 sowie<br />

^ fÏr das Kanalanschlussbeitragsrecht OVGE 48, 147 =ZKF 2001, 110 = KStZ 2001, 134; dagegen<br />

befÏrwortet Driehaus § 13 Rdn. 76 f. ders. in Berliner Kommentar § 128Rdn.56eine<br />

Drei-KanÌle-Theorie mit der Folge der Bildung von vier Kostenmassen). Daraus ergibt sich<br />

einVerhÌltnis der durch die Herstellung der Gemeinschaftseinrichtungen jeweils veranlassten<br />

Kosten, wobei auf gesicherte Erfahrungswerte zurÏckgegriffen werden kann.<br />

Beim Trennsystem sind die Kosten entsprechend aufzuteilen, ist also zunÌchst zwischen<br />

allein der StraÞenentwÌsserung <strong>und</strong> ausschlieÞlich der Gr<strong>und</strong>stÏcksentwÌsserung dienenden<br />

Anlagenteilen zu unterscheiden. Die dritte, aus den fÏr die Herstellung von beiden<br />

Funktionen dienenden Anlageteilen resultierende Kostenmasse darf i. d.R. zur HÌlfte dem<br />

erschlieÞungsbeitragsfÌhigen Aufwand zugerechnet werden BVerwGE 68,249,252ff.=<br />

NVwZ 1984, 437, 438 = DVBl. 1984, 194), weil davon auszugehen ist, dass die Kosten fÏr<br />

die Installation von zwei getrennten Anlagen in etwa gleich hoch sind.<br />

dd) Die Kosten der Ûbernahme von Anlagen durch die Gemeinde §128 I 1 Nr. 3 BauGB). WÌhrend<br />

die Ïbrigen Regelungen Ïber den ErschlieÞungsaufwand in §128 I BauGB davon<br />

ausgehen, dass die Gemeinde in ErfÏllung ihrer ErschlieÞungspflicht aus §123 I BauGB<br />

Rdn. 14, 144) ErschlieÞungsanlagen selbst herstellt, regelt §128 I 1 Nr. 3 BauGB dieser<br />

Vorschrift entspricht § 35 I Nr. 3 KAG BW ^ vgl. Rdn.1b) die Ûbernahme einer ganz<br />

oder teilweise hergestellten Anlage als gemeindliche Anlage gegen Zahlung einer VergÏtung.<br />

In Betracht kommt die Ûbernahme z. B. privater oder aufgr<strong>und</strong> eines Erschlie-<br />

Þungsvertrages Rdn. 30 ff.) hergestellter Anlagen. BerÏcksichtigungsfÌhig sind allerdings<br />

nur die Kosten, die auch bei einer Herstellung durch die Gemeinde erschlieÞungsbeitragsfÌhig<br />

wÌren, also die Kosten der Ûbernahme von ErschlieÞungsanlagen i. S. von §127 II<br />

BauGB, deren Herstellung im Einzelfall eine ErschlieÞungsbeitragspflicht auslÎsen wÏrde<br />

OVG MÏnster NVwZ 1986, 500 = KStZ 1985, 16; dort auch zum Zusammenhang von<br />

§§128 I 1 Nr. 3 <strong>und</strong> 129 II BauGB; vgl. dazu Rdn. 481).<br />

ee) Die gemÌÞ §128 III BauGB nicht in den Aufwand einzustellenden Kosten. Gem. §128 III<br />

Nr. 1 BauGB dieser Vorschrift entspricht der Sache nach § 35 II Nr.1 KAG BW; vgl. dazu<br />

Rdn.1b) stellen die Kosten der Herstellung sowie des Gr<strong>und</strong>erwerbs, der Freilegung <strong>und</strong><br />

106 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 309^311 F<br />

der Bereitstellung von BrÏcken, Tunnels <strong>und</strong> UnterfÏhrungen mit den dazugehÎrigen<br />

Rampen, die Bestandteil einer an sich beitragsfÌhigen ErschlieÞungsanlage i.S. von<br />

§127 II BauGB sind, keinen beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwand dar. BeitragsfÌhig sind<br />

dagegen die Kosten, die auch ohne die genannten Bauwerke angefallen wÌren wie Fahrbahn-<br />

<strong>und</strong> Gehwegbelag Driehaus §13 Rdn.83;Vogel in Kohlhammer-Komm §128 Rdn.79).<br />

Nach §128 III Nr. 2 BauGB dieser Vorschrift entspricht dem Regelungsgehalt nach<br />

§ 35 II Nr. 2 KAG BW; vgl. dazu Rdn.1b) sind die Kosten der Herstellung von Fahrbahnen<br />

der Ortsdurchfahrten klassifizierter StraÞen B<strong>und</strong>es-, Land- <strong>und</strong> KreisstraÞen)<br />

nicht in den ErschlieÞungsaufwand einzubeziehen, soweit sie keine grÎÞere Breite als die<br />

anschlieÞende freie Strecke erfordern. Die Vorschrift trÌgt dem Gesichtspunkt Rechnung,<br />

dass der Aufwand fÏr die Anlegung aller Fahrbahnen von Verkehrsanlagen mit ÏberÎrtlicher<br />

Bedeutung aus allgemeinen Haushaltsmitteln zu bestreiten ist vgl. auch BVerwGE 31,<br />

90, 91 = DVBl. 1969, 271 = KStZ 1969, 199). Der rÌumliche Umfang einer Ortsdurchfahrt<br />

richtet sich nach den StraÞengesetzen z. B. § 5 IV FStrG). MaÞgeblicher Zeitpunkt fÏr die<br />

Beurteilung der Breite der anschlieÞenden freien Strecke der B<strong>und</strong>esstraÞe ist ^ spÌtestens<br />

^ der Zeitpunkt des Entstehens der sachlichen Beitragspflichten BVerwG NVwZ-RR<br />

2000, 530, 531 = DVBl. 2000, 1707, 1708 = KStZ 2001, 31, das allerdings, wie auch die<br />

Formulierung ,,spÌtestens`` zeigt, als maÞgeblichen Zeitpunkt auch den der frÏher erfolgenden<br />

^ s. Rdn. 169 ^ technischen Herstellung in Betracht zieht). FÏr den Kostenausschluss<br />

nach §128 III Nr. 2 BauGB kommt es gr<strong>und</strong>sÌtzlich auf die tatsÌchliche Breite<br />

der freien Strecke in dem zum maÞgeblichen Zeitpunkt des Entstehens der sachlichen Beitragspflichten<br />

vorhandenen Ausbauzustand an; ein geplanter Ausbau kann abweichend davon<br />

nur berÏcksichtigt werden, wenn in diesem Zeitpunkt eine entsprechende Planungsentscheidung<br />

bestandskrÌftig <strong>und</strong> mit ihrer AusfÏhrung bereits begonnen war BVerwG<br />

NVwZ-RR 2000, 530, 531 = DVBl. 2000, 1707, 1708 = KStZ 2001, 31).<br />

Es handelt sich bei der klassifizierten StraÞe mit ihren Teileinrichtungen wie Gehwegen,<br />

Radwegen unselbstÌndigen) Park- <strong>und</strong> GrÏnflÌchen zwar insgesamt um eine einheitliche<br />

beitragsfÌhige ErschlieÞungsanlage BVerwG NVwZ 1987, 56 = DVBl. 1987, 628 = KStZ<br />

86, 211). Ausgeschlossen sind aber die Kosten fÏr die technische Herstellung der Fahrbahn<br />

sowie die auf diese entfallenden Gr<strong>und</strong>erwerbskosten BVerwG NVwZ 1990, 374, 376 =<br />

HSGZ 1990, 63) sowie die Freilegungs- <strong>und</strong> Bereitstellungskosten. Soweit die StraÞenbaulast<br />

nicht bei der Gemeinde liegt, zÌhlen auch die Kosten der Herstellung weiterer Teilanlagen<br />

nicht zum beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwand s. o. Rdn. 144) mit Ausnahme<br />

allerdings der Beleuchtungseinrichtungen, die stets beitragsfÌhigen Aufwand verursachen<br />

s.o. Rdn. 298).<br />

Von erheblicher Bedeutung ist die Frage, welcher Zeitpunkt maÞgeblich ist, zu dem die<br />

StraÞe eine klassifizierte sein muss, um die Anwendung des §128 III Nr. 2 BauGB auszulÎsen.<br />

Abzustellen ist nÌmlich allein auf die formelle Einstufung, so dass eine entsprechende<br />

Anwendung der Vorschrift auf StraÞen ausscheidet, die, etwa als Autobahnzubringer<br />

vgl. BVerwG BRS 37 Nr. 60 S. 128), infolge der Aufnahme erheblichen ÏberÎrtlichen<br />

Verkehrs vergleichbare Funktionen wie eine klassifizierte StraÞe erfÏllen oder an sich sogar<br />

zu klassifizieren wÌren BVerwG NJW 1979, 2220 = DVBl. 1979, 780). Das BVerwG E 85,<br />

66, 75 ff. = NVwZ 1990, 873, 875 f. = DVBl. 1990, 786) stellt bezÏglich der Kosten der<br />

Fahrbahn auf den Zeitpunkt der technischen Fertigstellung ab. Die Anwendung des §128<br />

III Nr. 2 BauGB erscheint aber nicht sachgerecht, wenn die Herabstufung einer klassifizierten<br />

StraÞe zur GemeindestraÞe kurze Zeit nach der technischen Herstellung erfolgt<br />

<strong>und</strong> somit die Anlieger ^ anders als in der dem BVerwG zugr<strong>und</strong>e liegenden Fallgestaltung<br />

dort lag die Herabstufung zwar 9 Jahre vor dem Entstehen der sachlichen Beitragspflicht,<br />

aber erst 14 Jahre nach der technischen Fertigstellung) ^ nicht eine durch den ÏberÎrtlichen<br />

Verkehr abgenutzte Fahrbahn zur VerfÏgung gestellt bekommen. Im umgekehrten<br />

Falle der Klassifizierung einer GemeindestraÞe nach deren technischer Fertigstellung ist ^<br />

sofern der Aufwand unter dem Gesichtspunkt der Erforderlichkeit vgl. Rdn. 312 ff.) nicht<br />

ohnehin zu ermÌÞigen ist ^ im Wege des Billigkeitserlasses nach §135 V BauGB<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 107<br />

309<br />

310<br />

311


312<br />

313<br />

314<br />

315<br />

F 312^315 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

Rdn. 472 ff.) eine Verminderung des ErschlieÞungsaufwands entsprechend dem Gr<strong>und</strong>satz<br />

des § 128 III Nr. 2 BauGB jedenfalls dann in Betracht zu ziehen, wenn die Klassifizierung<br />

unmittelbar nach der technischen Fertigstellung erfolgt.<br />

ff) Die Erforderlichkeit des Aufwands § 129 I 1 BauGB). Eine Begrenzung der HÎhe des als<br />

Summe der Kosten i.S. von §128 BauGB ermittelten Aufwands ergibt sich aus §129 I 1<br />

BauGB, wonach ,,BeitrÌge nur insoweit erhoben werden, als die ErschlieÞungsanlagen<br />

erforderlich sind, um die BauflÌchen <strong>und</strong> die gewerblich zu nutzenden FlÌchen entsprechend<br />

den baurechtlichen Vorschriften zu nutzen`` eine entsprechende Regelung enthÌlt<br />

§ 33 S. 2 KAG BW; vgl. dazu Rdn.1b). Diese Vorschrift kann neben dem vÎlligen Ausschluss<br />

der BeitragsfÌhigkeit einer ErschlieÞungsanlage BVerwG NVwZ-RR 1989, 212,<br />

213 = DVBl. 1989, 418 = KStZ 1989, 71; vgl. auch Rdn. 145 ff.) auch dazu fÏhren, dass ein<br />

Teil des ErschlieÞungsaufwands nicht auf die Beitragspflichtigen umgelegt werden kann,<br />

weil insoweit nicht diesen, sondern der Allgemeinheit ein ErschlieÞungsvorteil geboten<br />

wird. Die Erforderlichkeit der Anlage in diesem Sinne ^ das ,,Wie`` der Herstellung ^<br />

richtet sich ebenso wie das ,,Ob`` der Herstellung vgl. Rdn. 147) nach den BedÏrfnissen<br />

aller erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke.<br />

Eine erste Begrenzung des ErschlieÞungsaufwands unter dem Gesichtspunkt der Erforderlichkeit,<br />

soweit es den Umfang von ErschlieÞungsanlagen betrifft, erfolgt durch die<br />

zwar nicht unbedingt notwendigen vgl. Rdn. 78), aber durchweg in den ErschlieÞungsbeitragssatzungen<br />

enthaltenen Bestimmungen Ïber den Umfang der ErschlieÞungsanlagen<br />

gem. §132 Nr. 1 BauGB, der ausdrÏcklich auf §129 BauGB ^ gemeint ist dessen<br />

Abs. 1 S. 1 ^ verweist. Bei StraÞen werden i.d. R. ^ zulÌssigerweise BVerwG BRS 37<br />

Nr. 142 S. 284) ^ HÎchstbreiten festgelegt, wobei an Art <strong>und</strong> MaÞ der baulichen Nutzung<br />

vgl. zu diesen Begriffen Rdn. 385) angeknÏpft wird, <strong>und</strong> zwar zweckmÌÞigerweise an<br />

die hÎchstzulÌssige Nutzung. Bei GrÏnanlagen <strong>und</strong> ParkflÌchen kann ein bestimmter Prozentsatz<br />

der tatsÌchlichen oder zulÌssigen BauflÌchen zugr<strong>und</strong>e gelegt werden, z. B. bei<br />

selbstÌndigen GrÏnanlagen 25 v. H. BVerwGE 48, 205, 210 = KStZ 1975, 231 = BauR<br />

1975, 338) <strong>und</strong> bei unselbstÌndigen ParkflÌchen 10 v. H. BVerwGE 34, 19 = DVBl. 1970,<br />

81, 82) der erschlossenen GeschossflÌchen. Werden diese in der Beitragssatzung festgelegten<br />

HÎchstmaÞe Ïberschritten, ist der Aufwand entsprechend zu ermÌÞigen.<br />

Trotz Einhaltung der satzungsmÌÞigen Begrenzungen ist stets die Erforderlichkeit nach<br />

§129 I 1 BauGB zu prÏfen BVerwG NJW 1979, 2220, 2221 = DVBl. 1979, 780). Insoweit<br />

steht der Gemeinde jedoch ein von den Gerichten nur eingeschrÌnkt ÏberprÏfbares Ermessen<br />

zu BVerwG NJW 1979, 2220, 2221 = DVBl. 1979, 780). So kann die Gemeinde<br />

auch Gesichtspunkte der Sicherheit <strong>und</strong> Leichtigkeit des Verkehrs sowie den Umstand berÏcksichtigen,<br />

dass eine StraÞe so ausgestaltet sein muss, dass sie auch den Ïblichen Durchgangsverkehr<br />

aufnimmt BVerwG DVBl. 1970, 904 = ZMR 1970, 382). Ferner kann die<br />

Gemeinde unter mehreren MÎglichkeiten der Ausgestaltung der Anlage die dauerhaftere<br />

LÎsung wÌhlen, um damit die Unterhaltungskosten zu senken BVerwGE 36, 155 = DÚV<br />

1971, 389 = DVBl. 1971, 214). SchlieÞlich liegt auch der Zeitpunkt der AusfÏhrung der ErschlieÞungsarbeiten<br />

im Ermessen der Gemeinde, so dass der Beitragspflichtige i. d.R.<br />

nicht mit Erfolg einwenden kann, die Herstellung sei mit der Folge hÎherer Kosten ,,verfrÏht``<br />

erfolgt BVerwG NVwZ 1990, 870, 871f. = ZfBR 1990, 210). Nicht erforderlich ist<br />

aber z. B. eine zusÌtzliche Fahrspur ausschlieÞlich zur BewÌltigung des ÏberÎrtlichen<br />

BVerwG DÚV 1976, 346, 348 f. = ZMR 1976, 319) oder eines ungewÎhnlich starken innerÎrtlichen<br />

Durchgangsverkehrs BVerwG NJW 1979, 2220 = DVBl. 1979, 780).<br />

Eine weitere Begrenzung des ErschlieÞungsaufwands folgt aus der entspr. Anwendung<br />

des §129 I 1 BauGB, indem nicht nur die Erforderlichkeit der Anlage, sondern auch die<br />

Angemessenheit der bei der Herstellung aufgewandten Kosten zu beachten ist BVerwGE<br />

59, 249, 252 = DVBl. 1980, 754, 755 = KStZ 1980, 68). Von Beitragspflichtigen wird oft<br />

eingewandt, der von der Gemeinde gezahlte Kaufpreis <strong>und</strong> damit die Gr<strong>und</strong>erwerbskosten<br />

seien ÏberhÎht. Aber auch insoweit ist der Gemeinde ein weites Ermessen ^ dieses<br />

108 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 316, 317 F<br />

sieht Eusterbrock in Gronemeyer §123 Rdn. 7 nunmehr durch die zum 1. 1. 1998 wirksam<br />

gewordene EinfÏgung des Wortes ,,kostengÏnstig`` in §123 II BauGB s. Rdn. 17) in der<br />

Weise eingeschrÌnkt, dass die Gemeinden von verschiedenen Ausbaualternativen gr<strong>und</strong>sÌtzlich<br />

die preiswerteste auszuwÌhlen hÌtten vgl. aber zum Zwecke der EinfÏgung des<br />

Wortes ,,kostengÏnstig`` unter Hinweis auf die GesetzesbegrÏndung: Driehaus §5 Rdn.<br />

18; LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr §123 Rdn. 10) ^ eingerÌumt, das erst Ïberschritten ist,<br />

wenn die Gemeinde ungerechtfertigt gegen das Wirtschaftlichkeitsgebot verstoÞen hat<br />

<strong>und</strong> dadurch augenfÌllige Mehrkosten entstanden sind, die Kosten also grob unangemessen,<br />

d. h. sachlich schlechthin unvertretbar sind BVerwG NVwZ 1990, 870, 871f. =<br />

ZfBR 1990, 210; vgl. auch VGH MÏnchen NVwZ-RR 1992, 579 = DÚV 1993, 167 =<br />

ZMR 1993, 85, wonach das nicht der Fall ist, wenn die Kosten 25 % Ïber den durchschnittlichen<br />

Preisen liegen <strong>und</strong> die Gemeinde hÌtte gÏnstiger wirtschaften kÎnnen; ferner<br />

OVG MÏnster NWVBl. 1997, 424, 425 f. zur Einhaltung des Gebots der sparsamen<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlichen HaushaltsfÏhrung im Rahmen des VertragsverhÌltnisses mit dem<br />

Hersteller der ErschlieÞungsanlage <strong>und</strong> NVwZ-RR 2002, 717 f. = HSGZ 2002, 413/4 =<br />

Gemht 2003, 64 zur Erforderlichkeit des ErschlieÞungsaufwands bei MÌngeln des Vergabeverfahrens,<br />

der Bauplanung, -ausfÏhrung <strong>und</strong> -Ïberwachung sowie der RechnungsprÏfung).<br />

So ist z. B. eine Ûberschreitung des Verkehrswerts gerechtfertigt, wenn damit<br />

der Gr<strong>und</strong>erwerb beschleunigt oder langwierige Enteignungs- <strong>und</strong> EntschÌdigungsverhandlungen<br />

vermieden werden sollen BVerwGE 59, 249, 253 f. = DVBl. 1980, 754, 755 =<br />

KStZ 1980, 68). Wegen dieses weiten Ermessens greift i. d.R. auch nicht der Einwand<br />

durch, die Gemeinde habe die Herstellungsarbeiten verzÎgert <strong>und</strong> diese seien deshalb zu<br />

kostspielig BVerwG NVwZ 1986, 925, 927 = DVBl. 1986, 349 = KStZ 1986, 91). Auch<br />

wird die Angemessenheit der Kosten nicht davon berÏhrt, dass die Gemeinde auf ihr gesetzlich<br />

eingerÌumte MÎglichkeiten der Vorfinanzierung durch die Beitragspflichtigen<br />

wie die Erhebung von Vorausleistungen s. o. Rdn. 226) oder die Anordnung der Kostenspaltung<br />

s. o. Rdn. 214) oder die Bildung eines Abschnitts s. o. Rdn. 257 ff.) verzichtet,<br />

sondern durch Fremdmittel vorfinanziert BVerwG NVwZ 1993, 1200 = KStZ 1993,<br />

118), was infolge der Einbeziehung der Zinsen auf das eingesetzte Fremdkapital zu einer<br />

ErhÎhung des ErschlieÞungsaufwands fÏhrt s. o. Rdn. 285; krit. dazu Pesch NWVBl.<br />

1999, 169; ferner Becker BauR 2001, 1853, 1857 f.).<br />

d) Die vom beitragsfÌhigen Aufwand vor dessen Umlegung vorzunehmenden<br />

AbzÏge. Nachdem entsprechend den vorstehenden Gr<strong>und</strong>sÌtzen Rdn. 281ff.) der beitragsfÌhige<br />

Aufwand festgestellt ist, bedarf es in einem weiteren Schritt der Ermittlung<br />

des umlegungsfÌhigen Aufwands, d. h. des Aufwands, der auf die i.S. des §131I BauGB<br />

erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke umgelegt wird. Das erfolgt im Wege des Abzugs des Gemeindeanteils<br />

nach §129 I 3 BauGB Rdn. 317) <strong>und</strong> eines eventuell anderweitig gedeckten<br />

Aufwands i. S. des §129 I 1 BauGB Rdn. 319 ff.).<br />

aa) Der Gemeindeanteil § 129 I 3 BauGB). Die durch §129 I 3 BauGB angeordnete Beteiligung<br />

der Gemeinde in HÎhe von mindestens 10 v. H. am beitragsfÌhigen Erschlie-<br />

Þungsaufwand Gemeindeanteil) trÌgt zum einen dem Umstand Rechnung, dass ErschlieÞungsanlagen<br />

nicht nur den erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcken einen ErschlieÞungsvorteil<br />

bieten, sondern auch der Allgemeinheit zur VerfÏgung stehen. Deshalb bedarf es ^ mit<br />

Ausnahme ganz auÞergewÎhnlicher UmstÌnde ^ nicht eines hÎheren Gemeindeanteils,<br />

weil die StraÞe als GemeindeverbindungsstraÞe auch Durchgangsverkehr aufnimmt<br />

BVerwGE 82, 102, 108 = NVwZ 1990, 165, 167 = DVBl. 1989, 1205). Zum anderen soll die<br />

Gemeinde angehalten werden, die ErschlieÞungsanlagen nicht zu Lasten der Beitragspflichtigen<br />

zu aufwendig herzustellen. Die Ûbernahme eines hÎheren Anteils als 10 v. H.<br />

steht zwar im Ermessen der Gemeinde; dieses kann aber faktisch eingeengt sein vgl.<br />

BVerwG NVwZ 1989, 469 = DVBl. 1989, 929 = HSGZ 1989, 209 im Falle einer Gemeinde,<br />

die Finanzzuweisungen beansprucht).Wird nach EinheitssÌtzen ermittelt Rdn. 273 ff.), ist<br />

§129 I 3 BauGB GenÏge getan, wenn der Gemeindeanteil bereits bei der Bemessung der<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 109<br />

316<br />

317


F 318^321 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

318<br />

EinheitssÌtze berÏcksichtigt wird <strong>und</strong> sichergestellt ist, dass die Gemeinde letztlich mindestens)<br />

10 v. H. des Aufwands Ïbernimmt BVerfGE 33, 298 = NJW 1972, 1854).<br />

Eine besondere Rechtslage besteht allerdings in Baden-WÏrttemberg vgl. Rdn.1b).<br />

Denn dort sieht § 23 I KAG BW einen Gemeindeanteil von lediglich ,,mindestens 5 Prozent<br />

der beitragspflichtigen Kosten`` vor, wobei die Gemeinde in der Satzung vgl.<br />

Rdn. 81) festlegen muss, wie sie den Gemeindeanteil nach dem der Allgemeinheit vermittelten<br />

Vorteil <strong>und</strong> nach der Art der ErschlieÞungsanlage s. Rdn. 318) bemisst vgl. dazu<br />

Driehaus NVwZ 2005, 1136, 1137/8).<br />

Der Eigenanteil kann ohne RÏcksicht auf die unterschiedliche Art der erschlossenen<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke <strong>und</strong> die verschiedenartigen ErschlieÞungsanlagen einheitlich fÏr das gesamte<br />

Gemeindegebiet festgelegt werden BVerwG NJW 1970, 876, 877 = DVBl. 1970, 417). Differenziert<br />

werden kann jedoch nach der Art der ErschlieÞungsanlagen, etwa in Form eines<br />

hÎheren Eigenanteils fÏr GrÏnanlagen <strong>und</strong> KinderspielplÌtze als fÏr StraÞen oder nach<br />

dem Charakter einer StraÞe als reine Wohn- oder als IndustriestraÞe Driehaus §16 Rdn. 4;<br />

Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §129 Rdn. 20). Einer satzungsmÌÞigen ErhÎhung<br />

des Gemeindeanteils bedarf es nicht, wenn eine selbstÌndige GrÏnanlage ganz<br />

Ïberwiegend von Gr<strong>und</strong>stÏcken aus genutzt wird, die nicht von der Anlage erschlossen<br />

sind vgl. dazu Rdn. 355 ff.).Vielmehr reicht es hier aus, dass die Gemeinde ermessensfehlerfrei<br />

die Beitragspflichtigen auf andereWeise, z. B. durchVerminderung des beitragsfÌhigen<br />

ErschlieÞungsaufwands, im Ergebnis entlastet BVerwG NVwZ-RR 1989, 212, 213 =<br />

DVBl. 1989, 418 = KStZ 1989, 71).<br />

319<br />

320<br />

321<br />

bb) Der anderweitig gedeckte Aufwand § 129 I 1 BauGB). Eine anderweitige Deckung des<br />

Aufwands i. S. des §129 I 1 BauGB bzw. der beitragsfÌhigen Kosten i.S. des § 38 I S.1<br />

KAG BW; vgl. dazu Rdn.1b) <strong>und</strong> des insoweit inhaltsgleichen §127 I BauGB ist selten<br />

gegeben, nÌmlich nur, wenn der Gemeinde fÏr die Herstellung der Anlage von einem<br />

Dritten ^ das kann auch ein Beitragspflichtiger sein ^ ein Zuschuss mit der Zweckbestimmung<br />

gewÌhrt wird, gerade die Beitragspflichtigen in der Weise zu entlasten, dass<br />

der auf die erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke umzulegende Aufwand gemindert wird. MaÞgebend<br />

ist also die Zweckbestimmung des Zuschussgebers. Ist dieser ein Privater, spricht<br />

eine Vermutung dafÏr, dass die Beitragspflichtigen entlastet werden sollen <strong>und</strong> damit eine<br />

anderweitige Deckung besteht Driehaus §16 Rdn. 13). Wird der Zuschuss dagegen, wie<br />

das meistens der Fall ist, von der Îffentlichen Hand gegeben, dient er ^ ausdrÏcklich oder<br />

stillschweigend ^ i. d.R. allein der Entlastung der Gemeinde. Das gilt z. B. fÏr ZuschÏsse<br />

nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz vgl. BVerwGE 75,356,358ff.=NVwZ<br />

1987, 982 = DVBl. 1987, 632) oder fÏr ArbeitsbeschaffungsmaÞnahmen vgl. Driehaus §16<br />

Rdn. 10; Ernst in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §127 Rdn. 2).<br />

Erst wenn der zur Entlastung der Gemeinde gewÌhrte Zuschuss den letztlich von der Gemeinde<br />

zu tragenden Aufwand ^ das sind insb. der Gemeindeanteil Rdn. 317) sowie die<br />

nicht beitragsfÌhigen Kosten nach §128 III BauGB Rdn. 308 ff.) <strong>und</strong> §129 I 1 BauGB bzw.<br />

nach letztere Vorschrift ausfÏllenden Satzungsbestimmungen Rdn. 312 ff.) ^ Ïbersteigt,<br />

kann eine ErmÌÞigung des umzulegenden Aufwands erfolgen vgl. auchVGH Kassel KStZ<br />

1991, 215 = HSGZ 1991, 454 zur Zurechnung des Zuschusses, wenn dieser fÏr eine Teilstrecke<br />

gewÌhrt worden ist, die Bestandteil einer einheitlichen ErschlieÞungsanlage ist). Das<br />

gilt aber wiederum nur, wenn der Zuschussgeber von vornherein auf die RÏckgewÌhr des<br />

Zuschusses verzichtet hat, obwohl dieser nicht der Gemeinde zugute kommt, oder nach der<br />

Leistung des Zuschusses, aber vor Entstehen der Beitragspflicht BVerwGE 75, 356, 359 f. =<br />

NVwZ 1987, 982, 983 = DVBl. 1987, 632) einen entsprechenden Zweck bestimmt.<br />

Eine anderweitige Deckung kann auch insoweit vorliegen, als die Gemeinde gegen<br />

einen Dritten einen Anspruch auf Ûbernahme der ErschlieÞungskosten hat BVerwG<br />

DVBl. 1982, 79 = BRS 43 Nr. 43 S. 94 ff.) oder einen Dritten ohne rechtfertigenden<br />

Gr<strong>und</strong> aus einer solchen Verpflichtung entlÌsst BVerwGE 70, 247, 258 f. = NVwZ 1985,<br />

346, 348 = DVBl. 1985, 297). Eine anderweitige Deckung besteht dagegen nicht, wenn<br />

110 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 322^325 F<br />

einzelne Beitragspflichtige einen zu hohen Beitrag entrichtet haben <strong>und</strong> deshalb die Gemeinde<br />

im Ergebnis zu gering belastet wird BVerwG NVwZ 1983, 152, 153 = DVBl. 1982,<br />

1058 = KStZ 1982, 233). Hier kommt vielmehr lediglich eine Pflicht zum Wiederaufgreifen<br />

des Verfahrens <strong>und</strong> eine Erstattung der Ïberzahlten BetrÌge in Betracht vgl. auch<br />

Rdn. 423).<br />

2. Die Ermittlung der an der Verteilung des ErschlieÞungsaufwands<br />

teilnehmenden Gr<strong>und</strong>stÏcksflÌchen<br />

Die Bestimmung der Gr<strong>und</strong>stÏcksflÌchen, auf die der nach den vorstehend unter 1.<br />

Rdn. 250 ff.) dargestellten Gr<strong>und</strong>sÌtzen ermittelte Aufwand zu verteilen ist, erfolgt in<br />

zwei Schritten. ZunÌchst muss festgestellt werden, welche Gr<strong>und</strong>stÏcke Ïberhaupt an der<br />

Verteilung teilnehmen ,,Ob`` der Verteilung); danach ist zu klÌren, mit welchem Anteil<br />

das jeweilige erschlossene Gr<strong>und</strong>stÏck zu belasten ist ,,Wie`` der Verteilung).<br />

Das ,,Ob`` der Verteilung richtet sich nach §131 I 1 BauGB, der insoweit nicht ganz zutreffend<br />

von der ,,Verteilung des beitragsfÌhigen ErschlieÞungsaufwands`` spricht richtig<br />

insoweit die entsprechende Vorschrift des § 38 I S.1 KAG BW; vgl. dazu Rdn.1b). Denn<br />

tatsÌchlich handelt es sich dabei um die Verteilung des umlegungsfÌhigen Aufwandes, also<br />

des um den Gemeindeanteil <strong>und</strong> eine eventuelle anderweitige Deckung verringerten beitragsfÌhigen<br />

ErschlieÞungsaufwands vgl. Rdn. 316). Das ,,Wie`` der Verteilung bestimmt<br />

sich nach §§131II <strong>und</strong> III sowie §131 I 2 BauGB i.V. m. den auf diese Vorschriften gestÏtzten<br />

<strong>und</strong> diese ausfÏllenden Regelungen der jeweiligen ErschlieÞungsbeitragssatzung Ïber<br />

die Verteilung des Aufwands BVerwG NVwZ 1986, 566 = DVBl. 1986, 349 = BauR 1986,<br />

330).<br />

Bei allen die Verteilung des ErschlieÞungsaufwands betreffenden Fragen, auch bei der<br />

Ermittlung der i.S. des §131 I 1 BauGB erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke, ist abzustellen auf die<br />

zum Zeitpunkt des Entstehens der sachlichen Beitragspflicht bzw. Teilbeitragspflicht<br />

vgl. Rdn. 214 ff.) maÞgebende Sach- <strong>und</strong> Rechtslage BVerwG NVwZ 1989, 1072, 1074 =<br />

DVBl. 1989, 675 = KStZ 1990, 31; vgl. ferner E 80, 99, 102 = NVwZ 1989, 566, 567 =<br />

DVBl. 1988, 1162, das allerdings auf NJW 1980, 2208, 2209 = BauR 1980, 259 = KStZ<br />

1980, 130 verweist, wo ^ systemwidrig unter Vermengung von sachlicher <strong>und</strong> persÎnlicher<br />

Beitragspflicht ^ bei der Frage der ausgeÏbten Nutzung der Zeitpunkt der Heranziehung<br />

zum ErschlieÞungsbeitrag fÏr maÞgeblich erklÌrt ist; Driehaus §17 Rdn. 2; Ernst<br />

in Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger §131 Rdn. 3 a; LÎhr in Battis/Krautzberger/LÎhr<br />

§131 Rdn. 25).<br />

a) Das Gr<strong>und</strong>stÏck im erschlieÞungsbeitragsrechtlichen Sinne. Bevor das i. S.<br />

von §131 I 1 BauGB erschlossene Gr<strong>und</strong>stÏck abgehandelt werden kann, bedarf es zunÌchst<br />

der KlÌrung, was diese Vorschrift unter einem ,,Gr<strong>und</strong>stÏck`` versteht, indem sie ^ ebenso<br />

wie §§130 II 3, 131 II, 133 I <strong>und</strong> III, 134 <strong>und</strong> 135 IV BauGB ^ diesen Begriff ohne nÌhere<br />

Beschreibung verwendet. Im Interesse der Rechtsklarheit <strong>und</strong> Rechtssicherheit geht das<br />

BVerwG im ErschlieÞungsbeitragsrecht gr<strong>und</strong>sÌtzlich vom formellen Gr<strong>und</strong>stÏcksbegriff<br />

im bÏrgerlich-rechtlichen Sinne aus. Danach ist ein Gr<strong>und</strong>stÏck ein solcher Teil der ErdoberflÌche,<br />

der auf einem besonderen oder gemeinschaftlichen Gr<strong>und</strong>buchblatt unter<br />

einer besonderen Nummer im Verzeichnis der Gr<strong>und</strong>stÏcke gebucht ist BVerwGE 66, 69,<br />

70 = NVwZ 1983, 153 = DVBl. 1982, 1056), so dass ein Gr<strong>und</strong>stÏck auch aus mehreren<br />

FlurstÏcken bestehen kann. Eine Ausnahme von diesem Gr<strong>und</strong>satz lÌsst das BVerwG<br />

NVwZ 1987, 420, 421 = DVBl. 1987, 630 = BauR 1987, 432) im Ergebnis dann ^ aber<br />

auch nur dann vgl. BVerwGE 79, 1, 2 f. = NVwZ 1988, 630 = DVBl. 1988, 896; vgl. zur berechtigten<br />

Kritik an dieser Eingrenzung OVG MÏnster KStZ 1990, 117 f. = NWVBl. 1990,<br />

304) ^ zu, wenn das Abstellen auf das Buchgr<strong>und</strong>stÏck dazu fÏhren wÏrde, dass ein wegen<br />

seiner geringen GrÎÞe ,,Handtuchgr<strong>und</strong>stÏck``) zwar nicht allein, aber zusammen mit<br />

einem oder mehreren angrenzenden Buchgr<strong>und</strong>stÏcken) desselben EigentÏmers ^ erforderlich<br />

ist insoweit vÎllige EigentÏmeridentitÌt, so dass ein bloÞes Miteigentum nicht aus-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 111<br />

322<br />

323<br />

324<br />

325


F 326^328 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

326<br />

reicht ^ ohne Weiteres baulich angemessen nutzbares Gr<strong>und</strong>stÏck sog. wirtschaftliche<br />

Gr<strong>und</strong>stÏckseinheit) bei der Verteilung des umlegungsfÌhigen ErschlieÞungsaufwands<br />

s. u. Rdn. 316) unberÏcksichtigt bleiben mÏsste.<br />

Ein solches ausnahmsweises Abweichen vom Buchgr<strong>und</strong>stÏck <strong>und</strong> Abstellen auf die<br />

wirtschaftliche Gr<strong>und</strong>stÏckseinrichtung dÏrfte in allen FÌllen geboten sein, in denen eine<br />

erschlieÞungsbeitragsrechtlich relevante Nutzung vgl. Rdn. 197 ff.) erst durch eine gemeinschaftliche<br />

Nutzung mehrerer Buchgr<strong>und</strong>stÏcke desselben EigentÏmers mÎglich ist.<br />

DarÏber hinaus ist ^ allerdings nur im Rahmen der Erhebung von Vorausleistungen<br />

Rdn. 226 ff.) ^ auf den wirtschaftlichen Gr<strong>und</strong>stÏcksbegriff abzustellen, wenn ein Bauvorhaben<br />

zwar nur auf einem Gr<strong>und</strong>stÏck genehmigt worden ist vgl. zu dieser Voraussetzung<br />

im Rahmen der Genehmigungsalternative Rdn. 231), aber dieses Buchgr<strong>und</strong>stÏck<br />

zusammen mit anderen Buchgr<strong>und</strong>stÏcken desselben EigentÏmers einheitlich, z. B. im<br />

Rahmen eines Gewerbebetriebes, genutzt wird <strong>und</strong> somit die Baugenehmigung auch den<br />

anderen Gr<strong>und</strong>stÏcken zugute kommt BVerwGE 38, 35, 36 f. = NJW 1972, 701 = DVBl.<br />

1971, 791). Ein Abweichen vom bÏrgerlich-rechtlichen Gr<strong>und</strong>stÏcksbegriff nimmt das<br />

BVerwG NVwZ 2004, 483 = ZMR 2004, 630 = NWVBl. 2004, 187) ferner dann an,<br />

wenn im Falle einer MehrfacherschlieÞung die ErschlieÞungswirkung nur auf eine TeilflÌche<br />

begrenzt ist vgl. dazu Rdn. 367 f.). In Wahrheit ist aber insoweit nicht das ,,Gr<strong>und</strong>stÏck``<br />

i.S. des § 133 I BauGB, sondern das Erschlossensein i. S. des § 131 I BauGB berÏhrt<br />

so zutr. Driehaus § 17 Rdn.9).<br />

327<br />

328<br />

b) Das i. S. von § 131 I 1 BauGB erschlossene Gr<strong>und</strong>stÏck. Das Erschlossensein<br />

i. S. von §131 I BauGB ist eine der zentralen Fragen des ErschlieÞungsbeitragsrechts.<br />

Denn zum einen ist es Voraussetzung fÏr das auf das jeweilige Gr<strong>und</strong>stÏck bezogene Entstehen<br />

der sachlichen Beitragspflicht s. o. Rdn. 196), <strong>und</strong> ferner hÌngt die HÎhe des jeweils<br />

zu zahlenden ErschlieÞungsbeitrags in erheblicher Weise vom Umfang der an der<br />

Verteilung des ErschlieÞungsaufwands teilnehmenden Gr<strong>und</strong>stÏcke ab; je grÎÞer nÌmlich<br />

die VerteilungsflÌchen sind, desto niedriger ist der vom einzelnen Beitragspflichtigen zu<br />

zahlende Beitrag vgl. Rdn. 248 f.). Zum anderen fÌllt mit der Annahme des Erschlossenseins<br />

i.S. des §131 I 1 BauGB bereits eine ,,Vorentscheidung`` dafÏr, dass ein Gr<strong>und</strong>stÏck<br />

auch die Voraussetzungen des §133 I BauGB erfÏllt <strong>und</strong> damit der Beitragspflicht unterliegt.<br />

Ein nicht nach §131 I 1 BauGB erschlossenes Gr<strong>und</strong>stÏck unterliegt nÌmlich von<br />

vornherein nicht der Beitragspflicht nach §133 I BVerwGE 68, 41, 43 = NVwZ 1984, 172 =<br />

DVBl. 1984, 184). Dass ein Gr<strong>und</strong>stÏck zwar i.S. des §131 I 1 BauGB erschlossen, aber<br />

noch) nicht beitragspflichtig ist, ist die Ausnahme <strong>und</strong> dadurch bedingt, dass §131 I 1<br />

BauGB lediglich einen latenten ErschlieÞungsvorteil, §133 I BauGB dagegen einen akuten<br />

ErschlieÞungsvorteil fordert vgl. zu diesem ,,Spalt`` im AktualitÌtsgrad der erschlie-<br />

Þungsbeitragsrechtlich relevanten Nutzbarkeit Driehaus §17 Rdn. 24). Dieses Auseinanderfallen<br />

von Erschlossensein i. S. des §131 I 1 BauGB <strong>und</strong> Beitragspflichtigkeit nach<br />

§133 I BauGB muss deshalb die Ausnahme sein, weil in diesem Falle die Gemeinde ^<br />

u. U. fÏr lange Zeit ^ finanziell in Vorlage zu treten hat. Denn sie muss das gem. §131 I 1<br />

BauGB erschlossene Gr<strong>und</strong>stÏck einerseits rechnerisch an der Verteilung des Erschlie-<br />

Þungsaufwands beteiligen, kann es aber andererseits noch) nicht mit dem darauf entfallenden<br />

Anteil zu einem ErschlieÞungsbeitrag heranziehen.<br />

Der Begriff des Erschlossenseins knÏpft an eine konkrete, einen ErschlieÞungsvorteil<br />

vermittelnde Beziehung zwischen ErschlieÞungsanlage <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stÏck an, wobei unter<br />

ErschlieÞungsanlage der jeweils konkret zugr<strong>und</strong>e gelegte Ermittlungsraum einzelne<br />

Anlage, Abschnitt, ErschlieÞungseinheit; vgl. Rdn. 251ff.) zu verstehen ist. Ein Erschlossensein<br />

beurteilt sich demnach in der Weise, ob es ^ gemessen an dem durch die Herstellung<br />

einer beitragsfÌhigen ErschlieÞungsanlage ausgelÎsten ErschlieÞungsvorteil ^ gerechtfertigt<br />

ist, bestimmte Gr<strong>und</strong>stÏcke bei einem Vergleich mit den Ïbrigen in Betracht<br />

kommenden Gr<strong>und</strong>stÏcken auf Dauer von einer Beitragspflicht mit der Folge der Mehrbelastung<br />

der Ïbrigen Gr<strong>und</strong>stÏcke zu befreien. Das BVerwG vgl. z. B. DVBl. 1984, 683,<br />

112 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 329, 330 F<br />

684 = KStZ 1984, 34) gebraucht in diesem Zusammenhang die Formulierung, es sei ,,ausschlaggebend<br />

darauf abzustellen, ob die EigentÏmer der Ïbrigen . . . erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke<br />

nach den bestehenden tatsÌchlichen VerhÌltnissen schutzwÏrdig erwarten kÎnnen,<br />

dass weitere Gr<strong>und</strong>stÏcke) in den Kreis der erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke einbezogen werden<br />

mÏssen <strong>und</strong> sich so die Beitragsbelastung dieser Ïbrigen Gr<strong>und</strong>stÏcke vermindert``.<br />

Ein solches schutzwÏrdiges Vertrauen der Ïbrigen Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmer Erbbauberechtigten)<br />

an der BerÏcksichtigung eines Gr<strong>und</strong>stÏcks bei der Verteilung des Erschlie-<br />

Þungsaufwandes nimmt das BVerwG E 96, 116, 121ff. = NVwZ 1995, 1211f. = DVBl.<br />

1995, 55) sogar dann an, wenn eine tatsÌchliche Gr<strong>und</strong>stÏcksnutzung in bauordnungsoder<br />

bauplanungsrechtlicher Hinsicht zwar nicht oder nicht mehr zulÌssig, aber ^ jahrelang<br />

<strong>und</strong> intensiv ausgeÏbt ^ nicht nach auÞen hin erkennbar offensichtlich rechtswidrig<br />

ist. Im konkret entschiedenen Falle war ein ^ allerdings nur mit einem Wohnhaus bebautes<br />

^ Gr<strong>und</strong>stÏck in einem Gewerbegebiet, zu dessen Erschlossensein an sich erforderlich<br />

ist, dass von der ErschlieÞungsanlage auf das Gr<strong>und</strong>stÏck heraufgefahren werden kann s.<br />

u. Rdn. 336), entgegen einem durch den Bebauungsplan angeordneten Zu- <strong>und</strong> Abfahrverbot<br />

tatsÌchlich von der abgerechneten Anlage aus stÌndig befahren worden.<br />

Aus der angestrebten Ûbereinstimmung zwischen Erschlossensein i. S. von §131 I 1<br />

BauGB <strong>und</strong> Beitragspflichtigkeit nach §133 I BauGB Rdn. 327) folgt zunÌchst als oberste<br />

Leitlinie, dass in die Verteilung des ErschlieÞungsaufwands alle Gr<strong>und</strong>stÏcke einzubeziehen<br />

sind, die einer Beitragspflicht nach §133 I BauGB unterliegen kÎnnen. Es ist aber gerechtfertigt,<br />

ein Gr<strong>und</strong>stÏck mit der Folge der Entlastung der Ïbrigen Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmer<br />

Erbbauberechtigten) dann als erschlossen anzusehen, wenn feststeht, dass es wegen<br />

der fehlendenVoraussetzungen des §133 I BauGB s. o. Rdn. 204 ff.) niemals der Beitragspflicht<br />

unterliegen kann, das Auseinanderfallen von Erschlossensein nach §133 I 1 BauGB<br />

<strong>und</strong> Beitragspflicht nach §133 I BauGB jedoch ausschlieÞlich auf einem Fehl-)Verhalten<br />

der Gemeinde beruht BVerwGE 96, 116, 124 = NVwZ 1995, 1211, 1212 = DVBl. 1995, 55<br />

im Falle der langjÌhrigen Duldung von rechtswidrigen Zufahrten zu einem Gr<strong>und</strong>stÏck ^<br />

vgl. dazu auch o. Rdn. 328). Umgekehrt scheiden alle Gr<strong>und</strong>stÏcke von vornherein aus<br />

der Verteilung aus, die im Zeitpunkt der Entstehung der Beitragspflicht die Voraussetzungen<br />

des §131I BauGB voraussichtlich niemals erfÏllen werden BVerwG NVwZ 1986, 568<br />

= BauR 1986, 434 = KStZ 1986, 90).<br />

Danach sind unabhÌngig davon, ob sie tatsÌchlich bebaut sind oder in erschlieÞungsbeitragsrechtlich<br />

relevanter Weise genutzt werden, nicht erschlossen i.S. des §131 I 1 BauGB<br />

^ Gr<strong>und</strong>stÏcke im AuÞenbereich nach § 35 BauGB BVerwG NVwZ 1986, 568, 569 = BauR 1986,<br />

434 = KStZ 1986, 90), <strong>und</strong> zwar unabhÌngig davon, ob die auf ihnen vorhandenen Baulichkeiten<br />

baurechtlichen Bestandsschutz s. Kap. A I Rdn. 170 ff.) genieÞen BVerwGE 96, 116, 124 ff. =<br />

NVwZ 1995, 1211, 1212 f. = DVBl. 1995, 55);<br />

^ Gr<strong>und</strong>stÏcke im Landschaftsschutzgebiet BVerwGE 32, 226, 227 = DVBl. 1970, 79);<br />

^ oberirdische GewÌsser BVerwG DÚV 1982, 114 = KStZ 1982, 11);<br />

^ aus topografischen GrÏnden auf Dauer nicht bebaubare Gr<strong>und</strong>stÏcke BVerwGE 52, 364, 369 f. =<br />

DVBl. 1978, 298, 299);<br />

^ im Bebauungsplan als Îffentliche GrÏnflÌche BVerwG NJW 1977, 1549 = DVBl. 1978, 297 =<br />

KStZ 1977, 129) oder als FlÌche fÏr die Landwirtschaft vgl. OVG MÏnster KStZ 1985, 18 = HSGZ<br />

1984, 271) oder als Wald ausgewiesene FlÌchen;<br />

^ ErschlieÞungsanlagen i.S. der §§123 II <strong>und</strong> 127 II BauGB BVerwGE 78,321,326=NVwZ1988,<br />

632, 633 = DVBl. 1988, 893; VGH MÏnchen BayVBl 2003, 569, 570 fÏr ein als Kinderspielplatz genutztes<br />

Gr<strong>und</strong>stÏck; vgl. auch OVG LÏneburg OVGE 39, 383f. fÏr eine GrÏnanlage, die wegen ihrer<br />

groÞen Ausdehnung keine beitragsfÌhige Anlage ^ s. Rdn. 123 ^ darstellt), sofern sie entweder<br />

kraft einer entsprechenden Festsetzung im Bebauungsplan oder infolge ihrer Widmung fÏr eine Îffentliche<br />

Nutzung weder bebaubar noch erschlieÞungsbeitragsrechtlich vergleichbar s. Rdn. 332f.)<br />

nutzbar sind BVerwG E 102, 159, 161 = NVwZ 1998, 72 = DVBl. 1997, 496/7), also auch selbstÌndige<br />

PrivatstraÞen sowie FlÌchen, auf denen sich ausschlieÞlich Anlagen i.S. von §127 IV BauGB<br />

befinden BVerwGE 78, 321ff. = NVwZ 1988, 632, 633 = DVBl. 1988, 893; OVG MÏnster HSGZ<br />

1997, 82; OVG LÏneburg NVwZ-RR 2004, 606, 607 fÏr einen Îffentlichen Parkplatz;Vogel in Kohl-<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 113<br />

329<br />

330


F 331^334 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

331<br />

332<br />

333<br />

hammer-Komm §131 Rdn. 37); als ErschlieÞungsanlage in diesem Sinne <strong>und</strong> somit nicht erschlossen<br />

sieht der VGH MÏnchen VGHE 55, 129 = NVwZ-RR 2002, 880/1 = KStZ 2002, 139/140)<br />

auch ein straÞenrechtlich gewidmetes im Eigentum der Gemeinde stehendes Parkhaus an;<br />

^ Verkehrsanlagen wie B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> LandstraÞen sowie der Schienenweg der B<strong>und</strong>esbahn<br />

BVerwGE 78, 321, 326 f. = NVwZ 1988, 632, 633 = DVBl. 1988, 893);<br />

^ Gr<strong>und</strong>stÏcke, die aufgr<strong>und</strong> landesbauordnungsrechtlicher Erfordernisse bezÏglich der Zuwegung<br />

auf Dauer einer Bebauung oder sonstigen relevanten Nutzung entzogen sind Driehaus §17 Rdn. 23).<br />

Dagegen ist ein Gr<strong>und</strong>stÏck i.S. des §131 I 1 BauGB erschlossen, das im maÞgeblichen<br />

Zeitpunkt des Entstehens der Beitragspflicht einer VerÌnderungssperre nach §14 BauGB<br />

unterliegt. Denn es ist nicht auf Dauer einer Bebauung entzogen, sondern wird nach Ablauf<br />

einer gewissen Zeit baulich nutzbar gem. §133 I BauGB mit der Folge, dass dann das<br />

Gr<strong>und</strong>stÏck auch der Beitragspflicht unterliegt. Bis dahin muss die Gemeinde den Beitrag<br />

fÏr dieses Gr<strong>und</strong>stÏck ,,vorstrecken``.<br />

Neben den gem. §133 I BauGB kraft Festsetzung oder gem. § 34 BauGB baulich oder<br />

gewerblich genutzten bzw. nutzbaren Gr<strong>und</strong>stÏcken kÎnnen auch andere Gr<strong>und</strong>stÏcke in<br />

den Kreis der nach §131 I 1 BauGB erschlossenen <strong>und</strong> nach §133 I BauGB beitragspflichtigen)<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke einzubeziehen sein, nÌmlich solche Gr<strong>und</strong>stÏcke, die in den genannten<br />

Nutzungen vergleichbarer <strong>und</strong> damit eine Einbeziehung rechtfertigender Weise<br />

genutzt werden bzw. genutzt werden kÎnnen. Man spricht insoweit von erschlieÞungsbeitragsrechtlich<br />

relevanter Nutzbarkeit, wÌhrend das Gesetz in §131 II 1 Nr. 1 <strong>und</strong> III<br />

den Begriff ,,sonstige Nutzung`` verwendet. Somit sind Gr<strong>und</strong>stÏcke erschlossen, denen<br />

durch AnbaustraÞen eine MÎglichkeit der Zufahrt vgl. dazu nÌher Rdn. 335 ff.) geboten<br />

wird <strong>und</strong> die in gleicher Weise wie baulich oder gewerblich nutzbare bzw. genutzte<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke Anliegerverkehr anziehen sowie zu ihrer bestimmungsgemÌÞen Nutzung<br />

auf die StraÞe angewiesen sind BVerwG BauR 1980, 349 = ZfBR 1980, 91).<br />

Solche erschlieÞungsbeitragsrechtlich relevant nutzbaren Gr<strong>und</strong>stÏcke sind unabhÌngig<br />

von einer eventuell vorhandenen, meist untergeordneten <strong>und</strong> den Charakter des Gr<strong>und</strong>stÏcks<br />

nicht prÌgenden Bebauung:<br />

334<br />

^ SportplÌtze <strong>und</strong> SchwimmbÌder BVerwGE 38,147,150f.=DÚV1971,815,816=KStZ1971,<br />

244; NVwZ 1996, 194, 195 = KStZ 1996, 153);<br />

^ FriedhÎfe BVerwG DVBl. 1979, 784 = KStZ 1979, 167);<br />

^ DauerkleingÌrten BVerwG DVBl. 1980, 755 ff. = BauR 1980, 351);<br />

^ KinderspielplÌtze, nachdem diese nicht mehr beitragsfÌhige ErschlieÞungsanlagen s. o. Rdn. 126)<br />

darstellen VG Leipzig ZMR 2001, 236, 240, das auch ein Erschlossensein i. S. des § 133 I BauGB<br />

^ s. o. Rdn. 204 ff. ^ annimmt).<br />

Wenn solche Gr<strong>und</strong>stÏcke nicht beplant <strong>und</strong> im Hinblick auf ihre groÞe Ausdehnung<br />

dem AuÞenbereich nach § 35 BauGB zuzuordnen sind vgl. BVerwG NVwZ 1986, 568,<br />

569 = KStZ 1986, 90 <strong>und</strong> 1996, 194, 195 = KStZ 1996, 153 fÏr ein ca. 120 000 qm groÞes<br />

Sportplatzgr<strong>und</strong>stÏck), fehlt es allerdings am Erschlossensein solcher Gr<strong>und</strong>stÏcke krit.<br />

Dohle NVwZ 1983, 658 ff.).<br />

c) Das Erschlossensein durch AnbaustraÞen. Die Frage des Erschlossenseins lÌsst<br />

sich wegen der unterschiedlichen ErschlieÞungsvorteile nicht einheitlich fÏr alle Erschlie-<br />

Þungsanlagen des §127 II BauGB beantworten. Im Vordergr<strong>und</strong> steht naturgemÌÞ, schon<br />

im Hinblick auf die Zahl der AbrechnungsfÌlle, das Erschlossensein durch AnbaustraÞen<br />

nach §127 II Nr. 1 BauGB vgl. zur Definition des Erschlossenseins auch § 38 I S.1 KAG<br />

BW; vgl. dazu Rdn.1b). Dies ist anzunehmen, wenn dem Gr<strong>und</strong>stÏck durch die StraÞe<br />

entsprechend deren bestimmungsgemÌÞer Funktion das verschafft wird, was fÏr die<br />

Bebaubarkeit nach MaÞgabe der §§ 30 ff. BauGB oder im Hinblick auf eine sonstige<br />

erschlieÞungsbeitragsrechtlich relevante Nutzbarkeit s. o. Rdn. 198) an wegemÌÞiger<br />

ErschlieÞung erforderlich ist BVerwG NVwZ 1994, 299, 300 f. = DVBl. 1993, 1365 =<br />

KStZ 1993, 214). Grenzt das Gr<strong>und</strong>stÏck an zwei oder mehr AnbaustraÞen an Zweit- oder<br />

MehrfacherschlieÞung), beurteilt sich das Erschlossensein demgemÌÞ danach, ob das<br />

114 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 335, 336 F<br />

Gr<strong>und</strong>stÏck ^ eine durch eine andere StraÞe vermittelte Bebaubarkeit hinweggedacht ^<br />

mit Blick auf die wegemÌÞige ErschlieÞung allein durch diese StraÞe bebaubar bzw. nutzbar<br />

ist BVerwG NVwZ 1994, 299, 300 f. = DVBl. 1993, 1365 = KStZ 1993, 214). Ist das der<br />

Fall, wird dem Gr<strong>und</strong>stÏck durch die weitere ErschlieÞungsanlage der volle <strong>und</strong> damit die<br />

Erhebung eines ErschlieÞungsbeitrages rechtfertigende ErschlieÞungsvorteil s.o. Rdn.69f.)<br />

vermittelt.<br />

aa) Das Erfordernis der ZufahrtsmÎglichkeit bei angrenzenden Gr<strong>und</strong>stÏcken. AnbaustraÞen<br />

nach §127 II Nr. 1 BauGB dienen der verkehrsmÌÞigen Anbindung der Gr<strong>und</strong>stÏcke an<br />

das Îffentliche StraÞennetz, was die erschlieÞungsbeitragsrechtliche Nutzbarkeit erst ermÎglicht.<br />

Deshalb wird ein Gr<strong>und</strong>stÏck durch eine AnbaustraÞe i.d. R. zu den Ausnahmen<br />

Rdn. 336) erschlossen, wenn es unabhÌngig davon, ob es im Wege der Zweit- bzw.<br />

MehrfacherschlieÞung bereits durch eine andere StraÞe oder gar mehrere weitere StraÞen<br />

erschlossen wird, Ïber diese fÏr Kraftfahrzeuge u. a. der Polizei <strong>und</strong> des Rettungswesens<br />

sowie der Ver- <strong>und</strong> Entsorgung einschlieÞlich privater Kraftwagen erreichbar<br />

ist; das ist der Fall, wenn mit Kraftwagen auf der Fahrbahn bis zur HÎhe des Gr<strong>und</strong>stÏckes<br />

gefahren <strong>und</strong> dieses von dort ^ ggf. Ïber einen Geh- <strong>und</strong>/oder Radweg ^ aus ohne Weiteres<br />

betreten werden kann BVerwGE 88, 70, 77 ff. = NVwZ 1991, 1090, 1091 = DVBl. 1991,<br />

593 unter Aufgabe der frÏheren Rspr. ^ u. a. NVwZ 1987, 56 = DVBl. 1987, 628 ^, wonach<br />

eine Zufahrt im straÞenrechtlichen Sinne geboten war). Dabei setzt die Erreichbarkeit<br />

des Gr<strong>und</strong>stÏcks in diesem Sinne nach dem insoweit maÞgeblichen b<strong>und</strong>esrechtlich<br />

geregelten Bebauungsrecht nicht voraus, dass an die Gr<strong>und</strong>stÏcksgrenze mit GroÞfahrzeugen<br />

herangefahren werden kann; dies ist nur erforderlich, wenn das Bebauungsrecht dies<br />

fÏr eine bestimmte Gr<strong>und</strong>stÏcksnutzung voraussetzt. Vielmehr reicht es aus, dass die die<br />

wegemÌÞige ErschlieÞung vermittelnde Verkehrsanlage mit Personen- <strong>und</strong> kleineren<br />

Kraftfahrzeugen befahren werden kann BVerwGE 92, 304, 306 ff. = NVwZ 1994, 299 f. =<br />

DVBl. 1993, 1365). Daneben setzt allerdings das Erschlossensein i.S. des §131 I BauGB <strong>und</strong><br />

damit auch das die Beitragspflichtigkeit voraussetzende Erschlossensein i. S. des §133 I<br />

BauGB ^ s.o. Rdn. 204 ff. ^ ferner voraus, dass die sich nach landesrechtlichem Bauordnungsrecht<br />

beurteilenden Erfordernisse des Zugangs zum Gr<strong>und</strong>stÏck erfÏllt sind Driehaus<br />

§17 Rdn. 23). Danach hÌngt die Bebaubarkeit eines Gr<strong>und</strong>stÏcks u. a. davon ab, dass<br />

es ,,in angemessener Breite`` an einer Îffentlichen Verkehrsanlage liegt dies wird verneint<br />

bei einer Breite von lediglich 0,6 m ^ OVG MÏnster HSGZ 2000, 431 = Gemht 2002, 168<br />

^ oder 2 m ^ VGH MÏnchen VGHE 41, 103 = BayVBl. 1989, 343 ^, dagegen aber bejaht<br />

von OVG Saarlouis AS 24, 436 = NVwZ-RR 1995, 52, bereits bei 1,25 m; s. auch Rdn.<br />

336; vgl. ferner VGH Mannheim NVwZ-RR 1998, 13 f. = BauR 1997, 89, wonach es ausreicht,<br />

dass ein im unbeplanten Innenbereich gelegenes Wohngr<strong>und</strong>stÏck mittels eines<br />

32 m langen nicht befahrbaren Feldweges erreicht werden kann). Danach verhindert das<br />

Bestehen eines zur Îffentlichen StraÞe gehÎrenden, zwischen Fahrbahn <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stÏck<br />

liegenden GelÌndestreifens i.d. R. nicht das Erschlossensein vgl. dazu nÌher Rdn. 342).<br />

Ein solches Erschlossensein i.S. von §131I BauGB vermittelt einem angrenzenden<br />

Gr<strong>und</strong>stÏck auch eine neu angelegte AnbaustraÞe, auch wenn das Gr<strong>und</strong>stÏck zuvor an<br />

eine andere AnbaustraÞe angrenzte, die Gemeinde aber die neue StraÞe unter Inanspruchnahme<br />

eines Gr<strong>und</strong>stÏcksteils in der Weise hergestellt hat, dass das Gr<strong>und</strong>stÏck nicht mehr<br />

an die frÏher bestehende StraÞe angrenzt BVerwG NVwZ 1990, 872, 873 = KStZ 1990,<br />

150). Der ,,Verlust`` der ursprÏnglichen ErschlieÞung steht nicht der Heranziehung zu<br />

einem ErschlieÞungsbeitrag fÏr die Herstellung der neuen StraÞe entgegen, sondern dem<br />

Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmer ist ggfs. ausschlieÞlich nach MaÞgabe der einschlÌgigen straÞenrechtlichen<br />

Bestimmungen EntschÌdigung zu leisten BVerwG NVwZ 1990, 872, 873 =<br />

KStZ 1990, 150).<br />

Das jedenfalls in Wohngebieten vgl. BVerwG NVwZ 1990, 872, 873 = KStZ 1990,<br />

150) geltende Erfordernis des HeranfahrenkÎnnens bis zur HÎhe des jeweiligen Gr<strong>und</strong>stÏcks<br />

entfÌllt aber, wenn das Bebauungsrecht eine baulich oder sonstige beitragsrechtlich<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 115<br />

335<br />

336


337<br />

338<br />

F 337, 338 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

relevante Nutzung auch bereits dann zulÌsst, wenn das Gr<strong>und</strong>stÏck lediglich fÏr FuÞgÌnger<br />

erreichbar ist, also ein Zugang ausreicht BVerwG NVwZ 1989, 570 f. = ZMR 1989,<br />

73). Umgekehrt ist zum Erschlossensein Ïber das HeranfahrenkÎnnen hinaus erforderlich,<br />

dass auch ein HerauffahrenkÎnnen auf das Gr<strong>und</strong>stÏck mit Kraftfahrzeugen aller Art<br />

gewÌhrleistet sein muss, wenn das Bebauungsrecht fÏr das bebauungsrechtliche Erschlossensein<br />

voraussetzt, dass auf das Gr<strong>und</strong>stÏck mit Kraftfahrzeugen gefahren werden kann<br />

BVerwGE 78, 237, 241f. = NVwZ 1988, 354 f. = DVBl. 1988, 242). Letzteres ist i. d. R. bei<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcken in Gewerbegebieten BVerwGE 88, 70, 75f. = NVwZ 1991, 1090, 1091 =<br />

DVBl. 1991, 593; NVwZ^RR 2001, 52 = DVBl. 2000, 1710 = KStZ 2000, 11 zu einem in<br />

einem sich nach §34 BauGB beurteilenden ,,faktischen Gewerbegebiet`` gelegenen<br />

Gr<strong>und</strong>stÏck, dessen Erschlossensein die Vorinstanz verneint hatte, weil ein Herauffahren<br />

mit Lastkraftwagen angesichts einer Parzellenbreite von nur 2,5 m nicht mÎglich sei; vgl.<br />

auch schon NVwZ 1988, 355) ^ Gleiches gilt natÏrlich in Industriegebieten ^ der Fall, so<br />

dass dort das Erschlossensein ein Herauffahren auf das Gr<strong>und</strong>stÏck voraussetzt <strong>und</strong> ein ^<br />

etwa durch einen Bebauungsplan ^ angeordnetes Zu- <strong>und</strong> Abfahrtsverbot unabhÌngig<br />

von tatsÌchlich bestehenden Zufahrten ein Erschlossensein verhindert BVerwGE 96, 116,<br />

119 f. = NVwZ 1995, 1211f. = DVBl. 1995, 55; vgl. auch OVG LÏneburg KStZ 1993, 14 f.;<br />

ferner VGH Mannheim KStZ 1987, 235, 236 = VBlBW 1988, 343 <strong>und</strong> BWGZ 2002, 486<br />

fÏr einen Bebauungsplan, der Zu- <strong>und</strong> Abfahrten zu einem Gr<strong>und</strong>stÏck nur bei ausdrÏcklicher<br />

entsprechender Festsetzung vorsieht), wÌhrend in Wohngebieten ein entsprechendes<br />

Verbot dem Erschlossensein nicht entgegensteht BVerwGE 78, 237, 241f. =<br />

NVwZ 1988, 354 f. = DVBl. 1988, 242; vgl. in diesem Zusammenhang auch BVerwGE 89,<br />

222, 224 ff. = NVwZ 1992, 490 ff. = DVBl. 1992, 374). Des ,,normalen`` Erfordernisses des<br />

lediglichen HeranfahrenkÎnnens bis zur HÎhe des Gr<strong>und</strong>stÏcks bedarf es wiederum fÏr<br />

in einem Wohngebiet gelegene <strong>und</strong> lediglich ^ planwidrig ^ gewerblich genutzte<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke OVG LÏneburg NVwZ-RR 2002, 266/7) sowie i. d. R. bei Gr<strong>und</strong>stÏcken<br />

in Mischgebieten BVerwGE 88, 70, 75 f. = NVwZ 1991, 1090, 1091 = DVBl. 1991, 593;<br />

vgl. aber VGH Mannheim, Urt.v.10.11.2005^2S913/05^[juris],wonachfÏreingewerblich<br />

genutztes Gr<strong>und</strong>stÏck im Mischgebiet eine ZufahrtsmÎglichkeit bestehen<br />

mÏsse, wobei dies ^ ungeachtet einer Zufahrt von der anderen ErschlieÞungsanlage ^<br />

auch im Falle einer ZweiterschlieÞung gelte; vgl. auch Driehaus § 17 Rdn. 89).<br />

Problematisch kann im Einzelfall sein, inwieweit der Erreichbarkeit eines Gr<strong>und</strong>stÏcks<br />

entsprechend den in Rdn. 335 f. genannten Anforderungen ein Hindernis entgegensteht<br />

vgl. dazu Gern KStZ 1988, 25 ff.). Ein solches Hindernis kann tatsÌchlicher oder rechtlicher<br />

Art sein, wobei es seine Ursache im Zustand der ErschlieÞungsanlage oder des Gr<strong>und</strong>stÏcks<br />

haben kann, dessen Erschlossensein in Rede steht. Gr<strong>und</strong>sÌtzlich beseitigen nur beachtliche,<br />

nicht ausrÌumbare Hindernisse das Erschlossensein BVerwG NJW 1978, 438 =<br />

DVBl.1978, 302 = KStZ 1978,135), wÌhrend das Erschlossensein i. S. des §133 I BauGB entfÌllt,<br />

wenn ein solches Hindernis tatsÌchlich nicht ausgerÌumt ist vgl. Rdn. 204). Ist also ein<br />

Hindernis zwar ausrÌumbar, aber noch) nicht ausgerÌumt, muss die Gemeinde so lange mit<br />

der Beitragserhebung warten, bis mit der Beseitigung des Hindernisses die Beitragspflicht<br />

entsteht. Generell unbeachtlich sind allerdings vom EigentÏmer selbst auf dem Gr<strong>und</strong>stÏck<br />

geschaffene Hindernisse wie Mauern, ZÌune, kÏnstlich angelegte WasserflÌchen,<br />

AufschÏttungen u. Ì. BVerwGE 79,1,7f.=NVwZ1988,630,631=DVBl.1988,896).<br />

Befindet sich das Hindernis auf dem Gr<strong>und</strong>stÏck, kann es nur beachtlich sein, wenn<br />

es ^ z. B. in Form einer natÏrlichen Gegebenheit wie Felswand, BÎschung, GewÌsser ^ die<br />

Bebauung ausschlieÞt, wobei allein die Vermittlung der Bebaubarkeit durch die abzurechnende<br />

ErschlieÞungsanlage von Bedeutung ist. Aber auch bei einer fehlenden Bebaubarkeit<br />

aufgr<strong>und</strong> eines solchen Hindernisses ist nicht ohne weiteres ein Erschlossensein zu<br />

verneinen. Dazu bedarf es nÌmlich noch der Feststellung, dass das Hindernis nicht mit<br />

dem Gr<strong>und</strong>eigentÏmer zumutbaren finanziellen Mitteln beseitigt werden kann. Als in<br />

diesem Sinne zumutbar anzusehen ist der Aufwand, den ein ,,vernÏnftiger`` EigentÏmer<br />

erbringen wÏrde, um die Bebaubarkeit seines Gr<strong>und</strong>stÏcks zu ermÎglichen BVerwG<br />

116 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 339^342 F<br />

NVwZ 1998, 73 = DVBl. 1997, 497 f. = KStZ 1998, 17). Dabei hat eine evtl. anderweitige<br />

verkehrliche ErschlieÞung auÞer Betracht zu bleiben, d. h. die finanziellen Dispositionen<br />

des Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmers mÏssen auch im Falle einer MehrfacherschlieÞung so Ïberlegt<br />

werden, als ob die abgerechnete ErschlieÞungsanlage die einzige die ZugÌnglichkeit<br />

des Gr<strong>und</strong>stÏcks ermÎglichende Anlage wÌre BVerwGE 79, 283, 287 ff. = NVwZ 1988,<br />

1134, 1135 = DVBl. 1988, 901; NVwZ 1995, 1213 f. = KStZ 1995, 190).<br />

Welche finanziellen Mittel ein ,,vernÏnftiger`` EigentÏmer aufbringen wÏrde, ist eine<br />

Frage des jeweiligen Einzelfalls. Denn es ist stets zu prÏfen BVerwGE 79, 283, 288f. =<br />

NVwZ 1988, 1134, 1135 = DVBl. 1988, 901), welcher Aufwand imVerhÌltnis zum zu erreichenden<br />

Erfolg, nÌmlich der Nutzbarkeit des Gr<strong>und</strong>stÏcks, angemessen ist. Ein ,,vernÏnftiger``<br />

EigentÏmer wird ein Hindernis dann beseitigen, wenn die dafÏr erforderlichen<br />

finanziellen Aufwendungen geringer sind als dieWertsteigerung des Gr<strong>und</strong>stÏcks, die aufgr<strong>und</strong><br />

der durch die Beseitigung des Hindernisses bewirkten Bebaubarkeit eintritt; in diesem<br />

Falle ist die Beseitigung des Hindernisses als wirtschaftlich vorteilhaft zumutbar<br />

BVerwG NVwZ 1995, 1213, 1214 = KStZ 1995, 190; vgl. auch NVwZ 1998, 73 = DVBl.<br />

1997, 497, 498 = KStZ 1998, 17 zur Herstellung der Bebaubarkeit des Gr<strong>und</strong>stÏcks mittels<br />

Errichtung einer Garage; ferner OVG LÏneburg NVwZ-RR 2004, 606, 607 zur Ûberwindung<br />

einer auf dem Gr<strong>und</strong>stÏck befindlichen 1 m breiten <strong>und</strong> 2 m hohen LÌrmschutzwand).<br />

Je hÎherwertiger <strong>und</strong> intensiver die Nutzbarkeit eines Gr<strong>und</strong>stÏcks ist, desto<br />

hÎhere Aufwendungen sind also dem Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmer zumutbar. So wird ein<br />

,,vernÏnftiger`` EigentÏmer fÏr die Herstellung der Nutzbarkeit eines Gr<strong>und</strong>stÏcks in<br />

einer besonders guten Lage auch sehr hohe Aufwendungen tÌtigen vgl. aber VGH Mannheim<br />

BWGZ 2002, 486, wonach eine vorhandene Bebauung nicht ,,wegzudenken`` ist <strong>und</strong><br />

^ fiktiv ^ nicht von einem unbebauten Gr<strong>und</strong>stÏck ausgegangen werden darf).<br />

Dabei darf aber nicht darauf abgestellt werden, ob ein Heranfahren an das Gr<strong>und</strong>stÏck<br />

s. dazu Rdn. 335) mÎglich ist so aberVHG MannheimVBlBW 1987, 190, 191). Denn zum<br />

einen kann eine solche MÎglichkeit auch bei einem wesentlich hÎheren, nicht Ïberwindbaren<br />

<strong>und</strong> unzumutbare Aufwendungen verursachenden Niveauunterschied bestehen vgl.<br />

zu einem solchen Fall VGH Mannheim KStZ 1972, 201). Zum anderen ist im Hinblick darauf,<br />

dass der ErschlieÞungsbeitrag als Gegenleistung fÏr die Vermittlung des bebauungsrechtlichen<br />

Erschlossenseins erhoben wird s.o. Rdn. 69), erforderlich, dass durch die Herstellung<br />

der AnbaustraÞe die Bebauung des Gr<strong>und</strong>stÏcks ermÎglicht wird. DemgemÌÞ<br />

bejaht das OVG Saarlouis DÚV 1991, 470 f. = KStZ 1991, 237) das Erschlossensein eines ^<br />

im Ûbrigen bereits durch eine andere StraÞe erschlossenen s. dazu o. Rdn. 338) ^ Gr<strong>und</strong>stÏcks<br />

trotz eines HÎhenunterschieds von 8 m zur abgerechneten StraÞe, weil ^ abgesehen<br />

von der Anlegung einer befahrbaren Rampe ^ eine von der StraÞe aus erreichbare Bebauung<br />

unter Einsatz finanzieller Mittel erfolgen kÎnne, die sinnvoll aufgewendet seien,<br />

wenn man die Alternative der fehlenden Nutzung des Gr<strong>und</strong>stÏcks in Betracht ziehe.<br />

Steht der ZugÌnglichkeit des Gr<strong>und</strong>stÏcks ein im Zustand der ErschlieÞungsanlage<br />

begrÏndetes tatsÌchliches Hindernis entgegen, kommt es ebenfalls darauf an, ob das Hindernis<br />

^ in diesem Falle von der Gemeinde ^ mit zumutbarem Aufwand ausgerÌumt werden<br />

kann. Das wird i.d. R. anzunehmen sein, wenn die Kosten fÏr die Beseitigung des<br />

Hindernisses im Vergleich zu den gesamten Herstellungskosten der Anlage gering sind<br />

<strong>und</strong> die Ïbrigen Gr<strong>und</strong>stÏckseigentÏmer im Ergebnis weniger belastet werden, weil sie<br />

zwar einerseits zusÌtzlich die Beseitigungskosten zu tragen haben, dafÏr aber andererseits<br />

durch die Teilnahme des ^ bisher nicht zugÌnglichen ^ Gr<strong>und</strong>stÏcks letztlich entlastet<br />

werden vgl. dazu nÌher Driehaus §17 Rdn. 72).<br />

Kein beachtliches Hindernis liegt vor, wenn zwischen Fahrbahn <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stÏck ein<br />

zur Îffentlichen StraÞe gehÎrender Streifen von ortsÏblicher Breite ^ z. B. ein Geh- <strong>und</strong>/<br />

oder Radweg oder ein GrÏnstreifen ^ liegt BVerwGE 88, 70, 76 ff. = NVwZ 1991, 1090,<br />

1091 = DVBl. 1991, 593 betreffend einen 2 m breiten Gehweg). Das gilt im Hinblick auf<br />

das Erfordernis lediglich der Erreichbarkeit des Gr<strong>und</strong>stÏcks s. dazu Rdn. 335) auch<br />

dann, wenn der GelÌndestreifen ^ z. B. aus straÞenverkehrsrechtlichen GrÏnden ^ auf<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 117<br />

339<br />

340<br />

341<br />

342


343<br />

344<br />

345<br />

F 343^345 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

Dauer nicht Ïberfahren werden darf, es sei denn, dessen Ûberwindung sei im Einzelfall<br />

unzumutbar BVerwGE 88, 70, 78 f. = NVwZ 1991, 1090, 1091 = DVBl. 1991, 593; danach<br />

dÏrfte NVwZ 1989, 570 f. = ZMR 1989, 73 ^ beachtliches Hindernis, wenn zwischen<br />

StraÞe <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stÏck ein auf dem StraÞengr<strong>und</strong> befindlicher zwischen 0,5 m <strong>und</strong> 1,5 m<br />

breiter, auf Dauer nicht Ïberfahrbarer GrÏnstreifen liegt ^ Ïberholt sein). Somit fehlt es<br />

erst recht an einem beachtlichen Hindernis, wenn sich zwischen StraÞe <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stÏck<br />

ein unbefestigter, aber befahrbarer zur StraÞe gehÎrender GelÌndestreifen befindet <strong>und</strong> die<br />

Bordsteine vor dem Gr<strong>und</strong>stÏck nicht abgesetzt sind, so dass das Heranfahren an die<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcksgrenze lediglich ,,unbequem`` ist BVerwG NVwZ 1987, 56 = DVBl. 1987, 628<br />

= KStZ 1986, 211 <strong>und</strong> NVwZ 1987, 420 = DVBl. 1987, 630 = BauR 1987, 432). Etwas anderes<br />

gilt allerdings bei gewerblich nutzbaren Gr<strong>und</strong>stÏcken, deren Erschlossensein ein<br />

Herauffahren auf das Gr<strong>und</strong>stÏck erfordert vgl. Rn. 336). Ein solches Gr<strong>und</strong>stÏck ist deshalb<br />

nicht erschlossen, wenn zwischen Fahrbahn <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stÏck ein durch den Bebauungsplan<br />

festgesetztes ,,VerkehrsgrÏn`` liegt VGH Mannheim BWGZ 2002, 486, das auch<br />

eine von der Gemeinde zugunsten des Anliegergr<strong>und</strong>stÏcks eingerÌumte Baulast als ^ da<br />

den planerischen Festsetzungen widersprechend ^ nicht ausreichend ansieht).<br />

bb) Das Erschlossensein von Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcken. Da das ErschlieÞungsbeitragsrecht die<br />

Beitragspflichtigkeit nicht vom Angrenzen an die ErschlieÞungsanlage, sondern vom Erschlossensein<br />

durch diese abhÌngig macht, ist von groÞer Bedeutung, unter welchen Voraussetzungen<br />

nicht angrenzende Gr<strong>und</strong>stÏcke ^ sog. Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcke ^i.S.von§131<br />

I 1 BauGB erschlossen werden vgl. dazu ausf. Driehaus ZMR 2001, 424 ff.; ferner Richarz<br />

KStZ 2006, 1, 4f.).<br />

Besteht zugunsten des Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcks eine in tatsÌchlicher <strong>und</strong> rechtlicher<br />

Hinsicht ^ z. B. aufgr<strong>und</strong> einer Dienstbarkeit oder einer Baulast s. Kap. A I Rdn. 194 ff.) ^<br />

gesicherte <strong>und</strong> bauordnungsrechtlichen Anforderungen genÏgende Zufahrt, ist es ohne<br />

weiteres nach §131 I 1 BauGB <strong>und</strong> auch nach §133 I BauGB; s. dazu nÌher Rdn. 206 f.) erschlossen.<br />

So setzt das BVerwG bei seiner Umschreibung der fÏr das Erschlossensein notwendigen<br />

Erfordernisse vgl. Rdn. 335) stets hinzu, dass die StraÞe das HeranfahrenkÎnnen<br />

an die Gr<strong>und</strong>stÏcksgrenze tatsÌchlich <strong>und</strong> rechtlich ^ bei Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcken ,,ggfs.<br />

unter Inanspruchnahme eines vermittelnden Zuweges`` ^ gewÌhrleisten mÏsse. Deshalb<br />

wird als Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck auch ein solches Gr<strong>und</strong>stÏck bezeichnet, das zur AnbaustraÞe<br />

durch einen von dieser abzweigenden unselbstÌndigen Privatweg oder Ïber einen<br />

wegen seiner geringen LÌnge einen unselbstÌndigen Bestandteil einer AnbaustraÞe darstellenden<br />

Îffentlichen Stichweg Zufahrt nimmt. Diese ZufahrtsmÎglichkeit muss allerdings<br />

im Falle des Auseinanderfallens im Eigentum an Anlieger- <strong>und</strong> Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck<br />

auf Dauer vgl. zum Fehlen dieses Erfordernisses bei EigentÏmeridentitÌt Rdn. 348) gesichert<br />

sein BVerwG KStZ 1985, 107 = BRS 43 Nr. 63, S. 149, 151; NVwZ-RR 2001, 180, 181<br />

= DÚV 2001, 37 = BayVBl. 2001, 118; ferner NVwZ-RR 2002, 770, 772 = KStZ 2002, 232<br />

= ZMR 2002, 876, wo offen gelassen ist, ob eine solche dauerhafte Sicherung durch eine<br />

auflÎsend bedingte Baulast begrÏndet wird, dies aber jedenfalls verneint wird, wenn sich<br />

im Zeitpunkt des Entstehens der sachlichen Beitragspflichten ^ s. o. Rdn. 208 ^ bereits<br />

konkret abzeichnet, dass die auflÎsende Bedingung eintreten <strong>und</strong> damit die Baulast<br />

gelÎscht werden wird). Im Falle der Zufahrt zu mehreren StraÞen ist die nÌchstgelegene<br />

AnbaustraÞe die das Gr<strong>und</strong>stÏck i. S. von §131 I 1 BauGB erschlieÞende Anlage.<br />

Nicht durch eine AnbaustraÞe erschlossen werden Gr<strong>und</strong>stÏcke, deren nÌchste erreichbare,<br />

die Verbindung zum Îffentlichen StraÞennetz herstellende Verkehrsanlage eine selbstÌndige<br />

ErschlieÞungsanlage gem. §123 II BauGB vgl. Rdn. 7) ist. So ist eine Reihenhausanlage<br />

allein durch ein privates Wegenetz erschlossen, wenn dieses aus einem System<br />

von 3,5 m breiten, einem beschrÌnkten Îffentlichen Fahrzeugverkehr gewidmeten, insgesamt<br />

630 m langenWegen BVerwGE 66, 69 = NVwZ 1983, 153 = DVBl. 1982, 1056) oder<br />

aus zwischen 3,5 m <strong>und</strong> 11 m breiten, insgesamt 280 m langen unbeleuchteten Wegen<br />

BVerwG DVBl. 1984, 683 = KStZ 1984, 34) besteht vgl. dagegen BVerwG NVwZ 1999, 997,<br />

118 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 346^348 F<br />

998 f. = DVBl. 1999, 395, 396 f. = KStZ 1999, 154, wonach ein Ïber 90 000 qm groÞes als<br />

Feriendorf genutztes Gr<strong>und</strong>stÏck, bestehend aus einem Hotel, zahlreichen FerienhÌusern,<br />

Sportanlagen <strong>und</strong> StellplÌtzen sowie einem geschlossenen Privatwegesystem, durch eine<br />

AusbaustraÞe erschlossen wird, an die es lediglich mit der Breite seiner Zufahrt angrenzt).<br />

Ebenfalls als Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck bezeichnet wird ein Gr<strong>und</strong>stÏck, von dem die AnbaustraÞe<br />

Ïber einen nicht befahrbaren privaten oder einen Îffentlichen Wohnweg nach<br />

§127 II Nr. 2 BauGB s. o. Rdn. 101ff.) erreicht wird BVerwGE 74,145,149=NVwZ1986,<br />

1023 = DVBl. 1986, 774; vgl. auch die VGH MÏnchen NVwZ-RR 1991, 598;VGH Mannheim<br />

NVwZ-RR 2005, 352 <strong>und</strong> OVG MÏnster HSGZ 1997, 82 f. zugr<strong>und</strong>e liegenden Fallgestaltungen).<br />

Ein solches Gr<strong>und</strong>stÏck wird i. S. d. §131 I 1 BauGB durch die AnbaustraÞe<br />

erschlossen, wenn der Wohnweg gem. §127 II Nr. 2 BauGB nur von dieser einzigen) AnbaustraÞe<br />

abzweigt <strong>und</strong> das Gr<strong>und</strong>stÏck dadurch entsprechend den Ausweisungen eines<br />

qualifizierten Bebauungsplans <strong>und</strong> den landesbauordnungsrechtlichen Anforderungen s.<br />

dazu Rdn. 207 a) zugÌnglich <strong>und</strong> damit nutzbar ist BVerwG NVwZ 1994, 910, 911 = KStZ<br />

1994, 171 unter BestÌtigung des Berufungsurteils des OVG MÏnster NWVBl. 1992, 26 f. =<br />

ZMR 1991, 495; vgl. zur entsprechenden Annahme fÏr ein im unbeplanten Innenbereich<br />

nach § 34 BauGB liegendes Gr<strong>und</strong>stÏck: Uechtritz DVBl. 1986, 1128; vgl. ferner Rdn. 409;<br />

zur Regelung des § 39 I 2 KAG BW ^ dazu Rdn.1b ^ krit. Driehaus NVwZ 2005, 1136,<br />

1139/40). Auf das Erfordernis des HeranfahrenkÎnnens an die Gr<strong>und</strong>stÏcksgrenze ist zu<br />

verzichten, sofern das Bebauungsrecht das Gr<strong>und</strong>stÏck trotz der fehlenden Zufahrt als bebaubar<br />

ausweist BVerwGE 74, 145, 155 f. = NVwZ 1986, 1023, 1024 = DVBl. 1986, 774; vgl.<br />

zum Ausreichen allein eines Zugangs auch Rdn. 336).<br />

Problematisch ist, inwieweit eine aufgr<strong>und</strong> behÎrdlicher Genehmigung erfolgte Bebauung<br />

von Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcken ein Erschlossensein begrÏndet. Das dÏrfte anzunehmen<br />

sein, wenn die Baugenehmigung gerade im Hinblick auf die ZugÌnglichkeit des<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcks von der abgerechneten StraÞe aus erteilt worden ist oder ein entsprechender<br />

Rechtsanspruch besteht Driehaus §17 Rdn. 86 fÏr einen durch einen Îffentlichen Wohnweg<br />

^ s.o. Rdn. 101ff. ^ mit der AnbaustraÞe verb<strong>und</strong>enenWohnweg). DarÏber hinaus ist<br />

zu erwÌgen, ob ein Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck erschlossen i.S. des §131 I 2 BauGB <strong>und</strong> des<br />

§133 I 1 BauGB) ist, wenn eine Baugenehmigung unter VerstoÞ gegen baurechtliche Anforderungen<br />

erteilt worden ist bejahend OVG Saarlouis AS 21, 181 = KStZ 1987, 236, 237).<br />

Dabei kÎnnte man in erster Linie darauf abstellen, dass das fragliche Gr<strong>und</strong>stÏck seit langer<br />

Zeit den durch die StraÞe vermittelten ErschlieÞungsvorteil genieÞt <strong>und</strong> eine Sicherung<br />

der ErschlieÞung auf Dauer aufgr<strong>und</strong> eines Notwegerechts gem. §§ 917 I, 918 II BGB besteht.<br />

Es ist aber zu erwarten, dass das BVerwG eine rechtswidrig erteilte Baugenehmigung<br />

nicht als ausreichend fÏr die ZugÌnglichkeit eines Gr<strong>und</strong>stÏcks ansehen wird.<br />

Besteht zum Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck keine auf Dauer gesicherte Zufahrt, ist es dennoch<br />

durch eine AnbaustraÞe erschlossen, wenn Hinterlieger- <strong>und</strong> Anliegergr<strong>und</strong>stÏck demselben<br />

EigentÏmer ^ eine solche IdentitÌt ist auch dann anzunehmen, wenn an dem an<br />

die ErschlieÞungsanlage angrenzenden Gr<strong>und</strong>stÏck lediglich Miteigentum des AlleineigentÏmers<br />

des Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcks besteht VGH Mannheim NVwZ-RR 2005, 352;<br />

a. A. OVG LÏneburg NVwZ-RR 2005, 356, 357; vgl. insoweit auch Rdn. 207 zum Ausreichen<br />

von Miteigentum im Rahmen des Erschlossenseins nach § 133 I BauGB) ^ gehÎren<br />

sowie einheitlich genutzt werden <strong>und</strong> sich demgemÌÞ der durch die StraÞe vermittelte<br />

ErschlieÞungsvorteil auch auf das Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck erstreckt BVerwGE 79, 1, 6 =<br />

NVwZ 1988, 630, 631 = DVBl. 1988, 896; NVwZ-RR 1998, 67 f. = ZMR 1998, 57 =<br />

HSGZ 1997, 462; OVG MÏnster Gemht 2006, 16 = [juris]; weitergehend Driehaus ZMR<br />

2001, 424, 426 unter II.2., der weder eine tatsÌchlich bestehende Zufahrt noch eine einheitliche<br />

Nutzung fÏr erforderlich hÌlt). Eine solche einheitliche Nutzung kann z. B. in einer<br />

Ïbergreifenden gewerblichen Nutzung BVerwG BRS 43 Nr. 64 S. 154) oder in der Vermietung<br />

von WohnflÌchen <strong>und</strong> StellplÌtzen BVerwG BRS 43 Nr. 65 S. 156) oder auch in<br />

einer grenzÏberschreitenden Bebauung bestehen, ohne dass diese eine bestimmte flÌchenmÌÞige<br />

Ausdehnung erreichen muss BVerwGE 79, 1, 6 = NVwZ 1988, 630, 631 = DVBl.<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 119<br />

346<br />

347<br />

348


F 349^351 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

349<br />

1988, 896; vgl. auch VGH Kassel HSGZ 2004, 77, 78). Auch die Beseitigung einer Trennmauer<br />

zwischen Hinterlieger- <strong>und</strong> Anliegergr<strong>und</strong>stÏck sowie die Errichtung einer das gesamte<br />

Doppelgr<strong>und</strong>stÏck umfassenden Mauer mit einer Toreinfahrt zur AnbaustraÞe kann<br />

die Annahme einer einheitlichen Nutzung rechtfertigen BVerwG NVwZ-RR 1998, 67, 68<br />

= ZMR 1998, 57 unter Ønderung von OVG MÏnster Gemht 1998, 138; ferner zur Problematik<br />

OVG MÏnster NWVBl. 1997, 344, 345: kein Erschlossensein eines ,,gefangenen``<br />

Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcks, fÏr das der Bebauungsplan eine selbstÌndige Bebaubarkeit mit<br />

einer voraussichtlichen Ausrichtung zur abgerechneten StraÞe vorsieht; OVG MÏnster<br />

KStZ 1993, 55, 56 = NWVBl. 1993, 180: zum Erschlossensein eines als Ziergarten genutzten<br />

Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcks; VGH Kassel HSGZ 1992, 239, 240: zum Erschlossensein<br />

eines Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcks, das mit dem Vordergr<strong>und</strong>stÏck nach den bauplanerischen<br />

Festsetzungen ein Gr<strong>und</strong>stÏck bildet <strong>und</strong> als Hausgarten fÏr das bebaute Vordergr<strong>und</strong>stÏck<br />

dient; weitere Nachweise bei OVG MÏnster Gemht 1998, 138).<br />

Stehen Anlieger- <strong>und</strong> Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck nicht im Eigentum derselben Person, ist<br />

das Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck erschlossen, wenn das Anliegergr<strong>und</strong>stÏck aufgr<strong>und</strong> seines Zuschnitts<br />

<strong>und</strong> seiner Ausdehnung ^ etwa ein 5 bis 7 m breiter GelÌndestreifen ^ selbst nicht<br />

baulich oder gewerblich genutzt werden kann <strong>und</strong> etwaige einer Zufahrt entgegenstehende<br />

Hindernisse ausrÌumbar sind BVerwG NJW 1978, 438 = DVBl. 1978, 302 = KStZ1978,135;<br />

vgl. auch OVG MÏnster NVwZ 2003, 301, 302 fÏr den Fall, dass ein StraÞe <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stÏck<br />

trennender schmaler, im Eigentum der Gemeinde stehender Gr<strong>und</strong>stÏcksstreifen ohne Weiteres<br />

durch Widmung zum Bestandteil der StraÞe gemacht <strong>und</strong> auf ihm eine Zuwegung<br />

zum Gr<strong>und</strong>stÏck angelegt werden kann). Letzteres ist aber nicht der Fall, wenn erst eine<br />

Ønderung des Bebauungsplans erforderlich ist, mag diese Ønderung auch im vereinfachten<br />

Verfahren nach §13 BauGB s. Kap. B Rdn. 602 ff.) erfolgen kÎnnen BVerwG NVwZ 1984,<br />

583 f. = DVBl. 1984, 679 = KStZ 1984, 173). Ein Hindernis ist dagegen ausrÌumbar, wenn<br />

der EigentÏmer des Anliegergr<strong>und</strong>stÏcks ^ dieser kann auch die Gemeinde sein ^ bereit ist,<br />

das Anlegen einer auf Dauer gesicherten Zufahrt zu dulden BVerwG NJW 1978, 438 =<br />

DVBl. 1978, 302 = KStZ 1978, 135) oder der EigentÏmer des Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏcks einen<br />

durchsetzbaren Anspruch auf Ûbertragung des Eigentums am Anliegergr<strong>und</strong>stÏck hat<br />

<strong>und</strong> somit ohneWeiteres eine bisher nicht bestehende Zufahrt vom Hinterliegergr<strong>und</strong>stÏck<br />

zur AnbaustraÞe schaffen kann BVerwG NVwZ 1993, 1208, 1209 = ZMR 1994, 582).<br />

350<br />

351<br />

cc) Das Erschlossensein bei einseitig anbaubaren StraÞen. Zu den ErschlieÞungsanlagen i. S.<br />

des §127 II Nr. 1 BauGB s. o. Rdn. 86 ff.) zÌhlen auch die nur einseitig anbaubaren Stra-<br />

Þen. Beruht die fehlende Anbaubarkeit einer Seite auf topographischen Gegebenheiten<br />

wie einer Felswand, einem GewÌsser oder einer steilen Hanglage <strong>und</strong> besteht sie somit auf<br />

Dauer, ist es im Allgemeinen gerechtfertigt, allein die auf der anbaubaren Seite gelegenen<br />

<strong>und</strong> somit i. S. des §131 I 1 BauGB erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke mit dem gesamten ErschlieÞungsaufwand<br />

zu belasten BVerwGE 52, 364, 369 = DVBl. 1978, 298, 299). In den<br />

meisten FÌllen ist aber eine nur einseitige Anbaubarkeit deshalb gegeben, weil die auf der<br />

anderen StraÞenseite befindlichen Gr<strong>und</strong>stÏcke im AuÞenbereich liegen vgl. ferner fÏr<br />

den Fall, dass die auf der einen StraÞenseite gelegenen Gr<strong>und</strong>stÏcke im Bebauungsplan als<br />

Îffentliche GrÏnflÌche ausgewiesen sind, Rdn. 352) <strong>und</strong> somit nicht erschlossen sind s. o.<br />

Rdn. 330). Hier gelten unter BerÏcksichtigung des Grades der einseitigen Anbaubarkeit<br />

folgende Gr<strong>und</strong>sÌtze vgl. BVerwGE 52, 364 = DVBl. 1978, 298 = BauR 77, 261; BVerwGE<br />

82, 102, 109 = NVwZ 1990, 165, 167 = DVBl. 1989, 1205; BVerwGE 89, 362 = NVwZ 1992,<br />

670 = DVBl. 1992, 1104):<br />

Die Gr<strong>und</strong>stÏcke auf der anbaubaren Seite haben den umlegungsfÌhigen Aufwand vgl.<br />

Rdn. 250) ^ u. U. sogar den gesamten Aufwand ^ zu tragen, soweit der StraÞenausbau<br />

nach Umfang <strong>und</strong> Ausbauart auch fÏr die nur einseitige ErschlieÞung ,,schlechthin unentbehrlich``<br />

krit. zu dieser Wortwahl als missverstÌndlich BVerwGE 82,102,109=NVwZ<br />

1990, 165, 167 = DVBl. 1989, 1205; in E 89, 362, 366 f. = NVwZ 1992, 670, 671 = DVBl.<br />

1992, 1104 ist stattdessen der Begriff ,,unerlÌsslich`` verwandt) ist vgl. dazu auch BVerwGE<br />

120 <strong>Fischer</strong> EL 19


ErschlieÞungsbeitragsrecht 352 F<br />

32, 226, 228 = DVBl. 1970, 79). Als ,,unerlÌsslich``anzusehen ist ein StraÞenausbau, den die<br />

Gemeinde ^ unter BerÏcksichtigung der nur einseitigen ErschlieÞung ^ ,,bei angemessener<br />

Bewertung der von den erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcken ausgehenden Verkehrsanforderungen<br />

fÏr geboten halten darf `` BVerwGE 82, 102, 110 f. = NVwZ 1990, 165, 167 = DVBl.<br />

1989, 1205). Voll abrechenbar ist i. d.R. ein auf der anbaubaren StraÞenseite angelegter<br />

Gehweg <strong>und</strong> eine die Erfordernisse der Sicherheit <strong>und</strong> Leichtigkeit des Verkehrs berÏcksichtigende<br />

<strong>und</strong> namentlich einen Begegnungsverkehr ermÎglichende Fahrbahnbreite. So<br />

hat das BVerwG in der zuletzt genannten Entscheidung eine Fahrbahnbreite von 7,50 m fÏr<br />

eine durch ein Gewerbe- <strong>und</strong> Industriegebiet fÏhrende StraÞe fÏr ,,schlechthin unentbehrlich``<br />

im vorstehenden Sinne angesehen vgl. dazu auch Driehaus §12 Rdn. 53; ferner OVG<br />

LÏneburg KStZ 1979, 174, 175 = HSGZ 1980, 315 sowie VGH MÏnchen = NVwZ-RR 1994,<br />

176 = Bay VBl. 1994, 247 = ZMR 1993, 484, 485 fÏr einen einseitig anbaubaren verkehrsberuhigten<br />

Bereich). Ist der Verlauf der nur einseitig anbaubaren StraÞe durch einen Bebauungsplan<br />

i. S. von §125 BauGB Rdn. 149) geregelt, ist allerdings zusÌtzlich zu prÏfen,<br />

ob der hinter den Festsetzungen des Plans zurÏckbleibende, also planunterschreitende<br />

Ausbau Rdn. 152) mit den Gr<strong>und</strong>zÏgen der Planung vgl. Rdn. 151) vereinbar ist<br />

BVerwGE 82, 102, 105 = NVwZ 1990, 165, 166 = DVBl. 1989, 1205; OVG LÏneburg NVwZ<br />

1989, 582, 584 = ZMR 1989, 232), was bei einer StraÞenherstellung nur in halber Breite<br />

im Allgemeinen zu verneinen sein dÏrfte BVerwGE 82, 102, 105 = NVwZ 1990, 165, 166 =<br />

DVBl. 1989, 1205). Bei einer solchen fÏr die hinreichende ErschlieÞung der Gr<strong>und</strong>stÏcke<br />

an der zum Anbau bestimmten Seite unerlÌsslichen StraÞenherstellung ist die StraÞe als<br />

beitragsfÌhige Anlage erstmals endgÏltig hergestellt, wenn der Ausbau entsprechend einer<br />

wirksamen Herstellungsregelung s. o. Rdn. 169 ff.) oder ^ vor Inkrafttreten des BBauG ^<br />

entsprechend einem gemeindlichen Bauprogramm s. o. Rdn. 189) erfolgt war. Das hat zur<br />

Folge, dass die Verbreiterung oder sonstige Ønderung der seinerzeit als einseitig anbaubar<br />

angelegten StraÞe nicht mehr eine ErschlieÞungsbeitragspflicht, sondern ausschlieÞlich<br />

eine Beitragspflicht nach MaÞgabe des landesrechtlichen StraÞenbaubeitragsrechts zu begrÏnden<br />

vermag BVerwGE 89,362,366f.=NVwZ1992,670,671=DVBl.1992,1104).<br />

Etwas anderes, nÌmlich dem Gr<strong>und</strong>e nach nur eine Pflicht zur Ûbernahme der HÌlfte<br />

des umlegungsfÌhigen Aufwands s. o. Rdn. 250), besteht fÏr die auf der anbaubaren Seite<br />

gelegenen Gr<strong>und</strong>stÏcke, wenn eine zunÌchst) einseitig anbaubare StraÞe etwa im Hinblick<br />

auf die zu erwartende bauliche Nutzung der derzeit noch dem AuÞenbereich angehÎrenden<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke an der einen StraÞenseite oder wegen des zu bewÌltigenden<br />

AuÞenbereichsverkehrs in einem Umfang geplant <strong>und</strong> angelegt wird, der Ïber das hinausgeht,<br />

was die hinreichende ErschlieÞung s.o. Rdn. 351) der Gr<strong>und</strong>stÏcke an der bebaubaren<br />

Seite erfordert. Ein solcher Ausbau wird im Allgemeinen anzunehmen sein, wenn<br />

die StraÞe entsprechend den Festsetzungen eines Bebauungsplans voll ausgebaut oder gemÌÞ<br />

§125 II 1 BauGB a. F. mit Zustimmung der hÎheren VerwaltungsbehÎrde hergestellt<br />

s. o. Rdn. 160 ff.) worden ist, da im letzteren Falle i.d.R. nicht festgestellt werden kann,<br />

ob die StraÞe in vollem Umfang oder im Hinblick lediglich auf die Erfordernisse der anbaubaren<br />

StraÞenseite ausgebaut worden ist. Hier muss die Gemeinde nach dem Halbteilungsgr<strong>und</strong>satz<br />

vgl. zu dessen Anwendung im Einzelnen Driehaus, Die einseitig anbaubare<br />

StraÞe <strong>und</strong> der Halbteilungsgr<strong>und</strong>satz im ErschlieÞungsbeitragsrecht, in Baurecht ^<br />

Aktuell, Festschrift fÏr Felix Weyreuther, S. 435 ff., der auf S. 439 ff. zutreffend darlegt,<br />

dass dieser Gr<strong>und</strong>satz an sich daran anknÏpft, dass eine StraÞe nur zur ^ ideellen ^ HÌlfte<br />

eine AnbaustraÞe i.S. von §127 II Nr. 1 BauGB darstellt) die HÌlfte des entstandenen Aufwands<br />

jedenfalls) vorerst selbst tragen <strong>und</strong> ggfs. in dem Zeitpunkt auf die Gr<strong>und</strong>stÏcke<br />

der zunÌchst nicht anbaubaren StraÞenseite abwÌlzen, in dem diese bebaubar werden <strong>und</strong><br />

deshalb dem ihnen zugewandten StraÞenteil die nachtrÌglich eingetretene) Bestimmung<br />

zum Anbau mit der Folge ,,zuwÌchst``, dass auch dieser Teil beitragsfÌhige ErschlieÞungsanlage<br />

<strong>und</strong> der fÏr ihren Ausbau angefallene, von der Gemeinde praktisch vorgestreckte<br />

Aufwand erschlieÞungsbeitragfÌhiger Aufwand wird BVerwGE 89, 362, 365 f. = NVwZ<br />

1992, 670, 671 = DVBl. 1992, 1104).<br />

EL 19 <strong>Fischer</strong> 121<br />

352


F 353^355 ErschlieÞungs- <strong>und</strong> ErschlieÞungsbeitragsrecht<br />

353<br />

Der Halbteilungsgr<strong>und</strong>satz ist in gleicher Weise anzuwenden, wenn die auf der einen<br />

StraÞenseite gelegenen Gr<strong>und</strong>stÏcke zwar nicht ^ wie etwa im Falle topographischer Gegebenheiten<br />

vgl. Rdn. 350) ^ einer spÌteren Bebauung auf Dauer schlechthin entzogen<br />

sind, aber nahezu in voller Ausdehnung im Bebauungsplan als Îffentliche GrÏnflÌche ausgewiesen<br />

sind mit der Folge, dass diese StraÞenseite nicht zum Anbau bestimmt ist<br />

BVerwG NVwZ 2004, 1118 = DVBl. 2004, 1038 = DÚV 2004, 703 unter BestÌtigung der<br />

Vorinstanz: OVG MÏnster NVwZ-RR 2003, 526 = DÚV 2003, 591 = KStZ 2003, 119).<br />

Entsprechendes gilt vgl. Driehaus, o. Rdn. 352, S. 446 ff.) bezÏglich der AbwÌlzbarkeit<br />

von StraÞenherstellungskosten auf die zunÌchst an der nicht anbaubaren StraÞenseite gelegenen<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcke, wenn die Gemeinde zwar den vollen Ausbau einer StraÞe plant, sich<br />

aber wegen der AuÞenbereichslage <strong>und</strong> der deshalb fehlenden BaulandqualitÌt der Gr<strong>und</strong>stÏcke<br />

an der einen StraÞenseite entsprechend den Anforderungen des §125 III BauGB<br />

s. o. Rdn. 151ff.) zunÌchst auf den Ausbau in dem Umfang beschrÌnkt hat, der durch die<br />

hinreichende ErschlieÞung der bebaubaren Gr<strong>und</strong>stÏcke der anderen StraÞenseite gefordert<br />

war s.o. Rdn. 351; vgl. dazu auch Driehaus, o. Rdn. 352, S. 449 ff., der den Begriff<br />

der ,,unerlÌsslichen StraÞenbreite`` verwendet). Wird die StraÞe hier im Hinblick darauf,<br />

dass die AuÞenbereichsgr<strong>und</strong>stÏcke Bauland werden bzw. geworden sind, entsprechend<br />

verbreitert, stellt i.d. R. die Verbreiterung die zweite, zum Vollausbau der Gesamtanlage<br />

fÏhrende einseitig anbaubare StraÞe mit der Folge dar, dass der durch diesen Ausbau verursachte<br />

Aufwand als beitragsfÌhiger Aufwand ausschlieÞlich auf die durch sie erschlossenen<br />

vormaligen AuÞenbereichsgr<strong>und</strong>stÏcke umzulegen ist BVerwGE 89, 362, 365 f. = NVwZ<br />

1992, 670, 671 = DVBl. 1992, 1104).<br />

354<br />

355<br />

d) Das Erschlossensein durch andere ErschlieÞungsanlagen als AnbaustraÞen.<br />

FÏr das Erschlossensein durch Wohnwege s. o. Rdn. 101ff.) nach §127 II Nr. 2 BauGB<br />

gelten imWesentlichen die gleichen Gr<strong>und</strong>sÌtze wie fÏr das Erschlossensein durch AnbaustraÞen<br />

Rdn. 334 ff.). Im Allgemeinen wird ein ausschlieÞlich) an einenWohnweg angrenzendes<br />

Gr<strong>und</strong>stÏck durch diesen erschlossen werden vgl. auch die Definition des Erschlossenseins<br />

in § 39 I S.1 KAG BW; vgl. dazu Rdn.1b). MaÞgeblich ist aber letztlich, ob das<br />

Gr<strong>und</strong>stÏck im Hinblick auf das Bestehen desWohnweges nach Bauplanungs- <strong>und</strong> Bauordnungsrecht<br />

bebaubar ist vgl. auchVG MÏnster KStZ 1990, 54 f.). Die eigentlichen Probleme<br />

des Erschlossenseins durchWohnwege stellen sich aber im Hinblick darauf, dass auch) ein<br />

Angrenzen an eine AnbaustraÞe vorliegen kann oder der Wohnweg mehrere AnbaustraÞen<br />

verbindet s. dazu Rdn. 409). Bei den sonstigenWegen i. S. des §127 II Nr. 2 BauGB sowie<br />

den Anlagen nach §127 II Nr. 3 bis 5 BauGB ist zu berÏcksichtigen, dass diese die Erschlie-<br />

Þung nicht ermÎglichen, sondern lediglich verbessern Rdn. 69). Das fÏhrt dazu, dass sich<br />

im Allgemeinen FuÞ- <strong>und</strong> Radwegen Rdn. 108) sowie SammelstraÞen Rdn. 117) <strong>und</strong><br />

selbstÌndigen ParkflÌchen Rdn. 120) keine hinreichend abgrenzbaren Abrechnungsgebiete<br />

zuordnen lassen. FÏr die Ïbrigen Arten von Anlagen gelten folgende Gr<strong>und</strong>sÌtze:<br />

Erschlossen durch eine selbstÌndige GrÏnanlage sowie einen Kinderspielplatz vgl.<br />

zu dessen BeitragsfÌhigkeit Rdn. 126 ff.) ^ <strong>und</strong> damit i.d. R. auch beitragspflichtig ^ sind<br />

in rÌumlicher Hinsicht die Gr<strong>und</strong>stÏcke, die sich in einer solchen NÌhe zur Anlage befinden,<br />

dass diese ohne nennenswerten Zeitaufwand aufgesucht werden kann. Dies ist bei<br />

Gr<strong>und</strong>stÏcken anzunehmen, die mit ihrem der Anlage zunÌchst liegenden Punkt nicht<br />

weiter als 200 m Luftlinie von der ÌuÞeren Begrenzung der ihnen zugewandten Seite der<br />

Anlage entfernt sind BVerwGE 97, 185, 192 ff. = NVwZ 1995, 1216, 1217 f. = DVBl. 1995,<br />

527). Unter dem Gesichtspunkt der VerwaltungspraktikabilitÌt ist ^ im Gegensatz zur<br />

Abrechnung von Immissionsschutzanlagen vgl. Rdn. 398) ^ hinsichtlich der HÎhe der<br />

Beitragsbelastung nicht nach der Entfernung der Gr<strong>und</strong>stÏcke von der ErschlieÞungsanlage<br />

zu differenzieren BVerwGE 36, 155, 159 = DVBl. 1971, 214, 215 = BauR 1971, 119).<br />

Vielmehr wird unterstellt, dass alle erschlossenen Gr<strong>und</strong>stÏcke in gleicher Weise einen ErschlieÞungsvorteil<br />

von der Anlage haben. Die 200-m-Grenze kann bei Vorliegen besonderer<br />

GrÏnde im Einzelfall in jeweils angemessener Weise Ïber- oder unterschritten<br />

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