Bildende Kunst (No. 511 - 615) (PDF
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Die Korrespondenz beginnt mit einer<br />
Postkarte Kubins, der sich für das Interesse<br />
des jungen Studenten an seinem Werk<br />
bedankt und dann fortfährt: "... leider nur<br />
sind die Zeitverhältnisse auch dem bildenden<br />
Künstler derart ungünstig, dass ich Ihrem<br />
Wunsche nicht ganz nachkommen kann. -<br />
Wenn Ihnen mit einer charakteristischen Lithographie<br />
nach meiner Wahl gedient ist - die<br />
sonst 20 MK kostet will ich Ihnen eine solche<br />
ausnahmsweise mit 50% Nachlass also für 10<br />
MK zusenden ..." (O.O.u.D.)<br />
Lutters verehrende Anerkennung, die er<br />
den Arbeiten Kubins, der ja häufig an sich<br />
zweifelte, immer wieder entgegenbrachte,<br />
schätzte dieser: "... Die anerkennenden,<br />
ermunternden Worte meiner Freunde und<br />
geistigen Nachbarn sind mir ein nothwendiges<br />
Labsal ..." (28.XII.1932). Oder "... Ich<br />
freue mich ja nur wenn Werke meiner Hand<br />
bei Menschen welche sich dieser <strong>Kunst</strong> echt<br />
verbunden fühlen eine bleibende Stätte finden<br />
..." (17.X.1931). In Bezug auf sein Bühnenbild<br />
zur Uraufführung des Stückes "Rauhnacht"<br />
von Richard Billinger in München,<br />
äussert Kubin sich wie folgt: "... Ich war<br />
übrigens gar nicht bei der Uraufführung der<br />
Rauhnacht, sondern saß daheim ... Ich würde<br />
auch nicht gerne gekommen sein denn es gibt<br />
bei Arbeiten für die Bühne für mich insoweit<br />
Enttäuschungen als meine intim-malerische<br />
Ideen beim Umsetzen ins Scenenmäßige jedenfalls<br />
vergröbert werden ..." (17.X.1931).<br />
Über das Schaffen anderer Künstler: "...<br />
Freilich, die Weggenossen von Einst ziehen<br />
sich mit beschleunigtem Tempo aus diesem merkwürdigen Garten ‚Erde' zurück - Slevogt, Meyrink, Dr. Stinnes drei<br />
Persönlichkeiten die schöne Farben in unsre Tage getragen haben ..." (28.XII.1932).<br />
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten finden sich vielfach Äußerungen zur politischen Lage in<br />
Deutschland und später auch im annektierten Österreich: "... Immerhin, der Umschwung in Deutschland brachte<br />
mir bisher gar nichts, sondern vernichtete durch Absetzung einiger Förderer in offiziellen Stellen auch die wenigen sicheren<br />
Aufträge die ich noch hatte ... Die Politik ist mir, dem rein einseitig etwas entwickelten <strong>Kunst</strong>menschen ein Gräuel<br />
und alle Gespräche gleiten in dieses schrille im Grunde tote, öde Gebiet - das in die Familien noch überflüssige Zwiste<br />
führt, wie froh bin ich jetzt peripher zu leben - um nicht von solchen Wogen von Schlagworten verschlungen zu werden<br />
..." (7.VII.1933). Und: "... Ich schaffte viel in den letzten Wochen um nur die üble Epoche aus dem Kopf zu verdrängen!<br />
..." (1935).<br />
Immer wieder äußert sich Kubin zu einzelnen Arbeiten, ganzen graphischen Zyklen und den damit verbundenen<br />
Schwierigkeiten: "... ‚Phantasien im Böhmerwald', dessen erste Conzeption bereits vor einem Dutzend Jahren<br />
keimte, dann aber fehlte der Mut - nun ist er dagewesen und die Folge fertig ..." (29.X.1935). Und: "... Technisch sind<br />
Arbeiten mit feinsten Federn wohl für die Augen mühevoller - die mit starken Gänse- und Adlerkielen aber schwieriger.<br />
Es gehört gleichsam eine besonders robuste draufgängerische Stimmung dazu solche Blätter in Angriff zu nehmen - die<br />
hat man nicht immer ..." (10.I.1936). Oder: "... Ich erlitt beruflich, wie wirtschaftlich, eine Reihe Enttäuschungen, aber<br />
schließlich = ein Vorzug der Jahre = es macht mir nicht viel aus - Hingegen bei verlangsamtem Tempo gelangen etliche<br />
starke Arbeiten - ich sehe nun klarer, klarer als je!!! ..." (10.VII.1936). Und: "... Eine gewisse neu beschwingte Art zeigte<br />
deutlich wie es zu einem seelisch wie organisch bedingten noch freieren Ausdruck nun kommen will - mit anderem<br />
Wort: sich ein sog. ‚Altersstil' ankündigt ..." (19.VIII.1940). Oder: "... beruflich = wirtschaftlich darf ich eher zufrieden<br />
sein ... es ist merkwürdig dass dieser unheilvolle Krieg die Sehnsucht bei Einzelnen nicht abstumpft nach solch suggestiver<br />
<strong>Kunst</strong> ..." (5.X.1940).<br />
1947 blickt Kubin auf das Kriegsende zurück und schildert seine eigene Situation und die von <strong>Kunst</strong>liebhabern,<br />
Sammlern und der <strong>Kunst</strong>- und Kulturpolitik: "... Wir hatten eine krisenartige Übergangszeit da [-] was man