Bildende Kunst (No. 511 - 615) (PDF
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„C’est l’inspiration qui me donne le sujet à peindre“<br />
572 MAGRITTE, RENÉ, belgischer surrealistischer<br />
Maler, 1898-1967. L.A.S. O. O.<br />
23.X.1959. 1 Einzelblatt gr.-8°, beide Seiten<br />
beschrieben. (CHF 1’800.00)<br />
Interessanter Brief über seine Schaffensweise<br />
an André Bosmans. Auf die Anfrage, ein<br />
Bild zum Thema der Vertriebenen zu malen,<br />
das an einer Wohltätigkeitsauktion versteigert<br />
werden sollte, sei ihm klar geworden,<br />
daß ein Thema („sujet“) ihm keine Inspiration<br />
vermittle, im Gegenteil: die Inspiration<br />
gebe ihm das Thema ein. Erwähnt eines seiner<br />
bekanntesten Gemälde, „L’Empire de la<br />
Lumière“ (heute im Brüsseler Museum).<br />
„... J’ai eu l’occasion récemment de répondre à<br />
une lettre me demandant un tableau inspiré par<br />
le malheur des personnes déplacées, en vue d’être<br />
vendu au profit d’une œuvre de bienfaisance. Il<br />
m’est apparu qu’un sujet (le malheur par exemple)<br />
quel qu’il soit ne pouvait jamais ‘m’inspirer’<br />
comme il le faut pour concevoir un tableau. En<br />
cela, je suis nettement séparé des artistes inspirés.<br />
Mais je suis parvenu à donner à ce mot Inspiration<br />
un sens qui semble valable : Si un sujet<br />
donne lieu à une inspiration dont je ne veux pas,<br />
par contre, l’inspiration véritable est la seule<br />
chose qui peut faire connaître un ‘sujet’ qui vaut<br />
la peine d’être représenté par la peinture. Exemple.<br />
La bicyclette n’est pas un sujet qui m’inspire.<br />
C’est l’inspiration qui me donne le sujet à peindre<br />
= bicyclette sur un cigare.<br />
L’essentiel, c’est ce qu’il faut peindre ou écrire, et c’est l’inspiration qui le fait connaître. Le ‚comment’ n’est que l’énoncé<br />
correct, sans fantaisie, de l’essentiel …“<br />
Der Leidener Dichter Bosmans war ein großer Bewunderer von Magrittes <strong>Kunst</strong>. Der Brief ist publiziert in:<br />
Francine Perceval (Hrsg.). Lettres à André Bosmans: 1958-1967. Paris, Seghers, 1990. S. 92.<br />
„Irgendwie werden wir leben“<br />
573 MALEWITSCH, KASIMIR SEWERINOWITSCH, russischer Avantgardist, Schöpfer des Suprematismus,<br />
1879-1935. L.A.S. Moskau 15.II.1932. 1 Doppelblatt kl.-8°, alle vier Seiten mit Bleistift beschrieben.<br />
Mit dem zugehörigen, mit Tinte beschriebenen Couvert. (CHF 8’000.00)<br />
Sorgenvoller Brief an seine (dritte) Frau Natalia in Leningrad; die unsichere Lage für die avantgardistischen<br />
Künstler macht ihm ebenso zu schaffen wie eine Erkältung und die große Kälte. Erwähnt seine Tochter Una<br />
und seine Schwägerin Marjusa Bogdanova.<br />
[Übersetzung] „Liebe Nataschetschka. / Ich plage mich mit aller Kraft ab, ich huste, habe Kopfschmerzen und Schupfen.<br />
Una kommt nicht nach mit Taschentücher waschen. Die Fahrkarten habe ich für den 20. gekauft, Zug Nr. 46, er<br />
kommt also am 21. um 11–12 Uhr mittags an, es ist ein Personenzug, kein Schnellzug, für Schnellzüge werden Fahrkarten<br />
überhaupt nur zu Dienstreisen verkauft. Das Wsekochudoschnik“ – die Allrussische kooperative Gesellschaft<br />
„Künstler“ – „lehnte es ab zu bezahlen, ich werde prozessieren müssen, eine traurige Angelegenheit. Für den 16.–17.<br />
bin ich eingeladen zu Verhandlungen, eine Produktion des OMCH“ – Gesellschaft der Moskauer Künstler –“ ich<br />
weiß nicht, was herauskommt, vielleicht erhalte ich irgendeinen kleinen Auftrag. Ich lebe einen Tag in Nemtschinowka,<br />
einen Tag in Moskau, jetzt schreibe ich bei Metscheslaw, ich war mit Unka in einem Monty-Banks-Film, unerträglicher<br />
Blödsinn, reines Gelächter. Una verlangt auch schicke Theater …<br />
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