Jugendhilfe - ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und ...
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Wenn die Familienehre zur Gewalt wird<br />
RABEA bedeutet für die betroffenen jungen Frauen Hoffnung.<br />
leiterin beim LWL-Heilpädagogischen Kinderheim<br />
Hamm u.a. für das Schutzkonzept RABEA zuständig<br />
ist.<br />
Niemand verlässt die Familie freiwillig<br />
Koffer packen, die Tür hinter sich zuziehen, vom<br />
Jugendamt darf es nur eine vage Ansage geben,<br />
wohin es gehen wird: Das Schutzkonzept verlangt<br />
eine radikale Entscheidung von den Mädchen. In<br />
der Folgezeit, zwischen 2 <strong>und</strong> 6 Monaten ist sie<br />
lang, wird es keinen Kontakt zur Ursprungsfamilie<br />
oder zu den Fre<strong>und</strong>en geben. Die junge Frau<br />
verlässt die Schule, die Region oder quittiert die<br />
Ausbildung, die schon angefangen hatte. So groß<br />
der Druck <strong>und</strong> die Bedrohung in der Familie auch<br />
waren, der Schritt in die Anony<strong>mit</strong>ät ist tief greifend.<br />
Angekommen an ihrem neuen Lebensort im<br />
Schutzangebot dürfen die Mädchen zunächst nicht<br />
aus dem Haus <strong>und</strong> werden es auch auf lange Zeit<br />
nur in Begleitung verlassen können. Der Wohnort<br />
muss geheim bleiben, die Identität des Mädchens<br />
wird sofort bei Aufnahme verändert. Das Handy,<br />
das sonst leicht geortet werden könnte, muss sie<br />
abgeben. Bei jedem Gang zu Ämtern oder Beratungsstellen<br />
wird in den folgenden Monaten eine<br />
RABEA-Mitarbeiterin <strong>mit</strong>kommen. Sie erklärt <strong>und</strong><br />
ver<strong>mit</strong>telt, wie es sich <strong>mit</strong> dem anderen Namen<br />
verhält. Identitätsschutz <strong>und</strong> Auskunftssperre ist<br />
zum Schutz des Mädchens gr<strong>und</strong>legend; enge<br />
Zusammenarbeit <strong>mit</strong> der Polizei vor Ort ist sicher<br />
gestellt. Sollte ein RABEA-Mädchen nicht wie vereinbart<br />
(in die Wohngruppe zurückkommen), wird<br />
kurzfristig Suchalarm ausgelöst. „Faktisch kommt<br />
die junge Frau zunächst von einer Unfreiheit in die<br />
nächste.“, sagt Antje Leitheiser.<br />
Ohne Abschotten geht es nicht<br />
Es bleibt eine Familie im Hintergr<strong>und</strong>, die äußerst<br />
aktiv nach dem Mädchen sucht oder <strong>mit</strong> Hilfe<br />
des Internet, zum Beispiel in sozialen Netzwerken<br />
oder Schülerchatrooms sogleich versucht Kontakt<br />
aufzunehmen. Da werden großherzige Angebote<br />
gemacht: Alles soll sich ändern. Keine Gewalt, kein<br />
Zwang mehr, die Hochzeit kann abgesagt werden.<br />
Es ist dieselbe Familie, von denen die Mädchen im