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Die Rees – Pinne 2/2014 Marinekameradschaft Simbach/Inn

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DIE REES - PINNE 02/<strong>2014</strong><br />

Liebe Gemeinde, unser heutiges Fest soll ein Fest der Liebe und der Freude sein. Denn aus Liebe wollen wir Euch<br />

taufen und mit unendlicher Freude werden wir Eurem Gewinsel lauschen und Euer Leiden teilen.<br />

Der Leitspruch unseres heutigen Freudenfests sei der oberste aus dem „Heiligen Buch der Seefahrer“: <strong>Die</strong> Liebe<br />

und der Suff, die reiben den Menschen uff“!!!<br />

Meine Aufgabe ist heute, vor allen Dingen ein paar Worte des Trostes und der Liebe an unsere armen Täuflinge<br />

zu richten. Denn Neptun ist Euer Herr, er wird Euch mangeln.<br />

Ihr lieben junge Dreckfinken, die Ihr aus Liebe oder Boshaftigkeit der Welt zugeführt seid, in der vagen Hoffnung,<br />

dass einmal etwas Rechtes aus Euch werden möge. Euch haben nun Eure Erzeuger, die nicht mehr den den Mut<br />

hatten, Euch zu brauchbaren Menschen zu erziehen, ja gewissermaßen froh waren, Euch los zu sein, hier an Bord<br />

geschickt, auf dass Ihr zurecht gestoßen werdet. Denn sehet im „Heiligen Buch der Seefahrer“ stehet geschrieben:<br />

Alles was nichts taugt auf Erden, kann immer noch ein Seemann werden!<br />

Meine lieben Freunde, wenn ich Euch so ansehe, werde ich an einen großen dampfenden Misthaufen erinnert,<br />

denn Ihr seid in Wahrheit ein großer Haufen Mist und Dreck, von dem sich sogar Neptun mit Ekel abwenden<br />

möchte, wäre es nicht seine Aufgabe einen letzten Versuch mit Euch zu machen, es kann ja sein, dass nachher,<br />

wenn Ihr die Meerjungfrauen unter Wasser singen hört, noch eine gute Seite bei Euch anklingt.<br />

In einer Beziehung seid Ihr schon den rechten Sklaventreibern in die Hände gefallen. Aber trotzdem, wenn ich<br />

Euch mickrigen Jammerlappen ansehe, muss ich diese Leuteschinder rügen, sie gehen noch lange nicht hart genug<br />

mit Euch um, sie treten Euch noch lange nicht genug in Eure dreckigen Ärsche. Könnte ich Euch doch nur mal<br />

eine Woche so nach Herzenslust in die Fuchtel nehmen, Ihr würdet in keinen Sarg mehr passen. Denn im “Heiligen<br />

Buch der Seefahrer“ stehet geschrieben: Von Schlägen wird ein Seemann groß!<br />

So, ich glaube Ihr habt mich nun begriffen, dass Ihr ein großer, verlotterter Sauhaufen seid und wisst, welchen<br />

Zweck die Taufe verfolgt, nämlich Euch zu läutern!<br />

Meine nächsten Worte sollen nun dem Schiff und Euren Antreibern gelten. Ich muss schon sagen, die „PAMIR“<br />

ist ein Schiff, auf das man sich nicht in geringsten verlassen kann. Das Schiff ist gut, aber der Betrieb an Bord<br />

verluscht und verlottert, ohne jeglichen Verlass, wie bei dem Abschaum unserer Meerschweine. Wird mir angemeldet<br />

und verschwindet wieder, hält einfach der Termin nicht ein. Ich frage Euch, wer seit Ihr denn, dass man<br />

uns so zum Narren hält, man kommt sich vor wie ein Hanswurst.<br />

Hab da etwas von Alkohol im Schiffinneren gehört. Wie viel Wasser pro Mille habt Ihr den noch in der Bilge?<br />

Kam mir gleich spanisch vor, das Schiff war wohl besoffen, schwankte hin und her, wie ein Kamel mit Plattfüßen.<br />

Da kriegten die Seehelden es wohl mit der Angst zu tun und verschwanden um die nächste Ecke, um dem Schiff<br />

seinen Rausch ausschlafen zu lassen. Ich frage Euch Jammerlappen, warum sauft Ihr das Zeugs nicht selber aus,<br />

he? Seid Ihr gar Antialkoholiker? Man reiche mir mal eine Probe, mit einem Fass gebe ich mich zufrieden. Oder<br />

habt Ihr gar schon zu viel vom edlen Stoff gesoffen, dass Ihr nur noch im Tran dahinvegetiert? Man hört ja schon<br />

dolle Dinger von Euch. Mein Freund, dem Klabautermann habt Ihr seinen Lieblingsplatz, die Royal einfach weggenommen,<br />

seine Taschentücher, die Bram- und Royalstagsegel sind schon lange nicht mehr zu finden und Rasmus,<br />

der sich gerne mal im Leewassergraben wälzt, verwehrt Ihr auch den Zutritt. Sagt mal, wollt Ihr uns alle<br />

verärgern, sollen wir Euch alle noch mal in die Taufe schleudern, auf dass es Euch wie Schuppen von den Auge<br />

fällt und Euch eure umnebelte Geister sich erhellen. Was dabei herauskommt, wenn Knaben Alkohol in die Finger<br />

fällt, haben wir nun ja gesehen. Ist dies denn ein verkapptes Kriegsschiff oder wisst Ihr nicht mehr was Ihr tut,<br />

dass Ihr auf der Poop exerziert, dass die Decks erzittern und die Freiwache aus der Koje fällt und händeringend<br />

um Ruhe bittet. Sollen denn diese armen geplagten Menschen nie Ruhe finden.<br />

Oh, Ihr ungläubigen Pharisäer, die an der Echtheit von Thetis’s Busen zweifeln, lasst dem niedrigen Schiffsvolk,<br />

denen da achtern und sind es auch nur Matrosen, ja genug Sprit zukommen. Denn im „Heiligen Buch der Seefahrer“<br />

steht geschrieben: Nur dem wahren Säufer, der auch seinem lieben Nächsten genug Köm nachlässt, sei Neptuns<br />

Meerjungfrauen gewiss.<br />

Wahrlich ich sage Euch, auch ein gutes Ding hat dieses vom Sprit durchdrungene und doch so trockne Schiff. Es<br />

hat sich ein gar sportliches Spiel eingebürgert, dass die schwarzen Seelen der Sklaventreiber erfreuet. Es ist das<br />

Royalversteckspiel. Ein Spiel von wahrhaft höchster Seemannschaft, wie mir berichtet wurde. Nur ist mir der<br />

Sinn noch nicht ganz klar, vielleicht soll ja ein neuer Weltrekord im Royalaufbringen aufgestellt werden. Und<br />

dann sind hier noch ein paar Sünder an Bord, denen meine Worte wie die Peitschehiebe unserer Sadisten in die<br />

trägen Leiber fahren mögen.<br />

Ich frage Dich, dicker Seelachsfresser, hier vor Angesicht des Hochadels aller Sadisten, bereust Du Deine Sünden?<br />

Aber wie kann auch so ein Giftmischer es einer Horde von Oppositionsführern und Aufwieglern recht machen.<br />

Und dann ist da noch so ‘n Ass, so’n ganz Schlimmer, der, wenn mir richtig berichtet wurde, das ganze Schiff<br />

tyrannisiert. Wenn der nach vorne kommt zum Allerheiligsten, wo der Bootsmann seinen Sammeltrieb frönt, so<br />

wird Großalarm gegeben, die Kabelgattsleute treten in Angriffstellung und der Bootsmann greift still um die Ecke,<br />

ob der Maker noch da ist, ein wahrer Unhold, dieser wilde Kreuztoppräuber.<br />

So, jämmerliche Gemeinde, ich glaube Ihr habt nun begriffen, was mit Euch los ist und was Ihr wert seid. Wahrlich<br />

ich sage Euch, Ihr Anhänger des Ozeans bessert Euch, ehe Ihr hinausfahrt in Euren Sünden. Noch ist es Zeit.<br />

<strong>Die</strong>ses sollen Worte der Mahnung und der Liebe gewesen sein, beherzigt sie. Und nun liebe Gemeinde erhebt Eure<br />

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