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Die Rees – Pinne 1/2014 Marinekameradschaft Simbach/Inn

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DIE REES <strong>–</strong> PINNE<br />

Mitteilungsblatt der <strong>Marinekameradschaft</strong> <strong>Simbach</strong> am <strong>Inn</strong><br />

Im Deutsche Marinebund,<br />

im Landesverband Bayern.<br />

Gegründet am 01.10.1960 von Alois Bichler †<br />

Jahrgang 54, Ausgabe 01/<strong>2014</strong><br />

THEMEN IN DIESER<br />

AUSGABE<br />

Jahreshauptversammlung <strong>2014</strong><br />

Dütt un Datt aus der <strong>Marinekameradschaft</strong>.<br />

Geburtstage.<br />

Dütt un Datt aus der MK.<br />

Geburtstage.<br />

Zuwendungen.<br />

Was geschah im 1. Quartal.<br />

Wir stellen vor: S. Hagl.<br />

Jahresrückblick 2013.<br />

Ballastwasseraufbereitung.<br />

Internat in Hängematten.<br />

Costa Concordia Kapitän<br />

sagt…<br />

Kenterung der Costa C.<br />

WasWannWo. (Termine)<br />

April Mai Juni<br />

07. Renner, Manfred 17. Imhof, Manfred 01. Hagl, Walter<br />

07. Rosenecker, Franz 26. Engelmayer, Thomas 06. Bobula, Hermann<br />

09. Schwarz, Heinz 10. Zingler, Richard<br />

19. Schmid, Hermann<br />

÷<br />

Zuwendungen.<br />

Wir bedanken uns für die eingegangenen Zuwendungen.<br />

÷<br />

Von der Sparkasse Rottal-<strong>Inn</strong> wurde uns auf Empfehlung von Herrn<br />

Bürgermeister Günther Wöhl eine namhafte Spende zur Verfügung<br />

gestellt. Vergelt’s Gott.<br />

÷<br />

Postanschrift: <strong>Marinekameradschaft</strong> <strong>Simbach</strong> am <strong>Inn</strong>, c/o Ernst Bader, Bahnweg 19a, 84375 Kirchdorf/<strong>Inn</strong><br />

1. Vorstand: Hermann Schmid, Kulaer Str. 2, 84375 Kirchdorf/<strong>Inn</strong>; Tel. 08571-5146, Hdy. 01707727194, Mail: Heizung-Schmid@gmx.de<br />

Schriftführer: Ernst Bader, Bahnweg 19a, 84375 Kirchdorf/<strong>Inn</strong>; Tel. 08571-5781, Mail: e-assi@gmx.de<br />

Druck: Monika Amthor, Fa. LAB, Stuttgart<br />

Bankverbindung: <strong>Marinekameradschaft</strong> <strong>Simbach</strong> am <strong>Inn</strong><br />

IBAN: DE 98 7406 1813 0003 2590 13 BIC: GENODEFIPFK<br />

Webinfo: www.regiowiki.pnp.de/index.php/<strong>Marinekameradschaft</strong>_<strong>Simbach</strong>_a._<strong>Inn</strong>


DIE REES - PINNE 01/<strong>2014</strong><br />

Was geschah im 1. Quartal.<br />

Nachtrag aus dem 4. Quartal 2013:<br />

A<br />

m 09.12.2013 konnte unser Mitglied Mike Bauer einen<br />

runden Geburtstag feiern . Er wurde 50 Jahre alt. Einige<br />

Tage später hatte er Freunde, Verwandte und Mitglieder<br />

der MK <strong>Simbach</strong> zum Essen beim Italiener in Kirchdorf<br />

Essen eingeladen. Schon am Eingang wurden wir von Mike<br />

empfangen. Nach den<br />

Glückwünschen, konnten<br />

wir auch gleich die kleinen<br />

Geschenke überreichen.<br />

Von seinen Angehörigen<br />

und Kindern wurden lustige<br />

Verse und Gstanzl vorgetragen.<br />

Zwischendurch<br />

griff auch Mike zur Harmonika<br />

und spielte auf zu<br />

bekannten Melodien. Es<br />

wurde ein kurzweiliger<br />

Abend, an dem man erst nach Mitternacht zum Heimweg<br />

aufbrach.<br />

[hs]<br />

÷<br />

A<br />

uf Einladung der MK trafen sich am 17. Dez. 2013<br />

4 Seniorinnen verstorbener MK-Mitglieder im Marineheim<br />

am Hagenauer Stausee. Anwesend waren noch die<br />

Kameraden E. Doleschal, Hannes Röhrl und Fritz Koch.<br />

Kamerad Röhrl zeigte einen Film über einen Besuch in Wilhelmshaven<br />

und Aufnahmen aus den Anfängen des „Marinehafens<br />

Hagenau“. Es war ein gemütlicher Nachmittag bei<br />

Kaffee und Kuchen in einer wirklich warmen Hütte. Ganz<br />

nebenbei hatte Kamerad Röhrl an diesem Tag auch noch<br />

Geburtstag.<br />

[fk]<br />

÷------------------------------÷<br />

A<br />

m 04. Januar<br />

<strong>2014</strong> 10.00 Uhr,<br />

lud unser Kamerad<br />

Ralf einige Kameraden<br />

in die Hütte am Hagenauer<br />

Stausee ein. Es<br />

wurde sein Geburtstag<br />

nachgefeiert. Kein runder<br />

Geburtstag, nur so<br />

um mal zu testen, ob man auch im Winter die Hütte benutzen<br />

kann. Man kann!! Es war warm und wirklich gemütlich,<br />

besonders auch wenn sich zeitweise bis zu 15 Personen in<br />

dem kleinen Raum zusammen drängten. <strong>Die</strong> letzten Gäste<br />

verließen die Hütte gegen 16.30 Uhr.<br />

[fk]<br />

÷<br />

I<br />

m Rahmen des 2. Bordabends<br />

mit einem Vortrag<br />

eines maritimen Themas am<br />

07.02.<strong>2014</strong> konnte der Referent<br />

Maximilian Voigtmann<br />

von unserer Paten-MK Passau<br />

gewonnen werden.<br />

Unter dem Titel: >Ein Name <strong>–</strong><br />

Vier Schiffe


DIE REES - PINNE 01/<strong>2014</strong><br />

• Top 4: Der 1. Vorsitzende H. Schmid verkündet seinen<br />

Jahresbericht und verweist gleichzeitig auf Top 7 der<br />

Tagesordnung. Es folgt eine Vorschau auf geplante Termine<br />

im Jahr <strong>2014</strong>. Des Weiteren spricht er allen Mitgliedern<br />

seinen Dank für die in der Vergangenheit erbrachten<br />

Leistungen und die rege Teilnahme an allen<br />

Veranstaltungen aus.<br />

• Top 5: Der 1. Kassenwart Fritz Koch gibt seinen Kassenbericht<br />

bekannt.<br />

• Top 6: Der 2. Kassenprüfer Bernhard Janowitz stellt in<br />

seinem Bericht fest, dass die Kasse bei der Prüfung als<br />

korrekt, übersichtlich und fehlerfrei befunden wurde und<br />

empfiehlt die Entlastung des Vorstandes. Als Abstimmungsleiter<br />

fungierte Kamerad Helmuth Weismor. Der<br />

Vorstand wird einstimmig entlastet.<br />

• Top 7: <strong>Die</strong> für den Jahresrückblick 2013 von Kamerad<br />

Ernst Bader erstellte Bilderserie wird von Kamerad H.<br />

Schmid kommentiert.<br />

• Top 8: Eingegangen ist ein Antrag, in dem Kamerad<br />

Fritz Koch seine Rücktritt für die JHV 2015 bekannt<br />

gibt, mit der Aufforderung sich rechtzeitig um einen<br />

Nachfolger zu bemühen.<br />

• Top 9: Für die MK ist die Einführung von einheitlichen<br />

Sweatshirts (oder T-Shirts) geplant. Design und Umfang<br />

wird vom Vorstand geprüft und den Mitgliedern vorgeschlagen.<br />

Für das DMB-Infomobile werden für die<br />

Standaufsicht Freiwillige gesucht.<br />

Ende der Versammlung: 20.50 Uhr.<br />

Kamerad Hermann Schmid überreicht unserer Wirtin<br />

vom Gasthaus „Moosbräu“ als Dank für ihre Fürsorge<br />

einen Blumenstrauß.<br />

*<br />

Wir stellen vor: Siegfried Hagl.<br />

G<br />

eboren wurde unser Kamerad<br />

Hagl Siegfried in<br />

<strong>Simbach</strong> wo er auch die<br />

Schule besuchte. Das Interesse<br />

an der Seefahrt wurde<br />

durch seinen älteren Bruder,<br />

der schon Borderfahrung<br />

hatte, geweckt. Auch sein damaliger<br />

Lehrer Herr Bürger<br />

trug dazu bei, wenn er von<br />

seiner Zeit an Bord erzählte.<br />

Freiwillig zur Handelsmarine<br />

gemeldet, kam er dann schon im Sept. 1964 -_Nov.<br />

1964 zur Seemannsschule nach Finkenwerder. Erste<br />

Borderfahrung machte er auf dem Küstenmotorschiff<br />

„Hebe“ auf der er in Brunsbüttel eingestiegen ist. Vom<br />

Deckjungen bis zum Leichtmatrosen verbrachte er dort 20<br />

Monate. Holz wurde in Schweden geladen und nach England<br />

verschifft. <strong>Die</strong> Seefahrt bei hoher Windstärke bescherte<br />

ihm auch eine länger andauernde Seekrankheit.<br />

Nach einem Kohletransport mussten die Laderäume gereinigt<br />

werden, was meistens bei Nacht geschah. So auch in<br />

Finnland bei -40 Grad wo alle Ladeluke festgefroren waren.<br />

Im Jahr 1966 hat Siegfried auf der „Cap Palmas“ angemustert.<br />

Ein Schiff der Reederei Hamburg-Süd. In Deutschland<br />

wurden meist Maschinenteile verladen, die nach Südamerika<br />

verfrachtet wurden. Bei dieser Fahrt gab es auch zu seiner<br />

Äquatortaufe, eine der besonderen Art von Taufe, wie<br />

er erzählt. Viele Häfen wurden an der Südamerikanischen<br />

Ostküste angelaufen . Nach Deutschland wurden Fleisch<br />

und Bananen befördert. Auf diesem Törn verbrachte Siegfried<br />

auch seine ersten Weihnachten auf See. Nach etwa 9<br />

Monaten<br />

wechselte er<br />

das Schiff und<br />

ging auf die<br />

„Cap Vilano“<br />

die in Boston (USA) lag. Beim Deutschen Konsulat in Boston<br />

wurde Siegfried zum Matrosen umgemustert. Drei Reisen<br />

führten durch den Panamakanal nach Australien. Eine<br />

Seezeit dauerte ca. 28 Tage. Angeheuert für eine kurze Zeit<br />

auf der MS „Hilgart“, wo unter unmöglichen Bedingungen<br />

Fische im Eismeer verladen wurden. Zurück in Deutschland<br />

wurde gleich abgemustert. Seine letzte Seezeit verbrachte<br />

er auf dem Tanker „St. Michaelis“ mit einer Länge von 378<br />

Meter. <strong>Die</strong> meisten Fahrten gingen von England oder<br />

Rotterdam aus nach Kuwait. Mit vollem Schiff zurück, ohne<br />

Zielangabe nach England vor Order. Bedingt durch einen<br />

Unfall mit Krankenhausaufenthalt in Deutschland wurde<br />

ihm eine einjährige Seefahrtsperre auferlegt.<br />

Durch diese Umstände konnte er einen zweiten Beruf, den<br />

des Maschinenschlosser erlernen, um wieder zur See zu<br />

fahren. In dieser Zeit lernte Siegfried seine jetzige Frau kennen.<br />

Damit trat auch die Seefahrt in den Hintergrund. Das<br />

Interesse an der Seefahrt und das Maritime sind jedoch geblieben.<br />

Gerne wird noch in den vorhandenen Büchern und<br />

Alben geblättert, die ihn während seiner Fahrenszeit begleitet<br />

haben.<br />

*<br />

3


DIE REES - PINNE 01/<strong>2014</strong><br />

Jahresrückblick 2013<br />

Januar Februar März<br />

70. Geburtstag E. Buhrke Vortrag Zerstörer „ Rommel“ JHV mit Neuwahlen<br />

April Mai Juni<br />

Vortrag Norwegen Sage-Marsch MK-<strong>Simbach</strong> in Wilhelmshaven Nach Hochwasser in Hagenau<br />

Juli August September<br />

4<br />

KSRK Kirchberg Bayr. Ubootf. Treffen VDU/DMB Jubiläum KSRK-RK <strong>Simbach</strong><br />

Oktober November Dezember<br />

50 Jahre MKS-Marineheim Vortr. 100 Jahre D. Uboote J.Weber Weihnachtsfeier MK-<strong>Simbach</strong><br />

*<br />

[rb]


DIE REES - PINNE 01/<strong>2014</strong><br />

Ballastwasseraufbereitung.<br />

D<br />

ie Anlagen zur Ballastwasseraufbereitung sind eine wichtige<br />

technische Neuerung für den aktiven Umweltschutz. <strong>Die</strong> vielen<br />

Anschlüsse für die UV-Lichtröhren erinnern eher an eine Forschungsarmatur<br />

in einem Hightech-Labor als an den täglichen Betrieb<br />

im Bauch eines großen Containerschiffes. Das Licht der UV-<br />

Röhren ist ein zentraler Bestandteil der Ballastwasserbehandlung.<br />

Das UV-Licht der Aufbereitungsanlage tötet selbst kleinste Lebewesen<br />

im Meerwasser ab, wenn die Schiffe es in ihre Ballastwassertanks<br />

pumpen, um für eine optimale Lage auf See (Trimm) zu<br />

sorgen. Bevor das Ballastwasser <strong>–</strong> immerhin bis zu 1.500 Kubikmeter<br />

pro Stunde und Anlage <strong>–</strong> durch die gut zwei Meter langen<br />

und rund einen halben Meter dicken Trommeln mit dem UV-Licht<br />

fließt, wird es zusätzlich gefiltert, um Feststoffe und andere Teilchen<br />

wie Sand Muscheln und Sedimente zu entfernen. Vor dem<br />

Zurückpumpen ins Meer wird das Ballastwasser gemäß der IMO-<br />

Vorschriften dann nochmals mit UV-Licht behandelt. <strong>Die</strong>se sorgfältige,<br />

chemiefreie Aufbereitung verhindert, dass durch das Aufnehmen<br />

von Ballastwasser und das spätere Abpumpen in einem<br />

anderen Hafen Lebewesen in fremde Ökosysteme eingeschleppt<br />

werden. Das bekannteste Beispiel dafür ist die Chinesische Wollhandkrabbe,<br />

die vor über 100 Jahren im Ballastwasser von Handels-<br />

und Passagierschiffen von Asien nach Europa und in andere<br />

Teile der Welt kam.<br />

In den vergangenen Jahren wurde dies schon sehr wirksam durch<br />

das von der IMO vorgeschriebene Ballastwasser-Management verhindert,<br />

wonach Ballastwasser auf hoher See abgepumpt oder ausgetauscht<br />

werden muss. Dort<br />

sind die meisten Organismen nicht überlebensfähig bzw. können<br />

aufgrund der großen Meerestiefe und der Entfernung zu Küstenregionen<br />

keinen Schaden anrichten. <strong>Die</strong>ses wirkungsvolle Management<br />

wird auf Schiffen ohne Aufbereitung auch weiterhin angewandt.<br />

Zusätzlich ist es geplant, in den kommenden Jahren weltweit<br />

auch für kleiner Schiffe die Reinigungsanlage vorzuschreiben.<br />

Ein entsprechendes international verpflichtendes IMO-Verfahren<br />

läuft bereits.<br />

*<br />

Noch mehr Umweltschutz.<br />

Weitere Neuheiten für einen<br />

verbesserten Umweltschutz<br />

sind innen liegende Brennstofftanks,<br />

im vorderen Drittel<br />

des Schiffes angeordnet.<br />

Somit stehen die Brückenaufbauten<br />

jetzt im vorderen Bereich<br />

des Schiffes über den<br />

Brennstofftanks. Über der<br />

Maschinenanlage im hinteren<br />

Bereich steht neuerdings<br />

ein Maschinenaufbau und<br />

Schornstein. An der Außenhülle<br />

liegen nur noch Ballastwassertanks.<br />

So kann<br />

selbst bei einer Beschädigung<br />

der Außenhülle kein<br />

Bunker- oder <strong>Die</strong>selöl austreten.<br />

Ebenfalls neu ist das Beckerruder<br />

der Schiffe, die konstruktionsbedingt<br />

den Wirkungsgrad<br />

verbessern und<br />

somit den Verbrauch und die<br />

Emissionen optimieren.<br />

Für sogenanntes Grauwasser,<br />

etwa Duschwasser oder<br />

von der Waschmaschine, gibt<br />

es jetzt Tanks, sodass es nicht<br />

im Hafen abgepumpt werden<br />

muss. Andere Abwässer werden<br />

wie auch auf älteren<br />

Schiffen bereits je nach Art<br />

gereinigt oder durch zertifizierte<br />

Abwasserbehandlungsablagen<br />

geklärt.<br />

Wellengeneratoren, die auf<br />

See aus der Kraft der Hauptmaschine<br />

den benötigten<br />

Strom für das Schiff erzeugen<br />

und den Betrieb der Hilfsdiesel<br />

überflüssig machen, gibt<br />

es bereits länger.<br />

Neubauten werden mit Landanschlüssen<br />

vorgerüstet.<br />

aus Hapag-Lloyd News Nr. 352<br />

5


Internat mit Hängematten.<br />

V<br />

or 150 Jahren wurde die Deutsche Seemannschule<br />

in Hamburg gegründet. Es war eine Revolution,<br />

und es war höchste Zeit dafür: Als<br />

die Deutsche Seemannschule im Dezember 18623<br />

gegründet wurde war das Image eines ganzen Berufsstandes<br />

ebenso korrekturbedürftig wie seine<br />

Ausbildung. Seeleute galten weithin als tätowierte,<br />

Tabak kauende und dem Alkohol zugeneigte Randexistenzen.<br />

Das hatte seinen Grund, den abgesehen<br />

vom Nachwuchs aus Seefahrerfamilien galten die<br />

harten, zum Teil lebensgefährlichen Bordberufe, die<br />

kaum Aufstiegsmöglichkeiten boten, nicht eben als<br />

DIE REES - PINNE 01/<strong>2014</strong><br />

attraktiv.<br />

Mit der industriellen Revolution<br />

wuchs jedoch auch<br />

der Seeverkehr sprunghaft,<br />

die Schiffe wurden technisch<br />

anspruchsvoller, und<br />

die Branche hatte ein Personalproblem,<br />

ganz besonders<br />

eine Linienreederei<br />

wie die 1847 gegründete<br />

Hapag. Zu dem Selbstverständnis<br />

gehörte es nicht<br />

nur, „die Führung unserer<br />

Schiffe tüchtigen Kapitänen<br />

anzuvertrauen“, sie<br />

setzte auch erstmals auf<br />

Service zur See, auf zufriedene<br />

Passagiere. Ihr Ruf<br />

und ihr wirtschaftliches<br />

Überleben hingen also von<br />

Zuverlässigkeit und Qualifikation<br />

ihrer Mitarbeiter<br />

ab. So war die Hapag, zusammen mit anderen Hamburger<br />

Reedereien, der Seemannsschule von Anfang<br />

an eng verbunden, zeitweise sogar in Personalunion:<br />

Zu den Reedern und Kaufleuten, die sie vor 150 Jahren<br />

ins Leben riefen, gehörte mit Adolph Godeffroy<br />

auch der erste Hapag-Direktor. Segelschiffreeder<br />

Ferdinand Laeisz, der energische<br />

Vorsitzende des Schulverwaltungsrates,<br />

hatte sogar gleich beides mitbegründet:<br />

die Hapag ebenso wie<br />

die Schule.<br />

„Gebildete Offiziere und Kapitäne“<br />

für die junge deutsche Handelsmarine<br />

sollten herangezogen werden,<br />

und entsprechend waren die Anforderungen<br />

an die 13 bis 17 Jahre alten<br />

angehenden Seeleute im neuen<br />

Internat: Sie mussten gesund und<br />

„sittlich unbescholten“ sein, eine<br />

„leserliche“ Handschrift mitbringen<br />

und gute schulische Vorkenntnisse<br />

aufweisen. untergebracht<br />

wurden die „Zöglinge“ in Hängematten,<br />

ihre Ausbildung war hart,<br />

ihr Stundenplan anspruchsvoll. Neben der seemännischen<br />

Praxis gab es Unterricht in Mathematik und<br />

Navigation, Geografie, Englisch und Französisch.<br />

Das Schulgeld für die ein- bis zweijährigen Kurse<br />

hielt weniger wohlhabende Jugendliche fern, Freiplätze<br />

gab es nicht.<br />

6


DIE REES - PINNE 01/<strong>2014</strong><br />

Das änderte sich erst, als sich um die Jahrhundertwende<br />

nicht nur Einzelpersönlichkeiten, sondern<br />

auch Hamburger Unternehmen finanziell für die inzwischen<br />

in eine Stiftung umgewandelte Schule engagierten,<br />

darunter wiederum die Hapag. Ihr Generaldirektor<br />

Albert Ballin, selbst Selfmademan aus<br />

kleinen Verhältnissen, wurde 1900 Mitglied des Stiftungskuratoriums<br />

und unterstütze die Schule bis zu<br />

seinem Tod 1918 mit Rat und Tat. So wurde es möglich,<br />

mittellosen, aber begabten jungen Männern<br />

Freiplätze anzubieten.<br />

Wer hier aufgenommen wurde, hatte berufliche und<br />

soziale Chancen wie nie zuvor: Deutschlands Zukunft<br />

lag, wie Kaiser Wilhelm II. propagierte, „auf<br />

dem Wasser“, Maritimes war Mode im Deutschen<br />

Reich, die Kinder trugen Matrosenanzug und die<br />

Hamburger Seemannsschule wurde eine Institution.<br />

Seeleute galten nun nicht mehr als Outcasts, sondern<br />

als Trendsetter in schickem Blau, deren Ansehen<br />

dem des Militärs in nichts nachstand. Zu den bekanntesten<br />

Schülern dieser Jahre gehörten Rudolf<br />

Rolin, später Kommodore der Hamburg Süd, und<br />

Hapag Kapitän Gustav Schröder, dessen Zivilcourage<br />

es 1939 zu verdanken war, sodass 937 jüdische<br />

Passagiere seiner „St. Louis“ nach fünfwöchiger Irrfahrt<br />

vor der Gestapo gerettet wurden.<br />

Auch nach dem zweiten Weltkrieg spiegelte das<br />

Schicksal der Seemannsschule das einer gesamten<br />

Branche: Bis in die 70er Jahre hinein war die Nachfrage<br />

derart groß, dass sie sogar drei Ausbildungsstätten<br />

unterhielt, zwei in Hamburg, eine in Bremerförde.<br />

Dann forderten das Ende der Linien-Paasagierschifffahrt,<br />

die Containerisierung des Frachtverkehrs<br />

und der Strukturwandel in der deutschen<br />

Schifffahrt ihren Tribut. <strong>Die</strong> Schülerzahlen sanken<br />

schnell, bis 1984 der Lehrbetrieb eingestellt wurde.<br />

Erfolgsgeschichte hatte die Schule dennoch geschrieben:<br />

Mehr als 30.000 Absolventen hatten sich<br />

seit 1862 in Hamburg technisch und nautisch qualifiziert.<br />

www.stiftung-seemannsschule.de<br />

*<br />

Costa Concordia’s Kapitän sagt, er würde nicht zum Sündenbock werden.<br />

Z<br />

wei Jahre nachdem die Costa Concordia vor der Küste von Italien auf Grund lief, wobei 32 Leben zu beklagen<br />

waren, hat der Kapitän des Kreuzfahrtschiffes die Zuversicht geäußert für den Unfall nicht der Sündenbock<br />

zu sein. In einem Interview mit der französischen Zeitung Le Figaro sagte Kapitän Francesco Schettino - derzeit<br />

vor Gericht wegen mehrfachen Totschlags und Pflichtverletzungen - er sei überzeugt, dass die Wahrheit über die<br />

Ursachen der Katastrophe an den Tag kommen würde.<br />

„Ich habe Richter kennen gelernt, welche verstehen, was passiert ist und mich nicht von vornherein verurteilen,<br />

ich bin überzeugt dass die Wahrheit siegen wird“, sagte er. „Wie können wir eine Person, welche Schiffbruch<br />

erlitten hat, verurteilen? Und warum nicht auch eine Reederei untersuchen, welche ein Schiff gebaut hat, dessen<br />

wasserdichte Türen nicht funktionieren?“<br />

Kapitän Schettino sagte, dass die Verhandlung bereits gezeigt hätte, dass er nicht vorzeitig das Schiff verlassen<br />

hat, sondern unter Einsatz seines Lebens sich an der Hilfe zur Rettung der Passagiere beteiligt hätte. Es gäbe ein<br />

weitverbreitetes Missverständnis über die<br />

Rolle des Schiffskapitäns, mit der Vorstellung,<br />

dass ein Kapitän das Schiff zur jeder<br />

Zeit fährt.<br />

„Ich bedaure nur, dass ich unter meinem<br />

Kommando Offiziere hatte, welche nicht<br />

auf der Höhe waren“, sagte er der Zeitung.<br />

„Egal ob aus Angst oder übermäßigen Respekt,<br />

nicht einer von ihnen warnte mich,<br />

was wirklich passierte.“<br />

Auf einer Pressekonferenz in Rom im letzten<br />

Monat (Januar) sagte Costa Cruise und<br />

italienische Staatsbeamte, dass eine Entscheidung<br />

über eine Auschreibung zur Abwrackung<br />

der „Costa Concordia“ im März<br />

fallen soll.<br />

Zwölf Werfen in Italien, Großbritannien,<br />

Frankreich, Norwegen, Türkei und China habe Gebote für das Abwracken des Schiffes eingereicht. Italiens Umweltminister<br />

Andrea Orlando sagt, er hoffe, dass das Projekt in Italien durchgeführt wird, um das Abschlepprisiko<br />

in eine fremde Werft zu begrenzen. <strong>Die</strong> Kosten der Bergung haben bereits die 8oo Millionen Dollargrenze überschritten<br />

und werden voraussichtlich eventuell die 1 Milliarden Dollar überschreiten.<br />

Aus „Telegraph“ Febr. <strong>2014</strong> / aus dem Englischgen übersetzt von Fritz Koch<br />

*<br />

7


<strong>Die</strong> Kenterung der Costa Concordia.<br />

A<br />

DIE REES - PINNE 01/<strong>2014</strong><br />

n Abend des 13. Januars 2012, während das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia mit insgesamt 4229 Personen an Bord<br />

(3206 Passagiere und 1023 Besatzungsmitglieder) im Mittelmeer vor der italienischen Küste kreuzte, rammte es den Scole<br />

Felsen vor der Insel Giglio. Das Ergebnis der Kenterung war der Tod von 32 Personen (27 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder)<br />

157 wurden verletzt, aber zum Glück überlebten 4197 Personen. Jetzt hat das italienische Ministerium für Infrastruktur,<br />

Transport und Marineunfalluntersuchung einen Bericht über seine sicherheitstechnische Untersuchung des Unfalls<br />

veröffentlich. [<strong>Die</strong>ser Bericht wurde im Juli/August 2013 im Marine Engineers Review (MER) veröffentlicht]<br />

Es wurde festgestellt,<br />

dass<br />

das Schiff unter<br />

dem Kommando<br />

des Kapitäns<br />

einen<br />

Kurs zu dicht<br />

an einem<br />

schlecht beleuchteten<br />

Uferbereich in<br />

der Nacht in<br />

unsicherer Entfernung<br />

mit zu<br />

hoher Geschwindigkeit<br />

(15,5 Kn) geplant<br />

hatte. <strong>Die</strong><br />

Gefahr wurde<br />

zu spät erkannt,<br />

um die schwerwiegenden<br />

Auswirkungen zu vermeiden. Nach dem Aufprall auf den Felsen verringerte sich die Geschwindigkeit sehr schnell<br />

von 15,3 kn im Augenblick des Aufpralls auf nur etwa 3,0 kn in etwas mehr als sechs Minuten. Das Schiff verlor<br />

durch einen Stromausfall (Blackout) sofort seine Manövrierfähigkeit. Obwohl das Notaggregat ansprang, wie zu<br />

erwarten war, war es unmöglich die Notversorgung zu starten, da diese nur auf An und Aus reagierte. Das Ruder<br />

klemmte in Steuerbordlage und drehte das Schiff in diese Richtung, bis es schließlich auf die Insel Giglio gegen<br />

23.00 Uhr mit 15º Schlagseite auflief. Obwohl die vorrangige Ursache des Unfalls menschliches Versagen war,<br />

warf der Bericht einige Fragen bezüglich der Arbeitsverfahren und die Funktionalität einiger Ausrüstungsteile des<br />

Schiffes auf.<br />

Nachhaltige Schäden.<br />

<strong>Die</strong> Schadensbewertung unter der direkten Koordination des Kapitäns zeigte den Ernst der Lage nach nur 16 Minuten.<br />

Nach etwa vierzig Minuten (22.27 Uhr) erreichte das Wasser das achtere Schottendeck. Schäden wurden<br />

festgestellt mit Auswirkungen auf die wasserdichten Schotten (WTC 1 ) 4, 5, 6, 7 und 8 welche Maschinen für den<br />

Antrieb und Steuerung des Schiffes beinhalteten.<br />

• WTC 4: Hauptdrucklager und hydraulische Einheiten, Kompressoren für Maschinenraum, Klimaanlage.<br />

• WTC 5: Antriebstechnik für Elektromotoren (PEM 2 ), Feuer- und Bilgenpumpen, Antriebtransformatoren<br />

und Maschinen zur Raumventilation.<br />

• WTC 6: Drei Hauptdieselgenaratoren (hinten).<br />

• WTC 7: Drei Hauptdieselgeneratoren (vorne).<br />

• WTC 8: Ballast- und Bilgenpumpen.<br />

8<br />

Tage später stellte sich heraus, dass die Beschädigung am Rumpf eine Länge von rund 53 Metern hatte. Das Loch<br />

an der Backbordseite reichte ungefähr von Spant 52 bis Spant 124 oberhalb des Doppelbodens (etwas 2 m über<br />

dem Kiel) und war ausschlaggebend für die Schwere des Unfalls, anstatt wenn es den besser geschützten Doppelboden<br />

getroffen hätte, so wurden direkt Betriebsräume geflutet. Im Besonderen haben die Aussagen des Zweiten<br />

und Dritten Ingenieurs, sowie des Zweiten Chefingenieurs, kombiniert mit den Audioaufnahmen der Kommunikation<br />

zwischen DVR (Data Voice Recorder) und Brücke ergeben, dass in nur wenigen Minuten (ca. drei für das<br />

PEM und sieben für den hinteren <strong>Die</strong>selgeneratorraum) das Schiff die WTCs 5 und 6 verloren hatte, während die<br />

1<br />

WTC = watertight compartment = wasserdichte Abteilung<br />

2<br />

PEM = propulsion electronic motor = elektr. Antriebsmotor


DIE REES - PINNE 01/<strong>2014</strong><br />

angrenzenden WTCs 4 und 7 zunächst nur teilweise überflutet wurden. Dadurch entstanden hier gefährliche freie<br />

Oberflächen, die nach ca. 40 Minuten die Räume auffüllten. Das Wasser schien auch die benachbarten WTCs 3<br />

und 8 (Lagerräume und Verdampfer) beeinflusst zu haben. <strong>Die</strong> erste Information über drei vollständig gefluteten<br />

WTCs erreichte die Brücke 15 Minuten nach dem Kontakt (mit dem Felsen). Insgesamt belief sich die Menge des<br />

eingedrungenen Wasser auf ca. 20.000 Tonnen.<br />

Schalter 901<br />

Wasserdichte Türen.<br />

Ein Bereich des Interesses, während der Untersuchung, galt dem<br />

Offenhalten von wasserdichten Türen. Der Schiffseigner Costa<br />

Crociere (Teil der Carnival Corporation) hat Verfahren (Leitlinien)<br />

für die Verwendung von wasserdichten Tüten während der<br />

Fahrt festgelegt. <strong>Die</strong>se besagen, dass der Kapitän die Möglichkeit<br />

hat, wenn er dies für nötig hält, einige der wasserdichten Türen<br />

während der Fahrt offen zu halten, speziell die Türen 7, 8, 12 und<br />

24.<br />

<strong>Die</strong>ses schließt die automatische Tür 7 zwischen den Räumen 6<br />

und 7 und Tür 8 zwischen den Räumen 5 und 6 ein. <strong>Die</strong>se Verfahren<br />

entsprechen nicht der Forderungen gemäß Solas (International<br />

Convention for the Safety of Life at Sea), die es nicht erlauben während der Fahrt diese wasserdichten<br />

Türen offen zu fahren.<br />

Gemäß dieser Erkenntnis richtete sich nun die Aufmerksamkeit auf die Behörden des Flaggenstaates (Italian Coast<br />

Guard Headquarters), die das Verfahren gegen geltende Rechtsvorschriften modifizierten, das temporäre Öffnen<br />

unter Überwachung, falls es nötig ist, zu erlauben. Das Verfahren auf der Costa Concordia, welches auch den<br />

anderen Schiffen der Gesellschaft zur Verfügung stand, könnte eine Gefahr für die Sicherheit und den Schutz von<br />

Personen an Bord der von Costa betriebenen Schiffen bedeuten. Dennoch, aufgrund von Beweisen, waren alle<br />

wasserdichten Türen zur Zeit der Kollision mit dem Felsen geschlossen.<br />

Einsatz der Ingenieure.<br />

Es ist erwähnenswert, dass das Maschinen- und Elektropersonal prompt auf die Notfallsituation reagierte und alle<br />

notwendigen Informationen an das Brückenpersonal übermittelten, damit diese durchgehend über die Situation<br />

der gefluteten Räumlichkeiten und den Zustand des Antriebes und der Notversorgung informiert war. <strong>Die</strong>se Besatzungsmitglieder,<br />

vom Leitenden Ingenieur koordiniert, versuchten unter Einsatz ihres eigenen Lebens vergeblich<br />

die lebenswichtigen Aggregate in den überfluteten Räumen zu starten. Sie blieben für eine gewisse Zeit im<br />

Bereich des Schottendecks, trotz der Kenntnis des steigenden Wassers und das das Schiff verloren war. Sie verließen<br />

das Deck erst nach Aufforderung von der Brücke. <strong>Die</strong> Elektriker und besonders deren Vorgesetzter machten<br />

einen außergewöhnlichen Job in der Herstellung einer Verbindung zwischen dem Not-<strong>Die</strong>sel-Generator (EDG)<br />

und der Schaltzentrale.<br />

Notdiesel-Funktionalität (EDG)<br />

Im Schiff kam es zur sofortigen Abschaltung (shut down) aufgrund von unkontrollierbaren Mengen an Wassers,<br />

welches in weniger als einer Minute im hinteren <strong>Die</strong>selgeneratorenraum (WTC 6, wo sich drei Hauptgeneratoren<br />

befanden) und dem PEM-Raum (WTC 5) eindrang. Der Blackout wurde 51 Sekunden nach der Kollision mit den<br />

Felsen aufgezeichnet. <strong>Die</strong> Folgen durch das starke Eindringen von Wasser hatten irreversible Auswirkungen, das<br />

Schiff verlor seinen Antrieb, sowie alle dazu gehörigen Hilfseinrichtungen.<br />

<strong>Die</strong> Kreuzverbindung/Potenzialtrennung zwischen zwei wichtigen elektrischen Hauptschalttafeln<br />

und der Notschalttafel, welche die Hauptschalttafel (QEP) mit der Notschaltafel (beschränkte<br />

Spannung für Benutzer von 220 V und 440 V) verbindet, verhinderte wie vorgesehen,<br />

schwere und weitere Kurzschlüsse im elektrischen Notfallnetzwerk.<br />

Es sei darauf hingewiesen, dass die Anlage immer im Stand-by-Modus läuft und wenn kein<br />

Strom von der Haupteinheit kommt wird die Verbindung zwischen dem <strong>Die</strong>selgenerator und<br />

der Notschalttafel automatisch durch einen großen Thermoschalter (Schalter 901) hergestellt<br />

(außer es gibt keinen Schutz gegen Kurzschluss im Notstomnetz). Es war für den Elektriker<br />

jedoch notwendig manuell einzugreifen, um Leistungsschalter 901 zu aktivieren (bzw. wieder zu aktivieren).<br />

Als der Leitende Ingenieur um 27.53 Uhr (sieben Minuten nach dem Aufprall) den Elektriker beauftragte den den<br />

Notdiesel zu starten, ist es wahrscheinlich, dass dieser nicht automatisch startete, und das ist die wahrscheinliche<br />

Ursache des unmittelbaren Blackouts ( 21.47 Uhr) zusammen mit dem Eindringen des Wassers in die elektrischen<br />

Produktions- und Verteilungssysteme und dem daraus resultierenden Kurzschluss. Gesagt werden muss, dass die<br />

primären Schalter entweder durch die QEP 3 oder die EEQ 4 versorgt werden und sind durch das Notfall-Netzwerk<br />

mittels individuelle Schalter am lokalen EDG 5 auf der EEQ verbunden.<br />

Blick<br />

durch<br />

WTC 6<br />

und 7<br />

von<br />

WTC 5<br />

9<br />

3<br />

QEP = Hauptschalttafel<br />

4<br />

EEQ = elektr. Notschalttafel<br />

5<br />

EDG = Notdieselgenerator


DIE REES - PINNE 01/<strong>2014</strong><br />

„Schraubenzieher-Überbrückung“.<br />

<strong>Die</strong> Notschalttafel wurde um 22.11 Uhr nach Ankunft des Elektrikers aktiviert. Er erkannte das Problem sofort,<br />

und griff händisch in den Schalter 901 ein. Mit einem Schraubenzieher stellte er eine mechanische Verbindung<br />

innerhalb des Schalters her. Nach Angaben des Elektrikers wurde diese Prozedur dreimal wiederholt, dann stoppte<br />

der Notgenerator wegen erhöhter Kühlwassertemperatur hervorgerufen durch den Ausfall eines Ventilators.<br />

Schließlich bastelte der Elektriker eine Art Keil, um den Schraubenzieher im Schalter 901, den er noch immer mit<br />

der Hand festhielt, zu blockieren. Nach Zeugenaussagen von drei Besatzungsmitglieder, welche sich im Notdieselraum<br />

aufhielten, dauerte diese prekäre Situation von 22.11 Uhr bis 22.55 Uhr, während das Schiff weiter zunehmende<br />

Steuerbordschlagseite bekam und das Notsignal zum Verlassen des Schiffes gegeben wurde. Zu dieser<br />

Zeit mussten sie den Raum verlassen. Vor Verlassen des Notdieselraumes schaltete der Erste Ingenieur den Notdieselgenerator<br />

ab, um einen Brand bedingt durch die hohe Betriebstemperatur zu verhindern, den dann niemand<br />

kontrollieren konnte. Nachträglich wurde eine besondere Untersuchung durchgeführt, um eingehend die Funktionsweise<br />

des Notstromsystems zu studieren, und jeden Aspekt der von Bedeutung sein könnte zu analysieren:<br />

• Hinweise auf den Zustand des Systems zum Zeitpunkt des Verlassens von Civitavecchia;<br />

• warum der Blackout auftrat: - ob nach dem Stromausfall der Notdieselgenerator automatisch die Schalttafel<br />

erreichte - ob bei jedem Versuch den Notgenerator mit der Schalttafel zu verbinden das dazu gehörige<br />

Programm auch tatsächlich funktionierte.<br />

Erfordernisse.<br />

In Übereinstimmung mit Regel 42 Abschnitt II-1 Solas 74 (Ergänzungen 96 -98), muss das Schiff abgesehen von<br />

der Versorgung von elektrische Strom mit einer Notstromversorgung entweder mit Batterien oder mit einem <strong>Die</strong>selgenerator<br />

ausgestattet sein (Costa Concordia war mit dem Letzteren ausgerüstet). <strong>Die</strong>se Stromquellen müssen<br />

ausreichen, um Strom für wesentliche Sicherheitseinrichtungen bei Notfällen ausreichend zur Verfügung zu stellen,<br />

und so angeordnet sein, dass ein Feuer oder ein anderer Unfall in dem Raum, wo sich die elektrische Hauptstromversorgung<br />

befindet, nicht die Versorgung, Steuerung und Verteilung der Notstromversorgung beeinflusst.<br />

<strong>Die</strong> Notstromversorgung muss die Versorgung mit Notstrom, GMDSS 6 -Ausrüstung <strong>–</strong>bedeutet internationale<br />

Kommunikation, Notlenzpumpen, primären Maschinen mit entsprechenden Ventilen für einen Zeitraum von 36<br />

Stunden garantieren; und alle elektrisch betriebenen wasserdichten Türen und Fahrstühle für 30 Stunden.<br />

Unmittelbar nach der Kollision kam es um 21.47 Uhr zum Blackout, der Notgenerator startete zwar, aber er lieferte<br />

nur für 41 Sekunden Strom. Entsprechend der Erklärung des Ersten Elektronikoffiziers kamen der Erste Elektriker<br />

und der Erste Offizier zu dem Schluss, dass der Notdieselgenerator nicht die vorgesehene Arbeitsleistung erbrachte.<br />

Das Notstromdieselaggregat sollte unter anderem auch Strom für Notbilgenpumpe und Krängungsausgleichspumpen<br />

liefern. Durch den Stromausfall und das Versagen des Notstromgenerators übernahmen die Notbatterien<br />

die Stromversorgung für die interne Kommunikation und Notbeleuchtung. Es ist nicht bekannt wann die<br />

Batterien keinen Strom mehr lieferten oder die technischen Gründe die den Energiestopp begründeten. <strong>Die</strong> Folgen<br />

waren der Verlust der Notbilgenpumpen, der Notpumpen für die Krängungsausgleichsanlage und der Ausfall der<br />

Ruderanlage.<br />

Technische Untersuchung des Notdieselgenerators (EDG).<br />

Einige Untersuchungen des Notdieselgenerators wurden an Bord des Schwesterschiffes „Costa Favolosa“ durchgeführt,<br />

einschließlich:<br />

• Studium der Stammdaten betreffend Notdieselgenerator<br />

vom letzten <strong>Die</strong>nstjahr und der Niederspannungsschalttafel<br />

an Bord der „Costa Concordia“, geliefert<br />

vom Flottenmanagement der “Costa Concordia“. Solche<br />

Daten enthalten:<br />

a) Anlagenbeschreibung und Übersichtsplan für die<br />

Abfahrt der „Costa Concordia“ von Civitavecchia am<br />

13. Januar 2013;<br />

b) regelmäßige Kontrollen;<br />

c) Arbeitskontrollen;<br />

d) gewöhnliche Überholungen;<br />

e) außergewöhnliche Überholungen/Vorkommnisse;<br />

f) Ergebnisse der Schmierölanalyse;<br />

g) weitere zusätzliche Informationen.<br />

• <strong>Die</strong> Analyse vom EEQ welches nur zeitweise arbeitete, fand im Beisein des Chefelektriker statt: Letzterer hat<br />

in einer Besprechung eine detaillierte technische Darstellung der Ereignisse im Zusammenhang des EDG gegeben.<br />

Notdiesel-<br />

Generator<br />

10<br />

6<br />

GDMSS = Global Maritime Disstress Safety System


DIE REES - PINNE 01/<strong>2014</strong><br />

• Für die Erstellung eines Tests- und Simulationsprotokolls, welches in Übereinstimmung mit den herrschende<br />

Sicherheitsbestimmungen für Mensch und Schiff steht, war der Austausch von technische Dokumenten erforderlich,<br />

dazu war ein Schwesterschiff der „Costa Concordia“ (vor allem wegen der Ähnlichkeit der Schiffe)<br />

nötig, um eine Reise (z. B. eine Überführungsfahrt in ein Trockendock) ohne Fahrgäste durchzuführen. <strong>Die</strong><br />

„Costa Favolosa“ wurde zu diesem Zweck ausgesucht, da es geplant war dass das Schiff von Savona nach<br />

Palermo ins Trockendock verholen sollte.<br />

• Gemeinsame Nutzung des oben genannten Testprotokolls von der Besatzung (Kapitän und Offiziere).<br />

Um den Anforderungen des Leitenden Ingenieurs zu entsprechen, musste ein neuer Zeitplan für die nachfolgenden<br />

Sitzungen und Tests erstellt werden. Es wurde auch darauf hingewiesen, zuerst an die Mitglieder des Teams und<br />

später auf die gesamte Besatzung, zu prüfen, ob während des Blackouts die Schiffsaufzüge (insgesamt 29 incl. für<br />

Besatzung und Passagiere) in Übereinstimmung mit den Anforderungen gemäß der einschlägigen SOLAS-Regeln<br />

arbeiteten. <strong>Die</strong>ser Test wurde vom Flaggenstaatvertreter für die bevorstehende Untersuchung des Unfalls verlangt,<br />

obwohl der Test kurzfristig nicht wiederholbar war. Wie auch immer, der Test war ausschließlich funktional, und<br />

es nicht möglich war ihre Ergebnisse mit dem zu vergleichen was tatsächlich auf der „Costa Concordia“ passiert<br />

ist und wie viele Lifte zu Beginn und während der Notfallphase in Betrieb waren.<br />

Tätigkeitsbereiche.<br />

Wie vorher beschrieben, hatten die geplanten Aktivitäten das Ziel, mögliche Ursachen der intermittierenden Arbeit<br />

des EEQ der „Costa Concordia“ zu bewerten.<br />

Gemäß der Ereignischronologie lief der EDG bis 22.36 Uhr, bei einer Schlagseite von 10º bis 15º. Einige Zeit<br />

früher, etwa gegen 22.10 Uhr, hatte die Backbordschlagseite ihren Maximumwert von 10º. <strong>Die</strong> Schlagseite überschnitt<br />

nie den maximal zulässigen Wert von 22,5º, da sonst durch Schmierölmangel den EDG gestoppt hätte<br />

(Solas Rule II-1/42.6.).<br />

Jedes Mal, wenn die Besatzung den Schalter 901 manuell betätigte, gelang die Entriegelung, das heißt, das letzterer<br />

tatsächlich geschlossen war, was ein Strommessgerät bestätigte, von anfänglichen 1000 A und dann einen Betriebsstrom<br />

von 400 A anzeigte.<br />

Das Ergebnis der Prüfungen.<br />

Insgesamt wurden sieben verschiedene Prüfungen mit folgenden Ergebnissen durchgeführt:<br />

• Test 1: es wurde erfolgreich überprüft, warum der EDG in manuellen Modus und Freilauf aufgrund von Wassereinwirkung,<br />

Max-Temperaturalarm und Schmierölminimumalarm nicht herunterfuhr.<br />

• Test 2: es wurde erfolgreich überprüft, warum der EDG in manuellen Modus und aktiver Sicherheitseinrichtung<br />

aufgrund von Maxtemperatur und Schmierölminimum stoppte.<br />

• Test 3: überprüft wurde, ob nach dem Blackout der EDG automatisch startete, die Lamellen der Eletroventilatoren<br />

sich öffneten, die Elektrolüfter starteten und der Schalter 901 schloss.<br />

• Test 4: die Aufzugsposition auf Decklevel wurde erfolgreich geprüft.<br />

• Test 5: es wurde erfolgreich überprüft, dass der Ship-to-Shore Kommunikator, im Shoremodus, den Leistungsschalter<br />

901 am ES induzierte.<br />

• Test 6: es wurde erfolgreich überprüft, dass der Notstromausfall das manuelle Schließen des Leistungsschalters<br />

901 durch die mechanischen Tasten ermöglichte.<br />

• Test 7: die entgegengesetzte Reihenfolge, um die normale Stromversorgung des Schiffes nach der Notfallsituation<br />

wieder herzustellen, wurde erfolgreich durchgeführt.<br />

11<br />

Empfehlungen.<br />

Unter den vielen Empfehlungen des Berichts ist eine betreffend der Kapazität der Notstromaggregate. Es wird<br />

vorgeschlagen die Notfallgeneratorenleistung zu erhöhen, um die Hochleistungspumpe(n) besser zu versorgen.<br />

Darüber hinaus sollte ein zweiter Notstromdiesel installiert werden, möglichst in einem separaten Abschnitt vom<br />

ersten Notgenerator getrennt, oberhalb eines durchlaufenden Decks. <strong>Die</strong>ser zweite Generator könnte auf Grundlage<br />

von ausgewählten <strong>Die</strong>nsten dimensioniert werden.<br />

<strong>Die</strong> damit verbundene Herstellung und Handhabung sollte wie folgt lauten:<br />

• neue Notdieselgeneratoren sollten nach bestimmtem Bauweisen zuverlässig und langlebig hergestellt<br />

werden;<br />

• regelmäßige Funktionstests einmal die Woche unter einer deutliche Belastung (mind. 50%) und von mindestens<br />

2 Stunden Dauer für beide Notfallgeneratoren.<br />

Aus Marine Engineers Review, Juli/Aug. 2013 <strong>–</strong> aus dem englischen übersetzt von Fritz Koch<br />

*


DIE REES - PINNE 01/<strong>2014</strong><br />

WasWannWo - Termine - (Änderungen vorbehalten)<br />

Veranstaltungen.<br />

April:<br />

Donnerstag, den 03.04.<strong>2014</strong> IV. Kameradschaftstreffen der UK München mit der<br />

MK-<strong>Simbach</strong> und VDU Südost. Ab 17.00 Uhr im Münchner Zimmer im „Hofbräuhaus“<br />

in München.<br />

Freitag, den 04.04.2013 19.00 Uhr 3. Bordabend. Vortrag: Maritimes Thema.<br />

Samstag, den 12.04.<strong>2014</strong> DMB-Landesverbandstag Bayern in Ingolstadt.<br />

Freitag, den 18.04.<strong>2014</strong> „Rein Schiff“ (ab 11.00 Uhr) in der Hütte am Hagenauer<br />

Stausee.<br />

Mai:<br />

Juni:<br />

Juli:<br />

Samstag, den 03.05.<strong>2014</strong> 1. Grillnachmittag am Hagenauer Stausee mit Gast-MK.<br />

Samstag, den 24.05.<strong>2014</strong> DMB-AO-Tag in Goslar.<br />

Freitag, den 30.05.<strong>2014</strong> 19.00 Uhr Grillabend bei der MK-Landau im Rahmen des Treffens der<br />

Bordgemeinschaft der Rommel-Fahrer. (Fahrgemeinschaft).<br />

Freitag, den 06.06.<strong>2014</strong> <strong>Simbach</strong>er Pfingstdult. 18.00 Uhr Abmarsch zum Festplatz.<br />

Samstag, den 07.06. bis Montag, den 09.06.<strong>2014</strong> DMB-Infomobiltage<br />

auf der Pfingstdult.<br />

Samstag, den 14.06.<strong>2014</strong> 2. Grillnachmittag am Hagenauer Stausee.<br />

Niederbayr. MK-Treffen.<br />

Samstag, den 28.06.<strong>2014</strong> <strong>Simbach</strong>er Stadtfest. Festumzug.<br />

Samstag, den 05.07.<strong>2014</strong> 3. Grillnachmittag am Hagenauer Stausee. Shantychor/MK-Treffen.<br />

12<br />

Frühschoppen im Gasthaus „Moosbräu.<br />

April: 05., 12., 19., 26., ab 10.00 Uhr im Gasthaus „Moosbräu“:<br />

Mai: 03., 10., 17., 24., 31. ab 10.00 Uhr im Gasthaus „Moosbräu“.<br />

Juni: 07., 14., 21., 28. ab 10.00 Uhr im Gasthaus „Moosbräu“.<br />

Juli: 05., 12., 19., 26. ab 10,00 Uhr im Gasthaus „Moosbräu“.<br />

Vorschau:<br />

August:<br />

September:<br />

November:<br />

Samstag, den 02.08.<strong>2014</strong> 4. Grillnachmittag in Hagenau. „Blaue Nacht“ od. Gäste MK-Österr.<br />

Samstag, den 30./31.08.<strong>2014</strong> V. Bayr. Ubootfahrertreffen/VDU Regio Südost in <strong>Simbach</strong>/<strong>Inn</strong>.<br />

Samstag, den 06.09.<strong>2014</strong> 5. Grillnachmittag am Hagenauer Stausee. MK-Österr. od. „Blaue<br />

Nacht“<br />

Samstag, den 07.09.<strong>2014</strong> 150 Jahre KSRK-Birnbach. Abordnung der MKS .<br />

Freitag, den 07.11.<strong>2014</strong> 19.00 Uhr 1. Bordabend der Wintersaison <strong>2014</strong>/15 Vortrag: „<strong>Die</strong> Handelsmarine<br />

heute und das Problem Piraterie“ im Gasthaus „Moosbräu“ <strong>Simbach</strong> am <strong>Inn</strong>.<br />

Vorankündigung:<br />

Ubootfahrertreffen 2015. Das Treffen findet vom 01. <strong>–</strong> 03. Mai 2015 in Bernau Nähe Chiemsee statt.<br />

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