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Die Rees – Pinne 1/2014 Marinekameradschaft Simbach/Inn

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DIE REES - PINNE 01/<strong>2014</strong><br />

„Schraubenzieher-Überbrückung“.<br />

<strong>Die</strong> Notschalttafel wurde um 22.11 Uhr nach Ankunft des Elektrikers aktiviert. Er erkannte das Problem sofort,<br />

und griff händisch in den Schalter 901 ein. Mit einem Schraubenzieher stellte er eine mechanische Verbindung<br />

innerhalb des Schalters her. Nach Angaben des Elektrikers wurde diese Prozedur dreimal wiederholt, dann stoppte<br />

der Notgenerator wegen erhöhter Kühlwassertemperatur hervorgerufen durch den Ausfall eines Ventilators.<br />

Schließlich bastelte der Elektriker eine Art Keil, um den Schraubenzieher im Schalter 901, den er noch immer mit<br />

der Hand festhielt, zu blockieren. Nach Zeugenaussagen von drei Besatzungsmitglieder, welche sich im Notdieselraum<br />

aufhielten, dauerte diese prekäre Situation von 22.11 Uhr bis 22.55 Uhr, während das Schiff weiter zunehmende<br />

Steuerbordschlagseite bekam und das Notsignal zum Verlassen des Schiffes gegeben wurde. Zu dieser<br />

Zeit mussten sie den Raum verlassen. Vor Verlassen des Notdieselraumes schaltete der Erste Ingenieur den Notdieselgenerator<br />

ab, um einen Brand bedingt durch die hohe Betriebstemperatur zu verhindern, den dann niemand<br />

kontrollieren konnte. Nachträglich wurde eine besondere Untersuchung durchgeführt, um eingehend die Funktionsweise<br />

des Notstromsystems zu studieren, und jeden Aspekt der von Bedeutung sein könnte zu analysieren:<br />

• Hinweise auf den Zustand des Systems zum Zeitpunkt des Verlassens von Civitavecchia;<br />

• warum der Blackout auftrat: - ob nach dem Stromausfall der Notdieselgenerator automatisch die Schalttafel<br />

erreichte - ob bei jedem Versuch den Notgenerator mit der Schalttafel zu verbinden das dazu gehörige<br />

Programm auch tatsächlich funktionierte.<br />

Erfordernisse.<br />

In Übereinstimmung mit Regel 42 Abschnitt II-1 Solas 74 (Ergänzungen 96 -98), muss das Schiff abgesehen von<br />

der Versorgung von elektrische Strom mit einer Notstromversorgung entweder mit Batterien oder mit einem <strong>Die</strong>selgenerator<br />

ausgestattet sein (Costa Concordia war mit dem Letzteren ausgerüstet). <strong>Die</strong>se Stromquellen müssen<br />

ausreichen, um Strom für wesentliche Sicherheitseinrichtungen bei Notfällen ausreichend zur Verfügung zu stellen,<br />

und so angeordnet sein, dass ein Feuer oder ein anderer Unfall in dem Raum, wo sich die elektrische Hauptstromversorgung<br />

befindet, nicht die Versorgung, Steuerung und Verteilung der Notstromversorgung beeinflusst.<br />

<strong>Die</strong> Notstromversorgung muss die Versorgung mit Notstrom, GMDSS 6 -Ausrüstung <strong>–</strong>bedeutet internationale<br />

Kommunikation, Notlenzpumpen, primären Maschinen mit entsprechenden Ventilen für einen Zeitraum von 36<br />

Stunden garantieren; und alle elektrisch betriebenen wasserdichten Türen und Fahrstühle für 30 Stunden.<br />

Unmittelbar nach der Kollision kam es um 21.47 Uhr zum Blackout, der Notgenerator startete zwar, aber er lieferte<br />

nur für 41 Sekunden Strom. Entsprechend der Erklärung des Ersten Elektronikoffiziers kamen der Erste Elektriker<br />

und der Erste Offizier zu dem Schluss, dass der Notdieselgenerator nicht die vorgesehene Arbeitsleistung erbrachte.<br />

Das Notstromdieselaggregat sollte unter anderem auch Strom für Notbilgenpumpe und Krängungsausgleichspumpen<br />

liefern. Durch den Stromausfall und das Versagen des Notstromgenerators übernahmen die Notbatterien<br />

die Stromversorgung für die interne Kommunikation und Notbeleuchtung. Es ist nicht bekannt wann die<br />

Batterien keinen Strom mehr lieferten oder die technischen Gründe die den Energiestopp begründeten. <strong>Die</strong> Folgen<br />

waren der Verlust der Notbilgenpumpen, der Notpumpen für die Krängungsausgleichsanlage und der Ausfall der<br />

Ruderanlage.<br />

Technische Untersuchung des Notdieselgenerators (EDG).<br />

Einige Untersuchungen des Notdieselgenerators wurden an Bord des Schwesterschiffes „Costa Favolosa“ durchgeführt,<br />

einschließlich:<br />

• Studium der Stammdaten betreffend Notdieselgenerator<br />

vom letzten <strong>Die</strong>nstjahr und der Niederspannungsschalttafel<br />

an Bord der „Costa Concordia“, geliefert<br />

vom Flottenmanagement der “Costa Concordia“. Solche<br />

Daten enthalten:<br />

a) Anlagenbeschreibung und Übersichtsplan für die<br />

Abfahrt der „Costa Concordia“ von Civitavecchia am<br />

13. Januar 2013;<br />

b) regelmäßige Kontrollen;<br />

c) Arbeitskontrollen;<br />

d) gewöhnliche Überholungen;<br />

e) außergewöhnliche Überholungen/Vorkommnisse;<br />

f) Ergebnisse der Schmierölanalyse;<br />

g) weitere zusätzliche Informationen.<br />

• <strong>Die</strong> Analyse vom EEQ welches nur zeitweise arbeitete, fand im Beisein des Chefelektriker statt: Letzterer hat<br />

in einer Besprechung eine detaillierte technische Darstellung der Ereignisse im Zusammenhang des EDG gegeben.<br />

Notdiesel-<br />

Generator<br />

10<br />

6<br />

GDMSS = Global Maritime Disstress Safety System

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