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Die Rees – Pinne 1/2014 Marinekameradschaft Simbach/Inn

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<strong>Die</strong> Kenterung der Costa Concordia.<br />

A<br />

DIE REES - PINNE 01/<strong>2014</strong><br />

n Abend des 13. Januars 2012, während das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia mit insgesamt 4229 Personen an Bord<br />

(3206 Passagiere und 1023 Besatzungsmitglieder) im Mittelmeer vor der italienischen Küste kreuzte, rammte es den Scole<br />

Felsen vor der Insel Giglio. Das Ergebnis der Kenterung war der Tod von 32 Personen (27 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder)<br />

157 wurden verletzt, aber zum Glück überlebten 4197 Personen. Jetzt hat das italienische Ministerium für Infrastruktur,<br />

Transport und Marineunfalluntersuchung einen Bericht über seine sicherheitstechnische Untersuchung des Unfalls<br />

veröffentlich. [<strong>Die</strong>ser Bericht wurde im Juli/August 2013 im Marine Engineers Review (MER) veröffentlicht]<br />

Es wurde festgestellt,<br />

dass<br />

das Schiff unter<br />

dem Kommando<br />

des Kapitäns<br />

einen<br />

Kurs zu dicht<br />

an einem<br />

schlecht beleuchteten<br />

Uferbereich in<br />

der Nacht in<br />

unsicherer Entfernung<br />

mit zu<br />

hoher Geschwindigkeit<br />

(15,5 Kn) geplant<br />

hatte. <strong>Die</strong><br />

Gefahr wurde<br />

zu spät erkannt,<br />

um die schwerwiegenden<br />

Auswirkungen zu vermeiden. Nach dem Aufprall auf den Felsen verringerte sich die Geschwindigkeit sehr schnell<br />

von 15,3 kn im Augenblick des Aufpralls auf nur etwa 3,0 kn in etwas mehr als sechs Minuten. Das Schiff verlor<br />

durch einen Stromausfall (Blackout) sofort seine Manövrierfähigkeit. Obwohl das Notaggregat ansprang, wie zu<br />

erwarten war, war es unmöglich die Notversorgung zu starten, da diese nur auf An und Aus reagierte. Das Ruder<br />

klemmte in Steuerbordlage und drehte das Schiff in diese Richtung, bis es schließlich auf die Insel Giglio gegen<br />

23.00 Uhr mit 15º Schlagseite auflief. Obwohl die vorrangige Ursache des Unfalls menschliches Versagen war,<br />

warf der Bericht einige Fragen bezüglich der Arbeitsverfahren und die Funktionalität einiger Ausrüstungsteile des<br />

Schiffes auf.<br />

Nachhaltige Schäden.<br />

<strong>Die</strong> Schadensbewertung unter der direkten Koordination des Kapitäns zeigte den Ernst der Lage nach nur 16 Minuten.<br />

Nach etwa vierzig Minuten (22.27 Uhr) erreichte das Wasser das achtere Schottendeck. Schäden wurden<br />

festgestellt mit Auswirkungen auf die wasserdichten Schotten (WTC 1 ) 4, 5, 6, 7 und 8 welche Maschinen für den<br />

Antrieb und Steuerung des Schiffes beinhalteten.<br />

• WTC 4: Hauptdrucklager und hydraulische Einheiten, Kompressoren für Maschinenraum, Klimaanlage.<br />

• WTC 5: Antriebstechnik für Elektromotoren (PEM 2 ), Feuer- und Bilgenpumpen, Antriebtransformatoren<br />

und Maschinen zur Raumventilation.<br />

• WTC 6: Drei Hauptdieselgenaratoren (hinten).<br />

• WTC 7: Drei Hauptdieselgeneratoren (vorne).<br />

• WTC 8: Ballast- und Bilgenpumpen.<br />

8<br />

Tage später stellte sich heraus, dass die Beschädigung am Rumpf eine Länge von rund 53 Metern hatte. Das Loch<br />

an der Backbordseite reichte ungefähr von Spant 52 bis Spant 124 oberhalb des Doppelbodens (etwas 2 m über<br />

dem Kiel) und war ausschlaggebend für die Schwere des Unfalls, anstatt wenn es den besser geschützten Doppelboden<br />

getroffen hätte, so wurden direkt Betriebsräume geflutet. Im Besonderen haben die Aussagen des Zweiten<br />

und Dritten Ingenieurs, sowie des Zweiten Chefingenieurs, kombiniert mit den Audioaufnahmen der Kommunikation<br />

zwischen DVR (Data Voice Recorder) und Brücke ergeben, dass in nur wenigen Minuten (ca. drei für das<br />

PEM und sieben für den hinteren <strong>Die</strong>selgeneratorraum) das Schiff die WTCs 5 und 6 verloren hatte, während die<br />

1<br />

WTC = watertight compartment = wasserdichte Abteilung<br />

2<br />

PEM = propulsion electronic motor = elektr. Antriebsmotor

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