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Radio Liechtenstein - eLiechtensteinensia

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<strong>Radio</strong><br />

<strong>Liechtenstein</strong><br />

Der <strong>Liechtenstein</strong>ische Landessender<br />

(1938 - 1939)<br />

Norbert Jansen


INHALTSVERZEICHNIS<br />

VORWORT 115<br />

A. Vorgeschichte . . . . . . . . 116<br />

Seite<br />

I. ERSTE INTERESSENTEN . . . . .116<br />

1. Die Pläne der Roditi . . . . . .116<br />

2. Der zweite Interessent . . . . . .117<br />

3. Das Expose Deuring . . . . . . 121<br />

II. KONKRETE ANGEBOTE . . . . .122<br />

1. Neue Kontakte mit der IBC . . . . .122<br />

2. Die andern Interessenten . . . . . . 129<br />

3. Roditi's zweiter Anlauf . . . . . . 135<br />

4. Das Tauziehen zwischen IBC und Roditi . . .139<br />

III. DIE ENTSCHEIDUNG . . . . 147<br />

1. Landtagssitzung vom 28. Juli 1937 . . . . 147<br />

2. Der endgültige Entscheid . . . . . . 149<br />

IV. DER VERTRAG MIT RODITI . .151<br />

V. DER KAMPF MIT DER GENERALDIREKTION PTT . .157<br />

B. Der <strong>Liechtenstein</strong>ische Landessender . . . . . 160<br />

I. VORAUSSETZUNGEN . . . . . .160<br />

1. Der Vertrag mit Lorenz . . . . . . 16o<br />

2. Bau des Senders . . . . . . . 161<br />

3. Die Personalfrage wird gelöst . . . . . 163<br />

4. Letzte Vorbereitungen . . . . . . 165<br />

II. DER SENDER ARBEITET . . . . . . 166<br />

1. Beginn der Probesendungen . . . . .166<br />

2. Technische Schwierigkeiten . . . . . 172<br />

3. <strong>Radio</strong> <strong>Liechtenstein</strong> als Relaisstation für Beromünster ? . 175<br />

III. AUSBAUPLÄNE . . . . . . . 175<br />

1. Der Kampf um Frequenzen . . . . . 175<br />

2. Teilnahme an internationalen Konferenzen . . . 178<br />

3. Der Erfolg von Montreux . . . . . 181<br />

4. Vorarbeiten für den Kurzwellensender . . . . 182<br />

IV. GRÜNDUNG DER LIRAG . . . . . 183<br />

113


Seite<br />

C. Das Ende des <strong>Liechtenstein</strong>ischen Landessenders .185<br />

I. SCHWIERIGKEITEN . . . . . . . 185<br />

1. Finanzielle Probleme . . . . . . 185<br />

2. Konzessionsverhandlungen ohne Ende . . . . 187<br />

II. DER LANDESSENDER SCHWEIGT . . . .189<br />

1. Entlassungen . . . . . . . 190<br />

2. Die Schulden werden bezahlt . . . . . 191<br />

3. Drohung aus Deutschland? . . . . 192<br />

III. DEMONTAGE DES SENDERS . . . . .194<br />

1. Eigentumsvorbehalt der Lorenz AG . . . . 194<br />

2. Marxer wehrt sich . . . . . . 195<br />

3. Der letzte Rettungsversuch . . . . 196<br />

4. Abtransport des Senders . . . 198<br />

Quellen- und Literaturverzeichnis . 201<br />

114


VORWORT<br />

Auf die interessante Geschichte des liechtensteinischen Landessenders<br />

bin ich erstmals im Herbst 1969 gestossen, als ich für das<br />

Schweizer Fernsehen einen Film über den Postvertrag zwischen der<br />

Schweiz und <strong>Liechtenstein</strong> realisierte. Natürlich konnte der Vaduzer<br />

Sender in jenem Zusammenhang nur kurz erwähnt werden, ich war<br />

aber überzeugt, dass seine Geschichte einmal in breiterem Rahmen<br />

behandelt werden müsste. Ich bin deshalb dem Historischen Verein<br />

für das Fürstentum <strong>Liechtenstein</strong> und seinem Präsidenten Felix Marxer<br />

dankbar, dass er mir Gelegenheit gab, dies im Historischen Jahrbuch<br />

zu tun.<br />

Danken möchte ich aber auch den Herren Robert Allgäuer und Dr.<br />

Alois Ospelt, die mir bei der Suche nach Quellenmaterial behilflich<br />

waren und mir auch wertvolle arbeitstechnische Hinweise gaben.<br />

Mein Dank gilt auch Herrn Adulf Peter Goop, der mir den Zugang zu<br />

den Akten im Archiv Marxer ermöglichte. Ohne diese Dokumente<br />

wäre die vorliegende Arbeit nicht möglich gewesen. Schliesslich gilt<br />

mein Dank auch Herrn William Kenmore, der mich in London zu<br />

einem längeren Interview empfing und dabei wichtige Details beisteuern<br />

konnte.<br />

Ich hoffe, dass meine Arbeit dazu beitragen kann, etwas Licht ins<br />

immer wieder diskutierte Thema «<strong>Radio</strong> <strong>Liechtenstein</strong>» zu bringen.<br />

Norbert Jansen<br />

115


A. Vorgeschichte<br />

I. ERSTE INTERESSENTEN<br />

1. Die Pläne der Roditi<br />

Die Idee, in <strong>Liechtenstein</strong> einen <strong>Radio</strong>sender zu errichten, stammt<br />

nicht von einem <strong>Liechtenstein</strong>er, sondern wurde, soweit feststellbar,<br />

konkret erstmals von Charles Roditi 1<br />

, einem Klienten des Vaduzer<br />

Rechtsanwalts Dr. Ludwig Marxer 2<br />

vorgetragen. Am 31. Mai 1935 nämlich<br />

schrieb ihm dieser: «Hiermit möchten wir Sie anfragen, ob in Vaduz<br />

eine offizielle <strong>Radio</strong>station besteht und ob die Möglichkeit bestünde,<br />

diese zu kaufen. Wenn dies nicht der Fall ist, wäre es möglich,<br />

dafür eine Exclusiv-Konzession zu bekommen? Wir haben nämlich<br />

eine befreundete Gruppe, die an der Gründung einer Gesellschaft für<br />

die grösste europäische <strong>Radio</strong>station interessiert ist. Dies hätte auch den<br />

Vorteil einer sehr grossen Publizität für das Fürstentum <strong>Liechtenstein</strong>.» 3<br />

Aufgrund dieses Briefes nahm Dr. Marxer am 15. Juni 1935 Kontakt<br />

mit dem Chef der Fürstlichen Regierung, Dr. Josef Hoop, auf und bat<br />

ihn, zum Vorschlag von Charles Roditi Stellung zu nehmen. 4<br />

Schon nach vier Tagen teilte ihm die Regierung mit, dass sie «die<br />

Errichtung einer <strong>Radio</strong>-Station in <strong>Liechtenstein</strong> nur begrüssen» würde.<br />

1 Charles Roditi war Mitglied des Aufsichtsrates der Firma D. Roditi & Sons,<br />

einer international tätigen Finanzgesellschaft mit Hauptsitz in Paris und<br />

Niederlassungen in London, Berlin, Wien, Florenz, Brüssel, Prag und New<br />

York. (Pers. Angaben W. Kenmores a. d. Verf. v. 3. 11. 1972).<br />

2 Dr. iur. Dr. rer. pol. Ludwig Marxer, 27. 4. 1897 - 20. 2. 1962, eröffnete<br />

nach seinen Studien in Innsbruck im Jahre 1925 eine Anwaltskanzlei in<br />

Vaduz. 1927 wurde er nebenamtlicher Redaktor des «<strong>Liechtenstein</strong>er Volksblatt»,<br />

1928 neben Regierungschef Dr. Josef Hoop nebenamtlicher Regierungschef-Stellvertreter.<br />

1933 demissionierte er aus diesem Amt, hatte aber<br />

— als persönlicher Freund von Dr. Josef Hoop — noch immer massgebenden<br />

Einfluss auf das politische Geschehen in <strong>Liechtenstein</strong>. Für seine Verdienste<br />

wurde er 1960 von Fürst Franz Josef II. mit dem Titel «Wirklicher Justizrat»<br />

ausgezeichnet. (Goop S. 1 ff.).<br />

3 AM, Roditi, Schreiben C. Roditi an Marxer v. 31. 5. 35, Ubersetzung des<br />

Büros Marxer.<br />

4 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Regierung v. 15. 6. 35.<br />

116


Allerdings wies sie gleichzeitig auf gewisse Schwierigkeiten hin, «deren<br />

hauptsächlichste der Mangel einer verfügbaren Welle» wäre. Sie bat,<br />

den Interessenten auf diesen Umstand aufmerksam zu machen, in der<br />

Hoffnung, dass dieser «vielleicht in der Lage wäre, zur Behebung dieser<br />

Schwierigkeiten beizutragen». 5<br />

Am 21. Juni gab Dr. Marxer diese Stellungnahme der Regierung an<br />

seinen Klienten weiter. Er anerbot sich gleichzeitig, in dieser Sache<br />

dessen Interessen wahrzunehmen ß<br />

und erhielt in der Folge von der<br />

Firma Roditi & Sons den Auftrag, «weitere vorbereitende Schritte zu<br />

unternehmen» und sich den Vorrang des Roditi-Projektes zu sichern.<br />

Auch der Besuch eines Vertreters der Gesellschaft in Vaduz wurde angekündigt,<br />

7<br />

unterblieb aber in der Folge. Zwar versicherte die Firma<br />

Roditi in einigen Briefen, dass sie nach wie vor an dem Projekt interessiert<br />

sei. Im Spätherbst des Jahres 1935 aber schlief der anfänglich<br />

rege Briefwechsel vollends ein. 8<br />

2. Der zweite Interessent<br />

Neun Monate nach dem ersten Schreiben von Charles Roditi trat<br />

ein neuer Interessent auf den Plan. Am 3. März 1936 erhielt der fürstliche<br />

Kabinettsdirektor Dr. Josef Martin in Wien Besuch von Rene Prinz<br />

von Bourbon-Parma und dem Wiener Rechtsanwalt Dr. Richard Berger.<br />

Mit der Bitte um strengste Diskretion übergaben ihm die beiden ein<br />

Schreiben, dem zu entnehmen war, dass sie im Namen der «International<br />

Broadcasting Limited, 11, Hallam Street, Portland Place, London»<br />

vorsprachen, um «die Möglichkeit der Errichtung eines Senders in<br />

<strong>Liechtenstein</strong> ... zu besprechen». 9<br />

Kabinettsdirektor Dr. Martin telefonierte unverzüglich mit dem<br />

Chef der Fürstlichen Regierung in Vaduz, Dr. Josef Hoop, teilte ihm<br />

5 AM, Roditi, Schreiben Regierung an Marxer v. 19. 6. 35.<br />

6 AM, Roditi, Schreiben Marxer an C. Roditi v. 21. 6. 35.<br />

7 AM, Roditi, Schreiben von Franz F. Feldmann von der Fa. Roditi & Sons an<br />

Marxer v. 11. 7. 35.<br />

8 AM, Roditi: Den letzten Brief erhält Marxer am 22. 11. 35. Feldmann bekundet<br />

darin erneut sein Interesse am Projekt. Dann hört Marxer bis zum<br />

14. 7. 36 nichts mehr in der Sache.<br />

9 LRA 158/56, Schreiben Berger an Kabinettskanzlei v. 3. 3. 36.<br />

117


die Wünsche seiner Besucher mit und kündigte ihm den Besuch Dr.<br />

Bergers in Vaduz an.<br />

Das Schreiben, das ihm seine Besucher überbracht hatten, leitete<br />

er gleichentags mit folgendem Vermerk nach Vaduz weiter: «Seine<br />

Durchlaucht der Landesfürst wünschen nach Prüfung der in Betracht<br />

kommenden Umstände im Interesse des Landes eine wohlwollende Behandlung<br />

und ersuchen über die weitere Entwicklung am laufenden<br />

gehalten zu werden.» 10<br />

Am 12. März 1936 sprachen Bourbon-Parma und Berger bei Regierungschef<br />

Hoop vor, der nun erstmals genaueres über die Pläne der<br />

International Broadcasting Corporation (IBC) hörte. Sie hatte die Absicht,<br />

in <strong>Liechtenstein</strong> eine .kleine Station mit einer Leistung von etwa<br />

5 Kilowatt oder weniger zu errichten. Trägerin sollte eine Aktiengesellschaft<br />

mit einem Kapital von 160'000 Franken sein. Der Sender wollte<br />

ein kulturelles Bedürfnis erfüllen und sollte nationalen Charakter haben.<br />

Die Ausstrahlung von Reklame war nicht vorgesehen. 11<br />

Von Vaduz aus begaben sich Bourbon-Parma und Berger nach<br />

London, wo sie zusammen mit ihren Auftraggebern ein kurzes Expose<br />

mit dem Titel «Argumente für die Aufstellung eines Senders in <strong>Liechtenstein</strong>»<br />

verfassten und an den Regierungschef sandten.<br />

In diesem Expose wird darauf hingewiesen, dass die schweizerischen<br />

Sendungen der Berge wegen nur schlecht empfangen werden<br />

können und die Hörer deshalb «vor allem auf die Wiener und die<br />

deutschen Sendungen angewiesen sind, Sendungen hinsichtlich deren<br />

der Regierung von <strong>Liechtenstein</strong> jede Kontrolle fehlt». Während zudem<br />

zum Empfang dieser entfernten Sender ein teures Gerät notwendig sei,<br />

könne ein eigener Sender «auch mit billigsten Kristallempfängern<br />

empfangen werden». Dies begünstige eine Steigerung der Hörerzahl<br />

und gebe der Regierung die Möglichkeit, durch den Sender «über das<br />

rascheste Verbindungsmittel mit der eigenen Bevölkerung zu verfügen».<br />

Schliesslich diene der Sender auch zur Hebung und Festigung des<br />

Nationalgefühls und zur kulturellen Bildung. «Im übrigen» — so schloss<br />

10 LRA 158/56, Schreiben Martin an Hoop v. 3. 3. 36.<br />

11 LRA 158/56, handschriftliche Notiz Hoops auf der Rückseite eines Telegramms<br />

von Bourbon-Parma v. 11. 3. 36.<br />

118


das Expose — «kann sicherlich niemand bestreiten, dass jeder Staat ein<br />

undiskutierbares Recht auf nationale <strong>Radio</strong>sendungen hat». 12<br />

In dieser Frage allerdings, das wusste Regierungschef Dr. Hoop,<br />

würde auch die Schweiz ein entscheidendes Wort mitzureden haben.<br />

Er setzte sich deshalb mit der Generaldirektion der schweizerischen<br />

PTT-Betriebe in Verbindung. Die erste, mündliche Auskunft sah nicht<br />

sehr schlecht aus. Hoop schrieb am 24. März 1936 an Bourbon-Parma:<br />

«Die Oberpostdirektion hat grundsätzlich keine Einwendungen zu erheben,<br />

hat indessen aufmerksam gemacht, dass Wellen im Mittelband<br />

nicht mehr zur Verfügung seien und aller Voraussicht nach zu einer<br />

kurzen Welle gegriffen werden müsse». 13<br />

Als sich die Generaldirektion<br />

der PTT nach dieser ersten, mündlichen Auskunft allerdings anschickte,<br />

die Sache eingehender zu prüfen, stellte sich bald heraus, dass<br />

die Frage eines liechtensteinischen Senders viele Probleme aufwerfen<br />

würde. Zunächst einmal besann man sich in Bern auf den Postvertrag<br />

zwischen der Schweiz und <strong>Liechtenstein</strong> 14<br />

und stellte sich aufgrund<br />

dessen auf den Standpunkt, dass die schweizerische <strong>Radio</strong>-Gesetzgebung<br />

und alle in dieser Materie von der Schweiz abgeschlossenen internationalen<br />

Verträge auch für das Fürstentum <strong>Liechtenstein</strong> Geltung hätten.<br />

Immerhin aber war man in Bern bereit, <strong>Liechtenstein</strong> einen Sender<br />

zuzugestehen. Doch hing der Sender nicht nur vom guten Willen der<br />

Schweiz, sondern auch von der Verfügbarkeit einer geeigneten Frequenz<br />

ab. 13<br />

12 LRA 158/56, Schreiben Berger an Hoop v. 16. 3. 36.<br />

13 LRA 158/56, Schreiben Hoop an Bourbon-Parma v. 24. 3. 36.<br />

14 LGB1. Nr. 8/1922 (Postvertrag): Der Postvertrag trat am 1. Februar 1921 in<br />

Kraft (Laniranconi, S. 67ff.) und bestimmt in Art. 2: «Die schweizerischen<br />

Gesetze und Vorschriften über das Postwesen und das Telegraphen- und<br />

Telephonwesen, sowie die einschlägigen Verträge und Übereinkommen<br />

der Schweiz mit fremden Ländern gelten im Fürstentum <strong>Liechtenstein</strong> in<br />

gleicher Weise wie in der Schweiz.» Aufgrund dieses Artikels ist <strong>Liechtenstein</strong><br />

auch an das schweizerische «Bundesgesetz betreffend den Telegraphenund<br />

Telephonverkehr» v. 14. 10. 1922 gebunden, das in Art. 1 der Telegraphenverwaltung<br />

das ausschliessliche Recht gibt, Sendeanlagen zu erstellen<br />

und zu betreiben.<br />

15 LRA 158/56, der Standpunkt der GD PTT ist dem Schreiben Hoop an<br />

Berger v. 27. 3. 36 zu entnehmen.<br />

119


Rene Prinz von Bourbon-Parma betrachtete die Beschaffung einer<br />

geeigneten Welle als eine «Kleinigkeit» und hatte für die Probleme, die<br />

sich im Zusammenhang mit dem Postvertrag ergaben, seine eigene Lösung<br />

zur Hand. Er schlug vor, dass <strong>Liechtenstein</strong> den Postvertrag mit<br />

der Schweiz kündigen und seinen eigenen Postdienst errichten sollte.<br />

Das Geld dazu würde die englische Gesellschaft zur Verfügung stellen.<br />

Somit hätte man «freie Hand für das <strong>Radio</strong>» und könnte die 25'000<br />

Hörer der IBC für den Kauf liechtensteinischer Briefmarken interessieren.<br />

Ein weiterer Vorteil wäre, so Bourbon-Parma, die «Riesenpropaganda<br />

für den Fremdenverkehr» und die Tatsache, dass der fürstlichen<br />

Regierung dadurch keinerlei Kosten entstünden. 1<br />

* 1<br />

Dr. Berger und IBC-Präsident Plügge sahen die Sache realistischer.<br />

Bei einer Besprechung mit Regierungschef Dr. Hoop verwarfen sie diesen<br />

Vorschlag und fanden es, da die Schweiz anscheinend nichts gegen<br />

einen kleinen Sender einzuwenden hatte, für das weitere Vorgehen am<br />

besten, «die von der Schweiz vorgeschlagene Welle zu akzeptieren und<br />

allenfalls, wenn einmal der Sender besteht, mit allem Nachdruck auf<br />

die Zuteilung einer unsern Verhältnissen dienenden Welle hinzuarbeiten».<br />

17<br />

Die Schweiz allerdings hatte keine Welle zu offerieren. Aus Bern<br />

kam abschlägiger Bescheid: Im Mittelwellenband sei keine Welle<br />

verfügbar 18<br />

und von der Benutzung einer kurzen Welle sei abzuraten,<br />

weil diese nur mit den «neuesten in Europa verbreiteten Empfangsgeräten»<br />

empfangen werden könnten. Und weiter hiess es in dem<br />

Brief: «Die gegenwärtigen Verhältnisse sind leider für die Errichtung<br />

16 LRA 158/56, Schreiben Bourbon-Parma an Hoop v. 28. 3. 36.<br />

17 LRA 158/56, Schreiben Hoop an Bourbon-Parma v. 30. 3. 36.<br />

18 LRA 158/56, Schreiben GD PTT an Hoop v. 3. 4. 36: «Die Wellenzuteilung<br />

für den Rundspruch ist allgemein geordnet im internationalen <strong>Radio</strong>reglement<br />

von Madrid 1932. Der gegenwärtige Wellenplan für den europäischen<br />

Bereich ist aus den Beratungen der Konferenz von Luzern 1933<br />

hervorgegangen. Er teilt . . . allen Sendestationen, die im Jahre 1933 bestanden<br />

haben oder projektiert waren, eine bestimmte Wellenlänge zu.<br />

Die Konferenz in Luzern hatte ausserordentliche Mühe, einen Plan auszuarbeiten,<br />

der die Mehrheit der vertretenen Länder einigermassen zufriedenstellte.<br />

Alle verfügbaren Wellenlängen wurden vergeben und zum Teil<br />

sogar mehrfach belegt. Für eine neue Station ist beim besten Willen in<br />

keinem der für den Rundspruch reservierten Wellenbänder mehr Platz.»<br />

120


neuer Rundspruchsender denkbar ungünstig. Erst die allgemeine Erweiterung<br />

der für den Rundspruch freigegebenen Wellenbänder wird<br />

vielleicht günstigere Bedingungen schaffen. Hiezu bedarf es einer Verständigung<br />

in der nächsten internationalen <strong>Radio</strong>konferenz, die im<br />

Jahre 1938 stattfinden soll.<br />

Wir bedauern lebhaft, dass die Errichtung eines Rundspruchsenders<br />

in Ihrem Lande wegen der geschilderten Wellenknappheit in absehbarer<br />

Zeit nicht möglich sein wird». 10<br />

Dr. Hoop orientierte Dr. Berger in einem Telegramm über die negative<br />

Antwort aus Bern und schickte ihm gleichentags eine Abschrift<br />

des Briefes zur Stellungnahme 20<br />

Dieser versprach ihm, dass die Stellungnahme<br />

aus London folgen würde, 21<br />

doch genau wie schon Roditi,<br />

liess auch IBC vorerst nichts mehr von sich hören.<br />

3. Das Expose Deuring<br />

Noch bevor die endgültige, negative Anwort aus Bern eingetroffen<br />

war und es um den liechtensteinischen Sender noch hoffnungsvoller<br />

ausgesehen hatte, hatte sich Regierungschef Dr. Hoop an Regierungsrat<br />

Dr. Hermann Deuring in Bregenz mit der Frage gewandt, «unter<br />

welchen Bedingungen und Umständen die Regierung im Fürstentum<br />

<strong>Liechtenstein</strong> einen <strong>Radio</strong>sender aufstellen und betreiben» könnte.<br />

Am 26. März teilte Deuring der Regierung in einem achtseitigen<br />

Schreiben seine Ansicht mit. Gleich zu Beginn verwies er dabei auf den<br />

Postvertrag mit der Schweiz und bemerkte: «Die Fürstlich <strong>Liechtenstein</strong>ische<br />

Regierung oder sonst jemand im Fürstentum <strong>Liechtenstein</strong><br />

kann rechtlich nur durch die schweizerische Telegraphenverwaltung<br />

die Befugnis erhalten, einen <strong>Radio</strong>sender zu errichten.» Aber selbst<br />

wenn die Schweiz ihr Einverständnis geben würde und selbst wenn<br />

<strong>Liechtenstein</strong> eine Welle zugeteilt erhielte, «begänne dann erst die unüberwindliche<br />

Schwierigkeit, die in der Programmbildung liegt. Kein<br />

kleines Land ist imstande, ein <strong>Radio</strong>programm auszufüllen, wenn dieses<br />

auch nur wenige Stunden im Tag dauern soll». Ebenfalls wäre die<br />

19 ebda.<br />

20 LRA 158/56, Telegramm und Schreiben Hoop an Berger v. 4. 4. 36.<br />

21 LRA 158/56, Schreiben Berger an Hoop v. 20. 4. 36.<br />

121


Errichtung und der Betrieb eines solchen Senders eine teure Angelegenheit<br />

und der notwendige Aufwand stünde «in keinem Verhältnis<br />

zum Erfolg. So bliebe . . . nur der Weg übrig, mit einem benachbarten<br />

Sender ein Übereinkommen abzuschliessen, das den Bedürfnissen des<br />

Fürstentums <strong>Liechtenstein</strong> bestimmte Zeiten für seinen eigenen Sendedienst<br />

einräumt.» Auf Grund des Postvertrages schlug Dr. Deuring vor,<br />

mit dem schweizerischen Landessender eine solche Regelung zu treffen<br />

und durch «seltene, aber gute Darbietungen, die schon ihrer Art nach<br />

aus der grossen Masse der <strong>Radio</strong>sendungen hervorstechen müssten»<br />

Werbung für <strong>Liechtenstein</strong> zu machen. Solche Sendungen «würden<br />

ihren Zweck erfüllen, ohne grosse Geldmittel in Anspruch zu nehmen». 22<br />

Regierungschef Hoop aber wollte nicht, dass <strong>Liechtenstein</strong> Anhängsel<br />

eines anderen Senders würde, die Idee eines eigenen, liechtensteinischen<br />

Senders hatte ihn bereits fasziniert. Daran änderte auch der acht<br />

Tage später eintreffende, negative Bericht aus Bern nichts.<br />

II. KONKRETE ANGEBOTE<br />

1. Neue Kontakte mit der IBC<br />

Als Regierungschef Dr. Hoop nach einem Vierteljahr noch immer<br />

ohne die von Dr. Berger zugesicherte Stellungnahme aus London war,<br />

schrieb er auf Veranlassung von Frau Gerta von Einem 23<br />

an A. E. Leonard<br />

von der International Broadcasting Corporation (IBC) in London. 24<br />

Nun reagierte die IBC wieder. Leonard schlug den Bau eines kleinen<br />

Senders mit einer Leistung von 1kW vor, der nur auf die Bedürfnisse<br />

der liechtensteinischen Hörer abgestimmt wäre. Ausserdem bat er die<br />

Regierung, bei der Generaldirektion der PTT anzufragen, ob nicht die<br />

Benutzung einer Gemeinschaftswelle 222,6 oder 209,9 Meter möglich<br />

sei. 25<br />

22 LRA 158/56, Schreiben Deuring an Hoop v. 26. 3. 36.<br />

23 Baronin Gerta von Einem war eine gemeinsame Bekannte von Regierungschef<br />

Dr. Josef Hoop und von A. E. Leonard von der IBC. Sie griff in der<br />

Folge mehrfach in die Verhandlungen zwischen der Regierung und der<br />

IBC ein und versuchte aus ihrer Bekanntschaft zu Dr. Hoop Nutzen für die<br />

IBC zu ziehen.<br />

24 LRA 158/56, Schreiben Hoop an Leonard v. 4. 8. 36.<br />

25 LRA 158/56, Schreiben Leonard an Hoop v. 25. 8. 36.<br />

122


Regierungschef Hoop ging auf diese Bitte ein und richtete sogleich<br />

eine entsprechende Anfrage nach Bern. 215<br />

In ihrer Antwort teilte die<br />

Generaldirektion der Post- u. Telegraphenverwaltung mit, dass die er­<br />

2 7<br />

wähnten Gemeinschaftswellen 226,6 m<br />

und 209,9 m bereits sehr stark<br />

belegt seien 28<br />

. Ausserdem sei die erlaubte Sendeleistung auf 2 Kilowatt<br />

beschränkt und die Benutzung der Welle durch einen andern Staat<br />

bedürfe der Zustimmung der unmittelbar beteiligten Verwaltungen,<br />

also der Benützer der internationalen Gemeinschaftswelle. 29<br />

Da Liech­<br />

tenstein ebenfalls an diese internationalen Abmachungen gebunden<br />

26 LRA 158(56, Schreiben Hoop an GD PTT v. 31. 8. 36: «... Wir gestatten<br />

. uns nun die Anfrage, ob es nicht möglich wäre, eine der internationalen<br />

Gemeinschaftswellen ... zu wählen, z. B. 222,6 m und 209,9 m. Selbstverständlich<br />

würde der Sender, weil für das Gebiet des Fürstentums <strong>Liechtenstein</strong><br />

berechnet, mit niedrig begrenzter Stärke errichtet. ...»<br />

27 Die Gemeinschaftswelle war auf 226,6 m festgelegt und nicht wie Leonard<br />

und Hoop irrtümlich schrieben auf 222,6 m.<br />

28 LRA 158/56, Schreiben GD PTT an Hoop v. 9. 9. 36: «Im Luzerner Plan<br />

sind die von Ihnen erwähnten Wellen 1348 kc/s (226,6 m) und 1429 kc/s<br />

(209,9 m) als internationale Gemeinschaftswellen bezeichnet und seither<br />

wie folgt belegt worden:<br />

1348 kc/s 226,6 m<br />

Dublin Irischer Freistaat<br />

Königsberg Pr. Deutschland<br />

Cairo II Aegypten<br />

Rjukan Norwegen<br />

Salzburg Österreich<br />

Tampere Finnland<br />

Ihren Anspruch auf diese Welle haben überdies angemeldet:<br />

Grossbritannien, Cyrenaika, Estland, Frankreich, Litauen, Polen, Italien,<br />

Fürstentum Monako und Jugoslawien.<br />

1429 kc/s 209,9 m<br />

Alexandria II Aegypten<br />

<strong>Radio</strong>-Beziers Frankreich<br />

Ferner sind als Benützer dieser Welle eingetragen :<br />

Irischer Freistaat, Österreich, Grossbritannien, Norwegen, Niederlande,<br />

Tripolitanien. Jugoslawien.»<br />

29 ebda.: «Nach den Bestimmungen des Europäischen Rundspruchvertrages<br />

von Luzern bedarf die Errichtung neuer Rundspruchsender in den im Plan<br />

vorgesehenen Frequenzbändern der Zustimmung der unmittelbar beteiligten<br />

Verwaltungen. Zu diesen gehören nach unserer Auffassung alle Verwaltungen,<br />

die im Plan als Benützer der in Frage kommenden internatio-<br />

123


sei, müsse dieses Vorgehen auch im Falle eines liechtensteinischen<br />

Senders angewandt werden. Die GD PTT erklärte sich aber bereit, mit<br />

den betreffenden Verwaltungen Kontakt aufzunehmen.<br />

Wenige Tage später traf sich Regierungschef Dr. Hoop erstmals mit<br />

Leonard. Frau von Einem hatte ihn telegraphisch davon unterrichtet,<br />

dass Leonard am 14. September abends in Innsbruck eintreffe und ihn<br />

im Hotel Tirolerhof zum Abendessen erwarte. 30<br />

Bei diesem Nachtessen<br />

kamen Hoop und Leonard überein, dass die Regierung die Generaldirektion<br />

der Post- u. Telegraphenverwaltung in Bern bitten sollte, alles<br />

in die Wege zu leiten, damit dem Fürstentum <strong>Liechtenstein</strong> die Benützung<br />

einer internationalen Gemeinschaftswelle erlaubt würde. 31<br />

In<br />

Vertretung des Regierungschefs schrieb Regierungssekretär Ferdinand<br />

Nigg am 21. September nach Bern: «Wir . . . gestatten uns, Sie zu<br />

bitten, an die Benützer der Welle 1429 Kc/s (209,9 m) den Wunsch des<br />

Fürstentums <strong>Liechtenstein</strong> auf Errichtung einer kleinen <strong>Radio</strong>station<br />

weiterzuleiten und sie um ihre Zustimmung zu ersuchen. Hiebei<br />

wären wir besonders dankbar, wenn Sie den Wunsch <strong>Liechtenstein</strong>s<br />

als eines selbständigen Staates, der wohl durch Zoll, Post und<br />

Telegraphen-Union mit der Schweiz verbunden ist, als verständlich<br />

unterstützen könnten. Wir werden uns gestatten, in der Zeit bis zum<br />

Eintreffen der verschiedenen Antworten bezüglich der weiteren Einzelheiten<br />

des Senderbaues und Betriebes, die Gestaltung der Programme<br />

und deren Kosten Ihnen Vorschläge zu unterbreiten.» 32<br />

nalen Gemeinschaftswelle aufgeführt sind. Stimmen diese Verwaltungen<br />

der Einrichtung eines neuen Senders zu, so ist das Bureau des Weltnachrichtenvereins<br />

in Bern davon zu benachrichtigen. Es gibt von der Verständigung<br />

unter den unmittelbar beteiligten Verwaltungen allen übrigen<br />

Kenntnis. Diejenigen andern Verwaltungen, die eine Beeinträchtigung<br />

eigener Dienste befürchten, können ihre Einwendungen gegen den geplanten<br />

neuen Sender innert 6 Wochen dem Bureau des Weltnachrichtenvereins<br />

mitteilen. Vor Ablauf dieser Frist darf kein neuer Sender in Betrieb<br />

genommen werden.»<br />

30 LRA 158/56, Telegramm von Einem an Hoop v. 12. 9. 36.<br />

31 LRA 158/56, handschriftliche Notiz Hoops an die Regierung. (Da Hoop in<br />

die Ferien verreist, hinterlässt er der Regierung ein handschriftliches Protokoll<br />

über seine Besprechung mit Leonard und fügt ihm einen Entwurf<br />

eines Schreibens an die GD PTT bei.)<br />

32 LRA 158/56, Schreiben Nigg an GD PTT v. 21. 9. 36.<br />

124


Leonard wollte die Sache zu einem möglichst raschen Abschluss<br />

bringen. Wenige Tage nach dem Treffen in Innsbruck schickte er an<br />

den Regierungschef, der in Sirmione in den Ferien weilte, eine erste<br />

allgemeine Beschreibung des Senders 33<br />

und bereits vier Wochen später<br />

den Entwurf eines Pflichtenhefts. Dieses sah vor, dass der Sender spätestens<br />

48 Monate nach Konzessionserteilung in Betrieb genommen und<br />

sowohl Ton als auch Bild ausstrahlen würde. Neben einem «Programm<br />

von hohem geistigen Niveau» sollten auch «Nachrichten sowie allgemeine<br />

und spezielle Informationen» und Werbeprogramme ausgestrahlt<br />

werden. Leonard wollte eine ausschliessliche Konzession auf<br />

35 Jahre und war bereit dafür 5 Prozent aus den Werbeeinnahmen<br />

an die Regierung abzuliefern. 34<br />

Regierungschef Hoop indes mochte nichts überstürzen. «Ich halte es<br />

für zweckmässig», so schrieb er an Leonard, «einstweilen abzuwarten,<br />

wie die Wellenfrage sich löst». Ausserdem teilte er ihm mit, dass sich<br />

im Laufe des Oktobers zwei weitere Interessenten gemeldet hätten. 33<br />

Leonard schien sich an dieser Tatsache nicht zu stören. Er nahm<br />

seine Konkurrenten zur Kenntnis und wandte gleichzeitig ein: «... ich<br />

hoffe aber, dass Sie in Betracht nehmen werden, dass unser Gesuch<br />

Priorität und Vorzug hat». 36<br />

Auch Frau von Einem drängte den Regierungschef,<br />

mit keiner andern Gruppe zu verhandeln, da die IBC die<br />

Priorität hätte. 37<br />

Auf solche Wünsche aber nahm Regierungschef Hoop vorerst keine<br />

Rücksicht. Bevor er mit irgendeiner Gruppe in konkrete Verhandlungen<br />

eintrat, wollte er die Wellenfrage gelöst wissen. Ende 1936 schien man<br />

darin einen Schritt weiter gekommen zu sein. Die Generaldirektion der<br />

eidgenössischen Post- und Telegraphenverwaltung teilte ihm mit, dass<br />

33 LRA 158/56, Schreiben Leonard an Hoop nach Sirmione v. 28. 9. 36.<br />

34 LRA 158/56, Schreiben Leonard an Hoop v. 20. 10. 36. (Dem Schreiben ist<br />

ein «Cahier des charges reglant les conditions d'etabiissement et d'exploitation<br />

d'une Station de radio-diffusion dans la principaute» beigefügt, das<br />

in 19 Artikeln den Bau und Betrieb dieses Senders regelt.<br />

35 LRA 158/56, Schreiben Hoop an Leonard v. 27. 10. 36 (Über die weiteren<br />

Bewerber s. u.).<br />

36 LRA 158/56, Schreiben Leonard an Hoop v. 2. 11. 36.<br />

37 LRA 158/56, Schreiben von Einem an Hoop v. 15. 12. 36.<br />

125


sie die von <strong>Liechtenstein</strong> gewünschte Umfrage durchgeführt hätte. Die<br />

Verwaltungen von Frankreich, Irland, Österreich, Norwegen, Holland<br />

und Jugoslawien waren mit der Benutzung der internationalen Gemeinschaftswelle<br />

einverstanden. Auch die britische Verwaltung stimmte<br />

zu, machte aber den Vorbehalt, «dass der Sender keine Reklame in<br />

englischer Sprache verbreite» und wünschte darüber «noch bestimmte<br />

Zusicherungen». Einzig die Antwort von Italien stand noch aus. Um<br />

die Sache nun weiter zu verfolgen, müsste «über die Programme, die<br />

gesendet werden sollen, befriedigende Auskunft gegeben werden»,<br />

schrieb die Generaldirektion der PTT weiter und wies in diesem Zusammenhang<br />

auch ihrerseits auf das Reklameverbot hin. 38<br />

Regierungschef Hoop besass nun genaue Vorstellungen unter welchen<br />

Bedingungen der liechtensteinische Sender gebaut werden durfte:<br />

Seine Leistung sollte 2 Kilowatt nicht übersteigen. Werbung war verboten.<br />

Diese zwei Grundbedingungen teilte er Leonard mit, der nun<br />

seinerseits mit einem neuen Vorschlag an ihn gelangte. Er beschränkte<br />

sich auf das Aufstellen und den Betrieb eines 2 Kilowatt-Senders auf<br />

der internationalen Gemeinschaftswelle 209,9 m, verzichtete auf jegliche<br />

Reklame und wollte nur Sendungen für die liechtensteinische Bevölkerung<br />

ausstrahlen. 39<br />

Hoop war einverstanden und verlangte von<br />

Leonard Auskünfte über den frühesten Beginn der Sendungen, über die<br />

Sendezeiten und die Art der Programme. 40<br />

Leonard sah sich am Ziele seiner Wünsche und wollte den Sender<br />

sogleich bauen. Als Programm versprach er Musiksendungen für die<br />

einheimische Bevölkerung und bot zusätzlich an, dass die andern<br />

Sender der International Broadcasting Corporation Werbung für <strong>Liechtenstein</strong><br />

machen würden. 41<br />

Allerdings ersuchte er nun auch dringend<br />

um die Übersendung eines Vertragsentwurfes und liess sowohl durch<br />

seinen Rechtsvertreter in Vaduz, Dr. Alois Ritter 42<br />

als auch durch Frau<br />

von Einem 43<br />

auf einen raschen Vertragsabschluss drängen.<br />

38 LRA 158/56, Schreiben GD PTT an Hoop v. 12. 12. 36.<br />

39 LRA 158/56. Schreiben Leonard an Hoop v. 21. 1. 37.<br />

40 LRA 158/56, Schreiben Hoop an Leonard v. 7. 2. 37.<br />

41 LRA 158/56, Schreiben Leonard an Hoop v. 10. 2. 37.<br />

42 LRA 158/56, Briefwechsel Ritter mit Hoop v. 8. 2. 37, 15. 2. 37 und 18. 2. 37.<br />

43 LRA 158/56. Schreiben von Einem an Hoop v. 14. 2. 37.<br />

126


Dr. Hoop war bereit, mit der IBC ins Geschäft zu kommen. Am<br />

15. Februar schickte er an Leonard den Entwurf einer Konzessionsurkunde<br />

und bat um dessen Stellungnahme. Der Text des Entwurfs<br />

lautete:<br />

«Die Fürstliche Regierung erklärt sich bereit, Ihnen die Bewilligung<br />

zur Errichtung und zum Betriebe eines <strong>Radio</strong>senders auf der Internationalen<br />

Gemeinschaftswelle 1429 KCS (209,9 Mtr.) mit einer Leistung<br />

von höchstens 2 Kilowatt im Gebiete des Fürstentums <strong>Liechtenstein</strong><br />

unter folgenden Bedingungen zu erteilen:<br />

1. ) Die Kosten der Errichtung des Senders, sowie die Kosten des Betriebes<br />

desselben gehen zur Gänze zu Ihren Lasten.<br />

2. ) Die Programme der Sendungen bedürfen der Genehmigung der<br />

Regierung. Die Aussendung von kaufmännischer oder irgendwelcher<br />

Reklame ist nicht gestattet.<br />

3. ) Die Benützung des Senders für politische Propaganda, z. B. politische<br />

Vorträge, Versammlungsreportagen usw. ist nur mit Bewilligung<br />

der Regierung gestattet.<br />

4. ) Bei der Anstellung des für den Betrieb nötigen Personals sind<br />

soweit als möglich <strong>Liechtenstein</strong>er vorzuziehen.<br />

5. ) Der fürstlichen Regierung steht der Sender auf Wunsch wöchentlich<br />

mindestens 4 Stunden zur Verfügung. Sie hat die Wahl der Sendezeiten.<br />

6. ) Die Konzession erlischt, wenn der Sender nicht spätestens 2 Monate<br />

nach Erteilung der Konzession in Betrieb gesetzt ist.<br />

7. ) Die Konzession tritt in Kraft, sobald die zuständige schweizerische<br />

Konzessionsbehörde der fürstlichen Regierung die definitive Bewilligung<br />

zur Errichtung und zum Betriebe des Senders erteilt hat.» 44<br />

Gleichzeitig richtete Hoop auch ein Gesuch an die Generaldirektion<br />

der Post- u. Telegraphenverwaltung und ersuchte «um die Ermächtigung,<br />

einen Sender mit einer Leistung von maximal 2 kw auf der<br />

internationalen Gemeinschaftswelle 1429 kc/s (209,9 m) errichten zu<br />

dürfen. Die Programme des Senders», so schrieb er, «sind nur für die<br />

Bedürfnisse der Bevölkerung des Fürstentums <strong>Liechtenstein</strong> berechnet.<br />

44 LRA 158/56, Schreiben Hoop an Leonard v. 14. 2. 37 (Konzessionsentwurf<br />

in der Beilage).<br />

127


Eine Aussendung von Reklamen kommt unter keinen Umständen in<br />

Betracht». 45<br />

In Bern nahm man das Gesuch zur Kenntnis und versprach, die<br />

Absicht <strong>Liechtenstein</strong>s dem Bureau der Internationalen Fernmeldeunion<br />

(UIT) bekanntzugeben 40<br />

Drei Monate später war die Wellenfrage<br />

gelöst. Niemand hatte gegen die Benutzung der internationalen<br />

Gemeinschaftswelle 209,9 m durch <strong>Liechtenstein</strong> Einspruch erhoben. 47<br />

Auch Leonard war mit dem übersandten Entwurf einverstanden,<br />

schlug aber noch einige Änderungen vor. So verlangte er unter anderem,<br />

dass beim Schloss Vaduz genügend Platz zur Verfügung gestellt<br />

würde, um die Antenne aufzustellen und forderte zu einem günstigen<br />

Mietzins innerhalb des Schlosses die für den Sender notwendigen<br />

Räume. 48<br />

Als ihn der Regierungschef darauf hinwies, dass es bezüglich der<br />

Benützung des Schlosses Schwierigkeiten geben könnte, 49<br />

verlegte er<br />

sich darauf, die entsprechenden Räume im Regierungsgebäude zu fordern.<br />

Dazu verlangte er Zollfreiheit für Apparate und Tonträger sowie<br />

Steuerfreiheit für die Gesellschaft, die den Sender betreiben sollte. 50<br />

Ob solchen Forderungen verlor Hoop — wie es scheint — ein wenig<br />

die Lust mit der IBC zu einem Vertragsabschluss zu kommen. Inzwischen<br />

hatten nämlich zahlreiche andere Interessenten dem Regierungschef<br />

ihre, zum Teil für <strong>Liechtenstein</strong> ebenfalls vorteilhaften Projekte<br />

vorgelegt.<br />

45 LRA 158/56, Schreiben Hoop an GD PTT v. 16. 2. 37.<br />

46 LRA 158/56, Schreiben GD PTT an Hoop v. 22. 2. 37 (Die GD PTT spricht<br />

in diesem Schreiben zwar vom Weltnachrichtenverein. Laut tel. Auskunft<br />

der Pressestelle der GD PTT v. 17. 10. 73 war diese Bezeichnung allerdings<br />

falsch. Die richtige Ubersetzung von «Union internationale de Telecommunication<br />

(UIT)» lautet Internationale Fernmeldeunion).<br />

47 LRA 158/56, Schreiben GD PTT an Hoop v. 21. 5. 37.<br />

48 LRA 158/56, Schreiben Leonard an Hoop v. 24. 2. 37.<br />

49 LRA 158/56, Schreiben Hoop an Leonard v. 1. 3. 37.<br />

50 LRA 158/56, Schreiben Leonard an Hoop v. 18. 3. 37.<br />

128


2. Die andern Interessenten<br />

a) Die Pläne des Cosmo Russell<br />

Mit einem Empfehlungsschreiben des ausserordentlichen Gesandten<br />

und Bevollmächtigten der Schweizerischen Eidgenossenschaft in London,<br />

Karl R. Paravicini, 51<br />

sprachen am 20. August 1936 bei Regierungschef<br />

Dr. Hoop die Herren Derek Sington und Giles Playfair vor, um<br />

im Auftrag von Cosmo Russell über die Errichtung einer <strong>Radio</strong>station<br />

in <strong>Liechtenstein</strong> zu verhandeln. Dr. Hoop machte sie auf das Fehlen<br />

von verfügbaren Wellen aufmerksam und erklärte ihnen, dass <strong>Liechtenstein</strong><br />

auf Grund des Postvertrages mit der Schweiz gehalten sei,<br />

«sämtliche schweizerischen Vorschriften und internationalen Abmachungen<br />

auf dem Gebiete des <strong>Radio</strong>wesens zu beachten». 52<br />

Wenige Tage später schlug Russell in einem Brief vor, einen Kurzwellensender<br />

zu bauen, um die Wellenknappheit im Bereich der Mittelwellen<br />

zu umgehen und teilte gleichzeitig mit, dass er sich deswegen,<br />

auf Vorschlag des Regierungschefs mit den Schweizerischen Behörden<br />

in Verbindung setzen werde. Überdies forderte er die Zusicherung einer<br />

Exklusiv-Konzession und das alleinige Verhandlungsrecht. 53<br />

Diese Forderung lehnte Dr. Hoop ab und teilte Russell mit, dass<br />

keine Konzession erteilt würde, bevor nicht die Wellenfrage geklärt sei.<br />

Ausserdem hätten sich «eine ganze Anzahl von <strong>Radio</strong>interessenten gemeldet<br />

.... und zum Teil verlockende Angebote» gemacht. 54<br />

Cosmo Russell sprach darauf nochmals bei Regierungschef Hoop<br />

vor und legte ihm das Projekt einer «Friedens-<strong>Radio</strong>station» auf Kurzwelle<br />

vor, die durch Werbung finanziert werden sollte. 55<br />

Auf Empfehlung<br />

des Schweizer Botschafters in London traf er sich am 28. November<br />

auch mit dem Generaldirektor der PTT in Bern. 58<br />

Da er aber nicht<br />

51 LRA 158/56, Schreiben Paravicini an Hoop v. 28. 7. 36.<br />

52 LRA 158/56, Schriftliche Bestätigung Hoops über den Besuch und die Verhandlungsgegenstände<br />

an Playfair v. 20. 8. 36.<br />

53 LRA 158/56, Schreiben Russell an Hoop v. 31. 8. 36.<br />

54 LRA 158/56, Schreiben Hoop an Russell v. 6. 10. 36.<br />

55 LRA 158/56, Bestätigung Hoops über den Besuch an Russell v. 26. 11. 36;<br />

Expose über die «Friedens-<strong>Radio</strong>station».<br />

56 LRA 158/56, Schreiben GD PTT an Hoop v. 12. 12. 36.<br />

129


auf Werbesendungen verzichten wollte, war sein Projekt zum vorneherein<br />

zum Scheitern verurteilt. Auch in Bern wurde sein Ansinnen<br />

kategorisch abgelehnt.<br />

b) Ein Nachrichteiidienst für Übersee<br />

Am 24. November 1936 fragte Eduard J. Rees aus London bei der<br />

fürstlichen Regierung an, ob die Möglichkeit bestünde, in <strong>Liechtenstein</strong><br />

eine <strong>Radio</strong>station für einen Übersee-Nachrichtendienst zu errichten.<br />

An diesen Nachrichtendienst würden Zeitungen und Agenturen angeschlossen.<br />

Darüberhinaus plante Rees den Aufbau eines Bildfunknetzes.<br />

57<br />

Auf eine entsprechende Anfrage von Regierungschef Hoop antwortete<br />

die GD PTT, dass eine solche Station eine erhebliche Konkurrenz<br />

der staatlichen Telegraphen- und Telephonbetriebe darstelle und riet,<br />

das Ansuchen abzulehnen. 58<br />

Dr. Hoop tat dies am 14. Dezember 1936. 59<br />

c) Das Angebot Tremoidet<br />

Wenige Tage vor dieser Ablehnung, nämlich am 2. Dezember 1936,<br />

hatte Regierungschef Hoop weitere Interessenten empfangen, die Herren<br />

Tremoulet aus Paris und Szaravasy aus Wien. 00<br />

Sie hatten ihn mit<br />

ihren Plänen bekannt gemacht, die sie dann am 16. Dezember in schriftlicher<br />

Form vorlegten. 01<br />

Tremoulet war gemeinsam mit einem Partner<br />

namens Kierzkowski Eigentümer der Sendestationen «<strong>Radio</strong> Toulouse»<br />

und «<strong>Radio</strong> Bordeaux-Sud-Ouest» sowie mitbeteiligt an den Stationen<br />

«Poste de lTle de France» (Paris), «<strong>Radio</strong> Agen», «<strong>Radio</strong> Montpellier»<br />

und «<strong>Radio</strong> Cote d'Azur» (Nizza). Darüber hinaus waren die beiden<br />

Miteigentümer der Nachrichten- und Reklamegesellschaft «<strong>Radio</strong>-informations»<br />

in Paris.<br />

Nun wollten sie diesen Stationen auch eine in <strong>Liechtenstein</strong> angliedern,<br />

für die sie bei der Regierung um eine Konzession auf die<br />

Dauer von 50 Jahren nachsuchten. Es sollte ein grösserer Sender werden,<br />

mit einer Leistung von 60 Kilowatt. Mit den Bauarbeiten wollte<br />

57 LRA 158/56, Schreiben Rees an Hoop v. 24. 11. 36.<br />

58 LRA 158/56, Schreiben GD PTT an Hoop v. 4. 12. 36.<br />

59 LRA 158/56, Schreiben Hoop an Rees v. 14. 12. 36. .<br />

60 LRA 158/56, Schreiben Tremoulet an Hoop v. 4. 12. 36.<br />

61 LRA 158/56, Schreiben Tremoulet an Hoop v. 16. 12. 36.<br />

130


man schon drei Monate nach Konzessionserteilung beginnen, mit den<br />

Sendungen 15 Monate später. Auch das Problem der Wellenzuteilung<br />

schien gelöst. Tremoulet schlug vor, auf gleicher Frequenz zu senden<br />

wie eine der französischen Stationen, die sich bereits in seinem Besitz<br />

befänden. Das notwendige Geld wollte man sich durch Werbesendungen<br />

in deutscher, französischer, englischer und italienischer Sprache<br />

sichern. Allerdings waren die Konzessionswerber bereit, «von jeglicher<br />

kommerzieller Reklame für die Schweiz abzusehen, falls die Schweizer<br />

Bundesregierung dies wünschen sollte, desgleichen auch Reklamesendungen<br />

für andere Länder zu unterlassen, deren Regierungen sich diesen<br />

Sendungen widersetzen sollten». 62<br />

Der Regierung versprach man<br />

13 Prozent aller Nettoeinkünfte des Senders oder aber einen Anteil in<br />

progressiver Staffelung, 63<br />

gewährte ihr kostenlose Verbreitung von Verlautbarungen<br />

des Fürsten oder Regierung und räumte ihr auch die<br />

Zensur über die Nachrichtensendungen ein.<br />

Regierungschef Hoop war von diesem Projekt sehr angetan. Er verhehlte<br />

dies auch nicht, als er die Unterlagen der Generaldirektion der<br />

Post- u. Telegraphenverwaltung zur Begutachtung schickte. So schrieb er:<br />

«Wir fügen bei, dass uns das Projekt nicht uninteressant vorkommt.<br />

Vom finanziellen Standpunkt aus müssten wir seine Verwirklichung<br />

begrüssen. Es scheinen uns auch gewisse Momente vorzuliegen, die die<br />

Schwierigkeiten eines Reklamesenders leichter überwinden lassen, wie<br />

vor allem die Übernahme der Verpflichtung seitens der Konzessionswerber,<br />

von jeglicher Reklame für die Schweiz und jene Länder abzusehen,<br />

deren Regierungen diese Sendungen nicht gerne sehen. Auch die<br />

Wellenfrage scheint in diesem Falle nicht allzu kompliziert zu sein». 64<br />

In Bern allerdings war man anderer Meinung. In seiner Antwort<br />

62 ebda.<br />

63 ebda.: Für diese progressive Staffelung wurde folgender Vorschlag gemacht :<br />

Jährliche Netto-Einnahmen Prozentsatz<br />

0 bis 400'000 Franken 5 %<br />

400'000 bis 800'000 Franken 10%<br />

800'000 bis 1'200'000 Franken 15 %<br />

1'200'000 bis 1'600'000 Franken 18%<br />

1'600'000 bis 2'000'000 Franken 20%<br />

darüberhinaus 22 %<br />

64 LRA 158/56, Schreiben Hoop an GD PTT v. 16. 12. 36.<br />

131


schrieb Generaldirektor Hans Hunziker, «dass der Vorschlag der <strong>Radio</strong>-<br />

informations nach den schweizerischen Gesetzen und Vorschriften nicht<br />

angenommen werden kann, im Rahmen der bestehenden internationa­<br />

len Verträge undurchführbar ist und den Bestrebungen der meisten<br />

europäischen Länder auf Ausmerzung der Reklame im Rundspruch<br />

zuwiderläuft»." 5<br />

Auf Hunzikers Empfehlung hin lehnte Hoop das Ge­<br />

such Tremoulet ab. 00<br />

Diese Ablehnung blieb bestehen, obwohl Tremou­<br />

let versuchte, durch Vorlage neuer Dokumente wieder ins Gespräch zu<br />

kommen. 87<br />

65 LRA 158/56, Schreiben GD PTT an Hoop v. 8. 1. 37: Das Projekt wurde aus<br />

folgenden Gründen abgelehnt:<br />

1. Es sei unmöglich, einen Sender zu konzessionieren, der sich mit Mitteln<br />

finanziert, die ihm «durch drahtlose Verbreitung kommerzieller Propaganda<br />

zufliessen».<br />

2. Eine Konzessionsdauer von 50 Jahren gehe weit über das übliche hinaus<br />

und könne im Hinblick auf die technische Entwicklung nicht verantwortet<br />

werden.<br />

3. <strong>Liechtenstein</strong> könne für seinen Sender nicht eine Antennenleistung von<br />

60 Kilowatt fordern, denn diese «widerspricht der Bestimmung des Luzerner<br />

Wellenplans, nach der die Leistung der Rundspruchsender den Wert<br />

nicht überschreiten soll, der nötig ist, um einen wirksamen nationalen<br />

Dienst innerhalb der Grenzen eines Landes durchzuführen.»<br />

4. Die Benutzung einer bereits belegten Welle widerspreche internationalen<br />

Abmachungen.<br />

5. Es sei zweifelhaft, «ob überhaupt genügend und namentlich gut bezahlte<br />

Reklameaufträge für den Sender in <strong>Liechtenstein</strong> beschafft werden<br />

könnten.»<br />

6. Schliesslich seien auch zum Nachrichtendienst Vorbehalte anzubringen,<br />

da die Gefahr gross sei, «dass der Sendestation Nachrichten aus aller Welt<br />

angeboten werden, die im Rundspruch anderer Länder nicht angenommen<br />

werden.»<br />

66 LRA 158/56, Schreiben Hoop an Tremoulet v. 13. 1. 37.<br />

67 LRA 158/56, Tremoulet legt nach der Abweisung seines Gesuches neue<br />

Vorschläge vor, die von Hoop am 30. 4. 37 zur Prüfung an die GD PTT<br />

gesandt werden. Er verglich darin die Situation <strong>Liechtenstein</strong> mit jener<br />

Luxemburgs, das schon damals einen Reklamesender betrieb, und hielt im<br />

wesentlichen fest, dass für beide Länder das gleiche Recht gelte. Diese<br />

These aber erwies sich als falsch, da Luxemburg den Abkommen von Madrid<br />

und Luzern nicht beigetreten war. <strong>Liechtenstein</strong> hingegen war durch den<br />

Postvertrag an diese Abkommen gebunden, da sie von der Schweiz unter-<br />

132


d) Ein katholischer Grossender<br />

Am 26. Januar 1937 sprachen Generalkonsul Dr. Otto Rohner aus<br />

St. Gallen und Dr. Fr. A. Mucke aus Amsterdam bei der Regierung vor<br />

und erläuterten ihr Projekt eines katholischen Grossenders. Die Regierung<br />

bestätigte ihnen schriftlich den Besuch und sicherte zu, dass sie<br />

«diese Intention unterstützt». 68<br />

Später hörte sie aber nichts mehr von<br />

diesem Projekt.<br />

e) Das Angebot der Firma David Allen & Sons<br />

Am 4. Juni 1937 trafen sich die Vertreter der Londoner Plakatgesellschaft<br />

David Allen & Sons mit Johann Graf von Bendern in Paris, um<br />

über die Möglichkeit einer kommerziellen <strong>Radio</strong>station in <strong>Liechtenstein</strong><br />

zu sprechen. Graf Bendern versprach, die Vorschläge an die Regierung<br />

weiterzuleiten. 09<br />

Für den Betrag von 15'000 Pfund 70<br />

wollte die Gesellschaft eine fünfjährige<br />

Option auf den Bau eines Senders erwerben. Er sollte mit einer<br />

Leistung von 100 Kilowatt auf Mittelwelle und mit einer solchen von<br />

50 Kilowatt auf Kurzwelle arbeiten und «Propaganda-Programme in<br />

jeder beliebigen Sprache» senden. Ebenso wollte sie einen kleinen Sender<br />

mit einer Leistung von 1 kW, sowohl auf Mittel- als auch auf Kurzwelle,<br />

errichten. Dieser Kleinsender sollte aber nur eine Vorstufe zum<br />

geplanten Grossender sein. Für das Recht zur Umwandlung des Kleinsenders<br />

in den geplanten Grossender wollte die Gesellschaft die Summe<br />

von lO'OOO Pfund bezahlen und sicherte der Regierung eine prozentuelle<br />

Beteiligung an den Reingewinn zu. 71<br />

Die Konzession für den<br />

Grosssender sollte 30 Jahre laufen.<br />

zeichnet worden waren. Aus diesem Grund wurden die zusätzlich eingereichten<br />

Vorschläge am 21. 5. 37 von der GD PTT zurückgewiesen.<br />

68 LRA 158/56, Schriftliche Bestätigung Hoops über den Besuch an Rohner<br />

v. 26. 1. 37.<br />

69 LRA 158/56, Schreiben Bendern an Hoop v. 10. 6. 37 (Dem Schreiben lag<br />

ein Memorandum bei, das die Vorschläge der David Allen & Sons enthielt).<br />

70 Das entsprach damals 324'000 Franken (lt. Kursnotizen der damaligen<br />

liechtensteinischen Zeitungen).<br />

71 s. o. Anm. 69): Die prozentuelle Beteiligung sah folgende Zahlungen vor:<br />

133


Das scheinbar grosszügige finanzielle Angebot konnte Regierungschef<br />

Hoop allerdings nicht mehr überzeugen. In einem kurzen Brief<br />

teilte er den Bewerbern mit, dass die Vorschläge geprüft würden, bemerkte<br />

aber auch, «dass .. . von einer anderen Interessengruppe bereits<br />

eine namhaft höhere Konzessionsgebühr angeboten worden» sei. 72<br />

f) Das Gesuch eines Funk-Amateurs<br />

Den wohl eigentümlichsten Vorschlag zur Errichtung eines <strong>Radio</strong>-<br />

Senders in <strong>Liechtenstein</strong> machte der Funk-Amateur Walter Schwätzer<br />

aus Wien. Er war im Besitz einer Österreichischen Amateur-Sendelizenz,<br />

die nach seinen Angaben durch einen Staatsvertrag zwischen<br />

Österreich und der Schweiz auch in <strong>Liechtenstein</strong> Gültigkeit hätte. 73<br />

Er schlug nun vor, seine Kurzwellen-Sendeanlage in Vaduz aufzustellen<br />

und sie als <strong>Liechtenstein</strong>ischen Landessender zu betreiben.<br />

Schwätzer selbst erklärte sich bereit, «sämtliche für den Betrieb des<br />

Senders notwendigen Funktionen, also die deutschen und englischen<br />

Ansagen, die Schallplattenkonzerte, Übertragungen usw. selbst zu übernehmen<br />

. . . wie auch die Wartung der Sendeanlagen zu besorgen, so<br />

dass keine weitere Hilfskraft notwendig wäre».<br />

Für den Betrieb des Senders schlug er die Gründung einer «<strong>Liechtenstein</strong>'schen<br />

<strong>Radio</strong>-Gesellschaft» abgekürzt «LIRAG» vor und anerbot<br />

sich seinen Sender gegen Mitbesitz an dieser Gesellschaft zur Verfügung<br />

zu stellen. 74<br />

Regierungschef Hoop versprach, das Angebot zu prüfen. 75<br />

Jahresgewinn Prozentsatz<br />

lO'OOO bis 50'000 Pfund 5°/o<br />

50'000 bis lOO'OOO Pfund 10 %<br />

lOO'OOO und mehr Pfund 15 °/o<br />

72 LRA 158/56, Schreiben Hoop an Allen v. 12. 7. 37 (Bei der erwähnten<br />

Offerte handelt es sich um die Offerte von Roditi, s. u.)<br />

73 Nach Auskunft der Pressestelle der GD PTT bestand damals tatsächlich<br />

ein Abkommen über gegenseitige Anerkennung der Lizenzen.<br />

74 LRA 158/56, Schreiben Schwätzer an Hoop v. 3. 8. 37, Expose Schwätzer<br />

v. 2. 8. 37.<br />

75 LRA 158/56, Schreiben Hoop an Schwätzer v. 4. 8. 37.<br />

134


3. Roditis zweiter Anlauf<br />

Während zahlreiche Interessenten bei der Regierung ihre Gesuche<br />

einreichten, war man auch bei Roditi nicht untätig. Die Pariser Niederlassung<br />

hatte inzwischen den Direktor der Londoner Tochtergesellschaft<br />

«Roditi International Corporation Ltd.», William Kenmore, 7<br />

''<br />

mit der Weiterbearbeitung der <strong>Radio</strong>angelegenheit betraut. Dieser wiederum<br />

beauftragte die Wiener Roditi-Niederlassung, mit Dr. Marxer in<br />

Vaduz Konakt aufzunehmen. 77<br />

So richtete denn Ing. Franz Ehrenhaft,<br />

der Wiener Vertreter des Roditikonzers, an Dr. Marxer die Frage, ob<br />

die Wellenfrage inzwischen gelöst sei. 78<br />

Marxer verneinte und bat<br />

Ehrenhaft, am besten persönlich nach Vaduz zu kommen, 79<br />

worauf am<br />

26. September Marcel Savern 80<br />

als Bevollmächtigter des Roditi-Konzerns<br />

in Vaduz eintraf. Während einer zweistündigen Besprechung mit<br />

Dr. Marxer 81<br />

wurde gleichentags ein zweiseitiges Expose 82<br />

diktiert. Es<br />

sah «die Gründung einer internationalen Sende-Aktiengesellschaft im<br />

Fürstentum <strong>Liechtenstein</strong>» vor, die «unter Führung des Roditi Conzerns<br />

in London und seiner englischen, italienischen und schweizer Gruppen<br />

und der österreichischen, tschechischen und deutschen Grossindustrie»<br />

getragen werden sollte. Man wollte «das europäische Friedenswerk im<br />

76 William Kenmore war ursprünglich ein deutscher Jude mit dem Namen<br />

Willi Kahnheimer. Er wurde in Hongkong geboren und lebte bis 1935 in<br />

Berlin, wo er Besitzer der Bank für Montanindustrie und der Tonfilmfirma<br />

«Kinoton» war. 1935 emigrierte er nach London. Zusammen mit Charles<br />

Roditi (s. Anm. 1), der um diese Zeit gerade einen Bankfachmann suchte,<br />

gründete er bei je 50-prozentiger Beteiligung die «Roditi International<br />

Corp. Ltd.», deren Direktor er wurde. Aufgrund seines Geburtsortes Hongkong<br />

wurde ihm von den britischen Behörden im Jahre 1940 die britische<br />

Staatsbürgerschaft zuerkannt. Seinen Namen hatte er schon vorher in<br />

Kenmore umgewandelt. (Pers. Angaben W. Kenmores a. d. Verf. v. 3. 11.<br />

1972). Der Einfachheit halber wird er von Anfang an Kenmore genannt.<br />

77 AM, Roditi, Beglaubigungsschreiben Kenmores für Ehrenhaft an Marxer<br />

v. 14. 7. 36.<br />

78 AM, Roditi, Schreiben Ehrenhaft an Marxer v. 28. 7. 36.<br />

79 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Ehrenhaft v. 31. 7. 36.<br />

80 Im damaligen Gästebuch des «Waldhotel» Vaduz ist Marcel Savern als<br />

«Pressechef», wohnhaft «Wien, Martinspl. 3» eingetragen.<br />

81 AM, Roditi, Kostennote Marxer an Roditi v. 25. 9. 37.<br />

82 AM, Roditi, «Expose über die Gründung einer internationalen Sende-Aktiengesellschaft<br />

im Fürstentum <strong>Liechtenstein</strong>» v. 26. 9. 36.<br />

135


Äthermeer . . . fördern und deshalb täglich in deutscher, englischer,<br />

französischer und italienischer Sprache senden». Ausserdem wollte man<br />

junge Talente fördern und «ein künstlerisch hochwertvolles» Programm<br />

«auf christlich katholischer Grundlage» produzieren. Falls das Fürstentum<br />

<strong>Liechtenstein</strong> eine Welle zur Errichtung eines 150- bis 200 Kilowattsenders<br />

erhalten würde, wollte man auch eine Aktiengesellschaft<br />

mit einem Stammkapital von 3 Milionen öS gründen und der Regierung<br />

Einfluss auf die Programmgestaltung geben. Ausserdem war die Aufnahme<br />

<strong>Liechtenstein</strong>ischer Persönlichkeiten in den Aufsichtsrat vorgesehen.<br />

Finanzielle Grundlage für den Sender sollten «gespendete Programme»<br />

83<br />

sein.<br />

Savern erbot sich ausserdem, bei der Lösung der Wellenfrage, «die<br />

(ihm) durch seine Mitarbeit am Luxemburger Grossender genau bekannt»<br />

sei, mitzuhelfen und schloss sein Expose mit der Feststellung,<br />

dass die katholische Welt leider den Nutzen eines eigenen Propagandasenders<br />

im Gegensatz zu den Bolschewisten noch nicht eingesehen<br />

hätten.<br />

Das Expose wurde dem Landtagspräsidenten und Regierungschef-<br />

Stellvertreter, Pfr. Anton Frommelt, übergeben, der Savern auch darüber<br />

unterrichtete, dass man mit der Schweiz bezüglich der Benutzung<br />

einer internationalen Gemeinschaftswelle in Verbindung stehe. Frommelt,<br />

Marxer und Savern vereinbarten, dass Savern bis zum 10. Oktober<br />

1936 alle notwendigen Unterlagen liefern würde.<br />

Wieder in Wien verhandelte Savern zusammen mit Ehrenhaft am<br />

29. September mit Vertretern der Firma Siemens & Halske. Man kam<br />

überein, dass Siemens das technische Projekt für den Sender ausarbeiten<br />

sollte. Ebenfalls wollte sich Siemens an der zu gründenden liechtensteinischen<br />

Aktiengesellschaft mit 1 bis 1,5 Millionen öS beteiligen,<br />

während 1,5 Millionen öS von Roditi International bereitgestellt würden.<br />

Allerdings müsste bei der Gründung dieser AG eine Option oder<br />

eine Vorkonzession vorhanden sein. 84<br />

83 ebda.: «Ein grosses Automobilwerk sendet ein Konzert der Wiener Philharmoniker<br />

unter der Leitung von Prof. Weingartner und es wird zu Beginn<br />

des Konzertes und nach Schluss des Konzertes in den verschiedensten<br />

Sprachen angesagt: dieses schöne Konzert wurde von den Automobilwerken<br />

X seinen Freunden in aller Welt gesendet.»<br />

84 AM, Roditi, Schreiben Kenmore an Marxer v. 7. 10. 36.<br />

136


Wie versprochen, trafen Savern und Ehrenhaft am 10. Oktober zu<br />

weiteren Verhandlungen in Vaduz ein. 85<br />

Nach zahlreichen Besprechungen<br />

mit dem Landtagspräsidenten Frommelt und Dr. Marxer 8li<br />

formulierten<br />

sie ein «Expose über die Errichtung und den Betrieb einer Rundfunksendeanlage<br />

im Fürstentum <strong>Liechtenstein</strong>», das am 19. Oktober<br />

von Dr. Marxer bei der Regierung eingereicht wurde. 87<br />

Die Vorstellungen von Roditi, dies zeigte das Expose, hatten nun<br />

klare Formen angenommen: Mit einem Aktienkapital von lOO'OOO Franken<br />

wollte sie in Vaduz eine Aktiengesellschaft gründen, um auf der<br />

internationalen Gemeinschaftswelle 209,9 m einen Sender mit 2 kW<br />

Leistung zu betreiben. Doch dieser Sender war nur die Vorstufe zu<br />

einem grösseren Projekt. 88<br />

Man wollte nämlich einen Kurzwellensender<br />

mit speziellen Programmen für Autofahrer errichten, der «wichtige<br />

Nachrichten .... wie Strassensperrungen, freie Pässe, Wetternachrichten<br />

u. dgl.» durchgeben sollte. Dazu plante man Werbesendungen für<br />

Automobilisten und einen persönlichen Nachrichtendienst, «in welchem<br />

Autofahrer während der Fahrt an unbekannter Stelle sie persönlich<br />

betreffende Nachrichten erhalten» könnten. Gleichzeitig wollte man<br />

auch einen Fabrikationsbetrieb für im Kurzwellenbereich arbeitende<br />

Autoradios errichten.<br />

Der Plan, den die Roditi vorlegte, muss für die damalige Zeit als<br />

geradezu sensationell bezeichnet werden. Er nahm etwas vorweg, was<br />

die öffentlichen Rundfunkstationen erst Jahre, in gewissen europäischen<br />

Ländern sogar erst Jahrzehnte später in Ansätzen verwirklichten, einen<br />

permanenten Verkehrsfunk.<br />

Die Regierung beschied den Interessenten vorerst allerdings das,<br />

was sie auch allen andern mitgeteilt hatte, nämlich, dass erst die Wellenfrage<br />

gelöst sein müsse. 89<br />

85 AM, Roditi, Telegramm Roditi Wien an Marxer v. 9. 10. 36: «Unsere Bevollmächtigten<br />

Herren Ehrenhaft und Savern eintreffen verabredungsgemäss<br />

Samstag Vaduz mit gewünschten Unterlagen.»<br />

86 AM, Roditi, Kostennote Marxer an Roditi v. 25. 9. 37.<br />

87 LRA 158/56, Schreiben Marxer an Regierung v. 19. 10. 36, Beilage: «Expose<br />

über die Errichtung und den Betrieb einer Rundfunksendeanlage im Fürstentum<br />

<strong>Liechtenstein</strong>.»<br />

88 Kenmore bezeichnet ihn im pers. Gespräch m. d. Verf. am 3. 11. 1972 in<br />

London als «Geschenk an die Regierung».<br />

89 LRA 158/56, Schreiben Hoop an Marxer v. 21. 10. 36.<br />

137


Während längerer Zeit hörte Roditi in der Folge nichts mehr von der<br />

Regierung. Als Franz F. Feldmann von Roditi Paris im Februar<br />

1937 in Arosa in den Ferien weilte, erkundigte er sich telefonisch bei<br />

Dr. Marxer über den Stand der Dinge. Marxer sprach daraufhin bei der<br />

Regierung vor und erfuhr, dass die Realisierung des Roditi-Projekts ausgeschlossen<br />

sei. Das einzige, was in Betracht käme, sei ein 2 kW-Sender,<br />

der keine Reklame sende und nur liechtensteinischen Bedürfnissen<br />

diene. Ein solcher Sender aber sei der Regierung bereits von anderer<br />

Seite angeboten worden. Marxer erfuhr allerdings nicht, wer diese andere<br />

Seite war, und wie weit die Verhandlungen gediehen waren. nj<br />

Bei Roditi wurde man nach dieser Mitteilung unruhig. Ehrenhaft<br />

konnte nicht verstehen, dass die Regierung keine Reklame erlauben<br />

wollte und vermutete bei den Konkurrenten ein «politisches Interesse».<br />

Immerhin wollte Roditi am Ball bleiben, auch «wenn nur der 2 kW-<br />

Sender in Betracht gezogen» würde. 91<br />

Doch im Juni erlebte Charles Roditi eine neue Überraschung, als er<br />

erfuhr, dass die Regierung auch Verhandlungen mit einer französischen<br />

Gruppe führte. 92<br />

Roditi London verlangte tags darauf telegrafisch, dass<br />

Marxer diese Verhandlungen verhindere, da man selbst «unerhörte<br />

neue Propositionen» zu machen gedenke. 9<br />

'' Die Zeit aber drängte, verschiedene<br />

Gruppen hatten bereits ihre Angebote unterbreitet. 94<br />

Am 16. Juni 1937 traf Ehrenhaft mit neuen Vorschlägen in Vaduz<br />

ein. Nach verschiedenen Sitzungen mit Dr. Marxer, nach telefonischen<br />

und schriftlichen Rücksprachen mit der Regierung wurden Dr. Marxer<br />

und die Herren Ehrenhaft und Conne von der Firma Roditi am 18. Juni<br />

beim Regierungschef vorgelassen. 95<br />

Dort schilderten sie nochmals ihre<br />

90 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Feldmann v. 16. 2. 37. (Beim erwärmten<br />

Angebot handelt es sich um jenes von Leonard v. 21. 1. 37).<br />

91 AM, Roditi,- Schreiben Ehrenhaft an Marxer v. 3. 3. 37.<br />

92 AM, Roditi, Schreiben C. Roditi an Marxer v. 8. 6. 37.<br />

93 AM, Roditi, Telegramm Roditi London an Marxer v. 9. 6. 37.<br />

94 AM, Roditi, Schreiben Marxer an C. Roditi v. 10. 6. 37: «Es bewerben sich<br />

um <strong>Radio</strong>konzessionen zur Zeit eine ganze Reihe von Gruppen, darunter<br />

die Interessenten des Luxemburger Senders, etwa 2 bis 3 englische Gruppen,<br />

die von Ihnen angedeutete Gruppe und meines Wissens ausserdem<br />

noch eine österreichische Gruppe. Inwieweit diese wiederum zusammenhängen<br />

ist noch nicht zu kontrollieren.»<br />

95 AM, Roditi, Kostennote Marxer an Roditi v. 25. 9. 37.<br />

138


Absicht, einen Kurzwellensender für Automobilisten zu errichten und<br />

Nachrichten und Unterhaltungsprogramme auszustrahlen. Ausserdem<br />

wollten sie gleichzeitig spezielle Autoempfänger fabrizieren, die auf der<br />

Frequenz von <strong>Radio</strong> <strong>Liechtenstein</strong> arbeiten würden. Die Gesellschaft<br />

sah ihr kommerzielles Interesse hauptsächlich im Vertrieb der Empfangsgeräte<br />

und glaubte deshalb auf Reklamesendungen verzichten<br />

zu können. Trotzdem wünschte sie, dass die Regierung mit ihr zusammen<br />

alles unternähme, um eine Aufhebung oder zum mindesten<br />

eine Lockerung des Reklameverbotes zu erreichen. 90<br />

Das Projekt schien<br />

Regierungschef Hoop zu gefallen. Jedenfalls gab er eine schriftliche<br />

Zusage ab, dass die Konzession während 10 Tagen an keinen andern<br />

Interessenten vergeben würde, um so der Roditi Gelegenheit zu geben,<br />

eine ausführliche Offerte auszuarbeiten. 97<br />

4. Das Tauziehen zwischen IBC und Roditi<br />

a) Kontakte Roditi-IBC<br />

Bis zur Sitzung mit den Herren des Roditi-Konzerns war Regierungschef<br />

Dr. Hoop immer noch geneigt gewesen, die Konzession an die<br />

International Broadcasting Corporation abzugeben. Nun wendete sich<br />

das Blatt, das Angebot Leonards 98<br />

nahm sich gegenüber jenem von Allen<br />

& Sons 99<br />

und jenem der Roditi bescheiden aus. Nach dem 330'000-Franken-Angebot<br />

von Allen hatten die Leute von Roditi sogar 350'000 Franken<br />

geboten. 100<br />

«Unter diesen Umständen», so schrieb Hoop einen Tag<br />

96 LRA 158/56, Schreiben Marxer an Regierung v. 17. 6. 37.<br />

97 LRA 158/56, Schreiben Hoop an Marxer v. 18. 6. 36.<br />

AM, Roditi, Schreiben Marxer an Roditi London v. 18. 6. 37.<br />

98 s. o. S. 126 126 ff.<br />

99 s. o. S. 133 f.<br />

100 LRA 158/56, Schreiben Hoop an Leonard v. 19. 6. 37.<br />

Zum Vergleich sei der Rechenschaftsbericht 1937 zitiert. Er weist als<br />

Staatseinnahmen aus:<br />

«Abgaben 1 492 679.75<br />

Post, Telephon und Telegraph 598 383.40<br />

Zoll und Salzmonopol 470 378.74<br />

LLB, Rechenschaftsbericht 1937, S. 4).<br />

2 561 441.89»<br />

139


später an Leonard, «ist es begreiflicherweise unmöglich geworden, Ihre<br />

Offerte, die keine Bezahlung einer Konzessionsgebühr vorsieht, anzunehmen.<br />

Wir nehmen aber gerne an, dass Sie dieselbe einer Nachprüfung<br />

unterziehen und uns weitere Mitteilungen zukommen lassen<br />

werden.» 101<br />

Leonard reagierte rasch und kündigte seinen Besuch in Vaduz an. 102<br />

Bevor er sich allerdings auf die Reise machen konnte, erhielt er selbst<br />

Besuch. Am 23. und 24. Juni sprachen die Herren Kenmore, Ehrenhaft<br />

und Hope von der Firma Roditi International bei ihm und IBC-Präsident<br />

Plügge vor. 103<br />

Sie waren als Mitarbeiter einer Finanzgesellschaft<br />

in <strong>Radio</strong>-Dingen völlig unerfahren und wollten sich nun die Mitarbeit<br />

der Spezialisten der IBC sichern. 104<br />

Von Leonard erfuhren sie, dass die<br />

IBC selbst am Projekt <strong>Liechtenstein</strong> interessiert sei, er verschwieg allerdings,<br />

dass er mit der Regierung bereits wegen einer Konzessionserteilung<br />

in Verhandlung stand. Man vereinbarte, in dieser Sache zusammenzugehen<br />

und sich nicht gegenseitig zu überbieten. 105<br />

Zuversichtlich<br />

ging man bei Roditi daran, das konkrete Angebot auszuarbeiten 100<br />

und<br />

bemühte sich, die am 18. Juni 1937 zugestandene Frist von 10 Tagen<br />

einzuhalten.<br />

Für Leonard hingegen hatte sein schon vor den Gesprächen mit<br />

Roditi angekündigter Besuch in Vaduz nun einen völlig andern Sinn<br />

erhalten. Es galt den unerwartet aufgetauchten Konkurrenten auszustechen.<br />

b) Leonard verleumdet Roditi<br />

Am Samstag, den 26. Juni 1937 traf sich Leonard mit Regierungschef<br />

Hoop und gab an, dass Roditi versucht hätte, ihm die Zusicherung auf<br />

Prüfung der Konzessionsbewerbung zu verkaufen. Zur gleichen Zeit er-<br />

101 ebda.<br />

102 LRA 158/56, Telegramm Leonard an Hoop v. 22. 6. 37.<br />

103 AM, Roditi, Schreiben Roditi an IBC v. 1. 7. 37.<br />

LRA 158/56, Besprechungsprotokoll Hoop-Leonard v. 26. 7. 37.<br />

104 Pers. Angaben W. Kenmores a. d. Verf. v. 3. 11. 72.<br />

105 AM, Roditi, Schreiben Roditi an IBC v. 1. 7. 37.<br />

106 AM, Roditi, Telegramm Conne an Marxer v. 23. 6. 37: «Alles bestens,<br />

Vorschläge bereit vor Montagnacht . . . ».<br />

140


hielt der Regierungschef auch einen Anruf der Selenophon AG in Wien,<br />

die mitteilte, dass die Konzession auch der Firma Allen & Sons in London<br />

angeboten worden sei. Leonard wiederum teilte mit, dass Allen & Sons<br />

auch ihm die Konzession zum Kaufe angeboten hätte. Er bezeichnete<br />

die Versteigerung der Konzession als unmöglich und gab zu bedenken,<br />

dass es ausgeschlossen sei, für die Ausbeutung der Welle 209,9 m einen<br />

Betrag von 350'000 Franken zu bezahlen. Es gelang Leonard, den Regierungschef<br />

auf seine Seite zu bringen. Er vereinbarte mit ihm «unter<br />

der Bedingung, dass er ermächtigt» würde, «auf der Welle 209,9 m<br />

einen <strong>Radio</strong>sender bis maximal 2 kW ohne kaufmännische Reklame<br />

und politische Reklame zu bauen» folgende Abmachungen:<br />

1. Die Regierung erhält 25 Prozent der Bruttoeinnahmen des Senders.<br />

«Als Sicherstellung dieser Zahlungen hinterlegt Mister Leonard eine<br />

Summe von 15'000 Pfd. Sterling bei der Sparkasse f. d. Fürstentum<br />

<strong>Liechtenstein</strong>, verzinslich zum normalen Zinsfuss. Sofern keine Einnahmen<br />

erzielt werden, verfallen von den 15'000 Pfd. Sterling, die<br />

ersten 5'000 zweieinhalb Jahre nach Konzessionserteilung, die zweiten<br />

5'000 nach einem weiteren Jahre und die dritten 5'000 nach<br />

einem weiteren Jahre.<br />

2. Der Sender wird auf Kosten Mister Leonard's erstellt, der auch, für<br />

den Fall, als für das eingeführte Material Zoll zu bezahlen ist, die<br />

Zollgebühren tragen wird.<br />

3. Die Kosten des Betriebes fallen ebenfalls zu Lasten Mister Leonard's.<br />

4. Die Konzession soll auf die Dauer von 35 Jahren erteilt werden.<br />

5. Die Programme der Emission müssen der Regierung vorgelegt<br />

werden.<br />

6. Für den Betrieb der Station würde eine Genossenschaft gegründet,<br />

in welcher <strong>Liechtenstein</strong> vertreten wäre.<br />

7. Bei der Anstellung von Personal wären in erster Linie <strong>Liechtenstein</strong>er<br />

zu berücksichtigen.<br />

8. Der Posten (sie!) steht der Regierung mindestens 4 Stunden in der<br />

Woche zur Verfügung.<br />

9. Mit der Errichtung und Erstellung des Postens ist sofort nach konzessionserteilung<br />

zu beginnen.<br />

Demgegenüber verpflichtet sich die Regierung:<br />

141


1. Mister Leonard bezw. die liechtensteinische <strong>Radio</strong>gesellschaft in<br />

ihren Bestrebungen, eine mittlere oder lange oder kurze Welle zu<br />

erhalten, überall zu unterstützen, sowie bei der Beseitigung aller<br />

Schwierigkeiten nach Kräften mitzuhelfen.»' 07<br />

Nach dem, was Regierungschef Hoop von Leonard über die angeblichen<br />

Machenschaften der Roditi gehört hatte, war er nicht mehr gewillt, die<br />

zugesagte Frist von 10 Tagen einzuhalten und das Angebot von Roditi<br />

abzuwarten. Gleich am folgenden Montag legte er seine mit Leonard<br />

getroffenen Abmachungen der Regierung vor. Die Regierung beschloss,<br />

sie befürwortend dem Landtag vorzulegen, 108<br />

der schon am 21. Juli<br />

darüber befinden sollte. 109<br />

cj Roditi wehrt sich<br />

Es ist wahrscheinlich, dass Dr. Hoop auch den Vertreter der Roditi<br />

in Vaduz, Dr. Marxer, über diesen Beschluss und über die Gründe<br />

orientiert hat, warum das Angebot der Roditi nicht mehr abgewartet<br />

werden sollte. Wahrscheinlich ist auch, dass Marxer seinen Klienten in<br />

London unverzüglich unterrichtet hat.<br />

Wenige Tage nach der Unterredung Dr. Hoops mit Leonard traf bei<br />

Dr. Marxer ein Schreiben Kenmores ein. Darin verwahrte sich dieser<br />

gegen die Unterstellung Leonards und schilderte wie es zu den Kontakten<br />

mit der IBC gekommen war und was man ausgehandelt hatte.<br />

Er wies auch darauf hin, dass die geplante Errichtung eines Senders<br />

in <strong>Liechtenstein</strong> auf eine Idee von Charles Roditi zurückzuführen sei<br />

und warnte davor, einer andern Gruppe die Möglichkeit zu geben, diese<br />

Idee auszunutzen. Er drohte, sich vom Projekt zurückzuziehen und zu<br />

versuchen, den Sender und die Fabrikationsstätte für Empfänger in der<br />

Schweiz zu bauen und schloss damit, dass er nicht beabsichtige, sich<br />

107 LRA 158/56, Besprechungsprotokoll Hoop-Leonard v. 26. 7. 37.<br />

108 ebda., handschriftliche Notiz Hoops auf dem Protokoll: »Zur Vorlage an<br />

die Regierung Montag nachm. 28. 6. 37. Regierungsbeschluss vom 28. Juni<br />

1937, befürwortend dem Landtag vorlegen.»<br />

109 LLB, Landtagprotokolle 1937: Am 13. 7. werden die Abgeordneten auf den<br />

21. 7. zu einer «Besprechung der Abgeordneten und Beschlussfassung<br />

über Erteilung der Konzession zum Baue einer <strong>Radio</strong>station im Fürstentum<br />

<strong>Liechtenstein</strong>» eingeladen.<br />

142


William Kenmore, Direktor der<br />

Roditi International Corp. Ltd. 11973<br />

(Aufnahme N. Jansen. 3. lt. 1972)<br />

«auf eine Verauktionierung der<br />

Konzession... einzulassen». 110<br />

Der<br />

Protest schien die Regierung nicht<br />

zu beeindrucken. Als Kenmore<br />

zusammen mit Ehrenhaft am 8.<br />

Juli nach Vaduz kam, 111<br />

weigerte<br />

sich Dr. Hoop vorerst, die Vertreter<br />

der Roditi zu empfangen,<br />

mit der Begründung, die Konzessionsangelegenheit<br />

sei erledigt. 112<br />

Erst am folgenden Tag 11:i<br />

erklärte<br />

er sich bereit, den Herren Dr.<br />

Marxer, Kenmore und Ehrenhaft<br />

zehn Minuten einzuräumen. Das<br />

Gespräch wurde von Kenmore<br />

folgendermassen wiedergegeben:<br />

«Regierungschef Hoop hat seine<br />

Taschenuhr hervorgeholt und<br />

sie demonstrativ auf den Tisch<br />

gelegt. Meine erste Frage war: Ist<br />

<strong>Liechtenstein</strong> eine Demokratie ?<br />

Er bejahte. Dann fragte ich: Sind Sie dem Landtag gegenüber für ihre<br />

Regierungsgeschäfte verantwortlich? Auch dies bejahte er. Dann, sagte<br />

ich, dürfen Sie Herrn Leonard die Konzession nicht geben. Hoop schaute<br />

mich überrascht an und fragte mich nach dem Grund. Da erzählte ich<br />

ihm über unsere Kontakte, die wir mit Leonard gehabt hatten und dass<br />

es mich sehr erstaunt hätte, davon zu hören, dass Leonard hinter meinem<br />

Rücken mit ihm verhandle. Ich sagte: Leonard hat uns betrogen<br />

und wird auch Sie betrügen. Daraufhin steckte Hoop seine Taschenuhr<br />

ein und unser Gespräch dauerte statt zehn Minuten zwei Stunden.» 114<br />

110 AM, Roditi, Schreiben Kenmore an Marxer v. 29. 6. 37 (Die Verleumdungen<br />

wurden auch in einem Brief an die IBC zurückgewiesen, s. o. Anm. 105).<br />

111 AM, Roditi, Kostennote Marxer an Roditi v. 25. 9. 37.<br />

112 Pers. Angaben W. Kenmores a. d. Verf. v. 3. 11. 72.<br />

113 AM, Roditi, Kostennote Marxer an Roditi v. 25. 9. 37.<br />

114 Pers. Angaben W. Kenmores a. d. Verf. v. 3. 11. 72.<br />

143


Eine Woche später kamen Kenmore und Ehrenhaft erneut nach<br />

Vaduz. Zusammen mit Dr. Marxer verhandelten sie mehrere Stunden<br />

mit der Regierung. 115<br />

Es scheint, dass Regierungschef Hoop einwilligte,<br />

die Frist für das endgültige Angebot noch hinauszustrecken, denn noch<br />

am gleichen Tag wurde die auf den 21. Juli angesetzte Landtagssitzung<br />

wieder abgesagt 116<br />

und auf den 28. Juli verschoben. 117<br />

d) Leonard intrigiert weiter<br />

Die Verschiebung der Landtagssitzung machte Leonard klar, dass es<br />

ihm trotz seiner Verleumdungen nicht gelungen war, die Roditi International<br />

Corporation als Konkurrenten auszustechen. Auch Allen & Sons<br />

standen immer noch im Rennen. In den Tagen, die ihm bis zur Landtagssitzung<br />

blieben, begann Leonard deshalb den letzten Akt seines<br />

Intrigenspiels zu inszenieren.<br />

Als erstes sprach er zusammen mit Tremoulet 118<br />

bei Allen & Sons<br />

vor. Er eröffnete seinem Konkurrenten, dass ihm das Angebot von<br />

Roditi bekannt sei 119<br />

und vertrat die Meinung, dass die Regierung in<br />

Vaduz mit diesem, von ihr verursachten Konkurrenzkampf nur den<br />

Preis für die Konzession in die Höhe treiben wolle. Er schlug deshalb<br />

vor, dass alle Bewerber ihre Offerten zurückziehen und neue, niedrigere<br />

Angebote einreichen sollten. Den gleichen Vorschlag machte er auch<br />

George Mills von der Firma Mills & Rockley, die in der <strong>Radio</strong>-Angelegenheit<br />

Partner von Roditi International war.<br />

115 AM, Roditi, Kostennote Marxer an Roditi v. 25. 9. 37.<br />

116 LLB, Landtagsprotokolle 1937: Am 16. 7. wird die Sitzung abgesagt.<br />

117 LLB, Landtagsprotokolle 1937: Die Einladung zur Sitzung wird am 23. 7.<br />

verschickt.<br />

118 Ob es sich tatsächlich um Tremoulet handelte und in welchen geschäftlichen<br />

Verbindungen er zu Leonard stand, lässt sich nicht abklären.<br />

Charles Roditi schreibt in seinem Brief an Ehrenhaft (s. u. Anm. 120)<br />

von einer «Gruppe 1 (England)» und einer «Gruppe 2 (Frankreich», die<br />

die zusammen «die Herren A in England» besucht hätten. Nachdem<br />

Tremoulet der einzige Bewerber aus Frankreich gewesen war, ist es denkbar,<br />

dass er nach Ablehnung seines Angebots mit Leonard zusammenspannte.<br />

119 LRA 158/56, Er kannte das Angebot aus dem Schreiben Hoop an Leonard<br />

v. 19. 6. 37.<br />

144


Einen Tag vor der Landtagssitzung rief Tremoulet in Paris auch<br />

Charles Roditi an und machte ihm den Vorschlag, alle Konkurrenten<br />

sollten ein Syndikat gründen, um gemeinsam eine neue Offerte einzureichen.<br />

Charles Roditi lehnte ab mit der Begründung, dass er in dieser<br />

Sache nicht allein entscheiden könnte und erst mit Roditi International<br />

in London Kontakt aufnehmen müsste. 120<br />

e) Die Offerte von Roditi<br />

Bei Roditi London allerdings dachte man keineswegs daran, sich<br />

vom Geschäft zurückzuziehen. Im Auftrage eines Syndikats, bestehend<br />

aus den Firmen Roditi International Corporation Ltd. und Mills &<br />

Rockley Ltd., reichten Dr. Marxer und Ehrenhaft am 27. Juli 1937 ihre<br />

Offerte bei der Regierung ein. Sie sah folgendes vor:<br />

«1) Konzessionsgebühr: 20TJ00 £ wie folgt:<br />

sofort werden bezahlt bei der Erteilung der<br />

Konzession £ 5TJ00.—<br />

Im Lande deponiert werden £ lO'OOO.—<br />

diese lO'OOO.— £ werden bezahlt,<br />

wenn die Kurzwelle zugeteilt,<br />

noch weiters werden bezahlt £ 5'000.—<br />

bei Inbetriebnahme der Kurzwelle.<br />

£ 15'000.— sind mittels Kreditbrief zu Gunsten der Regierung bereits<br />

deponiert.<br />

2) Jährliche Abgaben: 15 % der Bruttoeinnahmen und die ordentlichen<br />

gesetzlichen Steuern an Land und Gemeinde.<br />

3) Dauer der Konzession: Konzessionswerber wünscht 30 Jahre, ist<br />

aber in Anbetracht der grossen Schwierigkeiten eine beiden Teilen<br />

120 AM, Roditi, Schreiben C. Roditi an Ehrenhaft v. 29. 7. 37: In diesem als<br />

«persönlich und vertraulich» bezeichneten Schreiben schildert Charles<br />

Roditi, dass er am 26. 7. 37 in London von Mills (Mills & Rockley) aufgesucht<br />

worden sei. Dieser habe ihm von den Kontakten zwischen den<br />

Konkurrenten erzählt. Gleichentags sei Mills von Allen auch zu einem<br />

gemeinsamen Mittagessen mit einem Vertreter der IBC eingeladen worden,<br />

wo der Vorschlag auf Rückzug der Offerten ebenfalls gefallen sei. Gleichentags<br />

fuhr Charles Roditi nach Paris, wo sich die übrigen, ebenfalls<br />

im Brief geschilderten Beeinflussungsversuche ereigneten.<br />

145


gerecht werdende Dauer festlegen zu können, zu Verhandlungen<br />

über diesen Punkt bereit.<br />

4) Erstellung des Senders: Der Sender für die Welle 209.9 m wird<br />

sofort nach Erteilung der Konzession in Auftrag gegeben und dessen<br />

Erstellung sofort durchgeführt und umgehend in dauernden,<br />

täglichen ordentlichen Betrieb genommen, so dass dessen Aufnahme<br />

in das ordentliche internationale Programm als Tagessender<br />

unverzüglich erfolgen muss.<br />

Noch in diesem Sommer wird infolgedessen die Erstellung auch<br />

eines eigenen Sendebaues mit geeignetem Studio in Durchführung<br />

genommen — es wird eine in allen Teilen des Landes würdige<br />

Sendeanlage geschaffen werden, selbstverständlich alles dies auf<br />

Kosten der Konzessionäre, die auch selbst den notwendigen, geeigneten<br />

Grund und Boden käuflich erwerben werden. Gleichzeitig<br />

erteilen die Konzessionswerber aber auch schon jetzt den Auftrag<br />

für den Bau des Kurzwellensenders, der lieferbar ist nach Zuteilung<br />

einer geeigneten Kurzwelle, also auch der Grossender soll gleich<br />

nach Zuteilung einer Kurzwelle in Betrieb genommen werden.<br />

5) Kosten des Betriebes: Die Kosten des Betriebes übernimmt eine<br />

von den Konzessionären zu gründende, mit den notwendigen Kapitalien<br />

ausgestattete liechtensteinische Aktiengesellschaft, die<br />

Kosten gehen also ausschliesslich auf Konto der Konzessionäre.<br />

6) Programme werden erstellt mit einwandfreiem hohem künstlerischem<br />

Wert, unter Heranziehung erster Künstler und Wissenschaftler,<br />

unter Betonung der bodenständigen Eigenart des Landes<br />

und Propagierung des Landes als solchem.<br />

Die Programme sollen erstellt werden nach den von der Regierung<br />

zu erlassenden Vorschriften hierüber. Der Regierung soll Sitz<br />

und Stimme im Progammausschuss der Sendeleitung zukommen.<br />

7) Benützung des Senders durch die Regierung: 4 Stunden in der<br />

Woche. Auf Wunsch sind die Konzessionäre bereit, der Regierung<br />

weitere Stunden einzuräumen, die diese mit der Sendeleitung festzulegen<br />

hat.<br />

8) Beginn des Senderbaues: sofort in diesem Sommer, vergl. Punkt 4.<br />

9) Verpflichtung der Regierung: Zurverfügungsstellung der bereits erhaltenen<br />

Gemeinschaftswelle.<br />

146


Unterstützung (nicht finanzielle) bei der Besorgung einer geeigneten<br />

Kurzwelle und Ausgestaltung des Sendebetriebes.» 121<br />

f) Leonard erhöht sein Angebot<br />

Am selben Tag befand sich auch Leonard in Vaduz, nicht aber um<br />

— wie er dies seinen Konkurrenten angeraten hatte — seine Offerte<br />

zurückzuziehen, sondern um die Geschehnisse im Auge zu behalten.<br />

In einem Gespräch mit Regierungschef Hoop hatte er seine Offerte<br />

nochmals bestätigt. Es ist wahrscheinlich, dass er dabei von der Offerte<br />

Roditi erfuhr, die mit einer Konzessionsgebühr von 20'000 Pfund um<br />

5'000 Pfund über jener von Allen & Sons und seiner eigenen lag. Leonard<br />

telefonierte daraufhin mit London und erhöhte sein Angebot<br />

gleichentags um 5'000 Pfund. 122<br />

Dies alles geschah, während Tremoulet in Paris versuchte, Charles<br />

Roditi zum Rückzug und zur gemeinsamen neuen Offerte zu bewegen.<br />

Roditis Vorsicht also zahlte sich aus. Als er Tremoulet am andern<br />

Morgen aufsuchte, um ihm abschlägigen Bescheid zu geben und ihm<br />

mitzuteilen, dass die Gruppe Roditi in Vaduz eben eine neue Offerte<br />

eingereicht hätte, erfuhr er von ihm, dass Leonard ebenfalls eine neue<br />

Offerte gemacht hätte, die genau jener von Roditi entspräche. 123<br />

III. DIE ENTSCHEIDUNG<br />

1. L a n d t a g s s i t z u n g v o m 2 8 . J u 1 i 1 9 3 7<br />

Es war Mittwochmorgen, der 28. Juli, als der Landtag zusammentrat,<br />

um über die verschiedenen Offerten der <strong>Radio</strong>-Interessenten zu<br />

beraten. Die Sitzung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit satt.<br />

Als die Sitzung eröffnet war, ergriff Regierungschef Dr. Hoop als<br />

erster das Wort. Er schilderte den Abgeordneten, dass die Regierung in<br />

121 LRA 158/56, Angebot des Syndikats an die Regierung v. 27. 7. 37. (Laut<br />

Kursnotizen der damaligen liechtensteinischen Zeitungen entsprachen die<br />

angebotenen 20'000 £ 430'000 sfr.).<br />

122 LRA 158/56, Schreiben Leonard an Hoop v. 27. 7. 37.<br />

123 AM, Roditi, Schreiben C. Roditi an Ehrenhaft v. 29. 7. 37.<br />

147


den letzten Jahren immer wieder Angebote für Reklamesender erhalten<br />

hätte und dass die Interessenten zum Teil sehr hohe Summen für eine<br />

Konzession zahlen würden. Er hätte ihnen oft erklärt, dass es unmöglich<br />

sei, eine Welle für einen grossen Sender oder gar eine Bewilligung<br />

für Werbesendungen zu erhalten. «Die Bewerber jedoch», so Regierungschef<br />

Hoop, «leben in der Hoffnung, dass mit der Zeit Reklamesendungen<br />

zulässig würden.» Nach kurzer Diskussion über die Ausführungen<br />

des Regierungschefs schlug der Abgeordnete Büchel vor,<br />

eine Kommission einzusetzen, die die Sache weiter behandeln sollte.<br />

Damit aber war dem Regierungschef nicht geholfen. Er wollte endlich<br />

verbindliche Richtlinien, wie er mit den Konzessionswerbern zu<br />

verfahren hätte. Er stellte deshalb den Antrag, «die Bedingungen sollten<br />

durch den Landtag festgelegt werden, unter welchen die Konzession<br />

erworben werden könne und dann sollten die Gesellschaften Zeit bekommen,<br />

hiezu Stellung zu nehmen um ihre endgültige Offerte einzureichen.»<br />

Der Landtag stimmte diesem Antrag zu und legte sodann folgende<br />

Bedingungen fest:<br />

«1. Die Konzession wird höchstens auf die Dauer von 25 Jahren ausschliesslich<br />

erteilt werden.<br />

148<br />

2. Die Konzessionäre haben bei Erteilung der Konzession eine Gebühr<br />

von mindestens Fr. lOO'OOO.—• an die Landeskasse zu bezahlen.<br />

3. Im Falle der Erreichung einer kurzen, langen oder mittleren Welle<br />

mit höherer Sendeenergie als 2 kW und der Erreichung der Bewilligung<br />

von Reklamesendungen, erhält der Konzessionswerber<br />

die Bewilligung zum Betriebe dieses letzteren stärkeren Senders<br />

mit der Sendung von Reklame gegen eine neuerliche Gebühr von<br />

Fr. 200'000.—. Diese Gebühr ist bei Erteilung der Konzession zum<br />

Betriebe des kleinen Senders bei der Sparkasse f. d. F. L. zu stellen<br />

und sie haftet auch für die Einhaltung der Konzessionsbestimmungen<br />

und für weitere Verpflichtungen wie z. B. der Baukosten<br />

des Senders.<br />

4. Die Konzessionäre haben jährlich 25 % der Bruttoeinnahmen an<br />

den Staat abzuliefern.<br />

5. Die Kosten der Errichtung des Senders und des täglich minde-


stens einstündigen Betriebes desselben gehen zu Lasten der Kon­<br />

zessionäre.<br />

6. Bei Anstellung von Personal für Bau und Betrieb des Senders<br />

sind in erster Linie liechtensteinische Kräfte zu berücksichtigen.<br />

7. Alle Programme, die gesendet werden, sind der Regierung oder<br />

einer von ihr zu schaffenden Aufsichtsbehörde zur Genehmigung<br />

vorzulegen.<br />

8. Der Bau des kleinen Senders hat sofort nach Konzessionserteilung<br />

zu beginnen.<br />

9. Mit dem Bau des grossen Senders ist sofort nach Erteilung der erweiterten<br />

Konzession zu beginnen.<br />

10. Die schweizerischen Vorschriften über die Benützung der Rundspruchsender<br />

der Eidg. Post- u. Telegraphenverwaltung sind sinngemäss<br />

auf den liecht. Sender anwendbar.<br />

11. Die Konzession ist ohne Bewilligung der Regierung nicht über­<br />

tragbar.<br />

12. Die Konzession kann seitens der Regierung jederzeit ohne Entschädigung<br />

zurückgenommen werden, wenn lebenswichtige Interessen<br />

des Staates durch den Betrieb gefährdet werden. Demgegenüber<br />

verpflichtet sich die Regierung, die Konzessionäre in<br />

ihren Bestrebungen um Erreichung einer mittleren, langen oder<br />

kurzen Welle und der Bewilligung zu Reklamesendungen zu<br />

unterstützen.<br />

Aus dem Umfange dieser Verpflichtungen der Regierung können<br />

jedoch seitens der Konzessionäre keine Schadenersatzansprüche<br />

abgeleitet werden.»<br />

Die neuen Offerten sollten innert Monatsfrist eingereicht werden.<br />

Die endgültige Entscheidung schliesslich legte der Landtag in die Hände<br />

einer Kommission, bestehend aus Landtagspräsident Pfr. Anton Frommelt<br />

und den Abgeordneten Ludwig Ospelt, Ferdi Risch und Dr. Otto<br />

Schädler. 124<br />

124 LLB, Landtagsprotokolle 1937, Sitzung v. 28. 7. 1937.<br />

149


2. Der endgültige Entscheid<br />

Der Landtagsbeschluss wurde den vier noch im Rennen stehenden<br />

Interessenten 125<br />

zugestellt. Schon wenige Tage später zog sich die<br />

Firma Allen & Sons zurück, da ihre Offerte für einen Sender gedacht<br />

war, der Reklamesendungen ausgestrahlt hätte. 126<br />

Die IBC, die bisher zu den hartnäckigsten Bewerbern gehört hatte,<br />

liess durch Frau von Einem mitteilen, dass «die International Broadcasting<br />

Company, London, kein Offert mehr zur Erlangung der <strong>Radio</strong>-<br />

Konzession machen will. Mr. Leonard möchte sich nach mehr wie einjährigen<br />

Verhandlungen . . . und schon früher gemachten Zusagen in<br />

keine Lizitation mehr begeben . ., Hingegen bittet Mr. Leonard, ihm<br />

mitzuteilen, unter welchen Bedingungen die liechtensteinische Regierung<br />

bereit wäre, diese Konzession der IBC zu geben und abzuschliessen...»<br />

127<br />

Darüber hatte die vom Landtag ernannte Kommission zu entscheiden.<br />

Sie versammelte sich am 28. August «in der Pause zwischen der<br />

feierlichen Festsitzung des Landtages (anlässlich des 85. Geburtstages<br />

von Fürst Franz I., d. Verf.) und der Verteilung der Auszeichnungen . . .<br />

zur Beratung über die Erteilung der <strong>Radio</strong>konzession». Nachdem die<br />

IBC ihre Offerte im letzten Moment zurückgezogen hatte, war nur noch<br />

über das Angebot der Roditi-Gruppe zu entscheiden. Da sich Roditi bereit<br />

erklärte, sich restlos dem Beschlüsse des Landtages vom 28. Juli zu<br />

beugen und bei Erhalt einer kurzen Welle darüber hinaus eine weitere<br />

Zahlung von lOO'OOO Franken leisten wollte, beschloss die Kommission,<br />

«Roditi die Konzession zu erteilen. Der Beschluss erfolgte einstimmig». 128<br />

125 LRA 158/56, Nach den vorhandenen Briefkopien wurde der Beschluss an<br />

folgende Adressen versandt:<br />

— David Allen & Sons, London,<br />

— International Broadcasting Corporation, London,<br />

— Selenophon, Wien (z. H. v. Szaravasy, der mit Tremoulet zusammenarbeitete.<br />

Lt. Schreiben Ehrenhaft an Roditi London v. 28. 7. 37 (AM, Roditi) wurde<br />

der Beschluss auch Dr. Marxer übergeben.<br />

126 LRA 158/56, Schreiben Allen an Hoop v. 17. 8. 37.<br />

127 LRA 158/56, Schreiben von Einem an Hoop v. 27. 8. 37.<br />

128 LRA 158/56, Protokoll über die Sitzung betr. <strong>Radio</strong>konzession v. 28. 8. 37.<br />

150


IV. DER VERTRAG MIT RODITI<br />

Nach dem Beschluss der Landtagskommission konnten die eigentlichen<br />

Vertragsverhandlungen zwischen der Regierung und der Roditi<br />

beginnen. Kenmore schlug vor, sie statt in Vaduz in Paris zu führen, 129<br />

doch die Regierung lehnte diesen Vorschlag ab. 130<br />

So einigte man sich<br />

schliesslich, dass die Vertragsverhandlungen am 23. September 1937 in<br />

Vaduz beginnen sollten, und dass Roditi an jenem Tag auch den ersten<br />

Teil des finanziellen Angebots durch die Bezahlung von 100*000 Franken<br />

erfüllen sollte. 131<br />

Die Verhandlungen begannen am 23. September und dauerten drei<br />

Tage. 132<br />

Am 25. September schliesslich wurde von beiden Parteien<br />

folgender Vertrag unterzeichnet:<br />

« Vertrag<br />

zwischen der Regierung des Fürstentums <strong>Liechtenstein</strong> im Nachstehenden<br />

Regierung genannt einerseits und<br />

Roditi International Corporation Ltd. und Mills & Rockley Ltd. im Folgenden<br />

«Gruppe» genannt, andererseits.<br />

1.<br />

Die Konzession zum Betrieb einer Rundspruchsendeanlage mit Wellenlänge<br />

209.9 Meter und einer Maximalleistung von zwei kW wird für die<br />

Zeitdauer von 25 (fünfundzwanzig) Jahren ausschliesslich der Gruppe<br />

erteilt. Bei Unterbrechung des Sendebetriebes infolge höherer Gewalt<br />

wird diese Zeit in die Konzessionsdauer von 25 Jahren nicht eingerechnet.<br />

Die Dauer des Vertrages läuft automatisch um jeweils 10 (zehn) Jahre<br />

weiter, falls der Vertrag nicht 5 (fünf) Jahre vor Ablauf gekündigt wird.<br />

Dies gilt auch für das erste Mal.<br />

129 AM, Roditi, Schreiben Kenmore an Marxer v. 8. 9. 37.<br />

130 LRA 166/73, Schreiben Regierung an Roditi v. 14. 9. 37.<br />

131 LRA 166/73, Schreiben Marxer an Regierung v. 18. 9. 37.<br />

132 AM, Roditi, Kostennote Marxer an Roditi v. 25. 9. 37: Seitens der Regierung<br />

waren vertreten Regierungschef Hoop und Landtagspräsident Frommelt.<br />

151


2.<br />

Die Gruppe hat bei Erteilung der Konzession Zug um Zug gegen Aushändigung<br />

dieser eine Gebühr von lOO'OOO (einhunderttausend) Schweizerfranken<br />

an die Regierung zu bezahlen.<br />

3.<br />

Im Falle der Zurverfügungstellung einer für Englandbestreichung geeigneten<br />

Kurzwelle zwischen 18 und 40 (achtzehn und vierzig) Metern<br />

für Tagesbetrieb und einer entsprechenden Kurzwelle zwischen 40 und<br />

90 (vierzig und neunzig) Metern für Nachtbetrieb mit einer Sendeenergie<br />

von 20 bis 40 (zwanzig bis vierzig) Kilowatt Trägerwellenleistung<br />

oder der Zuteilung einer geeigneten mittleren oder langen<br />

Welle mit einer Sende-Energie-Trägerwellenleistung von 200 bis 300<br />

(zweihundert-bis dreihundert) Kilowatt und der Erreichung der Bewilligung<br />

von Reklamesendungen hat die Gruppe eine weitere Gebühr von<br />

200'000 (zweihunderttausend) Schweizerfranken an die Regierung zu<br />

entrichten.<br />

Diese Gebühr ist bei der Erteilung der Konzession zum Betrieb des<br />

Senders auf Welle 209.9 bei der Sparkasse für das Fürstentum Liechten­<br />

stein in Vaduz sicherzustellen und haftet auch für die Einhaltung der<br />

Konzessionsbestimmungen, für die Baukosten des Senders auf Welle<br />

209.9 Metern und für allfällige rechtskräftig ausgesprochene Verpflich­<br />

tungen der Gruppe. Für höhere Gewalt haftet die Gruppe nicht.<br />

Bei Inbetriebnahme eines grossen Senders gemäss Absatz 1 dieser Ziffer,<br />

zahlt die Gruppe eine weitere Gebühr von lOO'OOO (einhunderttausend)<br />

Schweizerfranken an die Regierung.<br />

4.<br />

Die Gruppe bezw. die <strong>Liechtenstein</strong>ische Rundspruch-Aktiengesellschaft<br />

«Lirag» (siehe Ziffer 10) hat der Regierung von den Brutto-Einnahmen<br />

ihres Sendebetriebes jährlich 25% (fünfundzwanzig von Hundert) abzuliefern.<br />

5.<br />

Die Errichtung des Senders gemäss Ziffer 1 und des täglichen mindestens<br />

einstündigen Sendebetriebes gehen zu Lasten der Gruppe bzw.<br />

der Lirag.<br />

6.<br />

Bei der Anstellung von Personal zum Bau und Betrieb des Senders sind<br />

152


in erster Linie liechtensteinische Kräfte zu berücksichtigen, sofern diese<br />

unter denselben Bedingungen wie solche aus dem Ausland beschafft<br />

werden können.<br />

Die Gruppe bzw. Lirag sind berechtigt das nötige technisch und fach­<br />

lich vorgebildete Personal in das Land zu bringen. Die Regierung wird<br />

für diese Personen die Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung erteilen.<br />

7.<br />

Alle Programme, die gesendet werden, sind der Regierung oder einer<br />

von ihr zu schaffenden Aufsichtsbehörde zur Genehmigung vorzulegen.<br />

Wegen der Sendung von durch die Regierung oder die von ihr geschaffene<br />

Aufsichtsbehörde genehmigten Programme, kann die Regierung<br />

die Gruppe bzw. die Lirag nicht verantwortlich machen.<br />

8.<br />

Der Bau des Senders gemäss Ziffer 1 hat sofort nach Konzessionserteilung<br />

zu beginnen und möglichst bald fertiggestellt zu werden. Die<br />

Gruppe bzw. die Lirag hat daher mit der Lieferfirma des Senders einen<br />

möglichst kurzfristigen Liefertermin zu vereinbaren.<br />

Nach Anlieferung der Sendeanlage und deren Montage ist der Sendebetrieb<br />

unverzüglich gemäss Ziffer 5 aufzunehmen.<br />

9.<br />

Die schweizerischen Vorschriften der «Konzession für die Benützung<br />

der Rundspruchsender der eidgenössischen Post- und Telegraphenverwaltung»<br />

de dato Bern 30. November 1936, ausgegeben vom schweizerischen<br />

Post- und Eisenbahndepartement sind sinngemäss auf den<br />

liechtensteinischen Sender anwendbar.<br />

10.<br />

Die Konzession ist ohne Bewilligung der Regierung nicht übertragbar.<br />

Die Regierung bewilligt auf jeden Fall die Übertragung an eine in<br />

<strong>Liechtenstein</strong> zu gründende Rundspruchgesellschaft in diesem Vertrag<br />

«Lirag» genannt.<br />

11.<br />

Dieser Vertrag gibt der Gruppe das ausschliessliche Recht jede der Re­<br />

gierung während der Vertragsdauer zur Verfügung stehende Rundfunk­<br />

sendemöglichkeit zu benutzen und erstreckt sich auf alle Arten von<br />

Rundfunksendungen einschliesslich Television, Bildtelegraphie und<br />

Fernkinematographie.<br />

153


Die Gruppe bzw. die Lirag hat das Recht, Apparate oder Apparateteile<br />

für Sendungen und Empfang in <strong>Liechtenstein</strong> zu fabrizieren.<br />

12.<br />

Falls die Bemühungen, eine grössere Station im Sinne der vorstehenden<br />

Ausführungen zu schaffen und Reklamesendungen auszuführen,<br />

nicht innerhalb von zwei Jahren nach Unterschrift des Vertrages von<br />

Erfolg gekrönt sein sollten, hat die Gruppe bzw. die Lirag folgende<br />

Rechte: entweder A.) 150'000 (einhunderundfünfzigtausend) Schweizerfranken<br />

aus der Kautionssumme abzuheben und den Sendebetrieb auf<br />

Welle 209.9 aufrecht zu erhalten.<br />

In diesem Falle hat die Gruppe bzw. die Lirag das Recht falls zu einem<br />

spätem Zeitpunkt während der Vertragsdauer die obenerwähnten Bewilligungen<br />

erteilt werden, gegen Zahlung der vollen Konzessionsgebühr<br />

von 200'000 (zweihunderttausend) Schweizerfranken in den Genuss<br />

sämtlicher Vertragsrechte zu gelangen. Oder B.) Die gesamte<br />

Kautionssumme von 200'000 (zweihunderttausend) Schweizerfranken<br />

abzuheben und den kleinen Sender auf Welle 209.9 Metern mit Konzession<br />

für diese Welle an einen Interessenten mit Bewilligung der<br />

Regierung zu verkaufen oder zu verpachten. Diese Bewilligung darf<br />

nicht versagt werden, wenn der Käufer oder Pächter die persönliche<br />

oder finanzielle Gewähr bietet, die Konzessionsbedingungen für den<br />

kleinen Sender 209.9 einzuhalten.<br />

und schliesslich C.) die gesamte Kautionssumme von 200'000 (zweihunderttausend)<br />

Schweizerfranken abzuheben und den Sendebetrieb<br />

stillzulegen.<br />

In diesem Falle und im Falle B. hat die Gruppe bzw. die Lirag falls zu<br />

einem späteren Zeitpunkt während der Vertragsdauer die vorerwähnten<br />

Bewilligungen erteilt werden, gegenüber der Regierung Anspruch<br />

auf Meistbegünstigung gegenüber dritten Interessenten, so dass die<br />

Gruppe bzw. die Lirag das Recht hat, zu gleichen Bedingungen wie sie<br />

andern eingeräumt werden würden, die Konzession für sich zu erlangen.<br />

13.<br />

Die Gruppe bzw. die Lirag ist berechtigt, im Notfalle für ihren eigenen<br />

Bedarf Elektrizität selbst zu produzieren. Sie ist berechtigt das benötigte<br />

Wasser selbst zu beschaffen.<br />

154


14.<br />

Die Konzession kann seitens der Regierung jederzeit ohne Entschädigung<br />

zurückgenommen werden, wenn lebenswichtige Interessen des<br />

Landes durch den Sendebetrieb der Gruppe bzw. der Lirag gefährdet<br />

sind.<br />

15.<br />

Die Regierung verpflichtet sich, die Gruppe bzw. die Lirag in ihren<br />

Bemühungen zur Erreichung von Wellen gemäss Ziffer 3 und der Bewilligung<br />

von Reklamesendungen mit ihrem ganzen Einfluss zu unterstützen<br />

um die entsprechenden Bewilligungen zu erreichen. Insbesondere<br />

wird die Regierung sich mit ihrem ganzen Einfluss bemühen, die<br />

Bestimmungen des Punktes III, § 10, Ziffer 5a der von dem Post- und<br />

Eisenbahndepartement der Schweiz am 30. November 1936 in Bern<br />

ausgegebenen Konzessionsbestimmungen, auf welche in Ziffer 9 dieses<br />

Vertrages Bezug genommen ist, für das Land <strong>Liechtenstein</strong> ganz oder<br />

teilweise wirkungslos zu machen.<br />

Ferner wird die Regierung die Gruppe bzw. die Lirag in jeder Weise<br />

dabei unterstützen, dass sie zollfrei die Sendeanlage oder Teile dieser<br />

und die Programmträger (Schallplatten oder Filme) einführen kann.<br />

Die Regierung wird keine neuen urheberrechtlichen gesetzlichen Bestimmungen<br />

einführen, durch welche der Sendebetrieb der Gruppe<br />

bez. der Lirag belastet wird, sofern sie nicht durch internationale Verträge<br />

dazu gezwungen ist.<br />

Aus dem Umfang dieser Verpflichtungen der Regierung können jedoch<br />

seitens der Gruppe bzw. der Lirag keine Schadenersatzansprüche oder<br />

andere Rechte abgeleitet werden.<br />

16.<br />

Die Gruppe bzw. die Lirag verpflichtet sich nach Aufnahme des Sendebetriebes<br />

gemäss Ziffer 5 der Regierung den Sender 4 (vier) Stunden<br />

in der Woche kostenlos zur Verfügung zu stellen. Die Tageszeiten für<br />

diese Stunden sind zwischen der Regierung und der Sendeleitung einvernehmlich<br />

festzusetzen, wobei die Wünsche der Regierung zu berücksichtigen<br />

sind.»<br />

Dieser Vertrag wurde seitens der Fürstlichen Regierung von Regierungschef<br />

Hoop, seitens der «Gruppe» von G. F. Mills (Mills & Rockley<br />

155


Ltd.) und W. Kenmore (Roditi International Corporation Ltd.) unterzeichnet.<br />

1<br />

'' 3<br />

Gleichentags wurde er durch folgenden Nachtrag ergänzt:<br />

« Nachtrag<br />

zum Vertrag vom 25. September 1937<br />

zwischen der Regierung des Fürstentums <strong>Liechtenstein</strong><br />

im Nachstehenden Regierung genannt einerseits<br />

und<br />

Roditi International Corporation Ltd. und Mills & Rockley Ltd.<br />

im Folgenden «Gruppe» genannt, andererseits.<br />

1.<br />

Für den Fall, dass der Gruppe bzw. der Lirag Wellen anderer Art und,<br />

oder kleinere oder grössere Sendeenergie von der Regierung zur Verfügung<br />

gestellt werden, als in Ziffer 3 Abs. 1 des oben bezeichneten<br />

Vertrages umschrieben, ist die Gruppe bzw. die Lirag berechtigt, innerhalb<br />

Jahresfrist, vom Tage der zur Verfügungstellung an gerechnet, zu<br />

entscheiden, ob sie diese Wellenart und, oder Sendeenergie als geeignet<br />

annehmen will.<br />

Während dieser Jahresfrist ist die Gruppe bzw. Lirag berechtigt, die<br />

Wellenart und Sendeenergie auf ihre Eignung auszuprobieren.<br />

Falls die Gruppe bzw. Lirag die Wellenart und, oder Sendeenergie als<br />

geeignet befindet, nimmt sie diese Wellenart bzw. Sendeenergie an.<br />

Ist dies nicht der Fall, so ist die Regierung bezüglich dieser Wellenart<br />

frei.<br />

2.<br />

In Ziffer 8 Abs. 1 des eingangs erwähnten Vertrages fällt der zweite<br />

Abschnitt weg.<br />

3.<br />

In Ziffer 12 Abs. 1 lit. A des eingangs erwähnten Vertrages soll es<br />

heissen lOO'OOO (einhunderttausend) Schweizerfranken, anstatt 150'000<br />

(einhundertfünfzigtausend) Schweizerfranken.» 134<br />

133 LRA 158/56, Vertrag zwischen Regierung und Gruppe v. 25. 9. 37.<br />

134 LRA 158/56, Nachtrag zum Vertrag zwischen Regierung und Gruppe v.<br />

25. 9. 37.<br />

156


In ihrer Sitzung vom 5. Oktober genehmigte die Regierung sowohl<br />

den Vertrag als auch die im Nachtrag enthaltenen Bestimmungen. 135<br />

V. DER KAMPF MIT DER GENERALDIREKTION PTT<br />

(Vorbemerkung: Die Verhandlungen mit der Generaldirektion der<br />

schweizerischen PTT-Betriebe erstreckten sich über Jahre hinaus. Das<br />

zur Verfügung stehende Aktenmaterial und die Komplexität der staatsrechtlichen<br />

Probleme würde den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen.<br />

Über die Gespräche wird deshalb nur summarisch berichtet, soweit<br />

es für das Verständnis der übrigen Zusammenhänge notwendig ist. Die<br />

Verhandlungen selbst würden Stoff für eine weitere, interessante Arbeit<br />

hergeben).<br />

Dass mit Abschluss des Vertrages der Weg zum liechtensteinischen<br />

Sender noch lange nicht geebnet war, zeigte sich in den anschliessenden<br />

Konzessionsverhandlungen mit der Schweiz. Nachdem die Generaldirektion<br />

der Post- und Telegraphenverwaltung schon am 22. Februar<br />

1937 die Erteilung der Konzession zum Betrieb eines Senders auf der<br />

Internationalen Gemeinschaftswelle 209,9 m in Aussicht gestellt<br />

hatte, 136<br />

suchte Regierungschef Hoop schon bald nach Vertragsabschluss<br />

um die entsprechende Konzession nach. 137<br />

In Bern allerdings<br />

hatte man es überhaupt nicht eilig. Nachdem man die Konzession vorerst<br />

mündlich auf Mitte Dezember zugesagt hatte, 138<br />

zogen sich die<br />

Verhandlungen über Monate in die Länge. Am 29. Dezember 1937 fand<br />

in Vaduz eine Besprechung zwischen Regierungschef Dr. Hoop und<br />

Landtagspräsident Frommelt einerseits und Vertretern der GD PTT<br />

statt. 139<br />

Sie besprachen einen ersten von der GD PTT gelieferten Konzessionsentwurf.<br />

140<br />

135 Stempel auf der Rückseite von Vertrag und Nachtrag.<br />

136 s. o. S. 128.<br />

137 AM, Roditi, Schreiben Hoop an GD PTT v. 19. 10. 37.<br />

138 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Kenmore v. 7. 12. 37.<br />

139 LRA 166/73, Schreiben Hoop an Marxer v. 3. 1. 38: Das Schreiben nennt<br />

die Vertreter der GD PTT:<br />

- Chef Rechtsabteilung GD PTT, Dr. Buser,<br />

- Chef techn. und <strong>Radio</strong>abteilung GD PTT, Keller.<br />

140 LRA 166/73, Konzessionsentwurf.<br />

157


Bei den Besprechungen verlangten Hoop und Frommelt in der <strong>Radio</strong>angelegenheit<br />

grundsätzlich volle Entschliessungsfreiheit und Souveränität,<br />

erklärten sich aber bereit, die Materie im Rahmen der Schweizerischen<br />

Gesetze zu lösen. Die Konzession für den Sender sollte dabei<br />

entweder von der Regierung oder vom Eidgenössischen Post- und Eisenbahndepartement<br />

erteilt werden, jeweils im Einvernehmen mit dem<br />

andern. 141<br />

' Von einer Einigung war man allerdings noch weit entfernt. Als<br />

Dr. Hoop zwei Monate später auf Drängen der Roditi 142<br />

in Bern zur<br />

Eile mahnte, teilte man ihm mit, dass das Politische Departement «noch<br />

einmal eine Ausprache über die einzelnen Punkte des abzuschliessenden<br />

<strong>Radio</strong>vertrages und der zu erteilenden Konzession zu halten» 143<br />

wünsche.<br />

Kurze Zeit später, am 8. April 1938, richtete das Eidgenössische<br />

Politische Departement eine Note an die Fürstliche Regierung, in der<br />

festgehalten wurde, dass «das schweizerische Bundesgesetz betreffend<br />

den Telegraphen- und Telephonverkehr vom 14. Oktober 1922, das die<br />

Erstellung und den Betrieb von Sende- und Empfangseinrichtungen<br />

jeder Art mit Einbeziehung der <strong>Radio</strong>übertragung regelt, gemäss Artikel<br />

2 des schweizerisch-liechtensteinischen Übereinkommens vom<br />

10. November 1922 auch auf dem Gebiet des Fürstentums <strong>Liechtenstein</strong><br />

Anwendung findet.» Und in den Schlussfolgerungen hiess es: «Sobald<br />

aber davon auszugehen ist, dass für die Erteilung der Konzession eines<br />

Rundspruchsenders in <strong>Liechtenstein</strong> die schweizerische Konzessionsbehörde<br />

noch den ordentlichen schweizerischen Vorschriften allein<br />

zuständig ist, erscheint es richtig, dass sich die Konzessionswerber<br />

direkt mit der schweizerischen Telegraphen- und Telephonverwaltung<br />

in Verbindung setzen, um abzuklären, ob und unter welchen Voraussetzungen<br />

die Bewilligung zur Erstellung und zum Betrieb eines Senders<br />

im Fürstentum von ihr erteilt werden kann.» 144<br />

Damit war <strong>Liechtenstein</strong> wieder weit zurückgeworfen, denn die<br />

Note hiess nichts anderes, als dass die Schweiz dem Postvertragspartner<br />

141 LRA 166/73, Schreiben Hoop an Marxer v. 3. 1. 38.<br />

142 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Hoop v. 23. 2. 38.<br />

143 AM, Roditi, Schreiben Hoop an Marxer v. 2. 3. 38.<br />

144 LRA 166/73, Note des EPD an Regierung v. 8. 4. 38.<br />

158


keinerlei Mitsprache bei der Konzessionierung des liechtensteinischen<br />

Senders einräumen wollte. Erst Monate später, am 26. September 1938,<br />

gelang es Regierungschef Hoop der Schweiz wieder Zugeständnisse<br />

abzuringen. An einer Sitzung in Bern, an der er zusammen mit Dr. Marxer<br />

die beiden Sektionschefs der GD PTT, Dr. Muri und Dr. Buser, traf,<br />

einigte man sich darauf, die Frage der Zuständigkeit der Konzessionierung<br />

in einem Zusatzartikel zum Postvertrag zu regeln. In diesem Zusatzartikel<br />

sollte die Erteilung der Konzession der Schweiz übertragen<br />

werden, doch verpflichtete sich die Schweiz, «nur im Einvernehmen<br />

mit der fürstlich liechtensteinischen Regierung» zu handeln.<br />

Nachdem die Vertreter der PTT an der gleichen Sitzung auch ihr<br />

Einverständnis zu Probesendungen gegeben hatten, schien nun der Weg<br />

zum liechtensteinischen Landessender offen zu sein. 145<br />

145 LRA 166/73, Amtsvermerk Hoops v. 27. 9. 38.<br />

159


B. Der <strong>Liechtenstein</strong>ische Landessender<br />

1. VORAUSSETZUNGEN<br />

1. Der Vertrag mit Lorenz<br />

Noch während die Verhandlungen mit der Generaldirektion PTT im<br />

Gange waren, fuhr man bei Roditi mit den Vorarbeiten fort. Die geplante<br />

Sendestation sollte möglichst rasch gebaut werden.<br />

Bereits am 7. Oktober 1937 wurde in Paris 14<br />

'' zwischen der Firma<br />

C. Lorenz AG, Berlin-Tempfelhof und dem Syndikat, bestehend aus den<br />

Firmen Roditi International Ltd., London und Mills & Rockley Ltd.,<br />

Coventry, ein Vertrag über die Lieferung der Sendeanlagen paraphiert.<br />

Lorenz verpflichtete sich, den kleinen Sender für die Welle 209,9 m<br />

unverzüglich zu bauen und zu liefern. Gegen die Zusage, dass das Syndikat<br />

später auch den Gross-Sender bei Lorenz beziehen würde, vereinbarte<br />

man auch, dass der Kaufpreis von 2'072 Pfund Sterling für zwei<br />

Jahre gestundet und nur Frachtkosten, Montage und Ersatzteile — insgesamt<br />

925 Pfund — in Rechnung gestellt würden. Am 2. Dezember<br />

wurde der Vertrag von Kenmore in London unterzeichnet. Der Anhang<br />

sah vor, das Studio mit einem Kondensatoren-Mikrophon und zwei<br />

Kohlemikrophonen auszurüsten. Im Kontrollraum sollten ein Mischund<br />

Kontrollverstärker sowie die notwendigen Netzgeräte zur Lieferung<br />

der Betriebsspannung und ein Doppelplattenspieler mit Überblendungseinrichtung<br />

installiet werden. Als Sender war ein dreistufiger Telefoniesender<br />

mit einem Wellenbereich von 45 bis 275 Metern vorgesehen,<br />

dessen Frequenz fix auf 209,9 Meter eingestellt sein sollte. 147<br />

Nach der Unterzeichnung des Vertrages glaubte Kenmore, dass die<br />

Sache nun recht schnell voran gehen würde. Schon wenige Tage nach<br />

der Paraphierung schrieb er an Marxer: «... Sie können schon veranlassen,<br />

dass S. E. der Bischof von Kur (sie!) an Weihnachten die kleine<br />

Station in Vaduz eröffnet.» 148<br />

146 AM, Roditi, Schreiben Kenmore an Marxer v. 14. 10. 37.<br />

147 AM, Roditi, Vertrag des Syndikats mit Lorenz v. 7. 10. 37.<br />

148 AM, Roditi, Schreiben Kenmore an Marxer v. 14. 10. 37.<br />

160


2. Der Bau des Senders<br />

a) Das Sendegebäude<br />

Aus der Einweihung an Weihnachten wurde allerdings vorerst<br />

nichts. Der Bau konnte erst im folgenden Frühjahr in Angriff genommen<br />

werden. Im Haberfeld, ausserhalb von Vaduz, verkaufte die Gemeinde<br />

ein Grundstück von 278 Klaftern zu einem Preis von 2'000 Franken.<br />

149<br />

Käufer war Dr. Rupert Ritter, damals Mitarbeiter des Anwaltsbüros.<br />

Dr. Marxer, der den Boden treuhänderisch übernahm und sich<br />

verpflichtete, die Eigentumsrechte nach Gründung der Lirag an diese<br />

zu übertragen. 150<br />

Am 14. April 1938 reichte Dr. Marxer beim <strong>Liechtenstein</strong>ischen Bauamt<br />

das Gesuch zur Erteilung der Baugenehmigung ein, 151<br />

wenig später<br />

begann das Baugeschäft Ludwig Ospelt mit den Bauarbeiten. Im Juni<br />

stand das Gebäude im Rohbau, 152<br />

am 8. September wurden die Masten<br />

für die Antenne errichtet. 153<br />

In einem von Gemeindevorsteher Ludwig<br />

Ospelt beglaubigten Baubeschrieb wurde das fertige Gebäude folgendermassen<br />

geschildert (Auszüge):<br />

«Das Senderhaus steht in der baumlosen Rheinebene, im sogenannten<br />

Haberfeld, Gemeinde Vaduz, <strong>Liechtenstein</strong>. Es ist als einstöckiges Gebäude<br />

. . . erstellt worden. . .. Die Fundamente und Grundmauern bis<br />

zum Fussboden sind in Beton erstellt und mit Isolierpappe gegen aufsteigende<br />

Feuchtigkeit isoliert.<br />

Die aufgehenden Mauern sind in Ziegelisoliersteinen ausgeführt<br />

und mit Heraklithplatten nach innen verkleidet, um eine gute Schallabdichtung<br />

zu erzielen. Die Decken der Räume sind ebenfalls in 5 cm<br />

149 LRA 166/73, Kaufvertrag zwischen der Gemeinde Vaduz, vertreten durch<br />

Vorsteher Ludwig Ospelt sowie Gemeindekassier Adolf Hemmerle und<br />

Dr. Rupert Ritter v. 1. 4. 38.<br />

150 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Syndikat v. 4. 4. 38.<br />

151 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Bauamt v. 14. 4. 38.<br />

152 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Kenmore v. 1. 7. 38: Marxer teilt in<br />

diesem Schreiben mit, dass Baumeister Ludwig Ospelt Auslagen für den<br />

«Firsttrunk» gehabt habe.<br />

153 AM, Roditi, Anhang zur Versicherungspolice Nr. 236797 der «Zürich»-<br />

Unfall: Versicherung der Arbeiter, die mit dem Aufrichten des Sendemastes<br />

beschäftigt waren.<br />

161


starken Heraklithplatten ausgeführt. Unter dem Verputz der Wände des<br />

Sender- wie KontrolLraumes liegt ein geerdetes Drahtgitter. Der Fussboden<br />

besteht aus einer Eisenbetondecke mit Isolierung gegen aufsteigende<br />

Feuchtigkeit. Er ist im Senderaum und Büro mit Stoff bezogen,<br />

sonst mit Linoleum. Die Fenster sind in Doppelverglasung ebenso<br />

die Türen in Doppel in Studio, Sender- und Kontrollraum. Im Keller<br />

befindet sich der Heizraum für die Zentralheizung.<br />

Die Antenne, deren Masten und Verankerungen befinden sich nordwestlich<br />

des Senderhauses. Die Fundamente der Stahlrohrmaste sind<br />

aus Beton, welcher bis auf den Kiesgrund reicht. Das gilt auch für die<br />

Verankerungen mit Stahlseilen. Das ganze ist mit einem 2 m hohen<br />

Drahtzaun umgeben.» 154<br />

b) Der Sender wird installiert<br />

Am 22. Juni 1938 stellte Dr. Marxer an die Regierung ein Gesuch<br />

zur Einfuhr der Sendeanlagen, 155<br />

die inzwischen in Schaan 15<br />

" eingetroffen<br />

waren. Die Regierung leitete das Gesuch an das Eidgenössische<br />

Volkswirtschaftsdepartement weiter. 157<br />

Die Bewilligung verzögerte sich aber wegen einigen Unklarheiten<br />

hinsichtlich des Zolltarifs und der Bezahlung der Sendeanlage über die<br />

deutsch-schweizerische Verrechnungsstelle. 158<br />

Um die Anlage in Schaan<br />

nicht länger blockiert zu lassen, wurde am 4. August 1938 zur späteren<br />

Abrechnung eine Zollsicherstellung von 4568.65 Franken hinterlegt, worauf<br />

das Zollamt Buchs die Sendung freigab. 159<br />

Nun konnte die Montage der Sendeeinrichtung anlaufen. Ehrenhaft,<br />

der inzwischen wieder in Vaduz weilte, forderte bei Lorenz die Mon-<br />

154 AM, Roditi, Beschreibung des Senderhauses (ohne Datum).<br />

155 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Regierung v. 22. 6. 38.<br />

156 AM, Roditi, Kopie des Einfuhrgesuches v. 22. 6. 38: Notiz in der Rubrik<br />

Einfuhrdatum: «Liegt bereits in Schaan».<br />

157 AM, Roditi, Schreiben Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement an<br />

Regierung v. 23. 6. 38.<br />

158 AM, Roditi, Umfangreiche Korrespondenz Dr. Marxer mit Volkswirtschaftsdepartement<br />

v. 22. 6. 38 bis 17. 8. 38.<br />

159 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Zollamt Buchs v. 29. 8. 38, Schreiben<br />

Marxer an Volkswirtschaftsdepartement v. 19. 8. 38.<br />

162


teure an. 16ft<br />

Am 7. August traf der Monteur Schuhmann in Vaduz ein<br />

und begann unverzüglich mit der Arbeit, so dass Dr. Marxer nach<br />

London melden konnte, dass die Montagearbeiten «ordnungsgemäss<br />

durchgeführt» würden und «aller Voraussicht nach Ende September<br />

mit den Probesendungen begonnen werden» könnte. 161<br />

Der <strong>Liechtenstein</strong>ische Landessender im Haberfeld, Vaduz.<br />

Aussenansicht mit Antennenmasten<br />

3. Die Personalfrage wird gelöst<br />

Schon vor der Installation des Senders hatte man sich nach geeignetem<br />

Personal umgesehen. So wurde im November 1937 Dr. Fritz Ritter<br />

als Sendeleiter verpflichtet. Zwar wurde noch kein Vertrag ausgearbeitet<br />

und kein Gehalt bestimmt. Dr. Ritter erklärte sich aber bereit, ein<br />

Volontariat in einem Schweizer <strong>Radio</strong>studio zu absolvieren. 162<br />

Er trat<br />

dieses Volontariat am 1. Juli 1938 im <strong>Radio</strong>studio Zürich an.<br />

160 AM, Roditi, Telegramm Ehrenhaft an Lorenz v. 29. 7. 38.<br />

161 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Roditi v. 12. 8. 38.<br />

162 AM, Roditi, Schreiben Marxer an F. Ritter v. 5. 11. 37.<br />

163


Dort gab man ihm Gelegenheit, in alle Zweige des Sendebetriebes<br />

hineinzusehen, «Orchesterproben und -aufführungen, Hörspielsendungen,<br />

Reportagen, Hörfolgen und Hörmontagen, Vortragswesen, technischer<br />

Dienst, Verwendung des Reportagewagens, usw.» und attestierte<br />

ihm zum Schluss dass «er auf seine ihm in Vaduz wartende Aufgabe<br />

bestens vorbereitet sein dürfte». 183<br />

Zurück in Vaduz kümmerte sich Dr. Ritter um die Vorbereitungsarbeiten<br />

für den Sendebeginn und stellte weiteres Personal ein: Als<br />

Sendetechniker Josef Kindle sen. und als Hilfsarbeiter Josef Kindle jun.<br />

Schliesslich beschäftigte er auch einen Julius Lins sen. als Nachtwächter<br />

und einen Engelbert Schädler als Hilfsarbeiter. 184<br />

Zu einer peinlichen Affäre auf dem Personalsektor kam es durch die<br />

Wegweisung des Roditi-Ingenieurs Franz Ehrenhaft. Hermann E. Sieger<br />

aus Lorch in Württemberg 163<br />

teilte dem Regierungschef seine Bedenken<br />

darüber mit, «dass ein tschechoslowakischer Jude ... an diesem Sender<br />

tätig» sei. Weiter schrieb er: «Ich möchte nicht versäumen, Sie auf diese<br />

Gefahr hinzuweisen und Sie bitten, doch dafür besorgt zu sein, dass<br />

keine derartigen Leute mit einer solchen Aufgabe betraut werden, die<br />

immerhin geeignet sein könnten, das freundschaftliche Verhältnis zu<br />

trüben». 166<br />

Regierungschef Dr. Hoop bat daraufhin in einem Schreiben<br />

163 AM, Roditi, Bestätigung über Praktikum von F. Ritter im <strong>Radio</strong>studio<br />

Zürich v. 26. 7. 38.<br />

164 AM, Roditi, Meldung der Angestellten-Löhne für 1938 an die Steuerverwaltung<br />

v. 26. 7. 38 :<br />

«Sendeleiter Dr. Friedrich Ritter ab 1. VIII.<br />

monatlich sfrs. 500- sfrs. 2500-<br />

Sendetechniker Josef Kindle sen. angestellt ab. 7. XI. 38<br />

(vorher bei Lawenawerk) monatl. sfrs. 400— 720 —<br />

Hilfsarbeiter Josef Kindle jun. ab September 153.50<br />

Nachtwächter Julius Lins sen. für Nachtwache 460 —<br />

Hilfsarbeiter Engelbert Schädler, Triesen<br />

für Arbeits- und Wachestunden 342.55».<br />

165 Sieger (1902 — 1954) war Briefmarkenhändler und Philatelie-Publizist. Als<br />

solcher weilte er seit den Zwanzigerjahren oft in <strong>Liechtenstein</strong>, wo ihn<br />

eine herzliche Freundschaft mit Regierungschef Hoop verband. Sieger war<br />

der Initiant und Kurator des Postmuseums Vaduz, das im Jahre 1930 gegründet<br />

wurde. (Mehr über seine Person s. Postwertzeichen S. 373 f.).<br />

166 AM, Roditi, Schreiben Sieger an Hoop v. 1. 10. 38.<br />

164


an Roditi, Ehrenhaft von Vaduz abzuberufen. 167<br />

Nach verschiedenen<br />

Briefwechseln wurde dem Ansuchen entsprochen, 168<br />

Ehrenhaft verabschiedete<br />

sich 169<br />

und reiste nach Paris ab. 170<br />

4. Letzte Vorbereitungen<br />

Gegen Ende September dürften die Montagearbeiten im Sendergebäude<br />

beendet gewesen sein. Die Station stand für die erste Sendung<br />

bereit. Bereits hatte man sich auch konkrete Gedanken über das Programm<br />

gemacht. So hatte Peter Hope von der Roditi International<br />

Corp. Ltd. Dr. Friedrich Ritter beauftragt, mit dem Regierungschef Kontakt<br />

wegen eines Nachrichtendienstes aufzunehmen. 171<br />

In der Folge<br />

fragte Dr. Hoop bei der Schweizerischen Depeschenagentur an, «ob<br />

und unter welchen Bedingungen der liechtensteinische Rundfunk . ..<br />

Nachrichten auf telefonischem Weg erhalten könnte». 172<br />

Die Depeschenagentur<br />

teilte mit, dass eine telefonische Durchsage der Nachrichten<br />

von ihrem Zürcher Büro aus möglich wäre, wies allerdings darauf<br />

hin, dass die Durchgabe nur an konzessionierte Sender erfolgen<br />

könnte. Sie erbat sich deshalb auch eine entsprechende Mitteilung, sobald<br />

der Sender die Konzession erhalten hätte. 173<br />

Auch mit Schallplattenlieferanten hatten Kontakte stattgefunden.<br />

Dr. Marxer hatte beim Musikhaus Hug & Co. in Zürich eine Offerte für<br />

2000 Schallplatten verlangt, «hauptsächlich . . . Sinfoniemusik, Kammermusik,<br />

Opernouvertüren oder einfach Ouvertüren, Gesang und<br />

Tanzmusik». Später wollte man über ein Abonnement jeden Monat eine<br />

bestimmte Anzahl Neuerscheinungen kaufen. 174<br />

In Zürich hatten Dr. Friedrich Ritter und Franz Ehrenhaft auch Be-<br />

167 LRA 166/73, Schreiben Regierung an Roditi v. 8. 11. 38.<br />

168 LRA 166/73, Schreiben Regierung an Roditi v. 19. 11. 38.<br />

169 AM, Roditi, Schreiben Ehrenhaft an Hoop v. 30. 11. 38.<br />

170 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Kenmore v. 9. 12. 38: «...da Ing.<br />

Ehrenhaft Sonntag, 4. ds. nach Paris abreiste . .. ».<br />

171 AM, Roditi, Schreiben Roditi an F. Ritter v. 1. 7. 38.<br />

172 LRA 166/73, Schreiben Hoop an Schweizerische Depeschenagentur v. 6.7.38.<br />

173 LRA 166/73, Schreiben Schweizerische Depeschenagentur an Hoop v.<br />

21. 7. 38.<br />

174 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Hug & Co. v. 28. 6. 38.<br />

165


sprechungen mit Vertretern der Schallplattenindustrie geführt. Der Zür­<br />

cher Rechtsanwalt Dr. Alfred Baum gab daraufhin die Bedingungen<br />

für einen Copyright-Vertrag bekannt:<br />

«1) tägliche Sendezeit höchstens 2 Stunden,<br />

2) jährliche Entschädigung £ 100.—,<br />

3) Erwerb der Platten zum Detailverkaufspreis abzüglich 25% Rabatt,<br />

4) Dauer des Vertrages bis 31. 12. 1939,<br />

5) automatische Beendigung, sobald der starke Sender in Funktion<br />

tritt, natürlich vorbehaltlich neuer Vereinbarungen,<br />

6) Billigung der Vertragsbedingungen durch die beteiligten Indu­<br />

strien.» 173<br />

Dr. Marxer teilte ihm allerdings mit, dass vor Abschluss eines Vertrages<br />

noch verschiedene Abklärungen notwendig wären. 178<br />

Schliesslich wurde beim Musikhaus Hug & Co. in Zürich für eine<br />

monatliche Miete von 30 Franken ein Bechstein-Flügel für das Studio<br />

gemietet. Die Miete sollte bei einem späteren Kauf angerechnet werden.<br />

177<br />

II. DER SENDER ARBEITET<br />

1. Beginn der Probesendungen<br />

Wie bereits berichtet, hatten die Sektionschefs in der Generaldirektion<br />

PTT am 26. September 1938 anlässlich einer Besprechung in Bern<br />

dem Beginn der Probesendungen zugestimmt. 178<br />

Am 29. September ersuchte<br />

Dr. Marxer um die schriftliche Bestätigung dieser Bewilligung<br />

und schrieb: «Als Probesenduegen kommen in Betracht Sendungen von<br />

Schallplatten, Klavierstücken, Verlautbarungen der fürstl. Regierung<br />

und Sprechversuche des Ansagers». Er teilte auch mit, dass «mit den<br />

Probesendungen die allernächsten Tage begonnen werden sollte». 179<br />

175 AM, Roditi, Schreiben Baum an Marxer v. 17. 11. 38.<br />

176 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Baum v. 29. 11. 38.<br />

177 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Kenmore v. 25. 11. 38.<br />

178 LRA 166/73, Amtsvermerk Hoops v. 27. 9. 38, ausserdem s. o. S. 159.<br />

179 AM, Roditi, Schreiben Marxer an GD PTT v. 29. 9. 38.<br />

166


Die Sendeanlage des <strong>Liechtenstein</strong>ischen Landessenders<br />

Der Regieraum des <strong>Liechtenstein</strong>ischen Landessenders mit Plattenspieler und<br />

Regiepult. - Im Hintergrund der Senderaum<br />

167


Im Sender selbst schien man ungeduldig zu werden. Die Apparate<br />

standen bereit, konnten aber nicht in Betrieb genommen werden. Aber<br />

Dr. Marxer wollte unter keinen Umständen mit den Probesendungen<br />

beginnen, bevor nicht die Bewilligungen der Generaldirektion PTT<br />

und die der fürstlichen Regierung vorlagen. Dies schien ihm vor allem<br />

im Hinblick auf die weiteren Verhandlungen mit der Schweiz wichtig. 180<br />

Doch die zugesagte Bewilligung traf nicht ein. Im Gegenteil: Als<br />

Antwort auf sein Schreiben erhielt Dr. Marxer aus Bern eine Rüge.<br />

Generaldirektor Hunziker wies ihn darauf hin, «dass der Bau des Senders<br />

vor der Konzessionserteilung unzulässig war» und verweigerte die<br />

formelle Zustimmung für die Probesendungen. 181<br />

Ob es sich dabei nur um die formaljuristische Absicherung handelte,<br />

die PTT die Probesendungen aber inoffiziell tolerierte, ist nicht klar.<br />

Jedenfalls machte man trotz der Warnung aus Bern alles für den Beginn<br />

der Sendungen bereit.<br />

Dr. Friedrich Ritter organisierte einen «Kontroll-Abhördienst». In<br />

jeder Gemeinde beauftragte er eine Person, die über einen Empfänger<br />

und ein Telefon verfügte, die Sendungen regelmässig abzuhören und<br />

nach Vaduz Bericht über deren technische Quilität zu erstatten. 182<br />

An welchem Tag die Probesendungen aufgenommen wurden, lässt<br />

sich nicht mehr eruieren. Während Dr. Ritter in einem späteren Schreiben<br />

an die Regierung davon sprach, dass der Sender um den 15. Oktober<br />

herum seine Probesendungen aufgenommen hätte, 18:i<br />

reichte er am<br />

6. Oktober 1938 bei der Regierung ein Programm für die Probesendung<br />

desselben Tages ein. Es sah folgende Beiträge vor:<br />

«16.30 Schallplatten (Ansage Dr. Fr. Ritter: «Hier ist <strong>Radio</strong> Liechten­<br />

stein auf Welle 209,9 m. Liebe Hörerinnen und Hörer, Sie<br />

hören jetzt den Walzer . . . »)<br />

17.00 Schluss (eine halbe Stunde Pause zur Vornahme etwaiger Än­<br />

derungen an der Apparatur)<br />

180 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Ehrenhaft v. 4. 10. 38.<br />

181 AM, Roditi, Schreiben GD PTT an Marxer v. 4. 10. 38.<br />

182 LRA 166/73, Schreiben F. Ritter an Regierung v. 6. 10. 38.<br />

183 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Regierung v. 26. 2. 39.<br />

168


17.30 Vorlesung Dr. Fr. Ritter: «Der Kondor» von Adalbert Stifter.<br />

(Wenn bis 18 Uhr noch Zeit bleiben sollte, so werden «Goldene<br />

Worte» Bismarks vorgelesen).<br />

18.00 Schluss (wieder eine halbe Stunde Pause)<br />

18.30 Schallplatten nach Ansage<br />

19.00 Schluss der Probesendung». 184<br />

Das Programm also war nicht sehr anspruchsvoll. Selbst Dr. Ritter<br />

hatte sich anfänglich mehr darunter vorgestellt. Diesen Schluss lässt<br />

ein Schreiben zu, in dem er die Regierung über seine Programmideen<br />

informierte. 185<br />

Er schlug vor, die tägliche Sendezeit auf 2 — 3 Stunden<br />

zu beschränken und sie in einen Vormittags- und einen Abendblock<br />

aufzuteilen. In dieser Zeit wollte er «ein lebendiges Programm aus all<br />

den verschiedenen Besitztümern, Begabungen und Eigenschaften des<br />

Landes und seiner Bewohner» gestalten und hoffte, damit «überaus<br />

anregend auf das kulturelle Leben des liechtensteinischen Volkes» einzuwirken<br />

«und einen wesentlichen Beitrag zur Selbst- und Landeskenntnis<br />

... im Sinne einer geistigen Landesverteidigung» zu liefern.<br />

Der Entwurf des Sendeprogramms für die ersten neun Tage, den er<br />

gleichzeitig einreichte, 186<br />

war durchaus dazu angetan, diese Leitgedanken<br />

zu erfüllen. Er sah folgendermassen aus:<br />

«Sonntag, den 9. Oktober 1938<br />

11.00 Eröffnungsansprache des fürstlichen Regierungschefs Dr. Hoop;<br />

Ansprache Seiner Durchlaucht des Fürsten Franz Josef II.<br />

Ansprache des Bischofs von Chur.<br />

11.45 Vorträge der Chöre von Vaduz und Balzers.<br />

12.00 Glockengeläute der Pfarrkirche Vaduz.<br />

18.00 Technisches und Programmatisches vom Sender <strong>Liechtenstein</strong>.<br />

18.30 Schallplattensendung (Werke von Schubert, Beethoven,<br />

Wagner).<br />

19.00 Volkstümliche Musik von Schallplatten (Schweizer Chöre).<br />

184 LRA 166/73, Schreiben F. Ritter an Regierung v. 6. 10. 38.<br />

185 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Regierung v. 19. 8. 38.<br />

186 ebda.: Der Entwurf wurde eingereicht «unter Annahme, der Sender sei<br />

bis zum 8. Oktober 1938 völlig sendebereit und es könne daher am Sonntag,<br />

den 9. Oktober 1938 die offizielle Eröffnung stattfinden.»<br />

169


19.30 Wetter, Nachrichten, Programmansage.<br />

19.45 Emissionsschluss.<br />

Montag, den 10. Oktober 1938<br />

11.00 Landwirtschaftliche Umschau.<br />

11.30 Bericht über die Eröffnungsfeierlichkeiten.<br />

12.00 Schluss.<br />

18.00 Aus beliebten Operetten (Schallplatten).<br />

18.30 Römerfunde in <strong>Liechtenstein</strong>.<br />

19.00 Liederstunde.<br />

19.30 Wetter, Nachrichten, Wasserstandsbericht, Programmansage.<br />

19.45 Emissionsschluss.<br />

Dienstag, den 11. Oktober 1938<br />

11.00 Das <strong>Liechtenstein</strong>ische Fürstenhaus.<br />

11.45 Filmrundschau.<br />

12.00 Schluss.<br />

18.00 Violinvorträge mit Klavierbegleitung. (Original).<br />

18.30 Der Auslandliechtensteiner.<br />

19.00 Tanzmusik (Schallplatten).<br />

19.30 Wetter, Nachrichten, Verlautbarungen,<br />

Programm für Mittwoch.<br />

19.45 Emissionsschluss.<br />

Mittwoch, den 12. Oktober 1938<br />

11.00 <strong>Radio</strong>briefkasten.<br />

11.15 Ernste Musik mit Einführungen (Schallplatten).<br />

12.00 Schluss.<br />

18.00 Die Vaduzer Musik spielt.<br />

19.00 Sportrück- und Vorschau.<br />

19.15 Die Jagd in <strong>Liechtenstein</strong>.<br />

19.30 Wetter<br />

19.45<br />

Donnerstag, den 13. Oktober 1938<br />

170<br />

11.00 <strong>Liechtenstein</strong>s Markenartikel: die Briefmarke.<br />

11.45 Leichte Musik (Schallplatten).<br />

12.00 Schluss.<br />

18.00 Gute Bauernmusik.


18.45 Die liechtensteinische Landschaft und ihre Schönheit.<br />

19.15 Herbstgedichte verschiedener Autoren.<br />

19.30 Wetter,....<br />

19.45 Schluss.<br />

Freitag, den 14. Oktober 1938<br />

11.00 Der Hörer hat das Wort.<br />

11.30 Volkswirtschaftliche Umschau.<br />

12.00 Schluss.<br />

18.00 Lieder mit Klavierbegleitung (Original).<br />

18.30 <strong>Liechtenstein</strong> als Reiseland.<br />

19.00 Kabinettmusik (Schallplatten).<br />

19.30 Wetter,<br />

19.45 Schluss.<br />

Samstag, den 15. Oktober 1938<br />

11.00 Vorschau auf den Sonntag.<br />

11.45 Berühmte Geiger.<br />

12.00 Schluss.<br />

18.00 <strong>Liechtenstein</strong>isches Rechtsleben.<br />

18.30 Der Vaduzer.<br />

19.00 Lieder auf den Wein.<br />

19.30 Wetter<br />

19.45 Schluss.<br />

Sonntag, den 16. Oktober 1938<br />

10.00 Übertragung des Amtes aus der Pfarrkirche Vaduz.<br />

11.30 Berühmte Kirchenchöre.<br />

12.00 Schluss.<br />

15.00 Das Fussballwettspiel Schaan gegen Triesen vom Sportplatz.<br />

16.45 Bericht und Kritik der Mannschaftsführer.<br />

18.00 Tanzmusik.<br />

19.00 Eine Jasspartie.<br />

19.30 Wetter<br />

19.45 Schluss.<br />

Montag, den 17. Oktober 1938<br />

11.00 Viehwirtschaftliche Rundschau, Marktbericht.<br />

11.30 Berühmte Pianisten (Schallplatten).<br />

12.00 Schluss.<br />

171


18.00 Die liechtensteinische Flora.<br />

18.30 Berühmte Sänger (Schallplatten mit Einführungen).<br />

18.45 Frauenstunde.<br />

19.15 Weltpolitische Umschau.<br />

19.30 Wetter<br />

19.45 Schluss».<br />

Zur Verwirklichung dieser Programmideen freilich kam es nie. Statt<br />

2 — 3 Stunden täglich zu senden, musste sich Dr. Ritter auf eine Stunde<br />

beschränken. 187<br />

Auch war das Programm bedeutend weniger aufwendig,<br />

als er sich dies in seinem Entwurf vorgestellt hatte. Aus der einzigen,<br />

in den <strong>Liechtenstein</strong>er Zeitungen veröffentlichten Vorschau geht<br />

hervor, dass in der Zeit von 20 bis 21 Uhr gesendet wurde, 188<br />

und zwar<br />

«ein in der Hauptsache musikalisches Unterhaltungsprogramm». 189<br />

2. Technische Schwierigkeiten<br />

Die Reaktion in der Öffentlichkeit aber war im grossen und ganzen<br />

positiv, 190<br />

obwohl die Übertragungsqualität zum Teil zu wünschen<br />

übrig Hess. Auch Dr. F. Ritter machte diese Erfahrung und schrieb nach<br />

187 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Regierung v. 26. 2. 39.<br />

188 <strong>Liechtenstein</strong>er Volksblatt v. 19. 11. 38; <strong>Liechtenstein</strong>er Vaterland v.<br />

19. 11. 38 :<br />

«<strong>Radio</strong> <strong>Liechtenstein</strong>.<br />

Programm im Rahmen der Probesendungen, Sendezeit von 8 — 9 Uhr<br />

abends:<br />

Samstag, 19. Nov. 8-9 Uhr : Kapelle Vaduz<br />

Sonntag, 20. Nov. 8 — 9 Uhr : «Die Werdenberger Buaba», Grabs<br />

Montag, 21. Nov. 8 — 9 Uhr : Programme nach Ansage<br />

Dienstag, 22. Nov. 8 —9 Uhr: Programme nach Ansage<br />

Mittwoch, 23. Nov. 8 — 9 Uhr : Konzertstunde (Gesang, Tenor<br />

mit Klavierbegleitung)».<br />

189 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Regierung v. 26. 2. 39.<br />

190 <strong>Liechtenstein</strong>er Volksblatt v. 5. 11. 38: «... ein Programm, von dem zahlreiche,<br />

freundliche Zuschriften und noch mehr telefonische Anrufe und<br />

Kundgebungen von Wünschen besagen, dass es gefällt... ».<br />

Dass es zahlreiche Reaktionen gab, ist immerhin erstaunlich, nachdem es<br />

per 31. Dezember 1938 in <strong>Liechtenstein</strong> nur 820 konzessionierte <strong>Radio</strong>hörer<br />

gab. (LRA 166/73 Auskunft der Kreistelegraphendirektion St. Gallen<br />

an die Regierung).<br />

172


Das Studio des <strong>Liechtenstein</strong>ischen Landessenders.<br />

Rechts der Sendeleiter Dr. Friedrich Ritter während einer Ansage<br />

(Die Aufnahmen des Landessenders wurden dem Verfasser in verdankenswerter<br />

Weise von Dr. Peter Ritter, Vaduz, zur Verfügung gestellt)<br />

London: «Bei objektiver Beurteilung sind . . . die Sendungen in technischer<br />

Hinsicht noch nicht einwandfrei, da mir kritischere Hörer aus<br />

allen Teilen des Landes noch ein Brummen als Unterton mitteilten. . . .<br />

Ich selbst habe . . . gerade gestern während einer nachmittägigen<br />

Probesendung in Schaan den Sender gehört und musste zu meinem<br />

Bedauern selbst ein Brummen feststellen. Die Nachrichten aus der Gegend<br />

gegen Feldkirch lauten überhaupt wesentlich weniger gut als jene<br />

aus Richtung Ragaz. Auch die Modulation lässt noch zu wünschen<br />

übrig, desgleichen gelingt es uns schwer, durch Vorhänge im Studio<br />

jeweils die richtige Dämpfung zu erzielen und den Nachhall zu ver-<br />

173


meiden.» 191<br />

Später stellte sich heraus, dass die Ursache des Brummens<br />

beim Sender Kaiserslautern zu suchen war, der auf der gleichen Frequenz<br />

arbeitete. Es war ein sogenanntes Interferenzbrummen, das sich<br />

schon in relativ kurzer Entfernung zum Sender (Balzers, Schellenberg,<br />

Steg) besonders bei Einbruch der Dunkelheit unangenehm bemerkbar<br />

machte. Weiter entfernt wiederum wurde der Sender gut gehört. Die<br />

entferntesten Meldungen über guten Empfang kamen aus Lenzerheide<br />

und Bregenz, der beste Hörbereich erstreckte sich von Ragaz bis Altstätten.<br />

192<br />

Weitere Probleme kamen dazu: Schon ungefähr einen Monat nach<br />

Beginn der Sendungen brannte ein Kondensator durch 193<br />

und am 21.<br />

November 1938 brachte ein Föhnsturm den Sendemast zu Fall. 194<br />

Beide<br />

Schäden verursachten mehrtätige Unterbrechungen im Sendebetrieb.<br />

Auch die bauliche Ausrüstung des Sendergebäudes Hess zu wünschen<br />

übrig. So mussten nachträglich zwischen Studio und Senderraum<br />

Doppeltüren eingebaut werden, da der Ventilator des Senders allzugrossen<br />

Lärm verursachte. Im Studio selbst wurden Spannteppiche verlegt<br />

um den Raumhall zu dämpfen. Schliesslich machte sich auch der<br />

Mangel an Schallplatten bemerkbar. Kenmore hatte für den Anfang den<br />

Kauf von nur 20 Platten bewilligt, die zusammen eine Spieldauer von<br />

2 Stunden ergaben. «Diese», so schrieb Dr. Ritter an Kenmore, «hätten<br />

wir immer wieder spielen müssen; so haben wir (Ehrenhaft und Ritter,<br />

d. Verf.) uns denn entschlossen, bis heute 160 Stück Platten anzuschaffen,<br />

die jedoch bereits derart oft gespielt wurden, dass die Wiedergabe<br />

sowohl technisch wie programmatisch kaum mehr zu verantworten<br />

ist . . . ». 195<br />

191 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Kenmore v. 27. 10. 38.<br />

192 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Regierung v. 26. 2. 39.<br />

193 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Kenmore v. 27. 10. 38.<br />

194 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Kenmore v. 25. 11. 38;<br />

<strong>Liechtenstein</strong>er Volksblatt v. 24. 11. 38: In dieser Ausgabe findet sich eine<br />

kurze Notiz über einen heftigen Föhnsturm am 21. 11. 38.<br />

195 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Kenmore v. 25. 11. 38.<br />

174


3. <strong>Radio</strong> <strong>Liechtenstein</strong> als Relaisstation<br />

für Beromünster?<br />

Schon früh hatte Dr. Ritter auch mit dem Gedanken gespielt, aus<br />

dem Sender im Haberfeld einen Relaissender für den schweizerischen<br />

Landessender Beromünster zu machen. Die Voraussetzungen dazu waren<br />

günstig: Im Rheintal und im Kanton Graubünden konnte Beromünster<br />

nur sehr schlecht empfangen werden, ein Sender mit Standort<br />

<strong>Liechtenstein</strong> jedoch sehr gut. 196<br />

Die technischen Voraussetzungen, den Vaduzer Sender als Relaissender<br />

zu benützen, waren einfach. <strong>Radio</strong> <strong>Liechtenstein</strong> hätte seine<br />

Antennenleistung von knapp 1 Kilowatt auf 2 bis 2,5 Kilowatt erhöhen<br />

müssen. Damit wäre der Hörbereich auf etwa 100 Kilometer erweitert<br />

worden. Darüber hinaus hätte ein Anschluss an die bis zur Post Vaduz<br />

reichende internationale Musikleitung bis zum Sender geführt werden<br />

müssen. 197<br />

In Gesprächen, die der Regierungschef mit dem damaligen SRG-<br />

Generaldirektor Glogg führte, zeigte sich dieser an der Idee interessiert,<br />

für die Verhandlungen aber war — einmal mehr — die Generaldirektion<br />

PTT zuständig. 198<br />

III. AUSBAUPLÄNE<br />

1. Der Kampf um Frequenzen<br />

Während all dieser Arbeiten und Versuche mit dem kleinen Sender<br />

hatte man auch das eigentliche Projekt eines Gross-Senders nicht aus<br />

den Augen gelassen. Immer und immer wieder wurde die Regierung<br />

gebeten, sich für eine «brauchbare kurze oder mittlere Welle» einzusetzen.<br />

199<br />

Um in der Sache vorwärts zu kommen, sicherte sich die Regierung<br />

die Unterstützung eines Spezialisten: Dr. Albert Kofes von der<br />

Firma Lorenz in Berlin, erklärte sich bereit, das Fürstentum <strong>Liechtenstein</strong><br />

als «Vertrauensmann und Vertreter der Regierung in der <strong>Radio</strong>-<br />

196 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Regierung v. 19. 8. 38.<br />

197 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Regierung v. 26. 2. 39.<br />

198 AM, Roditi, Amtsvermerk Hoops v. 5. 12. 38.<br />

199 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Regierung v. 10. 9. 38.<br />

175


angelegenheit, insbesondere bei den internationalen Konferenzen» zu<br />

vertreten. 200<br />

Als erstes orientierte Kofes Dr. Maxer im Auftrag von Kenmore 201<br />

über das Vorgehen zur Erreichung einer Frequenz für das Fürstentum<br />

<strong>Liechtenstein</strong>. Er riet vorerst zur ordnungsgemässen Anmeldung auf der<br />

Welle 209;9 m beim Büro de UIT (Union Intenationale des Telecommunications,<br />

Int. Fernmeldeunion) in Bern sowie zur offiziellen Benachrichtigung<br />

der Schweizer Regierung, dass <strong>Liechtenstein</strong> diesen Sender<br />

betriebe «und infolgedessen darum ersucht, eine Welle bei der Neuzuteilung<br />

der Rundfunkwellen zugewiesen zu erhalten».<br />

Die Union Internationale de <strong>Radio</strong>diffusion hatte an ihrer Konferenz<br />

in Brüssel einen Vorschlag für eine neue Wellenverteilung ausgearbeitet.<br />

Jedes Land hatte das Recht bis zum 31. Dezember 1938 «bei<br />

der Schweizer Regierung Einsprüche, Verbesserungsvorschläge und<br />

Gegenvorschläge zur Weiterleitung an die andern Regierungen und die<br />

Union Internationale de <strong>Radio</strong>diffusion (U.LR.) einzureichen». Die<br />

Regierung sollte auf Grund dessen bei der Neuzuteilung auf einer exklusiven<br />

Welle im Mittelwellenband bestehen. In ihrer Begründung<br />

sollte sie darauf hinweisen, dass sich «beim Probebetrieb des Rundfunksenders<br />

Vaduz auf der internationalen Gemeinschaftswelle 209,9 m<br />

. . . erhebliche Störungen mit dem auf der gleichen Welle arbeitenden<br />

Sender Kaiserslautern gezeigt» hätten. Diese Störungen Hessen es unmöglich<br />

erscheinen, «dass diese Welle den berechtigten Ansprüchen<br />

der Hechtensteinischen Regierung genügen» könnte. 202<br />

Dr. Marxer leitete die Angaben Kofes an Regierungschef Dr. Hoop<br />

weiter, 203<br />

der unverzüglich das Bureau de l'Union Internationale des<br />

Telecommunications über den bestehenden Sender informierte 204<br />

und<br />

bei der Generaldirektion PTT auch den Anspruch auf eine exklusive<br />

Welle im Mittelwellenband anmeldete. 205<br />

200 LRA 166/73, Schreiben Regierung an Kofes v. 2. 11. 38;<br />

AM, Roditi, Schreiben Marxer an Regierung v. 25. 11. 38.<br />

201 AM, Roditi, Schreiben Kenmore an Kofes v. 16. 12. 38.<br />

202 AM, Roditi, Schreiben Kofes an Marxer v. 25. 12. 38.<br />

203 LRA 166/73, Schreiben Marxer an Regierung v. 28. 12. 38.<br />

204 AM, Roditi, Schreiben UIT an Regierung v. 9. 1. 39.<br />

205 AM, Roditi, Schreiben GD PTT an Regierung v. 28. 1. 39.<br />

176


Das Bureau der UIT teilte mit, dass es schon von der Schweiz über<br />

die Belegung der internationalen Gemeinschaftswelle durch das Fürstentum<br />

<strong>Liechtenstein</strong> orientiert worden sei 20(i<br />

und diese nun auch um<br />

Bestätigung der Angaben Hoops gebeten habe. 207<br />

Diese Bestätigung<br />

aber hing von der Konzessionierung des Senders ab, die noch nicht<br />

erfolgt war." 208<br />

Die Generaldirektion PTT teilte ihrerseits mit, dass die<br />

europäische Rundspruchkonferenz auf den 1. März 1939 nach Montreux<br />

einberufen worden sei. Doch für die Wünsche <strong>Liechtenstein</strong>s nach<br />

einer exklusiven Welle sah sie keine grossen Chancen. Sie schrieb: «Der<br />

kommenden Konferenz liegen Wellenbegehren für 310 Sendestationen<br />

vor. Die Aufgabe wird dementsprechend nicht leicht sein. Exklusive<br />

Wellen sind vor allem für die starken Sender vorgesehen, weil ihre<br />

Feldstärke die Wiederholung der gleichen Welle im allgemeinen nicht<br />

gestattet. Die zulässige Sendeleistung wird so bemessen, dass sie ausreicht,<br />

um innerhalb der Landesgrenzen einen guten Empfang zu gewährleisten.<br />

Nach diesem Grundsatze besteht leider, wenig Aussicht,<br />

dass Ihrem Lande ein starker Sender bewilligt werden kann. Es wird<br />

mit einem Sender kleiner Leistung auskommen und dementsprechend<br />

die dafür beanspruchte Welle mit andern Sendern gleicher Art teilen<br />

müssen. Um in Ihrem Lande trotzdem einen befriedigenden Rundspruchdienst<br />

zu erzielen, muss vor allem erreicht werden, dass den<br />

übrigen auf der gleichen Welle arbeitenden Sendern keine grössere Leistung<br />

bewilligt wird und dass die Standorte dieser Sender in möglichst<br />

grosser Entfernung von Vaduz liegen. Einzig auf diesem Wege dürfte<br />

u. E. unter den vorliegenden Verhältnissen die von Ihnen erstrebte Verbesserung<br />

erreicht werden können. Wenn sich auf der bevorstehenden<br />

europäischen Rundspruchkonferenz wider Erwarten Gelegenheit bieten<br />

sollte, den Wunsch nach einer günstigeren oder gar exklusiven Welle<br />

für <strong>Liechtenstein</strong> mit einiger Ausicht auf Erfolg zu vertreten, so wird es<br />

die Schweizerische Delegation selbstverständlich gerne tun . . . » 209<br />

Gleichzeitig mit dem Bestreben, eine günstige Mittelwelle zu erhalten,<br />

wurden auch die Bemühungen um die Zuteilung von Frequenzen<br />

206 s. o. S. 128<br />

207 AM, Roditi, Schreiben UIT an Regierung v. 9. 1. 39.<br />

208 AM, Roditi, Schreiben GD PTT an Regierung v. 1. 2. 39.<br />

209 AM, Roditi, Schreiben GD PTT an Regierung v. 28. 1. 39.<br />

177


im Kurzwellenbereich vorangetrieben. Auf Anraten von Kofes 210<br />

meldete<br />

Regierungschef Dr. Hoop beim Büro der UIT die beiden Kurzwellen<br />

41,3 m und 31,2 m an. 211<br />

Mit Erstaunen musste man aber zur Kenntnis<br />

nehmen, dass die angemeldeten Frequenzen in einem Fall von drei<br />

im andern Fall gar von neuen andern Sendern belegt waren. 212<br />

Die<br />

Arbeit musste also von vorn beginnen.<br />

2. Teilnahme an internationalen Konferenzen<br />

Schon bevor der Sender in Vaduz gebaut war, regte Roditi immer<br />

wieder an, dass sich <strong>Liechtenstein</strong> an den Konferenzen der Union Internationale<br />

de <strong>Radio</strong>diffusion (U. I. R.) beteiligen sollte. So beabsichtigte<br />

Kenmore schon anfangs 1938 Capt. Eckersley 213<br />

an die Konferenz<br />

von Kairo zu entsenden. 214<br />

Regierungschef Hoop aber lehnte das Ansinnen<br />

ab: «Wir haben in Bern das Gesuch gestellt, dass die Schweiz<br />

uns bei der kommenden Konferenz vertritt und eine kurze Welle zwischen<br />

18 und 50 m für uns beantragt. Die Schweiz wird das tun. Ich<br />

habe das Gefühl, dass die Schweiz es eher unangenehm empfinden<br />

würde, wenn wir einen selbständigen Vertreter nach Kairo schicken<br />

oder auch nur der schweizerischen Delegation beigeben. Die Schweiz<br />

würde glauben, dass wir ihre Vertreter entweder nicht für fähig und<br />

einflussreich genug halten, oder ihnen nicht trauen.» Hoop stellte es<br />

Eckersley jedoch frei, privat nach Kairo zu reisen, um «die ihm etwa<br />

bekannten Delegierten zugunsten <strong>Liechtenstein</strong>s inoffiziell (zu) bearbeiten».<br />

215<br />

Die nächste Konferenz der U.I.R. fand dann im Juni des gleichen<br />

Jahres in Ouchy statt. Auch an diese Konferenz wollte Kenmore eine<br />

vierköpfige Delegation schicken. 210<br />

Doch auch diesmal riet die Regie-<br />

210 AM, Roditi, Schreiben Kofes an Marxer v. 1. 1. 39.<br />

211 LRA 166/73, Schreiben Regierung an UIT v. 13. 1. 39.<br />

212 AM, Roditi, Schreiben Kenmore an Kofes v. 14. 2. 39.<br />

213 Capt. Eckersley war ein Ingenieur der «British Broadcasting Corporation»<br />

(BBC), den Roditi als Experte beigezogen hatte. (Pers. Auskunft Kenmores<br />

a. d. Verf. am 3. 11. 1972).<br />

2.14 AM, Roditi, Schreiben Kenmore an Marxer v. 11. 1. 38.<br />

215 AM, Roditi, Schreiben Hoop an Marxer v. 15. 1. 38.<br />

216 AM, Roditi, Schreiben Kenmore an Marxer v. 5. 5. 38;<br />

Telegramm Kenmore an Marxer v. 10. 6. 33.<br />

178


ung ab. Einmal, weil es ihr nicht opportun schien, mit einer so grossen,<br />

nur aus Ausländern bestehenden Delegation aufzukreuzen, zum<br />

zweiten weil sie glaubte, es sei besser, wenn die <strong>Radio</strong>-Angelegenheit<br />

— schon mit Rücksicht auf die Schweiz — als nationale Angelegenheit<br />

behandelt würde. 217<br />

Nach mehrtätigem Hin und Her wurde schliesslich der Mitarbeiter<br />

Dr. Marxers, Dr. Rupert Ritter, als Delegierter der in Gründung befindlichen<br />

<strong>Liechtenstein</strong>ischen Rundspruch-Gesellschaft nach Ouchy entsandt.<br />

In seinem Reisegepäck hatte er eine Vollmacht von Dr. Marxer, 218<br />

ein formelles Aufnahmegesuch der <strong>Liechtenstein</strong>ischen Rundspruch-<br />

Gesellschäft 219<br />

und eine Empfehlung der Regierung für die «Aufnahme<br />

der . . . Sendegesellschaft in die Union Internationale de <strong>Radio</strong>-Diffusion<br />

und um Zulassung ihres Delegierten Herrn Dr. Rupert Ritter zur . . .<br />

Tagung der Union in Ouchy». 220<br />

Die Schweiz erklärte sich zudem bereit<br />

ihm durch ihren Delegationsführer, Dr. Metzler, «alle notwendigen<br />

und wünschenswerten Informationen über den Verlauf der Tagung zukommen<br />

zu lassen». 221<br />

Trotzdem wurde die liechtensteinische Delegation bei der Konferenz<br />

nicht zugelassen. 222<br />

Ein informelles Gespräch zwischen Dr. Rupert Ritter<br />

und G. T. Mills mit dem Präsidenten und dem Generalsekretär der<br />

U.I.R. war das einzige konkrete Ergebnis. Dabei verlangten die Vertreter<br />

der U.I.R. <strong>Liechtenstein</strong> müsste vor einem Beitritt erst die Sachlage<br />

genau abklären, insbesondere die offenen Fragen, die hinsichtlich des<br />

<strong>Radio</strong>regals zwischen der Schweiz und <strong>Liechtenstein</strong> bestünden. 223<br />

Die Regelung dieser Fragen schien also dringlich zu sein, denn die<br />

Neuverteilung der Frequenzen war in ein entscheidendes Stadium getreten.<br />

Die zum damaligen Zeitpunkt gültige Konvention von Luzern<br />

sollte auf Ende des Jahres ablaufen. Die Konferenz von Ouchy bestellte<br />

217 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Roditi v. 14. 6. 38.<br />

218 AM, Roditi, Vollmacht v. 22. 6. 38.<br />

219 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Generalsekretär UIR v. 22. 6. 38.<br />

220 AM, Roditi, Bestätigung der Regierung v. 22. 6. 38.<br />

221 AM. Roditi, Schreiben Regierung an R. Ritter v. 23. 6. 38.<br />

222 AM, Roditi, «Liste des Participants aux reunions de l'Union internationale<br />

de radiodiffusion» v. 24. 6. 38.<br />

223 AM, Roditi, Handschriftliches «Memorandum of the interview with the<br />

U.I.R.» v. 24. 6. 38.<br />

179


deshalb eine Expertenkommission, die für die vorgesehene Herbsttagung<br />

in Brüssel einen neuen Wellenplan ausarbeiten sollte. In Brüssel<br />

sollte der Plan bereinigt und bei der europäischen Rundspruchkonferenz<br />

im Februar 1939 endgültig ratifiziert werden. 224<br />

Wollte <strong>Liechtenstein</strong><br />

also bei der Neuverteilung mitzureden haben, musste das Land<br />

in Brüssel vertreten sein.<br />

In einer Note an das Eidgenössische Politische Departement ersuchte<br />

die Regierung deshalb, «der Leitung der am 3. November d. J. in Brüssel<br />

stattfindenden Konferenz» mitzuteilen, «dass die fürstliche Regierung<br />

sich an dieser Konferenz vertreten zu lassen beabsichtige». In<br />

Bern allerdings wollte man auf diesen Wunsch nicht eingehen und<br />

beschied der Regierung, «dass gemäss den Statuten der Union internationale<br />

de radiodiffusion nur aktive Mitglieder an deren Versammlung<br />

teilnehmen» könnten, also «alle staatlichen und von einem Staate gegründeten<br />

Institute, sowie private Gesellschaften und Unternehmungen,<br />

die in einem europäischen Staate unter Autorität und mit Genehmigung<br />

der zuständigen Verwaltung einen Rundspruch in diesem betreiben, der<br />

für Hörer in den europäischen Gebieten dieses Landes bestimmt ist».<br />

Ausserdem wären auch «als aktive Mitglieder der Union alle Staatsinstitutionen<br />

der europäischen Regierungen zugelassen, die einen Rundspruchdienst<br />

betreiben». Da diese Voraussetzungen in <strong>Liechtenstein</strong><br />

nicht bestünden, sähe «das Departement zu seinem lebhaften Bedauern<br />

auch keine Möglichkeit, dem obenerwähnten Anliegen der fürstlichen<br />

Regierung die gewünschte Folge zu geben». 22<br />

"'<br />

Obwohl <strong>Liechtenstein</strong> dadurch nicht an der Konferenz von Brüssel<br />

vertreten war, meldete das Land im anschliessenden Vernehmlassungsverfahren<br />

seinen Anspruch auf eine Welle an. Die Generaldirektion<br />

PTT versprach, das liechtensteinische Begehren an der am 1. März 1939<br />

in Montreux beginnenden europäischen Rundspruchkonferenz zu vertreten.<br />

226<br />

226 S. o. S. 177.<br />

224 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Regierung v. 2. 7. 38;<br />

LRA 166/73, Schreiben GD PTT an Regierung v. 4. 7. 38.<br />

225 AM, Roditi, Note des Eidgenössischen Politischen Departements an die<br />

Regierung v. 12. 10. 38 (Abschrift).<br />

180


3. Der Erfolg von Montreux<br />

Diese Auskunft klang zwar nicht sehr optimistisch aber dennoch ermutigend.<br />

Nach der Absage für Brüssel unternahm man in Vaduz nun<br />

einen neuen Anlauf und delegierte Dr. Friedrich Ritter als juristischen<br />

Berater in die schweizerische Delegation nach Montreux. 227<br />

Darüberhinaus<br />

begaben sich auch Regierungschef Dr. Hoop und Dr. Marxer<br />

an den Genfersee, um die Möglichkeiten eines Beitritts zur U.I.R. abzuklären.<br />

Ihr Gespräch mit Ing. Metzler von der schweizerischen Delegation<br />

ergab, dass vor dem Beitritt erst geprüft werden sollte, ob die<br />

Lirag als Rundfunkgesellschaft oder <strong>Liechtenstein</strong> als Staat beitreten<br />

sollte. 228<br />

Die Frage des U.I.R.-Beitritts war also noch immer nicht geregelt.<br />

Mehr Erfolg hatte <strong>Liechtenstein</strong> bei der Wellenzuteilung. Zwei Wochen<br />

nach Beginn der Konferenz meldete Dr. F. Ritter nach Vaduz,<br />

die Chancen stünden «immer noch ca. 50 : 50, dass wir eine geteilte<br />

Welle bekommen». 229<br />

Doch als er nach sechs Wochen nach Vaduz zurückkehrte,<br />

hatte er die Zusicherung für eine Frequenz in der Tasche.<br />

Die Konferenz von Montreux hatte <strong>Liechtenstein</strong> eine sogenannte «geteilte»<br />

Welle im Mittelwellenband zuerkannt. Die Frequenz betrug<br />

198,7 Meter, die zugelassene Antennenleistung bei einer Rundstrahlantenne<br />

5, bei einer Richtstrahlantenne 10 Kilowatt. <strong>Liechtenstein</strong><br />

teilte diese Welle mit andern Sendern in Spanien, Griechenland und<br />

Norwegen. Die grosse Entfernung und die ebenfalls geringen Sendeleistungen<br />

dieser Stationen aber schloss eine Störung des liechtensteinischen<br />

Landessenders aus.<br />

Zum ersten Mal also figurierte <strong>Liechtenstein</strong> in einem offiziellen<br />

Wellenplan. Zum ersten Mal hatte eine internationale Konferenz dem<br />

Lande den Anspruch auf einen eigenen Sender bestätigt. Für <strong>Liechtenstein</strong><br />

allerdings brachte diese Bestätigung nicht viel. Einmal wurde der<br />

Plan von Montreux wegen Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nie in<br />

Kraft gesetzt und zum zweiten verstummte der liechtensteinische Lan-<br />

227 LRA 166/73, Note der Regierung an das Eidgenössische Politische Departement<br />

v. 27. 2. 39.<br />

228 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Peter Hope v. 6. 4. 39.<br />

229 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Marxer v. 15. 3. 39.<br />

181


dessender aus dem nämlichen Grund wenige Wochen nach dem Erfolg<br />

von Montreux. 230<br />

4. Vorarbeiten für den Kurzwellensender<br />

Noch bevor man die Probesendungen auf der internationalen<br />

Gleichwelle 209,9 m aufnahm, begann man auch mit den Abklärungen<br />

für einen Kurzwellensender, mit dem man ja die eigentliche Absicht 231<br />

verwirklichen wollte. Mit der Firma Lorenz wurden anfangs 1939 Verhandlungen<br />

über die Lieferung der Kurzwellenstation geführt. Der politischen<br />

Lage wegen trafen sich Mills und Kenmore mit einem Major<br />

Schmidt von Lorenz im holländischen Seebad Scheveningen. 232<br />

Eigentlich<br />

hatten sie den grossen Sender in Amerika bestellen wollen. Aüf<br />

Intervention der fürstlichen Regierung wurde dann aber doch mit der<br />

deutschen Firma Lorenz verhandelt.<br />

Man hoffte, Berlin würde gegen den Sender keine Einwände haben,<br />

wenn der Lieferungsauftrag nach Deutschland ginge. 233<br />

In Vaduz wurden Abklärungen an Ort und Stelle vorgenommen. Lorenz<br />

entsandte Ingenieur Ludenia, Roditi einen Ingenieur namens Robin.<br />

230 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Kenmore v. 19. 4. 39;<br />

Schreiben F. Ritter an Regierung v. 3. 1. 40; Schreiben F. Ritter an Regierung<br />

v. 7. 7. 43.<br />

231 Zur Absicht s. o. S. 137.<br />

232 Pers. Angaben Kenmores a. d. Verf. am 3. 11. 72.<br />

233 AM, Roditi. Schreiben Kenmore an Marxer, v. 23. 5. 39. Dem Schreiben<br />

war eine Abschrift eines Briefes beigelegt, den Kenmore gleichentags an<br />

Regierungschef Dr. Hoop gerichtet hatte. Darin heisst es: « . . . Ein Hauptgrund,<br />

der uns veranlasst hat, die Verhandlungen mit Lorenz A. G. wieder<br />

aufzunehmen, war die Tatsache, dass Sie, sehr geehrter Herr Regierungschef,<br />

bei meinem letzten Dortsein erwähnt haben, dass Deutschland<br />

Schwierigkeiten gemacht habe und für die grosse Station machen könnte.<br />

Sie können sich denken, nachdem ich mit Herrn Mills hierüber gesprochen<br />

habe, dass er meine Absicht, doch um jeden Preis nichts zu unternehmen,<br />

was die Deutschen verärgern könnte, teilt und wir glauben, dass<br />

Sie bei Ihren Verhandlungen in Berlin viel stärkere Unterstützung finden,<br />

wenn wir einen derartigen grossen Exportauftrag nach Deutschland anstatt<br />

nach Amerika geben. Wir glauben in Ihrem Sinne zu handeln, da<br />

wir alle nur das gleiche Interesse haben und Lorenz A. G. zugesagt hat,<br />

Sie in Berlin auf das Weitgehendste zu unterstützen, falls der Auftrag<br />

nach Deutschland geht......<br />

182


Einmal bereitete man im Senderhaus alles vor, um einen 2,5 kW-Kurzwellensender<br />

zu installieren und zum zweiten richtete man sich darauf<br />

ein, dass man im Herbst 1940 mit dem Betrieb einer grösseren Station beginnen<br />

könnte. Die beiden Ingenieure verhandelten auch mit Architekt<br />

Rheinberger über den Bau eines grösseren Senderhauses. Da die Zeit aber<br />

drängte, besprach man auch die Möglichkeit, ein bereits bestehendes<br />

Haus als Senderhaus zu mieten und entsprechend umzubauen. 2<br />

'' 4<br />

Durch die zunehmende Verschlechterung der politischen Lage aber<br />

wollte die Arbeit nicht mehr vorangehen. So kam es in der Folge nur<br />

noch zu Versuchssendungen, 235<br />

die grosse KW-Station blieb ein Wunschtraum.<br />

IV. GRÜNDUNG DER LIRAG<br />

Schon der Vertrag, den die fürstliche Regierung am 25. September<br />

1937 mit Roditi und Mills 6 Rockley abgeschlossen hatte, sah in Ziffer 10<br />

vor, dass «eine in <strong>Liechtenstein</strong> zu gründende Rundspruchgesellschaft»<br />

für den Betrieb des Senders zuständig sein sollte. 23<br />

"<br />

Am 20. Februar 1939 wurde die «<strong>Liechtenstein</strong>ische Rundspruch-<br />

Aktiengesellschaft» gegründet. George T. Mills übernahm 500 Aktien<br />

zu 100 Franken, das Aktienkapital war voll einbezahlt. Verwaltungsräte<br />

der Lirag waren «fürstl. Justizrat Dr. Dr. L. Marxer, Rechtsanwalt in<br />

234 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Kenmore v. 31. 7. 39: «... Mr. Robin<br />

glaubte, dass ein dem Vorsteher Ospelt gehörendes Haus an der Landstrasse<br />

bei der Pension Strub als Senderhaus geeignet sein könnte, aber<br />

sowohl aus Raumgründen wie hauptsächlich wegen des fast rechten<br />

Winkels, den die Zuleitungen zur Antennenrichtung einschlösse, verneinte<br />

Ing. Ludenia diese Möglichkeit entschieden, machte aber den Vorschlag,<br />

dieses Haus als Studiohaus zu benützen. Da es bei der Besichtigung<br />

für diesen Zweck durchaus geeignet erschien, wird Vorsteher Ospelt<br />

die Pläne nach Berlin senden, damit dort die eventuell nötigen, baulichen<br />

Veränderungen projektiert werden können. Ospelt würde für das ganze<br />

Haus sfrs. 380.00 monatlich fordern. Dabei wäre noch Platz für eine<br />

Wohnung von Mr. Robin oder den Techniker. Sein Vorzug liegt besonders<br />

in sehr dicken, schallundurchlässigen Tuffmauern, die sehr zur Verringerung<br />

der Schallisolationskosten beitragen würden . . . ».<br />

235 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Kenmore v. 19. 4. 39.<br />

236 Vertrag s. o. S. 151 ff.<br />

183


Vaduz, als Präsident, Regierungschefstellvertreter Dr. Alois Vogt in<br />

Vaduz und fürstl. Rat Josef Ospelt in Vaduz als Mitglieder». 237<br />

«Zweck und Gegenstand der Gesellschaft» war nach § 2 der Statuten<br />

«der Bau, der Betrieb einer <strong>Radio</strong>sendeanlage in Vaduz, im Fürstentum<br />

<strong>Liechtenstein</strong>, auf Welle 209,9 m gemäss der vom eidgenössischen<br />

Post- und Eisenbahndepartement zu erteilenden Konzession und<br />

alle mit obigem Gesellschaftszweck verwandten und zusammenhängenden<br />

Geschäfte.» Von der Absicht, mit einem stärkeren Sender ganz<br />

Europa zu bestreichen, stand in den Statuten nichts. Es ist wahrscheinlich,<br />

dass dies eine Vorsichtsmassnahme gegenüber der Schweiz war,<br />

die vor Ausstellung der Konzession Einsicht in die Statuten der LIRAG<br />

verlangte. 238<br />

23/ AM, Roditi, Fotokopie der Gründungsurkunde v. 20. 2. 39.<br />

238 LRA 166/73, Schreiben Regierung an Kenmore v. 9. 11. 38.<br />

184


C. Das Ende des <strong>Liechtenstein</strong>ischen<br />

Landessenders<br />

I. SCHWIERIGKEITEN<br />

Der Start des <strong>Liechtenstein</strong>ischen Landessenders fiel in eine ungünstige<br />

Zeit. Die Entwicklung der politischen Lage, die sich immer mehr<br />

auf den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hin zuspitzte, verursachte<br />

dem jungen Unternehmen von Tag zu Tag mehr Schwierigkeiten.<br />

1. Finanzielle Probleme<br />

Schon bald nach Aufnahme der Probesendungen ergaben sich die<br />

ersten finanziellen Engpässe. Ein Depot von 2000 Franken, das Roditi<br />

zur Verfügung gestellt hatte, war schon am 10. Oktober 1938 aufgebraucht.<br />

239<br />

Demgegenüber aber standen offene Rechnungen in einem<br />

Gesamtbetrag von 14'065.65 Franken. Es waren Rechnungen von Handwerkern<br />

und Lieferanten sowie Honorare für Darbietungen, die wegen<br />

der finanziellen Lage nicht mehr ausbezahlt werden konnten und<br />

durch Schuldscheine abgegolten werden mussten. 240<br />

Die Geldsendungen aus London aber trafen nur spärlich ein. Im<br />

November kam ein Scheck über 1000 Franken 241<br />

und anfangs Dezember<br />

einer über 500 Franken, obwohl Dr. Ritter um Überweisung von<br />

2000 Franken gebeten hatte. Die Situation wurde dadurch von Tag zu<br />

Tag schlimmer. Am 7. Dezember 1938 schrieb Dr. Ritter an Kenmore:<br />

«Da Sie mir für den Sendebetrieb . . . nichts sandten und auch zur Begleichung<br />

der andern Rechnungen nichts überwiesen, so ist die Situation<br />

heute die, dass ich bei Bezahlung aller bereits vereinbarten Darbietungen<br />

nur noch für drei Tage Geld habe, genau noch sFr. 95.50,<br />

ungeachtet freilich einiger kleiner Rechnungen, die indessen wieder<br />

239 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Kenmore v. 27. 10. 38.<br />

240 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Kenmore v. 25. 11. 38.<br />

Die grössten Posten betrugen :<br />

Baugeschäft Ludwig Ospelt, Vaduz Fr. 5 107.05<br />

Gebr. Ospelt, Schlosserei, Vaduz Fr. 1 403.50<br />

Lawenawerk Fr. 3 262.95<br />

Möbelhaus Thöny, Schaan Fr. 1 703.70<br />

241 ebda.<br />

185


eingelangt sind. Mangels Bezahlung der Ihnen überreichten und noch<br />

nicht zurückerhaltenen Telephonrechnung für Oktober wird uns das<br />

Telefon demnächst gesperrt werden. Auch das Licht und der für den<br />

Sendebetrieb unerlässliche Starkstrom wird uns gesperrt werden, wenn<br />

eine Regelung der Lawenaforderung noch lange auf sich warten lässt.» 242<br />

Und zwei Tage später schrieb er: «... Da Herr Regierungschef Dr. Hoop<br />

absolut dagegen ist, dass ich insbesondere an Sänger oder Kapellen aus<br />

der Schweiz Gutscheine für ihre Darbietungen ausgebe, da ich sie ja<br />

nicht mehr bezahlen kann, erlaube ich mir die Anfrage, ob ich den bereits<br />

für die nächste Zeit vorgemerkten Darbietungen aus irgend einem<br />

Grunde, der noch zu erfinden wäre, eine Absage zukommen lassen soll.»<br />

Und: «Da ich die 150 Platten, welche in unserem Besitze sind, nun<br />

schon derart oft gespielt habe, dass sowohl ihre Beschaffenheit wie ihre<br />

ewige Wiederkehr eine weitere Sendung verbietet, andererseits aber für<br />

Originaldarbietungen das Geld fehlt, bitte ich Sie um Ihre Mitteilung,<br />

ob ich den Sendebetrieb einstellen soll, da der Sender jede erworbene<br />

Beliebtheit einbüssen muss, wenn ich nicht entweder durch neue Platten<br />

oder durch Originaldarbietungen das Interesse an ihm wach erhalten<br />

kann. . . . » 243<br />

Allen beschwörenden Briefen von Dr. Ritter und Dr. Marxer zum<br />

Trotz liess das Geld aber auf sich warten, die Summe der offenen Beträge<br />

vergrösserte sich bis Mitte Dezember auf über 15'000 Franken. 244<br />

Das Lawenawerk verlor schliesslich die Geduld und meldete nach zweimaliger<br />

erfolgloser Mahnung die Zahlungsunwilligkeit an die Regierung,<br />

die für die Bezahlung der Kosten gebürgt hatte. 245<br />

Es ist nicht<br />

verwunderlich, dass schon bald «Gerüchte über Insolvenz» des Landessenders<br />

entstanden, die darin gipfelten, dass ein Landtagsabgeordneter<br />

sich im Parlament erkundigte, «ob es wahr sei, dass die <strong>Radio</strong>unternehmung<br />

die Handwerker nicht bezahlt habe». 240<br />

Der ständige Geldmangel wurde Dr. Ritter schliesslich zuviel. Im<br />

242 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Kenmore v. 7. 12. 38.<br />

243 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Kenmore v. 9. 12. 38.<br />

244 AM, Roditi, «Zusammenstellung der seit dem 25. Nov. neu eingelaufenen<br />

und noch nicht beglichenen Rechnungen» v. 16. 12. 38.<br />

245 AM, Roditi, Schreiben Lawenawerk an Regierung v. 17. 12. 38.<br />

246 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Roditi v. 13. 1. 38.<br />

186


gleichen Brief, in dem er den Erfolg von Montreux nach London meldete,<br />

drohte er auch seine Kündigung an, zumahl er auch den längst<br />

versprochenen Anstellungsvertrag noch nicht erhalten hatte. 247<br />

Nachdem<br />

sich die Situation dadurch nicht verbesserte, kündigte er am<br />

1. Mai 1939 auf Ende des Monats. Nun sah auch Kenmore, dass die<br />

Schwierigkeiten unüberwindlich wurden. Er reiste nach Vaduz, um die<br />

Dinge im persönlichen Gespräch zu regeln. Nach zweistündiger Diskussion<br />

248<br />

war Dr. Ritter bereit, seine Kündigung wieder zurückzunehmen.<br />

249<br />

Doch an der Situation änderte sich nicht viel, Geld kam aus London<br />

nur wenig. Zwar entschuldigte Kenmore das Ausbleiben des Geldes mit<br />

der in England eingeführten Devisenkontrolle, 250<br />

damit aber war den<br />

Gläubigern der Lirag nicht geholfen. Dr. Ritter wusste sich nicht anders<br />

zu helfen, als an den Präsidenten der Lirag, Dr. Marxer, zu gelangen<br />

und ihm die finanzielle Situation zu schildern: Noch immer betrugen<br />

die Schulden etwa 8'000 Franken. «Es erhebt sich somit» schrieb Dr.<br />

Ritter, «ebenso dringlich wie entschieden die Frage, ob es zu verantworten<br />

ist, den Betrieb, Mieten, Dienstverhälnisse noch aufrecht zu erhalten,<br />

da — sollte tatsächlich kein Geld mehr vom Syndikat erhältlich<br />

sein — eine andere Lösung zur Befriedigung der offenen und noch<br />

entstehenden Forderungen gefunden werden müsste und dies je eher<br />

desto besser». 251<br />

2. Konzessionsverhandlungen ohne Ende<br />

Zu den finanziellen Schwierigkeiten kamen die langwierigen Konzessionszessionsverhandlungen<br />

hinzu. Die Schweiz und <strong>Liechtenstein</strong><br />

einigten sich am 26. September 1938, die Frage der Zuständigkeit zur<br />

Konzessionierung des Senders in einem Zusatzartikel zum Postvertrag<br />

zu regeln. 252<br />

Schon wenige Tage später traf ein Entwurf für diesen Zusatzartikel<br />

bei der fürstlichen Regierung ein. Nach Diskussionen mit<br />

Vertretern der Lirag und weiteren Gesprächen mit Bern kam schliess-<br />

247 AM. Roditi, Schreiben F. Ritter an Kenmore v. 19. 4. 39.<br />

248 AM, Roditi, Kostennote für 1939.<br />

249 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Marxer v. 23. 5. 39.<br />

250 AM, Roditi, Schreiben Kenmore an Marxer v. 29. 8. 39.<br />

251 AM. Roditi, Schreiben F. Ritter an Marxer v. 6. 9. 39.<br />

252 s. o. S. 159 f.<br />

187


lieh eine endgültige Fassung des Artikels zustande. Er wurde am 24.<br />

Februar 1939 vom Bundesrat genehmigt und der fürstlichen Regierung<br />

in einer Note des Eidgenössischen Politischen Departements mitgeteilt.<br />

b i s<br />

Der neue Artikel l lautete :<br />

«Konzessionen<br />

1. Auf Grund des Post-, Telegraphen-, Telephon- und <strong>Radio</strong>regals<br />

können von den zuständigen schweizerischen Behörden und Amtsstellen<br />

Konzessionen an Dritte erteilt werden.<br />

2. Handelt es sich um Konzessionen für die gewerbsmässige Reisendenbeförderung<br />

mit regelmässigen Fahrten oder um Konzessionen für<br />

die Erstellung und den Betrieb von Rundspruchsendeanlagen, so wird<br />

sich die Konzessionsbehörde bei Erteilung, Abänderung oder Kündigung<br />

einer Konzession, sowie bei hoheitlichen Verfügungen wie Einstellung,<br />

Beschränkung, Überwachung des konzessionierten Betriebs<br />

mit der Fürstlich <strong>Liechtenstein</strong>ischen Regierung ins Einvernehmen<br />

setzen und, soweit nicht wichtige schweizerische oder internationale<br />

Interessen entgegenstehen, ihre Begehren berücksichtigen.»<br />

Gleichzeitig betonte der Bundesrat auch, «dass die neue Bestimmung<br />

nicht die Festsetzung einer neuen Rechtsordnung, sondern nur<br />

die Normierung eines bereits bestehenden Rechtszustandes» bedeute. 253<br />

Die fürstliche Regierung teilte diese Auffassung und bestätigte sie zu­<br />

b i s<br />

sammen mit dem Text des Artikels l in einer Antwortnote an das<br />

Eidgenössische Politische Departement. 254<br />

Der Weg zur Erteilung der Konzession war dadurch allerdings noch<br />

längst nicht geebnet. Die Generaldirektion PTT verlangte von der<br />

Lirag immer wieder zusätzliche Auskünfte. Schliesslich übermittelte sie<br />

knapp fünf Monate nach dem Notenwechsel der beiden Regierungen<br />

am 4. September 1939 den bereinigten Konzessionsentwurf. Wegen Ausbruch<br />

des Zweiten Weltkrieges kam es jedoch nicht mehr zur Konzessionserteilung.<br />

255<br />

253 LRA 166/73, Abschrift der Note des Eidgenössischen Politischen Departements<br />

an die Regierung v. 3. 3. 39.<br />

254 LRA 166/73, Note der Regierung an das Eidgenössische Politische Department<br />

v. 14. 4. 39.<br />

255 LRA 166/73, Schreiben Bundesrat Enrico Celio an Heinrich <strong>Liechtenstein</strong><br />

v. 26. 12. 45.<br />

188


II. DER LANDESSENDER SCHWEIGT<br />

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges waren auch die Tage des<br />

<strong>Liechtenstein</strong>ischen Landessenders gezählt. Wann er aber seine Sendungen<br />

genau eingestellt hat, lässt sich nicht ermitteln. Bevor er endgültig<br />

schwieg, benutzte ihn die Regierung «um die Bevölkerung über<br />

wichtige Ereignisse oder notwendige Massnahmen auf dem laufenden<br />

Um bie Senölkexung über ruicfjtioe Ereigniffe<br />

oöex niotroenibige' Sttafenrafjmen auf bem Saufenöen 31t<br />

halten, rotrb JRaöio Ciecfytcnftcin bis auf 2Betferes \töert<br />

SRvttag, um 12.15 Ut)r umb ahenbe 7.45 Urjt fen=<br />

öen. Die Senölherung roirb oeöeten, um biefe 3cit<br />

trjre Slppacate einsufthalten.<br />

9Jobu3, am 29. Sluguft 1939.<br />

J^ürftltrhe Regierung:<br />

ge3. Sc. £oop.<br />

Siölfachen SSün]d)en Jolge Iriftenb, roearbei'. bie<br />

Senbumgen über SRabio ßtfcdjitcnftei'tt, in roelcrjen<br />

allföllige roidjtige greigntffe unb non ber $egiernnc;<br />

getroffene 90cafjnahmen mitgeteilt roeeben, mittage<br />

12.10 Uhr unb abends 7 Uf)r ftattfinben.<br />

9SobU3, am 31. Siuguft 1939.<br />

gürftlktje SJeriierung:<br />

gej. 2>r. £oop.<br />

Zwei Kundmachungen aus dem «<strong>Liechtenstein</strong>er Volksblatt», erschienen in den<br />

Ausgaben vom 31. 8. 1939 (oben) und vom 2. 9. 1939 (unten)<br />

189


zu halten». 250<br />

Am 31. August 1939, einen Tag vor dem deutschen Einmarsch<br />

in Polen, liess sie über den Sender «die Bestimmungen über die<br />

Lebensmittelversorgung wie sie in den Besprechungen mit dem Volkswirtschaftsdepartement<br />

. . . festgelegt wurden» verlesen 257<br />

und am<br />

2. September vernahm die Bevölkerung aus den Lautsprechern den<br />

«Aufruf der fürstlichen Regierung» zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.<br />

258<br />

1. Entlassungen<br />

Doch die nationale Aufgabe, die der Sender in jenen Tagen wahrzunehmen<br />

hatte, vermochte ihn nicht vor der endgültigen Stillegung<br />

zu bewahren. Bereits sechs Wochen nach Kriegsbeginn wurden die<br />

Arbeitsverhältnisse mit Sendeleiter Dr. Friedrich Ritter 259<br />

und Sendetechniker<br />

Josef Kindle 200<br />

gekündigt, allerdings nicht ohne sich die<br />

weitere Mitarbeit der beiden zu sichern. Dr. Ritter war einverstanden,<br />

sich auch während des Krieges um die Angelegenheit des Senders zu<br />

kümmern und sich «mit den Verwaltungsaufgaben und der Wahrnehmung<br />

aller in das <strong>Radio</strong>gebiet einschlagenden Neuerungen und Veränderungen»<br />

zu kümmern. Auch Josef Kindle sollte weiterhin für den<br />

Unterhalt des Gebäudes und der Sendeanlagen besorgt sein. Man wollte<br />

also das Experiment «<strong>Liechtenstein</strong>ischer Landessender» nicht ohne<br />

weiteres aufgeben und rechnete damit, nach dem Krieg mit den Bemühungen<br />

fortfahren zu können. 201<br />

Die Hoffnung währte nicht lange. Der Geldnachschub stockte schon<br />

256 <strong>Liechtenstein</strong>er Vaterland v. 30. 8. 39; <strong>Liechtenstein</strong>er Volksblatt v.<br />

31. 8. 39.<br />

257 <strong>Liechtenstein</strong>er Volksblatt v. 31. 8. 39.<br />

258 <strong>Liechtenstein</strong>er Volksblatt v. 5. 9. 39.<br />

259 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Marxer v. 22. 10. 39.<br />

260 AM, Roditi, Schreiben Kindle an Marxer v. 11. 10. 39.<br />

261 AM, Roditi, Schreiben Kenmore an Marxer v. 25. 9. 39 (Ubersetzung):<br />

«... Ich benütze die Gelegenheit um zu betonen, dass wir nicht die Absicht<br />

haben, weder den Vertrag noch die Sendestation in <strong>Liechtenstein</strong><br />

aufzugeben . . . ».<br />

190


ald wieder, die Löhne konnten nicht mehr ausbezahlt werden. 202<br />

Am<br />

4. November 1939 wurde Dr. Ritter endgültig gekündigt. 263<br />

Auch Josef Kindle verliess am 10. Juni 1940 den liechtensteinischen<br />

Landessender. 264<br />

Eine spätere Vereinbarung übertrug ihm zwar noch<br />

die Aufsicht über Anlagen und Gebäude, sprach ihm aber als Gegenleistung<br />

nur noch die weitere Nutzung eines Stücks Pflanzland und<br />

den privaten Gebrauch des Kontrollempfängers zu. 265<br />

Kurze Zeit später<br />

löste Kindle aber auch diese Verpflichtung. 266<br />

Der liechtensteinische<br />

Landessender war nun völlig verwaist.<br />

2. Die Schulden werden bezahlt<br />

Die Frage, warum die Sendungen des liechtensteinischen Landessenders<br />

eingestellt werden mussten, lässt sich nicht mit letzter Klarheit<br />

beantworten. Die schlechte finanzielle Lage war sicher ein wichtiger<br />

Grund. Durch die Kriegsereignisse konnte nicht mehr ohne weiteres<br />

Geld von England nach <strong>Liechtenstein</strong> transferiert werden. Die offenen<br />

Rechnungen, anfangs 1940 noch total 5'334.— Franken, blieben weiterhin<br />

unerledigt. Ebenfalls schuldete Roditi schlussendlich einen Teil der<br />

Gehälter an Dr. Ritter und Josef Kindle, so dass sich zusammengerechnet<br />

Schulden von über 6'000 Franken ergaben. 267<br />

Kenmore wollte all diese Dinge persönlich regeln und versuchte,<br />

während langer Zeit ein Einreisevisum für die Schweiz und <strong>Liechtenstein</strong><br />

zu erhalten. 268<br />

Doch es dauerte Monate bis er das Visum erhielt.<br />

In Vaduz hingegen wurde die Situation immer schlimmer. Die<br />

262 AM, Roditi, Teigramm Marxer an Kenmore v. 16. 12. 39: «Übersendet<br />

Scheck, dass ich vor Weihnachten wenigstens die rückständigen Löhne<br />

bezahlen kann.»<br />

263 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Marxer v. 15. 1. 40. Die Erwähnung<br />

der Kündigung ist übrigens auch der einzige Hinweis über den <strong>Liechtenstein</strong>ischen<br />

Landessender, der sich im Tagebuch Friedrich Ritters findet.<br />

264 AM, Roditi, Zeugnis f. J. Kindle v. 10. 6. 40.<br />

265 AM, Roditi, Vereinbarung zwischen Lirag und J. Kindle v. 12. 11. 40.<br />

266 AM, Roditi, Schreiben F. Ritter an Kindle v. 22. 3. 41.<br />

267 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Kenmore v. 16. 1. 40.<br />

268 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Regierung v. 2. 11. 39.<br />

191


Gläubiger wollten nicht mehr hinnehmen, dass das Ausbleiben der<br />

Zahlungen nur durch den Krieg bedingt sei, und auch die Regierung<br />

wollte nicht mehr an die Zukunft des Senders glauben. So kam es, dass<br />

schliesslich Regierungschef-Stellvertreter Dr. Alois Vogt sein Mandat als<br />

Verwaltungsrat der <strong>Liechtenstein</strong>ischen Rundspruch AG niederlegte. 20<br />

"<br />

Über ein Jahr nachdem der Sender stillgelegt worden war und nachdem<br />

Roditi einige Gesuche um Überweisung ins Ausland eingereicht<br />

hatte, traf endlich Geld aus London ein. Dr. Marxer konnte damit praktisch<br />

alle Schulden begleichen. 270<br />

3. Drohung aus Deutschland?<br />

Verschiedene Anzeichen sprechen dafür, dass der Hauptgrund für<br />

das plötzliche Schweigen des Senders nicht in der durch die Kriegsereignisse<br />

entstandenen prekären Finanzlage zu suchen ist. Der wahre<br />

Grund scheint vielmehr der Kriegsausbruch selbst gewesen zu sein. 271<br />

Am 3. September 1939, drei Tage nach dem deutschen Einmarsch in<br />

Polen, erklärte Grossbritannien dem Dritten Reich den Krieg.' 272<br />

Nachdem<br />

die Deutschen seit ihrem Einmarsch in Österreich auch an der<br />

liechtensteinisch-österreichischen Grenze in Schaanwald standen, befand<br />

sich der mit englischem Kapital betriebene liechtensteinische Landessender<br />

in unmittelbarer Nähe des deutschen Einflussbereichs. Da<br />

auch in <strong>Liechtenstein</strong> nationalsozialistische Strömungen bestanden, bildete<br />

die Existenz des Senders zweifellos eine Gefahr für das Land. Nach<br />

Schilderungen Kenmores soll Regierungschef Hoop sogar eine Bomben-<br />

269 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Kenmore v. 27. 2. 40.<br />

270 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Mills v. 21. 11. 40 : Bestätigt den Empfang<br />

von Fr. 5 679.25. Davon werden Rechnungen im Totalbetrag von<br />

Fr. 4 984.45 bezahlt. Unbezahlt bleiben :<br />

— Feriengeld für Jos. Kindle,<br />

— Feriengeld für F. Ritter,<br />

— Honorar für Dr. Marxer,<br />

— Restschuld v. Fr. 1 028.65 für Ludwig Ospelt, Baumeister, Vaduz.<br />

271 AM, Roditi, Zeugnis f. J. Kindle v. 11. 6. 40: «... Die am 1. ds. ausgesprochene<br />

Kündigung erfolgte ausschliesslich wegen der durch den Krieg<br />

nötig gewordenen Stillegung des Landessenders . . . ».<br />

272 Hartmann, S. 266.<br />

192


drohung aus Deutschland erhalten haben: «Ich erinnere mich, dass ich<br />

zusammen mit Regierungschef Dr. Hoop und Dr. Marxer im 'Vaduzer-<br />

hof sass. Wir haben Sekt auf den Einmarsch der Engländer nach Nar-<br />

vik getrunken. In jener Nacht sagte mir Hoop auch: 'Sie haben mich<br />

wissen lassen, dass wir aufhören sollen, sonst würden sie eine Bombe<br />

schicken'. Ich fragte ihn, ob er glaube, dass sie ein Flugzeug schicken<br />

würden, und er antwortete: 'Sie können auch ein Auto schicken und<br />

eine Bombe legen, ich könnte sie nicht stoppen.' Für uns war es selbst­<br />

verständlich, dass unter solchen Voraussetzungen nicht mehr gesendet<br />

werden dürfte. Und obwohl Hoop nicht konkret sagte, woher er diese<br />

Drohung erhalten hatte, hatte ich das Gefühl, dass sie von drüben, also<br />

aus dem Dritten Reich gekommen war.»- 73<br />

273 Pers. Angaben Kenmores a. d. Verf. am 3. 11. 72: Die Schilderungen Kenmores<br />

lassen sich nicht belegen. In den Akten findet sich keinerlei Hinweis<br />

auf eine Drohung aus Deutschland, und die ürigen Zeugen jenes<br />

Gespräches im «Vaduzerhof» sind gestorben. Es ist jedoch anzunehmen,<br />

dass die Drohung mündlich ausgesprochen und von Hoop aus Gründen<br />

der Vorsicht nirgends niedergeschrieben wurde.<br />

Für die Richtigkeit der Angaben Kenmores sprechen folgende Tatsachen:<br />

— Kenmore hat bereits am 27. 11. 69, als sich d. Verf. in anderm Zusammenhang<br />

mit der Geschichte des Landessenders befasste, in einem<br />

Brief auf eine Drohung aus Deutschland hingewiesen. Beim pers.<br />

Gespräch in London v. 3. 11. 72 erinnerte er sich nicht mehr an den<br />

Inhalt dieses Briefes.<br />

— Als Kenmore während des Gespräches v. Verf. auf diese Drohung angesprochen<br />

wurde, erinnerte er sich vorerst nicht, wann er davon gehört<br />

hatte. Erst im Laufe des Gespräches fiel ihm ein, dass sie am<br />

selben Abend auf den erfolgreichen Einsatz der Engländer in Narvik<br />

angestossen hatten.<br />

— Es lässt sich belegen, dass Kenmore in den Tagen, als die Kämpfe-um<br />

Narvik tobten, tatsächlich in Vaduz geweilt hat. Dies geht aus folgenden<br />

Quellen hervor:<br />

a) AM, Roditi, Kostennote für 1940: Dr. Marxer und Kenmore haben<br />

sich am 1. und 8. 4. 40 zu Besprechungen getroffen.<br />

b) AM, Roditi, Schreiben Marxer an Mills v. 10. 6. 40: Marxer reklamiert<br />

einen Betrag von Fr. 410—, den er Kenmore «im April» geliehen<br />

hat.<br />

c) Churchill, S. 192 ff.<br />

— Für die Schilderung Kenmores spricht auch die Tatsache, dass Deutschland<br />

schon vorher einmal interveniert hat. (S. Anm. 233).<br />

193


Eine solche Drohung aber musste für das finanziell ohnehin geschwächte<br />

Unternehmen den endgültigen Tod bedeuten. Die in zähen<br />

Verhandlungen erreichten Zugeständnisse — der Zusatzartikel zum<br />

Postvertrag und die Zuteilung der «geteilten Welle» an der U.I.R.­<br />

Konferenz in Montreux — wurden über Nacht zu papiernen Verhandlungsergebnissen,<br />

die in der Praxis keine Verwirklichung mehr fanden.<br />

III. DEMONTAGE DES SENDERS<br />

1. Eigentumsvorbehalt der Lorenz AG<br />

Schon wenige Tage nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges meldete<br />

die Lorenz AG ihre Ansprüche auf die in Vaduz stehende Sendeanlage<br />

an und wies in einem Schreiben an Dr. Marxer darauf hin, «dass der . . .<br />

Sender . . . nebst sämtlichem Zubehör bis zur Zahlung der vertraglich<br />

vereinbarten Beträge» in ihrem Eigentum verbleibe und dass ihr auch<br />

das «alleinige Verfügungsrecht» zustehe. 274<br />

Ein ähnliches Schreiben richtete Lorenz auch an die Regierung und<br />

ergänzte: «Wenn die <strong>Liechtenstein</strong>ische Regierung die Möglichkeit sieht,<br />

eine Sicherstellung des uns gehörenden Senders der Firma C. Lorenz AG<br />

gegenüber zu übernehmen, sind wir gerne bereit, auf die sonst notwendigen<br />

Rechtsmassnahmen zu verzichten.» 275<br />

In der Tat befanden sich Sender und Zubehör noch immer im Besitz<br />

der Lieferfirma. Der Vertrag mit Lorenz hatte ja vorgesehen, dass<br />

der Kaufpreis gestundet und nur die Kosten für Fracht, Montage und<br />

Ersatzteile — insgesamt 925 Pfund — belastet wurden. 270<br />

Von diesen 925 Pfund waren aber erst 500 Pfund bezahlt, 277<br />

auf die<br />

restlichen 425 Pfund wartete die Firma trotz mehrfacher Mahnung noch<br />

immer vergeblich. Im Januar 1940 teilte sie der Regierung deshalb mit,<br />

dass sich für den Sender ein anderer Käufer gefunden hätte und forderte<br />

die Regierung auf, zur Demontage Stellung zu nehmen. 278<br />

274 AM, Roditi, Schreiben Lorenz an Marxer v. 11. 9. 39.<br />

275 AM, Roditi, Schreiben Lorenz an Regierung v. 11. 9. 39 (Abschrift).<br />

276 Vertrag s. o. S. 160 f.<br />

277 AM, Roditi, Schreiben Ludenia an Marxer v. 31. 1. 40.<br />

278 AM, Roditi. Schreiben Lorenz an Regierung v. 10. 1. 40.<br />

194


Schliesslich entsandte Lorenz als Vertreter Ing. Herbert Ludenia<br />

nach Vaduz, der mit Dr. Marxer vereinbarte, dass es am besten wäre,<br />

den Sender in die Schweiz zu verkaufen, weil er bei Nichtgebrauch veralten<br />

und an Wert verlieren würde. Ludenia sagte zu, bei Wiederaufnahme<br />

der Sendungen «bevorzugt und schnellstens» Ersatz für den<br />

demontierten Sender zu beschaffen. 279<br />

2. Marxer wehrt sich<br />

Dr. Marxer allerdings wollte die Sendeanlage nicht so schnell aus<br />

der Hand geben. Nach der Abreise Ludenias versuchte er erst einmal die<br />

Regierung hinter sich zu bringen, 280<br />

doch teilte ihm Dr. Hoop mit, dass<br />

diese «zum Verkaufe der Sende-Einrichtung keine Stellung zu nehmen»<br />

hätte. «Dagegen wurde bei der Behandlung dieser Angelegenheit in<br />

der Regierung die Ansicht geäussert, dass das Land in Zukunft wieder<br />

freie Hand bezüglich der Konzessionierung eines Senders habe.» 281<br />

Auf<br />

die Unterstützung durch die Regierung konnte Dr. Marxer also nicht<br />

mehr rechnen.<br />

So versuchte er die Wegnahme vorerst rechtlich zu verhindern. Er<br />

hatte schon Ludenia darauf hingewiesen, dass der von Lorenz erhobene<br />

Eigentumsvorbehalt im liechtensteinischen Recht nicht existiere und<br />

im Kaufvertrag hätte festgelegt werden müssen. Er wies in der Folge<br />

auch den Vorschlag zurück, durch ein Schiedsgericht entscheiden zu<br />

lassen, ob in der Sache englisches oder deutsches Recht — beide sahen<br />

einen Eigentumsvorbehalt vor — angewandt werden sollte. Da das<br />

Objekt in <strong>Liechtenstein</strong> stand, konnte nach Ansicht Dr. Marxers nur<br />

liechtensteinisches Recht zur Anwendung kommen. 282<br />

Im Grunde genommen aber hoffte Dr. Marxer die Sache auf dem<br />

Verhandlungsweg regeln zu können. Als Kenmore im April 1940 in<br />

Vaduz weilte, forderte er Lorenz auf, Ludenia nach Vaduz zu entsen-<br />

279 AM, Roditi, Schreiben Ludenia an Marxer v. 30. 1. 40.<br />

280 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Regierung v. 13. 2. 40.<br />

281 AM, Roditi, Schreiben Regierung an Marxer v. 21. 2. 40.<br />

282 AM, Roditi, Schreiben Lorenz an Marxer v. 16. 2. 40; Schreiben Marxer<br />

an Lorenz v. 23. 2. 40.<br />

195


den. 283<br />

Lorenz allerdings sah dazu keine Möglichkeit und bat um<br />

schriftliche Vorschläge. 284<br />

Bevor man solche machen konnte, wollte<br />

Kenmore indes genaueres darüber wissen, welche Teile der Sendeanlage<br />

demontiert werden sollten und wie es sich mit den bereits bezahlten<br />

500 Pfund und den Gebühren verhielte. 285<br />

Die Antwort aus Berlin traf wenige Tage später ein: «Es sollen<br />

folgende Teile abmontiert werden: Sender mit Gleichrichter und Studio.<br />

Ferner benötigen wir den nur leihweise überlassenen Verstärker<br />

V 35 mit Batteriekoffer und 2 Mikrophonen.<br />

Um zu den Fragen der finanziellen Verrechnung Stellung zu nehmen,<br />

bitten wir Sie, uns mitzuteilen, welche Zollbeträge von Ihnen<br />

gezahlt bzw. deponiert wurden, und ob die bezahlten Beträge rückzahlbar<br />

oder bereits verfallen sind. Wir sind dann gerne bereit, eine beide<br />

Parteien befriedigende Lösung in Vorschlag zu bringen.» 280<br />

Marxer aber wies auf eine weitere Hürde hin: Der Eigentumsvorbehalt<br />

konnte nämlich nur dann geltend gemacht werden, wenn er<br />

auch im Grundbuch eingetragen war. 287<br />

Im Auftrag von Lorenz nahm<br />

Dr. Marxer den Eintrag vor und hatte durch dieses Manöver wieder<br />

einen Monat Zeit gewonnen. Seit Lorenz den Eigentumsvorbehalt erstmals<br />

angemeldet hatte, war bereits ein knappes Jahr vergangen, bis<br />

zum endgültigen Abtransport des Senders sollten noch weitere zwei<br />

Jahre verstreichen.<br />

3. D e r 1 e t z t e R e 11 u n g s v e r s u c h<br />

Im März 1941 teilte die Lorenz AG mit, dass sie nun über den Sender<br />

zu verfügen gedenke. 288<br />

Dr. Marxer aber bat um Geduld, um noch-<br />

283 AM, Roditi, Telegramm Marxer an Lorenz v. 1. 4. 40: «Drahtet wann<br />

Ludenia raschestens eintreffen kann da Verhandlungsvoraussetzung für<br />

kurze Zeit gegeben.» und v. 8. 4. 40: «Warum ohne Nachricht».<br />

284 AM, Roditi, Telegramm Lorenz an Marxer v. 11. 4. 40: «Einreise Ludenia<br />

oder anderer Bevollmächtigter aus bekannten Gründen unmöglich stop<br />

erbitten Vorschläge schriftlich».<br />

285 AM, Roditi, Schreiben Kenmore an Marxer v. 24. 4. 40.<br />

286 AM, Roditi, Schreiben Lorenz an Marxer v. 6. 6. 40.<br />

287 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Lorenz v. 24. 6. 40.<br />

288 AM, Roditi, Schreiben Lorenz an Marxer v. 5. 3. 41.<br />

196


mals mit der Gruppe Roditi/Mills & Rockley Kontakt aufzunehmen. 289<br />

Doch aus London traf keine Stellungnahme ein.<br />

Hingegen hörte er von Kenmore aus Lissabon. In einem Brief an<br />

Dr. Marxer meldete dieser seine Bedenken dagegen an, dem Verlangen<br />

von Lorenz zu entsprechen und schrieb im weiteren: «Ich widersetze<br />

mich wirklich nicht einer gütlichen Lösung, aber es muss eine sein, die<br />

beiden Parteien Rechnung trägt.<br />

Wir haben viele tausende von Pfunden investiert für die Aufstellung<br />

des Senders und zum Aufbau des Verstärkers, der nur für diesen speziellen<br />

Apparat verwendet werden konnte.<br />

Wenn nun Lorenz den Sender wegnimmt, so bleibt uns nichts als<br />

ein Haufen Draht und unverwendbares Maschinenzeug, das wir eigentlich<br />

dann nur wegwerfen können und dessen Installierung ein Vermögen<br />

gekostet hat.»<br />

Kenmore schlug deshalb vor, über einen eventuellen Lorenzvertreter<br />

in Lissabon weitere Verhandlungen zu führen. Dieser Vorschlag fand<br />

auch die Unterstützung Dr. Marxers. 290<br />

Lorenz aber lehnte ab 291<br />

und<br />

blieb trotz mehrerer Interventionen Dr. Marxers bei dieser ablehnenden<br />

Haltung. 292<br />

Die gütliche Einigung, die sich Dr. Marxer immer gewünscht<br />

hatte, war unmöglich geworden. Lorenz verlangte schliesslich die<br />

Adresse des Grundeigentümers 293<br />

und nachdem Dr. Marxer die Adresse<br />

von Dr. Rupert Ritter mitgeteilt hatte, 294<br />

liess sie ihn am 22. Dezember<br />

1941 wissen, dass sie «nach Ablauf zweier weiterer Wochen zum Abbau<br />

und Rücktransport des Senders schreiten» würde. 295<br />

289 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Lorenz v. 18. 3. 41.<br />

290 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Lorenz v. 22. 4. 41: In diesem Schreiben<br />

zitiert er Passagen aus Kenmores Brief.<br />

291 AM, Roditi, Schreiben Lorenz an Marxer v. 6. 6. 41.<br />

292 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Lorenz v. 16. 6. 41: Marxer bittet um<br />

Fristerstreckung um Vorschläge in England einzuholen;<br />

Schreiben Lorenz an Marxer v. 26. 7. 41: Lorenz verlangt «Mitteilung<br />

über den Stand der Sache»;<br />

Schreiben Marxer an Lorenz v. 5. 8. 41: Marxer wiederholt Vorschlag,<br />

über Lissabon zu verhandeln.<br />

293 AM, Roditi, Schreiben Lorenz an Marxer v. 22. 8. 41.<br />

294 AM, Roditi, Schreiben an Lorenz v. 2. 9. 41.<br />

295 AM, Roditi, Schreiben Lorenz an Marxer v. 22. 12. 41.<br />

197


Lorenz aber hatte nicht mit der Hartnäckigkeit von Dr. Rupert Ritter<br />

gerechnet, der nun seinerseits die Bewilligung zum Abtransport von der<br />

Rückzahlung der «bereits geleisteten Anzahlung nach Abzug eines entsprechenden<br />

Betrages für einen angemessenen Mietzins und die Abnützung»<br />

abhängig machte. Darüberhinaus schlug auch er vor, die<br />

Sendeanlage stehen zu lassen, «da nach Kriegsende die Wiederaufnahme<br />

des Betriebes geplant ist und Ihr Eigentumsvorbehalt bestehen<br />

bleibt.» 2<br />

»«<br />

4. Abtransport des Senders<br />

Lorenz aber wollte nicht bis Kriegsende warten und einigte sich<br />

schliesslich mit Dr. Rupert Ritter, die Sendeanlage auf eigene Kosten<br />

abzumontieren und nach Deutschland zurückzuschaffen. Lorenz wollte<br />

für alle notwendigen Ausfuhrbewilligungen selbst besorgt sein und<br />

Dr. Ritter ausserdem in seinen Bemühungen für eine Rückerstattung<br />

der bereits bezahlten Zollgebühren unterstützen. 297<br />

Von der Zollkreisdirektion Chur erhielt dieser aber die Mitteilung,<br />

dass eine Rückerstattung des Einfuhrzolls von rund 6'000 Franken nicht<br />

möglich sei. Einer Ausfuhr der Sendeanlage stehe aber nichts entgegen.<br />

298<br />

Nun aber nahm die Angelegenheit eine völlig neue W en<br />

dung. Am<br />

27. Juli 1942 erhielt Dr. Marxer von der Berner Lorenz-Vertretung die<br />

Mitteilung, «dass nach Rücksprache mit Hr. Dr. Friedr. Ritter am 3. 8.<br />

42 eine Besichtigung der Lorenz-Sende-Anlage stattfinden» solle. Und<br />

weiter hiess es: «Wie ihnen bekannt sein wird, beabsichtigen die<br />

Schweiz. Militärbehörden das beim dortigen Sender liegende Lorenz-<br />

Material von der C. Lorenz AG Berlin käuflich zu übernehmen.» Bei<br />

der Besichtigung sollten demnach «Herren des Armeekommandos, der<br />

kriegstechnischen Abteilung, der PTT, Lorenz Bern und Standard Zürich»<br />

teilnehmen. 299<br />

Im November 1942 schliesslich wurde die Sendeanlage demontiert.<br />

Statt sie aber, wie die Abmachung mit Dr. Rupert Ritter vorgesehen<br />

296 AM, Roditi, Schreiben R. Ritter an Lorenz v. 23. 12. 41.<br />

297 AM, Roditi, Vertrag zwischen R. Ritter und Lorenz v. 19. 3. 42.<br />

298 AM. Roditi. Schreiben R. Ritter an Marxer v. 13. 4. 42.<br />

299 AM, Roditi, Schreiben Lorenz Bern an Marxer v. 27. 7. 42.<br />

198


hatte, nach Deutschland zurückzunehmen, wurde sie in die Schweiz<br />

abtransportiert. Ritter protestierte und stellte sich auf den Standpunkt,<br />

dass sich dadurch der Wert der Anlage um den bezahlten Einfuhrzoll<br />

um 6000 Franken erhöhe.<br />

Die Schweizer Lorenz-Vertretung in Bern hatte schon zuvor um die<br />

Übersendung der Zollpapiere gebeten, damit die Kriegstechnische Abteilung<br />

mit der Oberzolldirektion über die Zollrückerstattung verhandeln<br />

könnte. 300<br />

Ob aber Dr. Rupert Ritter, die Lirag oder das Syndikat<br />

Roditi/Mills & Rockley je wieder etwas von diesen 6000 Franken gesehen<br />

haben, das lässt sich nirgendwo feststellen.<br />

Was noch an Material übrig blieb, wurde 3 Jahre nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg verkauft, nachdem sich eine Wiederaufnahme des Sendebetriebes<br />

als unmöglich erwiesen hatte. Der Verkauf dieser Gegenstände<br />

brachte ganze 584.96 Franken ein. 30<br />

' Am 30. Juli 1948 trat Dr. Rupert<br />

Ritter, der seinerzeit als treuhänderischer Käufer aufgetreten war, 302<br />

das Grundstück, auf dem das Sendegebäude stand, an die Lirag ab.<br />

Die Firma mit dem Namen Lirag, ihr Grundbesitz und das ebenfalls<br />

ihr gehörende ehemalige Sendegebäude, das ist der ganze Rest, der vom<br />

ehemaligen <strong>Liechtenstein</strong>ischen Landessender übriggeblieben ist. 303<br />

300 AM, Roditi, Telegramm R. Ritter an Lorenz v. 23. 11. 42;<br />

Schreiben R. Ritter an Lorenz v. 24. 11. 42.<br />

301 AM, Roditi, Buchungsbelege (meist ohne Datum); verkauft wurden:<br />

Linoleum 40.—<br />

Messinstrument 30.—<br />

Eisenofen 20.- (Beleg datiert, 28. 9. 48)<br />

Schallplatten 39.96<br />

Elektrischer Schalter 25 —<br />

Div. Material 10-<br />

Die Schallplatten wurden nach Angaben von Adulf Peter Goop, der als<br />

damaliger Mitarbeiter des Büros Marxer die Liquidation durchführte, in<br />

der Kanzlei Marxers versteigert.<br />

AM, Roditi, Schreiben Marxer an Hugo Hilty, <strong>Radio</strong>techniker in Schaan<br />

v. 17. 5. 49: Der Kauf von 1 Oszillograph, 1 Empfänger aller Wellenlängen<br />

und 1 <strong>Radio</strong> zum Preis von Fr. 420 — wird bestätigt. Der Gesamterlös<br />

für alles verkaufte Material betrug also Fr. 584.96.<br />

302 Bodenkauf s. o. S. 161.<br />

303 Pers. Angaben von Adulf Peter Goop, Teilhaber im Advokaturbüro Marxer,<br />

a. d. Verf.<br />

199


NACHWORT<br />

Wer die Geschichte des <strong>Liechtenstein</strong>ischen Landessenders gelesen<br />

hat, wird sich fragen, warum die Sendungen nach Kriegsende nicht<br />

wieder aufgenommen wurden, zumal ja die juristischen Voraussetzungen<br />

dazu bestanden hätten. Es gab den Zusatzartikel zum Postvertrag,<br />

es gab den bereinigten Konzessionsentwurf vom 4. September 1939<br />

und es gab die Zusicherung der «geteilten Welle» durch die U.I.R.­<br />

Konferenz von Montreux 1939.<br />

In der Tat hat Kenmore nach dem Kriege <strong>Liechtenstein</strong> besucht, um<br />

über eine Wiederaufnahme der Sendungen zu verhandeln. Die Regierung<br />

lehnte aber ab mit der Begründung, dass das Syndikat den Vertrag<br />

nicht eingehalten und insbesondere die in den Artikeln 2 und 3 des<br />

Vertrages vom 25. September 1937 verlangten Gebühren nie bezahlt<br />

hätte. 4<br />

3 0 5<br />

Die Regierung und eine Spezialkommission des Landtags befassten<br />

sich in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wiederholt mit der<br />

<strong>Radio</strong>angelegenheit. Ihre Beschlüsse finden sich in einem Schreiben der<br />

Regierung an Dr. Marxer. Darin heisst es: «Beide Instanzen sind nach<br />

eingehender Prüfung aller Umstände zum Schluss gekommen, es sei für<br />

das Gesamtwohl <strong>Liechtenstein</strong>s besser, wenn vorläufig, d. h. bis nach<br />

Eintritt anderer Verhältnisse in der Frage «<strong>Radio</strong> <strong>Liechtenstein</strong>» nichts<br />

weiter unternommen werde. <strong>Liechtenstein</strong> wird daher in der nächsten<br />

Zeit weder eine diesbezügliche Konzession noch eine Option erteilen.» 300<br />

Dabei ist es bis heute geblieben.<br />

304 LRA 166/73, Schreiben Mills an Regierung v. 28. 12. 45.<br />

305 LRA 166/73, Schreiben F. Ritter an Regierung v. 31. 10. 47: Im Schreiben<br />

ist die Zusammensetzung der <strong>Radio</strong>kommission des Landtages genannt.<br />

Mitglieder waren demnach: Alexander Frick, Regierungschef, David Strub,<br />

Landtagspräsident, Dr. Alois Ritter, Landtagsvizepräsident.<br />

306 LRA 166/73, Schreiben Regierungschef Alexander Frick an Marxer v.<br />

14. 1. 47.<br />

200


QUELLEN - UND LITERATURVERZEICHNIS<br />

1. Quellen<br />

a. Ungedruckte Quellen<br />

LRA <strong>Liechtenstein</strong>isches Regierungsarchiv, Vaduz :<br />

Aktenbündel 158/56 und 166/73<br />

Tagebuch von Dr. Friedrich Ritter<br />

LLB <strong>Liechtenstein</strong>ische Landesbibliothek, Vaduz :<br />

Landtagsprotokolle 1937 (Xerokopie)<br />

AM, Roditi Archiv des Advokatur-Büros Dr. Peter Marxer/Adulf Goop,<br />

Vaduz: Akte Roditi<br />

Gästebuch des «Waldhotel» Vaduz aus der Zeit vom 18. Juli 1932 bis 26. August<br />

1944 (im Besitz d. Verf.)<br />

Interview d. Verf. mit W. Kenmore am 3. 2. 72 in London.<br />

b. Gedruckte Quellen<br />

Ubereinkommen zwischen der Fürstlich <strong>Liechtenstein</strong>ischen Regierung und dem<br />

Schweizerischen Bundesrat betreffend die Besorgung des Post-, Telegraphenund<br />

Telephondienstes im Fürstentum <strong>Liechtenstein</strong> durch die schweizerische<br />

Postverwaltung und schweizerische Telegraphen- und Telephonverwaltung.<br />

(<strong>Liechtenstein</strong>isches Landesgesetzblatt Nr. 8/1922).<br />

Bundesgesetz betreffend den Telegraphen- und Telephonverkehr (Telegraphenund<br />

Telephonverkehrsgesetz) vom 14. Oktober 1922.<br />

<strong>Liechtenstein</strong>er Vaterland, Jahrgänge 1937 — 1940.<br />

<strong>Liechtenstein</strong>er Volksblatt, Jahrgänge 1937 — 1940.<br />

Rechenschaftsbericht der fürstlichen Regierung an den hohen Landtag für das<br />

Jahr 1937.<br />

201


2. Literatur<br />

Churchill: Winston S. Churchill: «Der Zweite Weltkrieg» (Gekürzte<br />

Ausgabe), Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf.,<br />

München, Zürich, 1965<br />

Goop Adulf Peter Goop (Hrsg.): «Gedächtnisschrift Ludwig Marxer»,<br />

Schulthess & Co. AG Zürich, 1963<br />

Hartmann Johannes Hartmann : «Das Geschichtsbuch von den Anfängen<br />

bis zur Gegenwart», Fischer Bücherei, 1955<br />

Pünter: Otto Pünter: «Schweizerische <strong>Radio</strong>- und Fernsehgesellschaft<br />

1931 — 1970», Schweiz. <strong>Radio</strong>- und Fernsehgesellschaft,<br />

Bern,1971<br />

Lanfranconi: Victor Lanfranconi: «Die Staatsverträge und Verwaltungsabkommen<br />

zwischen der Schweiz und dem Fürstentum<br />

<strong>Liechtenstein</strong> unter besonderer Berücksichtigung der daraus<br />

entstandenen völkerrechtlichen Konsequenzen», Dissertation<br />

Zürich 1969.<br />

Postwertzeichen: «50 Jahre <strong>Liechtenstein</strong>ische Postwertzeichen 1912 — 1962»,<br />

Selbstverlag der Fürstlichen Regierung, Vaduz, 1962.<br />

202

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