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Wie versprochen, trafen Savern und Ehrenhaft am 10. Oktober zu weiteren Verhandlungen in Vaduz ein. 85 Nach zahlreichen Besprechungen mit dem Landtagspräsidenten Frommelt und Dr. Marxer 8li formulierten sie ein «Expose über die Errichtung und den Betrieb einer Rundfunksendeanlage im Fürstentum Liechtenstein», das am 19. Oktober von Dr. Marxer bei der Regierung eingereicht wurde. 87 Die Vorstellungen von Roditi, dies zeigte das Expose, hatten nun klare Formen angenommen: Mit einem Aktienkapital von lOO'OOO Franken wollte sie in Vaduz eine Aktiengesellschaft gründen, um auf der internationalen Gemeinschaftswelle 209,9 m einen Sender mit 2 kW Leistung zu betreiben. Doch dieser Sender war nur die Vorstufe zu einem grösseren Projekt. 88 Man wollte nämlich einen Kurzwellensender mit speziellen Programmen für Autofahrer errichten, der «wichtige Nachrichten .... wie Strassensperrungen, freie Pässe, Wetternachrichten u. dgl.» durchgeben sollte. Dazu plante man Werbesendungen für Automobilisten und einen persönlichen Nachrichtendienst, «in welchem Autofahrer während der Fahrt an unbekannter Stelle sie persönlich betreffende Nachrichten erhalten» könnten. Gleichzeitig wollte man auch einen Fabrikationsbetrieb für im Kurzwellenbereich arbeitende Autoradios errichten. Der Plan, den die Roditi vorlegte, muss für die damalige Zeit als geradezu sensationell bezeichnet werden. Er nahm etwas vorweg, was die öffentlichen Rundfunkstationen erst Jahre, in gewissen europäischen Ländern sogar erst Jahrzehnte später in Ansätzen verwirklichten, einen permanenten Verkehrsfunk. Die Regierung beschied den Interessenten vorerst allerdings das, was sie auch allen andern mitgeteilt hatte, nämlich, dass erst die Wellenfrage gelöst sein müsse. 89 85 AM, Roditi, Telegramm Roditi Wien an Marxer v. 9. 10. 36: «Unsere Bevollmächtigten Herren Ehrenhaft und Savern eintreffen verabredungsgemäss Samstag Vaduz mit gewünschten Unterlagen.» 86 AM, Roditi, Kostennote Marxer an Roditi v. 25. 9. 37. 87 LRA 158/56, Schreiben Marxer an Regierung v. 19. 10. 36, Beilage: «Expose über die Errichtung und den Betrieb einer Rundfunksendeanlage im Fürstentum Liechtenstein.» 88 Kenmore bezeichnet ihn im pers. Gespräch m. d. Verf. am 3. 11. 1972 in London als «Geschenk an die Regierung». 89 LRA 158/56, Schreiben Hoop an Marxer v. 21. 10. 36. 137
Während längerer Zeit hörte Roditi in der Folge nichts mehr von der Regierung. Als Franz F. Feldmann von Roditi Paris im Februar 1937 in Arosa in den Ferien weilte, erkundigte er sich telefonisch bei Dr. Marxer über den Stand der Dinge. Marxer sprach daraufhin bei der Regierung vor und erfuhr, dass die Realisierung des Roditi-Projekts ausgeschlossen sei. Das einzige, was in Betracht käme, sei ein 2 kW-Sender, der keine Reklame sende und nur liechtensteinischen Bedürfnissen diene. Ein solcher Sender aber sei der Regierung bereits von anderer Seite angeboten worden. Marxer erfuhr allerdings nicht, wer diese andere Seite war, und wie weit die Verhandlungen gediehen waren. nj Bei Roditi wurde man nach dieser Mitteilung unruhig. Ehrenhaft konnte nicht verstehen, dass die Regierung keine Reklame erlauben wollte und vermutete bei den Konkurrenten ein «politisches Interesse». Immerhin wollte Roditi am Ball bleiben, auch «wenn nur der 2 kW- Sender in Betracht gezogen» würde. 91 Doch im Juni erlebte Charles Roditi eine neue Überraschung, als er erfuhr, dass die Regierung auch Verhandlungen mit einer französischen Gruppe führte. 92 Roditi London verlangte tags darauf telegrafisch, dass Marxer diese Verhandlungen verhindere, da man selbst «unerhörte neue Propositionen» zu machen gedenke. 9 '' Die Zeit aber drängte, verschiedene Gruppen hatten bereits ihre Angebote unterbreitet. 94 Am 16. Juni 1937 traf Ehrenhaft mit neuen Vorschlägen in Vaduz ein. Nach verschiedenen Sitzungen mit Dr. Marxer, nach telefonischen und schriftlichen Rücksprachen mit der Regierung wurden Dr. Marxer und die Herren Ehrenhaft und Conne von der Firma Roditi am 18. Juni beim Regierungschef vorgelassen. 95 Dort schilderten sie nochmals ihre 90 AM, Roditi, Schreiben Marxer an Feldmann v. 16. 2. 37. (Beim erwärmten Angebot handelt es sich um jenes von Leonard v. 21. 1. 37). 91 AM, Roditi,- Schreiben Ehrenhaft an Marxer v. 3. 3. 37. 92 AM, Roditi, Schreiben C. Roditi an Marxer v. 8. 6. 37. 93 AM, Roditi, Telegramm Roditi London an Marxer v. 9. 6. 37. 94 AM, Roditi, Schreiben Marxer an C. Roditi v. 10. 6. 37: «Es bewerben sich um Radiokonzessionen zur Zeit eine ganze Reihe von Gruppen, darunter die Interessenten des Luxemburger Senders, etwa 2 bis 3 englische Gruppen, die von Ihnen angedeutete Gruppe und meines Wissens ausserdem noch eine österreichische Gruppe. Inwieweit diese wiederum zusammenhängen ist noch nicht zu kontrollieren.» 95 AM, Roditi, Kostennote Marxer an Roditi v. 25. 9. 37. 138
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