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Karl Vocelka_A szimbólumok harca - Ausztria a két világháb…

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Der Kampf der Symbole – Österreich in der Zwischenkriegszeit<br />

Von <strong>Karl</strong> <strong>Vocelka</strong><br />

Nach dem Zerfall der Donaumonarchie und der Ausrufung der Republik<br />

Deutsch-Österreich am 12. November 1918 wird der neue Staat, die Republik<br />

Österreich geboren. Schon bei der Ausrufung der Republik vor dem Parlament<br />

der erste Streit um Symbole: rot-weiß-rote Fahne von Roten Garden<br />

heruntergeholt, der weiße Teil entfernt und die rote Fahne als Symbol der<br />

Räterepublik gehisst.<br />

In der neuen Republik Österreich gibt es<br />

Kontinuitäten:<br />

• Übernahme großer Teile der Rechtsordnung der Monarchie<br />

• Übernahme der Verwaltungsstrukturen<br />

• Übernahme von Traditionen bezüglich Institutionen (z.B. Landtag) und<br />

Funktionen (z.B. Hofrat)<br />

• Nahverhältnis der regierenden Christlichsozialen zur katholischen Kirche<br />

und Brüche<br />

• Änderung der Staatsform – demokratische Republik<br />

• Abschaffung des Adels<br />

• Landesverweisung der Habsburger<br />

• Trennung des Vermögen der regierenden Linie des Hauses in<br />

staatsärarisches Vermögen und „Privatvermögen“.<br />

Im Vortrag wurde eine Reihe von symbolischen Themenbereichen behandelt<br />

und mit Bildern illustriert.<br />

1. Staatssymbole (Wappen etc.)<br />

Vor 1918 Dominanz und Allgegenwart der monarchischen Symbolwelt<br />

(Wappen, Kronen, Kaiserbilder, Denkmäler)<br />

Die neue Republik schloss in den Staatsymbolen eng an die alten Symbole an.<br />

Ein Staatswappen, das Dr. <strong>Karl</strong> Renner, der Staatspräsident entwarf und<br />

Symbole der Arbeit in schwarz-rot-gold (der Staat Deutsch-Österreich wollte<br />

sich ja an die deutsche Republik anschließen) zeigt, konnte sich nicht<br />

durchsetzen. Es zeigte: rote gekreuzte Hämmer, welche die Arbeiter<br />

verkörperten, schwarze Mauer als Symbol der Bürger und goldene Ähren als<br />

Emblem der Bauern.<br />

Das eigentliche sich durchsetzende Staatswappen war viel traditioneller.<br />

"Das Staatswappen der Republik Deutschösterreich besteht aus einem<br />

freischwebenden, einköpfigen, schwarzen, golden gewaffneten und rot<br />

bezungten Adler, dessen Brust mit einem roten, von einem silbernen Querbalken<br />

durchzogenen Schildchen belegt ist. Der Adler trägt auf dem Haupte eine<br />

goldene Mauerkrone mit drei sichtbaren Zinnen, im rechten Fange eine goldene<br />

Sichel mit einwärts gekehrter Schneide, im linken Fange einen goldenen


Hammer." (Gesetz über das Staatswappen und das Staatssiegel der Republik<br />

Deutschösterreich vom 8. Mai 1919, St.G.Bl.257/1919).<br />

Die Mauerkrone symbolisierte das Bürgertum, der Hammer die Arbeiter und die<br />

Sichel den Bauerstand. Die Farben rot-weiß-rot waren die Staatsfarben, aber das<br />

Wappen ist – bezeichnender Weise – in schwarz rot gold gehalten.<br />

Ein zweites Staatssymbol war das (rote) Kruckenkreuz (wie das Jerusalem<br />

Kreuz ohne die vier eingeschriebenen Kreuze), das auf Orden, Briefmarken und<br />

Münzen vorkam und seit 1924 in die Reihe der Staatssymbole aufgenommen<br />

wurde.<br />

Mit dem Ende der parlamentarischen Demokratie der Ersten Republik in den<br />

Jahren 1933/34 und der Umwandlung in einen autoritär geführten Staat<br />

(Austrofaschismus) änderte sich das Staatsymbol.<br />

„Das Staatswappen Österreichs besteht aus einem frei schwebenden,<br />

doppelköpfigen, schwarzen, golden nimbierten und ebenso gewaffneten,<br />

rotbezungten Adler, dessen Brust mit einem roten, von einem silbernen<br />

Querbalken durchzogenen Schilde belegt ist.“ (Gesetz vom 1. Mai 1934, BGBl.<br />

239/1934)<br />

Man nahm also wieder den doppelköpfigen Adler, das Symbol des Kaisertums,<br />

ins Wappen. Bundeskanzler Dollfuß wollte ursprünglich dem rot-weiß-roten<br />

Brustschild des Adlers noch das rote Kruckenkreuz in der Mitte auflegen, um so<br />

eine möglichst enge Verbindung zwischen Staat und Vaterländischer Front zu<br />

symbolisieren.<br />

2. Hymnen<br />

Von 1918 bis 1938 gab es vier Hymnen in Österreich:<br />

Die Kaiserhymne (Text ursprünglich von Lorenz Leopold Haschka, Musik von<br />

Josef Haydn) bis 1918<br />

Urtext (wurde bei jedem neuen Kaiser verändert):<br />

Gott erhalte Franz, den Kaiser,<br />

Unsern guten Kaiser Franz!<br />

Lange lebe Franz, der Kaiser,<br />

In des Glückes hellstem Glanz!<br />

Ihm erblühen Lorbeerreiser,<br />

Wo er geht, zum Ehrenkranz!<br />

Gott erhalte Franz, den Kaiser,<br />

Unsern guten Kaiser Franz!<br />

Parodien mit den Namen sozialdemokratischer Politiker entstanden in den<br />

Wirren 1918.<br />

Gott erhalte, Gott beschütze<br />

Unsern Renner, unsern Seitz,<br />

Und erhalt – man kann nie wissen - auch den Kaiser in der Schweiz!<br />

<strong>Karl</strong> Kraus schrieb 1920 eine republikanische Parodie der Volkshymne:<br />

Gott erhalte, Gott beschütze<br />

Vor dem Kaiser unser Land!


Mächtig ohne seine Stütze<br />

sicher ohne seine Hand!<br />

Ungeschirmt von seiner Krone<br />

stehn wir gegen diesen Feind:<br />

Nimmer sei mit Habsburgs Throne<br />

Österreichs Geschick vereint.<br />

Von 1920 bis 1929 galt die so genannte Rennerhymne (Text <strong>Karl</strong> Renner, Musik<br />

Wilhelm Kienzl)<br />

Erste Strophe der Renner-Hymne<br />

Deutschösterreich, du herrliches Land, wir lieben dich!<br />

Hoch von der Alm unterm Gletscherdom<br />

Stürzen die Wasser zum Donaustrom:<br />

Tränken im Hochland Hirten und Lämmer,<br />

Treiben am Absturz Mühlen und Hämmer,<br />

Grüßen viel Dörfer, viel Städte und ziehn<br />

Jauchzend zum Ziel, unserm einzigen Wien!<br />

Du herrliches Land, unser Heimatland,<br />

Wir lieben dich, wir schirmen dich.<br />

Von 1929 bis 1938 galt die Kernstockhymne (Text vom deutschnationalen,<br />

katholischen, steirischen Priester Ottokar Kernstock, Musik die alte Haydn-<br />

Hymne)<br />

Erste Strophe der Kernstockhymne<br />

Sei gesegnet ohne Ende,<br />

Heimaterde wunderhold!<br />

Freundlich schmücken dein Gelände<br />

Tannengrün und Ährengold.<br />

Deutsche Arbeit ernst und ehrlich,<br />

Deutsche Liebe zart und weich –<br />

Vaterland, wie bist du herrlich,<br />

Gott mit dir, mein Österreich!<br />

Der stärker werdende Nationalsozialismus bediente sich der Deutschen Hymne<br />

(Text August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Musik Haydn-Hymne mit<br />

dem Text „Deutschland, Deutschland über alles …) sie war ab 1938 offizielle<br />

Hymne in Österreich, das seit dem Anschluss ein Teil des NS-Staates wurde.<br />

Wenn zwischen 1929 und 1938 die Haydn-Melodie gespielt wurde, sangen die<br />

Monarchisten innerlich die Kaiserhymne, die Austrofaschisten die Kernstock-<br />

Hymne und die Nationalsozialisten die Deutschland-Hymne!<br />

3. Denkmäler<br />

Die Denkmäler der Monarchie bleiben unzerstört, Statuen und Bilder von<br />

Habsburgern (Herrscher und auch nicht-regierende Mitglieder des Erzhauses)<br />

überlebten in Österreich das Jahr 1918).<br />

1928 wurde ein Republikdenkmal errichtet, das als allgemeines<br />

Identifikationsobjekt einige Probleme aufwies. Alle drei Personen auf dem


Denkmal sind Sozialdemokraten (Jakob Reumann, Viktor Adler, Ferdinand<br />

Hanusch).<br />

Noch während es Bürgerkrieges im Februar 1934 wurde das Denkmal daher<br />

verhüllt. Einige Tage später wurde das Denkmal abgetragen und erst 1947<br />

wieder aufgestellt.<br />

4. Das „kulturelle Erbe“ der Vergangenheit<br />

Der Kleinstaat Österreich griff zurück auf seine große Vergangenheit (Mozart,<br />

Haydn, Beethoven, aber auch Maria Theresia und Prinz Eugen)<br />

Besondere Hervorhebung der Musik, kein großer Bezug zur Dichtkunst – z.T.<br />

Folge der antisemitischen Gesinnung der Regierungsparteien (Christlichsoziale<br />

und Deutschnationale).<br />

Auf Münzen der Ersten Republik finden sich Schubert, Mozart, Haydn, aber<br />

auch Prinz Eugen, Walter von der Vogelweide und Fischer von Erlach.<br />

5. Die Parteien: ihre Symbole und ihre Helden<br />

Christlichsoziale (weiße Nelke, Kruckenkreuz, allgemein christliche Symbole)<br />

Helden: der Parteigründer Dr. <strong>Karl</strong> Lueger (Münzen und auch Denkmäler in<br />

Wien) und der Politiker der Ersten Republik der Prälat Dr. Ignaz Seipel.<br />

Sozialdemokraten (Rote Nelke, gehobene linke Faust, später drei Pfeile)<br />

Helden (siehe Republikdenkmal) wurden staatlich nicht gewürdigt, das die<br />

Sozialdemokraten in Opposition waren.<br />

Deutschnationale (blaue Kornblume als Lieblingsblume Bismarcks, später<br />

Übergang ins Zeichen des Hakenkreuzes)

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