Online-Ausgabe - Eisenbarth-Kurier
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Kinderarbeit Klasse M7<br />
Geschichte der Kinderarbeit<br />
Kinderarbeit gibt es schon immer. Mit der Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert<br />
nahm sie in Europa und den USA Ausmaße an, welche die Gesundheit<br />
der jungen Menschen massiv beeinträchtigte. Kinder ab sechs Jahren arbeiteten<br />
in dieser Zeitepoche nicht nur als Hilfskräfte und Dienstboten, sondern<br />
auch zu einem großen Teil in der Textilindustrie und in Kohlegruben. Die tägliche<br />
Arbeitszeit betrug bis zu 16 Stunden. Manche Arbeiten im Bergbau konnten<br />
nur von Kindern wegen ihrer geringen Körpergröße ausgeführt werden.<br />
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war ein Drittel der Fabrikarbeiter in den USA<br />
zwischen sieben und zwölf Jahren.<br />
Kinder, die arbeiteten, hatten neben Problemen mit der Gesundheit keine oder<br />
nur eine geringe Schulbildung. In Bayern wurde 1806 die allgemeine Schulpflicht<br />
eingeführt. Viele Eltern sahen nicht ein, dass sie ihre Kinder in die Schule<br />
schicken sollten, da so deren Arbeitskraft fehlte. Nach einer Untersuchung<br />
im Jahr 1819 konnten von 715 Kindern, die arbeiteten, nur 455 lesen, 351 ein wenig<br />
schreiben und 234 etwas rechnen.<br />
Die Kinderarbeit ermöglichte den Familien ein zusätzliches und oft dringend<br />
notwendiges Einkommen. Die Unternehmen, die Kinder beschäftigten, fühlten<br />
sich daher als Wohltäter. Dabei beuteten sie die Kinderarbeiter aus, die<br />
meist nur den Bruchteil des Lohnes eines erwachsenen Arbeiters bekamen.<br />
Die Armee hatte wegen der vielen kranken Kinder oft Probleme, gesunde, neue<br />
Soldaten zu finden. Preußen erließ deshalb 1839 ein Gesetz das Kindern unter<br />
neun Jahren die Arbeit in Fabriken verbot. Die neun bis sechzehnjährigen durften<br />
nicht mehr als zehn Stunden täglich arbeiten, nicht mehr an Sonntagen<br />
und nicht mehr nachts. Im Jahr 1853 wurde das Mindestalter für die Fabrikarbeit<br />
auf zwölf Jahre angehoben.<br />
Kinderarbeit heute<br />
Nach Angaben von UNICEF arbeiten heute rund 200 Millionen Kinder zwischen<br />
fünf und 14 Jahren. Die meisten davon sind in der Landwirtschaft, in<br />
kleinen Werkstätten, als Arbeiter in Steinbrüchen, als Straßenverkäufer oder<br />
Dienstmädchen beschäftigt. Besonders viel Kinderarbeit gibt es dabei in Asien,<br />
im Pazifikraum und in Afrika.<br />
Asien und Pazifik: 128 Millionen<br />
Afrika: 50 Millionen<br />
Lateinamerika: 7 Millionen<br />
sonstige Gebiete: 15 Millionen<br />
Ursachen für die<br />
Kinderarbeit<br />
Die wichtigste Ursache für Kinderarbeit<br />
ist die Armut der Eltern. So<br />
würden nach Untersuchungen die<br />
meisten Eltern ihre Kinder nicht<br />
zur Arbeit schicken, wenn sie nicht äußerste Not dazu zwingen würde.<br />
Laut Angaben der Vereinten Nationen hatte 2004 in den Entwicklungsländern<br />
jeder Fünfte weniger als einen Euro pro Tag zur Verfügung. Das reicht nicht, um<br />
eine Familie zu ernähren. Die Eltern können sich einen Schulbesuch der Kinder<br />
nicht leisten oder sehen auch gar keine Notwendigkeit dazu. In manchen Ländern<br />
gilt es als selbstverständlich, dass Kinder als Zeichen ihrer Dankbarkeit<br />
mitarbeiten müssen, um die Familie zu ernähren. Die Kinderarbeit führt aber<br />
auch zu einem höheren Angebot an billigen Arbeitskräften und damit zu niedrigen<br />
Löhnen. Die Kinderarbeit ist also auch eine Ursache für die Armut der<br />
Eltern – ein Teufelskreis.<br />
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