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Jugend und Geld (PDF, 95 KB) - SCHUFA-Kredit-Kompass.de

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Schul<strong>de</strong>n-<strong>Kompass</strong> | Analyse D | Inhalt<br />

Analyse D:<br />

<strong>Jugend</strong> <strong>und</strong> <strong>Geld</strong> 2005<br />

Von Prof. Dr. Elmar Lange <strong>und</strong> Karin R. Fries, 2006<br />

Eine empirische Untersuchung über <strong>de</strong>n Umgang von 10- bis 17-Jährigen<br />

Kin<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen mit <strong>Geld</strong><br />

Unter <strong>de</strong>r Schirmherrschaft <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong><br />

In Kooperation mit BITKOM <strong>und</strong> VATM<br />

Durchführen<strong>de</strong>s Institut: IJF Institut für <strong>Jugend</strong>forschung<br />

1. Sozialer Hintergr<strong>und</strong><br />

2. Einnahme- <strong>und</strong> Ausgabesituation<br />

3. Kauf-, Konsum- <strong>und</strong> Verschuldungsmuster<br />

139


Schul<strong>de</strong>n-<strong>Kompass</strong> | Analyse D | Einleitung<br />

Einleitung<br />

Anlass <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Studie ist die in <strong>de</strong>n Medien häufig berichtete, aber auch in wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen wie<strong>de</strong>rholt bestätigte Beobachtung einer zunehmen<strong>de</strong>n Verschuldung<br />

o<strong>de</strong>r gar Überschuldung <strong>de</strong>r Haushalte in Deutschland <strong>und</strong> die Vermutung, dass auch min<strong>de</strong>rjährige<br />

Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche zunehmend in die Verschuldung <strong>und</strong> Überschuldung geraten. Diese<br />

Vermutung soll in dieser Studie u.a. untersucht wer<strong>de</strong>n. Hier liegt ein primäres Untersuchungsinteresse<br />

<strong>de</strong>r <strong>SCHUFA</strong> als – im Rahmen <strong>de</strong>s Schul<strong>de</strong>n-<strong>Kompass</strong> – <strong>de</strong>r Auftraggeberin dieser Studie.<br />

Anlass ist zum zweiten die oft in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit geäußerte Aussage, dass nicht nur bei <strong>de</strong>n<br />

Erwachsenen, son<strong>de</strong>rn in beson<strong>de</strong>rem Maße auch bei <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen <strong>de</strong>r Kauf<br />

<strong>und</strong> die Nutzung neuer Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien, insbeson<strong>de</strong>re das<br />

Handy, zu dieser möglichen Verschuldung <strong>und</strong> Überschuldung beitragen. Auch diese Aussage ist<br />

in einem größeren Zusammenhang zu überprüfen. Forschungen auf diesem Gebiet liegen u. a.<br />

im Interesse <strong>de</strong>r Telekommunikationsverbän<strong>de</strong>, die diese Studie ebenfalls unterstützen. Sollten<br />

sich diese Vermutungen bestätigen, stellt sich auch die Frage, inwieweit möglicherweise durch<br />

gesetzgeberische Maßnahmen präventiv o<strong>de</strong>r auch intervenierend dort eingegriffen wer<strong>de</strong>n sollte,<br />

wo die Ursachen für Verschuldungen liegen. An <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>nstruktur,<br />

<strong>de</strong>r Sozialstruktur <strong>de</strong>r Haushalte aber auch <strong>de</strong>r Wohngegend sowie <strong>de</strong>r familiären <strong>und</strong><br />

schulischen Finanzerziehung, hat beson<strong>de</strong>rs das BMFSFJ ein Interesse, das die Studie begleitet<br />

sowie die Schirmherrschaft übernommen hat.<br />

Im Einzelnen geht es um die Beantwortung <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Fragestellungen:<br />

1. Aus welchen sozialen Verhältnissen stammen die Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen? Wie sehen die<br />

familiären Verhältnisse <strong>und</strong> Erziehungsmuster, insbeson<strong>de</strong>re auch die Finanzerziehung aus? Aus<br />

welchem schulischen Kontext stammen die Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen <strong>und</strong> wie sind sie in <strong>de</strong>n<br />

Peer-Gruppen-Kontext eingeb<strong>und</strong>en?<br />

2. Wie sieht die finanzielle Einnahmesituation <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen aus? Wie hoch<br />

sind ihre Einnahmen, aus welchen Quellen stammen sie <strong>und</strong> wie ist die Einnahmenhöhe zu<br />

erklären?<br />

3. Für welche Güter <strong>und</strong> Dienstleistungen geben die <strong>Jugend</strong>lichen wieviel <strong>Geld</strong> aus? Hier wird<br />

nach <strong>de</strong>n dominanten Gütergruppen differenziert gefragt; es geht also um allgemeine Kauf<strong>und</strong><br />

Konsummuster.<br />

4. Wieviel <strong>Geld</strong> geben die <strong>Jugend</strong>lichen im Rahmen ihres Budgets für neue Kommunikationsmedien,<br />

speziell für Mobiltelefone aus? Darüber hinaus interessieren in diesem Zusammenhang<br />

Fragen nach <strong>de</strong>n familiären Hintergrün<strong>de</strong>n für die Entscheidungen für z. B. bestimmte Tarifmo<strong>de</strong>lle,<br />

für die Ausgabenhöhe usw. Hier geht es also um die speziellen Kauf- <strong>und</strong> Konsummuster<br />

von Handys.<br />

5. Wenn man regelmäßig mehr <strong>Geld</strong> ausgibt, als man einnimmt, kommt es zu Verschuldungen.<br />

In diesem Zusammenhang stellen sich die Fragen: Wie groß ist <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r verschul<strong>de</strong>ten<br />

<strong>Jugend</strong>lichen insgesamt? Wie hoch sind die <strong>Jugend</strong>lichen verschul<strong>de</strong>t? Bei wem sind sie ver<br />

schul<strong>de</strong>t? Wo sehen sie die Ursachen für ihre Verschuldung <strong>und</strong> welche Folgen hat die<br />

Verschuldungs-situation für sie? Allgemein stellt sich damit die Frage nach <strong>de</strong>n Verschuldungsmustern<br />

<strong>de</strong>r <strong>Jugend</strong>lichen.<br />

141


Schul<strong>de</strong>n-<strong>Kompass</strong> | Analyse D | Einleitung | 1.<br />

6. <strong>Geld</strong>, das man nicht ausgibt, kann man sparen. Wie groß ist <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r <strong>Jugend</strong>lichen,<br />

<strong>de</strong>r überhaupt spart, wie hoch sind die Beträge, die regelmäßig gespart wer<strong>de</strong>n, in welchen<br />

Formen <strong>und</strong> zu welchen Zwecken wird gespart? Hier geht es also um die Muster <strong>und</strong><br />

Formen <strong>de</strong>s Sparens als Alternative zum Ausgeben.<br />

Methodische Gr<strong>und</strong>lage dieser Studie ist eine repräsentative Befragung von 1003 Kin<strong>de</strong>rn<br />

<strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen zwischen 10 <strong>und</strong> 17 Jahren sowie jeweils eines Elternteils; das waren in 96 %<br />

aller Fälle die Mütter <strong>und</strong> in 4 % die Väter. Die Studie wur<strong>de</strong> im November 2005 vom Institut<br />

für <strong>Jugend</strong>forschung in München durchgeführt.<br />

Die Studie hat zahlreiche Ergebnisse zum Umgang <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen mit ihrem <strong>Geld</strong><br />

gebracht, <strong>de</strong>ren wichtigste sich mit Bezug auf die Ausgangsfragen wie folgt zusammenfassen<br />

lassen:<br />

1. Sozialer Hintergr<strong>und</strong><br />

Die Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen stammen aus Familien, die allen Schichten <strong>de</strong>r Bevölkerung angehören,<br />

wobei allerdings die Randschichten am unteren En<strong>de</strong> sowie die Oberschichten leicht unterrepräsentiert<br />

<strong>und</strong> die Mittelschichten leicht überrepräsentiert sind. Die Familien weisen insgesamt<br />

eine sehr hohe Kommunikationsintensität auf, allerdings wer<strong>de</strong>n die Themen <strong>Geld</strong>, Finanzen<br />

<strong>und</strong> Wirtschaften eher selten mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen diskutiert . Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />

zeigt sich eine relativ niedrige Konfliktintensität. Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten zwischen Eltern <strong>und</strong><br />

Kin<strong>de</strong>rn fin<strong>de</strong>n sich noch am häufigsten bezüglich <strong>de</strong>r Ausgaben für die Handynutzung <strong>und</strong> für<br />

Süßigkeiten sowie bezüglich <strong>de</strong>r Dauer <strong>de</strong>r Beschäftigung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Computer<br />

<strong>und</strong> mit Computerspielen.<br />

Die Mitbestimmungsmöglichkeiten <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r sind in Haushalts- <strong>und</strong> Finanzangelegenheiten<br />

eher gering; umgekehrt ist die Kontrolle <strong>de</strong>r <strong>Geld</strong>ausgaben <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r durch die Eltern recht<br />

hoch. In <strong>de</strong>n Familien dominiert ein <strong>de</strong>mokratischer, auf Verhandlungen mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn angelegter<br />

Erziehungsstil. Es fin<strong>de</strong>n sich jedoch auch verhältnismäßig häufig Merkmale eines autoritären<br />

<strong>und</strong> überbehüten<strong>de</strong>n Erziehungsstils. Schichtspezifische Unterschie<strong>de</strong> sind diesbezüglich<br />

kaum vorhan<strong>de</strong>n.<br />

Das Ziel, die Finanzkompetenz <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r zu för<strong>de</strong>rn, hat bei <strong>de</strong>n Eltern insgesamt einen sehr<br />

hohen Stellenwert. Die hierzu erfor<strong>de</strong>rlichen pädagogischen Maßnahmen, etwa eine intensive<br />

Beteiligung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Haushaltsentscheidungen o<strong>de</strong>r ein eigenes marktkonformes Vorbildverhalten,<br />

erscheinen dagegen weniger <strong>de</strong>utlich ausgeprägt. In <strong>de</strong>n Schulen haben etwa die<br />

Hälfte aller Schüler die Themen „Finanzen <strong>und</strong> Konsum“ <strong>und</strong> gut 60 % die Themen „Medien<br />

<strong>und</strong> Werbung“ behan<strong>de</strong>lt erlebt. Systematische Effekte auf ihr Konsumverhalten lassen sich daraus<br />

nicht erkennen.<br />

142


Schul<strong>de</strong>n-<strong>Kompass</strong> | Analyse D | 2. | 2.1 | 2.2<br />

2. Einnahme- <strong>und</strong> Ausgabesituation<br />

2.1 Die Einnahmen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen<br />

Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche beziehen Einnahmen aus verschie<strong>de</strong>nen Quellen; hierzu zählen das<br />

Taschengeld, regelmäßige Einnahmen „zwischendurch“, Vergütungen aus Nebentätigkeiten,<br />

Ausbildungsvergütungen sowie Einmalzahlungen zu Weihnachten <strong>und</strong> zum Geburtstag.<br />

Ingesamt erhalten die Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen dieser Altersgruppe im Jahr im Durchschnitt<br />

fast 900 Euro, aber nicht alle Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen beziehen Einnahmen aus allen Arten.<br />

Taschengeld erhalten 85% <strong>de</strong>r <strong>Jugend</strong>lichen in einer Höhe von 30 Euro, <strong>Geld</strong> „zwischendurch“<br />

70% in Höhe von 17 Euro, <strong>Geld</strong> aus Nebentätigkeiten 17 % in Höhe von 62 Euro, Ausbildungsvergütungen<br />

4 % in Höhe von 324 Euro, <strong>Geld</strong>geschenke zu Weihnachten 62 % in Höhe von<br />

100 Euro <strong>und</strong> <strong>Geld</strong>geschenke zum Geburtstag 82 %, ebenfalls in Höhe von r<strong>und</strong> 100 Euro.<br />

Addiert man die Einnahmen aus <strong>de</strong>m Taschengeld <strong>und</strong> die Einnahmen „zwischendurch“, dann<br />

belaufen sich die regelmäßigen Einnahmen <strong>de</strong>r meisten (ca. 60 %) <strong>Jugend</strong>lichen auf etwa<br />

47 Euro im Monat.<br />

Die Einnahmen <strong>de</strong>r <strong>Jugend</strong>lichen steigen <strong>de</strong>utlich mit <strong>de</strong>m Alter an. In <strong>de</strong>n Familien existiert eine<br />

verbindliche Norm, das Taschengeld <strong>und</strong> die Zahlungen „zwischendurch“ mit <strong>de</strong>m Alter <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

steigen<strong>de</strong>n Bedürfnissen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen wachsen zu lassen. Darüber hinaus steigen<br />

mit <strong>de</strong>m Alter die Einnahmen aus Nebentätigkeiten. Die Einnahmen sind weiterhin abhängig<br />

vom dominanten Finanzerziehungsmuster in <strong>de</strong>r Familie: Je liberaler <strong>und</strong> großzügiger die Finanzerziehung,<br />

<strong>de</strong>sto mehr <strong>Geld</strong> erhalten die Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen von ihren Eltern. Das liberale<br />

Erziehungsmuster ist in Haushalten mit höheren Einkommen häufiger vertreten als in Haushalten<br />

mit geringerem Einkommen. Einzelkin<strong>de</strong>r erhalten <strong>de</strong>utlich mehr <strong>Geld</strong> als Kin<strong>de</strong>r aus Familien<br />

mit Geschwistern.<br />

2.2. Die Ausgaben <strong>de</strong>r <strong>Jugend</strong>lichen allgemein<br />

Die Ausgaben <strong>de</strong>r <strong>Jugend</strong>lichen belaufen sich im Monat auf durchschnittlich 39 Euro. Ihre Höhe<br />

ist im Wesentlichen direkt von <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Einnahmen als <strong>de</strong>n zentralen ökonomischen Ressourcen<br />

sowie vom Alter <strong>de</strong>r <strong>Jugend</strong>lichen abhängig. Indirekt wirken die Bedingungsfaktoren<br />

hoher Einnahmen wie z. B. eine geringe Kin<strong>de</strong>rzahl <strong>und</strong> eine liberale Finanzerziehung. Die Ausgaben<br />

sind weiterhin um so höher, je liberaler die Erziehung, je weniger man sich bei seinen<br />

Konsumentscheidungen an seinen Eltern <strong>und</strong> je mehr man sich an seinen Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Bekannten<br />

orientiert. Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche geben ihr <strong>Geld</strong> am häufigsten für Süßigkeiten, Fast-Food<br />

<strong>und</strong> Getränke aus, dann folgt das Handy. Den dritten großen Block bil<strong>de</strong>n Ausgaben für Print<strong>und</strong><br />

Audiovisuelle-Medien. An vierter Stelle geht es um Ausgaben für das persönliche Aussehen,<br />

wie Kleidung, Kosmetika usw. All diese Ausgaben variieren beson<strong>de</strong>rs mit <strong>de</strong>m Geschlecht<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Alter.<br />

143


Schul<strong>de</strong>n-<strong>Kompass</strong> | Analyse D | 2. | 2.2 | 2.3<br />

Was die Höhe <strong>de</strong>r Ausgaben angeht, fließt das meiste <strong>Geld</strong> in Kleidung, Schuhe, Turnschuhe<br />

<strong>und</strong> das „Ausgehen“, dann ins Handy. Es folgen Ausgaben für Audio- <strong>und</strong> Vi<strong>de</strong>ogüter wie CDs,<br />

DVDs, Kassetten, Computerspiele.<br />

Sowohl hinsichtlich <strong>de</strong>r Häufigkeit als auch <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Einzelausgaben fin<strong>de</strong>n wir keine systematischen<br />

Zusammenhänge zu familiären Hintergr<strong>und</strong>merkmalen. In diesen Hinsichten orientieren<br />

sich die Jungen <strong>und</strong> Mädchen <strong>de</strong>r unterschiedlichen Altersgruppen im Wesentlichen an<br />

<strong>de</strong>n Standards, die die Bezugsgruppen setzen.<br />

Mehr als vier Fünftel <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen geben im Monatsdurchschnitt nicht mehr aus,<br />

als sie einnehmen, das heißt, sie kommen mit ihren Einnahmen aus. Dem weitaus größten Teil<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen kann damit ein finanzwirtschaftlich rationales Konsumverhalten<br />

unterstellt wer<strong>de</strong>n. Wenn auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite ein Fünftel <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen angibt,<br />

mehr auszugeben, als es einnimmt, kann daraus noch nicht auf eine Verschuldung geschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies liegt daran, dass die Studie für die regelmäßigen Einnahmen auf Taschengeld <strong>und</strong><br />

<strong>Geld</strong> „zwischendurch“ abstellt, die Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen jedoch auch die Einmalzahlungen<br />

zu Weihnachten <strong>und</strong> zum Geburtstag zum Ausgleich heranziehen können.<br />

Die Ausgabendisziplin (also das Verhältnis von Ausgaben zu Einnahmen) ist nach <strong>de</strong>n hier vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Erkenntnissen ausschließlich auf das Alter zurückzuführen: Je älter die Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong><br />

<strong>Jugend</strong>lichen sind, <strong>de</strong>sto mehr geben sie von ihren Einnahmen auch aus. Familiäre, schulische<br />

o<strong>de</strong>r sonstige Verhältnisse spielen in diesem Zusammenhang keine Rolle.<br />

2.3 Die Ausgaben <strong>de</strong>r <strong>Jugend</strong>lichen für das Handy<br />

70 % <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen besitzen inzwischen ein eigenes Handy, davon 4 % sogar<br />

mehrere. Der Handybesitz ist bei <strong>de</strong>n Mädchen höher als bei <strong>de</strong>n Jungen, bei Einzelkin<strong>de</strong>rn höher<br />

als bei Geschwisterkin<strong>de</strong>rn. Er steigt systematisch mit <strong>de</strong>m Alter an von 34 % bei <strong>de</strong>n 10-Jährigen<br />

auf 94 % bei <strong>de</strong>n 17-Jährigen. Er ist unabhängig vom Haushaltseinkommen <strong>de</strong>r Eltern. Knapp<br />

drei Viertel aller Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen geben <strong>Geld</strong> für ihr Handy aus; bei einem Viertel wer<strong>de</strong>n<br />

die Handykosten vollständig durch die Eltern getragen, bei <strong>de</strong>n Jüngeren mehr, bei <strong>de</strong>n Älteren<br />

weniger. Bezogen auf alle Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen gibt nur die Hälfte <strong>Geld</strong> für das Handy aus.<br />

Ein Zehntel <strong>de</strong>r Handybesitzer, insbeson<strong>de</strong>re die Älteren mit einem eigenen Vertrag, zahlt auch<br />

Gr<strong>und</strong>gebühren in Höhe von etwa 12 Euro pro Monat. 60 % <strong>de</strong>r Handybesitzer zahlen nur<br />

Telefonkosten <strong>und</strong> Kosten für Mehrwertdienste in Höhe von jeweils etwa 7,50 Euro. Verallgemeinernd<br />

kann man sagen, dass etwa 60 % <strong>de</strong>r jugendlichen Handybesitzer monatlich nicht<br />

mehr als 15 Euro für ihr Handy ausgeben. Bei etwa 16 % <strong>de</strong>r Handybesitzer, die einen festen<br />

Vertrag haben <strong>und</strong> ihre Gr<strong>und</strong>gebühr selbst bezahlen, belaufen sich die monatlichen Kosten<br />

auf etwa 18 Euro.<br />

144<br />

Was die Handykosten angeht, existieren keine Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Geschlechtern. Die<br />

Handykosten steigen allerdings sowohl hinsichtlich <strong>de</strong>s Auftretens als auch hinsichtlich <strong>de</strong>r Höhe


Schul<strong>de</strong>n-<strong>Kompass</strong> | Analyse D | 2. | 2.3<br />

mit <strong>de</strong>m Alter an. Je höher die Haushaltseinkommen <strong>de</strong>r Eltern, <strong>de</strong>sto seltener <strong>und</strong> <strong>de</strong>sto weniger<br />

müssen die Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen für ihre Handykosten selber zahlen. Je reicher also die Eltern,<br />

<strong>de</strong>sto häufiger übernehmen sie die Handykosten ihrer Kin<strong>de</strong>r.<br />

In mehr als <strong>de</strong>r Hälfte aller Fälle wur<strong>de</strong> die Anschaffung <strong>de</strong>s Handys konsensuell von Eltern <strong>und</strong><br />

Kin<strong>de</strong>rn getroffen. Bei einem Viertel aller Fälle haben die Eltern die Anschaffung beschlossen <strong>und</strong><br />

bei etwa einem Fünftel haben sich die Kin<strong>de</strong>r argumentativ gegen die Eltern durchgesetzt. Eine<br />

Anschaffung gegen <strong>de</strong>n ausdrücklichen Willen <strong>de</strong>r Eltern ist so gut wie nicht zu beobachten.<br />

Was die Vertragsmodalitäten angeht, so besitzen vier Fünftel eine Prepaid-Karte, ein Fünftel<br />

besitzt einen festen Vertrag, insbeson<strong>de</strong>re die Älteren. Einige wenige verfügen auch über einen<br />

<strong>Jugend</strong>tarifvertrag. Die Entscheidung über die Vertragsart wird in mehr als <strong>de</strong>r Hälfte aller Fälle<br />

von <strong>de</strong>n Eltern getroffen, in etwa einem Drittel aller Fälle von <strong>de</strong>n Eltern <strong>und</strong> Kin<strong>de</strong>rn gemeinsam.<br />

Wenn sich vier Fünftel <strong>de</strong>r Eltern für das Prepaid-Mo<strong>de</strong>ll entschei<strong>de</strong>n, übernehmen sie damit<br />

gleichzeitig ein hohes Maß an Kontrolle über die Handykosten ihrer Kin<strong>de</strong>r. Die Kostenkontrolle<br />

ist für die Eltern, aber auch für die Kin<strong>de</strong>r das wichtigste Argument, dieses Vertragsmo<strong>de</strong>ll zu<br />

wählen. Kosten- <strong>und</strong> Kontrollargumente sind verständlicherweise für die Eltern erheblich wichtiger<br />

als für die Kin<strong>de</strong>r.<br />

Wenn Prepaid-Karten gewählt wer<strong>de</strong>n, dann wer<strong>de</strong>n sie in zwei Drittel aller Fälle mit einem Guthaben<br />

von 15 Euro aufgela<strong>de</strong>n, die restlichen liegen darunter o<strong>de</strong>r darüber: 15 Euro stellen<br />

aber insgesamt auch <strong>de</strong>n Mittelwert <strong>de</strong>r Guthaben dar, mit <strong>de</strong>nen die Karten aufgela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Damit erfolgt eine weitere wichtige Begrenzung <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Handyausgaben <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong><br />

<strong>Jugend</strong>lichen. Auch hier gilt: Nur in etwa 40 % aller Fälle zahlen die Kin<strong>de</strong>r die Kartenkosten<br />

allein; zu einem gleich großen Anteil übernehmen die Eltern die Kartenkosten. Bei einem Fünftel<br />

teilen sich Eltern <strong>und</strong> Kin<strong>de</strong>r die Kosten.<br />

Insgesamt übernehmen damit die Eltern bei etwa 30 % ihrer Kin<strong>de</strong>r die Gesamtkosten <strong>und</strong> bei<br />

etwa <strong>de</strong>r Hälfte ihrer Kin<strong>de</strong>r Teile <strong>de</strong>r Handykosten. Das bleibt zu be<strong>de</strong>nken, wenn die durchschnittlichen<br />

Handyausgaben <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen hier mit 15 bzw. 18 Euro im Monat<br />

relativ gering erscheinen.<br />

Weitere wichtige Maßnahmen <strong>de</strong>r Eltern zur Begrenzung <strong>de</strong>r Handykosten sind u. a das Sperren<br />

beson<strong>de</strong>rs teurer Rufnummern, das Abschließen eines Vertrages mit monatlichen Maximalbeträgen<br />

<strong>und</strong> die Wahl von Verträgen ohne monatliche Gr<strong>und</strong>gebühr. Diese drei Möglichkeiten<br />

sind sowohl <strong>de</strong>n Eltern als auch <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen weitgehend bekannt (bei <strong>de</strong>n<br />

Eltern zu 72 bis 84 %), sie wer<strong>de</strong>n zu einem hohen Maß akzeptiert, aber nur in einem relativ<br />

geringen Umfang (bei <strong>de</strong>n Eltern zu 7 bis 20 %) auch praktiziert. Generell zeigt sich, dass diese<br />

<strong>und</strong> weitere Maßnahmen zur Kostenbegrenzung relativ hohe Bekanntheits- <strong>und</strong> Akzeptanzgra<strong>de</strong><br />

besitzen, dass diese Maßnahmen bei Eltern sogar besser bekannt sind als bei <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn <strong>und</strong><br />

<strong>Jugend</strong>lichen, dass aber die Nutzung noch erheblich ausgebaut wer<strong>de</strong>n könnte. Die Eltern sind<br />

insgesamt mit <strong>de</strong>n rechtlichen <strong>und</strong> ökonomischen, weniger mit <strong>de</strong>n technischen Randbedingungen<br />

<strong>de</strong>r Handynutzung ihrer Kin<strong>de</strong>r gut vertraut.<br />

145


Schul<strong>de</strong>n-<strong>Kompass</strong> | Analyse D | 2. | 2.3 | 3. | 3.1<br />

Berücksichtigt man, dass ein Großteil <strong>de</strong>r Handyausgaben insgesamt von <strong>de</strong>n Eltern getragen<br />

wird, dann geben die <strong>Jugend</strong>lichen im Durchschnitt zwischen einem Viertel <strong>und</strong> einem Drittel<br />

ihrer Einnahmen für das Handy aus. 90 % <strong>de</strong>r <strong>Jugend</strong>lichen geben maximal 60 % aus. Die<br />

Handyausgabendiziplin (Verhältnis <strong>de</strong>r Ausgaben zu <strong>de</strong>n Einnahmen) steigt <strong>de</strong>utlich mit <strong>de</strong>m Alter<br />

an. Die <strong>Jugend</strong>lichen wer<strong>de</strong>n zum einen mit steigen<strong>de</strong>m Alter zunehmend reifer <strong>und</strong> reflektierter.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren sinken die Handykosten mit <strong>de</strong>n mit zunehmen<strong>de</strong>m Alter steigen<strong>de</strong>n Einnahmen<br />

relativ. Die Handydisziplin ist weiterhin um so höher, je niedriger die Konfliktintensität in <strong>de</strong>r<br />

Familie, je positiver also das familiäre Klima ist. Sie ist um so höher, je liberaler die Finanzerziehung<br />

in <strong>de</strong>r Familie. Nicht zuletzt steigt die Ausgabendisziplin mit <strong>de</strong>r internen Kontrollorientierung<br />

<strong>de</strong>r <strong>Jugend</strong>lichen: Wer sich selbst für sein Han<strong>de</strong>ln verantwortlich sieht, wer nicht<br />

auf Glück <strong>und</strong> Zufall vertraut, son<strong>de</strong>rn auf seine eigenen Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten, <strong>de</strong>r ist<br />

auch in <strong>de</strong>r Lage, die Handyausgaben seinen Einnahmen anzupassen.<br />

Insgesamt geben damit die Handyausgaben absolut <strong>und</strong> von <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Einnahmen her<br />

gesehen kaum Gr<strong>und</strong> zur Besorgnis, dass sich die Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen über ihre Handyausgaben<br />

verschul<strong>de</strong>n könnten.<br />

3. Kauf-, Konsum- <strong>und</strong> Verschuldungsmuster<br />

3.1. Zur Verschuldung <strong>de</strong>r <strong>Jugend</strong>lichen<br />

6 % <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen können als verschul<strong>de</strong>t gelten, wenn man als verschul<strong>de</strong>t die<br />

Tatsache bezeichnet, dass man sich <strong>Geld</strong> geliehen hat, das man nicht gleich wie<strong>de</strong>r zurückzahlen<br />

kann. Die durchschnittliche Verschuldungshöhe liegt bei 72 Euro, sofern man das arithmetische<br />

Mittel nimmt. Wählt man <strong>de</strong>n Median, liegt die durchschnittliche Verschuldungshöhe bei 10 Euro.<br />

Umgerechnet auf alle Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen liegt die Verschuldunghöhe nur noch bei 4 Euro.<br />

Weiterhin gilt, dass 88 % <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen nicht mehr als 50 <strong>und</strong> 93 % nicht mehr<br />

als 100 Euro Schul<strong>de</strong>n haben. 7 % haben allerdings auch Schul<strong>de</strong>n zwischen 100 <strong>und</strong> <strong>95</strong>0 Euro.<br />

78 % <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen glauben auch, ihre Schul<strong>de</strong>n kurzfristig in einem Monat<br />

tilgen zu können.<br />

Fragt man nach <strong>de</strong>n Dingen, für die sich die Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen <strong>Geld</strong> geliehen, also verschul<strong>de</strong>t<br />

haben, zeigt sich: An erster Stelle steht Fast Food mit einem Viertel aller Nennungen.<br />

An zweiter Stelle stehen Schul<strong>de</strong>n für das Ausgehen <strong>und</strong> die Kleidung mit jeweils 16 % aller<br />

Nennungen. Es folgen Computersoftware, Computerspiele, Getränke <strong>und</strong> Süßigkeiten, auf die<br />

jeweils ein Achtel aller Nennungen entfallen. An letzter Stelle aller Nennungen stehen gleichermaßen<br />

das Handy, Zeitschriften <strong>und</strong> Zeitungen, Kosmetik <strong>und</strong> Sonstiges mit jeweils gera<strong>de</strong><br />

8 % aller Nennungen.<br />

146


Schul<strong>de</strong>n-<strong>Kompass</strong> | Analyse D | 3. | 3.2<br />

Bezieht man das zuletzt genannte Ergebnis auf die Frage, inwieweit das Handy zur Verschuldung<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen beiträgt, dann lautet die Antwort: Der Umfang <strong>de</strong>r Verschuldung<br />

aller Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen durch das Handy liegt insgesamt weit unter einem Prozent.<br />

Versucht man die Verschuldung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen zu erklären, dann ergibt sich:<br />

Verschul<strong>de</strong>te Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche stammen we<strong>de</strong>r aus „zerrütteten Familienverhältnissen“,<br />

noch besitzen sie ein „gestörtes Persönlichkeitsprofil“. Es existieren keinerlei Zusammenhänge<br />

zwischen sozialstrukturellen Bedingungen o<strong>de</strong>r individuellen Bedingungen zur Verschuldung<br />

an sich <strong>und</strong> zur Verschuldungshöhe. Verschuldung erscheint als eine „normale“ Angelegenheit<br />

im Prozeß <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen zu einem marktkonformen Verbraucher,<br />

die je<strong>de</strong>n treffen kann, <strong>und</strong> aus <strong>de</strong>r die meisten auch innerhalb kurzer Zeit wie<strong>de</strong>r heraus kommen.<br />

Angesichts dieser Erkenntnisse wird man kaum von einem Verschuldungsproblem bei<br />

<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen insgesamt <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>n Handybesitzern im Beson<strong>de</strong>ren sprechen<br />

können.<br />

3.2 Zum Sparverhalten <strong>de</strong>r <strong>Jugend</strong>lichen<br />

84 % <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen haben <strong>Geld</strong> gespart. 44 % kennen auch die Höhe ihres Sparguthabens,<br />

die bei durchschnittlich 1000 Euro liegt. Umgerechnet auf alle <strong>Jugend</strong>lichen liegt<br />

das Sparguthaben dann bei 440 Euro pro Kopf. Mit steigen<strong>de</strong>m Alter steigen die Sparquote <strong>und</strong><br />

die Sparhöhe. Jungen sparen etwas häufiger <strong>und</strong> auch etwas mehr als Mädchen. Auch mit <strong>de</strong>m<br />

Haushaltsnettoeinkommen gehen die Sparquote <strong>und</strong> – ten<strong>de</strong>nziell – auch das Sparguthaben<br />

in die Höhe.<br />

An erster Stelle <strong>de</strong>r Sparziele steht <strong>de</strong>r Führerschein, gefolgt vom Auto, Motorrad o<strong>de</strong>r Mofa,<br />

bei <strong>de</strong>n Älteren <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Jungen verständlicherweise häufiger genannt als bei <strong>de</strong>n Jüngeren.<br />

An dritter Stelle steht Kleidung, beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>n älteren Mädchen. An vierter Stelle folgen<br />

gleichauf CDs, Kassetten <strong>und</strong> das Handy. Dicht danach folgen an fünfter Stelle Software <strong>und</strong><br />

Computer Hardware, beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>n Jungen.<br />

Was die Sparformen angeht, legen die Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen ihr <strong>Geld</strong> überwiegend im<br />

„Sparschwein“ an, gefolgt vom klassischen Sparbuch <strong>und</strong> einem Giro- bzw. Taschengeldkonto.<br />

Insgesamt wer<strong>de</strong>n damit wenig renditeträchtige Anlageformen gewählt, die aber einen relativ<br />

leichten Zugriff gewähren.<br />

Das Sparguthaben ist verständlicherweise um so höher, je älter die <strong>Jugend</strong>lichen sind <strong>und</strong> je höher<br />

ihre eigenen Einnahmen sind. Es steigt allerdings auch mit <strong>de</strong>m Haushaltseinkommen, was be<strong>de</strong>utet,<br />

dass reichere Eltern ihren Kin<strong>de</strong>rn regelmäßig o<strong>de</strong>r unregelmäßig <strong>Geld</strong> zu Sparzwecken<br />

zukommen lassen. Das Sparguthaben ist darüber hinaus in Familien mit geringer Konfliktintensität<br />

<strong>und</strong> einem guten Klima höher als in an<strong>de</strong>ren Familien. Nicht zuletzt gilt auch hier, wie schon bei<br />

<strong>de</strong>r Ausgabendisziplin: Je stärker die interne Kontrollorientierung <strong>de</strong>r <strong>Jugend</strong>lichen, <strong>de</strong>sto mehr<br />

sparen sie.<br />

147


Schul<strong>de</strong>n-<strong>Kompass</strong> | Analyse D | Fazit<br />

Fazit<br />

Wenn mehr als vier Fünftel <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen mit ihren Einnahmen regelmäßig auch<br />

auskommen, dann kann man ihnen insgesamt ein hohes Maß an Finanzkompetenz bescheinigen.<br />

Diese Finanzkompetenz erwerben sie in beson<strong>de</strong>rem Maße in <strong>de</strong>r Familie, <strong>und</strong> zwar sowohl<br />

durch aktive Erziehungsmaßnahmen <strong>de</strong>r Eltern als auch durch <strong>de</strong>ren Vorbildverhalten, allerdings<br />

ohne dass wir die Effekte beson<strong>de</strong>rer Erziehungsmaßnahmen im Einzelnen nachweisen können.<br />

Von daher erscheinen weitere Aufklärungsmaßnahmen im Bereich <strong>de</strong>r Familie zur Stärkung<br />

<strong>de</strong>r Finanzkompetenz <strong>de</strong>r Eltern <strong>und</strong> ihrer Kin<strong>de</strong>r sinnvoll, für weitergehen<strong>de</strong> gesetzgeberische<br />

Maßnahmen aber fehlen die Ansatzpunkte.<br />

Was die Ausgabenstruktur <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen angeht, dürften die Häufigkeit <strong>und</strong> auch<br />

die Höhe <strong>de</strong>r Ausgaben für Speisen <strong>und</strong> Getränke Anlaß zum Nach<strong>de</strong>nken geben: Wenn die<br />

Jüngeren beson<strong>de</strong>rs häufig <strong>und</strong> viel <strong>Geld</strong> für Süßigkeiten <strong>und</strong> die Älteren beson<strong>de</strong>rs häufig <strong>und</strong><br />

viel <strong>Geld</strong> für Fast Food ausgeben <strong>und</strong> die Fast Food-Ausgaben an erster Stelle bei <strong>de</strong>n Verschuldungsanlässen<br />

stehen, wird zumin<strong>de</strong>st Aufklärung über die Folgen dieser Ernährungsgewohnheiten<br />

bei <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen, ihren Eltern <strong>und</strong> Lehrern, ggf. auch bei <strong>de</strong>n<br />

Anbietern dieser Produkte erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Was die Ausgaben <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen für das Handy angeht, kann man darüber<br />

streiten, ob Ausgaben, die ein Viertel bis zu einem Drittel <strong>de</strong>r Einnahmen ausmachen, viel o<strong>de</strong>r<br />

wenig sind. Nicht mehr darüber streiten kann man allerdings, dass sowohl die Eltern als auch<br />

die Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen inzwischen die Handykosten effektiv zu kontrollieren vermögen <strong>und</strong><br />

die Kontrollinstrumente auch weitgehend kennen, teilweise aber noch mehr nutzen könnten.<br />

Zu diesen Kontrollinstrumenten zählen eine Prepaid-Karte, die bei vier Fünftel aller Handys gewählt<br />

wird, eine Begrenzung <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s aufladbaren Guthabens bei 15 Euro, das von ebenfalls<br />

gut vier Fünftel nicht überschritten wird, sowie die Sperrung beson<strong>de</strong>rs teurer Rufnummern<br />

<strong>und</strong> die Wahl eines Vertrages ohne monatliche Gr<strong>und</strong>gebühren. Insgesamt läßt sich feststellen:<br />

Die Eltern <strong>und</strong> ihre Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen haben in <strong>de</strong>n letzten Jahren gelernt, zu einem<br />

marktkonformen Umgang mit Handys zu kommen. Die Telekommunikationsunternehmen haben<br />

ihr Angebot so diversifiziert <strong>und</strong> strukturiert, dass eine effektive Kostenkontrolle durch die Verbraucher<br />

möglich wur<strong>de</strong>. Nicht zuletzt dürften hierzu auch die Aufklärungsmaßnahmen öffentlicher<br />

Einrichtungen <strong>und</strong> die Berichterstattungen durch die Medien ihren Beitrag geleistet haben.<br />

Damit haben die marktwirtschaftlichen Verhältnisse über die Jahre ein weitgehend marktkonformes<br />

Anbieter- <strong>und</strong> Verbraucherverhalten herbei geführt, das zurzeit keine Ansatzpunkte für<br />

staatliche Interventionsmaßnahmen bietet.<br />

Was die Quote <strong>und</strong> die Höhe <strong>de</strong>r Verschuldung durch die Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen angeht, muss<br />

sie aus soziologischer Perspektive als ein völlig normales Phänomen in <strong>de</strong>r biographischen Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen zu marktkonform han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Verbrauchern betrachtet<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies gilt zumal dann, wenn kaum systematisch wirken<strong>de</strong> sozialstrukturelle <strong>und</strong> individuelle<br />

Bedingungen für <strong>de</strong>n Gang in die Schul<strong>de</strong>n gef<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n; was nicht heißt, dass hier<br />

nicht individuelle Beson<strong>de</strong>rheiten vorliegen. In dieser Hinsicht unterschei<strong>de</strong>n sich min<strong>de</strong>rjährige<br />

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Schul<strong>de</strong>n-<strong>Kompass</strong> | Analyse D | Fazit | Übersichten<br />

Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche systematisch von <strong>de</strong>n Älteren, bei <strong>de</strong>nen etwa ab <strong>de</strong>m 18. Lebensjahr die<br />

Verschuldung aufgr<strong>und</strong> rechtlicher <strong>und</strong> sozialer Selbstständigkeit (z. B. Volljährigkeit mit <strong>Kredit</strong>fähigkeit,<br />

eigenem Auto, eigener Wohnung), aber nach wie vor häufig bestehen<strong>de</strong>r finanzieller<br />

Unselbstständigkeit (z. B. noch in Ausbildung o<strong>de</strong>r in niedrig bezahlten Berufspositionen) sprunghaft<br />

ansteigt <strong>und</strong> im Fall von Arbeitslosigkeit, Scheidung <strong>und</strong> Krankheit schnell in die Überschuldung<br />

führen kann.<br />

Bezüglich <strong>de</strong>r Verschuldung von Kin<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen durch die Nutzung von Handys läßt<br />

sich feststellen, dass nur bei weniger als einem Prozent aller Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen die Handyausgaben<br />

die Einnahmen übersteigen <strong>und</strong> man somit von einer Verschuldung sprechen kann.<br />

An<strong>de</strong>re Ausgabenpositionen als solche für Mobiltelefonie sind als Verschuldungsursachen wesentlich<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r; dieser Bef<strong>und</strong> <strong>de</strong>ckt sich mit <strong>de</strong>n Bef<strong>und</strong>en mehrerer repräsentativer jüngerer<br />

Studien. Die These, dass Handys eine „<strong>de</strong>r“ Verschuldungsfallen für Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche<br />

darstellen, ist somit nicht haltbar. Entgegen einer weit verbreiteten medialen Berichterstattung<br />

zu diesem Thema ist das faktische Verhalten <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen <strong>und</strong> ihrer Eltern inzwischen<br />

wesentlich weiter.<br />

Übersichten<br />

Wie viel <strong>Geld</strong> geben Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche im Schnitt pro Monat aus?<br />

Pro Monat<br />

Gesamt<br />

39 EUR<br />

Jungen<br />

41 EUR<br />

Mädchen<br />

37 EUR<br />

10-12 Jahre 14 EUR<br />

13-14 Jahre 25 EUR<br />

15-17 Jahre 74 EUR<br />

Familienstatus<br />

Ein-Kind-Familie<br />

47 EUR<br />

Mehr-Kind-Familie<br />

33 EUR<br />

HH-Netto-Einkommen<br />

< 2.000 EUR<br />

40 EUR<br />

2.000 - < 2.500 EUR<br />

39 EUR<br />

2.500 EUR plus<br />

40 EUR<br />

Quelle: © IJF Institut für <strong>Jugend</strong>forschung<br />

Frage J2: „Und wie viel <strong>Geld</strong> gibst du in einem Monat im Durchschnitt insgesamt aus?“Basis: n = 1.003 <strong>Jugend</strong>liche,<br />

10 bis 17 Jahre; Jungen n = 519, Mädchen n = 484, 10-12 Jahre n = 376, 13-14 Jahre n = 250, 15-17 Jahre n = 377<br />

Ein-Kind-Familie n = 435, Mehr-Kind-Familie n = 568, < 2.000 EUR n = 393, 2.000 - < 2.500 EUR n = 226,<br />

2.500 EUR + n = 339; geschlossene Frage<br />

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Schul<strong>de</strong>n-<strong>Kompass</strong> | Analyse D | Übersichten<br />

Wofür geben Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche <strong>Geld</strong> aus?<br />

Kategorie [%]<br />

Mittelwert<br />

Monat [EUR]<br />

Kategorie [%]<br />

Mittelwert<br />

Monat [EUR]<br />

Kleidung 21<br />

Schuhe, Turnschuhe 11<br />

Weggehen 44<br />

Handy 52<br />

Sonstiges 12<br />

Computer-Software 17<br />

Sportgeräte 11<br />

CDs, Kassetten 34<br />

DVDs, Vi<strong>de</strong>os 9<br />

Fast Food 47<br />

25<br />

24<br />

19<br />

18<br />

15<br />

13<br />

11<br />

9<br />

9<br />

7<br />

Kosmetika 24<br />

Accessoires 18<br />

Spielzeug 15<br />

Haustier 9<br />

Getränke 46<br />

Bücher, Comics 36<br />

Bastelsachen 9<br />

Süßigkeiten 59<br />

Zeitschriften 42<br />

7<br />

7<br />

6<br />

6<br />

5<br />

5<br />

5<br />

4<br />

4<br />

Quelle: © IJF Institut für <strong>Jugend</strong>forschung<br />

Lesebeispiel: 21 % <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r/<strong>Jugend</strong>lichen geben <strong>Geld</strong> für Kleidung aus. Durchschnittlich sind dies 25 Euro pro Monat.<br />

11 % <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r/<strong>Jugend</strong>lichen geben <strong>Geld</strong> für Schuhe/Turnschuhe aus. Durchschnittlich sind dies 24 Euro pro Monat.<br />

Frage J3: „Wofür gibst Du Dein <strong>Geld</strong> aus?“<br />

Basis: n = 1.003 <strong>Jugend</strong>liche, 10 bis 17 Jahre; geschlossene Frage, Nennungen ab 9 %; Angaben in [%]<br />

Schul<strong>de</strong>n<br />

Ja, ich habe mir <strong>Geld</strong> geliehen ...<br />

... in Höhe von:<br />

6 % gesamt<br />

Median: 10 Euro<br />

4 % Jungen<br />

7 % Mädchen<br />

72,20 EUR<br />

Top 10 <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong> für Verschuldung<br />

Fast Food 23<br />

Weggehen 16<br />

Kleidung 16<br />

Computer-Software 13<br />

Getränke 11<br />

Süßigkeiten 11<br />

Handy 8<br />

Zeitschriften/Zeitungen 8<br />

Sonstiges 8<br />

Kosmetik 7 [%]<br />

Quelle: © IJF Institut für <strong>Jugend</strong>forschung<br />

Frage J26/27: „Kannst du mir bitte sagen, ob Du zur Zeit von jeman<strong>de</strong>m <strong>Geld</strong> geliehen hast, das Du nicht gleich wie<strong>de</strong>r<br />

zurückzahlen kannst? Falls ja: Wie viel <strong>Geld</strong> ist das <strong>de</strong>nn ungefähr?“; „Und wofür hast Du Dir <strong>de</strong>nn <strong>Geld</strong> geliehen?“<br />

Basis: J26: n = 1.003 <strong>Jugend</strong>liche, 10 bis 17 Jahre; Jungen n = 519, Mädchen n = 484;<br />

J27: n = 62 <strong>Jugend</strong>liche, die Schul<strong>de</strong>n haben, geschlossene Frage<br />

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